moneytitel TITEL Wie tief fallen die Märkte noch? BÖRSEN-ACHTERBAHN: Verkaufen am Tiefstand? Bloß nicht! 12 Illustration: iStock Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>22</strong>/<strong>20<strong>22</strong></strong>
Jetzt raus, bevor die Börsen womöglich weiter fallen? Warum Anleger ruhig bleiben sollten, statt Panik zu schieben. Plus: eine Strategie, die immer passt – in Bären- wie in Bullenphasen von MARC BÄCHLE und BERND JOHANN Die Finanzwelt ist die reinste Kirmes. Und was ist die größte Attraktion für die Marktteilnehmer in diesem Jahr? Die <strong>20<strong>22</strong></strong>er-Börsen-Achterbahn, die sturzartig nach unten rauscht und den Anlegern das Adrenalin durch den Körper jagt, ehe sie wieder nach oben dreht, um die Mitfahrenden etwas durchatmen zu lassen, um dann anschließend erneut hinunterzusausen. Nein, das ist nichts für schwache Nerven, weshalb zahlreiche Anleger aus dem Kick aussteigen wollen und sich in der aktuellen Gemengelage fragen, ob sie sich von ihren Aktienpaketen oder zumindest Teilen davon trennen sollen. Der Verkaufspreis erscheint dabei vielen – trotz so manchem Minus im Depot – nebensächlich. Schließlich kann die Achterbahn auf dem Weg nach unten noch deutlich mehr an Geschwindigkeit zulegen. Nicht selten heißt derzeit die Devise: einfach nur raus aus dem irren Ritt! Bären mit Oberwasser. Schuld an diesen Überlegungen sind die Bärenwochen der US-Indizes, allen voran des Dow Jones. Der amerikanische Leitindex patzte ganze sieben Wochen hintereinander. Im Zeitraum zwischen dem 28. März und dem 13. Mai setzte es in jeder Handelswoche unterm Strich ein Minus; der Wochenschlusskurs notierte stets unter der Wochenerstnotiz. Deutlich besser schlug sich der Dax, der in derselben Zeitspanne fünfmal als Wochengewinner und nur zweimal als -verlierer vom Platz ging. Das die Börsen-Schwächephase in der jüngeren Vergangenheit vor allem in Übersee stattfand, belegen obendrein die beiden anderen US-Barometer, S&P-500 und die Technologiebörse Nasdaq. Sie verabschiedeten sich jeweils, beginnend mit dem 4. April, an sechs darauffolgenden Handelswochen mit einem Minus ins Wochenende. Die Gründe für die Durststrecken sind hinlänglich bekannt: Ukraine- Krieg, das Ende der expansiven Geldpolitik der Notenbanken und Lieferkettenproblematik. Und diese Abverkaufsstimmung der vergangenen Wochen wirkt nach, zehrt weiter an den Nerven vieler Anleger und sät bei nicht wenigen Zweifel an den eigenen Aktienpositionen. Die entscheidende Frage in diesen turbulenten Zeiten, die auch <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> umtreibt, lautet demnach: Wie tief kann es im schlimmsten Fall noch gehen? Auf Regen . . . Um zumindest zu erahnen, wohin die Reise an den Märkten in den nächsten Wochen und Monaten gehen könnte, hat <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> auf den nachfolgenden Seiten Fakten zusammengetragen. Eines vorneweg: Genügend Potenzial für weitere Kursverluste ist vorhanden. Kurzfristig erscheint dieses Szenario aufgrund der globalen Spannungen sogar am realistischsten, ist häufiger doch die Rede von einem „perfekten Sturm“, der auf die Märkte zukommen könnte. Und das, obwohl Dax und Dow Jones seit Jahresanfang bereits je rund 15 Prozent verloren und S&P-500 und Nasdaq-100 bis Mitte Mai sogar <strong>22</strong> bzw. 37 Prozent eingebüßt haben. . . . folgt Sonnenschein. Die gute Nachricht: Trotz des Horrortrips der vergangenen Wochen ist Pessimismus nicht angebracht. Denn zum einen gehen die Analysten am Beispiel des Dax (europäische Aktien werden attraktiver als US-Aktien, s. S. 16) bis Jahresende von einem höheren Stand als heute aus. So erwarten die Mitgliedsinstitute des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands beim deutschen Leitindex eine stabile Entwicklung und schätzen einen Punktestand am Jahresende von 14 000 und 16 200 Punkten (Stand: 27. April). Zum anderen, weil <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> auf Seite 17 eine Strategie vorstellt, mit der sich Anleger das mögliche Performance-Motto „Es wird schlimmer, bevor es besser wird“ zunutzemachen können. Was die Strategie ausmacht: das Pyramidisieren. Es muss den Anlegern bei der Achterbahnfahrt also nicht schlecht werden, vielmehr sollten sie sich die turbulenten Zeiten clever zu eigen machen, um höhere Renditen zu erzielen. Immer noch über dem Vor-Corona-Niveau Nasdaq-100 +80 +60 S&P-500 Dow Jones Entwicklung seit 1.1.2020 in Prozent, auf Euro-Basis Dax-Kurs-Index 2020 2021 <strong>20<strong>22</strong></strong> +40 +20 0 –20 –40 Quelle: Bloomberg <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> <strong>22</strong>/<strong>20<strong>22</strong></strong> 13