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Schlesischer Gottesfreund

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Ein unpassender Rückzug<br />

Wenn Emotionen den Verstand überlagern<br />

EBERHARD GÜNTER SCHULZ (Aus: Kulturpolitische Korresspondenz 1271/2009)<br />

Nun haben die polnischen Gefühlsausbrüche und die<br />

Mitstreiter auf deutscher Seite ihr Ziel erreicht: Der Bund der<br />

Vertriebenen hat seine Nominierung der Abgeordneten<br />

Erika Steinbach für einen der drei Sitze, die dem Bund der<br />

Vertriebenen im vorgesehenen Beratungsorgan für das<br />

Zentrum gegen Vertreibungen zustehen, zurückgezogen.<br />

Dies kann man als psychotherapeutische Maßnahme würdigen,<br />

aber sachlich sinnvoll ist es nicht. Es bedarf schon eines<br />

gerüttelten Maßes an Naivität, sich vorzustellen, daß die<br />

dann schließlich benannten Vertreter des BdV sich nicht in<br />

allen wichtigen Fragen der Gestaltung mit ihrer Präsidentin<br />

abstimmen würden.<br />

Vor allem aber ist es für einen Kenner der polnischen<br />

Kultur- und vor allem Wissenschaftsgeschichte verwunderlich,<br />

daß bei den politischen Vertretern dieser Nation die<br />

Emotionen den scharfen Verstand vollständig überlagern<br />

können. Polen hat durch Jan Lukasiewicz (geboren 1878 in<br />

Lemberg, 1956 in Dublin verstorben), den Begründer der<br />

Warschauer Schule für mathematische und logische<br />

Forschungen, und seinen herausragenden Schüler Alfred<br />

Tarski (1901 als Alfred Teitelbaum in Warschau geboren,<br />

gestorben 1983 in Berkeley, USA) einen großen Anteil zur<br />

Entwicklung der mathematischen Logik im 20. Jahrhundert<br />

beigetragen. Sie stehen deren Begründern Friedrich Ludwig<br />

Gottlob Frege und David Hilbert in Deutschland nicht nach.<br />

Und was zum Beispiel polnische Grafiker in Satire und<br />

Plakatkunst im 20. Jahrhundert geleistet haben, ist, von Ent-<br />

MELDUNGEN<br />

gleisungen, wie sie überall vorkommen, abgesehen, durch<br />

Schärfe des Verstandes und eine bei anderen Nationen selten<br />

erreichte Kultur des Witzes gezeichnet. Was hat der polnische<br />

Geist nicht alles erfunden, um unter dem Kommunismus<br />

in einer gewissen Halbfreiheit leben zu können!<br />

So ist es verwunderlich und bedauerlich zugleich, daß<br />

man sich Frau Steinbach zur Zielscheibe politischer Polemik<br />

ausgesucht hat. Die von ihr konzipierte Ausstellung „Erzwungene<br />

Wege“, die im Kronprinzenpalais in Berlin einen<br />

nachhaltigen Eindruck bei in- und ausländischen Besuchern<br />

hinterlassen hat, hat doch gezeigt, daß diese Politikerin<br />

die Vertreibungen im 20. Jahrhundert umfassend zum<br />

Thema macht, so daß jeder einseitigen Darstellung der<br />

millionenfachen Vertreibung von Deutschen nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg ein Riegel vorgeschoben ist. Die nun auf<br />

Gesetzesgrundlage zu errichtende Einrichtung ist ihr geistiges<br />

Kind.<br />

Für Anhänger logischen Denkens sind daher die leider<br />

an ihr Ziel gekommenen sachlich fehlgehenden Wünsche<br />

ein Unfall, über den die politische Wirklichkeit hoffentlich<br />

bald im Geiste echter Verständigung hinweggehen kann. Es<br />

gibt auf kommunaler und wissenschaftlicher Ebene so viele<br />

fruchtbare kulturelle und menschliche Kontakte zwischen<br />

Deutschen und Polen, daß ein unparteiischer Beobachter<br />

sich darüber wundern, gleichzeitig aber nur freuen kann,<br />

daß auf deutscher Seite die Initiatoren und Motoren dieser<br />

Gemeinsamkeiten überwiegend Vertriebene sind. �<br />

Gemeinsam die Tradition des evangelischen Schlesiens<br />

bewahren und vermitteln<br />

Johann Heermann Stiftung und Kirchliche Stiftung „Evangelisches Schlesien“ beschließen Zusammenarbeit<br />

Die Johann Heermamn Stiftung und die Kirchliche Stiftung<br />

„Evangelisches Schlesien“, deren Intention und Aufgabenstellung<br />

eine große innere Nähe aufweist, wollen zukünftig<br />

ihre Arbeit koordinieren. 1997 wurde in Schwäbisch Gmünd<br />

die „Johann Heermann Stiftung - Stiftung für das evangelische<br />

Schlesien“ mit dem Ziel gegründet, „das geistliche,<br />

geschichtliche und kulturelle Erbe der evangelischen Kirche<br />

Schlesiens als Erbe der gesamten evangelischen Kirche<br />

Deutschlands sowie des gesamten deutschen Volkes und<br />

Europas ins allgemeine Bewußtsein zu lieben und dazu beizutragen,<br />

daß dieses Erbe bewahrt, und für die Zukunft -<br />

über die Grenzen von Nation und Konfession hinaus -<br />

fruchtbar gemacht wird“. Die Kirchliche Stiftung<br />

„Evangelisches Schlesien“ entstand im Zusammenhang mit<br />

der Bildung der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburgschlesische<br />

Oberlausitz. Die Bedeutung, die bisher eine<br />

eigenständige Landeskirche für die Erinnerung an die schlesischen<br />

Wurzeln und die Unterstützung der evangelischen<br />

DR. HANS-JOCHEN KÜHNE<br />

Gemeinden in Schlesien hatte, sollte in einer neuen, aber<br />

verbindlichen Form weitergeführt werden. Gemeinsam mit<br />

der Gemeinschaft evangelischer Schlesier und dem Verein<br />

für Schlesische Kirchengeschichte erfolgte auf Initiative der<br />

Görlitzer Kirchenleitung die Gründung der „Kirchliche(n)<br />

Stiftung zur Bewahrung, Vermittlung und Weiterführung der<br />

geistigen Tradition des evangelischen Schlesien“, die im<br />

August 2005 ihre stiftungsrechtliche Anerkennung gefunden<br />

hat. Die Stiftung will „die geistige evangelische Tradition des<br />

gesamten schlesischen Raumes unabhängig von den wechselnden<br />

Grenzziehungen in der Geschichte in enger Bindung<br />

an die jeweils bestehenden evangelischen Kirchen in<br />

Schlesien erforschen, pflegen, weitergeben und zukunftsorientiert<br />

weiterentwickeln“.<br />

Schon auf der konstituierende Sitzung der Kirchlichen<br />

Stiftung „Evangelisches Schlesien“ erfolgte die Anregung zur<br />

Zusammenarbeit beider Stiftungen. Der Vorsitzende des<br />

Stiftungsrates, OKR i.R Dr. Kühne, konnte im November

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