Gemälde Alte Meister – Teil 1
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ONE OF THE LEADING<br />
AUCTION HOUSES<br />
IN EUROPE<br />
CATALOGUE II<br />
OLD MASTER PAINTINGS PART 1<br />
Auctions: Thursday, 30 June 2022<br />
Exhibition: Saturday, 25 June <strong>–</strong> Tuesday, 28 June 2022
OLD MASTER<br />
PAINTINGS<br />
PART I
262<br />
DENYS CALVAERT,<br />
GENANNT „DIONISIO FIAMMINGO“,<br />
1540 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1619 BOLOGNA<br />
Zunächst war Denys Calvaert, der in Antwerpen geboren<br />
wurde, Landschaftsmaler und wurde dann in<br />
Bologna u.a. bei Antonio da Correggio (1489-1534)<br />
und Tibaldi da Bologona (1527-1596) als Figurenmaler<br />
ausgebildet. Neben großformatigen Werken waren<br />
schon seinerzeit vor allem die auf Kupfer gemalten<br />
Bilder besonders erfolgreich.<br />
ANBETUNG DER KÖNIGE<br />
Öl auf Kupfer.<br />
57 x 41,4 cm.<br />
In vergoldetem profiliertem Holzrahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Andrea Donati, Rimini,<br />
2. Februar 2015, in Kopie.<br />
Wenngleich Calvaert zunächst in Antwerpen unter<br />
Christian van den Queborn lernte, dann in Bologna jedoch<br />
unter Prospero Fontana und Lorenzo Sabbatini,<br />
deren kompositionelle Auffassung in seinem Werk<br />
nachklingt. So atmet auch das hier angebotene beeindruckende<br />
<strong>Gemälde</strong> den Geist Bolognas, besonders<br />
auch in Hinblick auf die über den Köpfen der dicht aneinander<br />
dargestellten Figuren angeht.<br />
DENYS CALVAERT,<br />
ALSO KNOWN AS “DIONISIO FIAMMINGO”,<br />
1540 ANTWERP <strong>–</strong> 1619 BOLOGNA<br />
THE ADORATION OF THE MAGI<br />
Oil on copper.<br />
57 x 41.4 cm.<br />
Accompanied by a copy of an expert’s report by<br />
Andrea Donati, Rimini, 2 February 2015.<br />
Notes:<br />
Fondazione Zeri lists a comparable painting by Calvaert<br />
showing the “Adoration of the Magi”, however, in<br />
a larger format and painted on canvas instead (no.<br />
38612).<br />
€ 60.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Anmerkung:<br />
In der Fondazione Zeri ist ein vergleichbares ein <strong>Gemälde</strong><br />
von Calvaert verzeichnet, das die „Anbetung<br />
der Hirten“ zeigt, jedoch größer und auf Leinwand<br />
(Nr. 38612). Weitere vergleichbare <strong>Gemälde</strong> sind<br />
die „Krönung Mariae“ in der Kirche San Domenico<br />
in Bologna; „Der Heilige Michael und der Heilige<br />
Raphael“ in der Kirche von San Martino in Bologna;<br />
eine „Immaculata Conception“ in der Kirche San.<br />
Antonio Abbate, Bologna. (1320841) (13)<br />
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263<br />
POLIDORO DA CARAVAGGIO,<br />
UM 1497 CARAVAGGIO <strong>–</strong> UM 1543 MESSINA<br />
(WEITERE ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
Der Maler ist bereits in den Künstlerviten des Vasari<br />
genannt. Demnach kam er 18-jährig nach Rom, wo er<br />
wahrscheinlich in der Werkstatt von Giulio und Giovanni<br />
da Udine lernen konnte. Schon zu seiner Zeit<br />
wurde er durch seine Malereien an Gebäudefassaden<br />
in der monochromen Sgraffito-Technik gerühmt. Die<br />
Thematik seiner Werke greift fast ausschließlich in die<br />
Mythologie der Antike. Verblüfft hatte er seine Zeitgenossen<br />
mit seiner damals völlig neuen Chiaroscuro-<br />
Malerei. Auch die Tatsache, dass er als Erster in Italien<br />
Heiligenfiguren als winzige Gestalten in die Landschaften<br />
setzte, lediglich als Staffagefiguren. Die Pestepidemie<br />
