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Schweden_aktuell 3/22

Themen: Die Reichstagswahl in Schweden 2022 - Positionen der Parteien. Das Handwerk: was tun gegen den Nachwuchsmangel?

Themen: Die Reichstagswahl in Schweden 2022 - Positionen der Parteien. Das Handwerk: was tun gegen den Nachwuchsmangel?

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WWW.SCHWEDENKAMMER.DE AUSGABE 3/<strong>22</strong><br />

SCHWEDEN<br />

<strong>aktuell</strong><br />

Wahl in <strong>Schweden</strong><br />

Dafür stehen<br />

die Parteien<br />

Handwerk<br />

Was tun gegen den<br />

Personalmangel?<br />

Zukunftstag 20<strong>22</strong><br />

Gutes<br />

Geschäftsklima


Editorial<br />

... makes companies better!<br />

Find the best!<br />

Keep the best!<br />

Make the good better!<br />

Gestaltung: www.ronald-wissler.de<br />

Wir haben die Wahl<br />

Liebe Mitglieder und FreundInnen der Schwedischen Handelskammer,<br />

jahrzehntelang galt die Neutralität <strong>Schweden</strong>s nahezu als eine Selbstverständlichkeit,<br />

nun wurde diese Position in großer Geschwindigkeit und mit breitem<br />

Konsens geräumt und ein Beitrittsantrag zur NATO gestellt. Die Umstände erforderten<br />

aus Regierungssicht rasches Handeln und zum Wahlkampfthema wollte<br />

man es offenbar nicht werden lassen. Denn im September sind Reichstagswahlen<br />

– gut möglich, dass die regierenden Sozialdemokraten von der empfundenen<br />

Bedrohungslage profitieren. Worum es ansonsten in diesem Wahlkampf geht und<br />

wie sich die Parteien profilieren, erfahren sie in dieser Ausgabe.<br />

Die Qual der Wahl kann manchmal auch darin bestehen, dass es gar nichts zu<br />

wählen gibt – den Eindruck kann nämlich bisweilen bekommen, wer in <strong>Schweden</strong><br />

einen Handwerker braucht. Wir informieren darüber, wie es dem Handwerk geht,<br />

warum man bisweilen lange auf einen Handwerker warten muss – und was vielleicht<br />

gegen den Personalmangel getan werden könnte.<br />

8<br />

16<br />

12<br />

Wahlen gab es auch bei unserer Jahresmitgliederversammlung in Hamburg, auch<br />

hierrüber und über das vielseitige Programm drumherum berichten wir natürlich.<br />

Ich wünsche Ihnen im Namen des gesamten Vorstandes eine erholsame Sommerzeit,<br />

tanken Sie neue Energie und kommen Sie gut durch diese schwierige Zeit!<br />

The business idea of Ryberg-Consulting is quite simple:<br />

We want to make your company even better!<br />

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Germany: +49 (0)6131–240 651 0<br />

