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doktorinwien 2022/03

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MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN <strong>03</strong> <strong>2022</strong><br />

PROTEST<br />

„Offensive Gesundheit“<br />

startet Bürgerinitiative<br />

NEUSTART<br />

Herausforderungen einer<br />

Ordinationsgründung<br />

IMPFPFLICHT<br />

Auswirkungen auf<br />

das Arbeitsverhältnis<br />

Österreichische Post AG, MZ 02Z<strong>03</strong>2618 M, Ärztekammer für Wien, Weihburggasse 10-12, 1010 Wien, Erscheinungsort Wien, Postaufgabenummer: <strong>03</strong><br />

MODERNISIERUNG DER<br />

MEDIKAMENTENVERSORGUNG<br />

Im Sinne des Wohles der Patientinnen und Patienten fordert die Ärztekammer<br />

die Möglichkeit der Medikamentenabgabe in den Ordinationen und spricht<br />

sich klar gegen die angedachte Wirkstoffverschreibung aus.<br />

Foto: Shendart/iStock


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BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER SACHE<br />

Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />

Was noch Sinn macht<br />

„Damit wir, die Ärztinnen und<br />

Ärzte, in der Politik weiterhin<br />

gehört werden, damit<br />

wir unsere Interessen zum<br />

Ausdruck bringen und<br />

durchsetzen können, brauchen<br />

wir – mehr denn je – eine starke<br />

Standesvertretung.“<br />

► Im März ist es soweit: Die Corona-Maßnahmen in Österreich werden massiv gelockert,<br />

die G-Regeln fallen weg, die Nachtgastronomie wird geöffnet, das Konsumationsverbot<br />

bei Veranstaltungen fällt weg, ein Stückchen Normalität kehrt in den Alltag zurück.<br />

Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen, die sich in sämtliche Bereiche ziehen.<br />

Ein solcher Bereich ist die Logistik und Abwicklung der COVID-Testungen. Vor zwei Jahren<br />

wurden durch eine Ausnahmeregel im Ärztegesetz die Bestimmungen beim ärztlichen<br />

Tätigkeitsvorbehalt betreffend Testungen gelockert. Diese ermöglichen es, labordiagnostische<br />

Untersuchungen durch naturwissenschaftliche, insbesondere durch veterinärmedizinische<br />

Einrichtungen durchzuführen.<br />

Das hat zu Beginn der Pandemie durchaus Sinn gemacht, doch nun ist die Zeit gekommen,<br />

wo die Situation neu zu bewerten ist. Spätestens mit dem 5. März ist damit zu rechnen, dass<br />

die Anzahl der Corona-Tests in Österreich dramatisch zurückgehen wird. Es muss Schluss<br />

damit sein, dass auch naturwissenschaftliche oder veterinärmedizinische Einrichtungen<br />

medizinische Befunde erstellen dürfen.<br />

Wir müssen ab sofort wieder in den bewährten Routinemodus zurückkehren und dafür<br />

sorgen, dass ausschließlich Fachärztinnen und Fachärzte sowie Krankenanstalten Labor-Tests<br />

durchführen und anbieten dürfen. Diese hochkomplexen Analysen müssen jetzt zurück in<br />

die Hände der Ärzteschaft kommen, die dafür jahrelang ausgebildet wurde und die die notwendige<br />

Qualität der Laboruntersuchungen garantiert. Generell ist es an der Zeit, die wegen<br />

Corona und der Pandemiesituation eingeführten berufsrechtlichen Änderungen, wie die<br />

Aufhebung der Fachbegrenzungen, rückgängig zu machen.<br />

Beibehalt von FFP2-Masken in Ordinationen<br />

Was jedoch weiterhin Sinn macht, ist eine FFP2-Maskenpflicht in den Ordinationen. Die<br />

Pandemie ist angesichts der immer noch hohen Infektionszahlen noch lange nicht vorbei<br />

und unsere medizinische Infrastruktur braucht nach wie vor den größtmöglichen Schutz,<br />

um Ausfälle zu vermeiden. Die Maskenpflicht in den Ordinationen schützt Patientinnen<br />

und Patienten gleichermaßen wie das dort tätige Personal. Und obwohl die Regierung bei<br />

ihrer Verkündung der Öffnungsschritte am 16. Februar dargelegt hat, welche Bereiche auch<br />

künftig durch eine Maskenpflicht geschützt bleiben, ist die explizite Erwähnung von Ordinationen<br />

nicht gefallen. Hier wünsche ich mir eine öffentliche Klarstellung, dass die FFP2-<br />

Maskenpflicht selbstverständlich auch in Ordinationen trotz der Lockerungen weiterhin<br />

bestehen wird, denn es wäre keinesfalls einzusehen, warum Supermärkte und Postfilialen<br />

besser geschützt sein sollten, als Orte, die von oftmals kranken und vulnerablen Menschen<br />

aufgesucht werden.<br />

Foto: Stefan Seelig<br />

Gewichtige Interessenvertretung<br />

Und damit wir, die Ärztinnen und Ärzte, in der Politik weiterhin gehört werden, damit wir<br />

unsere Interessen zum Ausdruck bringen und durchsetzen können, brauchen wir – mehr<br />

denn je – eine starke Standesvertretung. Deshalb meine Bitte an Sie: Machen Sie bei der Ärztekammerwahl<br />

von Ihrem Stimmrecht Gebrauch. Nutzen Sie die Möglichkeit der Briefwahl<br />

oder kommen Sie am 19. März in die Kammer, um Ihre Stimme abzugeben. Denn je mehr<br />

Ärztinnen und Ärzte wählen gehen, desto mehr Gewicht hat auch ihre Interessenvertretung.<br />

Herzlichst,<br />

Ihr Thomas Szekeres<br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 3


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BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE<br />

Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />

Bitte gehen Sie wählen!<br />

Foto: AEK Wien<br />

„Immer mehr<br />

Gesundheitsberufe drängen mit<br />

ihren Forderungen in die<br />

Öffentlichkeit und lobbyieren<br />

gegenüber der Politik, der<br />

Verteilungskampf wird also an<br />

Schärfe zulegen.“<br />

Weitere standespolitische Themen ab Seite 9.<br />

► Ich nütze diesen Brief für einen Aufruf: Bitte machen Sie von Ihrem Wahlrecht im<br />

Rahmen der aktuell stattfindenden Ärztekammerwahl Gebrauch! Wir alle brauchen<br />

eine starke und gut legitimierte Standesvertretung mit politischem Gewicht, und dabei ist<br />

auch jede Stimme von Bedeutung. Das gilt natürlich grundsätzlich immer, aber in Zeiten der<br />

Corona-Pandemie und der großen sonstigen politischen Herausforderungen, die vor uns<br />

liegen, ganz besonders. Denn es steht wohl außer Zweifel, dass die kommenden Jahre für uns<br />

Ärztinnen und Ärzte alles andere als einfach sein werden.<br />

Immer mehr Gesundheitsberufe drängen mit ihren Forderungen in die Öffentlichkeit und<br />

lobbyieren gegenüber der Politik, der Verteilungskampf wird also an Schärfe zulegen.<br />

Staat und Regierung werden sich die Euro-Milliarden an Steuergeld, die sie im Zuge der Pandemie<br />

ausgegeben haben, zurückholen wollen. Und wir werden dagegen auftreten und dafür<br />

kämpfen müssen, dass das nicht auf dem Rücken der Gesundheitsversorgung im Allgemeinen<br />

und von uns Ärztinnen und Ärzten im Besonderen geschieht.<br />

Eine politisch abhängige und bewegungsunfähige Österreichische Gesundheitskasse, die<br />

ständig über Geldmangel und Defizite klagt, lässt bei jeder Gelegenheit ihren Sparwillen<br />

erkennen und fantasiert öffentlich von angeblich astronomischen Ärztehonoraren. Das lässt<br />

einiges befürchten. Sie wird wohl auf dem für die Versorgung hochproblematischen „Kostendämpfungspfad“<br />

hurtig weitereilen. Unter anderem, um die Zusatzkosten der „Kassenreform“<br />

wieder hereinzuspielen.<br />

Politische Gängelungsabsichten, bürokratische Kontrollwut und gewinnorientierte Privatisierungsabsichten<br />

werden uns weiter zusetzen, den Beruf erschweren und unsere Freiheiten<br />

einschränken. Ganz allgemein sehe ich die ärztliche Freiberuflichkeit, die ich für ein besonders<br />

hohes und schützenswertes Gut halte, schwer bedroht. Es darf nicht sein, dass wir von<br />

Nichtmedizinern vorgeschrieben bekommen, wie wir wann zu diagnostizieren und zu therapieren<br />

haben. Wir dürfen uns nicht zu Vollstreckenden einer bürokratisch oder betriebswirtschaftlich<br />

motivierten „Kochbuchmedizin“ degradieren lassen, die uninspiriert und ohne<br />

Ansehen individueller Patientenbedürfnisse Leitlinien anwenden. Ärztliche Freiberuflichkeit<br />

sieht völlig zu Recht eine evidenzbasierte Behandlungsfreiheit vor, und nicht das sture Umsetzen<br />

von irgendwelchen Direktiven.<br />

Gemeinsames über Trennendes stellen<br />

Es gibt also keinen Mangel an aktuellen und künftigen Herausforderungen, und wir<br />

müssen diese gemeinsam bestmöglich im Interesse der Ärztinnen und Ärzte meistern.<br />

Dabei hilft auch ein möglichst geschlossenes Auftreten, das Gemeinsames über Trennendes<br />

stellt. Das Bild, dass einige Ärztinnen und Ärzte im Laufe der Corona-Krise<br />

öffentlich geboten haben, war alles andere als optimal, von zum Teil unentschuldbar<br />

drastischen Anschuldigungen und Vorwürfen geprägt, und nicht zuletzt dazu angetan,<br />

das Vertrauen unserer Patientinnen und Patienten zu erschüttern. Wer unbestreitbare<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse leugnet und impfende Ärztinnen und Ärzte als „Mörder“<br />

bezeichnet, beschädigt unser Ansehen. Deshalb mein Appell: Mäßigen wir uns bei<br />

Worten und Taten, führen wir sachliche und kollegiale Diskussionen, und zerstören wir<br />

auf keinen Fall unser Gesprächsklima. Denn auch das würde unser politisches Gewicht<br />

schwächen.<br />

Aus all diesen und vielen weiteren Gründen: Bitte gehen Sie wählen!<br />

Mit besten Grüßen,<br />

Johannes Steinhart<br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 5


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BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE<br />

Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />

All about the money…?!<br />

► Dass der Mensch im Zentrum des Handels stehen sollte, ist kein neuer Denkansatz,<br />

rückt er doch leider immer weiter aus dem Fokus der Betrachtungen. Es geht jetzt hier<br />

nicht um die Gedanken über Frieden und Krieg, denn unsere Gedanken sind in diesen<br />

„schwarzen Stunden“, um unseren geschätzten Bundespräsidenten zu zitieren, bei unseren<br />

Kolleginnen und Kollegen aus und in der Ukraine und Russland, die zusätzlich zur Belastung<br />

durch die Pandemie jetzt noch mit ganz anderen Dingen konfrontiert sind.<br />

Foto: Andrea Hausmann<br />

„Wertschätzung, offene<br />

Kommunikation, die richtigen<br />

Führungspersönlichkeiten an<br />

zentralen Stellen kosten nicht<br />

unbedingt mehr, tragen aber<br />

entscheidend zu einem guten<br />

Arbeitsklima und somit einer<br />

persönlichen Verbesserung des<br />

Arbeitsplatzes bei.“<br />

Weitere standespolitische Themen ab Seite 9.<br />

Die „Ressource Mensch“<br />

Doch egal in welcher Situation wir im Leben stehen, geht es um uns als Menschen, als „Ressource<br />

Mensch“, die in dieser Pandemie wohl das Wertvollste war und ist. Wir Ärztinnen<br />

und Ärzte sind nicht nur mit einem stetigen Mehr an Aufgaben konfrontiert, sondern auch<br />

mit einem exponentiell gestiegenen Anspruch an unseren ärztlichen Beruf.<br />

Es wird erwartet, dass wir, sowohl das ärztliche als auch das andere medizinische Fachpersonal,<br />

unermüdlich an den Betten stehen, dass wir uns Zeit für die Behandlung unserer Patientinnen<br />

und Patienten nehmen, ihnen (und oft auch unseren Kolleginnen und Kollegen) in<br />

dieser Pandemie die Angst nehmen, dass wir unseren Nachwuchs umfassend ausbilden. Zeit,<br />

die wir nicht haben, weil wir wenige sind im Vergleich der zu betreuenden Patientenanzahl<br />

und der hohen Zahl an erkrankten Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen.<br />

Offene Kommunikation<br />

So wie von uns erwartet wird, dass wir offen reden, erwarten auch wir uns, dass mit uns offen<br />

kommuniziert wird!<br />

Wie kann es sein, dass die Gestaltung des stationären Bereichs bis 2025 in Wien ohne<br />

das Einfließen der ärztlichen Expertisen (Stichwort Entwurf RSG stationär 2025) über die<br />

Bühne geht? Oder dass es zu keinem konstruktiven Dialog aller Beteiligten kommt, wenn<br />

ein drohender Kollaps und Zusammenbruch in der Versorgung bevorstehen, wie etwa in der<br />

stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien, und stattdessen erneut ein Provisorium<br />

aufgebaut wird?<br />

Geld spielt bei allen diesen essenziellen Dingen selbstverständlich eine zentrale Rolle, ist<br />

aber nur ein Mosaikstein einer dringenden strukturellen Reform, die in unseren Spitälern<br />

nötig wäre. Wertschätzung, offene Kommunikation, die richtigen Führungspersönlichkeiten<br />

an zentralen Stellen kosten nicht unbedingt mehr, tragen aber entscheidend zu einem guten<br />

Arbeitsklima und somit einer persönlichen Verbesserung des Arbeitsplatzes bei.<br />

Mühsam gestopfte Lücken<br />

Wir haben in den letzten Jahrzehnten ein Zurückstutzen der Spitäler ertragen müssen, die<br />

verbliebene Vorhalteleistung hat sich in der Pandemie als zu knapp bemessen erwiesen, und<br />

all unsere Anstrengungen haben nur die gröbsten Engpässe stopfen können. Jetzt einfach<br />

so weitermachen, so als hätte es COVID-19 nie gegeben, so als wären nicht die Lücken und<br />

Mängel unserer Versorgung offensichtlich geworden, wäre verantwortungslos.<br />

Die Planungen für die nächsten Jahre laufen aktuell, und nur, wenn die Politik für Arbeitsbedingungen<br />

und Gehälter sorgt, die unsere Kolleginnen und Kollegen weiterhin zur Arbeit in<br />

den Spitälern motivieren, werden wir den kommenden Herausforderungen gewachsen sein.<br />

Herzlichst,<br />

Ihr Gerald Gingold<br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 7


INHALT EDITORIAL<br />

Inhalt<br />

3 In eigener Sache – Brief des Präsidenten<br />

5 In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns<br />

7 In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns<br />

Intern<br />

10 News<br />

Am 24. Februar <strong>2022</strong> versammelte sich österreichweit das Gesundheitspersonal, um bessere<br />

Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung einzufordern.<br />

12 News<br />

Die ZAM-Fortbildungsreihe „Allgemeinmedizin interaktiv“ ist zu Beginn des Sommersemesters<br />

in eine neue Runde gestartet.<br />

14 News<br />

Kinderarzt Anton Dorner und Internistin Elisabeth Singer sprechen über Herausforderungen,<br />

Schwierigkeiten und Erfolgserlebnisse bei der Ordinationsgründung.<br />

16 News<br />

Der Umgang mit Suizidalität ist keinesfalls auf Psychiatrie und Notfallmedizin beschränkt,<br />

sondern betrifft in der klinischen Praxis alle Fachbereiche.<br />

18 Kammerbereich<br />

Coverstory<br />

20 Modernisierung der Medikamentenversorgung<br />

Im Sinne des Wohles der Patientinnen und Patienten fordert die Ärztekammer die Möglichkeit<br />

der Medikamentenabgabe in den Ordinationen und spricht sich klar gegen die angedachte<br />

Wirkstoffverschreibung aus.<br />

Service<br />

24 Fortbildung, Vorträge, Tagungen, Symposien<br />

26 Medizin<br />

Ein etabliertes Kläranlagen-Monitoringsystem könnte ein wichtiger Baustein für einen zeitnahen<br />

Überblick des COVID-19-Infektions- und Variantengeschehens sein.<br />

28 Medizin<br />

Immer mehr junge Männer sind zu dick – das geht aus Gesundheitsdaten im Zuge der Stellung<br />

beim österreichischen Bundesheer hervor.<br />

30 Informationen der Zahnärztekammer<br />

32 Chronik<br />

34 Recht<br />

Über die Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis durch die Impfpflicht.<br />

35 Steuer<br />

In welchen Fällen ein Arbeitsplatzpauschale geltend gemacht werden kann.<br />

38 Kleinanzeigen<br />

IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Ärztekammer für Wien, Körperschaft des öffentlichen Rechts, vertreten durch den<br />

Präsidenten, 1010 Wien, Weihburggasse 10–12, T 01/515 01, F 01/515 01-1289, Mail: pressestelle@aekwien.at. Redaktions vorsitz:<br />

Dr. Franz Mayrhofer Redaktion: Mag. a Elisa Cavalieri (Chefin vom Dienst), Mag. a Kathrin McEwen, Dr. Hans-Peter Petutschnig,<br />

Mag. Bernhard Salzer, Mag. Alexandros Stavrou, Alexandra Wolffinger (Sekretariat). Verleger: MedTriX GmbH, Forum Schönbrunn,<br />

1120 Wien, Grünbergstraße 15, Stg. 1, T 01/54 600-0, F DW 710, Mail: at-office@medtrix.group. Abo verwaltung:<br />

Alexandra Wolffinger, T 01/515 01-1223, Mail: wolffinger@aekwien.at. Anzeigenleitung: Fritz Tomaschek T 01/54 600-520,<br />

friedrich.tomaschek@medtrix.group. Anzeigensekretariat: Anita Radl, T 01/54 600-446, E-Mail: anita.radl@medtrix.group.<br />

Herstellung: Friedrich Druck & Medien GmbH, A-4020 Linz, Zamenhof straße 43–45, www.friedrichdruck.com.<br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: www.aekwien.at/impressum<br />

Editorial<br />

Wählen gehen!<br />

Zahlreiche Gruppierungen<br />

werden<br />

bei der kommenden<br />

Kammerwahl um Ihre<br />

Stimme werben, und<br />

jede ist felsenfest davon<br />

überzeugt, die besten<br />

Konzepte zu präsentieren.<br />

Konzepte für<br />

die Kammer und den Wohlfahrtsfonds, für<br />

die Niederlassung, den angestellten Bereich<br />

und für die Gesundheitspolitik im weitesten<br />

Sinne. Es wird für ein Mehr an ausschließlicher<br />

Standespolitik, ein Mehr an Serviceleistungen,<br />

ein Mehr an Transparenz, aber auch<br />

ein Weniger an Beiträgen, an Referaten und<br />

an Bürokratie geworben.<br />

Ein politisch breites, inhaltlich vielfältiges<br />

und ideologisch buntes Angebot, das sich<br />

da dem ärztlichen Wahlvolk präsentiert.<br />

Einem Wahlvolk, das ein recht ambivalentes<br />

Verhältnis zu seiner Kammer hat.<br />

In den Dienstzimmergesprächen und am<br />

Stammtisch als teure Zwangsbeglückung<br />

beschimpft, wird ihr kraftvolles mediales<br />

Auftreten beim öffentlichen Streit<br />

um ärztliche Interessen, bei Fragen der<br />

Gesundheitsversorgung sehr wohl geschätzt<br />

und ihr sehr praktisches Hilfsangebot etwa<br />

bei der Bereitstellung von Schutzausrüstung<br />

gerne angenommen. Neben vielen<br />

anderen Aktivitäten organisiert und bietet<br />

die Kammer ein unabhängiges, vielfältiges<br />

Angebot an Fort- und Weiterbildungen an<br />

und trägt damit eine wesentliche Verantwortung<br />

für die Versorgungsqualität. Nicht<br />

zuletzt halten Sie mit dem <strong>doktorinwien</strong> ein<br />

Medium in Händen, das im Eigentum der<br />

Kammer ausschließlich den Interessen der<br />

Ärzteschaft verpflichtet ist. Basis einer auch<br />

in finanzieller Hinsicht abgesicherten Handlungsfähigkeit<br />

der Kammer ist die demokratische<br />

Verfasstheit der Standesvertretung<br />

mit einer möglichst breiten demokratischen<br />

Legitimierung ihrer Entscheidungsträgerinnen<br />

und Entscheidungsträger. Erst diese<br />

Legitimierung verschafft der Kammer im<br />

Kräftespiel der großen gesellschaftspolitischen<br />

Institutionen des Parlamentarismus,<br />

der Sozialversicherungen und der anderen<br />

Kammern und Interessenvertretungen<br />

Autorität und Einfluss. Wer immer Ihre<br />

Stimme bekommt, es ist eine Stimme für<br />

den demokratischen Dialog!<br />

Ihr<br />

Franz Mayrhofer<br />

Foto: privat<br />

8 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


NEWS INTERN<br />

Billroth-Preis und Forschungsförderungspreis:<br />

Bewerbung jetzt möglich<br />

Ärztekammerwahl in Wien<br />

am 19. März <strong>2022</strong><br />

Insgesamt 14 Fraktionen werden sich der Ärztekammerwahl in Wien<br />

am 19. März <strong>2022</strong> stellen. Das sind um drei weniger als bei der<br />

letzten Wahl: 2017 kandidierten noch 17 Fraktionen. Zu vergeben<br />

sind 90 Mandate in der Vollversammlung in vier Wahlkörpern, für<br />

die sich 447 Ärztinnen und Ärzte bewerben, der Frauenanteil liegt<br />

hier bei 40,04 Prozent. 13.728 Ärztinnen und Ärzte sind heuer<br />

wahlberechtigt.<br />

Wie schon 2017 bemühen sich die „VEREINIGUNG österreichischer<br />

Ärztinnen und Ärzte - Liste STEINHART“, „TEAM THO-<br />

MAS SZEKERES“, „WAHLGEMEINSCHAFT - ÄRZTE FÜR ÄRZTE<br />

- WIENER MITTELBAU“, „ASKLEPIOS - die Alternative mit<br />

Mut“, „Grüne Ärztinnen und Ärzte“, „Turnusärzte für Turnusärzte<br />

- Assistenzärzt*inneninitiative“, „Kammer-Light“, „WAHLÄRZTE<br />

WIEN“, „PLATTFORM ÄrztInnen +/- 60“, „ÖHV - Landesgruppe<br />

Wien“ sowie die „LISTE RAUNIG - LISTE FÜR HAUSÄRZTE“ um<br />

Stimmen. Erstmals kandidieren „We4U - Wohlfahrtsfonds abschaffen,<br />

Kammerumlage senken“, die „Liste Integrative Medizin – LIM“<br />

sowie „MFG - Liste Christian Fiala“.<br />

Alle wahlberechtigten Ärztinnen und Ärzte<br />

erhalten mittels eingeschriebenen Briefs ihre<br />

Wahlkuverts. Diese müssen bis spätestens<br />

18. März <strong>2022</strong> bei der Wahlkommission<br />

eingelangt sein. Darüber hinaus können sie<br />

auch persönlich oder mit einem Boten bis<br />

zum Wahltag am 19. März <strong>2022</strong>, 15.00 Uhr,<br />

in die Ärztekammer gebracht werden.<br />

Am Wahltag selbst sind die Wahllokale in der<br />

Ärztekammer für Wien, 1010 Wien, Weihburggasse<br />

10-12, zwischen 8.00 und 15.00 Uhr geöffnet. Mit einem vorläufigen<br />

Endergebnis ist im Laufe des Abends zu rechnen.<br />

Wie jedes Jahr honorieren die Ärztekammer für Wien sowie die<br />

Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG auch heuer wieder<br />

den wissenschaftlich tätigen Nachwuchs. Die Einreichung derselben<br />

Forschungsarbeit ist nur für einen der beiden Preise möglich. Die<br />

eingereichten Forschungsarbeiten müssen Ergebnisse eigener wissenschaftlicher<br />

