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Gemälde Alte Meister – Teil 1

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ONE OF THE LEADING<br />

AUCTION HOUSES<br />

IN EUROPE<br />

CATALOGUE II<br />

OLD MASTER PAINTINGS PART 1<br />

Auctions: Thursday, 30 June 2022<br />

Exhibition: Saturday, 25 June <strong>–</strong> Tuesday, 28 June 2022


OLD MASTER<br />

PAINTINGS<br />

PART I


262<br />

DENYS CALVAERT,<br />

GENANNT „DIONISIO FIAMMINGO“,<br />

1540 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1619 BOLOGNA<br />

Zunächst war Denys Calvaert, der in Antwerpen geboren<br />

wurde, Landschaftsmaler und wurde dann in<br />

Bologna u.a. bei Antonio da Correggio (1489-1534)<br />

und Tibaldi da Bologona (1527-1596) als Figurenmaler<br />

ausgebildet. Neben großformatigen Werken waren<br />

schon seinerzeit vor allem die auf Kupfer gemalten<br />

Bilder besonders erfolgreich.<br />

ANBETUNG DER KÖNIGE<br />

Öl auf Kupfer.<br />

57 x 41,4 cm.<br />

In vergoldetem profiliertem Holzrahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Andrea Donati, Rimini,<br />

2. Februar 2015, in Kopie.<br />

Wenngleich Calvaert zunächst in Antwerpen unter<br />

Christian van den Queborn lernte, dann in Bologna jedoch<br />

unter Prospero Fontana und Lorenzo Sabbatini,<br />

deren kompositionelle Auffassung in seinem Werk<br />

nachklingt. So atmet auch das hier angebotene beeindruckende<br />

<strong>Gemälde</strong> den Geist Bolognas, besonders<br />

auch in Hinblick auf die über den Köpfen der dicht aneinander<br />

dargestellten Figuren angeht.<br />

DENYS CALVAERT,<br />

ALSO KNOWN AS “DIONISIO FIAMMINGO”,<br />

1540 ANTWERP <strong>–</strong> 1619 BOLOGNA<br />

THE ADORATION OF THE MAGI<br />

Oil on copper.<br />

57 x 41.4 cm.<br />

Accompanied by a copy of an expert’s report by<br />

Andrea Donati, Rimini, 2 February 2015.<br />

Notes:<br />

Fondazione Zeri lists a comparable painting by Calvaert<br />

showing the “Adoration of the Magi”, however, in<br />

a larger format and painted on canvas instead (no.<br />

38612).<br />

€ 60.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Anmerkung:<br />

In der Fondazione Zeri ist ein vergleichbares ein <strong>Gemälde</strong><br />

von Calvaert verzeichnet, das die „Anbetung<br />

der Hirten“ zeigt, jedoch größer und auf Leinwand<br />

(Nr. 38612). Weitere vergleichbare <strong>Gemälde</strong> sind<br />

die „Krönung Mariae“ in der Kirche San Domenico<br />

in Bologna; „Der Heilige Michael und der Heilige<br />

Raphael“ in der Kirche von San Martino in Bologna;<br />

eine „Immaculata Conception“ in der Kirche San.<br />

Antonio Abbate, Bologna. (1320841) (13)<br />

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263<br />

POLIDORO DA CARAVAGGIO,<br />

UM 1497 CARAVAGGIO <strong>–</strong> UM 1543 MESSINA<br />

(WEITERE ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />

Der Maler ist bereits in den Künstlerviten des Vasari<br />

genannt. Demnach kam er 18-jährig nach Rom, wo er<br />

wahrscheinlich in der Werkstatt von Giulio und Giovanni<br />

da Udine lernen konnte. Schon zu seiner Zeit<br />

wurde er durch seine Malereien an Gebäudefassaden<br />

in der monochromen Sgraffito-Technik gerühmt. Die<br />

Thematik seiner Werke greift fast ausschließlich in die<br />

Mythologie der Antike. Verblüfft hatte er seine Zeitgenossen<br />

mit seiner damals völlig neuen Chiaroscuro-<br />

Malerei. Auch die Tatsache, dass er als Erster in Italien<br />

Heiligenfiguren als winzige Gestalten in die Landschaften<br />

setzte, lediglich als Staffagefiguren. Die Pestepidemie<br />

und der Sacco di Roma veranlassten den<br />

Maler 1527 nach Neapel zu ziehen, um dann 1530 in<br />

Messina Aufträge des spanischen Konsuls anzunehmen,<br />

Werke die jedoch dem Erdbeben 1908 zum Opfer<br />

fielen. Die letzte Nachricht über seine Tätigkeit ist der<br />

Auftrag der Stadt Messina, den Sieg Kaiser Karls V<br />

auf ein hölzernes Triumphtor zu malen. 1543 starb der<br />

Maler eines gewaltsamen Todes. Quellen nennen<br />

seinen Schüler Tonno Calabrese als den Täter, der angeblich<br />

an sein Geld kommen wollte. Neben Deodato<br />

Guinaccia waren Antonio Catalano, Stefano Giordano,<br />

Jacopo Vigneri und Mariano Riccio seine letzten<br />

Schüler in Messina. Werke seiner Hand finden sich in<br />

zahlreichen bedeutenden öffentlichen Sammlungen<br />

und Museen, wie der National Gallery London, der<br />

Royal Collection Windsor, dem Nationalmuseum<br />

Capodimonte Napoli oder dem Metropolitan Musem<br />

of Art, N.Y.<br />

<strong>Gemälde</strong>paar<br />

RÖMISCHER TRIUMPHZUG<br />

sowie<br />

BACCHANAL<br />

Jeweils Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

Je 34 x 100 cm.<br />

Die beiden <strong>Gemälde</strong> in extremem Längsformat, in Entsprechung<br />

antiker bzw. Renaissance-Friesmale reien<br />

oder -Reliefs. Möglicherweise wurden sie als Supraporten<br />

oder für Kabinettfelderungen geschaffen. Die<br />

Farbigkeit in beige-bräunlichem Camaieu lässt die<br />

Figuren im Sinne eines Steinreliefs erscheinen, jedoch<br />

mit völlig dunklem Hintergrund, vor dem sie sich<br />

betont abheben. Im erstgenannten Bild zieht ein römischer<br />

Triumphzug nach links. Die Hauptfigur, ein<br />

Feldherr oder Imperator, sitzt mit erhobenem Feldherrnstab<br />

und einer Siegespalme in der Linken auf<br />

einer Biga, von zwei Pferden gezogen. Er hält den<br />

Kopf zurückgewandt und blickt auf den behelmten<br />

Träger einer Legionsstandarte, dem zwei Krieger folgen.<br />

Dazwischen ein Mann mit Helm, der den Rotulus mit<br />

der Aufschrift „SPQR“ hochhält. Kannen und Amphoren<br />

tragende Frauen sowie ein Musiker mit Doppelaulos<br />

und Lorbeerkranz begleiten den Zug. Die Gefangenen,<br />

zwei davon in langen Philosophenmänteln, ziehen<br />

voraus, die Köpfe gesenkt. Am linken Bild rand ein geharnischter<br />

weiterer Standartenträger zwischen einem<br />

Jüngling mit erhobener Beuterüstung sowie einem<br />

weiteren, der mit geschultertem Beil einen jungen<br />

Stier führt, der zum Tempel als Opfertier geführt wird.<br />

Im Gegenstück wird das wilde Treiben eines antiken<br />

Bacchanals präsentiert. Die Ausführung in entsprechender<br />

Farbigkeit. Auch hier findet sich die Hauptfigur<br />

rechts im Bild, ein beleibter Bacchus mit Weinschale<br />

schwankend auf einem Esel reitend, gestützt<br />

von einem Satyr und einem Knäblein, der sein Bein<br />

sichert. Davor ein Ziegenbock, Symbol der Trunkenheit.<br />

In die rechte untere Ecke hat der Maler eine junge<br />

Frau eingefügt, darüber ein Hornbläser. Die linke<br />

Bildseite ist durch eine Herme betont, die mit einem<br />

Kranz geschmückt wird. Die gesamte Mittelzone wird<br />

von musizierenden Jünglingen und Mänaden im Tanzschritt<br />

belebt, mit Triangel, Serpenthorn, Doppelauloi,<br />

Becken oder Tyrsosstab. Der bocksbeinige Pan mit<br />

Panflöte.<br />

Die Darstellungen evozieren den Eindruck eines<br />

Hoch relief-Plastikfrieses, dies besonders durch die<br />

Beleuchtung von links, mit entsprechenden Schattenbildungen<br />

und dunkler gehaltenen Figuren im Hintergrund.<br />

A. R.<br />

Literatur:<br />

Die beiden <strong>Gemälde</strong> sind besprochen und abgebildet<br />

in: Maurizio Marini (Hrsg.), Polidoro Caldara da Caravaggio.<br />

L‘Invidia e la fortuna, Venedig 2005. (1281111)<br />

(11)<br />

POLIDORO DA CARAVAGGIO,<br />

CA. 1497 CARAVAGGIO <strong>–</strong> CA. 1543 MESSINA<br />

(FURTHER ILL. FOLLOWING PAGES)<br />

Works by his hand are held in numerous important<br />

public collections and museums, such as the National<br />

Gallery London, the Royal Collection Windsor, the<br />

National Museum Capodimonte Napoli or the Metropolitan<br />

Museum of Art, N.Y.<br />

A pair of paintings<br />

ROMAN TRIUMPHAL PROCESSION<br />

and<br />

BACCHANAL<br />

Each oil on canvas. Relined.<br />

34 x 100 cm each.<br />

The two paintings are painted in an extreme landscape<br />

format in line with antique or Renaissance<br />

frieze paintings or reliefs. They may have been created<br />

as overdoor paintings or as cabinet landscaping.<br />

The colouration in brownish-beige Camaieu makes<br />

the figures look like stone reliefs standing out against<br />

a completely dark background.<br />

Literature:<br />

Both paintings are illustrated and discussed in:<br />

Maurizio Marini (ed.), Polidoro Caldara da Caravaggio.<br />

L’invidia e la fortuna, Venice 2005.<br />

€ 30.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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17


264<br />

GIULIO CESARE PROCACCINI,<br />

1574 BOLOGNA <strong>–</strong> 1625 MAILAND<br />

Der Maler war Sohn des ebenfalls im Stil des Manierismus<br />

arbeitenden Ercole Procaccini d. Ä. (1515-<br />

1595) und Bruder des Camillo Procaccini (1561-1629)<br />

sowie des Carlantonio Procaccini (um 1555-um 1605).<br />

Sein Stil zeigt sowohl den Manierismus Bolognas als<br />

auch den Kolorismus der Venezianischen Schule am<br />

Beginn der Barock-Epoche.<br />

MARIA MIT DEM KINDE UND JOHANNES<br />

Öl auf Holz.<br />

50 x 39 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

GIULIO CESARE PROCACCINI,<br />

1574 BOLOGNA <strong>–</strong> 1625 MILAN<br />

THE VIRGIN AND CHRIST CHILD AND SAINT JOHN<br />

Oil on panel.<br />

50 x 39 cm.<br />

Accompanied by a copy of an expert’s report by Emilio<br />

Negro, Bologna, n.d.<br />

€ 17.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Beigegeben eine Expertise von Emilio Negro, Bologna,<br />

ohne Datum, in Kopie.<br />

Zunächst als Bildhauer ausgebildet, ist es nicht verwunderlich,<br />

dass Procaccini dazu neigte, seine <strong>Gemälde</strong>, von<br />

einem Horror Vacui ergriffen, weitestgehend mit den<br />

dargestellten Figuren auszufüllen. Nicht nur in diesem<br />

hier vorliegenden <strong>Gemälde</strong>, dessen guter Zustand<br />

von Emilio Negro hervorgehoben wird, ist dies<br />

der Fall, sondern auch bei <strong>Gemälde</strong>n seiner Hand in<br />

öffentlichen Sammlungen: Besonders bei der „Madonna<br />

mit dem Kinde und den Heiligen“ im Metropolitan<br />

Museum of Art in New York, aber auch bei einem<br />

<strong>Gemälde</strong> in der Eremitage in St. Petersburg, das die<br />

Heilige Familie mit Johannes dem Täufer und einem<br />

Engel zeigt, ist diese Neigung deutlich spürbar.<br />

(1301511) (13)<br />

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265<br />

JUSEPE DE RIBERA,<br />

GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,<br />

1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL<br />

Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />

Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />

sich mit den Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und<br />

Agostino (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-<br />

1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen<br />

von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später<br />

stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo<br />

Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner<br />

Bilder erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs<br />

von Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr<br />

1644 wurde er durch den Papst zum Ritter des Christusordens<br />

geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied<br />

der Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio<br />

ist er der bedeutendste Naturalist der Neapolitanischen<br />

Malerei mit Betonung des Chiaroscuro. Ein<br />

Hauptmerkmal seines Wirkens ist die bewusste Wahl<br />

der Darstellung von meist alten, asketisch knochigschlanken<br />

Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />

APOSTEL ODER EVANGELIST<br />

Öl auf Leinwand.<br />

50 x 49 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Dem <strong>Gemälde</strong> ist eine ausführliche Expertise von<br />

Nicola Spinosa, Napoli, 12. Mai 2022 beigegeben.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> wird im kommenden Jahr aufgenommen<br />

in der Monographie: Nicola Spinosa, Aniello Falcone e<br />

i pittori influenzati da Ribera e attivi a Napoli.<br />

Spinosa weist in seiner Expertise eine Reihe von Vergleichsbildern<br />

auf, die dem hier vorliegenden Bildnis<br />

nahestehen. So etwa „Hl. Petrus als Büßer“, „Mathäus<br />

und der Engel“ oder der „Hl. Andreas im Gebet“.<br />

Was die Datierung des vorliegenden Werkes betrifft,<br />

so verweist Spinosa auf die Schwierigkeit der Feststellung,<br />

ob es noch zu den letzten Monaten von Riberas<br />

Aufenthalt in Rom (1614/15- bis 1615) gehört,<br />

oder in den Beginn seines letzten Aufenthaltes in Neapel<br />

von 1616-1618 zu setzen ist, als Ribera in der<br />

Stiftskirche in Osuna malte.<br />

Letztendlich scheint dem Experten eine Datierung<br />

zwischen 1615 und 1616 als überzeugend.<br />

Damit zählt das vorliegende Werk zu den wenigen<br />

erhaltenen dieser von Spinosa genannten Schaffungsperiode.<br />

Das bisher unveröffentlichte <strong>Gemälde</strong> kann hier als<br />

eine sensationelle Neuentdeckung für das Werk des<br />

bedeutenden Malers Ribera vorgestellt werden. Dementsprechende<br />

gut dokumentierte, jüngste Forschungsergebnisse<br />

des zuständigen Experten Nicola Spinosa<br />

belegen die Autorschaft des Künstlers (s. u).<br />

Es liegt uns hier ein <strong>Gemälde</strong> vor, das den Kopf eines<br />

kräftigen bärtigen Mannes in brauner Kutte zeigt. Das<br />

Haupt kahl, dem Betrachter nahe, schräg nach rechts<br />

ins Bild gesetzt. Nachdenklich blickt er von seinem<br />

offenen Buch auf. Von der Hand, die das Buch hält, ist<br />

am unteren Bildrand ein Finger zu sehen. Mit den geöffneten<br />

Seiten, die eine Abbildung erkennen lassen,<br />

fügt sich das Buch mit hochgeschlagener Seite kompositionell<br />

überlegt in die rechte untere Ecke ein. Das<br />

Bildnis zeigt die meisterliche Handschrift des genannten<br />

Malers, mit allen Aspekten, die seine malerische<br />

Charakteristik ausweisen, wie die bräunlich-goldene<br />

Farbgebung, die Lichtreflexe, bis hin zur überzeugenden<br />

psychologischen Erfassung,<br />

Die Identifizierung des Dargestellten stößt an Grenzen,<br />

da eindeutige Attribute fehlen und man auf Ähnlichkeiten<br />

mit weiteren Bildnissen von Heiligen, Aposteln<br />

oder Evangelisten im Werk Riberas zurückgreifen<br />

muss. Das Buch mag vornehmlich an einen Evangelisten<br />

denken, etwa Matthäus oder Markus, die ebenfalls<br />

in vorgeschrittenem <strong>Alte</strong>r und kahlköpfig gezeigt<br />

wurden. Möglicherweise haben wir es hier mit einem<br />

<strong>Gemälde</strong> der kastilianisch genannten Serie der „Apostolado“<br />

zu tun, die Ribera in seiner langen Karriere<br />

zu verschiedenen Zeiten schuf. Erstmals zwischen<br />

1609 und 1610 zu Beginn seines Aufenthaltes in Rom<br />

(Spinosa 2008, S. 303 f.). Eine zweite Serie entstand<br />

im Auftrag von Pedro Cosida von Saragossa, den Vertreter<br />

des spanischen Königs beim Papst. Vier Bilder<br />

dieser Serie finden sich in der Fondazione Roberto<br />

Longhi in Florenz. Weitere Serien entstanden bis in<br />

die späten 1630er Jahre.<br />

Wie durchdacht die Komposition insgesamt ist, zeigt<br />

die Beobachtung, dass der Lichteinfall von links oben<br />

in einer nach rechts unten führenden Diagonale - über<br />

Kopf, Nase und Bart hinweg - auf die Buchseite weist.<br />

Als Gegen-Diagonale sind die Mantelfalte und die<br />

Schrägstellung des Buches zu sehen.<br />

Dies und der malerische Duktus liegen Riberas „Hieronymus“-Themen<br />

nahe, auch, weil hier wie dort erkennbar<br />

wird, wie Ribera in den Armenvierteln Roms<br />

seine Charaktermotive suchte. Nahezu identisch zeigt<br />

sich ein Petrus-Bildnis, <strong>Teil</strong> der erhaltenen Serie in den<br />

„Girolamini“, die sich in Neapel befinden. A.R.<br />

Literatur:<br />

Nicola Spinosa und A.E. Perez Sánchez, Jusepe<br />

de Ribera 1591-1652, Ausstellungskatalog; Napoli <strong>–</strong><br />

Madrid <strong>–</strong> New York 1992.<br />

G. Papi, Ribera a Roma. Soncono/Cremoa, 2007.<br />

J. Milicua und J. Portús (a cura) Il giovane Ribera tra<br />

Roma, Parma e Napoli, Ausstellungskatalog, Madrid<br />

<strong>–</strong> Napoli 2010-2011. (1321691) (11)<br />

JUSEPE DE RIBERA,<br />

ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,<br />

1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES<br />

APOSTLE OR EVANGELIST<br />

Oil on canvas.<br />

50 x 49 cm.<br />

Accompanied by a detailed expert’s report by Nicola<br />

Spinosa, Napoli, 12 May 2022. Next year, the painting<br />

will be included in the forthcoming monograph:<br />

Nicola Spinosa, Aniello Falcone e i pittori influenzati<br />

da Ribera e attivi a Napoli.<br />

In his expert’s report, Spinosa points to a series of<br />

comparable paintings very similar to the present portrait<br />

such as “The Penitent Saint Peter Matthew and<br />

the Angel” or “Saint Andrew in Prayer”. With regards<br />

to dating the present work, Spinosa finds it difficult to<br />

determining whether the painting was created in the<br />

last months of Ribera’s stay in Rome (1614/15- to<br />

1615) or at the beginning of his last stay in Naples in<br />

1616-1618 when Ribera was painting in the collegiate<br />

church in Osuna.<br />

Ultimately, a dating between 1615 and 1616 seems<br />

convincing to the expert.<br />

This makes the present work one of the few surviving<br />

works from this creative period.<br />

The previously unpublished painting can thus be<br />

presented as a sensational new discovery for the<br />

work of the important painter Ribera. It is accordingly<br />

well-documented and recent research results of the<br />

responsible expert Nicola Spinosa prove the authorship<br />

of the artist (see below).<br />

The present painting shows the head of a strong,<br />

bearded man in a brown robe. The bald head, close to<br />

the viewer, is placed diagonally to the right in the picture.<br />

He looks up thoughtfully from his open book.<br />

One finger of the hand holding the book can be seen<br />

at the bottom of the painting. In a considered composition<br />

the open pages reveal an illustration and the<br />

book with the page turned up fits into the lower right<br />

corner. The portrait shows Ribera’s mastery and typical<br />

painterly characteristics such as the brownishgolden<br />

colouration, the light reflections, and the convincing<br />

psychological assessment.<br />

It is difficult to identify the depicted, since there are<br />

no clear attributes, so one must revert to similarities<br />

with other portraits of saints, apostles, or evangelists<br />

in Ribera’s œuvre. The book suggests an evangelist,<br />

such as Matthew or Mark, who are usually also depicted<br />

as advanced in age and bald. It is possible that<br />

we are dealing here with a painting from the Castilian<br />

series called “Apostolado”, which Ribera painted at<br />

various times during his long career. For the first time<br />

between 1609 and 1610 at the beginning of his stay<br />

in Rome (Spinosa 2008, p. 303 f.). A second series<br />

was commissioned by Pedro Cosida of Zaragoza, the<br />

Spanish king’s representative to the Pope. Four pictures<br />

from this series are held at the Fondazione Roberto<br />

Longhi in Florence. Other series continued into<br />

the late 1630s.<br />

The painting’s sophistication is obvious when following<br />

the direction of light pointing from the top left in a<br />

diagonal direction to the bottom right <strong>–</strong> across the<br />

head, nose, and beard <strong>–</strong> towards the book page. The<br />

fold of the cloak and the slanting position of the book<br />

create a counter-diagonal. This and the painting style<br />

are close to Ribera’s Hieronymus subjects, as it is<br />

clear in both cases how Ribera drew from character<br />

motifs in the slums of Rome. A portrait of Saint Peter,<br />

part of the surviving series in the “Girolamini” in<br />

Naples, is almost identical.<br />

Literature:<br />

Nicola Spinosa and A.E. Perez Sánchez, Jusepe de<br />

Ribera 1591 - 1652, exhibition catalogue; Napoli/<br />

Madrid/ New York 1992.<br />

G. Papi, Ribera a Roma, Soncono/Cremona 2007.<br />

J. Milicua and J. Portús (ed.), Il giovane Ribera tra<br />

Roma, Parma e Napoli, exhibition catalogue, Madrid/<br />

Napoli 2010-2011.<br />

€ 100.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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266<br />

RHEINISCHER MEISTER DES 15. JAHRHUNDERTS<br />

STIFTERTAFEL MIT MADONNA UND HEILIGEN<br />

Öl auf Eichenholz, verso zwei Festigungsklötze.<br />

60 x 52 cm.<br />

Rheinisch, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts.<br />

Ungerahmt.<br />

Die nahezu quadratische Bildtafel war ehemals wohl<br />

Mittelbild eines Haus- oder Kapellenaltars. Maria mit<br />

dem Kind ist im Zentrum zwischen seitlich je zwei<br />

Heiligen gezeigt. Vor einem roten Brokat-Baldachintuch<br />

ist sie stehend wiedergegeben. Das Kind in ihren Armen<br />

hält eine Rosenkranzkette und blickt auf den<br />

links unten knienden Stifter. Die Heiligenfiguren im<br />

Sinne einer Sacra conversazione nahezu gleichrangig<br />

nebeneinandergestellt. Links der Heilige Joseph mit<br />

seinem Attribut, einem Winkel, das seinen Zimmermannsberuf<br />

andeutet, gefolgt von Katharina, hier mit<br />

Krone, in goldfarbenem Brokatkleid und Hermelin und<br />

mit einem goldenen Ring zwischen den Fingern, Attribut<br />

der Heiligen, gleichzeitig ein deutlicher Hinweis<br />

darauf, dass sie als Namenspatronin der Gattin des<br />

Stifters gemeint ist, dementsprechend auch in der<br />

Vertikale zu diesem positioniert. Rechts steht Barbara<br />

mit dem Turm, sowie Johannes Evangelist, hier in rotem<br />

Mantel und mit dem Schlangen-Kelch.<br />

Am Boden das Familienwappen. Die Wahl der Heiligenfiguren<br />

stehen üblicherweise in Bezug zu den Taufnamen<br />

der Stifterfamilie. So ist Josef als Taufpatron<br />

des Stifters zu sehen, auf den er auch mit dem Finger<br />

weist. Bei der Wiedergabe der Gesichter handelt es<br />

sich daher auch um Portraits der Familie. Der Stifter<br />

selbst trägt einen weißen Mantel, was auf seine Zugehörigkeit<br />

zu einer Kongregation hinweist. Die gotischen<br />

Minuskeln der Aufschrift: „O fili(us) dei miserere<br />

mei“ (O Sohn Gottes erbarme Dich meiner) nennen<br />

sein Gebet.<br />

Die Gesichter sind weich modelliert, das Inkarnat zartfarbig.<br />

Der helle Gesamtton des <strong>Gemälde</strong>s lässt sich<br />

in der Stilphase der Kölner Schule während des sogenannten<br />

Weichen Stils beobachten. Die ebenfalls weiche<br />

Hügellandschaft im Hintergrund zeigt vor allem in<br />

der Wiedergabe der Bäume italienischen Einfluss.<br />

A.R. (1321463) (11)<br />

RHENISH SCHOOL, 15TH CENTURY<br />

DONOR PANEL WITH MADONNA AND SAINTS<br />

Oil on oak panel, two parquetting slats on the back.<br />

60 x 52 cm.<br />

Rhenish, second half of the 15th century.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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267<br />

LOMBARDISCH-VENEZIANISCHER MALER<br />

DES 16. JAHRHUNDERTS<br />

KREUZABNAHME CHRISTI<br />

Öl auf Holz. <strong>Teil</strong>s parkettiert.<br />

133 x 101 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Erzählerische Darstellung der Kreuzabnahme in weiter<br />

Landschaft mit Fluss. Im Vordergrund der abgenommene<br />

Leichnam, um den verschiedene Figuren in einem<br />

Kreis gruppiert sind. Hinter ihnen im Zentrum<br />

das zum oberen Bildrand führende Kreuz. Im Vordergrund<br />

der auf einem weißen Laken liegende Jesus,<br />

nur mit einem rötlichen Lendentuch bekleidet, dessen<br />

Oberkörper leicht von Josef von Arimathäa gehalten<br />

wird. Oberhalb Jesu Maria, in rot-blauem Gewand sitzend<br />

mit schmerzverzerrtem Gesicht, die wiederum<br />

von dem hinter ihr stehenden Johannes mit rötlichem<br />

Umhang gehalten wird. Rechtsseitig drei Christus<br />

beweinende Frauen in langen blauen und rötlichen<br />

Gewändern. Am unteren linken Rand ein Schädel als<br />

Verweis auf Golgatha. Im Hintergrund rechts wird auf<br />

einer Anhöhe die Kreuzigung mit zahlreichen Figuren<br />

wiedergegeben: In der Mitte die Aufrichtung des<br />

Kreuzes mit Christus, zu seinen Seiten die beiden<br />

Kreuze der Schächer. Auf der linken Seite zwei Soldaten<br />

im Gespräch vor einer großen Gebäudeanlage. Im<br />

Hintergrund die Stadtanlage mit weiter See, auf der<br />

einige Boote zu erkennen sind, sowie am Horizont,<br />

hinter einer Berggruppe, die in einer leuchtenden rötlichen<br />

Kugel hinter dem Meer versinkende Abendsonne.<br />

Rechts des Kreuzbalkens wird zudem durch eine<br />

Höhle und einen verzierten Sarkophag die Grabstätte<br />

angedeutet. Qualitätvolle Malerei in teils kräftigen<br />

leuchtenden Farben, bei der jedoch hier mehrere<br />

Episoden der Kreuzigungsgeschichte wiedergegeben<br />

sind. Rest., teils Retuschen, teils Farbabrieb.<br />

(1321361) (3) (18)<br />

SCHOOL OF LOMBARDY/VENICE,<br />

16TH CENTURY<br />

THE DEPOSITION FROM THE CROSS<br />

Oil on panel. Partially parquetted.<br />

133 x 101 cm.<br />

€ 35.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Detail des <strong>Gemälde</strong>s<br />

rechts oben<br />

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268<br />

MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

DIE KREUZIGUNG CHRISTI<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

90,5 x 72 cm.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen.<br />

Die Komposition dürfte wohl nach einem Vorbild des<br />

Roger van der Weyden (1399-1464) entstanden sein.<br />

Im Zentrum der am Kreuz hängende Jesus mit weißem<br />

bewegtem Laken um seine Hüfte, oberhalb seines<br />

Kopfes das befestigte Schild mit der Inschrift<br />

„INRI“, rechts und links von ihm die Kreuze der beiden<br />

Schächer. Unterhalb des Kreuzes auf der linken<br />

Seite Maria in blau-weißem Gewand, vor Schmerz<br />

zusammengesunken mit geschlossenen Augen, dabei<br />

wird sie gestützt von dem hinter ihr stehenden Johannes<br />

in rotem Gewand. Jesus wendet seinen Blick den<br />

beiden zu. Das Kreuz umklammert hat Maria Magdalenda,<br />

die in feinem Gewand und langen, welligen<br />

Haaren auf Jesus hinaufblickt. Rechtsseitig mehrere<br />

Männer im Gespräch und zwei Soldaten in Rüstung. Im<br />

Hintergrund der abendliche Himmel über dem Mauerzug<br />

um die Stadt Jerusalem. Figurenreiche Darstellung<br />

in differenzierten Farbtönen. <strong>Teil</strong>s rest., Retuschen.<br />

(1300491) (18)<br />

MASTER OF THE 17TH CENTURY<br />

THE CRUCIFIXION OF CHRIST<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

90.5 x 72 cm.<br />

The composition is probably based on a paragon<br />

by Roger van der Weyden (1399-1464).<br />

€ 8.000 - € 12.000<br />

Sistrix<br />

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269<br />

JUSEPE DE RIBERA,<br />

GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,<br />

1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL<br />

Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />

Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />

sich mit den Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und<br />

Agostino (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-<br />

1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen<br />

von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später<br />

stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo<br />

Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner<br />

Bilder erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs<br />

von Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr<br />

1644 wurde er durch den Papst zum Ritter des Christusordens<br />

geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied<br />

der Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio<br />

ist er der bedeutendste Naturalist der Neapolitanischen<br />

Malerei mit Betonung des Chiaroscuro. Ein<br />

Hauptmerkmal seines Wirkens ist die bewusste Wahl<br />

der Darstellung von meist alten, asketisch knochigschlanken<br />

Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />

DER PHILOSOPH DIOGENES<br />

Öl auf Leinwand.<br />

96 x 72 cm.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> größerformatig angelegt und, wie bei<br />

Ribera und dessen Hell-Dunkel-Malstil üblich, in caravaggesker<br />

Malweise mit dunklem Hintergrund, vor<br />

dem der hier alt und graubärtig wiedergegebene Philosoph<br />

in hellem Licht erscheint. Der aus Sinope<br />

stammende griechische Denker (um 412-323 v. Chr.)<br />

wird hier, wie üblich, mit einer Laterne dargestellt.<br />

Der Sinn dieses attributiven Gegenstandes geht aus<br />

der Legende hervor, wonach Diogenes bei der Befragung,<br />

warum er bei Tageslicht eine Laterne hält, geantwortet<br />

haben soll „Ich suche einen Menschen“.<br />

Dieser Skeptizismus ist auch der Inhalt der Lehre der<br />

damaligen griechischen Philosophie geworden. Hier<br />

in Dreiviertelansicht in Lebensgröße wiedergegeben,<br />

hat der Maler ihn leicht nach rechts gebeugt gezeigt,<br />

mit nachdenklichem Blick, die Laterne in der Linken,<br />

ein großes Buch in der Rechten haltend. Als Kleidung<br />

dient ihm lediglich ein bescheidener brauner Kittel mit<br />

weißem darunterliegendem Hemd, wobei jedoch die<br />

gesamte rechte Brust- und Schulterpartie freigelassen<br />

wird. Das weithin bekannte <strong>Gemälde</strong> von Ribera,<br />

das ebenfalls den Philosophen zeigt, befindet sich in<br />

der <strong>Gemälde</strong>galerie Dresden, stellt aber den Philosophen<br />

in noch jüngerem <strong>Alte</strong>r vor, in noch stolzer aufrechter<br />

Haltung und mit nahezu vorwurfsvollem Blick,<br />

wodurch sein Satz nach der Suche des wahren Menschen<br />

noch herausfordernder thematisiert ist. Im vorliegenden<br />

<strong>Gemälde</strong> jedoch erscheint der gealterte<br />

Philosoph bereits in einer Resignation dargestellt.<br />

Ribera, bekannt für mehrere seiner Philosophendarstellungen,<br />

hat speziell diesen Diogenes mehrfach in<br />

unterschiedlichen Bildauffassungen geschaffen, wobei<br />

das vorliegende <strong>Gemälde</strong> wohl zu den ausdrucksvollsten<br />

aus dieser Serie zu zählen wäre.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Jacques Leegenhoek, Paris, November 1996.<br />

Literatur:<br />

Das hier angebotene <strong>Gemälde</strong> ist abgebildet in:<br />

Nicola Spinosa, Ribera. La obra completa, Madrid<br />

2008, Nr. B2, S. 485. Spinosa datiert das <strong>Gemälde</strong><br />

auf ca. 1612-1613. (1241111) (2) (11)<br />

JUSEPE DE RIBERA,<br />

ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,<br />

1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES<br />

THE PHILOSOPHER DIOGENES<br />

Oil on canvas.<br />

96 x 72 cm.<br />

Provenance:<br />

Galerie Jacques Leegenhoek, Paris, November 1996.<br />

Literature:<br />

The painting on offer for sale here is illustrated in:<br />

Nicola Spinosa, Ribera. La obra completa, Madrid<br />

2008, no. B2, p. 485. Spinosa dates the painting to<br />

ca. 1612-1613.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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270<br />

BERNARDINO LUINI,<br />

UM 1480/85 RUNO <strong>–</strong> 1532 MAILAND,ZUG.<br />

BILDNIS DER HEILIGEN MARIA MAGDALENA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

65 x 52 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Beigegeben eine Expertise von Didier Bodart vom 14.<br />

April 2001, darin Zuweisung an Bernardino Luini.<br />

Die jugendliche Heilige im Halbbildnis hält in der linken<br />

Hand das Salbgefäß, die Rechte an den Gürtel gelegt.<br />

Kopf mit Blick nach links gewendet. Im Bildaufbau und<br />

in der Farbgebung eindeutig die Schule Leonardo da<br />

Vincis (1452-1519) erkennbar. (†) (13220015) (11)<br />

BERNARDINO LUINI,<br />

CA. 1480/85 RUNO <strong>–</strong> 1532 MILAN, ATTRIBUTED<br />

PORTRAIT OF SAINT MARY MAGDALENE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

65 x 52 cm.<br />

Unframed.<br />

Accompanied by an expert´s report by Didier Bodart<br />

dated 14 April 2001 with attribution to Bernardino<br />

Luini.<br />

The youthful saint is shown in half-portrait and holds<br />

the ointment vessel in the left hand while her right<br />

hand is placed on her belt. Her gaze is turned to the<br />

left. The composition and colouration clearly shows<br />

the School of Leonardo da Vinci (1452-1519). (†)<br />

€ 35.000 - € 45.000<br />

Sistrix<br />

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271<br />

BARTOLOMEO SIGNORINI,<br />

1674 <strong>–</strong> 1742<br />

SOFONISBE EMPFÄNGT DEN GIFTBECHER<br />

Öl auf Leinwand.<br />

204 x 165 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. Ugo Ruggeri,<br />

ohne Datum, in Kopie.<br />

Massinissa, der früh mit Sofinisbe verlobt wurde, jedoch<br />

hinnehmen musste, dass diese aufgrund der<br />

Heiratspolitik ihres Vaters König Syphax heiraten<br />

musste, heiratete sie später und versucht nun, ihre<br />

Auslieferung an Scipio zu verhindern. Er reicht ihr soeben<br />

den Giftbecher, der das Bildzentrum des hier angebotenen<br />

<strong>Gemälde</strong>s bildet. Ihre Unschuld wird unterstrichen<br />

durch das weiße Textil, in das sie gehüllt<br />

ist, eine sichtbare Brust zeigt die weiße Haut, die<br />

ebenfalls auf die Unschuld anspielen dürfte. Ihre adelige<br />

Herkunft wird durch eine kleine Krone unterstrichen,<br />

die ihr Haupt ziert.<br />

BARTOLOMEO SIGNORINI,<br />

1674 <strong>–</strong> 1742<br />

SOPHONISBA RECEIVING THE CUP OF POISON<br />

Oil on canvas.<br />

204 x 165 cm.<br />

Accompanied by a copy of an expert’s report by<br />

Prof Ugo Ruggeri, n.d.<br />

Literature:<br />

cf. Proposte e restauri. I Musei d’arte negli anni<br />

Ottanta, Verona, Museo di Castelvecchio, 1987,<br />

pp. 243-248.<br />

cf. Le vite dei pittori, scultori e architetti Veronesi,<br />

Verona, Guiseppe Biadego (ed.), 1891, p. 340.<br />

€ 15.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Literatur:<br />

Vgl. Proposte e restauri. I Musei d‘arte negli anni<br />

Ottanta, Verona, Museo di Castelvecchio, 1987,<br />

S. 243-248.<br />

Vgl. Le vite dei pittori, scultori e architettti veronesi,<br />

Hrsg. Giuseppe Biadego, Verona 1891, S. 340.<br />

(1321161) (3) (13)<br />

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272<br />

JAN ADRIAENSZ VAN STAVEREN,<br />

UM 1613 LEYDEN <strong>–</strong> UM 1668, ZUG.<br />

DER HEILIGE FRANZISKUS IN EINER HÖHLE<br />

IM GEBET<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

44 x 33 cm.<br />

Rechts unten monogrammiert. Verso alter angehefteter<br />

Zettel mit Resten einer Aufschrift mit Künstlerbezeichnung<br />

„Stav...“ sowie die Jahreszahl „1569“.<br />

Das fein gemalte Bild vereint mehrere Kategorien der<br />

Malerei: Bildnis, Stillleben und Landschaft. Im Zentrum<br />

der Darstellung, nach links in einer braunen Kutte kniend,<br />

der Heilige Franziskus, vor sich einen Folianten<br />

auf einem Felssockel. Links davor ein Holzkreuz mit<br />

Corpus Christi, dem der Blick des Heiligen gilt. Den<br />

Vordergrund hat der Maler genutzt, um beinahe stilllebenhaft<br />

Pflanzen und niedere Tierwelt darzustellen,<br />

wie Disteln, die als Symbol der Selbstkasteiung als<br />

Attribut des Heiligen gedacht sind. Daneben bunte<br />

Vögel, auf die bereits Marder lauern, ein Ausdruck des<br />

Memento mori-Gedankens. Rechts unten zwei Frösche<br />

neben Blättern und Blüten. Der Höhleneingang eröffnet<br />

einen Ausblick in bergige Landschaft mit kühnem<br />

Felsenbogen, Kirchengebäude und erhöht stehender<br />

Burg. Das <strong>Gemälde</strong> besticht insgesamt durch die<br />

gekonnte Feinmalerei aber auch durch den außergewöhnlichen<br />

Bildeinfall zu diesem Thema. (13220013)<br />

(11)<br />

JAN ADRIAENSZ VAN STAVEREN,<br />

CA. 1613 LEIDEN <strong>–</strong> CA. 1668, ATTRIBUTED<br />

SAINT FRANCIS PRAYING IN A CAVE<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

44 x 33 cm.<br />

Monogrammed lower right. Old attached note with<br />

remains of an inscription “Stav...” and date “1569” on<br />

the reverse.<br />

€ 18.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Monogrammiert oberhalb<br />

des Froschkopfes<br />

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273<br />

VINCENT MALO,<br />

UM 1595 <strong>–</strong> 1656<br />

MOSES TEILT DAS ROTE MEER<br />

Öl auf Holz.<br />

Ca. 55,5 x 78 cm.<br />

Links unten monogrammiert „I.V.M.“ und<br />

datiert „1631“.<br />

Beigegeben Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />

vom 2. September 2018.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> ist insbesondere wegen der seltenen<br />

ikonografischen Darstellung von höchstem kunsthistorischen<br />

Interesse. Der Auszug aus Ägypten wird<br />

hier in einer weiten hügeligen Landschaft wiedergegeben,<br />

rechts das Ufer des Roten Meeres mit<br />

Darstellung des Unterganges der ägyptischen Reiterarmee,<br />

die dem Auszug gefolgt war. Am Ufer hervorgehoben<br />

die Gestalten von Moses und Aaron, wobei<br />

Moses den rechten Arm mit Stab erhoben hält, mit<br />

Blick auf den Untergang der Verfolger. Das Volk zieht<br />

in großen Scharen in den Vordergrund. Unter den hier<br />

größer wiedergegebenen Figuren noch einmal Moses<br />

und Aaron. Daneben ein Steinsarkophag, in dem die<br />

Leiche des Josef liegt, die dem Bibeltext gemäß beim<br />

Auszug aus Ägypten mitgeführt wurde um später im<br />

Grab der Patriarchen beigesetzt zu werden. Diese<br />

Darstellung findet sich in den gemalten Exodusschilderungen<br />

kaum bzw. so gut wie nicht. <strong>Meister</strong>liche<br />

Feinmalerei. (†) (13220011) (11)<br />

VINCENT MALO,<br />

CA. 1595 <strong>–</strong> 1656<br />

MOSES PARTS THE RED SEA<br />

Oil on panel.<br />

Ca. 55.5 x 78 cm.<br />

Monogrammed „I.V.M.“ and dated „1631“ below left.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr. Klaus Ertz,<br />

Lingen, dated 2 September 2018.<br />

The painting is of great art historical interest, particularly<br />

due to its rare iconography. The figures of Moses<br />

and Aaron are highlighted on the banks. This subject<br />

is very rarely found in exodus paintings. Superb fine<br />

painting. (†)<br />

€ 28.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

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274<br />

FRANCESCO SOLIMENA,<br />

1657 CANALE DI SERINO <strong>–</strong> 1747 BARRA DI NAPOLI<br />

Neben Luca Giordano (1632/34-1705), von dem er sich<br />

stark beeinflussen ließ, gilt er als einer der führenden<br />

Vertreter der neapolitanischen Malerei seiner Zeit. Da<br />

Neapel etliche Jahre aufgrund des Spanischen Erbfolgekriegs<br />

an das österreichische Habsburg ging, erhielt<br />

Solimena auch zahlreiche Aufträge aus Wien (z.B.<br />

Hochaltarbild der Kapelle im Schloss Belvedere) und beeinflusste<br />

so auch die öster reichischen Barock-Maler<br />

wie Daniel Gran (um 1694-1757) oder Paul Troger<br />

(1698-1762).<br />

RUHE AUF DER FLUCHT NACH ÄGYPTEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

99 x 135,5 cm.<br />

In plastisch verziertem und vergoldetem Rahmen.<br />

Solimena lässt keine Zweideutigkeiten zu, wenn er uns<br />

hier die Flucht nach Ägypten zeigt: Auf einem Sockel<br />

ganz rechts, der zudem als Repoussoir dient, ruht<br />

eine nach links blickende Sphinx und wird von einer<br />

Palme überragt. Davor Maria in den von ihr typischen<br />

Farben auf ihrem Schoß das blonde Jesuskind, vor<br />

der Figurengruppe zwei geflügelte Putti, deren blonde<br />

Haare mit den dahinterliegenden Sonnenblumen<br />

korrespondieren. Die linke Bildhälfte wird von allerlei<br />

Hausrat eingenommen, der von der Heiligen Familie<br />

mitgenommen worden ist, daneben ein Rind, ein Esel<br />

und ein Huhn. Dahinter, sich abzeichnend vor einem<br />

Hügel mit Häusern, sitzt Joseph.<br />

Provenienz:<br />

Julius Weitzner, New York.<br />

1950 bei der University of Kansas Museum of Art.<br />

Sotheby‘s, Montecarlo, 23. Februar 1986, lot 477.<br />

Paul Ganz, New York.<br />

Everett Fahy.<br />

Christie‘s New York, 26. Oktober 2016.<br />

Anmerkung:<br />

Von dem hier angebotenen <strong>Gemälde</strong> existiert ein<br />

Kupferstich mit seitenverkehrter Wiedergabe des<br />

Themas (siehe Vergleichsabbildung) von 1724 durch<br />

Bernard Baron.<br />

Literatur:<br />

K. Berger, A picture by Sebastien Bourdon, in: The<br />

Register of the Museum of Art of the University of Kansas,<br />

Juni 1951, Nr. 1, Abb. 1, als Sebastien Bourdon.<br />

P. Rosenberg, Quelques tableaux inédits du dix-septième<br />

siècle français, Art de France : revue annuelle<br />

de l‘art ancien et moderne, Paris, IV, 1964, S. 299,<br />

als zugeschrieben an Giuseppe Bartolomeo Chiari.<br />

B. Fredericksen and F. Zeri, Census of Pre-Nineteenth-<br />

Century Italian Paintings in North American Public<br />

Collections, Cambridge 1972, p. 52, als Giuseppe<br />

Bartolomeo Chiari.<br />

A.M. Clark, Studies in Roman eighteenth-century<br />

painting, Washington, D.C. 1981, S. 8, n. 5, als Sebastiano<br />

Conca.<br />

N. Spinosa, Pittura napoletana del Settecento, Neapel,<br />

1988, S. 185, Nr. 13.<br />

G. Finaldi and M. Kitson et al., Discovering the Italian<br />

Baroque: The Denis Mahon Collection, London 1997,<br />

S. 160, Nr. 76.<br />

S. Carotenuto, Francesco Solimena: Dall‘attività giovanile<br />

agli anni della maturità (1674-1710), Rom, 2015,<br />

S. 169-70, under no. A27, Abb. A27.3.<br />

N. Spinosa, Francesco Solimena (1657-1747) e le Arti<br />

a Napoli, Rom 2018, S. 247, Abb. 76d. (1321981) (13)<br />

FRANCESCO SOLIMENA,<br />

1657 CANALE DI SERINO - 1747 BARRA DI NAPOLI<br />

REST ON THE FLIGHT INTO EGYPT<br />

Oil on canvas.<br />

99 x 135.5 cm.<br />

Provenance:<br />

Julius Weitzner, New York.<br />

1950 at the University of Kansas Museum of Art.<br />

Sotheby’s, Montecarlo, 23. Februar 1986, lot 477.<br />

Paul Ganz, New York.<br />

Everett Fahy.<br />

Christie’s New York, 26 October 2016.<br />

Literature:<br />

K. Berger, A picture by Sebastien Bourdon, in: The<br />

Register of the Museum of Art of the University of<br />

Kansas, June 1951, no. 1, ill. 1, as Sebastien Bourdon.<br />

P. Rosenberg, Quelques tableaux inédits du dix-septième<br />

siècle français, Art de France: revue annuelle<br />

de l’art ancien et moderne, Paris, IV, 1964, p. 299,<br />

as attributed to Giuseppe Bartolomeo Chiari.<br />

B. Fredericksen and F. Zeri, Census of Pre-Nineteenth-<br />

Century Italian Paintings in North American Public<br />

Collections, Cambridge 1972, p. 52, as Giuseppe<br />

Bartolomeo Chiari.<br />

A.M. Clark, Studies in Roman eighteenth-century<br />

painting, Washington, D.C. 1981, p. 8, no. 5, as Sebastiano<br />

Conca.<br />

N. Spinosa, Pittura napoletana del Settecento, Neapel<br />

1988, p. 185, no. 13.<br />

G. Finaldi and M. Kitson et al., Discovering the Italian<br />

Baroque: The Denis Mahon Collection, London 1997,<br />

p. 160, no. 76.<br />

S. Carotenuto, Francesco Solimena: Dall’attività<br />

giovanile agli anni della maturità (1674-1710), Rome<br />

2015, p. 169-70, under no. A27, ill. A27.3.<br />

N. Spinosa, Francesco Solimena (1657-1747) e le Arti<br />

a Napoli, Rom 2018, S. 247, Abb. 76d. INFO | BIETEN<br />

€ 30.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

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275<br />

FRANCESCO SALVATOR FONTEBASSO,<br />

1707 VENEDIG <strong>–</strong> 1769 EBENDA<br />

CHRISTUS UND DIE EHEBRECHERIN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