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Ihre<br />

Anna Jasper-Martens<br />

Strategic Project Lead Vattenfall,<br />

Präsidumsmitglied der Schwedischen Handelskammer<br />

Inhalt<br />

4 5 Fragen an... Anders Havdelin,<br />

Hantverkarnas Riksorganisation<br />

5 Heiter bis schwedisch, Kolumne Lundin<br />

6 Neues aus der Wirtschaft<br />

7 Kammerkompetenz | TWS Partners AG<br />

8 Reichstagswahlen 20<strong>22</strong> |<br />

Profile und Positionen<br />

12 Handwerk | Viel Platz auf dem goldenen<br />

Boden<br />

16 Aus der Kammer<br />

20 JCC<br />

<strong>22</strong> 3 Minuten mit | Kerstin Grosse<br />

23 Impressum | Kammerkalender<br />

3


5 FRAGEN AN...<br />

Anders „Kullen“ Havdelin<br />

Geschäftsführer bei Hantverkarnas Riksorganisation<br />

Das Handwerk<br />

führt die Liste über<br />

Mangelberufe im<br />

Moment an. Was ist der<br />

Grund? Welche Maßnahmen würden Sie<br />

empfehlen, um das zu ändern?<br />

Das liegt vor allem daran, dass lange Zeit<br />

viel zu wenig HandwerkerInnen ausgebildet<br />

wurden, und zwar sowohl die allgemeinen<br />

Handwerksberufe als auch die<br />

spezialisierten. Bisher sehe ich keine Anzeichen<br />

dafür, dass irgendjemand etwas<br />

verbessern möchte. Eher das Gegenteil.<br />

Seit fast 30 Jahren heißt es „nicht jeder<br />

kann Akademiker werden“, was fälschlicherweise<br />

impliziert, dass nur die weniger<br />

Begabten HandwerkerInnen werden können.<br />

Tatsächlich ist es nun aber so, „dass<br />

nicht jeder HandwerkerIn werden kann“,<br />

während zugleich viele in den akademischen<br />

Berufen quasi für die Arbeitslosigkeit<br />

ausgebildet werden.<br />

So wie die Situation gerade ist, fühlen<br />

sich die HandwerkerInnen selbst meist<br />

sehr wohl. Sie können Forderungen stellen<br />

und haben ein gutes Einkommen. Auf<br />

Dauer ist es verheerend für eine Gesellschaft,<br />

wenn sie zulässt, dass bestimmte<br />

„Der Handwerkermangel ist<br />

verheerend für die Gesellschaft“<br />

Berufsgruppen Jahr für Jahr ausdünnen.<br />

Die HandwerkerInnen fühlen sich gut,<br />

aber die Gesellschaft fühlt sich schlecht.<br />

Das ist die Konsequenz.<br />

In Deutschland hat man ein sogenanntes<br />

duales Ausbildungssystem, bei dem junge<br />

Leute in der Berufsausbildung zwischen<br />

theoretischem Unterricht in der Berufsschule<br />

und der praktischen Ausbildung im<br />

Unternehmen wechseln. 60 % der Auszubildenden<br />

werden nach der Ausbildung<br />

ins Unternehmen übernommen. Ist das<br />

etwas, von dem man in <strong>Schweden</strong> lernen<br />

könnte?<br />

Ich denke, wir können viel von anderen<br />

Ländern lernen. Ich selbst kenne das deutsche<br />

System nicht. Aber ich würde gerne<br />

mehr erfahren, um gute Beispiele nach<br />

<strong>Schweden</strong> zu bringen.<br />

Am 11. September 20<strong>22</strong> wählen die<br />

<strong>Schweden</strong> einen neuen Reichstag, Kreisrat<br />

und Gemeinderat. Was wünschen Sie sich<br />

für das Handwerk von den Parteien?<br />

Ganz oben auf der Wunschliste steht, dass<br />

Politik und Gesellschaft die Situation erkennen<br />

– und darüber reden. Von der politischen<br />

Seite fordern wir, dass mehr unterschiedliche<br />

Bildungsvarianten angeboten<br />

werden, an unterschiedlichen Orten.<br />

Wenn wir weitermachen wie bisher, wählen<br />

junge Menschen Ausbildungen, die sie<br />

auf den ersten Blick am attraktivsten finden,<br />

die aber gar nicht die Nachfrage treffen.<br />

Die Anzahl der InfluencerInnen dürfte<br />

den Bedarf bei Weitem übersteigen. Doch<br />

TischlerInnen sind weiterhin Mangelware.<br />

Ich kann garantieren, dass der Tischler im<br />

Durchschnitt ein höheres Monatsgehalt<br />

hat. Außerdem würde ich mir wünschen,<br />

dass mehr über die Rahmenbedingungen<br />

kleiner Unternehmen gesprochen wird.<br />

Seit 50 Jahren sprechen wir davon, „anstellungsfähig“<br />

zu sein. Wir sollten mehr<br />

über „Selbständigkeitsfähigkeit“ sprechen<br />

und dazu ermuntern.<br />

Wäre es wünschenswert, wenn mehr<br />

HandwerkerInnen aus Deutschland nach<br />

<strong>Schweden</strong> kommen und hier arbeiten?<br />

Dazu haben wir als Verband keine bestimmte<br />

Haltung. Aber klar ist eine Konsequenz<br />

der Situation, dass wir „ArbeitsmigrantInnen“<br />

aufnehmen müssen, um unsere<br />

Gesellschaft funktionsfähig zu halten.<br />

Was würden Sie einem/einer 16-Jährigen<br />

sagen, um ihn oder sie für einen Karriere<br />

als HandwerkerIn zu begeistern?<br />

Mache eine Berufsausbildung. Wie im<br />

Sport, trainiere, trainiere und trainiere.<br />

So wird man gut. Richtig gut wirst Du,<br />

wenn Du einen Gesellen- oder Meisterbrief<br />

machst – ein Beweis für langjähriges<br />

Training. Auch solltest Du wissen, dass Du<br />

später im Berufsleben immer noch „beruflich<br />

umsteigen“ kannst.<br />

Heiter bis<br />

schwedisch<br />

Ob besonders gut designed oder<br />

besonders witzig, ob praktisch oder<br />

auf nette Weise traditionell: Immer<br />

wieder begegnen uns Produkte, die<br />

uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern<br />

und uns heiter stimmen. Und die auf ihre Weise<br />

vielleicht mehr zum <strong>Schweden</strong>bild beitragen, als uns<br />

bewusst ist. Heute:<br />

Schöne Geschichte(n)!<br />

Die Sommerferien nahen – wie wäre es, mit leichtem<br />

Gepäck zu reisen und dennoch 500.000 Bücher in der<br />

Bibliothek mitzunehmen, zum Lesen oder Hören? Shadi<br />

Bitar und Ninos Malki hatten vor sieben Jahren diese Vision,<br />

heute ist das Stockholmer „Nextory“ bereits in zehn<br />

Ländern erfolgreich. Für ein Monatsabo ab 9,99 € kann<br />

man jederzeit auf alles zugreifen, worauf man gerade<br />

Lesehunger hat: Romane, Sachbücher, Thriller, Fantasy –<br />

vom Klassiker bis zur Neuerscheinung. Klingt gut? Nun,<br />

Nextory ist Mitglied der Schwedischen Handelkammer<br />

und bietet den Mitgliedern ein kostenloses Probeabo<br />

von 45 Tagen. Wer Lust darauf hat, kann einfach den QR-<br />

Code scannen oder sich unter www.nextory.de/schwedenkammer<br />

anmelden.<br />

Gewinnen Sie! E-Mail genügt!<br />

Wir verlosen 3 Jahresabos Gold im Wert von je ca 230 €.<br />

Wer teilnehmen möchte, schicke bitte bis zum 10.7.<strong>22</strong><br />

eine E-Mail mit dem Stichwort „Nextory“ und der<br />

Adresse an schweden<strong>aktuell</strong>@nordis.biz.<br />

KOLUMNE LUNDIN<br />

WERDEN DIE SCHWEDEN<br />

JETZT „NORMAL“?<br />

Wenn wir in <strong>Schweden</strong> von Europa sprechen, heißt es<br />

immer wieder „där ute i Europa“. Da draußen in Europa.<br />

So als wäre dieses Europa weit weg, etwas fremd und im<br />

Grunde nicht schwedisch. Dabei ist es inzwischen mehr<br />

als ein Vierteljahrhundert her, seitdem <strong>Schweden</strong> Mitglied<br />

der EU wurde, und trotzdem ist etwas von dieser<br />

schwedischen Sonderstellung hängen geblieben, zumindest<br />

im Bewusstsein vieler <strong>Schweden</strong>.<br />

Jetzt steht wieder eine historische Weichenstellung<br />

an. Nach 200 Jahren der Allianzfreiheit strebt <strong>Schweden</strong><br />

mit aller Macht in die NATO. Und wieder wird die Sonderstellung<br />

<strong>Schweden</strong>s als Gegenargument angeführt.<br />

Ein allianzfreies Land, so heißt es, kann zwischen den<br />

Blöcken vermitteln, Lösungen herbeiführen und für den<br />

Weltfrieden nützlich sein. Das mag sein. Obwohl auch<br />

NATO-Länder wie Norwegen durchaus als glaubwürdige<br />

und erfolgreiche Vermittler gelten.<br />

Im Grunde geht es um etwas anderes. Um das Selbstverständnis<br />

<strong>Schweden</strong>s. Um das Alleinstellungsmerkmal<br />

der „moralischen Supermacht“, wie viele das Land gerne<br />

sehen. Um das Erbe von Olof Palme und das Bild von<br />

<strong>Schweden</strong> in der Welt. Davon trennt man sich nicht gerne.<br />

Man hört auch nicht gerne, dass die Allianzfreiheit<br />

seit Jahren in Wirklichkeit durch ein intensives Zusammenwirken<br />

mit der NATO ausgehöhlt worden ist.<br />

Der russische Überfall auf die Ukraine hat all diese Vorstellungen<br />

wie ein Kartenhaus zusammenfallen lassen.<br />

Die neue Realität heißt: Ohne NATO keine Sicherheit. Der<br />

Weg dorthin wird nicht nicht einfach. Es wird teuer werden<br />

und es wird Streit geben um Details wie Stützpunkte<br />

von NATO-Truppen auf schwedischem Territorium.<br />

Es geht aber auch um eine grundsätzlichere und<br />

längst überfällige Debatte, um Fragen der Identität und<br />

der Zugehörigkeit. Die Befürchtungen vieler <strong>Schweden</strong>,<br />

das Land werde einen Teil seines Charakters und seiner<br />

Unabhängigkeit verlieren, sollten nicht beiseite geschoben<br />

werden. Denn <strong>Schweden</strong> wird sich definitiv ändern.<br />

Ich meine zum besseren. Zu einem „normalen“ Land in<br />

Europa.<br />

4 5


Kammerkompetenz<br />

NEUES AUS DER WIRTSCHAFT<br />

Smart Mobility: Kostenfreies Büro in Lund<br />

Für internationale Unternehmen, die im<br />

Bereich Smart Mobility tätig sind und<br />

ihre Präsenz in Skandinavien verstärken<br />

wollen, gibt es von unserem Kammermitglied<br />

Invest in Skåne im Smarter Mobility<br />

Hub in Lund ein interessantes Angebot:<br />

Ein kostenfreies, voll ausgestattetes Büro<br />

im IDEON Science Park, wo bereits ein<br />

dynamisches Umfeld aus Innovation,<br />

Forschung und Unternehmertum besteht.<br />

Zielgruppe sind vor allem Unternehmen,<br />

die in mobilitätsnahen Branchen wie<br />

Elektrifizierung, Energie, Ladetechnik,<br />

Software-Entwicklung, Zustellung auf der<br />

letzten Meile, Sensoren oder KI arbeiten<br />

und ihren Fokus auf Zukunftslösungen für<br />

eine CO2-neutrale Mobilität legen. Neben<br />

dem kostenlosen Arbeitsplatz und dem<br />

inspirierenden Umfeld erhalten die Teilnehmenden<br />

aktive Unterstützung bei der<br />

Markterschließung durch Firmenkontakte,<br />

Webinare und Netzwerkveranstaltungen.<br />

Das Angebot richtet sich an Unternehmen<br />

unabhängig von der Firmengröße; es<br />

muss aber ein etablierter Firmensitz außerhalb<br />

<strong>Schweden</strong>s vorhanden sein. Mehr<br />

Infos unter https://investinskane.com/.<br />

NEUER NACHTZUG VERBINDET BALD<br />

HAMBURG MIT STOCKHOLM<br />

Ein neuer Nachtzug fährt ab dem 1.<br />

September täglich zwischen Hamburg<br />

und <strong>Schweden</strong>. Der Ticketverkauf für<br />

den sogenannten SJ Euronight der<br />

schwedischen Bahngesellschaft SJ ist<br />

online bereits gestartet. Der Nachtzug<br />

fährt um 21.55 Uhr von Hamburg-<br />

Altona ab und kommt nach ungefähr<br />

1.150 Kilometern um 9.55 Uhr in<br />

<strong>Schweden</strong>s Hauptstadt an. Die Route<br />

führt über Flensburg, Kopenhagen<br />

und Malmö, zu den wichtigsten Zwischenhalten<br />

zählen Lund, Hässleholm,<br />

Nässjö, Linköping und Norrköping.<br />

Umgekehrt ist die Abfahrt<br />

von Stockholm um 17.34<br />

Uhr. Der Zug fährt dann weiter<br />

über Kopenhagen und Odense<br />

nach Hamburg-Altona und<br />

kommt etwa um 6.30 Uhr<br />

dort an. Der Nachtzug führt<br />

Sitzwagen, Liegewagen und<br />

Schlafwagen. Diese werden<br />

von RDC Deutschland gestellt. In der<br />

Sommersaison wird der private Anbieter<br />

Snälltåget weiterhin seinen saisonalen<br />

Nachtzug Berlin–Stockholm<br />

über Hamburg anbieten, so dass es<br />

hier zu einer direkten Konkurrenzsituation<br />

kommt. Die Buchung ist ganz<br />

einfach online auf der Website der SJ<br />

in Schwedisch oder Englisch möglich.<br />

Die Preisgestaltung ist dynamisch<br />

und richtet sich nach der Auslastung.<br />

Frühzeitiges Buchen sichert also den<br />

besten Preis.<br />

Journalistenreise<br />

nach <strong>Schweden</strong><br />

Die Presserätin der Schwedischen<br />

Botschaft, Monica Enqvist, war<br />

Gastgeberin einer Pressereise zum<br />

Thema Digitalisierung und Nachhaltigkeit,<br />

in Zusammenarbeit mit der<br />

Schwedischen Handelskammer und<br />

Olle Zetterberg von der Stockholm<br />

Business Region. Fünf deutsche Journalisten<br />

der Süddeutschen Zeitung,<br />

der Frankfurter Allgemeinen Zeitung,<br />

des Hamburger Abendblatts,<br />

des Handelsblatts und des Tagesspiegels<br />

nahmen an einem dreitägigen<br />

Besuch in Stockholm teil. Die<br />

Teilnehmer trafen den Minister für<br />

Digitalisierung und Energie Khashayar<br />

Farmanbar und die Ministerin<br />

für Außenhandel Anna Hallberg, Unternehmen<br />

wie Klarna, Kry, Norrsken,<br />

Hobo Hotell, SEB und Behörden wie<br />

die E-Health-Behörde und Invest<br />

Stockholm. Darüber hinaus konnten<br />

sie den Stadtteil Hammarby Sjöstad<br />

besuchen und sich über nachhaltige<br />

Stadtentwicklungsprojekte von<br />

Smart City <strong>Schweden</strong> sowie der<br />

Stadt Helsingborg und der großen<br />

City Messe H<strong>22</strong> in diesem Sommer<br />

informieren. Thomas Ryberg, Präsident<br />

der Schwedischen Handelskammer,<br />

begleitete die Journalistendelegation.<br />

Wie können Unternehmen trotz<br />

unsicherer Zeiten nachhaltige<br />

Konditionen vereinbaren?<br />

Fast sämtliche Wertschöpfungsvorgänge in unserer Wirtschaftswelt werden immer komplexer<br />

und erfordern zunehmend die intensive Zusammenarbeit von Herstellern und Zulieferern.<br />

Die Auswahl der richtigen Partner, welche für die Leistungserbringung erforderlich<br />

sind, ist hochanspruchsvoll. Grundsätzlich gilt es, einen potenziellen Partner für<br />

ein gemeinsames Vorhaben umfassend auf dessen Eignung zur Erreichung der eigenen<br />

Ziele zu beurteilen. Alle beteiligten Akteure bemühen sich, eine effiziente Auswahl zu<br />

treffen, also den Partner zu wählen, der das bestmögliche Leistungspaket in einem abgesteckten<br />

Lösungsraum zu möglichst attraktiven Konditionen bietet.<br />

In der <strong>aktuell</strong>en Situation nehmen dabei die Unsicherheiten in Bezug auf die Preisentwicklung<br />

von Inputfaktoren wie Rohstoffe und Energie enorm zu. Ein Einkaufsverantwortlicher,<br />

der unter möglichen Lieferanten abwägt, oder ein Vertriebsverantwortlicher,<br />

der mit einem Angebot einen Kunden überzeugen möchte, muss die Risiken bezüglich<br />

der Preisentwicklung bewerten und in der Entscheidungsfindung berücksichtigen. Dies<br />

kann zu unerwünschter Ineffizienz führen. Einerseits könnte das Risiko überschätzt werden<br />

und somit zu große Aufschläge ins Kalkül einfließen. Andererseits ist auch eine<br />

erhebliche Unterschätzung des Risikos zu vermeiden, da dies bei einer ungünstigen Entwicklung<br />

der Faktorpreise zu Nachverhandlungen führen kann. Nachverhandlungen in<br />

der Umsetzungsphase eines Projektes sind in der Regel fortschrittskritisch und meist<br />

kann die Partei, die zu diesem Zeitpunkt über die größere Verhandlungsmacht verfügt,<br />

einen für sie vorteilhaften Kompromiss erwirken.<br />

Es bestehen jedoch Mechanismen, die eine Verteilung des Risikos unter potenziellen<br />

Vertragsparteien gewährleisten und eine effiziente Partnerwahl sowie eine planmäßige<br />

Umsetzung des Vorhabens erleichtern. Ein Beispiel sind Absicherungsmaßnahmen wie z.<br />

B. Hedging. Wenn eine Absicherung nicht möglich ist, kann auf Preisgleitklauseln zurückgegriffen<br />

werden. In einer solchen Vereinbarung ist ein Teil der Konditionen dynamisch<br />

gestaltet und gekoppelt an die Entwicklung eines objektiv beobachtbaren Indexes. Diese<br />

