6 <strong>ST</strong>/A/R RAMPONIERTE TEXTE GÜNTHER GEIGER men. Ich habe meinen Computer zurückerobert. Aber es wird noch viel Zeit weiter fließen. Mein Rhythmus hat sich korrigiert, ich musste mich zurückschrauben. Meine Logopädin musste Satz für Satz mit mir arbeiten. Ich war zu sehr in Eile und so ging alles drunter und drüber. Das Franz-Josefs-Spital, hier starb Peter, der Anarchist, als deutlicher für nicht alle. Linda bewachte ihn als er nur röchelte, dann noch aus einem Pfiff, sich aufbäumte, und von Wasser ließ, Peter stammte aus dem Osten, aus den früheren deutschen Gebieten: Demnach war er fast Pole. Der Pole kennt den schnellsten Stürmer der Welt. Ich bin der langsamste, aber mit 64 Jahren ein Veteran. Ich hatte nur noch 50 % meiner Laufkapazität, das rechte Bein war mit 85 % soweit in Ordnung. Das andere linke hatte ich strapaziert. Ich rauchte x-Zigaretten, um die Verzweiflung zu umgehen, aber dies ruinierte meine Gesundheit. Ich magerte ab. Vesna und wir waren für ein paar Monate glücklich, und nicht allein sexuell. Aber alles zertrümmerte ich mit G Ü N T H E R T E X T E G E I G E R R A M P O N I E R T E Seit Tagen an der Zeit von 31, 7. 2013 und 10. 10. 2013 in Zahlen, köpfte sich der ACMS-Insult, und die Stille folgte. Der Graukopf mit Schnurrbart war leblos, geschlossen waren die Augen so lag er wie tot. Er war vor mir daher gekommen, als gab es dahin niemand. Graukopf war da keiner noch. Als befand ich mich selbst mit mir allein. Unwahr war nur ich allein, niemand ich selbst. Die Nachtschwester saß draußen, hatte beide Betten in Nachbarschaft. Der Graukopf musste künstlich ernährt werden. Ich schlief schlecht seit Monaten. Seit Jahren fast könnte man es nennen. Man brauchte eine Erklärung, eine Verzweiflung, die um sich griff. Ich machte mich nach ein paar Tagen im Franz-Josefs Spital wieder frei. Ich bin wieder in den Karl-Marx-Hof zurückgekommen. Ich habe meinen Computer zurückerobert. Aber es wird noch viel Zeit weiter fließen. Mein Rhythmus hat sich korrigiert, ich musste mich zurückschrauben. Meine Logopädin musste Satz für Satz mit mir arbeiten. Ich war zu sehr in Eile und so ging alles drunter und drüber. Das Franz-Josefs-Spital, hier starb Peter, der Anarchist, als deutlicher für nicht alle. Linda bewachte ihn als er nur röchelte, dann noch aus einem Pfiff, sich aufbäumte, und von Wasser ließ, Peter stammte aus dem Osten, aus den früheren deutschen Gebieten: Demnach war er fast Pole. Der Pole kennt den schnellsten Stürmer der Welt. Ich bin der langsamste, aber mit 64 Jahren ein Veteran. Ich hatte nur noch 50 % meiner Laufkapazität, das rechte Bein war mit 85 % soweit in Ordnung. Das andere linke hatte ich strapaziert. Ich rauchte x-Zigaretten, um die Verzweiflung zu umgehen, aber dies ruinierte meine Gesundheit. Ich magerte ab. Vesna und wir waren für ein paar Monate glücklich, und nicht allein sexuell. Aber alles zertrümmerte ich mit meiner Gier. Das war zu schnell aus gewesen. Noch hatte ich 93 Kilogramm gewogen. Als mich Vesna vor 11 Monaten verließ, verschlankte ich um 80 Kilo ab. Vor dem Schlaganfall gab ich das Rauchen im Bett nach. Darauf waren die Schäden wieder gutzumachen. Ich schaffte es nicht, von jeder Zigarette zu lassen. Ich schnorrte von den leichten Glimmstängeln meiner Nachbarin. Gelegentlich kaufte ich ihr eine Packung. Sie war wenig über Sechzig, zwei jünger als ich. Sie schenkte mir ständig selbstgebackene Apfelkuchen oder helle Fladenbrote. Die ich mir ersparen, denn ich war an Vollkorn angewiesen. Dinkelbrot ging ebenso gut. Buch VI - Propaganda