97 x 114 cm.<br />

In teilvergoldetem Rahmen.<br />

Die Perikope über Christus und die Ehebrecherin<br />

steht in Vers 7,53-8,11 des Johannesevangeliums. Sie<br />

beschreibt die Konfrontation zwischen Christus und<br />

den Schriftgelehrten und Pharisäern zu der Frage, ob<br />

eine Frau, die soeben beim Ehebruch ertappt wurde,<br />

gesteinigt werden muss. Das <strong>Gemälde</strong> zeigt Jesus<br />

im Tempel, um ihn herum die Schriftgelehrten und die<br />

Pharisäer, die ihm links die Ehebrecherin in rotem Gewand<br />

mit goldenem Tuch gebracht haben. Sie hat ihre<br />

Hände hinter dem Rücken gefesselt und den Kopf<br />

reuig zu Boden gesenkt. Hinter ihr stehend Soldaten<br />

in Rüstung und mit hohen Lanzen. Christus wird von<br />

einem der Pharisäer, der mit ausgestreckten Händen<br />

auf die Frau weist, gefragt was sie tun sollen. Christus<br />

in rotem Gewand und blauem leuchtendem Mantel<br />

hat sich niedergebückt und weist darauf hin, was er<br />

auf den Boden geschrieben hat. Schließlich spricht er<br />

zu ihnen die berühmten Worte „Wer von Euch ohne<br />

Sünde ist, werfe als erster den Stein auf sie“. Dieser<br />

dramatische Momennt ist Gegenstand der Darstellung.<br />

Als Repoussoir hat der Maler an den linken Rand<br />

einen Jungen mit Hund und am rechten unteren Rand,<br />

vor einer steinernen Brüstung, ein Mädchen, ebenfalls<br />

mit einem Hund spielend, gesetzt. Durch die hohen<br />

Bögen der Architektur des Tempels fällt der Blick auf<br />

einen hellblauen Himmel mit weiteren Gebäuden.<br />

Figurenreiche Darstellung mit bewegten Gesten und<br />

feiner Lichtführung, die insbesondere Christus im<br />

Mittelpunkt und die Ehebrecherin hervorhebt. Minimal<br />

Retuschen.<br />

Literatur:<br />

Die Freunde des Wallraf-Richartz-Museum und des<br />

Museum Ludwig e.V. (Hrsg.), Wallraf-Richartz-Jahrbuch<br />

für Kunstgeschichte, Bd. 78, Köln 2017, S. 253,<br />

Abb. 21. (1302011) (18)<br />

FRANCESCO SALVATOR FONTEBASSO,<br />

1707 VENICE <strong>–</strong> 1769 IBID.<br />

CHRIST AND THE ADULTERESS<br />

Oil on canvas.<br />

97 x 114 cm.<br />

Literature:<br />

Die Freunde des Wallraf-Richartz-Museum und des<br />

Museum Ludwig e.V., Wallraf-Richartz-Jahrbuch für<br />

Kunsgeschichte, vol. 78, Cologne 2017, p. 253, ill. 21.<br />

€ 12.000 - € 15.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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276<br />

MARCELLUS COFFERMANS,<br />

1520/30 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1578 EBENDA,<br />

ZUG./ KREIS DES<br />

<strong>Gemälde</strong>paar<br />

DIE GEBURT CHRISTI<br />

sowie<br />

SAMUEL ALS RICHTER<br />

Öl auf Holz.<br />

14 x 9 cm und 13,5 x 9,5 cm.<br />

Auf dem zweiten <strong>Gemälde</strong> bezeichnet „.z.Samuelis..“<br />

Je in teilvergoldetem Holzrahmen.<br />

Das erste <strong>Gemälde</strong> zeigt in einem stallartigen Innenraum<br />

die Geburt Christi: auf einem steinernen Block,<br />

von dem zwei weitere <strong>Teil</strong>e auf dem Boden liegen,<br />

ein kleinerer Holzblock auf dem Stroh liegt und darauf<br />

auf einem weissen Laken das nackte neugeborene<br />

Jesuskind. Rechts von ihm die kniende Maria in langem<br />

roten Gewand mit blauem Mantel, die Hände<br />

behutsam zusammengelegt und liebevoll auf das<br />

Kind herabschauend. Hinter ihr der stehende Josef<br />

mit leuchtend rotem Mantel in seiner linken Hand einen<br />

Stock haltend. Linksseitig und hinter dem Jesuskind<br />

Engel mit großen Flügeln in farbenfrohen Gewändern.<br />

Im Hintergrund des Stalles sind Ochs und<br />

Esel zu erkennen. Durch die Fenster und die Tür fällt<br />

der Blick auf eine Landschaft mit Hirten und ihren<br />

Schafen, denen gerade in einem hellen, vom Himmel<br />

herabfallenden Lichtstrahl ein schwebender Engel erscheint,<br />

der ihnen die Geburt Christi verkündet. Das<br />

zweite <strong>Gemälde</strong> zeigt in einem Saal den auf einem<br />

Thron sitzenden Samuel in prachtvollem goldenen,<br />

besticktem Gewand, um über einen vor ihm stehenden<br />

Mann und einen Soldaten zu urteilen. Im Hintergrund<br />

vor landschaftlichem Ausblick eine Vielzahl an<br />

Männern in langen Gewändern, die der Urteilssprechung<br />

beiwohnen. Im Vordergrund zudem ein stehender<br />

Mann mit roter, geschlitzter Jacke, einen am Boden<br />

sitzenden weißen Hund an der Leine haltend. Vielfigurige<br />

qualitätvolle Malerei, die Figuren mit feinen<br />

Gesichtern und teils prachtvollen farbigen Kostümen.<br />

Vereinzelt kleine Retuschen.<br />

Provenienz:<br />

P. de Boer, Amsterdam.<br />

Privatsammlung, Monaco.<br />

Anmerkung:<br />

Coffermans, der seit 1539 <strong>Meister</strong> in der Antwerpener<br />

Malergilde war, interessierte sich nicht für den italienischen<br />

Manierismus seiner Zeit, sondern ließ sich<br />

vor allem von den Werken der Künstler inspirieren,<br />

die zwei oder drei Generationen vor ihm tätig waren.<br />

Seine Darstellung der Geburt Christi ist ausgesprochen<br />

traditionell. (1302163) (18)<br />

MARCELLUS COFFERMANS,<br />

1520/30 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1578 IBID.,<br />

ATTRIBUTED/ CIRCLE OF<br />

Pair of paintings<br />

THE BIRTH OF CHRIST<br />

and<br />

SAMUEL AS A JUDGE<br />

Oil on panel.<br />

14 x 9 cm and 13.5 x 9.5 cm.<br />

On the second painting inscribed “.z.Samuelis..”<br />

Provenance:<br />

P. de Boer, Amsterdam.<br />

Private collection, Monaco.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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45


277<br />

LUCA GIORDANO,<br />

GENANNT „LUCA FA PRESTO“,<br />

1634 NEAPEL <strong>–</strong> 1705 EBENDA<br />

Der vor allem für seine Fresken berühmte Maler war<br />

Sohn eines Kunsthändlers aus Apulien, der sich ebenfalls<br />

der Malerei widmete. So erhielt er seinen ersten<br />

Unterricht bei seinem Vater, während jedoch allgemein<br />

angenommen wird, dass er ein Schüler des<br />

Giuseppe José de Ribera (1588/91-1652) war. Etliche<br />

seiner Werke lassen auch dessen Einfluss erkennen,<br />

während das enorm umfangreiche Werk Giordanos<br />

zeigt, dass er sämtliche Stilvarianten seiner Zeit beherrschte.<br />

Auch die Themenbreite in seinem Werk, in<br />

sämtlichen Bereichen der Historienmalerei, religiöse<br />

Darstellungen aber auch mythologische Szenen, zeigt<br />

Einflüsse zunächst der Caravaggisten, später aber<br />

auch der Maler Pietro da Cortona (1596-1669), Mattia<br />

Preti (1613-1699) oder Peter Paul Rubens (1577-1640).<br />

Im Bildaufbau mancher seiner Werke sind auch die<br />

venezianischen <strong>Meister</strong> wie Paolo Veronese (1528-<br />

1588), Tiziano Vecellio (1485/89-1576) oder Domenico<br />

Robusti Tintroretto (1560-1635) spürbar.<br />

CHRISTUS UND DIE EHEBRECHERIN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

182 x 230 cm.<br />

In schmaler moderner Holzleiste.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Professor Oreste Ferrari<br />

vom März 1998, Rom, in Kopie.<br />

Ebenfalls in Kopie ein Gutachten von Maria Letizia<br />

Paoletti vom 25. Februar 1990, in dem Paoletti genau<br />

wie Ferrari zu dem Schluss kommt, dass es sich um<br />

ein eigenhändiges Werk von Luca Giordano handelt,<br />

das um 1660-1670 entstanden sein kann.<br />

Paoletti vergleicht die hier angebotene Darstellung<br />

mit dem <strong>Gemälde</strong> „Christus unter den Gelehrten“<br />

in der Sammlung Conte Leonardo Viletti, der „Santa<br />

Lucia“ im Museum Museo di Capodimonte in Neapel<br />

und natürlich dem Werk „Christus und die Ehebrecherin“<br />

im Museo di Reggio Calabria, das dem hier angebotenen<br />

<strong>Gemälde</strong> in vieler Hinsicht ähnelt.<br />

Anmerkung:<br />

Ein <strong>Gemälde</strong> mit der gleichen Komposition nach<br />

Luca Giordano wird in der Kirche Pio Monte della<br />

Misericordia in Neapel verwahrt. (1301021) (3) (13)<br />

LUCA GIORDANO,<br />

ALSO KNOWN AS “LUCA FA PRESTO”,<br />

1634 NAPLES <strong>–</strong> 1705 IBID.<br />

CHRIST AND THE ADULTRESS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

182 x 230 cm.<br />

A copy of the certificate of authenticity by Professor<br />

Oreste Ferrari from March 1998, Rome, is enclosed<br />

as is an expert's report by Maria Letizia Paoletti dated<br />

25 February 1990. Both experts infer that this is an<br />

original by Luca Giordano which may have been created<br />

between 1660 and 1670.<br />

Paoletti compares the present depiction with a painting<br />

of “Christ among the Scholars” held in the collection<br />

of Conte Leonardo Viletti, the “Santa Lucia” held<br />

in the Museo di Capodimonte in Naples and a work<br />

titled “Christ and the Adulteress” held at the Museo<br />

di Reggio Calabria, which is similar to the present<br />

painting in many respects.<br />

Notes:<br />

A painting with the same composition after Luca<br />

Giordano is held at the Pio Monte della Misericordia<br />

church in Naples.<br />

€ 34.000 - € 38.000<br />

Sistrix<br />

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278<br />

JACOB ADRIAENSZ BACKER,<br />

1608 HARLINGEN <strong>–</strong> 1651 AMSTERDAM, ZUG.<br />

DER ZINSGROSCHEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

141 x 159 cm.<br />

Das Bildthema illustriert die bekannte Bibelstelle nach<br />

Matthäus (Mt 22,21). Danach kamen während der Zeit<br />

der für das Volk schwer zu ertragenden römischen<br />

Steuererhebungen Vertreter der jüdischen Obrigkeit zu<br />

Jesus, zeigten ihm eine Münze mit der Frage, ob das<br />

Steuergeld an Rom gezahlt werden müsse. Jesus<br />

antwortete, auf das Cäsarenbildnis der Münze weisend:<br />

„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott,<br />

was Gottes ist“. Damit war für die Jesuspartei der politische<br />

Konflikt mit Rom vorläufig beruhigt.<br />

Das Thema war in allen Epochen von hoher <strong>–</strong> vor allem<br />

auch politischer <strong>–</strong> Bedeutung, da der Bibeltext auch<br />

den jeweiligen Regierungen Europas das finanzielle<br />

Führungsrecht zu geben bedeutete. Vor allem aus diesem<br />

Grunde fand das Bildthema weite Verbreitung,<br />

von nahezu allen Malern aufgegriffen, von Masaccio,<br />

Caravaggio, Tizian oder Rubens, bis hin zu Malern der<br />

jüngeren Neuzeit.<br />

Backer hat hier großformatig das Thema nahezu theatralisch<br />

in Szene gesetzt, die Figuren in Betrachternähe<br />

nahezu lebensgroß gemalt. Der Gestalt des<br />

Jesus, der gleichzeitig auf die Münze und zum Himmel<br />

weist, steht den bärtigen Männern gegenüber, die<br />

teils fragend, teils überrascht blicken.<br />

Von Backers <strong>Gemälde</strong> sind einige Wiederholungen<br />

bekannt, die im Werkverzeichnis (siehe Literatur) aufgeführt<br />

wurden. Davon befindet sich eine<br />

Version im Nationalmuseum Stockholm (Inv.Nr. 382),<br />

eine weitere in Privatsammlung, ferner wird ein Exemplar<br />

in unbekanntem Verbleib genannt (diese?).<br />

Backer kam als Kind mit seiner Familie nach Amsterdam,<br />

ging dann etwa 20-jährig nach Leeuwarden, um<br />

bei Jacobsz. Lampert (1598-1636) zu studieren. Von<br />

diesem Lehrer übernahm er auch die Thematik der<br />

Historienmalerei und religiöser Inhalte. A.R.<br />

Literatur:<br />

Zu Biografie und Werk siehe:<br />

Peter van den Brink, Jaap van der Veen, Heinrich<br />

Becker, Jacob Backer (1608/09-1651), Katalog anläßlich<br />

der Ausstellung „Der große Virtuose, Jacob Backer“<br />

(1608/09-1651), 12. März-7. Juni 2009 im Suermondt-<br />

Ludwig-Museum in Aachen, 29. November 2008-22.<br />

Februar 2009 unter dem Titel „Jacob Backer<br />

(1608/09-1651), Rembrandts tegenpool“ im Museum<br />

Het Rembrandthuis in Amsterdam, Zwolle 2009.<br />

Darin: Peter van den Brink, Œuvrekatalog der <strong>Gemälde</strong><br />

Jacob Backers, S. 204, A1ff. (1320132) (11)<br />

JACOB ADRIAENSZ BACKER,<br />

1608 HARLINGEN <strong>–</strong> 1651 AMSTERDAM,<br />

ATTRIBUTED<br />

THE TRIBUTE MONEY<br />

Oil on canvas.<br />

141 x 159 cm.<br />

The painting's subject illustrates the well-known passage<br />

from the Bible according to Matthew (22:21).<br />

During the time of the tax collection by the Romans,<br />

which was financially hard for the people, representatives<br />

of the Jewish authorities came to Jesus and<br />

showed him a coin and asked him whether the tax<br />

money had to be paid to Rome. Jesus replied, pointing<br />

to the image of Caesar on the coin: “So give back<br />

to Caesar what is Caesar's, and to God what is<br />

God's”.<br />

A few versions of Backer's painting are known and<br />

are listed in the catalogue raisonné (see literature).<br />

One of these versions is held at the National Museum<br />

in Stockholm (inv. no. 382), another in a private<br />

collection, and a copy with unknown whereabouts<br />

(this one?).<br />

Backer and his family arrived in Amsterdam when he<br />

was a child, aged ca. 20 he went to study and work<br />

with Jacobsz Lampert (1598-1636) in Leeuwarden.<br />

He adopted the genres of history and religious paintings<br />

from his teacher.<br />

Literature:<br />

Regarding his biography and works:<br />

Peter van den Brink, Jaap van der Veen, Heinrich<br />

Becker, Jacob Backer (1608/09 - 1651), on occasion<br />

of the exhibition “Der Große Virtuose. Jacob Backer<br />

(1608/09 - 1651)”, 12th March-7th June 2009 held<br />

at the Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen, 29th<br />

November 2008-22nd February 2009 titled “Jacob<br />

Backer (1608/09-1651), Rembrandts tegenpool” at<br />

the Museum Het Rembrandthuis in Amsterdam,<br />

Zwolle 2009.<br />

Therein: Peter van den Brink, Œuvrekatalog der<br />

<strong>Gemälde</strong> Jacob Backers, p. 204, A1 ff.<br />

€ 70.000 - € 100.000<br />

Sistrix<br />

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279<br />

DIRCK VAN BABUREN,<br />

UM 1594 UTRECHT <strong>–</strong> 1624 EBENDA<br />

Bedeutender Caravaggist der Utrechter Schule, dessen<br />

Romaufenthalt von 1612 stark auf seinen Stil eingewirkt<br />

hat, besonders aber die Hell-Dunkel-Malweise<br />

Caravaggios. Zu seinen bekanntesten Arbeiten in<br />

Italien gehört die Ausstattung einer Kapelle in San<br />

Pietro in Montorio in Rom (1615-1625). Danach kehrte<br />

er in seine Heimatstadt Utrecht zurück und unterhielt<br />

sein Atelier zusammen mit Henrick ter Brugghen<br />

(1622-1623). Zusammen mit diesem Kollegen und mit<br />

Honthorst begründete er den hohen Ruf der Utrechter<br />

Schule für den caravaggesken Stil.<br />

PETRIS VERLEUGNUNG<br />

Öl auf Holz.<br />

57 x 85 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. Gianni Papi,<br />

Florenz, vom 3. September 2019.<br />

Die Darstellung in betontem Breitformat, wodurch die<br />

nebeneinander stehenden Figuren nahe an den Betrachter<br />

herangeführt werden. Gezeigt ist die Szene des<br />

Neuen Testaments, wonach Petrus nach der Gefangennahme<br />

Jesu die Zugehörigkeit zu dessen Jüngerkreis<br />

leugnet, um sich der Gefangennahme zu entziehen.<br />

Das Thema, in der Bildkunst seit jeher aufgegriffen,<br />

hat der Maler hier in Halbbildnissen vorgestellt: rechts<br />

die Magd, die anschuldigend auf Petrus weist, während<br />

dieser mit leicht hochgezogenen Schultern und abwehrender<br />

Geste leugnet. Seine innere Erregung drückt<br />

sich im Blick, aber auch im aufgelösten grauen Haar<br />

aus. Zwischen den beiden Figuren erscheinen im Hintergrund<br />

zwei Männergesichter, die sich skeptische<br />

Blicke tauschen. Ein <strong>Gemälde</strong> desselben Themas malte<br />

Dirk van Baburen in den Jahren zwischen 1620 und<br />

1624. (Nationalmuseum Krakau).<br />

Der Maler zählt zur Utrechter Schule. 1612 zog er nach<br />

Rom. Seitdem stand er unter dem bestimmenden<br />

Einfluss Carravaggios und dessen Hell-Dunkel-Malerei,<br />

was zu einem bleibenden Merkmal seiner Bildauffassung<br />

wurde, und auch in vorliegendem <strong>Gemälde</strong> zu<br />

sehen ist.<br />

In der beiliegenden Expertise sieht Gianni Papi den Malstil<br />

des Bildes in Nähe der Werke, die der spanische<br />

Diplomat, Mentor und Sammler Pietro Cussida (gest.<br />

1622) in Auftrag gab oder erworben hat. Unter dessen<br />

Patronat schuf Barburen die Pietà in der Kirche San<br />

Pietro in Montorio, zusammen mit David de Haen,<br />

ferner die Lunetten der Kapelle etc. Papi datiert das<br />

<strong>Gemälde</strong> in das Jahr um 1620 und sieht Verwandtschaft<br />

mit dem <strong>Gemälde</strong> des Martyriums von „San<br />

Bartolomeo“. A.R.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Luigi Koelliker, Mailand.<br />

Literatur:<br />

Wayne E. Franits, The Paintings of Dirck van Baburen,<br />

Amsterdam/ Philadelphia 2013. (13207828) (2) (11)<br />

DIRCK VAN BABUREN,<br />

CA. 1594 UTRECHT <strong>–</strong> 1624 IBID.<br />

THE DENIAL OF PETER<br />

Oil on panel.<br />

57 x 85 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Professor<br />

Gianni Papi, Florence, 3 September 2019.<br />

Provenance:<br />

Collection Luigi Koelliker, Milan.<br />

Literature:<br />

Wayne E. Franits, The Paintings of Dirck van Baburen,<br />

Amsterdam/ Philadelphia 2013.<br />

€ 70.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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51


280<br />

MATTIA PRETI,<br />

1613 TAVERNA/ CATANZARO <strong>–</strong> 1699 VALLETTA/<br />

MALTA<br />

Der in Kalabrien geborene und auf Malta verstorbene<br />

Maler hatte nach Auskunft seiner Zeitgenossen ein<br />

äußerst bewegtes Leben. Er war nicht allein Maler,<br />

sondern auch Ordensritter der Malteser und wurde<br />

aufgrund des Ruhmes seiner Familie „Il Cavalier Calabrese“<br />

genannt. In Rom erhielt er Aufträge von<br />

Papst Urban VIII sowie von Kardinal Rospigliosi. Sein<br />

Werk zeigt die Schule des Guercino (1591-1666), Giovanni<br />

Lanfranco (1582-1647) und Domenico Zampieri<br />

(1581-1641) sowie den starken Einfluss der tenebristischen<br />

Malerei der Caravaggisten. Werke seiner Hand<br />

finden sich in den bedeutendsten öffentlichen Sammlungen<br />

und Museen wie etwa: Museum of Fine Arts,<br />

Houston, Nationalmuseum, Warschau, Prado, Madrid,<br />

Pinacoteca di Brera, Mailand, Galleria dell‘Accademia,<br />

Venedig; sein Selbstbildnis befindet sich in den Uffizien,<br />

Florenz.<br />

DIE VERLEUGNUNG DES PETRUS<br />

Öl auf Leinwand.<br />

93,7 x 124 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Anbei in Kopie ein Gutachten von Nicola Spinosa,<br />

Neapel, 22. Februar 2020.<br />

Die Szene bezieht sich auf eine Stelle, die unter anderem<br />

im Markusevangelium Erwähnung findet (Mk,<br />

14,66-72): „Und Petrus war unten im Hof. Da kam<br />

eine von den Mägden des Hohenpriesters; und als<br />

sie Petrus sah, wie er sich wärmte, schaute sie ihn an<br />

und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus von<br />

Nazareth. Er leugnete aber und sprach: Ich weiß nicht<br />

und verstehe nicht, was du sagst. Und er ging hinaus<br />

in den Vorhof, und der Hahn krähte. Und die Magd<br />

sah ihn und fing abermals an, denen zu sagen, die<br />

dabeistanden: Dieser ist einer von denen. Und er<br />

leugnete abermals.<br />

Und nach einer kleinen Weile sprachen die, die dabeistanden,<br />

abermals zu Petrus: Wahrhaftig, du bist einer<br />

von denen; denn du bist auch ein Galiläer. Er aber fing<br />

an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne<br />

den Menschen nicht, von dem ihr redet. Und alsbald<br />

krähte der Hahn zum zweiten Mal. Da gedachte Petrus<br />

an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe<br />

der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.<br />

Und er fing an zu weinen.“ Eindrücklich fing<br />

Mattia Preti diese Szene im Geschmack des Chiaroscuro-Caravaggismus<br />

seiner Zeit ein und lässt die<br />

Hauptfiguren im Schlaglicht gleißend hell aus dem<br />

Dunkel des Grundes heraustreten. Spinosa stellt in<br />

seinem Gutachten den guten Erhaltungszustand des<br />

<strong>Gemälde</strong>s heraus und datiert es auf um 1650, als Preti<br />

in Rom weilte. (†)<br />

Literatur:<br />

Vgl. Bernardo De Dominici, Vite de‘ pittori, scultori ed<br />

architetti napoletani,<br />

Napoli 1742-1745, Bd. 3, S. 583-725, Neapel 2008.<br />

Vgl. Mattia Preti tra Roma, Napoli e Malta, Ausstellungskatalog,<br />

Museo di Capodimonte, Neapel 1999.<br />

Vgl. John T. Spike, Mattia Preti. Werkverzeichnis,<br />

Florenz 1999. (1320129) (13)<br />

MATTIA PRETI,<br />

1613 TAVERNA/ CATANZARO - 1699 VALLETTA/<br />

MALTA<br />

His works are held in most important public collections<br />

and museums such as the Museum of Fine Arts<br />

in Houston, the National Museum in Warsaw, the Prado<br />

in Madrid, the Pinacoteca di Brera in Milan and the<br />

Galleria dell‘Accademia in Venice. His self-portrait can<br />

be found in the Uffizi Gallery, Florence.<br />

THE DENIAL OF PETER<br />

Oil on canvas.<br />

93.7 x 124 cm.<br />

A copy of the expert’s report by Nicola Spinosa,<br />

Naples, 22 February 2020 is enclosed. (†)<br />

€ 80.000 - € 120.000<br />

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53


281<br />

JUSEPE DE RIBERA,<br />

GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,<br />

1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL<br />

Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />

Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />

sich mit den Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und<br />

Agostino (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-<br />

1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen<br />

von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später<br />

stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo<br />

Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner<br />

Bilder erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs von<br />

Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr 1644<br />

wurde er durch den Papst zum Ritter des Christusordens<br />

geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied der<br />

Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist<br />

er der bedeutendste Naturalist der Neapolitanischen<br />

Malerei mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal<br />

seines Wirkens ist die bewusste Wahl der<br />

Darstellung von meist alten, asketisch knochigschlanken<br />

Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />

SAN PIETRO IN LACRIME<br />

Öl auf Leinwand.<br />

138 x 98 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. Vincenzo Paccelli,<br />

Neapel, der in dem <strong>Gemälde</strong> ein Werk von Jusepe de<br />

Ribera sieht; zudem ein technischer Untersuchungsbericht<br />

von Ing. Claudio Falcucci „Pentimenti“ unter der<br />

Malschicht feststellend (beides in Kopie vorliegend).<br />

Das Bildthema geht an die Stelle des Neuen Testaments<br />

zurück, wonach der Heilige Petrus in schuldhafter<br />

Reue seines Verrats an Jesus gedenkt. Diese<br />

Bibelstelle wurde von mehreren bedeutenden Malern<br />

aufgegriffen. Der Blick ist, wie auch hier, zumeist<br />

nach oben gerichtet. Hier sitzt der Heilige an einem<br />

Tisch, den Kopf auf den rechten Arm gestützt. Die<br />

Qualität der Oberflächen des Heiligen lässt keinen<br />

Zweifel an der vollen Eigenständigkeit des <strong>Gemälde</strong>s<br />

durch Ribera, in dem die charakteristische Rauheit<br />

der Hände und die Falten der Stirn, die verwelkte<br />

Haut und die Rötung um die Augen, verursacht durch<br />

Weinen und <strong>Alte</strong>r, deutlich wahrnehmbar sind. Das<br />

Motiv finden wir auch in Darstellungen des Guido<br />

Reni oder Diego Velázquez. Für das <strong>Gemälde</strong> hat Prof.<br />

Vincenzo Pacelli, Autor des Werkes „Pittura del'600<br />

nelle collezioni napoletane“, Vergleichsbeispiele genannt,<br />

wie etwa ein Werk in einer Londoner Privatsammlung,<br />

signiert „Jusepe R“ (Spinosa 2003, S.<br />

272, Nr. A. 67), ebenfalls dargestellt in einem intimen<br />

und bußfertigen Gespräch mit der Gottheit, sowie die<br />

halbfigurige Interpretation desselben Modells, dargestellt<br />

in der identischen physiognomischen Haltung,<br />

aufbewahrt in der Eremitage von Sankt Petersburg<br />

(Spinosa 2003, S. 276, Nr. A80). Durch die diagnostischen<br />

Untersuchungen von Claudio Falcucci wurde<br />

bestätigt, dass die Leinwand des untersuchten<br />

Werks, das „d‘imperatore“ genannt wird, eine in der<br />

Malerei von Caravaggio und seinen ersten römischen<br />

Nachfolgern sehr verbreitete Malart aufweist; durch<br />

die dokumentarischen Hinweise ist es zudem nicht<br />

ausgeschlossen, dass das fragliche <strong>Gemälde</strong> mit der<br />

Leinwand „San Pietro in d'imperatore“ identifiziert<br />

werden könnte, die im Giustiniani-Inventar von 1638<br />

von Spagnoletto erwähnt wird (Danesi Squarzina<br />

2003, S. 325). Kopien aus dem Inventar des Conti<br />

Gonzaga di Novellara liegen vor. Kehrt man zu den Erkenntnissen<br />

zurück, die aus Falcuccis diagnostischen<br />

Untersuchungen hervorgehen, so offenbaren sie ein<br />

weiteres entscheidendes Datum für die Zuschreibung<br />

des Heiligen Petrus an Ribera, nämlich das Vorhandensein<br />

von Pentimenti, die den Finger der vorgelegten<br />

und anschließend bewegten Hand betreffen. Bekanntlich<br />

beweist das Vorhandensein von Pentimenti<br />

die Originalität eines Werkes und im vorliegenden Fall<br />

ist somit klar, dass es von dem genannten Künstler<br />

Jusepe de Ribera stammt. A. R.<br />

Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />

Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />

sich mit den Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und<br />

Agostinos (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-<br />

1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen<br />

von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später<br />

stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo<br />

Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner<br />

Bilder erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs<br />

von Ossuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr<br />

1644 wurde er zum Ritter des Christusordens durch<br />

den Papst. 1630 war er bereits Mitglied der Accademia<br />

di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist er der<br />

bedeutendste Naturalist der Neapolitanischen Malerei<br />

mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal<br />

seines Wirkens ist die bewusste Wahl der Darstellung<br />

von meist alten, asketisch knochig schlanken Gestalten<br />

wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung, Barcelona.<br />

Anmerkung:<br />

Pentimenti sind Veränderungen, die während des<br />

künstlerischen Schaffensprozesses an <strong>Gemälde</strong>n<br />

vorgenommen werden.<br />

Literatur:<br />

Nicola Spinosa, Ribera. L‘opera completa, Mailand<br />

1979.<br />

Silvia Danesi Squarzina, La collezione Giustiniani,<br />

3 Bde., Turin 2003.<br />

James Hall, Dizionario dei soggetti e dei simboli<br />

nell'arte, Mailand 2003.<br />

Nicola Spinosa, Ribera, L‘opera completa, Neapel<br />

2003. (1270713) (2) (11)<br />

JUSEPE DE RIBERA,<br />

ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,<br />

1591/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES<br />

SAINT PETER'S TEARS<br />

Oil on canvas.<br />

138 x 98 cm.<br />

Enclosed is an expert’s report by Prof Vincenzo Paccelli,<br />

Naples, who considers the painting to be a work<br />

by Jusepe de Ribera; also a technical examination report<br />

by engineer Claudio Falcucci, who found “pentimenti”<br />

beneath the painting surface (both available as<br />

copies).<br />

Provenance:<br />

Private collection, Barcelona.<br />

Literatur:<br />

Nicola Spinosa, Ribera. L’opera completa, Milan<br />

1979.<br />

Silvia Danesi Squarzina, La collezione Giustiniani,<br />

3 vol., Turin 2003.<br />

James Hall, Dizionario dei soggetti e dei simboli<br />

nell'arte, Milan 2003.<br />

Nicola Spinosa, Ribera, L’opera completa, Naples<br />

2003.<br />

€ 90.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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282<br />

LUIGI MIRADORI,<br />

GENANNT „GENOVESINO“,<br />

1600/10 <strong>–</strong> UM 1656, ZUG.<br />

<strong>Gemälde</strong>paar<br />

ERZENGEL MICHAEL DEN TEUFEL BEZWINGEND<br />

und<br />

HEILIGER GEORG MIT DEM DRACHEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

230 x 93 cm.<br />

Jeweils in ihrer Rüstung zeigt uns der Künstler die<br />

schlanken Bildfelder fast vollends ausfüllenden Figuren<br />

des Erzengels und des Georg in bewegter Gestik.<br />

Eine Berührung der Gliedmaßen der Figuren mit den<br />

Bildrändern ist zu erahnen oder auf Grund der suggerierten<br />

Bewegung doch zumindest vorauszuahnen.<br />

Während der Erzengel ein dämonisches Wesen mit<br />

menschlichem Gesicht zu Boden drücken vermag,<br />

ohne die Waagschale in seiner Hand in Bewegung zu<br />

versetzen, hält er das erhobene Richtschwert in seiner<br />

Hand. Der Heilige Georg tritt scheinbar mühelos mit<br />

einem Fuß auf das Haupt eines Drachen, dessen heraushängende<br />

Zunge von der Entmachtung seines<br />

Wesens zeugt. Das schlanke Format ist für Genovesino<br />

nicht ungewöhnlich; wir kennen es zum Beispiel<br />

aus zwei hochformatigen Blättern seiner Hand in der<br />

Kirche Marcellino e Pietro in Cremona. Die flächenfüllende<br />

Anlage seiner Figurenmalerei ist hingegen in<br />

einigen der Portraits seiner Hand überliefert, wie sie in<br />

verschiedenen Privatsammlungen zu finden sind. Rest.<br />

(1322031) (3) (13)<br />

LUIGI MIRADORI,<br />

ALSO KNOWN AS “GENOVESINO”,<br />

1600/10 <strong>–</strong> CA. 1656, ATTRIBUTED<br />

A pair of paintings<br />

ARCHANGEL MICHAEL VANQUISHING SATAN<br />

and<br />

SAINT GEORGE AND THE DRAGON<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

230 x 93 cm.<br />

€ 25.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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283<br />

CARLO FRANCESCO NUVOLONE,<br />

1608/09 <strong>–</strong> 1661/65, ZUG.<br />

DIE HEILIGE MARIA MAGDALENA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

118 x 95 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Darstellung der büßenden Maria Magdalena mit langem<br />

wallenden dunkelblonden Haar, leicht zurückgelehnt<br />

sitzend mit nacktem Oberkörper und um die Hüfte<br />

und Schulter verlaufendem weißen Gewand und rötlichem<br />

Tuch. Links von ihr, unterhalb des Tuchs, ein aufgeschlagenes<br />

Buch und am linken unteren Rand ein<br />

goldenes Salbgefäß, eines ihrer Attribute. Ihre linke<br />

Hand ruht auf einem Totenschädel, während sie ihren<br />

rechten Arm zum Kopf hin angebeugt hat. Sie hat ein<br />

helles weiches Inkarnat, rote Lippen, leicht gerötete<br />

Wangen und ihren Kopf mit den großen glänzenden<br />

tränenreichen Augen hat sie ehrfurchtsvoll und reuig<br />

zum Himmel gewandt. Malerei mit starker Hell-Dunkel-Akzentuierung,<br />

in der für die Zeit üblichen Darstellungsweise<br />

der Heiligen. Auf der rechten Seite noch<br />

vertikale Leinwandfalte erkennbar. Vereinzelt leichte<br />

Farbabsplitterungen, wenige Retuschen.<br />

(1270712) (2) (18)<br />

CARLO FRANCESCO NUVOLONE,<br />

1608/09 <strong>–</strong> 1661/65, ATTRIBUTED<br />

SAINT MARY MAGDALENE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

118 x 95 cm.<br />

Unframed.<br />

€ 15.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

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59


284<br />

FRANCESCO DE ROSA,<br />

1580 <strong>–</strong> 1656<br />

AMOR EMPFÄNGT DIE GABEN DER FLORA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

130 x 200 cm.<br />

In vergoldetem ornamental verziertem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giancarlo Sestieri,<br />

Rom, 30. Oktober 2007, in Kopie.<br />

Die mehrfigurige Darstellung in musealem Format,<br />

von Sestieri dem neapolitanischen Maler Francesco<br />

de Rosa zugeordnet, der auch Pacecco genannt wird,<br />

zeigt Amor, wie er von der links neben ihm stehenden<br />

Flora Blumen erhält, die er benötigt, um seine<br />

Liebesvermittlungen zu begünstigen. Das <strong>Gemälde</strong><br />

ist vergleichbar mit der „Flora“ im Kunsthistorischen<br />

Museum in Wien, mit „Venus und Adonis“ im Musée<br />

des Beaux Arts in Besancon sowie mit dem „Urteil<br />

des Paris“ im Museo di Capodimonte. Fast raumfüllend<br />

sind die Figuren in minimaler Staffelung nicht<br />

nur in dem hier angebotenen <strong>Gemälde</strong>, sondern auch<br />

in den Vergleichswerken dargestellt, so auch in dem<br />

<strong>Gemälde</strong> „Jakob und Rachel“ in Bari, das auf ca. 1630<br />

datiert werden kann.<br />

FRANCESCO DE ROSA,<br />

1580 <strong>–</strong> 1654<br />

CUPID RECEIVES FLORA’S GIFTS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

130 x 200 cm.<br />

Accompanied by a copy of an expert’s report by Professor<br />

Giancarlo Sestieri, Rome, 30 October 2007.<br />

Literature:<br />

cf. Nicola Spinosa, Pittura napoletana del `600,<br />

Milan 1984.<br />

€ 70.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Literatur:<br />

Vgl. Nicola Spinosa, Pittura napoletana del `600,<br />

Mailand 1984. (1321221) (4) (13)<br />

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285<br />

GUIDO RENI,<br />

1575 BOLOGNA <strong>–</strong> 1642 BOLOGNA, ZUG.<br />

MARIA MAGDALENA<br />

Öl auf Leinwand.<br />

75 x 50 cm.<br />

Vor dunklem Grund hebt sich das Brustbildnis der<br />

Maria Magdalena ab mit über der Brust gekreuzten<br />

Händen. Ihr Haupt geziert durch große Perlen und ein<br />

schimmerndes Diadem. (†)<br />

Provenienz:<br />

Palazzo Colonna, Piazza SS. Apostoli, Rom, zwischen<br />

1667 und 1678 (dort im Inventar 1679 erwähnt).<br />

Per Erbschaft an Filippo II Colonna (1663-1714), 9.<br />

Herzog und Prinz von Paliano (in dessen Inventar 1714).<br />

Per Erbschaft an den dritten Sohn Fabrizio II Colonna<br />

(1700-1755), 10. Herzog und Prinz von Paliano (in<br />

seinem Inventar 1730).<br />

Per Erbschaft an seinen Sohn Lorenzo II Colonna<br />

(1723-1779), 11. Herzog und Prinz von Paliano.<br />

Per Erbschaft an seinen Sohn Filippo III Giuseppe<br />

Colonna (1760-1818), 12. Herzog und Prinz von<br />

Paliano (in dessen Inventar von 1783).<br />

Privatsammlung Frankreich.<br />

Colnaghi, London. (13211310) (13)<br />

GUIDO RENI,<br />

1575 BOLOGNA <strong>–</strong> 1642 IBID., ATTRIBUTED<br />

MARY MAGDALENE<br />

Oil on canvas.<br />

75 x 50 cm. (†)<br />

Provenance:<br />

Palazzo Colonna, Piazza SS. Apostoli, Rome, between<br />

1667 and 1678 (mentioned in the inventory 1679<br />

there).<br />

By inheritance to Filippo II Colonna (1663-1714), 9th<br />

Duke and Prince of Paliano (in his inventory 1714).<br />

By inheritance to his third son Fabrizio II Colonna<br />

(1700-1755), 10th Duke and Prince of Paliano (in his<br />

inventory 1730).<br />

By inheritance to his son Lorenzo II Colonna (1723-<br />

1779), 11th Duke and Prince of Paliano.<br />

By inheritance to his son Filippo III Giuseppe Colonna<br />

(1760-1818), 12th Duke and Prince of Paliano (in his<br />

inventory of 1783).<br />

Private collection, France.<br />

Colnaghi, London.<br />

€ 85.000 - € 100.000<br />

Sistrix<br />

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286<br />

MEISTER DER BOLOGNESER SCHULE,<br />

FRÜHES 17. JAHRHUNDERTS<br />

ERMINIA BEI DEN HIRTEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

114 x 148 cm.<br />

Das Bildthema geht auf die Erzählung von Torquato<br />

Tassos (1544-1595) und seinem literarischen Werk „La<br />

Gerusalemme liberata“ zurück. Die Heldin Ermenia<br />

ist hier im Zentrum wiedergegeben, zwischen einem<br />

Hirtenpaar, links eine Frau mit Kopftuch, rechts<br />

ein bärtiger Mann, der seine Hand auf einen Korb gelegt<br />

hat. Sie überreicht soeben Perlenhalskette und<br />

einen Ohrring, den der <strong>Alte</strong> prüfend betrachtet. Das<br />

<strong>Gemälde</strong> ist ganz dem Malstil der Bologneser Schule<br />

verpflichtet, die Hauptfigur stärker als die beiden Assistenzfiguren<br />

beleuchtet, in deutlicher Hell-Dunkel-<br />

Manier des Caravaggismus. In der Farbigkeit wird auch<br />

der Einfuß Guercinos deutlich (1290144) (10)<br />

MASTER OF THE BOLOGNESE SCHOOL,<br />

EARLY 17TH CENTURY<br />

ERMINIA AND THE SHEPHERDS<br />

Oil on canvas.<br />

114 x 148 cm.<br />

This scene is drawn from “Jerusalem Delivered”, an<br />

epic poem by the Italian Renaissance author Torquato<br />

Tasso (1544-1595). It is executed in typical Caravaggisti<br />

chiaroscuro manner of painting.<br />

€ 125.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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65


287<br />

CIRO FERRI,<br />

1634 ROM <strong>–</strong> 1689 EBENDA, ZUG.<br />

MOSES VERTEIDIGT DIE TÖCHTER VON JETHRO<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

126 x 174 cm.<br />

In teilvergoldetem Rahmen.<br />

In der hier gezeigten biblischen Darstellung begegnet<br />

Moses den Töchtern des Jethro, des Priesters von<br />

Midian, an einem steinernen Brunnen mit ihrer Herde.<br />

Er trägt ein leuchtend gelbes Gewand, hält mit beiden<br />

Händen einen großen Stock und mit entschlossenem<br />

Gesichtsausdruck will er mit voller Kraft drei Hirten<br />

verjagen, die ihrerseits zuvor die Frauen vom Brunnen<br />

vertrieben hatten. Zwei der Hirten sind bereits zu Boden<br />

gegangen, von denen einer abwehrend die Arme<br />

erhoben hat, während im Hintergrund in Rückenansicht<br />

ein Hirte die Flucht ergriffen hat. Erschrocken<br />

über den energischen Einsatz des Moses stehen die<br />

Frauen um den Brunnen. Eine am Boden in blauem<br />

Gewand sitzende Frau weist mit großem Armgestus<br />

auf das Geschehen hin. Im linken Hintergrund ein<br />

Baum mit einem großen Ast, von dem ein Flaschenzug<br />

in das Brunneninnere führt. In der hinteren Bildmitte<br />

eine bergige Landschaft mit einem größeren<br />

Gebäude und zwei Frauen, die ihre Tiere tränken.<br />

Qualitätvolle Malerei in frischen, leuchtenden Farben.<br />

Von Ciro Ferri gibt es mehrere <strong>Gemälde</strong> und eine<br />

Zeichnung zu dem gezeigten Thema; die Komposition<br />

stimmt überein, jedoch variiert die Zahl der Frauen<br />

am Brunnen und der Hirten. Neu bei dem vorliegenden<br />

Werk ist die Einfügung eines Flaschenzuges am<br />

Brunnen. <strong>Teil</strong>s Retuschen, Holzrahmen teils mit altem<br />

Wurmstich.<br />

Anmerkung 1:<br />

Nach der Vertreibung tränkte Moses die Tiere der<br />

Töchter. Eine der Töchter, von insgesamt sieben,<br />

wurde später die Frau des Moses.<br />

Anmerkung 2:<br />

Ferri war Schüler von Pietro da Cortona und vollendete<br />

nach dem Weggang seines <strong>Meister</strong>s aus Florenz<br />

dessen Fresken im Palazzo Pitti. (1301551) (18)<br />

CIRO FERRI<br />

1634 ROME <strong>–</strong> 1689 IBID., ATTRIBUTED<br />

MOSES DEFENDS THE DAUGHTERS<br />

OF JETHRO<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

126 x 174 cm.<br />

High-quality painting in fresh bright colouration. Ferri<br />

created several paintings and a drawing of this subject<br />

<strong>–</strong> the composition is consistent, but the number<br />

of women at the well and the shepherds varies. A<br />

new element in the present work is the addition of a<br />

pulley at the well. The movement of the figures and<br />

the colouration of the clothes could suggest a collaboration<br />

with Berrettini.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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288<br />

HENDRIK VAN BALEN D. Ä.,<br />

1575 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1632 EBENDA, ZUG.<br />

DIANA JAGT MIT IHREN NYMPHEN<br />

Öl auf Kupfer. Parkettierleisten.<br />

75 x 100 cm.<br />

In teilvergoldetem breitem Rahmen mit Wellenprofil.<br />

Von außergewöhnlicher Größe ist diese große Kupferplatte<br />

auf uns gekommen, die als Malgrund in Flandern<br />

besonders beliebt war, da der kupferne Grund die Farben<br />

besonders brillieren lässt. Eine Waldlichtung neben<br />

einem sich durch die Hügel windendem Wasserlauf.<br />

Die einzelnen Einbuchtungen bieten Bäumen, die in<br />

ihrer Größe gestaffelt sind, Gelegenheit, eine besondere<br />

Vielfalt zu entfalten. Der Vordergrund wird in<br />

besonderer Weise beleuchtet, und rechts sehen wir<br />

Diana in himbeerrotem Chiton, ihre Nymphen anweisend.<br />

Diese haben soeben ein Netz geleert, das eine<br />

Vielzahl von Fischen enthielt, die als Sinnbild für die<br />

Jagd im Wasser insgesamt dienen. Als Zeichen für<br />

die Jagd zu Erde dient ein erlegter Hirsch, der rücklings<br />

an einem Baum ganz links hängt; unter ihm ein<br />

Kranich, der die Jagd zu Luft symbolisiert. Das <strong>Gemälde</strong><br />

lässt sich hervorragend mit einem <strong>Gemälde</strong><br />

von Hendrik van Balen vergleichen, das in der <strong>Alte</strong>n<br />

Pinakothek in München verwahrt wird und das gleiche<br />

Thema in abgewandelter Form zeigt. Es ist mit um<br />

1621 datiert (RKD Nr. 289576).<br />

Anmerkung:<br />

Vgl. <strong>Alte</strong> Pinakothek München, Inv.Nr. 1950.<br />

(13217711) (13)<br />

HENDRIK VAN BALEN THE ELDER,<br />

1575 ANTWERP <strong>–</strong> 1632 IBID., ATTRIBUTED<br />

DIANA HUNTING WITH HER NYMPHS<br />

Oil on copper.<br />

75 x 100 cm.<br />

Exceptionally large copper plates like the one on offer<br />

for sale in this lot, were particularly popular as a painting<br />

ground in Flanders, since the copper background<br />

gave the colours great luminosity.<br />

€ 22.000 - € 26.000<br />

Sistrix<br />

Vergleichsbild: <strong>Alte</strong> Pinakothek München<br />

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289<br />

CIRO FERRI,<br />

1634 ROM <strong>–</strong> 1689 EBENDA, ZUG.<br />

MOSES VERTEIDIGT DIE TÖCHTER DES JETRO<br />

GEGEN FREMDE HIRTEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

116,5 x 164,5 cm.<br />

Die Bibelgeschichte (Ex 2,16) berichtet, wie der junge<br />

Moses während seines Aufenthaltes bei Jetro, dem<br />

Priester von Midian, fremde Hirten vom Brunnen vertrieb,<br />

um die Töchter Jetros zu schützen, und deren<br />

Tiere tränkte. In der Folge gab Jetro Moses die älteste<br />

seiner sieben Töchter, Zippora, zur Frau.<br />

Dieses Bildthema ist auch noch in einer weiteren Version<br />

von Ciro Ferri bekannt, das sich Museum of Fine<br />

Arts in Houston/ Texas befindet. Die Bildauffassung,<br />

mit dem Brunnen in der Bildmitte und den seitlichen<br />

Figuren in beiden Bildern, ist weitgehend identisch,<br />

ebenso die Position der Gestalt des mit dem Stock<br />

agierenden jungen Moses rechts neben dem Brunnen.<br />

Allerdings zeigt sich hier bereits eine Änderung<br />

in der Bildgestaltung, nämlich in der unterschiedlichen<br />

Körperhaltung des Moses. Auch zeigt das Bild<br />

in Houston im Hintergrund bergige Landschaft, während<br />

in unserem Bild am Horizont ein Meeresufer zu<br />

sehen ist. Völlig unterschiedlich jedoch ist die Komposition<br />

der Figuren.<br />

Man muss annehmen, dass die Verwendung des<br />

wertvollen Lapislazuli-Blau bei Darstellung der Frauen<br />

nur der in der Bibel genannten Zippora, der Frau Moses´,<br />

zugedacht war. So kann in beiden Bildern nur<br />

die weibliche Gestalt im Vordergrund links gemeint<br />

sein. Hier im Bild hält sie einen Wasserkrug, in der<br />

Houston-Fassung wird das Blau im Kleid noch mehr<br />

hervorgehoben, und Zippora weist mit dem Fingen auf<br />

ihren Helden. Neben weiteren Unterschieden, wie<br />

etwa, dass im Hintergrund des vorliegenden Bildes die<br />

Stadt des Jetro gezeigt wird, ist jedoch beiden <strong>Gemälde</strong>n<br />

der frühe Stil Ferris gemeinsam, nämlich beeinflusst<br />

von seinem Lehrer Pietro da Cortona (1596-<br />

1669).<br />

Im Palazzo Pitti in Florenz vollendete Ferri die Fresken<br />

seines Lehrers, bevor er wieder nach Rom zurückzog,<br />

wo er sich fernerhin als Architekt betätigte. A.R.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 39, München<br />

u.a. 2003, S. 110. (1320991) (3) (11)<br />

CIRO FERRI,<br />

1634 ROME <strong>–</strong> 1689 IBID., ATTRIBUTED<br />

MOSES DEFENDING THE DAUGHTERS OF JETHRO<br />

Oil on canvas.<br />

116.5 x 164.5 cm.<br />

Literature:<br />

cf. Allgemeines Künstlerlexikon, vol. 39, Munich at<br />

all 2003, p. 110.<br />

€ 27.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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290<br />

