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Mecklenburg egentlich_layout

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Jerichow war früher eine Bauernstadt gewesen und zumeist im Eigentum

einer einzigen Familie von Adel: das waren tausend und ein Haus an der

mecklenburgischen Ostseeküste, wohin der Wind grau und rauh kam das

ganze Jahr ...; zum Strand war es eine Stunde zu gehen, am Bruch entlang

und dann zwischen den Feldern.

Uwe Johnson: Mutmassungen über Jakob, S. 15

Vgl. Anja-Franziska Scharsich, Photographien: Angelika Fischer, Das Mecklenburg des Uwe Johnson, Berlin 2008

Jerichow wier dunnemals eene farming town gewesen un

meistendeils in´n Egentum eener eenzig family of nobility:

dat wieren dusend un een Hus an de mäkelbörger Oostseeküst,

wohen de Wind gritty un ruuch keem dat ganz Johr...; tau´n

beach wier et eene Stunn tau Faut tau gåhn, an’n Bruch vörbi

un denn middenmank den Fellern.

Ja, von Jerichow tau’m Damshäger Krog.

Uwe Johnson: Jahrestage (8. Juli 1968, S. 1511)

Yes, from Jerichow tau`m Damshäger Krog.

Damshagen: Dorf, 4,8 km südlich von Klütz, an der Straße nach Grevesmühlen.

STOLZ Schuld mit Dorfkirche Rövershagen

„Gibt es ein Motiv dafür, daß Sie Jerichow an die Ostsee verlegt haben? Hat es irgendwas mit dem

märkischen Jerichow zu tun, oder gibt es an der Ostsee auch eins (in Sachsen soll es viele kleine

Jerichows geben), oder war es nur der Name, oder, oder, oder??“

Walter Boehlich an Uwe Johnson, Brief vom 25. August 1959

„Jerichow habe ich mir aus der Bibel genommen, wenn ich nicht irre. Ich weiss nicht, was die

Gründer der sächsischen Orte dieses Namens oder des märkischen sich gedacht haben mögen; es

ist ja aber kaum zu übersehen dass eine Stadt, die lange Zeit mächtig ist, eines Tages einer bloss

symbolischen Kraftanstrengung nicht standhält: und die Mauern werden fallen hin. Statt der Trompeten

könnte man auch einen Lautsprecherwagen nehmen. Oder gesticktes Tuch an der Stange.

(Als Trompeten maskierte Ultraschall-Erreger.) Und da ich fand dass der Laut dieses Namens an

der Ostsee angenehm blaugrau (etwas als Luft und Fischgeruch) auf der Zunge liegt, habe ich mir

ein Jerichow aufgebaut an der Ostsee; es ist besser, da gibt es auch eins. Ich sehe, ich kann es Ihnen

nicht erklären; es ist aber wohl auch eine Antwort.“

Uwe Johnson an Walter Boehlich, Brief vom 28. August 1959 aus Berlin-Dahlem

Beide Briefe zitiert aus „Die Katze Erinnerung“, S. 86.

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