möbel kultur 3/22
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ZKZ 4937<br />
3 I 20<strong>22</strong><br />
MAGAZIN FÜR DAS MÖBEL-BUSINESS<br />
Möbel-Missionar<br />
So treibt Martin Wetscher sein<br />
Business on- und offline voran<br />
Mehr<br />
Nachhaltigkeit<br />
Foto: Agro<br />
Wie die Branche mit innovativen<br />
Konzepten grüner werden kann<br />
UMSÄTZE-EXTRA<br />
TOP 30 MIT<br />
<strong>22</strong>,6 MRD. EURO<br />
Ukraine-Krieg: Aus Möbler-Sicht<br />
EuroComfort Group: Dynamisch<br />
Emma: Omnichannel-Strategie<br />
Katharina Hartmann: Frauen fördern!<br />
Polster<strong>möbel</strong>: Milliarde geknackt<br />
Nobilia: Rückenwind aus dem Export
DES<br />
FOTOMONATS<br />
Der Angriffskrieg<br />
auf die Ukraine erschüttert<br />
auch die<br />
Möbelwelt. Nicht nur<br />
aufgrund der wirtschaft -<br />
lichen Folgen, die noch<br />
gar nicht absehbar sind.<br />
Es gibt wohl kaum noch<br />
jemanden in der Branche,<br />
der einen Krieg in Europa<br />
miterlebt hat. Wir alle<br />
sehen fassungslos die<br />
Bilder, die uns über die<br />
unterschiedlichen Medien<br />
erreichen. Erst die Corona-<br />
Pandemie – die auch noch<br />
nicht vorbei ist – und jetzt<br />
dieser Krieg, bei dem schon<br />
so vieles zerstört wurde.<br />
Wir können nur hoffen,<br />
dass der Albtraum bald<br />
vorbei ist. Sicher ist,<br />
dass unsere Sicht auf die<br />
Welt bröckelt, wir alle<br />
müssen umdenken.<br />
8 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>22</strong>
Illustration: <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong><br />
3/20<strong>22</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 9
PERSÖNLICHKATHARINA HARTMANN<br />
Frau Hartmann, Sie sind vor knapp<br />
1 einem Jahr als kaufmännische Leiterin<br />
in das Familienunternehmen eingetreten.<br />
Warum haben Sie sich zu diesem Schritt<br />
entschieden?<br />
Katharina Hartmann: Die Hartmann<br />
Möbelwerke waren schon immer ein<br />
wichtiger und zentraler Bestandteil<br />
meiner Familie. Ich wurde ja sozusagen<br />
in eine Massivholz-Wiege geboren<br />
und bin mit unserem Familienunternehmen<br />
aufgewachsen. Der<br />
Schritt ins operative Geschäft war<br />
also kein überraschender, ist aber<br />
dennoch ein sehr bedeutsamer für<br />
mich. Es ist für mich ein besonderes<br />
Gefühl, dieses über drei Generationen<br />
entwickelte und gewachsene<br />
Unternehmen fortzuführen. Neben<br />
der Familientradition war für mich<br />
aber auch ein ausschlaggebender<br />
Punkt, dass mich die Aufgabe enorm<br />
reizt – großartige Produkte wie Massivholz<strong>möbel</strong>,<br />
die gleichzeitig handwerklich<br />
und innovativ sein müssen,<br />
zu entwickeln, zu produzieren und<br />
zu vertreiben.<br />
2<br />
War Ihnen schon früh klar, dass Sie in<br />
das elterliche Unternehmen einsteigen<br />
werden?<br />
Katharina Hartmann: Ich habe im<br />
Laufe meiner Ausbildung und<br />
meines bisherigen Arbeitslebens<br />
festgestellt, dass ich den Wunsch<br />
habe, als Unternehmerin tätig zu<br />
sein und Verantwortung zu übernehmen.<br />
Die Option, dass ich dies<br />
Hartmann Möbelwerke<br />
Frauen gezielt &<br />
aktiv fördern<br />
In der Möbelbranche gibt es immer noch viel zu wenige Frauen<br />
in Führungspositionen. Katharina Hartmann zählt zu den Ausnahmen.<br />
Seit rund einem Jahr ist die 29-Jährige für das<br />
Controlling bei den Hartmann Möbelwerken verantwortlich. Im<br />
Gespräch mit der „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ macht sie deutlich, warum sie<br />
sich entschieden hat, in das Familienunternehmen einzutreten und<br />
wie sie andere Frauen auf ihrem beruflichen Weg unterstützen will.<br />
<strong>22</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>22</strong>
im elterlichen Unternehmen tue,<br />
stand natürlich schon immer im<br />
Raum. Vor einigen Jahren wurden<br />
die Gespräche mit meinem Vater<br />
bezüglich der Nachfolge im Unternehmen<br />
immer konkreter und wir<br />
waren uns einig, dass zeitnah eine<br />
Entscheidung erfolgen und der Einstieg<br />
geplant werden sollte.<br />
Es ist für mich ein großes<br />
Geschenk, die Möglichkeit zu<br />
bekommen, in ein gewachsenes<br />
Familienunternehmen mit vielen<br />
großartigen und langjährigen Mitarbeiter:innen<br />
in einer guten wirtschaftlichen<br />
Verfassung einsteigen<br />
zu können. Auf der anderen Seite<br />
trägt man damit aber auch eine<br />
große Verantwortung und bindet<br />
sich (mindestens) bis zum Ende<br />
seines Arbeitslebens an das Unternehmen<br />
– mit allen Vorzügen und<br />
Einschränkungen.<br />
Um diesen Schritt zu gehen, muss<br />
man sich sicher sein, dass man sich<br />
voll und ganz mit dem Unternehmen<br />
identifiziert und eine Leidenschaft<br />
für die Branche und das Unternehmen<br />
hat. Da ich das mit Sicherheit<br />
sagen kann, war die Entscheidung<br />
am Ende sehr einfach.<br />
3<br />
Was haben Sie sich in Ihrer Position<br />
aktuell auf die Agenda geschrieben?<br />
Katharina Hartmann: Wichtig ist mir<br />
vor allem, für eine solide Finanzierung<br />
in allen Bereichen zu<br />
sorgen, um Investitionen in die<br />
Weiterentwicklung des Unternehmens<br />
zu ermöglichen. Unter dem<br />
Schwerpunkt Controlling möchte<br />
ich mir die Zusammenhänge, Kostenstrukturen,<br />
Kalkulationen und<br />
Preisgestaltung genauer vor Augen<br />
führen und transparent machen, da<br />
dies eine wichtige Grundlage ist,<br />
um viele unternehmerische Entscheidungen<br />
gut und zügig treffen<br />
zu können.<br />
Aktuellen Handlungsbedarf<br />
sehe ich insbesondere in der<br />
Digitalisierung von Prozessen in vielen<br />
Bereichen. Daneben sind mir alle<br />
Personalthemen sehr wichtig. Wir<br />
sind darauf angewiesen, gute Nachwuchs-Fachkräfte<br />
zu finden und<br />
im Unternehmen zu halten. Dafür<br />
müssen wir unsere Recruiting- und<br />
Mitarbeiterengagement-Prozesse<br />
ausbauen und verbessern. Passend<br />
dazu startet in dieser Woche unsere<br />
neue Recruiting-Kampagne „Naturtalente<br />
gesucht“, mit der wir Aufmerksamkeit<br />
für das Handwerk in<br />
der Möbelbranche schaffen wollen.<br />
4<br />
Welche besondere Verantwortung haben<br />
Frauen in Führungspositionen?<br />
Katharina Hartmann: Ich möchte hier<br />
insbesondere auf die Verantwortung<br />
gegenüber anderen Frauen eingehen.<br />
Frauen in Führungspositionen<br />
müssen andere Frauen im Unternehmen<br />
und im Umfeld unterstützen,<br />
„empowern“ und inspirieren.<br />
Dabei geht es vor allem um zwei<br />
Punkte: Erstens hat man als Frau<br />
in einer Führungsposition die Aufgabe<br />
und die Verantwortung, den<br />
Status Quo und bestehende, veraltete<br />
Denkmuster aufzudecken, transparent<br />
zu machen und zu hinterfragen.<br />
Zweitens sollte man andere Frauen<br />
gezielt und aktiv fördern.<br />
5<br />
Die Möbelbranche insgesamt wird nach<br />
wie vor von Männern dominiert. Warum<br />
ist das so? Zumal über den Möbelkauf in der<br />
Regel die Frauen entscheiden.<br />
Katharina Hartmann: Meiner Ansicht<br />
nach gibt es mehrere Gründe,<br />
warum die Möbelindustrie in<br />
Deutschland von Männern dominiert<br />
wird. Es gibt deutschlandweit<br />
viele kleine mittelständische<br />
familiengeführte Unternehmen in<br />
der Branche. Hier ist es traditionell<br />
üblich, dass Söhne die „natürlichen“<br />