FRANCESCO FERNANDI,<br />

GENANNT „IMPERIALI“,<br />

1679 <strong>–</strong> 1740, ZUG.<br />

PAAR ARKADISCHE SZENEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

146 x 122 cm.<br />

In breitem vergoldetem Rahmen.<br />

Offensichtlich als Pendants gearbeitet sind diese zwei<br />

<strong>Gemälde</strong> mit arkadischen Darstellungen. Als Repoussoir<br />

dient einmal ein violettes Velum, das von einem<br />

Putto gehalten wird, einmal ein auskragender Baum,<br />

der den Beginn einer Baumkaskade in verschiedenen<br />

Abtönungen bildet. Unter dem violetten Velum ist<br />

Diana zu sehen, welcher der von zwei Putti gefesselte<br />

Satyr vorgeführt wird. Das andere Bild zeigt einen<br />

schlaftrunkenen Bachhus, der von zwei Satyrn gestützt<br />

wird und ein der Baumkaskade eingegliedertes Standbild,<br />

das von mehreren Personen umspielt wird.<br />

(1320881) (1) (13)<br />

FRANCESCO FERNANDI,<br />

ALSO KNOWN AS “IMPERIALI“,<br />

1679 <strong>–</strong> 1740, ATTRIBUTED<br />

PAIR OF ARCADIAN SCENES<br />

Oil on canvas.<br />

146 x 122 cm.<br />

In a wide gilt frame.<br />

€ 30.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

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71


291<br />

FRANS FLORIS D. Ä.,<br />

UM 1516 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1570 EBENDA, WERKSTATT<br />

LOT UND SEINE TÖCHTER<br />

Öl auf Holz.<br />

76,5 x 107,5 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Dargestellt wird eine Szene aus dem <strong>Alte</strong>n Testament:<br />

Nach der Rettung aus dem brennenden Sodom<br />

und Gomorra war Lot mit seinen beiden Töchtern ins<br />

Gebirge geflüchtet. Aus Sorge um fehlende Nachkommen<br />

und in Ermangelung fehlender Ehemänner<br />

wussten sich die beiden Frauen nicht anders zu helfen<br />

als ihrem Vater Wein einzuflößen und ihn zu verführen.<br />

Auf dem <strong>Gemälde</strong> sind auf der linken Seite<br />

die drei Figuren zu sehen, von denen linksseitig eine<br />

weiße Decke auf einem Felsblock liegt, auf welcher<br />

sich Brot, ein Messer und eine Zinnschale mit Früchten<br />

befinden. Im Zentrum der am Boden auf einem<br />

roten Tuch sitzende graubärtige Vater, zärtlich umarmt<br />

von seiner Tochter in elegantem, grün glänzendem<br />

Kleid mit Haarschmuck, die versucht ihn zu verführen.<br />

Er hält in seiner erhobenen rechten Hand eine goldene<br />

Tazza, die von der hinter ihnen stehenden zweiten<br />

Tochter, in leicht durchsichtigem rosafarbenem Gewand,<br />

mit Wein aus einem Krug gefüllt wird. Im Hintergrund<br />

rechts, eingebettet von zwei alten Baumstämmen,<br />

fällt der Blick in die Ferne mit den brennenden Städten<br />

mit leuchtenden hohen gelben und orangefarbenen<br />

Flammen und aufsteigendem Rauch und Qualm. Malerei,<br />

bei der die großfigurige Darstellung der Verführung<br />

des Lot im Vordergrund steht. Diese Bibelszene wurde<br />

von dem Künstler und seinem Umkreis, sowie von<br />

vielen anderen Künstlern seiner Zeit und Nachfolgern<br />

dargestellt. <strong>Teil</strong>s rest. (1321468) (18)<br />

FRANS FLORIS THE ELDER,<br />

CA. 1516 ANTWERP <strong>–</strong> 1570 IBID., WORKSHOP<br />

LOT AND HIS DAUGTHERS<br />

Oil on panel.<br />

76.5 x 107.5 cm.<br />

€ 25.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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75


292<br />

NICOLAAS MARTEN FIERLANTS,<br />

UM 1622 DEN BOSCH <strong>–</strong> UM 1694 ANTWERPEN<br />

VENUS IN DER SCHMIEDE DES VULKAN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

104 x 123 cm.<br />

Rechts unten signiert und datiert „1660“.<br />

In ebonisiertem passendem Profilrahmen des<br />

20. Jahrhunderts.<br />

In einem für diesen Künstler typischen Format wird vor<br />

einem Gebäudeprospekt Vulcanus an einem Amboß<br />

dargestellt. Komplementär zu diesem hell strahlenden<br />

Moment stellt Fierlants die Figur der Venus entgegen,<br />

welche nicht nur durch ihr helles Inkarnat und das<br />

weiße sie kleidende Tuch heraussticht, sondern auch<br />

durch einen Rundbogen überfangen wird und dadurch<br />

an Bedeutung gewinnt. Minimal rest.<br />

Provenienz:<br />

L. Moorthammers, Brüssel (dort 1961 nachgewiesen).<br />

Privatsammlung Belgien. (12821043) (13)<br />

NICOLAAS MARTEN FIERLANTS,<br />

CA. 1622 DEN BOSCH <strong>–</strong> CA. 1694 ANTWERP<br />

VENUS AT THE FORGE OF VULCAN<br />

Oil on canvas.<br />

104 x 123 cm.<br />

Signed and dated “1660” lower right.<br />

In matching ebonised 20th century frame with<br />

moulding.<br />

With minimal restorations.<br />

Provenance:<br />

L. Moorthammers, Brussels (recorded there in 1961).<br />

Private collection, Belgium.<br />

€ 22.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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293<br />

NICCOLO RICCIOLINI,<br />

1687 ROM <strong>–</strong> 1772, ZUG.<br />

ALLEGORIE DER HOFFNUNG UND GLÜCKSELIGKEIT<br />

Öl auf Leinwand.<br />

187 x 126 cm.<br />

Im Oval auf einer Wolke schwebend die Personifikation<br />

der Allegorie, umhüllt mit einem faltenreichen, gelben<br />

Tuch, die Fingerspitzen vor der Brust aufeinandergelegt<br />

und den Kopf und Blick nach oben zum Himmel<br />

gewendet, in Ehrfurcht vor Gott. Unter dem langen<br />

Tuch versucht sich ein kleiner Putto zu verbergen. Ein<br />

großer Engel mit Flügeln schwebt unterhalb ihrer<br />

Füsse. Unter ihrem linken Arm hält sie einen langen<br />

Anker, der bis zu jenen Engel reicht. Als weitere Attribute<br />

sind ein Füllhorn und eine liegende Krone erkennbar.<br />

Im wolkigen Himmelsbereich, der von der Mitte<br />

oben herab gelblich erhellt wird und dann in einen<br />

hellblauen Himmel übergeht, schweben weitere Engel.<br />

NICCOLO RICCIOLINI,<br />

1687 ROME <strong>–</strong> 1772, ATTRIBUTED<br />

ALLEGORY OF HOPE AND FELICITY<br />

Oil on canvas.<br />

187 x 126 cm.<br />

There is a model by the artist with the same motif, a<br />

so called cartoon for the mosaic furnishings of the<br />

Santa Maria degli Angeli Basilica in Rome. Copies of<br />

illustration and literature available. A certain proximity<br />

to Giacomo del Po (1654-1726) is undeniable. (†)<br />

€ 30.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Von dem Künstler existiert ein Modell mit dem gleichen<br />

Motiv, ein sogenannter Karton, für die Mosaikausstattung<br />

der Basilika Santa Maria degli Angeli in Rom.<br />

Abb. und Literatur in Kopie vorhanden.<br />

Eine gewisse Nähe zu Giacomo del Po (1654-1726) ist<br />

nicht zu verkennen. (†) (12821023) (18)<br />

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294<br />

NICCOLO RICCIOLINI,<br />

1687 ROM <strong>–</strong> 1772, ZUG.<br />

ALLEGORIE DER STÄRKE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

187 x 126 cm.<br />

Im Oval im Himmel auf einer Wolke schwebend die<br />

Personifikation der Stärke als ein römischer Soldat mit<br />

Feder besetztem Helm und einem gelben Gewand,<br />

unter dem ein <strong>Teil</strong> seines Brustpanzers hervorschaut.<br />

Er hält zudem eine Lanze in seiner rechten Hand, mit<br />

der Spitze nach unten. Im wolkigen Himmelsbereich,<br />

der von der Mitte oben herab gelblich erhellt wird und<br />

dann in einen hellblauen Himmel übergeht, schweben<br />

ein größerer und zwei kleinere Engel.<br />

NICCOLO RICCIOLINI,<br />

1687 ROME <strong>–</strong> 1772, ATTRIBUTED<br />

ALLEGORY OF STRENGTH<br />

Oil on canvas.<br />

187 x 126 cm.<br />

There is a model by the artist with the same motif, a<br />

so called cartoon for the mosaic furnishings of the<br />

Santa Maria degli Angeli Basilica in Rome. Copies of<br />

illustration and literature available.<br />

A certain proximity to Giacomo del Po (1654-1726) is<br />

undeniable. (†)<br />

€ 30.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Von dem Künstler existiert ein Modell mit dem gleichen<br />

Motiv, ein sogenannter Karton, für die Mosaikausstattung<br />

der Basilika Santa Maria degli Angeli in Rom.<br />

Abb. und Literatur in Kopie vorhanden.<br />

Eine gewisse Nähe zu Giacomo del Po (1654-1726) ist<br />

nicht zu verkennen. (†) (12821019) (18)<br />

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295<br />

JAN BRUEGHEL D. J., 1601 <strong>–</strong> 1678<br />

UND HENDRICK VAN BALEN, 1575 <strong>–</strong> 1632<br />

DIANA UND IHRE GEFÄHRTINNEN IM SCHLAF<br />

BELAUSCHT VON SATYRN<br />

Öl auf Kupfer.<br />

45,7 x 61,2 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />

12. Februar 2022.<br />

Das Bildthema entstammt der antiken Mythologie,<br />

durch den Schriftsteller Ovid überliefert. Mehrere<br />

Künstler <strong>–</strong> insbesondere im 17. Jahrhundert <strong>–</strong> haben<br />

sich dem Motiv angenommen, wie etwa Frans Snyders<br />

(Museum Kassel). Wie auch Rubens, so haben die<br />

Künstler im Gegensatz zu einer früheren prüden Zeit<br />

solche antiken Themen als Gelegenheit gesehen,<br />

Nacktheit darstellen zu dürfen. Hier im Bild haben<br />

sich die jungen Nymphen um ihre Herrin Diana zum<br />

Schlaf nach der Jagd unter einem Baum und einem<br />

schützenden großen Velum gruppiert. Sie sitzen und<br />

lagern auf farbigen Tüchern, tief eingenickt. Dabei<br />

werden sie von zwei jugendlichen Satyrn belauscht,<br />

von denen der eine das Dachvelum hochhält, der andere<br />

das rote Seidentuch einer Nymphe ergreift. Einzig<br />

Diana selbst und die neben ihr Sitzende scheinen<br />

mit halbgeöffneten, aber noch schlaftrunkenen Augen<br />

aufmerksam zu werden. Dass der Übermut der Satyrn<br />

bittere Folgen haben wird, beweist das parallel dazu<br />

tradierte Thema, wonach der Jäger Aktäon ebenfalls<br />

seine Neugier damit bezahlen musste, dass er in einen<br />

Hirsch verwandelt und von den Jagdhunden zerrissen<br />

wurde. Höchst abwechslungsreich und in hoher Qualität<br />

gemalt sind die Jagdgeräte am Boden rechts und<br />

am Baum links sowie das erlegte Wild im Vordergrund.<br />

Die Wiedergabe des hellen Inkarnats der Frauengestalten<br />

jedoch überwiegt in der Bildwirkung vor<br />

mälde ist in Zusammenarbeit der beiden genannten<br />

Künstler entstanden. Jeweils beste Könner auf den<br />

einzelnen Gebieten haben so Werke geschaffen, wie<br />

sie von einem Einzelnen gewöhnlich nicht zu leisten<br />

war. So sind hier die Figuren der Beitrag des Hendrick<br />

van Balen. Während die schlankeren Körperformen<br />

seiner frühen Werke noch von Hans Rottenhammer<br />

beeinflusst waren, zeigen sie sich hier deutlich bereits<br />

in der Auffassung des P. P. Rubens. A.R.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Klaus Ertz, Jan Brueghel der Jüngere. Die <strong>Gemälde</strong><br />

mit kritischem Œuvrekatalog, Freren 1984.<br />

Vgl. Bettina Werche, Hendrick van Balen. Ein<br />

Antwer pener Kabinettmaler der Rubenszeit, Turnhout<br />

2004.<br />

Vgl. Klaus Ertz, Christa Nietze-Ertz, Jan Brueghel d.<br />

Ä. Kritischer Katalog der <strong>Gemälde</strong>, Bd. I-IV, Lingen<br />

2008-10. (1321606) (11)<br />

JAN BRUEGHEL THE YOUNGER, 1601 <strong>–</strong> 1678<br />

AND HENDRICK VAN BALEN, 1575 <strong>–</strong> 1632<br />

THE SLEEPING DIANA AND HER COMPANIONS<br />

BEING SPIED ON BY SATYRS<br />

Oil on copper.<br />

45.7 x 61.2 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />

Lingen, 12 February 2022.<br />

Literature:<br />

cf. Klaus Ertz, Jan Brueghel der Jüngere. Die Ge mälde<br />

mit kritischem Œuvrekatalog, Freren 1984.<br />

cf. Bettina Werche, Hendrick van Balen. Ein Antwerpener<br />

Kabinettmaler der Rubenszeit, Turnhout 2004.<br />

cf. Klaus Ertz, Christa Nietze-Ertz, Jan Brueghel d. Ä.<br />

Kritischer Katalog der <strong>Gemälde</strong>, vol. I-IV, Lingen<br />

2008-10.<br />

€ 15.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

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296<br />

HENDRICK VAN BALEN D. Ä., 1575 <strong>–</strong> 1632,<br />

UND JAN BRUEGHEL D. J., 1601 <strong>–</strong> 1678<br />

RAUB DER PROSERPINA<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

47,5 x 73 cm.<br />

Beigegeben Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen, 8.<br />

Februar 2022. Die Figurenszene von Hendrick van<br />

Balen, der Blumenkorb und das Arrangement von Jan<br />

Brueghel.<br />

Die Szene illustriert den griechischen Mythos, wonach<br />

Persephone, die Tochter der Fruchtbarkeitsgöttin<br />

Ceres, von Pluto, dem Herrscher der Unterwelt, gegen<br />

ihren Willen entführt wird. Die verzweifelte Mutter ließ<br />

nach vergeblicher Suche nach ihrer Tochter alle Ernten<br />

versiegen. Gott Zeus jedoch veranlasste zum Wohl<br />

der Menschheit, dass ihr die Tochter zurückzugeben<br />

sei. Pluto aber erreichte, dass die Geraubte vier Monate<br />

in seiner Unterwelt- den Rest des Jahres frei<br />

bliebe. Dieser Mythos symbolisiert also die fruchtbaren-<br />

bzw. unfruchtbaren Zeiten des Jahres. Die erste<br />

gemalte Darstellung dieser Szene schufen die beiden<br />

genannten Maler im Jahre 1610. Das <strong>Gemälde</strong> (39 x<br />

53 cm) befindet sich in den Sammlungen des Royal<br />

Pavilion & Museums Trust, Brighton. Die hier vorliegende<br />

Version hat deutlich größere Maße. Der Bildaufbau<br />

und die Figurationen sind identisch. Gezeigt<br />

ist Entführung durch den hier muskulös dargestellten<br />

Pluto, links ist die Fruchtbarkeitsgöttin Demeter mit<br />

bäuerlichem, mit Blüten bestücktem Strohhut und<br />

entblößten Brüsten zu sehen, die sich angesichts des<br />

Vorfalles entsetzt an die allegorischen Frauengestalten<br />

des Frühlings, der Ernte und der Vegetation zuwendet.<br />

Gott Amor, als Verursacher, der Pluto verliebt<br />

gemacht hatte, macht sich hier davon. A.R.<br />

(1321607) (11)<br />

HENDRICK VAN BALEN THE ELDER, 1575 <strong>–</strong> 1632,<br />

AND JAN BRUEGHEL THE YOUNGER, 1601 <strong>–</strong> 1678<br />

THE RAPE OF PROSERPINA<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

47.5 x 73 cm.<br />

An expert’s report by Dr Klaus Ertz, Lingen, 8 February<br />

2022 is enclosed. The figural scene by Hendrick van<br />

Balen,the folower basket and the arran gement by Jan<br />

Brueghel.<br />

The scene illustrates the Greek myth according to<br />

which Persephone, the daughter of Ceres, the goddess<br />

of fertility, is abducted against her will by Pluto,<br />

ruler of the underworld. The first painting of this<br />

scene was created by the two above mentioned<br />

painters in 1610. The painting (39 x 53 cm) is held in<br />

the collections of the Royal Pavilion & Museums<br />

Trust, Brighton. The version on offer for sale here is<br />

significantly larger, but the composition and the figurations<br />

are identical.<br />

€ 15.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Detail des Blumenkorbes<br />

links unten<br />

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83


297<br />

FRANS FLORIS D. Ä.,<br />

UM 1516 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1570, UMKREIS DES<br />

NIEDERSTRECKUNG DES HELIODORUS<br />

IM TEMPEL<br />

Öl auf Holz.<br />

135,7 x 228 cm.<br />

Rechts unten mit Inschrift: „MACHABEI.IB/ 2°...AD“.<br />

In glattem schwarzem Rahmen.<br />

Anbei ein umfangreicher Untersuchungsbericht von<br />

A.M. Rorda Boersma-Pappenheim, Rotterdam 2010/12.<br />

Das Thema stammt aus dem zweiten Buch Makkabäer,<br />

III:25-29. Heliodorus erhielt vom syrischen Seleukidenkönig<br />

den Auftrag, die Schätze aus dem Tempel<br />

des Königs Salomo in Jerusalem zu stehlen. Doch wie<br />

auf diesem <strong>Gemälde</strong> dargestellt, wurde er von einem<br />

Reiter niedergestreckt und von dessen Begleitern, die<br />

hier als Engel dargestellt sind, gegeißelt. Das Sujet,<br />

das oft als eine Vorwegnahme der Vertreibung der<br />

Geldwechsler aus dem Tempel durch Christus angesehen<br />

wird, ist oftmals zu sehen in der niederländischen<br />

Kunst des 16. Jahrhunderts. Dieses Bild ist in<br />

Stil und Ausführung eng mit dem Antwerpener Maler<br />

Frans Floris (1519/20-1570) verbunden. Floris, der von<br />

1541 bis 1547 in Rom lebte, galt unter den nordischen<br />

Malern als einer der besten Vertreter des römischen<br />

Stils. Die robusten und skulpturalen Figuren des vorliegenden<br />

Werks spiegeln offensichtlich Floris´ monumentalen<br />

Stil wider, der auf seiner Vertrautheit mit den<br />

Werken berühmter italienischer <strong>Meister</strong> wie Raffael<br />

beruht, dessen Fresko zu diesem Thema im Vatikan er<br />

möglicherweise gesehen hat. Einige der Kopftypen,<br />

insbesondere die der Frauen im Vordergrund, erinnern<br />

an Werke von Floris, die in die 1550er und 1560er Jahre<br />

datiert werden können, wie z. B. eines, das am 16.<br />

Mai 1996 bei Sotheby´s in New York verkauft wurde<br />

(Los 189), und ein anderes, das am 23. Januar 2004<br />

bei Christie´s in New York verkauft wurde (Los 18).<br />

Provenienz:<br />

Christie‘s, London, 25. Oktober 1974, Lot 88<br />

(als Frans Floris).<br />

Christie‘s, London, 15. Juli 1977, Lot 156<br />

(als Frans Floris).<br />

Sotheby‘s, London, 18. Dezember 1980, Lot 44<br />

(als Frans Floris).<br />

Sotheby‘s, Amsterdam, 18. Mai 2010, Lot 5<br />

(als Frans Floris Umkreis). (1320098) (13)<br />

FRANS FLORIS THE ELDER<br />

CA. 1516 ANTWERP <strong>–</strong> 1570, CIRCLE OF<br />

EXORCISM OF HELIODORUS IN THE TEMPLE<br />

Oil on wood.<br />

135,7 x 228 cm.<br />

Lower right with inscription “MACHABEI.IB/ 2°...AD“.<br />

Enclosed a comprehensive report by A.M. Rorda<br />

Boersma-Pappenheim, Rotterdam 2010/12.<br />

Provenance:<br />

Christie’s, London, 25 October 1974, lot 88<br />

(as Frans Floris).<br />

Christie’s, London, 15 July 1977, lot 156<br />

(as Frans Floris).<br />

Sotheby’s, London, 18 December 1980, lot 44<br />

(as Frans Floris).<br />

Sotheby’s, Amsterdam, 18 May 2010, lot 5<br />

(as Frans Floris circle).<br />

€ 45.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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298<br />

JUSEPE DE RIBERA<br />

GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,<br />

1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL,<br />

UND WERKSTATT<br />

Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />

Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />

sich mit den Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und<br />

Agostino (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-<br />

1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen<br />

von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später<br />

stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo<br />

Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner<br />

Bilder erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs<br />

von Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr<br />

1644 wurde er durch den Papst zum Ritter des<br />

Christus ordens geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied<br />

der Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio<br />

ist er der bedeutendste Naturalist der Neapolitanischen<br />

Malerei mit Betonung des Chiaroscuro.<br />

Ein Hauptmerkmal seines Wirkens ist die bewusste<br />

Wahl der Darstellung von meist alten, asketisch knochig-schlanken<br />

Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />

BILDNIS DES PHILOSOPHEN THALES<br />

MIT PAPIERROTULUS<br />

Öl auf Leinwand.<br />

120 x 94,5 cm.<br />

Verso Provenienz-und Ausstellungs-Etikett.<br />

Beigegeben Expertise von Claudio Strinati o. J. sowie<br />

Prof. Riccardo Lattuada, Juli 2021.<br />

Das in Variationen vom Künstler wiederholt gemalte<br />

Werk ist mehrfach dokumentiert. (Dokumente beigegeben).<br />

Dargestellt ist die Gestalt eines Philosophen<br />

in Dreiviertelfigur, der aus dem dunklen Hintergrund<br />

hervortritt, von links oben beleuchtet. Das Gesicht,<br />

mit tiefliegenden Augen und kurzem, dunklem Bart,<br />

ist dem Betrachter zugewandt, während er uns demonstrativ<br />

einen aufgerollten Papierrotulus zeigt, auf<br />

dem geometrische Zeichnungen mit Kreisen zu erkennen<br />

sind. Mit dem rechten Arm nach unten gerichtet<br />

hält der Dargestellte eine Sanduhr in der Hand.<br />

Aufgrund der Zeichnungen auf dem Rotulus mit Kreisdarstellungen,<br />

aber auch von Beschriftungen weiterer<br />

Versionen, ist die Identifizierung als „Tales von Milet“<br />

gesichert. Der Philosoph hat bekanntlich im 6. Jahrhunderts<br />

v. Chr. neben anderem den Satz formuliert:<br />

alle Winkel in einem Halbkreis sind rechtwinkelig.<br />

Bildnisse bedeutender Philosophen kennen wir auch<br />

von anderen Malern, wie etwa „Thales“ von Luca Giordano,<br />

mit der nämlichen Zeichnung. Die Annahme,<br />

es könne sich um den Skeptiker Sextus Empiricus<br />

des 2. Jhdts. handeln, stellt sich daher nicht mehr.<br />

Nicola Spinosa erwähnt weitere Versionen der Darstellung,<br />

so zum Vergleich etwa in der Sammlung<br />

Wemys, London, in der National Gallery of Scotland,<br />

Edinburgh, eine weitere „replica autografa“ in einer<br />

Pariser Sammlung aus der Collection des Marchese<br />

di Remisa. Darüber hinaus ist ein <strong>Gemälde</strong> bekannt<br />

geworden, das nur den Kopf zeigt, in einer Privatsammlung<br />

Kopenhagen. Auf Seite 296 f. des Werkverzeichnisses<br />

von Spinosa (2003) ist eine dem vorliegenden<br />

<strong>Gemälde</strong> vergleichbare Version abgebildet<br />

(A 89), am Oberrand beschriftet „TALES MILESIO“.<br />

Letztlich folgert Riccardo Lattuada in seiner hier beigegebenen<br />

Expertise aus den ebenfalls beiliegenden<br />

Unterlagen, dass es sich hier um ein Werk Riberas<br />

unter Mitwirkung seiner Werkstatt handelt.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Matarazzo di Licosa, Neapel (bis 1974).<br />

Ausstellung Galleria Previtali, 1974.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> in der Literatur besprochen und<br />

abgebildet:<br />

S. Ortolani, in: Ausstellungskat. „La mostra ella pittura<br />

napoletana del ’600 <strong>–</strong> ’700 <strong>–</strong> ’800, Neapel 1938<br />

scheda 215. Ganzseitige Abbildung S. 71.<br />

F. Parlato, La collezione del Conte Giuseppe Matarazzo<br />

di Licosa, Neapel 1950, S. 64-75, <strong>Teil</strong> p. 71<br />

(vermutet als: „L‘Architetto“).<br />

Katalog: Galleria Privitali, Bergamo, Dipinti Antichi,<br />

1974, S. 32, Abb. S. 33<br />

Nicola Spinosa, Ribera, L‘Opera Completa, Neapel<br />

2003: La obra completa, Fundaciòn Arte His pánico<br />

Madrid. 2009.<br />

Weitere Literatur:<br />

August Liebmann Mayer, Jusepe de Ribera, Leipzig<br />

1908.<br />

Nicola Spinosa und A.E. Perez Sánchez, Jusepe de<br />

Ribera 1591-1652, Ausstellungskatalog; Neapel <strong>–</strong><br />

Madrid <strong>–</strong> New York 1992.<br />

G. Papi, Ribera a Roma. Soncono/Cremoa, 2007.<br />

J. Milicua und J. Portús (a cura) Il giovane Ribera tra<br />

Roma, Parma e Napoli, Ausstellungskatalog, Madrid<br />

<strong>–</strong> Neapel 2010-2011. (13207829) (2) (11)<br />

JUSEPE DE RIBERA,<br />

ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,<br />

1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES,<br />

AND WORKSHOP<br />

PORTRAIT OF THE PHILOSOPHER THALES<br />

WITH PAPER ROTULUS<br />

Oil on canvas.<br />

120 x 94.5 cm.<br />

Provenance and exhibition label on the reverse.<br />

Accompanied by an expert’s report by Claudio Strinati,<br />

n.d. and by Professor Riccardo Lattuada, July 2021.<br />

Provenance:<br />

Collection Matarazzo di Licosa, Naples (until 1974).<br />

Exhibition Galleria Previtali, 1974.<br />

The painting is discussed and illustrated in:<br />

S. Ortolani, in: La mostra ella pittura napoletana del<br />

‘600 <strong>–</strong> ‘700 <strong>–</strong> ‘800, exhibition catalogue, Naples<br />

1938, file card 215. Full-page illustration p. 71.<br />

F. Parlato, La collezione del Conte Giuseppe Matarazzo<br />

di Licosa, Naples 1950, pp. 64-75, part p. 71 (assumed<br />

as: “L’Architetto”).<br />

Dipinti Antichi, exhibition catalogue, Galleria Privitali,<br />

Begamo 1974, p. 32, ill. p. 33.<br />

Nicola Spinosa, Ribera. L’Opera Completa, Naples<br />

2003: La obra completa, Fundación Arte Hispánico,<br />

Madrid 2009.<br />

€ 90.000 - € 130.000<br />

Sistrix<br />

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87


299<br />

BARTOLOMÉ ESTEBAN MURILLO,<br />

1618 SEVILLA <strong>–</strong> 1682 EBENDA<br />

GENRESZENE <strong>–</strong> HIRTENFAMILIE MIT SCHAFEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

20,5 x 37,4 cm.<br />

Verso auf dem Keilrahmen gedruckter Aufkleber:<br />

„COLLECTIE GOUDSTIKKER / AMSTERDAM -<br />

KALVERSTR. 73“ mit handschriftlicher „No 1609“.<br />

Ferner rotes Lacksiegel mit Palette und Umschrift<br />

„Collectie Goudstikker“.<br />

Beigegebene Dokumente: Original Kaufrechnung von<br />

der Galerie J. Goudstikker, Schilderijen, Kalverstraat<br />

73, Amsterdam, ausgestellt an: Mr. W. Suermont,<br />

Westersingel 84, Rotterdam. 8. Dec. 1925.<br />

Ferner: Quittung der Fa. Goudstikker an M. Suermont,<br />

Rotterdam, über 8.000 holl. Gulden., Amsterdam 8.<br />

Dec. 1925.<br />

Ferner: N. Pappenheim-Luitweiler, „Restaurator van<br />

Schilderijen“, Essenweg 25, Rotterdam 16. Mit Text:<br />

„Voor restauratie. Herdersfamilie met schapen, geschilderd<br />

door Murillo“, ausgestellt an Mr. W. Suermondt,<br />

Dartheuvel-Leersum, 8. Febr. 1965.<br />

Das nicht allzu große <strong>Gemälde</strong> führt uns in skizzenhaftem<br />

Pinselstrich in die Szene einer Schäferfamilie.<br />

Links die Mutter mit Kind an der Brust, zwischen zwei<br />

weiteren Kindern und links einem Mädchen mit Wasserkübel.<br />

Die Mutter blickt auf die beiden Kleinkinder<br />

herab, von denen eines einen Brei löffelt, während sich<br />

das nackte Knäblein dazustellt. Weiter rechts zwei<br />

Schafe. Dahinter, in nebeligem Dunkel die Gestalt des<br />

leicht gebückt schreitenden Schäfers mit geschultertem<br />

Hirtenstab.<br />

Im Vordergrund ein Tonkrug und eine große Schale<br />

mit Brei oder Milch. Dieser weiße Farbeffekt verleiht<br />

betonenden Akzent und korrespondiert zu den weiteren<br />

helleren Partien im Bild.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> zeigt Studiencharakter. Das Bildthema<br />

führt das einfache ländliche Hirtenleben realistisch vor.<br />

Kinder in diesem Milieu zählen ohnehin zur spezifischen<br />

Charakteristik in Murillos Werk, nicht selten im<br />

Beisein von Schafen.<br />

Das Werkverzeichnis setzt die Entstehung dieser<br />

Studie in die letzten Jahre Murillos, zwischen 1670<br />

und 1680. Das erklärt wohl, dass diesem Entwurf keine<br />

großformatige Ausführung folgte. Vorausgegangen<br />

sind etwa Murillos „Häusliche Toilette <strong>–</strong> Entlausung<br />

eines Knaben“ oder „Die geldzählenden Obstverkäufer“.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> ist im Werkverzeichnis auf Seite 217 abgebildet,<br />

dort mit Besitzerangabe: „Amsterdam, Sammlung<br />

Dr. Lanz“.<br />

Der Autor des Werkverzeichnisses, August Liebmann<br />

Mayer war Hauptkonservator für Altspanische Malerei<br />

an der <strong>Alte</strong>n Pinakothek München. Er galt für die<br />

Spanische Kunst weltweit als die Autorität schlechthin.<br />

Sein Murillo-Werkverzeichnis erschien 1913.<br />

Bereits in den 1930er-Jahren wurde Mayer Opfer einer<br />

beispiellosen antisemitisch motivierten Kampagne,<br />

unterstützt vom „Völkischen Beobachter“. Die Behauptungen<br />

angeblicher Falschzuschreibungen erwiesen<br />

sich als unbegründet. Besonders um den als extrem<br />

nationalsozialistisch bekannten Wilhelm Pinder, keineswegs<br />

für die Malerei zuständig, scharten sich Gelehrte,<br />

die nun gegen die Fachautorität Mayers polemisierten.<br />

Das zeigte leider bis heute Wirkung, etwa<br />

wenn sich der Handel gelegentlich unsicher zeigt.<br />

Erst in jüngster Zeit wurde die Reputation Mayers<br />

wiederhergestellt (Kolloquium zu Ehren von August<br />

Liebmann Mayer, Zentralinstitut für Kunstgeschichte<br />

München, Oktober 2021).<br />

So sollten weder an Mayers Werkverzeichniseintrag,<br />

noch an der Autorschaft Murillos Zweifel bestehen.<br />

Dies sowohl ob der hervorragenden Malqualität, als<br />

auch aufgrund der hervorragenden Provenienz. A.R.<br />

Provenienz:<br />

Vor 1912 Sammlung Dr. Lanz, Amsterdam.<br />

Vor 1925 Goudstikker, Amsterdam.<br />

1925 Sammlung Mr. Suermondt, Rotterdam.<br />

1965 Mr. W. Suermondt, Leersum.<br />

Literatur:<br />

August Liebmann Mayer, Murillo. Der <strong>Meister</strong>s <strong>Gemälde</strong><br />

in 287 Abbildungen, Stuttgart/ Berlin 1913,<br />

Werkverzeichnis-Abb. Seite 217. (13210713) (11)<br />

€ 7.000 - € 9.000<br />

Sistrix<br />

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Abgebildet in „August Liebmann Mayer, Murillo“<br />

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89


300<br />

JUAN DE ZURBARÁN,<br />

1620 <strong>–</strong> 1649 SEVILLA<br />

BODEGÓN MIT GRANATÄPFELN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

34,5 x 39 cm.<br />

In plastisch beschnitztem Holzrahmen.<br />

Juan wurde in Llerena, 130 Kilometer nördlich von<br />

Sevilla, als Sohn des Malers Francisco de Zurbarán<br />

geboren, bei dem er seine Ausbildung erhielt. Um<br />

1629, als Juan etwa neun Jahre alt war, zog die Familie<br />

nach Sevilla, wo sein Vater die Kunstszene bis Mitte<br />

des 17. Jahrhunderts beherrschte. 1641 heiratete Juan<br />

Mariana de Quadros, die wohlhabende Tochter eines<br />

Prokuristen der Real Audiencia von Sevilla, die ihm<br />

eine beträchtliche Mitgift einbrachte und mit der er<br />

zwei Kinder hatte (geboren 1642 und 1644). Tragischerweise<br />

fanden Leben und Karriere von Juan ein<br />

jähes Ende: Er starb 1649 im <strong>Alte</strong>r von nur neunundzwanzig<br />

Jahren als Opfer der Pestepidemie, die Sevilla<br />

heimsuchte und fast die Hälfte der Bevölkerung der<br />

Stadt auslöschte. Juans <strong>Gemälde</strong> sind äußerst selten.<br />

Obwohl er (wie sein Vater) religiöse Werke gemalt<br />

haben soll, sind diese nicht erhalten geblieben, und er<br />

ist heute ausschließlich als Stilllebenmaler bekannt. Es<br />

wurden weniger als zwanzig <strong>Gemälde</strong> von Juans<br />

Hand identifiziert, von denen nur drei signiert sind.<br />

Trotz ihrer Seltenheit wird Juans Stillleben eine wich -<br />

t ige Rolle bei der Entwicklung der Bodegón Tradition<br />

des Goldenen Zeitalters in Spanien zugewiesen. Die<br />

signierten Werke befinden sich in einer Privatsammlung<br />

in Bordeaux, im Museum in Kiew (datiert 1640)<br />

und in der Gösta Serlachius Fine Arts Foundation in<br />

Mänttä in Finnland (datiert 1643). Trauben und Granatäpfel<br />

wie sie hier zu finden sind, gehören zum<br />

Repertoir des begehrten Malers. Ein weiteres <strong>Gemälde</strong><br />

mit Granatäpfeln befindet sich in der Sammlung Abelló.<br />

JUAN DE ZURBARÁN,<br />

1620 <strong>–</strong> 1649 SEVILLA<br />

BODEGÓN WITH POMEGRANATE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

34.5 x 39 cm.<br />

In three-dimensionally carved wooden frame.<br />

Literature:<br />

Rafael Romero Asenjo, El bodegón español en el<br />

siglo XVII desvelando su naturaleza oculta, 2009,<br />

p. 188, ill. 45, with x-ray photography ill. 46.<br />

Museo de Bellas Artes de Murcia, Maestros del<br />

Barroco espanol, pp. 68.<br />

€ 100.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Literatur:<br />

Rafael Romero Asenjo, El bodegón español en el<br />

siglo XVII desvelando su naturaleza oculta, 2009,<br />

S. 188, Abb. 45, mit Roentgenfotografie Abbildung<br />

46.<br />

Museo de Bellas Artes de Murcia, Maestros del<br />

Barroco espanol, S. 68 f. (1320681) (13)<br />

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91


301<br />

LUIS MELÉNDEZ,<br />

1716 NEAPEL <strong>–</strong> 1780 MADRID<br />

STILLLEBEN MIT KIRSCHEN, APRIKOSEN<br />

UND EINEM HONIGTOPF<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

34 x 47,5 cm.<br />

Dem <strong>Gemälde</strong> ist ein ausführliches Gutachten der<br />

Prado-Expertin Carmen Garrido, o.J. beigegeben, mit<br />

der schlussfolgernden Datierung des Bildes in das<br />

Jahr 1771. Des Weiteren ein technischer Untersuchungsbericht<br />

mit Radiographie etc. „I & R“, Rafael<br />

Romero Asenjo und Adelina Illán Gutiérrez, Madrid,<br />

August 2018.<br />

In betontem Breitformat hat der Maler die Früchte<br />

dargestellt <strong>–</strong> auf einer hölzernen Tischplatte nebeneinander<br />

ausgebreitet. Lichteinfall von links. Die Komposition<br />

zeigt überlegte Positionierung, indem die goldleuchtenden<br />

Aprikosen das Bildzentrum zwischen<br />

den beiderseits dichtliegenden Kirschen beherrschen.<br />

Der intensiven Rotfarbe wirkt das Grün der Blätter<br />

eines Fruchtzweiges farbkomplementär gegenüber.<br />

Nur leicht aus der Mitte nach rechts verschoben, hebt<br />

sich der Melero, ein durch Tuch und Schnur verschlossener,<br />

glasierter schlanker Honigtopf in Talavera-<br />

Keramik, vor dem dunklen Hintergrund ab. Denselben<br />

Topf hat Meléndez auch ins Zentrum seines Stilllebens<br />

mit „Orangen, Konfektschachteln und Wassermelonen“<br />

gesetzt (Prado Madrid, Garido und Cherry,<br />

2004, Nr. 4, S. 117).<br />

Wie viele weitere Künstler spanischer Herkunft begab<br />

auch Meléndez sich zum Studium und Wirken<br />

nach Italien. Als Schüler des hervorragenden französischen<br />

Portraitisten und Hofmalers Louis-Michel van<br />

Loo (1707-1771) gelangte er bald zu hohem Ansehen<br />

und erhielt auch Aufträge vom Hof. So portraitierte er<br />

u.a. etwa Ferdinand VI von Spanien und Philipp V<br />

(1683-1743). Rest. A.R.<br />

Provenienz:<br />

Privatbesitz.<br />

Anmerkung:<br />

Schon vor Bemalung durch Nahtverbindung oben<br />

angesetzt, wie dies auch bei anderen Bildern seiner<br />

Hand zu beobachten ist (siehe Garrido & Cherry,<br />

2004, Nr. 24, S. 117 und 246).<br />

Literatur:<br />

Carmen Garrido, Peter Cherry: Luis Meléndez. La<br />

serie de bodegas para el Principe de Asturias, 2004.<br />

(1321681) (10)<br />

LUIS MELÉNDEZ,<br />

1716 NAPLES <strong>–</strong> 1780 MADRID<br />

STILL LIFE WITH CHERRIES, APRICOTS<br />

AND HONEY POT<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

34 x 47.5 cm.<br />

Accompanied by a detailed expert’s report by the<br />

Prado expert Carmen Garrido, n.d., with conclusive<br />

dating of the painting to 1771. Furthermore, a technical<br />

report with radiography etc. by “I & R”, Rafael<br />

Romero Asenjo and Adelina Illàn Gutièrrez, Madrid,<br />

August 2018.<br />

Provenance:<br />

Private property.<br />

Literature:<br />

Carmen Garrido, Peter Cherry: Luis Meléndez. La<br />

serie de bodegas para el Principe de Asturias, 2004.<br />

€ 120.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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Röntgen-Aufnahme<br />

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93


302<br />

JACOB ROTIUS,<br />

1644 HOORN <strong>–</strong> 1681/82 EBENDA<br />

FRÜCHTESTILLLEBEN MIT VOGEL<br />

UND SCHMETTERLINGEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

61 x 50 cm.<br />

Rechts auf Säulensockel signiert und datiert „JRotius<br />

f. 1681“, verso Etikett mit Inventarnummer „537“.<br />

In dekorativem Rahmen.<br />

Beigeben eine Korrespondenz mit Fred Meijer vom<br />

RKD, Den Haag, vom 03. Juli 2014, der darin berichtet,<br />

dass ihnen das vorliegende <strong>Gemälde</strong> bereits bekannt<br />

ist durch eine Ausstellung im Palais des Beaux-Arts,<br />

Brüssel vom 25. Februar 1969. Er verweist<br />

auf <strong>Gemälde</strong> des Künstlers im RKD.<br />

Auf den rot bezogenen Stufen vor einer Säule und<br />

Ruinen im linken Hintergrund mit Blick auf den<br />

grau-blauen Himmel hat der Künstler, der laut Houbraken<br />

ein Schüler von Jan Davidsz de Heems (1606-<br />

1683) war, ein Früchtestillleben mit dreierlei Weintrauben,<br />

zwei samtigen Pfirsichen, Aprikosen, Mispeln,<br />

Granatapfel und Himbeeren drapiert. Zwischen diesem<br />

sommerlichen und saftig-frischen Obst tummeln<br />

sich vier Schmetterlinge, ein Vogel, wohl ein Gimpel,<br />

und eine kleine Schnecke. Qualitätvolle Malerei bei<br />

der durch die Farbgebung die Früchte besonders hervorgehoben<br />

werden.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> entstand im letzten Lebensjahr des<br />

jung verstorbenen Künstlers, was durch die Datierung<br />

am rechten Bildrand bestätigt wird. Die Kombination<br />

aus Früchten und Architektur findet sich auch in einem<br />

anderen, dem Künstler zugeschriebenen <strong>Gemälde</strong><br />

(RKD Image Archiv Nr. 0000048445). <strong>Teil</strong>s Retuschen.<br />

Provenienz:<br />

Van Herck, Antwerpen, 14. und 15. Mai 1934<br />

(Hofstede de Groot fiche Nr. 1444343).<br />

Versteigerung Christie´s, London, 19. März 1954,<br />

Nr. 37 (irrtümlich als Jan Albertsz. Rotius)<br />

Versteigerung Palais des Beaux-Arts, Brüssel, 25.-27.<br />

Januar 1969, Nr. 20 mit Abb. (in Kopie vorliegend).<br />

Privatsammlung, Europa.<br />

Versteigerung Christie´s, London, 19. März 1954,<br />

Nr. 37.<br />

Anmerkung:<br />

Laut Fred Meijer war Rotius‘ Themenwahl vielfältig,<br />

und es sind nur wenige Stillleben mit einer solchen<br />

Komposition von ihm bekannt. Ein ähnliches, aber<br />

größeres <strong>Gemälde</strong>, signiert und datiert „1674“, wurde<br />

am 26.9.1980 in München (Weinmüller) versteigert,<br />

Kat.Nr. 261. Ähnliche Motive finden sich auch in anderen<br />

Stillleben von seiner Hand.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Hendrik Fredrik Wynman, De stillevenschilder<br />

Jacob Rotius, in: Oud Holland, Nr. 47, 1930, S. 60-67<br />

(in Kopie vorliegend).<br />

Vgl. Invar Bergström, Dutch Still-Life Painting in the<br />

Seventeenth Century, London 1956, S. 220.<br />

Vgl. Laurens J. Bol, Holländische Maler des 17. Jahrhunderts<br />

nahe den großen <strong>Meister</strong>n. Landschaften<br />

und Stilleben, München 1982, S. 301.<br />

Vgl. Peter Mitchell, European Flower Painters,<br />

London 1973, S. 2, 18, 19.<br />

Vgl. Walther Bernd, Die Niederländischen Maler<br />

des 17. Jahrhunderts, München 1969-1970.<br />

Vgl. Erika Gemar-Koeltzsch, Holländische Stillebenmaler<br />

im 17. Jahrhundert, Lingen 1995, Bd. III, S. 831f.<br />

Vgl. Adriaan van der Willigen, Fred G. Meijer, A Dictionary<br />

of Dutsch and Flemish Still-Life Painters<br />

Working in Oils. 1525-1725, Leiden 2003, S. 171.<br />

(1320571) (1) (18)<br />

Detail rechts unten<br />

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JACOB ROTIUS,<br />

1644 HOORN <strong>–</strong> 1681/82 IBID.<br />

FRUIT STILL LIFE WITH BIRD AND BUTTERFLIES<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

61 x 50 cm.<br />

Signed and dated „JRotius f. 1681“ on column base<br />

on the right, verso label with inventory no. “537”.<br />

Accompanied by correspondence by Fred Meijer from<br />

the RKD, The Hague, dated 3 July 2014, who reports<br />

that he is already familiar with the present painting<br />

from an exhibition at the Palais des Beaux-Arts, Brussels<br />

from 25 February 1969. He references paintings<br />

by the artist at the RKD.<br />

The painting was created in the last year of the artist‘s<br />

life, which is confirmed by the date on the right<br />

edge of painting. The combination of fruit and architecture<br />

can also be found in another painting attributed<br />

to the artist (RKD Image Archive no. 0000048445).<br />

Provenance:<br />

Van Herck, Antwerp, 14 and 15 May 1934 (Hofstede<br />

de Groot fiche no. 1444343).<br />

Auction Christie‘s London, 19 March 1954, no. 37<br />

(erroneously described as Jan Albertsz. Rotius)<br />

Auction Palais des Beaux-Arts, Brussels, 25 - 27<br />

January 1969, no. 20 with ill. (copy enclosed).<br />

Private collection, Europe.<br />

Auction Christie‘s London, 19 March 1954, no. 37.<br />

Literature:<br />

cf. Hendrik Fredrik Wynman, De stillevenschilder<br />

Jacob Rotius, in: Oud Holland, no. 47, 1930, p. 60-67<br />

(copy available).<br />

cf. Invar Bergström, Dutch Still-Life Painting in the<br />

Seventeenth Century, London 1956, p. 220.<br />

cf. Laurens J. Bol, Holländische Maler des 17. Jahrhunderts<br />

nahe den großen <strong>Meister</strong>n. Landschaften<br />

und Stilleben, Munich 1982, p. 301.<br />

cf. Peter Mitchell, European Flower Painters, London<br />

1973, p. 2, 18, 19.<br />

cf. Walther Bernd, Die Niederländischen Maler des<br />

17. Jahrhunderts, Munich 1969-1970.<br />

cf. Erika Gemar-Koeltzsch, Holländische Stillebenmaler<br />

im 17. Jahrhundert, Lingen 1995, vol. III, p. 831f.<br />

cf. Adriaan van der Willigen, Fred G. Meijer, A Dictionary<br />

of Dutsch and Flemish Still-Life Painters Working<br />

in Oils. 1525-1725, Leiden 2003, p. 171.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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303<br />

