doktorinwien 2022/03
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MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN <strong>03</strong> <strong>2022</strong><br />
PROTEST<br />
„Offensive Gesundheit“<br />
startet Bürgerinitiative<br />
NEUSTART<br />
Herausforderungen einer<br />
Ordinationsgründung<br />
IMPFPFLICHT<br />
Auswirkungen auf<br />
das Arbeitsverhältnis<br />
Österreichische Post AG, MZ 02Z<strong>03</strong>2618 M, Ärztekammer für Wien, Weihburggasse 10-12, 1010 Wien, Erscheinungsort Wien, Postaufgabenummer: <strong>03</strong><br />
MODERNISIERUNG DER<br />
MEDIKAMENTENVERSORGUNG<br />
Im Sinne des Wohles der Patientinnen und Patienten fordert die Ärztekammer<br />
die Möglichkeit der Medikamentenabgabe in den Ordinationen und spricht<br />
sich klar gegen die angedachte Wirkstoffverschreibung aus.<br />
Foto: Shendart/iStock
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BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
Was noch Sinn macht<br />
„Damit wir, die Ärztinnen und<br />
Ärzte, in der Politik weiterhin<br />
gehört werden, damit<br />
wir unsere Interessen zum<br />
Ausdruck bringen und<br />
durchsetzen können, brauchen<br />
wir – mehr denn je – eine starke<br />
Standesvertretung.“<br />
► Im März ist es soweit: Die Corona-Maßnahmen in Österreich werden massiv gelockert,<br />
die G-Regeln fallen weg, die Nachtgastronomie wird geöffnet, das Konsumationsverbot<br />
bei Veranstaltungen fällt weg, ein Stückchen Normalität kehrt in den Alltag zurück.<br />
Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen, die sich in sämtliche Bereiche ziehen.<br />
Ein solcher Bereich ist die Logistik und Abwicklung der COVID-Testungen. Vor zwei Jahren<br />
wurden durch eine Ausnahmeregel im Ärztegesetz die Bestimmungen beim ärztlichen<br />
Tätigkeitsvorbehalt betreffend Testungen gelockert. Diese ermöglichen es, labordiagnostische<br />
Untersuchungen durch naturwissenschaftliche, insbesondere durch veterinärmedizinische<br />
Einrichtungen durchzuführen.<br />
Das hat zu Beginn der Pandemie durchaus Sinn gemacht, doch nun ist die Zeit gekommen,<br />
wo die Situation neu zu bewerten ist. Spätestens mit dem 5. März ist damit zu rechnen, dass<br />
die Anzahl der Corona-Tests in Österreich dramatisch zurückgehen wird. Es muss Schluss<br />
damit sein, dass auch naturwissenschaftliche oder veterinärmedizinische Einrichtungen<br />
medizinische Befunde erstellen dürfen.<br />
Wir müssen ab sofort wieder in den bewährten Routinemodus zurückkehren und dafür<br />
sorgen, dass ausschließlich Fachärztinnen und Fachärzte sowie Krankenanstalten Labor-Tests<br />
durchführen und anbieten dürfen. Diese hochkomplexen Analysen müssen jetzt zurück in<br />
die Hände der Ärzteschaft kommen, die dafür jahrelang ausgebildet wurde und die die notwendige<br />
Qualität der Laboruntersuchungen garantiert. Generell ist es an der Zeit, die wegen<br />
Corona und der Pandemiesituation eingeführten berufsrechtlichen Änderungen, wie die<br />
Aufhebung der Fachbegrenzungen, rückgängig zu machen.<br />
Beibehalt von FFP2-Masken in Ordinationen<br />
Was jedoch weiterhin Sinn macht, ist eine FFP2-Maskenpflicht in den Ordinationen. Die<br />
Pandemie ist angesichts der immer noch hohen Infektionszahlen noch lange nicht vorbei<br />
und unsere medizinische Infrastruktur braucht nach wie vor den größtmöglichen Schutz,<br />
um Ausfälle zu vermeiden. Die Maskenpflicht in den Ordinationen schützt Patientinnen<br />
und Patienten gleichermaßen wie das dort tätige Personal. Und obwohl die Regierung bei<br />
ihrer Verkündung der Öffnungsschritte am 16. Februar dargelegt hat, welche Bereiche auch<br />
künftig durch eine Maskenpflicht geschützt bleiben, ist die explizite Erwähnung von Ordinationen<br />
nicht gefallen. Hier wünsche ich mir eine öffentliche Klarstellung, dass die FFP2-<br />
Maskenpflicht selbstverständlich auch in Ordinationen trotz der Lockerungen weiterhin<br />
bestehen wird, denn es wäre keinesfalls einzusehen, warum Supermärkte und Postfilialen<br />
besser geschützt sein sollten, als Orte, die von oftmals kranken und vulnerablen Menschen<br />
aufgesucht werden.<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
Gewichtige Interessenvertretung<br />
Und damit wir, die Ärztinnen und Ärzte, in der Politik weiterhin gehört werden, damit wir<br />
unsere Interessen zum Ausdruck bringen und durchsetzen können, brauchen wir – mehr<br />
denn je – eine starke Standesvertretung. Deshalb meine Bitte an Sie: Machen Sie bei der Ärztekammerwahl<br />
von Ihrem Stimmrecht Gebrauch. Nutzen Sie die Möglichkeit der Briefwahl<br />
oder kommen Sie am 19. März in die Kammer, um Ihre Stimme abzugeben. Denn je mehr<br />
Ärztinnen und Ärzte wählen gehen, desto mehr Gewicht hat auch ihre Interessenvertretung.<br />
Herzlichst,<br />
Ihr Thomas Szekeres<br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 3
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BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
Bitte gehen Sie wählen!<br />
Foto: AEK Wien<br />
„Immer mehr<br />
Gesundheitsberufe drängen mit<br />
ihren Forderungen in die<br />
Öffentlichkeit und lobbyieren<br />
gegenüber der Politik, der<br />
Verteilungskampf wird also an<br />
Schärfe zulegen.“<br />
Weitere standespolitische Themen ab Seite 9.<br />
► Ich nütze diesen Brief für einen Aufruf: Bitte machen Sie von Ihrem Wahlrecht im<br />
Rahmen der aktuell stattfindenden Ärztekammerwahl Gebrauch! Wir alle brauchen<br />
eine starke und gut legitimierte Standesvertretung mit politischem Gewicht, und dabei ist<br />
auch jede Stimme von Bedeutung. Das gilt natürlich grundsätzlich immer, aber in Zeiten der<br />
Corona-Pandemie und der großen sonstigen politischen Herausforderungen, die vor uns<br />
liegen, ganz besonders. Denn es steht wohl außer Zweifel, dass die kommenden Jahre für uns<br />
Ärztinnen und Ärzte alles andere als einfach sein werden.<br />
Immer mehr Gesundheitsberufe drängen mit ihren Forderungen in die Öffentlichkeit und<br />
lobbyieren gegenüber der Politik, der Verteilungskampf wird also an Schärfe zulegen.<br />
Staat und Regierung werden sich die Euro-Milliarden an Steuergeld, die sie im Zuge der Pandemie<br />
ausgegeben haben, zurückholen wollen. Und wir werden dagegen auftreten und dafür<br />
kämpfen müssen, dass das nicht auf dem Rücken der Gesundheitsversorgung im Allgemeinen<br />
und von uns Ärztinnen und Ärzten im Besonderen geschieht.<br />
Eine politisch abhängige und bewegungsunfähige Österreichische Gesundheitskasse, die<br />
ständig über Geldmangel und Defizite klagt, lässt bei jeder Gelegenheit ihren Sparwillen<br />
erkennen und fantasiert öffentlich von angeblich astronomischen Ärztehonoraren. Das lässt<br />
einiges befürchten. Sie wird wohl auf dem für die Versorgung hochproblematischen „Kostendämpfungspfad“<br />
hurtig weitereilen. Unter anderem, um die Zusatzkosten der „Kassenreform“<br />
wieder hereinzuspielen.<br />
Politische Gängelungsabsichten, bürokratische Kontrollwut und gewinnorientierte Privatisierungsabsichten<br />
werden uns weiter zusetzen, den Beruf erschweren und unsere Freiheiten<br />
einschränken. Ganz allgemein sehe ich die ärztliche Freiberuflichkeit, die ich für ein besonders<br />
hohes und schützenswertes Gut halte, schwer bedroht. Es darf nicht sein, dass wir von<br />
Nichtmedizinern vorgeschrieben bekommen, wie wir wann zu diagnostizieren und zu therapieren<br />
haben. Wir dürfen uns nicht zu Vollstreckenden einer bürokratisch oder betriebswirtschaftlich<br />
motivierten „Kochbuchmedizin“ degradieren lassen, die uninspiriert und ohne<br />
Ansehen individueller Patientenbedürfnisse Leitlinien anwenden. Ärztliche Freiberuflichkeit<br />
sieht völlig zu Recht eine evidenzbasierte Behandlungsfreiheit vor, und nicht das sture Umsetzen<br />
von irgendwelchen Direktiven.<br />
Gemeinsames über Trennendes stellen<br />
Es gibt also keinen Mangel an aktuellen und künftigen Herausforderungen, und wir<br />
müssen diese gemeinsam bestmöglich im Interesse der Ärztinnen und Ärzte meistern.<br />
Dabei hilft auch ein möglichst geschlossenes Auftreten, das Gemeinsames über Trennendes<br />
stellt. Das Bild, dass einige Ärztinnen und Ärzte im Laufe der Corona-Krise<br />
öffentlich geboten haben, war alles andere als optimal, von zum Teil unentschuldbar<br />
drastischen Anschuldigungen und Vorwürfen geprägt, und nicht zuletzt dazu angetan,<br />
das Vertrauen unserer Patientinnen und Patienten zu erschüttern. Wer unbestreitbare<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse leugnet und impfende Ärztinnen und Ärzte als „Mörder“<br />
bezeichnet, beschädigt unser Ansehen. Deshalb mein Appell: Mäßigen wir uns bei<br />
Worten und Taten, führen wir sachliche und kollegiale Diskussionen, und zerstören wir<br />
auf keinen Fall unser Gesprächsklima. Denn auch das würde unser politisches Gewicht<br />
schwächen.<br />
Aus all diesen und vielen weiteren Gründen: Bitte gehen Sie wählen!<br />
Mit besten Grüßen,<br />
Johannes Steinhart<br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 5
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BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
All about the money…?!<br />
► Dass der Mensch im Zentrum des Handels stehen sollte, ist kein neuer Denkansatz,<br />
rückt er doch leider immer weiter aus dem Fokus der Betrachtungen. Es geht jetzt hier<br />
nicht um die Gedanken über Frieden und Krieg, denn unsere Gedanken sind in diesen<br />
„schwarzen Stunden“, um unseren geschätzten Bundespräsidenten zu zitieren, bei unseren<br />
Kolleginnen und Kollegen aus und in der Ukraine und Russland, die zusätzlich zur Belastung<br />
durch die Pandemie jetzt noch mit ganz anderen Dingen konfrontiert sind.<br />
Foto: Andrea Hausmann<br />
„Wertschätzung, offene<br />
Kommunikation, die richtigen<br />
Führungspersönlichkeiten an<br />
zentralen Stellen kosten nicht<br />
unbedingt mehr, tragen aber<br />
entscheidend zu einem guten<br />
Arbeitsklima und somit einer<br />
persönlichen Verbesserung des<br />
Arbeitsplatzes bei.“<br />
Weitere standespolitische Themen ab Seite 9.<br />
Die „Ressource Mensch“<br />
Doch egal in welcher Situation wir im Leben stehen, geht es um uns als Menschen, als „Ressource<br />
Mensch“, die in dieser Pandemie wohl das Wertvollste war und ist. Wir Ärztinnen<br />
und Ärzte sind nicht nur mit einem stetigen Mehr an Aufgaben konfrontiert, sondern auch<br />
mit einem exponentiell gestiegenen Anspruch an unseren ärztlichen Beruf.<br />
Es wird erwartet, dass wir, sowohl das ärztliche als auch das andere medizinische Fachpersonal,<br />
unermüdlich an den Betten stehen, dass wir uns Zeit für die Behandlung unserer Patientinnen<br />
und Patienten nehmen, ihnen (und oft auch unseren Kolleginnen und Kollegen) in<br />
dieser Pandemie die Angst nehmen, dass wir unseren Nachwuchs umfassend ausbilden. Zeit,<br />
die wir nicht haben, weil wir wenige sind im Vergleich der zu betreuenden Patientenanzahl<br />
und der hohen Zahl an erkrankten Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen.<br />
Offene Kommunikation<br />
So wie von uns erwartet wird, dass wir offen reden, erwarten auch wir uns, dass mit uns offen<br />
kommuniziert wird!<br />
Wie kann es sein, dass die Gestaltung des stationären Bereichs bis 2025 in Wien ohne<br />
das Einfließen der ärztlichen Expertisen (Stichwort Entwurf RSG stationär 2025) über die<br />
Bühne geht? Oder dass es zu keinem konstruktiven Dialog aller Beteiligten kommt, wenn<br />
ein drohender Kollaps und Zusammenbruch in der Versorgung bevorstehen, wie etwa in der<br />
stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien, und stattdessen erneut ein Provisorium<br />
aufgebaut wird?<br />
Geld spielt bei allen diesen essenziellen Dingen selbstverständlich eine zentrale Rolle, ist<br />
aber nur ein Mosaikstein einer dringenden strukturellen Reform, die in unseren Spitälern<br />
nötig wäre. Wertschätzung, offene Kommunikation, die richtigen Führungspersönlichkeiten<br />
an zentralen Stellen kosten nicht unbedingt mehr, tragen aber entscheidend zu einem guten<br />
Arbeitsklima und somit einer persönlichen Verbesserung des Arbeitsplatzes bei.<br />
Mühsam gestopfte Lücken<br />
Wir haben in den letzten Jahrzehnten ein Zurückstutzen der Spitäler ertragen müssen, die<br />
verbliebene Vorhalteleistung hat sich in der Pandemie als zu knapp bemessen erwiesen, und<br />
all unsere Anstrengungen haben nur die gröbsten Engpässe stopfen können. Jetzt einfach<br />
so weitermachen, so als hätte es COVID-19 nie gegeben, so als wären nicht die Lücken und<br />
Mängel unserer Versorgung offensichtlich geworden, wäre verantwortungslos.<br />
Die Planungen für die nächsten Jahre laufen aktuell, und nur, wenn die Politik für Arbeitsbedingungen<br />
und Gehälter sorgt, die unsere Kolleginnen und Kollegen weiterhin zur Arbeit in<br />
den Spitälern motivieren, werden wir den kommenden Herausforderungen gewachsen sein.<br />
Herzlichst,<br />
Ihr Gerald Gingold<br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 7
INHALT EDITORIAL<br />
Inhalt<br />
3 In eigener Sache – Brief des Präsidenten<br />
5 In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns<br />
7 In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns<br />
Intern<br />
10 News<br />
Am 24. Februar <strong>2022</strong> versammelte sich österreichweit das Gesundheitspersonal, um bessere<br />
Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung einzufordern.<br />
12 News<br />
Die ZAM-Fortbildungsreihe „Allgemeinmedizin interaktiv“ ist zu Beginn des Sommersemesters<br />
in eine neue Runde gestartet.<br />
14 News<br />
Kinderarzt Anton Dorner und Internistin Elisabeth Singer sprechen über Herausforderungen,<br />
Schwierigkeiten und Erfolgserlebnisse bei der Ordinationsgründung.<br />
16 News<br />
Der Umgang mit Suizidalität ist keinesfalls auf Psychiatrie und Notfallmedizin beschränkt,<br />
sondern betrifft in der klinischen Praxis alle Fachbereiche.<br />
18 Kammerbereich<br />
Coverstory<br />
20 Modernisierung der Medikamentenversorgung<br />
Im Sinne des Wohles der Patientinnen und Patienten fordert die Ärztekammer die Möglichkeit<br />
der Medikamentenabgabe in den Ordinationen und spricht sich klar gegen die angedachte<br />
Wirkstoffverschreibung aus.<br />
Service<br />
24 Fortbildung, Vorträge, Tagungen, Symposien<br />
26 Medizin<br />
Ein etabliertes Kläranlagen-Monitoringsystem könnte ein wichtiger Baustein für einen zeitnahen<br />
Überblick des COVID-19-Infektions- und Variantengeschehens sein.<br />
28 Medizin<br />
Immer mehr junge Männer sind zu dick – das geht aus Gesundheitsdaten im Zuge der Stellung<br />
beim österreichischen Bundesheer hervor.<br />
30 Informationen der Zahnärztekammer<br />
32 Chronik<br />
34 Recht<br />
Über die Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis durch die Impfpflicht.<br />
35 Steuer<br />
In welchen Fällen ein Arbeitsplatzpauschale geltend gemacht werden kann.<br />
38 Kleinanzeigen<br />
IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Ärztekammer für Wien, Körperschaft des öffentlichen Rechts, vertreten durch den<br />
Präsidenten, 1010 Wien, Weihburggasse 10–12, T 01/515 01, F 01/515 01-1289, Mail: pressestelle@aekwien.at. Redaktions vorsitz:<br />
Dr. Franz Mayrhofer Redaktion: Mag. a Elisa Cavalieri (Chefin vom Dienst), Mag. a Kathrin McEwen, Dr. Hans-Peter Petutschnig,<br />
Mag. Bernhard Salzer, Mag. Alexandros Stavrou, Alexandra Wolffinger (Sekretariat). Verleger: MedTriX GmbH, Forum Schönbrunn,<br />
1120 Wien, Grünbergstraße 15, Stg. 1, T 01/54 600-0, F DW 710, Mail: at-office@medtrix.group. Abo verwaltung:<br />
Alexandra Wolffinger, T 01/515 01-1223, Mail: wolffinger@aekwien.at. Anzeigenleitung: Fritz Tomaschek T 01/54 600-520,<br />
friedrich.tomaschek@medtrix.group. Anzeigensekretariat: Anita Radl, T 01/54 600-446, E-Mail: anita.radl@medtrix.group.<br />
Herstellung: Friedrich Druck & Medien GmbH, A-4020 Linz, Zamenhof straße 43–45, www.friedrichdruck.com.<br />
Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: www.aekwien.at/impressum<br />
Editorial<br />
Wählen gehen!<br />
Zahlreiche Gruppierungen<br />
werden<br />
bei der kommenden<br />
Kammerwahl um Ihre<br />
Stimme werben, und<br />
jede ist felsenfest davon<br />
überzeugt, die besten<br />
Konzepte zu präsentieren.<br />
Konzepte für<br />
die Kammer und den Wohlfahrtsfonds, für<br />
die Niederlassung, den angestellten Bereich<br />
und für die Gesundheitspolitik im weitesten<br />
Sinne. Es wird für ein Mehr an ausschließlicher<br />
Standespolitik, ein Mehr an Serviceleistungen,<br />
ein Mehr an Transparenz, aber auch<br />
ein Weniger an Beiträgen, an Referaten und<br />
an Bürokratie geworben.<br />
Ein politisch breites, inhaltlich vielfältiges<br />
und ideologisch buntes Angebot, das sich<br />
da dem ärztlichen Wahlvolk präsentiert.<br />
Einem Wahlvolk, das ein recht ambivalentes<br />
Verhältnis zu seiner Kammer hat.<br />
In den Dienstzimmergesprächen und am<br />
Stammtisch als teure Zwangsbeglückung<br />
beschimpft, wird ihr kraftvolles mediales<br />
Auftreten beim öffentlichen Streit<br />
um ärztliche Interessen, bei Fragen der<br />
Gesundheitsversorgung sehr wohl geschätzt<br />
und ihr sehr praktisches Hilfsangebot etwa<br />
bei der Bereitstellung von Schutzausrüstung<br />
gerne angenommen. Neben vielen<br />
anderen Aktivitäten organisiert und bietet<br />
die Kammer ein unabhängiges, vielfältiges<br />
Angebot an Fort- und Weiterbildungen an<br />
und trägt damit eine wesentliche Verantwortung<br />
für die Versorgungsqualität. Nicht<br />
zuletzt halten Sie mit dem <strong>doktorinwien</strong> ein<br />
Medium in Händen, das im Eigentum der<br />
Kammer ausschließlich den Interessen der<br />
Ärzteschaft verpflichtet ist. Basis einer auch<br />
in finanzieller Hinsicht abgesicherten Handlungsfähigkeit<br />
der Kammer ist die demokratische<br />
Verfasstheit der Standesvertretung<br />
mit einer möglichst breiten demokratischen<br />
Legitimierung ihrer Entscheidungsträgerinnen<br />
und Entscheidungsträger. Erst diese<br />
Legitimierung verschafft der Kammer im<br />
Kräftespiel der großen gesellschaftspolitischen<br />
Institutionen des Parlamentarismus,<br />
der Sozialversicherungen und der anderen<br />
Kammern und Interessenvertretungen<br />
Autorität und Einfluss. Wer immer Ihre<br />
Stimme bekommt, es ist eine Stimme für<br />
den demokratischen Dialog!<br />
Ihr<br />
Franz Mayrhofer<br />
Foto: privat<br />
8 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
NEWS INTERN<br />
Billroth-Preis und Forschungsförderungspreis:<br />
Bewerbung jetzt möglich<br />
Ärztekammerwahl in Wien<br />
am 19. März <strong>2022</strong><br />
Insgesamt 14 Fraktionen werden sich der Ärztekammerwahl in Wien<br />
am 19. März <strong>2022</strong> stellen. Das sind um drei weniger als bei der<br />
letzten Wahl: 2017 kandidierten noch 17 Fraktionen. Zu vergeben<br />
sind 90 Mandate in der Vollversammlung in vier Wahlkörpern, für<br />
die sich 447 Ärztinnen und Ärzte bewerben, der Frauenanteil liegt<br />
hier bei 40,04 Prozent. 13.728 Ärztinnen und Ärzte sind heuer<br />
wahlberechtigt.<br />
Wie schon 2017 bemühen sich die „VEREINIGUNG österreichischer<br />
Ärztinnen und Ärzte - Liste STEINHART“, „TEAM THO-<br />
MAS SZEKERES“, „WAHLGEMEINSCHAFT - ÄRZTE FÜR ÄRZTE<br />
- WIENER MITTELBAU“, „ASKLEPIOS - die Alternative mit<br />
Mut“, „Grüne Ärztinnen und Ärzte“, „Turnusärzte für Turnusärzte<br />
- Assistenzärzt*inneninitiative“, „Kammer-Light“, „WAHLÄRZTE<br />
WIEN“, „PLATTFORM ÄrztInnen +/- 60“, „ÖHV - Landesgruppe<br />
Wien“ sowie die „LISTE RAUNIG - LISTE FÜR HAUSÄRZTE“ um<br />
Stimmen. Erstmals kandidieren „We4U - Wohlfahrtsfonds abschaffen,<br />
Kammerumlage senken“, die „Liste Integrative Medizin – LIM“<br />
sowie „MFG - Liste Christian Fiala“.<br />
Alle wahlberechtigten Ärztinnen und Ärzte<br />
erhalten mittels eingeschriebenen Briefs ihre<br />
Wahlkuverts. Diese müssen bis spätestens<br />
18. März <strong>2022</strong> bei der Wahlkommission<br />
eingelangt sein. Darüber hinaus können sie<br />
auch persönlich oder mit einem Boten bis<br />
zum Wahltag am 19. März <strong>2022</strong>, 15.00 Uhr,<br />
in die Ärztekammer gebracht werden.<br />
Am Wahltag selbst sind die Wahllokale in der<br />
Ärztekammer für Wien, 1010 Wien, Weihburggasse<br />
10-12, zwischen 8.00 und 15.00 Uhr geöffnet. Mit einem vorläufigen<br />
Endergebnis ist im Laufe des Abends zu rechnen.<br />
Wie jedes Jahr honorieren die Ärztekammer für Wien sowie die<br />
Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG auch heuer wieder<br />
den wissenschaftlich tätigen Nachwuchs. Die Einreichung derselben<br />
Forschungsarbeit ist nur für einen der beiden Preise möglich. Die<br />
eingereichten Forschungsarbeiten müssen Ergebnisse eigener wissenschaftlicher<br />
Tätigkeit beziehungsweise experimenteller Untersuchungen<br />
aus einem Fachgebiet der Medizin zum Gegenstand haben.<br />
Um für einen der beiden Preise in Frage zu kommen, muss die eingereichte<br />
Arbeit, entweder online oder in Print, im Zeitraum vom 1.<br />