Maßnahmen helfen grundsätzlich Risikoaufschläge zu reduzieren und Nachverhandlungen<br />

zu vermeiden. Wichtig ist es jedoch, die notwendigen Voraussetzungen für ihre Wirksamkeit<br />

zu schaffen. Es bedarf eines ausreichenden Grades an Transparenz und möglichst<br />

belastbare Informationen über die Einsatzfaktoren der Partner. Die Gewinnung<br />

dieser Informationen ist eine anspruchsvolle Verhandlungsaufgabe, aber verspricht eine<br />

stabile und effiziente Vereinbarung.<br />

Patrick Meine<br />

TWS Partners AG<br />

+49 89 2000 40 20<br />

+49 173 3645 836<br />

patrick.meine@tws-partners.com<br />

In unserer Rubrik<br />

„Kammerkompetenz“<br />

schreiben Mitglieder<br />

der Beratergruppen<br />

über <strong>aktuell</strong>e Fragen<br />

aus Wirtschaft und Recht.<br />

6 7


Reichstagswahl<br />

Reichstagswahl 20<strong>22</strong><br />

„EXTERNE KRISEN<br />

STÄRKEN DIE AMTIERENDE<br />

REGIERUNG“<br />

P.O. Norell ist Seniorprofessor für Politikwissenschaft<br />

an der Universität<br />

Karlstad und Professor emer. der Inland<br />

Norway University of Applied Sciences.<br />

Er ordnet die <strong>aktuell</strong>e Situation<br />

vor der Reichstagswahl für <strong>Schweden</strong><br />

<strong>aktuell</strong> ein.<br />

Was unterscheidet die Wahl 20<strong>22</strong> von<br />

früheren Wahlen?<br />

Es ist wichtig, einige grundlegende<br />

Fakten über das schwedische Wahlsystem<br />

und die Beziehungen zwischen<br />

den politischen Blöcken zu berücksichtigen.<br />

Die Links-Rechts-Dimension hat<br />

die schwedische Politik stark bestimmt.<br />

Ein linker Block, dominiert von den Sozialdemokraten<br />

(S), stand einem Mitte/<br />

Rechts-Block gegenüber, der lange<br />

Zeit von den Moderaten (M) dominiert<br />

wurde. Seit 2014 bekleiden die<br />

Sozialdemokraten den Posten des Regierungschefs,<br />

zuletzt der Regierungschefin.<br />

Lange gab es eine Minderheitsregierung<br />

in Koalition mit den Grünen<br />

(MP); seit knapp einem Jahr sind die<br />

Sozialdemokraten die einzige Regierungspartei.<br />

Die Zeit war geprägt von<br />

großen Schwierigkeiten, Mehrheiten<br />

zu finden, was zu einer Regierungskrise<br />

führte.<br />

Nach und nach haben die <strong>Schweden</strong>demokraten<br />

(SD) ihre Position gestärkt.<br />

Diese Partei hat aus demokratischer<br />

Sicht einen problematischen Hintergrund.<br />

Die Parteiführung ist bemüht,<br />

sich davon zu distanzieren, zum Beispiel<br />

durch den Ausschluss von Mitgliedern,<br />

die zu extreme Ansichten<br />

geäußert haben. Inhaltlich politisch<br />

haben sich die <strong>Schweden</strong>demokraten<br />

„<strong>Schweden</strong> ist es<br />

offensichtlich nicht<br />

gelungen, die vielen<br />

Menschen, die in unser<br />

Land gekommen sind,<br />

zu integrieren.“<br />

vor allem durch Kritik an der als zu<br />

liberal empfundenen schwedischen<br />

Flüchtlings- und Migrationspolitik hervorgetan.<br />

Über die eher großzügige<br />

schwedische Einwanderungspolitik<br />

herrscht seit langem ein deutlicher<br />

Konsens unter den etablierten Parteien<br />

und im Medien-Establishment.<br />

Nach der großen Flüchtlingszuwanderung<br />

im Zusammenhang mit dem Krieg<br />

in Syrien, wo <strong>Schweden</strong> in Europa gemessen<br />

an der Einwohnerzahl mit Abstand<br />

die meisten Flüchtlinge aufgenommen<br />

hat, haben sich Parteien und<br />

öffentliche Meinung in Richtung einer<br />

restriktiveren Politik bewegt. Andere<br />

Themen sind in den Fokus gerückt, wie<br />

soziale Unruhen in stark segregierten<br />

Vorstädten bis hin zu größeren Städten,<br />

schwere Kriminalität mit Schießereien<br />

und der Kampf um den Drogenmarkt<br />

zwischen kriminellen Banden und<br />

mehr. <strong>Schweden</strong> ist es offensichtlich<br />

nicht gelungen, die vielen Menschen,<br />

die in den letzten Jahrzehnten in unser<br />

Land gekommen sind, zu integrieren.<br />

Bei den letzten beiden Wahlen ging<br />

es vor allem um die Distanzierung der<br />

etablierten Parteien von SD. In den<br />

letzten Jahren beobachten wir jedoch<br />

eine allmähliche Akzeptanz der SD,<br />

insbesondere bei den Moderaten (M)<br />

und den Christdemokraten (KD), teilweise<br />

aber auch bei den Liberalen (L).<br />

Eine andere Partei, die traditionell als<br />

bürgerlich wahrgenommen wird, aber<br />

in den letzten Jahren sozialdemokratische<br />

Regierungen in Krisen unterstützt<br />

hat, die Zentrumspartei (C), distanziert<br />

sich weiterhin stark von der SD. Auch<br />

die Sozialdemokraten und die Partei<br />

Die Linke (V) stehen dieser Partei sehr<br />

kritisch gegenüber.<br />

Vor der Wahl ist die Unsicherheit groß. Ein<br />

imaginärer (liberal-)konservativer Block<br />

mit M, KD, L und SD hat in den Meinungsumfragen<br />

eine Unterstützung von fast 50 %<br />

gegenüber einer etwa ebenso starken Unterstützung<br />

für einen imaginären linken/<br />

Mitte-Block mit S, MP, C und V. Weder SD<br />

noch V werden wahrscheinlich Teil einer<br />

zukünftigen Regierung sein; diese können<br />

als Unterstützungsparteien für jeden<br />

Block angesehen werden. Die relativ große<br />

Anzahl der Parteien, die unterschiedlichen<br />

Sperren zwischen ihnen und eine ausgeglichene<br />

Position zwischen den Blöcken<br />

machen es weiterhin schwierig, Mehrheitsregierungen<br />

zu bilden. Es sollte auch<br />

beachtet werden, dass MP und L eine sehr<br />

schwache Unterstützung in der Wählermeinung<br />

haben und riskieren, durch die<br />

4-Prozent-Hürde ihre Sitze im Reichstag<br />

zu verlieren, was eine weitere Komplikation<br />

darstellt.<br />

Die Wahl wird natürlich auch von anderen,<br />

größeren politisch bedeutsamen Themen<br />

beeinflusst (siehe unten).<br />

Welche Fragen können für den Wahlausgang<br />

besonders wichtig sein?<br />

Themen im Zusammenhang mit Kriminalität,<br />

sozialen Unruhen, Segregation und<br />

Integration waren in den letzten Jahren<br />

wichtig. Diese stehen mitunter im Fokus,<br />

beispielsweise im Zusammenhang<br />

mit wiederkehrenden Schießereien. Die<br />

Pandemie hat die Probleme der Gesundheits-<br />

und Sozialfürsorge auf die Tagesordnung<br />

gesetzt. Es wurden auch Fragen<br />

zur mangelnden Krisenvorsorge und -koordinierung<br />

aufgeworfen. Der Krieg in<br />

der Ukraine hat ein äußerst grundlegendes<br />

Problem hervorgehoben, nämlich das<br />

der äußeren Sicherheit und der Verteidigungsfähigkeiten.<br />

Hier kommt die Frage<br />

der NATO-Mitgliedschaft ins Spiel. Die<br />

Entwicklung dieser verwandten Probleme<br />

kann alle anderen überschatten. Erwartbare<br />

Wahlkampfthemen wie Klima- und<br />

„Die Entwicklung<br />

externer Ereignisse<br />

kann eine entscheidende<br />

Rolle spielen.“<br />

Umweltfragen finden derzeit nur schwer<br />

Platz. Dies gilt auch für Fragen zu gestiegenen<br />

Einkommensunterschieden und<br />

den Problemen innerhalb der Schulwelt.<br />

Im Allgemeinen wissen wir, dass Probleme<br />

im Zusammenhang mit externen Bedrohungen<br />

und Katastrophen dazu neigen,<br />

die derzeitige Regierung zu stärken. Nach<br />

dem Einmarsch des Warschauer Pakts in<br />

der Tschechoslowakei, wenige Wochen vor<br />

den Wahlen von 1968, erzielten die Sozialdemokraten<br />

zum Beispiel eines ihrer besten<br />

Wahlergebnisse. Mit anderen Worten:<br />

Es herrscht große Unsicherheit darüber,<br />

welche Themen die Debatte in den kommenden<br />

Monaten dominieren werden. Die<br />

Entwicklung externer Ereignisse kann eine<br />

entscheidende Rolle spielen.<br />

Gibt es eine politische Entwicklung in<br />

<strong>Schweden</strong>, die Sie beunruhigt?<br />

Früher hatten schwedische PolitikerInnen<br />

in schwierigen Zeiten, wie während der<br />

Krise in den 1990er-Jahren, die Fähigkeit,<br />

einen Konsens zu entwickeln. Hoffentlich<br />

bleibt diese Fähigkeit bestehen. Die Herausforderungen<br />

sind groß. Gleichzeitig ist<br />

es natürlich wichtig, dass eine lebhafte<br />

und kritische Debatte geführt wird.<br />

Wagen Sie eine Prognose? Wer wird nach<br />

der Wahl in <strong>Schweden</strong> regieren?<br />

Wie gesagt ist dies sehr schwer vorherzusagen.<br />

Wir PolitikwissenschaftlerInnen<br />

können viel besser erklären, warum es so<br />

gelaufen ist, als vorhersagen. Viele unsichere<br />

Faktoren beeinflussen die Wahl.<br />

Wenn die Spannungen in Europa anhalten<br />

und sich vielleicht verschärfen, wäre<br />

ich nicht überrascht, wenn wir weiterhin<br />

eine sozialdemokratische Ministerpräsidentin<br />

haben. In einem solchen Fall ist<br />

die Bildung einer blockübergreifenden<br />

Regierung mit den Moderaten nicht auszuschließen.<br />

8 9


Reichstagswahl<br />

Reichstagswahl 20<strong>22</strong><br />

Profile und Positionen<br />

Alle vier Jahre wählen die <strong>Schweden</strong> am zweiten Sonntag<br />

im September einen neuen Reichstag. Am 11. September<br />

stehen außerdem neue Kreis- und Gemeinderäte zur Wahl.<br />

Wofür stehen die Parteien und wie sind ihre Chancen in<br />

diesem Herbst? Für die WählerInnen hat der Ukrainekrieg<br />

die Themen Verteidigung und Energiepolitik in den Fokus<br />

gerückt, doch davon abgesehen werden die Themen Gesundheitswesen,<br />

innere Sicherheit, Bildung und Einwanderung<br />

bzw. Integration besonders intensiv debattiert.<br />

Aktuelle Stimmungsbilder sehen die regierenden Sozialdemokraten<br />

mit über 30 % deutlich vorn, gefolgt von<br />

den Moderaten und den <strong>Schweden</strong>demokraten. Im <strong>aktuell</strong>en<br />

