Virtual Characters.indd - Yu-Chung Chen

Bewegtbild von Grund auf zu erzeugen, und somit die Rolle der Dokumentation
dieser Studie übernimmt, die die Tradition aus der Renaissance fortführt.
In dem Lichte erscheint Leonardos Mona Lisa als ein bemerkenswerter und
sinnvoller Versuch, durch Annährung an das Lebendige mehr darüber zu ler-
nen. Dass das Ergebnis überaus gelungen ist, muss an dieser Stelle wohl nicht
weiter erwähnt werden.
3.4. Entwicklung der Computergrafik
In den Anfängen der Computergrafik, in den 1960er Jahren, gab es ihr ge-
genüber ähnliche Vorurteile, wie bei der Erfindung der Fotografie. Im späten
19 Jahrhundert fühlten sich viele Minaturisten und Portraitmaler von der
Fotografie bedroht und wurden auch in der Tat von der neuen Technologie
um ihren Beruf gebracht, bis bald darauf sich das neue Gewerbe der Portrait-
fotografen etablierte. Buchautor Kerlow vergleicht die anfängliche Skepsis zur
Computergrafik, ihre Bedeutung und Einfluß auf Animation und Grafik mit
dem Einschlag der Fotografie auf die bildende Kunst. 21
Bis in die 1980ern Jahren war die Technologie aber noch in ihren Anfängen und
konnte kaum als kreatives Medium eingesetzt werden. Die meisten Animatio-
nen entstanden in Forschungslaboren und nicht in Art Studios, dennoch hatte
man bereits 1972 mit Gesichtsanimationen experimentiert. 22
In mitteleren 1980ern tauchten dann die ersten beeindruckenden Charakter-
Animationen auf. Der gläserne Ritter aus Young Sherlock Holmes (Paramount
Pictures 1985) ging als erster kompletter photorealistischer Charakter in einem
Spielfilm in die Geschichte. Es folgte Abyss – In der Tiefe des Abgrunds (20th Cen-
tury Fox 1989) mit der bekannten Wasserkreatur, die nahtlos in die Realfilm-
aufnahmen integriert war und an einer Stelle das Gesicht einer menschlichen
Schauspielerin nachahmt, die die Kreatur auch mit der Hand „berührt“.
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