Nachfolger sind – ein veraltetes<br />
Denkmuster, aber immer<br />
noch vorherrschend.<br />
Zudem ist die Möbelindustrie<br />
eine technische und handwerkliche<br />
Branche, in der die Frauenanteile<br />
in Deutschland über alle Ebenen<br />
strukturell eher gering sind. Das<br />
führt dazu, dass es ohne zusätzliche<br />
Anstrengungen auch weniger<br />
weibliche Führungskräfte gibt. Dass<br />
das insbesondere ein Problem der<br />
deutschen Industrie ist, zeigt ein<br />
Blick nach Osteuropa. Wenn man<br />
dort in produzierende Unternehmen<br />
in der Möbelindustrie unterwegs<br />
ist, fällt einem sehr schnell<br />
der viel höhere Frauenanteil in<br />
der Produktion, aber eben auch in<br />
technischen und kaufmännischen<br />
Leitungspositionen auf.<br />
Drittens tut die Möbelindustrie<br />
meiner Einschätzung nach aktuell<br />
zu wenig dafür, um für Frauen<br />
attraktiver zu werden. Die Branche<br />
muss hier dringend aktiv werden,<br />
um nicht den Anschluss an andere<br />
Branchen zu verlieren und dadurch<br />
mittel- und langfristig einen Wettbewerbsnachteil<br />
zu haben.<br />
Den Möbelhandel sehe ich übrigens<br />
in diesem Punkt ein bisschen<br />
weiter als die Industrie. Schon die<br />
Tatsache, dass einige der großen Einzelhandelskonzerne<br />
(Porta, Höffner)<br />
von Nachfolgerinnen geleitet werden<br />
bzw. diese dort in Führungspositionen<br />
tätig sind, macht einen<br />
großen Unterschied.<br />
6<br />
Wie kann die Branche dafür sorgen, dass<br />
künftig mehr weibliche Fach- und Führungskräfte<br />
in der Industrie und im Handel<br />
arbeiten wollen?<br />
Katharina Hartmann: Es fehlen immer<br />
noch Rolemodels, an denen sich<br />
junge Mädchen und Frauen orientieren<br />
können. Wir müssen also ganz<br />
klar für mehr weibliche Vorbilder in<br />
der Branche sorgen. Studien zeigen,<br />
dass mehr Frauen in Führungspositionen,<br />
Unternehmen für Frauen<br />
attraktiver machen und zu einer<br />
Steigerung der Frauenquote beitragen.<br />
Hinzu kommt, dass bessere<br />
Möglichkeiten für die Vernetzung<br />
weiblicher Fach- und Führungskräfte<br />
in der Branche geschaffen<br />
werden müssen. Ein Austausch<br />
untereinander und miteinander ist<br />
an dieser Stelle von großer Wichtigkeit.<br />
Wir stellen fest, dass sich<br />
viele Frauen, die zu Bewerbungsgesprächen<br />
zu uns kommen, sehr<br />
intensiv mit dem Produkt Möbel,<br />
der Zielkundenansprache und dem<br />
Storytelling beschäftigen und ein<br />
großes Interesse für diese Themen<br />
mitbringen. Allein das Produkt, mit<br />
dem wir arbeiten, bietet viel Potenzial,<br />
um mehr weibliche Fach- und<br />
Führungskräfte zu gewinnen – das<br />
müssen wir nutzen.<br />
Ein weiterer Schritt ist es, die<br />
Arbeitsbedingungen und das<br />
-umfeld für Frauen attraktiver zu<br />
machen. Es ist sehr wichtig, mehr<br />
familienfreundliche Arbeitszeitmodelle<br />
und Möglichkeiten für den<br />
Wiedereinstieg nach der Elternzeit<br />
zu schaffen.<br />
Hinzu kommt, dass die aktuellen<br />
Führungsetagen in der Möbelindustrie<br />
an ihren Denkmustern arbeiten<br />
müssen. Wenn im Jahr 20<strong>22</strong> immer<br />
noch anzügliche Witze über Praktikantinnen<br />
oder ähnliches gemacht<br />
werden, dann zeigt das, wie wenig<br />
Bewusstsein und Sensibilität hier bei<br />
männlichen Führungskräften zum<br />
Teil herrschen. Das erschreckt mich.<br />
7<br />
Welche Möglichkeiten gibt es in der<br />
Branche, um Frauen zu fördern?<br />
Katharina Hartmann: Bisher sind<br />
mir kaum Initiativen oder Ansätze<br />
bekannt, um Frauen zu fördern.<br />
Das Thema hat meiner Meinung<br />
nach in der Branche bislang keine<br />
hohe Relevanz. Aus diesem Grund<br />
würde ich es sehr begrüßen, wenn<br />
die Branche aufwacht und wir das<br />
Thema ernst nehmen und aktiv<br />
angehen. Hier möchte ich mich<br />
auch ausdrücklich gerne persönlich<br />
einbringen und Initiativen dieser Art<br />
unterstützen. Ein Frauen-Netzwerk,<br />
auf das ich vor kurzem gestoßen<br />
bin, ist „Women in Furniture“, eine<br />
Plattform, auf der sich Frauen aus<br />
dem Home & Living-Bereich gegenseitig<br />
stärken. Ein wichtiger Schritt<br />
in die richtige Richtung.<br />
8<br />
Und wie sieht es bei den Hartmann<br />
Möbelwerken in puncto Diversität aus?<br />
Katharina Hartmann: Diversität ist uns<br />
sehr wichtig und wir möchten sie<br />
jeden Tag noch mehr leben. Das<br />
Geschlecht ist im Übrigen nur eine<br />
Dimension. Wir haben viele Mitarbeiter:innen<br />
mit unterschiedlichen<br />
<strong>kultur</strong>ellen Hintergründen. Von<br />
dieser Vielfalt, die wir gerne auch<br />
weiter fördern möchten, profitiert<br />
unser Unternehmen enorm.<br />
Wir haben uns auch für die<br />
Zukunft auf die Fahne geschrieben,<br />
dass wir den Anteil von weiblichen<br />
Nachwuchs- und Fachkräften<br />
erhöhen möchten. Insbesondere in<br />
technischen und produktionsnahen<br />
Bereichen haben wir eine geringe<br />
Frauenquote – dies möchten wir<br />
ändern. Wir bauen zum Beispiel<br />
unsere Ausbildungstätigkeiten deutlich<br />
aus – auch mit einem Fokus auf<br />
weibliche Nachwuchskräfte. Zudem<br />
bieten wir dort, wo es möglich ist,<br />
familienfreundliche Arbeitszeitmodelle<br />
an, um möglichst viele qualifizierte<br />
Frauen für uns zu gewinnen<br />
und zu halten.<br />
9<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?<br />
Katharina Hartmann: Ich wünsche<br />
mir, dass die Möbelindustrie die<br />
Relevanz des Themas Diversität und<br />
Frauen in Fach- und Führungspositionen<br />
erkennt und anfängt,<br />
Maßnahmen zu ergreifen, um<br />
die Situation zu verbessern. Viele<br />
Unternehmen in der Branche – wie<br />
auch wir – schreiben sich aktuell<br />
„Nachhaltigkeit“ groß auf die Fahnen.<br />
Diese endet aber nicht bei<br />
Klimaschutz und Umwelt, sondern<br />
umfasst genauso ein aktives Diversity<br />
Management. Das müssen wir<br />
anpacken. Gemeinsam. Miteinander.<br />
EVELYNE BECKMANN<br />
www.moebel-hartmann.com<br />
Foto: Hartmann Möbelwerke<br />
3/20<strong>22</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 23
TOP-THEMA/TOP 30<br />
Umsätze<br />
unter Druck<br />
Viele der Großflächenanbieter haben im vergangenen Jahr unter dem langen Lockdown<br />
gelitten. Die Umsatzeinbußen konnten zwar zum Teil durch Onlineaktivitäten wieder aufgeholt<br />
werden, doch am Jahresende stand unterm Strich insgesamt bei den Top 30 ein Minus von<br />
4,7 Prozent. Die größten Herausforderungen für die Zukunft: qualifiziertes Personal zu finden,<br />
mangelnde Frequenzen sowie die Unsicherheit bezüglich der Konsumstimmung. Schon jetzt<br />
zeichnet sich ab, dass sich der Krieg in der Ukraine empfindlich auf die Energieversorung und<br />
-preise auswirkt. Gerade bei den niedrigen bis mittleren Einkommen steht zu befürchten, dass<br />
der Möbelkonsum beeinträchtigt wird.<br />
Küchenberatungen vor Ort,<br />
wie hier bei Höffner, waren<br />
auf der Großfläche Anfang<br />
2021 aufgrund des langen<br />
Lockdowns nicht möglich.<br />
Foto: <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>/ Christoph Hellwig<br />
+++ Alles zur Entwicklung der Top 30 im deutschen Möbelhandel lesen Sie<br />
24 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>22</strong>
3 20<strong>22</strong><br />
20<strong>22</strong><br />
UMSÄTZE<br />
2. Pandemiejahr<br />
mit Auswirkungen<br />