Reichstag sind acht Parteien vertreten. Durch die<br />

4-Prozent-Hürde könnte es bei der diesjährigen Wahl für<br />

mindestens zwei kleine Parteien, die Liberalen und die<br />

Grünen, daher knapp werden.<br />

KRISTDEMOKRATERNA:<br />

DIE CHRISTDEMOKRATEN (KD)<br />

Profilthemen: Gesundheitswesen, ältere Menschen und<br />

Sicherheit<br />

Gründung: 1964<br />

Parteivorsitzende: Ebba Busch<br />

Kristdemokraterna wollen das schwedische<br />

Gesundheitswesen verstaatlichen und reformieren:<br />

Alle sollten das Recht auf gute Pflege haben, unabhängig<br />

davon, wo sie leben. Die Menschen sollen in<br />

Sicherheit und Würde altern können; eine „Altersssicherung“<br />

und die Abschaffung der Rentensteuer sollen<br />

dazu beitragen.<br />

SOCIALDEMOKRATERNA:<br />

DIE SOZIALDEMOKRATEN (S)<br />

Profilthemen: Job-Politik, Gesundheit und Schule<br />

Gründung: 1889<br />

Parteivorsitzende: Magdalena Andersson<br />

Das wichtigste Anliegen der Sozialdemokraten ist Vollbeschäftigung.<br />

Durch große Investitionen in Infrastruktur,<br />

Straßen, Eisenbahnen, Wohlfahrt und grüne Technologien<br />

sollen neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Socialdemokraterna<br />

streben den Aufbau einer starken Wohlfahrt<br />

an, um Sicherheit und Gleichheit zu erhöhen. Dafür wollen<br />

sie den Schulen und dem Gesundheitswesen mehr Ressourcen<br />

zur Verfügung stellen.<br />

MILJÖPARTIET: DIE GRÜNEN (MP)<br />

MODERATERNA: DIE MODERATEN (M)<br />

SD MP V S KD C L M<br />

2,5 %<br />

3,3 %<br />

CENTERPARTIET: DIE ZENTRUMSPARTEI (C)<br />

Profilthemen: Umwelt und Klimaschutz, Arbeitspolitik<br />

und ländliches <strong>Schweden</strong><br />

Gründung: 1913 unter dem Namen Bondeförbundet<br />

(Bauernverband)<br />

Parteivorsitzende: Annie Lööf<br />

Die Zentrumspartei will <strong>Schweden</strong> mithilfe moderner<br />

Umwelttechnologie in eine Kreislaufwirtschaft verwandeln.<br />

Zu den Parteizielen gehört auch erstklassiges<br />

Trinkwasser und der Schutz des Meeres vor Eutrophierung<br />

und Verschmutzung. Centerpartiet will Firmengründungen<br />

erleichtern und das Arbeitsrecht modernisieren.Die<br />

Zentrumspartei setzt sich besonders im<br />

ländlichen Raum für gute Bedingungen für Wirtschaft,<br />

Arbeit, Wohnen und Sozialleistungen ein.<br />

Meinungsbefragung im Mai 20<strong>22</strong><br />

6,9 %<br />

5,9 %<br />

9 %<br />

17,9 %<br />

21 %<br />

31,8 %<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

SVERIGEDEMOKRATERNA:<br />

DIE SCHWEDENDEMOKRATEN (SD)<br />

Profilthemen: Migrationspolitik, Sicherheit und Wohlfahrt<br />

Gründung: 1988<br />

Parteivorsitzender: Jimmie Åkesson<br />

Eine strengere Migrationspolitik soll organisiertes Verbrechen,<br />

Menschenhandel und Terrorismus fernhalten,<br />

Extremismus und Islamismus sollen bekämpft werden.<br />

Bei Wohlfahrtsleistungen sollen schwedische BürgerInnen<br />

Vorrang haben. Die Bedingungen für Pflegepersonal<br />

sollten verbessert werden. Die Schule soll Wissen und<br />

Ordnung priorisieren. Ausländische StaatsbürgerInnen, die<br />

Straftaten begehen, wollen die rechtspopulistischen Sverigedemokraterna<br />

abschieben. Die Polizei soll durch höhere<br />

Wertschätzung und höhere Gehälter gestärkt werden.<br />

Profilthemen: Umwelt, Gleichberechtigung,<br />

Demokratie und Menschenrechte<br />

Gründung: 1981<br />

Parteivorsitzende: Per Bolund und Märta Stenevi<br />

Die Grünen wollen den Klimawandel stoppen, die Artenvielfalt<br />

erhalten und zu einer Gesellschaft übergehen,<br />

die sich an die Grenzen der Natur hält. Miljöpartiet<br />

fordert ein Ende der Gewalt von Männern gegen Frauen<br />

und eine gerechtere Gesellschaft. Freie Medien sollen<br />

geschützt werden. Offenheit und Transparenz bei allen<br />

öffentlichen Aktivitäten müssen gefördert werden. Mehr<br />

Menschen sollen sich für die Demokratie engagieren<br />

und das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt werden.<br />

VÄNSTERPARTIET: DIE LINKSPARTEI (V)<br />

Profilthemen: Sozialpolitik, Gleichberechtigung,<br />

Arbeitspolitik und Klima<br />

Gründung: 1917<br />

Parteivorsitzende: Nooshi Dadgostar<br />

Die Linkspartei lehnt Profite in der Wohlfahrt ab. Unternehmen,<br />

die auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind,<br />

sollten nicht in der Pflege oder in Schulen tätig sein.<br />

Vänsterpartiet will Steuergelder in Gesundheitsversorgung,<br />

Schule und Pflege fließen lassen, nicht in private<br />

Unternehmensgewinne.<br />

Mögliche Konstellationen nach der Wahl<br />

Die <strong>aktuell</strong>e heterogene Parteienlandschaft lässt eine klare<br />

Regierungsbildung auch nach den Reichstagswahlen absehbar<br />

schwierig werden. Den starken Sozialdemokraten stehen<br />

Zentrum und Grünen nahe. Die Moderaten und Christdemokraten<br />

haben das Problem, dass mit den <strong>Schweden</strong>demokraten<br />

eigentlich keiner koalieren möchte.<br />

Profilthemen: Kriminalität, Beitragsabhängigkeit<br />

Gründung: 1904<br />

Parteivorsitzender: Ulf Kristersson<br />

Die Moderaten sind die mit Abstand größte bürgerliche<br />

Partei. Die Moderaten priorisieren Recht und Ordnung, indem<br />

sie härtere Strafen, mehr Geld und mehr Instrumente<br />

für Polizei und Staatsanwaltschaft sowie Maßnahmen<br />

zur Verhinderung von Jugendkriminalität fordern. Moderaterna<br />

wollen die Abhängigkeit von Sozialleistungen in<br />

<strong>Schweden</strong> durchbrechen: Mit einer Obergrenze für das<br />

Arbeitlosengeld soll sich Erwerbstätigkeit immer mehr<br />

lohnen als der Bezug der Sozialleistung.<br />

LIBERALERNA: DIE LIBERALEN (L)<br />

Profilthemen: Schule und Ausbildung,<br />

Integration und Klima.<br />

Gründung: 1934<br />

Parteivorsitzender: Johan Pehrson<br />

Die Liberalen setzen sich für eine Verstaatlichung der<br />

vielen privaten Schulen ein und für frühere Notenvergabe.<br />

Auch neue religiöse Schulen sollen verboten<br />

werden. Gewalt im Namen von religiös motivierten<br />

Ehrenkodexen wollen die Liberalen bekämpfen. Liberalerna<br />

setzen auf einen Energiemix aus Wasserkraft,<br />

Atomkraft, Wind, Sonne und Biokraftstoffen.<br />

Dennoch haben diese drei Parteien angekündigt, ggf. in<br />

Haushaltsfragen zusammenzuarbeiten. Gemeinsamkeiten<br />

sind der Wunsch nach Steuersenkungen, mehr Geld für die<br />

Polizei und Kritik an den Maßnahmen der <strong>aktuell</strong>en Regierung<br />

zum Kampf gegen Bandenkriminalität. Die Moderaten<br />

wollen mit den <strong>Schweden</strong>demokraten also keine Regierungskoalition,<br />