FRANS YKENS,<br />

UM 1601 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1693 BRÜSSEL<br />

(WEITERE ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />

Der Maler war um 1615 Schüler seines Onkels Osias<br />

Beert d. Ä. (um 1580-1623/24), von dem er auch die<br />

spezielle Stilllebenauffassung mit vereinzelt im Bild<br />

nebeneinandergestellten Objekten übernommen hat.<br />

Kein geringerer als Peter Paul Rubens (1577-1640),<br />

ein Freund des Malers, erwarb mehrere seiner Stillleben,<br />

die heute im Rubenshaus in Antwerpen gezeigt<br />

werden. Frans Ykens hielt sich in den Jahren<br />

1630/31 in Frankreich auf, wurde anschließend Mitglied<br />

der Malergilde Sankt Lukas in Antwerpen.<br />

PAAR FLORALE KRÄNZE MIT FRÜCHTEN<br />

UND MYTHOLOGISCHEN SZENEN<br />

Öl auf Leinwand. Altdoubliert.<br />

111 x 79 cm.<br />

Unten mittig signiert.<br />

In vergoldetem reliefdekoriertem Rahmen.<br />

Als Trompe l‘œil gebildete Camaieu-Kartuschen mit<br />

Rollwerk bzw. mit Puttodekor umspielt von einer Blütengirlande<br />

bzw. von einer solchen aus Frucht-Blüten-<br />

Komposition. Darin einmal eine Venus-Adonis-Gruppe<br />

<strong>–</strong> ein Derivat aus der Komposition Tizians, wie sie<br />

etwa im Prado in Madrid, im Metropolitan Museum in<br />

New York oder auch in der National Gallery in London<br />

verwahrt wird <strong>–</strong> bzw. ein liebendes Paar mit Amorknabe.<br />

Rahmen minimal besch.<br />

Literatur:<br />

Dieses <strong>Gemälde</strong> ist abgebildet in: Patrizia Consigli,<br />

Nature morte del seicento e settecento, Parma 1987,<br />

S. 188 und 189, Abb. 191 und 192.<br />

The Burlington Magazine, Nr. 807, Bd. CXII, Juni 1970,<br />

S. 430 - 431, Tafel XXX.<br />

Marie Louise Hairs, Les peintres flamands de fleurs<br />

au XVIIe siècle, Paris/Brüssel 1965, S. 208 und 427.<br />

(1321341) (3) (13)<br />

FRANS YKENS,<br />

CA. 1601 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1693 BRUSSELS<br />

(FURTHER ILL. FOLLOWING PAGES)<br />

A PAIR OF FLORAL WREATHS WITH FRUIT<br />

AND MYTHOLOGICAL SCENES<br />

Oil on canvas. Old relining.<br />

111 x 79 cm.<br />

Signed at bottom centre.<br />

Literature:<br />

This painting is illustrated in: Patrizia Consigli, Nature<br />

morte del seicento e settecento, Parma 1987, p. 188<br />

and 189, ill. 191 and 192.<br />

The Burlington Magazine, no. 807, vol. CXII, June 1970,<br />

pp. 430 - 431, panel XXX.<br />

Marie Louise Hairs, Les peintres flamands de fleurs<br />

au XVIIe siècle, Paris/Brussels 1965, p. 208 and 427.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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97


304<br />

HIERONYMUS GALLE D. Ä.,<br />

1625 <strong>–</strong> UM 1679<br />

MADONNENBILD IM BLUMENKRANZ<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

78 x 68 cm.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> im RKD-Bildarchiv unter Nummer<br />

0000026656.<br />

Die Bildmotividee, von Jan Brueghel d. Ä. (1568-<br />

1625) bis Peter Paul Rubens (1577-1640) mehrmals<br />

aufgegriffen, zeigt auch hier ein gemaltes gerahmtes<br />

Madonnenbildnis, in Grisailletechnik. Die Rahmung<br />

mit seitlichen Voluten in Art einer Steinrahmung. Um<br />

das Bildnis zieht sich ein, vor dunklem Grund, hell aufleuchtender<br />

Kranz, der unterschiedlichsten Blüten<br />

und Blätter. Darunter rosafarbene Rosen, Malven,<br />

weiße Hortensien, gefiederte Tulpen, Feuerlilien, Iris<br />

sowie Blütenrispen und andere Frühsommerblumen.<br />

Die Blütenblätter äußerst fein gemalt, scheinen vor<br />

dem dunklen, nahezu schwarzen Hintergrund herauszustrahlen.<br />

(12814511) (11)<br />

HIERONYMUS GALLE THE ELDER,<br />

1625 <strong>–</strong> CA. 1679<br />

A MADONNA IN FLORAL WREATH<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

78 x 68 cm.<br />

The painting is listed in the RKD image archive, no.<br />

0000026656.<br />

This image motif, repeatedly taken up from an Brueghel<br />

the Elder (1568-1625) to Peter Paul Rubens<br />

(1577-1640), shows a painted framed Madonna portrait<br />

in grisaille. The frame is painted in the style of a<br />

stone frame with volutes on each side. The painting is<br />

encircled by a wreath of flowers and leaves with pink<br />

roses, hollyhocks, white hydrangeas, feathered tulips,<br />

fire lilies, irises and further panicles and early summer<br />

flowers. The petals are painted very finely and<br />

are luminous against the dark, almost black background.<br />

€ 14.000 - € 18.000<br />

Sistrix<br />

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101


305<br />

JAN DAVIDSZ DE HEEM,<br />

1606 UTRECHT <strong>–</strong> 1683/84 ANTWERPEN, ZUG.<br />

JÜNGLINGSBÜSTE, UMGEBEN VON FRUCHT-<br />

UND BLUMENGEBINDEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

170 x 123 cm.<br />

Das äußerst großformatige <strong>Gemälde</strong>, in betörender<br />

Qualität ausgeführt, zeigt im Zentrum der schwarzgrundigen<br />

Gesamtdarstellung eine steinerne Jünglingsbüste<br />

im Stil der Antike. Sie ist umrahmt von<br />

einem trompe-l‘oel-artig gemalten, großen barocken<br />

Steinrahmen mit ausziehenden Voluten und einem, unterhalb<br />

der Büste angemeißelten, geflügelten Engelskopf,<br />

in Art eines Epitaphs. Die Wiedergabe der Bildhauerelemente<br />

in Steingrau, leicht verschattet. Umso<br />

mehr bricht die leuchtende Farbenfülle der Fruchtund<br />

Blumengebinde hervor, die in vier größeren Partien<br />

zusammengefasst sind. Zwischen Blattwerk zeigen<br />

die einzelnen Gebinde helle Trauben, Rosen und Hibiskusblüten,<br />

daneben Nelken und entsprechendes Blattwerk.<br />

Dazwischen gebunden sind Pfirsiche, ein geöffneter<br />

Granatapfel, Zitrusfrüchte und Pflaumen, am<br />

Unterrand etliche reife Feigen. Himbeeren und leuchtend<br />

rote Kirschen fügen sich in die Farbkomposition<br />

ein, jeweils vor dem fein gemalten Blattwerk bewusst<br />

abgehoben. In der Blumenstilllebenmalerei der Zeit<br />

üblich, lassen sich auch Insekten wie Maikäfer und<br />

Schmetterling finden. Gemäß der Blumensymbolik<br />

der Zeit erscheinen die einzelnen Blüten und Früchte<br />

auf die Jugend der Knabenbüste zu verweisen, möglicherweise<br />

als eine persönliche Hommage. (†)<br />

(12901422) (11)<br />

JAN DAVIDSZ DE HEEM,<br />

1606 UTRECHT <strong>–</strong> 1683/84 ANTWERP, ATTRIBUTED<br />

BUST OF A YOUNG MAN SURROUNED<br />

BY BOUQUETS OF FLOWERS AND FRUIT<br />

Oil on canvas.<br />

170 x 123 cm. (†)<br />

€ 70.000 - € 100.000<br />

Sistrix<br />

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306<br />

GIACOMO RECCO,<br />

1603 NEAPEL <strong>–</strong> NACH 1653<br />

GROSSER BLUMENSTRAUSS<br />

IN EINER FAJENCEVASE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

75x60 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Nicola Spinosa, Neapel,<br />

8. September 2012.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> im typischen Erscheinungsbild der<br />

vergleichbaren Werke des Malers.<br />

Spezialisiert auf Blumenstilleben, hatte Recco fast<br />

ausschließlich einen dunklen, eher schwarzen Hintergrund<br />

gewählt. Nicht selten auch legte er Wert auf<br />

unterschiedlichste Vasen- und Gefäßformen. In vorliegendem<br />

<strong>Gemälde</strong> entwickelt sich das farbenprächtige<br />

Bukett aus einer ovalen, weißglasierten und blau<br />

bemalten Vase mit eingezogenem vergoldetem Fuß.<br />

Neben dunkleren Grüntönen der Blätter überwiegen<br />

die Farben Rot und Weiß für die Blüten. Eine zentral<br />

gesetzte weiße Rosenblüte korrespondiert zur Vase,<br />

wird jedoch fast ausschließlich von roten Blumen, wie<br />

Tulpen, Riesenanemonen und Fingerhut umgeben.<br />

Nach den Seiten und oben hin zeigen sich die Blüten<br />

aufgelockert.<br />

Erst 1961 hat sich der Kunstexperte Raffaello Causa<br />

mit dem Werk Reccos auseinandergesetzt und damals<br />

ein zuvor Giovanni da Udine zugewiesenes Stillleben<br />

(„Die Blumenvase des Cardinale Poli“) dem<br />

Werk Reccos gegeben, wie auch die „Blumenvase<br />

der Spada-Familie“. Zudem hat sich Giuseppe De Vito<br />

mit dem Maler beschäftigt. 1984 hat Antonio Delfino<br />

eine Dokumentation zum Maler zusammengestellt.<br />

Werke der Hand Reccos befanden sich im Eigentum<br />

von Ferdinando II. de´ Medici, heute im Museum des<br />

Palazzo Pitti in Florenz: „Vase mit Tulpen, Anemonen<br />

und Kaiserkronen“ von 1626. 1997 wurde ein Stillleben<br />

seiner Hand bei Christie´s New York verauktioniert.<br />

GIACOMO RECCO,<br />

1603 NAPLES <strong>–</strong> AFTER 1653<br />

LARGE FLOWER BOUQUET<br />

IN FAIENCE VASE<br />

Oil on canvas.<br />

75 x 60 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Nicola Spinosa,<br />

Naples, 8 September 2012.<br />

Literature:<br />

Nicola Spinosa, Pittura del Seicento Napoli. Da Mattia<br />

Preti a Luca Giordano, Naples 2011, ill nos. 303 and<br />

305, pp. 274.<br />

€ 25.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Literatur:<br />

Nicola Spinosa, Pittura del Seicento Neapel. Da Mattia<br />

Preti a Luca Giordano, Neapel 2011, Abb. Nr. 303 und<br />

305, S. 274 f. (13207826) (2) (11)<br />

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307<br />

JAN BRUEGHEL D. J.,<br />

1601 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1678 EBENDA<br />

STILLLEBEN MIT GOLDENER PRUNKTAZZA,<br />

PREZIOSEN UND BLUMEN<br />

Öl auf Eichenholz. Parkettiert.<br />

55,4 x 66,3 cm.<br />

Gerahmt.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen.<br />

Das ausgesprochen ungewöhnliche Stillleben zeigt<br />

die Gegenstände in höchst eleganter Komposition<br />

und äußerst feiner Maltechnik. Weiträumig nebeneinandergestellt,<br />

kommen sie vor dem nahezu schwarzen<br />

Hintergrund besonders zur Geltung. Gezeigt ist<br />

eine Tischplatte, darauf links eine frühbarocke Tazza<br />

mit glatter Schale über reich im Relief verzierten<br />

Schaft, in leuchtendem Gold. Darüber hinweg ist ein<br />

Blumenkranz gelegt, mit unterschiedlichen Sommerblüten,<br />

wie Rosen, Nelken, Anemonen und kleinen<br />

Strauchblüten. Weiter rechts korrespondiert dazu ein<br />

fein gemaltes Bukett mit Tulpen, Röschen, Iris und<br />

weiteren Frühlingsblumen in einem chinesischen,<br />

blaubemalten Porzellanväschen. Von Interesse ist hier<br />

die Gegenüberstellung von Frühling und Sommer<br />

durch die dargestellten Blüten.<br />

Von besonderem Reiz die Preziosen, wie Perlenkette,<br />

Goldringe, Brosche, Gliederarmband und Goldmünzen<br />

in einer geöffneten Chinoiserie-Schatulle in Rot- und<br />

Schwarzlack, der daneben abgelegte Deckel mit chinesischen<br />

Szenen dekoriert.<br />

Die Präzision und Feinheit in der Wiedergabe der<br />

Gegenstände verleihen dem Bild eine besondere Qualität.<br />

In feinstem Detail sind die Goldschmiedearbeiten<br />

wiedergegeben, etwa die beiden Ringen links, die<br />

mit Diamanten im Pyramidenschliff besetzt sind. Die<br />

Dokumentierung einer barocken Tazza neben den hier<br />

sehr früh gezeigten Chinoiserie-Objekten macht das<br />

<strong>Gemälde</strong> für den Zeitraum der Entstehung besonders<br />

interessant. (1322041) (1) (11)<br />

JAN BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />

1601 ANTWERP <strong>–</strong> 1678 IBID.<br />

STILL LIFE WITH MAGNIFICENT GOLD TAZZA,<br />

PRECIOUS ITEMS AND FLOWERS<br />

Oil on oak panel. Parquetted.<br />

55.4 x 66.3 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />

Lingen.<br />

The juxtaposition of spring and summer through the<br />

depicted flowers are interesting in this painting. The<br />

depiction of precious items, such as pearl necklaces,<br />

gold rings, brooches, link bracelets and gold coins in<br />

an open red and black lacquer chinoiserie casket, with<br />

the lid decorated with Chinese scenes placed next to<br />

it, are particularly appealing. The precision and delicacy<br />

in the rendition of the objects give the painting a<br />

special quality. The goldsmith’s work is reproduced in<br />

the finest detail, such as the two rings on the left,<br />

which are set with pyramid-cut diamonds. The very<br />

early documentation of a baroque tazza next to the<br />

chinoiserie objects makes the painting particularly<br />

interesting for the period in which it was created.<br />

€ 70.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

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308<br />

FLÄMISCHER MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

ADAM UND EVA IM PARADIES<br />

Öl auf Holz.<br />

Durchmesser: 26,5 cm.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> ist als Rundbild geschaffen und zeigt das<br />

erste Menschenpaar nackt im Schatten eines großen<br />

Baumes vor dunklem Waldhintergrund. Am Baum<br />

eine Frucht, die Eva mit ausgestreckter Hand ergreift.<br />

Um den oberen <strong>Teil</strong> des Baumes <strong>–</strong> der sogenannte<br />

Baum der Erkenntnis <strong>–</strong> eine Schlange gewunden, die<br />

mit ihrem Kopf den Apfel berührt, gleichsam symbolisch<br />

dem Menschenpaar übergibt. Am linken Bildrand<br />

der Kopf eines Rehbocks, weiter unten ein lagert<br />

ein Hündchen, gefolgt von Katzen und weiteren, den<br />

Menschen näheren Haustieren wie Hasen, Hühner,<br />

Rinder und Ziegen. Rechts im Hintergrund Blick in das<br />

paradiesische Gefilde mit heller erleuchteten Bäumen<br />

und Wildtieren wie Löwe, Bären und anderes Getier,<br />

dazwischen Vögel. Thematisch wie inhaltlich geht die<br />

Darstellung zurück auf Brueghels gleichnamiges großformatiges<br />

<strong>Gemälde</strong> „Adam und Eva im Paradies“, das<br />

in Zusammenarbeit mit Peter Paul Rubens (1577-1640)<br />

entstand, wobei Rubens dort die Figuren schuf. Das<br />

vorliegende Bild ist aber insofern völlig eigenständig,<br />

als der Bildaufbau zwar vergleichbar, die Figurenkomposition<br />

jedoch völlig unterschiedlich zu den üblichen<br />

brueghelschen Vorbildern dieses Themas erscheinen.<br />

Die genannte frühere Fassung entstand 1617 (Öl auf<br />

Holz, heute im Mauritshuis, Den Haag). Das Rundbild<br />

von hoher malerischer Qualität sowohl in der Figurenwiedergabe,<br />

die den nachhaltigen Einfluss von Rubens<br />

verraten, als auch in der landschaftlichen Wiedergabe<br />

im Hintergrund mit fein ausgeführtem Laubwerk, das<br />

sich in helles türkis-grün nach hinten entwickelt. (†)<br />

(13013110) (11)<br />

FLEMISH MASTER OF THE 17TH CENTURY<br />

ADAM AND EVE IN PARADISE<br />

Oil on panel.<br />

Diameter: 26.5 cm. (†)<br />

€ 45.000 - € 65.000<br />

Sistrix<br />

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309<br />

PAUL BRIL,<br />

UM 1553/54 BREDA <strong>–</strong> 1626 ROM, ZUG.<br />

Bril hatte schon zu Lebzeiten, vor allem in Rom, viele<br />

Maler beeinflusst, wie etwa den Niederländer Cornelis<br />

van Poelenburgh (1586-1667), oder den Frankfurter<br />

Adam Elsheimer (1574/78-1610/20).<br />

FELS- UND FLUSSLANDSCHAFT MIT BIBLISCHER<br />

SZENE „JESUS HEILT EINEN BESESSENEN“<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

72 x 120 cm.<br />

Häufig in der niederländischen Malerei der Zeit sind<br />

Landschaft und das Geschehen im Bild symbiotisch<br />

miteinander verknüpft. Gewissermaßen soll auch hier<br />

die weite Landschaft ein Weltbild darstellen mit den<br />

unterschiedlichsten Formationen wie Flusslauf, aufragende<br />

Felsen, sanftere Hügel, Städte am Ufer, Befestungstürme<br />

oder eine Burganlage auf dem Felsen,<br />

wie hier links oben hinter den Bäumen, die als Repoussoir<br />

eingefügt sind. So wird das biblische Geschehen<br />

in der unteren Zone in eine zeitgenössische Landschaft<br />

eingefügt, um die tröstenden Aussagen der<br />

Bibelgeschichte als zeitlos erscheinen zu lassen. Hervorgehoben<br />

ist in der links unten heraufziehenden<br />

Menschenmenge die Gestalt Jesu, der mit seinem<br />

Zeigefinger auf einen vom Wahn besessenen Jüngling<br />

weist und ihn von der Besessenheit kuriert, was als<br />

Beispiel des Gedankens des Exorzismus zu deuten ist.<br />

Der Jüngling taumelnd wiedergegeben, seinem Mund<br />

entweicht ein schwarzer Rauch, weiter unten ist eine<br />

Schweineherde zu sehen, als symbolische Entsprechung<br />

der bösen Besessenheit, wobei die Schweine<br />

hier dabei sind, sich in den Fluss zu stürzen, um zu<br />

ertrinken. So hat der Maler die Szene, die sich der<br />

Bibel gemäß am See Genezareth zugetragen haben<br />

soll, hier in eine nordische Flusslandschaft versetzt.<br />

Die Figuren in der Gruppe links der Jesusfigur sind einzeln<br />

zu deuten, jedenfalls ist Petrus mit grauem Bart<br />

zu erkennen, daneben wohl Johannes Evangelist sowie<br />

die weiteren Apostel, gefolgt von einer größeren<br />

Menschenmenge, die sich im Tal verliert. Der Dramatik<br />

des Geschehens entspricht auch die Wiedergabe<br />

der bewegten Wolken über der Flusslandschaft. Der<br />

Bildaufbau ist für Werke von Bril durchaus typisch,<br />

insbesondere für Flusslandschaften mit links höher<br />

stehendem Felsgelände und bekrönenden Burgen.<br />

Einige Restaurierungen wie etwa oben links und<br />

rechts unten. (†)<br />

Anmerkung:<br />

Ein kleinerformatiges <strong>Gemälde</strong> auf Kupfer (Maße 28,5<br />

x 35 cm) mit demselben Bildinhalt befand sich im Besitz<br />

von Johnny van Haeften, London, dort als Paul Bril bezeichnet<br />

und datiert „1608“. Bril hatte schon zu Lebzeiten,<br />

vor allem in Rom, viele Maler beeinflusst, wie<br />

etwa den Niederländer Cornelis van Poelenburgh<br />

(1586-1667), oder den Frankfurter Adam Elsheimer<br />

(1574/78-1610/20). (1301319) (11)<br />

PAUL BRIL,<br />

CA. 1553/54 BREDA <strong>–</strong> 1626 ROME, ATTRIBUTED<br />

ROCK AND RIVER LANDSCAPE WITH BIBLE<br />

SCENE “JESUS HEALING A POSSESSED MAN”<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

72 x 120 cm.<br />

As is typical for Dutch painting of the time the landscape<br />

and the events are symbiotically intertwined.<br />

Restored in several places, as for example on the left<br />

and lower right. (†)<br />

Notes:<br />

A small-format painting on copper (28.5 x 35 cm) with<br />

the same subject was owned by Johnny van Haeften,<br />

London, inscribed Paul Bril and dated “1608”.<br />

€ 45.000 - € 65.000<br />

Sistrix<br />

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310<br />

MARTEN VAN CLEVE,<br />

1527 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1581<br />

DER KINDERMORD ZU BETHLEHEM<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

74,8 x 106,5 cm.<br />

In teilgerahmten Rahmen<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />

vom 1. Juni 2022 (im Original vorliegend).<br />

Als Kindermord in Bethlehem bezeichnet die christliche<br />

Tradition die in der Weihnachtsgeschichte des<br />

Mattheus Evangeliums überlieferte Tötung aller männlichen<br />

Kleinkinder in Bethlehem, die von König Herodes<br />

angeordnet wurde um den Neugeborenen König<br />

der Juden, Jesus von Nazareth, zu beseitigen. Am<br />

bekanntesten ist das gleichnamige <strong>Gemälde</strong> von Pieter<br />

Breugel dem Älteren, von 1565 in der Royal Collection<br />

im Winstor Castle. Die bekannteste Kopie befindet<br />

sich im Kunsthistorischen Museum in Wien.<br />

Auf dem <strong>Gemälde</strong> in Windsor wird ein winterliches,<br />

flämisches Dorf geplündert. Darauf sind Fußsoldaten<br />

und Söldner, sowie schwarz gepanzerte Reiter mit<br />

Lanzen als spanische Truppen zu identifizieren. Hilfesuchende<br />

Dorfbewohner umringen einen Herold der<br />

die Aktion überwacht. Auf dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong><br />

ist ebenfalls ein winterliches Dorf zu erkennen unter<br />

dunkelgrauem Himmel mit weiße Wolkenformationen<br />

in sfumato. Rechtseitig ein Soldat in glänzender Rüstung,<br />

ein Kind unter seinem rechten Arm haltend, das<br />

er soeben einer Familie entrissen hat, die erschrocken<br />

und trauernd vor der Tür eines großen verschneiten<br />

Hauses steht. Davor ein weiterer Soldat der mit einem<br />

Dolch eine Frau verfolgt, die ein Kind in ihrem<br />

Arm hält und versucht vor dem Mann zu flüchten. Ein<br />

kleiner Hund bellt sie dabei an. In der Mitte der Bildes<br />

weitere bewaffnete Soldaten in Rüstung und mit Standarte.<br />

Am linken Bildrand schließlich ein rötliches Haus,<br />

in das mehrere Soldaten versuchen einzudringen, sei<br />

es linksseitig einer durch das Fenster, sei es drei<br />

Männer beim Aufstoßen einer Tür unter Zuhilfenahme<br />

eines Baumstumpfes.Im Hintergrund des Dorfes weitere<br />

Soldaten die Frauen mit Kindern verfolgen oder<br />

rechtsseitig ebenfalls versuchen in ein weiteres Haus<br />

einzudringen.<br />

Dr. Ertz sieht in dem Urheber dieser Darstellung des<br />

Kindermordes Martin van Cleeve. Von der vorliegenden<br />

Komposition hat Cleve eine Zeichung und fünf<br />

weitere Versionen geschaffen. Auffallend ist auf allen<br />

Bildern das eigenartige sfumato und die runden Figuren<br />

der agierenden Personen, sowie der kleine Hund<br />

unten rechts der fast so etwas wie eine Signatur<br />

darstellt. Dieses im ausgehenden 16. Jahrhundert sehr<br />

beliebte Thema hat nicht nur Martin van Cleve fasziniert,<br />

sondern auch nachfolgende Generationen, wie<br />

die Brüder Breughel. Zeitlich wird das Werk zu Beginn<br />

der 1650er-Jahre eingeordnet. Rest. teils Retuschen.<br />

(1321618) (18)<br />

MARTEN VAN CLEVE,<br />

1527 ANTWERP <strong>–</strong> 1581<br />

THE MASSACRE OF THE INNOCENTS<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

74.8 x 106.5 cm.<br />

Accompanied by the original expert’s report by Dr<br />

Klaus Ertz, Lingen, dated 1 June 2022.<br />

€ 60.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

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113


311<br />

JAN BRUEGHEL D. J.,<br />

1601 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1678 EBENDA<br />

BLUMENKORB MIT PFINGSTROSE<br />

Öl auf Holz.<br />

48,5 x 65 cm.<br />

In aufwändig teilweise à jour gearbeitetem Louis XV-<br />

Rahmen.<br />

Beigegeben im Original eine Expertise von Dr. Klaus<br />

Ertz, Lingen, welcher die Eigenhändigkeit des hier<br />

angebotenen <strong>Gemälde</strong>s bestätigt und es in die 1640er-<br />

Jahre datiert. Anbei auch eine Pigmentanalyse von<br />

Prof. Dr. Manfred Schreiner, Ordinarius für Farbenlehre<br />

und Farbenchemie, Akademie der Bildenden Künste<br />

Wien, vom April 2022. Schreiner stellt zusammenfassend<br />

fest, „dass in dem <strong>Gemälde</strong> ‚Korb mit bunten<br />

Blumen‘, Jan Brueghel d.J. (1601-1678) [...] Farbmittel<br />

nachzuweisen sind, welche seit der Antike bekannt<br />

und in der europäischen Malerei in Verwendung sind:<br />

Bleiweiß, Zinnober, Azurit und ein kupferhaltiges<br />

Grünpigment. Vor allem der Nachweis von Blei-Zinngelb<br />

lässt auf eine Entstehung der Darstellung im 17.<br />

Jh. schließen. Farbmittel, welche erst seit dem 18.<br />

oder 19. Jh. bekannt sind, konnten in den originalen<br />

Farbpartien nicht nachgewiesen werden. Aus materialtechnologischer<br />

Sicht ist daher kein Einwand gegen<br />

die Entstehung des <strong>Gemälde</strong>s in der Schaffensperiode<br />

von Jan Brueghel d.J. (1601-1678) zu erheben.“<br />

Auf einer horizontal den Raum gliedernden Tischplatte,<br />

die über eine Tischzarge zu ragen scheint, steht zentral<br />

ein Korb, wie wir ihn auch von anderen <strong>Gemälde</strong>n<br />

Brueghels kennen mit feinem Flechtwerk und Durchblicken,<br />

die verschiedenfarbige Blüten innerhalb des<br />

Korbes erkennen lassen. Während der florale Inhalt<br />

des blickdurchlässigen Korbes begrenzt ist, steigen<br />

feuerwerksgleich Blüten unterschiedlichster Couleur<br />

aus dem Flechtgitter und füllen den gesamten Bildraum.<br />

Neben einer Pfingstrose sind Klatschmohn,<br />

Vergissmeinnicht, teils gefüllte Rosen, gelbe Windröschen,<br />

Narzisse und Glockenblumen zu sehen, deren<br />

Blüten und Knospen teils auf der Stellfläche liegen,<br />

die Kante überkragen und somit einen Bezug zum<br />

Betrachterraum zu erlangen suchen. Das <strong>Gemälde</strong> erhält<br />

einen dekorativen Wert mit einer unterschwelligen<br />

symbolischen Bedeutung für die Eitelkeit. Die<br />

vergängliche Schönheit eines Blumenstraußes feiert<br />

die göttliche Schöpfung und lädt uns ein, über die<br />

Kurzlebigkeit des Lebens nachzudenken. Die extreme<br />

Sorgfalt, mit der die Frische und der Glanz dieser Blumen<br />

wiedergegeben werden, spiegelt auch den Geschmack<br />

für ästhetischen Genuss und Kontemplation<br />

wider <strong>–</strong> typisch für eine kultivierte Gesellschaft.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Klaus Ertz, Jan Brueghel. Flemish painters in<br />

the circle of the great masters, Freren 1984, Bd. I,<br />

S. 449 ff. (1320951) (13)<br />

JAN BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />

1601 ANTWERP <strong>–</strong> 1678 IBID.<br />

FLOWER BASKET WITH PEONIES<br />

Oil on panel.<br />

48.5 x 65 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />

Lingen, confirming authenticity of the painting and<br />

dating it into the 1640s. Also attached is a pigment<br />

analysis by Professor Dr Manfred Schreiner, professor<br />

for colour theory and colour chemistry, Academy of<br />

Fine Arts Vienna, from April 2022. Schreiner states in<br />

summary, that in the painting “Basket with colourful<br />

Flowers” by Jan Brueghel the Younger (1601-1678)<br />

paints can be found that have been known since<br />

antiquity and are used in European painting: lead<br />

white, vermilion, azurite, and a green pigment containing<br />

copper. Evidence of lead- pewter yellow implies<br />

the painting’s creation in the 17th century.<br />

Paints, which have only been known since the 18th or<br />

19th century could not be found in the original areas<br />

of colouration. From a material- technological point of<br />

view, there is no objection to the painting being created<br />

during the creative period of Jan Brueghel the<br />

Younger (1601-1678).<br />

Literature:<br />

cf. Klaus Ertz, Jan Brueghel. Flemish painters in<br />

the circle of the great masters, Freren 1984, vol. I,<br />

pp. 449 ff.<br />

€ 120.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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117


312<br />

ADAM FRANS VAN DER MEULEN,<br />

1632 BRÜSSEL <strong>–</strong> 1690 PARIS<br />

Van der Meulen war ein flämischer Schlachten-, Genreund<br />

Landschaftsmaler. Er war Schüler des von der<br />

Aristokratie hochgeschätzten Hofmalers Pieter Snayers<br />

(um 1592-1666/67) und lernte durch ihn die Schlachtenmalerei<br />

kennen. In den Diensten des französischen<br />

Königs wurde er zum Schilderer jener Belagerungen<br />

und Feldzüge, an denen er in dessen Gefolge teilnahm.<br />

Dabei nahm er an neun Reisen teil, wo er entweder<br />

direkt oder nachher die Schauplätze des Geschehens<br />

aufsuchte und zeichnerisch erfasste.<br />

GROSSE REITERSCHLACHT AN EINEM FLUSSUFER<br />

Öl auf Holz.<br />

23,5 x 33,5 cm.<br />

Links unten signiert „A. F. V. Meulen.“ Verso alter<br />

Aufkleber mit Künstlernennung und Betitelung.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen.<br />

ADAM FRANS VAN DER MEULEN,<br />

1632 BRUSSELS <strong>–</strong> 1690 PARIS<br />

LARGE CAVALRY BATTLE ON A RIVERBANK<br />

Oil on panel.<br />

23.5 x 33.5 cm.<br />

Signed “A. F. V. Meulen.” lower left.<br />

Verso old label with artistic name and title.<br />

€ 15.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

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Die weitläufige Schlachtendarstellung zieht vom Vordergrund<br />

bis weit hinten zum Horizont, lediglich getrennt<br />

von einem Fluss mit Kämpfenden um und auf<br />

der Brücke. Auffallend die übermäßige Anzahl der Soldaten,<br />

von denen im linken Vordergrund zwei Kämpfer<br />

besonders herausgestellt werden: Ein Mann zu Pferde<br />

mit roter Jacke und schwarzem Hut gegen einen Weiteren<br />

mit rotem Turban kämpfend, links neben ihnen<br />

bereits zu Boden gegangene Pferde liegend. Im Hintergrund<br />

mehrere in den Himmel ragende Bäume,<br />

während sich nach rechts auf der Anhöhe hinter der<br />

Brücke der Blick in eine weite Landschaft erstreckt.<br />

Wiedergabe des Schlachtengetümmels unter hohem<br />

blauem Himmel mit großen weißen Wolkenformationen<br />

und mit zahlreichen Details. Vereinzelt Retuschen.<br />

(1321282) (18)<br />

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119


313<br />

LUCA CARLEVARIS,<br />

1663/65 UDINE <strong>–</strong> 1729/31 VENEDIG<br />

Carlevaris war ein italienischer Maler und Radierer. Er<br />

gilt als Pionier der Vedutenmalerei in Venedig und beeinflusste<br />

spätere Maler wie Canaletto (1697-1768),<br />

Bernardo Bellotto (1721-1780), Michele Giovanni Marieschi<br />

(1696/1710-1743) und Francesco Guardi (1712-<br />

1793). Der früh verwaiste Luca wuchs bei seiner älteren<br />

Schwester Casandra auf, mit der er 1679 nach<br />

Venedig ging. 1699 heiratete er Giovanna, eine Tochter<br />

des Goldschmieds Bastian Sochietti. Mit ihr hatte er vier<br />

Kinder, darunter Marianna, die später eine Schülerin von<br />

Rosalba Carriera (1675-1757) wurde. Der <strong>Meister</strong> hatte<br />

laut dem frühen Biografen Pellegrino Antonio Orlandi<br />

(1704) keinen besonderen Lehrer, sondern erwarb<br />

seine Kenntnisse bei verschiedenen <strong>Meister</strong>n, unter<br />

denen möglicherweise Johann Heintz (um 1580-<br />

1635) eine Rolle gespielt haben könnte, der sich um<br />

1678 in Venedig aufhielt. Ein Aufenthalt in Rom könnte<br />

erklären, dass Carlevaris Werke etwa auch von van Laer<br />

(1592/1599) und Cerquozzi (1602-1660) beeinflusst<br />

worden sein könnten. Ferner wird auch ein Einfluss<br />

des Holländers Gaspar van Wittel (1653-1736) angenommen.<br />

Seine früh erkannte Bedeutung hat auch zu<br />

der Ansicht geführt, er könnte ein Lehrer von Giovanni<br />

Antonio Canal (1697-1768) gewesen sein.<br />

<strong>Gemälde</strong>paar<br />

KÜSTENLANDSCHAFTEN MIT SCHIFFEN<br />

UND FIGUREN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

84 x 128 cm.<br />

In bronziertem Louis XV Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Marco Nicolo Riccomini,<br />

Mailand, 16. Februar 2021, in Kopie.<br />

Der in Udine geborene Carlevaris ist viel gereist und<br />

hat seine Eindrücke in seinen frischen weiten Landschaften<br />

verarbeitet. Die Eindrücke von den Küsten<br />

mag er in Venetien erlangt haben, wo er sich von 1679-<br />

1685 auf hielt. Von 1685-1690 hielt er sich in Rom und<br />

dann in Forenz und Bologna auf, bevor er 1708-1730<br />

wieder in Venetien lebte und wirkte. Offensichtlich als<br />

Gegenstücke gearbeitet sind diese beiden <strong>Gemälde</strong><br />

gestaltet, denn repoussoirhaft sind einmal links und<br />

einmal rechts Landschaftserhhöhungen festzustellen,<br />

die einmal nah am Betrachter liegen und sogar einen<br />

kleinen Wasserfall zeigen, einmal weit in die Ferne<br />

gerückt sind mit davorliegender Architektur. Beiden<br />

Landschaften gemein ist die lockere Figurenstaffage<br />

in blauen, weißen und roten Tönen sowie die Schiffsstaffage,<br />

die einen guten Eindruck gibt von den in dieser<br />

Zeit in Venezien typische Bootstypen, sowie von<br />

der Betriebsamkeit des dortigen Seehandels <strong>–</strong> ein<br />

Sinnbild für die Prosperität dieser Gegend. Carlevaris<br />

arbeitete mitunter zusammen mit Hans de Jode<br />

(1630-1663) und Giovanni Ghisolfi (1623-1683).<br />

Literatur:<br />

Vgl. Antonio Maria Zanetti, Della pittura veneziana,<br />

Venedig 1771, S. 447. Zanetti bezeichnet den Maler<br />

als „eccelente pittore di porti di mare e paesi“.<br />

Annalia Delneri, Luca Carlevarijs e la veduta veneziana<br />

del Settecento, S. 187, Nr. 25.<br />

Rodolfo Pallucchini, La pittura veneziana del Seicento,<br />

Mailand 1981, Abb. 1065.<br />

Isabella Reale, Luca Carlevarijs e la veduta veneziana del<br />

Settecento, Mailand 1994, S. 166-167. (1321901) (13)<br />

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LUCA CARLEVARIS,<br />

1663/65 UDINE - 1729/31 VENICE<br />

A pair of paintings<br />

COASTAL LANDSCAPE WITH SHIPS<br />

AND FIGURES<br />

Oil on canvas.<br />

84 x 128 cm.<br />

Accompanied by a copy of an expert‘s report by Marco<br />

Nicolo Riccomini, Milan, 16 February 2021.<br />

Literature:<br />

cf. Antonio Maria Zanetti, Della pittura veneziana,<br />

Venice 1771, p. 447. Zanetti describes the artist as<br />

„eccelente pittore di porti di mare e paesi“.<br />

Annalia Delneri, Luca Carlevarijs e la veduta veneziana<br />

del Settecento, p. 187, no. 25.<br />

Rodolfo Pallucchini, La pittura veneziana del Seicento,<br />

Milan 1981, ill. 1065.<br />

Isabella Reale, Luca Carlevarijs e la veduta veneziana<br />

del Settecento, Milan 1994, p. 166-167.<br />

€ 140.000 - € 180.000<br />

Sistrix<br />

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121


314<br />

MEINDERT HOBBEMA,<br />

1638 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1709<br />

DORF-LANDSCHAFT MIT WASSERMÜHLE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

71 x 82 cm.<br />

Rechts unten monogrammiert „HM“ in Ligatur und<br />

datiert „1667“.<br />

Die Gesamtwirkung der Baumlandschaft besticht vor<br />

allem durch das abwechslungseiche Neben- und Ineinander<br />

von verschatteten und effektvoll beleuchteten<br />

Partien. Der Blick wird vom diesseitigen Ufer eines<br />

Bachlaufs auf eine im Mittelgrund stehende Wassermühle<br />

geführt, die zwischen weiteren Häusern und<br />

unter Bäumen steht. Drei hölzerne Wasserrinnen vor<br />

dem Mühlrad, hell erleuchtet, fügen sich ins Zentrum.<br />

Etwas weiter links ein in großer Kurve ans Ufer führender<br />

sandiger Weg, der sich im goldenen Abendlicht<br />

hinter den dunklen Bäumen behauptet. Ein abgestorbener,<br />

in den Bach eingefallener Baumstamm<br />

und überlegt im Bild verteilte Staffagefiguren beleben<br />

das Sujet. Abgesehen von dem für Hobbema typischen<br />

bewegten Wolkenhimmel.<br />

Das Werkverzeichnis zeigt, dass Hobbema dieses Bildthema<br />

wiederholt aufgegriffen hat, im Detail etwas<br />

abgeändert. In einigen Versionen sind im Vordergrund<br />

Hirtenfiguren mit Rindern im Wasser zu sehen (WVZ<br />

102, 103, 105).<br />

Das <strong>Gemälde</strong> entspricht im Wesentlichen den im<br />

WVZ abgebildeten Versionen Nr, 103 und 104. Eine<br />

weitere Variante (WVZ 101) ist ebenfalls 1667 datiert,<br />

allerdings mit anderem Bildaufbau. A.R.<br />

MEINDERT HOBBEMA,<br />

1638 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1709<br />

VILLAGE LANDSCAPE WITH WATERMILL<br />

Oil on canvas.<br />

71 x 82 cm.<br />

Monogrammed “HM” in ligature lower right and<br />

dated “1667”.<br />

Provenance:<br />

Verso label: Kunsthandlung B. Koestler, founded<br />

1864 Munich<br />

Literature:<br />

Georges Broulhiet, Meindert Hobbema (1638-1709),<br />

Ouvrage illustré de 590 grandes reproductions dont<br />

450 tableaux du maitre, Librairie de Paris, Firmin-<br />

Didot et Cie.<br />

€ 30.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Provenienz:<br />

Verso Aufkleber: Kunsthandlung B. Koestler, gegründet<br />

1864 München<br />

Literatur:<br />

Georges Broulhiet, Meindert Hobbema (1638-1709),<br />

Ouvrage illustré de 590 grandes reproductions dont<br />

450 tableaux du maitre., Librairie de Paris, Firmin-<br />

Didot et Cie. (1321563) (1) (11)<br />

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127


315<br />

BARENT AVERCAMP,<br />

1612 KAMPEN <strong>–</strong> 1679 EBENDA<br />

Barent oder Barend Petersz. Avercamp (1612/13-<br />

1679) war ein niederländischer Maler, der in Kampen<br />

in der Provinz Overijssel geboren wurde und dort<br />

auch starb. Als Neffe und Schüler des Malers Hendrick<br />

Avercamp arbeitete er an ähnlichen Themen und in<br />

einer recht ähnlichen Weise wie sein <strong>Meister</strong> Hendrick,<br />

bei dem er 1626 seine Lehre begann. Anschließend<br />

verlässt er Kampen 1640 und geht nach Zutphen,<br />

wo er bis 1649 bleibt, bevor er endgültig nach<br />

Kampen zurückkehrt. Barent Avercamp wird 1656 als<br />

<strong>Meister</strong> in die Lukasgilde aufgenommen. Er war sowohl<br />

Maler als auch Zeichner und beschäftigte sich<br />

mit verschiedenen Themen: Architektur, Landschaft,<br />

insbesondere Schneelandschaften, Porträts, aber auch<br />

Genreszenen wie diese.<br />

DIE WADENFISCHER BEIM EINZUG IHRER NETZE<br />

Öl auf Holz.<br />

50 x 62 cm.<br />

Links unten signiert: „Avercamp“.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Eric Turquin, in Kopie.<br />

Die sechs Fischer, begleitet von weiteren Personen,<br />

ziehen ihre Netze mit aller Kraft ein, die offensichtlich<br />

reich mit Fischen gefüllt sein müssen. Das flache<br />

Ufer ermöglicht es ihnen, in den Fluss hineinzugehen.<br />

Jeder von ihnen zieht an einer Seite des Netzes, wie<br />

es beim sogenannten Wadenfischen üblich ist, bei<br />

dem das Netz senkrecht zum Fluss steht und die Fische<br />

einkreist, die dann zum Ufer gebracht werden.<br />

So ziehen die vier Männer in der Mitte am unteren<br />

Rand des Netzes, der mit Gewichten versehen ist,<br />

während die beiden an den Enden den oberen Rand<br />

mit den Schwimmern halten. Um sie herum kommentieren<br />

einige Bürger am Ufer die Szene, während<br />

die Frauen mit ihren Körben auf dem Kopf warten,<br />

um die Fische aufzunehmen. Die Szene spielt sich<br />

weit im Vordergrund in einer kleinen Ufereinbuchtung<br />

ab und gibt den Blick auf die flache holländische<br />

Landschaft frei, die sich so weit das Auge reicht erstreckt.<br />

Der Fluss fließt auf der rechten Seite, und die<br />

Felder, auf denen einige Kühe grasen, bilden den Hintergrund<br />

bis zum Horizont, an dem sich die Silhouette<br />

einer Stadt abzeichnet. Der weite, wolkenverhangene<br />

Himmel nimmt die obere Hälfte der Leinwand ein,<br />

wie es in jedem holländischen <strong>Gemälde</strong> des Goldenen<br />

Zeitalters der Fall ist. Barent Avercamp macht<br />

hier keine Ausnahme und zeigt uns sein Talent, Szenen<br />

aus dem täglichen Leben in den Niederlanden<br />

des 17. Jahrhunderts wiederzugeben, wahrscheinlich<br />

am Fluss Ijssel, den er immer wieder malt. Eine solche<br />

Fischerszene findet sich übrigens in mehreren<br />

<strong>Gemälde</strong>n, die in mehreren Museen, im Rijksmuseum<br />

und im Louvre, zu finden sind oder auch im Stedelijk<br />

Museum Kampen, speziell dort jedoch in einer Landschaftskomposition<br />

von viel geringerer Tiefe (RKD Nr.<br />

202847). Diese Fischerszene kann mit mehreren anderen<br />

in Verbindung gebracht werden, insbesondere<br />

mit derjenigen, die 1984-85 in Wien in der Galerie<br />

Sanct Lucas ausgestellt wurde (Nr. 14). (†)<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung, Paris.<br />

Literatur:<br />

Clara J. Welcker, Hendrick Avercamp (1585-1634)<br />

Barent Avercamp (1612-1679), 1979, Nr. S75.<br />

(1321131) (13)<br />

BARENT AVERCAMP,<br />

1612 KAMPEN <strong>–</strong> 1679 IBID.<br />

THE SEINERS PULLING IN THEIR NETS.<br />

Oil on wood.<br />

50 x 62 cm.<br />

Signed „Avercamp“ lower left. (†)<br />

Accompanied by a copy of an expert‘s report by Eric<br />

Turquin.<br />

Literature:<br />

Clara J. Welcker, Hendrick Avercamp (1585-1634)<br />

Barent Avercamp (1612-1679), 1979, no. S75.<br />

€ 55.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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129


316<br />

ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />

AUCH „VAN STALBERNT“,<br />

1580 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1662 EBENDA<br />

Adriaen van Stalbemt war ein flämischer Maler, Radierer<br />

und Zeichner. Nach seiner Lehre wurde er 1610 in<br />

die Sankt Lukas-Gilde Antwerpen aufgenommen und<br />

zum <strong>Meister</strong> ernannt. Das künstlerische Werk ist ganz<br />

der Tradition der älteren flämischen Schule verpflichtet.<br />

Einige seiner Sujets, wie Landschaften, können durchaus<br />

mit denen von Hendrik van Balen d. Ä. (1575-<br />

1632) verglichen werden.<br />

KAMPF ZWISCHEN CHRISTLICHEN UND<br />

TÜRKISCHEN REITERN<br />

Öl auf Holz.<br />

60 x 149,5 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />

vom 31. August 2018.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> extrem längsformatig, wobei die Darstellung<br />

in zwei Partien gegliedert ist: Links Blick in<br />

eine friedliche Landschaft mit nach hinten ziehendem<br />

Flusslauf, an den Ufern bewaldet, sowie einer aus den<br />

Bäumen hochragenden Baugruppe mit einem Kirchturm.<br />

Als linker Abschluss zwei kräftige Bäume, deren<br />

Laub im Gegenlicht herbstlich braun verfärbt erscheinen.<br />

Die rechte Bildseite dagegen zeigt ein Getümmel<br />

kämpfender Reiter und Soldaten auf erhöhtem, heller<br />

beleuchtetem Gelände. Zwischen geharnischten Reitern<br />

mit Helm und Federschmuck sind orientalische<br />

Kämpfer mit Turban und Krummsäbel zu erkennen. (†)<br />

(13013122) (11)<br />

ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />

ALSO KNOWN AS “VAN STALBERNT”,<br />

1580 ANTWERP <strong>–</strong> 1662 IBID.<br />

FIGHT BETWEEN CHRISTIAN AND<br />

TURKISH RIDERS<br />

Oil on panel.<br />

60 x 149.5 cm.<br />

Expert´s report by Dr Klaus Ertz, Lingen, 31 August<br />

2018 enclosed. (†)<br />

€ 22.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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317<br />