> Top 30-Umsätze schrumpfen um<br />
4,7 Prozent auf <strong>22</strong>,6 Mrd. Euro<br />
> Onliner gewinnen Marktanteile<br />
hinzu und steigen im Ranking<br />
> Personalsuche steht bei allen<br />
ganz oben auf der Agenda<br />
Noch mehr Umsätze-News!<br />
++ FACTS & FIGURES ++ STATISTIKEN ++ UMFRAGEN ++ PROGNOSEN ++
TOP-THEMA/WETSCHER<br />
Der Dialog ist<br />
das Sinnbild unseres<br />
Geschäfts und das<br />
persönliche Gespräch<br />
ein Erlebnis – das<br />
ist das anti-digitale<br />
Element. Martin Wetscher<br />
26 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3 /20<strong>22</strong>
Der Möbel-<br />
Missionar<br />
aus dem Zillertal<br />
Fotos: Stefan Wolf<br />
Im idyllischen Zillertal liegt eines der renommiertesten<br />
Möbelhäuser Europas. Die Familie Wetscher<br />
betreibt hier seit fünf Generationen das Geschäft mit<br />
Einrichtungsgegenständen. Mit „Wetscher Max“ hat<br />
Martin Wetscher mit seinem Team vor vier Jahren<br />
ein neues, stylisches Format geschaffen, in dem die<br />
Kollektionen des Europa Möbel-Verbunds besonders<br />
gut funktionieren und viele Probleme lösen, wie die<br />
„<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ vor Ort erfahren konnte.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Herr Wetscher, was ist das<br />
für ein Standort, an dem wir uns hier treffen<br />
und den Sie 2018 neu entwickelt haben?<br />
Martin Wetscher: Fügen im Zillertal<br />
ist seit jeher Firmensitz. Auf der<br />
einen Seite der Talstraße liegt unser<br />
Hochwert-Haus, der Ursprung<br />
unseres Handelsgeschäfts, auf der<br />
anderen Seite liegt der heutige<br />
Wetscher Max, der zuvor lange ein<br />
„Avanti“-Mitnahmemarkt gewesen<br />
ist. Das neue Konzept haben wir<br />
2018 umgesetzt und 2019 auch auf<br />
unsere einzige Filiale in Innsbruck<br />
übertragen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Ihr Ruf als passionierter<br />
Möbelhändler mit Sendungsbewusstsein<br />
reicht über das Zillertal weit hinaus...<br />
Martin Wetscher: Wir stehen seit der<br />
Gründung einer kleinen Tischlerei<br />
im Jahre 1912 für Handwerk und<br />
Qualität. Das sind unsere Leitmotive.<br />
In den 1960er Jahren haben wir<br />
damit begonnen, italienische De -<br />
signer<strong>möbel</strong> wie B&B Italia, Cassina<br />
und andere große Marken zu verkaufen.<br />
Damit haben wir uns einen<br />
Namen gemacht. Wir wollten<br />
demonstrieren, dass Wohnen und<br />
Einrichten eine sinnliche Disziplin<br />
der Innenarchitektur ist.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Und dennoch war Mitnahme<br />
auch schon lange bei Ihnen ein Thema.<br />
Martin Wetscher: Das kaufmännische<br />
Herz schlägt bei uns seit den 1970er<br />
Jahren in diesem Segment. Das hat<br />
aber auch etwas mit Respekt vor den<br />
Menschen zu tun. Es gibt Situationen,<br />
in denen Möbel eben nur einen<br />
gewissen Preis haben dürfen. Mit<br />
dem reinen SB ist es uns dann aber<br />
im Laufe der Jahre zu fad geworden.<br />
Uns hat auch schon lange gestört,<br />
dass sich die Bereiche immer weiter<br />
auseinanderdividiert haben. Früher<br />
haben sich unsere Kund:innen<br />
noch in beiden Häusern bewegt.<br />
Das hat sich immer stärker zu<br />
einem Entweder-Oder entwickelt,<br />
was uns nicht gefallen hat und so<br />
haben wir über ein neues Konzept<br />
nachgedacht.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Was macht den Wetscher<br />
Max aus?<br />
Martin Wetscher: Da gab es einen<br />
Schlüsselmoment in einem Einkaufszentrum<br />
in Bangkok. Da war<br />
ich in einem Geschäft eines Mobilfunkanbieters,<br />
das aber gar nicht<br />
danach aussah, sondern eher nach<br />
einem Café oder einer Lounge. Die<br />
Prämisse dieses Ladengeschäfts war,<br />
dass alle Umsätze bereits online<br />
getätigt werden und der Store deshalb<br />
eine ganz andere Rolle spielen<br />
muss. Es geht nicht mehr um die<br />
Warenpräsentation, sondern um<br />
Beratung, Information und Aufenthaltsqualität.<br />
Das haben wir<br />
versucht, auf unseren Store zu<br />
übertragen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Und wie haben Sie dieses<br />
Konzept erarbeitet?<br />
Martin Wetscher: Ganz typisch für<br />
uns: Wir haben gezeichnet. Und wir<br />
haben digitale Anknüpfungspunkte<br />
im Store geschaffen wie beispielsweise<br />
einen Küchen-Konfigurator,<br />
den wir den Kund:innen am POS<br />
zur Verfügung stellen. Oder mit<br />
unserer Beratungs-App. Wir haben<br />
für den Store drei Stilwelten definiert:<br />
Modern, Loft und Natur.<br />
Die einzigen Warengruppen, die<br />
wir zusammengefasst haben, sind<br />
Küchen und Schlafzimmer. Ansonsten<br />
sind alle Artikel einer Stilwelt<br />
zugeordnet. Über die App können<br />
sich die Verbraucher:innen schon<br />
vor dem Besuch im Store für einen<br />
Stil entscheiden und ist so zielgerichtet<br />
unterwegs.<br />
Das ist die große Chance, die<br />
uns die digitale Welt gibt: Wir können<br />
die Kund:innen schon zuhause<br />
inspirieren und das Versprechen<br />
dann im Store direkt einlösen. Der<br />
erste Eindruck ist dabei der entscheidende.<br />
Der Eingangsbereich<br />
wirkt wie eine Hotellobby oder eine<br />
Mailänder Bar, aber nicht wie ein<br />
Möbelhaus. Das war unsere Absicht,<br />
weshalb wir auch die Hilfe eines<br />
renommierten Wiener Architekturbüros<br />
in Anspruch genommen<br />
haben, um diese besondere Raumwirkung<br />
zu erzielen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Der Store wirkt mit den<br />
hohen Decken und den langen Sichtachsen<br />
in der Tat deutlich größer als 2.000 qm.<br />
Und was mir auch auffällt: Jeder Kunde<br />
wird mit Betreten des Ladens freundlich<br />
in Empfang genommen.<br />
Martin Wetscher: Diese Geste haben<br />
wir aus unserem Hochwerthaus<br />
übernommen. Alle Kund:innen werden<br />
persönlich begrüßt, nach ihren<br />
Wünschen befragt oder auf einen<br />
Kaffee eingeladen. Wir sind Gastgeber.<br />
Der Dialog ist das Sinnbild<br />
unseres Geschäfts und das persönliche<br />
Gespräch ein Erlebnis – das ist<br />
das anti-digitale Element.<br />
3 /20<strong>22</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 27
TOP-THEMA/GO GREEN<br />
ist die Branche<br />
wirklich?<br />
30 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>22</strong>
Nachhaltigkeit ist eines der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Topthemen, das endlich<br />
auch auf der Agenda der deutschen Möbelbranche ganz oben steht. Grund genug für die<br />
„<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ eine Serie zu starten, in der es um die unterschiedlichen Ansätze gehen soll,<br />
den ökologischen Fußabdruck zu verbessern. Den Start macht die Unternehmensberatung<br />
Dr. Wieselhuber & Partner, die das Thema auf der diesjährigen Branchenwerkstatt diskutierte.<br />
Wie ausgewählte Teilnehmer der Veranstaltung darüber denken, welche Dimensionen die<br />
grüne Ausrichtung hat und wie die Gestaltungsfelder der Unternehmen aussehen, finden Sie<br />
auf den folgenden Seiten. W&P Partner Dr. Stephan Hundertmark rät: „Die Unter nehmen<br />
sollten das Thema nutzen und sich erfolgsstiftend zu eigen machen: Disruptiv, wenn wegbrechende<br />
Märkte durch neue Geschäfte ersetzt werden können und natürlich als Wachstumschance<br />
über nachhaltige Innovation in Produkten und Serviceangeboten.“<br />