können sich aber eine Zusammenarbeit in<br />

einigen Punkten vorstellen.<br />

10 11


Handwerk<br />

Viel Platz auf dem<br />

goldenen Boden<br />

Das Handwerk in <strong>Schweden</strong><br />

VON CARL ERIKSSON<br />

Wussten Sie, dass einige der größten<br />

Baumärkte in <strong>Schweden</strong> aus<br />

Deutschland kommen? Bauhaus<br />

betreibt 21 Filialen mit 2.400 Angestellten,<br />

Hornbach hat sieben Läden und 650<br />

Angestellte. Baumärkte gehörten zu den Gewinnern<br />

der Coronakrise, denn nie war das Interesse<br />

am Heimwerken größer.<br />

Doch längst nicht jeder verfügt über das erforderliche<br />

Geschick – und manchmal muss auch der<br />

versierte DIY-Fan einen Handwerker rufen. Das<br />

Handwerk ist eine traditionsreiche und vielseitige<br />

Branche. Definiert sind die handwerklichen Tätigkeiten<br />

dadurch, dass sie im Gegensatz zur Industrie<br />

Produkte meist auf Bestellung anfertigen oder<br />

Dienstleistungen auf Nachfrage erbringen.<br />

HandwerkerInnen und Kaufleute waren jahrhundertelang<br />

verschiedenen Zünften angeschlossen,<br />

die sich mit organisatorischen und wirtschaftlichen<br />

Fragen befassten. Seit dem Mittelalter und<br />

bis ins 19. Jahrhundert hat das Zunftsystem geregelt,<br />

wer welches Handwerk ausüben durfte. Die<br />

Zünfte bildeten ein soziales und ökonomisches<br />

System zur Regelung von Rohstofflieferungen, Beschäftigungszahlen,<br />

Löhnen, Preisen, Absatzmengen<br />

bis hin zur Witwenversorgung. Zünfte umfassten<br />

mitunter mehrere Berufsgruppen. Äußeres<br />

Zeichen waren nach mittelalterlicher Tradition<br />

je nach Zunftordnung Wappen, Zunftzeichen und<br />

-kleidung. In <strong>Schweden</strong> wurde das 1846 abgeschafft,<br />

in Deutschland galt spätestens seit 1871<br />

überall die Gewerbefreiheit, obwohl viele Regelungen<br />

noch lange nachwirkten. Die Zünfte wären<br />

heutigen Verbraucherschützern sicher ein Dorn<br />

im Auge: Sie sicherten den Mitgliedern zwar ein<br />

„standesgemäßes“ Auskommen, verhinderten aber<br />

Preiswettbewerb und bremsten Innovationen.<br />

Traditionen prägen das Handwerk bis heute – so<br />

sind handwerkliche Berufe in Deutschland wie in<br />

<strong>Schweden</strong> immer noch stark männerdominiert.<br />

2020 gab es etwa 280.000 HandwerkerInnen in<br />

<strong>Schweden</strong>, nur fünf Prozent waren Frauen. Die<br />

größten Berufsgruppen sind Tischler, Elektriker,<br />

Mechaniker, Sanitärinstallateure und Maler. In<br />

Deutschland ist das Handwerk deutlich größer: In<br />

rund 887.000 Betrieben arbeiten knapp fünf Millionen<br />

Menschen, das sind knapp 13 % aller Erwerbstätigen<br />

– fast 500.000 Auszubildende kommen<br />

hinzu.<br />

HandwerkerInnenmangel nimmt zu<br />

Wer vor der Berufswahl steht, sollte wissen: Auch in<br />

<strong>Schweden</strong> führen HandwerkerInnen die Liste der<br />

häufigsten Mangelberufe an. Die Nachfrage steigt,<br />

gleichzeitig entscheiden sich zu wenige Menschen<br />

„Viele junge Leute<br />

bevorzugen heute<br />

akademische Berufe oder<br />

Tätigkeiten im Büro.“<br />

für eine Ausbildung. Landesweit, besonders aber in<br />

Stockholm, herrscht ein großer Mangel an HandwerkerInnen.<br />

DachdeckerInnen, KlempnerInnen<br />

und ElektrikerInnen gehören zu den Berufen, in<br />

denen es ständig an Personal mangelt.<br />

Das Durchschnittsalter der Facharbeiter ist hoch,<br />

und Pensionierungen werden in naher Zukunft einen<br />

großen Bedarf an neu ausgebildeten Arbeitskräften<br />

nach sich ziehen. Gleichzeitig wächst die<br />

Nachfrage, da immer mehr Menschen sich dafür<br />

entscheiden, beispielsweise Hausanstriche und<br />

andere Dinge nicht selbst auszuführen, sondern<br />

HandwerkerInnen zu beauftragen. Viele junge<br />

Leute bevorzugen heute akademische Berufe oder<br />

Tätigkeiten im Büro. Zum Mangel dürfte beitragen,<br />

dass es in <strong>Schweden</strong> kein duales Lehrlingssystem<br />

gibt. Die schwedische öffentliche Arbeitsverwaltung<br />

schätzt, dass die Zukunft für alle diese Berufsgruppen<br />

gut aussieht, mindestens bis 2026<br />

wird es wenig Konkurrenz um Jobs geben. Auf dem<br />

sprichwörtlich goldenen Boden des Handwerks ist<br />

also in <strong>Schweden</strong> viel Platz für gute Fachleute.<br />

Wartezeiten und steigende Preise<br />

Die Suche nach einem Handwerker kann schon<br />

jetzt ziemlich lange dauern. Hat man einen, bleibt<br />

eine Unsicherheit, ob er auch kommt. Schwedischen<br />

HandwerkerInnen fällt es schwer, nein zu<br />

sagen. Eine der häufigsten Beschwerden über<br />

HandwerkerInnen ist tatsächlich, dass sie nicht<br />

pünktlich erscheinen oder die KundInnen nicht<br />

benachrichtigen, wenn sie zu spät kommen. Auch<br />

an der Qualität gibt es bisweilen Zweifel. Mindestens<br />

10.000 <strong>Schweden</strong> wenden sich jedes Jahr mit<br />

Beschwerden über Handwerkerleistungen an die<br />

Verbraucherberater der Kommunen.<br />

Und nun auch noch dies: Die Baustoffpreise<br />

schnellen in die Höhe, die Gesamtpreise in den<br />

meisten Kategorien dürften zweistellig steigen. Die<br />

Holzpreise stiegen 2021 zum Teil um über 70 %.<br />

Dazu trug die hohe Nachfrage bei, vor allem aber<br />

die weltweite Transportkrise, die die Frachtpreise<br />

dramatisch ansteigen ließ.<br />

Ein Gegenwicht setzt die schwedische Regierung<br />

mit der Subventionierung der Arbeitskosten von<br />

HandwerkerInnen, die in einem gewissen Prozentsatz<br />

von der Steuer abgesetzt werden können,<br />

dem sogenannten ROT-avdrag.<br />

Verordnungen und Zulassungen:<br />

erstaunlich locker<br />

In Deutschland ist jeder Handwerksbetrieb Pflichtmitglied<br />

in der regional zuständigen Handwerkskammer.<br />

Eine solche Pflicht gibt es in <strong>Schweden</strong><br />

nicht, allerdings organisieren sich die Betriebe<br />

teilweise selbst. Die Hantverkarnas Riksorganisation<br />

ist eine solche Unternehmensorganisation<br />

12 13


Handwerk<br />

für Handwerksbetriebe und Handwerksverbände.<br />

Auch die MalermeisterInnen haben ihren Verband,<br />

es gibt die Elektroinstallateur-Organisation, die<br />

Installationsunternehmen und den schwedischen<br />

Verband der mechanischen Werkstätten. Ein bisschen<br />

von der Zunftidee lebt also auch heute doch<br />

noch. Ein Befähigungsnachweis ist in <strong>Schweden</strong><br />

nur in seltenen Fällen notwendig. Die bei der<br />

Ausführung einer Tätigkeit zu beachtenden Normen<br />

sind weniger zahlreich als in Deutschland,<br />

in <strong>Schweden</strong> gibt es weder Handwerksgesetzgebung<br />

noch gesetzliche Listen zu den Gewerken.<br />

Außer einer Ausbildung von zwei bis drei Jahren<br />

mit Gesellenabschluss bedarf es für eine Betriebsgründung<br />

keiner weiteren Nachweise. Ausnahmen<br />

bilden gefahrgeneigte Gewerbe, und solche,<br />

die die öffentliche Infrastruktur beeinflussen wie<br />

ElektrikerInnen oder KlempnerInnen. Diese benötigen<br />

von den örtlichen Behörden eine Lizenz.<br />

Ein Meistertitel kann auf Antrag verliehen werden,<br />

Industrieverbände können – unter Nachweis einer<br />

mindestens sechsjährigen Berufspraxis und kaufmännischer<br />

Kenntnis – Meisterbriefe ausstellen,<br />

Voraussetzung für die Betriebsleitung oder Betriebsgründung<br />

ist dies allerdings nicht.<br />

Der Weg zum Handwerksberuf kann über die gymnasiale<br />

Oberstufe gehen, bei der schwedische<br />

SchülerInnen ein praktisches Profil wählen. Auch<br />

die Möglichkeit, sich als Erwachsener an einer<br />

Fachhochschule zu bewerben oder eine Stelle als<br />

Lehrling bei einem aktiven Berufstätigen anzutreten,<br />

besteht. Dies ist aber längst nicht so üblich<br />

und stringent organisiert wie in Deutschland. Egal,<br />

welchen Weg man wählt, gehört eine Qualifikationszeit<br />

dazu. Das heißt, man bekommt ein praktisches<br />

Training bei einem Arbeitgeber. Nach dieser<br />

Zeit als Lehrling folgt eine berufstheoretische Prüfung.<br />

Besteht man diese, erhält man sein Zertifikat<br />

als Qualifikationsnachweis für das Berufsleben.<br />

Sie suchen in <strong>Schweden</strong> einen Handwerker?<br />

Vermeiden Sie das Risiko, an unqualifizierte<br />

Dienstleister zu geraten, die womöglich mehr<br />

Schaden als Nutzen bringen mit diesen Tipps:<br />

• Schauen Sie sich Bewertungen und<br />

Empfehlungen anderer KundInnen an<br />

.<br />

• Prüfen Sie, ob der Handwerker ein<br />

Gewerbe hat und mehrwertsteuerberechtigt<br />

ist (Nachweis über den „F-skattesdel“)<br />

und über eine gültige Haftpflichtversicherung<br />

verfügt.<br />

• Prüfen Sie, ob der Handwerker Mitglied in<br />

verschiedenen Branchenverbänden ist<br />

• Fragen Sie nach Nachweisen über<br />

Zertifikate.<br />

Wirtschaftliche Bedeutung des Handwerks:<br />

ein Standortfaktor<br />

Der Blick auf die Branche zeigt: Das Handwerk in<br />

<strong>Schweden</strong> ist stark nachgefragt – wer gut qualifiziert<br />

ist, kann von einer sicheren Beschäftigungslage<br />

ausgehen. Doch die wirtschaftliche Bedeutung<br />

des Handwerks erschließt sich nicht nur aus<br />

der Anzahl der Betriebe, der dort beschäftigten<br />

Erwerbspersonen und deren Wertschöpfung. Darüber<br />

hinaus hat das Handwerk eine besondere regionalpolitische<br />

Bedeutung: Die Handwerksbetriebe<br />

sind über die Fläche verteilt und tragen Wachstum<br />

und Beschäftigung auch in die ländliche Region.<br />

Gerade in strukturschwachen Regionen ist die<br />

Verfügbarkeit von Handwerksleistungen wiederum<br />

ein wichtiger Standortfaktor: Für Standortentscheidungen<br />

von Unternehmen ist nicht selten<br />

die ortsnahe Verfügbarkeit von Handwerksleistungen<br />

(Zulieferer, Dienstleister, Instandhaltung) ein<br />

wichtiger Faktor. Für die privaten Haushalte ist die<br />

ortsnahe Versorgung mit Leistungen des Handwerks<br />

(z. B. Heizungsinstallateure, Kfz-Werkstätten<br />

etc.) ein Faktor, der Lebensqualität und Attraktivität<br />

der Region vermittelt. Heißt im Umkehrschluss:<br />

Fehlen HandwerkerInnen, schadet das der ganzen<br />

Region. <strong>Schweden</strong> sollte sich also aktiv darum bemühen,<br />

handwerkliche Berufe attraktiv zu machen.<br />

Dazu könnten Änderungen im Ausbildungssystem<br />

gehören – oder auch kreative Imagekampagnen,<br />

die Jugendliche bei der Berufswahl in diese Richtung<br />

motivieren können.<br />

Als HandwerkerIn in <strong>Schweden</strong> arbeiten?<br />

Sind Sie HandwerkerIn und möchten in <strong>Schweden</strong> arbeiten?<br />

Hier sind einige Dinge, die Sie beachten sollten.<br />

• Deutsche Handwerksbetriebe werden in <strong>Schweden</strong> zumeist<br />

anerkannt, jedoch müssen die örtlichen Stellen hierzu befragt<br />

werden. Grundsätzlich gelten für deutsche ArbeitnehmerInnen<br />

die EU-Vorschriften.<br />

• In <strong>Schweden</strong> muss man nicht Mitglied in einer Handwerkskammer<br />

sein.<br />

• In beiden Ländern gibt es ein System mit Gesellenbrief und<br />

Meisterbrief.<br />

• In <strong>Schweden</strong> sollte man zumindest Englisch, besser natürlich<br />

