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Mecklenburg egentlich_layout

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„Wie kann man sich die Flucht aus dem Städtchen Anklam zum Dorf Recknitz vorstellen? Einfach

über Land gen Westen, so wie die Straßen sich anboten: Jarmen passierend, Demmin, Dargun,

Jördenstorf, Neu Heinde, bis man ab Liessow Feldwege benutzen mußte?

Oder rechnete sich der von der Natur aus und durch Lebensumstände mit dem Wasser verbundene

Knabe (Uwe Johnson) bessere Möglichkeiten aus, der sowjetischen Soldateska zu entkommen,

wenn der Fluchtweg auf Flüsse verlegt wurde?

Beinahe durchgehend wäre die Wasserverbindung immerhin gewesen. Die Peene aufwärts bis Demmin;

hier hält man sich rechts und wechselt auf die Trebel, die man an die dreißig Kilometer befährt

auf der Grenze zwischen Pommern und Mecklenburg.[…]

Die Flucht war vergeblich. Ab 1 Juli 1945 traf Uwe Johnson dasselbe Schicksal wie jene für ihn

„ziemlich wirkliche Person“ Gesine Cresspahl, von der 1978 in einer Einführung zu einer Lesung

aus „Jahrestage“ sagte, „daß sie nach dem Krieg eine Eingeborene der sowjetischen Besatzungszone

wurde und wenige Jahre später eine Bürgerin der Deutschen Demokratischen Republik, und beides,

ohne daß man sie das gefragt hatte.“

Wolfgang Geisthövel, Reisen in Uwe Johnsons Mecklenburg, Rostock 2001

„Im Mecklenburg des Nachkriegs allerdings galt ich als einer von den »Flüchtlingen«. Da verschlug

wenig, daß Vorpommern noch insofern zum Reste Deutschlands gehörte, als es der sowjetischen

Militär-Administration für das Land »Mecklenburg-Vorpommern« unterstand. Denn am 1. März

1947 verschwand Vorpommern in der gesetzlichen Kürzung »Land Mecklenburg«, und wir waren

endgültig von auswärts. In jeder ersten Prüfung durch die Einheimischen galt der Rest der Familie

als unwiderruflich überführt: wir hatten keine feste Statt in Mecklenburg, und wir hatten zu

wenig mitgebracht. »Flüchtling« also, nur daß diese Bezeichnung strengstens verbeten war durch

die Behörden, »Umsiedler« war statt dessen erwünscht. Siedeln hätte meine Mutter können, schon

damit ich einen anderen Anfang fortsetzte als den eines Lehrlings in einer Dorfschmiede; sie ging in

die Stadt Güstrow, da stand das ehemalige Gymnasium, das mein Vater für mich gewünscht hatte,

die John Brinckman-Oberschule. Der Namensgeber war in Nordamerika gewesen, aber geschrieben

hatte er im mecklenburgischen Platt. Das lasen wir auch.“

Uwe Johnson: Ich über mich. Vorstellung bei der Aufnahme in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, in: Die Zeit, Nr. 46 vom

4.11.1977

1945 Flucht Johnsons von Anklam nach Dorf Recknitz

Min Hüsing-Anklam-Peene aufwärts bis Demmin-dann rechts auf die Trebel (Grenze von Pommern und Mecklenburg)-

hölzerne Klappbrücke hinter Nehringen-von der Trebel auf die Recknitz-Blinde Trebel Richtung Stralsund nach Grimmen (Haken?) -

Rauhes Moor zwischen Trebel und Recknitz- Bad Sülze (Recknitzwiesen)-Dorf Liessow-Dorf Recknitz-Schmiede

Dudendorf bei Bad Sülze-an der Recknitz-nur entfernt mit Johnson zu tun...passt aber!

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