Foto: Romolo Tavani, shutterstock.com<br />
3/20<strong>22</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 31
KÜCHE<br />
Nobilia: Wieder 112 Millionen mehr in der Kasse<br />
Rückenwind aus dem Export<br />
Dass 2021 ein gutes und auch herausforderndes Jahr war, lässt sich an der Bilanz des Branchenprimus<br />
ablesen: Mit 1,482 Mrd. Euro Produktionsumsatz und damit 8,2 Prozent Zuwachs konnte sich Nobilia<br />
einmal mehr selbst übertreffen. Viel Rückenwind kam ins besondere aus dem Ausland – nicht zuletzt<br />
durch das stetig wachsende Retailgeschäft.<br />
Umsätze der Nobilia-Gruppe<br />
inklusive internationalem Handelsgeschäft<br />
1.715<br />
1.542<br />
1.378<br />
1.448<br />
1.<strong>22</strong>8 1.260<br />
1.150<br />
970 1.003 1.031<br />
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />
Angaben in Mio. Euro. Quelle: Nobilia. Grafik: <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>.<br />
Mit 19,4 Prozent Plus im Ausland<br />
bestätigte sich Nobilia<br />
wiederum als „Europameister“.<br />
Allein 786,6 Mio. Euro<br />
von insgesamt 1,482 Mrd. Euro<br />
Produktionsumsatz entfielen auf<br />
den Export, was einer Quote von<br />
53,1 Prozent entspricht. Im Inland<br />
sank der Umsatz hingegen um 2,2<br />
Prozent auf 695,5 Mio. Euro –<br />
„pandemiebedingt“, wie der vorsitzende<br />
Geschäftsführer Dr. Lars Bopf<br />
betonte. Denn durch den Corona-<br />
Lockdown war vor allem der Verkauf<br />
in den großflächigen Möbelhäusern,<br />
in denen Nobilia stark vertreten ist,<br />
eingeschränkt, sodass diese entsprechend<br />
weniger Umsatz einbrachten.<br />
Erfreulicher verlief dagegen<br />
das Retailgeschäft im Ausland,<br />
wo Nobilia über eigene Shops<br />
bzw. Betei li gungen an Handelsketten<br />
selbst B2C verkauft. Diese<br />
eingeschlossen, erzielte Nobilia<br />
als Gruppe im vergangenen Jahr<br />
konsolidiert 1,715 Mrd. Euro, was<br />
immerhin einem Plus von 11,2<br />
Prozent entspricht. Neben den<br />
eigenen Küchenstudios in Schweden<br />
und England unter den Namen<br />
Northern Kitchen Sverige AB und<br />
Kütchenhaus sowie der Minderheitsbeteiligung<br />
an der belgischen<br />
Handelskette Menatam (èggo), die<br />
mittlerweile auch in Afrika und im<br />
Mittleren Osten aktiv ist, kam 2021<br />
eine Minderheitsbeteiligung an der<br />
Aviva-Gruppe, die überwiegend in<br />
Frankreich tätig ist, hinzu. Auch<br />
die Franchise-Organisation FBD,<br />
an der Nobilia mehrheitsbeteiligt<br />
ist, baute ihr Terrain aus: Mit ihren<br />
Vertriebsschienen Ixina, Cuisine<br />
Plus, Cuisines Références und Van-<br />
44 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>22</strong>
den Borre Kitchen überschritt die<br />
Gruppe kürzlich die Schwelle von<br />
500 Studios.<br />
Im Inlandsgeschäft ist insbesondere<br />
eine Verschiebung in Richtung<br />
der Küchenspezialisten bemerkenswert.<br />
Wie schon in den letzten Jahren,<br />
aber eben gerade auch befeuert<br />
durch den Lockdown, der die Studios<br />
weniger einschränkte, gehörte<br />
es zur Strategie, diesen Vertriebskanal<br />
auszubauen. Neben dem Engagement<br />
in den Exportmärkten. „Beides<br />
ist uns gut gelungen,“ zeigte<br />
sich Dr. Lars Bopf zufrieden.<br />
Knapp 50 Prozent der Inlandsumsätze<br />
entfallen inzwischen auf<br />
Küchenspezialhäuser, 38 Prozent<br />
auf Einrichtungshäuser und die<br />
verbleibenden 13 Prozent verteilen<br />
sich auf den Vertriebskanal SB/<br />
Discount und auf die sonstigen<br />
Vertriebswege. Zu diesen zählen<br />
das Objektgeschäft, Umsätze bei<br />
Elektro- oder Badspezialisten und<br />
Online-Vermarktungsformen.<br />
Angetrieben durch das Ausland,<br />
erweitert sich auch das Sortiment<br />
immer stärker über die Küche hinaus,<br />
wie die Hausmesse im September<br />
2021 deutlich machte. Unter<br />
dem Motto „Our Passion. Your<br />
Solution“ wurden auf rund 5.000<br />
qm insgesamt 111 raumübergreifende<br />
Planungen für die Bereiche<br />
Küche, Bad und Wohnen gezeigt. Die<br />
Präsentation des neuen Living-Sortiments<br />
mit smarten Features sowie<br />
Lösungen für Hauswirtschaftsraum,<br />
Garderoben, Homeoffice und Bad bis<br />
hin zu Gleittüren wurde vom Handel<br />
positiv angenommen. Dies gilt<br />
ebenso für die Eigenentwicklung der<br />
„Xtra Ceramic“-Keramik-Arbeitsplatte<br />
mit ihrem innovativen und<br />
patentierten Materialauſtau oder die<br />
publikumswirksame Kooperation<br />
mit Bosch und der bekannten Food-<br />
Bloggerin Sally, wobei der Bosch-<br />
Backofen dank Home Connect mit<br />
der „Sallys Welt“-App vernetzbar ist.<br />
Über imposante Zahlen kann auch<br />
Frank Kramer, Geschäftsführer Technik,<br />
berichten: „Mit einem Mengenzuwachs<br />
von rund 500.000 Schränken<br />
hat Nobilia das Produktionsvolumen<br />
im Jahr 2021 deutlich erhöht.<br />
Gemeinsam haben unsere Werke mit<br />
etwa 830.000 Küchenkommissionen,<br />
8,3 Millionen Schränken und<br />
1,75 Millionen Arbeitsplatten neue<br />
Spitzenwerte realisiert.“ Die Produktionsleistung<br />
stieg parallel auf<br />
etwa 38.000 Holzteile pro Arbeitstag.<br />
Damit werden von Nobilia mehr als<br />
3.800 Küchenkommissionen jeden<br />
Tag produziert und ausgeliefert.<br />
Die Investitionen beliefen sich<br />
2021 auf rund 107 Mio. Euro. Im<br />
Fokus standen das Werk III Am<br />
Hüttenbrink in Gütersloh und das<br />
neue Werk V in Saarlouis sowie der<br />
Bau einer Autobahnbrücke über die<br />
A2, die die Werke in Verl-Sürenheide<br />
und Am Hüttenbrink in Gütersloh<br />
miteinander verbindet und in Kürze<br />
befahrbar sein wird. Ganzheitlich<br />
wird das Unternehmen künftig auch<br />
das Thema Nachhaltigkeit fokussieren,<br />
strukturiert nach den vier<br />
Kernbereichen Technik, Lieferkette,<br />
Produkt und Soziales.<br />
Inlandsumsatz nach Vertriebswegen<br />
Umsatzanteile in Prozent<br />
49<br />
13<br />
%<br />
Die Zahl der Mitarbeiter:innen<br />
vergrößerte sich um 328 auf insgesamt<br />
4.273 Beschäftigte. Mit<br />
ausdrücklichem Dank für das<br />
Engagement im herausfordernden<br />
Pandemiejahr erhielten alle in<br />
der Belegschaft 2021 neben dem<br />
Urlaubs- und Weihnachtsgeld eine<br />
Sonderprämie in Höhe von 1.700<br />
Euro. Der Aufwand für das Unternehmen<br />
belief sich dabei auf mehr<br />
als sechs Mio. Euro.<br />
38<br />
Nicht zuletzt durch den<br />
Lockdown, der die Großfläche<br />
mehr betroffen hat<br />
als die Studios, verschob<br />
sich der Vertrieb der<br />
Nobilia Küchen immer<br />
stärker in Richtung der<br />
Spezialisten.<br />
EHS<br />
KSP<br />
SB / Discount / Sonstige<br />
Quelle: Nobilia. Grafik: <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>.<br />
3/20<strong>22</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 45
ZKZ 4937<br />
3 I 20<strong>22</strong><br />
Foto: Himolla<br />
SPECIAL<br />
MAGAZIN FÜR DAS MÖBEL-BUSINESS<br />
POLSTER<br />
PREMIUM
KARTELL<br />
News mit Patricia Urquiola<br />
Polsterelemente haben mittlerweile einen festen Platz in der<br />
Kollektion von Kartell. Jetzt bringt das Unternehmen zusammen<br />
mit Designerin Patricia Urquiola neue Kreationen auf den Markt.<br />
Mit dabei: „Lunam“ (Foto). Die Living-Serie soll an eine mondähnliche<br />
Landschaft erinnern. Die großzügig gestalteten Polsterelemente<br />
werden von einem auf das Wesentliche reduzierte<br />
Gestell aus lackiertem Metall getragen. Sofa, Sessel und Pouf sind<br />