Juni 2021 bis zur Einreichungsdeadline am 31. Mai <strong>2022</strong> veröffentlicht<br />
und bereits publiziert worden sein. Die Forschungsarbeit darf<br />
nicht für einen anderen Preis eingereicht worden sein.<br />
Zusätzlich zu den beiden Preisen, werden auch in diesem Jahr<br />
wieder das Theodor-Billroth Gütesiegel der Ärztekammer für Wien<br />
sowie das Forschungsförderungspreis Gütesiegel der Erste Bank<br />
der oesterreichischen Sparkassen AG an Arbeiten vergeben, welche<br />
preiswürdig sind, jedoch aufgrund der hohen Dichte qualitativ guter<br />
Arbeiten nicht mit dem Preis selbst ausgezeichnet werden können.<br />
Beiträge können bis 31. Mai <strong>2022</strong> eingereicht werden. Nähere Informationen<br />
finden Sie unter www.aekwien.at/preise-auszeichnungen.<br />
Ausschreibungen für Einzel- und Gruppenpraxen für März <strong>2022</strong><br />
Foto: KrizzDaPaul/Dr_After123/iStock<br />
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) schreibt gemäß § 7 der Richtlinie für die Auswahl und Invertragnahme von Vertragsärztinnen und<br />
-ärzten für Allgemeinmedizin und Vertragsfachärztinnen und -ärzten iVm § 6 Abs 1 Gesamtvertrag vom 1. Jänner 2011 sowie gemäß § 7 der Richtlinien<br />
für die Auswahl und Invertragnahme von Gesellschaftern von Vertragsgruppenpraxen iVm § 9 Gruppenpraxengesamtvertrag vom 1. Jänner 2011<br />
gemeinsam mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB), der Sozialversicherung der Selbstständigen<br />
(SVS), sowie der Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien (KFA Wien) im Einvernehmen mit der Ärztekammer für Wien Vertragsarztstellen aus.<br />
Basierend auf den Änderungen der Reihungskriterien für Bewerbungen ab 1. Mai 2018 finden Sie die Ausschreibungen für Einzelpraxen sowie für<br />
Gruppenpraxen für März <strong>2022</strong> auf der Website der Ärztekammer für Wien unter www.aekwien.at beziehungsweise unter<br />
www.aekwien.at/ausschreibungen-allgemeinmedizin und www.aekwien.at/ausschreibungen-fachärzte.<br />
Ihre Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte fristgerecht an:<br />
Kurie niedergelassene Ärzte<br />
Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin<br />
Mag. a Gabriella Milinski<br />
1010 Wien, Weihburggasse 10-12<br />
Tel.: 515 01/1222 DW<br />
E-Mail: milinski@aekwien.at<br />
Kurie niedergelassene Ärzte<br />
Fachärztinnen und Fachärzte<br />
Sabine Hubmayr<br />
1010 Wien, Weihburggasse 10-12<br />
Tel.: 515 01/1259 DW<br />
E-Mail: hubmayr@aekwien.at<br />
Die ausgeschriebenen Stellen sowie die Richtlinien zur Invertragnahme, das Punktesystem, die Bewerbungsformulare und die gesamtvertraglichen<br />
Bestimmungen finden Sie unter www.aekwien.at/reihungskriterien.<br />
Hinweis: Bitte beachten Sie das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz.<br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 9
INTERN NEWS<br />
Bürgerinitiative der „Offensive Gesundheit“<br />
„Achtung Gesundheit! Es ist 5 nach 12!“<br />
Am 24. Februar <strong>2022</strong> versammelte sich um 12.05 Uhr („5 nach 12“) österreichweit das Gesundheitspersonal<br />
vor Spitälern und Gesundheitseinrichtungen, um ein weiteres sichtbares Zeichen zu setzen und<br />
bessere Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung einzufordern.<br />
► Aufgerufen dazu hatte die „Offensive<br />
lamentarische Bürgerinitiative unterstützen,<br />
Gesundheit“, ein Zu-<br />
sammenschluss der Arbeiter- und<br />
indem sie auf der Website<br />
www.offensivegesundheit.at das entsprechende<br />
Ärztekammer sowie der Gewerkschaften<br />
Formular herunterlädt<br />
im Gesundheits- und Langzeitpflegebereich.<br />
Die „Offensive Ge-<br />
und danach unterschrieben postalisch<br />
„Uns ist<br />
retourniert. In einem zweiten Schritt,<br />
sundheit“ startet damit auch die parlamentarische<br />
wichtig, sobald die Bürgerinitiative mit diesen<br />
Bürgerinitiative „Ach-<br />
dass alle<br />
ersten Unterstützungen beim Parlament<br />
eingereicht wurde, wird die Untung<br />
Gesundheit! Es ist 5 nach 12!“, die<br />
gute Arbeitsbedingungen und faire<br />
Unterstützerinnen<br />
und „Uns ist wichtig, dass alle Unterstützeterschrift<br />
digital möglich sein.<br />
Bezahlung für alle Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter im Gesundheits- und<br />
Unterstützer<br />
rinnen und Unterstützer schnell und<br />
Langzeitpflegebereich einfordert.<br />
unkompliziert die Möglichkeit haben,<br />
„Es reicht!“, verkündeten lautstark die<br />
schnell und<br />
für diese wichtige Initiative zu unterschreiben.<br />
In der ersten Phase können<br />
Bürgerinitiative-Proponentinnen und unkompliziert<br />
die<br />
Proponenten der „Offensive Gesundheit“<br />
vor dem Allgemeinen Kranken-<br />
analog unterstützen wollen, das betrifft<br />
daher jene unterzeichnen, die lieber<br />
haus der Stadt Wien, wo sich ein großer<br />
Teil der Belegschaft ebenfalls zur haben, für sundheits- und Langzeitpflegebereich,<br />
Möglichkeit<br />
vor allem die vielen Beschäftigten im Ge-<br />
Kundgebung eingefunden hatte. „Heute<br />
setzen wir den nächsten Schritt und<br />
über die Gewerkschaften zukommen<br />
diese wichtige<br />
Initiati-<br />
die uns ihre Unterschriften gesammelt<br />
zeigen mit der Bürgerinitiative auf, wie<br />
lassen“, so die „Offensive Gesundheit“.<br />
hoch die Anzahl jener ist, die die Forderungen<br />
des Gesundheitspersonals in<br />
ve zu unterschreiben.“<br />
Akute Krise endlich beenden<br />
Österreich unterstützen.“<br />
Inhaltlich wird im Rahmen der Bürgerinitiative<br />
Initiative unterstützen<br />
Ab sofort kann jede interessierte Person<br />
durch ihre Unterschrift die pargehend<br />
der Nationalrat ersucht, um-<br />
Maßnahmen zu beschließen,<br />
um die akute Krise im Gesundheitswesen<br />
und der Langzeitpflege endlich zu<br />
beenden. „Es ist 5 nach 12. Leere Betten<br />
in Krankenhäusern und Pflegeheimen<br />
sowie überlange Wartezeiten auf Leistungen<br />
mobiler Pflege und Betreuung<br />
zeigen die Versorgungskrise aufgrund<br />
der akuten Personalnot auf“, erklärt die<br />
„Offensive Gesundheit“.<br />
Da die ausreichende Versorgung der<br />
Bevölkerung unter den gegenwärtigen<br />
Umständen nicht mehr gewährleistet<br />
werden kann, fordert man im Rahmen<br />
der Bürgerinitiative folgende Punkte:<br />
•Umgehend mehr finanzielle Mittel für<br />
das Gesundheitswesen und den Ausbau<br />
der Langzeitpflege, um die dringendst<br />
notwendigen Reformen, unter<br />
Einbeziehung der relevanten Stakeholder,<br />
rasch umsetzen zu können<br />
•Umgehende Besetzung vakanter Stellen<br />
im Gesundheits- und Langzeitpflegebereich<br />
sowie eine zusätzliche<br />
Aufstockung des Personals<br />
•Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen<br />
für alle Berufsgruppen, die<br />
im Gesundheitswesen und in der<br />
Langzeitpflege benötigt werden<br />
•Umgehende Verbesserung der Fortund<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
•Etablierung einer österreichweiten<br />
Fotos: Stefan Seelig<br />
10 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
NEWS INTERN<br />
„Es reicht!“ – so das Credo der Bürgerinitiative-Proponentinnen und Proponenten der „Offensive Gesundheit“ vor dem Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien.<br />
evidenzbasierten Personalbedarfsberechnung<br />
sowie verbindliche Kriterien<br />
für die Personaleinsatzplanung<br />
als Sofortmaßnahme (Stichwort: keine<br />
Nachtdienste allein!)<br />
•Existenzsichernde finanzielle Entschädigung<br />
aller Auszubildenden<br />
sowie Quereinsteigerinnen und<br />
Quereinsteiger in den Gesundheits-,<br />
Betreuungs- und Sozialberufen<br />
•Anerkennung von berufsbedingter<br />
Arbeit an kranken, beeinträchtigten<br />
und pflegebedürftigen Menschen<br />
als Schwerarbeit sowie Einführung<br />
eines Überbrückungsmodells für<br />
Menschen, die aufgrund permanenter<br />
Belastungen insbesondere<br />
durch Nachtarbeit ein Regelpensionsalter<br />
von 65 Jahren schwer erreichen<br />
können<br />
•Flächendeckende Umsetzung der<br />
Nachtschwerarbeitsstunden im Krankenhaus<br />
sowie in stationären Pflegeund<br />
Betreuungseinrichtungen<br />
„Das gesamte Personal im Gesundheits-<br />
und Langzeitpflegebereich ist<br />
aufgrund der Personalknappheit sowie<br />
unzumutbarer Arbeits-, Aus- und Weiterbildungsbedingungen<br />
seit Jahren<br />
überlastet, sodass ein systemkritischer<br />
Punkt bereits überschritten wurde“, betont<br />
die „Offensive Gesundheit“.<br />
„Uns ist viel in den letzten Jahren versprochen<br />
worden, und nun ist es Zeit,<br />
Worte in Taten umzusetzen. Mit der<br />
Bürgerinitiative wollen wir der Politik<br />
zeigen, wie das geht, denn da die Politik<br />
nicht auf unsere Not eingeht, müssen<br />
wir unser Begehren durch die Bürgerinitiative<br />
noch sichtbarer machen“,<br />
so die „Offensive Gesundheit“.<br />
Resolution verabschiedet<br />
Die Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer<br />
für Wien hat im Vorfeld der<br />
Proteste eine Resolution verabschiedet,<br />
die ihrer Unterstützung für die Anliegen<br />
des demonstrierenden Gesundheitspersonals<br />
Ausdruck verleiht. Der<br />
Vizepräsident und Obmann der Kurie<br />
angestellte Ärzte der Ärztekammer für<br />
Wien, Gerald Gingold, fordert „ein einheitliches<br />
Vorgehen aller betroffenen<br />
Gesundheitsberufe, um das Spitalssystem<br />
breit und nachhaltig für alle Beschäftigten<br />
zu verbessern“.<br />
„Die Jahre des Auseinanderdividierens<br />
der Berufsgruppen sind vorbei“,<br />
so Gingold, der die Stärke der Aktion<br />
im gemeinsamen Auftritt sieht.<br />
„Wenn wir in der Vergangenheit nur<br />
jeweils für uns selbst etwas gefordert<br />
haben, dann wurden wir durch das<br />
politische Gegenüber stets in Neiddebatten<br />
gegeneinander ausgespielt“,<br />
so Gingold. Das finde nun mit den<br />
Aktionen der „Offensive Gesundheit“<br />
ein Ende, ab jetzt müsse man „allen<br />
Berufsgruppen gleichermaßen entgegenkommen“.<br />
Gemeinsamer Weg<br />
Auch Ärztekammerpräsident Thomas<br />
Szekeres unterstützt die Anliegen „vollinhaltlich“.<br />
Gerade in der Pandemie<br />
habe sich für Szekeres gezeigt, wie viel<br />
das Gesundheitspersonal leistet. „Die<br />
zukünftige Aufrechterhaltung dieser<br />
Leistungen wird aber nicht weiter ohne<br />
rasche Anpassung der Rahmenbedingungen<br />
möglich sein“, so Szekeres.<br />
Konkret fordert die Ärztekammer für<br />
die Kolleginnen und Kollegen mehr<br />
„Die Jahre<br />
des Auseinanderdividierens<br />
der<br />
Berufsgruppen<br />
sind<br />
vorbei.“<br />
Personal, bessere Arbeitsbedingungen<br />
und mehr Zeit für die ärztliche Ausbildung.<br />
„Das sind Forderungen, die<br />
andere Berufsgruppen im Spital für<br />
ihren Tätigkeitsbereich ebenso beanspruchen,<br />
und deswegen gehen wir den<br />
gemeinsamen Weg“, so Gingold.<br />
Für Gingold liegt der Ball ganz klar bei<br />
der Politik, die „raschest“ reagieren<br />
müsse. „Die Pandemie hat die vielen<br />
Schwachstellen im Gesundheitssystem<br />
offenbart, wir können nach deren Ende<br />
nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.<br />
Wir brauchen Reformen jetzt!“,<br />
so Gingold abschließend in Richtung<br />
Politik. <br />
Service: Weitere Informationen zur<br />
Bürgerinitiative sowie zur „Offensive<br />
Gesundheit“ gibt es online unter<br />
www.offensivegesundheit.at.<br />
Die Resolution der Kurie angestellte<br />
Ärzte im Wortlaut:<br />
Wir, die Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien,<br />
begrüßen die kommende Bürgerinitiative der ‚Offensive<br />
Gesundheit‘ und schließen uns vollinhaltlich den darin<br />
aufgestellten Forderungen für Investitionen im Gesundheitsbereich<br />
an, insbesondere die Forderungen nach<br />
• Investitionen für mehr ärztliches Personal<br />
•Investitionen für bessere Arbeitsbedingungen für Ärztinnen<br />
und Ärzte<br />
• Investitionen in die ärztliche Ausbildung<br />
Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, unverzüglich<br />
die benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen,<br />
um die Anliegen der Bürgerinitiative der ‚Offensive Gesundheit‘<br />
in die Tat umzusetzen und für ein nachhaltiges<br />
und zukunftsfittes Gesundheitssystem zu sorgen.<br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 11
INTERN NEWS<br />
Zentrum für Allgemeinmedizin - ZAM<br />
„Booster für die Ausbildung“<br />
Die Fortbildungsreihe „Allgemeinmedizin interaktiv“ des Zentrums für allgemeinmedizinische Ausund<br />
Fortbildung der Ärztekammer für Wien ist zu Beginn des Sommersemesters in eine neue Runde<br />
gestartet. Das Besondere an dem Konzept: Kolleginnen und Kollegen lernen praxisorientiert anhand<br />
interaktiv erarbeiteter Patientinnen- und Patienten-Fallbeispiele.<br />
► Das ZAM (Zentrum für Allgemeinmedizin)<br />
der Wiener<br />
Ärztekammer hat sich zur Aufgabe<br />
gemacht, die Allgemeinmedizin durch<br />
Top-Seminare voran zu bringen. Geboten<br />
werden sowohl für junge als<br />
auch für erfahrene niedergelassene<br />
Kolleginnen und Kollegen interessante<br />
Fortbildungen, wie beispielsweise seit<br />
Kurzem die Zertifikats-Fortbildung<br />
Med4Hope (medical aid for homeless<br />
people). Auch der Zertifikatskurs „Psychiatrische<br />
Basisfertigkeiten“ erfreut<br />
sich großer Beliebtheit. Mit Februar<br />
wurde außerdem wieder die Serie<br />
„Allgemeinmedizin interaktiv“ aufgenommen,<br />
die sich durch Fallbeispiele,<br />
Tipps, Fragen, Antworten und Diskussionen<br />
auszeichnet.<br />
Praktisch anwendbares Wissen<br />
Die Aufgabe der Seminarveranstaltungen<br />
ist es, das Wissen und Können<br />
der teilnehmenden Kolleginnen und<br />
Kollegen auf den aktuellen Stand zu<br />
bringen, wobei der Schwerpunkt auf<br />
praktisch anwendbares Wissen und<br />
Können gelegt wird.<br />
„Alle, die<br />
interessiert<br />
sind, sind<br />
herzlich<br />
willkommen!“<br />
„Allgemeinmedizin interaktiv“:<br />
Weitere Termine im Sommersemester <strong>2022</strong><br />
•Mittwoch, 30. März, 18.30 – 20.00 Uhr: Focus Ortho/Trauma, Dr. Michael Jesenko<br />
•Dienstag, 5. April, 18.00 – 19.30 Uhr: Allgemeinmedizin, Dr. Nicolas Scheffbuch<br />
Das ZAM unterstützt diese Fortbildungen<br />
durch eine adäquate finanzielle<br />
Honorierung für Vortragende,<br />
quasi als Aufwandsentschädigung für<br />
die Vorbereitung der Fälle. Für Handouts<br />
oder im Falle einer Video-Aufnahme<br />
wird das Honorar erhöht, um auch<br />
dafür einen Anreiz zu schaffen.<br />
Peter Pichler, Allgemeinmediziner und<br />
Mitglied des ZAM, liegt das Angebot<br />
von praxisnahen Fortbildungen besonders<br />
am Herzen: „‘Allgemeinmedizin<br />
interaktiv‘ ist komplementär zum<br />
Wissenserwerb aus Frontalvorträgen,<br />
Büchern oder eigener Recherche in den<br />
EbM-Guidelines beziehungsweise auf<br />
UpToDate. Turnusärztinnen und Turnusärzte<br />
in Ausbildung Allgemeinmedizin<br />
berichten, dass sie zwar reichlich<br />
theoretisches Wissen erworben und<br />
im Spital auch viele Krankheitsbilder<br />
gesehen haben, aber dass es etwas ganz<br />
anderes ist, wenn man in der Ordination<br />
oder in einer Ambulanz sitzt, mit<br />
einem Patienten nach dem anderen.<br />
Ziel der Fortbildungs-Reihe ist es, genau<br />
auf diese Situation vorzubereiten.“<br />
Für die Case Studies gibt es eine haupt-<br />
•Dienstag, 19. April, 17.00 – 18.30 Uhr: Focus STD (Derma), Dr. David Chromy, Dr. Michael Skoll<br />
•Mittwoch, 8. Juni, 17.30 – 19.00 Uhr: Allgemeinmedizin, Dr.in Cornelia Croy<br />
•Freitag, 24. Juni, 17.30 –19.00 Uhr: Focus HNO Schluckstörungen, Prof. Dr. Thomas Schmal<br />
•Donnerstag, 30. Juni, 18.00 – 19.30 Uhr: Focus Dermatologie mit Diashow, Dr. Paul Jauker<br />
Ort: Ärztekammer für Wien, 1. Stock, Veranstaltungszentrum, 1010 Wien, Weihburggasse 10-12<br />
Anmeldung: fortbildung@aekwien.at<br />
Jede Einheit ist mit 2 medizinischen DFP-Punkten approbiert.<br />
Weitere Informationen sowie das komplette Programm des Zentrums für allgemeinmedizinische<br />
Aus- und Fortbildung finden Sie online unter: www.aekwien.at/zam-seminare<br />
verantwortliche Person, in der Regel<br />
erfahrene niedergelassene Allgemeinmedizinerinnen<br />
und Allgemeinmediziner,<br />
zu speziellen Themen auch<br />
Fachärztinnen oder Fachärzte. Zusätzlich<br />
ist meist eine moderierende Person<br />
dabei, mit dem Ziel, dass jegliche<br />
Hemmungen vor einem Hinausrufen<br />
von Fragen oder möglichen Antworten<br />
verschwinden, sodass die Fälle interaktiv<br />
von der Gruppe erarbeitet werden.<br />
Fälle aus dem Alltag<br />
Die Teilnehmenden lernen an konkreten<br />
Beispielen aus der Praxis. Ein<br />
Fall kann beispielsweise so beginnen:<br />
„Ein 58-jähriger offenbar übergewichtiger<br />
Mann kommt in Ihre Ordination<br />
und klagt, dass er in letzter Zeit sehr müde<br />
ist. Sie sehen den Patienten zum ersten<br />
Mal, bemerken, dass er beim Sprechen<br />
Schwierigkeiten hat und öfters unterbrechen<br />
muss, um Luft zu holen.“ In Folge<br />
werden die Teilnehmenden mit Fragen<br />
zur Anamnese motiviert, sich am Fall<br />
zu beteiligen, wie beispielweise: „Welche<br />
weiteren Fragen zur Anamnese<br />
würden Sie stellen?“, „An welche Differentialdiagnosen<br />
denken Sie?“, „Welche<br />
Untersuchungen würden Sie selbst<br />
durchführen oder veranlassen?“<br />
So werden die Fälle gemeinsam erarbeitet<br />
und die Teilnehmenden lernen<br />
dabei, wie sie selbst und andere an<br />
konkrete Fälle herangehen, genau so<br />
wie man das später in der Praxis benötigt.<br />
Philipp Ubl, Leiter des ZAM und selbst<br />
Arzt für Allgemeinmedizin sowie<br />
Facharzt für Nuklearmedizin: „In den<br />
Spitälern ist die Ausbildung, sofern<br />
diese überhaupt einigermaßen adäquat<br />
stattfindet, eher auf angehende<br />
Spitals-Fachärztinnen und Fachärzte<br />
zugeschnitten. International ist es jedoch<br />
üblich, dass gerade in der Ausbildung<br />
Allgemeinmedizin Case Studies<br />
12 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
NEWS/LESERBRIEFE INTERN<br />
pressestelle @aekwien.at<br />
Foto: pijama61/KeithBishop/iStock<br />
einen integralen Teil darstellen. An der Med-<br />
Uni Wien gibt es inzwischen ein Exzellenz-<br />
Programm Allgemeinmedizin. Wir wollen<br />
mit dieser qualitativ hochwertigen Ausbildungsreihe<br />
selbst einen Beitrag dazu leisten.<br />
Das ZAM hilft gerne beim Füllen der Lücken,<br />
die bedauerlicherweise durch die bekannten<br />
Probleme hinsichtlich der Leitung der Abteilung<br />
für Allgemeinmedizin entstanden sind.“<br />
Ziel sei es, die Fortbildungsreihe weiter auszubauen,<br />
je nachdem, wie sich der Bedarf<br />
entwickelt. „Die Pandemie hat ‚Allgemeinmedizin<br />
interaktiv‘ leider besonders hart getroffen,<br />
da wir immer wieder Seminare absagen<br />
mussten. Das Konzept lässt sich einfach nicht<br />
gut ins Internet transferieren“, so Ubl. Echte<br />
Interaktion mit spontanen Wortmeldungen<br />
und Brainstorming seien laut Ubl nur als Präsenzveranstaltung<br />
möglich. Für das Sommersemester<br />
<strong>2022</strong> konnten nun wieder zahlreiche<br />
Seminare terminisiert werden (siehe Kasten).<br />
Einzelne Seminare als Videos<br />
Ganz gehe das Internet aber auch an „Allgemeinmedizin<br />
interaktiv“ nicht vorbei. Peter<br />
Pichler: „Wir haben inzwischen begonnen,<br />
einzelne Seminare auf Video aufzunehmen,<br />
um diese anschließend auf der Website der<br />
Ärztekammer für Wien unter ‚Webinare‘ zum<br />
Download zur Verfügung zu stellen. Unser<br />
Ziel wäre, in Zukunft die Möglichkeit anzubieten,<br />
Seminare nicht nur online anzusehen,<br />
sondern danach auch durch Beantwortung<br />
eines Online-Quiz von beispielsweise fünf<br />
Fragen entsprechende DFP-Punkte zu erwerben.<br />
Auf diese Weise könnte ein videobasiertes<br />
Portal geschaffen werden, das weite<br />
Bereiche der Allgemeinmedizin gut abgedeckt.“<br />
Die Videos könne man sich dann zum<br />
Beispiel im Sommer im Freibad ansehen, und<br />
bei Beantwortung der Quiz-Fragen nicht nur<br />
Wissen, sondern auch DFP-Punkte erwerben.<br />
Beim ZAM freue man sich jedenfalls auf<br />
möglichst viele Teilnehmende, egal ob noch<br />
im Studium, oder im Turnus in Ausbildung<br />
Allgemeinmedizin oder bereits im Ärztefunkdienst<br />
oder mit Praxisvertretungen tätig. Pichler:<br />
„Alle, die interessiert sind, sind herzlich<br />
willkommen!“ <br />
WOHLFAHRTSFONDS: WEITERE<br />
VERBESSERUNGEN AB JÄNNER<br />
<strong>2022</strong><br />
(in <strong>doktorinwien</strong> 01/<strong>2022</strong>)<br />
WFF-Pensionserhöhungen um 1,7 Prozent<br />
sind zur Sicherung der Wertbeständigkeit<br />
nicht geeignet, angesichts einer Teuerungsrate<br />
von aktuell 4,3 Prozent.<br />
Mitte der 1980iger Jahre wurde die Sanierung<br />
des Wohlfahrtsfonds begonnen. Durch<br />
drastische Erhöhungen der Anwartschaftspunktewerte,<br />
die meine Arztgeneration<br />
bezahlt hat, wurde die Krise gemeistert. 18<br />
Prozent des Einkommens mussten bezahlt<br />