Schwedisch sprechen.<br />

• Deutschland und <strong>Schweden</strong> haben ein Sozialversicherungsabkommen<br />

abgeschlossen, das bedeutet, dass die deutschen<br />

Rentenansprüche bei einer Auswanderung nach <strong>Schweden</strong><br />

erhalten bleiben.<br />

• Jede/r BewohnerIn <strong>Schweden</strong>s ist automatisch bei der<br />

staatlichen Krankenversicherung versichert.<br />

Schutzzaunsysteme für<br />

Maschinen, Anlagen, Roboter,<br />

Logistik und Lager.<br />

Verleihung von Meisterbriefen in Stockholm<br />

„Die Handwerksbetriebe<br />

sind über die Fläche verteilt<br />

und tragen Wachstum und<br />

Beschäftigung auch in die<br />

ländliche Region.“<br />

Unlängst haben mehrere regionale Handelskammern<br />

in einem Debattenbeitrag deutlich gemacht,<br />

dass die Attraktivität der Ausbildung von SchweißerInnen,<br />

WartungstechnikerInnen und anderen<br />

Handwerksberufen durch Lehrlingsausbildungen<br />

in den Betrieben nach dem Vorbild des deutschen<br />

dualen Systems gesteigert werden können.<br />

Hier könne eine Antwort auf den dramatischen<br />

HandwerkerInnenmangel liegen. Es ist einfach<br />

motivierender, in einem betrieblichen Umfeld mit<br />

erfahrenen KollegInnen zu lernen als in einer Berufsschule<br />

ohne richtigen Praxisbezug.<br />

X-Rail<br />

ABSTURZSICHERUNG<br />

X-Rail ist eine clevere und smarte Möglichkeit,<br />

die Sicherheit auf Zwischenebenen, Arbeitsplattformen<br />

und Laufstegen zu erhöhen.<br />

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Axelent GmbH - Tränkestraße 11 - 70597 Stuttgart<br />

Tel.: +49 711 252509-0 - E-Mail: sales@axelent.de<br />

14 15


Aus der Kammer<br />

NEUES AUS DER KAMMER<br />

Business Breakfast in Berlin<br />

Seit Anfang April läuft die beliebte Reihe der Regionalgruppe<br />

Berlin wieder im Hilton Capital Club. Mit erweitertem Konzept,<br />

bei dem auch Nichtmitglieder besonders willkommen sind,<br />

bietet das „Business Breakfast Schwedische Handelskammer &<br />

Friends“ eine regelmäßige Netzwerkfläche in der Hauptstadt.<br />

Bei der Auftaktsveranstaltung im April gab Boris Stojiljkovic<br />

Einblicke in die Arbeit von Vässla. Im Mai sprach Rickard Björnekärr<br />

über die „vier Säulen der Gesundheit“ und ihre Relevanz<br />

auch für Unternehmen, die durch gesunde MitarbeiterInnen<br />

messbar produktiver arbeiten können. Der nächste Termin für<br />

das Business Breakfast ist der 14. Juni. Nach der Sommerpause<br />

sind bereits weitere Termine geplant.<br />

Horisont Deutschland: Abschluss der Workshops<br />

Den ersten Teil des Acceleratorprograms<br />

Horisont Deutschland haben die teilnehmenden<br />

Startups erfolgreich absolviert.<br />

Ende April fanden die letzten Online-<br />

Workshops statt, in denen die Themen<br />

Digitalisierung und Förderalismus beleuchtet<br />

wurden. Dabei stellten die<br />

Vertreter der IHKs aus verschiedensten<br />

deutschen Landesteilen zusammen mit<br />

Germany Trade and Invest ihre Regionen<br />

vor. Welche Cluster in Deutschland wo<br />

angesiedelt sind und welcher Standort<br />

für welches Unternehmen sinnvoll ist,<br />

erfuhren die Teilnehmenden in diesem<br />

letzten Workshop. Zuvor hatten sie im<br />

Programm Coachings zu den Themen<br />

Verkauf in Deutschland, Marketing und<br />

PR und dem in Deutschland besonders<br />

sensiblen Thema Datenschutz erhalten.<br />

Außerdem nahmen sie an einem interkulturellen<br />

Workshop teil und bekamen<br />

die rechtlichen Grundlagen einer Gründung<br />

in Deutschland mit auf den Weg.<br />

Zum Zukunftstag trafen die Teilnehmenden<br />

in Hamburg erstmals live das Netzwerk<br />

der Schwedischen Handelskammer.<br />

Im zweiten Teil des Programms verknüpft<br />

die Kammer die Unternehmen mit relevanten<br />

Kontakten in einem Matchmaking<br />

und stellt in Zusammenarbeit mit Business<br />

Sweden Marktuntersuchungen für<br />

die jeweiligen Firmen zur Verfügung.<br />

Life Science Delegation<br />

aus <strong>Schweden</strong> zu Gast<br />

Neu im Team:<br />

Maria Ljung<br />

CURE<br />

Hannes Ahbe<br />

ARNECKE SIBETH DABELSTEIN<br />

Alexander Feitzinger<br />

PD – Berater der<br />

öffentlichen Hand<br />

Arne Guthknecht<br />

IHK Hessen innovativ<br />

Frank Irmscher<br />

Västsvenska Handelskammaren besuchte<br />

im Mai Hamburg mit einer Gruppe schwedischer<br />

Unternehmen aus der Life Science<br />

Branche. Hamburg Invest hatte ein<br />

umfangreiches Programm zusammengestellt,<br />

zu dem auch ein Abendessen mit<br />

VertreternInnen der Schwedischen Handelskammer<br />

gehörte. Vorstandsmitglied<br />

Dr. Sven Oksaar, Regionalgruppenvertreterin<br />

Uta Schulz und Country Managerin<br />

Helen Hoffmann hatten Gelegenheit, sich<br />

mit den Unternehmen auszutauschen und<br />

über den deutschen Markt zu sprechen.<br />

Auch das Kammermitglied TePe nahm an<br />

dem Netzwerkabend teil. „Wir freuen uns<br />

über die sehr gute Zusammenarbeit“, sagte<br />

Ole Christiansen, Projektleiter bei Hamburg<br />

Invest. „Für die schwedischen BesucherInnen<br />

ist es hilfreich, mit der schwedischen<br />

Businesscommunity in Deutschland<br />

in Kontakt zu kommen, um einen eventuellen<br />

Markteintritt zu planen“.<br />

Die Unternehmen aus dem schwedischen Life Science Sektor lernten Hamburg kennen<br />

Seit Ende April ist Maria Ljung als Projektmanagerin<br />

in der Geschäftsstelle in<br />

Hamburg tätig. Sie wuchs in einer schwedischen<br />

Kleinstadt auf, lebte aber fast<br />

sieben Jahre in der Schweiz, bevor sie zur<br />

Kammer kam. In der Schweiz arbeitete<br />

Maria im Startup-Sektor, bei IKEA und<br />

für die Schwedische Handelskammer<br />

in der Schweiz. Als Trainee war sie bei<br />

der Europäischen Kommission in Brüssel<br />

und bei der schwedischen Botschaft<br />

in Wien tätig. Maria hat einen Bachelor-<br />

Abschluss in Wirtschaftswissenschaften<br />

und Master-Abschlüsse in Internationalen<br />

Beziehungen und Journalismus. Die<br />

Schwedische Handelskammer ist ein ideales<br />

Arbeitsumfeld für sie: „Ich fühle mich<br />

im interkulturellen Kontext wohl und<br />

freue mich sehr, das deutsch-schwedische<br />

Wirtschaftsnetzwerk noch besser kennenzulernen”,<br />

sagt Maria.<br />

Winningtemp<br />

Ewa Johansson<br />

Kry<br />

Christian Möhlen<br />

Axelent<br />

Patrick Rommel<br />

SAP<br />

Malin Lidén<br />

IHK zu Dortmund<br />

Nick Neidl<br />

GTAI<br />

Christina Schön<br />

Fraunhofer Institute for<br />

Production Technology IPT<br />

Karl Lossie<br />

ARNECKE SIBETH DABELSTEIN<br />

Dr. Dagobert Nitzsche<br />

SveTys<br />

Uta Schulz<br />

IHK Chemnitz<br />

Zoltan Miklos<br />

HIW Hamburg Invest<br />

Ricarda Vanessa Rattay<br />

ABB<br />

Klaus Treichel<br />

16 17


Aus der Kammer<br />

Jahresmitgliederversammlung 20<strong>22</strong>:<br />

DREI NEUE VORSTÄNDE<br />

Nach zwei coronabedingten virtuellen Jahresmitgliederversammlungen<br />

trafen sich die Mitglieder der Kammer zur<br />

diesjährigen Versammlung vor Ort in der Hamburger Geschäftsstelle<br />

der Kammer.<br />

Country Managerin Helen Hoffmann präsentierte einen Rückblick<br />

auf die Veranstaltungen des vergangenen Jahres. „Das Highlight<br />

von 2021 war natürlich die festliche Verleihung des Schwedischen<br />

Unternehmenspreises“, berichtete sie. Aber auch die vielen<br />

weiteren Events und Angebote im zweiten Coronajahr boten den<br />

Mitgliedern viel. Um die Tätigkeit der Kammer noch mehr auf die<br />

Bedürfnisse der Mitgliedsunternehmen auszurichten, kündigte<br />

Hoffmann für Herbst 20<strong>22</strong> eine Mitgliederumfrage an.<br />

Präsident Thomas Ryberg sprach das Thema der allgegenwärtigen<br />

Kostensteigerungen an, die auch die Arbeit der Kammer<br />

betreffen. Eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für dieses Jahr<br />

wurde der Versammlung jedoch nicht vorgeschlagen. „Wir möchten<br />

das Thema bis zur nächsten Versammlung 2023 gemeinsam<br />

mit den Mitgliedern besprechen“, kündigte er an. Auf dem Impulstag<br />

im Januar werde es ausreichend Raum geben, um eine<br />

etwaige Änderung der Beiträge zu verankern.<br />

„Schwedisch zu sein hilft“<br />

Die Mehrheit der Befragten meldete ein profitables Jahr 2021<br />

und erwartet, dass der Branchenumsatz und ihre Investitionen<br />

in Deutschland im kommenden Jahr steigen werden. Darüber<br />

hinaus ist der Anteil der Befragten, die das deutsche Geschäftsklima<br />

positiv einschätzen, seit Beginn der Umfrage im Jahr<br />

2020 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Selbst in Bereichen,<br />

die Herausforderungen mit sich bringen, wie z. B. der Grad der<br />

Digitalisierung, gibt es für schwedische Unternehmen, die für<br />

ihre hohe Innovationskraft bekannt sind, auch Chancen, neue<br />

Geschäftsnischen zu schaffen und bestehende Märkte zu ergänzen.<br />

Darüber hinaus bringen die positiven Assoziationen mit der<br />

schwedischen Marke den Unternehmen im Ausland weiterhin<br />

Vorteile: „Schwedisch zu sein, hilft bei der Geschäftstätigkeit in<br />

Deutschland“, so Holmlund.<br />

Nach der Ergebnispräsentation diskutierte ein Podium von Mitgliedsunternehmen<br />

die Business Climate Survey. Seit 2020 sei<br />

das Geschäftsklima um 20 % besser geworden, ergab die Umfrage.<br />

Joachim Lafrenz (TePe) sah darin die durch die Pandemie<br />

gestärkte Fähigkeit der Firmen, auch in unsicheren Zeiten erfolgreich<br />

zu sein. „Die Wirtschaft hat sich angepasst und lebt mit<br />

den neuen Unsicherheiten“, sagte er.<br />

Präsident Thomas Ryberg führte durch die Jahresmitgliederversammlung. Die Mitglieder<br />

wählten die Mitglieder Claudius Werwigk (Schwedisches Konsulat Stuttgart, Werwigk &<br />