in weichem Bouclé oder in der Contract-Option mit Mélange<br />
Stoff in den Farben Olivgrün, Petrol, Siena-Erde sowie in verschiedenen<br />
Grautönen erhältlich. Ergänzt wird das Ensemble<br />
durch den neuen Beistelltischen „Undique“ im<br />
„Terrazzo schwarz“-Finish. www.kartell.com<br />
BRETZ<br />
Flagship-Store<br />
in Frankfurt<br />
Mitte Februar hat Bretz seinen<br />
Flagship-Store in Frankfurt a.M.,<br />
genauer gesagt in der Schäfergasse<br />
50, ans Netz gebracht. Auf rund 400<br />
qm zeigt das Unternehmen präzise<br />
mit den farbenfrohen Möbeln abgestimmte<br />
Farbverläufe, die den<br />
Verkaufsraum unterteilen, und<br />
spannende Perspektiven und Ausblicke<br />
auf die Möbel schaffen. Jede<br />
Koje hat ihr eigenes Gesicht. „Der Entschluss sich von vormals rund 280 qm entsprechend<br />
zu vergrößern, ermöglicht die Kollektionsvielfalt ganzheitlicher und verständlicher zu<br />
präsentieren. Wir sind davon überzeugt, dass sich diese Zusatzinvestition lohnen wird. Uns<br />
freut es außerdem mit der neuen Location eine Immobilie mit über 100-jähriger Frankfurter<br />
Handelstradition gefunden zu haben“, erklärt Carolin Kutzera, Geschäftsführerin bei<br />
Bretz. Inhaber der Immobilie, Dr. Joachim Stoll, führte hier bis vor kurzem sein eigenes<br />
Ladengeschäft Leder-Stoll in vierter Generation. www.bretz.de<br />
FATBOY<br />
Mit Shop-in-Shop bei Calligaris<br />
in München<br />
Der Flagship-Store von Calligaris am Münchner Lenbachplatz bietet künftig auch<br />
Fatboy eine neue Heimat. Die Marke präsentiert dort seit Ende Februar in einem<br />
Shop-in-Shop ihre<br />
Outdoor-Kollektion<br />
– inklusive<br />
dem schmutz- und<br />
sonnenresistenten<br />
Sitzsack, der Aufstellhängematte,<br />
dem modularen<br />
Loungesofa und<br />
vielem mehr. Im<br />
Herbst wechselt das<br />
Sortiment. Dann<br />
können Münchens<br />
Design-Liebhaber dort die ebenfalls umfangreiche Indoor-Kollektion von Fatboy<br />
erleben. Die niederländische Lifestyle-Marke Fatboy, 2002 gegründet, gehört seit<br />
August 2021 zu 100 Prozent zur Calligaris-Gruppe und ist das erste nicht-italienische<br />
Unternehmen, das sich dem Konzern angeschlossen hat. www.fatboy.com<br />
JORI<br />
Dynamischer Jahresstart<br />
Gleich drei neue Modelle erweitern in diesem Jahr die Jori-Kollektion.<br />
Mit der Markteinführung des „Cosy Ghost“-Relaxsessels<br />
startet die Marke ihre erste Zusammenarbeit mit der deutschen<br />
Designagentur Murken + Hansen. Außerdem wird die erfolgreiche<br />
„Daydreamer“-Familie um einen Lounge Sessel<br />
(Foto) vergrößert. Mit dem praktischen<br />
Hebel unten am Möbel kann die Position<br />
der Rückenlehne stufenlos verstellt<br />
und die ideale Komforteinstellung<br />
gewählt werden. Und das neue Sofa<br />
„Obsession“ richtet sich an Designliebhaber<br />
des aktiven und kompakteren<br />
Sitzkomforts.<br />
www.jori.com<br />
IMPRESSUM<br />
Vincentz Network GmbH & Co. KG<br />
Weidestraße 120a, <strong>22</strong>083 Hamburg<br />
Tel. (040) 632018-0, Fax (040) 6307510<br />
moebel<strong>kultur</strong>@vincentz.net, www.moebel<strong>kultur</strong>.de<br />
Geschäftsführer: Jonas Vincentz;<br />
Verlagsleiter: Fabian Schlankardt;<br />
Redaktion: Evelyne Beckmann (Redaktionsleitung, CvD), Silja Bernard, Rita<br />
Breer, Susanne Kraft, Heike Lorenz, Doris Schmidt, Kristina Tapken;<br />
Assistenz: Beate Feldweg, Simone Raith;<br />
Gestaltung: Marlon Armbröster, Marion Schult, Yannick Sindt, ;<br />
DTP-Operating: Kerstin Kühl (Ltg.), Jill Märtens;<br />
Anzeigen: Jutta Friedrichsen-Devakar (Ltg.), Julia Jütting, Christoph Pacholski<br />
Gesamtherstellung:<br />
Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG<br />
Gewerbering West 27, 39240 Calbe<br />
„<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> Polster Premium“<br />
erscheint als Special in der<br />
„<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ 3/20<strong>22</strong><br />
3 /20<strong>22</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 59
POLSTER PREMIUM<br />
HIMOLLA: TREIBT INNOVATIONEN VORAN<br />
Verantwortung<br />
neu denken<br />
Himolla widmet sich kleinen und großen Herzensprojekten.<br />
Dinge, die den Unterschied ausmachen, aber auch die kleinen<br />
und feinen Details, die einfach glücklich machen.<br />
Unsichtbar integriert verfügt das Sofa<br />
„Cumurex 6270“ über eine praktische<br />
Aufstehhilfe.<br />
E<br />
ine stärkere Beachtung der Menschenrechte, ein höheres<br />
Engagement im Umweltschutz, mehr Nachhaltigkeit<br />
– und das entlang der gesamten Lieferkette: Das<br />
ist der Anspruch der Politik an die Unternehmen. Diese<br />
Forderung wurde am 11. Juni 2021 als „Gesetz über die<br />
unternehmerische Sorgfaltspflicht in Lieferketten“ oder kurz<br />
„Lieferkettengesetz“ in bindende Form gegossen. Damit<br />
sollen deutsche Unternehmen ab einer<br />
bestimmten Größe dazu verpflichtet<br />
werden, die Verantwortung für ihre<br />
gesamte Lieferkette zu übernehmen.<br />
Sie müssen mit einem Berichts- und<br />
Risikomanagementsystem sicherstellen,<br />
dass bei ihren ausländischen<br />
Zulieferern keine Rechtsverletzungen<br />
auftreten.<br />
„Gerade die Ereignisse um die<br />
Invasion der Ukraine durch Russland<br />
in den vergangenen Wochen zeigen,<br />
dass das Gleichgewicht bereits<br />
jetzt empfindlich gestört ist“, erklärt<br />
Tamara Härty, Chefdesignerin/ Head<br />
of Product and Marketing bei Himolla.<br />
„Die Konsequenzen für die Kriegsopfer<br />
sind fürchterlich. Wenn gelebte<br />
gesellschaftliche Regeln, Menschlichkeit,<br />
Empathie und Moral unilateral<br />
missachtet und gebrochen werden,<br />
ist Rationales kaum mehr möglich.“<br />
Bei dem Traditionshersteller aus Taufkirchen führe die<br />
Verantwortung für das eigene Unternehmen und die Mitarbeiter<br />
desto mehr dazu, dass bisherige Prozesse neu gedacht<br />
werden müssten, damit die Resilienz gegenüber Störungen<br />
des Handelsgleichgewichts erreicht wird. Dabei geht Himolla<br />
einen Schritt voraus. Schließlich ist das Unternehmen stark in<br />
internationale Handelsmärkte eingebunden und weltweit aktiv.<br />
54 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>22</strong>
„Cumurex 6270“ von Himolla überzeugt nicht nur mit einem modernen Design,<br />
sondern auch mit einer komfortablen Relax funktion.<br />
Rohstoffverbände und auch Zertifizierungsinstitutionen<br />
stehen vor neuen Herausforderungen: Sie werden einerseits<br />
in ihren Ansichten gestärkt, andererseits gerade wegen<br />
der aktuellen Entwicklung in Frage gestellt. Unternehmen<br />
sehen sich dem Druck ständig verändernder Herausforderungen<br />
im Einkauf, der Beschaffung und explodierenden<br />
Preisentwicklung ausgesetzt. Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein<br />
ist kein exklusives Thema der „Fridays for<br />
Future“-Bewegung mehr, sondern heute – im Zeitalter<br />
des Green Deals – in allen Lebensbereichen und Industriezweigen<br />
angekommen.<br />
„Unsere Aufgabe ist es Himolla progressiv nach vorn zu<br />
entwickeln, dabei unsere geschätzten Kunden zu begeistern,<br />
hervorragende Produkte anzubieten, um die Lebensräume<br />
der Menschen des 21. Jahrhunderts aktiv mitzugestalten.<br />
Der persönliche Lieblingsort, das Zuhause wird immer<br />
wichtiger“, betont Tamara Härty. „Besonders im Umfeld<br />
mit zahlreichen Fast Followern, einem intensiven Preiswettbewerb<br />
