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Schweden_aktuell 3/22

Themen: Die Reichstagswahl in Schweden 2022 - Positionen der Parteien. Das Handwerk: was tun gegen den Nachwuchsmangel?

Themen: Die Reichstagswahl in Schweden 2022 - Positionen der Parteien. Das Handwerk: was tun gegen den Nachwuchsmangel?

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Reichstagswahl<br />

Reichstagswahl 20<strong>22</strong><br />

Profile und Positionen<br />

Alle vier Jahre wählen die <strong>Schweden</strong> am zweiten Sonntag<br />

im September einen neuen Reichstag. Am 11. September<br />

stehen außerdem neue Kreis- und Gemeinderäte zur Wahl.<br />

Wofür stehen die Parteien und wie sind ihre Chancen in<br />

diesem Herbst? Für die WählerInnen hat der Ukrainekrieg<br />

die Themen Verteidigung und Energiepolitik in den Fokus<br />

gerückt, doch davon abgesehen werden die Themen Gesundheitswesen,<br />

innere Sicherheit, Bildung und Einwanderung<br />

bzw. Integration besonders intensiv debattiert.<br />

Aktuelle Stimmungsbilder sehen die regierenden Sozialdemokraten<br />

mit über 30 % deutlich vorn, gefolgt von<br />

den Moderaten und den <strong>Schweden</strong>demokraten. Im <strong>aktuell</strong>en<br />

Reichstag sind acht Parteien vertreten. Durch die<br />

4-Prozent-Hürde könnte es bei der diesjährigen Wahl für<br />

mindestens zwei kleine Parteien, die Liberalen und die<br />

Grünen, daher knapp werden.<br />

KRISTDEMOKRATERNA:<br />

DIE CHRISTDEMOKRATEN (KD)<br />

Profilthemen: Gesundheitswesen, ältere Menschen und<br />

Sicherheit<br />

Gründung: 1964<br />

Parteivorsitzende: Ebba Busch<br />

Kristdemokraterna wollen das schwedische<br />

Gesundheitswesen verstaatlichen und reformieren:<br />

Alle sollten das Recht auf gute Pflege haben, unabhängig<br />

davon, wo sie leben. Die Menschen sollen in<br />

Sicherheit und Würde altern können; eine „Altersssicherung“<br />

und die Abschaffung der Rentensteuer sollen<br />

dazu beitragen.<br />

SOCIALDEMOKRATERNA:<br />

DIE SOZIALDEMOKRATEN (S)<br />

Profilthemen: Job-Politik, Gesundheit und Schule<br />

Gründung: 1889<br />

Parteivorsitzende: Magdalena Andersson<br />

Das wichtigste Anliegen der Sozialdemokraten ist Vollbeschäftigung.<br />

Durch große Investitionen in Infrastruktur,<br />

Straßen, Eisenbahnen, Wohlfahrt und grüne Technologien<br />

sollen neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Socialdemokraterna<br />