HOLLÄNDISCHE SCHULE<br />

DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

MARKTTAG VOR DEN TOREN EINER STADT<br />

Öl auf Leinwand.<br />

71,5 x 97 cm.<br />

Signaturspur in der unteren Mitte.<br />

Gerahmt.<br />

Unter hohem hellblauem Himmel entfaltet sich diese<br />

Marktszene entlang eines schmalen Streifens am<br />

Rande einer Stadt, an dem mehrere Händler ihre Verkaufsstände<br />

errichtet haben, die gut besucht werden.<br />

Die rechte Bildseite wird fast gänzlich von einem mit<br />

Plane überdachten Stand eingenommen, der von einem<br />

vornehmen Herrn besucht wird mit hohem schwarzem<br />

Hut mit einem weißen Band darum, sowie einem<br />

leuchtend roten Mantelüberwurf. Er ist im Gespräch<br />

mit einem einfachen Händler. Links neben ihnen zwei<br />

Pferde, ein braunes am Boden liegend, daneben ein<br />

prachtvoll silberglänzendes Pferd in Rückenansicht.<br />

Nach links führt ein gut besuchter Weg Richtung Horizont,<br />

der seitlich von Hütten und Ständen flankiert<br />

wird und auf dem sich auch spielende Kinder und<br />

Hunde befinden. Es ist Markttag, aber an einem unbestimmten<br />

Ort, außerhalb der Stadt, deren Turm<br />

und Glockenturm in der Ferne zu sehen sind. Zur Verstärkung<br />

dieser Ländlichkeit wurde die Farbpalette<br />

von Ocker- und Brauntönen gewählt; es scheint fast,<br />

als verschmelzen die Vegetation, die Menschen und<br />

ihr Lebensraum zu einer einzigen erdigen Atmosphäre.<br />

Die rote Farbe des Umhangs des Mannes verleiht ihm<br />

ein einzigartiges Aussehen und eine besondere Rolle,<br />

die einer reichen Person, die gekommen ist, um ein<br />

Pferd von einem von dem Pferdehändler zu kaufen,<br />

mit dem er spricht. Es scheint in der Tat ein Pferdemarkt<br />

zu sein, wie die drei Exemplare im Vordergrund<br />

bezeugen. Gemäß einer für die niederländische Malerei<br />

des 17. Jahrhunderts typischen malerischen Tendenz<br />

räumt diese Komposition dem Himmel den Vorrang<br />

ein, indem sie zwei Drittel der Leinwand für ihn reserviert.<br />

Zwischen Genreszenen und Landschaften entwickelten<br />

die Maler eine ganze Reihe von Themen,<br />

bei denen die genaue Beobachtung der Natur ihnen<br />

ermöglichte, die Ebenheit ihrer Landschaften mit<br />

imposanten Himmeln sowie die täglichen Aktivitäten<br />

ihrer Zeitgenossen wiederzugeben, nicht von einer<br />

gewissen Trivialität befreit. (†) (1321137) (18)<br />

DUTCH SCHOOL<br />

OF THE 17TH CENTURY<br />

MARKET DAY OUTSIDE THE GATES OF A TOWN<br />

Oil on canvas.<br />

71.5 x 97 cm.<br />

Signature trace at bottom centre. (†)<br />

€ 30.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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131


318<br />

ROELANT SAVERY,<br />

1576/78 <strong>–</strong> 1639 UTRECHT, WERKSTATT<br />

GEBIRGSJÄGER AUF STEINBOCKJAGD<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

40,2 x 32 cm.<br />

In ebonisiertem Wellenleistenrahmen.<br />

Eine geschickt in die Tiefe gestaffelte aus schroffen<br />

Felsen bestehende Landschaft wird von einer der<br />

zerklüfteten Landschaft angepassten Vegetation bewachsen.<br />

Wer genau hinsieht macht Horizontale aus,<br />

die sich als von Menschenhand gefertigte Brücken<br />

herausstellen, welche der Erschließung dieser unwirtlichen<br />

Landschaft dienen. Das vorliegende <strong>Gemälde</strong><br />

mag im direkten Umkreis oder sogar in der Wrkstatt<br />

des Roelant Savery entstanden sein, dessen feingliedrige<br />

Landschaften in zahlreichen öffentlichen Sammlungen<br />

zu sehen sind. (13206115) (1) (13)<br />

ROELANT SAVERY,<br />

1576/78 <strong>–</strong> 1639 UTRECHT, WORKSHOP<br />

MOUNTAIN HUNTER HUNTING IBEX<br />

Oil on wood. Parquetry.<br />

40.2 x 32 cm.<br />

In an ebonised wavy moulding frame.<br />

€ 18.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

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319<br />

AELBERT MEYERINGH,<br />

1645 <strong>–</strong> 1714<br />

<strong>Gemälde</strong>paar<br />

MERKUR UND DIE NYMPHE<br />

sowie<br />

RÜCKKEHR VON DER JAGD<br />

Öl auf Leinwand.<br />

202 x 195 cm.<br />

In vergoldeten, plastisch reliefierten Holzrahmen.<br />

Anbei in Kopie eine Expertise von Prof. Giancarlo<br />

Sestieri, Rom, 15. Januar 2009.<br />

Beeindruckende helle Landschaften mit fein ausgeführten<br />

Staffagefiguren und klassischen Architekturen,<br />

die sich kompositorisch geschickt in das Landschaftsgefüge<br />

eingliedern. Meyeringh war ein Freund des<br />

Johannes Glauber und bereiste Italien von 1672 bis<br />

1683 und hielt sich in Padua, Rom, Neapel und Venedig<br />

auf.<br />

Anmerkung:<br />

Als Vergleichsgemälde führt Sestieri eine Landschaft<br />

mit Merkur und eine Ideallandschaft an, die im Herzog<br />

Anton Ulrich-Museum in Braunschweig verwahrt<br />

werden, signiert sind und mit 1686 datiert sind. Weiterhin<br />

eine klassische Landschaft in der Staatsgalerie<br />

Stuttgart sowie eine 1673 datierte Landschaft in der<br />

Kunsthalle Hamburg. (1321224) (4) (13)<br />

AELBERT MEYERINGH,<br />

1645 <strong>–</strong> 1714<br />

A pair of paintings<br />

MERCURY AND NYMPH<br />

and<br />

THE RETURN FROM THE HUNT<br />

Oil on canvas.<br />

202 x 195 cm.<br />

Accompanied by a copy of an expert’s report by Professor<br />

Giancarlo Sestieri, Rome, 15 January 2009.<br />

€ 120.000 - € 140.000<br />

Sistrix<br />

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135


320<br />

HAARLEMER MEISTER,<br />

KREIS DES JAN VAN GOYEN (1596 <strong>–</strong> 1656)<br />

BLICK AUF RHENEN<br />

Öl auf Eichenholzplatte.<br />

43 x 79 cm.<br />

In Holzrahmen mit doppelt vergoldeter Guillochierung.<br />

Vom erhöhten Vordergrund führt ein leicht ansteigender<br />

Weg durch das wellige Gelände zu der tiefer gelegenen<br />

Stadt, von der überwiegend nur die Hausdächer<br />

und der prächtige hohe Kirchturm von St.<br />

Cunera zu erkennen sind; ganz rechts am Bildrand<br />

zwei Windmühlen unter dem hohen blauen Himmel<br />

mit bräunlichen Wolkenformationen. Im Vordergrund<br />

mehrere Figuren mit Gewehren, darunter drei zu<br />

Pferde. Rechts daneben weitere Figuren und eine<br />

Frau mit Kind. Nach links fällt das Gelände zum Rhein<br />

ab, auf dem mehrere Boote und kleine Segelschiffe<br />

zu erkennen sind. Am vorderen linken Ufer zudem ein<br />

Hirte mit seinen Kühen am Wasser. Im Hintergrund<br />

links Fernblick über das Wasser und auf Kirchtürme<br />

sowie eine Windmühle von weiteren Orten. Harmonische<br />

Landschaftswiedergabe in monochromer beigebrauner<br />

Farbgebung in der typischen Manier des<br />

Künstlers und seines Kreises.<br />

Anmerkung:<br />

Rhenen, das am Rhein liegt und nach ihm benannt<br />

wurde, ist eine Gemeinde in der niederländischen<br />

Provinz Utrecht. Die Cunerakirche ist die Hauptkirche<br />

des Ortes.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Hans-Ulrich Beck, Jan van Goyen. 1596-1656.<br />

Ein Œuvreverzeichnis. II Katalog der <strong>Gemälde</strong>, Amsterdam<br />

1973, S. 183, Nr. 377 und S. 189, Nr. 387.<br />

(13207821) (2)<br />

HAARLEM MASTER,<br />

CIRCLE OF JAN VAN GOYEN (1596 <strong>–</strong> 1656)<br />

VIEW OF RHENEN<br />

Oil on oak panel.<br />

43 x 79 cm.<br />

In wooden frame with double gilt guilloche.<br />

€ 25.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

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321<br />

PAOLO ANESI<br />

1697 ROM <strong>–</strong> 1773 EBENDA<br />

PAAR FLUSSLANDSCHAFTEN<br />

MIT FIGURENSTAFFAGE UND FISCHERN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

36 x 46 cm.<br />

In teilvergoldetem Rahmen<br />

Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giancarlo Sestieri<br />

vom 14.02.2008 (in Kopie vorliegend).<br />

Von einem Fluss umgeben auf einem hohem Felsen<br />

die Überreste eines antiken breiten Rundturms und<br />

eines höheren schmalen Turms, von denen aus ein<br />

Weg mit Figuren zum Ufer führt. Auf dem Wasser<br />

selbst mehrere Fischerboote und im Hintergrund eine<br />

bergige Landschaft mit weiteren Gebäuden. Am rechten<br />

Rand ein schmales Uferstück mit Figuren und als<br />

Repoussoir ein hoher, in den Himmel reichender<br />

Baum. Auf dem zweiten <strong>Gemälde</strong> fällt der Blick über<br />

einen Uferstreifen mit Figuren auf einen ruhigen breiten<br />

Fluss, über den eine alte Steinbrücke führt, die<br />

zwei Stadtteile verbindet. Links am Ufer teils antike<br />

Gebäude, während rechtsseitig hinter der Brücke einige<br />

Häuser und die beiden Kuppeln einer Kirche erkennbar<br />

sind. Fantasievolle Darstellungen in weicher<br />

Farbgebung unter hohem, durch die Sonne teils gelblich<br />

verfärbtem Himmel, mit wenigen weißen Wolkenformationen.<br />

Kl. Retuschen. (†)<br />

Anmerkung:<br />

Der Künstler wirkte vor allem in Florenz und Rom.<br />

Seine Ruinenbilder und Veduten orientieren sich an<br />

Giovanni Paolo Pannini und Andrea Locatelli. Zu seinen<br />

Schülern zählt Francesco Zuccarelli. (1322001) (10)<br />

PAOLO ANESI,<br />

1697 ROME <strong>–</strong> 1773 IBID.<br />

A PAIR OF RIVERSCAPES WITH FIGURAL<br />

STAFFAGE AND FISHERMEN<br />

Oil on canvas.<br />

36 x 46 cm.<br />

Accompanied by a copy of an expert’s report by Professor<br />

Giancarlo Sestieri, dated 14 February 2008. (†)<br />

€ 80.000 - € 100.000<br />

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139


322<br />

FLÄMISCHER MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

FLUSSLANDSCHAFT MIT FIGUREN<br />

Öl auf Holz.<br />

31 x 49 cm.<br />

Verso wohl Antwerpener Schlossmarke.<br />

In dekorativem Rahmen.<br />

Blick von erhöhtem Standpunkt auf einen alten dichten<br />

Wald, der an einem ruhigen Fluss liegt, an dessen<br />

Ufer zahlreiche Figuren zu erkennen sind. Im Vordergrund<br />

ein sitzendes Paar, im Gespräch mit einer Frau<br />

mit ihren zwei Kindern und einem Hund. Linksseitig<br />

das dichte Schilf des Ufers, hinter dem der Flusslauf zu<br />

einer kleinen Stadt mit Kirche in zarten weiß-bläulichen<br />

Tönen führt. Darüber der hohe blaue Himmel mit dicken<br />

weißen Wolkenformationen und einigen Vogelschwärmen.<br />

Malerei in überwiegend beige-brauner und grünbläulicher<br />

Farbigkeit, aufgelockert durch einige gelbrote<br />

und blaue Kleidungsstücke der wiedergegebenen<br />

Figuren. Vereinzelt rest. (13207827) (2) (18)<br />

FLEMISH SCHOOL, 17TH CENTURY<br />

RIVERSCAPE WITH FIGURES<br />

Oil on panel.<br />

31 x 49 cm.<br />

€ 15.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

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1. <strong>Gemälde</strong> von 6


2. <strong>Gemälde</strong> von 6<br />

323<br />

PIETER VAN DER HULST II,<br />

TÄTIG 1623 <strong>–</strong> 1639<br />

SECHS WEITE LANDSCHAFTEN<br />

MIT FIGURENSTAFFAGE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

82 x 116 cm.<br />

In mit Reliefblattwerk verzierten vergoldeten Rahmen.<br />

Die vorliegende Folge von sechs Landschaften kann<br />

zwischen 1620 und 1625 datiert werden, eine der<br />

fruchtbarsten Zeit für die Entwicklung des Genres der<br />

Malerei in Flandern. Pieter van der Hulst II wird oft<br />

mit seinem Vater verwechselt, mit dem er intensiv<br />

zusammenarbeitete.<br />

Weite Landschaften mit Bäumen, die in ihrer unterschiedlichen<br />

Größe die Tiefe der Landschaft gliedern;<br />

die Figurenstaffage dient dem gleichen Zweck.<br />

Unter RKD Nummer 47437 sieht man eine typische<br />

Landschaft von van der Hulst, die den Stil der hier angebotenen<br />

seltenen Folge von gleich sechs Landschaften<br />

widerspiegelt. Minimal besch. (1321228)<br />

(4) (13)<br />

PIETER VAN DER HULST II,<br />

ACTIVE 1623 <strong>–</strong> 1639<br />

SIX VAST LANDSCAPES WITH FIGURAL<br />

STAFFAGE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

82 x 116 cm.<br />

The present set of six landscapes can be dated ca.<br />

1620-1625, one of the most fertile periods for the<br />

development of this genre of painting in Flanders.<br />

RKD no. 47437 shows a typical landscape by van der<br />

Hulst, which reflects the style of the rare series of six<br />

landscapes offered for sale in this lot.<br />

€ 80.000 - € 100.000<br />

Sistrix<br />

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145


324<br />

PETER PAUL RUBENS UND WERKSTATT,<br />

1577 SIEGEN <strong>–</strong> 1640 ANTWERPEN<br />

BILDNIS DES ERZHERZOGS ALBRECHT VII<br />

VON ÖSTERREICH (1559 <strong>–</strong> 1621)<br />

Öl auf Leinwand.<br />

126 x 99 cm.<br />

Dem <strong>Gemälde</strong> sind ein Gutachten von Prof. Justus<br />

Müller Hofstede, Bonn, vom 30. 10. 2007, sowie dokumentierende<br />

Beschreibungen und Provenienz-Nennungen<br />

beigegeben, mit Bildvergleichen, etwa zu<br />

dem ebenfalls von Rubens geschaffenen Bildnis um<br />

1609 (dort vor rotem Hintergrund, danach Kupferstich<br />

von 1615). Das Gutachten datiert das Werk um 1616.<br />

Der österreichische Erzherzog, Sohn Kaiser Maximilians<br />

II. und der Infantin Maria, Tochter Kaiser Karls V.,<br />

hier im Halbbildnis nach rechts wiedergegeben. Der<br />

Hofmode der Zeit gemäß in „habsburgisch“ schwarzer<br />

Kleidung, mit breiter, gefältelter Halskrause, in feiner<br />

Spitze gearbeitet. Der Kopf leicht schräg gehalten, der<br />

Blick dem Betrachter zugewandt, über der hohen Stirn<br />

braunes, kurzes Haar, mit kurzem spitzem Kinnbart und<br />

seitlich ausgedrehtem Lippenbart. Über das schwarze<br />

Wams die Goldkette mit dem Orden vom Goldenen<br />

Vlies gelegt, in gleicher Weise heben sich die Goldknöpfe<br />

sowie der fein gestickte schmale Gürtel ab. Der<br />

dunkle Hintergrund hebt <strong>–</strong> zusammen mit der schwarzen<br />

Kleidung <strong>–</strong> das Gesicht prominent hervor. Wie in<br />

der höfischen Porträtmalerei üblich, ist die Grundkomposition<br />

und die Ausführung des Porträts jeweils ein<br />

Werk des <strong>Meister</strong>s, der seine Werkstatt zur Fertigung<br />

der weniger anspruchsvollen Details, wie Kleidung,<br />

Accessoires oder Hintergrund heranzog.<br />

Albrecht wurde als Sohn Kaiser Maximilians, am spanischen<br />

Hof Philipps II. erzogen und war als fünfter Sohn<br />

zunächst für den geistlichen Stand vorgesehen. 1577<br />

durch Papst Gregor XIII. zum Kardinal erhoben, erhielt<br />

er 1580 die Würde des Kardinaldiakons der Hl. Kreuz-<br />

Kirche in Jerusalem. Die priesterlichen Weihen hat er<br />

jedoch nie erhalten, verließ den geistlichen Stand und<br />

verehelichte sich mit der Infantin Isabella Clara Eugenia,<br />

der Tochter Philipps II. und wurde damit Erbe der<br />

Niederlande und Herzog von Burgund. 1609 schloss<br />

er, nach einer Niederlage, mit Moritz von Oranien den<br />

12-jährigen Waffenstillstand, und starb 1621 vor erneutem<br />

Kriegsbeginn. Albrecht war ein bedeutender<br />

Mäzen der Musik, der Literatur, in der Bildenden Kunst<br />

vor allem des Malers P. P. Rubens und der Niederländischen<br />

Kunst des Goldenen Zeitalters.<br />

In diesem Sinne ist das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ein bedeutendes<br />

Dokument der Begegnung zwischen dem<br />

Mäzen Albrecht VII. und dem Maler Rubens.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Baron Axel Wenner - Gren, Castle Haeringen,<br />

Stockholm.<br />

Sammlung Frey-Naepflin, Stansstad/Nidwalden<br />

Schweiz.<br />

Anmerkung:<br />

Eine vergleichbare Darstellung im Dreiviertelbildnis<br />

nach rechts, an einem Tisch stehend (119 x 92 cm.<br />

Althorp House / Northhamptonshire, The Earl Spencer)<br />

<strong>–</strong> Gegenstück zum Bildnis d. Erzherzogin Isabella<br />

Clara Eugenia.<br />

Literatur:<br />

Semblantes, Colcción Granados, dort zit.: Vlieghe,<br />

1987, Diaz Padron, 1985, Vol. II., S. 1076 f.<br />

J. Müller-Hofstede, A Chronology oft the Portraits<br />

of Albert and Isabella, o. J. (1290146) (10)<br />

PETER PAUL RUBENS AND WORKSHOP,<br />

1577 SIEGEN <strong>–</strong> 1640 ANTWERP<br />

POTRAIT OF ALBRECHT VII ARCHDUKE OF<br />

AUSTRIA (1559 <strong>–</strong> 1621)<br />

Oil on canvas.<br />

126 x 99 cm.<br />

Accompanied by expert’s report by Prof. Justus<br />

Müller Hofstede, dated 30.10.2007 and detailed documentation<br />

and provenance.<br />

Provenance:<br />

Baron Axel Wenner Collection <strong>–</strong> Gren, Castle Haeringen,<br />

Stockholm.<br />

Frey-Naepflin Collection, Stansstad/ Nidwalden<br />

Switzerland.<br />

Notes:<br />

A comparable representation in three-quarter portrait<br />

to the right, standing at a table (119 x 92 cm. Althorp<br />

House/ Northhamptonshire, The Earl Spencer) <strong>–</strong><br />

counterpart to the portrait of Archduchess Isabella<br />

Clara Eugenia.<br />

Literature:<br />

Semblantes, Colcción Granados, there cited: Vlieghe,<br />

1987, Diaz Padron, 1985, vol. II. pp. 1076.<br />

J. Müller-Hofstede, A Chronology of the Portraits of<br />

Albert and Isabella, n.y.<br />

€ 110.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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325<br />

JAN FYT,<br />

1611 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1661 EBENDA, ZUG.<br />

WILDSCHWEINJAGD<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

178 x 259 cm.<br />

Das großformatige Bild mit Felsrepoussoir auf der<br />

linken Seite, zeigt dicht gedrängt eine Hatz mit einem<br />

in sich verdrehten Wildschweinkörper in der Mitte,<br />

welcher von verschiedenen Jagdhunden angegriffen<br />

wird. Die Gesamtkomposition findet sich traditionell<br />

bei <strong>Gemälde</strong>n von Jan Fyt, Pieter Boel (1622-1674)<br />

sowie Frans Snyders (1579-1657). Eine Zuschreibung<br />

an Fyt macht ein Vergleichsbeispiel möglich, welches<br />

sich im Musée d'art et d'histoire in Genf befindet<br />

(Katalognummer CR 60) welches mit „Johannes Fijt“<br />

signiert und „1653“ datiert ist. Wie auch bei dem<br />

vorliegenden Stück dient ein Fels mit Baumbewuchs,<br />

der von links hereinragt, als Repoussoir und der verdrehte<br />

Wildschweinkorpus ähnelt dem hier Dargestellten.<br />

Der hellbraune Hund mit Halsband unten<br />

links, findet sich wiederum in ähnlicher Form auf dem<br />

Wildschweinjagdbild in der <strong>Alte</strong>n Pinakothek München<br />

wieder (Katalognummer 259), welches ebenfalls mit<br />

„Johannes Fjit“ signiert ist. Aber auch eine Entstehung<br />

in dessen Umkreis ist nicht auszuschließen.<br />

Rest. (†) (1301315) (13)<br />

JAN FYT,<br />

1611 ANTWERP <strong>–</strong> 1661 IBID., ATTRIBUTED<br />

THE BOAR HUNT<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

178 x 259 cm.<br />

The overall composition can be found in paintings by<br />

Jan Fyt, Pieter Boel (1622-1674) and Frans Snyders<br />

(1579-1657). Attributing the painting to Fyt is possible<br />

due to a comparative example which is held at the<br />

Musée d’Art et d’Histoire in Geneva, catalogue number<br />

CR 60, signed “Johannes Fijt” and dated “1653”.<br />

As in the painting on offer for sale in this lot a rock with<br />

tree vegetation protruding from the left serves as<br />

repoussoir and the twisted body of the boar also resembles<br />

the one depicted in this lot. A similar shaped<br />

tan dog with collar in the lower left can also be found<br />

in The Boar Hunt painting held at the <strong>Alte</strong> Pinakothek<br />

in Munich (Catalogue no. 259), which is also signed<br />

with “Johannes Fjit”. It can also not be ruled out that<br />

the painting may have been created by the artist´s<br />

circle. Restored. (†)<br />

€ 40.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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326<br />

FRANKFURTER MEISTER<br />

DES 17. JAHRHUNDERTS<br />

STILLLEBEN MIT AUSTERN UND OLIVEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

40 x 49 cm.<br />

In dekorativem, teils goldbemaltem Rahmen.<br />

Vor dunklem, fast schwarzem Hintergrund, auf einer<br />

hellen Holzplatte mit Maserung werden präsentiert:<br />

eine Zinnplatte mit geöffneten Austern, ein runder<br />

Zinnteller mit Oliven, ein gefüllter gold-silberner Pokal,<br />

dessen Deckel abgenommen wurde, eine leuchtend<br />

gelbe Zitrone, ein paar Walnüsse und schließlich<br />

ein Messer. Auf der oberen linken Tischkante schließlich<br />

noch ein angeschnittenes Brot. Malerei in überwiegend<br />

schwarzen und grau-braunen Farbtönen,<br />

wobei die Zitrone besonders hervorsticht. Minimale<br />

Retuschen. (13218827) (18)<br />

SCHOOL OF FRANKFURT,<br />

17TH CENTURY<br />

STILL LIFE WITH OYSTERS AND OLIVES<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

40 x 49 cm.<br />

€ 20.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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149


327<br />

JAN HARMENSZ. VAN BYLERT,<br />

UM 1597 UTRECHT <strong>–</strong> 1671 EBENDA<br />

Der Künstler war Sohn eines Glasmalers und nach Mitteilung<br />

des frühen Künstlerbiographen Joachim von<br />

Sandrart d. Ä. (1606-1688) ein Schüler des Abraham<br />

Bloemaert (1564-1651), bevor ihn seine Studienreisen<br />

nach Frankreich und dann nach Italien führten. In Rom<br />

verblieb er wahrscheinlich bis 1624 und stand dort in<br />

Kontakt mit den holländischen Malern Jan Gerritsz van<br />

Bronchorst (1603-1661) oder Cornelis van Poelenburgh<br />

(1586-1667). Ab Mitte der 1620er-Jahre ließ er sich<br />

stark von Michelangelo Merisi il Caravaggio (1570/71-<br />

1610) und Guido Reni (1575-1642) beeinflussen, wie<br />

ebenso von Gerrit van Honthorst (1590-1656). Er gilt als<br />

einer der führenden, wenn nicht sogar als führendster<br />

Vertreter der utrechter Caravaggisten.<br />

DER LAUTENSPIELER<br />

Öl auf Leinwand.<br />

105 x 80 cm.<br />

Der Maler hatte sich auf Halbbildnisse spezialisiert, insbesondere<br />

auch von Musikern oder Philosophen, die<br />

in mehreren öffentlichen Sammlungen vertreten sind,<br />

wie das bekannte <strong>Gemälde</strong> mit einem Konzert mit<br />

Lauten- und Cellospielern. Auch das hier vorliegende<br />

Motiv zeigt einen Jüngling im Dreiviertelbildnis nach<br />

rechts, in sitzender Haltung an einer Laute, wobei sein<br />

halb geöffneter Mund andeutet, dass er sich selbst<br />

singend begleitet. Über dem schwarzen kurzen lockigen<br />

Haar ein Barett mit großer weißer Straußenfeder,<br />

eine Reminiszenz auch an das Werk Caravaggios, wie<br />

ebenso die Darstellung des jungen Musikers mit entblößter<br />

Schulter. Farblich dominierend ist das kräftige<br />

Rot im Umhang, das als farblicher Gegenpol zum hellen<br />

Grau-Blau des Hintergrundes steht. Der Einfluss<br />

Caravaggios ist auch in dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong><br />

unverkennbar.<br />

Anmerkung:<br />

Der Künstler war Sohn eines Glasmalers und nach<br />

Mitteilung des frühen Künstlerbiographen Joachim<br />

von Sandrart d. Ä. (1606-1688) ein Schüler des Abraham<br />

Bloemaert (1564-1651), bevor ihn seine Studienreisen<br />

nach Frankreich und dann nach Italien führten.<br />

In Rom verblieb er wahrscheinlich bis 1624 und<br />

stand dort in Kontakt mit den holländischen Malern<br />

Jan Gerritsz van Bronchorst (1603-1661) oder Cornelis<br />

van Poelenburgh (1586-1667). Ab Mitte der 1620er-<br />

Jahre ließ er sich stark von Michelangelo Merisi il<br />

Caravaggio (1570/71-1610) und Guido Reni (1575-1642)<br />

beeinflussen, wie ebenso von Gerrit van Hont horst<br />

(1590-1656). Er gilt als einer der führenden, wenn<br />

nicht sogar als führendster Vertreter der Utrechter<br />

Caravaggisten.<br />

Literatur:<br />

Paul Huys, Jan van Bijlert, 1998, S. 139, Nr. 105, Pl. 46,<br />

circa 1625-1635. (12901421) (11)<br />

JAN HARMENSZ. VAN BYLERT,<br />

CA. 1597 UTRECHT <strong>–</strong> 1671 IBID.<br />

LUTE PLAYER<br />

Oil on canvas.<br />

105 x 80 cm.<br />

Literature:<br />

Paul Huys, Jan van Bijlert, 1998, p. 139, no. 105,<br />

pl. 46, circa 1625-1635.<br />

€ 60.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

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328<br />

JAN WEENIX,<br />

1640 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1719<br />

PORTRAITBILDNIS DES PRINZEN VON ORANIEN<br />

MIT VOGELKÄFIG IN PARKLANDSCHAFT<br />

Öl auf Leinwand.<br />

102 x 154 cm.<br />

Wir danken Fred Meijer vom RKD für die Bestätigung<br />

der Zuschreibung.<br />

Der adelige Knabe ist hier in antiker Gewandung dargestellt<br />

mit auberginefarbenem, togaartig umgehängten<br />

Mantel mit goldener Schließe über der rechten<br />

Schulter und einer Straußenfeder als Kopfbedeckung.<br />

Der Knabe sitzt heller erleuchtet an einem Steinpodest<br />

vor einem abgedunkelten, dahinter liegenden kleinen<br />

Blumengarten mit großen Sonnenblumen. Am Boden,<br />

zu Füßen des Knaben eine zerbrochene Schale mit<br />

Nüssen, daneben ein schrägliegender Vogelbauer. Der<br />

Vogel auf seiner Hand mit geöffnetem Schnabel, während<br />

der Knabe ihm mit einem Stöckchen Futter reicht.<br />

Der Blick ist mit leichtem Lächeln dem Betrachter entgegengerichtet.<br />

Links daneben auf dem Boden zwei<br />

Tauben sowie ein von links herantretender Spaniel. Im<br />

Hintergrund großes Parkbassin mit Figuren auf Steinpodesten<br />

und Balustraden. Am linken Bildrand große,<br />

den Bildrand säumende Parkfigur, dahinter die Ecke<br />

eines Palastgebäudes mit Pilastern. Der Abendhimmel<br />

leicht wolkig, darin eine schwebende Taube. Die Lichtregie<br />

im Bild hat die Figur des jugendlichen Prinzen in<br />

der Leuchtkraft der Kleidung und des Gesichtes vor<br />

dem schattigen Hintergrund hervorgehoben. Die dunkleren<br />

Partien des Bodens sowie der dahinter liegenden<br />

Steinmauer durch einen fliegenden Schmetterling<br />

und eine, vom rechten Bildrand hereinragende, Geranienblüte<br />

aufgehellt und verlebendigt. Gegenstände<br />

und Begleittiere sind der Zeit gemäß allegorisch zu<br />

deuten, insbesondere hier im Zusammenhang mit<br />

der Person. So sollen die Tauben neben dem Hund<br />

das friedliche Zusammensein und Zusammenleben<br />

der künftigen Regierung des Prinzen verweisen. Die<br />

Sonnenblumen im Hintergrund verweisen auf die Zeit<br />

des Absolutismus und die übliche Beziehung zum<br />

Sonnenkönigtum, in dessen politische Ära der Prinz<br />

hineinwuchs. Jan Weenix war Sohn und Schüler des<br />

Jan Baptist Weenix in Utrecht, widmete sich der Malerei<br />

von Portraits, Landschaften, Tier- und Jagdstillleben.<br />

Hauptsächlich war er in Utrecht und Amsterdam tätig.<br />

Von 1702 bis 1712 war er Hofmaler des Kurfürsten<br />

Johann Wilhelm in Düsseldorf. In dieser Zeit dürfte<br />

auch das vorliegende Portrait entstanden sein.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Horst Vey und Anna-Marie Kesting, Katalog der<br />

niederländischen <strong>Gemälde</strong> von 1550 - 1800 im Wallraf-<br />

Richartz Museum im öffentlichen Besitz der Stadt<br />

Köln 1976, S. 137. (1281453) (11)<br />

JAN WEENIX,<br />

1640 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1719<br />

PORTRAIT OF THE PRINCE OF ORANGE WITH<br />

BIRD CAGE IN A PARK<br />

Oil on canvas.<br />

102 x 154 cm.<br />

We would like to thank Fred Meijer from the RKD for<br />

confirming the attribution to the artist.<br />

Literature:<br />

cf. Horst Vey and Anna-Marie Kesting, Katalog der<br />

niederländischen <strong>Gemälde</strong> von 1550 - 1800 im Walraff-<br />

Richartz Museum im öffentlichen Besitz der Stadt<br />

Köln 1976, p. 137.<br />

€ 30.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

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329<br />

LUIGI GENTILE PRIMO,<br />

GENANNT „LOUIS COUSIN“,<br />

1606 NINOVE, BRÜSSEL <strong>–</strong> 1667 EBENDA<br />

ALLEGORIE DER MALEREI<br />

Öl auf Leinwand.<br />

82 x 66 cm.<br />

In breitem à jour gearbeitetem und vergoldetem<br />

Holzrahmen.<br />

Anbei in Kopie ein Gutachten von Massimo Pulini,<br />

Accademia di Belle Arti, Bologna, 30. August 2018.<br />

Louis Cousin ist uns unter vielen weiteren Namensvarianten<br />

überliefert: Luis Cosyn, Aloygio Gousin,<br />

Luigi Gentillo, Lodewyk Gentile, Lowis Gentil, Lewis<br />

Gentel, Ludowicus Gentili, Lucilio Gentiloni, Luigi<br />

Gentile, Luigi Primo, Aluvisium Gientilem, Primo<br />

Gentiel und Gentile da Bruxelles. Unser <strong>Gemälde</strong><br />

zeigt eine nach links gerichtete Halbfigur einer jungen<br />

Frau, die auf ihrem Schoß einen kostbaren in Falten<br />

geworfenen Teppich trägt. In ihrer Hand ein Maler stab<br />

und Pinsel, von dem ihr einer soeben als Werkzeug<br />

dient, um ein <strong>Gemälde</strong> auszuführen. Auf ihrem Kopf<br />

ein wertvolles lapislazuliblaues Stirnband mit rotem<br />

Federputz. Man meint in dem Frauenkopf denjenigen<br />

aus einem anderen allegorischen <strong>Gemälde</strong> wiederzuerkennen,<br />

das eventuell ebenfalls Luigi Gentile zuzuordnen<br />

ist: Die Allegroie der Malerei in Brera, Mailand.<br />

LUIGI GENTILE PRIMO,<br />

ALSO KNOWN AS “LOUIS COUSIN”,<br />

1606 NINOVE, BRUSSELS <strong>–</strong> 1667 IBID.<br />

ALLEGORY OF PAINTING<br />

Oil on canvas.<br />

82 x 66 cm.<br />

Accompanied by a copy of the expert’s report by<br />

Massimo Pulini, Accademia di Belle Arti, Bologna,<br />

30 August 2018.<br />

Provenance:<br />

European private collection.<br />

Literature:<br />

This painting is discussed in: Massimo Pulini, Luigi<br />

Gentile “Virtuoso del Pantheon” e “Principe di san<br />

Luca”; novità e inediti di un grande artista europeo<br />

in un saggio di Massimo Pulini, in: Aboutartonline,<br />

Pietro di Loreto (ed.), no. 54.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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Provenienz:<br />

Europäische Privatsammlung.<br />

Literatur:<br />

Dieses <strong>Gemälde</strong> wird besprochen in: Massimo Pulini<br />

<strong>–</strong> Luigi Gentile „Virtuoso del Pantheon“ e „Principe<br />

di san Luca“; novità e inediti di un grande artista<br />

europeo in un saggio di Massimo Pulini, in: Aboutartonline,<br />

Hrsg.: Pietro di Loreto, Nr. 54. (1301536) (13)<br />

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330<br />

BERNARDINO LICINIO,<br />

UM 1489 VENEDIG <strong>–</strong> UM 1565, ZUG.<br />

PORTRAIT EINES JUNGEN MANNES<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

99 x 77 cm.<br />

Gerahmt.<br />

Halbbildnis eines jungen Mannes hinter einer schmalen<br />

Tischplatte vor dunkler Hintergrundfolie. Sein Blick<br />

schweift in Gegenbewegung zu seinem Oberkörper<br />

nach links, sodass eine dezente elegante Drehung in<br />

der Figur entsteht. Seine jungen Gesichtszüge werden<br />

durch den dünnen Bart und ein Barett gerahmt. Das<br />

elegante pelzverbrämte Gewand und das fein gefältelte,<br />

bestickte Hemd deuten darauf, dass es sich um<br />

einen gut begüterten, evtl. adeligen Herren handelt.<br />

Rest. und zwei Parkettierleisten. (†) (13013116) (10)<br />

BERNARDINO LICINIO,<br />

CA. 1489 VENICE <strong>–</strong> CA. 1565, ATTRIBUTED<br />

PORTRAIT OF A YOUNG MAN<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

99 x 77 cm.<br />

Framed.<br />

Restored and two parquetting slats. (†)<br />

€ 28.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

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331<br />

LEONELLO SPADA,<br />

1576 BOLOGNA <strong>–</strong> 1622 PARMA, ZUG.<br />

ALLEGORIE DER MUSIK<br />

Öl auf Leinwand.<br />

87 x 104 cm.<br />

In breitem Zierrahmen.<br />

Vor einem schlaglichtartig beleuchteten Hintergrund,<br />

dessen Lichtquelle links oben liegt und somit die musikalische<br />

Szene in einen Innenraum situiert, dient als<br />

Folie für drei Halbfiguren, die im Musizieren begriffen<br />

sind. Eine junge Frau ganz links, blau weiß gekleidet,<br />

ist durch einen Perlohrring zusätzlich hervorgehoben<br />

und spielt eine Mandoline, von der es seit dem 17.<br />

Jahrhundert zwei Bauformen gibt. Neben ihr steht ein<br />

rotgewandeter junger Mann mit Violine, zwischen ihnen<br />

ein Kind, das ebenfalls ein Instrument zu halten<br />

scheint.<br />

Anmerkung:<br />

Spada hat verschiedentliche Bilder von Konzerten gemalt.<br />

So wird ihm auch ein <strong>Gemälde</strong> zugeschrieben,<br />

das im Fogg Art Museum in Cambridge verwahrt wird<br />

und auch eines in der Galleria Borghese in Rom <strong>–</strong> jedoch<br />

mit tieferer Bildstaffelung. Auch ein <strong>Gemälde</strong>,<br />

das bei der Fondazione Zeri mit der Nummer 55214<br />

verzeichnet wird, zeigt ein Konzert, das unserem <strong>Gemälde</strong><br />

noch näherkommt, was den kompositorischen<br />

Aufbau und die Gesichter angeht. (1320133)<br />

LEONELLO SPADA,<br />

1576 BOLOGNA <strong>–</strong> 1622 PARMA, ATTRIBUTED<br />

ALLEGORY OF MUSIC<br />

Oil on canvas.<br />

87 x 104 cm.<br />

€ 30.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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332<br />

PAUL DE VOS,<br />

UM 1591 HULST <strong>–</strong> 1678 ANTWERPEN, ZUG.<br />

KAMPF ZWISCHEN ZWEI HUNDEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

113 x 179 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

PAUL DE VOS,<br />

CA. 1591 HULST <strong>–</strong> 1678 ANTWERP, ATTRIBUTED<br />

TWO DOGS FIGHTING<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

113 x 179 cm.<br />

Unframed.<br />

Die Hunde auf einem schwarz-beige gemusterten<br />

Boden kämpfend, der von einem alten hölzernen Gatter<br />

umgeben ist. Dahinter erstreckt sich der Blick in die<br />

freie Natur, mit Bäumen und hohen Sträuchern unter<br />

hellblauem Himmel mit weißen Wolken. Am Boden<br />

liegend ein schwarz-weißer Hund mit glänzendem<br />

Auge und vor Schmerz weit aufgerissenem Maul.<br />

Über ihm ein großer beige-brauner Hund mit rotem<br />

Halsband und rot unterlaufenem Auge, der ihm in den<br />

Nacken beißt. Vor ihnen liegend ein großer umgefallener<br />

geflochtener Korb mit Knochen und Fußteilen von<br />

erlegten Wildtieren, wohl die Ursache des Streits.<br />

Drastische Wiedergabe des Kampfes, bei der durch die<br />

Lichtführung besonders das rötlich aufgerissene Maul<br />

des unterlegenen Hundes und seine hellen Pfoten<br />

präsentiert werden. Retuschen. (1322021) (3) (18)<br />

With retouching.<br />

€ 10.000 - € 12.000<br />

Sistrix<br />

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161


333<br />

FLÄMISCHER MALER DES 16. JAHRHUNDERTS<br />

AUS DER MALSCHULE VON BRÜGGE<br />

HALBBILDNIS EINES JUNGEN MANNES<br />

MIT KURZEM BART UND FLACHER KAPPE<br />

Öl auf Holz. Doubliert.<br />

41,1 x 35,5 cm.<br />

Das Brustbild vor nahezu smaragdgrünem Hintergrund<br />

mit Schattenbildung. In der rechten Bildhälfte der junge<br />

Mann, dunkel gekleidet mit entsprechender Kappe<br />

über seitlich halblang gerade geschnittenen Haaren.<br />

Ein kurzer weißer gefältelter Kragen tritt aus dem<br />

Wams hervor. Der rechte Arm im Manteltuch lässt<br />

die Hand vortreten, mit einem Ring am kleinen Finger.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> weist charakteristische Merkmale der<br />

Malerei von Ambrosius Benson (um 1495-1550) auf<br />

und lässt sich auch gut mit weiteren Portraitbildnissen<br />

dieses <strong>Meister</strong>s vergleichen.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />

à Bruges au temps de Charles-Quint, Musée van<br />

Maerlant 1957, Katalognummer 197. (1301325) (11)<br />

FLEMISH PAINTER OF THE 16TH CENTURY<br />

FROM THE PAINTING SCHOOL OF BRUGES<br />

HALF-PORTRAIT OF A YOUNG MAN WITH SHORT<br />

BEARD AND FLAT CAP<br />

Oil on panel. Relined.<br />

41.1 x 35.5 cm.<br />

The painting shows characteristic features for the<br />

œuvre of Ambrosius Benson (ca. 1495-1550) and easily<br />

compares with other portraits by the master.<br />

Literature:<br />

cf. Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />

à Bruges au temps de Charles-Quint, Musée van<br />

Maerlant 1957, catalogue no. 197.<br />

€ 35.000 - € 55.000<br />

Sistrix<br />

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334<br />

MICHIEL JANSZ VAN MIEREVELT,<br />

1567 DELFT <strong>–</strong> 1641<br />

PORTRAIT WOHL DES HUGO DE GROOT<br />

(1583 <strong>–</strong> 1645)<br />

Öl auf Holz.<br />

63,6 x 50,2 cm.<br />

Links mittig signiert und datiert „1622“.<br />

In ebonisiertem Wellenleistenrahmen.<br />

Vor unbestimmtem Grund das leicht nach rechts gewandte<br />

Brustportrait eines Mannes in bestem <strong>Alte</strong>r<br />

mit feinem Leinenkragen und Schnurbart. Das Portrait<br />

ähnelt stark einem beim RKD in Den Haag verzeichnetem<br />

Portrait des Hugo de Groot, 1583 <strong>–</strong> 1645, Nr.<br />

142522, von dem zahlreiche Schriften als Philosoph<br />

überliefert sind.<br />

MICHIEL JANSZ VAN MIEREVELT,<br />

1567 DELFT <strong>–</strong> 1641<br />

PORTRAIT, PROBABLY OF HUGO DE GROOT<br />

(1583 <strong>–</strong> 1645)<br />

Oil on panel.<br />

63.6 x 50.2 cm.<br />

Signed and dated “1622” at centre lower left.<br />

The portrait is very similar to a portrait of Hugo de<br />

Groot, 1583 <strong>–</strong> 1645, no. 142522, registered with the<br />

RKD in The Hague, from whom numerous writings as<br />

a philosopher have survived.<br />

€ 23.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Literatur zu Hugo de Groot:<br />

Vgl. Willem Jan Marie van Eysinga: Hugo Grotius,<br />

eine biographische Skizze. übersetzt von M. Plemp<br />

van Duiveland, mit einem Vorwort von Werner Kaegi;<br />

Schwabe Verlag, Basel 1952. (13206121) (1) (13)<br />

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335<br />

PETER PAUL RUBENS,<br />

1577 SIEGEN <strong>–</strong> 1640 ANTWERPEN, ZUG.<br />

SCHWEBENDER PUTTO<br />

Schwarze, rote und weiße Kreide auf Büttenpapier,<br />

verso von feinem Japanpapier restauratorisch<br />

unterlegt.<br />

Maße des Blattes: 27,2 x 13,5 cm<br />

(links Anstückelung zu 16,1 cm).<br />

Im Passepartout, hinter Glas gerahmt.<br />

Rubens hat diese Studie in schwarzer und roter Kreide<br />

auf Büttenpapier gezeichnet, das Weiß im Sinne einer<br />

Glanzhöhung eingesetzt. Das <strong>Alte</strong>r des Papiers ist<br />

durch Untersuchung für die Zeit um 1618 gesichert.<br />

Dies gilt als ein umso wichtigeres Indiz, als die Ausführung<br />

des großen Altarblattes „Die Hl. Jungfrau<br />

umgeben von den Unschuldigen Heiligen Kindern“<br />

auch im Jahr 1618 gemalt wurde. Dabei sind für die<br />

Bedeutung unseres Blattes mindestens zwei Kriterien<br />

zu nennen: zum einen findet sich unser Putto in<br />

nahezu exakter Wiederholung im genannten <strong>Gemälde</strong>,<br />

nämlich links oben, neben den weiteren Kinder figuren,<br />

zum anderen ist das Grundthema des Puttenreigens<br />

ohnehin ein ausgesprochen eigentypisches Phänomen<br />

in der Bilderfindung des großen Flamen. Damit ist auch<br />

unser Blatt in der Bedeutung für das Rubensschaffen<br />

als ein Werk von Rang zu sehen.<br />

Der Zeichnung ist die entsprechende Virtuosität und<br />

Reife der Blütezeit des Rubens´schen Wirkens eigen.<br />

Selbst als Darstellungsdetail für das Altarblatt zeigt<br />

sich die Zeichnung bereits in der künstlerischen Wirkung<br />

als eigenständiges, autonomes Kunstwerk. Die<br />

Verwendung dreier Farbstifte, die Hintergrundschattierung<br />

links, vor allem aber auch die Weißhöhung,<br />

verleihen dem Blatt diese Wirkung.<br />

Auf die Wiedergabe der Arme hat Rubens hier bewusst<br />

verzichtet, sehen wir sie doch in der <strong>Gemälde</strong>ausführung<br />

etwa von der Kinderfigur daneben überdeckt.<br />

Dass unser Putto im Altarbild nicht völlig exakt<br />

wiederholt wurde, ist etwa an der Form der Haarlocke<br />

zu sehen, auch darin, dass das Gesicht dort weiter<br />

abgewandt erscheint. Solche Beobachtungen lassen<br />

sich zurecht auch als Indiz der Echtheit sehen <strong>–</strong><br />

schließlich wurde unser Blatt von keinem der Experten<br />

der Rubensforschung in Frage gestellt. Es würde<br />

zu weit führen, für die zahllosen Kinderdarstellungen,<br />

die im Altarbild die Marienfigur umschweben, lebende<br />

Modelle im Rubensumfeld zu suchen. Jedenfalls aber<br />

wissen wir, dass Rubens nicht selten seine eigenen<br />

Kinder, wie etwa den Sohn Albert (geb. 1614) als Modell<br />

zum Vorbild hatte, wie wohl auch in jenem Werk<br />

in der Albertina, Wien, (Inv. Nr. 17639). Jedenfalls erweckt<br />

auch unser Blatt eher den Eindruck einer<br />

Zeichnung nach einem lebenden Kindervorbild, als<br />

nach idealisierter Idee. So ist auch das Gesicht weit<br />

realistischer gegeben, als dann im Ölbild, was zudem<br />

für die Authentizität spricht, von sämtlichen namhaften<br />

Rubensexperten bestätigt. So handelt es sich bei unserem<br />

vorliegenden Werk nicht zuletzt auch um eine<br />

bedeutende Ergänzung des graphischen Œuvres für<br />

Rubens.<br />

Provenienz:<br />

Georges Bourgarel, Paris.<br />

Gutekunst & Klipstein, Bern, 22.11.1956, Lot 272.<br />

Privatsammlung, England.<br />

Angeboten bei Christie‘s, New York, 28.01.2015,<br />

Lot 62.<br />

Literatur:<br />

A.-M. Logan and M. C. Plomp, Pieter Paul Rubens,<br />

The Drawings, exh. Cat. New York, Metropolitan Museum<br />

of Art, 2005, pp. 192-3, Nr. 59., S. 237-238, Nr. 81,<br />

Fig. 126,<br />

Inventar Albertina, Wien, Nr. 8296, Logan <strong>–</strong> Plomp<br />

op .cit. S. 204 f. N. 65. (1321992) (11)<br />

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PETER PAUL RUBENS,<br />

1577 SIEGEN <strong>–</strong> 1640 ANTWERP,<br />

ATTRIBUTED<br />

FLOATING PUTTO<br />

Black, red and white chalk on laid paper.<br />

Mounted on card.<br />

Dimensions of the sheet: 27.2 x 13.5 cm<br />

(Sheet added to 16.1 cm.).<br />

Mounted and framed with glass.<br />

The present drawing in swift lines probably shows a<br />

live drawing of a figure of a small child. Pentimenti on<br />

the left foot, the realistic rendition of the head and a<br />

few single outlining lines suggest that this is a sketch.<br />

A comparison with Rubens´ work quickly reveals similarities:<br />

a painting titled “The Virgin and Child Surrounded<br />

by the Holy Innocents” held at the Louvre<br />

was created ca. 1618. A young child can be made out<br />

in the top left which is identical to the child in the<br />

drawing in this lot, particularly its posture and expression.<br />

Rubens created numerous sketches for his<br />

paintings and children often acted as models. These<br />

sketches were incorporated into paintings at various<br />

times. In this instance, it could be assumed that<br />

Rubens drew his own son Albert, who was born on 5<br />

June 1614 and this seems to also be the case for a<br />

drawing held at the Albertina Museum, Vienna (inventory<br />

no. 17639). According to the description at Sotheby´s<br />

no relevant Rubens expert doubts the authorship<br />

of the sketch in this lot. According to the paper<br />

expert Pieter Bower the paper dates to ca. 1618. The<br />

paper was extended on the left by ca. 23 mm, with<br />

slight foxing and darkened within the mount, especially<br />

around the edges. However, overall it is in a<br />

beautiful and crisp condition.<br />

Provenance:<br />

Georges Bourgarel, Paris.<br />

Gutekunst & Klipstein, Bern, 22 November 1956,<br />

lot 272.<br />

Private collection, England.<br />

Offered at Sotheby´s, New York, 28 January 2015,<br />

lot 62.<br />

Literature:<br />

A.-M. Logan and M. C. Plomp, Pieter Paul Rubens, The<br />

Drawings, exh. Cat. New York, Metropolitan Museum<br />

of Art, 2005, pp. 192-3, Nr. 59, S. 237-238, Nr. 81,<br />

Fig. 126.<br />

Inventar Albertina, Wien, Nr. 8296, Logan <strong>–</strong> Plomp<br />

op .cit. S. 204 f. N. 65.<br />

€ 180.000 - € 200.000<br />

Sistrix<br />

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336<br />

JAN BRUEGHEL D. Ä.,<br />

1568 BRÜSSEL <strong>–</strong> 1625 ANTWERPEN<br />

Jan Brueghel d. Ä. war Sohn des Pieter Brueghels I<br />

(um 1525-um 1569) und der jüngere Bruder des Pieter<br />

Brueghels II (um 1564-1637/38). Seine Freundschaft<br />

mit Paul Bril (um 1554-1626) anlässlich des gemeinschaftlichen<br />

Aufenthaltes in Rom ist ebenso bekannt,<br />

wie seine Zusammenarbeit mit Johann Rottenhammer<br />

(1564-1625). Zurück in Flandern wurde er 1597 Mitglied<br />

der Antwerpener Lukasgilde, später deren Dekan. Auch<br />

sein Sohn Jan Brueghel d. J. setzte die Maltradition<br />

erfolgreich fort. 1604 in Prag, wirkte er anschließend<br />

für den Hof in Brüssel. Letztlich zeugt das Gruppenbild<br />

seiner Familie, gemalt von Peter Paul Rubens, vom<br />

Rang des Künstlers zu seiner Zeit (Courtauld Gallery<br />

London).<br />

ABRAHAM UND DIE ENGEL IN MAMRE<br />

Öl auf Kupfer.<br />

26 x 35,5 cm.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />

Juni 2019.<br />

Wie oft in der Niederländischen Malerei dieser Epoche,<br />

hat der Maler auch hier zwei Bildgattungen <strong>–</strong><br />

Landschaft und Biblische Erzählung <strong>–</strong> in einem Werk<br />

zusammengeführt. In breitem Format wird hier eine<br />

Baumlandschaft gezeigt, gegliedert in zwei Baumgruppen,<br />

mit einem größeren Eichenbaum links, der<br />

als Repoussoir dient, sowie zwei etwas kleineren Bäumen,<br />

in deren Schatten dahinter eine Hütte steht. Das<br />

Bildzentrum dient dem Maler, um die biblische Legende<br />

der „Drei Engel bei Abraham und Sara“ zu erzählen.<br />

Vor einem strohgedeckten Haus, aus dessen Türe die<br />

schon betagte, achtzigjährige Sara blickt, ist ein gedeckter<br />

Tisch zu sehen. Abraham hier langbärtig am<br />

Tisch, bewirtet die drei Engel, die ihm als Dank seinen<br />

Sohn Izchak verkünden. Zwei dieser Engel sind an<br />

der gegenüberliegenden Seite des Tisches zu sehen,<br />

wobei der Abraham zunächst Sitzende offensichtlich<br />

gerade die Prophetie gestenreich verkündet. Der Dritte<br />

ist in äußerst origineller, geradezu heiter-drolliger<br />

Weise dargestellt, er hat am Boden Platz genommen<br />

und kühlt seine Füße in einem großen Weinkühler.<br />

Das Motiv der in der Türe lauschend dargestellten Sara<br />

wird in der Malerei dieses Themas noch in weiteren<br />

Epochen in dieser Art zu finden sein. Jedoch ist ein<br />

weiteres Bilddetail hier von größerer Seltenheit: rechts<br />

ist eine junge Mutter mit einem Knaben zu sehen.<br />

Auf den ersten Blick mag es sich um eine Magd handeln,<br />

die dem Kind eine Gabe überreicht. Im Zusammenhang<br />

mit der Bibelgeschichte jedoch sind die beiden<br />

Figuren durchaus als Abrahams Magd Hagar und<br />

ihren Sohn Ismael zu deuten, die später von Abraham<br />

auf Saras Drängen vertrieben werden sollten. Die<br />

Szene und die Detaildarstellungen, wie etwa das<br />

Feder vieh, das Hündchen, die Schweinegruppe im<br />

Vordergrund oder eine weitere, einen Krug tragende<br />

Magd rechts im Bild, sind nicht ohne Schmunzeln<br />

erregende Heiterkeit wiedergegeben. Die erhöht stehende<br />

Burganlage und der Gipfel am rechten Bildrand<br />

hat der Maler bereits in einer blauen Luftperspektive<br />

gegeben. Der aufhellende Wolkenhimmel darüber<br />

darf wohl auch symbolisch für die sich aufhellende<br />

Zukunft des Stammvaters Abraham gesehen werden,<br />

wie ebenfalls die jungen Bäume am Tisch der Engel.<br />

A.R. (13219910) (11)<br />

JAN BRUEGHEL THE ELDER,<br />

1568 BRUSSELS <strong>–</strong> 1625 ANTWERP<br />

ABRAHAM AND THE ANGEL IN MAMRE<br />

Oil on copper.<br />

26 x 35.5 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />

Lingen, June 2019.<br />

€ 110.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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169