und der Sacco di Roma veranlassten den<br />
Maler 1527 nach Neapel zu ziehen, um dann 1530 in<br />
Messina Aufträge des spanischen Konsuls anzunehmen,<br />
Werke die jedoch dem Erdbeben 1908 zum Opfer<br />
fielen. Die letzte Nachricht über seine Tätigkeit ist der<br />
Auftrag der Stadt Messina, den Sieg Kaiser Karls V<br />
auf ein hölzernes Triumphtor zu malen. 1543 starb der<br />
Maler eines gewaltsamen Todes. Quellen nennen<br />
seinen Schüler Tonno Calabrese als den Täter, der angeblich<br />
an sein Geld kommen wollte. Neben Deodato<br />
Guinaccia waren Antonio Catalano, Stefano Giordano,<br />
Jacopo Vigneri und Mariano Riccio seine letzten<br />
Schüler in Messina. Werke seiner Hand finden sich in<br />
zahlreichen bedeutenden öffentlichen Sammlungen<br />
und Museen, wie der National Gallery London, der<br />
Royal Collection Windsor, dem Nationalmuseum<br />
Capodimonte Napoli oder dem Metropolitan Musem<br />
of Art, N.Y.<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
RÖMISCHER TRIUMPHZUG<br />
sowie<br />
BACCHANAL<br />
Jeweils Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
Je 34 x 100 cm.<br />
Die beiden <strong>Gemälde</strong> in extremem Längsformat, in Entsprechung<br />
antiker bzw. Renaissance-Friesmale reien<br />
oder -Reliefs. Möglicherweise wurden sie als Supraporten<br />
oder für Kabinettfelderungen geschaffen. Die<br />
Farbigkeit in beige-bräunlichem Camaieu lässt die<br />
Figuren im Sinne eines Steinreliefs erscheinen, jedoch<br />
mit völlig dunklem Hintergrund, vor dem sie sich<br />
betont abheben. Im erstgenannten Bild zieht ein römischer<br />
Triumphzug nach links. Die Hauptfigur, ein<br />
Feldherr oder Imperator, sitzt mit erhobenem Feldherrnstab<br />
und einer Siegespalme in der Linken auf<br />
einer Biga, von zwei Pferden gezogen. Er hält den<br />
Kopf zurückgewandt und blickt auf den behelmten<br />
Träger einer Legionsstandarte, dem zwei Krieger folgen.<br />
Dazwischen ein Mann mit Helm, der den Rotulus mit<br />
der Aufschrift „SPQR“ hochhält. Kannen und Amphoren<br />
tragende Frauen sowie ein Musiker mit Doppelaulos<br />
und Lorbeerkranz begleiten den Zug. Die Gefangenen,<br />
zwei davon in langen Philosophenmänteln, ziehen<br />
voraus, die Köpfe gesenkt. Am linken Bild rand ein geharnischter<br />
weiterer Standartenträger zwischen einem<br />
Jüngling mit erhobener Beuterüstung sowie einem<br />
weiteren, der mit geschultertem Beil einen jungen<br />
Stier führt, der zum Tempel als Opfertier geführt wird.<br />
Im Gegenstück wird das wilde Treiben eines antiken<br />
Bacchanals präsentiert. Die Ausführung in entsprechender<br />
Farbigkeit. Auch hier findet sich die Hauptfigur<br />
rechts im Bild, ein beleibter Bacchus mit Weinschale<br />
schwankend auf einem Esel reitend, gestützt<br />
von einem Satyr und einem Knäblein, der sein Bein<br />
sichert. Davor ein Ziegenbock, Symbol der Trunkenheit.<br />
In die rechte untere Ecke hat der Maler eine junge<br />
Frau eingefügt, darüber ein Hornbläser. Die linke<br />
Bildseite ist durch eine Herme betont, die mit einem<br />
Kranz geschmückt wird. Die gesamte Mittelzone wird<br />
von musizierenden Jünglingen und Mänaden im Tanzschritt<br />
belebt, mit Triangel, Serpenthorn, Doppelauloi,<br />
Becken oder Tyrsosstab. Der bocksbeinige Pan mit<br />
Panflöte.<br />
Die Darstellungen evozieren den Eindruck eines<br />
Hoch relief-Plastikfrieses, dies besonders durch die<br />
Beleuchtung von links, mit entsprechenden Schattenbildungen<br />