und zahlreichen Konkurrenten, welche<br />
Ideen und Designs ja sogar Slogans am Rande der Legalität<br />
kopieren, bleibt uns als ein in Bayern produzierendes<br />
und entwickelndes Unternehmen nur die Flucht nach<br />
vorn und die Fähigkeit ökologische, sowie kreative Trends<br />
zu setzen.“<br />
Die Strategie des Polster<strong>möbel</strong>-Produzenten ist es, neben<br />
Produkt, Branding und Unternehmensauftritt Himolla auch<br />
nach innen konsequent zukunftsorientiert aufzustellen. Dabei<br />
forciert das Unternehmen umso mehr seine beim Kunden<br />
verankerten Stärken wie Design, Entwicklungskompetenz,<br />
Qualität, Langlebigkeit, Komfort sowie Umweltbewusstsein,<br />
die Möglichkeit der Reparatur und Nachhaltigkeit.<br />
„Dieser Ansatz der dauerhaften Innovations-Weiterentwicklung<br />
ist sicherlich anstrengender, als einfach zu folgen.<br />
Wir sehen das aber als Chance für das Unternehmen und die<br />
Region, unsere Heimat, die wir nicht verstreichen lassen“,<br />
verspricht Tamara Härty.<br />
Die aktuell wohl größte Innovation bei Himolla ist sicherlich<br />
die Integration einer Aufstehhilfe in eine Sofagarnitur,<br />
in der gleichzeitig relaxt werden kann. Die patentierte<br />
Funktion ist derart raffiniert eingebaut, dass sie von außen<br />
quasi nicht sichtbar ist. Sogar die Kopfstütze lassen sich<br />
verstecken. „Somit können moderne und attraktive Möbel<br />
mit unserer heiß begehrten Designsprache gestaltet werden,<br />
um neue Zielgruppen zu erschließen: Menschen, die dem<br />
Alter vorbeugen wollen, ein körperliches Handicap haben<br />
und trotzdem schick sein wollen. Best Ager sind heute noch<br />
lange nicht ,alt‘. Eine Zielgruppe, die wir bisher nur bei<br />
den Fernsehsesseln erreichen konnten“, so Tamara Härty.<br />
Bei der Entwicklung und Implementierung von Innovationen<br />
bindet der Polster<strong>möbel</strong>-Experte alle Ebenen des<br />
Produktes ein: So werden eine signifikante, neuartige Form,<br />
außergewöhnliches Design im Zusammenspiel mit handwerklichen<br />
Details und speziellen Funktionen perfekt miteinander<br />
vereint. „Selbstverständlich mit Komfort, Langlebigkeit,<br />
Umweltbewusstsein und den perfekten Bezug aus unserer<br />
riesigen Stoff- und Lederkollektion“, betont Tamara Härty.<br />
www.himolla.com<br />
3/20<strong>22</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 55
SCHLAFEN<br />
FACTS<br />
❯ Unternehmen: EuroComfort Holding<br />
GmbH, Vennweg <strong>22</strong>, 46395 Bocholt<br />
❯ Geschäftsführer: Thomas Bußkamp,<br />
Andreas Buß und Rainer Brockmöller<br />
❯ Umsatz: 370 Mio. Euro (2021),<br />
420 (Plan 20<strong>22</strong>)<br />
❯ Werke: 9; Lück in Bocholt, Badenia<br />
in Friesenheim, Eurocomfort,<br />
Euroline, Textil Boleslawiec und<br />
Brinkhaus Polska in Polen, Asia<br />
Pacific in China, UAB Vilnika in<br />
Litauen, Abeil in Frankreich<br />
❯ Vertriebsgesellschaften: Lück und<br />
Brinkhaus in Bocholt , Badenia<br />
Bettcomfort in Friesenheim, Abeil in<br />
Frankreich und Euroline in Polen<br />
❯ Sortiment: Innenkissen für Polsterund<br />
Outdoor<strong>möbel</strong> sowie Caravans,<br />
Medizinprodukte wie Matratzen und<br />
Lagerungsprodukte, Steppartikel,<br />
Decken und Funktionskissen,<br />
Boxspring- und Polsterbetten,<br />
Polster<strong>möbel</strong><br />
www.eurocomfort.de<br />
62 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>22</strong>
EuroComfort Group: Nachhaltigkeit und Logistik als Wettbewerbsvorteile<br />
„Wir sehen noch<br />
sehr viel Potenzial“<br />
Die EuroComfort Group steigerte ihren Umsatz allein in den letzten zehn Jahren um<br />
85 Prozent auf zuletzt 370 Mio. Euro. Wachstum entstand dabei nicht nur von innen<br />
heraus, sondern auch durch Zukäufe – zuletzt von der Polster<strong>möbel</strong>marke Ewald<br />
Schillig. Neben den angestammten Feldern Bettwaren und Matratzen will die Gruppe<br />
vor allem den Möbelbereich weiter ausbauen.<br />
Thomas Bußkamp (o.), Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der EuroComfort<br />
Group, setzt weiterhin auf Expansion.<br />
Rainer Brockmöller (CCO, Mitte) und<br />
Lück-Vertriebsleiter Ralf Werner richten<br />
ihr Augenmerk stark auf den Einrichtungsfachhandel.<br />
Der neue, großzügige<br />
Showroom soll dabei helfen.<br />
E<br />
in ereignisreiches Jahr liegt hinter<br />
der EuroComfort Group, das<br />
der geschäftsführende Gesellschafter<br />
Thomas Bußkamp in seiner<br />
prägnanten Art so zusammenfasst:<br />
„Umsatzmäßig alles gut, aber vom<br />
Ergebnis her eine Katastrophe.“ Und<br />
das hat seinen Grund: Zwar konnte<br />
der Umsatz um beachtliche 48 auf<br />
370 Mio. Euro gesteigert werden –<br />
und damit 10 Mio Euro über Plan –,<br />
doch die Materialbeschaffung mit all<br />
ihren problematischen Ausprägungen<br />
trieb den Beteiligten doch die<br />
Sorgenfalten auf die Stirn. „Solch<br />
eine Preisrallye in dermaßen vielen<br />
Bereichen, sei es Holz, Metall,<br />
Schäume, aber auch Verpackungen<br />
und Container, habe ich in den letzten<br />
20 Jahren noch nicht erlebt“,<br />
bringt es Geschäftsführer Rainer<br />
Brockmöller auf den Punkt. Und<br />
Lück-Vertriebsleiter Ralf Werner<br />
ergänzt: „Die höheren Preise sind<br />
eine Sache, aber auch die komplette<br />
Fertigungsorganisation ist davon<br />
betroffen. Selbst aktuell können wir<br />
nicht mehr ein bis zwei Wochen<br />
im voraus planen, weil dann immer<br />
irgendwo Material fehlt. Das führt<br />
zwangsläufig zu wirtschaftlich un -<br />
effektiven Abläufen.“<br />
Die allerdings die Unternehmensgruppe<br />
aus dem westfälischen<br />
Bocholt mit neun Produktionsstandorten<br />
in Deutschland, Polen, Litauen,<br />
Frankreich und China zweifelsohne<br />
besser abfedern kann, als so mancher<br />
Wettbewerber. Gleichwohl sind die<br />
Auswirkungen des Krieges in der<br />
Ukraine derzeit noch nicht absehbar.<br />
Insofern werden die Entwicklungen<br />
weiterhin kritisch beobachtet.<br />
Und so bemüht sich die Unternehmensleitung<br />
möglichst Synergien<br />
in der Gruppe zu nutzen, um<br />
die hohe Liefer zuverlässigkeit zu<br />
gewährleisten. „Zwar zum Teil zu<br />
höheren Preisen im Einkauf, aber<br />
dafür immer zum vereinbarten Zeitpunkt“,<br />
sagt Rainer Brockmöller, der<br />
auf langfristige Geschäftsbeziehungen<br />
setzt. „Für den Handel ist Verlässlichkeit<br />
extrem wichtig.“<br />
Kundenorientierung stand ohnehin<br />
2021 ganz klar im Fokus, als die<br />
Gruppe nach dem Ausfall der „imm<br />
cologne“ entschieden hatte, einen<br />
eigenen Showroom am Standort<br />
Bocholt zu installieren. Auf 1.600<br />
qm über zwei Etagen wird im Parterre<br />
mit Ewald Schillig der Bereich<br />
Wohnen auf 800 qm präsentiert,<br />
im ersten Stock – ebenso auf 800<br />
qm – das Segment Schlafen mit Bettwaren,<br />
Matratzen sowie Boxspringund<br />
Polsterbetten. „Viele Kunden<br />
haben uns seitdem besucht und nutzen<br />
die Möglichkeit, unser gesamtes<br />
Sortiment live zu erleben“, erzählt<br />
Rainer Brockmöller. „Dabei konnten<br />
wir viele Module, die eigentlich<br />
auf dem Messestand verbaut worden<br />
wären, auch hier einsetzen“,<br />
ergänzt Ralf Werner. Die Reaktionen<br />
waren durchaus erstaunlich: „Selbst<br />
langjährige Kunden, die uns relativ<br />
gut kennen, waren trotzdem überrascht<br />