337<br />

KAREL DUJARDIN,<br />

UM 1626 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1678 VENEDIG<br />

MALER MIT ZEICHENMAPPE<br />

(WOHL SELBSTBILDNIS)<br />

Kohlezeichnung, Pastellfarben, weiß gehöht, auf blaugrauem<br />

Büttenpapier.<br />

41,4 x 27,8 cm.<br />

Linksseits unten signiert „C. du Jardin“.<br />

Hinter Glas gerahmt.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dr. Alexander Rauch,<br />

München-Leipzig 2020, die Arbeit um 1652 datierend.<br />

Dargestellt ist ein junger Mann auf einem holländischen<br />

Holzstuhl mit Rohrgeflecht. Er trägt knielange Beinkleider,<br />

ein kurzes, ärmellanges Wams, offenen Kragen<br />

und einen zylinderförmigen Hut um langes Haar darin<br />

zu fassen, gemäß der Kleidermode der Zeit. In schräger<br />

Sitzhaltung nach rechts, mit Blick nach oben, hat er<br />

seinen linken Arm auf den Schoß gelegt. Seine rechte<br />

Hand greift mit den Fingern in eine links am Boden<br />

stehende große Zeichenmappe.<br />

Die Kleidung ist in Kohle ausgeführt, Inkarnat von Gesicht<br />

und Händen in Pastell. Die Weißhöhungen in<br />

Zink- oder Bleiweiß teilweise altersbedingt oxydiert<br />

und erscheinen daher nachgedunkelt. Die Darstellung<br />

zeigt, wie die Zeichenmappe zu erkennen gibt, entweder<br />

einen zeitgenössischen Künstler, oder was die<br />

Ähnlichkeit mit Bildnissen des Karel Dujardin nahelegt,<br />

ein Selbstbildnis.<br />

Der Maler, wohl Schüler von Nicolas Berchem, hielt<br />

sich um 1640/50 in Rom auf, kam nach Paris und<br />

wirkte ab 1652 wieder in Amsterdam. Von 1656 bis<br />

1658 war er Mitglied der Confrérie Pictura in Den Haag,<br />

kehrte 1675 wieder nach Italien, wo er 1678 verstarb.<br />

In seinem Werk finden sich ebenso Historienbilder,<br />

wie arkadische Landschaften und Porträts. Neben den<br />

etwa 50 Radierungen sind jedoch nur ganz wenige<br />

Zeichnungen seiner Hand in öffentlichen Sammlungen<br />

bekannt geworden. Unseres Erachtens ist in den letzten<br />

Jahrzehnten kein Werk dieser Art auf dem Markt<br />

angeboten worden.<br />

Sämtliche der bekannten Zeichnungen stimmen sowohl<br />

in der Strichführung als auch in Details mit dem<br />

vorliegenden Werk überein. Auffallend sind jedenfalls<br />

die Wiedergabe der Hände und Handhaltungen <strong>–</strong> wie<br />

sie auch in Dujardins <strong>Gemälde</strong>n zu sehen sind. Dies<br />

ist eine bei diesem Maler so kennzeichnende Charakteristik.<br />

KAREL DUJARDIN,<br />

CA. 1626 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1678 VENICE<br />

PAINTER WITH PORTFOLIO<br />

(PROBABLY SELF-PORTRAIT)<br />

Charcoal drawing, pastels, white highlights on slate<br />

grey laid paper.<br />

41.4 x 27.8 cm.<br />

Signed “C. du Jardin” lower left.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr Alexander<br />

Rauch, Munich-Leipzig 2020, dating the work around<br />

1652.<br />

Provenance:<br />

Private collection, Southern Germany.<br />

€ 18.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Provenienz:<br />

Süddeutsche Privatsammlung. (1281691) (11)<br />

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338<br />

JOACHIM VON SANDRART,<br />

1606 FRANKFURT AM MAIN <strong>–</strong> 1688 NÜRNBERG<br />

BILDNIS EINER ADELIGEN DAME MIT DEN<br />

ATTRIBUTEN DER HEILIGEN CÄCILIA<br />

Öl auf Leinwand.<br />

103 x 82 cm.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Peter van den Brink,<br />

Aachen, das <strong>Gemälde</strong> dem genannten Künstler zuschreibend.<br />

Dreiviertelbildnis einer an einer Hausorgel sitzenden<br />

jungen Adeligen, nahezu in Lebensgröße wiedergegeben.<br />

Der Blick dem Betrachter entgegengerichtet.<br />

Die rechte Hand hält sie auf die Tastatur, die linke an<br />

den Busen, gleichzeitig einen dünnen Schleier haltend,<br />

der von ihrer Haube herabzieht. Ihre höfische Kleidung<br />

ist insofern idealisiert, als sie hier ein rotes Kleid<br />

mit goldfarbenem Brokatmantel trägt, innen blau gefüttert,<br />

ein Kleidungsstück, das in dieser Erhöhung<br />

auch bei Bildnissen der Heiligen Cäcilia - Patronin der<br />

Kirchenmusik <strong>–</strong> zu finden ist. Dennoch trägt sie eine<br />

Perlenkette mit Perlenohrring und am Kleidersaum<br />

eine Goldbordüre mit Edelstein-Agraffe. Ihr Haar fällt<br />

in dunklen Locken zur Schulter herab. Die Orgel ist<br />

kunstvoll gebaut, die Pfeifen zwischen vergoldeten<br />

Atlanten, die die Abdeckung tragen. Im Hintergrund<br />

erscheint eine jugendliche Engelsfigur. Insgesamt mit<br />

Kleid und Flügel in deutlich zarteren Farben wiedergegeben,<br />

was diese Gestalt als „Erscheinung“ wirken<br />

lässt. Der Engel hält ein Notenblatt und deutet mit<br />

dem rechten Zeigefinger auf die Noten um der adeligen<br />

Musikerin die musikalischen Hinweise zu geben.<br />

Gedanklich ist dieses Motiv zu verstehen als himmlische<br />

Eingebung der Musik und Komposition. Im Hintergrund<br />

ein grünes Velum, leicht nach rechts zurückgezogen<br />

mit Blick auf eine Bogenarchitektur mit<br />

kurzem Landschaftsausblick auf eine Baumkrone.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> wurde früher Gerard Deleres zugeschrieben,<br />

es erfolgte jedoch durch Peter van den Brink<br />

eine weitaus überzeugendere Zuordnung an Joachim<br />

von Sandrart. Die Zuschreibung stützt sich vor allem<br />

auf stilistische Vergleiche mit den bekannten Monatsbildern,<br />

die Sandrart für den bayerischen Herzog Maximilian<br />

I in den Jahren 1642-44 schuf, die sich heute<br />

im Schloss Schleißheim befinden. In Sitzhaltung, Körperausführung<br />

und anderen Details lassen sich Parallelen<br />

zu mehreren <strong>Gemälde</strong>n dieses Monatszyklus<br />

finden, allerdings ist nach Meinung des Gutachters<br />

das <strong>Gemälde</strong> nicht in München, sondern nach seiner<br />

Rückkehr in Amsterdam 1644 entstanden. Sandrart,<br />

der zunächst in der Druckgrafik bei Isselburg in Nürnberg<br />

arbeitete, danach bei Sadeler in Prag, hielt sich<br />

zwischen 1624/25 in der Werkstatt von Gerard Honthorst<br />

in Utrecht auf, lernte 1627 Rubens kennen und<br />

begann nach einem Aufenthalt in London 1629 seine<br />

Reise nach Italien, wo er sich 1632 in Rom niederließ<br />

und dort weitere acht Jahre blieb. Nach Vermutung<br />

von Van dem Brink könnte es sich bei der Darstellung<br />

um Alida Bicker handeln.<br />

Literatur:<br />

Christian Klemm, Joachim von Sandrart: Kunstwerke<br />

und Lebenslauf, Berlin 1986. (1281451) (10)<br />

JOACHIM VON SANDRART,<br />

1606 FRANKFURT ON THE MAIN <strong>–</strong><br />

1688 NUREMBERG<br />

PORTRAIT OF A NOBLEWOMAN WITH<br />

THE ATTRIBUTES OF SAINT CECILIA<br />

Oil on canvas.<br />

103 x 82 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Peter van den<br />

Brink, Aachen, attri buting the painting to the artist.<br />

Three-quarters format portrait of a young noblewoman<br />

sitting by a house organ almost in life size format.<br />

Van den Brink believes this could be a depiction of<br />

Alida Bicker.<br />

Literature:<br />

Christian Klemm, Joachim von Sandrart: Kunstwerke<br />

und Lebenslauf, Berlin 1986.<br />

€ 35.000 - € 45.000<br />

Sistrix<br />

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339<br />

ANTONIO JOLI,<br />

1700 MODENA <strong>–</strong> 1777 NEAPEL<br />

BLICK AUF DEN BACINO DI SAN MARCO<br />

MIT DER KIRCHE SAN GIORGIO MAGGIORE<br />

UND DER GIUDECCA<br />

Öl auf Leinwand.<br />

56 x 97 cm.<br />

In barockisierendem vergoldetem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von G. Briganti,<br />

Oktober 1990.<br />

Wir kennen viele Werke von Antonio Joli, in denen er<br />

den lichten Glanz des Dargestellten geschickt einfängt<br />

und zweidimensional zu transportieren versteht - wie<br />

auch hier, wo er als zusätzlichen Kniff die links in den<br />

Bildgrund führende Diagonale bis weit in den Himmel<br />

und die rechte Bildseite führt.<br />

Antonio Joli wurde in seiner Geburtsstadt Modena in<br />

der Werkstatt von Raffaello Rinaldi (1648-1722), genannt<br />

Il Menia, ausgebildet, wo er sich auf perspektivische<br />

Ansichten spezialisierte. Im <strong>Alte</strong>r von 20 Jahren<br />

reiste Joli nach Rom, um sich unter der Leitung der<br />

berühmten <strong>Meister</strong> Giovanni Paolo Panini und Codazzi<br />

ausbilden zu lassen, denen er seinen internationalen<br />

Stil verdankte, der später sehr begehrt werden sollte.<br />

Nach seiner Rückkehr nach Modena im Jahr 1725 und<br />

einem kurzen Aufenthalt in Perugia, wo er an der Innenausstattung<br />

des Palazzo Donnini und des Palazzo<br />

Crispoldi arbeitete, beschloss der Künstler 1732, nach<br />

Venedig zu gehen.<br />

Dort taucht er in die Welt des Bühnenbildes ein und<br />

beginnt, sich auf die Szenografie zu spezialisieren <strong>–</strong><br />

eine erfolgreiche Tätigkeit, die ihn während seiner gesamten<br />

Karriere begleiten sollte.<br />

In den folgenden zehn Jahren besuchte er die großen<br />

europäischen Höfe, sowohl in England und Deutschland<br />

als auch in Spanien. Diese Erfahrungen waren<br />

für seine Karriere von grundlegender Bedeutung, nicht<br />

nur, um sein persönliches Netzwerk zu erweitern, sondern<br />

auch, um seinen eigenen Stil zu entwickeln. In<br />

diesen Jahren wurde in seinen Veduten zunehmend<br />

die Weitwinkelperspektive eingesetzt, eine Technik, die<br />

eindeutig von den Werken Vanvitellis und Canalettos<br />

inspiriert war.<br />

Sein Ruf als gefeierter Vedutenmaler machte ihn in<br />

der Folgezeit zum gefragtesten Künstler bei ausländischen,<br />

aristokratischen Grand-Touristen in Italien, insbesondere<br />

bei der englischen Elite: Sir William Hamilton<br />

und Lord Montague Brudenell <strong>–</strong> die in der Tat zu seinen<br />

aktivsten Mäzenen gehörten. Schließlich beschloss er<br />

1762, sich in Neapel niederzulassen, wo er Bühnenbildner<br />

des berühmten Teatro San Carlo wurde und<br />

den Rest seines Lebens dort verbrachte. (†)<br />

Provenienz:<br />

Sotheby's, London, 16. April 1980, Lot 18.<br />

Galleria Salamon, Mailand 1990.<br />

Literatur:<br />

Roberto Middione, Antonio Joli, Soncino 1995, S. 66,<br />

Tafel 11.<br />

Mario Manzelli, Antonio Joli. Opera pittorica, Venedig<br />

1999, S. 102, Abb. 74.<br />

Ralph Toledano, Antonio Joli. Modena 1770-1777<br />

Napoli, Turin 2006, S. 202. (1320121) (13)<br />

ANTONIO JOLI,<br />

1700 MODENA <strong>–</strong> 1777 NAPLES<br />

VIEW OF THE BACINO DI SAN MARCO WITH<br />

SAN GIORGIO MAGGIORE AND GIUDECCA<br />

Oil on canvas.<br />

56 x 97 cm.<br />

An expert’s report by G. Briganti, October 1990<br />

is enclosed. (†)<br />

Provenance:<br />

Sotheby’s, London, 16 April 1980, lot 18.<br />

Galleria Salamon, Milan 1990.<br />

Literature:<br />

Roberto Middione, Antonio Joli, Soncino 1995, p. 66,<br />

plate 11.<br />

Mario Manzelli, Antonio Joli. Opera pittorica, Venice<br />

1999, p. 102, ill. 74.<br />

Ralph Toledano, Antonio Joli. Modena 1770-1777<br />

Napoli, Turin 2006, p. 202.<br />

€ 200.000 - € 300.000<br />

Sistrix<br />

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175


340<br />

GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />

1691 PIACENZA <strong>–</strong> 1765 ROM<br />

GROSSES PANORAMAGEMÄLDE MIT BLICK<br />

AUF DAS FORUM IN ROM<br />

Öl auf Leinwand.<br />

126 x 230 cm.<br />

Das in außergewöhnlich großem Format geschaffene<br />

<strong>Gemälde</strong> bietet einen breitgefächerten Gesamtblick<br />

über das römische Forum. Wie in einem Bühnenbild<br />

rahmen die Bögen, Säulen und Kirchen einen zentralen,<br />

frei gelassenen Raum, aus dem sich mittig als ein<br />

Augenmerk einzig die Phokassäule erhebt, gleichsam<br />

symbolischer Zeigefinger, der vom Untergang der<br />

„Ewigen Stadt“ zeugt. Hier fand der Maler Gelegenheit,<br />

eine verstreute, aber reiche Figurenstaffage ins<br />

Bild zu setzen. Betrachterstandpunkt ist die Anhöhe<br />

des Kapitols. Ganz links im Bild ist der Triumphbogen<br />

des Septimus Severus zu sehen, gefolgt von den<br />

Frontsäulen des Tempels des Antoninus Pius, in den<br />

die Kirche San Lorenzo in Miranda eingebaut wurde.<br />

In rotem Ziegelmauerwerk hebt sich die Maxentius-<br />

Basilika hervor. In größerer Entfernung ist das Kolosseum<br />

in hellem Licht zu sehen, zum <strong>Teil</strong> verdeckt<br />

durch die Basilika Santa Francesca Romana. Die drei<br />

Säulen des Castortempels sowie des Vestatempels<br />

und die rechts erhöht liegenden Farnesinischen Gärten<br />

mit den Zypressen schließen den Gesamtprospekt<br />

ab. Im Gegensatz zu Paninis Ruinencapricci, die beliebige<br />

Versatzstücke zu romantischer Wirkung bringen,<br />

sind hier die Tempel- und Gebäuderuinen in lokaler<br />

Genauigkeit ins Bild gesetzt. Damit wurde hier ein im<br />

Denkmalsinne wertvoller Beitrag zur Geschichte der<br />

Stadt geleistet. Darüber hinaus wurde hier jedem<br />

Kenner der Stadt, wie auch dem Italienbesucher der<br />

„Grand Tour“ die Gesamtheit der antiken Forum-Bauten<br />

in Erinnerung gebracht. A.R. (†) (13201211)<br />

Literatur:<br />

Ferdinando Arisi, Gian Paolo Panini, Piacenza 1961,<br />

S. 303, Nr. 155.<br />

GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />

1691 PIACENZA <strong>–</strong> 1765 ROME<br />

LARGE PANORAMA PAINTING WITH A VIEW<br />

OF THE FORUM IN ROME<br />

Oil on canvas.<br />

126 x 230 cm. (†)<br />

Literature:<br />

Ferdinando Arisi, Gian Paolo Panini, Piacenza 1961,<br />

p. 303, no. 155.<br />

€ 350.000 - € 500.000<br />

Sistrix<br />

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179


341<br />

LUCA CARLEVARIS,<br />

1663/65 UDINE <strong>–</strong> 1729/31 VENEDIG<br />

Carlevaris war ein talienischer Maler und Radierer. Er<br />

gilt als Pioneer der Vedutenmalerei in Venedig und beeinflusste<br />

spätere Maler wie Canaletto (1697-1768),<br />

Bernardo Bellotto (1721-1780), Michele Giovanni<br />

Marieschi (1696/1710-1743) und Francesco Guardi<br />

(1712-1793). Der früh verwaiste Luca wuchs bei seiner<br />

älteren Schwester Casandra auf, mit der er 1679 nach<br />

Venedig ging. 1699 heiratete er Giovanna, eine Tochter<br />

des Goldschmieds Bastian Sochietti. Mit ihr hatte er<br />

vier Kinder, darunter Marianna, die später eine Schülerin<br />

von Rosalba Carriera (1675-1757) wurde. Der <strong>Meister</strong><br />

hatte laut dem frühen Biografen Pellegrino Antonio<br />

Orlandi (1704) keinen besonderen Lehrer, sondern<br />

erwarb seine Kenntnisse bei verschiedenen <strong>Meister</strong>n,<br />

unter denen möglicherweise Johann Heintz (um 1580-<br />

1635) eine Rolle gespielt haben könnte, der sich um<br />

1678 in Venedig aufhielt. Ein Aufenthalt in Rom könnte<br />

erklären, dass Carlevaris Werke etwa auch von van<br />

Laer (1592/1599) und Cerquozzi (1602-1660) beeinflusst<br />

worden sein könnten. Ferner wird auch ein Einfluss<br />

des Holländers Gaspar van Wittel (1653-1736)<br />

angenommen. Seine früh erkannte Bedeutung hat<br />

auch zu der Ansicht geführt, er könnte ein Lehrer von<br />

Giovanni Antonio Canal (1697-1768) gewesen sein.<br />

CAPRICCIO MIT HAFENANSICHT<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

110 x 141 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri<br />

vom Juni 2008 (in Kopie vorliegend).<br />

Blick über eine südliche Hafenanlage mit bergigem<br />

Hintergrund unter hohem türkisfarbenem Horizont. Auf<br />

der linken Bildseite eine römische Tempelarchitektur<br />

mit Säulen und Skulpturen. Davor, auf einer kleinen<br />

Freitreppe, ein Klosterbruder und ein Orientale mit<br />

Turban im Gespräch. Auf der Treppe selbst sitzend eine<br />

Mutter im roten Gewand, auf ihrem Schoß ein gewickeltes<br />

Kleinkind haltend sowie ein weiteres spielendes<br />

Kind. Sie werden wohl gerade von einem Mann<br />

aufgefordert, die Stufen zu verlassen. Von der Treppe<br />

führt eine steinerne Brücke zur rechten Bildseite auf der<br />

man diverse Segelschiffe erkennen kann. Eine weitere<br />

Brücke ist auf der linken Bildseite zu erkennen, die zu<br />

fantasievollen Gebäudeanlagen mit diversen Türmen<br />

einer Stadt führt, welche sich unterhalb eines großen<br />

Felsmassivs befindet. Auf der linken Bildseite sind zudem<br />

weitere Figuren zu erkennen. An der Brücke im<br />

Halbschatten sind drei Männer in ein Gespräch vertieft,<br />

links daneben ein Mann mit Kind und einem aufmerksam<br />

blickenden und sitzenden Hund. Fantasievolles<br />

Capriccio in vielen differenzierten Farbtönen in qualitätvoller<br />

Manier. Rest. (1301327) (18)<br />

LUCA CARLEVARIS,<br />

1663/65 UDINE <strong>–</strong> 1729/31 VENICE<br />

CAPRICCIO WITH HARBOUR VIEW<br />

Oil on canvas.<br />

110 x 141 cm.<br />

Accompanied by expert´s report by Prof. Giancarlo<br />

Sestieri, June 2008 (in copy).<br />

Restored.<br />

€ 40.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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342<br />

JACOPO FABRIS,<br />

1689 VENEDIG <strong>–</strong> 1761 KOPENHAGEN<br />

Maler der venezianischen Schule, der später in Dänemark<br />

gewirkt hat und dort etwa den Rosensaal des<br />

1720 erbauten Schlosses Fredensborg mit großformatigen<br />

<strong>Gemälde</strong>n ausgestattet hatte, die auch italienische<br />

Fantasieruinenlandschaften zeigen.<br />

VEDUTE DES QUIRINATI PALASTES<br />

Öl auf Leinwand.<br />

88 x 118 cm.<br />

Schwarzgold gefasster profilierter Rahmen.<br />

In die Tiefe gestaffelter, keilförmig in den Bildraum<br />

hineinragender architektonischer Bau mit lockeren<br />

Wolken überfangen, davor über die Bildfläche verteilte<br />

Staffagefiguren.<br />

JACOPO FABRIS,<br />

1689 VENICE <strong>–</strong> 1761 COPENHAGEN<br />

VEDUTA OF THE QUIRINATI PALACE<br />

Oil on canvas.<br />

88 x 118 cm.<br />

Literature:<br />

cf. Antonio Morassi, Anticipatzione del vedudista<br />

Jacopo Fabris, in: Arte Veneta, vol. XX, 1966, pp.<br />

269-281.<br />

cf. M. Moscho Menori del 7 Chento Veneto Jacabo<br />

Fabris in Arte Illustra, VII, 1974, pp. 82-97.<br />

€ 120.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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Literatur:<br />

Vgl. Antonio Morassi, Anticipatzione del vedudista<br />

Jacopo Fabris, in: Arte Veneta, Bd. XX, 1966, S. 269-<br />

281.<br />

Vgl. M. Moscho Menori del 7 Chento Veneto Jacabo<br />

Fabris in Arte Illustra, VII, 1974, S. 82-97.<br />

Vgl. J.G. Links, Canaletto and his patrons, New York<br />

1977. (1301321)<br />

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185


343<br />

LOUIS DE CAULLERY,<br />

UM 1580 CAMBRAI <strong>–</strong> UM 1621 ANTWERPEN, ZUG.<br />

Der hier angenommene Maler war Schüler von Joos de<br />

Momper d. J. (1564-1635) und wurde 1602 <strong>Meister</strong> der<br />

Sankt Lukasgilde als Nachfolger von Paul Vriedeman<br />

de Vries (um 1567-um 1635).<br />

NOBLE GESELLSCHAFT BEI BETRACHTUNG<br />

RÖMISCHER RUINEN EINER HAFENSTADT<br />

Öl auf Kupfer.<br />

50 x 66 cm.<br />

Verso Stempel von Peter Stas und Datierung<br />

„ANNO 1604“.<br />

Blick auf das Gelände im Vordergrund und die römischen<br />

Ruinen dahinter aus leichter Kavaliersperspektive.<br />

Nach rechts senkt sich das verschattete Gelände<br />

ab, hinter einer hell beleuchteten Uferzone mit Hafentempel<br />

und einer gegenüberliegenden Schenke mit<br />

Vordach. Der Bogendurchblick der großen Ruine zeigt<br />

einen großen Platz mit Obelisk, gesäumt von Palastgebäuden.<br />

Die Szenerien im Vordergrund dokumentieren<br />

hier das frühe Interesse der Gesellschaft an der<br />

antiken Geschichte. So stehen einige Gruppen beisammen,<br />

jeweils unterrichtet oder geführt von einem<br />

Kundigen, der auf einzelne Steinstücke oder Antikenreste<br />

verweist. An der linken unteren Bildecke eine<br />

Dreiergruppe: Ein Herr mit breitrandigem Hut in Begleitung<br />

einer Dame und eines Knaben, wobei es sich<br />

hier möglicherweise auch um die Auftraggeber des<br />

<strong>Gemälde</strong>s handeln könnte. Der Maler hat hier größten<br />

Wert auf die besondere Leuchtkraft der Uferzone<br />

gesetzt, und um diese zu erhöhen, den Himmel in<br />

betont kräftigem Blau vorgeführt, die Sonne hinter<br />

der Ruine positioniert und dadurch eine Schattenbildung<br />

erzeugt. Vergleichbare Werke finden sich in den<br />

Museen Hamburg und Reims. (13013214) (11)<br />

LOUIS DE CAULLERY,<br />

CA. 1580 CAMBRAI <strong>–</strong> CA. 1621 ANTWERP,<br />

ATTRIBUTED<br />

ARISTOCRATIC PARTY LOOKING AT ROMAN<br />

RUINS IN HARBOUR TOWN<br />

Oil on copper.<br />

50 x 66 cm.<br />

Verso stamp by Peter Stas and dated “ANNO 1604”.<br />

View in cavalier perspective of the terrain in the foreground<br />

with Roman ruins in the background. Similar<br />

paintings can be found in museums in Hamburg or<br />

the Reims.<br />

€ 15.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

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344<br />

HUBERT ROBERT,<br />

1733 <strong>–</strong> 1808, ZUG.<br />

PAAR ARCHITEKTURCAPRICCI<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

63 x 48 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Mächtige verschachtelte und meist gut ausgeleuchtete<br />

antike Monumente als Capriccio zusammengefügt<br />

und durch die dargestellten handelnden Personen in<br />

antiken rituellen Zusammenhang gesetzt. Rest.<br />

Provenienz:<br />

Auktion, Philips, London, 04. August 1995, Lot 81a und<br />

Lot 81b.<br />

Auktion, Philips, London, 01. Juli 1997, Lot 176 (als<br />

Hubert Robert).<br />

Sammlung Ermanno Lucini, Nr. 198. (1301322) (13)<br />

HUBERT ROBERT,<br />

1733 <strong>–</strong> 1808, ATTRIBUTED<br />

A PAIR OF ARCHITECTURE CAPRICCIOS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

63 x 48 cm.<br />

In gilt frame.<br />

Provenance:<br />

Auction, Philips, London, 4 August 1995, lot 81a and<br />

lot 81b.<br />

Auction, Philips, London, 1 Juli 1997, lot 176 (as Hubert<br />

Robert).<br />

Collection Ermanno Lucini, No. 198.<br />

€ 70.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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189


345<br />

APOLLONIO FACCHINETTI,<br />

GENANNT „DOMENICHINI“,<br />

TÄTIG 1740 VENEDIG <strong>–</strong> UM 1770<br />

Apollonio Facchinetti wurde auch „Domenichini“ oder<br />

„Menichino“ genannt und war der wichtigste Künstler<br />

der in Venedig ansässigen Familie Apollonio. Hinweise<br />

zum Leben des Künstlers sind relativ rar. Vermutlich<br />

war er ein Schüler Luca Carlevaris (1663/65-1729/31),<br />

Francesco Albottos (1721/22-1757), oder Michele Giovanni<br />

Marieschis (1696/1710-1743) und scheint ab<br />

etwa 1740 als unabhängiger Künstler tätig gewesen<br />

zu sein. Als Vedutist widmete sich Apollonio wohl<br />

ausschließlich der Stadt Venedig. Der Zeitraum zwischen<br />

1740 und 1750, in dem Canaletto (1697-1768)<br />

sich in England aufhielt, kam Apollonio zugute, war er<br />

nun, bei den Reisenden der Grand Tour mit seinen<br />

Veduten äußerst beliebt. Bei etlichen Ausstellungen<br />

wurde die Anerkennung der im Stilvergleich stehenden<br />

Werke an Apollonio immer präziser. Die von ihm<br />

stammende zusammengehörige Werkgruppe von 13<br />

Veduten in der namensgebenden Stiftung Langmatt<br />

in Baden in der Schweiz hat man aufgrund architektonischer<br />

Details in das Jahr 1744 datiert. Die Veduten<br />

führten nach Vorschlag von Dario Succi zu einer Benennung<br />

des Malers. Sein Name wurde entdeckt<br />

durch die Korrespondenz zwischen dem britischen<br />

Minister Sir John Strange und dem venezianischen<br />

<strong>Gemälde</strong>agenten Maria Sasso. Sein Werk ist mit dem<br />

Schaffen von Michele Giovanni Marieschi (1696/1710-<br />

1743) und Francesco Albotto (1721/22-1757) in Verbindung<br />

gebracht worden. Es ist auch mit Arbeiten<br />

von Francesco Tironi (um 1745-1797), in der Manier<br />

Giovanni Antonio Canal (1697-1768), vergleichbar.<br />

DER MARKUSPLATZ GEGEN OSTEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

71 x 120,5 cm.<br />

Ungerahmt.<br />

Beigegeben eine schriftliche Stellungnahme von<br />

Dario Succi von Juni 2020, in Kopie.<br />

Die hier gezeigte Ansicht von sehr hoher Qualität verleiht<br />

dem Markusdom und seinem Campanile, der<br />

von den architektonischen Flügeln der Procuratie<br />

Nuove umrahmt wird, eine durch die perspektivische<br />

Anordnung begünstigte Größe. Eine erste Version der<br />

Ansicht könnte ein Werk von Canaletto aus der Zeit<br />

um 1723 sein (William George Constable, Canaletto.<br />

Giovanni Antonio Canal. 1697-1768, hrsg. J. G. Links,<br />

Oxford 1976, Bd. 1, Tafeln 11-14), von dem der Wissenschaft<br />

mehrere Versionen bekannt sind, die sich<br />

alle durch unterschiedliche Beleuchtung auszeichnen.<br />

Auf der Piazza ist das neue Pflaster aus dem Jahr<br />

1723 zu sehen, das bereits von Canaletto selbst dargestellt<br />

wurde. Die Gebäude sind mit großer Aufmerksamkeit<br />

für die Wiedergabe der Architektur und<br />

des Farbenspiels gestaltet, wie z.B. die Säulen am<br />

Eingang, die in einem Spiel von Schatten und Licht<br />

die graublauen und polychromen Marmorbereiche<br />

hervorheben, das Leuchten in der Ferne des Goldes<br />

der Mosaike, sogar auf den Lünetten. Die Palette<br />

zeichnet sich durch weiche, zarte Farben aus, die gut<br />

mit dem klaren Himmel harmonieren, der hier und da<br />

von ein paar Wolken durchzogen ist. Der große Platz<br />

wird durch die vielen Menschen belebt, die in kleinen,<br />

gut austarierten Gruppen flanieren und sich unterhalten,<br />

was ihm eine ruhige Alltagsatmosphäre<br />

verleiht. Langgestreckte, elegante Figuren werden in<br />

detailreich beschriebener Kleidung dargestellt.<br />

Es ist eine ähnliche Version des <strong>Gemälde</strong>s bekannt,<br />

mit leicht abweichenden Maßen (83,5 x 113 cm), die<br />

bei Sotheby‘s versteigert wurde (Auktion in London<br />

am 5. Dezember 2019, Lot 188), mit wärmeren und<br />

bernsteinfarbenen Tönen, aber demselben raffinierten<br />

Geschmack bei der Darstellung der Architektur. (†)<br />

Literatur:<br />

Vgl. Gertrude Borghero (Hrsg.), Mythos Venedig.<br />

Venezianische Veduten des 18. Jahrhunderts,<br />

Mailand 1994.<br />

Vgl. Federica Spadotto, Io sono ‘700. L‘anima di<br />

Venezia tra pittori, mercanti e bottegheri da quadri,<br />

Sommacampagna 2018. (1320122) (13)<br />

APOLLONIO FACCHINETTI,<br />

ALSO KNOWN AS “DOMENICHINI”,<br />

ACTIVE 1740 VENICE <strong>–</strong> CA. 1770<br />

SAINT MARK'S SQUARE TO THE EAST<br />

Oil on canvas.<br />

71 x 120.5 cm.<br />

Accompanied by a written statement by Dario Succi<br />

dated June 2020 (copy enclosed).<br />

The high-quality veduta depicted here shows St Mark’s<br />

Basilica and its campanile, framed by the architectural<br />

wings of the Procuratie Nuove, a size favoured by<br />

the perspective arrangement. A first version may be<br />

a work by Canaletto from ca. 1723 (W.G. Constable,<br />

Canaletto, edited by J.G. Links, Oxford 1976, vol. 1,<br />

plates 11-14), of which several versions are known to<br />

scholars, all characterized by different lighting. The piazza<br />

shows the new pavement dating to 1723, which<br />

was already depicted by Canaletto. The buildings are<br />

painted with great attention to architectural detail and<br />

the play of colours, for example the columns at the<br />

entrance that, in a play of shadow and light, accentuate<br />

the greyish-blue and polychrome marble areas,<br />

the distant glow of the gold mosaics, even on the<br />

lunettes. The soft and delicate colour palette harmonizes<br />

well with the clear sky with just a few scattered<br />

clouds. The large square is animated by many people<br />

strolling and chatting in small, well-balanced groups<br />

conveying a tranquil, everyday atmosphere. Elongated,<br />

elegant figures are depicted in detailed clothing.<br />

A similar version of the painting, with slightly different<br />

dimensions (83.5 x 113 cm), is known to have been<br />

sold at Sotheby’s (London auction on 5 December<br />

2019, lot 188), with warmer and amber hues but the<br />

same refined taste in the representation of architecture.<br />

(†)<br />

Literature:<br />

cf. Gertrude Borghero (ed.), Mythos Venedig. Venezianische<br />

Veduten des 18. Jahrhunderts, Milan 1994.<br />

cf. Federica Spadotto, Io sono ´700. L´anima di Venezia<br />

tra pittori, mercanti e bottegheri da quadri, Sommacampagna<br />

2018.<br />

€ 100.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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193


346<br />

FRANCESCO ALBOTTO,<br />

1721/22 VENEDIG <strong>–</strong> 1757 EBENDA<br />

PIAZZA SAN MARCO MIT BLICK AUF DIE BASILIKA<br />

Öl auf Leinwand.<br />

87 x 135 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi, Gorizia,<br />

ohne Datum, in Kopie.<br />

Albotto, von dem bekannt ist, dass er der erste Schüler<br />

Marieschis war, übernahm nach dessen Tod nicht nur<br />

die Werkstatt, sondern heiratete auch dessen Witwe.<br />

Seine <strong>Gemälde</strong> folgten dem Stil seines Lehrers und<br />

waren nur schwer von dessen Werken zu unterscheiden;<br />

erst ein 1972 im New Yorker Kunsthandel<br />

aufgetauchtes <strong>Gemälde</strong> bot die Basis zu weiteren<br />

Händescheidungen, sodass Dario Succi auch das hier<br />

angebotene <strong>Meister</strong>werk in musealem Format sicher<br />

Albotto zuschreiben kann.<br />

Succi zeigt in seinem Werkverzeichnis Michele Marieschi,<br />

Opera completa, Treviso 2016, Nr. 2-3 ein <strong>Gemälde</strong>paar,<br />

von dem das eine <strong>Gemälde</strong> das gleiche Motiv<br />

zeigt. Das <strong>Gemälde</strong>paar wurde am 6. Dezember 1962<br />

als Lot 9 bei Sotheby‘s, London, verkauft und entstammte<br />

der Sammlung M. Milburn-Foster. Das Paar<br />

wurde von Richard Green, London, erworben und war<br />

zuletzt am 16. Dezember 1999 als Lot 92 auf einer<br />

Auktion; die Maße sind mit 54,6 x 82,5 cm jedoch<br />

deutlich geringer als das hier angebotene Einzelwerk,<br />

das Succi auf ca. 1738 datiert.<br />

Albotto‘s Malstil zeigt sich im Gegensatz zu den<br />

Vorgängern weit glatter in der Peinture, was dem<br />

Anspruch einer exakteren Wiedergabe gewidmet ist.<br />

Werke seiner Hand befinden sich in privaten wie<br />

öffentlichen Sammlungen, darunter in Berlin, <strong>Gemälde</strong><br />

galerie, Neapel, Museo e Gallerie Nazionali di<br />

Capodimonte, Vicenza, Gallerie di Palazzo Leoni<br />

Montanari etc.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Gregorio (Rosolino) Gattinoni, Storia del Campanile<br />

di San Marco in Venezia, Venedig 1912.<br />

Vgl. Pierre-Jean Mariette, Abe´ce´dario de P. J. Mariette<br />

et autres notes inédites de cet amateur sur les arts<br />

et les artistes (ante 1774), in: Archives de l'Art<br />

Français, Paris 1854.<br />

Vgl. William G. Constable, Canaletto. Giovanni Antonio<br />

Canal. 1697-1768, Oxford 1962.<br />

Vgl. R. Pallucchini, Francesco Albotto. Erede di Michele<br />

Marieschi, in: Arte veneta, Nr. XXVI, 1972.<br />

Vgl. Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco<br />

Albotto. Erede di Michele Marieschi, in: Arte veneta,<br />

Nr. XXXVIII, 1984.<br />

Vgl. Mario Manzelli, Proposta per l'identificazione<br />

di Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />

Albotto, in: Arte veneta, Nr. 41, 1987(1988).<br />

Vgl. Dario Succi, Marieschi. Tra Canaletto e Guardi,<br />

Ausst.Kat., Turin 1989, S. 26ff. und 1165ff.<br />

Vgl. Ralph Toledano, Michele Marieschi. Catalogo<br />

ragionato, Mailand 1995.<br />

Vgl. Filippo Pedrocco, Michele Marieschi. La vita,<br />

l‘ambiente, l‘opera, Mailand 1999.<br />

Vgl. Mario Manzelli, Michele Marieschi e il suo alterego<br />

Francesco Albotto, Venedig 2002. (1320361) (13)<br />

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197


FRANCESCO ALBOTTO,<br />

1721/22 VENICE <strong>–</strong> 1757 IBID.<br />

PIAZZA SAN MARCO WITH VIEW OF THE BASILICA<br />

Oil on canvas.<br />

87 x 135 cm.<br />

Accompanied by a copy of the expert‘s report by<br />

Dario Succi, Gorizia, n.d.<br />

Albotto, who is known to have been Marieschi‘s first<br />

student, not only took over the workshop after his<br />

death, but also married his widow. His paintings followed<br />

the style of his teacher and were difficult to<br />

distinguish between; a painting that appeared in the<br />

New York art trade in 1972 at last provided the basis<br />

to distinguish between the two, so that Dario Succi<br />

can now identify the present masterpiece dimensions<br />

fit for a museum with certainty to Albotto.<br />

In his catalogue raisonné (Michele Marieschi, opera<br />

completa, 2016) Succi shows a pair of paintings (nos.<br />

2 and 3), one of which depicts the same motif. The<br />

pair of paintings were sold on 6 December 1962 as<br />

lot 9 at Sotheby‘s, London and came from the M. Milburn-Foster<br />

Collection. The pair was acquired by Richard<br />

Green, London, and was last at auction on 16 December<br />

1999, lot 92; However, the dimensions of<br />

54.6 x 82.5 cm are significantly smaller than the single<br />

work offered here, which Succi dates to ca. 1738.<br />

Literature:<br />

cf. Gregorio (Rosolino) Gattinoni, Storia del Campanile<br />

di San Marco in Venezia, Venice 1912.<br />

cf. Pierre-Jean Mariette, Abe´ce´dario de P. J. Mariette<br />

et autres notes inédites de cet amateur sur les arts<br />

et les artistes (ante 1774), in: Archives de l‘Art Français,<br />

Paris 1854.<br />

cf. William G. Constable, Canaletto. Giovanni Antonio<br />

Canal. 1697-1768, Oxford 1962.<br />

cf. R. Pallucchini, Francesco Albotto. Erede di<br />

Michele Marieschi, in: Arte veneta, no. XXVI, 1972.<br />

cf. Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco<br />

Albotto. Erede di Michele Marieschi, in: Arte veneta,<br />

no. XXXVIII, 1984.<br />

cf. Mario Manzelli, Proposta per l‘identificazione<br />

di Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />

Albotto, in: Arte veneta, no. 41, 1987(1988).<br />

cf. Dario Succi, Marieschi. Tra Canaletto e Guardi,<br />

exhibition catalogue, Turin 1989, pp. 26 and pp. 1165.<br />

cf. Ralph Toledano, Michele Marieschi. Catalogo<br />

ragionato, Milan 1995.<br />

cf. Filippo Pedrocco, Michele Marieschi. La vita,<br />

l‘ambiente, l‘opera, Milan 1999.<br />

cf. Mario Manzelli, Michele Marieschi e il suo alterego<br />

Francesco Albotto, Venice 2002.<br />

€ 100.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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347<br />

WILLIAM JAMES,<br />

TÄTIG 1730 <strong>–</strong> 1780<br />

Biografische Angeben über den Künstler sind weitgehend<br />

unbekannt, er war jedoch zwischen etwa 1755<br />

und 1775 in London tätig. Wie in Edward Edwards'<br />

„Anedoctes of Painters“, das 1808 posthum veröffentlicht<br />

wurde, bestätigt wird, war William James ein<br />

Assistent oder Schüler von Giovanni Antonio Canal<br />

(1697-1768), genannt Canaletto, während des langen<br />

Aufenthalts des venezianischen Malers in London, der<br />

<strong>–</strong> abgesehen von einer kurzen Unterbrechung im Jahr<br />

1751 <strong>–</strong> zehn Jahre lang von 1746 bis 1756 dauerte. William<br />

James war im London des 18. Jahrhunderts ein<br />

hochgeschätzter Künstler: Einige seiner Londoner Ansichten<br />

wurden zwischen 1767 und 1771 auf der jährlichen<br />

Ausstellung der Society of Artists ausgestellt:<br />

In der Ausstellung von 1767 wurden zwei <strong>Gemälde</strong><br />

präsentiert, die das westliche Ende der Westminster<br />

Bridge darstellten.<br />

<strong>Gemälde</strong>paar<br />

VEDUTE MIT DER CHIESA S. GEREMIA UND<br />

DER PONTE DELLE GUGLIE A CANNAREGIO<br />

sowie<br />

VEDUTE MIT DEM CANAL GRANDE MIT<br />

DER SANTA MARIA DELLA CARITÀ<br />

Öl auf Leinwand.<br />

46,2 x 76,3 cm.<br />

Jeweils in vergoldetem, vegetabil verziertem Rahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia.<br />