Partner), Johan Holmlund (Business Sweden) und Ralf Brümmer (Securitas) neu in den Vorstand.<br />

Zukunftstag 20<strong>22</strong>:<br />

„Das Geschäftsklima für schwedische Unternehmen<br />

in Deutschland ist schockresistent“<br />

VON ANNA-LOUISA LOBERGH<br />

Als Rahmenprogramm der Jahresmitgliederversammlung<br />

fand wie gewohnt der Zukunftstag der Schwedischen<br />

Handelskammer statt. Der Fokus der Veranstaltung<br />

lag auf den Ergebnissen der Business Climate Survey 20<strong>22</strong>.<br />

Die Schwedische Handelskammer, Business Sweden und die<br />

Schwedische Botschaft hatten als Team Sweden auch 20<strong>22</strong> die<br />

Business Climate Survey durchgeführt und die Einschätzung<br />

der schwedischen Tochterunternehmen zum Geschäftsklima in<br />

Deutschland abgefragt. Die politischen Entwicklungen des letzten<br />

Jahres in Deutschland und <strong>Schweden</strong>, die Coronapandemie<br />

und der Ukraine-Krieg hätten das Geschäftsklima beeinflusst,<br />

leitete Jenny Lennung Malmqvist (Referatsleiterin Politik und<br />

Ökonomie und Gesandte der Schwedischen Botschaft) in ihrem<br />

Grußwort ein: „Wir mussten die tief verwurzelte Politik neu<br />

überdenken.“ Lennung Malmqvist betonte dabei das Gefühl der<br />

Zusammengehörigkeit und die Solidarität, die im Rahmen der<br />

politischen Entwicklungen zu spüren seien.<br />

Johan Holmlund (Business Sweden) stellte die Ergebnisse der<br />

Business Climate Survey 20<strong>22</strong> vor. Deutschland sei nach wie vor<br />

<strong>Schweden</strong>s wichtigster Handelspartner. Schwedische Unternehmen<br />

würden sich wegen der starken und stabilen Wirtschaft,<br />

zentralen Lage in Europa, bedeutenden Stellung innerhalb der<br />

EU und der großen Bevölkerungszahl für eine Etablierung in<br />

Deutschland entscheiden. Doch trotz des Optimismus, der mit<br />

dem Abschwächen der Coronapandemie einhergeht, ist Europa<br />

derzeit aufgrund des Krieges in der Ukraine mit zusätzlichen Unsicherheiten<br />

und Spannungen konfrontiert. Die insgesamt positiven<br />

Ergebnisse der Umfrage deuteten jedoch darauf hin, dass<br />

die schwedischen Unternehmen gut aufgestellt sind, um sich an<br />

die veränderten Umstände anzupassen. „Das Geschäftsklima für<br />

schwedische Unternehmen in Deutschland ist schockresistent“,<br />

befand Holmlund.<br />

„Die Industrie in Deutschland ist bereit für<br />

Digitalisierung“<br />

Auch das Thema Digitalisierung kam erneut auf. Hier wird<br />

Deutschland aus schwedischer Sicht oft als rückständig bewertet.<br />

Stephan Karl (Tetra Pak) erinnerte jedoch daran, dass der<br />

Begriff der Industrie 4.0 aus Deutschland komme: „Die Konzepte<br />

sind hier erdacht worden, die Infrastruktur hinkt nur hinterher.<br />

Die Industrie ist bereit für Digitalisierung.“<br />

Diese Lücke zu schließen sei auch eine Geschäftschance für<br />

schwedische Unternehmen, fügte Moderation Helen Hoffmann<br />

hinzu. Dabei sei es jedoch essentiell, die Gegebenheiten in<br />

Deutschland zu verstehen, gab Maria Wolleh (kallan) zu bedenken.<br />

„Unsere schwedischen Klienten sind oft überrascht, dass sie<br />

nicht so viele Informationen über ihre Gegenparteien sammeln<br />

können, wie sie es aus <strong>Schweden</strong> gewohnt sind.“<br />

Ein weiteres Schwerpunktthema der Diskussion war Nachhaltigkeit.<br />

Anna Jasper-Martens (Vattenfall) zeigte sich hoffnungsvoll.<br />

Der durch den Ukraine-Krieg verschärfte Mangel an Energieressourcen<br />

habe die Rahmenbedingungen verändert, sodass nun<br />

stärkere Investitionen in ökologische Nachhaltigkeit möglich<br />

wären.<br />

>><br />

18 19


Junior Chamber Club<br />

Abschließend bat Moderation Helen Hoffmann die PanelistInnen<br />

um Tipps für neue schwedische Unternehmen, die sich in<br />

Deutschland etablieren wollen. Jörn Grage (SCA Logistics) ermunterte<br />

die Newcomer: „Lassen Sie sich nicht von der deutschen<br />

Bürokratie unterkriegen!“<br />

Lesen Sie die Ergebnisse der<br />

Business Climate Survey:<br />

NEUES AUS DEM JUNIOR CHAMBER CLUB<br />

JCC-Brancheneinblick mit Alexander Keim, stellv. Ortsvorsitzender (FDP) im Gemeinderat Herrsching<br />