von der Sortimentsbreite“, so<br />
Brockmöller.<br />
Wer in den Pandemiezeiten<br />
noch keine Termine vor Ort machen<br />
möchte, kann zudem zu einem virtuellen<br />
360-Grad-Rundgang auf der<br />
Homepage aufbrechen. Denn auch<br />
in die digitalen Tools hat das Unternehmen<br />
investiert.<br />
Mit 36 Prozent machen Bettwaren<br />
immer noch den größten<br />
Umsatzanteil in der EuroComfort<br />
Group aus. 24 Prozent gehen auf<br />
das Konto Matratzen/Lattenroste<br />
und 26 Prozent auf Polster<strong>möbel</strong><br />
und Boxspringbetten. Dabei fing<br />
3/20<strong>22</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 63
SCHLAFEN<br />
IRLAND<br />
Händler: 2<br />
Top-Händler:<br />
Home Store+More<br />
Shops/POS: 31<br />
UNITED KINGDOM<br />
Händler: 12<br />
Top-Händler: Furniture<br />
Village, John Lewis<br />
Shops/POS: <strong>22</strong>0<br />
BENELUX<br />
Händler: 2<br />
Top-Händler: Beter Bed<br />
Shops/POS: 135<br />
Auch im stationären Handel ist<br />
Emma inzwischen breit aufgestellt<br />
(siehe Grafik). Europaweit arbeitet<br />
das Unternehmen mit mehr als 200<br />
Handelspartnern zusammen und<br />
ist an rund 3.500 physikalischen<br />
Touchpoints vertreten.<br />
FACTS<br />
FRANKREICH<br />
Händler: 37<br />
Top-Händler: Conforama,<br />
La Halle au Sommeil<br />
Shops/POS: 327<br />
DEUTSCHLAND<br />
Händler: 32<br />
Top-Händler: Jysk<br />
Shops/POS: 2.284<br />
❯ Umsatz 2021: 645 Mio. Euro (+59 %),<br />
2020: 405 Mio. Euro (+170 %)<br />
❯ Anteilseigner: Franz Haniel & Cie.<br />
(50,1 %) seit Juli 2020<br />
❯ Zahl der Mitarbeiter:innen: 850<br />
❯ Standorte: Firmensitz in Frankfurt<br />
am Main, Lissabon (Portugal),<br />
Manila (Philippinen), Mexiko-Stadt<br />
(Mexiko), Shanghai (China)<br />
❯ Marken: Emma und Dunlopillo<br />
(seit 2016)<br />
❯ Anzahl verkaufter Matratzen 2020:<br />
mehr als 1,5 Mio.<br />
❯ Märkte: in mehr als 30 Ländern<br />
präsent, zuletzt kamen u.a.<br />
Indonesien, Kolumbien und die<br />
Philippinen hinzu<br />
PORTUGAL<br />
Händler: 19<br />
Top-Händler:<br />
El Corte Inglés, Jysk<br />
Shops/POS: 66<br />
SPANIEN<br />
Händler: 86<br />
Top-Händler:<br />
El Corte Inglés, Jysk<br />
Shops/POS: 336<br />
ITALIEN<br />
Händler: 19<br />
Top-Händler: Emporio del<br />
Materasso, Jysk<br />
Shops/POS: 106<br />
❯ Stationäres Geschäft:<br />
– in Deutschland wegen Dunlopillo<br />
bereits seit Jahren stationär aktiv<br />
– wichtigster Partner hierzulande:<br />
Jysk (in allen Filialen präsent)<br />
– weltweit: mehr als 200 Handelspartner<br />
mit rd. 3.500 physischen<br />
Touchpoints<br />
www.emma-matratze.de<br />
Emma – The Sleep Company: Omnichannel-Strategie<br />
Online und offline<br />
international verzahnt<br />
Die weltweit führende Schlafmarke zu werden, ist das Ziel von Emma – The Sleep<br />
Company. Dafür forciert das 2013 in Frankfurt am Main gegründete Unternehmen<br />
aktuell seine internationale Omnichannel-Strategie. Neben den Online-Aktivitäten in<br />
mehr als 30 Ländern setzt das Unternehmen verstärkt auf den stationären Handel.<br />
Neu sind unter anderem spezielle Einzelhandels-Teams in verschiedenen Märkten,<br />
die Zusammenarbeit mit lokalen Jysk-Geschäften in Europa sowie ein eigener<br />
Flagship-Store in Shanghai. Ein Wachstumsplan, der unter Pandemie-Bedingungen<br />
gestemmt werden musste.<br />
Der Möbel-E-Commerce konnte<br />
aufgrund der Pandemie in<br />
den vergangenen zwei Jahren<br />
deutlich zulegen. Eine Entwicklung,<br />
die sich nicht mehr umkehren lässt,<br />
ist Manuel Müller, zusammen mit<br />
Dr. Dennis Schmoltzi Gründer und<br />
Geschäftsführer von Emma – The<br />
Sleep Company, überzeugt. Denn<br />
neben den steigenden Umsätzen hat<br />
bei vielen Verbraucher:innen zudem<br />
ein fundamentales Umdenken stattgefunden:<br />
„E-Commerce ist für viel<br />
mehr Menschen inzwischen völlig<br />
normal, als das noch vor der Pandemie<br />
der Fall war. Und dieser langfristige<br />
Effekt wird meiner Meinung<br />
nach bestehen bleiben.“<br />
2021 steigerte das Unternehmen<br />
seinen Umsatz um 59 Prozent auf<br />
68 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3 /20<strong>22</strong>
645 Mio. Euro (2020: 405 Mio.<br />
Euro). Damit konnte die Marke im<br />
vergangenen Geschäftsjahr zum<br />
vierten Mal in Folge profitabel und<br />
aus dem eigenen Cashflow wachsen.<br />
Zu den zentralen Herausforderungen<br />
in den Pandemie-Jahren<br />
gehörte das Hochfahren der Produktion<br />
und die damit verbundene<br />
Lieferketten-Thematik. „Wir konnten<br />
Engpässe bei den Zulieferern<br />
durchgehend ausgleichen. Dabei<br />
haben wir davon profitiert, dass<br />
wir bereits vor der Pandemie ein<br />
sehr gutes und diverses Herstellernetzwerk<br />
aufgebaut hatten, bei dem<br />
die Skalierung gut möglich war“, so<br />
Manuel Müller. Daneben musste das<br />
personelle Wachstum von rund 300<br />
Beschäftigten (2019) auf aktuell<br />
850 unter Corona-Bedingungen realisiert<br />
werden. „Emma ist ein komplett<br />
digitales Unternehmen und de<br />
facto muss niemand ins Büro kommen.<br />
Trotzdem war das eine Bewährungsprobe.<br />
Wir haben die Angebote<br />
für unsere Mitarbeiter:innen stark<br />
ausgebaut – von virtuellen Partys<br />
über Teambuilding-Initiativen bis<br />
hin zu neuen Diskussionsformaten.“<br />
Zusätzlich zum Stammsitz in<br />
Frankfurt am Main unterhält das<br />
Unternehmen inzwischen Standorte<br />
in Lissabon, Manila, Shanghai und<br />
Mexiko-Stadt und produziert auf<br />
drei Kontinenten mit jeweils vier<br />
Partnern in China und Südamerika<br />
sowie 25 in Europa. Zusätzlich ist<br />
für jedes Land ein einzelnes Team<br />
verantwortlich. „So können alle<br />
Aktivitäten auf den jeweiligen Status<br />
ausgerichtet werden. Generell<br />
zielen wir darauf ab, die individuellen<br />
Schlafgewohnheiten in unseren<br />
verschiedenen Märkten zu treffen.<br />
Hierbei profitieren wir von unserer<br />
Forschungs- und Entwicklungskompetenz:<br />
Die Entwicklung neuer<br />
und eigens für Märkte konzipierter<br />
Produkte bilden wir in-house ab.“<br />
So aufgestellt, sorgt Emma für<br />
eine anhaltende Wachstumsdynamik<br />
mit ungebremster Expansion.<br />
Seit 2019 startete die Marke in 15<br />
neuen Ländern. Strategisch setzt<br />
Emma dabei auf digitale Wettbewerbsfähigkeit<br />
in den Zielmärkten<br />
sowie auf Skaleneffekte (bestimmte<br />
Kostenvorteile) durch regionale<br />
Marktvertiefungen. Seit Mitte des<br />
vergangenen Jahres ist die Marke<br />
in Südostasien neben Singapur nun<br />
auch in Malaysia, Indonesien und<br />
auf den Philippinen mit Webshops<br />
vertreten. Der E-Commerce wächst<br />
Der weltweit erste Emma-Flagship-Store ist Anfang Januar in Shanghai an den Start gegangen, weil die Markenbekanntheit bei chinesischen<br />
Konsument:innen großen Einfluss auf die Kaufentscheidung hat. Die Verkaufsfläche des 265 qm großen Shops ist kreisförmig angeordnet. Im<br />
Mittelpunkt steht eine drehbare Konstruktion mit allen Matratzenmustern, die sich herunterklappen und testen lassen (o.). Zusätzlich umfasst<br />
das Sortiment Zubehör wie Kissen, Schlafsets für Büro und Reise, Schlafbekleidung und Duftkerzen (u.). Des weiteren will der Store mit zwei<br />
Erlebnisräumen überzeugen – einem Schlaflabor und einem „Experience Center“, das die Technologie hinter den Produkten zeigt.<br />