Die beiden hier gezeigten Ansichten, die 1956 bei<br />

Christie‘s als autografe Arbeiten von Canaletto versteigert<br />

wurden, stellen zwei der beliebtesten Ansichten<br />

der Lagune dar: Das erste zeigt den Palazzo<br />

Labia mit der Ponte delle Guglie, die ihren Namen<br />

den vier Obelisken an ihren Enden verdankt. Die<br />

Balustrade und die Statue des Heiligen Johannes von<br />

Nepomuk, des in der Moldau ertrunkenen Märtyrers,<br />

des Bildhauers Giovanni Marchiori, sind auf dieser<br />

Darstellung noch nicht vorhanden. Dieses Detail ist<br />

entscheidend für die Datierung des <strong>Gemälde</strong>s, das<br />

daher vor 1742 anzusiedeln ist. Der Palazzo, der von<br />

der Kirche San Geremia flankiert wird, deren romanischer<br />

Glockenturm zu sehen ist, wurde mit einem<br />

Freskenzyklus geschmückt, der einen der Höhepunkte<br />

der Kunst Tiepolos (ca. 1743-1750) darstellt. Wenngleich<br />

sich beide <strong>Gemälde</strong> auf Kupferstiche von Visentini<br />

beziehen und stilistisch an Canaletto angelehnt sind,<br />

erzeugt James doch einen eigenwilligen Stil. Das<br />

zweite <strong>Gemälde</strong> stellt Santa Maria della Carità dar,<br />

eine entweihte Kirche im Stadtteil Dorsoduro, die<br />

zum gleichnamigen Klosterkomplex gehört. Die Kirche<br />

wurde im 12. Jahrhundert anstelle einer älteren Holzkirche<br />

erbaut, zusammen mit dem Kloster der Regularkanoniker,<br />

denen sie anvertraut wurde; dank der<br />

Unterstützung des venezianischen Papstes Eugen IV<br />

konnten die Mönche sie Mitte des 15. Jahrhunderts<br />

im gotischen Stil unter Verwendung der Werke von<br />

Bartolomeo Bon umbauen. Das <strong>Gemälde</strong> zeigt die<br />

gotische Fassade der Kirche, die in den Himmel ragt.<br />

William James war zwischen 1746 und 1771 als Vedutist<br />

tätig; die einzigen Informationen über seine<br />

künstlerische Persönlichkeit finden sich in Edward<br />

Edwards' „Anecdotes of Painters“ von 1808, in dem<br />

James als „Schüler“ oder Mitarbeiter von Canaletto<br />

während dessen Aufenthalt in England zwischen 1746<br />

und 1755 erwähnt wird. Sein künstlerischer Werdegang<br />

wurde teilweise durch eine Reihe von Londoner<br />

Ansichten rekonstruiert, die sich im Besitz des Ashmolean<br />

Museums in Oxford und der British Royal<br />

Collections befinden. Im Text des oben genannten<br />

Edwards findet sich jedoch die einzige Erwähnung<br />

seiner Malerei venezianischer Sujets, die der Biograf<br />

selbst als stark mit Canaletto verwandt ansieht. Die<br />

Zuschreibung einiger Ansichten, die auf den internationalen<br />

Markt gelangten, an William James und vor<br />

allem das Vorhandensein einiger <strong>Gemälde</strong>, auf denen<br />

sein Name vollständig auf einer an den Originalrahmen<br />

angebrachten Plakette steht, lassen auf eine reiche<br />

Produktion von Stadtpanoramen schließen, die im Allgemeinen<br />

dem malerischen Repertoire von Antonio<br />

Canal entnommen sind, Werke, die es dem englischen<br />

Maler ermöglichten, zu den „vedutisti di Venezia“<br />

(Vedutenmalern von Venedig) gezählt zu werden,<br />

obwohl seine biografische Abfolge keinen Hinweis<br />

auf einen möglichen Aufenthalt in der Lagunenstadt<br />

gibt. Aus der von Antonio Visentini zusammengestellten<br />

Sammlung „Prospectus Magni Canalis Venetiarum“<br />

gibt es zahlreiche <strong>Gemälde</strong>, die ihm zugeschrieben<br />

werden. James war einer der bekanntesten<br />

Schüler Canalettos, der den Geschmack der venezianischen<br />

Stätten indirekt aufnahm, indem er die Werke<br />

betrachtete, die der <strong>Meister</strong> mit nach England gebracht<br />

hatte, und indem er an seiner Seite arbeitete,<br />

als er die große Nachfrage seiner Auftraggeber nach<br />

Ansichten der von ihnen so geliebten Lagunenstadt<br />

befriedigte. Dieses <strong>Gemälde</strong> kann als eines der <strong>Meister</strong>werke<br />

des Malers betrachtet werden: Inspiriert<br />

von einem Prototyp von Canaletto, hat das <strong>Gemälde</strong><br />

eine fast unwirkliche atmosphärische Stabilität und einen<br />

typisch englischen Geschmack in der festen,<br />

schillernden Farbgebung, ohne die verblassende Wirkung<br />

der Sonne. Die lebhaften, kräftigen Farben und<br />

die Verwendung eines sehr starken, kristallinen<br />

Lichts, das dazu beiträgt, jedes minimale Element der<br />

Architektur analytisch zu erfassen, sind Konstanten in<br />

seinen Bildern. (†) (1320125) (13)<br />

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WILLIAM JAMES,<br />

ACTIVE 1730 <strong>–</strong> 1780<br />

A pair of paintings<br />

VEDUTA OF THE CHURCH OF SAN GEREMIA<br />

AND PONTE DELLE GUGLIE A CANNAREGIO<br />

and<br />

VEDUTA WITH GRAND CANAL AND<br />

SANTA MARIA DELLA CARITÀ<br />

Oil on canvas.<br />

46.2 x 76.3 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

Gorizia.<br />

The two vedutas on offer for sale here, auctioned at<br />

Christie’s in 1956 as works by Canaletto himself, depict<br />

two of the most popular views of the lagoon: the<br />

first shows the Palazzo Labia with the Ponte delle<br />

Guglie, which owes its name to the four obelisks at<br />

its ends. The balustrade and the statue of Saint John<br />

of Nepomuk, the martyr who drowned in the Vltava<br />

River, by the sculptor Giovanni Marchiori, are not yet<br />

present on this painting. This detail is crucial for dating<br />

the painting, which must therefore have been created<br />

before 1742. The palazzo, flanked by the Church<br />

of San Geremia, whose Romanesque bell tower can<br />

be seen, was decorated with a cycle of frescoes representing<br />

one of the pinnacles of Tiepolo's (ca. 1743<br />

-1750) art. This painting can be considered one of the<br />

painter's masterpieces: inspired by a paragon by Canaletto,<br />

the painting has an almost unreal atmospheric<br />

stability and a typically English flavour in the solid, iridescent<br />

colouring without the fading effect of the<br />

sun. The vivid, bold colours and the use of a very<br />

strong, crystalline light, which helps to analytically<br />

capture every minute element of architecture, are<br />

constants in his paintings. (†)<br />

€ 140.000 - € 200.000<br />

Sistrix<br />

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203


348<br />

BERNARDO CANAL,<br />

1674 VENEDIG <strong>–</strong> 1744<br />

PIAZZETTA IN VENEDIG MIT DER LIBRERIA,<br />

ZUFAHRT ZUM CANAL GRANDE UND SANTA<br />

MARIA DELLA SALUTE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

55 x 79,5 cm.<br />

Beigegeben ist dem Werk eine genaue Dokumentation<br />

mit Vergleichsbeispielen von der Expertin für Venezianische<br />

Vedutisten, Bozena Anna Kowalczyk, Venedig,<br />

2021.<br />

Die Vedute, laut beigegebener Expertise um 1738-<br />

1740 entstanden, zählt zu den wenigen, die einen<br />

Blick nahezu auf die ganze Fassade der Libreria gewährt,<br />

und gleichzeitig als kompositionelles Gegengewicht<br />

die Kirche Sta. Maria della Salute gleichrangig<br />

ins Bild setzt. Aus dieser Perspektive erscheint die<br />

Piazzetta, die Platzerweiterung des Markusplatzes<br />

zum Kanal hin, überraschend weiträumig, wodurch die<br />

dem Betrachterauge nahe gebrachten Staffage figuren<br />

ungewöhnlich gut zur Geltung kommen. Die beiden<br />

Säulen <strong>–</strong> St. Markus und St. Georg <strong>–</strong> wirken hintereinandergestaffelt<br />

nahezu als Abschluß der Bogenfassade<br />

mit den Halbsäulen jener „Libreria Marciana“, die<br />

1538 bis 1591 von Jacopo Sansovino errichtet wurde.<br />

Wie sonst kaum in Veduten des Platzes zu sehen,<br />

kommt hier auch das kupfergrüne Dach mit Laterne<br />

hinter den Balusterfiguren zur Wirkung.<br />

Links dagegen zeigen sich <strong>–</strong> eng gruppiert <strong>–</strong> die markanten<br />

Gebäude der Dogana am Eingang des Kanals<br />

und die dahinter hochragende Kirche Sta. Maria della<br />

Salute, von Longhena nach der Pestplage bis 1687 errichtet.<br />

In großartiger Weise ist das Lichtspiel der von<br />

Osten her beleuchteten Gebäude wiedergegeben,<br />

was den Zeitraum der Bilderfassung in den frühen<br />

Morgenstunden erkennen lässt.<br />

Bernardo Canal ist nicht ganz zurecht weniger bekannt<br />

geworden als sein berühmter Sohn Giovanni<br />

Antonio, genannt Canaletto (1697-1768). Er hat sich <strong>–</strong><br />

wie etwa auch Luca Carlevarijs <strong>–</strong> der Theatermalerei<br />

zugewandt und sich zunächst von diesem inspirieren<br />

lassen. 1717 zählte er bereits zu den führenden Venedigvedutisten,<br />

in persönlichem Kontakt mit Berühmtheiten<br />

wie Antonio Vivaldi, Carlo Pollarolo oder Giuseppe<br />

Orlandini <strong>–</strong> überwiegend auch, weil Bernardo<br />

für die Theater- und Opernaufführungen im Teatro San<br />

Cassiano und Teatro San Angelo gearbeitet hat. 1720<br />

finden wir ihn zusamen mit seinem Sohn in Rom, wo<br />

beide Bühnenbilder für Scarlattis Opern schufen. Zurück<br />

in Venedig, widmete er sich fast ausschließlich<br />

dem Veduten-Genre. Manche seiner Werke <strong>–</strong> da regelmäßig<br />

unsigniert <strong>–</strong> wurden mit denen von Canaletto<br />

oder seines Neffen Bernardo Bellotto verwechselt.<br />

1734 - 1736 entstanden sechs <strong>Gemälde</strong> seiner Hand,<br />

gesammelt von Giuseppe Salom im Palazzo Corner-<br />

Spinelli, wovon eines <strong>–</strong> dem hier vorliegenden inhaltlich<br />

vergleichbar <strong>–</strong> entwendet wurde. Ein dem vorliegenden<br />

Werk nahezu identisches Bild befindet sich in<br />

den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen (Inv.Nr.<br />

6235, dort als zug. geführt). A.R.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung, Paris. (1320043) (11)<br />

BERNARDO CANAL,<br />

1674 VENICE <strong>–</strong> 1744<br />

THE PIAZZETTA IN VENICE WITH LIBRERIA,<br />

GRAND CANAL AND SANTA MARIA<br />

DELLA SALUTE<br />

Oil on canvas.<br />

55 x 79.5 cm.<br />

Accompanied by a detailed report with examples of<br />

comparison by the expert for Venetian Vedutism,<br />

Bozena Anna Kowalczyk, Venice, 2021.<br />

The report dates the veduta to ca. 1738-1740 and is<br />

one of only a few giving a view of almost the entire<br />

façade of the Libreria, while simultaneously giving<br />

the church of Santa Maria della Salute equal importance<br />

as a compositional counterweight.<br />

Provenance:<br />

Private collection, Paris.<br />

€ 80.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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205


349<br />

GIOVANNI RICHTER,<br />

1665 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1745 VENEDIG, ZUG.<br />

PIAZZA DI SAN MARCO MIT DEM CAMPANILE<br />

VOR DEM DOGENPALAST<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

92 x 126 cm.<br />

In vergoldetem, floral verziertem Rahmen.<br />

Von Nordwesten her präsentiert sich der im spätnachmittäglichen<br />

Licht beschienene Dogenpalast, der<br />

als Prospekt dient für den Campanile, dessen untere<br />

Hälfte ihm vorgestellt ist und dessen Schatten auf die<br />

Bögen der Basilika fällt, deren reflektierendes Goldmosaik<br />

dadurch nur als Andeutung dem Blick des<br />

Betrachters zufällt. Geschickt komponiert sind die<br />

Figurengruppen, die in Kleidung und Haltung der<br />

angenommenen Entstehungszeit, nämlich der 1720erbis<br />

1730er-Jahre, entsprechen.<br />

Anmerkung:<br />

Der in Stockholm geborene Richter verließ 1665 seine<br />

Heimat und zog nach Venedig, wo er bis zu seinem<br />

Tod blieb. Er begann sich auf das Genre der Veduten<br />

zu spezialisieren, die auf großes Interesse, insbesondere<br />

bei Ausländern, stießen. Richter blieb bis an<br />

sein Lebensende in der Lagunenstadt und spezialisierte<br />

sich auf topografische Ansichten und Capricci,<br />

die charakterisiert sind durch leuchtende Farben und<br />

bewegte Figuren im Vordergrund sowie Boote und<br />

Gondeln, die den Platz zwischen den perspektivischen<br />

Ebenen akzentuieren. Er war ein <strong>Meister</strong> im Zusammenfügen<br />

von Fantasielandschaften und real existierenden<br />

Orten zu originellen Capricci. Seine Ansichten,<br />

die oft von Luca Carlevaris (1663/65-1729/31) inspiriert<br />

wurden, wurden diesem öfters zugeschrieben.<br />

Von den vorliegenden beiden <strong>Gemälde</strong>n lassen sich<br />

auch Werke bei Carlevaris finden, die hinsichtlich des<br />

außergewöhnlichen Blickwinkels auf die Architekturen<br />

vergleichbar sind. (1320363) (13)<br />

GIOVANNI RICHTER,<br />

1665 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1745 VENICE, ATTRIBUTED<br />

PIAZZA DI SAN MARCO WITH THE CAMPANILE<br />

OUTSIDE THE DOGE’S PALACE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

92 x 126 cm.<br />

In gilt frame with floral decorations.<br />

The Doge’s Palace is presented from the northwest,<br />

illuminated in the late afternoon light. It serves as a<br />

prospect for the campanile, the lower half of which is<br />

in front of it and its shadow falls on the arches of the<br />

basilica, whose reflective gold mosaic the viewer can<br />

only just make out. The groups of people are skilfully<br />

composed and correspond in terms of costume and<br />

posture to the assumed time of creation, namely the<br />

1720s - 1730s.<br />

€ 100.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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209


Detailabbildungen Lot 349


350<br />

JACOPO FABRIS,<br />

1689 VENEDIG <strong>–</strong> 1761 KOPENHAGEN<br />

(WEITERE ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />

Maler der venezianischen Schule, der später in Dänemark<br />

gewirkt hat und dort etwa den Rosensaal des<br />

1720 erbauten Schlosses Fredensborg mit großformatigen<br />

<strong>Gemälde</strong>n ausgestattet hatte, die auch italienische<br />

Fantasieruinenlandschaften zeigen.<br />

<strong>Gemälde</strong>paar<br />

BLICK VON DER PIAZZETTA AUF DIE KIRCHE<br />

SANTA MARIA DELLA SALUTE UND DIE DOGANA<br />

sowie<br />

BLICK AUF DEN CANALE GRANDE UND DEN<br />

PALAZZO LABIA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

38,1 x 53,4 cm.<br />

Beigegeben Expertisen von Dario Succi, Gorizia (zu<br />

beiden <strong>Gemälde</strong>n). Beide werden in den Gutachten<br />

jeweils in die Zeit um 1745 eingeordnet.<br />

Die beiden, einheitlich gerahmt, zeigen einmal den<br />

bekannteren Blick von der am Kanalufer liegenden<br />

Markusplatz-Piazzetta hin zu den gegenüber liegenden<br />

Gebäuden der Dogana <strong>–</strong> links <strong>–</strong> sowie der im Bild<br />

dominierenden Kirche Sta. Maria della Salute, errichtet<br />

von Baldassare Longhena zwischen 1631 und 1687.<br />

Rechts im Vordergrund, gewissermaßen als Repoussoir,<br />

die verschattete Fassadenecke der Libreria, 1537<br />

von Jacopo Sansovino errichtet; davor die St. Georgs-<br />

Säule.<br />

Das Gegenstück zeigt eine wesentlich seltenere<br />

Vedute Venedigs. Wiedergegeben sind im Zentrum <strong>–</strong><br />

jenseits des Kanalwassers <strong>–</strong> die Klostergebäude mit<br />

Campanile der Kirche Sta. Maria della Carità. Am linken<br />

Bildrand angeschnitten ein ebenfalls verschattetes<br />

Gebäude, was die Annahme erlaubt, dass es sich aufgrund<br />

dieser Komposition um ein zum erstgenannten<br />

Bild zugehöriges Gegenstück handeln mag. Als Stand<strong>–</strong><br />

punkt des Betrachters ist hier das Gelände des Hofes<br />

der Steinmetze anzunehmen. Ein in der National<br />

Gallery London befindliches <strong>Gemälde</strong> („The Stonemasters<br />

Yard) von Canaletto um 1725 zeigt die Gebäude<br />

noch in einem früheren Bauzustand. Der Turm<br />

hat danach eine neue Spitze erhalten, wie im Bild hier<br />

zu sehen, vor dem Längsschiff ist in vorliegendem<br />

Bild bereits eine später hinzugefügte Barockfassade<br />

mit Giebel gezeigt.<br />

Beide <strong>Gemälde</strong> zeichnen sich durch eine ausgesprochen<br />

feine Malweise aus, wodurch die Architektur<strong>–</strong><br />

details präzise wiedergegeben werden. Beide Bilder<br />

werden durch reiche Figurenstaffage belebt; jeweils<br />

am Kanalufer anliegende Kähne und Gondeln, Kaufleute,<br />

Arbeiter und Figuren unterschiedlichen Standes<br />

bereichern die Darstellungen.<br />

Was die Exaktheit der Vedutenwiedergabe betrifft, so<br />

ist zu bedenken, dass der Maler Jacopo Fabris nicht<br />

selten nach radierten Vorlagen gearbeitet hat. Ungeachtet<br />

dessen liefern uns diese Bilder hier jedoch<br />

wertvolle Dokumente früherer Bauzustände.<br />

Der in Venedig gebürtige Maler stand offensichtlich<br />

mit dem berühmteren Canaletto in Kontakt. Nach<br />

dessen Werken <strong>–</strong> sowie solchen von Luca Carlevarijs,<br />

Antonio Visentini, Gaspare van Wittel oder Michele<br />

Marieschi <strong>–</strong> schuf er ebenfalls Veduten, überwiegend<br />

von Venedig, aber auch von Rom, allerdings mit bildinhaltlichen<br />

Abänderungen nach jeweiligen Veränderungen<br />

an den Bauten. England war damals ein großer<br />

Markt für seine Werke.<br />

Fabris Laufbahn in mehrere Städte Europas. In den<br />

Jahren 1719 bis 21 war er Hofmaler am Hof des Karl<br />

Wilhelm von Baden-Durlach in Karlsruhe, wo er an der<br />

Theaterdekoration arbeitete, einem Genre, das er seit<br />

seiner Jugend sehr gut beherrschte. In den Jahren<br />

1724 bis 1728 wirkte er für das Theater am Gänsemarkt<br />

in Hamburg unter Benedetto Ahlefeldt. 1741<br />

finden wir ihn in Berlin, wo er für Friedrich II für das<br />

Opernhaus arbeitete. Erst 1746 zog er nach Kopenhagen,<br />

gerufen von Friedrich IV noch erschien 1759 sein<br />

Architekturtraktat für die Kunstakademie in Charlottenburg.<br />

A.R. (1320362) (11)<br />

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JACOPO FABRIS,<br />

1689 VENICE <strong>–</strong> 1761 COPENHAGEN<br />

(FURTHER ILL. FOLLOWING PAGES)<br />

A pair of paintings<br />

VISTA FROM THE PIAZZETTA TO THE CHURCH OF<br />

SANTA MARIA DELLA SALUTE AND THE DOGANA<br />

and<br />

VISTA ON CANALE GRANDE AND PALAZZO LABIA<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

38.1 x 53.4 cm.<br />

Accompanied by expert’s reports by Dario Succi, Gorizia,<br />

on both paintings, dating the works to ca 1745.<br />

€ 80.000 - € 100.000<br />

Sistrix<br />

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215


351<br />

ANTONIO JOLI,<br />

1700 MODENA <strong>–</strong> 1777 NEAPEL<br />

KRÖNUNG DES DOGEN AUF DER SCALA<br />

DIE GIGANTI AM PALAZZO DUCALE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

52,5 x 73,4 cm.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Filippo Pedrocco,<br />

Venedig, 20.02.2011.<br />

Die Darstellung zeigt die Breitansicht des Palazzo<br />

mit der zentral zuführenden Gigantentreppe, an deren<br />

oberen Absatz die Dogenkrönung stattfindet. Die<br />

sämtlichen Kleriker rot gekleidet, zwei halten über<br />

dem Haupt des Dogen die mützenförmige Krone. Zuschauer<br />

in sämtlichen Fenstern und in den Loggien,<br />

vor allem dicht gedrängt im Vordergund, dazwischen<br />

Wachen mit Lanzen.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> geht auf ein Werk von Francesco Guardi<br />

(1712-1793) von 1775 zurück, wiewohl das Ereignis<br />

auch durch Grafiken von Giambattista Brustolon, nach<br />

der <strong>Gemälde</strong>vorlage von Canaletto verbreitet waren.<br />

Die Expertise von Filippo Pedrocco hat zu vorliegendem<br />

Bild aufgrund stilistischer Merkmale den Namen<br />

Antonio Joli zur Diskussion gestellt, obschon Joli meistenteils<br />

in Rom gewirkt hat, sich jedoch mit seiner<br />

Familie in Venedig niederließ. Vor allem die Gestaltung<br />

und die stilistische Wiedergabe der zahlreichen<br />

Figuren weisen laut Pedrocco auf Joli hin, vergleichbar<br />

mit dessen Werk „Veduta del cortile di Palazzo Ducale<br />

in occasione del ingresso del legato apostolico Antonio<br />

Branciforti Colonna“ das sich in der Gallery of Arts<br />

in Washington befindet. A.R. (1320842) (11)<br />

ANTONIO JOLI,<br />

1700 MODENA <strong>–</strong> 1777 NAPLES<br />

THE CORONATION OF THE DOGE ON THE SCALA<br />

DEI GIGANTI OF THE DOGE'S PALACE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

52.5 x 73.4 cm.<br />

Accompanied by an expert‘s report by Filippo Pedrocco,<br />

Venice, 20 February 2011.<br />

The painting is based on the work by Francesco Guardi<br />

(1712<strong>–</strong>1793) from 1775, although the event was also<br />

recorded in graphics created by Giambattista Breastonon,<br />

based on a painting by Canaletto. In his report,<br />

Filippo Pedrocco suggests Antonio Joli for discussion<br />

because of stylistic characteristics, although Joli<br />

worked mostly in Rome but settled in Venice with his<br />

family. According to Pedrocco, it is particularly the design<br />

and stylistic rendering of the many figures that<br />

point to Joli, comparable to his “Veduta del cortile di<br />

Palazzo Ducale in occasione del ingresso del legato<br />

apostolico Antonio Branciforti Colonna”, which is held<br />

at the Gallery of Arts in Washington.<br />

€ 60.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

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217


352<br />

APOLLONIO DOMENICHINI,<br />

1715 VENEDIG <strong>–</strong> UM 1770<br />

RÖMISCHE VEDUTE: PIAZZA DEL QUIRINALE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

56 x 80 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. F. Spadotto.<br />

Der Quirinalspalast und die davorliegende Piazza mit<br />

dem Dioskuren-Brunnen sind hier aus der Kavaliersperspektive<br />

ins Bild gesetzt. Der Blick lässt daher die<br />

Figurenstaffage im Vordergrund tiefer liegend erscheinen,<br />

jedoch bietet er links auch eine Sicht auf die<br />

Kuppel der Basilika Sant Andrea delle Fratte. An der<br />

Fassade wölbt sich der mittelalterliche Rundturm der<br />

Befestigung vor, hier mit Kanonen in den Fensterluken<br />

gezeigt. Rechts ist der Blick in die Via del Quirinale<br />

gegeben, hier noch mit einem die Straße abschließenden<br />

Gebäude, das nicht mehr existiert, rechts ist<br />

über der Häuserfront die Kuppel der Kirche St. Andrea<br />

al Quirinale zu sehen.<br />

Die Besonderheit des <strong>Gemälde</strong>s liegt vor allem darin,<br />

dass hier noch der frühere Zustand des Platzes vor<br />

der Aufstellung des Obelisken zu sehen ist der sich<br />

heute zwischen den beiden antiken Steinplastiken der<br />

Dioskuren Kastor und Pollux erhebt. Die Figuren, die<br />

den Brunnen flankieren, wurden von den Konstantinsthermen<br />

von Domenico Fontana hierher auf den Platz<br />

gestellt. Der Obelisk, erst 1781 ausgegraben, wurde<br />

auf Anordnung von Papst Pius VII. 1786 zwischen den<br />

beiden Steinfiguren aufgestellt. Damit bietet das<br />

<strong>Gemälde</strong> nicht nur den Blick in die Zeit des ausgehenden<br />

18. Jahrhunderts, mit all den hier ins Bild gesetzten<br />

Figurenstaffagen und Kutschen, sondern ist ein<br />

hervorragendes Zeitdokument der Stadtgeschichte<br />

Roms vor 1786.<br />

Der Maler, auch Menichini oder Menichino genannt,<br />

wird aufgrund von vierzehn seiner Werke in einer<br />

Sammlung in Baden bei Zürich als „<strong>Meister</strong> der<br />

Fondazione Langmatt“ bezeichnet. Zwischen 1740<br />

und 1770 wirkte er als Schüler von Luca Carlevarijs<br />

und Hohan Richter als Vedutist in Venedig. Neben seinen<br />

bekannten Venedigansichten entstanden jedoch<br />

auch eine Reihe höchst phantasievoller Capricci und<br />

wie hier Veduten von Rom. (1321381) (11)<br />

APOLLONIO DOMENICHINI,<br />

1715 VENICE - CA. 1770<br />

ROMAN VEDUTE: PIAZZA DEL QUIRINALE<br />

Oil on canvas.<br />

56 x 80 cm.<br />

Accompanied by a recent expert‘s report by<br />

Prof. F. Spadotto.<br />

€ 35.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

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Detailabbildung<br />

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219


353<br />

MEISTER DER LANGMATT FOUNDATION,<br />

1740 <strong>–</strong> 1770<br />

<strong>Gemälde</strong>paar<br />

BLICK VOM KANAL AUF DIE RIALTOBRÜCKE<br />

sowie<br />

BLICK ZUR INSEL SAN GIORGIO<br />

Öl auf Leinwand.<br />

34,5 x 56 cm.<br />

Verso jeweils Gummistempel der Ital.<br />

Zoll-Kunstausfuhr.<br />

Beigegeben Expertise Dario Succi, Gorizia.<br />

Die beiden <strong>Gemälde</strong>, als Gegenstücke geschaffen,<br />

sind einheitlich gerahmt. Der Blick auf die von Da<br />

Ponte 1588 errichtete Rialtobrücke ist von der dem<br />

Markusplatz abgelegenen Seite zu sehen. Im Vordergrund<br />

weitet sich der Kanal, wodurch die Ansicht<br />

Raum lässt für die Darstellung zahlreicher Gondeln<br />

und anliegender Lastkähne.<br />

Im Gegenstück liegt die entfernte Insel in hellem<br />

Licht, dadurch ebenso die Fassade von San Giorgio,<br />

jene für die Benediktiner schon im 10. Jahrhundert errichtete<br />

Basilika, die der berühmte Architekt Andrea<br />

Palladio um 1566 neu errichtet hat. Dahinter die Kuppel<br />

und der elegante schlanke Campanile. Die im<br />

Vordergrund links stehenden Gebäudefassaden sind<br />

dagegen verschattet wiedergegeben, wodurch das<br />

Augenmerk auf San Giorgio gelenkt wird. Der Maler,<br />

auch Menichini oder Menichino genannt, wird aufgrund<br />

von vierzehn seiner Werke in einer Sammlung<br />

in Baden bei Zürich als „<strong>Meister</strong> der Fondazione Langmatt“<br />

bezeichnet. Zwischen 1740 und 1770 wirkte er<br />

als Schüler von Luca Carlevarijs und Johan Richter als<br />

Vedutist in Venedig. Neben seinen bekannten Venedigansichten<br />

entstanden jedoch auch eine Reihe höchst<br />

fantasievoller Capricci. A.R. (†) (13201212) (11)<br />

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MASTER OF THE LANGMATT FOUNDATION,<br />

1740 <strong>–</strong> 1770<br />

A pair of paintings<br />

VIEW FROM THE CHANNEL TO THE RIALTO BRIDGE<br />

and<br />

VIEW TO THE ISLAND OF SAN GIORGIO<br />

Oil on canvas.<br />

34.5 x 56 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

Gorizia. (†)<br />

€ 100.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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221


354<br />

APOLLONIO DOMENCHINI,<br />

AUCH BEKANNT ALS „MAESTRO DELLE VEDUTE<br />

DELLA FONDAZIONE LANGMATT“,<br />

TÄTIG UM 1740 - 1770, ZUG./ KREIS DES<br />

BLICK ÜBER DIE PIAZETTA AUF DIE PUNTA<br />

DELLA DOGANA UND DIE CHIESA SANTA MARIA<br />

DELLA SALUTE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

42 x 61 cm.<br />

In dekorativem Rahmen.<br />

Diese schöne helle Ansicht von Venedig zeigt die<br />

Piazetta mit den beiden berühmten Säulen mit dem<br />

Löwen und dem Heiligen Theodorus sowie die im<br />

Hintergrund befindliche Libreria di San Marco. Auf<br />

dem teils verschatteten Platz viele elegant gekleidete<br />

Figuren. Nach links über den Canal Grande hinweg<br />

liegt im strahlenden Sonnenlicht die Punta della<br />

Dogana und dahinter die prachtvolle Kirche Santa<br />

Maria della Salute mit ihren mächtigen Kuppeln unter<br />

hohem hellblauem Himmel mit weißen Wolkenformationen.<br />

Stimmungsvolle Wiedergabe einer beliebten<br />

Ansicht von Venedig. (1321213) (4) (18)<br />

APOLLONIO DOMENCHINI,<br />

ALSO KNOWN AS “MASTER OF THE LANGMATT<br />

FOUNDATION”,<br />

ACTIVE CA. 1740 <strong>–</strong> 1770, ATTRIBUTED/ CIRCLE OF<br />

VIEW OVER THE PIAZZETTA TO THE PUNTA DELLA<br />

DOGANA AND THE CHURCH OF SANTA MARIA<br />

DELLA SALUTE<br />

Oil on canvas.<br />

42 x 61 cm.<br />

€ 28.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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355<br />

GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />

1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MAILAND, ZUG.<br />

Der Künstler war ein italienischer Maler des Klassizismus,<br />

er studierte in Brescia und war Schüler von Girolamo<br />

Romanino Romani (1484/87-1562). Später zog<br />

er nach Venedig und setzte sein Kunststudium unter<br />

Giovanni Antonio Canal (1697-1768) fort. Von 1834 bis<br />

1838 unternahm er eine Reihe von Reisen, die ihn<br />

u.a. nach Florenz, Rom, Neapel und Paestum führten.<br />

Mit seinen Venedigveduten begründete Bison ein<br />

kommerzielles Genre um der Nachfrage von Touristen<br />

und Sammlern nachzukommen. Neben zahlreichen<br />

Venedigansichten schuf er auch idyllische Fantasielandschaften.<br />

Neben der Vielfalt seiner Themen ist<br />

besonders die hohe Qualität seiner Bildproduktion<br />

hervorzuheben.<br />

KIRCHEN SANTA MARIA DI NAZARETH<br />

Öl auf Leinwand.<br />

55 x 75 cm.<br />

GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />

1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MILAN, ATTRIBUTED<br />

CHURCH SANTA MARIA DI NAZARETH<br />

Oil on canvas.<br />

55 x 75 cm.<br />

€ 35.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Blick in den Kanal mit den in die Tiefe führenden Häuser-<br />

und Palastfassaden. Rechts im Vordergrund steht<br />

die an ihren Säulen und dem Giebel erkennbare Fassade<br />

der von Baldassare Longhena und Giusepe Sardi<br />

1680 erbauten Kirche Sta. Maria di Nazareth. Links gegenüber<br />

sind Anstiegstreppe, Säulenportikus und die<br />

mit Kupfer gedeckte Kuppel von San Simeone Piccolo<br />

zu sehen, erbaut von Giovanni Scalfarotto, eröffnet<br />

1738.<br />

Bison zählt zur Schule von Brescia, setzte aber seine<br />

Studien in Venedig unter Giovanni Antonio Canal fort.<br />

Als Bühnenmaler wirkte er an zahlreichen Theatern in<br />

mehreren Städten hauptsächlich Norditaliens. Veduten<br />

dieses Stadtteils von Venedig, dem Sestiere Santa<br />

Croce, sind sehr selten. Umso bedeutender der<br />

historische Stellenwert des <strong>Gemälde</strong>s, auch aufgrund<br />

der hier noch sichtbaren, inzwischen weitgehend veränderten<br />

Details der Häuserfassaden. A.R. (1321331)<br />

(11)<br />

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227


356<br />

FRANCESCO ALBOTTO,<br />

1721/22 VENEDIG <strong>–</strong> 1757 EBENDA, ZUG.<br />

Der Maler ist insbesondere für seine Venedigveduten<br />

bekannt, vereinzelt schuf er auch Landschaften, zumeist<br />

mit antik-römischen Versatzstücken besetzt.<br />

VENEDIG <strong>–</strong> BLICK AUF DEN DOGENPALAST<br />

MIT MARKUSPLATZ UND CAMPANILE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

40 x 57 cm.<br />

Die Vedute zeigt die Ansicht, die jeder Besucher der<br />

Stadt in Erinnerung hat. Die Gebäude in warmem<br />

Spätlicht, unterschiedlich hell beleuchtet. Der Vordergrund<br />

belebt mit Gondeln, Lastkähnen und reicher,<br />

lebendig behandelter Figurenstaffage. Die Säulen-<br />

Wahrzeichen für St. Markus und St. Georg empfangen<br />

den Besucher an der Piazzetta. Rechts im Bild,<br />

im Anschluss an den Dogenpalast, der Ponte della<br />

Paglia, der zu Venedigs Gefängnis führt. Links die<br />

Bibliotheca, ein Bau von Jacopo Sansovino, am Bildrand<br />

die Zecca, die <strong>Alte</strong> Münze.<br />

Die <strong>Gemälde</strong>darstellung wurde früher als ein Werk<br />

des Vedutisten Michele Marieschi (1710-1744) angenommen.<br />

Francesco Albotto (auch „Albotti“ oder<br />

„François Albotti“) war Schüler und Mitarbeiter des<br />

Marieschi und übernahm nach dessen Tod die Werkstatt,<br />

was dazu führte, dass er „Der Zweite Marieschi“<br />

genannt wurde und seine Werke oft als die seines Vorgängers<br />

galten. Erst 1972 gelang durch Entdeckung<br />

einer Signaturbezeichnung die Händescheidung. In<br />

jüngerer Zeit lassen sich daher <strong>Gemälde</strong> seiner Hand<br />

zuweisen. Sein Malstil zeigt sich im Gegensatz zu den<br />

Vorgängern weit glatter in der Peinture, was dem Anspruch<br />

einer exakteren Wiedergabe gewidmet ist.<br />

Werke seiner Hand befinden sich in privaten wie öffen t-<br />

lichen Sammlungen, darunter in Berlin, <strong>Gemälde</strong> galerie,<br />

Neapel, Museo e Gallerie Nazionali di Capodimonte,<br />

Vicenza, Gallerie di Palazzo Leoni Montanari, etc. A.R.<br />

Literatur:<br />

Ein identisches <strong>Gemälde</strong> (61 x 96 cm), ehem. Christie´s<br />

1988, ist aufgeführt und abgebildet in: Mario Manzelli,<br />

Michele Marieschi e il suo alter-ego Francesco Albotto,<br />

Venedig 2002, S. 46 f.<br />

Pierre-Jean Mariette, Abécédario de P. J. Mariette et<br />

autres notes inédites de cet amateur sur les arts et<br />

les artistes (ante 1774), in: Archives de l‘Art Français,<br />

Paris 1854, III. S. 264.<br />

William G. Constable, Canaletto. Giovanni Antonio<br />

Canal. 1697-1768, Oxford 1962, Nr. 101 ff.<br />

Rodolfo Pallucchini, Francesco Albotto. Erede di Michele<br />

Marieschi, in: Arte veneta, Nr. XXVI, 1972, S. 222.<br />

Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco Albotto.<br />

Erede di Michele Marieschi, in: Arte veneta, Nr. XXX-<br />

VIII, 1984, S. 210 f.<br />

Mario Manzelli, Proposta per l'identificazione di Michele<br />

Marieschi e del suo alter-ego Francesco Albotto, in:<br />

Arte veneta, Nr. 41, 1987(1988), S. 111 ff.<br />

Dario Succi, Marieschi. Tra Canaletto e Guardi, Ausst.<br />

Kat., Turin 1989, S. 26ff. und 1165ff.<br />

Ralph Toledano, Michele Marieschi. Catalogo ragionato,<br />

Mailand 1995, S. 26 ff. und 40<br />

Filippo Pedrocco, Michele Marieschi. La vita, l‘ambiente,<br />

l‘opera, Mailand 1999, S. 86 f. (1320752) (2) (11)<br />

FRANCESCO ALBOTTO,<br />

1721/22 VENICE <strong>–</strong> 1757 IBID., ATTRIBUTED<br />

VENICE <strong>–</strong> VIEW OF THE DOGE’S PALACE WITH<br />

SAINT MARK’S SQUARE AND CAMPANILE<br />

Oil on canvas.<br />

40 x 57 cm.<br />

Francesco Albotto (also known as “Albotti” or “Francois<br />

Albotti”) was a student and employee of Marieschi<br />

and took over his master’s workshop after his death,<br />

which led to his nickname “The Second Marieschi”<br />

and his works were often considered to be those of<br />

his predecessor. It was not until 1972 that the two<br />

artists could be separated, when a signature was discovered.<br />

More recently, therefore, paintings by his<br />

hand can be attributed to him. In contrast to his predecessors,<br />

his painting style is much smoother making<br />

for a more exact representation. His works are<br />

held in private and public collections, including the<br />

Gemädegalerie in Berlin, the Museo e Gallerie Nazionali<br />

di Capodimonte in Naples, and the Gallerie di<br />

Palazzo Leoni Montanari in Vicenza etc.<br />

Literature:<br />

An identical painting (61 x 96 cm), formerly sold at<br />

Christie’s 1988, is listed, and illustrated in: Mario<br />

Manzelli, Michele Marieschi e il suo alter ego Francesco<br />

Albotto, Venice 2002, p. 46f.<br />

Pierre-Jean Mariette, Abécédario de P. J. Mariette et<br />

autres notes inédites de cet amateur sur les arts et<br />

les artistes (ante 1774), in: Archives de l’Art Français,<br />

Paris 1854, III. p. 264.<br />

William G. Constable, Canaletto. Giovanni Antonio<br />

Canal. 1697-1768, Oxford 1962, no. 101.<br />

Rodolfo Pallucchini, Francesco Albotto. Erede di<br />

Michele Marieschi, in: Arte veneta, Nr. XXVI, 1972,<br />

p. 222.<br />

Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco Albotto.<br />

Erede di Michele Marieschi, in: Arte veneta, Nr. XXX-<br />

VIII, 1984, pp. 210.<br />

Mario Manzelli, Proposta per l’identificazione di<br />

Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />

Albotto, in: Arte veneta, Nr. 41, 1987 (1988), pp. 111.<br />

Dario Succi, Marieschi. Tra Canaletto e Guardi, Ausst.<br />

Kat., Turin 1989, p. 26ff. and pp. 1165.<br />

Ralph Toledano, Michele Marieschi. Catalogo ragionato,<br />

Milan 1995, pp. 26 and p. 40<br />

Filippo Pedrocco, Michele Marieschi. La vita, l’ambiente,<br />

l’opera, Milan 1999, pp. 86.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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229


357<br />

APOLLONIO DOMENICHINI,<br />

1715 VENEDIG <strong>–</strong> UM 1770<br />

VENEDIG: VEDUTE MIT BASILIKA SAN GIORGIO<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

56 x 80 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. F. Spadotto.<br />

Die Besonderheit des <strong>Gemälde</strong>s liegt vor allem darin,<br />

dass hier noch ein früherer Zustand der Fassade der<br />

Basilika und den anschließenden Gebäuden zu sehen<br />

ist, der sich bis heute verändert hat. So ist etwa der<br />

kleine Anbau links der Fassade längst verschwunden.<br />

Den Campanile hat der Maler phantasievoll hier auf<br />

den Platz versetzt und entschieden schlanker dargestellt,<br />

wodurch er die Bildmitte dominiert. Damit ist<br />

das <strong>Gemälde</strong> nicht nur ein Blick in die Zeit des ausgehenden<br />

18. Jahrhunderts, mit all den hier ins Bild<br />

gesetzten Gondeln, der Brücke und der Figurenstaffage,<br />

sondern ein Zeitdokument der Geschichte und<br />

phantasievollen Rezeptionsvision Venedigs in der<br />

zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.<br />

Die Fassade von San Giorgio, mit ihren vier Kolossalsäulen,<br />

die den Dreiecksgiebel tragen, wurde ab 1565<br />

von Andrea Palladio errichtet und 1610 fertiggestellt.<br />

Hier im Bild sind jedoch die figürlichen Giebelbekrönungen<br />

und die Nischenfiguren der Fassade nicht<br />

erfasst.<br />

Der Maler, auch „Menichini“ oder „Menichino“ genannt,<br />

wird aufgrund von vierzehn seiner Werke in<br />

einer Sammlung in Baden bei Zürich als „<strong>Meister</strong> der<br />

Foundation Langmatt“ bezeichnet. Zwischen 1740<br />

und 1770 wirkte er als Schüler von Luca Carlevarijs<br />

und Hohan Richter als Vedutist in Venedig. Neben seinen<br />

bekannten Venedigansichten entstanden jedoch<br />

auch eine Reihe höchst phantasievoller Capricci. A.R.<br />

(1321382) (11)<br />

Detailabbildung<br />

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APOLLONIO DOMENICHINI,<br />

1715 VENICE - CA. 1770<br />

VENICE: VEDUTA WITH THE BASILICA<br />

DI SAN GIORGO<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

56 x 80 cm.<br />

Accompanied by a recent expert’s report by<br />

Professor F. Spadotto.<br />

The painter, also known as “Menichini” or “Menichino”,<br />

is known as the “Master of the Langmatt Foundation”<br />

as fourteen of his works are held in a collection<br />

in Baden near Zurich.<br />

€ 35.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

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231


358<br />

GIOVANNI BATTISTA CIMAROLI,<br />

UM 1687 SALÓ <strong>–</strong> UM 1753 VENEDIG, ZUG.<br />

ANSICHT VON DOLO AM BRENTA<br />

Öl auf Leinwand.<br />

39,4 x 56,2 cm.<br />

Dieses reizvolle <strong>Gemälde</strong> ist ein exquisites Beispiel<br />

für Cimarolis von Zuccarelli inspirierte fantasievolle<br />

Lagunenlandschaften.<br />

Es zeigt eine eindrucksvolle Ansicht des Flusses<br />

Brenta auf der Höhe des Städtchens Dolo, einer lieblichen<br />

Stadt am Kanal Brenta auf halbem Weg zwischen<br />

Padua und Venedig, damals einer der wichtigsten<br />

Anlaufhäfen für den Handel, aber auch ein wichtiges<br />

landwirtschaftliches Zentrum, auch ein wichtiger Ort<br />

für Reisende. Der Kanal wird aus einem ungewöhnlichen<br />

Blickwinkel gezeigt, nämlich mit Blick auf die<br />

große Pfarrkirche San Rocco von 1570, die sich über<br />

das Wasser erhebt und sich in ebendiesem spiegelt.<br />

In den von Cimaroli und anderen Vedutisten gemalten<br />

Ansichten von Dolo erscheint die Kirche gemeinhin<br />

(Andria Derstine, Views of Dolo by Canaletto, Bellotto,<br />

Cimaroli and Guardi, in: The Burlington Magazine,<br />

CXLVI, 1219, 2004, S. 675-682).<br />

Das Werk gehört zu Cimarolis reifem Schaffen zwischen<br />

den 1750er-Jahren und dem Beginn des folgenden<br />

Jahrzehnts, als sich der Maler der Darstellung von Orten<br />

an dem Brenta widmete (Federica Spadotto, Un artista<br />

dimenticato. Giovan Battista Cimaroli, in: Saggi e Memorie<br />

di Storia dell'Arte, Bd. 23, 1999, S. 131-187).<br />

Kritiker haben es nun geschafft, die Figur dieses Malers<br />

zu isolieren und ihn von Canaletto und seiner Schule<br />

abzugrenzen, sodass im Kontext der venezianischen<br />

Kunstszene des 18. Jahrhunderts seine verdiente Rolle<br />

als „Maler von Uferszenen an der Brenta par excellence“<br />

unterstrichen werden kann (Bonzena Anna Kowalczyk,<br />

in: Bernardo Bellotto and the capitals of Europe,<br />

Ausstellungskatalog, hrsg. Edgar Peters Bowron, New<br />

Haven 2001, S. 80).<br />

Der Stil von Cimaroli ist in diesem <strong>Gemälde</strong> klar definiert,<br />

auch wenn der starke Einfluss von Canaletto<br />

offensichtlich ist. Er ist erkennbar an der fröhlichen,<br />

leuchtenden Farbgebung, den virtuosen Drehungen<br />

und Wendungen des Himmels, der getreuen Wiedergabe<br />

jedes Details, entsprechend der beschreibenden<br />

Haltung, die seine Kunst auszeichnet, der subtilen,<br />

akribischen Linie, mit der die Bäume definiert<br />

werden, der Prägnanz der architektonischen Profile,<br />

der abgerundeten Typologie der Figuren und der diffusen<br />

Leuchtkraft, die die Szene durchdringt. (†)<br />

Literatur:<br />

Consuelo Lollobrigida und Marzia Moschetta, Tesori<br />

di pittura italiana del XVII e XVIII secolo, Rom 2008,<br />

S. 30. (1320123) (13)<br />

GIOVANNI BATTISTA CIMAROLI,<br />

CA. 1687 SALÓ <strong>–</strong> AFTER 1753 VENICE, ATTRIBUTED<br />

VIEW OF DOLO ON THE BRENTA<br />

Oil on canvas.<br />

39.4 x 56.2 cm.<br />

This delightful painting is an exquisite example of<br />

Cimaroli’s imaginative lagoon landscapes inspired<br />

by Zuccarelli.<br />

It depicts an evocative view of the Brenta River from<br />

Dolo, a lovely town on the Brenta Canal halfway between<br />

Padua and Venice. At the time it was one of<br />

the most important commercial ports of call, an important<br />

agricultural centre as well as being popular<br />

with travellers. The canal is shown from an unusual<br />

angle, with a view of the large parish church of San<br />

Rocco dating to 1570, rising high above the water and<br />

reflecting in it. The church commonly appears in<br />

views of Dolo painted by Cimaroli and other veduta<br />

painters (Andria Derstine, Views of Dolo by Canaletto,<br />

Bellotto, Cimaroli and Guardi, in: The Burlington Magazine,<br />

CXLIV, 1219, 2004, pp. 675-682).<br />

The painting can be regarded as Cimaroli's late work,<br />

created in the 1750s and the beginning of the following<br />

decade, when the painter devoted himself to<br />

depicting places on the Brenta (Frederica Spadotto,<br />

Un artista dimenticato: Giovan Battista Cimaroli, in:<br />

Saggi e Memorie di Storia dell'Arte, vol. 23, 1999, pp.<br />

131-187). Critics have now succeeded in isolating this<br />

painter and distinguishing him from Canaletto and his<br />

school. In the context of the 18th century Venetian art<br />

scene his deserved title as “painter of Brenta riverside<br />

scenes par excellence” can thus be emphasized<br />

(Bonzena Anna Kowalczyk, in: Bernardo Bellotto and<br />

the capitals of Europe, exhibition catalogue, edited by<br />

Edgar Peters Bowron, New Haven-London, ed. Milan<br />

2001, p. 80).<br />

Cimaroli's own style is clearly defined in this painting,<br />

although the strong influence of Canaletto is evident.<br />

He is recognizable by the bright, luminous colouration,<br />

the masterly twists and turns of the sky, the accurate<br />

rendition of every detail corresponding with the descriptive<br />

approach typical for his art, the subtle and<br />

meticulous line used to define the trees, the conciseness<br />

of the architectural profiles, the rounded typology<br />

of the figures and the diffuse luminosity that<br />

permeates the scene. (†)<br />

Literature:<br />

Consuelo Lollobrigida and Maria Moschetta, Tesori<br />

di pittura italiana del XVII e XVIII secolo, Rome 2008,<br />

p. 30.<br />

€ 75.000 - € 100.000<br />

Sistrix<br />

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233


359<br />

GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />

1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MAILAND<br />

Der Künstler war ein italienischer Maler des Klassizismus,<br />

er studierte in Brescia und war Schüler von<br />

Girolamo Romanino Romani (1484/87-1562). Später<br />

zog er nach Venedig und setzte sein Kunststudium<br />

unter Giovanni Antonio Canal (1697-1768) fort. Von<br />

1834 bis 1838 unternahm er eine Reihe von Reisen,<br />

die ihn u.a. nach Florenz, Rom, Neapel und Paestum<br />

führten. Mit seinen Venedigveduten begründete Bison<br />

ein kommerzielles Genre um der Nachfrage von<br />

Touristen und Sammlern nachzukommen. Neben zahlreichen<br />

Venedigansichten schuf er auch idyllische Fantasielandschaften.<br />

Neben der Vielfalt seiner Themen<br />

ist besonders die hohe Qualität seiner Bildproduktion<br />

hervorzuheben.<br />

VENEDIG <strong>–</strong> CANAL GRANDE.<br />

BLICK VOM PALAZZO BALBI ZUR RIALTOBRÜCKE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