Tätigkeit beziehungsweise experimenteller Untersuchungen<br />

aus einem Fachgebiet der Medizin zum Gegenstand haben.<br />

Um für einen der beiden Preise in Frage zu kommen, muss die eingereichte<br />

Arbeit, entweder online oder in Print, im Zeitraum vom 1.<br />

Juni 2021 bis zur Einreichungsdeadline am 31. Mai <strong>2022</strong> veröffentlicht<br />

und bereits publiziert worden sein. Die Forschungsarbeit darf<br />

nicht für einen anderen Preis eingereicht worden sein.<br />

Zusätzlich zu den beiden Preisen, werden auch in diesem Jahr<br />

wieder das Theodor-Billroth Gütesiegel der Ärztekammer für Wien<br />

sowie das Forschungsförderungspreis Gütesiegel der Erste Bank<br />

der oesterreichischen Sparkassen AG an Arbeiten vergeben, welche<br />

preiswürdig sind, jedoch aufgrund der hohen Dichte qualitativ guter<br />

Arbeiten nicht mit dem Preis selbst ausgezeichnet werden können.<br />

Beiträge können bis 31. Mai <strong>2022</strong> eingereicht werden. Nähere Informationen<br />

finden Sie unter www.aekwien.at/preise-auszeichnungen.<br />

Ausschreibungen für Einzel- und Gruppenpraxen für März <strong>2022</strong><br />

Foto: KrizzDaPaul/Dr_After123/iStock<br />

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) schreibt gemäß § 7 der Richtlinie für die Auswahl und Invertragnahme von Vertragsärztinnen und<br />

-ärzten für Allgemeinmedizin und Vertragsfachärztinnen und -ärzten iVm § 6 Abs 1 Gesamtvertrag vom 1. Jänner 2011 sowie gemäß § 7 der Richtlinien<br />

für die Auswahl und Invertragnahme von Gesellschaftern von Vertragsgruppenpraxen iVm § 9 Gruppenpraxengesamtvertrag vom 1. Jänner 2011<br />

gemeinsam mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB), der Sozialversicherung der Selbstständigen<br />

(SVS), sowie der Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien (KFA Wien) im Einvernehmen mit der Ärztekammer für Wien Vertragsarztstellen aus.<br />

Basierend auf den Änderungen der Reihungskriterien für Bewerbungen ab 1. Mai 2018 finden Sie die Ausschreibungen für Einzelpraxen sowie für<br />

Gruppenpraxen für März <strong>2022</strong> auf der Website der Ärztekammer für Wien unter www.aekwien.at beziehungsweise unter<br />

www.aekwien.at/ausschreibungen-allgemeinmedizin und www.aekwien.at/ausschreibungen-fachärzte.<br />

Ihre Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte fristgerecht an:<br />

Kurie niedergelassene Ärzte<br />

Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin<br />

Mag. a Gabriella Milinski<br />

1010 Wien, Weihburggasse 10-12<br />

Tel.: 515 01/1222 DW<br />

E-Mail: milinski@aekwien.at<br />

Kurie niedergelassene Ärzte<br />

Fachärztinnen und Fachärzte<br />

Sabine Hubmayr<br />

1010 Wien, Weihburggasse 10-12<br />

Tel.: 515 01/1259 DW<br />

E-Mail: hubmayr@aekwien.at<br />

Die ausgeschriebenen Stellen sowie die Richtlinien zur Invertragnahme, das Punktesystem, die Bewerbungsformulare und die gesamtvertraglichen<br />

Bestimmungen finden Sie unter www.aekwien.at/reihungskriterien.<br />

Hinweis: Bitte beachten Sie das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz.<br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 9


INTERN NEWS<br />

Bürgerinitiative der „Offensive Gesundheit“<br />

„Achtung Gesundheit! Es ist 5 nach 12!“<br />

Am 24. Februar <strong>2022</strong> versammelte sich um 12.05 Uhr („5 nach 12“) österreichweit das Gesundheitspersonal<br />

vor Spitälern und Gesundheitseinrichtungen, um ein weiteres sichtbares Zeichen zu setzen und<br />

bessere Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung einzufordern.<br />

► Aufgerufen dazu hatte die „Offensive<br />

lamentarische Bürgerinitiative unterstützen,<br />

Gesundheit“, ein Zu-<br />

sammenschluss der Arbeiter- und<br />

indem sie auf der Website<br />

www.offensivegesundheit.at das entsprechende<br />

Ärztekammer sowie der Gewerkschaften<br />

Formular herunterlädt<br />

im Gesundheits- und Langzeitpflegebereich.<br />

Die „Offensive Ge-<br />

und danach unterschrieben postalisch<br />

„Uns ist<br />

retourniert. In einem zweiten Schritt,<br />

sundheit“ startet damit auch die parlamentarische<br />

wichtig, sobald die Bürgerinitiative mit diesen<br />

Bürgerinitiative „Ach-<br />

dass alle<br />

ersten Unterstützungen beim Parlament<br />

eingereicht wurde, wird die Untung<br />

Gesundheit! Es ist 5 nach 12!“, die<br />

gute Arbeitsbedingungen und faire<br />

Unterstützerinnen<br />

und „Uns ist wichtig, dass alle Unterstützeterschrift<br />

digital möglich sein.<br />

Bezahlung für alle Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter im Gesundheits- und<br />

Unterstützer<br />

rinnen und Unterstützer schnell und<br />

Langzeitpflegebereich einfordert.<br />

unkompliziert die Möglichkeit haben,<br />

„Es reicht!“, verkündeten lautstark die<br />

schnell und<br />

für diese wichtige Initiative zu unterschreiben.<br />

In der ersten Phase können<br />

Bürgerinitiative-Proponentinnen und unkompliziert<br />

die<br />

Proponenten der „Offensive Gesundheit“<br />

vor dem Allgemeinen Kranken-<br />

analog unterstützen wollen, das betrifft<br />

daher jene unterzeichnen, die lieber<br />

haus der Stadt Wien, wo sich ein großer<br />

Teil der Belegschaft ebenfalls zur haben, für sundheits- und Langzeitpflegebereich,<br />

Möglichkeit<br />

vor allem die vielen Beschäftigten im Ge-<br />

Kundgebung eingefunden hatte. „Heute<br />

setzen wir den nächsten Schritt und<br />

über die Gewerkschaften zukommen<br />

diese wichtige<br />

Initiati-<br />

die uns ihre Unterschriften gesammelt<br />

zeigen mit der Bürgerinitiative auf, wie<br />

lassen“, so die „Offensive Gesundheit“.<br />

hoch die Anzahl jener ist, die die Forderungen<br />

des Gesundheitspersonals in<br />

ve zu unterschreiben.“<br />

Akute Krise endlich beenden<br />

Österreich unterstützen.“<br />

Inhaltlich wird im Rahmen der Bürgerinitiative<br />

Initiative unterstützen<br />

Ab sofort kann jede interessierte Person<br />

durch ihre Unterschrift die pargehend<br />

der Nationalrat ersucht, um-<br />

Maßnahmen zu beschließen,<br />

um die akute Krise im Gesundheitswesen<br />

und der Langzeitpflege endlich zu<br />

beenden. „Es ist 5 nach 12. Leere Betten<br />

in Krankenhäusern und Pflegeheimen<br />

sowie überlange Wartezeiten auf Leistungen<br />

mobiler Pflege und Betreuung<br />

zeigen die Versorgungskrise aufgrund<br />

der akuten Personalnot auf“, erklärt die<br />

„Offensive Gesundheit“.<br />

Da die ausreichende Versorgung der<br />

Bevölkerung unter den gegenwärtigen<br />

Umständen nicht mehr gewährleistet<br />

werden kann, fordert man im Rahmen<br />

der Bürgerinitiative folgende Punkte:<br />

•Umgehend mehr finanzielle Mittel für<br />

das Gesundheitswesen und den Ausbau<br />

der Langzeitpflege, um die dringendst<br />

notwendigen Reformen, unter<br />

Einbeziehung der relevanten Stakeholder,<br />

rasch umsetzen zu können<br />

•Umgehende Besetzung vakanter Stellen<br />

im Gesundheits- und Langzeitpflegebereich<br />

sowie eine zusätzliche<br />

Aufstockung des Personals<br />

•Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen<br />

für alle Berufsgruppen, die<br />

im Gesundheitswesen und in der<br />

Langzeitpflege benötigt werden<br />

•Umgehende Verbesserung der Fortund<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

•Etablierung einer österreichweiten<br />

Fotos: Stefan Seelig<br />

10 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


NEWS INTERN<br />

„Es reicht!“ – so das Credo der Bürgerinitiative-Proponentinnen und Proponenten der „Offensive Gesundheit“ vor dem Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien.<br />

evidenzbasierten Personalbedarfsberechnung<br />

sowie verbindliche Kriterien<br />

für die Personaleinsatzplanung<br />

als Sofortmaßnahme (Stichwort: keine<br />

Nachtdienste allein!)<br />

•Existenzsichernde finanzielle Entschädigung<br />

aller Auszubildenden<br />

sowie Quereinsteigerinnen und<br />

Quereinsteiger in den Gesundheits-,<br />

Betreuungs- und Sozialberufen<br />

•Anerkennung von berufsbedingter<br />

Arbeit an kranken, beeinträchtigten<br />

und pflegebedürftigen Menschen<br />

als Schwerarbeit sowie Einführung<br />

eines Überbrückungsmodells für<br />

Menschen, die aufgrund permanenter<br />

Belastungen insbesondere<br />

durch Nachtarbeit ein Regelpensionsalter<br />

von 65 Jahren schwer erreichen<br />

können<br />

•Flächendeckende Umsetzung der<br />

Nachtschwerarbeitsstunden im Krankenhaus<br />

sowie in stationären Pflegeund<br />

Betreuungseinrichtungen<br />

„Das gesamte Personal im Gesundheits-<br />

und Langzeitpflegebereich ist<br />

aufgrund der Personalknappheit sowie<br />

unzumutbarer Arbeits-, Aus- und Weiterbildungsbedingungen<br />

seit Jahren<br />

überlastet, sodass ein systemkritischer<br />

Punkt bereits überschritten wurde“, betont<br />

die „Offensive Gesundheit“.<br />

„Uns ist viel in den letzten Jahren versprochen<br />

worden, und nun ist es Zeit,<br />

Worte in Taten umzusetzen. Mit der<br />

Bürgerinitiative wollen wir der Politik<br />

zeigen, wie das geht, denn da die Politik<br />

nicht auf unsere Not eingeht, müssen<br />

wir unser Begehren durch die Bürgerinitiative<br />

noch sichtbarer machen“,<br />

so die „Offensive Gesundheit“.<br />

Resolution verabschiedet<br />

Die Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer<br />

für Wien hat im Vorfeld der<br />

Proteste eine Resolution verabschiedet,<br />

die ihrer Unterstützung für die Anliegen<br />

des demonstrierenden Gesundheitspersonals<br />

Ausdruck verleiht. Der<br />

Vizepräsident und Obmann der Kurie<br />

angestellte Ärzte der Ärztekammer für<br />

Wien, Gerald Gingold, fordert „ein einheitliches<br />

Vorgehen aller betroffenen<br />

Gesundheitsberufe, um das Spitalssystem<br />

breit und nachhaltig für alle Beschäftigten<br />

zu verbessern“.<br />

„Die Jahre des Auseinanderdividierens<br />

der Berufsgruppen sind vorbei“,<br />

so Gingold, der die Stärke der Aktion<br />

im gemeinsamen Auftritt sieht.<br />

„Wenn wir in der Vergangenheit nur<br />

jeweils für uns selbst etwas gefordert<br />

haben, dann wurden wir durch das<br />

politische Gegenüber stets in Neiddebatten<br />

gegeneinander ausgespielt“,<br />

so Gingold. Das finde nun mit den<br />

Aktionen der „Offensive Gesundheit“<br />

ein Ende, ab jetzt müsse man „allen<br />

Berufsgruppen gleichermaßen entgegenkommen“.<br />

Gemeinsamer Weg<br />

Auch Ärztekammerpräsident Thomas<br />

Szekeres unterstützt die Anliegen „vollinhaltlich“.<br />

Gerade in der Pandemie<br />

habe sich für Szekeres gezeigt, wie viel<br />

das Gesundheitspersonal leistet. „Die<br />

zukünftige Aufrechterhaltung dieser<br />

Leistungen wird aber nicht weiter ohne<br />

rasche Anpassung der Rahmenbedingungen<br />

möglich sein“, so Szekeres.<br />

Konkret fordert die Ärztekammer für<br />

die Kolleginnen und Kollegen mehr<br />

„Die Jahre<br />

des Auseinanderdividierens<br />

der<br />

Berufsgruppen<br />

sind<br />

vorbei.“<br />

Personal, bessere Arbeitsbedingungen<br />

und mehr Zeit für die ärztliche Ausbildung.<br />

„Das sind Forderungen, die<br />

andere Berufsgruppen im Spital für<br />

ihren Tätigkeitsbereich ebenso beanspruchen,<br />

und deswegen gehen wir den<br />

gemeinsamen Weg“, so Gingold.<br />

Für Gingold liegt der Ball ganz klar bei<br />

der Politik, die „raschest“ reagieren<br />

müsse. „Die Pandemie hat die vielen<br />

Schwachstellen im Gesundheitssystem<br />

offenbart, wir können nach deren Ende<br />

nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.<br />

Wir brauchen Reformen jetzt!“,<br />

so Gingold abschließend in Richtung<br />

Politik. <br />

Service: Weitere Informationen zur<br />

Bürgerinitiative sowie zur „Offensive<br />

Gesundheit“ gibt es online unter<br />

www.offensivegesundheit.at.<br />

Die Resolution der Kurie angestellte<br />

Ärzte im Wortlaut:<br />

Wir, die Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien,<br />

begrüßen die kommende Bürgerinitiative der ‚Offensive<br />

Gesundheit‘ und schließen uns vollinhaltlich den darin<br />

aufgestellten Forderungen für Investitionen im Gesundheitsbereich<br />

an, insbesondere die Forderungen nach<br />

• Investitionen für mehr ärztliches Personal<br />

•Investitionen für bessere Arbeitsbedingungen für Ärztinnen<br />

und Ärzte<br />

• Investitionen in die ärztliche Ausbildung<br />

Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, unverzüglich<br />

die benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen,<br />

um die Anliegen der Bürgerinitiative der ‚Offensive Gesundheit‘<br />

in die Tat umzusetzen und für ein nachhaltiges<br />

und zukunftsfittes Gesundheitssystem zu sorgen.<br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 11


INTERN NEWS<br />

Zentrum für Allgemeinmedizin - ZAM<br />

„Booster für die Ausbildung“<br />

Die Fortbildungsreihe „Allgemeinmedizin interaktiv“ des Zentrums für allgemeinmedizinische Ausund<br />

Fortbildung der Ärztekammer für Wien ist zu Beginn des Sommersemesters in eine neue Runde<br />

gestartet. Das Besondere an dem Konzept: Kolleginnen und Kollegen lernen praxisorientiert anhand<br />

interaktiv erarbeiteter Patientinnen- und Patienten-Fallbeispiele.<br />

► Das ZAM (Zentrum für Allgemeinmedizin)<br />

der Wiener<br />

Ärztekammer hat sich zur Aufgabe<br />

gemacht, die Allgemeinmedizin durch<br />

Top-Seminare voran zu bringen. Geboten<br />

werden sowohl für junge als<br />

auch für erfahrene niedergelassene<br />

Kolleginnen und Kollegen interessante<br />

Fortbildungen, wie beispielsweise seit<br />

Kurzem die Zertifikats-Fortbildung<br />

Med4Hope (medical aid for homeless<br />

people). Auch der Zertifikatskurs „Psychiatrische<br />

Basisfertigkeiten“ erfreut<br />

sich großer Beliebtheit. Mit Februar<br />

wurde außerdem wieder die Serie<br />

„Allgemeinmedizin interaktiv“ aufgenommen,<br />

die sich durch Fallbeispiele,<br />

Tipps, Fragen, Antworten und Diskussionen<br />

auszeichnet.<br />

Praktisch anwendbares Wissen<br />

Die Aufgabe der Seminarveranstaltungen<br />

ist es, das Wissen und Können<br />

der teilnehmenden Kolleginnen und<br />

Kollegen auf den aktuellen Stand zu<br />

bringen, wobei der Schwerpunkt auf<br />

praktisch anwendbares Wissen und<br />

Können gelegt wird.<br />

„Alle, die<br />

interessiert<br />

sind, sind<br />

herzlich<br />

willkommen!“<br />

„Allgemeinmedizin interaktiv“:<br />

Weitere Termine im Sommersemester <strong>2022</strong><br />

•Mittwoch, 30. März, 18.30 – 20.00 Uhr: Focus Ortho/Trauma, Dr. Michael Jesenko<br />

•Dienstag, 5. April, 18.00 – 19.30 Uhr: Allgemeinmedizin, Dr. Nicolas Scheffbuch<br />

Das ZAM unterstützt diese Fortbildungen<br />

durch eine adäquate finanzielle<br />

Honorierung für Vortragende,<br />

quasi als Aufwandsentschädigung für<br />

die Vorbereitung der Fälle. Für Handouts<br />

oder im Falle einer Video-Aufnahme<br />

wird das Honorar erhöht, um auch<br />

dafür einen Anreiz zu schaffen.<br />

Peter Pichler, Allgemeinmediziner und<br />

Mitglied des ZAM, liegt das Angebot<br />

von praxisnahen Fortbildungen besonders<br />

am Herzen: „‘Allgemeinmedizin<br />

interaktiv‘ ist komplementär zum<br />

Wissenserwerb aus Frontalvorträgen,<br />

Büchern oder eigener Recherche in den<br />

EbM-Guidelines beziehungsweise auf<br />

UpToDate. Turnusärztinnen und Turnusärzte<br />

in Ausbildung Allgemeinmedizin<br />

berichten, dass sie zwar reichlich<br />

theoretisches Wissen erworben und<br />

im Spital auch viele Krankheitsbilder<br />

gesehen haben, aber dass es etwas ganz<br />

anderes ist, wenn man in der Ordination<br />

oder in einer Ambulanz sitzt, mit<br />

einem Patienten nach dem anderen.<br />

Ziel der Fortbildungs-Reihe ist es, genau<br />

auf diese Situation vorzubereiten.“<br />

Für die Case Studies gibt es eine haupt-<br />

•Dienstag, 19. April, 17.00 – 18.30 Uhr: Focus STD (Derma), Dr. David Chromy, Dr. Michael Skoll<br />

•Mittwoch, 8. Juni, 17.30 – 19.00 Uhr: Allgemeinmedizin, Dr.in Cornelia Croy<br />

•Freitag, 24. Juni, 17.30 –19.00 Uhr: Focus HNO Schluckstörungen, Prof. Dr. Thomas Schmal<br />

•Donnerstag, 30. Juni, 18.00 – 19.30 Uhr: Focus Dermatologie mit Diashow, Dr. Paul Jauker<br />

Ort: Ärztekammer für Wien, 1. Stock, Veranstaltungszentrum, 1010 Wien, Weihburggasse 10-12<br />

Anmeldung: fortbildung@aekwien.at<br />

Jede Einheit ist mit 2 medizinischen DFP-Punkten approbiert.<br />

Weitere Informationen sowie das komplette Programm des Zentrums für allgemeinmedizinische<br />

Aus- und Fortbildung finden Sie online unter: www.aekwien.at/zam-seminare<br />

verantwortliche Person, in der Regel<br />

erfahrene niedergelassene Allgemeinmedizinerinnen<br />

und Allgemeinmediziner,<br />

zu speziellen Themen auch<br />

Fachärztinnen oder Fachärzte. Zusätzlich<br />

ist meist eine moderierende Person<br />

dabei, mit dem Ziel, dass jegliche<br />

Hemmungen vor einem Hinausrufen<br />

von Fragen oder möglichen Antworten<br />

verschwinden, sodass die Fälle interaktiv<br />

von der Gruppe erarbeitet werden.<br />

Fälle aus dem Alltag<br />

Die Teilnehmenden lernen an konkreten<br />

Beispielen aus der Praxis. Ein<br />

Fall kann beispielsweise so beginnen:<br />

„Ein 58-jähriger offenbar übergewichtiger<br />

Mann kommt in Ihre Ordination<br />

und klagt, dass er in letzter Zeit sehr müde<br />

ist. Sie sehen den Patienten zum ersten<br />

Mal, bemerken, dass er beim Sprechen<br />

Schwierigkeiten hat und öfters unterbrechen<br />

muss, um Luft zu holen.“ In Folge<br />

werden die Teilnehmenden mit Fragen<br />

zur Anamnese motiviert, sich am Fall<br />

zu beteiligen, wie beispielweise: „Welche<br />

weiteren Fragen zur Anamnese<br />

würden Sie stellen?“, „An welche Differentialdiagnosen<br />

denken Sie?“, „Welche<br />

Untersuchungen würden Sie selbst<br />

durchführen oder veranlassen?“<br />

So werden die Fälle gemeinsam erarbeitet<br />

und die Teilnehmenden lernen<br />

dabei, wie sie selbst und andere an<br />

konkrete Fälle herangehen, genau so<br />

wie man das später in der Praxis benötigt.<br />

Philipp Ubl, Leiter des ZAM und selbst<br />

Arzt für Allgemeinmedizin sowie<br />

Facharzt für Nuklearmedizin: „In den<br />

Spitälern ist die Ausbildung, sofern<br />

diese überhaupt einigermaßen adäquat<br />

stattfindet, eher auf angehende<br />

Spitals-Fachärztinnen und Fachärzte<br />

zugeschnitten. International ist es jedoch<br />

üblich, dass gerade in der Ausbildung<br />

Allgemeinmedizin Case Studies<br />

12 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


NEWS/LESERBRIEFE INTERN<br />

pressestelle @aekwien.at<br />

Foto: pijama61/KeithBishop/iStock<br />

einen integralen Teil darstellen. An der Med-<br />

Uni Wien gibt es inzwischen ein Exzellenz-<br />

Programm Allgemeinmedizin. Wir wollen<br />

mit dieser qualitativ hochwertigen Ausbildungsreihe<br />

selbst einen Beitrag dazu leisten.<br />

Das ZAM hilft gerne beim Füllen der Lücken,<br />

die bedauerlicherweise durch die bekannten<br />

Probleme hinsichtlich der Leitung der Abteilung<br />

für Allgemeinmedizin entstanden sind.“<br />

Ziel sei es, die Fortbildungsreihe weiter auszubauen,<br />

je nachdem, wie sich der Bedarf<br />

entwickelt. „Die Pandemie hat ‚Allgemeinmedizin<br />

interaktiv‘ leider besonders hart getroffen,<br />

da wir immer wieder Seminare absagen<br />

mussten. Das Konzept lässt sich einfach nicht<br />

gut ins Internet transferieren“, so Ubl. Echte<br />

Interaktion mit spontanen Wortmeldungen<br />

und Brainstorming seien laut Ubl nur als Präsenzveranstaltung<br />

möglich. Für das Sommersemester<br />

<strong>2022</strong> konnten nun wieder zahlreiche<br />

Seminare terminisiert werden (siehe Kasten).<br />

Einzelne Seminare als Videos<br />

Ganz gehe das Internet aber auch an „Allgemeinmedizin<br />

interaktiv“ nicht vorbei. Peter<br />

Pichler: „Wir haben inzwischen begonnen,<br />

einzelne Seminare auf Video aufzunehmen,<br />

um diese anschließend auf der Website der<br />

Ärztekammer für Wien unter ‚Webinare‘ zum<br />

Download zur Verfügung zu stellen. Unser<br />

Ziel wäre, in Zukunft die Möglichkeit anzubieten,<br />

Seminare nicht nur online anzusehen,<br />

sondern danach auch durch Beantwortung<br />

eines Online-Quiz von beispielsweise fünf<br />

Fragen entsprechende DFP-Punkte zu erwerben.<br />

Auf diese Weise könnte ein videobasiertes<br />

Portal geschaffen werden, das weite<br />

Bereiche der Allgemeinmedizin gut abgedeckt.“<br />

Die Videos könne man sich dann zum<br />

Beispiel im Sommer im Freibad ansehen, und<br />

bei Beantwortung der Quiz-Fragen nicht nur<br />

Wissen, sondern auch DFP-Punkte erwerben.<br />

Beim ZAM freue man sich jedenfalls auf<br />

möglichst viele Teilnehmende, egal ob noch<br />

im Studium, oder im Turnus in Ausbildung<br />

Allgemeinmedizin oder bereits im Ärztefunkdienst<br />

oder mit Praxisvertretungen tätig. Pichler:<br />

„Alle, die interessiert sind, sind herzlich<br />

willkommen!“ <br />

WOHLFAHRTSFONDS: WEITERE<br />

VERBESSERUNGEN AB JÄNNER<br />

<strong>2022</strong><br />

(in <strong>doktorinwien</strong> 01/<strong>2022</strong>)<br />

WFF-Pensionserhöhungen um 1,7 Prozent<br />

sind zur Sicherung der Wertbeständigkeit<br />

nicht geeignet, angesichts einer Teuerungsrate<br />

von aktuell 4,3 Prozent.<br />

Mitte der 1980iger Jahre wurde die Sanierung<br />

des Wohlfahrtsfonds begonnen. Durch<br />

drastische Erhöhungen der Anwartschaftspunktewerte,<br />

die meine Arztgeneration<br />

bezahlt hat, wurde die Krise gemeistert. 18<br />

Prozent des Einkommens mussten bezahlt<br />

werden, die Beiträge wurden von den Krankenkassen<br />

an den Wohlfahrtsfonds direkt<br />

überwiesen, erst nach zwei bis drei Jahren<br />

kam es aufgrund der Einkommenssteuerbescheide<br />

zu Rückzahlungen von Tausenden<br />

von Euro.<br />

Die Kassenleistungen waren chronisch<br />

unterdotiert, und dieses Geld wurde in den<br />

Ordinationen dringend benötigt, sodass wir<br />

Kredite aufnehmen mussten, mit hohen Kreditzinsen<br />

von acht Prozent. Auch durch diese<br />

de facto zinsfreien Kredite an den Wohlfahrtsfonds<br />

profitierte der WFF zusätzlich<br />

von uns.<br />

Wir haben also enorm viel bezahlt und<br />

bekommen sehr geringe Pensionen, während<br />

inzwischen die Beitragssätze auf 11 bis 12<br />

Prozent des Einkommens gesenkt wurden.<br />

Das von unserer Generation grundlegend<br />

erzeugte Vermögen des Wohlfahrtsfonds ist<br />

wirklich stattlich. Jetzt wäre der Ausgleich<br />

zwischen den Generationen wirklich einmal<br />

notwendig, nämlich eine substanzielle<br />

Sicherung der Wertbeständigkeit durch eine<br />

adäquate Pensionserhöhung.<br />

MR Dr. Hans-Joachim Fuchs, E-Mail<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.<br />