3/20<strong>22</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 69
lifestyle<br />
Foto: Messe Frankfurt/Petra Welzel<br />
Ambiente, Christmasworld und Creativeworld<br />
Neues Konzept<br />
fürs nächste Jahr<br />
Unter dem Motto „Home of Consumer Goods“ bietet die Messe Frankfurt ab 2023 ein innovatives<br />
Messeformat, das die drei Konsumgütermessen Ambiente, Christmasworld und Creative world<br />
vom 3./4. bis 7. Februar 2023 unter einem Dach auf dem Frankfurter Messegelände vereint.<br />
Aus dem One-Stop-Shop ergeben sich auch zwangsläufig neue Hallenaufteilungen.<br />
Stellten das neue One-Stop-Shop-Konzept vor:<br />
Philipp Ferger, Bereichsleiter Consumer Goods<br />
Fairs, Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe<br />
Frankfurt und Erdmann Kilian, Leiter Marketingkommunikation/Presse<br />
(v. l.).<br />
Nachdem die Christmasworld/<br />
Cre a tive world und Paperworld sowie<br />
die Ambiente pandemiebedingt zwei<br />
Jahre nicht stattfinden konnten, sich<br />
außerdem die Rahmenbedingungen verändert<br />
haben, sah sich die Messe Frankfurt herausgefordert,<br />
über ein neues Konzept für die Konsumgüterbranche<br />
nachzudenken. Während einer<br />
virtuellen Pressekonferenz erklärten Detlef<br />
Braun, Geschäftsführer Messe Frankfurt, und<br />
Philipp Ferger, Bereichsleiter Consumer Goods<br />
Fairs, die Chancen der neuen Idee.<br />
Das neukonzipierte Angebot soll ein einzigartiges,<br />
umfassendes Produkt- und Lösungsportfolio<br />
zeigen und aktiv Synergieeffekte für Aussteller,<br />
Besucher und Medien heben. In einem<br />
zweiten Schritt wird der Global Sourcing- Bereich<br />
der drei Leitmessen zu einem gemeinsamen Angebot<br />
verschmolzen und international vermarktet.<br />
Ergänzt wird dieser strategische Entwicklungsschritt<br />
durch ein neues, regional bezogenes<br />
Design- & Lifestyle-Angebot in Frankfurt in der<br />
zweiten Jahreshälfte, in der früher die Tendence<br />
stattfand. Hier sollen kleine Manufakturen und<br />
hochwertige Marken eine neue Heimat finden.<br />
Neu ist auch, dass es die Paperworld in dem<br />
bisherigen Format nicht mehr geben wird. Da<br />
sich das Kaufverhalten der Konsumenten in<br />
der Pandemie gewandelt habe, müsse sich auch<br />
der Marktplatz verändern. Die neue Ausgestaltung<br />
des Produktbe reiches Working unter dem<br />
Dach der Weltleitmesse Ambiente schaffe zukunftsorientierte<br />
Impulse für Hersteller wie<br />
für Händler, Designer, Architekten und Büroeinrichter.<br />
Gleichzeitig positioniere sich die<br />
Weltleit messe mit dem neuen Lebensbereich<br />
Ambiente Working und lade dessen Angebot in<br />
all seinen Facetten neu auf.<br />
76 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3 /20<strong>22</strong>
„Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben“,<br />
hatte Philipp Ferger, Bereichsleiter Consumer<br />
Goods Fairs, bereits während der Presse konferenz<br />
angekündigt. Nach intensivem Austausch mit<br />
Ausstellern und Branchenvertretern präsentierte<br />
die Messe Frankfurt dann am 11. März die neue<br />
Hallenaufteilung. Auf insgesamt 16 Hallenebenen<br />
werden die neuesten Trends gezeigt. Bei der<br />
Aufplanung stand in erster Linie im Fokus, den<br />
Besucher:innen effiziente Wege fürs Ordern zu<br />
bieten. Ein käufer:innen finden in der Halle 12<br />
bei „Table und Table Select“ alles rund um Glas,<br />
Porzellan, Keramik, Gold, Silber, Tischdekoration<br />
oder Tischtextilien. In der Halle 11.0 präsentiert<br />
sich das HoReCa-Segment inklusive der HoReCa<br />
Academy. Produkte wie Töpfe, Pfannen, Messer,<br />
Bestecke, Elektrokleingeräte oder BBQ-Zubehör<br />
gibt es bei „Cook & Cut“ in der Halle 8.0. „Clean<br />
Home“ zeigt in der Halle 9.0 Reinigungsgeräte,<br />
Haushalts<strong>möbel</strong>, Aufbewahrungsboxen oder<br />
Ordnungssysteme. Das Trendthema Backen findet<br />
bei „Kitchen, Accessories & Baking“ in den Hallen<br />
9.1 und 9.2 seinen eigenen Platz. Besucher:-<br />
innen können hier Produkte wie Backformen<br />
und -zubehör, Trinkflaschen, Bar equipment oder<br />
Küchentextilien entdecken. Ein breites Angebot<br />
an Aktionswaren bietet die neue Plattform „Top<br />
Deals“ in der Halle 9.3.<br />
Im Ostgelände macht der Bereich Living<br />
auf der Fläche bei „Interiors & Decoration“ in<br />
der Halle 3.0 sowie bei „Interior Design“ in<br />
der Halle 3.1 alle Stilrichtungen rund um die<br />
Themen Wohnen, Einrichten und Dekorieren<br />
erlebbar. Die Living-Hallen sorgen mit ihrer<br />
Platzierung und der Nähe zur Christmasworld<br />
für zielgruppengerechte Besucherführung und<br />
-effizienz, heißt es aus Frankfurt.<br />
Geschenke und persönliche Accessoires zeigt<br />
der Bereich Giving, in dem jetzt neu hochwertige<br />
Papeterie sowie Artikel rund um den<br />
Schulbedarf präsentiert werden. In der 4.0<br />
dreht sich alles rund um das Thema klassische<br />
Geschenkartikel und Schulbedarf. Die Halle<br />
4.1 präsentiert moderne design- und trendorientierte<br />
Geschenkartikel.<br />
Dem Thema der Arbeitswelten von morgen<br />
widmet sich der neue Bereich Working der<br />
Ambiente. Gleichberechtigt neben Dining, Living<br />
und Giving stellt dieser Bereich relevante<br />
Lösungsangebote ab 2023 noch intensiver in<br />
den Fokus. In der Halle 4.2 zeigen Aussteller<br />
Produkte rund um den Büro bedarf, die Büroausstattung<br />
sowie Remanexpo. Ebenfalls zeigen<br />
Sonderpräsentationen und Vortragsreihen zu<br />
Modern Work, New Work und Future of Work<br />
was zukünftig angesagt ist.<br />
Im Bereich „Global Sourcing“ finden Importeure<br />
zuverlässige Partner für das Volumengeschäft<br />
– und zwar sowohl aus der industriellen<br />
als auch der handwerklichen Produktion.<br />
Seit Jahren ist der Bereich auf der Ambiente die<br />
größte Sourcing-Plattform außerhalb Chinas.<br />
Global Sourcing Dining finden Besucher:innen<br />
in den Hallen 11.1 und 10.3. Global Sourcing<br />
Living präsentiert sich in der Halle 10.2 und<br />
Die Ambiente belegt im Februar 2023 mit 16 Hallen ebenen den größten Teil des Frankfurter Messegelände<br />
. Der neue Bereich „Ambiente Working“ präsentiert sich in der Halle 4.2 mit Office, Remanexpo<br />
und Future of Work. Die Christmasworld belegt die 5.0, 5.1, 6.0, 6.1 und 6.2. Die Creativeworld<br />
präsentiert sich in den Hallen 1.1 und 1.2.l. www.consumergoods-frankfurt.com<br />
Giving/Living in der Halle 10.1. „Die Ambiente<br />
ist der Dreh- und Angelpunkt der Konsumgüterindustrie.<br />
Die Optimierung der Struktur<br />
und die neue Hallenplanung bietet allen Teilnehmer:innen<br />
neue Perspek tiven und damit<br />
neue, unerwartete geschäftliche Chancen. Als<br />
international führende Konsumgütermesse<br />
bildet die Ambiente den Wandel im Markt<br />
zukunfts orientiert ab und zeigt einen einzigartigen<br />
Mix an Ideen und Produkten. Damit gehen<br />
wir gezielt auf die Bedürfnisse der Branche ein“,<br />
so Philipp Ferger.<br />
Darüber hinaus belegt die Christmasworld die<br />
Hallen 5.0, 5.1, 6.0, 6.1 und 6.2. Der Bereich<br />
„Bänder und Verpackungen“ ist zukünftig in der<br />
Halle 6.1 platziert. Die Creative world präsentiert<br />
sich mit Schreib-, Mal- und Zeichengeräten in<br />
den Hallen 1.1 und 1.2.<br />
RITA BREER<br />
3 /20<strong>22</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 77
WMF PERFECTION<br />
KAFFEEGENUSS FÜR<br />
ALL IHRE SINNE<br />
wmf.com