werden, die Beiträge wurden von den Krankenkassen<br />
an den Wohlfahrtsfonds direkt<br />
überwiesen, erst nach zwei bis drei Jahren<br />
kam es aufgrund der Einkommenssteuerbescheide<br />
zu Rückzahlungen von Tausenden<br />
von Euro.<br />
Die Kassenleistungen waren chronisch<br />
unterdotiert, und dieses Geld wurde in den<br />
Ordinationen dringend benötigt, sodass wir<br />
Kredite aufnehmen mussten, mit hohen Kreditzinsen<br />
von acht Prozent. Auch durch diese<br />
de facto zinsfreien Kredite an den Wohlfahrtsfonds<br />
profitierte der WFF zusätzlich<br />
von uns.<br />
Wir haben also enorm viel bezahlt und<br />
bekommen sehr geringe Pensionen, während<br />
inzwischen die Beitragssätze auf 11 bis 12<br />
Prozent des Einkommens gesenkt wurden.<br />
Das von unserer Generation grundlegend<br />
erzeugte Vermögen des Wohlfahrtsfonds ist<br />
wirklich stattlich. Jetzt wäre der Ausgleich<br />
zwischen den Generationen wirklich einmal<br />
notwendig, nämlich eine substanzielle<br />
Sicherung der Wertbeständigkeit durch eine<br />
adäquate Pensionserhöhung.<br />
MR Dr. Hans-Joachim Fuchs, E-Mail<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />
Das übergeordnete Ziel des WFF ist es einerseits,<br />
die Pensionen zu garantieren sowie andererseits<br />
auch die Witwen- und Waisenversorgung und die<br />
Invaliditätsversorgung der Mitglieder langfristig<br />
sicherzustellen, und zwar unabhängig von staatlichen<br />
oder privaten Einrichtungen. Wir wollen<br />
mit Ihren Beitragszahlungen das höchstmögliche<br />
Veranlagungsergebnis bei geringem Risiko erzielen<br />
und damit eine gleichmäßige Leistungshöhe sicherstellen.<br />
Dafür steht der sogenannte Rechnungszins,<br />
den wir erwirtschaften müssen, um die Leistungen<br />
nominell gleich zu halten. Wird ein Mehrertrag<br />
erwirtschaftet, sicheren wir uns damit über die Dotierung<br />
einer Schwankungsrückstellung gegenüber<br />
wirtschaftlich schlechteren Jahren ab.<br />
Die Anpassung der Leistungen darüber hinaus<br />
steht in Abhängigkeit zum Verhältnis der prognostizierten<br />
Beitragszahlungen zu den langfristigen<br />
Leistungsauszahlungen. Die Parameter zur<br />
Ermittlung der Pensionshöhe sind dabei vor allem<br />
die Bezugsdauer, der Rechnungszins und aktuell<br />
die maßgebliche Inflationsrate im Zeitraum August<br />
2020 bis Juli 2021. Der dabei empfohlene<br />
Pensionsanpassungsrichtwert wurde seitens des<br />
Sozialministeriums mit 1,018 Prozent festgestellt.<br />
Die Pensionserhöhung erscheint mit 1,7 Prozent<br />
für das Jahr <strong>2022</strong> daher angemessen auch<br />
gegenüber den Beitragszahlenden. Im KDV Anteil<br />
konnten die Leistungen um 3 Prozent erhöht<br />
werden. Die Verhandlungen zur Leistungsanpassung<br />
2023 starten im Juni <strong>2022</strong>, wobei dann<br />
die inzwischen gestiegene Inflationsrate mehr<br />
Relevanz erhalten wird.<br />
Wir sind derzeit auf einem sehr guten Weg, jedoch<br />
noch lange nicht am Ziel, da in absehbarer<br />
Zeit eine große Anzahl von Ärztinnen und Ärzten<br />
in Pension gehen wird. Um nicht wieder in eine<br />
Situation wie in den 80er Jahren zu kommen,<br />
wurde die Veranlagung verantwortungsbewusst,<br />
nachhaltig, vorsichtig und mit einem langfristigem<br />
Anlagehorizont ausgerichtet. Red.<br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 13
INTERN NEWS<br />
Ordinationsgründung<br />
„Ein kompletter Neustart“<br />
Elisabeth Singer, Fachärztin für Innere Medizin, und Anton Dorner, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde,<br />
sind zwei jener jungen Ärztinnen und Ärzte, die nach einigen Jahren Spitalserfahrung den<br />
Schritt in die Niederlassung gewagt haben. <strong>doktorinwien</strong> sprach mit ihnen über Herausforderungen,<br />
Schwierigkeiten und Erfolgserlebnisse bei der Ordinationsgründung.<br />
Von Bernhard Salzer<br />
► <strong>doktorinwien</strong>: Sie haben Ihre<br />
Kassen-Ordinationen vor Kurzem<br />
nach einigen Jahren als Fachärztin beziehungsweise<br />
Facharzt im Spitalsbereich<br />
eröffnet. Was hat Sie zum Schritt in die<br />
Selbstständigkeit bewogen?<br />
Dorner: Ein Grund für den Schritt<br />
in die Selbständigkeit war bei mir<br />
das Thema Familiengründung. Als<br />
angestellter Arzt in einem Krankenhaus<br />
und dem Spitalsarbeitsalltag mit<br />
Nacht- und Wochenenddiensten ist<br />
die Gründung einer eigenen Familie<br />
eine besondere Herausforderung. Andererseits<br />
wollte ich mir nach 14 Jahren<br />
Spitalstätigkeit die Arbeitswelt im niedergelassenen<br />
Bereich ansehen.<br />
Singer: Für mich war der Wunsch<br />
nach Selbstbestimmtheit, die zur Selbständigkeit<br />
dazugehört, der ausschlaggebende<br />
Grund für den Schritt in die<br />
Niederlassung – trotz all ihrer allfälligen<br />
bürokratischen Nebenerscheinungen.<br />
<strong>doktorinwien</strong>: Konnten Sie eine bestehende<br />
Ordination übernehmen, oder<br />
mussten Sie komplett von Null beginnen?<br />
Singer: Ich konnte leider weder eine<br />
bestehende Ordination, noch einen<br />
schon vorhandenen Stamm an Patien-<br />
GO2ORDI<br />
Der One-Stop-Shop für<br />
die Ordinationsgründung<br />
„Ganz wichtig<br />
ist sicher<br />
ein guter<br />
Finanzierungsplan<br />
beziehungsweise<br />
eine<br />
Vorstellung,<br />
wie man<br />
die ersten<br />
Monate mit<br />
den Investitionen,<br />
die<br />
man tätigen<br />
muss,<br />
bewältigen<br />
kann, bis<br />
die ersten<br />
Einnahmen<br />
tatsächlich<br />
fließen.“<br />
GO2ORDI, das Gründerservice der Ärztekammer für<br />
Wien, unterstützt auf dem Weg in die Selbstständigkeit<br />
und ins Unternehmertum. Die kostenlose Gründerberatung<br />
hilft, die Reise ins Unbekannte zu vereinfachen und<br />
mithilfe von Expertinnen und Experten die ersten Schritte<br />
in die Selbstständigkeit zu wagen. GO2ORDI unterstützt<br />
Sie auf dem Weg zur erfolgreichen Ordinationsgründung.<br />
Kontakt: www.aekwien.at/go2ordi<br />
tinnen und Patienten übernehmen. Es<br />
war daher ein kompletter Neustart.<br />
Dorner: Anders als meine Kollegin<br />
hatte ich das große Glück, dass ich eine<br />
Ordination übernehmen konnte und<br />
ich habe meine Vorgängerin im Sommer<br />
2020 auch kennengelernt. Besonders<br />
hilfreich für meinen Einstieg war,<br />
dass ich ihr erfahrenes Ordinationsteam<br />
mitübernehmen konnte.<br />
<strong>doktorinwien</strong>: Was waren die größten<br />
Herausforderungen für Sie im Gründungsprozess?<br />
Singer: Das Suchen und Finden einer<br />
geeigneten Immobilie war sicherlich<br />
die größte Herausforderung. Bei<br />
allen anderen Fragen und Problemstellungen<br />
habe ich mich gut beraten<br />
lassen und wurde unter anderem auch<br />
vom Team des Gründerservice Go2OR-<br />
DI sehr hilfreich unterstützt.<br />
Dorner: Da ich eine Ordination übernehmen<br />
konnte, fiel für mich die Immobiliensuche<br />
weg. Die mit Abstand<br />
größte Herausforderung war dann die<br />
IT: Auf einmal ist man selbst verantwortlich,<br />
damit alles funktioniert und<br />
klappt. Leider ist man diesbezüglich<br />
vom IT-Unternehmen abhängig und<br />
vor allem vom persönlichen Engagement<br />
der Betreuungspersonen dieser<br />
Firmen. Der Digitalisierungsprozess<br />
für die Übermittlung der Laborbefunde<br />
war diesbezüglich eine der größten<br />
Hürden. Leider gab es zu meiner Ordinationsübernahme<br />
abgesehen von Kolleginnen<br />
und Kollegen, die mich unterstützten,<br />
nur wenig Beratungsmöglichkeiten,<br />
was aber sicherlich auch der<br />
Pandemie geschuldet war. Generell ist<br />
zu Beginn die Tatsache, plötzlich selbst<br />
Unternehmer und Arbeitgeber zu sein,<br />
und das ohne einen wirtschaftlichen<br />
Hintergrund zu haben, für mich immer<br />
noch gewöhnungsbedürftig.<br />
<strong>doktorinwien</strong>: Konnten Sie auf Fördermöglichkeiten<br />
zurückgreifen, oder mussten<br />
Sie alles selbst finanzieren?<br />
Singer: Leider nein. Auch nach ausführlicher<br />
Recherche konnte ich keine<br />
größeren Förderungen lukrieren. Viele<br />
Förderungen laufen über die Wirtschaftskammer,<br />
die für uns Ärztinnen<br />
und Ärzte aber nicht zuständig ist.<br />
Wenn ich mir etwas wünschen dürfte:<br />
Ein übersichtlicher Leitfaden für allfällige<br />
Förderungen.<br />
Dorner: Als Kinderarzt habe ich die<br />
Förderung von der Österreichischen<br />
Gesundheitskasse von 44.000 Euro für<br />
die Gründung meiner Kassenordination<br />
erhalten – das war eine sehr große Hilfe,<br />
wofür ich dankbar bin. Ohne meine<br />
Ersparnisse und Rücklagen wäre es<br />
allerdings nicht möglich gewesen, das<br />
Projekt ohne Kredit zu stemmen. Denn<br />
erst am Ende des vierten Arbeitsmonats<br />
kommen die ersten größeren Einnahmen<br />
von der ersten Quartalsabrechnung.<br />
Das ist doch eine längere Strecke,<br />
die es zu überbrücken gilt. Diese Tatsache<br />
war mir zuvor nicht bewusst.<br />
<strong>doktorinwien</strong>: Nach Ihren bisherigen<br />
Erfahrungen als selbständige Ärztin/Arzt<br />
und Einzelunternehmer. Wo sehen Sie<br />
Vorteile beziehungsweise Nachteile zu Ihrer<br />
früheren Tätigkeit im Spital?<br />
Dorner: Der größte Vorteil ist die eigenständige<br />
Zeiteinteilung und dass die<br />
Nacht- sowie Wochenenddienste wegfallen.<br />
Auch die Urlaubsplanung ist einfacher<br />
geworden. Ein Nachteil ist, wenn<br />
man als Selbständiger krank wird und<br />
arbeitsunfähig ist: Dann muss man sich<br />
selbst um eine Vertretung kümmern. Hier<br />
ist es besonders wichtig, ein Netzwerk zu<br />
haben, damit Kolleginnen oder Kollegen<br />
einspringen beziehungsweise meine Patientinnen<br />
und Patienten vorübergehend<br />
übernommen werden können.<br />
14 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
NEWS INTERN<br />
Einzig die Beantwortung mancher E-<br />
Mails geschieht gelegentlich in meiner<br />
Freizeit, je nach Priorität der jeweiligen<br />
Anfrage.<br />
Fotos: Stefan Seelig; Anna Stöcher<br />
Kinderarzt Anton Dorner: „Ein Grund für den<br />
Schritt in die Selbständigkeit war bei mir das<br />
Thema Familiengründung.“<br />
Singer: Ich war immer schon ein großer<br />
Fan der ambulanten inneren Medizin.<br />
Es ist daher für mich jetzt eine große<br />
Freude, dies selbständig tun zu können.<br />
<strong>doktorinwien</strong>: Wie schaffen Sie den<br />
Spagat zwischen Ihrer selbständigen Tätigkeit<br />
ohne fixe Arbeitszeiten und Ihrem<br />
Privatleben und wie finden Sie Ausgleich<br />
zum Berufsalltag?<br />
Singer: Als Arzt oder Ärztin ist es<br />
meiner Meinung nach egal, in welcher<br />
arbeitsrechtlichen Form man sich<br />
befindet. Extrem wichtig ist aber, sich<br />
abgrenzen zu können, um einerseits die<br />
Patientinnen und Patienten langfristig<br />
Internistin Elisabeth Singer: „Für mich war<br />
der Wunsch nach Selbstbestimmtheit der<br />
ausschlaggebende Grund für den Schritt in die<br />
Niederlassung.“<br />
betreuen zu können und andererseits<br />
sich auch selbst zu schützen. Man profitiert<br />
von effizienten Arbeitsweisen<br />
und praktikabler Zeiteinteilung, sowohl<br />
was die Arbeit mit den Patientinnen<br />
und Patienten anbelangt, als auch mit<br />
der Bürokratie.<br />
Dorner: Ich erlebe nun fixere Arbeitszeiten<br />
und bessere Planbarkeit als im<br />
Spital – zu meiner Zeit im Spital gab es<br />
den Anspruch, hohe Flexibilität zu haben,<br />
etwa wenn Dienste anderer Kolleginnen<br />
und Kollegen ausgefallen sind.<br />
Wegen meines sehr eingespielten und<br />
erfahrenen Ordinationsteams habe ich<br />
auch nur wenig Nachbearbeitungszeit.<br />
„Natürlich<br />
gibt es viel<br />
zu organisieren,<br />
aber<br />
hier kann<br />
man sich<br />
gute Unterstützung<br />
und Beratung<br />
holen.“<br />
<strong>doktorinwien</strong>: Was raten Sie jungen<br />
Kolleginnen und Kollegen vor dem Wechsel<br />
in die Niederlassung, worauf müssen<br />
sie besonders achtgeben?<br />
Singer: Scheuen Sie sich nicht, wenn<br />
Sie Freude an der ambulanten Arbeit<br />
mit Patientinnen und Patienten haben.<br />
Natürlich gibt es viel zu organisieren,<br />
aber hier kann man sich gute Unterstützung<br />
und Beratung holen.<br />
Dorner: Ganz wichtig ist sicher ein<br />
guter Finanzierungsplan beziehungsweise<br />
eine Vorstellung, wie man die<br />
ersten Monate mit den Investitionen,<br />
die man tätigen muss, bewältigen<br />
kann, bis die ersten Einnahmen tatsächlich<br />
fließen. Weiters würde ich jedem<br />
Neueinsteiger in eine Niederlassung<br />
empfehlen, ein gutes Netzwerk<br />
aufzubauen: Es ist immer wichtig, zu<br />
wissen, wer, wo, wie, was übernehmen<br />
kann, wenn man dies selbst nicht abdecken<br />
kann. <br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 15
INTERN NEWS<br />
Prävention<br />
Sprechen wir über Suizid<br />
Der Umgang mit Suizidalität ist keinesfalls auf Psychiatrie und Notfallmedizin beschränkt, sondern<br />
betrifft in der klinischen Praxis alle Fachbereiche. Besonders betont werden muss, dass sich die gesellschaftliche<br />
Einstellung zum Suizid in den letzten Jahren geändert hat.<br />
Von Renate Heinz und Kurt Stastka<br />
► Gesellschaftsrelevantes<br />
Thema<br />
Suizidale Ideen haben viele Menschen,<br />
aber die wenigsten sprechen<br />
darüber und nur wenige benötigen<br />
eine stationäre Krisenintervention.<br />
Das Reagieren auf versteckte Ankündigungen<br />
erfordert zunächst Einfühlungsvermögen<br />
und Offenheit – auch<br />
im privaten Umfeld. Die Angst, etwas<br />
falsch zu machen, kann die realistische<br />
Einschätzung einer möglichen Gefährdung<br />
Betroffener behindern. Das<br />
Internet – heute oft erster Ansprechpartner<br />
für Patientinnen, Patienten,<br />
Ärztinnen und Ärzte – bietet neben<br />
zahlreichen akzeptablen Informationen<br />
auch zahllose Möglichkeiten, die<br />
als hochgradig problematisch zu werten<br />
sind. Die Kenntnis der Faktoren,<br />
die Suizid begünstigen (siehe Tabelle<br />
rechts oben) und der Interventionen,<br />
die präventiv wirken (siehe Tabelle<br />
rechts unten) sind hilfreich. Die Entscheidung,<br />
sich das Leben zu nehmen,<br />
ist ein komplexer Prozess, der auch gesellschaftlichen<br />
Einflüssen unterliegt.<br />
Der vollendete Suizid überrascht dann<br />
doch oft Angehörige und Freunde.<br />
Komplizierte Trauerreaktionen und<br />
Schuldgefühle bei den Hinterbliebenen<br />
können die Folge sein.<br />
Medizinisches Thema<br />
Die noch immer relevante Stigmatisierung<br />
psychischer Erkrankungen in unserer<br />
Gesellschaft verhindert oft frühe<br />
Hilfe. Dies gilt auch und besonders<br />
für Menschen, die in Gesundheitsberufen<br />
arbeiten. Ärzte und noch mehr<br />
Ärztinnen sind besonders gefährdet.<br />
In den USA nimmt sich täglich ein<br />
Mediziner das Leben. Permanente<br />
physische und psychische Überforderung<br />
im Beruf – und oft auch als Folge<br />
eines Burnouts – im Privatleben, for-<br />
Faktoren, die das Suizidrisiko erhöhen<br />
Alter<br />
Soziale Faktoren<br />
Isolation, Diskriminierung<br />
Weltanschauliche Strömungen<br />
Psychische Belastungen durch<br />
Konsum von Suchtmitteln<br />
Krankheiten mit Suizidrisiko<br />
Relevante Zusatzfaktoren<br />
•Gesellschaftliche Exklusion<br />
durch Stigmatisierung<br />
• Therapieversagen<br />
• Drehtürmedizin ohne<br />
Möglichkeit einer adäquaten<br />
häuslichen Versorgung<br />
Nutzlosigkeit, Sinnlosigkeit und Leere können in jedem Lebensalter<br />
auftreten. Die höchste Suizidrate wird bei alleinstehenden<br />
Männern >80 beobachtet<br />
Fehlende Beziehungen, übermäßiger Medienkonsum (Internet)<br />
Einsamkeit, Gefängnisaufenthalte, Mobbing, Gruppenselbstmord,<br />
Terrorismus<br />
Arbeitsdruck, fehlende Erfolgserlebnisse<br />
Verlusterlebnisse: Arbeitslosigkeit, Trennungen, Krisen<br />
Alkohol, Medikamente, Drogen<br />
Psychiatrische Erkrankungen: Suizidale Einengung nach Diagnose<br />
und Therapiebeginn, wiederholte stationäre Aufenthalte<br />
Hauterkrankungen, Chronische Krankheiten, die mit einer permanenten<br />
Abnahme der Lebensqualität einhergehen: z.B. in der<br />
Neurologie, Onkologie, selten auch bei geheilten Patientinnen<br />
und Patienten (Nachsorge), fehlende ambulante Strukturen zur<br />
Weiterversorgung<br />
Pflegenotstand, Palliativmedizin<br />
Interventionen, die präventiv wirken<br />
Wer ein Warum zu leben hat, erträgt auch jedes Wie. (Viktor Frankl)<br />
Suizid und Suizidprävention SUPRA (sozialministerium.at)<br />
Fakten statt Mythen<br />
Mythen und Fakten – IFSG<br />
Stabile Beziehungen aufbauen<br />
Fachärztliche Hilfe in Anspruch nehmen<br />
Kontrolle des Konsums von Internet,<br />
Suchtmittel usw.<br />
Konsum von Suchtmittel Diagnostik und<br />
Therapie zugrundeliegender Krankheiten<br />
Differenzierte Medienberichterstattung<br />
Die Suizidgefahr wird durch das Ansprechen auf<br />
Suizidalität nicht verstärkt, meist wirken Gespräche<br />
entlastend<br />
Hilft, stationäre Aufnahmen zu vermeiden<br />
Soziales Netz auch jenseits der Krisenintervention<br />
neu knüpfen oder ausbauen<br />
Sozialer Rückzug? Problematische Kontakte<br />
Achtung: Depressionen kommen auch im Verlauf<br />
nicht psychiatrischer Krankheiten vor.<br />
Werthereffekt: Verhinderung von<br />
Nachfolgeselbstmorden<br />
Papagenoeffekt: gezielte Berichterstattung,<br />
um präventiv zu wirken<br />
Fotos: Srdjanns74/iStock<br />
16 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
NEWS INTERN<br />
dert auch in Österreich ihren Tribut. Dazu<br />
kommt die Vereinsamung, die Menschen<br />
jeden Lebensalters betreffen kann, aber angesichts<br />
des demografischen Wandels sind<br />
Hausärztinnen und Hausärzte bei alten<br />
Menschen gefordert. Während in Wirtschaftskrisen<br />
eine Steigerung der Selbstmordrate<br />
in der Bevölkerung zu beobachten<br />
ist, war dies bisher in der Pandemie nicht<br />
der Fall. Allerdings ist zu befürchten, dass<br />
bei anhaltender Dauerbelastung und geringer<br />
Wertschätzung der geleisteten Mehrarbeit,<br />
das Risiko steigen wird.<br />
Lebens-End-Entscheidung<br />
2020 sind in der Todesursachenstatistik der<br />
Statistik Austria 1072 Menschen in der Rubrik<br />
75 Selbsttötung/Selbstbeschädigung<br />
erfasst. Damit setzt sich die kontinuierliche<br />
Abnahme der Zahlen seit den 80er Jahren<br />
des vergangenen Jahrhunderts fort. Prävention<br />
wirkt! Möglicherweise wird sich aber<br />
dieser Trend umkehren, wenn das Sterbeverfügungsgesetz<br />
wirksam wird. Daher ist<br />
die gesonderte exakte Erfassung aller der<br />
aus dieser rechtlichen Veränderung resultierenden<br />
Todesfälle dringend erforderlich.<br />
Erfahrungen aus Ländern, die Sterbehilfe<br />
anbieten, lassen einen Anstieg der Frequenz<br />
erwarten. Es müssen auch die Auswirkungen<br />
auf die Arzt-Patientenbeziehung<br />
begleitend untersucht werden. Zwar darf<br />
kein Arzt und keine Ärztin gezwungen werden,<br />
am Suizid mitzuwirken, die Grenzverschiebung<br />
wird wahrscheinlich doch<br />
Auswirkungen zeitigen. Die Tendenz, das<br />
Fürsorgeprinzip der Autonomie des Patienten<br />
unterzuordnen, ist gesellschaftlich<br />
erwünscht. Ob und wie weit familiärer oder<br />
gesellschaftlicher Druck diese autonomen<br />
(?) Entscheidungen beeinflussen werden,<br />
ist schwer abschätzbar.<br />
Wo können Ärztinnen und<br />
Ärzte über das Thema Suizid sprechen?<br />
Neben der Forderung, Aus- und Weiterbildungs-Informationsveranstaltungen<br />
anzubieten,<br />
um mit dem Thema professionell umgehen<br />
zu können, hat das PPP-Referat der Wiener<br />
Ärztekammer niederschwellige Hilfsangebote<br />
für Kolleginnen und Kollegen initiiert:<br />
www.aekwien.at/physicians-help-physicians.<br />
Vergessen wir nicht, dass der Satz „Ich will<br />
nicht mehr leben“ oft ein „Ich will so nicht<br />
mehr leben“ bedeutet. Durch Nachfragen,<br />
was denn das so ist, eröffnen sich neue Gesprächsperspektiven<br />
– bleiben wir im Gespräch!<br />
<br />
Spitäler: Übergreifende<br />
COVID-19-Zulage gefordert<br />
Die Ärztekammer für Wien erneuert ihre<br />
Forderung, dass Nebengebühren und Sonderzahlungen<br />
nicht ausschließlich für Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter mit COVID-<br />
19-Patientenkontakt eingeführt werden,<br />
sondern dass dies dem gesamten Personal<br />
für die besonderen Erschwernisse in der<br />
Bewältigung der Pandemie im Spitalsbereich<br />
zugestanden wird.<br />
„Im Sinne der Wertschätzung appellieren<br />
wir an die Politik und Spitalsbetreiber, die<br />
außerordentlichen Leistungen des Spitalpersonals<br />
auch zu honorieren“, so Gerald<br />
Gingold, Obmann der Kurie angestellte<br />
Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer<br />
für Wien. „Nicht nur die Intensiv- und<br />
COVID-Stationen, sondern unser gesamtes<br />
Personal ist am Limit und hat sich das mehr<br />
als verdient.“<br />
Auch Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres<br />
sieht diese Problematik im Rahmen<br />
des AKH beziehungsweise der MedUni<br />
Wien ähnlich: „Hier hat man sogar vergessen,<br />