streben den Aufbau einer starken Wohlfahrt<br />

an, um Sicherheit und Gleichheit zu erhöhen. Dafür wollen<br />

sie den Schulen und dem Gesundheitswesen mehr Ressourcen<br />

zur Verfügung stellen.<br />

MILJÖPARTIET: DIE GRÜNEN (MP)<br />

MODERATERNA: DIE MODERATEN (M)<br />

SD MP V S KD C L M<br />

2,5 %<br />

3,3 %<br />

CENTERPARTIET: DIE ZENTRUMSPARTEI (C)<br />

Profilthemen: Umwelt und Klimaschutz, Arbeitspolitik<br />

und ländliches <strong>Schweden</strong><br />

Gründung: 1913 unter dem Namen Bondeförbundet<br />

(Bauernverband)<br />

Parteivorsitzende: Annie Lööf<br />

Die Zentrumspartei will <strong>Schweden</strong> mithilfe moderner<br />

Umwelttechnologie in eine Kreislaufwirtschaft verwandeln.<br />

Zu den Parteizielen gehört auch erstklassiges<br />

Trinkwasser und der Schutz des Meeres vor Eutrophierung<br />

und Verschmutzung. Centerpartiet will Firmengründungen<br />

erleichtern und das Arbeitsrecht modernisieren.Die<br />

Zentrumspartei setzt sich besonders im<br />

ländlichen Raum für gute Bedingungen für Wirtschaft,<br />

Arbeit, Wohnen und Sozialleistungen ein.<br />

Meinungsbefragung im Mai 20<strong>22</strong><br />

6,9 %<br />

5,9 %<br />

9 %<br />

17,9 %<br />

21 %<br />

31,8 %<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

SVERIGEDEMOKRATERNA:<br />

DIE SCHWEDENDEMOKRATEN (SD)<br />

Profilthemen: Migrationspolitik, Sicherheit und Wohlfahrt<br />

Gründung: 1988<br />

Parteivorsitzender: Jimmie Åkesson<br />

Eine strengere Migrationspolitik soll organisiertes Verbrechen,<br />

Menschenhandel und Terrorismus fernhalten,<br />

Extremismus und Islamismus sollen bekämpft werden.<br />

Bei Wohlfahrtsleistungen sollen schwedische BürgerInnen<br />

Vorrang haben. Die Bedingungen für Pflegepersonal<br />

sollten verbessert werden. Die Schule soll Wissen und<br />

Ordnung priorisieren. Ausländische StaatsbürgerInnen, die<br />

Straftaten begehen, wollen die rechtspopulistischen Sverigedemokraterna<br />

abschieben. Die Polizei soll durch höhere<br />

Wertschätzung und höhere Gehälter gestärkt werden.<br />

Profilthemen: Umwelt, Gleichberechtigung,<br />

Demokratie und Menschenrechte<br />

Gründung: 1981<br />

Parteivorsitzende: Per Bolund und Märta Stenevi<br />

Die Grünen wollen den Klimawandel stoppen, die Artenvielfalt<br />

erhalten und zu einer Gesellschaft übergehen,<br />

die sich an die Grenzen der Natur hält. Miljöpartiet<br />

fordert ein Ende der Gewalt von Männern gegen Frauen<br />

und eine gerechtere Gesellschaft. Freie Medien sollen<br />

geschützt werden. Offenheit und Transparenz bei allen<br />

öffentlichen Aktivitäten müssen gefördert werden. Mehr<br />

Menschen sollen sich für die Demokratie engagieren<br />

und das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt werden.<br />

VÄNSTERPARTIET: DIE LINKSPARTEI (V)<br />

Profilthemen: Sozialpolitik, Gleichberechtigung,<br />

Arbeitspolitik und Klima<br />

Gründung: 1917<br />

Parteivorsitzende: Nooshi Dadgostar<br />

Die Linkspartei lehnt Profite in der Wohlfahrt ab. Unternehmen,<br />

die auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind,<br />

sollten nicht in der Pflege oder in Schulen tätig sein.<br />

Vänsterpartiet will Steuergelder in Gesundheitsversorgung,<br />

Schule und Pflege fließen lassen, nicht in private<br />

Unternehmensgewinne.<br />

Mögliche Konstellationen nach der Wahl<br />

Die <strong>aktuell</strong>e heterogene Parteienlandschaft lässt eine klare<br />

Regierungsbildung auch nach den Reichstagswahlen absehbar<br />

schwierig werden. Den starken Sozialdemokraten stehen<br />

Zentrum und Grünen nahe. Die Moderaten und Christdemokraten<br />

haben das Problem, dass mit den <strong>Schweden</strong>demokraten<br />

eigentlich keiner koalieren möchte.<br />

Profilthemen: Kriminalität, Beitragsabhängigkeit<br />

Gründung: 1904<br />

Parteivorsitzender: Ulf Kristersson<br />

Die Moderaten sind die mit Abstand größte bürgerliche<br />

Partei. Die Moderaten priorisieren Recht und Ordnung, indem<br />

sie härtere Strafen, mehr Geld und mehr Instrumente<br />

für Polizei und Staatsanwaltschaft sowie Maßnahmen<br />

zur Verhinderung von Jugendkriminalität fordern. Moderaterna<br />

wollen die Abhängigkeit von Sozialleistungen in<br />

<strong>Schweden</strong> durchbrechen: Mit einer Obergrenze für das<br />

Arbeitlosengeld soll sich Erwerbstätigkeit immer mehr<br />

lohnen als der Bezug der Sozialleistung.<br />

LIBERALERNA: DIE LIBERALEN (L)<br />

Profilthemen: Schule und Ausbildung,<br />

Integration und Klima.<br />

Gründung: 1934<br />

Parteivorsitzender: Johan Pehrson<br />

Die Liberalen setzen sich für eine Verstaatlichung der<br />

vielen privaten Schulen ein und für frühere Notenvergabe.<br />

Auch neue religiöse Schulen sollen verboten<br />

werden. Gewalt im Namen von religiös motivierten<br />

Ehrenkodexen wollen die Liberalen bekämpfen. Liberalerna<br />

setzen auf einen Energiemix aus Wasserkraft,<br />

Atomkraft, Wind, Sonne und Biokraftstoffen.<br />

Dennoch haben diese drei Parteien angekündigt, ggf. in<br />

Haushaltsfragen zusammenzuarbeiten. Gemeinsamkeiten<br />

sind der Wunsch nach Steuersenkungen, mehr Geld für die<br />

Polizei und Kritik an den Maßnahmen der <strong>aktuell</strong>en Regierung<br />

zum Kampf gegen Bandenkriminalität. Die Moderaten<br />

wollen mit den <strong>Schweden</strong>demokraten also keine Regierungskoalition,<br />

können sich aber eine Zusammenarbeit in<br />

einigen Punkten vorstellen.<br />

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