Nr. <strong>55</strong>/2017 R A M P O N I E R T E T E X T E G Ü N T H E R G E I G E R meiner Gier. Das war zu schnell aus gewesen. Noch hatte ich 93 Kilogramm gewogen. Als mich Vesna vor 11 Monaten verließ, verschlankte ich um 80 Kilo ab. Vor dem Schlaganfall gab ich das Rauchen im Bett nach. Darauf waren die Schäden wieder gutzumachen. Ich schaffte es nicht, von jeder Zigarette zu lassen. Ich schnorrte von den leichten Glimmstängeln meiner Nachbarin. Gelegentlich kaufte ich ihr eine Packung. Sie war wenig über Sechzig, zwei jünger als ich. Sie schenkte mir ständig selbstgebackene Apfelkuchen oder helle Fladenbrote. Die ich mir ersparen, denn ich war an Vollkorn angewiesen. Dinkelbrot ging ebenso gut. Ein junger Mann blaffte als ob er sich wie eine Richtschnur anhielt. Der Mann hatte sein jungfrauliches „Schlagerl“ und behielt sich seine Balance einigermaßen vor. Damit war gemeint, dass der Schlaganfall ihm sein Vorsehen gibt. Kris, seines Zeichens ein notorischer Alkoholiker, abhängig vom Rotwein, Raucher, Kiffer, Whiskey Fusel. Wir wollen uns nicht schädigen, aber tun wir anderes als dies? Kris ist ein fähiger, geschickter Handwerker. Ein junger Mann blaffte als ob er sich wie eine Richtschnur anhielt. Der Mann hatte sein jungfrauliches „Schlagerl“ und behielt sich seine Balance einigermaßen vor. Damit war gemeint, dass der Schlaganfall ihm sein Vorsehen gibt. Kris, seines Zeichens ein notorischer Alkoholiker, abhängig vom Rotwein, Raucher, Kiffer, Whiskey Fusel. Wir wollen uns nicht schädigen, aber tun wir anderes als dies? Kris ist ein fähiger, geschickter Handwerker. Er hat Waschmaschinen repariert. Ebenso wie Wascharmaturen und Waschbecken. Auch mit Sicherheitsschlössern hatte er Erfahrungen. Auch Kris war schon an der Kippe gestanden. Sie hatte ihn faktisch im letzten Moment gerettet. Der Herzinfarkt war von ihm angeläutet worden. Mit Glück hatte er sich nicht vor dem Abschied. Eben ereignete sich ein junger Sportler, der tot zusammenbrach. Mir wurde schwindlig, doch fiel ich nicht in Ohnmacht. Ich sah, was mir selbst nahe war. So schälte sich mir der Gehirnschlag in mir. Er ging ungeheuer langsam, ich hatte wie viele Stunden um mich. Ich glaubte, es gäbe wie eine Reise um mich. Aber es konnte sich länger als um eine Stunde gehandelt haben. Wie eine Ewigkeit nahm sie mich mit. Spitalsluft füllte mich an. Mein Besuch war Roberts Rollwagenfahrer. Er brachte mir, Waschzeugs mit, für nasses Rasieren. Seine Gattin befand sich in Begleitung. Ich nützte das mit meinem Verschwinden aus. Robert war in Sorge. Er hätte liebend meine Krankenstation länger frequentiert. Der Neurologe bedauerte dies. Ein schauriges Szenarium kam aus den Saudis für uns. Ein Mann wurde geköpft, der einen weiteren Mann erschossen hatte. In Saudi-Arabien fackeln sie nicht lange. Da gibt’s Todesstrafe am Fließband. Es ist eine grauenvolle Welt. Blutfontänen schießen aus abgetrennten Köpfen. Wir in die Französische Revolution zurückversetzt. Die Köpfe mussten rollen und die Henker hatten Hochsaison. In der brutalen Hitze gab es kein edles Ansinnen. Pure nackte Welt. Ein Schwertstreich zeigte eine europäische Kultur. Wir setzten die Zivilisation dagegen. Beide Weltkriege waren nicht so lange her. Aber die Wüste hat ein Faszinosum. Meine syrische Nachbarin äußerte sie sich dahin. Er hat Waschmaschinen repariert. Ebenso wie Wascharmaturen und Waschbecken. Auch mit Sicherheitsschlössern hatte er Erfahrungen. Auch Kris war schon an der Kippe gestanden. Sie hatte ihn faktisch im letzten Moment gerettet. Der Herzinfarkt