die Ärztinnen und Ärzte in das Gesetz<br />
Visiten: Parkpickerl für<br />
Ordinationen dringend nötig<br />
Vor zwei Jahren hat Bürgermeister Michael<br />
Ludwig angekündigt, die Parkraumbewirtschaftung<br />
in Wien zu überdenken und flexibler<br />
zu gestalten. Mit März <strong>2022</strong> startet nun<br />
die neue Parkraumbewirtschaftung flächendeckend<br />
in Wien. „Die angekündigte Flexibilität<br />
ist aber aus meiner Sicht – als Vertreterin<br />
der Wiener Hausärztinnen und -ärzte, die<br />
jährlich eine halbe Million Fahrten mit ihren<br />
Privatfahrzeugen zu kranken Wienerinnen<br />
und Wienern außerhalb ihrer Ordinationszeiten<br />
zu Hausbesuchen fahren – nicht zu<br />
erkennen“, so Naghme Kamaleyan-Schmied,<br />
Obfrau der Sektion Allgemeinmedizin der<br />
Ärztekammer für Wien und selbst praktizierende<br />
Kassenallgemeinmedizinerin in Wien.<br />
Das Problem: Niedergelassene Ärztinnen<br />
und Ärzte können ihr privates Fahrzeug,<br />
mit dem sie im Dienst der Allgemeinheit zu<br />
Visiten fahren, nicht vor oder in der Nähe<br />
der eigenen Ordination parken, sofern<br />
der Ordinationsbezirk nicht gleichzeitig<br />
auch der Wohnbezirk ist. Anders als jedem<br />
Gewerbebetrieb verweigert die Stadt Wien<br />
für die COVID-19-Zulage miteinzubeziehen.“<br />
Die massive Arbeitsverdichtung, entstanden<br />
durch das Abziehen von Kapazitäten für die<br />
COVID-Patientenbetreuung, belastet laut<br />
Gingold auch die Kolleginnen und Kollegen<br />
in den anderen Bereichen der Krankenhäuser.<br />
„Wenn ich plötzlich zwei Jahre lang den<br />
Job von anderen mittragen muss, weil kein<br />
zusätzliches Personal eingestellt wird, dann<br />
betrifft mich die Pandemie genauso wie jene,<br />
die für die Behandlung von COVID-19-Patienten<br />
abgezogen werden“, erklärt Gingold.<br />
Eine spitalsübergreifende breit angelegte<br />
COVID-19-Zulage ist für Gingold daher die<br />
„einzig faire Lösung“. Diese müsse von der<br />
Politik und den Spitalsbetreibern „ehestmöglich“<br />
beschlossen werden, da der Unmut im<br />
Gesundheitspersonal steige. „Es muss daher<br />
raschest gegengesteuert werden, und das<br />
bedeutet, dass nicht nur Zulagen, sondern<br />
auch eine umfassende Gehaltsreform seitens<br />
der Politik angedacht werden muss“, fordert<br />
Gingold. <br />
nach wie vor den niedergelassenen Ärztinnen<br />
und Ärzten das dafür notwendige<br />
Parkpickerl für den Ordinationsstandort. So<br />
erhalten etwa gesundheitsnahe Berufe, die<br />
als Gewerbetreibende Mitglieder der Wirtschaftskammer<br />
sind (zum Beispiel Masseure<br />
oder Fußpflegerinnen), das Parkpickerl für<br />
den Betriebsstandort für knapp 200 Euro<br />
pro Jahr. Niedergelassenen Ärztinnen und<br />
Ärzten wird von der Stadt Wien lediglich ein<br />
eingeschränktes Parkpickerl für die Ordination<br />
mit einer Parkdauer von einer Stunde<br />
über den Ordinationszeiten angeboten – das<br />
aber um mehr als den zehnfachen Preis, um<br />
den es Gewerbebetriebe für den ganzen Tag<br />
erhalten.<br />
Im Sinne einer raschen persönlichen Gesundheitsversorgung,<br />
die von der Bevölkerung,<br />
insbesondere von älteren Personen,<br />
gewünscht und auch benötigt wird, fordert<br />
die Ärztekammer daher eine Lösung für die<br />
Wiener Ordinationen, analog zum Parkpickerl<br />
für Gewerbebetriebe, „und das so rasch<br />
wie möglich“. <br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 17
INTERN MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH<br />
ERNENNUNGEN<br />
Dr. Beitzke Dietrich, Radiologie<br />
Dr. scient. med. Dr. Fugger Gernot, Psychiatrie und<br />
psychotherapeutische Therapie<br />
Dr. Handisurya Ammon, Innere Medizin<br />
Dr. in Rasul Sazan, PhD, Nuklearmedizin<br />
Privatdozent<br />
Privatdozent<br />
Privatdozent<br />
Privatdozentin<br />
NAMENSÄNDERUNG<br />
Dr. in Spieß Bettina<br />
in: Dr. in Rosar Bettina<br />
PRAXISERÖFFNUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
Dr. in Al Chalabi Hadeel 1<strong>03</strong>0, Landstraßer Hauptstraße 148/3/<br />
Top B2<br />
Dr. in Dima Simona<br />
1020, Walcherstraße 1a<br />
Dr. in Konstantin Hermina 1080, Piaristengasse 2-4/12<br />
Dr. Maddaluno Davide Luigi Michelangelo<br />
1010, Laurenzerberg 2<br />
Dr. in Richter Alice 1050, Jahngasse 41/5<br />
Dr. in Richter Alice 1010, Laurenzerberg 2 **<br />
Dr. Schendl Manuel 1130, Würzburggasse 30<br />
Dr. Schubert Maximilian 1010, Am Hof 11/1<br />
Dr. Stangl Robert 1140, Bergmillergasse 8/2/9<br />
Dr. in Stoklas Susanne 1150, Dingelstedtgasse 2/15<br />
Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />
Dr. Bichler Christoph 1180, Antonigasse 23<br />
Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />
Dr. in Konstantin Hermina 1080, Piaristengasse 2-4/12<br />
Augenheilkunde und Optometrie<br />
Dr. Eisenkölbl Stefan 1100, Raaber-Bahn-Gasse 14<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Dr. Riedl Bernhard Georg 1080, Alser Straße 63 A/1-3 **<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Priv.-Doz. Dr. Aichelburg Maximilian<br />
1160, Possingergasse 65<br />
Dr. in Ferenci Yvonne 1090, Nußdorfer Straße 38/1/3 **<br />
Dr. in Hammerer Sophie 1100, Kurbadstraße 14<br />
Innere Medizin<br />
Dr. Abu-Hamdeh Tarek 1210, Brünner Straße 140/56/2<br />
Dr. Aiginger Christian Othmar Johannes<br />
1130, Auhofstraße 118/3<br />
Priv.-Doz. Dr. Bartko Philipp Emanuel<br />
1080, Alser Straße 25/7<br />
Dr. in Kafka Alice 1130, Auhofstraße 185<br />
Dr. in Schied-Reuscher Dorothea 1130, Auhofstraße 118/3<br />
Dr. Spitzenberger Horst Dieter 1020, Praterstraße 25/9 A **<br />
Dr. Winter Max-Paul 1090, Bleichergasse 8/15<br />
Innere Medizin und Kardiologie<br />
Priv.-Doz. Dott. Toma Aurel 1080, Lammgasse 5<br />
Innere Medizin und Pneumologie<br />
Dr. in Giray Meral 1100, Buchengasse 133/12<br />
Kinder- und Jugendheilkunde<br />
Dr. Asadi Sherwin 1190, Heiligenstädter Straße 46-48<br />
Dr. in Herrmanns Verena 1190, Heiligenstädter Straße 46-48 **<br />
Lungenkrankheiten<br />
Dr. in Valipour-Ramasani Kargar Afrus<br />
1220, Wagramer Straße 23/4/Top 1.2<br />
Medizinische und chemische Labordiagnostik<br />
Dr. in Andric Sandra 1<strong>03</strong>0, Traungasse 14-16<br />
Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />
Dr. in Zehetgruber Isabella 1220, Stadlauer Straße 62/OG 3<br />
Orthopädie und Traumatologie<br />
Dr. Shnawa Patrik<br />
1110, Simmeringer Hauptstraße<br />
101-1<strong>03</strong>/2<br />
Dr. Stangl Robert 1140, Bergmillergasse 8/2/9<br />
Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie<br />
Dr. Kömürcü Fercan 1010, Rotenturmstraße 12/1/4-5 **<br />
Dr. in Lehner Martina 1180, Kreuzgasse 17-19<br />
Psychiatrie<br />
Dr. Berg Daniel<br />
1020, Praterstraße 25/9 A<br />
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />
Dr. in Aliman Cagla 1230, Endresstraße 125<br />
Radiologie<br />
Dr. Kaneider Andreas 1200, Pasettistraße 71-75<br />
Dr. Talaska Alexander 1080, Alser Straße 25/7<br />
Unfallchirurgie<br />
Dr. Schätzner Werner 1060, Mariahilfer Straße 125 **<br />
Dr. Stangl Robert 1140, Bergmillergasse 8/2/9<br />
Urologie<br />
Dr. Maddaluno Davide Luigi Michelangelo<br />
1010, Laurenzerberg 2<br />
Dr. in Starmühler Maria 1100, Alfred-Adler-Straße 1<br />
Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />
Bernhard Irene Luise, M.Sc. 1190, Chimanistraße 32/1/3-4<br />
Dr. in Buchegger Kaya 1<strong>03</strong>0, Paracelsusgasse 9/10<br />
dr.med.dent. Fischer Zsolt 1100, Keplergasse 7/4 **<br />
DDr. Lochner Maximilian 1210, Jedleseer Straße 91/39/4-6<br />
Dr. in Lochner Nina 1210, Jedleseer Straße 91/39/4-6<br />
DDr. Majewski Dominik 1130, Geylinggasse 27/16<br />
lek. dent. Senger Hanno, D.D.S. 1200, Stromstraße 18-20/4/6<br />
(** Zweitpraxis)<br />
PRAXISVERLEGUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
Dr. Aichinger Matthias 1<strong>03</strong>0, Klimschgasse 14/11 1130, Hietzinger Kai 67-69<br />
Dr. Hüttinger Felix 1050, Bräuhausgasse 4/1 1050, Nikolsdorfer Gasse 32<br />
Dr. in Schachinger Lucia 1180, Gentzgasse 6 1180, Gentzgasse 50/3<br />
Dr. Sedmik Ewald 1180, Herbeckstraße 75/5/3 1180, Gersthofer Straße 111/29<br />
Dr. Setz Johannes 1050, Bräuhausgasse 4/1 1220, Fiebrichgasse 2 D<br />
18 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH INTERN<br />
PRAXISVERLEGUNGEN (FORTS.)<br />
Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />
Dr. Aichinger Matthias 1<strong>03</strong>0, Klimschgasse 14/11 1130, Hietzinger Kai 67-69<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Univ.-Prof. Dr. Frigo Peter Francesco Antonio 1190, Billrothstraße 78 1080, Skodagasse 32<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Dr. in Sieghart Catherine Rebecca 1170, Vollbadgasse 1 A 1170, Dornbacher Straße 20-30<br />
Dr. Sittenthaler Matthias Johannes 1170, Gilmgasse 5 1170, Hernalser Hauptstraße 162/2<br />
Innere Medizin<br />
Univ.-Prof. in Dr. in Pabinger-Fasching Ingrid 1190, Saarplatz 9 1080, Skodagasse 32<br />
Dr. Reiter Michael 1210, Gerasdorfer Straße 332 1210, Pastorstraße 2 A/Top 10<br />
Priv.-Doz. in Dr. in Skoro-Sajer Nika 1090, Rotenlöwengasse 22/5 1190, Billrothstraße 2/82<br />
Kinder- und Jugendheilkunde<br />
Dr. Pachtner Thomas 1090, Währinger Straße 39 1190, Heiligenstädter Straße 46-48<br />
Lungenkrankheiten<br />
Dr. Hüttinger Felix 1050, Bräuhausgasse 4/1 1050, Nikolsdorfer Gasse 32<br />
Neurologie und Psychiatrie<br />
Dr. in Strauss Katharina 1090, Strudlhofgasse 13/9 1200, Universumstraße 31 A/40<br />
Orthopädie und Traumatologie<br />
Dr. Holzer Christoph Michael 1180, Antonigasse 1 1180, Theresiengasse 46<br />
Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie<br />
Dr. Aigner Thomas 1070, Neustiftgasse 17-19/8b+1-4 1070, Neustiftgasse 17-19/10+1-4<br />
Univ.-Prof. Dr. Turkof Edvin Raymond 1060, Rahlgasse 1/12 1060, Rahlgasse 1/11+16<br />
Psychiatrie<br />
Dr. in Bäcker Barbara 1070, Kaiserstraße 10/4 1160, Lambertgasse 9/1<br />
Dr. in Trauttmansdorff-Weinsberg Gabriela 1<strong>03</strong>0, Ungargasse 12/6 A 1190, Formanekgasse 50<br />
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />
Dr. in Bäcker Barbara 1070, Kaiserstraße 10/4 1160, Lambertgasse 9/1<br />
Dr. in Stefan Romy 1090, Bleichergasse 8/15 1190, Biedergasse 7/5<br />
Dr. in Steiner Carolin Gabriele 1080, Alser Straße 71/6 1050, Kliebergasse 15/7<br />
Urologie<br />
Univ.-Prof. Dr. Zechner Othmar 1090, Spitalgasse 1 1080, Skodagasse 32<br />
PRAXISABMELDUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
Dr. in Al Chalabi Hadeel 1020<br />
Dr. in Ardeljan Marina 1160<br />
Dr. in Badstöber Ursula 1120<br />
Dr. Jilavu Gheorghe 1160<br />
Dr. in Kafka Alice 1130<br />
Dr. Köck Maximilian 1040<br />
Dr. Köhler Wolfgang 1010 **<br />
Dr. Leitold Wolfgang 1010<br />
Dr. in Locker Elisabeth 1180<br />
Dr. in Reichl Theresa 1080<br />
Mag. a DDr. in Thomas Eva 1020 **<br />
Dr. in Wiederkehr Veres Brigitte 1210 **<br />
Dr. Woisetschläger Rudolf 1120 **<br />
Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />
Dr. Woisetschläger Rudolf 1120 **<br />
Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />
Dr. Stejfa Petr 1020<br />
Dr. in Stoklas Susanne 1150<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Dr. in Sam Christine 1080<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Dr. in Badstöber Ursula 1120<br />
Dr. in Ferenc Katarzyna 1220<br />
Dr. Köck Maximilian 1040<br />
Dr. Melbinger Herwig 1100<br />
Dr. in Meidinger Margit 1010 **<br />
Innere Medizin<br />
Dr. Aichinger Gerald 1090<br />
Dr. Aiginger Christian Othmar Johannes 1130<br />
Dr. Pöller Heinz 1020<br />
Priv.-Doz. in Dr. in Reinisch Sieglinde 1090<br />
Priv.-Doz. Dr. Uray Thomas, MPH MBA 1190<br />
Neurologie<br />
Dr. in Behrus Reihaneh 1180<br />
Dr. in Locker Elisabeth 1180<br />
Nuklearmedizin<br />
Dr. Köhler Wolfgang 1010 **<br />
Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />
Mag. a DDr. in Thomas Eva 1020 **<br />
Psychiatrie und Neurologie<br />
Dr. in Placheta Krista Maria 1080<br />
Dr. in Scheinost-Reimann Marianne 1020<br />
Psychiatrie und psychotherapeutische<br />
Medizin<br />
Dr. in Hufnagl Katharina 1090<br />
Radiologie<br />
Priv.-Doz. Dr. Spick Claudio, PhD 1120<br />
Radiologie (ÄAO 1989)<br />
Dr. Wunsch Martin 1130<br />
Dr. Wunsch Martin 1140 **<br />
Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-,<br />
Mund- und Kieferheilkunde<br />
DDr. Schuller-Götzburg Peter 1040 **<br />
Dr. in Senger Evelyn 1200<br />
MR in Dr. in Wernhart-Hallas Elisabeth 1130<br />
(** Zweitpraxis)<br />
TODESFÄLLE R.I.P.<br />
Dr. in Aloy-Meixner Brigitte 24.01.1953 07.01.<strong>2022</strong><br />
Dr. in May Luise 13.08.1930 20.12.2021<br />
MR Dr. Osanger Leo 13.12.1931 12.01.<strong>2022</strong><br />
Univ.-Prof. Dr. Schenk Peter 10.06.1941 04.11.2021<br />
Prof. Dr. Shaked Josef 23.09.1929 21.11.2021<br />
Univ.-Prof. MR Dr. Slavicek Rudolf 16.<strong>03</strong>.1928 01.01.<strong>2022</strong><br />
Dr. in Tetsis Hildegarde 20.10.1926 15.12.2021<br />
Dr. Zajicek Peter 21.12.1940 18.11.2021<br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 19
AM PULS COVERSTORY<br />
►<br />
Modernisierung der<br />
Medikamentenversorgung<br />
Im Sinne des Wohles der Patientinnen und Patienten fordert die Ärztekammer die Möglichkeit der<br />
Medikamentenabgabe in den Ordinationen und spricht sich klar gegen die angedachte Wirkstoffverschreibung<br />
aus.<br />
20 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
COVERSTORY AM PULS<br />
Foto: Shendart/iStock<br />
► Die Ärztekammer sieht einen<br />
dringenden Bedarf für eine Verbesserung<br />
und Modernisierung der<br />
Medikamentenversorgung in Österreich.<br />
Im Februar <strong>2022</strong> sind diesbezüglich<br />
zwei große Kampagnen angelaufen: Die<br />
Ärztekammer für Wien mobilisiert für<br />
die Abgabe von Arzneimitteln direkt bei<br />
den niedergelassenen Ärztinnen und<br />
Ärzten, während die Österreichische<br />
Ärztekammer auf die gefährliche Entwicklung<br />
aufmerksam macht, die die<br />
von Rechnungshof und Gesundheitsminister<br />
Wolfgang Mückstein aufs Tapet<br />
gebrachte Wirkstoffverschreibung bringen<br />
könnte.<br />
Dispensierrecht in der Praxis<br />
„Für die beste, schnellstmögliche, diskrete,<br />
sichere und nahe Versorgung<br />
unserer Patientinnen und Patienten<br />
mit den für ihre Gesundheit nötigen<br />
Medikamenten fordern wir die direkte<br />
Abgabe von Medikamenten durch Ärztinnen<br />
und Ärzte in Österreich“, betonte<br />
Johannes Steinhart, Vizepräsident der<br />
Österreichischen und Wiener Ärztekammer<br />
sowie Obmann der Kurie niedergelassene<br />
Ärzte, anlässlich des Starts<br />
der Informationskampagne „Medikamentenabgabe<br />
in Ordinationen“.<br />
Die Ärztekammer will damit eine zusätzliche<br />
Schiene für die Arzneimittelversorgung<br />
der österreichischen Bevölkerung<br />
legen. Viele Gründe sprechen für<br />
ein neues „duales System“, als kundenfreundliches<br />
Neben- und Miteinander<br />
von öffentlichen Apotheken und der direkten<br />
ärztlichen Medikamentenabgabe<br />
an die Patientinnen und Patienten.<br />
Alle niedergelassenen Ärztinnen und<br />
Ärzte – egal, ob mit oder ohne Kassenvertrag<br />
– sollen das gesetzlich verbriefte<br />
Recht, das sogenannte Dispensierrecht,<br />
zur direkten Abgabe apotheken- und<br />
verschreibungspflichtiger Arzneimittel<br />
in ihren Ordinationen erhalten. „Wir<br />
sehen das als sinnvolle Ergänzung und<br />
nicht als Konkurrenz zu den öffentlichen<br />
Apotheken“, so Steinhart.<br />
Ein zentrales Argument für das Dispensierrecht<br />
für Ordinationen ist, dass es zu<br />
einer besonders patientenfreundlichen<br />
Abgabeform führt. Kranken Menschen<br />
und ihren Angehörigen werden damit<br />
oft lange Wege bis zur nächsten<br />
diensthabenden Apotheke erspart.<br />
„Die direkte Abgabe von Medikamenten<br />
in Ordinationen wäre ein Vorteil<br />
vor allem, aber nicht nur, für immobile<br />
Menschen, chronisch Kranke oder Eltern<br />
mit kleinen Kindern“, so Naghme<br />
Kamaleyan-Schmied, Obfrau der Sektion<br />
Allgemeinmedizin der Ärztekammer<br />
für Wien und niedergelassene Kassenärztin<br />
in Wien. Das erspare unnötige<br />
Wege und schütze andere Menschen vor<br />
Ansteckung. Auch angesichts der demografischen<br />
Entwicklung und einer steigenden<br />
Zahl älterer Patientinnen und<br />
Patienten gewinne die direkte Medikamentenabgabe<br />
beim Arzt- oder Hausbesuch<br />
an Bedeutung.<br />
Belastung für Ältere und Kranke<br />
Speziell im städtischen Bereich ist es für<br />
kranke, ältere oder immobile Menschen<br />
oft eine fast unüberwindbare Herausforderung,<br />
nach dem Ordinationsbesuch<br />
noch einmal in die Straßenbahn,<br />
den Bus oder die U-Bahn zu steigen,<br />
um etliche Straßenzüge weit entfernt<br />
eine Apotheke zu finden. „Aber auch<br />
wenn eine Apotheke vielleicht nur wenige<br />
Gassen entfernt von der Ordination<br />
liegt, ist der Weg dorthin für Menschen,<br />
die sich zum Beispiel nur mehr mit<br />
einem Rollator oder anderen Gehhilfen<br />
fortbewegen können, eine kaum mehr<br />
bewältigbare Belastung“, betont Kamaleyan-Schmied,<br />
die auch darauf hinweist,<br />
dass im ländlichen Bereich unnötige<br />
Fahrten mit dem Pkw wegfielen<br />
– „ein Argument, dass gerade in Zeiten<br />
der Diskussion um Klimaerwärmung eine<br />
zunehmende Rolle spielt“.<br />
Best Point of Service<br />
Die Medikamentenversorgung durch<br />
Ärztinnen und Ärzte ist eine Realisierung<br />
des Konzepts „Best Point of Service“,<br />
denn, so Steinhart: „Nicht nur<br />
Aufklärung, Information und Beratung<br />
über die medikamentöse Therapie,<br />
sondern auch die Abgabe erfolgt dann<br />
aus einer kompetenten Hand.“ Dies<br />
liege nicht nur im Interesse des Patientenkomforts,<br />
sondern könne auch die<br />
Therapietreue durch die Stärkung der<br />
Arzt-Patienten-Beziehung wesentlich<br />
unterstützen. Für die beste Patientensicherheit<br />
sei es daher optimal, wenn<br />
Patientinnen und Patienten ihre Medikamente<br />
direkt in der Ordination erhielten.<br />
Zudem könnten dadurch, etwa<br />
bei Grippewellen, unnötige Infektionen<br />
vermieden werden, und es sei ein wesentlicher<br />
Beitrag dafür, bei einer möglichen<br />
weiteren COVID-19-Welle die<br />
Infektionskurve flacher zu halten.<br />
„Die direkte<br />
Abgabe von<br />
Medikamenten<br />
in<br />
Ordinationen<br />
wäre<br />
ein Vorteil<br />
vor allem,<br />
aber nicht<br />
nur, für<br />
immobile<br />
Menschen,<br />
chronisch<br />
Kranke oder<br />
Eltern mit<br />
kleinen Kindern.“<br />
Absolute Diskretion<br />
Aus ihrem Ordinationsalltag berichtet<br />
Kamaleyan-Schmied, dass viele Patientinnen<br />
und Patienten Medikamentenverschreibungen<br />
bei für sie als tabuisiert<br />
erlebten Krankheiten in weit entfernten<br />
Apotheken einlösen, um nicht vom<br />
Apothekenpersonal oder anderen Kunden<br />
erkannt zu werden: „Die Medikamentenabgabe<br />
durch verschreibende<br />
Ärztinnen und Ärzte würde diesem<br />
Diskretionsbedürfnis entsprechen, da<br />
Ärztinnen und Ärzte mit ihren Patientinnen<br />
und Patienten allein im Behandlungszimmer<br />
sind und intime Details<br />
dort ohne Zuhörer besprochen werden<br />
können.“<br />
In der Apotheke hören viele Ohren mit.<br />
„Nur Hausärztinnen und Hausärzte<br />
bürgen für absolute Diskretion. Ich<br />
persönlich möchte nicht, dass die Menschen<br />
in der Apotheke in der Schlange<br />
hinter mir erfahren, welche Medikamente<br />
ich nehme oder welche Krankheit<br />
ich habe“, so Kamaleyan-Schmied.<br />
Höhere Therapietreue<br />
Die direkte ärztliche Medikamentenabgabe<br />
ist in zahlreichen Staaten global gelebte<br />
Praxis. Ein Beispiel ist die Schweiz,<br />
wo in der Mehrheit der Kantone die<br />
direkte Medikamentenabgabe in Ordinationen<br />
erlaubt ist. Hier berichten<br />
Ärztinnen und Ärzte, dass in den Kantonen,<br />
wo die uneingeschränkte Arzneimittelabgabe<br />
in Ordinationen gestattet<br />
ist, eine höhere Therapietreue der Patientinnen<br />
und Patienten sowie eine bessere<br />
Kontrolle bei Dauermedikationen<br />
erreicht wurde.<br />
Auch in den Niederlanden existiert seit<br />
jeher die Selbstdispensation, ebenso in<br />
Liechtenstein, wo alle Ordinationen das<br />
uneingeschränkte Recht haben, ihren<br />
Patientinnen und Patienten Medikamente<br />
direkt abzugeben. In den USA<br />
gibt es nur mehr in den wenigsten Bundesstaaten<br />
ein absolutes Verbot der direkten<br />
ärztliche Medikamentenabgabe.<br />
Unterstützung der Bevölkerung<br />
Die Forderung der Ärzteschaft nach der<br />
Medikamentenabgabe in Ordinationen<br />
wird auch von der Mehrheit der Österreicherinnen<br />
und Österreicher unterstützt.<br />
Die Ergebnisse einer aktuellen<br />
Umfrage des Hajek Instituts sprechen<br />
für sich:<br />
•68 Prozent der Befragten, also mehr<br />
als zwei Drittel, stimmen der Aussa-<br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 21
AM PULS COVERSTORY<br />
KURIER 26<br />
ge zu, dass man Medikamente nicht<br />