Das übergeordnete Ziel des WFF ist es einerseits,<br />

die Pensionen zu garantieren sowie andererseits<br />

auch die Witwen- und Waisenversorgung und die<br />

Invaliditätsversorgung der Mitglieder langfristig<br />

sicherzustellen, und zwar unabhängig von staatlichen<br />

oder privaten Einrichtungen. Wir wollen<br />

mit Ihren Beitragszahlungen das höchstmögliche<br />

Veranlagungsergebnis bei geringem Risiko erzielen<br />

und damit eine gleichmäßige Leistungshöhe sicherstellen.<br />

Dafür steht der sogenannte Rechnungszins,<br />

den wir erwirtschaften müssen, um die Leistungen<br />

nominell gleich zu halten. Wird ein Mehrertrag<br />

erwirtschaftet, sicheren wir uns damit über die Dotierung<br />

einer Schwankungsrückstellung gegenüber<br />

wirtschaftlich schlechteren Jahren ab.<br />

Die Anpassung der Leistungen darüber hinaus<br />

steht in Abhängigkeit zum Verhältnis der prognostizierten<br />

Beitragszahlungen zu den langfristigen<br />

Leistungsauszahlungen. Die Parameter zur<br />

Ermittlung der Pensionshöhe sind dabei vor allem<br />

die Bezugsdauer, der Rechnungszins und aktuell<br />

die maßgebliche Inflationsrate im Zeitraum August<br />

2020 bis Juli 2021. Der dabei empfohlene<br />

Pensionsanpassungsrichtwert wurde seitens des<br />

Sozialministeriums mit 1,018 Prozent festgestellt.<br />

Die Pensionserhöhung erscheint mit 1,7 Prozent<br />

für das Jahr <strong>2022</strong> daher angemessen auch<br />

gegenüber den Beitragszahlenden. Im KDV Anteil<br />

konnten die Leistungen um 3 Prozent erhöht<br />

werden. Die Verhandlungen zur Leistungsanpassung<br />

2023 starten im Juni <strong>2022</strong>, wobei dann<br />

die inzwischen gestiegene Inflationsrate mehr<br />

Relevanz erhalten wird.<br />

Wir sind derzeit auf einem sehr guten Weg, jedoch<br />

noch lange nicht am Ziel, da in absehbarer<br />

Zeit eine große Anzahl von Ärztinnen und Ärzten<br />

in Pension gehen wird. Um nicht wieder in eine<br />

Situation wie in den 80er Jahren zu kommen,<br />

wurde die Veranlagung verantwortungsbewusst,<br />

nachhaltig, vorsichtig und mit einem langfristigem<br />

Anlagehorizont ausgerichtet. Red.<br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 13


INTERN NEWS<br />

Ordinationsgründung<br />

„Ein kompletter Neustart“<br />

Elisabeth Singer, Fachärztin für Innere Medizin, und Anton Dorner, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde,<br />

sind zwei jener jungen Ärztinnen und Ärzte, die nach einigen Jahren Spitalserfahrung den<br />

Schritt in die Niederlassung gewagt haben. <strong>doktorinwien</strong> sprach mit ihnen über Herausforderungen,<br />

Schwierigkeiten und Erfolgserlebnisse bei der Ordinationsgründung.<br />

Von Bernhard Salzer<br />

► <strong>doktorinwien</strong>: Sie haben Ihre<br />

Kassen-Ordinationen vor Kurzem<br />

nach einigen Jahren als Fachärztin beziehungsweise<br />

Facharzt im Spitalsbereich<br />

eröffnet. Was hat Sie zum Schritt in die<br />

Selbstständigkeit bewogen?<br />

Dorner: Ein Grund für den Schritt<br />

in die Selbständigkeit war bei mir<br />

das Thema Familiengründung. Als<br />

angestellter Arzt in einem Krankenhaus<br />

und dem Spitalsarbeitsalltag mit<br />

Nacht- und Wochenenddiensten ist<br />

die Gründung einer eigenen Familie<br />

eine besondere Herausforderung. Andererseits<br />

wollte ich mir nach 14 Jahren<br />

Spitalstätigkeit die Arbeitswelt im niedergelassenen<br />

Bereich ansehen.<br />

Singer: Für mich war der Wunsch<br />

nach Selbstbestimmtheit, die zur Selbständigkeit<br />

dazugehört, der ausschlaggebende<br />

Grund für den Schritt in die<br />

Niederlassung – trotz all ihrer allfälligen<br />

bürokratischen Nebenerscheinungen.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Konnten Sie eine bestehende<br />

Ordination übernehmen, oder<br />

mussten Sie komplett von Null beginnen?<br />

Singer: Ich konnte leider weder eine<br />

bestehende Ordination, noch einen<br />

schon vorhandenen Stamm an Patien-<br />

GO2ORDI<br />

Der One-Stop-Shop für<br />

die Ordinationsgründung<br />

„Ganz wichtig<br />

ist sicher<br />

ein guter<br />

Finanzierungsplan<br />

beziehungsweise<br />

eine<br />

Vorstellung,<br />

wie man<br />

die ersten<br />

Monate mit<br />

den Investitionen,<br />

die<br />

man tätigen<br />

muss,<br />

bewältigen<br />

kann, bis<br />

die ersten<br />

Einnahmen<br />

tatsächlich<br />

fließen.“<br />

GO2ORDI, das Gründerservice der Ärztekammer für<br />

Wien, unterstützt auf dem Weg in die Selbstständigkeit<br />

und ins Unternehmertum. Die kostenlose Gründerberatung<br />

hilft, die Reise ins Unbekannte zu vereinfachen und<br />

mithilfe von Expertinnen und Experten die ersten Schritte<br />

in die Selbstständigkeit zu wagen. GO2ORDI unterstützt<br />

Sie auf dem Weg zur erfolgreichen Ordinationsgründung.<br />

Kontakt: www.aekwien.at/go2ordi<br />

tinnen und Patienten übernehmen. Es<br />

war daher ein kompletter Neustart.<br />

Dorner: Anders als meine Kollegin<br />

hatte ich das große Glück, dass ich eine<br />

Ordination übernehmen konnte und<br />

ich habe meine Vorgängerin im Sommer<br />

2020 auch kennengelernt. Besonders<br />

hilfreich für meinen Einstieg war,<br />

dass ich ihr erfahrenes Ordinationsteam<br />

mitübernehmen konnte.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Was waren die größten<br />

Herausforderungen für Sie im Gründungsprozess?<br />

Singer: Das Suchen und Finden einer<br />

geeigneten Immobilie war sicherlich<br />

die größte Herausforderung. Bei<br />

allen anderen Fragen und Problemstellungen<br />

habe ich mich gut beraten<br />

lassen und wurde unter anderem auch<br />

vom Team des Gründerservice Go2OR-<br />

DI sehr hilfreich unterstützt.<br />

Dorner: Da ich eine Ordination übernehmen<br />

konnte, fiel für mich die Immobiliensuche<br />

weg. Die mit Abstand<br />

größte Herausforderung war dann die<br />

IT: Auf einmal ist man selbst verantwortlich,<br />

damit alles funktioniert und<br />

klappt. Leider ist man diesbezüglich<br />

vom IT-Unternehmen abhängig und<br />

vor allem vom persönlichen Engagement<br />

der Betreuungspersonen dieser<br />

Firmen. Der Digitalisierungsprozess<br />

für die Übermittlung der Laborbefunde<br />

war diesbezüglich eine der größten<br />

Hürden. Leider gab es zu meiner Ordinationsübernahme<br />

abgesehen von Kolleginnen<br />

und Kollegen, die mich unterstützten,<br />

nur wenig Beratungsmöglichkeiten,<br />

was aber sicherlich auch der<br />

Pandemie geschuldet war. Generell ist<br />

zu Beginn die Tatsache, plötzlich selbst<br />

Unternehmer und Arbeitgeber zu sein,<br />

und das ohne einen wirtschaftlichen<br />

Hintergrund zu haben, für mich immer<br />

noch gewöhnungsbedürftig.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Konnten Sie auf Fördermöglichkeiten<br />

zurückgreifen, oder mussten<br />

Sie alles selbst finanzieren?<br />

Singer: Leider nein. Auch nach ausführlicher<br />

Recherche konnte ich keine<br />

größeren Förderungen lukrieren. Viele<br />

Förderungen laufen über die Wirtschaftskammer,<br />

die für uns Ärztinnen<br />

und Ärzte aber nicht zuständig ist.<br />

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte:<br />

Ein übersichtlicher Leitfaden für allfällige<br />

Förderungen.<br />

Dorner: Als Kinderarzt habe ich die<br />

Förderung von der Österreichischen<br />

Gesundheitskasse von 44.000 Euro für<br />

die Gründung meiner Kassenordination<br />

erhalten – das war eine sehr große Hilfe,<br />

wofür ich dankbar bin. Ohne meine<br />

Ersparnisse und Rücklagen wäre es<br />

allerdings nicht möglich gewesen, das<br />

Projekt ohne Kredit zu stemmen. Denn<br />

erst am Ende des vierten Arbeitsmonats<br />

kommen die ersten größeren Einnahmen<br />

von der ersten Quartalsabrechnung.<br />

Das ist doch eine längere Strecke,<br />

die es zu überbrücken gilt. Diese Tatsache<br />

war mir zuvor nicht bewusst.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Nach Ihren bisherigen<br />

Erfahrungen als selbständige Ärztin/Arzt<br />

und Einzelunternehmer. Wo sehen Sie<br />

Vorteile beziehungsweise Nachteile zu Ihrer<br />

früheren Tätigkeit im Spital?<br />

Dorner: Der größte Vorteil ist die eigenständige<br />

Zeiteinteilung und dass die<br />

Nacht- sowie Wochenenddienste wegfallen.<br />

Auch die Urlaubsplanung ist einfacher<br />

geworden. Ein Nachteil ist, wenn<br />

man als Selbständiger krank wird und<br />

arbeitsunfähig ist: Dann muss man sich<br />

selbst um eine Vertretung kümmern. Hier<br />

ist es besonders wichtig, ein Netzwerk zu<br />

haben, damit Kolleginnen oder Kollegen<br />

einspringen beziehungsweise meine Patientinnen<br />

und Patienten vorübergehend<br />

übernommen werden können.<br />

14 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


NEWS INTERN<br />

Einzig die Beantwortung mancher E-<br />

Mails geschieht gelegentlich in meiner<br />

Freizeit, je nach Priorität der jeweiligen<br />

Anfrage.<br />

Fotos: Stefan Seelig; Anna Stöcher<br />

Kinderarzt Anton Dorner: „Ein Grund für den<br />

Schritt in die Selbständigkeit war bei mir das<br />

Thema Familiengründung.“<br />

Singer: Ich war immer schon ein großer<br />

Fan der ambulanten inneren Medizin.<br />

Es ist daher für mich jetzt eine große<br />

Freude, dies selbständig tun zu können.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Wie schaffen Sie den<br />

Spagat zwischen Ihrer selbständigen Tätigkeit<br />

ohne fixe Arbeitszeiten und Ihrem<br />

Privatleben und wie finden Sie Ausgleich<br />

zum Berufsalltag?<br />

Singer: Als Arzt oder Ärztin ist es<br />

meiner Meinung nach egal, in welcher<br />

arbeitsrechtlichen Form man sich<br />

befindet. Extrem wichtig ist aber, sich<br />

abgrenzen zu können, um einerseits die<br />

Patientinnen und Patienten langfristig<br />

Internistin Elisabeth Singer: „Für mich war<br />

der Wunsch nach Selbstbestimmtheit der<br />

ausschlaggebende Grund für den Schritt in die<br />

Niederlassung.“<br />

betreuen zu können und andererseits<br />

sich auch selbst zu schützen. Man profitiert<br />

von effizienten Arbeitsweisen<br />

und praktikabler Zeiteinteilung, sowohl<br />

was die Arbeit mit den Patientinnen<br />

und Patienten anbelangt, als auch mit<br />

der Bürokratie.<br />

Dorner: Ich erlebe nun fixere Arbeitszeiten<br />

und bessere Planbarkeit als im<br />

Spital – zu meiner Zeit im Spital gab es<br />

den Anspruch, hohe Flexibilität zu haben,<br />

etwa wenn Dienste anderer Kolleginnen<br />

und Kollegen ausgefallen sind.<br />

Wegen meines sehr eingespielten und<br />

erfahrenen Ordinationsteams habe ich<br />

auch nur wenig Nachbearbeitungszeit.<br />

„Natürlich<br />

gibt es viel<br />

zu organisieren,<br />

aber<br />

hier kann<br />

man sich<br />

gute Unterstützung<br />

und Beratung<br />

holen.“<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Was raten Sie jungen<br />

Kolleginnen und Kollegen vor dem Wechsel<br />

in die Niederlassung, worauf müssen<br />

sie besonders achtgeben?<br />

Singer: Scheuen Sie sich nicht, wenn<br />

Sie Freude an der ambulanten Arbeit<br />

mit Patientinnen und Patienten haben.<br />

Natürlich gibt es viel zu organisieren,<br />

aber hier kann man sich gute Unterstützung<br />

und Beratung holen.<br />

Dorner: Ganz wichtig ist sicher ein<br />

guter Finanzierungsplan beziehungsweise<br />

eine Vorstellung, wie man die<br />

ersten Monate mit den Investitionen,<br />

die man tätigen muss, bewältigen<br />

kann, bis die ersten Einnahmen tatsächlich<br />

fließen. Weiters würde ich jedem<br />

Neueinsteiger in eine Niederlassung<br />

empfehlen, ein gutes Netzwerk<br />

aufzubauen: Es ist immer wichtig, zu<br />

wissen, wer, wo, wie, was übernehmen<br />

kann, wenn man dies selbst nicht abdecken<br />

kann. <br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 15


INTERN NEWS<br />

Prävention<br />

Sprechen wir über Suizid<br />

Der Umgang mit Suizidalität ist keinesfalls auf Psychiatrie und Notfallmedizin beschränkt, sondern<br />

betrifft in der klinischen Praxis alle Fachbereiche. Besonders betont werden muss, dass sich die gesellschaftliche<br />

Einstellung zum Suizid in den letzten Jahren geändert hat.<br />

Von Renate Heinz und Kurt Stastka<br />

► Gesellschaftsrelevantes<br />

Thema<br />

Suizidale Ideen haben viele Menschen,<br />

aber die wenigsten sprechen<br />

darüber und nur wenige benötigen<br />

eine stationäre Krisenintervention.<br />

Das Reagieren auf versteckte Ankündigungen<br />

erfordert zunächst Einfühlungsvermögen<br />

und Offenheit – auch<br />

im privaten Umfeld. Die Angst, etwas<br />

falsch zu machen, kann die realistische<br />

Einschätzung einer möglichen Gefährdung<br />

Betroffener behindern. Das<br />

Internet – heute oft erster Ansprechpartner<br />

für Patientinnen, Patienten,<br />

Ärztinnen und Ärzte – bietet neben<br />

zahlreichen akzeptablen Informationen<br />

auch zahllose Möglichkeiten, die<br />

als hochgradig problematisch zu werten<br />

sind. Die Kenntnis der Faktoren,<br />

die Suizid begünstigen (siehe Tabelle<br />

rechts oben) und der Interventionen,<br />

die präventiv wirken (siehe Tabelle<br />

rechts unten) sind hilfreich. Die Entscheidung,<br />

sich das Leben zu nehmen,<br />

ist ein komplexer Prozess, der auch gesellschaftlichen<br />

Einflüssen unterliegt.<br />

Der vollendete Suizid überrascht dann<br />

doch oft Angehörige und Freunde.<br />

Komplizierte Trauerreaktionen und<br />

Schuldgefühle bei den Hinterbliebenen<br />

können die Folge sein.<br />

Medizinisches Thema<br />

Die noch immer relevante Stigmatisierung<br />

psychischer Erkrankungen in unserer<br />

Gesellschaft verhindert oft frühe<br />

Hilfe. Dies gilt auch und besonders<br />

für Menschen, die in Gesundheitsberufen<br />

arbeiten. Ärzte und noch mehr<br />

Ärztinnen sind besonders gefährdet.<br />

In den USA nimmt sich täglich ein<br />

Mediziner das Leben. Permanente<br />

physische und psychische Überforderung<br />

im Beruf – und oft auch als Folge<br />

eines Burnouts – im Privatleben, for-<br />

Faktoren, die das Suizidrisiko erhöhen<br />

Alter<br />

Soziale Faktoren<br />

Isolation, Diskriminierung<br />

Weltanschauliche Strömungen<br />

Psychische Belastungen durch<br />

Konsum von Suchtmitteln<br />

Krankheiten mit Suizidrisiko<br />

Relevante Zusatzfaktoren<br />

•Gesellschaftliche Exklusion<br />

durch Stigmatisierung<br />

• Therapieversagen<br />

• Drehtürmedizin ohne<br />

Möglichkeit einer adäquaten<br />

häuslichen Versorgung<br />

Nutzlosigkeit, Sinnlosigkeit und Leere können in jedem Lebensalter<br />

auftreten. Die höchste Suizidrate wird bei alleinstehenden<br />

Männern >80 beobachtet<br />

Fehlende Beziehungen, übermäßiger Medienkonsum (Internet)<br />

Einsamkeit, Gefängnisaufenthalte, Mobbing, Gruppenselbstmord,<br />

Terrorismus<br />

Arbeitsdruck, fehlende Erfolgserlebnisse<br />

Verlusterlebnisse: Arbeitslosigkeit, Trennungen, Krisen<br />

Alkohol, Medikamente, Drogen<br />

Psychiatrische Erkrankungen: Suizidale Einengung nach Diagnose<br />

und Therapiebeginn, wiederholte stationäre Aufenthalte<br />

Hauterkrankungen, Chronische Krankheiten, die mit einer permanenten<br />

Abnahme der Lebensqualität einhergehen: z.B. in der<br />

Neurologie, Onkologie, selten auch bei geheilten Patientinnen<br />

und Patienten (Nachsorge), fehlende ambulante Strukturen zur<br />

Weiterversorgung<br />

Pflegenotstand, Palliativmedizin<br />

Interventionen, die präventiv wirken<br />

Wer ein Warum zu leben hat, erträgt auch jedes Wie. (Viktor Frankl)<br />

Suizid und Suizidprävention SUPRA (sozialministerium.at)<br />

Fakten statt Mythen<br />

Mythen und Fakten – IFSG<br />

Stabile Beziehungen aufbauen<br />

Fachärztliche Hilfe in Anspruch nehmen<br />

Kontrolle des Konsums von Internet,<br />

Suchtmittel usw.<br />

Konsum von Suchtmittel Diagnostik und<br />

Therapie zugrundeliegender Krankheiten<br />

Differenzierte Medienberichterstattung<br />

Die Suizidgefahr wird durch das Ansprechen auf<br />

Suizidalität nicht verstärkt, meist wirken Gespräche<br />

entlastend<br />

Hilft, stationäre Aufnahmen zu vermeiden<br />

Soziales Netz auch jenseits der Krisenintervention<br />

neu knüpfen oder ausbauen<br />

Sozialer Rückzug? Problematische Kontakte<br />

Achtung: Depressionen kommen auch im Verlauf<br />

nicht psychiatrischer Krankheiten vor.<br />

Werthereffekt: Verhinderung von<br />

Nachfolgeselbstmorden<br />

Papagenoeffekt: gezielte Berichterstattung,<br />

um präventiv zu wirken<br />

Fotos: Srdjanns74/iStock<br />

16 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


NEWS INTERN<br />

dert auch in Österreich ihren Tribut. Dazu<br />

kommt die Vereinsamung, die Menschen<br />

jeden Lebensalters betreffen kann, aber angesichts<br />

des demografischen Wandels sind<br />

Hausärztinnen und Hausärzte bei alten<br />

Menschen gefordert. Während in Wirtschaftskrisen<br />

eine Steigerung der Selbstmordrate<br />

in der Bevölkerung zu beobachten<br />

ist, war dies bisher in der Pandemie nicht<br />

der Fall. Allerdings ist zu befürchten, dass<br />

bei anhaltender Dauerbelastung und geringer<br />

Wertschätzung der geleisteten Mehrarbeit,<br />

das Risiko steigen wird.<br />

Lebens-End-Entscheidung<br />

2020 sind in der Todesursachenstatistik der<br />

Statistik Austria 1072 Menschen in der Rubrik<br />

75 Selbsttötung/Selbstbeschädigung<br />

erfasst. Damit setzt sich die kontinuierliche<br />

Abnahme der Zahlen seit den 80er Jahren<br />

des vergangenen Jahrhunderts fort. Prävention<br />

wirkt! Möglicherweise wird sich aber<br />

dieser Trend umkehren, wenn das Sterbeverfügungsgesetz<br />

wirksam wird. Daher ist<br />

die gesonderte exakte Erfassung aller der<br />

aus dieser rechtlichen Veränderung resultierenden<br />

Todesfälle dringend erforderlich.<br />

Erfahrungen aus Ländern, die Sterbehilfe<br />

anbieten, lassen einen Anstieg der Frequenz<br />

erwarten. Es müssen auch die Auswirkungen<br />

auf die Arzt-Patientenbeziehung<br />

begleitend untersucht werden. Zwar darf<br />

kein Arzt und keine Ärztin gezwungen werden,<br />

am Suizid mitzuwirken, die Grenzverschiebung<br />

wird wahrscheinlich doch<br />

Auswirkungen zeitigen. Die Tendenz, das<br />

Fürsorgeprinzip der Autonomie des Patienten<br />

unterzuordnen, ist gesellschaftlich<br />

erwünscht. Ob und wie weit familiärer oder<br />

gesellschaftlicher Druck diese autonomen<br />

(?) Entscheidungen beeinflussen werden,<br />

ist schwer abschätzbar.<br />

Wo können Ärztinnen und<br />

Ärzte über das Thema Suizid sprechen?<br />

Neben der Forderung, Aus- und Weiterbildungs-Informationsveranstaltungen<br />

anzubieten,<br />

um mit dem Thema professionell umgehen<br />

zu können, hat das PPP-Referat der Wiener<br />

Ärztekammer niederschwellige Hilfsangebote<br />

für Kolleginnen und Kollegen initiiert:<br />

www.aekwien.at/physicians-help-physicians.<br />

Vergessen wir nicht, dass der Satz „Ich will<br />

nicht mehr leben“ oft ein „Ich will so nicht<br />

mehr leben“ bedeutet. Durch Nachfragen,<br />

was denn das so ist, eröffnen sich neue Gesprächsperspektiven<br />

– bleiben wir im Gespräch!<br />

<br />

Spitäler: Übergreifende<br />

COVID-19-Zulage gefordert<br />

Die Ärztekammer für Wien erneuert ihre<br />

Forderung, dass Nebengebühren und Sonderzahlungen<br />

nicht ausschließlich für Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter mit COVID-<br />

