2021-2_Feldkirch_aktuell
Palais Liechtenstein
Palais Liechtenstein
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
PALAIS LIECHTENSTEIN<br />
LEBEN UND WERKE<br />
Wolf Huber<br />
– ein Künstler zwischen den Zeiten<br />
Nach seiner Kindheit in <strong>Feldkirch</strong><br />
und mehreren Wanderjahren ließ<br />
sich <strong>Feldkirch</strong>s wohl berühmtester<br />
Maler Wolf Huber in Passau<br />
nieder. Dort erhielt er den Auftrag<br />
für den <strong>Feldkirch</strong>er Annenaltar.<br />
Die Werke Hubers, der als Pionier<br />
der Landschaftsdarstellung<br />
gilt, befinden sich in Museen auf<br />
der ganzen Welt.<br />
Wolf Huber lebte und arbeitete in einer<br />
Zeit des Umbruchs. Renaissance und<br />
Humanismus waren eine von Krisen geschüttelte<br />
Zeit. Althergebrachte Selbstverständlichkeiten<br />
wurden brüchig, der<br />
Strukturwandel vom Feudalismus zum<br />
Bürgertum schaffte ein tiefes Krisenbewusstsein<br />
und schürte Ängste. Auf der<br />
anderen Seite erlebte kaum ein Zeitalter<br />
so viele Neuanfänge, Entdeckungen,<br />
religiöse Umwälzungen und epochemachende<br />
Erfindungen.<br />
Kindheit in <strong>Feldkirch</strong><br />
Wolf Huber wurde um 1480 in <strong>Feldkirch</strong><br />
geboren. Wir kennen nur wenige Daten<br />
aus seinem Leben und müssen vieles<br />
erschließen. Der Vorname wird in verschiedenen<br />
Versionen wiedergegeben,<br />
das frühe „Wolfgang“ wurde jedenfalls<br />
bald zu dem später überwiegend verwendeten<br />
„Wolf“ verkürzt. Aufgrund<br />
seiner späteren humanistischen Bildung<br />
können wir annehmen, dass der junge<br />
„Wolfgang“ die weithin geschätzte Lateinschule<br />
in <strong>Feldkirch</strong> besuchte, an der<br />
einige Jahre vor seiner Geburt ein so<br />
berühmter Humanist wie Hieronymus<br />
Münzer als Lateinschulmeister gewirkt<br />
hatte. Möglicherweise hat er auch eine<br />
Lehre in der Werkstatt des Hans Huber<br />
absolviert, seinem Vater oder zumindest<br />
nahen Verwandten, von dem einige<br />
bedeutende Werke erhalten geblieben<br />
sind, so etwa zwei Gemälde im heutigen<br />
Dom oder die bemerkenswerten Fresken<br />
in der Kapelle der Schattenburg.<br />
Wanderjahre<br />
Anschließend dürfte der junge Mann auf<br />
Wanderschaft gegangen sein. Um sich<br />
als Künstler weiterzuentwickeln, musste<br />
er seine Heimatstadt verlassen. Sein<br />
Weg hat ihn wohl über Innsbruck, Salzburg<br />
und Linz nach Wien geführt. Dort,<br />
so schließt Franz Winzinger aus einer<br />
Analyse des Huber‘schen Frühwerks, sei<br />
er auf Lucas Cranach den Älteren (1472-<br />
1553) getroffen, der zwischen 1502 und<br />
1504 in der Stadt weilte. Auch mit Albrecht<br />
Altdorfer (um 1480-1538) dürfte er<br />
in dieser Zeit bereits in Kontakt getreten<br />
sein.<br />
Passau<br />
Vor 1515 muss sich Wolf Huber in Passau<br />
niedergelassen haben. Als er nämlich<br />
in diesem Jahr den Auftrag für den<br />
10<br />
FELDKIRCH AKTUELL 2/<strong>2021</strong>