24.12.2012 Aufrufe

Literaturverfilmung als Wahrnehmungsprozeß narrativer Texte

Literaturverfilmung als Wahrnehmungsprozeß narrativer Texte

Literaturverfilmung als Wahrnehmungsprozeß narrativer Texte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2. Theoretische Überlegungen 2.1. <strong>Literaturverfilmung</strong> <strong>als</strong> Transformation von Textsystem<br />

verbieten, die literarische Vorlage <strong>als</strong> puren Stofflieferanten zu bestimmen.“ 14 Somit wurde die intentionale<br />

Analogie <strong>als</strong> das Kriterium für die Relation zwischen dem literarischen und filmischen Text in der<br />

<strong>Literaturverfilmung</strong> konstatiert.<br />

Als nächster Schritt wurde diese Analogie konkret beschrieben, indem die Frage gestellt wurde, worin<br />

diese Analogien zwischen einer literarischen Erzählung und ihrer Transformation festzustellen sind. 15<br />

Schneider schlägt dafür „Transformationscodes“ vor, was ein Regelsystem darstellt, „mit dem man Analogien<br />

des Sinns eines <strong>Texte</strong>s in einem Text mit verändertem Zeichensystem herstellen kann.“ 16<br />

Dem Begriff von Transformationscodes geht dabei die Differenzierung von Codes im allgemeinen voraus.<br />

Zunächst teilt Schneider die Codes nach dem Kriterium ein, ob die Informationen von der spezifischen<br />

semiotischen Realisierung abhängig ist oder nicht. Die davon abhängigen Codes bezeichnet sie <strong>als</strong><br />

sprachlich-spezifische Codes und die unabhängigen <strong>als</strong> nicht-sprachlich-spezifische Codes. Zu den nichtsprachlich-spezifischen<br />

Codes gehören die Gruppen der kulturellen Codes und Sub-Codes, die Codes<br />

des Wissens und die narrativen Codes. Bei der konkreten Analyse von Transformationsprozeß geht es<br />

nach ihr schließlich darum, zu ermitteln, „inwieweit nicht-sprachlich-spezifische Codes ‘unmittelbar’ in der<br />

<strong>Literaturverfilmung</strong> wirksam werden bzw. in welcher Kombination sie mit anderen Codes stehen.“ 17<br />

Unter ihnen greift Schneider die narrativen Codes <strong>als</strong> zentrales Kriterium für die Analogie zwischen den<br />

beiden Textsystemen auf, allerdings ohne die anderen völlig außer acht zu lassen. Unter den narrativen<br />

Codes versteht sie dann das Regelsystem für die Transformation eines Geschehens in die erzählende<br />

Redeform, das unabhängig von der Sprache ist, in der es erzählt wird. Als solche stellen nach ihr die<br />

narrativen Codes einen idealen Kandidaten für die Zielsetzung dar, Instrumentarien für den Vergleich<br />

beider unterschiedlichen Erzähltexte aufzustellen. Im Mittelpunkt der narrativen Codes stehen nach ihr<br />

die Gesetze des Handlungsablaufes und die Handlungseinheiten. Als Kriterien dafür werden invariante,<br />

nichtaustauschbare Glieder, elementare und abgeschlossene Sequenzen und schließlich die syntaktische<br />

Verbindung von elementaren Sequenzen gestellt. Dabei wird die Geschichte <strong>als</strong> ein logisches<br />

Konstrukt vorausgesetzt, das in der Transformation gegebenenfalls verändert werden kann:<br />

„Die Veränderung der Geschichte beim Transformationsprozeß eines wortsprachlich-erzählenden<br />

in einen filmisch-erzählenden Text ist [...] kein Problem der semiotischen Unterschiede von Film<br />

und Literatur, sondern eine, von den semiotischen Gegebenheiten her, fakultative Veränderung,<br />

die ihre Gründe im medialen Umfeld, in der Absicht des Autors o.ä. haben mag.“ 18<br />

Unter diesem Umstand wurden dann die sog. elementaren Sequenzen <strong>als</strong> das Kriterium für die Frage<br />

betrachtet, ob eine analoge Beziehung zwischen den beiden <strong>Texte</strong>n besteht oder nicht. So setzt Schneider<br />

die Grenze des Wiedererkennens, was auf die Analogie zurückgeht, dort an, wo diese elementaren<br />

Sequenzen fehlen. 19<br />

Wie oben erwähnt liegt Schneiders Hauptziel darin, teritium comparationis zwischen dem literarischen<br />

und filmischen Erzähltext aufzustellen, um damit den Transformationsprozeß der <strong>Literaturverfilmung</strong> zu<br />

14<br />

Irmela Schneider, ebd., S.119.<br />

15<br />

Irmela Schneider, ebd., S.199.<br />

16<br />

Irmela Schneider, ebd., S.198.<br />

17<br />

Irmela Schneider, ebd., S.148.<br />

18<br />

Irmela Schneider, ebd., S.145.<br />

19 Vgl. ebd..<br />

��

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!