war von ihm angeläutet worden. Mit Glück hatte er sich nicht vor dem Abschied. Eben ereignete sich ein junger Sportler, der tot zusammenbrach. Mir wurde schwindlig, doch fiel ich nicht in Ohnmacht. Ich sah, was mir selbst nahe war. So schälte sich mir der Gehirnschlag in mir. Er ging ungeheuer langsam, ich hatte wie viele Stunden um mich. Ich glaubte, es gäbe wie eine Reise um mich. Aber es konnte sich länger als um eine Stunde gehandelt haben. Wie eine Ewigkeit nahm sie mich mit. Spitalsluft füllte mich an. Mein Besuch war Roberts Rollwagenfahrer. Er brachte mir, Waschzeugs mit, für nasses Rasieren. Seine Gattin befand sich in Begleitung. Ich nützte das mit meinem Verschwinden aus. Robert war in Sorge. Er hätte liebend meine Krankenstation länger frequentiert. Der Neurologe bedauerte dies. R A M P O N I E R T E T E X T E Hier gibt es eine Menge gekränkter Schlaganfall-Patienten. Es zeigten sich mitunter sehr junge Leidensgenossen. Mein Zimmernachbar war immerhin schon 43jährig und er hatte hübsche Kinder, eine Tochter und den jüngeren Bruder. Ihre Geschwister verehrten den Vater, so sei der Mutter voller Stolz auf den Vater. Wie zerbrach ihre Wortwahl, sie warf ihm die ähnlich vor. Der Gatte, ein schlanker feinsinniger, überarbeitet, ein Computermann, verließ ihn fürs erster die fatale Sprache. Ein Ungar, mit Halbglatze, eine Woche wurde er vom Rosenhügel vorstellig. Hier gefiel es fast allen. Wir fühlten uns umsorgt, kriegten unsere Tabletten, und das passable. Es waren drei Menüs am Tag besonders kam das Frühstück ausgezeichnet ab. Roggenbrot, Vollkornbrot, Mischbrot, Semmel, Kipferl, Butter, diverse Käse, Topfen, Paprika, Tomaten, Wurst, Schinken, Bananen, Äpfel, Kiwi, selbstverständlich zu Kaffee und Tee. Wir wurden bestens bedient. Den Kranken fehlte es an nichts, und sie wurden allesamt vom Pflegepersonal gesund betreut. Soweit es noch möglich war. Nach einem Reha war ich vorläufig frei. Das blieb ein Trugschluss. Mir schwante, dass ich nun ein kranker Mensch war. Günther Geiger ist seit über 20 Jahren Mitherausgeber und Gründungsmitglied der WIENZEILE Redaktion, hat zahlreiche Romane über seine Erlebnisse in der russischen Taiga bis hinauf in den Karl-Marx-Hof veröffentlicht und ist auch im <strong>ST</strong>/A/R immer wieder dabei. Nach einem mittelschweren Schlaganfall sind seine RAMPONIERTEN TEXTE, nach eigenen Angaben, die ersten Versuche, wieder zu schreiben. Die gesammte <strong>ST</strong>/A/R Red. wünscht an dieser Stelle recht gute Besserung und noch viel Erfolg mit dem neuen OpenOffice für MAC
Nr. <strong>55</strong>/2017 Buch VI - Commercial <strong>ST</strong>/A/R 7 Wir unterstützen auch die Viennale -Vienna International Film Festival. den MehrWERT-Filmpreis. die Wiener Festwochen. die Jeunesse. das Klangforum Wien. Wien Modern - Festival für Neue Musik. den Kompositionspreis für Neue Musik. das Gustav Mahler Jugendorchester. den Zyklus Jazz im Konzerthaus. das Jazzland. die Seeession. das weisse haus - Kunstverein. den MehrWERT-Kunstpreis. das Volkskundemuseum Wien. das ZOOM Kindermuseum. das Internationale Kinderfilmfestival. Tricky Women - International Animation Film Festival. das dotdotdot_ Kurz~ilmfestival. i das Tanzquartier Wien. ~t l die Vienna Design Week. ~ß\ '6 . ' den Meh~WERT-Designprei~. "et ~5~ . ::: :~~~~~kturzentrum Wien. sc";1erf!lehrt das Hilfswerk. Schones ! die Gedenkstätte Yad Vashem. den Verein lobby.16. die Friedensflotte mirno more. die Aktion Hunger auf Kunst & Kultur. Kultur-Transfair. u.v.m. ER<strong>ST</strong>E§ MehrWERT Sponsoring