19-Patientenkontakt eingeführt werden,<br />

sondern dass dies dem gesamten Personal<br />

für die besonderen Erschwernisse in der<br />

Bewältigung der Pandemie im Spitalsbereich<br />

zugestanden wird.<br />

„Im Sinne der Wertschätzung appellieren<br />

wir an die Politik und Spitalsbetreiber, die<br />

außerordentlichen Leistungen des Spitalpersonals<br />

auch zu honorieren“, so Gerald<br />

Gingold, Obmann der Kurie angestellte<br />

Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer<br />

für Wien. „Nicht nur die Intensiv- und<br />

COVID-Stationen, sondern unser gesamtes<br />

Personal ist am Limit und hat sich das mehr<br />

als verdient.“<br />

Auch Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres<br />

sieht diese Problematik im Rahmen<br />

des AKH beziehungsweise der MedUni<br />

Wien ähnlich: „Hier hat man sogar vergessen,<br />

die Ärztinnen und Ärzte in das Gesetz<br />

Visiten: Parkpickerl für<br />

Ordinationen dringend nötig<br />

Vor zwei Jahren hat Bürgermeister Michael<br />

Ludwig angekündigt, die Parkraumbewirtschaftung<br />

in Wien zu überdenken und flexibler<br />

zu gestalten. Mit März <strong>2022</strong> startet nun<br />

die neue Parkraumbewirtschaftung flächendeckend<br />

in Wien. „Die angekündigte Flexibilität<br />

ist aber aus meiner Sicht – als Vertreterin<br />

der Wiener Hausärztinnen und -ärzte, die<br />

jährlich eine halbe Million Fahrten mit ihren<br />

Privatfahrzeugen zu kranken Wienerinnen<br />

und Wienern außerhalb ihrer Ordinationszeiten<br />

zu Hausbesuchen fahren – nicht zu<br />

erkennen“, so Naghme Kamaleyan-Schmied,<br />

Obfrau der Sektion Allgemeinmedizin der<br />

Ärztekammer für Wien und selbst praktizierende<br />

Kassenallgemeinmedizinerin in Wien.<br />

Das Problem: Niedergelassene Ärztinnen<br />

und Ärzte können ihr privates Fahrzeug,<br />

mit dem sie im Dienst der Allgemeinheit zu<br />

Visiten fahren, nicht vor oder in der Nähe<br />

der eigenen Ordination parken, sofern<br />

der Ordinationsbezirk nicht gleichzeitig<br />

auch der Wohnbezirk ist. Anders als jedem<br />

Gewerbebetrieb verweigert die Stadt Wien<br />

für die COVID-19-Zulage miteinzubeziehen.“<br />

Die massive Arbeitsverdichtung, entstanden<br />

durch das Abziehen von Kapazitäten für die<br />

COVID-Patientenbetreuung, belastet laut<br />

Gingold auch die Kolleginnen und Kollegen<br />

in den anderen Bereichen der Krankenhäuser.<br />

„Wenn ich plötzlich zwei Jahre lang den<br />

Job von anderen mittragen muss, weil kein<br />

zusätzliches Personal eingestellt wird, dann<br />

betrifft mich die Pandemie genauso wie jene,<br />

die für die Behandlung von COVID-19-Patienten<br />

abgezogen werden“, erklärt Gingold.<br />

Eine spitalsübergreifende breit angelegte<br />

COVID-19-Zulage ist für Gingold daher die<br />

„einzig faire Lösung“. Diese müsse von der<br />

Politik und den Spitalsbetreibern „ehestmöglich“<br />

beschlossen werden, da der Unmut im<br />

Gesundheitspersonal steige. „Es muss daher<br />

raschest gegengesteuert werden, und das<br />

bedeutet, dass nicht nur Zulagen, sondern<br />

auch eine umfassende Gehaltsreform seitens<br />

der Politik angedacht werden muss“, fordert<br />

Gingold. <br />

nach wie vor den niedergelassenen Ärztinnen<br />

und Ärzten das dafür notwendige<br />

Parkpickerl für den Ordinationsstandort. So<br />

erhalten etwa gesundheitsnahe Berufe, die<br />

als Gewerbetreibende Mitglieder der Wirtschaftskammer<br />

sind (zum Beispiel Masseure<br />

oder Fußpflegerinnen), das Parkpickerl für<br />

den Betriebsstandort für knapp 200 Euro<br />

pro Jahr. Niedergelassenen Ärztinnen und<br />

Ärzten wird von der Stadt Wien lediglich ein<br />

eingeschränktes Parkpickerl für die Ordination<br />

mit einer Parkdauer von einer Stunde<br />

über den Ordinationszeiten angeboten – das<br />

aber um mehr als den zehnfachen Preis, um<br />

den es Gewerbebetriebe für den ganzen Tag<br />

erhalten.<br />

Im Sinne einer raschen persönlichen Gesundheitsversorgung,<br />

die von der Bevölkerung,<br />

insbesondere von älteren Personen,<br />

gewünscht und auch benötigt wird, fordert<br />

die Ärztekammer daher eine Lösung für die<br />

Wiener Ordinationen, analog zum Parkpickerl<br />

für Gewerbebetriebe, „und das so rasch<br />

wie möglich“. <br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 17


INTERN MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH<br />

ERNENNUNGEN<br />

Dr. Beitzke Dietrich, Radiologie<br />

Dr. scient. med. Dr. Fugger Gernot, Psychiatrie und<br />

psychotherapeutische Therapie<br />

Dr. Handisurya Ammon, Innere Medizin<br />

Dr. in Rasul Sazan, PhD, Nuklearmedizin<br />

Privatdozent<br />

Privatdozent<br />

Privatdozent<br />

Privatdozentin<br />

NAMENSÄNDERUNG<br />

Dr. in Spieß Bettina<br />

in: Dr. in Rosar Bettina<br />

PRAXISERÖFFNUNGEN<br />

Allgemeinmedizin<br />

Dr. in Al Chalabi Hadeel 1<strong>03</strong>0, Landstraßer Hauptstraße 148/3/<br />

Top B2<br />

Dr. in Dima Simona<br />

1020, Walcherstraße 1a<br />

Dr. in Konstantin Hermina 1080, Piaristengasse 2-4/12<br />

Dr. Maddaluno Davide Luigi Michelangelo<br />

1010, Laurenzerberg 2<br />

Dr. in Richter Alice 1050, Jahngasse 41/5<br />

Dr. in Richter Alice 1010, Laurenzerberg 2 **<br />

Dr. Schendl Manuel 1130, Würzburggasse 30<br />

Dr. Schubert Maximilian 1010, Am Hof 11/1<br />

Dr. Stangl Robert 1140, Bergmillergasse 8/2/9<br />

Dr. in Stoklas Susanne 1150, Dingelstedtgasse 2/15<br />

Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />

Dr. Bichler Christoph 1180, Antonigasse 23<br />

Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />

Dr. in Konstantin Hermina 1080, Piaristengasse 2-4/12<br />

Augenheilkunde und Optometrie<br />

Dr. Eisenkölbl Stefan 1100, Raaber-Bahn-Gasse 14<br />

Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Dr. Riedl Bernhard Georg 1080, Alser Straße 63 A/1-3 **<br />

Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />

Priv.-Doz. Dr. Aichelburg Maximilian<br />

1160, Possingergasse 65<br />

Dr. in Ferenci Yvonne 1090, Nußdorfer Straße 38/1/3 **<br />

Dr. in Hammerer Sophie 1100, Kurbadstraße 14<br />

Innere Medizin<br />

Dr. Abu-Hamdeh Tarek 1210, Brünner Straße 140/56/2<br />

Dr. Aiginger Christian Othmar Johannes<br />

1130, Auhofstraße 118/3<br />

Priv.-Doz. Dr. Bartko Philipp Emanuel<br />

1080, Alser Straße 25/7<br />

Dr. in Kafka Alice 1130, Auhofstraße 185<br />

Dr. in Schied-Reuscher Dorothea 1130, Auhofstraße 118/3<br />

Dr. Spitzenberger Horst Dieter 1020, Praterstraße 25/9 A **<br />

Dr. Winter Max-Paul 1090, Bleichergasse 8/15<br />

Innere Medizin und Kardiologie<br />

Priv.-Doz. Dott. Toma Aurel 1080, Lammgasse 5<br />

Innere Medizin und Pneumologie<br />

Dr. in Giray Meral 1100, Buchengasse 133/12<br />

Kinder- und Jugendheilkunde<br />

Dr. Asadi Sherwin 1190, Heiligenstädter Straße 46-48<br />

Dr. in Herrmanns Verena 1190, Heiligenstädter Straße 46-48 **<br />

Lungenkrankheiten<br />

Dr. in Valipour-Ramasani Kargar Afrus<br />

1220, Wagramer Straße 23/4/Top 1.2<br />

Medizinische und chemische Labordiagnostik<br />

Dr. in Andric Sandra 1<strong>03</strong>0, Traungasse 14-16<br />

Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />

Dr. in Zehetgruber Isabella 1220, Stadlauer Straße 62/OG 3<br />

Orthopädie und Traumatologie<br />

Dr. Shnawa Patrik<br />

1110, Simmeringer Hauptstraße<br />

101-1<strong>03</strong>/2<br />

Dr. Stangl Robert 1140, Bergmillergasse 8/2/9<br />

Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie<br />

Dr. Kömürcü Fercan 1010, Rotenturmstraße 12/1/4-5 **<br />

Dr. in Lehner Martina 1180, Kreuzgasse 17-19<br />

Psychiatrie<br />

Dr. Berg Daniel<br />

1020, Praterstraße 25/9 A<br />

Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />

Dr. in Aliman Cagla 1230, Endresstraße 125<br />

Radiologie<br />

Dr. Kaneider Andreas 1200, Pasettistraße 71-75<br />

Dr. Talaska Alexander 1080, Alser Straße 25/7<br />

Unfallchirurgie<br />

Dr. Schätzner Werner 1060, Mariahilfer Straße 125 **<br />

Dr. Stangl Robert 1140, Bergmillergasse 8/2/9<br />

Urologie<br />

Dr. Maddaluno Davide Luigi Michelangelo<br />

1010, Laurenzerberg 2<br />

Dr. in Starmühler Maria 1100, Alfred-Adler-Straße 1<br />

Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Bernhard Irene Luise, M.Sc. 1190, Chimanistraße 32/1/3-4<br />

Dr. in Buchegger Kaya 1<strong>03</strong>0, Paracelsusgasse 9/10<br />

dr.med.dent. Fischer Zsolt 1100, Keplergasse 7/4 **<br />

DDr. Lochner Maximilian 1210, Jedleseer Straße 91/39/4-6<br />

Dr. in Lochner Nina 1210, Jedleseer Straße 91/39/4-6<br />

DDr. Majewski Dominik 1130, Geylinggasse 27/16<br />

lek. dent. Senger Hanno, D.D.S. 1200, Stromstraße 18-20/4/6<br />

(** Zweitpraxis)<br />

PRAXISVERLEGUNGEN<br />

Allgemeinmedizin<br />

Dr. Aichinger Matthias 1<strong>03</strong>0, Klimschgasse 14/11 1130, Hietzinger Kai 67-69<br />

Dr. Hüttinger Felix 1050, Bräuhausgasse 4/1 1050, Nikolsdorfer Gasse 32<br />

Dr. in Schachinger Lucia 1180, Gentzgasse 6 1180, Gentzgasse 50/3<br />

Dr. Sedmik Ewald 1180, Herbeckstraße 75/5/3 1180, Gersthofer Straße 111/29<br />

Dr. Setz Johannes 1050, Bräuhausgasse 4/1 1220, Fiebrichgasse 2 D<br />

18 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH INTERN<br />

PRAXISVERLEGUNGEN (FORTS.)<br />

Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />

Dr. Aichinger Matthias 1<strong>03</strong>0, Klimschgasse 14/11 1130, Hietzinger Kai 67-69<br />

Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Univ.-Prof. Dr. Frigo Peter Francesco Antonio 1190, Billrothstraße 78 1080, Skodagasse 32<br />

Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />

Dr. in Sieghart Catherine Rebecca 1170, Vollbadgasse 1 A 1170, Dornbacher Straße 20-30<br />

Dr. Sittenthaler Matthias Johannes 1170, Gilmgasse 5 1170, Hernalser Hauptstraße 162/2<br />

Innere Medizin<br />

Univ.-Prof. in Dr. in Pabinger-Fasching Ingrid 1190, Saarplatz 9 1080, Skodagasse 32<br />

Dr. Reiter Michael 1210, Gerasdorfer Straße 332 1210, Pastorstraße 2 A/Top 10<br />

Priv.-Doz. in Dr. in Skoro-Sajer Nika 1090, Rotenlöwengasse 22/5 1190, Billrothstraße 2/82<br />

Kinder- und Jugendheilkunde<br />

Dr. Pachtner Thomas 1090, Währinger Straße 39 1190, Heiligenstädter Straße 46-48<br />

Lungenkrankheiten<br />

Dr. Hüttinger Felix 1050, Bräuhausgasse 4/1 1050, Nikolsdorfer Gasse 32<br />

Neurologie und Psychiatrie<br />

Dr. in Strauss Katharina 1090, Strudlhofgasse 13/9 1200, Universumstraße 31 A/40<br />

Orthopädie und Traumatologie<br />

Dr. Holzer Christoph Michael 1180, Antonigasse 1 1180, Theresiengasse 46<br />

Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie<br />

Dr. Aigner Thomas 1070, Neustiftgasse 17-19/8b+1-4 1070, Neustiftgasse 17-19/10+1-4<br />

Univ.-Prof. Dr. Turkof Edvin Raymond 1060, Rahlgasse 1/12 1060, Rahlgasse 1/11+16<br />

Psychiatrie<br />

Dr. in Bäcker Barbara 1070, Kaiserstraße 10/4 1160, Lambertgasse 9/1<br />

Dr. in Trauttmansdorff-Weinsberg Gabriela 1<strong>03</strong>0, Ungargasse 12/6 A 1190, Formanekgasse 50<br />

Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />

Dr. in Bäcker Barbara 1070, Kaiserstraße 10/4 1160, Lambertgasse 9/1<br />

Dr. in Stefan Romy 1090, Bleichergasse 8/15 1190, Biedergasse 7/5<br />

Dr. in Steiner Carolin Gabriele 1080, Alser Straße 71/6 1050, Kliebergasse 15/7<br />

Urologie<br />

Univ.-Prof. Dr. Zechner Othmar 1090, Spitalgasse 1 1080, Skodagasse 32<br />

PRAXISABMELDUNGEN<br />

Allgemeinmedizin<br />

Dr. in Al Chalabi Hadeel 1020<br />

Dr. in Ardeljan Marina 1160<br />

Dr. in Badstöber Ursula 1120<br />

Dr. Jilavu Gheorghe 1160<br />

Dr. in Kafka Alice 1130<br />

Dr. Köck Maximilian 1040<br />

Dr. Köhler Wolfgang 1010 **<br />

Dr. Leitold Wolfgang 1010<br />

Dr. in Locker Elisabeth 1180<br />

Dr. in Reichl Theresa 1080<br />

Mag. a DDr. in Thomas Eva 1020 **<br />

Dr. in Wiederkehr Veres Brigitte 1210 **<br />

Dr. Woisetschläger Rudolf 1120 **<br />

Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />

Dr. Woisetschläger Rudolf 1120 **<br />

Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />

Dr. Stejfa Petr 1020<br />

Dr. in Stoklas Susanne 1150<br />

Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Dr. in Sam Christine 1080<br />

Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />

Dr. in Badstöber Ursula 1120<br />

Dr. in Ferenc Katarzyna 1220<br />

Dr. Köck Maximilian 1040<br />

Dr. Melbinger Herwig 1100<br />

Dr. in Meidinger Margit 1010 **<br />

Innere Medizin<br />

Dr. Aichinger Gerald 1090<br />

Dr. Aiginger Christian Othmar Johannes 1130<br />

Dr. Pöller Heinz 1020<br />

Priv.-Doz. in Dr. in Reinisch Sieglinde 1090<br />

Priv.-Doz. Dr. Uray Thomas, MPH MBA 1190<br />

Neurologie<br />

Dr. in Behrus Reihaneh 1180<br />

Dr. in Locker Elisabeth 1180<br />

Nuklearmedizin<br />

Dr. Köhler Wolfgang 1010 **<br />

Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />

Mag. a DDr. in Thomas Eva 1020 **<br />

Psychiatrie und Neurologie<br />

Dr. in Placheta Krista Maria 1080<br />

Dr. in Scheinost-Reimann Marianne 1020<br />

Psychiatrie und psychotherapeutische<br />

Medizin<br />

Dr. in Hufnagl Katharina 1090<br />

Radiologie<br />

Priv.-Doz. Dr. Spick Claudio, PhD 1120<br />

Radiologie (ÄAO 1989)<br />

Dr. Wunsch Martin 1130<br />

Dr. Wunsch Martin 1140 **<br />

Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-,<br />

Mund- und Kieferheilkunde<br />

DDr. Schuller-Götzburg Peter 1040 **<br />

Dr. in Senger Evelyn 1200<br />

MR in Dr. in Wernhart-Hallas Elisabeth 1130<br />

(** Zweitpraxis)<br />

TODESFÄLLE R.I.P.<br />

Dr. in Aloy-Meixner Brigitte 24.01.1953 07.01.<strong>2022</strong><br />

Dr. in May Luise 13.08.1930 20.12.2021<br />

MR Dr. Osanger Leo 13.12.1931 12.01.<strong>2022</strong><br />

Univ.-Prof. Dr. Schenk Peter 10.06.1941 04.11.2021<br />

Prof. Dr. Shaked Josef 23.09.1929 21.11.2021<br />

Univ.-Prof. MR Dr. Slavicek Rudolf 16.<strong>03</strong>.1928 01.01.<strong>2022</strong><br />

Dr. in Tetsis Hildegarde 20.10.1926 15.12.2021<br />

Dr. Zajicek Peter 21.12.1940 18.11.2021<br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 19


AM PULS COVERSTORY<br />

►<br />

Modernisierung der<br />

Medikamentenversorgung<br />

Im Sinne des Wohles der Patientinnen und Patienten fordert die Ärztekammer die Möglichkeit der<br />

Medikamentenabgabe in den Ordinationen und spricht sich klar gegen die angedachte Wirkstoffverschreibung<br />

aus.<br />

20 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


COVERSTORY AM PULS<br />

Foto: Shendart/iStock<br />

► Die Ärztekammer sieht einen<br />

dringenden Bedarf für eine Verbesserung<br />

und Modernisierung der<br />

Medikamentenversorgung in Österreich.<br />

Im Februar <strong>2022</strong> sind diesbezüglich<br />

zwei große Kampagnen angelaufen: Die<br />

Ärztekammer für Wien mobilisiert für<br />

die Abgabe von Arzneimitteln direkt bei<br />

den niedergelassenen Ärztinnen und<br />

Ärzten, während die Österreichische<br />

Ärztekammer auf die gefährliche Entwicklung<br />

aufmerksam macht, die die<br />

von Rechnungshof und Gesundheitsminister<br />

Wolfgang Mückstein aufs Tapet<br />

gebrachte Wirkstoffverschreibung bringen<br />

könnte.<br />

Dispensierrecht in der Praxis<br />

„Für die beste, schnellstmögliche, diskrete,<br />

sichere und nahe Versorgung<br />

unserer Patientinnen und Patienten<br />

mit den für ihre Gesundheit nötigen<br />

Medikamenten fordern wir die direkte<br />

Abgabe von Medikamenten durch Ärztinnen<br />

und Ärzte in Österreich“, betonte<br />

Johannes Steinhart, Vizepräsident der<br />

Österreichischen und Wiener Ärztekammer<br />

sowie Obmann der Kurie niedergelassene<br />

Ärzte, anlässlich des Starts<br />

der Informationskampagne „Medikamentenabgabe<br />

in Ordinationen“.<br />

Die Ärztekammer will damit eine zusätzliche<br />

Schiene für die Arzneimittelversorgung<br />

der österreichischen Bevölkerung<br />

legen. Viele Gründe sprechen für<br />

ein neues „duales System“, als kundenfreundliches<br />

Neben- und Miteinander<br />

von öffentlichen Apotheken und der direkten<br />

ärztlichen Medikamentenabgabe<br />

an die Patientinnen und Patienten.<br />

Alle niedergelassenen Ärztinnen und<br />

Ärzte – egal, ob mit oder ohne Kassenvertrag<br />

– sollen das gesetzlich verbriefte<br />

Recht, das sogenannte Dispensierrecht,<br />

zur direkten Abgabe apotheken- und<br />

verschreibungspflichtiger Arzneimittel<br />

in ihren Ordinationen erhalten. „Wir<br />

sehen das als sinnvolle Ergänzung und<br />

nicht als Konkurrenz zu den öffentlichen<br />

Apotheken“, so Steinhart.<br />

Ein zentrales Argument für das Dispensierrecht<br />

für Ordinationen ist, dass es zu<br />

einer besonders patientenfreundlichen<br />

Abgabeform führt. Kranken Menschen<br />

und ihren Angehörigen werden damit<br />

oft lange Wege bis zur nächsten<br />

diensthabenden Apotheke erspart.<br />

„Die direkte Abgabe von Medikamenten<br />

in Ordinationen wäre ein Vorteil<br />

vor allem, aber nicht nur, für immobile<br />

Menschen, chronisch Kranke oder Eltern<br />

mit kleinen Kindern“, so Naghme<br />

Kamaleyan-Schmied, Obfrau der Sektion<br />

Allgemeinmedizin der Ärztekammer<br />

für Wien und niedergelassene Kassenärztin<br />

in Wien. Das erspare unnötige<br />

Wege und schütze andere Menschen vor<br />

Ansteckung. Auch angesichts der demografischen<br />

Entwicklung und einer steigenden<br />

Zahl älterer Patientinnen und<br />

Patienten gewinne die direkte Medikamentenabgabe<br />

beim Arzt- oder Hausbesuch<br />

an Bedeutung.<br />

Belastung für Ältere und Kranke<br />

Speziell im städtischen Bereich ist es für<br />

kranke, ältere oder immobile Menschen<br />

oft eine fast unüberwindbare Herausforderung,<br />

nach dem Ordinationsbesuch<br />

noch einmal in die Straßenbahn,<br />

den Bus oder die U-Bahn zu steigen,<br />

um etliche Straßenzüge weit entfernt<br />

eine Apotheke zu finden. „Aber auch<br />

wenn eine Apotheke vielleicht nur wenige<br />

Gassen entfernt von der Ordination<br />

liegt, ist der Weg dorthin für Menschen,<br />

die sich zum Beispiel nur mehr mit<br />

einem Rollator oder anderen Gehhilfen<br />

fortbewegen können, eine kaum mehr<br />

bewältigbare Belastung“, betont Kamaleyan-Schmied,<br />

die auch darauf hinweist,<br />

dass im ländlichen Bereich unnötige<br />

Fahrten mit dem Pkw wegfielen<br />

– „ein Argument, dass gerade in Zeiten<br />

der Diskussion um Klimaerwärmung eine<br />

zunehmende Rolle spielt“.<br />

Best Point of Service<br />

Die Medikamentenversorgung durch<br />

Ärztinnen und Ärzte ist eine Realisierung<br />

des Konzepts „Best Point of Service“,<br />

denn, so Steinhart: „Nicht nur<br />

Aufklärung, Information und Beratung<br />

über die medikamentöse Therapie,<br />

sondern auch die Abgabe erfolgt dann<br />

aus einer kompetenten Hand.“ Dies<br />

liege nicht nur im Interesse des Patientenkomforts,<br />

sondern könne auch die<br />

Therapietreue durch die Stärkung der<br />

Arzt-Patienten-Beziehung wesentlich<br />

unterstützen. Für die beste Patientensicherheit<br />

sei es daher optimal, wenn<br />

Patientinnen und Patienten ihre Medikamente<br />

direkt in der Ordination erhielten.<br />

Zudem könnten dadurch, etwa<br />

bei Grippewellen, unnötige Infektionen<br />

vermieden werden, und es sei ein wesentlicher<br />

Beitrag dafür, bei einer möglichen<br />

weiteren COVID-19-Welle die<br />

Infektionskurve flacher zu halten.<br />

„Die direkte<br />

Abgabe von<br />

Medikamenten<br />

in<br />

Ordinationen<br />

wäre<br />

ein Vorteil<br />

vor allem,<br />

aber nicht<br />

nur, für<br />

immobile<br />

Menschen,<br />

chronisch<br />

Kranke oder<br />

Eltern mit<br />

kleinen Kindern.“<br />

Absolute Diskretion<br />

Aus ihrem Ordinationsalltag berichtet<br />

Kamaleyan-Schmied, dass viele Patientinnen<br />

und Patienten Medikamentenverschreibungen<br />

bei für sie als tabuisiert<br />

erlebten Krankheiten in weit entfernten<br />

Apotheken einlösen, um nicht vom<br />

Apothekenpersonal oder anderen Kunden<br />

erkannt zu werden: „Die Medikamentenabgabe<br />

durch verschreibende<br />

Ärztinnen und Ärzte würde diesem<br />

Diskretionsbedürfnis entsprechen, da<br />

Ärztinnen und Ärzte mit ihren Patientinnen<br />

und Patienten allein im Behandlungszimmer<br />

sind und intime Details<br />

dort ohne Zuhörer besprochen werden<br />

können.“<br />

In der Apotheke hören viele Ohren mit.<br />

„Nur Hausärztinnen und Hausärzte<br />

bürgen für absolute Diskretion. Ich<br />

persönlich möchte nicht, dass die Menschen<br />

in der Apotheke in der Schlange<br />

hinter mir erfahren, welche Medikamente<br />

ich nehme oder welche Krankheit<br />

ich habe“, so Kamaleyan-Schmied.<br />

Höhere Therapietreue<br />

Die direkte ärztliche Medikamentenabgabe<br />

ist in zahlreichen Staaten global gelebte<br />

Praxis. Ein Beispiel ist die Schweiz,<br />

wo in der Mehrheit der Kantone die<br />

direkte Medikamentenabgabe in Ordinationen<br />

erlaubt ist. Hier berichten<br />

Ärztinnen und Ärzte, dass in den Kantonen,<br />

wo die uneingeschränkte Arzneimittelabgabe<br />

in Ordinationen gestattet<br />

ist, eine höhere Therapietreue der Patientinnen<br />

und Patienten sowie eine bessere<br />

Kontrolle bei Dauermedikationen<br />

erreicht wurde.<br />

Auch in den Niederlanden existiert seit<br />

jeher die Selbstdispensation, ebenso in<br />

Liechtenstein, wo alle Ordinationen das<br />

uneingeschränkte Recht haben, ihren<br />

Patientinnen und Patienten Medikamente<br />

direkt abzugeben. In den USA<br />

gibt es nur mehr in den wenigsten Bundesstaaten<br />

ein absolutes Verbot der direkten<br />

ärztliche Medikamentenabgabe.<br />

Unterstützung der Bevölkerung<br />

Die Forderung der Ärzteschaft nach der<br />

Medikamentenabgabe in Ordinationen<br />

wird auch von der Mehrheit der Österreicherinnen<br />

und Österreicher unterstützt.<br />

Die Ergebnisse einer aktuellen<br />

Umfrage des Hajek Instituts sprechen<br />

für sich:<br />

•68 Prozent der Befragten, also mehr<br />

als zwei Drittel, stimmen der Aussa-<br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 21