46 x 74 cm.<br />

Verso: Aufkleber „Galerie Ollendorff Fine Arts, New<br />

York <strong>–</strong> San Francisco“, mit Lot 6825.<br />

Beigegeben eine Expertise von Fabrizio Magani. Mit<br />

ausführlicher Dokumentation und Bildvergleichen.<br />

Der Blick führt aus weiter Entfernung hin zu der in<br />

der Bildmitte sichtbaren Rialtobrücke. Im Vordergrund<br />

links, vom Bildrand angeschnitten, ist noch der<br />

Palazzo Balbi zu sehen, rechts der Palazzo Giustinian.<br />

Auf ruhigem Kanalwasser zahlreiche Gondeln, rechts<br />

Lastkähne. Der Prospekt gehört zu den selteneren<br />

Venedigansichten. Antonio Canal hatte sich bereits<br />

dieser Vedutenansicht gewidmet, ebenso Antonio<br />

Visenti, sowohl in Zeichnung als auch in seinem<br />

Radier werk „Prospectus Magni Canalis Venetiarum“<br />

von 1735. Luca Carlevarijs hat in seiner Ansicht des<br />

Regatta-Festes zu Ehren von Friedrich IV von Dänemark<br />

1711 diesen Betrachterstandpunkt gewählt (Paul<br />

Getty Museum, USA). A.R. (1321902) (11)<br />

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GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />

1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MILAN<br />

VENICE <strong>–</strong> GRAND CANAL,<br />

VIEW FROM PALAZZO BALBI TO RIALTO BRIDGE<br />

Oil on canvas.<br />

46 x 74 cm.<br />

On the reverse sticker “Galerie Ollendorff Fine<br />

Arts, New York - San Francisco” with lot 6825.<br />

Accompanied by an expert’s report by Fabrizio<br />

Magani. With extensive documentation and comparable<br />

paintings.<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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237


360<br />

GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />

1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MAILAND<br />

Der Künstler war ein italienischer Maler des Klassizismus,<br />

er studierte in Brescia und war Schüler von Girolamo<br />

Romanino Romani (1484/87-1562). Später zog<br />

er nach Venedig und setzte sein Kunststudium unter<br />

Giovanni Antonio Canal (1697-1768) fort. Von 1834 bis<br />

1838 unternahm er eine Reihe von Reisen, die ihn<br />

u.a. nach Florenz, Rom, Neapel und Paestum führten.<br />

Mit seinen Venedigveduten begründete Bison ein<br />

kommerzielles Genre um der Nachfrage von Touristen<br />

und Sammlern nachzukommen. Neben zahlreichen<br />

Venedigansichten schuf er auch idyllische Fantasielandschaften.<br />

Neben der Vielfalt seiner Themen ist<br />

besonders die hohe Qualität seiner Bildproduktion<br />

hervorzuheben.<br />

VENEDIGVEDUTE <strong>–</strong> BLICK AUF<br />

SAN GIORGIO MAGGIORE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

44 x 62 cm.<br />

Links unten auf dem Schiff signiert.<br />

Vergoldeter, durchbrochen geschnitzter Rahmen.<br />

Blick vom Kanalausläufer mit Gondeln, Segelschiffen<br />

und Fischerbooten auf die Insel San Giorgio. Links<br />

steht die mit ihren Säulen, Giebel und Kuppel im Licht<br />

stehende Fassade der von dem weltberühmten Architekten<br />

Andrea Palladio ab 1565 erbauten Kirche San<br />

Giorgio Maggiore. Der Bau wurde erst nach vollständiger<br />

Innenausstattung 1610 geweiht. Hier wurden<br />

im Vorgängerbau zwei Dogen bestattet, 1800 wurde<br />

hier Papst Pius XI gewählt.<br />

Bison zählt zur Schule von Brescia, setzte aber seine<br />

Studien in Venedig unter Giovanni Antonio Canal fort.<br />

Als Bühnenmaler wirkte er an zahlreichen Theatern in<br />

mehreren Städten, hauptsächlich Norditaliens.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> zeigt die Situation mit den sonnig beschienenen<br />

Gebäuden, die sich unter locker bewölktem<br />

Himmel im azurblauen Wasser spiegeln, höchst<br />

ansprechend. Die Staffagefiguren zudem gekonnt und<br />

virtuos ins Bild gesetzt. A.R. (1321241) (11)<br />

GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />

1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MILAN<br />

VEDUTA OF VENICE <strong>–</strong> VIEW OF<br />

SAN GIORGIO MAGGIORE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

44 x 62 cm.<br />

Signed on ship lower left.<br />

€ 35.000 - € 45.000<br />

Sistrix<br />

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Detailabbildung<br />

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239


361<br />

VIVIANO CODAZZI,<br />

1604 BERGAMO <strong>–</strong> 1670 ROM<br />

ARCHITEKTUR CAPRICCI<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

Jeweils ca. 130 x 183 cm.<br />

In vergoldetem vegetabil gestaltetem Rahmen.<br />

Beigegeben jeweils ein Gutachten von Professor<br />

Giancarlo Sestieri 07.01.2019. Sestieri schreibt beide<br />

<strong>Gemälde</strong> zur Gänze Viviano Codazzi als Werke seiner<br />

Reifephase zu.<br />

Jeweils mit klassischer Architektur mit eingestellten<br />

Skulpturen und Reliefs sowie vegetabilem Bewuchs<br />

in Braun-Camaieu mit eingestellten martialischen<br />

Staf fage-Figuren in antikisierender Gewandung. Jeweils<br />

mit nach rechtshin tieferliegender Landschaft.<br />

Durch ihre gleichausgerichteten Architekturelemente<br />

ist eine nachträgliche Marriage als Paar augenscheinlich,<br />

wenngleich die beiden <strong>Gemälde</strong> aus derselben<br />

Periode stammen mögen. (†) (13220019)<br />

VIVIANO CODAZZI,<br />

1604 BERGAMO - 1670 ROME<br />

ARCHITECTURE CAPRICCI<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

Each ca. 130 x 183 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Professor<br />

Giancarlo Sestieri dated 07.01.2019, in which Sestieri<br />

attributed both paintings in their entirety to Viviano<br />

Codazzi as works of his mature phase. (†)<br />

€ 135.000 - € 180.000<br />

Sistrix<br />

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241


362<br />

FRANCESCO GUARDI,<br />

1712 VENEDIG <strong>–</strong> 1793 EBENDA<br />

LAGUNEN-CAPRICCIO MIT BRÜCKE UND TURM<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

45 x 58 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi sowie<br />

Egidio Martini.<br />

Das <strong>Gemälde</strong>, das einen Blick vom Lagunenufer auf<br />

eine steinerne Bogenbrücke mit Gebäuden und Figurenstaffage<br />

bietet, zählt zu der Reihe mehrerer ähnlicher,<br />

höchst stimmungsvoller Lagunen-Capricci, die<br />

sich in verschiedenen bedeutenden Sammlungen befinden.<br />

Hier lässt ein erhöhter Betrachterstandpunkt den Blick<br />

vom tiefer liegenden Ufer zum Horizont links hinten<br />

schweifen, begleitet durch ein im Schatten stehendes<br />

Gebäude rechts, hinter dem ein kleiner Rundturm aufragt,<br />

fortgesetzt durch die schräg in die Bildmitte ziehende<br />

Brücke, die von Gebäuden überbaut erscheint.<br />

Den Bildrand rechts begleitet eine völlig abgedunkelte<br />

Gebäudeecke als Repoussoir. Der hohe Himmel scheint<br />

noch blaufarbig durch zerfetzte Wolkenbänke, die wie<br />

Rauchschwaden über der Landschaft hinziehen. Diese<br />

„Lagunen-Capricci“ genannten Werke, die in Guardis<br />

Spätzeit fallen, und zum interessantesten <strong>Teil</strong> seines<br />

Werkes zählen, präsentieren sich oft durch eine nahezu<br />

geheimnisvolle Stimmung und wie hier mit bewegtem<br />

Wolkenhimmel und gewittrigen Lichtstimmungen<br />

am Horizont.<br />

Besonderes Augenmerk hat Guardi hier der Lichtregie<br />

gewidmet: Die untergehende Sonne, links von Landschaftselementen<br />

und einem kleinen Rundtürmchen<br />

verdeckt, schafft einen rötlichen Lichtstreifen am Horizont<br />

und lässt die einzelnen Partien der Architekturen,<br />

das kleine Segel eines Schiffes, aber auch die Staffagefiguren<br />

im Vordergrund ähnlich einer Gewitterstimmung<br />

punktuell aufleuchten. Der bewusst nahezu<br />

zittrig wirkende Pinselduktus entspricht ganz dieser<br />

bewegten Auffassung.<br />

Hier gilt der Vergleich mit der „Lagungenlandschaft“<br />

im Städel-Museum Frankfurt (Inv.Nr. 1525) oder einem<br />

weiteren Werk in der Eremitage St. Petersburg.<br />

Wiewohl Guardi auch eine Reihe von religiösen Werken<br />

schuf, und aufgrund höfischer Aufträge, etwa vom Dogen<br />

Alvise IV Mocenigo (1770-1775), Festlichkeiten zu<br />

dokumentieren hatte, etwa gelegentlich des Besuches<br />

der Zarenfamilie 1782, so ist er vor allem durch seine<br />

Veduten bekannt geworden. Dabei konnte er sich anfänglich<br />

an Vorbildern wie Sebastiano Ricci und vor<br />

allem Canaletto orientieren. Auch die Verehelichung<br />

seiner Schwester Cecilia mit Giambattista Tiepolo hat<br />

auch mit diesem <strong>Meister</strong> eine beeinflussende Beziehung<br />

ergeben. A.R.<br />

Literatur:<br />

Egidio Martini, La pittura del Settecento Veneto,<br />

Udine 1982. (1320041) (11)<br />

FRANCESCO GUARDI,<br />

1712 VENICE <strong>–</strong> 1793 IBID.<br />

LAGOON CAPRICCIO WITH BRIDGE AND TOWER<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

45 x 58 cm.<br />

Accompanied by expert´s report by Dario Succi and<br />

Egidio Martini.<br />

The painting depicts a view of a stone arch bridge with<br />

buildings and figures from the shore of the lagoon. It is<br />

one of several similar, highly atmospheric lagoon capricci,<br />

which are held in various important collections.<br />

The brushwork, which deliberately almost appears<br />

shaky, corresponds entirely to this vibrant concept.<br />

The work compares well with the Lagoon Landscape<br />

held at the Städel Museum in Frankfurt (inv. no. 1525)<br />

and one held at the State Hermitage in Saint Petersburg.<br />

Guardi is best known for his vedute, although<br />

he also created a few religious works and, due to<br />

courtly commissions, for example from the Doge<br />

Alvise IV Mocenigo (1770-1775), documented festivities<br />

such as the visit of the Tsar´s family in 1782.<br />

Literature:<br />

Egidio Martini, La pittura del Settecento Veneto,<br />

Udine 1982.<br />

€ 60.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

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243


363<br />

ITALIENISCHER MALER DES<br />

18./ 19. JAHRHUNDERTS<br />

BLICK DURCH DEN TITUSBOGEN AUF DAS<br />

RÖMISCHE KOLOSSEUM<br />

Öl auf Leinwand.<br />

47 x 30 cm.<br />

Rechts unten schwer leserlich signiert „Robiliart...“.<br />

Im vergoldeten klassizistischen Rahmen um 1800.<br />

Das Kolosseum im Hintergrund, im Spätlicht rötlich beleuchtet.<br />

Am Titusbogen <strong>–</strong> errichtet nach der Eroberung<br />

Jerusalems <strong>–</strong> ist links das Pferderelief im Schatten zu<br />

erkennen, am Boden Steintrümmer des Forums.<br />

(13220016) (11)<br />

ITALIAN SCHOOL, 18TH/ 19TH CENTURY<br />

VIEW OF THE COLLOSSEUM IN ROME THROUGH<br />

THE ARCH OF TITUS<br />

Oil on canvas.<br />

47 x 30 cm.<br />

Hardly legible signature „Robiliart“ lower right.<br />

In classical gilt frame, ca. 1800.<br />

€ 12.000 - € 15.000<br />

Sistrix<br />

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364<br />

FRANCESCO TIRONI,<br />

UM 1745 VENEDIG <strong>–</strong> 1797 BOLOGNA, ZUG.<br />

Der Maler war nahezu vergessen, bevor ihn Hermann<br />

Voss 1927/28 mit seinem Werk über die Veduten<br />

Venedigs wieder bekannt gemacht hat. Insgesamt sind<br />

von dem jung verstorbenen Maler etwa 24 Veduten<br />

Venedigs bekannt geworden.<br />

VENEDIG, PALAZZO DOLFIN AM CANAL GRANDE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

52 x 75 cm.<br />

Beigegeben Expertise von Dario Succi, Gorizia.<br />

FRANCESCO TIRONI,<br />

CA. 1745 VENICE <strong>–</strong> 1797 BOLOGNA, ATTRIBUTED<br />

VENICE, PALAZZO DOLFIN ON GRAND CANAL<br />

Oil on canvas.<br />

52 x 75 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

Gorizia.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Über die Biografie des Malers ist nicht viel bekannt.<br />

Er stammte wohl aus einer Familie aus Friaul, wird<br />

1806 als vor wenigen Jahren zu früh verstorben genannt.<br />

Insgesamt werden 24 Veduten von seiner Hand<br />

gezählt. Von Hermann Voss wurden 1927/28 einige<br />

seiner Veduten publiziert, was den bis dahin vergessenen<br />

Maler wieder in Erinnerung brachte.<br />

Die Vedute zeigt den Palazzo Dolfin-Manin zwischen<br />

weiteren seitlich folgenden Fassaden frontal vom<br />

Kanal her erfasst. Rechts ist der Palazzo Bembo mit<br />

seinen noch gotischen Fenstern zu sehen. Unweit der<br />

Rialtobrücke wurde der Palast 1536 für die Familie<br />

Dolfin errichtet, auf der Basis zweier Vorgängerbauten.<br />

Der Bauherr, Zuane Manin, war Erbe des Dogen<br />

Andrea Gritti und wurde 1532 Podestà von Verona,<br />

was den opulenten Neubau erklärt. Das architektonische<br />

<strong>Meister</strong>werk von Jacopo Sansovino, der auch<br />

die weltberühmte Libreria auf dem Markusplatz schuf,<br />

zeigt sich mit der imponierenden, klar gegliederten<br />

dreigeschossigen Fassade als ein <strong>Meister</strong>werk der<br />

italienischen Renaissance Architektur. A.R.<br />

(1321174) (3) (11)<br />

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245


365<br />

ORAZIO GREVENBROECK,<br />

UM 1670 <strong>–</strong> 1743, ZUG.<br />

FANTASTISCHE ANSICHT VON NEAPEL<br />

Öl auf Kupfer.<br />

18 x 31cm.<br />

Professor Nicola Spinosa hat das <strong>Gemälde</strong> im Original<br />

gesehen und mündlich die Zuschreibung an den genannten<br />

Künstler am 07.03.2007 bestätigt.<br />

Unter <strong>Teil</strong>beflaggung eine prachtvolle Fregatte mit<br />

schießenden Kanonen vor der hohen Stadtmauer von<br />

Neapel. Die in grauen und beige-braunen Farbtönen<br />

gehaltene, fantasievolle Stadt mit hohen, fensterreichen<br />

Gebäuden, zahlreichen Türmen und einem großen<br />

steinernen Tor. Im Bildvordergrund der flache<br />

Strand mit zahlreichen Staffagefiguren zu Fuß und zu<br />

Pferde. Rechts wird das <strong>Gemälde</strong> gerahmt von einem<br />

hellbraunen Rundturm, der von der Sonne beschienen<br />

wird. Diese ist im hellblauen Himmel mit weißen Wolken<br />

zu sehen und beleuchtet ihr Umfeld mit einem<br />

weiß-gelben Licht, das den Eindruck eines sommerlichen<br />

Spätnachmittags vermittelt. Stimmungsvolle,<br />

ideenreiche Malerei in frischer Farbgebung.<br />

ORAZIO GREVENBROECK,<br />

CA. 1670 <strong>–</strong> 1743, ATTRIBUTED<br />

FANTASTIC VISTA OF NAPLES<br />

Oil on copper.<br />

18 x 31cm.<br />

Professor Nicola Spinosa has examined the original<br />

painting and has attributed the painting to the abovementioned<br />

artist orally on 7 March 2007.<br />

€ 9.000 - € 15.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Orazio war der Sohn von Jan I und der Bruder von Alessandro,<br />

die beide in Rom im Jahr 1667 waren. Der<br />

Künstler ist bekannt für seine Serien mit kleinen <strong>Gemälde</strong>n,<br />

hauptsächlich für seine fantastischen Veduten.<br />

Bei Aufenthalten in Neapel wurde der Künstler durch<br />

Arbeiten der Vedutenmaler Gaspar Butler, Juan und<br />

Tommaso Ruiz und Giovanni Garro beeinflusst.<br />

(1282114) (18)<br />

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366<br />

LOMBARDISCHER MALER DES<br />

17. JAHRHUNDERTS<br />

STILLLEBEN MIT GLÄSERN, LEUCHTERN,<br />

FRÜCHTEN UND EIERN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

75 x 113 cm.<br />

Links unten monogrammiert „CM“.<br />

In plastisch verziertem und bronziertem Rahmen.<br />

Eine starke Tischplatte dient dem umfangreichen Stillleben<br />

in der Art eines Bodegón als Standfläche. Auf<br />

diesem ein mit Zitrusfrüchten gefüllter Korb, davor<br />

Lauch, eine Majolika-Flasche, eine Schale mit Eierhälften<br />

neben einem Kupfergefäß vor einer kleinen<br />

Glasgruppe. Ein Kerzenleuchter hinter einer Tüte mit<br />

Süßspeisen und einem Brotkranz mit Pfeife.<br />

(1321801) (13)<br />

SCHOOL OF LOMBARDY, 17TH CENTURY<br />

STILL LIFE WITH GLASSES, CANDLESTICKS,<br />

FRUIT AND EGGS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

75 x 113 cm.<br />

Monogrammed “CM lower left.”<br />

€ 15.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

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247


367<br />

JOSEPH ANTON VON GEGENBAUR,<br />

1800 <strong>–</strong> 1876<br />

PORTRAIT DER MARIA FEODOROWNA (1759 -<br />

1828), SOPHIE DOROTHEE AUGUSTE LUISE<br />

PRINZESSIN VON WÜRTTEMBERG<br />

Öl auf Leinwand.<br />

116 x 97 cm.<br />

Links unten signiert „Gegenbaur nach Lampi“ und<br />

datiert „1867“.<br />

In aufwändig beschnitztem gekehltem und bestoßenem<br />

Ornamentrahmen.<br />

Nach ersten Studienaufenthalten in Rom (erst 1823-<br />

1826, dann 1829-1835) wurde Gegenbaur 1835 zum<br />

württembergischen Hofmaler ernannt und wurde 1841<br />

mit dem württembergischen Kronorden bedacht. Er<br />

reiste nicht nur wiederholt nach Rom, sondern auch<br />

nach Belgien und in die Niederlande. Von seiner Hand<br />

stammen die Ausmalungen in der Heiliggeistkirche in<br />

Wangen, die Deckenfresken auf Schloss Rosenstein<br />

und im Stuttgarter Neuen Schloss, sowie im Schloss<br />

von Friedrichshafen. Seiner Internationalität geschuldet<br />

hatte er auch private Aufgeber in England und in Rom,<br />

wo er zusammen mit Joseph Anton Koch und Christian<br />

Xeller lernte. Die Darstellung basiert auf einem Portrait<br />

von Johann-Baptist Lampi von 1794. Sophie Dorothee,<br />

die spätere Zarin Maria Feodorowna, wurde am 25.<br />

Oktober 1759 als württembergische Prinzessin in Stettin<br />

geboren. Der Vater, Friedrich Eugen von Württemberg,<br />

stand zu dieser Zeit als General in preußischen<br />

Diensten. Ihre Großmutter war eine Schwester Friedrichs<br />

des Großen. Aus der Ehe Friedrich Eugens mit<br />

Friederike Dorothea von Brandenburg-Schwedt gingen<br />

insgesamt zwölf Kinder hervor. Mehr als 20 Jahre<br />

lebte die Familie in Mömpelgard. Nach dem Tod seiner<br />

beiden älteren Brüder wurde Friedrich 1795 regierender<br />

Herzog von Württemberg. Sophie Dorothee heiratete<br />

am 7. Oktober 1776 in St. Petersburg den russischen<br />

Großfürsten und Thronfolger Paul. Beim Übertritt<br />

zum orthodoxen Glauben erhielt sie den Namen Maria<br />

Feodorowna. In russischen Diensten befanden sich<br />

noch weitere Familienmitglieder, darunter Bruder<br />

Friedrich, der spätere erste König von Württemberg.<br />

Maria und ihr Gatte lebten zunächst abgeschnitten von<br />

Politik und Regierung in St. Petersburg auf Schloss<br />

Gatschina, später in Pawlowsk. Das Paar hatte zehn<br />

Kinder, wobei die beiden ältesten Söhne zur Erziehung<br />

an Zarin Katharina übergeben werden mussten. Katharina<br />

und ihr Sohn standen in einem spannungsvollen<br />

Verhältnis, doch scheint Maria einen wohltuenden<br />

Einfluss auf den unausgeglichenen und launenhaften<br />

Paul ausgeübt zu haben. Nach dem Tod Katharinas<br />

1796 zog der neue, durch die Französische Revolution<br />

aufgeschreckte und zunehmend despotische Zar den<br />

Unmut des Adels auf sich. Er starb fünf Jahre später<br />

während eines Staatsstreichs. Wurde Maria bis dahin<br />

als zurückhaltend beschrieben, begann mit dem Leben<br />

als Kaiserinwitwe und Mutter des Zaren Alexander I.<br />

eine neue Ära. Sie behauptete ihren Platz in der Öffentlichkeit,<br />

sicherte sich eine vorrangige Stellung gegenüber<br />

der Gattin Alexanders und begann über ihn auch<br />

politisch Einfluss zu nehmen. Ihr Hof in Pawlowsk,<br />

knapp eine Tagesreise von Petersburg entfernt, wurde<br />

zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Zentrum.<br />

Nach dem Tod Alexanders I. bestieg Marias zweitjüngster<br />

Sohn Nikolaus den Thron, der die konservative<br />

Politik des Zarenhauses fortführte. Ihre Tochter Katharina<br />

heiratete 1816 den späteren württembergischen<br />

König Wilhelm I. Auf dem hier angebotenen <strong>Gemälde</strong><br />

sitzt sie unter einem tannengrünen Ehrentuch, das<br />

Portrait ihres Gatten in einem Medaillon auf ihrer<br />

Brust, in der rechten Hand, die auf einem roten<br />

Samtkissen ruht, hält sie einen zusammengeklappten<br />

Fächer.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Marianna Butenschön Maria, Kaiserin von Russland.<br />

Die Württembergerin auf dem Zarenthron,<br />

Darmstadt 2015. (1321911) (13)<br />

JOSEPH ANTON VON GEGENBAUR,<br />

1800 <strong>–</strong> 1876<br />

PORTRAIT OF MARIA FEODOROVNA (1759 <strong>–</strong> 1828),<br />

SOPHIE DOROTHEA AUGUSTE LUISE, PRINCESS<br />

OF WÜRTTEMBERG<br />

Oil on canvas.<br />

116 x 97 cm.<br />

Signed “Gegenbaur nach Lampi” lower left and dated<br />

“1867“.<br />

Literature:<br />

cf. Marianna Butenschön, Maria, Kaiserin von Russland.<br />

Die Württembergerin auf dem Zarenthron,<br />

Darmstadt 2015.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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368<br />

LORENZO TIEPOLO,<br />

1736 VENEDIG <strong>–</strong> 1776<br />

DAS KONZERT<br />

Pastell auf Papier, auf Leinwand.<br />

30,5 x 41 cm.<br />

Verso fälschlich später bezeichnet „117 du Catalogur<br />

Rosalba“.<br />

Dem <strong>Gemälde</strong> ist eine ausführliche dokumentierende<br />

Beschreibung von Bozena Anna Kowalczyk beigegeben,<br />

mit dem Verweis, dass das Werk in das in Vorbereitung<br />

befindliche Werkverzeichnis aufgenommen<br />

wird. Darin ausführliche Literaturdokumentation.<br />

Darstellung zweier junger musizierender Figuren, die<br />

eng hintereinander positioniert, nur in Kopfbildnissen<br />

gezeigt sind. Im Vordergrund vertieft sich ein Mädchen<br />

aufmerksam in ein Notenblatt, das einem aufgestellten<br />

Buch aufliegt. Das dunkle, leicht lockige Haar mittelgescheitelt,<br />

mit einem schmalen rosafarbenen Band<br />

durchzogen. Über ihre entblößte Schulter zieht ein<br />

breites goldenes Halsband mit Rechteckgliedern, mit<br />

Perlen besetzt. Dahinter der im Profil wiedergegebene<br />

Kopf eines Jünglings mit braunem Haar, der das<br />

Griffbrett eines Saiteninstruments umgreift, wohl einer<br />

Laute. Ob das Mädchen das Notenblatt für Gesang<br />

betrachtet oder ein im Bild nicht sichtbares Tasteninstrument<br />

bedient, lässt sich nicht bestimmen. Ihr<br />

hellblaues Tuch, das ihre linke Schulter bedeckt und<br />

sich hinter dem Rücken fortsetzt, gibt eine Farbnote,<br />

die der Helligkeit der Pastellwirkung entgegenkommt.<br />

Die Darstellung des Paares vermittelt den lebensnahen<br />

Eindruck unbeobachteter Intimität. Die Zartheit<br />

in der Wiedergabe der Gesichter findet in der Wahl<br />

der lichten Pastellfarben ihre Entsprechung.<br />

Das Pastell, das ganz den Charme des Venezianischen<br />

Rokoko eingefangen hat, zusammen mit der Sanftheit<br />

der Gesichter, ist zweifellos als ein Werk von Rang<br />

anzusehen.<br />

Der Maler Lorenzo Baldissera Tiepolo war <strong>–</strong> von zehn<br />

Kindern <strong>–</strong> ein jüngerer Sohn des Giovanni Battista<br />

Tiepolo (1696-1770) und der Maria Cecilia Guardi, sowie<br />

Bruder des Giovanni Domenico (1727-1804). Aus<br />

seiner kurzen Lebens- und Wirkungszeit sind uns<br />

auch nur entsprechend wenige Werke überkommen.<br />

Allen jedoch ist sein charakteristischer, hellfarbiger<br />

Stil gemeinsam, der nicht zuletzt in den Pastellen<br />

auch in der Nähe der Malerin Rosalba Carriera zu sehen<br />

ist. Wie Domenico war er Schüler des Vaters, den<br />

beide auf den Reisen nach Würzburg (Treppenhaus)<br />

und Madrid begleiteten und an dessen Werken mitwirkten.<br />

Lorenzo hatte sich allerdings von dem Malstil<br />

seines Vaters weitgehend befreit, nahm Anregungen<br />

von Giovanni Battista Piazzetta (1683-1754) auf und<br />

arbeitete sowohl in Pastell-, als auch in Öltechniken,<br />

schuf aber auch Radierungen. Schon vor seiner Reise<br />

zusammen mit dem Vater nach Madrid machte er sich<br />

einen Namen als Portraitist, wobei die Bildnisse seiner<br />

eigenen Familie (1761-1762) bekannt geworden<br />

sind. Von einer Reihe seiner Pastelle, die 1773 und im<br />

Folgejahr entstanden, sind 26 bekannt geworden,<br />

zwölf davon finden sich in den Königlichen Nationalsammlungen<br />

Spaniens. A.R.<br />

Provenienz:<br />

Firino-Martell-Collection, Frankreich. (1320042) (11)<br />

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LORENZO TIEPOLO,<br />

1736 VENICE <strong>–</strong> 1776<br />

THE CONCERT<br />

Pastel on paper, laid on canvas.<br />

30.5 x 41 cm.<br />

The painting is accompanied by a detailed description<br />

by Bozena Anna Kowalczyk, with the reference that<br />

the work will be included in the forthcoming catalogue<br />

raisonné. Detailed bibliography also included.<br />

Provenance:<br />

Firino-Martell Collection, France.<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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251


369<br />

FRANÇOIS BOUCHER,<br />

1703 <strong>–</strong> 1770 PARIS<br />

Der Maler gehört zu den bedeutensten Künstlern des<br />

französischen Rokoko, war Hofmaler Ludwigs XV, gefördert<br />

durch die Marquise de Pompadour. 1720 studierte<br />

er bei François le Moyne (1688-1737), er erhielt<br />

bereits 1723 einen ersten Preis der Académie Royale<br />

sowie den Grand Prix de Rome, der ihm eine Studienreise<br />

nach Italien ermöglichte. Ab 1755 wirkte er zudem<br />

als künstlerischer Leiter der Manufacture royale<br />

des tapisseries und war um 1765 bereits erster Hofmaler<br />

des Königs sowie 1761 Rektor der Königlichen<br />

Akademie.<br />

L‘OISELEUR, UM 1730<br />

Öl auf Leinwand.<br />

54,5 x 46 cm.<br />

Verso mit alten Galerieetiketten „Galerie Carleux Mai-<br />

Juni 1964“ mit „Nr. 6, Galerie Charpentier, L‘Enfance,<br />

1949“ sowie Sammlungsnummer „487“.<br />

In aufwändigem Louis XV-Rahmen.<br />

Alastair Lang und Françoise Joulie bestätigen die<br />

Autorschaft des Künstlers.<br />

Dieser junge Vogelfänger, der einen Spatz in der linken<br />

Hand hält, ist eines der frühen Werke von François<br />

Boucher (1703-1770). Bevor er zum Rokokomaler<br />

wurde und damit die sinnliche Kunst verkörperte, die<br />

im Frankreich Ludwigs XV (1710-1774) aufblühte, war<br />

Bouchers Frühwerk deutlich von flämischen Malern,<br />

dem Malerischen und Genreszenen beeinflusst.<br />

Boucher war während seines Aufenthalts in Italien<br />

von 1727 bis 1731 als Künstler bekannt, der in flämischer<br />

Manier arbeitete. Nach seiner Rückkehr nach<br />

Frankreich in den Jahren 1732 bis 1734 sollten zwei<br />

große Aufträge diese nördliche Sensibilität beflügeln.<br />

Der erste war eine Reihe von humoristischen Zeichnungen,<br />

die die Bücher von Molière (1622-1673) illustrieren<br />

und als Vorlagen für Stiche dienen sollten. Das<br />

zweite ist ein Livre d‘étude mit Kompositionen nach<br />

Abraham Bloemaert (1566-1651), die Boucher selbst<br />

gestochen hat (H. Voss, S. 82). Auch wenn diese Anleihen<br />

bei den niederländischen Künstlern des vorangegangenen<br />

Jahrhunderts in den Werken Bouchers<br />

aus diesem Jahrzehnt besonders deutlich werden,<br />

bleibt er doch ein Künstler seiner Zeit, der den trivialen<br />

Themen seiner nördlichen Vorgänger oft einen lebendigen,<br />

frivolen und sinnlichen Charakter verleiht.<br />

Insbesondere das Motiv des Vogelfängers enthält direkte<br />

Anspielungen auf Verführung und Sexualität,<br />

wie in einer anderen Version deutlich wird, in der ein<br />

junger Vogelfänger das Tier an ein junges Mädchen<br />

übergibt, das es in einen Käfig steckt („The bird nesters“,<br />

Christie‘s, New York, 23. Oktober 2012, Lot 89).<br />

Als Gegenstück mag einst die Darstellung eines Mädchens<br />

gedient haben, das einen Käfig gehalten haben<br />

könnte. Die sehr lebhafte Pinselführung unseres <strong>Gemälde</strong>s<br />

(die laut Hermann Voss an Frans Hals (1582-<br />

1666) erinnert) findet sich auch in einem <strong>Gemälde</strong>,<br />

das kürzlich von Christie‘s auf den Markt gebracht<br />

wurde: „Der Landschaftsmaler“ (Christie‘s, Auktion,<br />

New York, 19. April 2018, Lot 35), in dem wir ebenfalls<br />

eine schwere und verstärkte Linie im Kontext<br />

eines eher rustikalen Themas finden. Schließlich<br />

schlug Hermann Voss eine Verbindung zwischen dem<br />

Modell unseres Bildes und dem jungen Mann mit<br />

dem großen Filzhut in „La cuisinère et le jeune<br />

garçon“ vor, das sich einst in der Sammlung C. E.<br />

Riche befand. (†)<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Madame R. M..., 1945 (laut einem Ausstellungskatalog<br />

von 1945).<br />

Galerie Cailleux, Paris, Frankreich.<br />

Französischer Adelsbesitz, Paris, Frankreich, 1957.<br />

Französische Kunstsammlung.<br />

Ausstellungen:<br />

Paris, Galerie Cailleux, Peintures de la réalité au 18e<br />

siècle, 1945, Nr. 4.<br />

Paris, Galerie Charpentier, L‘enfance, 1949, Nr. 31.<br />

Paris, Galerie Cailleux, François Boucher. Premier<br />

Peintre du Roi, 1964, Nr. 6.<br />

Literatur:<br />

Das hier angebotene <strong>Gemälde</strong> ist abgebildet in: Hermann<br />

Voss, „François Boucher‘s Early Development“<br />

in: The Burlington Magazine, März 1953, XCV, 600,<br />

S. 90, Schwarzweißabb. Nr. 72. (1321132) (13)<br />

FRANÇOIS BOUCHER,<br />

1703 - 1770 PARIS<br />

L’OISELEUR, CA. 1730<br />

Oil on canvas.<br />

54.5 x 46 cm.<br />

Old gallery labels on the reverse “Galerie Carleux<br />

May <strong>–</strong> June 1964” with “no. 6, Galerie Charpentier,<br />

L’Enfance, 1949” and collection number “487”.<br />

Alastair Lang and Françoise Joulie confirming the artist’s<br />

authorship. (†)<br />

Provenance:<br />

Collection Madame R. M..., 1945 (according<br />

to an exhibition catalogue from 1945).<br />

Galerie Cailleux, Paris, France.<br />

French aristocratic estate, Paris, France 1957.<br />

French art collection.<br />

Literature:<br />

The painting on offer for sale here is illustrated in:<br />

Hermann Voss, ‘François Boucher’s Early Development’,<br />

in: The Burlington Magazine, March 1953,<br />

XCV, 600, p. 90, monochrome illustration no. 72.<br />

Exhibitions:<br />

Paris, Galerie Cailleux, Peintures de la réalité au<br />

18e siècle, 1945, no. 4.<br />

Paris, Galerie Charpentier, L’enfance, 1949, no. 31.<br />

Paris, Galerie Cailleux, François Boucher. Premier<br />

Peintre du Roi, 1964, no. 6.<br />

€ 120.000 - € 150.000<br />

Sistrix<br />

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370<br />

GASPAR PETER VERBRUGGEN D. J.,<br />

1664 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1730, ZUG.<br />

<strong>Gemälde</strong>paar<br />

STEINVASEN MIT BLUMENGEBINDEN<br />

UND VOR FRÜCHTEN VOR BEWALDETER<br />

FLUSSLANDSCHAFT<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

Je 79,4 x 65 cm.<br />

In vergoldetem Prunkrahmen.<br />

Jeweils mit Plexiglasscheibe hinterlegt.<br />

Das erste <strong>Gemälde</strong> zeigt eine, auf zweistufigem braunen<br />

quadratischen Sockel stehende graue Steinvase<br />

mit eingezogenem Fuß, vor weiter Flusslandschaft mit<br />

Bäumen und einem antiken Gebäude, vor einem hohen<br />

Gebirgsmassiv. Die leicht auf der linken Seite<br />

angeordnet stehende Vase mit prachtvollem Blumenarrangement<br />

von zusammenhängenden Blüten girlanden<br />

und am Boden vor dem Sockel eine Rispe mit hellen<br />

Trauben, eine geöffnete Feige und ein kleiner Zweig<br />

mit leuchtend roten glänzenden Kirschen. Die farbenfrohen<br />

Blumen bestehen u.a. aus blauer Iris, Rosen,<br />

Tulpen, einer weißen Lilie, Rittersporn, roter Amaranth,<br />

weißem Schneeball und am Sockel einer rot leuchtenden<br />

Königskrone.<br />

Auf dem zweiten <strong>Gemälde</strong> erneut eine prachtvolle<br />

Vase mit eingezogenem Fuß, auf einem zweistufigen<br />

hellbraunen quadratischen Sockel am Boden stehend<br />

in Flusslandschaft mit antiken Gebäuden, unter<br />

hohem, sommerlich hellblauen Himmel mit gelb lichweißen<br />

Wolkenformationen. Die Vase reich geschmückt<br />

mit mehreren Blumengebinden, sowohl an<br />

der Mündung als auch auf dem Korpus verteilt. Zu<br />

den prachtvollen, leuchtenden roten, gelben, weißen<br />

und blauen Blumen gehören hier Narzissen, gelbe<br />

und blaue Iris, Amaranth, Anemonen, Nelken und<br />

zweifarbige Tulpen. Auf dem Boden im Vordergrund vor<br />

dem Sockel liegen Äpfel, Pflaumen und Birnen. In typisch<br />

barocker Manier stellen die beiden Blumen- und<br />

Früchtestillleben mit Vase einen Idealzustand dar, in<br />

dem Frühlings-, Sommer- und Herbstblüten sowie<br />

Früchte zusammengeführt werden. Von ganz besonderer<br />

Wirkung ist das Weiß einzelner Blüten, wie den<br />

Schneeglöckchen, dem Schneeball, der weißen Lilie<br />

und den weißen Narzissen und Anemonen, die sich<br />

aus der zarten Buntheit der übrigen Blüten hervorheben.<br />

Qualitätvolle feine Malerei in der für den Künstler<br />

typischen Art und Weise.<br />

Provenienz:<br />

Verso jeweils zwei ältere Aufkleber:<br />

Leger Galleries, London, März 1972, mit Künstlernennung<br />

und Betitelung.<br />

Richard Tream, London, erneut mit Künstlernennung<br />

und Betitelung. (13218833) (18)<br />

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GASPAR PETER VERBRUGGEN THE YOUNGER,<br />

1664 ANTWERP <strong>–</strong> 1730, ATTRIBUTED<br />

Pair of paintings<br />

STONE VASES WITH FLORAL BOUQUET AND<br />

FRUIT IN A FORESTED RIVERSCAPE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

79.4 x 65 cm each.<br />

In magnificent gilt frame.<br />

Each under acrylic glass.<br />

Provenance:<br />

Two older labels on the back:<br />

Leger Galleries, London, March 1972, with artist<br />

name and title.<br />

Richard Tream, London, with artist name and title.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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255


371<br />

JOHANN ELEAZAR SCHENAU,<br />

1737 GROSSSCHÖNAU <strong>–</strong> 1806 DRESDEN<br />

DAS ZERBROCHENE GESCHIRR<br />

Öl auf Leinwand.<br />

48 x 38 cm.<br />

Links unten (auf dem Tuchzipfel) signiert „Schenau<br />

1767“.<br />

Im original vergoldeten Rahmen, darauf graviertes<br />

Künstlernamensschild.<br />

Das <strong>Gemälde</strong> zählt zu jener Reihe von Genrebildern,<br />

bei denen sich der Maler auch den intimen Situationen<br />

der Gesellschaft gewidmet hat, wenngleich er aufgrund<br />

seiner Karriere bereits Aufträge für hochhöfische<br />

Portraits <strong>–</strong> auch am französischen Hof <strong>–</strong> erhalten hatte.<br />

Von C. FR. de Silvestre am Dresdener Hof und in<br />

Paris an der Académie royale de peinture et de sculpture<br />

ausgebildet, im Freundeskreis von Boucher oder<br />

de La Tour, erreichte er alsbald einen hohen Bekanntheitsgrad.<br />

Nicht unerheblich für seine Feinmalerei<br />

dürfte seine Tätigkeit in der Porzellanmalerei in Sèvres<br />

gewesen sein. In Paris wurde er als einer der angesehensten<br />

Genremaler bekannt, schuf Portraits von Maria<br />

Josepha und der Madame de Pompadour.<br />

Das Genrebild zeigt mit originellem, der Zeit entsprechend<br />

erzählerischem Inhalt das Innere einer Bürgerstube.<br />

Eine junge Mutter sitzt im Bildzentrum hell<br />

beleuchtet vor dunklem Hintergrund neben ihrem<br />

Kleinkind, das sich ängstlich in die weiße Schürze<br />

hüllt, dahinter ein etwas älterer Knabe, der sich angstvoll<br />

hinter seinem Buch versteckt, während der Vater<br />

links auf zerbrochenes Geschirr und eine Flasche am<br />

Boden weist, die Zuchtrute in der rechten Hand. Dagegen<br />

bittet die junge Mutter lächelnd um Milde. Im<br />

Hintergrund stillebenhaft arrangierte Gefäße, Weinglas,<br />

Weinflasche und Brot vor der Öffnung eines<br />

gemauerten Ofens.<br />

Provenienz:<br />

Dieses <strong>Gemälde</strong> war Leihgabe in Köln, Wallraf-<br />

Richartz- Museum, Inv.Nr. Dep. 543 (Inventar 1925).<br />

Deutschland, Privatbesitz.<br />

Anmerkung:<br />

Als Beigabe ein seitenverkehrter Stich von Claude<br />

Duflos (1700-1786), betitelt “La mère qui intercède“,<br />

hinter Glas gerahmt, 70,2 x 54 cm (siehe kl. Abb).<br />

Literatur:<br />

Original dieses <strong>Gemälde</strong> ist abgebildet in: Das Kabinett<br />

des Sammlers, <strong>Gemälde</strong> vom XV. bis XVIII.<br />

Jahrhundert, S. 301, 302, 303.<br />

Weitere Literatur:<br />

W. J. Schmidt, Johann Eleazar Zeissig, gen. Schenau<br />

(1737-1806), Phil. Diss. Heidelberg 1926, Abb. 6, S. 37<br />

f., Nr. 57 der Grafiken (zu La crédulité sans réflexion),<br />

Nr. 22 der Grafiken (zu La mère qui intercède).<br />

W. Becker, Paris und die deutsche Malerei 1750 - 1840,<br />

München/ Passau 1971, S. 21 ff.<br />

H. Th. Schulze Altkappenberg, „Le Voltaire de l‘Art“<br />

Johann Georg Wille (1715-1808) und seine Schule in<br />

Paris: Studien zur Künstler- und Kunstgeschichte der<br />

Aufklärung, (Kunstgeschichte: Form und Interesse,<br />

16), Münster 1987, S. 346 f.<br />

Vergleiche:<br />

G. Zick, Der zerbrochene Krug als Bildmotiv des 18.<br />

Jahrhunderts, Wallraf-Richartz-Jahrbuch, 1969, 31,<br />

S. 149-204, bei J. B. Greuze findet sich das Motiv<br />

der „cruche cassée“ als Einfiguren-Stück 1777 (Paris,<br />

Louvre). Einer ähnlichen Metaphorik bedient sich das<br />

frühe Werk „Les Œufs cassés“ (1756, New York,<br />

Metropolitan Museum of Art), wobei ein Korb mit<br />

zerbrochenen Eiern das vorgängige erotische Verhältnis<br />

zwischen der betrübten Magd und dem jungen<br />

Mann andeutet. „La réussite“, vgl. Becker 1971,<br />

Abb. 3 Schmidt, Johann Eleazar Zeissig-Schenau<br />

(1737 - 1806), Phil. Diss. Heidelberg 1926, S.36 und<br />

Anhang I, 1. (1281455) (11)<br />

JOHANN ELEAZAR SCHENAU,<br />

1737 GROSSSCHÖNAU <strong>–</strong> 1806 DRESDEN<br />

BROKEN DISHES<br />

Oil on canvas.<br />

48 x 38 cm.<br />

Signed “Schenau 1767” (on corner of the cloth)<br />

lower left.<br />

Provenance:<br />

This painting was on loan at the Wallraf-Richartz-<br />

Museum, Cologne, inv. no. Dep. 543 (1925 inventory).<br />

Private property, Germany.<br />

Notes:<br />

Accompanied by a side-inverted engraving by Claude<br />

Duflos (1700-1786), titled “La mère qui intercède”,<br />

framed under glass, 70.2 x 54 cm (see small ill.).<br />

Literature:<br />

The painting is illustrated in: Das Kabinett des<br />

Sammlers, <strong>Gemälde</strong> vom XV. bis XVIII. Jahrhundert,<br />

p. 301, 302, 303.<br />

€ 10.000 - € 14.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BIETEN<br />

Beigegeben Stich von Claude Duflos<br />

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372<br />

FRANZÖSISCHER MEISTER UM 1800<br />

PRACHTVOLLES BLUMENSTILLLEBEN IN VASE<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

60 x 47 cm.<br />

In Prunkrahmen.<br />

Vor dunklem Hintergrund auf einer Holzplatte stehend,<br />

eine bauchige Glasvase, deutlich erkennbar zur<br />

Hälfte mit Wasser gefüllt, und darin das prachtvolle<br />

Blumenarrangement. Dieses besteht aus zarten Rosen,<br />

gestreiften Tulpen, Nelken, Primeln, Ackerwinde,<br />

gelben Zinien, Chrysanthemen, diversen Kleinblütlern<br />

und einer großen, nach rechts oben ragenden blauweißen<br />

Schwertlilie, auf der eine kleine Fliege sitzt.<br />

<strong>Teil</strong>s ragen die Blumen über den Vasenrand auf die<br />

Platte herab. In der Bildmitte belebt eine kleine<br />

Schnecke die Komposition. Auch der Künstler selbst<br />

hat sich hier verewigt: Auf der Spiegelung auf der<br />

Glasvase ist er vor einem Fenster bei der Arbeit vor<br />

seiner Staffelei wiedergegeben. Feine Malerei in harmonischer<br />

Farbgebung im Stile der <strong>Alte</strong>n <strong>Meister</strong>.<br />

<strong>Teil</strong>s Randretuschen. (1320644) (18)<br />

FRENCH SCHOOL, CA. 1800<br />

MAGNIFICENT FLORAL STILL LIFE IN VASE<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

60 x 47 cm.<br />

Fine painting in harmonious colouration in the style<br />

of Old Masters.<br />

€ 6.000 - € 8.000<br />

Sistrix<br />

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KATALOG III<br />

GEMÄLDE ALTE MEISTER <strong>–</strong> TEIL 2<br />

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ONE OF THE LEADING AUCTION HOUSES IN EUROPE<br />

CATALOGUE III<br />

OLD MASTER PAINTINGS PART 2<br />

Auctions: Thursday, 30 June 2022<br />

Exhibition: Saturday, 25 June <strong>–</strong> Tuesday, 28 June 2022

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