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Virtual Characters.indd - Yu-Chung Chen

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3.2. Vom Photorealismus zum Hyperrealismus<br />

Mit der Fotografie wurde das bis dato ultimative technische Bildmittel erfun-<br />

den, das die sichtbare Realität in bisher nicht oder nur sehr schwer erreich-<br />

barer Exaktheit zuverlässig und schnell abbildet. Die Bedeutung einer solchen<br />

reproduktiven Technologie behandelt Walter Benjamin in seinem viel zitierten<br />

Werk „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ 14 .<br />

Da Kunst ursprünglich im Rahmen von religiösen Ritua-<br />

len entstanden war, so Benjamin, sind der Schaffungspro-<br />

zess und der Gebrauch im Originalkontext das ausschlag-<br />

gebende Merkmal für die „Echtheit“ eines Kunstwerks.<br />

Dies fasst er unter den Begriff der Aura zusammen. 15 Auch<br />

die exakteste Reproduktionstechnik vermag diese nicht<br />

zu reproduzieren und entwertet somit ein Kunstwerk in<br />

seinem „Hier und Jetzt“. Benjamin stellt die manuelle<br />

Erstellung eines Werkes in den Vordergrund.<br />

Er räumt der Reproduktion auch Vorteile ein. An die Stelle der Einmaligkeit<br />

tritt zwar die Massenproduktion, die kommt aber dem Repizienten entgegen<br />

– das Reproduzierte kann der jeweiligen Situation des Aufnehmenden ange-<br />

passt werden. 16 Ein einfaches Beispiel wäre die Musik, durch die Reproduktion<br />

lässt sie sich überall und jederzeit konsumieren, sofern ein Wiedergabegerät<br />

verfügbar ist – die Musik wird unabhängig von der Präsenz und der Ausfüh-<br />

rung des Erschaffers.<br />

Zum anderen erlaubt die technische Reproduktion Aufnahmen vom Original,<br />

die über die natürlichen Möglichkeiten hinausgehen. Dazu gehe ich im nächs-<br />

ten Abschnitt genauer ein.<br />

Fotografie wurde als zunächst rein technisches, nicht der Kunst ebenbürtiges,<br />

aber dann doch als konkurrierendes Bildmittel aufgefasst. Letztendlich verhalf<br />

sie der Kunst zu neuer Auseinandersetzung und neuem Selbstverständnis. Zu<br />

dieser Diskussion schreibt Benjamin:<br />

Walter Benjamin<br />

15

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