„Kommunalpolitik kann ich jedem nur empfehlen!“<br />

Du bist junger Familienvater und Unternehmensberater<br />

– da könnte man meinen,<br />

es bleibt wenig Zeit für anderes.<br />

Wie und warum engagierst Du Dich<br />

in der Lokalpolitik?<br />

Meine Motivation, mich in der Lokalpolitik<br />

zu engagieren, kam durch<br />

die Kinder. Ich denke, wir sind verpflichtet,<br />

unseren Kindern eine lebenswerte<br />

Zukunft zu hinterlassen und ich bin<br />

froh, dass ich durch mein Engagement ein Mitspracherecht<br />

in der Gemeinde bekommen habe und wir gemeinsam<br />

mit unterschiedlichen politischen Lagern das Interesse an<br />

Handeln haben und gemeinsam schauen, dass Steuergelder den<br />

richtigen Zwecken zugeführt werden.<br />

Wieviel Zeit investierst Du dafür?<br />

Das zeitliche Engagement hängt ganz von den persönlichen<br />

Gegebenheiten ab. Am Anfang meines Engagements hatte ich<br />

relativ viel Zeit, was gut ist, um die Abläufe besser zu verstehen<br />

und sich auch richtig einarbeiten zu können. Mittlerweile bin<br />

ich wieder Vollzeit berufstätig und kann das Ganze, so wie es<br />

gedacht ist, nur ehrenamtlich mit vielleicht ein zwei Tagen Aufwand<br />

im Monat machen. Viele meiner Gemeinderatsmitglieder<br />

sind wesentlich älter als ich und teilweise schon in Rente. Diese<br />

haben wesentlich mehr Zeit, aber ich denke, man muss irgendwann<br />

mal anfangen - auch um sicherzustellen, dass im Gremium<br />

unterschiedliche Generationen und Interessensgruppen vertreten<br />

sind. Wenn junge Eltern sich davor scheuen, aufgrund der Zusatzbelastung<br />

in die Politik einzusteigen, werden wir der Sache<br />

nicht gerecht, weil dann eigentlich nur ältere Leute über unsere<br />

Lebensverhältnisse entscheiden können.<br />

Top 5 Tipps zum Market Entry in Deutschland<br />

1. Begeistern Sie mit Ihrer Innovationskraft.<br />

2. Verzweifeln Sie nicht an der deutschen Bürokratie.<br />

3. Stellen Sie viele Fragen und gehen Sie nicht davon aus,<br />

dass der deutsche Markt wie <strong>Schweden</strong> ist.<br />

4. Seien Sie resilient und geben Sie nicht zu schnell auf.<br />

5. Nutzen Sie die Marke <strong>Schweden</strong>.<br />

Würdest Du anderen JCClern auch empfehlen, sich politisch einzubringen?<br />

Insofern kann ich es jedem nur empfehlen. Kommunalpolitik ist<br />

ja etwas, was allen Europäern in Deutschland freisteht. D.h. man<br />

muss nicht in Deutschland geboren sein oder die Staatsbürgerschaft<br />

haben, um sich auf Kommunalpolitikebene zu engagieren.<br />

Insofern ist es sicherlich für alle JCC-Mitglieder eine interessante<br />

Möglichkeit, da einen Einstieg zu finden.<br />

Austausch über Bücher<br />

Im Mai trafen sich<br />

Bücher- und <strong>Schweden</strong>fans<br />

zum ersten<br />

JCC-Buchclub. Das<br />

Berliner Komitee des<br />

JCC hatte das neue<br />

Format ins Leben gerufen, damit sich Gleichgesinnte über<br />

schwedische Literatur und gesellschaftliche Themen austauschen<br />

können. Beim ersten Lesezirkel diskutierten die<br />

Teilnehmenden „Sveas son“ von Lena Andersson und besprachen<br />

Vor- und Nachteile des schwedischen folkhemmet.<br />

„Das Buch ist kein historischer Roman, aber dennoch<br />

bekommt man einen sehr guten Einblick in die Geschichte<br />

und Lebenswirklichkeit <strong>Schweden</strong>s in den 1950er- bis<br />

1970er-Jahren,“ meint Marlene Riedel, Initiatorin des Buchclubs.<br />

Willst Du das nächste Mal mit dabei sein?<br />

Der nächste Termin findet im September statt. Welches<br />

Buch als nächstes gelesen werden soll, wird online angekündigt.<br />

Mentorenprogramm mit Kick-Offs gestartet<br />

Auch in diesem Jahr unterstützt die<br />

Schwedische Handelskammer mit<br />

ihrem Mentorenprogramm zahlreiche<br />

Mentees bei ihrer persönlichen<br />

Weiterentwicklung. Der Austausch von<br />

Erfahrungen und Inspiration spielt dabei<br />

eine wesentliche Rolle. Dreizehn Mentees<br />

wurden in das diesjährige Programm<br />

aufgenommen, das mit den regionalen<br />

Kick-Off-Veranstaltungen begann.<br />

Die Regionen Rhein-Main und Rhein-<br />

Ruhr schlossen sich hierfür zusammen<br />

und trafen sich bei der SEB in Frankfurt.<br />

Die Bank engagiert sich in diesem Jahr<br />

als Sponsor des Mentorenprogramms.<br />

Manfred Burkhardt (SKF), Markus Ochsner<br />

(ABB), Karima Hedlund Kuschel (Fumex),<br />

Ingo Koch (Life & Business Coach) und<br />

Maria Andersson (Kanzlei Andersson)<br />

lernten hier ihre Mentees Dominik Lehleiter,<br />

Luca Hansen, Ingrid Lichtin, Gyde<br />

Maybritt Petersen und Verena Füller kennen.<br />

„Ich freue mich, Tipps und Tricks für<br />

die weitere Karriereplanung zu erhalten<br />

und mein Schwedisch wieder mehr anzuwenden“,<br />

sagte Ingrid Lichtin nach dem<br />

KickOff.<br />

In Berlin durften die Mentees ihre MentorInnen<br />

bei schönstem Wetter mit spektakulärer<br />

Aussicht kennenlernen: Securitas<br />

hatte auf seine Dachterasse geladen.<br />

Dort lernten sich die Mentor-Mentee-<br />

Paare beim Speedfriending näher kennen.<br />

Suzanne Forsström (Interkulturelle<br />

Trainerin, Journalistin, Übersetzerin) und<br />

Patrick Oelze (Grant Thornton) tauschten<br />

sich über Fragen wie Traumberufe der<br />

Kindheit und Lieblingsbücher mit den<br />

Mentees Susanne Henne und Ann-Kristin<br />

Schumacher aus.<br />

Auch in Hamburg durfte das Mentorenprogramm<br />

bei Securitas zu Gast sein.<br />

Im Securitas Conference Center trafen<br />

Fredrik Keerberg und Fredrik Arnesson<br />

erstmals aufeinander und tauschten sich<br />

beim Speedfriending aus. Vervollständigt<br />

wurde die Runde durch das JCC-Komitee<br />

Hamburg und das Kammerteam.<br />

Natascha Schmidt und Martina Farkas,<br />

ebenfalls Hamburger Mentees, waren<br />

verhindert und trafen ihre Mentoren Jan<br />

Bringezu (Gravning) und Uwe Reisberg<br />

(Kravag) erst später.<br />

In München lud Parkster zum Kick-Off<br />

ein. Dina Barbian (Institut für Nachhaltigkeit),<br />

Tobias Stöhr (SXGroup) und Matthias<br />

Barbian (The Digital Transformer) lernten<br />

erstmals ihre Mentees Lena Feichtenschlager-Tesolin,<br />

Sonja Ficak und Nuria<br />

Pallin kennen. Mentees und MentorInnen<br />

forderten einander zum Wikingerschach<br />

heraus, bei dem die Mentees den Sieg erringen<br />

konnten. Anschließend tauschten<br />

sich die deutsch-schwedischen Teilnehmenden<br />

über unterschiedliche Businesskulturen<br />

aus. Mentee Sonja Ficak blickte<br />

nach dem angenehmen Erstkontakt erwartungsvoll<br />

auf ihr Menteejahr: „Ich<br />

freue mich sehr auf das Mentorentreffen<br />

dieses Jahr und auf die weiteren Treffen,<br />

die noch kommen werden“, sagte sie.<br />

20 21


3 MINUTEN MIT...<br />

Kerstin Grosse<br />

DEROSSI INVEST<br />

Schirmherrin:<br />

KAMMERKALENDER 20<strong>22</strong><br />

9. Juni<br />

Köln: Neue Lösungen für die Zukunft<br />

des Einzelhandels<br />

10. Juni<br />

Frankfurt: Breakfast Policy Briefing:<br />

Lieferketten<br />

18. August<br />

Hamburg: Ist Nachhaltigkeit in<br />

aller Munde?<br />

9.-11. September<br />

JCC Kiel/Göteborg:<br />

20 Jahre Junior Chamber Club<br />

„Schwedisch und<br />

ostdeutsch ist eine<br />

super Mischung“<br />

Kronprinzessin Victoria von <strong>Schweden</strong><br />

Fördermitglieder:<br />

14. Juni<br />

Berlin: Business Breakfast<br />

Handelskammer & Friends<br />

23. Juni<br />

Hamburg: Midsommar mit Scandic<br />

16. August<br />

Dortmund: Nordisch-westfälisches<br />

Crossover-Diner<br />

17. November<br />

Berlin: 19. Verleihung des<br />

Schwedischen Unternehmenspreises<br />

Bewerben Sie sich jetzt schon für den<br />

Schwedischen Unternehmenspreis!<br />

Mehr Infos unter schwedenkammer.de<br />

Ihr Vorname ist schwedisch, geboren<br />

sind Sie aber in Deutschland. Wann kam<br />

<strong>Schweden</strong> in Ihr Leben?<br />

Das passierte tatsächlich mit meiner Bewerbung<br />

bei KOMSA 1996. Ich kam zu<br />

dem damals vier Jahre alten Unternehmen,<br />

bei dem die Post abging. Es war<br />

eine fantastische Aufbruchstimmung, flache<br />

Hierarchien, viel Verantwortung, eine<br />

bunte Mischung spannender Persönlichkeiten,<br />

alle per du... sehr schwedisch. Ich<br />

glaube bis heute, dass schwedisch und<br />

ostdeutsch eine ganz besonders passende<br />

Mischung ist – bei KOMSA jedenfalls<br />

hat sie hervorragend gefruchtet.<br />

Drei Jahre später kam dann die Liebe<br />

dazu. Mit unserem 2001 geborenen Sohn<br />

sprach mein Mann Gunnar von Beginn an<br />

nur Schwedisch – und dadurch habe ich<br />

es auch gelernt, ganz ohne Lehrbuch (...<br />

und mit der Siri-Diktierfunktion kann ich<br />

nun sogar den Anschein erwecken, als<br />

beherrschte ich auch das Schreiben auf<br />

Schwedisch).<br />

Als Aufsichtsrätin von KOMSA befassen<br />

Sie sich viel mit digitalen Themen. Gibt<br />

es noch etwas, das Sie am liebsten ganz<br />

analog haben?<br />

Ich bin ein „Tech Enthusiast“, mich faszinieren<br />

die Möglichkeiten moderner Kommunikation<br />

und all der Technologien, die<br />

unser Leben in den kommenden Jahren<br />

massiv verändern werden. Der (analoge)<br />

Gegenpol dazu ist für mich die Natur.<br />

Bei Derossi habe ich beruflich auch mit<br />

Forst und Landwirtschaft zu tun, und vor<br />

12 Jahren haben mein Mann und ich gemeinsam<br />

den Jagdschein gemacht. Das<br />

hat meinen Blick und das Verständnis für<br />

unsere hiesige Flora und Fauna sowie die<br />

Rolle des Menschen darin enorm erweitert.<br />

Es ist meine leidenschaftliche Überzeugung,<br />

dass der Schlüssel für die künftige<br />

gesunde Entwicklung unserer Gesellschaft<br />

in der Achtung und Demut vor<br />

der Natur als Ausgangspunkt unserer<br />

menschlichen Herkunft und Grundlage<br />

all unseres Tuns und Seins, vor allem<br />

aber in der (Rück)Besinnung auf deren<br />

Prinzipien liegt – die wir als „moderne<br />

Menschen“ mitunter leider aus den Augen<br />

verlieren.<br />

KOMSA ist schon lange Mitglied in der<br />

Kammer, Ihr Mann Gunnar Grosse war<br />

sogar einmal Präsident. Was ist Ihre<br />

schönste Handelskammer-Erinnerung?<br />

Ein Höhepunkt war ohne Zweifel mein<br />

Gespräch mit Kronprinzessin Victoria in<br />

Leipzig – auf Schwedisch natürlich. Das<br />

schönste Erlebnis jedoch war der zweitägige<br />

Besuch der Kammer-Mitglieder<br />

und des Botschafters Mats Hellström in<br />

Hartmannsdorf Anfang der 2000er und<br />

eine von Gunnar und mir organisierte<br />

Exkursion durch Chemnitz und ins Erzgebirge.<br />

Beim Dinner war sogar „August der<br />

Starke“ anwesend, der den Botschafter<br />

auf humorvolle Art auf Altdeutsch herausforderte,<br />

was Mats hervorragend parierte.<br />

Es herrschte die ganze Zeit fantastische<br />

Stimmung, es wurde viel gelacht,<br />

und alle waren positiv überrascht von<br />

Chemnitz und begeistert über die Schönheit<br />

des Erzgebirges. Das hat mich als<br />

Chemnitzerin wirklich gefreut, denn die<br />

Stadt ist deutlich besser als ihr Ruf – und<br />

die <strong>Schweden</strong> haben das sofort erkannt.<br />

Alter: 53 Jahre<br />

Wurzeln: Chemnitz/Sachsen<br />

In der Kammer seit: … sehr langer<br />

Zeit.<br />

Liebt: kräftor i augusti<br />

Hasst: Wegducken und Illoyalität<br />

Lieblingsort: [smultronställe]: Wald<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Schwedische Handelskammer in der<br />

Bundesrepublik Deutschland e.V.<br />

Sachsenstraße 6<br />

20097 Hamburg<br />

Tel.: 040-6558740<br />

www.schwedenkammer.de<br />

Redaktion: Helen Hoffmann<br />

Korrektorat: Anna-Louisa Lobergh<br />

V.i.S.d.P.: Thomas Ryberg, Präsident<br />

Titelbild: shutterstock<br />

Koordination, Anzeigen, Produktion:<br />

Nordis – Agentur für Kommunikation<br />

Werdener Straße 28<br />

45219 Essen<br />

Tel.: 02054-938 54 0<br />

schwedenkammer@nordis.biz<br />

www.nordis.biz<br />

Ihr Kontakt in die Geschäftsstelle<br />

Die Schwedische Handelskammer wird von der Geschäftsstelle in Hamburg aus<br />

geleitet. Hier sind wir Ihre AnsprechpartnerInnen für Fragen, Ideen und Anregungen.<br />

Sie erreichen uns telefonisch oder per E-Mail.<br />

Helen Hoffmann<br />

Country Managerin<br />

Tel.: 040-655874-15<br />

hoffmann@schwedenkammer.de<br />

Carl Bergnell<br />

Trainee<br />

Tel.: 040-655874-16<br />

bergnell@schwedenkammer.de<br />

Maria Ljung<br />

Projektmanagerin<br />

Tel.: 040-655874-13<br />

ljung@schwedenkammer.de<br />

Nutzen Sie <strong>Schweden</strong> <strong>aktuell</strong> für Ihre Kommunikation!<br />

Die „<strong>Schweden</strong> <strong>aktuell</strong>“ erscheint 5 Mal im Jahr. Dies sind die Schwerpunkte der<br />

kommenden Ausgabe 4/<strong>22</strong>: Mobilität, Finnlandschweden. Anzeigenschluss ist der<br />

10.09.20<strong>22</strong>. Die Mediadaten mit Anzeigenpreisen und Terminen für 20<strong>22</strong> finden Sie<br />

unter schwedenkammer.de/schweden-<strong>aktuell</strong>. Reservieren Sie jetzt Ihre Anzeigen<br />

unter 02054 - 9 38 54 17 oder schwedenkammer@nordis.biz.<br />

<strong>22</strong><br />

23


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