AM PULS COVERSTORY<br />

KURIER 26<br />

ge zu, dass man Medikamente nicht<br />

nur in der Apotheke, sondern auch<br />

bei Ärztinnen und Ärzten erhalten<br />

sollte – schließlich verschreiben Ärztinnen<br />

und Ärzte diese ja auch. Diese<br />

Ergebnisse zeigen gegenüber früheren<br />

Befragungen eine steigende Tendenz<br />

zugunsten des Medikamentenbezugs<br />

bei Ärztinnen und Ärzten.<br />

•Der Frage, ob die Bevölkerung eine<br />

Medikamentenabgabe bei den behandelnden<br />

Ärztinnen und Ärzten begrüßen<br />

würden, weil das überflüssige<br />

Wege erspart, stimmen 78 Prozent der<br />

Befragten zu.<br />

„Die Medikamentenabgabe durch verschreibende<br />

Ärztinnen und Ärzte ist<br />

diskret, sicher, nah und sinnvoll. Daher<br />

fordern wir die direkte Medikamentenabgabe<br />

in Ordinationen, wie sie auch<br />

in den meisten Staaten weltweit üblich<br />

ist“, resümiert Kamaleyan-Schmied den<br />

Standpunkt der Ärztekammer.<br />

Wirkstoff statt Marke<br />

Doch nicht nur das Dispensierrecht<br />

für Ordinationen steht derzeit auf der<br />

Agenda der Ärztekammer. Sie will auch<br />

die mögliche Entwicklung in Richtung<br />

Wirkstoffverschreibung unterbinden.<br />

Aufs Tapet gebracht haben dieses Thema<br />

der Rechnungshof und Bundesminister<br />

Wolfgang Mückstein.<br />

„Einmal mehr wird völlig ohne Not versucht,<br />

die höchst vernünftige und bewährte<br />

Trennung der Rollen von Arzt<br />

und Apotheker bei der Abgabe von<br />

Arzneimitteln aufzuheben“ kritisierte<br />

Johannes Steinhart im Rahmen einer<br />

Pressekonferenz in seiner Rolle als Vizepräsident<br />

der Österreichischen Ärztekammer<br />

und Bundeskurienobmann der<br />

niedergelassenen Ärzte. Denn die sogenannte<br />

Wirkstoffverschreibung würde<br />

laut Steinhart vorsehen, „dass der Arzt<br />

statt einer bestimmten Handelsmarke<br />

nur noch den Wirkstoff verschreibt.<br />

Der Apotheker kann dann abgeben, was<br />

er für richtig hält beziehungsweise, was<br />

ihm im Hinblick auf Lagerhaltungskosten<br />

oder andere Faktoren, die nichts<br />

mit der Gesundheit des Patienten zu tun<br />

haben, am günstigsten erscheint“. Der<br />

Kurienobmann stellt klar: „Eine Wirkstoffverschreibung,<br />

bei der die Entscheidung<br />

über die tatsächlich abgegebene<br />

Arzneispezialität gänzlich vom Arzt auf<br />

den Apotheker übergeht, ist daher aus<br />

unserer Sicht eine dunkelrote Linie. Die<br />

Entscheidungshoheit muss natürlich bei<br />

„Wenn Ärztinnen<br />

und<br />

Ärzte ein<br />

Medikament<br />

verschreiben,<br />

dann<br />

denken sie<br />

sich auch<br />

etwas dabei.“<br />

Wir Ärzt*innen fordern:<br />

Medikamentenabgabe<br />

in der Ordination!<br />

Die Medikamentenabgabe in der Ordination<br />

sowie bei Visiten ist sicher, praktisch und<br />

diskret. Und spart vor allem Zeit und Umwege.<br />

Denn wenn man krank ist, will man nur eines:<br />

auf schnellstem Weg nach Hause.<br />

Jetzt Petition unterschreiben auf<br />

www.ohneumweggesund.at<br />

Impressum: Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber:<br />

Verlag der Ärztekammer für Wien, vertreten durch den Präsidenten, A-1010 Wien, Weihburggasse 10-12. Februar <strong>2022</strong>.<br />

den Ärztinnen und Ärzten liegen, die<br />

durch ihr jahrelanges Studium und die<br />

zusätzlichen Aus- und Weiterbildungen<br />

die nötige Kompetenz dafür mitbringen.<br />

Es kann doch nicht im Sinne der Patientensicherheit<br />

sein, diese Schlüsselrolle<br />

des Arztes in der medikamentösen Therapie<br />

infrage zu stellen!“<br />

Gefährliche Entwicklung<br />

„Diskussionen über Aut-idem oder<br />

Wirkstoffverschreibung begleiten uns<br />

nun schon längere Zeit, doch dass der<br />

aktuelle Gesundheitsminister hier eine<br />

entsprechende Beschlussfassung<br />

schon vorbereiten lässt und sich eine<br />

Änderung im Arzneimittelgesetz für<br />

Arzneimittelsubstitutionen, also die<br />

Herausgabe äquivalenter Medikamente<br />

auf Apothekenebene, vorstellen kann,<br />

das ist eine neue Dimension der Patientengefährdung.<br />

Daher sieht sich die<br />

Bundeskurie niedergelassene Ärzte in<br />

der Pflicht, die Öffentlichkeit auf diese<br />

gefährliche Entwicklung aufmerksam zu<br />

machen“, so Steinhart.<br />

Aus diesem Grund startete die Österreichische<br />

Ärztekammer eine Aufklärungskampagne,<br />

um die Öffentlichkeit<br />

vor der drohenden Gefährdung zu<br />

warnen. „In den größten österreichischen<br />

Tageszeitungen, Infoscreens in<br />

den größten österreichischen Städten<br />

sowie auf den großen Internetplattformen<br />

werden wir unsere Botschaft<br />

verbreiten. Zudem wird die Homepage<br />

www.gegenwirkstoffverschreibung.at zur<br />

Verfügung stehen, um auf die vielen Probleme<br />

hinzuweisen, die die Wirkstoffverschreibung<br />

mit sich bringen würde. Und<br />

wir appellieren an unsere Patientinnen<br />

und Patienten, dass sie in der Apotheke<br />

drauf bestehen sollen, nur das Präparat<br />

zu erhalten, das ihre Ärztin oder ihr Arzt<br />

verschrieben hat. Das sind wir nicht nur<br />

unseren Kolleginnen und Kollegen, sondern<br />

auch der Sicherheit unserer Patientinnen<br />

und Patienten schuldig!“, unterstrich<br />

Steinhart.<br />

In kompetenten Händen<br />

„Wenn Ärztinnen und Ärzte ein Medikament<br />

verschreiben, dann denken<br />

sie sich auch etwas dabei“, stellte Edgar<br />

Wutscher, Obmann der Bundessektion<br />

Allgemeinmedizin in der Österreichischen<br />

Ärztekammer und Allgemeinmediziner<br />

in Tirol, klar: „Niemand kennt<br />

22 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


6x196<br />

Wenn Ihr ArztGelb<br />

verschreibt undIhnen<br />

dieApotheke Rosa gibt,<br />

sehen wir Rot!<br />

Gegen Wirkstoffverschreibung. Für Patientensicherheit.<br />

Wir Ärzt*innen fordern im Interesse unserer Patient*innen, dass sie genau das Medikament bekommen,<br />

das wir verschreiben. Denn die geplante Wirkstoffverschreibung führt zu Verunsicherung und Gefährdung.<br />

www.gegenwirkstoffverschreibung.at<br />

meine Patientin oder meinen Patienten<br />

medizinisch besser als ich. Wenn ich<br />

zum Beispiel weiß, dass eine Patientin<br />

beispielsweise Schluckbeschwerden<br />

hat, verschreibe ich ihr ein lösliches<br />

Medikament. Wenn nun der Apotheker,<br />

der weder das Wissen noch die medizinische<br />

Kompetenz mitbringt, nur<br />

auf den Wirkstoff schaut und dieser Patientin<br />

einfach das gibt, was er gerade<br />

auf Lager hat und dieses Präparat dann<br />

eben nicht löslich ist, dann stehen wir<br />

vor einem gravierenden und potenziell<br />

gesundheitsgefährdenden Problem, das<br />

wir uns ganz einfach ersparen könnten.<br />

In der Gesundheitsversorgung sollte<br />

jeder Gesundheitsberuf das tun, was<br />

er am besten kann: Der Arzt soll Medikamente<br />

verschreiben, der Apotheker<br />

abgeben. Wenn wir die Entscheidungshoheit<br />

über das, was der Patient dann<br />

tatsächlich bekommt, an den Apotheker<br />

abgeben, dann geht das auf Kosten<br />

der Versorgung und der Patientensicherheit“,<br />

sagte Wutscher. Zudem sei<br />

dann auch mit Haftungsproblemen zu<br />

rechnen.<br />

Form, Farbe, Geschmack<br />

Aus der Erfahrung wisse man, dass sich<br />

ein häufiger Wechsel von Medikamenten<br />

negativ auf die Compliance, also<br />

die Bereitschaft der Patientinnen und<br />

Patienten, sich aktiv an der Therapie zu<br />

beteiligen, auswirkt. „Zudem erhöht das<br />

das Risiko von Fehl- und/oder Mehrfacheinnahmen<br />

– dass sich das ungünstig<br />

auf die Gesundung der Patienten<br />

auswirkt, kann sich wohl jeder vorstellen“,<br />

so Wutscher. Ein weiterer Punkt,<br />

der dabei oft völlig übersehen werde,<br />

geht über Form und Farbe der Medikamente<br />

hinaus – es ist der Geschmack.<br />

„Das beste Medikament ist immer das,<br />

das auch genommen wird. Wir wissen<br />

aus dem Bereich der Kinderheilkunde,<br />

dass der Geschmack einer Arznei eine<br />

nicht zu unterschätzende Rolle spielt.“<br />

Die einzigen, die von einer Wirkstoffverschreibung<br />

wirklich profitieren<br />

würden, wären die Apotheken, die sich<br />

möglicherweise bei der Entscheidung,<br />

welches Produkt sie abgeben, durch Argumente<br />

wie Einkaufskonditionen und<br />

Rabatte beeinflussen lassen. „Das alles<br />

zulasten der Patientinnen und Patienten<br />

– und daher können wir nur unterstreichen,<br />

dass solche fragwürdigen Lösungen<br />

aus der Sicht der Ärztevertretung<br />

und im Sinne der Patientensicherheit<br />

rigoros abzulehnen sind!“, so Wutscher.<br />

Viele Nachteile<br />

Es habe aber gute Gründe, warum die<br />

Diskussion um die Wirkstoffverschreibung,<br />

die ein regelmäßig wiederkehrendes<br />

Ritual sei, den immer gleichen<br />

Ausgang finde, sagte dazu Ernst<br />

Agneter, Pharmakologe und Inhaber<br />

des Lehrstuhles für Pharmakologie an<br />

der Sigmund Freud Privatuniversität:<br />

„Die Wirkstoffverschreibung hätte viele<br />

Nachteile, aber kaum Vorteile.“ Ein<br />

möglicher Vorteil wäre, dass Apothekerinnen<br />

und Apotheker dann (zumindest<br />

in der Theorie) ihre Lager verkleinern<br />

könnten, schildert Agneter: „De facto<br />

hat aber jede Apotheke mit funktionierendem<br />

Warenwirtschaftssystem nur<br />

solche auf Lager, die auch üblicherweise<br />

nachgefragt werden. In der Praxis würde<br />

sich das also nur sehr begrenzt in Lagen<br />

„Eine Wirkstoffverschreibung,<br />

bei der<br />

die Entscheidung<br />

über die<br />

tatsächlich<br />

abgegebene<br />

Arzneispezialität<br />

gänzlich<br />

vom<br />

Arzt auf den<br />

Apotheker<br />

übergeht, ist<br />

aus unserer<br />

Sicht eine<br />

dunkelrote<br />

Linie.“<br />

COVERSTORY AM PULS<br />

mit hohen Laufkundschaftsanteil auswirken.“<br />

Wirtschaftliche Gründe<br />

Weiters dürfe angenommen werden,<br />

dass, sollte es Preisunterscheide bei den<br />

austauschbaren Arzneispezialitäten geben,<br />

die Auswahl wohl von wirtschaftlichen<br />

Überlegungen geleitet werde, sagte<br />

auch Agneter. Die von der Sozialversicherung<br />

kolportierte Einsparung laufe<br />

aber den Interessen der Apothekerinnen<br />

und Apotheker entgegen und sei insofern<br />

vernachlässigbar, als die wirklichen<br />

Einsparungen durch den Preisverfall lukriert<br />

würden und nicht durch den Austausch<br />

verschiedener Generika untereinander,<br />

sagte Agneter. Auch müsse dann<br />

vorgeschrieben werden, dass durch den<br />

Apotheker nur die günstigste Arzneispezialität<br />

des jeweiligen Wirkstoffes abgegeben<br />

werden dürfe. „Und das bedingt<br />

einen gravierenden Nachteil: Diese Vorgangsweise<br />

würde zu einer akuten Gefährdung<br />

der Versorgung führen. Wenn<br />

nur die günstigste Arzneispezialität abgegeben<br />

werden darf, müsste diese in<br />

diesem Monat – die Preise können einmal<br />

im Monat geändert werden – 100<br />

Prozent des Marktes abdecken, ohne<br />

dass dies planbar ist.“<br />

Zudem liege der Krankenkassenpreis<br />

von über 41 Prozent aller erstattungsfähigen<br />

Arzneimittelpackungen unter der<br />

Rezeptgebühr. „Mit anderen Worten<br />

wird der Großteil der Arzneimittel, welche<br />

von einer Aut-idem Regelung umfasst<br />

wären, privat bezahlt“, so Agneter:<br />

„Der Patient darf also zahlen, hätte aber<br />

keinerlei Mitspracherecht bei der Auswahl<br />

seines Arzneimittels und bekommt<br />

in der Apotheke ein anderes als gewohnt<br />

und mit dem Arzt besprochen. Das läuft<br />

allen Regeln des shared decision making<br />

mit dem behandelnden Arzt entgegen.<br />

Es gibt aus gutem Grund die Trennung<br />

zwischen Verschreibung durch den<br />

behandelnden Arzt und die Abgabe<br />

durch Apotheken“, so Agneter abschließend.<br />

<br />

(bs/sb)<br />

Service: Weitere Informationen zur<br />

Kampagne gegen die Wirkstoffverschreibung<br />

finden Sie online unter<br />

www.gegenwirkstoffverschreibung.at.<br />

Die Ärztekammer für Wien hat außerdem<br />

eine Petition zur Medikamentenabgabe<br />

in den Ordinationen gestartet.<br />

Unter www.ohneumweggesund.at kann<br />

diese unterzeichnet werden.<br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 23


SERVICE KONGRESSE<br />

MÄRZ BIS MAI <strong>2022</strong><br />

39. Ernährungskongress des Verband<br />

der Diätologen Österreichs<br />

Ort: virtuell<br />

Termin: 24. – 25.3.<strong>2022</strong><br />

Thema: Mentale Gesundheit, Zusammenhang zwischen<br />

Ernährung und Psyche, Die Rolle des Immunsystems, Suchterkrankungen,<br />

Essstörungen, Psychische Erkrankungen in der<br />

Pädiatrie wie frühe Essstörungen (Fütterungsstörungen), Autismus<br />

und Ernährung, Depression, Psychische Störungen/Erkrankungen<br />

bei Adipositas und nach adipositaschirurgischen<br />

Eingriffen<br />

Kongresspräsidentin: Prof. in Andrea Hofbauer, MSc, MBA<br />

Veranstalter und Anmeldung: Verband der Diaetologen<br />

Österreichs, 1050 Wien, Grüngasse 9/Top 20,<br />

E-Mail: office@diaetologen.at, www.diaetologen.at<br />

Information: AZ med.info, 1010 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />

Tel.: +43/1/531 16-33 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

Kardiologische Fortbildungsseminare<br />

Highlight in Cardiology, Hybrid Veranstaltung<br />

Ort: Schloss Wilhelminenberg, 1160 Wien, Savoyenstraße 2<br />

Termin: 2.4.<strong>2022</strong><br />

Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Kurt Huber<br />

Veranstalter: Verein zur Förderung der Forschung<br />

auf dem Gebiet der Arteriosklerose, Thrombose und vaskulären<br />

Biologie<br />

Anmeldung: MAW - Medizinische Ausstellungs- und<br />

Werbegesellschaft, Sonja Chmella, Stefanie Skodler,<br />

Tel.: +43/1/536 63-32 DW, E-Mail: kardio@media.co.at<br />

Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardiohigh22<br />

Lebertransplantationskurs <strong>2022</strong><br />

Ort: Austria Trend Hotel Congress, 6020 Innsbruck,<br />

Rennweg 12a<br />

Termin: 7. – 8.4.<strong>2022</strong><br />

Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Ivo<br />

Graziadei, Univ.-Prof. Dr. Stefan Schneeberger,<br />

Univ.-Prof. Dr. Heinz Zoller<br />

Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie<br />

und Hepatologie, Arbeitsgruppe Hepatologie<br />

Information: ÖGGH Fortbildungen, Lisa Thek,<br />

Tel.: +43/1/536 63-36 DW,<br />

E-Mail: oeggh.fortbildungen@media.co.at, www.oeggh.at<br />

Anmeldung: https://registration.maw.co.at/lebertranspl22<br />

17. Kardiovaskuläres Symposium<br />

Komplexe Entscheidungen im klinischen Alltag<br />

Ort: Schloss Wilhelminenberg, 1160 Wien, Savoyenstraße 2<br />

Termin: 7.5.<strong>2022</strong><br />

Organisation: Prim. Dr. Johann Sipötz,<br />

Priv.-Doz. Dr. Martin Werner<br />

Information: AZ med.info, 1014 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />

Tel.: +43/1/531 16-68 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

BITTE BEACHTEN SIE<br />

Das gesamte wissenschaftliche Programm der Gesellschaft der<br />

Ärzte in Wien können Sie auf www.billrothhaus.at nachlesen.<br />

ZAFI – ZAHNÄRZTLICHE FORTBILDUNG<br />

ZAFI – Zahnärztliche Fortbildung der Landeszahnärztekammer für Wien<br />

1060 Wien, Gumpendorferstraße 83/4, Tel.:+43/1/597 33 57/10-12 DW, Fax: 13 DW<br />

E-Mail: spitzhuetl@zafi.at<br />

Live Intensiv Curriculum Implantologie <strong>2022</strong><br />

Dr. Christian Schober, Univ.-Prof. DDr. Raoul Polansky,<br />

Prof. Priv.-Doz. DI DDr. Rudolf Seemann<br />

25. – 26.3., 3. – 4.6.<strong>2022</strong><br />

Einmal quer durch die Kinderzahnmedizin<br />

Dr. in Dinah Frässle-Fuchs<br />

2.4.<strong>2022</strong><br />

Ästhetik Curriculum <strong>2022</strong><br />

Prof. Dr. Jürgen Manhart<br />

8. – 9.4., 10. – 12.6., 2. – 3.9., 7. – 9.10., 11. – 12.11., 2. – 3.12.<strong>2022</strong><br />

Die Assistenz bei Implantationen in der Zahnarztpraxis<br />

Dr. in Corina List<br />

22.4.<strong>2022</strong><br />

Implantologische und augmentative Verfahren am Humanpräparat<br />

Univ.-Prof. DDr. Christian Ulm, Dr. Christoph Vasak,<br />

Univ.-Prof. DDr. Werner Zechner<br />

22.4.<strong>2022</strong><br />

Möglichkeiten und Grenzen der modernen Implantologie<br />

Dr. Peter Randelzhofer<br />

23.4.<strong>2022</strong><br />

Endo Update<br />

Dr. Christian Diegritz<br />

29. – 30.4.<strong>2022</strong><br />

Basislehrgang: „Digitale Praxisorganisation“ (Seminar für Assistent*innen)<br />

Norbert Haimberger<br />

6.5.<strong>2022</strong><br />

Curriculum Parodontologie<br />

Prof. DDr. Matthias Folwaczny, Priv.-Doz. Dr. Stefan Hägewald, Univ.-Prof. Dr.<br />

Hady Haririan, Dr. Peter Purucker, Dr. in Peggy Weishaupt<br />

6. – 7.5., 24. – 25.6., 2. – 3.9., 21. – 22.10.<strong>2022</strong><br />

Aufbaulehrgang: „Termin- und Patientenmanagement“<br />

(Seminar für Assistent*innen)<br />

Norbert Haimberger<br />

7.5.<strong>2022</strong><br />

Effiziente Kieferorthopädie<br />

Dr. Stefano Troiani<br />

12. – 13.5., 15. – 16.9., 7. – 8.10., 2. – 3.12.<strong>2022</strong><br />

Effiziente Kieferorthopädie: Vom Straight Wire bis Aligner in<br />

der täglichen Praxis<br />

Dr. Stefano Troiani<br />

Modul 4: 20. – 21.5., Modul 5: 16. – 17.9.<strong>2022</strong><br />

Einfache Reparaturen in der Ordination (Seminar für das Team)<br />

Dr. Florian Rummer, ZTM Andreas Wunsch<br />

11.6.<strong>2022</strong><br />

Prothetikkurs für zahnärztliche Assistent*innen<br />

Dr. Florian Rummer, ZTM Andreas Wunsch<br />

11.6.<strong>2022</strong><br />

Professionelle Zahnreinigung mit Schall- und Ultraschallinstrumenten<br />

(Seminar für Prophylaxe-Assistent*innen)<br />

Elisabeth Köhler<br />

24. – 25.6.<strong>2022</strong><br />

Tipps und Tricks in der Prothetik<br />

Dr. Florian Rummer, ZTM Andreas Wunsch<br />

10.9.<strong>2022</strong><br />

24 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


KONGRESSE SERVICE<br />

KARDIOLOGIE NETZWERK BURGENLAND – UPDATE <strong>2022</strong><br />

Ort: Kultur Kongresszentrum Eisenstadt, 7000 Eisenstadt, Franz Schubert Platz 6<br />

Termin: 23.4.<strong>2022</strong><br />

Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Berger, MSc FESC,<br />

Dr. Maximilian Juhasz<br />

Veranstalter: Abteilung für Innere Medizin I mit Kardiologie und Nephrologie,<br />

Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt<br />

Information: MAW – Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft,<br />

1010 Wien, Freyung 6, Barbara Horak, Tel.: +43/1/536 63-34 DW,<br />

E-Mail: kardio@maw.co.at<br />

Anmeldung: https://registration.maw.co.at/netzwerk22<br />

JAHRESTAGUNG DER ÖSTERREICHISCHEN GESELLSCHAFT FÜR HERZ- UND<br />

THORAKALE GEFÄSSCHIRURGIE<br />

Ort: Imlauer Hotel Pitter, 5020 Salzburg, Rainerstraße 6<br />

Termin: 25.5.<strong>2022</strong><br />

Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Doz. Dr. Christoph Holzinger<br />

Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie<br />

Information: MAW - Medizinische Ausstellungs.- und Werbegesellschaft, Barbara<br />

