MACHER Menschen + Märkte - Juni 2022
MACHER - Ausgabe vom 03.06.2022
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10 <strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE | TOURISMUS<br />
JUNI <strong>2022</strong><br />
Die Region lebt von der Tradition und der<br />
Moderne: Während entlang der Mosel viele<br />
stylische Vinotheken entstehen, lockt gerade<br />
das historische Fachwerk die Touristen nach<br />
Bernkastel-Kues.<br />
Archivfoto: Hans-Peter Linz<br />
Was tut sich im<br />
„Tal der Moselochsen“?<br />
Wie entwickelt sich die Mosel-Region? Sie bietet Tradition und punktet<br />
mit ambitionierten Winzern, hervorragenden Weinen und innovativer<br />
Hotelgastronomie – dennoch erinnern sich viele noch an einen Zeitungsbeitrag<br />
von 2013, der für Furore sorgte.<br />
von Uwe Hentschel<br />
Der Besuch von Jakob Strobel y Serra an der<br />
Mosel muss für ihn streckenweise eine Qual<br />
gewesen sein – ähnlich wie für viele der dort<br />
lebenden Gastronomen und Winzer, die danach<br />
den Reisebericht des Autors in der Frankfurter<br />
Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) gelesen<br />
haben. Denn der Ausflug „durch das Tal der<br />
Moselochsen“, in dem es „keine nennenswerten<br />
Ansprüche an Küche und Komfort“ gibt, dessen „antiquierte<br />
Form des Fremdenverkehrs so verblüffend gut“ funktioniert,<br />
dass man seit der Wirtschaftswunderzeit „nichts Fundamentales<br />
am Geschäftsmodell geändert hat“, und in dem sich noch immer<br />
„die Vermieter von Ferienwohnungen damit rühmen, dass ihre<br />
Unterkünfte über ein eigenes WC verfügen“, hat bei dem Feuilleton-Redakteur<br />
einen bleibenden Eindruck hinterlassen, der dann<br />
in der F.A.Z. zum schonungslosen Abdruck dieses Eindrucks führte.<br />
Wobei es keineswegs so war, dass der Autor alles zerrissen<br />
hat. Strobel y Serra hatte allem Anschein nach auch sehr schöne<br />
Erlebnisse auf seiner Reise. Und die hat er dann auch festgehalten.<br />
Sodass der Beitrag „Der Schönheit wohnt der Schrecken<br />
inne“ dann am Ende für völlig unterschiedliche Reaktionen sorgte<br />
– bis heute.<br />
„Ich denke, da wurde schon ein Finger in die offene Wunde gelegt“,<br />
sagt Julia Trossen, die mit ihrem Mann Michael Trossen das<br />
Riesling Quartier in Kröv (Landkreis Bernkastel-Wittlich) betreibt.<br />
Das Weinhotel mit seiner modernen und trotzdem ortsbildprägenden<br />
Architektur wurde erst im Herbst 2019 eröffnet und richtet<br />
sich mit Zimmerpreisen von rund 130 Euro an eher anspruchsvollere<br />
Gäste. „Die <strong>Menschen</strong>, die zu uns kommen, erwarten<br />
einen gewissen Komfort und nicht mehr den Chic der 1970er<br />
„In Hotellerie,<br />
Ferienwohnungen,<br />
Ferienhäusern und<br />
Gastronomie wurde<br />
fleißig investiert,<br />
exklusive Wohlfühlhotels<br />
und lifestylige Vinotheken<br />
sind entstanden“, sagt<br />
Albrecht Ehses von der<br />
Industrie- und<br />
Handelskammer Trier.<br />
Foto: IHK<br />
Jahre“, sagt die Winzerin. Es gebe inzwischen viele Betriebe mit<br />
modernen Konzepten, aber eben auch noch viele, die nach wie<br />
vor ein eher rustikales Angebot hätten. Ihre Familie habe sich für<br />
die zeitgemäße Variante entschieden, und das funktioniere sehr<br />
gut. Die Gäste seien bunt gemischt, wobei es überwiegend junge<br />
Leute seien, sagt Trossen.<br />
Das bestätigt auch Sabine Longen vom Weingut Longen-Schlöder<br />
(Kreis Trier-Saarburg). Auch sie kann sich an den Zeitungsbericht<br />
von 2013 noch sehr gut erinnern. Und das nicht nur aufgrund<br />
der zum Teil heftigen Reaktionen, sondern auch, weil das<br />
Weingut in dem Beitrag ebenfalls erwähnt wurde – als eines der<br />
positiven Beispiele. „Ich denke schon, dass es an der Mosel in den<br />
letzten Jahren viele gute Entwicklungen gab“, sagt Longen. Zudem<br />
sei auch politisch und auf Landesebene viel passiert.<br />
Großangelegte Imagekampagne <strong>2022</strong><br />
„In der Region wird dauerhaft in die Qualitätssteigerung im<br />
Tourismus investiert, sowohl im Bereich privater Investitionen als<br />
auch bei der Schaffung von Infrastrukturen durch die öffentliche<br />
Hand“, sagt Sabine Winkhaus-Robert, Geschäftsführerin der Mosellandtouristik.<br />
So würden sich inzwischen zahlreiche Beherbergungs-<br />
und Gastronomiebetriebe zur Einhaltung touristischer<br />
Qualitätsstandards bekennen und dabei auch Wert auf Servicequalität<br />
und regionale Produkte legen. Zudem zögen auch neue<br />
Eventformate wie Mythos Mosel und Saar-Riesling-Sommer oder<br />
aber touristische Angebote wie die Wein-Architektur-Route Via<br />
mosel „eine genussbewusste und wertschöpfungsstarke Klientel<br />
in die Region“. Letztere ist auch die Gruppe, die durch die Jahreskampagne<br />
<strong>2022</strong>