nur in der Apotheke, sondern auch<br />
bei Ärztinnen und Ärzten erhalten<br />
sollte – schließlich verschreiben Ärztinnen<br />
und Ärzte diese ja auch. Diese<br />
Ergebnisse zeigen gegenüber früheren<br />
Befragungen eine steigende Tendenz<br />
zugunsten des Medikamentenbezugs<br />
bei Ärztinnen und Ärzten.<br />
•Der Frage, ob die Bevölkerung eine<br />
Medikamentenabgabe bei den behandelnden<br />
Ärztinnen und Ärzten begrüßen<br />
würden, weil das überflüssige<br />
Wege erspart, stimmen 78 Prozent der<br />
Befragten zu.<br />
„Die Medikamentenabgabe durch verschreibende<br />
Ärztinnen und Ärzte ist<br />
diskret, sicher, nah und sinnvoll. Daher<br />
fordern wir die direkte Medikamentenabgabe<br />
in Ordinationen, wie sie auch<br />
in den meisten Staaten weltweit üblich<br />
ist“, resümiert Kamaleyan-Schmied den<br />
Standpunkt der Ärztekammer.<br />
Wirkstoff statt Marke<br />
Doch nicht nur das Dispensierrecht<br />
für Ordinationen steht derzeit auf der<br />
Agenda der Ärztekammer. Sie will auch<br />
die mögliche Entwicklung in Richtung<br />
Wirkstoffverschreibung unterbinden.<br />
Aufs Tapet gebracht haben dieses Thema<br />
der Rechnungshof und Bundesminister<br />
Wolfgang Mückstein.<br />
„Einmal mehr wird völlig ohne Not versucht,<br />
die höchst vernünftige und bewährte<br />
Trennung der Rollen von Arzt<br />
und Apotheker bei der Abgabe von<br />
Arzneimitteln aufzuheben“ kritisierte<br />
Johannes Steinhart im Rahmen einer<br />
Pressekonferenz in seiner Rolle als Vizepräsident<br />
der Österreichischen Ärztekammer<br />
und Bundeskurienobmann der<br />
niedergelassenen Ärzte. Denn die sogenannte<br />
Wirkstoffverschreibung würde<br />
laut Steinhart vorsehen, „dass der Arzt<br />
statt einer bestimmten Handelsmarke<br />
nur noch den Wirkstoff verschreibt.<br />
Der Apotheker kann dann abgeben, was<br />
er für richtig hält beziehungsweise, was<br />
ihm im Hinblick auf Lagerhaltungskosten<br />
oder andere Faktoren, die nichts<br />
mit der Gesundheit des Patienten zu tun<br />
haben, am günstigsten erscheint“. Der<br />
Kurienobmann stellt klar: „Eine Wirkstoffverschreibung,<br />
bei der die Entscheidung<br />
über die tatsächlich abgegebene<br />
Arzneispezialität gänzlich vom Arzt auf<br />
den Apotheker übergeht, ist daher aus<br />
unserer Sicht eine dunkelrote Linie. Die<br />
Entscheidungshoheit muss natürlich bei<br />
„Wenn Ärztinnen<br />
und<br />
Ärzte ein<br />
Medikament<br />
verschreiben,<br />
dann<br />
denken sie<br />
sich auch<br />
etwas dabei.“<br />
Wir Ärzt*innen fordern:<br />
Medikamentenabgabe<br />
in der Ordination!<br />
Die Medikamentenabgabe in der Ordination<br />
sowie bei Visiten ist sicher, praktisch und<br />
diskret. Und spart vor allem Zeit und Umwege.<br />
Denn wenn man krank ist, will man nur eines:<br />
auf schnellstem Weg nach Hause.<br />
Jetzt Petition unterschreiben auf<br />
www.ohneumweggesund.at<br />
Impressum: Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber:<br />
Verlag der Ärztekammer für Wien, vertreten durch den Präsidenten, A-1010 Wien, Weihburggasse 10-12. Februar <strong>2022</strong>.<br />
den Ärztinnen und Ärzten liegen, die<br />
durch ihr jahrelanges Studium und die<br />
zusätzlichen Aus- und Weiterbildungen<br />
die nötige Kompetenz dafür mitbringen.<br />
Es kann doch nicht im Sinne der Patientensicherheit<br />
sein, diese Schlüsselrolle<br />
des Arztes in der medikamentösen Therapie<br />
infrage zu stellen!“<br />
Gefährliche Entwicklung<br />
„Diskussionen über Aut-idem oder<br />
Wirkstoffverschreibung begleiten uns<br />
nun schon längere Zeit, doch dass der<br />
aktuelle Gesundheitsminister hier eine<br />
entsprechende Beschlussfassung<br />
schon vorbereiten lässt und sich eine<br />
Änderung im Arzneimittelgesetz für<br />
Arzneimittelsubstitutionen, also die<br />
Herausgabe äquivalenter Medikamente<br />
auf Apothekenebene, vorstellen kann,<br />
das ist eine neue Dimension der Patientengefährdung.<br />
Daher sieht sich die<br />
Bundeskurie niedergelassene Ärzte in<br />
der Pflicht, die Öffentlichkeit auf diese<br />
gefährliche Entwicklung aufmerksam zu<br />
machen“, so Steinhart.<br />
Aus diesem Grund startete die Österreichische<br />
Ärztekammer eine Aufklärungskampagne,<br />
um die Öffentlichkeit<br />
vor der drohenden Gefährdung zu<br />
warnen. „In den größten österreichischen<br />
Tageszeitungen, Infoscreens in<br />
den größten österreichischen Städten<br />
sowie auf den großen Internetplattformen<br />
werden wir unsere Botschaft<br />
verbreiten. Zudem wird die Homepage<br />
www.gegenwirkstoffverschreibung.at zur<br />
Verfügung stehen, um auf die vielen Probleme<br />
hinzuweisen, die die Wirkstoffverschreibung<br />
mit sich bringen würde. Und<br />
wir appellieren an unsere Patientinnen<br />
und Patienten, dass sie in der Apotheke<br />
drauf bestehen sollen, nur das Präparat<br />
zu erhalten, das ihre Ärztin oder ihr Arzt<br />
verschrieben hat. Das sind wir nicht nur<br />
unseren Kolleginnen und Kollegen, sondern<br />
auch der Sicherheit unserer Patientinnen<br />
und Patienten schuldig!“, unterstrich<br />
Steinhart.<br />
In kompetenten Händen<br />
„Wenn Ärztinnen und Ärzte ein Medikament<br />
verschreiben, dann denken<br />
sie sich auch etwas dabei“, stellte Edgar<br />
Wutscher, Obmann der Bundessektion<br />
Allgemeinmedizin in der Österreichischen<br />
Ärztekammer und Allgemeinmediziner<br />
in Tirol, klar: „Niemand kennt<br />
22 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
6x196<br />
Wenn Ihr ArztGelb<br />
verschreibt undIhnen<br />
dieApotheke Rosa gibt,<br />
sehen wir Rot!<br />
Gegen Wirkstoffverschreibung. Für Patientensicherheit.<br />
Wir Ärzt*innen fordern im Interesse unserer Patient*innen, dass sie genau das Medikament bekommen,<br />
das wir verschreiben. Denn die geplante Wirkstoffverschreibung führt zu Verunsicherung und Gefährdung.<br />
www.gegenwirkstoffverschreibung.at<br />
meine Patientin oder meinen Patienten<br />
medizinisch besser als ich. Wenn ich<br />
zum Beispiel weiß, dass eine Patientin<br />
beispielsweise Schluckbeschwerden<br />
hat, verschreibe ich ihr ein lösliches<br />
Medikament. Wenn nun der Apotheker,<br />
der weder das Wissen noch die medizinische<br />
Kompetenz mitbringt, nur<br />
auf den Wirkstoff schaut und dieser Patientin<br />
einfach das gibt, was er gerade<br />
auf Lager hat und dieses Präparat dann<br />
eben nicht löslich ist, dann stehen wir<br />
vor einem gravierenden und potenziell<br />
gesundheitsgefährdenden Problem, das<br />
wir uns ganz einfach ersparen könnten.<br />
In der Gesundheitsversorgung sollte<br />
jeder Gesundheitsberuf das tun, was<br />
er am besten kann: Der Arzt soll Medikamente<br />
verschreiben, der Apotheker<br />
abgeben. Wenn wir die Entscheidungshoheit<br />
über das, was der Patient dann<br />
tatsächlich bekommt, an den Apotheker<br />
abgeben, dann geht das auf Kosten<br />
der Versorgung und der Patientensicherheit“,<br />
sagte Wutscher. Zudem sei<br />
dann auch mit Haftungsproblemen zu<br />
rechnen.<br />
Form, Farbe, Geschmack<br />
Aus der Erfahrung wisse man, dass sich<br />
ein häufiger Wechsel von Medikamenten<br />
negativ auf die Compliance, also<br />
die Bereitschaft der Patientinnen und<br />
Patienten, sich aktiv an der Therapie zu<br />
beteiligen, auswirkt. „Zudem erhöht das<br />
das Risiko von Fehl- und/oder Mehrfacheinnahmen<br />
– dass sich das ungünstig<br />
auf die Gesundung der Patienten<br />
auswirkt, kann sich wohl jeder vorstellen“,<br />
so Wutscher. Ein weiterer Punkt,<br />
der dabei oft völlig übersehen werde,<br />
geht über Form und Farbe der Medikamente<br />
hinaus – es ist der Geschmack.<br />
„Das beste Medikament ist immer das,<br />
das auch genommen wird. Wir wissen<br />
aus dem Bereich der Kinderheilkunde,<br />
dass der Geschmack einer Arznei eine<br />
nicht zu unterschätzende Rolle spielt.“<br />
Die einzigen, die von einer Wirkstoffverschreibung<br />
wirklich profitieren<br />
würden, wären die Apotheken, die sich<br />
möglicherweise bei der Entscheidung,<br />
welches Produkt sie abgeben, durch Argumente<br />
wie Einkaufskonditionen und<br />
Rabatte beeinflussen lassen. „Das alles<br />
zulasten der Patientinnen und Patienten<br />
– und daher können wir nur unterstreichen,<br />
dass solche fragwürdigen Lösungen<br />
aus der Sicht der Ärztevertretung<br />
und im Sinne der Patientensicherheit<br />
rigoros abzulehnen sind!“, so Wutscher.<br />
Viele Nachteile<br />
Es habe aber gute Gründe, warum die<br />
Diskussion um die Wirkstoffverschreibung,<br />
die ein regelmäßig wiederkehrendes<br />
Ritual sei, den immer gleichen<br />
Ausgang finde, sagte dazu Ernst<br />
Agneter, Pharmakologe und Inhaber<br />
des Lehrstuhles für Pharmakologie an<br />
der Sigmund Freud Privatuniversität:<br />
„Die Wirkstoffverschreibung hätte viele<br />
Nachteile, aber kaum Vorteile.“ Ein<br />
möglicher Vorteil wäre, dass Apothekerinnen<br />
und Apotheker dann (zumindest<br />
in der Theorie) ihre Lager verkleinern<br />
könnten, schildert Agneter: „De facto<br />
hat aber jede Apotheke mit funktionierendem<br />
Warenwirtschaftssystem nur<br />
solche auf Lager, die auch üblicherweise<br />
nachgefragt werden. In der Praxis würde<br />
sich das also nur sehr begrenzt in Lagen<br />
„Eine Wirkstoffverschreibung,<br />
bei der<br />
die Entscheidung<br />
über die<br />
tatsächlich<br />
abgegebene<br />
Arzneispezialität<br />
gänzlich<br />
vom<br />
Arzt auf den<br />
Apotheker<br />
übergeht, ist<br />
aus unserer<br />
Sicht eine<br />
dunkelrote<br />
Linie.“<br />
COVERSTORY AM PULS<br />
mit hohen Laufkundschaftsanteil auswirken.“<br />
Wirtschaftliche Gründe<br />
Weiters dürfe angenommen werden,<br />
dass, sollte es Preisunterscheide bei den<br />
austauschbaren Arzneispezialitäten geben,<br />
die Auswahl wohl von wirtschaftlichen<br />
Überlegungen geleitet werde, sagte<br />
auch Agneter. Die von der Sozialversicherung<br />
kolportierte Einsparung laufe<br />
aber den Interessen der Apothekerinnen<br />
und Apotheker entgegen und sei insofern<br />
vernachlässigbar, als die wirklichen<br />
Einsparungen durch den Preisverfall lukriert<br />
würden und nicht durch den Austausch<br />
verschiedener Generika untereinander,<br />
sagte Agneter. Auch müsse dann<br />
vorgeschrieben werden, dass durch den<br />
Apotheker nur die günstigste Arzneispezialität<br />
des jeweiligen Wirkstoffes abgegeben<br />
werden dürfe. „Und das bedingt<br />
einen gravierenden Nachteil: Diese Vorgangsweise<br />
würde zu einer akuten Gefährdung<br />
der Versorgung führen. Wenn<br />
nur die günstigste Arzneispezialität abgegeben<br />
werden darf, müsste diese in<br />
diesem Monat – die Preise können einmal<br />
im Monat geändert werden – 100<br />
Prozent des Marktes abdecken, ohne<br />
dass dies planbar ist.“<br />
Zudem liege der Krankenkassenpreis<br />
von über 41 Prozent aller erstattungsfähigen<br />
Arzneimittelpackungen unter der<br />
Rezeptgebühr. „Mit anderen Worten<br />
wird der Großteil der Arzneimittel, welche<br />
von einer Aut-idem Regelung umfasst<br />
wären, privat bezahlt“, so Agneter:<br />
„Der Patient darf also zahlen, hätte aber<br />
keinerlei Mitspracherecht bei der Auswahl<br />
seines Arzneimittels und bekommt<br />
in der Apotheke ein anderes als gewohnt<br />
und mit dem Arzt besprochen. Das läuft<br />
allen Regeln des shared decision making<br />
mit dem behandelnden Arzt entgegen.<br />
Es gibt aus gutem Grund die Trennung<br />
zwischen Verschreibung durch den<br />
behandelnden Arzt und die Abgabe<br />
durch Apotheken“, so Agneter abschließend.<br />
<br />
(bs/sb)<br />
Service: Weitere Informationen zur<br />
Kampagne gegen die Wirkstoffverschreibung<br />
finden Sie online unter<br />
www.gegenwirkstoffverschreibung.at.<br />
Die Ärztekammer für Wien hat außerdem<br />
eine Petition zur Medikamentenabgabe<br />
in den Ordinationen gestartet.<br />
Unter www.ohneumweggesund.at kann<br />
diese unterzeichnet werden.<br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 23
SERVICE KONGRESSE<br />
MÄRZ BIS MAI <strong>2022</strong><br />
39. Ernährungskongress des Verband<br />
der Diätologen Österreichs<br />
Ort: virtuell<br />
Termin: 24. – 25.3.<strong>2022</strong><br />
Thema: Mentale Gesundheit, Zusammenhang zwischen<br />
Ernährung und Psyche, Die Rolle des Immunsystems, Suchterkrankungen,<br />
Essstörungen, Psychische Erkrankungen in der<br />
Pädiatrie wie frühe Essstörungen (Fütterungsstörungen), Autismus<br />
und Ernährung, Depression, Psychische Störungen/Erkrankungen<br />
bei Adipositas und nach adipositaschirurgischen<br />
Eingriffen<br />
Kongresspräsidentin: Prof. in Andrea Hofbauer, MSc, MBA<br />
Veranstalter und Anmeldung: Verband der Diaetologen<br />
Österreichs, 1050 Wien, Grüngasse 9/Top 20,<br />
E-Mail: office@diaetologen.at, www.diaetologen.at<br />
Information: AZ med.info, 1010 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />
Tel.: +43/1/531 16-33 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
Kardiologische Fortbildungsseminare<br />
Highlight in Cardiology, Hybrid Veranstaltung<br />
Ort: Schloss Wilhelminenberg, 1160 Wien, Savoyenstraße 2<br />
Termin: 2.4.<strong>2022</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Kurt Huber<br />
Veranstalter: Verein zur Förderung der Forschung<br />
auf dem Gebiet der Arteriosklerose, Thrombose und vaskulären<br />
Biologie<br />
Anmeldung: MAW - Medizinische Ausstellungs- und<br />
Werbegesellschaft, Sonja Chmella, Stefanie Skodler,<br />
Tel.: +43/1/536 63-32 DW, E-Mail: kardio@media.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardiohigh22<br />
Lebertransplantationskurs <strong>2022</strong><br />
Ort: Austria Trend Hotel Congress, 6020 Innsbruck,<br />
Rennweg 12a<br />
Termin: 7. – 8.4.<strong>2022</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Ivo<br />
Graziadei, Univ.-Prof. Dr. Stefan Schneeberger,<br />
Univ.-Prof. Dr. Heinz Zoller<br />
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie<br />
und Hepatologie, Arbeitsgruppe Hepatologie<br />
Information: ÖGGH Fortbildungen, Lisa Thek,<br />
Tel.: +43/1/536 63-36 DW,<br />
E-Mail: oeggh.fortbildungen@media.co.at, www.oeggh.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/lebertranspl22<br />
17. Kardiovaskuläres Symposium<br />
Komplexe Entscheidungen im klinischen Alltag<br />
Ort: Schloss Wilhelminenberg, 1160 Wien, Savoyenstraße 2<br />
Termin: 7.5.<strong>2022</strong><br />
Organisation: Prim. Dr. Johann Sipötz,<br />
Priv.-Doz. Dr. Martin Werner<br />
Information: AZ med.info, 1014 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />
Tel.: +43/1/531 16-68 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
BITTE BEACHTEN SIE<br />
Das gesamte wissenschaftliche Programm der Gesellschaft der<br />
Ärzte in Wien können Sie auf www.billrothhaus.at nachlesen.<br />
ZAFI – ZAHNÄRZTLICHE FORTBILDUNG<br />
ZAFI – Zahnärztliche Fortbildung der Landeszahnärztekammer für Wien<br />
1060 Wien, Gumpendorferstraße 83/4, Tel.:+43/1/597 33 57/10-12 DW, Fax: 13 DW<br />
E-Mail: spitzhuetl@zafi.at<br />
Live Intensiv Curriculum Implantologie <strong>2022</strong><br />
Dr. Christian Schober, Univ.-Prof. DDr. Raoul Polansky,<br />
Prof. Priv.-Doz. DI DDr. Rudolf Seemann<br />
25. – 26.3., 3. – 4.6.<strong>2022</strong><br />
Einmal quer durch die Kinderzahnmedizin<br />
Dr. in Dinah Frässle-Fuchs<br />
2.4.<strong>2022</strong><br />
Ästhetik Curriculum <strong>2022</strong><br />
Prof. Dr. Jürgen Manhart<br />
8. – 9.4., 10. – 12.6., 2. – 3.9., 7. – 9.10., 11. – 12.11., 2. – 3.12.<strong>2022</strong><br />
Die Assistenz bei Implantationen in der Zahnarztpraxis<br />
Dr. in Corina List<br />
22.4.<strong>2022</strong><br />
Implantologische und augmentative Verfahren am Humanpräparat<br />
Univ.-Prof. DDr. Christian Ulm, Dr. Christoph Vasak,<br />
Univ.-Prof. DDr. Werner Zechner<br />
22.4.<strong>2022</strong><br />
Möglichkeiten und Grenzen der modernen Implantologie<br />
Dr. Peter Randelzhofer<br />
23.4.<strong>2022</strong><br />
Endo Update<br />
Dr. Christian Diegritz<br />
29. – 30.4.<strong>2022</strong><br />
Basislehrgang: „Digitale Praxisorganisation“ (Seminar für Assistent*innen)<br />
Norbert Haimberger<br />
6.5.<strong>2022</strong><br />
Curriculum Parodontologie<br />
Prof. DDr. Matthias Folwaczny, Priv.-Doz. Dr. Stefan Hägewald, Univ.-Prof. Dr.<br />
Hady Haririan, Dr. Peter Purucker, Dr. in Peggy Weishaupt<br />
6. – 7.5., 24. – 25.6., 2. – 3.9., 21. – 22.10.<strong>2022</strong><br />
Aufbaulehrgang: „Termin- und Patientenmanagement“<br />
(Seminar für Assistent*innen)<br />
Norbert Haimberger<br />
7.5.<strong>2022</strong><br />
Effiziente Kieferorthopädie<br />
Dr. Stefano Troiani<br />
12. – 13.5., 15. – 16.9., 7. – 8.10., 2. – 3.12.<strong>2022</strong><br />
Effiziente Kieferorthopädie: Vom Straight Wire bis Aligner in<br />
der täglichen Praxis<br />
Dr. Stefano Troiani<br />
Modul 4: 20. – 21.5., Modul 5: 16. – 17.9.<strong>2022</strong><br />
Einfache Reparaturen in der Ordination (Seminar für das Team)<br />
Dr. Florian Rummer, ZTM Andreas Wunsch<br />
11.6.<strong>2022</strong><br />
Prothetikkurs für zahnärztliche Assistent*innen<br />
Dr. Florian Rummer, ZTM Andreas Wunsch<br />
11.6.<strong>2022</strong><br />
Professionelle Zahnreinigung mit Schall- und Ultraschallinstrumenten<br />
(Seminar für Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
Elisabeth Köhler<br />
24. – 25.6.<strong>2022</strong><br />
Tipps und Tricks in der Prothetik<br />
Dr. Florian Rummer, ZTM Andreas Wunsch<br />
10.9.<strong>2022</strong><br />
24 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
KONGRESSE SERVICE<br />
KARDIOLOGIE NETZWERK BURGENLAND – UPDATE <strong>2022</strong><br />
Ort: Kultur Kongresszentrum Eisenstadt, 7000 Eisenstadt, Franz Schubert Platz 6<br />
Termin: 23.4.<strong>2022</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Berger, MSc FESC,<br />
Dr. Maximilian Juhasz<br />
Veranstalter: Abteilung für Innere Medizin I mit Kardiologie und Nephrologie,<br />
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt<br />
Information: MAW – Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft,<br />
1010 Wien, Freyung 6, Barbara Horak, Tel.: +43/1/536 63-34 DW,<br />
E-Mail: kardio@maw.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/netzwerk22<br />
JAHRESTAGUNG DER ÖSTERREICHISCHEN GESELLSCHAFT FÜR HERZ- UND<br />
THORAKALE GEFÄSSCHIRURGIE<br />
Ort: Imlauer Hotel Pitter, 5020 Salzburg, Rainerstraße 6<br />
Termin: 25.5.<strong>2022</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Doz. Dr. Christoph Holzinger<br />
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie<br />
Information: MAW - Medizinische Ausstellungs.- und Werbegesellschaft, Barbara<br />
Horak, 1010 Wien, Freyung 6, Tel.: +43/1/536 63-34 DW, E-Mail: kardio@maw.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/oeghtg22<br />
10. JUBILÄUMSKONGRESS DER BREAST CARE NURSES <strong>2022</strong><br />
Ort: Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, 8020 Graz, Marschallgasse 12<br />
Termin: 25.5.<strong>2022</strong><br />
Veranstalter: Breast Care Nurses Steiermark mit Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft<br />
für Gynäkologische Onkologie<br />
Tagungsbüro: Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Graz, 8020 Graz, Marschallgasse<br />
12, Gabriele Moitzi, Tel.: +43/316 7067-13110, E-Mail: gabriele.moitzi@bbgraz.at<br />
Information: AZ med.info, 1010 Wien, Helferstorferstraße 4, Tel.: +43/1/531 16-20<br />
DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
19. KONGRESS DER ÖSTERREICHISCHEN GESELLSCHAFT FÜR NOTFALL-<br />
UND KATASTROPHENMEDIZIN<br />
Ort: Congress Center – Reed Messe Wien, 1020 Wien, Messeplatz 1<br />
Termin: 30. – 31.5.<strong>2022</strong><br />
Kongressleitung: Prim. Dr. Reinhard Doppler, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schreiber<br />
Kongresssekretariat: COLUMBUS Reisen GmbH & Co KG, 1010 Wien,<br />
Universitätsring 8, Sissy Aschenbach, Tel.: +43/664/450 65 25,<br />
notarztkongress@columbus.at<br />
Information: AZ med.info, 1010 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />
Tel.: +43/1/531 16-72 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at, www.notarztkongress.at<br />
30. ÖSTERREICHISCHES OSTEOPOROSEFORUM<br />
Ort: Eventresort Hotel Scalaria – St. Wolfgang, 5360 St. Wolfgang, Markt 107<br />
Termin: 23. – 25.6.<strong>2022</strong><br />
Themen: Nephrologie und Intensive Care, Zahnmedizin und Osteologie, Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie, Gynäkologie und Rheumatologie, Call for action, Aus der Praxis -<br />
Hand on, Young Investigators - Wissenschaft in Österreich, Sekundäre Osteoporose,<br />
Diabetes und Endokrinologie<br />
Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Doz. in Dr. in Astrid Fahrleitner-Pammer,<br />
Priv.-Doz. Dr. Chrisitan Muschitz<br />
Anmeldung: Wiener Medizinische Akademie, Christian Linzbauer,<br />
Tel.: +43/1/405 13 83-17 DW, E-Mail: osteoporose<strong>2022</strong>@wma.co.at,<br />
www.oegkm.at/osteoporoseforum<br />