Horak, 1010 Wien, Freyung 6, Tel.: +43/1/536 63-34 DW, E-Mail: kardio@maw.co.at<br />

Anmeldung: https://registration.maw.co.at/oeghtg22<br />

10. JUBILÄUMSKONGRESS DER BREAST CARE NURSES <strong>2022</strong><br />

Ort: Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, 8020 Graz, Marschallgasse 12<br />

Termin: 25.5.<strong>2022</strong><br />

Veranstalter: Breast Care Nurses Steiermark mit Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft<br />

für Gynäkologische Onkologie<br />

Tagungsbüro: Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Graz, 8020 Graz, Marschallgasse<br />

12, Gabriele Moitzi, Tel.: +43/316 7067-13110, E-Mail: gabriele.moitzi@bbgraz.at<br />

Information: AZ med.info, 1010 Wien, Helferstorferstraße 4, Tel.: +43/1/531 16-20<br />

DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

19. KONGRESS DER ÖSTERREICHISCHEN GESELLSCHAFT FÜR NOTFALL-<br />

UND KATASTROPHENMEDIZIN<br />

Ort: Congress Center – Reed Messe Wien, 1020 Wien, Messeplatz 1<br />

Termin: 30. – 31.5.<strong>2022</strong><br />

Kongressleitung: Prim. Dr. Reinhard Doppler, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schreiber<br />

Kongresssekretariat: COLUMBUS Reisen GmbH & Co KG, 1010 Wien,<br />

Universitätsring 8, Sissy Aschenbach, Tel.: +43/664/450 65 25,<br />

notarztkongress@columbus.at<br />

Information: AZ med.info, 1010 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />

Tel.: +43/1/531 16-72 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at, www.notarztkongress.at<br />

30. ÖSTERREICHISCHES OSTEOPOROSEFORUM<br />

Ort: Eventresort Hotel Scalaria – St. Wolfgang, 5360 St. Wolfgang, Markt 107<br />

Termin: 23. – 25.6.<strong>2022</strong><br />

Themen: Nephrologie und Intensive Care, Zahnmedizin und Osteologie, Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie, Gynäkologie und Rheumatologie, Call for action, Aus der Praxis -<br />

Hand on, Young Investigators - Wissenschaft in Österreich, Sekundäre Osteoporose,<br />

Diabetes und Endokrinologie<br />

Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Doz. in Dr. in Astrid Fahrleitner-Pammer,<br />

Priv.-Doz. Dr. Chrisitan Muschitz<br />

Anmeldung: Wiener Medizinische Akademie, Christian Linzbauer,<br />

Tel.: +43/1/405 13 83-17 DW, E-Mail: osteoporose<strong>2022</strong>@wma.co.at,<br />

www.oegkm.at/osteoporoseforum<br />

MAI <strong>2022</strong><br />

Gastro Know How <strong>2022</strong><br />

Ort: Hypo Niederösterreich Zentrale, Landesband für Niederösterreich<br />

und Wien AG, 3100 St. Pölten, Hypogasse 1<br />

Termin: 7.5.<strong>2022</strong><br />

Wissenschaftliche Leitung: Dr. Hartwig Bognar,<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr. Andreas Maieron, Dr. Gerald Oppeck<br />

Veranstalter: Karl Landsteiner Gesellschaft<br />

Information: AZ med.info, 1011 Wien, P.O. Box 155, Helferstorferstraße<br />

4, Tel.: +43/1/531 16-71 DW,<br />

E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

Anmeldung: https://registration.maw.co.at/gastroknowhow22<br />

Frühjahrstagung <strong>2022</strong> des BKKÖ für Kinderund<br />

Jugendlichenpflege<br />

Ort: Lakeside Science & Technologie Park – Lakeside Spitz,<br />

9020 Klagenfurt am Wörthersee, Lakeside B11 (Hybrid)<br />

Termin: 12. – 13.5.<strong>2022</strong><br />

Tagungsbüro: Berufsverband Kinderkrankenpflege<br />

Österreich, 1097 Wien, Postfach 35, Tel. +43/1/470 22 33, E-<br />

Mail: office@kinderkrankenpflege.at,<br />

www.kinderkrankenpflege.at<br />

Information: AZ med.info, 1010 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />

Tel.: +43/1/531 16-33 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

DESO – Kurs <strong>2022</strong><br />

Ort: Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern,<br />

4020 Linz, Herrenstraße 54<br />

Termin: 12. – 13.5.<strong>2022</strong><br />

Veranstalter: Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern<br />

Information: forte – Maßschneiderei für Gesundheitswissen,<br />

Christina Ganser, Tel.: +43/732/7676 5791,<br />

E-Mail: c.ganser@forte.or.at<br />

Anmeldung: www.ordensklinikum.at/desokurs<strong>2022</strong><br />

Rheumatag Steiermark – Ärztliche Fortbildung<br />

Ort: Hotel Novapark, 8051 Graz, Fischeraustraße 22<br />

Termin: 14.5.<strong>2022</strong><br />

Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Prof. Dr. Jens Thiel<br />

Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Rheumatologie<br />

& Rehabilitation, Verein zur Förderung der Klinischen<br />

Abteilung für Rheumatologie<br />

Information: AZ med.info, 1010 Wien,<br />

Helferstorferstraße 4, Tel.: +43/1/531 16-41 DW,<br />

E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

Anmeldung: https://reg.azmedinfo.co.at/rheumagraz22<br />

EMC <strong>2022</strong> – European Melioidosis Congress<br />

Ort: Congress Graz, 8010 Graz, Albrechtgasse 1<br />

Termin: 16. – 18.5.<strong>2022</strong><br />

Veranstalter: Diagnostik- & Forschungsinstitut für<br />

Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin,<br />

Medizinische Universität Graz<br />

Information: MAW - Medizinische Ausstellungs.-<br />

und Werbegesellschaft, 1010 Wien, Freyung 6,<br />

Tel.: +43/1/536 63-83, E-Mail: emc<strong>2022</strong>@maw.co.at,<br />

www.media.co.at<br />

Anmeldung: www.emc<strong>2022</strong>.at<br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 25


SERVICE MEDIZIN<br />

Zwei Jahre Corona<br />

Überblick mit Abwasser-Monitoring<br />

Obgleich die Omikron-Welle ein sehr hohes Plateau an Neuinfektionen erreicht hat, rechnen Fachleute<br />

in Richtung Frühling und Sommer auch wieder mit Niedriginzidenz hierzulande. Einhellig erklang<br />

zuletzt der Ruf, dann ein System bei der Hand zu haben, das einen zeitnahen Überblick über das<br />

Infektions- und Variantengeschehen ermöglicht, ohne ständig massenweise zu testen. Ein etabliertes<br />

Kläranlagen-Monitoringsystem könne hier ein wichtiger Baustein sein.<br />

► „Es gibt Optimierungspotenzial<br />

für zeitnahe, repräsentative und<br />

flächendeckende Überwachungs systeme“,<br />

sagte der an der auf der Preprint-<br />

Plattform medRxiv erschienenen Studie<br />

beteiligte Virologe Andreas Bergthaler<br />

von der Medizinischen Universität<br />

Wien und dem Forschungszentrum für<br />

Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie<br />

der Wissenschaften (ÖAW) zur<br />

APA. Das Ziel ist es, einen möglichst guten<br />

Überblick über das Infektionsgeschehen<br />

im gesamten Bundesgebiet zu<br />

bewahren. Dazu müssen möglichst aktuelle<br />

Proben auf die Anwesenheit des<br />

SARS-CoV-2-Erregers untersucht werden,<br />

um zirkulierende Varianten zu<br />

identifizieren.<br />

Die Abwasservirusanalysen wurden<br />

bereits 2020 von einem weitreichenden<br />

Forschungsverbund um Heribert Insam<br />

vom Institut für Mikrobiologie<br />

der Universität Innsbruck, Norbert<br />

Kreuzinger vom Institut für Wassergüte<br />

und Ressourcenmanagement der<br />

Technischen Universität (TU) Wien<br />

sowie Herbert Oberacher vom Institut<br />

für Gerichtliche Medizin der Medizinischen<br />

Universität Innsbruck entwickelt.<br />

Dies wurde im Rahmen des<br />

damaligen „Coron-A“-Projekts vom<br />

Bildungsministerium, dem Landwirtschaftsministerium<br />

und mehreren<br />

Bundesländern gefördert. Mittlerweile<br />

werden die nationalen Kläranlagen-<br />

Monitoringsysteme vom Bildungs- und<br />

Gesundheitsministerium unterhalten.<br />

Die Virussequenzierungen von Abwasserproben<br />

von rund 100 Kläranlagen in<br />

ganz Österreich werden dabei laufend<br />

von Bergthalers Team in Zusammenarbeit<br />

mit den Partnern analysiert.<br />

Wertvolle Informationen<br />

Dass das System wertvolle Informationen<br />

für das Pandemiemanagement<br />

Es zeigte<br />

sich, dass<br />

sich zwischen<br />

Dezember<br />

2020<br />

und September<br />

2021 die<br />

Variantenverteilung<br />

im Abwasser<br />

nachverfolgen<br />

und die<br />

Ablöse der<br />

dominanten<br />

Varianten<br />

Alpha und<br />

Delta nachvollziehen<br />

ließen.<br />

Aus Abwasserdaten lässt sich<br />

das epidemiologische Geschehen<br />

genau ableiten und bestätigen.<br />

bringt, zeigt man nun gemeinsam mit<br />

Infektionsepidemiologen der AGES und<br />

vielen weiteren Forschenden in einer<br />

noch nicht von Fachkolleginnen und<br />

-kollegen überprüften Arbeit. Dort berichten<br />

die Wissenschafterinnen und<br />

Wissenschafter über die Viruserbgutsequenzierung<br />

von über 2000 Proben<br />

aus 94 Kläranlagen, deren Einzugsgebiet<br />

rund 57 Prozent der österreichischen Bevölkerung<br />

entspricht. Es zeigte sich, dass<br />

sich zwischen Dezember 2020 und September<br />

2021 die Variantenverteilung im<br />

Abwasser nachverfolgen und die Ablöse<br />

der dominanten Varianten Alpha und<br />

Delta nachvollziehen ließen. Darüber<br />

hinaus konnten auch lokale Cluster anderer<br />

Varianten identifiziert werden.<br />

Die Ergebnisse glich das Team mit<br />

Daten zu rund 130.000 von der AGES<br />

dokumentierten epidemiologischen<br />

Einzelfällen aus dem Einzugsgebiet<br />

der jeweiligen Kläranlagen ab. Aus den<br />

Abwasserdaten ließ sich das epidemiologische<br />

Geschehen genau ableiten<br />

und bestätigen. Ein solches Programm<br />

kann daher ein effektiver Weg für Ländern<br />

sein, in denen individuelles Testen<br />

und Sequenzieren nicht groß ausgerollt<br />

werden können beziehungsweise in denen<br />

dies schrittweise zurückgefahren<br />

wird.<br />

Gut aufgestelltes System<br />

Das Abwasserüberwachungssystem in<br />

Österreich sei im Vergleich zu vielen<br />

anderen Ländern sehr gut aufgestellt,<br />

so Bergthaler. Diese führende Rolle sei<br />

nicht zuletzt darauf zurückzuführen,<br />

dass sich frühzeitig wissenschaftliche<br />

Kooperationsnetzwerke zwischen den<br />

Forschungseinrichtungen etabliert hatten<br />

und die Behörden dies auch unterstützten.<br />

Wichtiger Puzzlestein<br />

Zuletzt bezweifelten einige Forschende,<br />

Politikerinnen und Politiker den Sinn<br />

des österreichischen Systems mit dem<br />

im internationalen Vergleich breit<br />

aufgestellten Testen und forderten eine<br />

Neuausrichtung des Pandemiemanagements<br />

in Richtung Herbst. Zudem<br />

gibt es eine schwelende Debatte<br />

zur Aufrechterhaltung des Gratistest-<br />

Angebots. Für Bergthaler stellen die<br />

Abwasseranalysen einen wichtigen<br />

Puzzlestein für einen möglichst guten<br />

epidemiologischen Überblick über das<br />

Infektionsgeschehen dar. Das zeige sich<br />

gerade in den vergangenen Wochen am<br />

Beispiel der Ausbreitung der Omikron-<br />

Untervariante BA.2.<br />

Dieser Überblick sei wichtig, um sich<br />

Fragen hinsichtlich Maßnahmen und<br />

Testinfrastruktur überhaupt erst sinnvoll<br />

stellen zu können, so Bergthaler.<br />

Das nun etablierte Monitoring wäre<br />

mittelfristig auch über SARS-CoV-2<br />

hinaus zur Beobachtung anderer Erkrankungen<br />

bundesweit sehr interessant.<br />

<br />

APA<br />

Foto: ShutterOK/iStock<br />

26 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


MEDIZIN SERVICE<br />

Corona: Homeoffice wirkt sich oft negativ auf Bewegungsapparat aus<br />

Das Arbeiten aus dem Homeoffice wirke sich<br />

oftmals sehr ungünstig auf den Bewegungsapparat<br />

aus, so kürzlich Thomas Rustler,<br />

Oberarzt am Wirbelsäulenzentrum Wien-<br />

Speising (Orthopädisches Spital Speising).<br />

„Zuhause ist die Arbeitsplatzsituation häufig<br />

weniger ergonomisch als im Büro, vor allem,<br />

wenn am Laptop gearbeitet wird.“<br />

Befindet sich der Bildschirm nicht auf<br />

Augenhöhe, sieht man zum Gerät hinab.<br />

„Die Brustwirbelsäule wird gekrümmt, die<br />

Halswirbelsäule überstreckt. Diese Bedingungen<br />

können zu<br />

Muskelverspannungen<br />

und Ausstrahlungskopfschmerzen<br />

führen“,<br />

erläuterte Rustler.<br />

Auch veritable Schäden<br />

am Bewegungsapparat<br />

seien nicht auszuschließen:<br />

„Bestehen<br />

bereits Abnützungserscheinungen<br />

an den<br />

kleinen Wirbelgelenken,<br />

kann diese Arthrose<br />

schmerzhaft aktiviert<br />

werden. Auch vorhandene,<br />

bisher ‚stumme‘, Bandscheibenschäden<br />

können Schmerzen verursachen.“ Therapeutisch<br />

habe die konservative Orthopädie ein<br />

breites Repertoire bei „Homeoffice-Hälsen“<br />

zu bieten. Einerseits könne die manuelle<br />

Medizin zum Einsatz kommen, andererseits<br />

könnten durch Infiltrationen an den<br />

Schmerzpunkten im Bereich der Halswirbel-<br />

und Brustwirbelsäule die Schmerzen gut<br />

„gemanagt“ werden.<br />

Die negativen Auswirkungen auf den Bewegungsapparat<br />

seien jedoch kein Grund,<br />

vom Homeoffice gänzlich abzusehen: „Man<br />

kann – und soll – sich seinen Heimarbeitsplatz<br />

durchwegs ergonomischer einrichten:<br />

Den Laptop höher positionieren (etwa auf<br />

dicken Büchern lagern) oder im Idealfall<br />

am Desktop-PC arbeiten“, riet der Experte.<br />

Auch regelmäßige Haltungswechsel sowie<br />

Lockerungsübungen hätten sich als effiziente<br />

Gegenmaßnahmen erwiesen. APA<br />

Autoimmunerkrankungen: Zentraler Baustein in Immunzellen entdeckt<br />

Foto: cgtoolbox/Capuski/iStock<br />

Wenn das Immunsystem aufgrund einer Fehlsteuerung<br />

körpereigene Strukturen angreift,<br />

können Autoimmunerkrankungen ausgelöst<br />

werden. Diese sind zwar bis heute nicht heilbar,<br />

können aber mit Hilfe therapeutischer Maßnahmen<br />

in ihrem Fortschreiten gebremst werden.<br />

Forschende am Zentrum für Physiologie<br />

und Pharmakologie der MedUni Wien haben<br />

nun einen zentralen Signalweg<br />

in Immunzellen entdeckt,<br />

der einen Beitrag zur<br />

Entwicklung eines<br />

neuen Therapieansatzes<br />

leisten kann.<br />

Ihre Studie wurde<br />

kürzlich im Journal<br />

Cell Reports<br />

veröffentlicht.<br />

Das Immunsystem<br />

schützt<br />

den Körper vor<br />

Infektionen aller<br />

Art und ist so konzipiert,<br />

dass es zwischen<br />

fremden Bedrohungen<br />

und körpereigenen Geweben<br />

unterscheiden kann. Wichtige Bestandteile<br />

des Immunsystems sind die T-Zellen,<br />

die auf Kommando anderer Immunzellen,<br />

der Dendritischen Zellen, in Aktion treten.<br />

Die Dendritischen Zellen aktivieren die T-<br />

Zellen nicht nur zum Einsatz, sie können auch<br />

Inaktivität anordnen – vor allem wenn es um<br />

körpereigene Gewebe geht, die nicht angegriffen<br />

werden sollen. In diesem Immuntoleranz<br />

genannten Mechanismus liegt der Schlüssel<br />

bereits bestehender Therapien bei Autoimmunerkrankungen.<br />

Mit Hilfe bestimmter pharmazeutischer<br />

Wirkstoffe (JAK-Inhibitoren) wird<br />

die Immuntoleranz der Immunzellen gefördert.<br />

Dadurch soll die Aktivität der T-Zellen<br />

gegen Körperstrukturen gehemmt<br />

werden, um ein Fortschreiten<br />

der Autoimmunerkrankung<br />

zu bremsen.<br />

JAK-Inhibitoren<br />

werden für die<br />

Behandlung von<br />

verschiedenen<br />

Autoimmunerkrankungen<br />

wie zum<br />

Beispiel Rheumatoide<br />

Arthritis<br />

eigesetzt. Die Wirkung<br />

der Inhibitoren – und<br />

zwar auf alle Immunzellen<br />

gleichzeitig – wurde in mehreren<br />

Studien bewiesen. Wie sie<br />

speziell auf Dendritische Zellen wirken und<br />

welche Rolle die Immuntoleranz insbesondere<br />

der T-Zellen (periphere T-Zell-Tolerogenese) in<br />

Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen<br />

spielt, hat nun ein Forschungsteam um Gernot<br />

Schabbauer und Omar Sharif vom Institut für<br />

Gefäßbiologie und Thromboseforschung am<br />

Zentrum für Physiologie und Pharmakologie<br />

der MedUni Wien erforscht.<br />

In Zusammenarbeit mit Wissenschafterinnen<br />

und Wissenschaftern am Christian Doppler Labor<br />

für Argininmetabolismus in Rheumatoider<br />

Arthritis und Multipler Sklerose der MedUni<br />

Wien und der St. Anna Kinderkrebsforschung<br />

entdeckten sie einen zentralen Baustein in<br />

Immunzellen, der bei Autoimmunerkrankungen<br />

relevant ist. „Es handelt sich dabei um<br />

den Signalweg in Dendritischen Zellen, der die<br />

T-Zell-Tolerogenese fördert. Dieser ermöglicht<br />

es den Dendritischen Zellen also, die Immuntoleranz<br />

speziell der T-Zellen zu boostern und<br />

sie daran zu hindern, körpereigene Strukturen<br />

anzugreifen“, verdeutlicht die Erstautorin der<br />

Studie, Andrea Vogel vom Institut für Gefäßbiologie<br />

und Thromboseforschung der MedUni<br />

Wien.<br />

Mit den Ergebnissen leisten die Forschenden einen<br />

Beitrag zu einem möglichen neuen zell-basierten<br />

Therapieansatz bei Autoimmunerkrankungen:<br />

Dabei soll gezielt auf den Signalweg in<br />

den Dendritischen Zellen eingewirkt werden,<br />

um die fehlgesteuerten T-Zellen „abzuschalten“<br />

und ein Fortschreiten der Autoimmunerkrankung<br />

einzudämmen. Weitere Forschungen<br />

dazu werden folgen, betont Andrea Vogel: „Als<br />

nächstes wollen wir untersuchen, ob dieser<br />

Signalweg in den Dendritischen Zellen auch bei<br />

Krebs eine Rolle spielt.“ <br />

MedUniWien<br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 27


SERVICE MEDIZIN<br />

Adipositas<br />

Immer mehr junge Männer zu dick<br />

Ein Forschungsteam der MedUni Wien erhob in einer Langzeit-Studie anhand der Gesundheitsdaten<br />

junger Männer bei der Stellung beim österreichischen Bundesheer, dass die Prävalenz für Übergewicht<br />

gestiegen ist und vor allem Adipositas Grad 2 und 3 überproportional zugenommen haben.<br />

► Das bedeutet in der Folge auch<br />

eine Zunahme kardiovaskulärer<br />

Erkrankungen und Diabetes sowie eine<br />

verkürzte Lebenserwartung. Weiters<br />

zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang<br />

zwischen erhöhtem BMI und<br />

einem niedrigeren Bildungsgrad sowie<br />

sozioökonomischen Status. Die Studie<br />

wurde im Fachjournal Obesity Surgery<br />

publiziert.<br />

Problem der Industrieländer<br />

„Je länger<br />

man stark<br />

übergewichtig<br />

ist,<br />

desto wahrscheinlicher<br />

kommt es zu<br />

Folgeerkrankungen<br />

wie<br />

Diabetes,<br />

Bluthochdruck<br />

und<br />

Störungen<br />

des Fettstoffwechsels“.<br />

blemen der Industrieländer. Gemäß<br />

Statistik Austria sind in Österreich 3,7<br />

Millionen Menschen über 15 Jahre<br />

übergewichtig und rund 17 Prozent von<br />

ihnen haben bereits Adipositas. Bereits<br />

im Alter von acht Jahren sind jeder dritte<br />

Bub und jedes vierte Mädchen übergewichtig<br />

oder adipös. Ein Team um<br />

den Viszeralchirurgen Gerhard Prager,<br />

Professor für Bariatrische Chirurgie<br />

und Leiter der Adipositas-Ambulanz<br />

der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie<br />

der MedUni Wien, analysierte<br />

die Gesundheitsdaten junger Männer<br />

zwischen 20<strong>03</strong> und 2018.<br />

Kontinuierlicher BMI-Anstieg<br />

Grundlage waren die Messungen von<br />

Größe und Gewicht bei der Stellung<br />

von 874.220 Männern im Alter von 18<br />

Jahren, um den Body Maß Index (BMI)<br />

und die „Waist to Height Ratio“, also<br />

das Verhältnis Bauchumfang zu Körpergröße,<br />

zu ermitteln. Es ergab sich,<br />

dass der durchschnittliche BMI von<br />

22,0 ± 3,95 kg/m2 im Jahr 20<strong>03</strong> auf 22,8<br />

± 4,69 kg/m2 im Jahr 2018 angestiegen<br />

war. Übergewicht und Adipositas I-III<br />

stiegen von 15,3 Prozent, 4,2 Prozent,<br />

1,2 Prozent und 0,4 Prozent (20<strong>03</strong>) auf<br />

20,4 Prozent, 7,1 Prozent, 2,5 Prozent<br />

beziehungsweise 0,8 Prozent (2018).<br />

Insgesamt 25,7 Prozent der jungen adipösen<br />

Männer wurden als nicht für den<br />

Wehrdienst tauglich beziehungsweise<br />

teiltauglich eingestuft.<br />

Zusammenfassend ergab die Studie<br />

also, dass der BMI und das damit einhergehende<br />

Risiko für kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen in den vergangenen 15<br />

Jahren bei österreichischen männlichen<br />

Jugendlichen kontinuierlich gestiegen<br />

ist. Es wurde eine signifikante<br />

Verschiebung von Normalgewichtigen<br />

zu Übergewichtigen beobachtet, während<br />

sich höhere Adipositas-Grade in<br />

diesem Beobachtungszeitraum verdoppelten.<br />

Zudem zeigte sich auch ein<br />

Übergewicht und Adipositas gehören<br />

zu den wesentlichen Gesundheitsprosignifikanter<br />

Zusammenhang zwischen<br />

BMI, Tabakkonsum und niedrigerem<br />

Bildungsstatus.<br />

Keine „Lifestyle-Angelegenheit“<br />

Gerhard Prager: „Problematisch ist,<br />

dass Jugendliche die Adipositas ins<br />

Erwachsenenalter mitnehmen. Je länger<br />

man stark übergewichtig ist, desto<br />

wahrscheinlicher kommt es zu Folgeerkrankungen<br />

wie Diabetes, Bluthochdruck<br />

und Störungen des Fettstoffwechsels“.<br />

Je höher der BMI sei, desto<br />

höher wäre auch die Anzahl der Begleiterkrankungen.<br />

Problematisch sei<br />

es auch, dass Adipositas „noch immer<br />

nicht als ernstzunehmende chronische<br />

Erkrankung gesehen wird, sondern<br />

als Lifestyle-Angelegenheit“, so Prager<br />

weiter. Für Menschen mit Adipositas<br />

sei es kaum möglich, mittels Nahrungsreduktion<br />

und Bewegung dauerhaft an<br />

Gewicht zu verlieren. In der Therapie<br />

werde nach einem „Stufenplan“ vorgegangen,<br />

so Prager. Zuerst versuche<br />

man, den Lebensstil zu ändern, wodurch<br />

langfristig fünf bis zehn Prozent<br />

an Gewichtsverlust möglich wären. Die<br />

nächste Stufe sei eine medikamentöse<br />

Therapie, die mittelfristig 15 Prozent an<br />

Gewichtsverlust leistet. Prager: „Es gibt<br />

gut wirkende Medikamente, doch diese<br />

werden derzeit nicht von den Gesundheitskassen<br />

übernommen. Das sollte<br />

geändert werden“. Ebenfalls änderungsbedürftig<br />

sei für den Chirurgen,<br />

dass in der Stufe drei, wo es um Operationen<br />

zur Verkleinerung des Bauchumfanges<br />

gehe, jede einzelne Operation<br />

bewilligungspflichtig ist.<br />

Prager appelliert grundsätzlich, Adipositas<br />

als gesellschaftliches Problem und<br />

als Erkrankung mit schwerwiegenden<br />

Folgen anzuerkennen. Es gehe für alle<br />

darum, den Lebensmodus zugunsten<br />

mehr Bewegung zu ändern: „Wir sitzen<br />

zu viel. Sitzen ist das neue Rauchen.“<br />

<br />

MedUni Wien<br />

Foto: wildpixel/iStock<br />

28 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


Schmerzbefreiter<br />

Mittwoch<br />

<strong>2022</strong><br />

Zeit:<br />

15:30 -16:30 Uhr<br />

ONLINE<br />

20. April<br />

DAS RICHTIGE, ABER SCHNELL: UMGANG MIT AKUTEN SCHMERZEN<br />

OA Dr. Ekkehard Schweitzer, DEAA<br />

18. Mai<br />

SCHMERZ CHRONISCH GENERVT<br />

OA Dr. Wilhelm Kantner-Rumplmair<br />

8. Juni<br />

DOS AND DON’TS:<br />

SCHMERZTHERAPIE BEI FORTGESCHRITTENEN ERKRANKUNGEN<br />

Univ.-Prof. in Priv.-Doz. in DDr. in Eva Katharina Masel, MSc<br />

14. September<br />

STECHEND, BRENNEND, ELEKTRISIEREND:<br />

DIE BEHANDLUNG PERIPHERER NEUROPATHISCHER SCHMERZEN<br />

OÄ Dr. in Gabriele Graggober<br />

12. Oktober<br />

WENN´S KRACHT UND GRAMMELT: UMGANG MIT ARTHROSE<br />

OA Dr. Ekkehard Schweitzer, DEAA<br />

9. November<br />

BANDSCHEIBENVORFALL, WIRBELKÖRPEREINBRUCH &CO:<br />

DIE BEHANDLUNG SPEZIFISCHER RÜCKENSCHMERZEN<br />

OA Dr. Peter Machacek<br />

14. Dezember<br />

WENN DAS LEBEN BEGINNT:<br />

SCHMERZTHERAPIE IN SCHWANGERSCHAFT UND STILLZEIT<br />

OÄ Dr. in Gabriele Grögl-Aringer<br />

Anmeldung:<br />

Unter www.aekwien.at/webinare finden Sie jeweils den aktuellen Link,<br />

um am Webinar teilzunehmen.<br />

Bei Fragen wenden Sie sich gerne an fortbildung@aekwien.at.<br />

Für jedes Webinar werden Punkte im Rahmen<br />

der Diplomfortbildung der ÖÄK anerkannt.


