In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen - Dekanat Bamberg
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Im Fluss des Lebens<br />
Der Segen der Tür<br />
Im Nachdenken darüber, was mir in meiner<br />
Wohnung ganz wichtig ist, bin ich bei der<br />
Türe hängengeblieben. Die Tür ist der Gegenstand,<br />
der die Wohnung zur Wohnung macht.<br />
Die Tür ist ein wahrer Segen.<br />
Vom Segen, die Tür zuzumachen<br />
Das tut in der Jugend gut, die Tür hinter sich<br />
zuzumachen, sich in sein Zimmer zurückzuziehen,<br />
die Musik laut aufzudrehen und<br />
seinen Träumen nachzuhängen. Auch wenn<br />
man sich als Erwachsener den Tagträumen<br />
nicht mehr so hingibt, die Musik nicht mehr<br />
so laut hören muss und vor allem andere Musik<br />
bevorzugt, tut es trotzdem gut, Möglichkeiten<br />
des Rückzugs zu haben. Diese Möglichkeit<br />
braucht man, um auszuruhen von<br />
den <strong>viele</strong>n Anforderungen, denen man Tag für<br />
Tag ausgesetzt ist. Diese Möglichkeit braucht<br />
man, um sich wieder auf sich oder auf etwas,<br />
was einem ganz wichtig ist, konzentrieren zu<br />
können. Es ist gut, die Tür zumachen zu können,<br />
wenn etwas noch unfertig ist und man<br />
daran noch arbeiten muss.<br />
Es ist ein Segen, die Tür zuzumachen, weil<br />
dies auch der Garant für Vertraulichkeit ist.<br />
Was mich in meinem Herzen und in meiner<br />
Seele umtreibt, ist nicht immer für die Öffentlichkeit<br />
bestimmt und es ist ein Raum<br />
notwendig, in dem ich alles sagen kann. Deshalb<br />
<strong>sind</strong> übrigens die Pfarrhäuser so geplant,<br />
dass es ein Zimmer gibt, das in besonderer<br />
Weise durch eine dicke Tür oder eine Doppeltür<br />
geschützt ist.<br />
Schließlich dient die Möglichkeit, die Tür<br />
zumachen zu können, manchmal auch dem<br />
Frieden dienen.<br />
Wissen Sie, wo sich diese Tür in unserer<br />
Gemeinde befindet?<br />
Vom Segen, die<br />
Tür zu öffnen<br />
Aber genauso wie es<br />
ein Segen sein kann, die Tür zuzumachen, ist<br />
es ein Segen, die Tür zu öffnen. Es tut nicht<br />
gut, wenn man sich ganz und gar in seine<br />
eigene Welt zurückzieht. Wenn sich die Tür<br />
meiner Wohnung öffnet, dann lass‘ ich sozusagen<br />
die Welt in mein Leben hinein, andere<br />
Menschen und mit ihnen andere Geschichten,<br />
neue Gedanken und manchmal<br />
auch eine überraschende Sicht auf das Leben.<br />
<strong>In</strong> <strong>viele</strong>n Ländern ist die Gastfreundschaft ein<br />
sehr hoher Wert, weil man damit die Vorstellung<br />
verbindet, dass hinter dem Fremden, den<br />
man in seine Wohnung lässt, Gott selbst sein<br />
könnte. Seine Türe öffnen heißt also, sich für<br />
die Begegnung mit seinem Nächsten und<br />
Gott zu öffnen.<br />
Es ist ein Segen, die Tür zu öffnen und selbst<br />
hinauszugehen, neue Erfahrungen zu machen,<br />
der Welt zu begegnen und neuen Wind<br />
in das eigene Leben und in die eigene Seele<br />
hineinzulassen.<br />
Im Johannesevangelium sagt Jesus Christus<br />
von sich: „Ich bin die Tür, wenn jemand durch<br />
mich hineingeht, wird er selig werden“ (Johannes<br />
10,9). Für mich ist das das Versprechen,<br />
mich zu schützen, mir aber auch die<br />
Möglichkeit zu geben, mich für Gott zu öffnen.<br />
Er wird Räume aufschließen, von denen<br />
ich jetzt noch keine Ahnung habe, dass sie<br />
existieren.<br />
Die richtige Balance, die eigene Tür zuzumachen<br />
und auch wieder zu öffnen, wünscht<br />
Ihnen und sich<br />
Ihr Walter Neunhoeffer