MAI <strong>2022</strong><br />
Gastro Know How <strong>2022</strong><br />
Ort: Hypo Niederösterreich Zentrale, Landesband für Niederösterreich<br />
und Wien AG, 3100 St. Pölten, Hypogasse 1<br />
Termin: 7.5.<strong>2022</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Dr. Hartwig Bognar,<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Andreas Maieron, Dr. Gerald Oppeck<br />
Veranstalter: Karl Landsteiner Gesellschaft<br />
Information: AZ med.info, 1011 Wien, P.O. Box 155, Helferstorferstraße<br />
4, Tel.: +43/1/531 16-71 DW,<br />
E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/gastroknowhow22<br />
Frühjahrstagung <strong>2022</strong> des BKKÖ für Kinderund<br />
Jugendlichenpflege<br />
Ort: Lakeside Science & Technologie Park – Lakeside Spitz,<br />
9020 Klagenfurt am Wörthersee, Lakeside B11 (Hybrid)<br />
Termin: 12. – 13.5.<strong>2022</strong><br />
Tagungsbüro: Berufsverband Kinderkrankenpflege<br />
Österreich, 1097 Wien, Postfach 35, Tel. +43/1/470 22 33, E-<br />
Mail: office@kinderkrankenpflege.at,<br />
www.kinderkrankenpflege.at<br />
Information: AZ med.info, 1010 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />
Tel.: +43/1/531 16-33 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
DESO – Kurs <strong>2022</strong><br />
Ort: Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern,<br />
4020 Linz, Herrenstraße 54<br />
Termin: 12. – 13.5.<strong>2022</strong><br />
Veranstalter: Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern<br />
Information: forte – Maßschneiderei für Gesundheitswissen,<br />
Christina Ganser, Tel.: +43/732/7676 5791,<br />
E-Mail: c.ganser@forte.or.at<br />
Anmeldung: www.ordensklinikum.at/desokurs<strong>2022</strong><br />
Rheumatag Steiermark – Ärztliche Fortbildung<br />
Ort: Hotel Novapark, 8051 Graz, Fischeraustraße 22<br />
Termin: 14.5.<strong>2022</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Prof. Dr. Jens Thiel<br />
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Rheumatologie<br />
& Rehabilitation, Verein zur Förderung der Klinischen<br />
Abteilung für Rheumatologie<br />
Information: AZ med.info, 1010 Wien,<br />
Helferstorferstraße 4, Tel.: +43/1/531 16-41 DW,<br />
E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
Anmeldung: https://reg.azmedinfo.co.at/rheumagraz22<br />
EMC <strong>2022</strong> – European Melioidosis Congress<br />
Ort: Congress Graz, 8010 Graz, Albrechtgasse 1<br />
Termin: 16. – 18.5.<strong>2022</strong><br />
Veranstalter: Diagnostik- & Forschungsinstitut für<br />
Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin,<br />
Medizinische Universität Graz<br />
Information: MAW - Medizinische Ausstellungs.-<br />
und Werbegesellschaft, 1010 Wien, Freyung 6,<br />
Tel.: +43/1/536 63-83, E-Mail: emc<strong>2022</strong>@maw.co.at,<br />
www.media.co.at<br />
Anmeldung: www.emc<strong>2022</strong>.at<br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 25
SERVICE MEDIZIN<br />
Zwei Jahre Corona<br />
Überblick mit Abwasser-Monitoring<br />
Obgleich die Omikron-Welle ein sehr hohes Plateau an Neuinfektionen erreicht hat, rechnen Fachleute<br />
in Richtung Frühling und Sommer auch wieder mit Niedriginzidenz hierzulande. Einhellig erklang<br />
zuletzt der Ruf, dann ein System bei der Hand zu haben, das einen zeitnahen Überblick über das<br />
Infektions- und Variantengeschehen ermöglicht, ohne ständig massenweise zu testen. Ein etabliertes<br />
Kläranlagen-Monitoringsystem könne hier ein wichtiger Baustein sein.<br />
► „Es gibt Optimierungspotenzial<br />
für zeitnahe, repräsentative und<br />
flächendeckende Überwachungs systeme“,<br />
sagte der an der auf der Preprint-<br />
Plattform medRxiv erschienenen Studie<br />
beteiligte Virologe Andreas Bergthaler<br />
von der Medizinischen Universität<br />
Wien und dem Forschungszentrum für<br />
Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie<br />
der Wissenschaften (ÖAW) zur<br />
APA. Das Ziel ist es, einen möglichst guten<br />
Überblick über das Infektionsgeschehen<br />
im gesamten Bundesgebiet zu<br />
bewahren. Dazu müssen möglichst aktuelle<br />
Proben auf die Anwesenheit des<br />
SARS-CoV-2-Erregers untersucht werden,<br />
um zirkulierende Varianten zu<br />
identifizieren.<br />
Die Abwasservirusanalysen wurden<br />
bereits 2020 von einem weitreichenden<br />
Forschungsverbund um Heribert Insam<br />
vom Institut für Mikrobiologie<br />
der Universität Innsbruck, Norbert<br />
Kreuzinger vom Institut für Wassergüte<br />
und Ressourcenmanagement der<br />
Technischen Universität (TU) Wien<br />
sowie Herbert Oberacher vom Institut<br />
für Gerichtliche Medizin der Medizinischen<br />
Universität Innsbruck entwickelt.<br />
Dies wurde im Rahmen des<br />
damaligen „Coron-A“-Projekts vom<br />
Bildungsministerium, dem Landwirtschaftsministerium<br />
und mehreren<br />
Bundesländern gefördert. Mittlerweile<br />
werden die nationalen Kläranlagen-<br />
Monitoringsysteme vom Bildungs- und<br />
Gesundheitsministerium unterhalten.<br />
Die Virussequenzierungen von Abwasserproben<br />
von rund 100 Kläranlagen in<br />
ganz Österreich werden dabei laufend<br />
von Bergthalers Team in Zusammenarbeit<br />
mit den Partnern analysiert.<br />
Wertvolle Informationen<br />
Dass das System wertvolle Informationen<br />
für das Pandemiemanagement<br />
Es zeigte<br />
sich, dass<br />
sich zwischen<br />
Dezember<br />
2020<br />
und September<br />
2021 die<br />
Variantenverteilung<br />
im Abwasser<br />
nachverfolgen<br />
und die<br />
Ablöse der<br />
dominanten<br />
Varianten<br />
Alpha und<br />
Delta nachvollziehen<br />
ließen.<br />
Aus Abwasserdaten lässt sich<br />
das epidemiologische Geschehen<br />
genau ableiten und bestätigen.<br />
bringt, zeigt man nun gemeinsam mit<br />
Infektionsepidemiologen der AGES und<br />
vielen weiteren Forschenden in einer<br />
noch nicht von Fachkolleginnen und<br />
-kollegen überprüften Arbeit. Dort berichten<br />
die Wissenschafterinnen und<br />
Wissenschafter über die Viruserbgutsequenzierung<br />
von über 2000 Proben<br />
aus 94 Kläranlagen, deren Einzugsgebiet<br />
rund 57 Prozent der österreichischen Bevölkerung<br />
entspricht. Es zeigte sich, dass<br />
sich zwischen Dezember 2020 und September<br />
2021 die Variantenverteilung im<br />
Abwasser nachverfolgen und die Ablöse<br />
der dominanten Varianten Alpha und<br />
Delta nachvollziehen ließen. Darüber<br />
hinaus konnten auch lokale Cluster anderer<br />
Varianten identifiziert werden.<br />
Die Ergebnisse glich das Team mit<br />
Daten zu rund 130.000 von der AGES<br />
dokumentierten epidemiologischen<br />
Einzelfällen aus dem Einzugsgebiet<br />
der jeweiligen Kläranlagen ab. Aus den<br />
Abwasserdaten ließ sich das epidemiologische<br />
Geschehen genau ableiten<br />
und bestätigen. Ein solches Programm<br />
kann daher ein effektiver Weg für Ländern<br />
sein, in denen individuelles Testen<br />
und Sequenzieren nicht groß ausgerollt<br />
werden können beziehungsweise in denen<br />
dies schrittweise zurückgefahren<br />
wird.<br />
Gut aufgestelltes System<br />
Das Abwasserüberwachungssystem in<br />
Österreich sei im Vergleich zu vielen<br />
anderen Ländern sehr gut aufgestellt,<br />
so Bergthaler. Diese führende Rolle sei<br />
nicht zuletzt darauf zurückzuführen,<br />
dass sich frühzeitig wissenschaftliche<br />
Kooperationsnetzwerke zwischen den<br />
Forschungseinrichtungen etabliert hatten<br />
und die Behörden dies auch unterstützten.<br />
Wichtiger Puzzlestein<br />
Zuletzt bezweifelten einige Forschende,<br />
Politikerinnen und Politiker den Sinn<br />
des österreichischen Systems mit dem<br />
im internationalen Vergleich breit<br />
aufgestellten Testen und forderten eine<br />
Neuausrichtung des Pandemiemanagements<br />
in Richtung Herbst. Zudem<br />
gibt es eine schwelende Debatte<br />
zur Aufrechterhaltung des Gratistest-<br />
Angebots. Für Bergthaler stellen die<br />
Abwasseranalysen einen wichtigen<br />
Puzzlestein für einen möglichst guten<br />
epidemiologischen Überblick über das<br />
Infektionsgeschehen dar. Das zeige sich<br />
gerade in den vergangenen Wochen am<br />
Beispiel der Ausbreitung der Omikron-<br />
Untervariante BA.2.<br />
Dieser Überblick sei wichtig, um sich<br />
Fragen hinsichtlich Maßnahmen und<br />
Testinfrastruktur überhaupt erst sinnvoll<br />
stellen zu können, so Bergthaler.<br />
Das nun etablierte Monitoring wäre<br />
mittelfristig auch über SARS-CoV-2<br />
hinaus zur Beobachtung anderer Erkrankungen<br />
bundesweit sehr interessant.<br />
<br />
APA<br />
Foto: ShutterOK/iStock<br />
26 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
MEDIZIN SERVICE<br />
Corona: Homeoffice wirkt sich oft negativ auf Bewegungsapparat aus<br />
Das Arbeiten aus dem Homeoffice wirke sich<br />
oftmals sehr ungünstig auf den Bewegungsapparat<br />
aus, so kürzlich Thomas Rustler,<br />
Oberarzt am Wirbelsäulenzentrum Wien-<br />
Speising (Orthopädisches Spital Speising).<br />
„Zuhause ist die Arbeitsplatzsituation häufig<br />
weniger ergonomisch als im Büro, vor allem,<br />
wenn am Laptop gearbeitet wird.“<br />
Befindet sich der Bildschirm nicht auf<br />
Augenhöhe, sieht man zum Gerät hinab.<br />
„Die Brustwirbelsäule wird gekrümmt, die<br />
Halswirbelsäule überstreckt. Diese Bedingungen<br />
können zu<br />
Muskelverspannungen<br />
und Ausstrahlungskopfschmerzen<br />
führen“,<br />
erläuterte Rustler.<br />
Auch veritable Schäden<br />
am Bewegungsapparat<br />
seien nicht auszuschließen:<br />
„Bestehen<br />
bereits Abnützungserscheinungen<br />
an den<br />
kleinen Wirbelgelenken,<br />
kann diese Arthrose<br />
schmerzhaft aktiviert<br />
werden. Auch vorhandene,<br />
bisher ‚stumme‘, Bandscheibenschäden<br />
können Schmerzen verursachen.“ Therapeutisch<br />
habe die konservative Orthopädie ein<br />
breites Repertoire bei „Homeoffice-Hälsen“<br />
zu bieten. Einerseits könne die manuelle<br />
Medizin zum Einsatz kommen, andererseits<br />
könnten durch Infiltrationen an den<br />
Schmerzpunkten im Bereich der Halswirbel-<br />
und Brustwirbelsäule die Schmerzen gut<br />
„gemanagt“ werden.<br />
Die negativen Auswirkungen auf den Bewegungsapparat<br />
seien jedoch kein Grund,<br />
vom Homeoffice gänzlich abzusehen: „Man<br />
kann – und soll – sich seinen Heimarbeitsplatz<br />
durchwegs ergonomischer einrichten:<br />
Den Laptop höher positionieren (etwa auf<br />
dicken Büchern lagern) oder im Idealfall<br />
am Desktop-PC arbeiten“, riet der Experte.<br />
Auch regelmäßige Haltungswechsel sowie<br />
Lockerungsübungen hätten sich als effiziente<br />
Gegenmaßnahmen erwiesen. APA<br />
Autoimmunerkrankungen: Zentraler Baustein in Immunzellen entdeckt<br />
Foto: cgtoolbox/Capuski/iStock<br />
Wenn das Immunsystem aufgrund einer Fehlsteuerung<br />
körpereigene Strukturen angreift,<br />
können Autoimmunerkrankungen ausgelöst<br />
werden. Diese sind zwar bis heute nicht heilbar,<br />
können aber mit Hilfe therapeutischer Maßnahmen<br />
in ihrem Fortschreiten gebremst werden.<br />
Forschende am Zentrum für Physiologie<br />
und Pharmakologie der MedUni Wien haben<br />
nun einen zentralen Signalweg<br />
in Immunzellen entdeckt,<br />
der einen Beitrag zur<br />
Entwicklung eines<br />
neuen Therapieansatzes<br />
leisten kann.<br />
Ihre Studie wurde<br />
kürzlich im Journal<br />
Cell Reports<br />
veröffentlicht.<br />
Das Immunsystem<br />
schützt<br />
den Körper vor<br />
Infektionen aller<br />
Art und ist so konzipiert,<br />
dass es zwischen<br />
fremden Bedrohungen<br />
und körpereigenen Geweben<br />
unterscheiden kann. Wichtige Bestandteile<br />
des Immunsystems sind die T-Zellen,<br />
die auf Kommando anderer Immunzellen,<br />
der Dendritischen Zellen, in Aktion treten.<br />
Die Dendritischen Zellen aktivieren die T-<br />
Zellen nicht nur zum Einsatz, sie können auch<br />
Inaktivität anordnen – vor allem wenn es um<br />
körpereigene Gewebe geht, die nicht angegriffen<br />
werden sollen. In diesem Immuntoleranz<br />
genannten Mechanismus liegt der Schlüssel<br />
bereits bestehender Therapien bei Autoimmunerkrankungen.<br />
Mit Hilfe bestimmter pharmazeutischer<br />
Wirkstoffe (JAK-Inhibitoren) wird<br />
die Immuntoleranz der Immunzellen gefördert.<br />
Dadurch soll die Aktivität der T-Zellen<br />
gegen Körperstrukturen gehemmt<br />
werden, um ein Fortschreiten<br />
der Autoimmunerkrankung<br />
zu bremsen.<br />
JAK-Inhibitoren<br />
werden für die<br />
Behandlung von<br />
verschiedenen<br />
Autoimmunerkrankungen<br />
wie zum<br />
Beispiel Rheumatoide<br />
Arthritis<br />
eigesetzt. Die Wirkung<br />
der Inhibitoren – und<br />
zwar auf alle Immunzellen<br />
gleichzeitig – wurde in mehreren<br />
Studien bewiesen. Wie sie<br />
speziell auf Dendritische Zellen wirken und<br />
welche Rolle die Immuntoleranz insbesondere<br />
der T-Zellen (periphere T-Zell-Tolerogenese) in<br />
Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen<br />
spielt, hat nun ein Forschungsteam um Gernot<br />
Schabbauer und Omar Sharif vom Institut für<br />
Gefäßbiologie und Thromboseforschung am<br />
Zentrum für Physiologie und Pharmakologie<br />
der MedUni Wien erforscht.<br />
In Zusammenarbeit mit Wissenschafterinnen<br />
und Wissenschaftern am Christian Doppler Labor<br />
für Argininmetabolismus in Rheumatoider<br />
Arthritis und Multipler Sklerose der MedUni<br />
Wien und der St. Anna Kinderkrebsforschung<br />
entdeckten sie einen zentralen Baustein in<br />
Immunzellen, der bei Autoimmunerkrankungen<br />
relevant ist. „Es handelt sich dabei um<br />
den Signalweg in Dendritischen Zellen, der die<br />
T-Zell-Tolerogenese fördert. Dieser ermöglicht<br />
es den Dendritischen Zellen also, die Immuntoleranz<br />
speziell der T-Zellen zu boostern und<br />
sie daran zu hindern, körpereigene Strukturen<br />
anzugreifen“, verdeutlicht die Erstautorin der<br />
Studie, Andrea Vogel vom Institut für Gefäßbiologie<br />
und Thromboseforschung der MedUni<br />
Wien.<br />
Mit den Ergebnissen leisten die Forschenden einen<br />
Beitrag zu einem möglichen neuen zell-basierten<br />
Therapieansatz bei Autoimmunerkrankungen:<br />
Dabei soll gezielt auf den Signalweg in<br />
den Dendritischen Zellen eingewirkt werden,<br />
um die fehlgesteuerten T-Zellen „abzuschalten“<br />
und ein Fortschreiten der Autoimmunerkrankung<br />
einzudämmen. Weitere Forschungen<br />
dazu werden folgen, betont Andrea Vogel: „Als<br />
nächstes wollen wir untersuchen, ob dieser<br />
Signalweg in den Dendritischen Zellen auch bei<br />
Krebs eine Rolle spielt.“ <br />
MedUniWien<br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 27
SERVICE MEDIZIN<br />
Adipositas<br />
Immer mehr junge Männer zu dick<br />
Ein Forschungsteam der MedUni Wien erhob in einer Langzeit-Studie anhand der Gesundheitsdaten<br />
junger Männer bei der Stellung beim österreichischen Bundesheer, dass die Prävalenz für Übergewicht<br />
gestiegen ist und vor allem Adipositas Grad 2 und 3 überproportional zugenommen haben.<br />
► Das bedeutet in der Folge auch<br />
eine Zunahme kardiovaskulärer<br />
Erkrankungen und Diabetes sowie eine<br />
verkürzte Lebenserwartung. Weiters<br />
zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang<br />
zwischen erhöhtem BMI und<br />
einem niedrigeren Bildungsgrad sowie<br />
sozioökonomischen Status. Die Studie<br />
wurde im Fachjournal Obesity Surgery<br />
publiziert.<br />
Problem der Industrieländer<br />
„Je länger<br />
man stark<br />
übergewichtig<br />
ist,<br />
desto wahrscheinlicher<br />
kommt es zu<br />
Folgeerkrankungen<br />
wie<br />
Diabetes,<br />
Bluthochdruck<br />
und<br />
Störungen<br />
des Fettstoffwechsels“.<br />
blemen der Industrieländer. Gemäß<br />
Statistik Austria sind in Österreich 3,7<br />
Millionen Menschen über 15 Jahre<br />
übergewichtig und rund 17 Prozent von<br />
ihnen haben bereits Adipositas. Bereits<br />
im Alter von acht Jahren sind jeder dritte<br />
Bub und jedes vierte Mädchen übergewichtig<br />
oder adipös. Ein Team um<br />
den Viszeralchirurgen Gerhard Prager,<br />
Professor für Bariatrische Chirurgie<br />
und Leiter der Adipositas-Ambulanz<br />
der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie<br />
der MedUni Wien, analysierte<br />
die Gesundheitsdaten junger Männer<br />
zwischen 20<strong>03</strong> und 2018.<br />
Kontinuierlicher BMI-Anstieg<br />
Grundlage waren die Messungen von<br />
Größe und Gewicht bei der Stellung<br />
von 874.220 Männern im Alter von 18<br />
Jahren, um den Body Maß Index (BMI)<br />
und die „Waist to Height Ratio“, also<br />
das Verhältnis Bauchumfang zu Körpergröße,<br />
zu ermitteln. Es ergab sich,<br />
dass der durchschnittliche BMI von<br />
22,0 ± 3,95 kg/m2 im Jahr 20<strong>03</strong> auf 22,8<br />
± 4,69 kg/m2 im Jahr 2018 angestiegen<br />
war. Übergewicht und Adipositas I-III<br />
stiegen von 15,3 Prozent, 4,2 Prozent,<br />
1,2 Prozent und 0,4 Prozent (20<strong>03</strong>) auf<br />
20,4 Prozent, 7,1 Prozent, 2,5 Prozent<br />
beziehungsweise 0,8 Prozent (2018).<br />
Insgesamt 25,7 Prozent der jungen adipösen<br />
Männer wurden als nicht für den<br />
Wehrdienst tauglich beziehungsweise<br />
teiltauglich eingestuft.<br />
Zusammenfassend ergab die Studie<br />
also, dass der BMI und das damit einhergehende<br />
Risiko für kardiovaskuläre<br />
Erkrankungen in den vergangenen 15<br />
Jahren bei österreichischen männlichen<br />
Jugendlichen kontinuierlich gestiegen<br />
ist. Es wurde eine signifikante<br />
Verschiebung von Normalgewichtigen<br />
zu Übergewichtigen beobachtet, während<br />
sich höhere Adipositas-Grade in<br />
diesem Beobachtungszeitraum verdoppelten.<br />
Zudem zeigte sich auch ein<br />
Übergewicht und Adipositas gehören<br />
zu den wesentlichen Gesundheitsprosignifikanter<br />
Zusammenhang zwischen<br />
BMI, Tabakkonsum und niedrigerem<br />
Bildungsstatus.<br />
Keine „Lifestyle-Angelegenheit“<br />
Gerhard Prager: „Problematisch ist,<br />
dass Jugendliche die Adipositas ins<br />
Erwachsenenalter mitnehmen. Je länger<br />
man stark übergewichtig ist, desto<br />
wahrscheinlicher kommt es zu Folgeerkrankungen<br />
wie Diabetes, Bluthochdruck<br />
und Störungen des Fettstoffwechsels“.<br />
Je höher der BMI sei, desto<br />
höher wäre auch die Anzahl der Begleiterkrankungen.<br />
Problematisch sei<br />
es auch, dass Adipositas „noch immer<br />
nicht als ernstzunehmende chronische<br />
Erkrankung gesehen wird, sondern<br />
als Lifestyle-Angelegenheit“, so Prager<br />
weiter. Für Menschen mit Adipositas<br />
sei es kaum möglich, mittels Nahrungsreduktion<br />
und Bewegung dauerhaft an<br />
Gewicht zu verlieren. In der Therapie<br />
werde nach einem „Stufenplan“ vorgegangen,<br />
so Prager. Zuerst versuche<br />
man, den Lebensstil zu ändern, wodurch<br />
langfristig fünf bis zehn Prozent<br />
an Gewichtsverlust möglich wären. Die<br />
nächste Stufe sei eine medikamentöse<br />
Therapie, die mittelfristig 15 Prozent an<br />
Gewichtsverlust leistet. Prager: „Es gibt<br />
gut wirkende Medikamente, doch diese<br />
werden derzeit nicht von den Gesundheitskassen<br />
übernommen. Das sollte<br />
geändert werden“. Ebenfalls änderungsbedürftig<br />
sei für den Chirurgen,<br />
dass in der Stufe drei, wo es um Operationen<br />
zur Verkleinerung des Bauchumfanges<br />
gehe, jede einzelne Operation<br />
bewilligungspflichtig ist.<br />
Prager appelliert grundsätzlich, Adipositas<br />
als gesellschaftliches Problem und<br />
als Erkrankung mit schwerwiegenden<br />
Folgen anzuerkennen. Es gehe für alle<br />
darum, den Lebensmodus zugunsten<br />
mehr Bewegung zu ändern: „Wir sitzen<br />
zu viel. Sitzen ist das neue Rauchen.“<br />
<br />
MedUni Wien<br />
Foto: wildpixel/iStock<br />
28 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
Schmerzbefreiter<br />
Mittwoch<br />
<strong>2022</strong><br />
Zeit:<br />
15:30 -16:30 Uhr<br />
ONLINE<br />
20. April<br />
DAS RICHTIGE, ABER SCHNELL: UMGANG MIT AKUTEN SCHMERZEN<br />
OA Dr. Ekkehard Schweitzer, DEAA<br />
18. Mai<br />
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OA Dr. Wilhelm Kantner-Rumplmair<br />
8. Juni<br />
DOS AND DON’TS:<br />
SCHMERZTHERAPIE BEI FORTGESCHRITTENEN ERKRANKUNGEN<br />
Univ.-Prof. in Priv.-Doz. in DDr. in Eva Katharina Masel, MSc<br />
14. September<br />
STECHEND, BRENNEND, ELEKTRISIEREND:<br />
DIE BEHANDLUNG PERIPHERER NEUROPATHISCHER SCHMERZEN<br />
OÄ Dr. in Gabriele Graggober<br />
12. Oktober<br />
WENN´S KRACHT UND GRAMMELT: UMGANG MIT ARTHROSE<br />
OA Dr. Ekkehard Schweitzer, DEAA<br />
9. November<br />
BANDSCHEIBENVORFALL, WIRBELKÖRPEREINBRUCH &CO:<br />
DIE BEHANDLUNG SPEZIFISCHER RÜCKENSCHMERZEN<br />
OA Dr. Peter Machacek<br />
14. Dezember<br />
WENN DAS LEBEN BEGINNT:<br />
SCHMERZTHERAPIE IN SCHWANGERSCHAFT UND STILLZEIT<br />
OÄ Dr. in Gabriele Grögl-Aringer<br />
Anmeldung:<br />
Unter www.aekwien.at/webinare finden Sie jeweils den aktuellen Link,<br />
um am Webinar teilzunehmen.<br />
Bei Fragen wenden Sie sich gerne an fortbildung@aekwien.at.<br />
Für jedes Webinar werden Punkte im Rahmen<br />
der Diplomfortbildung der ÖÄK anerkannt.