SERVICE ZAHNÄRZTEKAMMER<br />

In eigener Sache<br />

Große Rochade<br />

Liebe Kolleginnen und<br />

Kollegen<br />

Die Kammerbeiträge<br />

stellen einen fixen<br />

Ausgabenblock für jede<br />

Zahnärztin und jeden<br />

Zahnarzt dar und sind<br />

in der Beitragsordnung<br />

der Österreichischen<br />

Zahnärztekammer geregelt.<br />

Vorgesehen, aber bis vor kurzem nicht<br />

klar definiert, sind auch Nachlässe in so<br />

genannten „Härtefällen”. Auf Initiative von<br />

Ozren Marković, Finanzreferent der Landeszahnärztekammer<br />

für Wien, konnte mit der<br />

Überarbeitung der Beitragsordnung <strong>2022</strong><br />

bundesweit eine klare Regelung geschaffen<br />

werden. Diese sieht unter anderem die Möglichkeit<br />

eines vollständigen Aussetzens der<br />

Beiträge in den folgenden Fällen vor:<br />

•Mutterschutz, Karenzurlaub, Väterkarenz<br />

•Grundwehr- und Zivildienst<br />

•Bildungskarenz ohne Gehaltsfortzahlung<br />

Mehr als die Hälfte der Ansuchen um Reduktion<br />

beziehungsweise Erlass der Kammerbeiträge<br />

erfolgen aufgrund von Mutterschutz<br />

beziehungsweise Karenz. Durch die aktuelle<br />

Änderung der Beitragsordnung können sich<br />

alle Mitglieder, die sich in Mutterschutz<br />

beziehungsweise in Karenz befinden (gilt<br />

auch bei Selbständigkeit oder Väterkarenz)<br />

unabhängig von ihrem Jahresgesamteinkommen<br />

für den Zeitraum der Aussetzung der<br />

zahnärztlichen Tätigkeit von den Kammerbeiträgen<br />

befreien lassen. Gleichzeitig schafft<br />

die Regelung mehr Effizienz in der internen<br />

Verwaltung und ist der Satzung des Wiener<br />

Wohlfahrtsfonds angeglichen. Es konnte<br />

daher ein Gleichlauf mit Erlässen im Wohlfahrtsfonds<br />

erreicht werden.<br />

Mein Dank dafür gilt unserem Finanzreferenten,<br />

der sich akribisch in die Beitragsordnung<br />

eingearbeitet hat. Mit seinen Inputs<br />

wurde ein wichtiger standespolitischer<br />

Impuls gesetzt und für unsere Mitglieder<br />

ein Beitrag zur finanziellen Sicherheit in<br />

besonderen beruflichen Zeiten geleistet.<br />

Mit kollegialen Grüßen,<br />

Bettina Schreder,<br />

Präsidentin der Landeszahn ärztekammer<br />

für Wien<br />

Die Referatsleiter Peter Reichenbach (links) und Thomas Bernhart.<br />

An der Spitze der Referate für<br />

betriebstechnische Auflagen<br />

und Qualitätssicherung sowie<br />

für Öffentlichkeitsarbeit gab es<br />

personelle Änderungen. Peter<br />

Reichenbach übergab die Agenden<br />

für Presse- und Kommunikation<br />

an seinen Sukzessor Thomas<br />

Bernhart. Er selbst übernahm das<br />

Hygienereferat.<br />

Beide Referate zählen in der<br />

Landeszahnärztekammer zu<br />

den „öffentlichkeitswirksamen“<br />

innerhalb der Mitgliederschaft.<br />

Dabei findet vor allem Peter Reichenbach<br />

in seinem neuen standrechtlichen<br />

Betätigungsfeld ein enges gesetzliches Korsett<br />

in den Bereichen betriebstechnische Auflagen<br />

und Qualitätssicherung vor. Trotzdem ortet der<br />

neue Referent bereits nach wenigen Wochen<br />

im neuen Amt einige Möglichkeiten, übernahm<br />

er die Tätigkeit vom einzigen Referenten,<br />

der nicht aus dem neuen Präsidium des Forum<br />

Zahnärzte Wien stammte. „Natürlich können<br />

wir uns nur innerhalb der gesetzlichen Möglichkeiten<br />

bewegen, aber es geht um das Wie<br />

und vor allem Wann Informationen an die<br />

Kollegenschaft weitergegeben werden.“ Womit<br />

sich der inhaltliche Kreis zu seiner bisherigen<br />

Aufgabe im Referat für Öffentlichkeitsarbeit<br />

und damit auch die enge Zusammenarbeit mit<br />

seinem bisherigen Sukzessor schließt.<br />

Ob im Hörsaal der Universität als Lehrender<br />

oder im Umgang mit den Patientinnen und<br />

Patienten: Kommunikation ist für den neuen<br />

Referenten für Öffentlichkeitsarbeit Teil seines<br />

beruflichen Alltags. In der Landeszahnärztekammer<br />

übernimmt Thomas Bernhart jetzt<br />

einen Bereich, der unter dem neuen Präsidium<br />

schon zahlreiche Akzente setzen konnte.<br />

Der Social Media Bereich wurde von Null<br />

weg neu aufgebaut, die Kommunikation über<br />

die eigenen Medien stark ausgebaut. Von der<br />

Website der Standesvertretung angefangen<br />

bis zur neu aufgelegten und intensivierten Zusammenarbeit<br />

mit der Ärztekammer für Wien,<br />

nicht zuletzt über <strong>doktorinwien</strong>. Bernhart will<br />

dabei das Tempo seines Vorgängers beibehalten<br />

und auf seine fachlichen Schwerpunkte<br />

umlegen. „Durch meine Tätigkeit an der SFU<br />

habe ich sehr gute und direkte Kontakte in die<br />

Studentenschaft, mit meiner Vortragstätigkeit<br />

bei Kongressen ergibt sich noch ein zweites<br />

zusätzliches Feld der Kommunikation, das<br />

wir ebenso bearbeiten wollen, wie die schon<br />

neu- oder weiterentwickelten Themenbereiche<br />

bisher“, gibt Bernhart einen kurzen Einblick<br />

auf die Themen der kommenden Wochen und<br />

Monate. <br />

World Oral Health Day <strong>2022</strong><br />

am 20. März<br />

Die Landeszahnärztekammer für Wien unterstützt<br />

die Aktivitäten zum “Weltmundgesundheitstag”,<br />

der jährlich am 20. März begangen wird. Die<br />

Aktion wurde vom Weltverband der Zahnärzte und<br />

Zahnärztinnen (World Dental Federation – FDI) ins<br />

Leben gerufen. Weltweit gibt es zahlreiche Aktivitäten,<br />

um die Aufmerksamkeit für die häufigsten<br />

Probleme rund um die Mund gesundheit zu steigern.<br />

Alle Informationen dazu finden sich auf<br />

https://www.worldoralhealthday.org sowie auf den<br />

Social Media Kanälen der Wiener Standesvertretung.<br />

Fotos: Agile Digital Twins; www.worldoralhealthday.org<br />

30 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


ZAHNÄRZTEKAMMER SERVICE<br />

Dentales Trauma<br />

Erstversorgung entscheidet!<br />

Die Versorgung traumatisch verletzter Zähne gehört üblicherweise nicht zum zahnärztlichen Alltag,<br />

die notwendige individuelle Behandlung aufgrund der vielfältigen Problemstellungen stellt eine Herausforderung<br />

in der Zahnmedizin dar.<br />

Fotos: studio9400/iStock<br />

► Unter einem dentalen Trauma<br />

versteht man eine indirekte oder<br />

direkte mechanische Schädigung von<br />

Zähnen und deren benachbarten<br />

Strukturen. Zu diesen zählen der<br />

Alveolarfortsatz, der Oberkiefer,<br />

der Unterkiefer mit dem Kiefergelenk<br />

und der Gesichtsschädel.<br />

Die Prävalenz für<br />

ein Zahntrauma liegt für<br />

Vorschulkinder bei 33 Prozent,<br />

für Schulkinder bei 25<br />

Prozent und für Erwachsene<br />

bei 33 Prozent. Der Großteil<br />

dentaler Traumata ereignet<br />

sich vor dem 19. Lebensjahr.<br />

Hier ergeben sich drei Altersgipfel<br />

gemäß Wachstum und<br />

Entwicklung. Diese sind das<br />

erste bis dritte, das achte bis<br />

zwölfte und das 18. bis 20. Lebensjahr.<br />

Von den Zahngruppen sind<br />

am häufigsten die oberen mittleren<br />

Schneidezähne, gefolgt von den oberen<br />

seitlichen Schneidezähnen betroffen.<br />

Primäre Akuttherapie<br />

Der Primärbehandlung kommt dabei<br />

bei einem dentalen Trauma die größte<br />

Bedeutung zu, da diese oftmals über<br />

den Erfolg der weiteren Behandlung bestimmt.<br />

Die primäre Akuttherapie beinhaltet<br />

die Reposition und Ruhigstellung<br />

von Zähnen und Zahnfragmenten. Auch<br />

die Weichteilversorgung soll bei der<br />

Primärtherapie erfolgen. Maßnahmen<br />

wie Sofortimplantation oder Extraktion<br />

hingegen gilt es zu vermeiden. In der<br />

Sekundärtherapie werden konservative<br />

Maßnahmen wie die endodontische<br />

Behandlung und Füllungstherapien angewandt,<br />

die Tertiärtherapie beschäftigt<br />

sich mit dem Zahnersatz. Die Ziele der<br />

Primärtherapie sind der Zahnerhalt, das<br />

Gewinnen von Zeit für die Planung der<br />

weiteren Therapie, das Vermeiden der<br />

mikrobiellen Besiedelung, das Beseitigen<br />

einer bakteriellen Infektion und das<br />

Von den Zahngruppen<br />

sind am<br />

häufigsten die<br />

oberen mittleren<br />

Schneidezähne<br />

betroffen.<br />

Erhalten der Vitalität der Gewebe. Die<br />

ästhetische Rekonstruktion ist zu diesem<br />

Zeitpunkt der Behandlung zweitrangig.<br />

Während die klinische Diagnostik von<br />

außen nach innen erfolgt, wird die<br />

Therapie üblicherweise von innen nach<br />

außen angegangen. Die extraorale Diagnostik<br />

beinhaltet eine Untersuchung<br />

der Weichgewebe Haut und Lippen, der<br />

Hartgewebe/Knochen und einer Funktionsprüfung<br />

der Mundöffnung und<br />

gegebenenfalls Okklusionsstörungen.<br />

Der Großteil<br />

dentaler<br />

Traumata<br />

ereignet sich<br />

vor dem 19.<br />

Lebensjahr.<br />

Anamnese, extra- und intraorale Diagnostik<br />

Die intraorale Diagnostik inspiziert die<br />

Weichgewebe Lippe, Zunge, Gingiva<br />

und Schleimhaut, die Zahnhartsubstanz,<br />

das Endodont und Parodont der<br />

Zähne sowie den Alveolarfortsatz.<br />

Richtige Lagerung der Zähne<br />

Die richtige Lagerung im Falle von ausgeschlagenen<br />

Zähnen und Zahnfragmenten<br />

kann zumindest über kurze<br />

Zeit hinweghelfen, das eigene Zahnmaterial<br />

bis zur Erstversorgung zu retten.<br />

Optimal wäre die Lagerung in einer sogenannten<br />

Zahnrettungsbox. Die Lagerung<br />

von Zähnen oder Zahnfragmenten<br />

erfolgt dabei in einer isotonischen Lösung<br />

mit einem bestimmen Zellkulturmedium.<br />

Eine Zahnrettungsbox kann<br />

die Vitalität der desmodontalen Zellen<br />

für ungefähr 24 Stunden aufrechterhalten.<br />

Als Alternative beziehungsweise<br />

mit haushaltsüblichen Mitteln kann<br />

der Zahn auch in der Alveole, in der<br />

Backentasche, in kalter frischer Milch<br />

oder in einer isotonen Kochsalzlösung<br />

gelagert werden.<br />

Gemeinsam mit Steffen Schneider, seit<br />

2017 Leiter der Ambulanz der Klinik für<br />

Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,<br />

Medizinische Universität im Allgemeines<br />

Krankenhaus der Stadt Wien,<br />

wird in den kommenden Ausgaben und<br />

auf der Website der Landeszahnärztekammer<br />

für Wien auf spezielle Formen<br />

der Zahntraumata und deren Behandlung<br />

eingegangen. <br />

Stellt sich ein Patient oder eine Patientin mit einem Frontzahntrauma in der zahnärztlichen<br />

Praxis vor, sollte zuerst immer eine allgemeine Anamnese erfolgen. Diese soll Fragen zum Unfallhergang<br />

(Wie? Wo? Wann? Wer?), Fragen zur Abklärung eines Schädel-Hirn-Traumas und<br />

Fragen zum allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten beziehungsweise der Patientin und<br />

zu einer medikamentösen Therapie, zum Beispiel mit oralen Antikoagulantien, beinhalten. Auch<br />

gilt es den aktuellen Impfstand für Tetanus abzuklären.<br />

<strong>03</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 31


SERVICE CHRONIK<br />

Hypertrophe Narben: Vera Vorstandlechner ist „Researcher of the Month“<br />

Vera Vorstandlechner wurde im Februar<br />

anlässlich ihrer im Journal Nature Communications<br />

erschienenen Arbeit „The serine proteases<br />

dipeptidyl-peptidase 4 and urokinase<br />

are key molecules in human and mouse scar<br />

formation“ als Wissenschafterin des Monats<br />

ausgezeichnet.<br />

Hypertrophe Narben mit verdickten, oft<br />

schmerzhaften und juckenden Narbensträngen<br />

sind nach Unfällen, Operationen und<br />

besonders nach Verbrennungsverletzungen<br />

eine schwere Belastung für Betroffene. Obwohl<br />

verschiedene, leider oft unbefriedigende<br />

Therapiekonzepte zur Verfügung stehen, sind<br />

bis jetzt keine Wirkstoffe bekannt, die hypertrophe<br />

Narben schon während ihrer Bildung<br />

verbessern oder verhindern können.<br />

Mittels Einzelzellsequenzierung haben<br />

die Forscherinnen und Forscher in dieser<br />

Studie sowohl das Genmuster ausgereifter<br />

humaner hypertropher Narben als auch der<br />

Narbenreifung im Mausmodell analysiert.<br />

Dabei wurde in humaner Haut ein bestimmter<br />

Subtyp von Fibroblasten identifiziert,<br />

der maßgeblich an der Narbenentwicklung<br />

beteiligt war. Der Vergleich dieses<br />

Narben-spezifischen Fibroblasten-Typs mit<br />

Vera Vorstandlechner<br />

Fibroblasten im Zuge der Narbenreifung in<br />

Mäusen führte zur Identifikation von einer<br />

Gruppe von Serinproteasen, die in beiden<br />

experimentellen Ansätzen gleichermaßen<br />

erhöht waren.<br />

Die Hemmung von Dipeptidyl-Peptidase IV<br />

(DPP4) mit dem Wirkstoff Sitagliptin und<br />

von Urokinase (PLAU) mit BC-11 verhinderten<br />

in vitro die Bildung von Myofibroblasten,<br />

welche in Narben und anderen fibrosierenden<br />

Pathologien für Kontraktion und übermäßige<br />

Matrix-Deposition verantwortlich sind. Die<br />

Zugabe von Sitagliptin und BC-11 zu Fibroblastenkulturen<br />

reduzierte dabei deutlich die<br />

Ausschüttung von Matrix-Komponenten wie<br />

Kollagen und Fibronektin und verringerte die<br />

Kontraktilität der Fibroblasten. Im Maus-<br />

Wundmodell zeigte sich durch die topische<br />

Anwendung der Inhibitoren, bei gleich guter<br />

Wundheilung, eine Verbesserung der Narbenqualität<br />

mit verringerter Parallelität der<br />

Kollagenfasern und reduzierter Akkumulierung<br />

von extrazellulären Matrixproteinen.<br />

Die Studie ermöglicht somit einerseits völlig<br />

neue Einblicke in die Genaktivität in Narbengewebe,<br />

und zeigte Wirkstoffe zur möglichen<br />

Therapie von hypertrophen Narben. <br />

Zur Auszeichnung: Um hervorragende Forschungsleistungen<br />

der MedUni Wien bekannt<br />

zu machen, startete das Rektorat der MedUni<br />

Wien im Juni 2004 das Programm „MedUni<br />

Wien-Researcher of the Month“. Im Monatsrhythmus<br />

kürt eine unabhängige Expertenkommission<br />

Forscherinnen und Forscher für ihre<br />

herausragende Forschungstätigkeit.<br />

AMIKE: Krisenberatung für Menschen<br />

mit Migrationshintergrund<br />

Die Diakonie Österreich hat mit dem AMIKE-Telefon ein spezielles<br />

Angebot geschaffen: Interkulturelle psychosoziale Akuthilfe<br />

für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund. Anonym,<br />

mehrsprachig und für ganz Österreich.<br />

Sorgen um die Familie, Arbeit, Lernen, bei Krankheit oder Tod<br />

eines lieben Menschen, wenn wichtige Entscheidungen zu treffen<br />

sind, die Zukunft Angst macht und die Vergangenheit nicht<br />

vergangen sein will – solche Lebensumstände sind schwer zu<br />

ertragen.<br />

Nicht immer kennt man einen Menschen, mit dem man darüber<br />

reden kann oder will. Die COVID-19-Krise hat die Isolation für<br />

viele von uns noch verstärkt.<br />

Die krisenerfahrenen Psychotherapeutinnen und -therapeuten<br />

haben selbst Migrationserfahrung, sie hören zu und verstehen<br />

– anonym und in den Sprachen Dari/Farsi, Arabisch, Türkisch,<br />

Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Englisch, Russisch und gerne auch<br />

in Deutsch.<br />

Die Beratung ist kostenlos und kann ein- oder mehrmalig erfolgen.<br />

Es sind keine Deutschkenntnisse notwendig.<br />

Service: AMIKE-Telefon, Tel. 01 343 0101, Auskunftszeiten: Montag<br />

bis Donnerstag 11 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Freitag 11 bis 13 Uhr<br />

und 14 bis 16 Uhr. Am Tonband erfahren Sie, wann die gewünschte<br />

Sprache erreichbar ist. Weitere Informationen: www.diakonie.at/<br />

einrichtung/amike-telefon.<br />

Weibliche Genitalverstümmelung:<br />

Neue Telefonberatung informiert<br />

Starke Schmerzen beim Wasserlassen und Sex, lebensbedrohliche<br />

Komplikationen bei der Geburt, Angststörungen und<br />

Depressionen. Das sind nur einige der schweren Folgen von<br />

weiblicher Genitalverstümmelung (FGM/C). Dennoch wird diese<br />

Art der Beschneidung weiterhin illegal praktiziert. Schätzungen<br />

zufolge sind mehr als 8000 Mädchen und Frauen in Österreich<br />

betroffen, es wird von einer um ein Vielfaches höheren<br />

Dunkelziffer ausgegangen. Der Aufklärungsbedarf ist groß. Um<br />

gefährdete und betroffene Frauen und Mädchen zu unterstützen,<br />

startet die FGM-Koordinationsstelle zusätzlich zu bereits bestehenden<br />

Beratungsangeboten jetzt ein neues österreichweites<br />

„Infotelefon“.<br />

Die vom Bundeskanzleramt finanzierte FGM-Koordinationsstelle<br />

bietet Beratung, Präventionsarbeit, Informationen und Unterstützung<br />

bei allen Fragen zum Thema weibliche Genitalverstümmelung.<br />

Ziel ist es, gefährdete und betroffene Frauen und Mädchen<br />

zu unterstützen, eine Anlaufstelle für Hilfesuchende, Fachleute,<br />

Fachkräfte und betroffene Communities zu sein und alle Akteurinnen<br />

und Akteure miteinander zu vernetzen.<br />

Service: Die kostenlose und anonyme Telefonberatung ist unter 01<br />

267 7 267 erreichbar und richtet sich auch an Fachkräfte wie Ärztinnen,<br />

Ärzte, Pädagoginnen und Pädagogen. Zehn Beraterinnen und<br />

Berater informieren von Montag bis Donnerstag von 9-16 Uhr sowie<br />

freitags von 9-12 Uhr und vermitteln bei Bedarf an Beratungsstellen<br />

weiter.<br />

Foto: MedUni Wien<br />

32 doktor in wien 02_<strong>2022</strong>


CHRONIK SERVICE<br />

Öffentliche Gesundheitsausgaben 2020 deutlich gestiegen<br />

Rund 43,5 Milliarden Euro wurden im<br />

Jahr 2020 für Gesundheitsleistungen<br />

ausgegeben. Das ist ein Anstieg um<br />

etwa 4,5 Prozent im Vergleich zum<br />

Vorjahr. Während die Ausgaben<br />

der öffentlichen Hand aufgrund der<br />

Bekämpfung der COVID-19 Pandemie<br />

deutlich gestiegen sind, sind die<br />

privaten Ausgaben für Gesundheitsleistungen<br />

leicht zurückgegangen. Gemessen<br />

am BIP sind die Gesundheitsausgaben<br />

um einen Prozentpunkt auf<br />

11,5 Prozent gestiegen, berichtete die<br />

Statistik Austria am 10. Februar <strong>2022</strong>.<br />

Für die Maßnahmen zur Pandemie-<br />

Bekämpfung gab der Staat im Jahr 2020 1,42<br />

Milliarden Euro aus. 523 Millionen Euro<br />

entfielen auf Aufwendungen für Schutzausrüstung,<br />

361 Millionen Euro auf Massentestungen<br />

und Screening-Programme.<br />

Das Contact-Tracing und die Quarantänemaßnahmen<br />

kosteten 98 Millionen Euro.<br />

Weitere 434 Millionen Euro flossen in Informationsmaßnahmen,<br />

das Krankentransportwesen,<br />

Gesundheitseinrichtungen und die<br />

Krisenstäbe der Länder.<br />

Insgesamt sind die Ausgaben zwar gestiegen,<br />

Gesundheitsausgaben gestiegen<br />

in Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP)<br />

9,2<br />

2000<br />

10,2<br />

2010<br />

10,4<br />

2015<br />

10,4<br />

2016<br />

Grafik: © APA, Quelle: Statistik Austria<br />

10,4<br />

2017<br />

10,3<br />

2018<br />

10,5<br />

2019<br />

11,5<br />

2020<br />

aber auf einem ähnlichen Niveau wie im<br />

Vorjahr, so Statistik Austria-Generaldirektor<br />

Tobias Thomas. „Der Anstieg der Gesundheitsausgaben<br />

im Jahr 2020 ist in erster Linie<br />

durch die Mehraufwendungen zur Bekämpfung<br />

der COVID-19-Pandemie bedingt. So<br />

wurden 1,42 Milliarden Euro an öffentlichen<br />

Mitteln zur Bewältigung der gesundheitlichen<br />

Aspekte der Pandemie aufgewendet,<br />

hinzu kamen weitere Ausgabensteigerungen<br />

im Gesundheitsbereich. Gedämpft wurde<br />

der Anstieg dadurch, dass in einigen<br />

Teilbereichen die Inanspruchnahme<br />

medizinischer Leistungen geringer<br />

ausgefallen ist.“<br />

Zurückgegangen seien die privaten<br />

Ausgaben, etwa für zahnärztliche<br />

Leistungen, therapeutische oder orthopädische<br />

Hilfsmittel sowie Rehabilitations-<br />

und Kurleistungen. Die<br />

privaten Gesundheitsausgaben sind um<br />

1,2 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro<br />

gesunken, die öffentlichen um 6,4 Prozent<br />

auf 33,3 Milliarden Euro gestiegen.<br />

Insgesamt machten die Ausgaben für<br />

Gesundheitsleistungen im Jahr 2020<br />

11,5 Prozent der Wirtschaftsleistung<br />

aus. Das ist eine Steigerung um einen Prozentpunkt<br />

zum Vorjahr. Grund dafür sei laut<br />

Statistik Austria vor allem der Rückgang des<br />

BIPs. Im Vergleich jener 22 OECD-Länder,<br />

für die bereits Daten für 2020 vorliegen, belegt<br />

Österreich damit den vierten Platz hinter<br />

dem Vereinigten Königreich mit einem BIP-<br />

Anteil von 12,8 Prozent, Deutschland (12,5<br />

Prozent) und Frankreich (12,4 Prozent). Hier<br />

fehlen jedoch noch die Daten einiger bedeutender<br />

OECD-Staaten wie den USA, der<br />

Schweiz, Japan, Kanada oder Spanien. <br />

Neuerscheinung: Wiener Selbsthilfegruppen<br />

Verzeichnis <strong>2022</strong><br />

Medizinstudium: Bundesheer erhält<br />

zehn Studienplätze<br />

Foto: Cunaplus_M.Faba/iStock<br />

Für einander da sein und<br />

Schwierigkeiten gemeinsam<br />

besprechen, das ist das Angebot<br />

von über 260 Selbsthilfegruppen<br />

in Wien, bei denen rund<br />

40.000 Betroffene und Angehörige<br />

wichtige Unterstützung<br />

finden. Jährlich veröffentlicht<br />

die Selbsthilfe-Unterstützungsstelle<br />

SUS Wien ein Verzeichnis,<br />

in dem sämtliche Selbsthilfegruppen<br />

und deren Kontaktdaten gesammelt sind. Dazu gehören<br />

Gruppen zu unterschiedlichsten körperlichen oder seelischen<br />

Erkrankungen sowie zur Bewältigung von Krisensituationen. Das<br />

aktuelle Verzeichnis zeigt auch, dass es durch gesellschaftliche<br />

Veränderungen Bedarf für neue Selbsthilfegruppen gibt. So<br />

finden sich seit heuer etwa auch Angebote für Menschen mit<br />

Kinderwunsch, Angehörige von transidenten Kindern oder für<br />

Borderline-Betroffene.<br />

Service: Das Wiener Selbsthilfegruppen Verzeichnis <strong>2022</strong> kann kostenlos<br />

beim Broschüren-Bestellservice der Wiener Gesundheitsförderung<br />

telefonisch unter 4000 76924 oder per E-Mail an broschueren@<br />

wig.or.at angefordert werden. Zusätzlich liegt es in zahlreichen<br />

Beratungsstellen, Bezirksämtern sowie Krankenhäusern aber auch in<br />

Apotheken und bei Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern<br />

in ganz Wien auf.<br />

Das Bundesheer erhält ab dem kommenden Studienjahr bis<br />

zu zehn Studienplätze für das Studium der Humanmedizin an<br />

der Medizin-Uni Wien. Das sehen die Leistungsvereinbarung<br />

mit dem Ministerium beziehungsweise<br />

die Verordnung für das heurige<br />

Aufnahmeverfahren vor. Das Heer<br />

bezahlt den Studierenden ein<br />

Gehalt, umgekehrt müssen diese<br />

sich verpflichten, nach der<br />

Ausbildung als Militärarzt zu<br />

arbeiten.<br />

Das Universitätsgesetz sieht<br />

seit kurzem vor, dass eine<br />

bestimmte Anzahl an Medizin-<br />

Studienplätzen für Aufgaben im<br />

öffentlichen Interesse reserviert<br />

werden darf. Dies muss in der Leistungsvereinbarung<br />

zwischen Uni und Bildungsministerium festgelegt<br />

werden – was nun erfolgt ist, als öffentliches Interesse wird die<br />

umfassende Landesverteidigung angegeben. Die Heeres-Kandidaten<br />

müssen zwar am normalen Aufnahmetest teilnehmen, in<br />

dem die insgesamt 680 Humanmedizin-Plätze vergeben werden.<br />

Sie müssen aber nicht unter den 680 besten Kandidaten sein,<br />

sondern nur mindestens 75 Prozent der Punkteanzahl aller angetretenen<br />

Bewerberinnen und Bewerber erreichen, um tatsächlich<br />

den Studienplatz zu erhalten.<br />

02_<strong>2022</strong> doktor in wien 33


SERVICE RECHT<br />

Impfpflicht<br />

Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis<br />

Seit Februar <strong>2022</strong> gilt in Österreich eine allgemeine COVID-19-Impfpflicht, um eine hohe Durchimpfungsrate<br />

zu erreichen und so das österreichische Gesundheitssystem zu schützen, sowie die Corona-<br />

Pandemie zu bekämpfen. Direkte Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis werden durch das Gesetz<br />

nicht geregelt, was jedoch keinesfalls ungewöhnlich ist.<br />

Von Alexandra Lichtenegger<br />

► Auf Basis des Gesetzes wird die<br />

Impfung demnach zu keiner arbeits-<br />

oder dienstrechtlichen Verpflichtung.<br />

Maßnahmen, die allenfalls gegen<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

gesetzt werden, können nicht direkt auf<br />

das Impfpflichtgesetz gestützt werden.<br />

Am Arbeitsplatz gilt weiterhin die 3Gbeziehungsweise<br />

2,5G-Regel, die neben<br />

der Impfung oder Genesung auch regelmäßige<br />

Tests zulässt.<br />

Ob in einem Unternehmen strengere<br />

Maßnahmen eingeführt werden können,<br />

bedarf einer genauen Beurteilung.<br />

Zu fragen ist jedenfalls, ob ein<br />

Unternehmen überhaupt strengere<br />

Regelungen benötigt, um die Gesundheit<br />

der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

zu schützen. Aufgrund der<br />

Fürsorgepflicht hat das Unternehmen<br />

seine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

vor Gefahren am Arbeitsplatz<br />

zu schützen und zwar auch, wenn die<br />

Gefahr von anderen Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmern ausgeht.<br />

Interessensabwägung<br />

Im Rahmen einer Interessensabwägung<br />

ist zu ermitteln, wie weit diese<br />

Maßnahmen in Persönlichkeitsrechte<br />

eingreifen dürfen. Zudem sind auch<br />

unternehmerische Interessen zu beachten.<br />

So müssen jedenfalls die Interessen<br />

des Arbeitgebers an der Aufrechterhaltung<br />

des Betriebs und<br />

der Erfüllung der Fürsorgepflicht<br />

sowie die Interessen des Arbeitnehmers<br />

so wenig wie möglich<br />

durch Maßnahmen beeinträchtigt<br />

zu werden und gleichzeitig vor Ansteckung<br />

geschützt zu werden, in Einklang<br />

gebracht werden. Aufgrund<br />

dieser Abwägung können sodann<br />

weitere Maßnahmen gesetzt<br />

werden. Durch die Ein-<br />

Aufgrund<br />

der Fürsorgepflicht<br />

hat das<br />

Unternehmen<br />

seine<br />

Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer<br />

vor<br />

Gefahren am<br />

Arbeitsplatz<br />

zu schützen<br />

und zwar<br />

auch, wenn<br />

die Gefahr<br />

von anderen<br />

Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmern<br />

ausgeht.<br />

führung der gesetzlichen Impfpflicht<br />

wird sich in gewissen Bereichen auch<br />

eine 2G-Regel am Arbeitsplatz leichter<br />

rechtfertigen lassen.<br />

Kündigung und Entlassung<br />

Eine weitere arbeitsrechtlich äußerst<br />

relevante Frage betrifft die Zulässigkeit<br />

der Beendigung des Dienstverhältnisses<br />

aufgrund der Weigerung<br />

sich impfen zu lassen. Wie eingangs<br />

erwähnt, lassen sich aus dem Impfpflichtgesetz<br />

keine arbeitsrechtlichen<br />

Konsequenzen ableiten. Vielmehr ist<br />

auf der Grundlage der gesetzlichen<br />

Beendigungstatbestände zu entscheiden,<br />

ob die Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />

zulässig ist oder nicht.<br />

Nach österreichischem Recht kann ein<br />

Arbeitsverhältnis vom Arbeitgeber ohne<br />

die Angabe von Gründen unter Einhaltung<br />

von bestimmten Fristen und<br />

Terminen gekündigt werden. Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer des<br />

Wiener Gesundheitsverbundes unterliegen<br />

allerdings nach drei Jahren<br />

einem erhöhten Kündigungsschutz,<br />

wodurch das Dienstverhältnis nur unter<br />

bestimmten Gründen gekündigt<br />

werden kann.<br />

Ein Arbeitnehmer beziehungsweise<br />

eine Arbeitnehmerin, der beziehungsweise<br />

die aufgrund der Nichteinhaltung<br />

der allgemeinen Impfpflicht<br />

gekündigt wird, kann die Kündigung<br />

vor dem Arbeits- und Sozialgericht anfechten.<br />

Eine erfolgreiche Anfechtung<br />

der Kündigung wegen des Vorliegens<br />

eines verpönten Motivs oder Sittenwidrigkeit<br />

wird jedoch in diesem Falle<br />

eher unwahrscheinlich. Immerhin hat<br />

der OGH schon in seiner Entscheidung<br />

vom 14.9.2021, 8 Ob A 42/21s<br />

die Kündigung eines Krankenpflegers,<br />

der sich weigerte regelmäßige Corona-Tests<br />

durchzuführen, als rechtskonform<br />

angesehen und angedeutet,<br />

dass die Nichteinhaltung gesetzlicher<br />

Vorschriften einer erfolgreichen Kündigungsanfechtung<br />

wegen eines verpönten<br />

Motivs entgegensteht.<br />

Anders gelagert ist natürlich jener Fall,<br />

wenn ein Arbeitnehmer aus gesundheitlichen<br />

Gründen nicht geimpft werden<br />

kann. Auch eine Anfechtung der<br />

Kündigung wegen Sozialwidrigkeit ist<br />

denkbar, allerdings bei einer verfassungskonform<br />

ausgestalteten allgemeinen<br />

gesetzlichen Impfpflicht vermutlich<br />

oft nicht erfolgsversprechend.<br />

Die Zulässigkeit einer Entlassung ist<br />

sicherlich weit fraglicher. Es werden<br />

besondere Umstände vorliegen müssen,<br />

um die Entlassung Ungeimpfter<br />

zu rechtfertigen. So muss<br />

man hier jeden einzelnen Fall<br />

gesondert prüfen, sowie auf einschlägige<br />

Judikatur warten, um<br />

eine bessere Risikoeinschätzung<br />

geben zu können. <br />

Sollten Sie Fragen haben, so<br />

steht Ihnen die Rechtsabteilung<br />

für Auskünfte gerne zur Verfügung<br />

(recht@aekwien.at).<br />

Fotos: wildpixel/iStock<br />

34 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


IHRE KURIENSERVICES<br />

Unterstützung für Ihre<br />

Ordination von Anfang an<br />

Die Kurienservices<br />

der Ärztekammer für Wien<br />

bieten Ihnen eine Reihe<br />

von Dienstleistungen,<br />

um Sie bei Ihrem Abenteuer<br />

Ordination zu begleiten.<br />

DAS ÄRZTEKAMMER-<br />

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begleitet und unterstützt<br />

Sie kostenlos beim Weg<br />

zur eigenen Ordination.<br />

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HONORARBERATUNGSSERVICE<br />

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ÖGK-Abrechnungsdaten,<br />

um Quartalsabrechnungen<br />

nicht mehr kommentarlos<br />

hinnehmen zumüssen.<br />

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ermöglicht eine einfache<br />

und erfolgreiche Präsentation<br />

Ihrer Ordinationen<br />

bereits ab dem ersten<br />

Schritt ins Wartezimmer.<br />

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AUSBILDUNGSPROGRAMM<br />

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Aus- und Weiterbildung<br />

Ihres Personals.<br />

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EINKAUFSSERVICE<br />

hilft bei der Suche nach<br />

medizinischen Produkten<br />

und Bedarfsartikeln für<br />

Ihre Ordination.


SERVICE STEUER<br />

Auch für Ärztinnen und Ärzte<br />

Arbeitsplatzpauschale für Ihr Zuhause<br />

So viel Zeit wie in den letzten beiden Jahren haben Sie wohl – trotz Ihres systemrelevanten Berufs –<br />

noch nie zuhause verbracht. Können Sie die Kosten für Ihr Heim von der Steuer absetzen?<br />

Von Iris Kraft-Kinz<br />

► Vor zwei Jahren – konkret am 16.<br />

März 2020 – hieß es seitens der<br />

Regierung: Bitte zuhause bleiben. Naturgemäß<br />

galt das für Sie als Vertreterinnen<br />

und Vertreter eines systemrelevanten<br />

Berufsstandes nur eingeschränkt<br />

– Ihrer Arbeit konnten (oder sollten!)<br />

gerade Sie jederzeit nachgehen.<br />

Dennoch ist davon auszugehen, dass<br />

Sie seit diesem Tag Ihr Heim mehr<br />

denn je für berufliche Aktivitäten genutzt<br />

haben, sei es, um die Arbeit in<br />

der Ordination vorzubereiten, Vorträge<br />

zusammenzustellen oder Artikel zu verfassen.<br />

Allesamt Szenarien, die die Frage<br />

aufwerfen, inwieweit die Nutzung<br />

Ihres Zuhauses Ihre Steuerbelastung<br />

reduzieren kann.<br />

Bis dato „leider nicht“<br />

Bislang musste diese Frage in der<br />

Mehrheit der Fälle mit NEIN beantwortet<br />

werden. Steuerlich anerkannte<br />

Arbeitszimmer sind nur ganz bestimmten<br />

Berufsgruppen vorbehalten.<br />

Dazu gehören Gutachterinnen und<br />

Gutachter, Schriftstellerinnen und<br />

Schriftsteller, Malerinnen und Maler,<br />

Komponistinnen und Komponisten,<br />

Unter bestimmten<br />

Umständen<br />

können Sie<br />

seit Beginn<br />

des Jahres<br />

<strong>2022</strong> Kosten<br />

für die<br />

betriebliche<br />

Nutzung<br />

Ihrer Wohnung<br />

in<br />

Form eines<br />

Arbeitsplatzpauschales<br />

als<br />

Betriebsausgabe<br />

geltend<br />

machen.<br />

Dichterinnen und Dichter sowie Personen,<br />

die Telework verrichten.<br />

Umso interessanter ist die Neuerung<br />

daher besonders für all jene Medizinerinnen<br />

und Mediziner, die Tätigkeiten<br />

ausüben, für die das Arbeitszimmer ein<br />

No-Go war, weil der Mittelpunkt der<br />

Tätigkeit außerhalb des Arbeitszimmers<br />

liegt, wie etwa Vortragende.<br />

Die Grundregel lautet: Sobald Sie Ihren<br />

Beruf an einem anderen Ort ausüben,<br />

bleibt Ihnen der Steuerabzug<br />

für zuhause grundsätzlich verwehrt.<br />

Eine Ausnahme hiervon gibt es nur für<br />

Ordinations- und Therapieräumlichkeiten,<br />

die Sie im Wohnungsverband<br />

unterhalten und die aufgrund der Ausstattung<br />

nur für Ihren Arztberuf genutzt<br />

werden können.<br />

Neuerung ab <strong>2022</strong><br />

Die strikte Verwehrung des Steuerabzugs<br />

für das „Homeoffice für Selbständige“<br />

wurde mit Ende des letzten Jahres<br />

ad acta gelegt.<br />

Unter bestimmten Umständen können<br />

Sie seit Beginn des Jahres <strong>2022</strong> Kosten<br />

für die betriebliche Nutzung Ihrer<br />

Wohnung in Form eines Arbeitsplatz-<br />

pauschales als Betriebsausgabe geltend<br />

machen. Allerdings nur dann, wenn Sie<br />

keinen anderen Raum für Ihre Tätigkeit<br />

zur Verfügung haben.<br />

Die Höhe des Arbeitsplatzpauschales<br />

hängt von Ihrer Tätigkeit ab – man<br />

unterscheidet zwischen großem und<br />

kleinem Arbeitsplatzpauschale.<br />

Großes Arbeitsplatzpauschale<br />

Das große Arbeitsplatzpauschale kann<br />

geltend gemacht werden, wenn keine<br />

anderen Einkünfte aus einem Dienstverhältnis<br />

oder einer betrieblichen Tätigkeit<br />

von mehr als 11.000 Euro erzielt<br />

werden, für die ein anderer Raum zur<br />

Verfügung steht. Mit diesem Arbeitsplatzpauschale<br />

werden sämtliche Aufwendungen,<br />

die aus der betrieblichen<br />

Nutzung der Wohnung entstehen, berücksichtigt.<br />

Beispiel: Herr Dr. Grün ist Gutachter.<br />

Seine Einkünfte aus dieser Tätigkeit<br />

betragen 65.000 Euro. Daneben ist er<br />

medizinischer Fachschriftsteller. Seine<br />

Einkünfte aus dieser Tätigkeit betragen<br />

15.000 Euro. Beide Tätigkeiten übt er<br />

ausschließlich in seiner Wohnung aus.<br />

Ein steuerlich anerkanntes Arbeitszim-<br />

Fotos: Kevin_Smart/iStock<br />

36 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


STEUER SERVICE<br />

mer liegt nicht vor, da Herr Dr. Grün<br />

keinen eigenen Raum zur Verfügung<br />

hat. Ihm steht ein Arbeitsplatzpauschale<br />

von 1200 Euro zu, weil er keine Einkünfte<br />

bezieht, für die ihm außerhalb<br />

der Wohnung ein Raum zur Verfügung<br />

steht.<br />

Kleines Arbeitsplatzpauschale<br />

Das kleine Arbeitsplatzpauschale kann<br />

geltend gemacht werden, wenn andere<br />

Einkünfte aus einer aktiven Erwerbstätigkeit<br />

von mehr als 11.000 Euro erzielt<br />

werden, für die ein anderer Raum zur<br />

Verfügung steht. Neben dem kleinen<br />

Arbeitsplatzpauschale (300 Euro) sind<br />

nur Aufwendungen und Ausgaben für<br />

ergonomisch geeignetes Mobiliar (insbesondere<br />

Schreibtisch, Drehstuhl,<br />

Beleuchtung) eines in Ihrem Heim gelegenen<br />

Arbeitsplatzes bis zu insgesamt<br />

300 Euro im Jahr abzugsfähig.<br />

Gerade für niedergelassene Ärztinnen<br />

und Ärzte, die sich nebenbei als Vortragende<br />

oder Fachschriftstellerinnen und<br />

Fachschriftsteller betätigen, ist das Homeoffice<br />

mit Steuerabzug interessant.<br />

Ein Beispiel soll die Abzugsfähigkeit<br />

illustrieren:<br />

Herr Dr. Crux ist niedergelassener<br />

Zahnarzt. In seiner Freizeit verfasst er<br />

Artikel und hält Vorträge. Für die letztgenannten<br />

Tätigkeiten nutzt er seine<br />

Wohnung.<br />

Für die Tätigkeit als Fachschriftsteller<br />

kommt ein Arbeitsplatzpauschale von<br />

300 Euro in Betracht, weil die Einkünfte<br />

als Zahnarzt, für die ein Raum außerhalb<br />

der Wohnung zur Verfügung<br />

steht, 11.000 Euro übersteigen.<br />

Ärztinnen und Ärzte im Spital<br />

Auch Spitalsärztinnen und Spitalsärzte<br />

kann ein Arbeitsplatzpauschale<br />

zustehen, wie folgendes Beispiel zeigt:<br />

Frau Dr. in Erhart arbeitet im Spital.<br />

Im Rahmen dieses Dienstverhältnisses<br />

arbeitet sie auch zuhause und hat sich<br />

heuer ergonomisch geeignetes Mobiliar<br />

in Höhe von 800 Euro angeschafft.<br />

Zusätzlich ist sie Fachautorin für einen<br />

Ärzteverlag. Für diese Tätigkeit steht ihr<br />

Kraft-Kinz: „Nutzen<br />

Sie diese neue Steuerabzugsmöglichkeit.“<br />

kein Raum außerhalb ihrer Wohnung<br />

zur Verfügung. Frau Dr. in Erhardt hat<br />

im Jahr <strong>2022</strong> Einkünfte aus nichtselbständiger<br />

Arbeit in Höhe von 35.000<br />

Euro erzielt.<br />

Bei Ermittlung dieser Einkünfte steht<br />

der Ärztin ein Arbeitsplatzpauschale<br />

von 300 Euro zu. Die Aufwendungen<br />

für ergonomisch geeignetes Mobiliar<br />

kann sie entweder bei ihren Einkünften<br />

aus nichtselbständiger Arbeit oder bei<br />

ihren Einkünften aus selbständiger Arbeit<br />

berücksichtigen. Im Ergebnis werden<br />

die Aufwendungen somit im Jahr<br />

<strong>2022</strong> in Höhe von 300 Euro von der<br />

Steuer abgesetzt. Im Jahr 2023 sind 300<br />

Euro, im Jahr 2024 sind die restlichen<br />

200 Euro zu berücksichtigen.<br />

Nutzen Sie diese neue Steuerabzugsmöglichkeit.<br />

Der Alltag ist stressig genug.<br />

Da hilft es schon, wenn es zumindest<br />

steuerlich eine Entlastung gibt. <br />

Iris Kraft-Kinz ist geschäftsführende<br />

Gesellschafterin der MEDplan in<br />

Wien 12.<br />

Das wichtigste Tool zur Online-Suche von Ärztinnen und Ärzten in Wien<br />

Im Praxisplan der Ärztekammer für Wien können Sie online unter www.praxisplan.at<br />

Informationen zu Ihrer Ordination aktualisieren, ergänzen oder Ihr Foto hochladen.<br />

Falls Sie Fragen zum Login haben, setzen Sie sich bitte mit der Abteilung Neue Medien der Ärztekammer für Wien<br />

in Verbindung: Tel.: 515 01/1414 DW oder 515 01/1444 DW, E-Mail: internet@aekwien.at.


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ordination@kobalter.at<br />

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38 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong>


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HILFE<br />

an 54554<br />

meeresschutz.greenpeace.at<br />

*Mit Ihrer SMS erklären Sie sich einverstanden, dass Greenpeace Ihre Telefonnummer zum Zweck der Kampagnenkommunikation<br />

erheben, speichern & verarbeiten darf. Diese Einwilligung kann jederzeit per Nachricht an service@greenpeace.at<br />

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40 doktor in wien <strong>03</strong>_<strong>2022</strong><br />

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