SERVICE ZAHNÄRZTEKAMMER<br />
In eigener Sache<br />
Große Rochade<br />
Liebe Kolleginnen und<br />
Kollegen<br />
Die Kammerbeiträge<br />
stellen einen fixen<br />
Ausgabenblock für jede<br />
Zahnärztin und jeden<br />
Zahnarzt dar und sind<br />
in der Beitragsordnung<br />
der Österreichischen<br />
Zahnärztekammer geregelt.<br />
Vorgesehen, aber bis vor kurzem nicht<br />
klar definiert, sind auch Nachlässe in so<br />
genannten „Härtefällen”. Auf Initiative von<br />
Ozren Marković, Finanzreferent der Landeszahnärztekammer<br />
für Wien, konnte mit der<br />
Überarbeitung der Beitragsordnung <strong>2022</strong><br />
bundesweit eine klare Regelung geschaffen<br />
werden. Diese sieht unter anderem die Möglichkeit<br />
eines vollständigen Aussetzens der<br />
Beiträge in den folgenden Fällen vor:<br />
•Mutterschutz, Karenzurlaub, Väterkarenz<br />
•Grundwehr- und Zivildienst<br />
•Bildungskarenz ohne Gehaltsfortzahlung<br />
Mehr als die Hälfte der Ansuchen um Reduktion<br />
beziehungsweise Erlass der Kammerbeiträge<br />
erfolgen aufgrund von Mutterschutz<br />
beziehungsweise Karenz. Durch die aktuelle<br />
Änderung der Beitragsordnung können sich<br />
alle Mitglieder, die sich in Mutterschutz<br />
beziehungsweise in Karenz befinden (gilt<br />
auch bei Selbständigkeit oder Väterkarenz)<br />
unabhängig von ihrem Jahresgesamteinkommen<br />
für den Zeitraum der Aussetzung der<br />
zahnärztlichen Tätigkeit von den Kammerbeiträgen<br />
befreien lassen. Gleichzeitig schafft<br />
die Regelung mehr Effizienz in der internen<br />
Verwaltung und ist der Satzung des Wiener<br />
Wohlfahrtsfonds angeglichen. Es konnte<br />
daher ein Gleichlauf mit Erlässen im Wohlfahrtsfonds<br />
erreicht werden.<br />
Mein Dank dafür gilt unserem Finanzreferenten,<br />
der sich akribisch in die Beitragsordnung<br />
eingearbeitet hat. Mit seinen Inputs<br />
wurde ein wichtiger standespolitischer<br />
Impuls gesetzt und für unsere Mitglieder<br />
ein Beitrag zur finanziellen Sicherheit in<br />
besonderen beruflichen Zeiten geleistet.<br />
Mit kollegialen Grüßen,<br />
Bettina Schreder,<br />
Präsidentin der Landeszahn ärztekammer<br />
für Wien<br />
Die Referatsleiter Peter Reichenbach (links) und Thomas Bernhart.<br />
An der Spitze der Referate für<br />
betriebstechnische Auflagen<br />
und Qualitätssicherung sowie<br />
für Öffentlichkeitsarbeit gab es<br />
personelle Änderungen. Peter<br />
Reichenbach übergab die Agenden<br />
für Presse- und Kommunikation<br />
an seinen Sukzessor Thomas<br />
Bernhart. Er selbst übernahm das<br />
Hygienereferat.<br />
Beide Referate zählen in der<br />
Landeszahnärztekammer zu<br />
den „öffentlichkeitswirksamen“<br />
innerhalb der Mitgliederschaft.<br />
Dabei findet vor allem Peter Reichenbach<br />
in seinem neuen standrechtlichen<br />
Betätigungsfeld ein enges gesetzliches Korsett<br />
in den Bereichen betriebstechnische Auflagen<br />
und Qualitätssicherung vor. Trotzdem ortet der<br />
neue Referent bereits nach wenigen Wochen<br />
im neuen Amt einige Möglichkeiten, übernahm<br />
er die Tätigkeit vom einzigen Referenten,<br />
der nicht aus dem neuen Präsidium des Forum<br />
Zahnärzte Wien stammte. „Natürlich können<br />
wir uns nur innerhalb der gesetzlichen Möglichkeiten<br />
bewegen, aber es geht um das Wie<br />
und vor allem Wann Informationen an die<br />
Kollegenschaft weitergegeben werden.“ Womit<br />
sich der inhaltliche Kreis zu seiner bisherigen<br />
Aufgabe im Referat für Öffentlichkeitsarbeit<br />
und damit auch die enge Zusammenarbeit mit<br />
seinem bisherigen Sukzessor schließt.<br />
Ob im Hörsaal der Universität als Lehrender<br />
oder im Umgang mit den Patientinnen und<br />
Patienten: Kommunikation ist für den neuen<br />
Referenten für Öffentlichkeitsarbeit Teil seines<br />
beruflichen Alltags. In der Landeszahnärztekammer<br />
übernimmt Thomas Bernhart jetzt<br />
einen Bereich, der unter dem neuen Präsidium<br />
schon zahlreiche Akzente setzen konnte.<br />
Der Social Media Bereich wurde von Null<br />
weg neu aufgebaut, die Kommunikation über<br />
die eigenen Medien stark ausgebaut. Von der<br />
Website der Standesvertretung angefangen<br />
bis zur neu aufgelegten und intensivierten Zusammenarbeit<br />
mit der Ärztekammer für Wien,<br />
nicht zuletzt über <strong>doktorinwien</strong>. Bernhart will<br />
dabei das Tempo seines Vorgängers beibehalten<br />
und auf seine fachlichen Schwerpunkte<br />
umlegen. „Durch meine Tätigkeit an der SFU<br />
habe ich sehr gute und direkte Kontakte in die<br />
Studentenschaft, mit meiner Vortragstätigkeit<br />
bei Kongressen ergibt sich noch ein zweites<br />
zusätzliches Feld der Kommunikation, das<br />
wir ebenso bearbeiten wollen, wie die schon<br />
neu- oder weiterentwickelten Themenbereiche<br />
bisher“, gibt Bernhart einen kurzen Einblick<br />
auf die Themen der kommenden Wochen und<br />
Monate. <br />
World Oral Health Day <strong>2022</strong><br />
am 20. März<br />
Die Landeszahnärztekammer für Wien unterstützt<br />
die Aktivitäten zum “Weltmundgesundheitstag”,<br />
der jährlich am 20. März begangen wird. Die<br />
Aktion wurde vom Weltverband der Zahnärzte und<br />
Zahnärztinnen (World Dental Federation – FDI) ins<br />
Leben gerufen. Weltweit gibt es zahlreiche Aktivitäten,<br />
um die Aufmerksamkeit für die häufigsten<br />
Probleme rund um die Mund gesundheit zu steigern.<br />
Alle Informationen dazu finden sich auf<br />
https://www.worldoralhealthday.org sowie auf den<br />
Social Media Kanälen der Wiener Standesvertretung.<br />
Fotos: Agile Digital Twins; www.worldoralhealthday.org<br />
30 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
ZAHNÄRZTEKAMMER SERVICE<br />
Dentales Trauma<br />
Erstversorgung entscheidet!<br />
Die Versorgung traumatisch verletzter Zähne gehört üblicherweise nicht zum zahnärztlichen Alltag,<br />
die notwendige individuelle Behandlung aufgrund der vielfältigen Problemstellungen stellt eine Herausforderung<br />
in der Zahnmedizin dar.<br />
Fotos: studio9400/iStock<br />
► Unter einem dentalen Trauma<br />
versteht man eine indirekte oder<br />
direkte mechanische Schädigung von<br />
Zähnen und deren benachbarten<br />
Strukturen. Zu diesen zählen der<br />
Alveolarfortsatz, der Oberkiefer,<br />
der Unterkiefer mit dem Kiefergelenk<br />
und der Gesichtsschädel.<br />
Die Prävalenz für<br />
ein Zahntrauma liegt für<br />
Vorschulkinder bei 33 Prozent,<br />
für Schulkinder bei 25<br />
Prozent und für Erwachsene<br />
bei 33 Prozent. Der Großteil<br />
dentaler Traumata ereignet<br />
sich vor dem 19. Lebensjahr.<br />
Hier ergeben sich drei Altersgipfel<br />
gemäß Wachstum und<br />
Entwicklung. Diese sind das<br />
erste bis dritte, das achte bis<br />
zwölfte und das 18. bis 20. Lebensjahr.<br />
Von den Zahngruppen sind<br />
am häufigsten die oberen mittleren<br />
Schneidezähne, gefolgt von den oberen<br />
seitlichen Schneidezähnen betroffen.<br />
Primäre Akuttherapie<br />
Der Primärbehandlung kommt dabei<br />
bei einem dentalen Trauma die größte<br />
Bedeutung zu, da diese oftmals über<br />
den Erfolg der weiteren Behandlung bestimmt.<br />
Die primäre Akuttherapie beinhaltet<br />
die Reposition und Ruhigstellung<br />
von Zähnen und Zahnfragmenten. Auch<br />
die Weichteilversorgung soll bei der<br />
Primärtherapie erfolgen. Maßnahmen<br />
wie Sofortimplantation oder Extraktion<br />
hingegen gilt es zu vermeiden. In der<br />
Sekundärtherapie werden konservative<br />
Maßnahmen wie die endodontische<br />
Behandlung und Füllungstherapien angewandt,<br />
die Tertiärtherapie beschäftigt<br />
sich mit dem Zahnersatz. Die Ziele der<br />
Primärtherapie sind der Zahnerhalt, das<br />
Gewinnen von Zeit für die Planung der<br />
weiteren Therapie, das Vermeiden der<br />
mikrobiellen Besiedelung, das Beseitigen<br />
einer bakteriellen Infektion und das<br />
Von den Zahngruppen<br />
sind am<br />
häufigsten die<br />
oberen mittleren<br />
Schneidezähne<br />
betroffen.<br />
Erhalten der Vitalität der Gewebe. Die<br />
ästhetische Rekonstruktion ist zu diesem<br />
Zeitpunkt der Behandlung zweitrangig.<br />
Während die klinische Diagnostik von<br />
außen nach innen erfolgt, wird die<br />
Therapie üblicherweise von innen nach<br />
außen angegangen. Die extraorale Diagnostik<br />
beinhaltet eine Untersuchung<br />
der Weichgewebe Haut und Lippen, der<br />
Hartgewebe/Knochen und einer Funktionsprüfung<br />
der Mundöffnung und<br />
gegebenenfalls Okklusionsstörungen.<br />
Der Großteil<br />
dentaler<br />
Traumata<br />
ereignet sich<br />
vor dem 19.<br />
Lebensjahr.<br />
Anamnese, extra- und intraorale Diagnostik<br />
Die intraorale Diagnostik inspiziert die<br />
Weichgewebe Lippe, Zunge, Gingiva<br />
und Schleimhaut, die Zahnhartsubstanz,<br />
das Endodont und Parodont der<br />
Zähne sowie den Alveolarfortsatz.<br />
Richtige Lagerung der Zähne<br />
Die richtige Lagerung im Falle von ausgeschlagenen<br />
Zähnen und Zahnfragmenten<br />
kann zumindest über kurze<br />
Zeit hinweghelfen, das eigene Zahnmaterial<br />
bis zur Erstversorgung zu retten.<br />
Optimal wäre die Lagerung in einer sogenannten<br />
Zahnrettungsbox. Die Lagerung<br />
von Zähnen oder Zahnfragmenten<br />
erfolgt dabei in einer isotonischen Lösung<br />
mit einem bestimmen Zellkulturmedium.<br />
Eine Zahnrettungsbox kann<br />
die Vitalität der desmodontalen Zellen<br />
für ungefähr 24 Stunden aufrechterhalten.<br />
Als Alternative beziehungsweise<br />
mit haushaltsüblichen Mitteln kann<br />
der Zahn auch in der Alveole, in der<br />
Backentasche, in kalter frischer Milch<br />
oder in einer isotonen Kochsalzlösung<br />
gelagert werden.<br />
Gemeinsam mit Steffen Schneider, seit<br />
2017 Leiter der Ambulanz der Klinik für<br />
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,<br />
Medizinische Universität im Allgemeines<br />
Krankenhaus der Stadt Wien,<br />
wird in den kommenden Ausgaben und<br />
auf der Website der Landeszahnärztekammer<br />
für Wien auf spezielle Formen<br />
der Zahntraumata und deren Behandlung<br />
eingegangen. <br />
Stellt sich ein Patient oder eine Patientin mit einem Frontzahntrauma in der zahnärztlichen<br />
Praxis vor, sollte zuerst immer eine allgemeine Anamnese erfolgen. Diese soll Fragen zum Unfallhergang<br />
(Wie? Wo? Wann? Wer?), Fragen zur Abklärung eines Schädel-Hirn-Traumas und<br />
Fragen zum allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten beziehungsweise der Patientin und<br />
zu einer medikamentösen Therapie, zum Beispiel mit oralen Antikoagulantien, beinhalten. Auch<br />
gilt es den aktuellen Impfstand für Tetanus abzuklären.<br />
<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 31
SERVICE CHRONIK<br />
Hypertrophe Narben: Vera Vorstandlechner ist „Researcher of the Month“<br />
Vera Vorstandlechner wurde im Februar<br />
anlässlich ihrer im Journal Nature Communications<br />
erschienenen Arbeit „The serine proteases<br />
dipeptidyl-peptidase 4 and urokinase<br />
are key molecules in human and mouse scar<br />
formation“ als Wissenschafterin des Monats<br />
ausgezeichnet.<br />
Hypertrophe Narben mit verdickten, oft<br />
schmerzhaften und juckenden Narbensträngen<br />
sind nach Unfällen, Operationen und<br />
besonders nach Verbrennungsverletzungen<br />
eine schwere Belastung für Betroffene. Obwohl<br />
verschiedene, leider oft unbefriedigende<br />
Therapiekonzepte zur Verfügung stehen, sind<br />
bis jetzt keine Wirkstoffe bekannt, die hypertrophe<br />
Narben schon während ihrer Bildung<br />
verbessern oder verhindern können.<br />
Mittels Einzelzellsequenzierung haben<br />
die Forscherinnen und Forscher in dieser<br />
Studie sowohl das Genmuster ausgereifter<br />
humaner hypertropher Narben als auch der<br />
Narbenreifung im Mausmodell analysiert.<br />
Dabei wurde in humaner Haut ein bestimmter<br />
Subtyp von Fibroblasten identifiziert,<br />
der maßgeblich an der Narbenentwicklung<br />
beteiligt war. Der Vergleich dieses<br />
Narben-spezifischen Fibroblasten-Typs mit<br />
Vera Vorstandlechner<br />
Fibroblasten im Zuge der Narbenreifung in<br />
Mäusen führte zur Identifikation von einer<br />
Gruppe von Serinproteasen, die in beiden<br />
experimentellen Ansätzen gleichermaßen<br />
erhöht waren.<br />
Die Hemmung von Dipeptidyl-Peptidase IV<br />
(DPP4) mit dem Wirkstoff Sitagliptin und<br />
von Urokinase (PLAU) mit BC-11 verhinderten<br />
in vitro die Bildung von Myofibroblasten,<br />
welche in Narben und anderen fibrosierenden<br />
Pathologien für Kontraktion und übermäßige<br />
Matrix-Deposition verantwortlich sind. Die<br />
Zugabe von Sitagliptin und BC-11 zu Fibroblastenkulturen<br />
reduzierte dabei deutlich die<br />
Ausschüttung von Matrix-Komponenten wie<br />
Kollagen und Fibronektin und verringerte die<br />
Kontraktilität der Fibroblasten. Im Maus-<br />
Wundmodell zeigte sich durch die topische<br />
Anwendung der Inhibitoren, bei gleich guter<br />
Wundheilung, eine Verbesserung der Narbenqualität<br />
mit verringerter Parallelität der<br />
Kollagenfasern und reduzierter Akkumulierung<br />
von extrazellulären Matrixproteinen.<br />
Die Studie ermöglicht somit einerseits völlig<br />
neue Einblicke in die Genaktivität in Narbengewebe,<br />
und zeigte Wirkstoffe zur möglichen<br />
Therapie von hypertrophen Narben. <br />
Zur Auszeichnung: Um hervorragende Forschungsleistungen<br />
der MedUni Wien bekannt<br />
zu machen, startete das Rektorat der MedUni<br />
Wien im Juni 2004 das Programm „MedUni<br />
Wien-Researcher of the Month“. Im Monatsrhythmus<br />
kürt eine unabhängige Expertenkommission<br />
Forscherinnen und Forscher für ihre<br />
herausragende Forschungstätigkeit.<br />
AMIKE: Krisenberatung für Menschen<br />
mit Migrationshintergrund<br />
Die Diakonie Österreich hat mit dem AMIKE-Telefon ein spezielles<br />
Angebot geschaffen: Interkulturelle psychosoziale Akuthilfe<br />
für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund. Anonym,<br />
mehrsprachig und für ganz Österreich.<br />
Sorgen um die Familie, Arbeit, Lernen, bei Krankheit oder Tod<br />
eines lieben Menschen, wenn wichtige Entscheidungen zu treffen<br />
sind, die Zukunft Angst macht und die Vergangenheit nicht<br />
vergangen sein will – solche Lebensumstände sind schwer zu<br />
ertragen.<br />
Nicht immer kennt man einen Menschen, mit dem man darüber<br />
reden kann oder will. Die COVID-19-Krise hat die Isolation für<br />
viele von uns noch verstärkt.<br />
Die krisenerfahrenen Psychotherapeutinnen und -therapeuten<br />
haben selbst Migrationserfahrung, sie hören zu und verstehen<br />
– anonym und in den Sprachen Dari/Farsi, Arabisch, Türkisch,<br />
Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Englisch, Russisch und gerne auch<br />
in Deutsch.<br />
Die Beratung ist kostenlos und kann ein- oder mehrmalig erfolgen.<br />
Es sind keine Deutschkenntnisse notwendig.<br />
Service: AMIKE-Telefon, Tel. 01 343 0101, Auskunftszeiten: Montag<br />
bis Donnerstag 11 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Freitag 11 bis 13 Uhr<br />
und 14 bis 16 Uhr. Am Tonband erfahren Sie, wann die gewünschte<br />
Sprache erreichbar ist. Weitere Informationen: www.diakonie.at/<br />
einrichtung/amike-telefon.<br />
Weibliche Genitalverstümmelung:<br />
Neue Telefonberatung informiert<br />
Starke Schmerzen beim Wasserlassen und Sex, lebensbedrohliche<br />
Komplikationen bei der Geburt, Angststörungen und<br />
Depressionen. Das sind nur einige der schweren Folgen von<br />
weiblicher Genitalverstümmelung (FGM/C). Dennoch wird diese<br />
Art der Beschneidung weiterhin illegal praktiziert. Schätzungen<br />
zufolge sind mehr als 8000 Mädchen und Frauen in Österreich<br />
betroffen, es wird von einer um ein Vielfaches höheren<br />
Dunkelziffer ausgegangen. Der Aufklärungsbedarf ist groß. Um<br />
gefährdete und betroffene Frauen und Mädchen zu unterstützen,<br />
startet die FGM-Koordinationsstelle zusätzlich zu bereits bestehenden<br />
Beratungsangeboten jetzt ein neues österreichweites<br />
„Infotelefon“.<br />
Die vom Bundeskanzleramt finanzierte FGM-Koordinationsstelle<br />
bietet Beratung, Präventionsarbeit, Informationen und Unterstützung<br />
bei allen Fragen zum Thema weibliche Genitalverstümmelung.<br />
Ziel ist es, gefährdete und betroffene Frauen und Mädchen<br />
zu unterstützen, eine Anlaufstelle für Hilfesuchende, Fachleute,<br />
Fachkräfte und betroffene Communities zu sein und alle Akteurinnen<br />
und Akteure miteinander zu vernetzen.<br />
Service: Die kostenlose und anonyme Telefonberatung ist unter 01<br />
267 7 267 erreichbar und richtet sich auch an Fachkräfte wie Ärztinnen,<br />
Ärzte, Pädagoginnen und Pädagogen. Zehn Beraterinnen und<br />
Berater informieren von Montag bis Donnerstag von 9-16 Uhr sowie<br />
freitags von 9-12 Uhr und vermitteln bei Bedarf an Beratungsstellen<br />
weiter.<br />
Foto: MedUni Wien<br />
32 doktor in wien 02_<strong>2022</strong>
CHRONIK SERVICE<br />
Öffentliche Gesundheitsausgaben 2020 deutlich gestiegen<br />
Rund 43,5 Milliarden Euro wurden im<br />
Jahr 2020 für Gesundheitsleistungen<br />
ausgegeben. Das ist ein Anstieg um<br />
etwa 4,5 Prozent im Vergleich zum<br />
Vorjahr. Während die Ausgaben<br />
der öffentlichen Hand aufgrund der<br />
Bekämpfung der COVID-19 Pandemie<br />
deutlich gestiegen sind, sind die<br />
privaten Ausgaben für Gesundheitsleistungen<br />
leicht zurückgegangen. Gemessen<br />
am BIP sind die Gesundheitsausgaben<br />
um einen Prozentpunkt auf<br />
11,5 Prozent gestiegen, berichtete die<br />
Statistik Austria am 10. Februar <strong>2022</strong>.<br />
Für die Maßnahmen zur Pandemie-<br />
Bekämpfung gab der Staat im Jahr 2020 1,42<br />
Milliarden Euro aus. 523 Millionen Euro<br />
entfielen auf Aufwendungen für Schutzausrüstung,<br />
361 Millionen Euro auf Massentestungen<br />
und Screening-Programme.<br />
Das Contact-Tracing und die Quarantänemaßnahmen<br />
kosteten 98 Millionen Euro.<br />
Weitere 434 Millionen Euro flossen in Informationsmaßnahmen,<br />
das Krankentransportwesen,<br />
Gesundheitseinrichtungen und die<br />
Krisenstäbe der Länder.<br />
Insgesamt sind die Ausgaben zwar gestiegen,<br />
Gesundheitsausgaben gestiegen<br />
in Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP)<br />
9,2<br />
2000<br />
10,2<br />
2010<br />
10,4<br />
2015<br />
10,4<br />
2016<br />
Grafik: © APA, Quelle: Statistik Austria<br />
10,4<br />
2017<br />
10,3<br />
2018<br />
10,5<br />
2019<br />
11,5<br />
2020<br />
aber auf einem ähnlichen Niveau wie im<br />
Vorjahr, so Statistik Austria-Generaldirektor<br />
Tobias Thomas. „Der Anstieg der Gesundheitsausgaben<br />
im Jahr 2020 ist in erster Linie<br />
durch die Mehraufwendungen zur Bekämpfung<br />
der COVID-19-Pandemie bedingt. So<br />
wurden 1,42 Milliarden Euro an öffentlichen<br />
Mitteln zur Bewältigung der gesundheitlichen<br />
Aspekte der Pandemie aufgewendet,<br />
hinzu kamen weitere Ausgabensteigerungen<br />
im Gesundheitsbereich. Gedämpft wurde<br />
der Anstieg dadurch, dass in einigen<br />
Teilbereichen die Inanspruchnahme<br />
medizinischer Leistungen geringer<br />
ausgefallen ist.“<br />
Zurückgegangen seien die privaten<br />
Ausgaben, etwa für zahnärztliche<br />
Leistungen, therapeutische oder orthopädische<br />
Hilfsmittel sowie Rehabilitations-<br />
und Kurleistungen. Die<br />
privaten Gesundheitsausgaben sind um<br />
1,2 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro<br />
gesunken, die öffentlichen um 6,4 Prozent<br />
auf 33,3 Milliarden Euro gestiegen.<br />
Insgesamt machten die Ausgaben für<br />
Gesundheitsleistungen im Jahr 2020<br />
11,5 Prozent der Wirtschaftsleistung<br />
aus. Das ist eine Steigerung um einen Prozentpunkt<br />
zum Vorjahr. Grund dafür sei laut<br />
Statistik Austria vor allem der Rückgang des<br />
BIPs. Im Vergleich jener 22 OECD-Länder,<br />
für die bereits Daten für 2020 vorliegen, belegt<br />
Österreich damit den vierten Platz hinter<br />
dem Vereinigten Königreich mit einem BIP-<br />
Anteil von 12,8 Prozent, Deutschland (12,5<br />
Prozent) und Frankreich (12,4 Prozent). Hier<br />
fehlen jedoch noch die Daten einiger bedeutender<br />
OECD-Staaten wie den USA, der<br />
Schweiz, Japan, Kanada oder Spanien. <br />
Neuerscheinung: Wiener Selbsthilfegruppen<br />
Verzeichnis <strong>2022</strong><br />
Medizinstudium: Bundesheer erhält<br />
zehn Studienplätze<br />
Foto: Cunaplus_M.Faba/iStock<br />
Für einander da sein und<br />
Schwierigkeiten gemeinsam<br />
besprechen, das ist das Angebot<br />
von über 260 Selbsthilfegruppen<br />
in Wien, bei denen rund<br />
40.000 Betroffene und Angehörige<br />
wichtige Unterstützung<br />
finden. Jährlich veröffentlicht<br />
die Selbsthilfe-Unterstützungsstelle<br />
SUS Wien ein Verzeichnis,<br />
in dem sämtliche Selbsthilfegruppen<br />
und deren Kontaktdaten gesammelt sind. Dazu gehören<br />
Gruppen zu unterschiedlichsten körperlichen oder seelischen<br />
Erkrankungen sowie zur Bewältigung von Krisensituationen. Das<br />
aktuelle Verzeichnis zeigt auch, dass es durch gesellschaftliche<br />
Veränderungen Bedarf für neue Selbsthilfegruppen gibt. So<br />
finden sich seit heuer etwa auch Angebote für Menschen mit<br />
Kinderwunsch, Angehörige von transidenten Kindern oder für<br />
Borderline-Betroffene.<br />
Service: Das Wiener Selbsthilfegruppen Verzeichnis <strong>2022</strong> kann kostenlos<br />
beim Broschüren-Bestellservice der Wiener Gesundheitsförderung<br />
telefonisch unter 4000 76924 oder per E-Mail an broschueren@<br />
wig.or.at angefordert werden. Zusätzlich liegt es in zahlreichen<br />
Beratungsstellen, Bezirksämtern sowie Krankenhäusern aber auch in<br />
Apotheken und bei Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern<br />
in ganz Wien auf.<br />
Das Bundesheer erhält ab dem kommenden Studienjahr bis<br />
zu zehn Studienplätze für das Studium der Humanmedizin an<br />
der Medizin-Uni Wien. Das sehen die Leistungsvereinbarung<br />
mit dem Ministerium beziehungsweise<br />
die Verordnung für das heurige<br />
Aufnahmeverfahren vor. Das Heer<br />
bezahlt den Studierenden ein<br />
Gehalt, umgekehrt müssen diese<br />
sich verpflichten, nach der<br />
Ausbildung als Militärarzt zu<br />
arbeiten.<br />
Das Universitätsgesetz sieht<br />
seit kurzem vor, dass eine<br />
bestimmte Anzahl an Medizin-<br />
Studienplätzen für Aufgaben im<br />
öffentlichen Interesse reserviert<br />
werden darf. Dies muss in der Leistungsvereinbarung<br />
zwischen Uni und Bildungsministerium festgelegt<br />
werden – was nun erfolgt ist, als öffentliches Interesse wird die<br />
umfassende Landesverteidigung angegeben. Die Heeres-Kandidaten<br />
müssen zwar am normalen Aufnahmetest teilnehmen, in<br />
dem die insgesamt 680 Humanmedizin-Plätze vergeben werden.<br />
Sie müssen aber nicht unter den 680 besten Kandidaten sein,<br />
sondern nur mindestens 75 Prozent der Punkteanzahl aller angetretenen<br />
Bewerberinnen und Bewerber erreichen, um tatsächlich<br />
den Studienplatz zu erhalten.<br />
02_<strong>2022</strong> doktor in wien 33
SERVICE RECHT<br />
Impfpflicht<br />
Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis<br />
Seit Februar <strong>2022</strong> gilt in Österreich eine allgemeine COVID-19-Impfpflicht, um eine hohe Durchimpfungsrate<br />
zu erreichen und so das österreichische Gesundheitssystem zu schützen, sowie die Corona-<br />
Pandemie zu bekämpfen. Direkte Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis werden durch das Gesetz<br />
nicht geregelt, was jedoch keinesfalls ungewöhnlich ist.<br />
Von Alexandra Lichtenegger<br />
► Auf Basis des Gesetzes wird die<br />
Impfung demnach zu keiner arbeits-<br />
oder dienstrechtlichen Verpflichtung.<br />
Maßnahmen, die allenfalls gegen<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
gesetzt werden, können nicht direkt auf<br />
das Impfpflichtgesetz gestützt werden.<br />
Am Arbeitsplatz gilt weiterhin die 3Gbeziehungsweise<br />
2,5G-Regel, die neben<br />
der Impfung oder Genesung auch regelmäßige<br />
Tests zulässt.<br />
Ob in einem Unternehmen strengere<br />
Maßnahmen eingeführt werden können,<br />
bedarf einer genauen Beurteilung.<br />
Zu fragen ist jedenfalls, ob ein<br />
Unternehmen überhaupt strengere<br />
Regelungen benötigt, um die Gesundheit<br />
der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
zu schützen. Aufgrund der<br />
Fürsorgepflicht hat das Unternehmen<br />
seine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
vor Gefahren am Arbeitsplatz<br />
zu schützen und zwar auch, wenn die<br />
Gefahr von anderen Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmern ausgeht.<br />
Interessensabwägung<br />
Im Rahmen einer Interessensabwägung<br />
ist zu ermitteln, wie weit diese<br />
Maßnahmen in Persönlichkeitsrechte<br />
eingreifen dürfen. Zudem sind auch<br />
unternehmerische Interessen zu beachten.<br />
So müssen jedenfalls die Interessen<br />
des Arbeitgebers an der Aufrechterhaltung<br />
des Betriebs und<br />
der Erfüllung der Fürsorgepflicht<br />
sowie die Interessen des Arbeitnehmers<br />
so wenig wie möglich<br />
durch Maßnahmen beeinträchtigt<br />
zu werden und gleichzeitig vor Ansteckung<br />
geschützt zu werden, in Einklang<br />
gebracht werden. Aufgrund<br />
dieser Abwägung können sodann<br />
weitere Maßnahmen gesetzt<br />
werden. Durch die Ein-<br />
Aufgrund<br />
der Fürsorgepflicht<br />
hat das<br />
Unternehmen<br />
seine<br />
Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer<br />
vor<br />
Gefahren am<br />
Arbeitsplatz<br />
zu schützen<br />
und zwar<br />
auch, wenn<br />
die Gefahr<br />
von anderen<br />
Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmern<br />
ausgeht.<br />
führung der gesetzlichen Impfpflicht<br />
wird sich in gewissen Bereichen auch<br />
eine 2G-Regel am Arbeitsplatz leichter<br />
rechtfertigen lassen.<br />
Kündigung und Entlassung<br />
Eine weitere arbeitsrechtlich äußerst<br />
relevante Frage betrifft die Zulässigkeit<br />
der Beendigung des Dienstverhältnisses<br />
aufgrund der Weigerung<br />
sich impfen zu lassen. Wie eingangs<br />
erwähnt, lassen sich aus dem Impfpflichtgesetz<br />
keine arbeitsrechtlichen<br />
Konsequenzen ableiten. Vielmehr ist<br />
auf der Grundlage der gesetzlichen<br />
Beendigungstatbestände zu entscheiden,<br />
ob die Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />
zulässig ist oder nicht.<br />
Nach österreichischem Recht kann ein<br />
Arbeitsverhältnis vom Arbeitgeber ohne<br />
die Angabe von Gründen unter Einhaltung<br />
von bestimmten Fristen und<br />
Terminen gekündigt werden. Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer des<br />
Wiener Gesundheitsverbundes unterliegen<br />
allerdings nach drei Jahren<br />
einem erhöhten Kündigungsschutz,<br />
wodurch das Dienstverhältnis nur unter<br />
bestimmten Gründen gekündigt<br />
werden kann.<br />
Ein Arbeitnehmer beziehungsweise<br />
eine Arbeitnehmerin, der beziehungsweise<br />
die aufgrund der Nichteinhaltung<br />
der allgemeinen Impfpflicht<br />
gekündigt wird, kann die Kündigung<br />
vor dem Arbeits- und Sozialgericht anfechten.<br />
Eine erfolgreiche Anfechtung<br />
der Kündigung wegen des Vorliegens<br />
eines verpönten Motivs oder Sittenwidrigkeit<br />
wird jedoch in diesem Falle<br />
eher unwahrscheinlich. Immerhin hat<br />
der OGH schon in seiner Entscheidung<br />
vom 14.9.2021, 8 Ob A 42/21s<br />
die Kündigung eines Krankenpflegers,<br />
der sich weigerte regelmäßige Corona-Tests<br />
durchzuführen, als rechtskonform<br />
angesehen und angedeutet,<br />
dass die Nichteinhaltung gesetzlicher<br />
Vorschriften einer erfolgreichen Kündigungsanfechtung<br />
wegen eines verpönten<br />
Motivs entgegensteht.<br />
Anders gelagert ist natürlich jener Fall,<br />
wenn ein Arbeitnehmer aus gesundheitlichen<br />
Gründen nicht geimpft werden<br />
kann. Auch eine Anfechtung der<br />
Kündigung wegen Sozialwidrigkeit ist<br />
denkbar, allerdings bei einer verfassungskonform<br />
ausgestalteten allgemeinen<br />
gesetzlichen Impfpflicht vermutlich<br />
oft nicht erfolgsversprechend.<br />
Die Zulässigkeit einer Entlassung ist<br />
sicherlich weit fraglicher. Es werden<br />
besondere Umstände vorliegen müssen,<br />
um die Entlassung Ungeimpfter<br />
zu rechtfertigen. So muss<br />
man hier jeden einzelnen Fall<br />
gesondert prüfen, sowie auf einschlägige<br />
Judikatur warten, um<br />
eine bessere Risikoeinschätzung<br />
geben zu können. <br />
Sollten Sie Fragen haben, so<br />
steht Ihnen die Rechtsabteilung<br />
für Auskünfte gerne zur Verfügung<br />
(recht@aekwien.at).<br />
Fotos: wildpixel/iStock<br />
34 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
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Arbeitsplatzpauschale für Ihr Zuhause<br />
So viel Zeit wie in den letzten beiden Jahren haben Sie wohl – trotz Ihres systemrelevanten Berufs –<br />
noch nie zuhause verbracht. Können Sie die Kosten für Ihr Heim von der Steuer absetzen?<br />
Von Iris Kraft-Kinz<br />
► Vor zwei Jahren – konkret am 16.<br />
März 2020 – hieß es seitens der<br />
Regierung: Bitte zuhause bleiben. Naturgemäß<br />
galt das für Sie als Vertreterinnen<br />
und Vertreter eines systemrelevanten<br />
Berufsstandes nur eingeschränkt<br />
– Ihrer Arbeit konnten (oder sollten!)<br />
gerade Sie jederzeit nachgehen.<br />
Dennoch ist davon auszugehen, dass<br />
Sie seit diesem Tag Ihr Heim mehr<br />
denn je für berufliche Aktivitäten genutzt<br />
haben, sei es, um die Arbeit in<br />
der Ordination vorzubereiten, Vorträge<br />
zusammenzustellen oder Artikel zu verfassen.<br />
Allesamt Szenarien, die die Frage<br />
aufwerfen, inwieweit die Nutzung<br />
Ihres Zuhauses Ihre Steuerbelastung<br />
reduzieren kann.<br />
Bis dato „leider nicht“<br />
Bislang musste diese Frage in der<br />
Mehrheit der Fälle mit NEIN beantwortet<br />
werden. Steuerlich anerkannte<br />
Arbeitszimmer sind nur ganz bestimmten<br />
Berufsgruppen vorbehalten.<br />
Dazu gehören Gutachterinnen und<br />
Gutachter, Schriftstellerinnen und<br />
Schriftsteller, Malerinnen und Maler,<br />
Komponistinnen und Komponisten,<br />
Unter bestimmten<br />
Umständen<br />
können Sie<br />
seit Beginn<br />
des Jahres<br />
<strong>2022</strong> Kosten<br />
für die<br />
betriebliche<br />
Nutzung<br />
Ihrer Wohnung<br />
in<br />
Form eines<br />
Arbeitsplatzpauschales<br />
als<br />
Betriebsausgabe<br />
geltend<br />
machen.<br />
Dichterinnen und Dichter sowie Personen,<br />
die Telework verrichten.<br />
Umso interessanter ist die Neuerung<br />
daher besonders für all jene Medizinerinnen<br />
und Mediziner, die Tätigkeiten<br />
ausüben, für die das Arbeitszimmer ein<br />
No-Go war, weil der Mittelpunkt der<br />
Tätigkeit außerhalb des Arbeitszimmers<br />
liegt, wie etwa Vortragende.<br />
Die Grundregel lautet: Sobald Sie Ihren<br />
Beruf an einem anderen Ort ausüben,<br />
bleibt Ihnen der Steuerabzug<br />
für zuhause grundsätzlich verwehrt.<br />
Eine Ausnahme hiervon gibt es nur für<br />
Ordinations- und Therapieräumlichkeiten,<br />
die Sie im Wohnungsverband<br />
unterhalten und die aufgrund der Ausstattung<br />
nur für Ihren Arztberuf genutzt<br />
werden können.<br />
Neuerung ab <strong>2022</strong><br />
Die strikte Verwehrung des Steuerabzugs<br />
für das „Homeoffice für Selbständige“<br />
wurde mit Ende des letzten Jahres<br />
ad acta gelegt.<br />
Unter bestimmten Umständen können<br />
Sie seit Beginn des Jahres <strong>2022</strong> Kosten<br />
für die betriebliche Nutzung Ihrer<br />
Wohnung in Form eines Arbeitsplatz-<br />
pauschales als Betriebsausgabe geltend<br />
machen. Allerdings nur dann, wenn Sie<br />
keinen anderen Raum für Ihre Tätigkeit<br />
zur Verfügung haben.<br />
Die Höhe des Arbeitsplatzpauschales<br />
hängt von Ihrer Tätigkeit ab – man<br />
unterscheidet zwischen großem und<br />
kleinem Arbeitsplatzpauschale.<br />
Großes Arbeitsplatzpauschale<br />
Das große Arbeitsplatzpauschale kann<br />
geltend gemacht werden, wenn keine<br />
anderen Einkünfte aus einem Dienstverhältnis<br />
oder einer betrieblichen Tätigkeit<br />
von mehr als 11.000 Euro erzielt<br />
werden, für die ein anderer Raum zur<br />
Verfügung steht. Mit diesem Arbeitsplatzpauschale<br />
werden sämtliche Aufwendungen,<br />
die aus der betrieblichen<br />
Nutzung der Wohnung entstehen, berücksichtigt.<br />
Beispiel: Herr Dr. Grün ist Gutachter.<br />
Seine Einkünfte aus dieser Tätigkeit<br />
betragen 65.000 Euro. Daneben ist er<br />
medizinischer Fachschriftsteller. Seine<br />
Einkünfte aus dieser Tätigkeit betragen<br />
15.000 Euro. Beide Tätigkeiten übt er<br />
ausschließlich in seiner Wohnung aus.<br />
Ein steuerlich anerkanntes Arbeitszim-<br />
Fotos: Kevin_Smart/iStock<br />
36 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>
STEUER SERVICE<br />
mer liegt nicht vor, da Herr Dr. Grün<br />
keinen eigenen Raum zur Verfügung<br />
hat. Ihm steht ein Arbeitsplatzpauschale<br />
von 1200 Euro zu, weil er keine Einkünfte<br />
bezieht, für die ihm außerhalb<br />
der Wohnung ein Raum zur Verfügung<br />
steht.<br />
Kleines Arbeitsplatzpauschale<br />
Das kleine Arbeitsplatzpauschale kann<br />
geltend gemacht werden, wenn andere<br />
Einkünfte aus einer aktiven Erwerbstätigkeit<br />
von mehr als 11.000 Euro erzielt<br />
werden, für die ein anderer Raum zur<br />
Verfügung steht. Neben dem kleinen<br />
Arbeitsplatzpauschale (300 Euro) sind<br />
nur Aufwendungen und Ausgaben für<br />
ergonomisch geeignetes Mobiliar (insbesondere<br />
Schreibtisch, Drehstuhl,<br />
Beleuchtung) eines in Ihrem Heim gelegenen<br />
Arbeitsplatzes bis zu insgesamt<br />
300 Euro im Jahr abzugsfähig.<br />
Gerade für niedergelassene Ärztinnen<br />
und Ärzte, die sich nebenbei als Vortragende<br />
oder Fachschriftstellerinnen und<br />
Fachschriftsteller betätigen, ist das Homeoffice<br />
mit Steuerabzug interessant.<br />
Ein Beispiel soll die Abzugsfähigkeit<br />
illustrieren:<br />
Herr Dr. Crux ist niedergelassener<br />
Zahnarzt. In seiner Freizeit verfasst er<br />
Artikel und hält Vorträge. Für die letztgenannten<br />
Tätigkeiten nutzt er seine<br />
Wohnung.<br />
Für die Tätigkeit als Fachschriftsteller<br />
kommt ein Arbeitsplatzpauschale von<br />
300 Euro in Betracht, weil die Einkünfte<br />
als Zahnarzt, für die ein Raum außerhalb<br />
der Wohnung zur Verfügung<br />
steht, 11.000 Euro übersteigen.<br />
Ärztinnen und Ärzte im Spital<br />
Auch Spitalsärztinnen und Spitalsärzte<br />
kann ein Arbeitsplatzpauschale<br />
zustehen, wie folgendes Beispiel zeigt:<br />
Frau Dr. in Erhart arbeitet im Spital.<br />
Im Rahmen dieses Dienstverhältnisses<br />
arbeitet sie auch zuhause und hat sich<br />
heuer ergonomisch geeignetes Mobiliar<br />
in Höhe von 800 Euro angeschafft.<br />
Zusätzlich ist sie Fachautorin für einen<br />
Ärzteverlag. Für diese Tätigkeit steht ihr<br />
Kraft-Kinz: „Nutzen<br />
Sie diese neue Steuerabzugsmöglichkeit.“<br />
kein Raum außerhalb ihrer Wohnung<br />
zur Verfügung. Frau Dr. in Erhardt hat<br />
im Jahr <strong>2022</strong> Einkünfte aus nichtselbständiger<br />
Arbeit in Höhe von 35.000<br />
Euro erzielt.<br />
Bei Ermittlung dieser Einkünfte steht<br />
der Ärztin ein Arbeitsplatzpauschale<br />
von 300 Euro zu. Die Aufwendungen<br />
für ergonomisch geeignetes Mobiliar<br />
kann sie entweder bei ihren Einkünften<br />
aus nichtselbständiger Arbeit oder bei<br />
ihren Einkünften aus selbständiger Arbeit<br />
berücksichtigen. Im Ergebnis werden<br />
die Aufwendungen somit im Jahr<br />
<strong>2022</strong> in Höhe von 300 Euro von der<br />
Steuer abgesetzt. Im Jahr 2023 sind 300<br />
Euro, im Jahr 2024 sind die restlichen<br />
200 Euro zu berücksichtigen.<br />
Nutzen Sie diese neue Steuerabzugsmöglichkeit.<br />
Der Alltag ist stressig genug.<br />
Da hilft es schon, wenn es zumindest<br />
steuerlich eine Entlastung gibt. <br />
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