und dunkler gehaltenen Figuren im Hintergrund.<br />
A. R.<br />
Literatur:<br />
Die beiden <strong>Gemälde</strong> sind besprochen und abgebildet<br />
in: Maurizio Marini (Hrsg.), Polidoro Caldara da Caravaggio.<br />
L‘Invidia e la fortuna, Venedig 2005. (1281111)<br />
(11)<br />
POLIDORO DA CARAVAGGIO,<br />
CA. 1497 CARAVAGGIO <strong>–</strong> CA. 1543 MESSINA<br />
(FURTHER ILL. FOLLOWING PAGES)<br />
Works by his hand are held in numerous important<br />
public collections and museums, such as the National<br />
Gallery London, the Royal Collection Windsor, the<br />
National Museum Capodimonte Napoli or the Metropolitan<br />
Museum of Art, N.Y.<br />
A pair of paintings<br />
ROMAN TRIUMPHAL PROCESSION<br />
and<br />
BACCHANAL<br />
Each oil on canvas. Relined.<br />
34 x 100 cm each.<br />
The two paintings are painted in an extreme landscape<br />
format in line with antique or Renaissance<br />
frieze paintings or reliefs. They may have been created<br />
as overdoor paintings or as cabinet landscaping.<br />
The colouration in brownish-beige Camaieu makes<br />
the figures look like stone reliefs standing out against<br />
a completely dark background.<br />
Literature:<br />
Both paintings are illustrated and discussed in:<br />
Maurizio Marini (ed.), Polidoro Caldara da Caravaggio.<br />
L’invidia e la fortuna, Venice 2005.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
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17
264<br />
GIULIO CESARE PROCACCINI,<br />
1574 BOLOGNA <strong>–</strong> 1625 MAILAND<br />
Der Maler war Sohn des ebenfalls im Stil des Manierismus<br />
arbeitenden Ercole Procaccini d. Ä. (1515-<br />
1595) und Bruder des Camillo Procaccini (1561-1629)<br />
sowie des Carlantonio Procaccini (um 1555-um 1605).<br />
Sein Stil zeigt sowohl den Manierismus Bolognas als<br />
auch den Kolorismus der Venezianischen Schule am<br />
Beginn der Barock-Epoche.<br />
MARIA MIT DEM KINDE UND JOHANNES<br />
Öl auf Holz.<br />
50 x 39 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
GIULIO CESARE PROCACCINI,<br />
1574 BOLOGNA <strong>–</strong> 1625 MILAN<br />
THE VIRGIN AND CHRIST CHILD AND SAINT JOHN<br />
Oil on panel.<br />
50 x 39 cm.<br />
Accompanied by a copy of an expert’s report by Emilio<br />
Negro, Bologna, n.d.<br />
€ 17.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Beigegeben eine Expertise von Emilio Negro, Bologna,<br />
ohne Datum, in Kopie.<br />
Zunächst als Bildhauer ausgebildet, ist es nicht verwunderlich,<br />
dass Procaccini dazu neigte, seine <strong>Gemälde</strong>, von<br />
einem Horror Vacui ergriffen, weitestgehend mit den<br />
dargestellten Figuren auszufüllen. Nicht nur in diesem<br />
hier vorliegenden <strong>Gemälde</strong>, dessen guter Zustand<br />
von Emilio Negro hervorgehoben wird, ist dies<br />
der Fall, sondern auch bei <strong>Gemälde</strong>n seiner Hand in<br />
öffentlichen Sammlungen: Besonders bei der „Madonna<br />
mit dem Kinde und den Heiligen“ im Metropolitan<br />
Museum of Art in New York, aber auch bei einem<br />
<strong>Gemälde</strong> in der Eremitage in St. Petersburg, das die<br />
Heilige Familie mit Johannes dem Täufer und einem<br />
Engel zeigt, ist diese Neigung deutlich spürbar.<br />
(1301511) (13)<br />
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265<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,<br />
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL<br />
Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />
Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />
sich mit den Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und<br />
Agostino (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-<br />
1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen<br />
von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später<br />
stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo<br />
Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner<br />
Bilder erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs<br />
von Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr<br />
1644 wurde er durch den Papst zum Ritter des Christusordens<br />
geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied<br />
der Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio<br />
ist er der bedeutendste Naturalist der Neapolitanischen<br />
Malerei mit Betonung des Chiaroscuro. Ein<br />
Hauptmerkmal seines Wirkens ist die bewusste Wahl<br />
der Darstellung von meist alten, asketisch knochigschlanken<br />
Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />
APOSTEL ODER EVANGELIST<br />
Öl auf Leinwand.<br />
50 x 49 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Dem <strong>Gemälde</strong> ist eine ausführliche Expertise von<br />
Nicola Spinosa, Napoli, 12. Mai 2022 beigegeben.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> wird im kommenden Jahr aufgenommen<br />
in der Monographie: Nicola Spinosa, Aniello Falcone e<br />
i pittori influenzati da Ribera e attivi a Napoli.<br />
Spinosa weist in seiner Expertise eine Reihe von Vergleichsbildern<br />
auf, die dem hier vorliegenden Bildnis<br />
nahestehen. So etwa „Hl. Petrus als Büßer“, „Mathäus<br />
und der Engel“ oder der „Hl. Andreas im Gebet“.<br />
Was die Datierung des vorliegenden Werkes betrifft,<br />
so verweist Spinosa auf die Schwierigkeit der Feststellung,<br />
ob es noch zu den letzten Monaten von Riberas<br />
Aufenthalt in Rom (1614/15- bis 1615) gehört,<br />
oder in den Beginn seines letzten Aufenthaltes in Neapel<br />
von 1616-1618 zu setzen ist, als Ribera in der<br />
Stiftskirche in Osuna malte.<br />
Letztendlich scheint dem Experten eine Datierung<br />
zwischen 1615 und 1616 als überzeugend.<br />
Damit zählt das vorliegende Werk zu den wenigen<br />
erhaltenen dieser von Spinosa genannten Schaffungsperiode.<br />
Das bisher unveröffentlichte <strong>Gemälde</strong> kann hier als<br />
eine sensationelle Neuentdeckung für das Werk des<br />
bedeutenden Malers Ribera vorgestellt werden. Dementsprechende<br />
gut dokumentierte, jüngste Forschungsergebnisse<br />
des zuständigen Experten Nicola Spinosa<br />
belegen die Autorschaft des Künstlers (s. u).<br />
Es liegt uns hier ein <strong>Gemälde</strong> vor, das den Kopf eines<br />
kräftigen bärtigen Mannes in brauner Kutte zeigt. Das<br />
Haupt kahl, dem Betrachter nahe, schräg nach rechts<br />
ins Bild gesetzt. Nachdenklich blickt er von seinem<br />
offenen Buch auf. Von der Hand, die das Buch hält, ist<br />
am unteren Bildrand ein Finger zu sehen. Mit den geöffneten<br />
Seiten, die eine Abbildung erkennen lassen,<br />
fügt sich das Buch mit hochgeschlagener Seite kompositionell<br />
überlegt in die rechte untere Ecke ein. Das<br />
Bildnis zeigt die meisterliche Handschrift des genannten<br />
Malers, mit allen Aspekten, die seine malerische<br />
Charakteristik ausweisen, wie die bräunlich-goldene<br />
Farbgebung, die Lichtreflexe, bis hin zur überzeugenden<br />
psychologischen Erfassung,<br />
Die Identifizierung des Dargestellten stößt an Grenzen,<br />
da eindeutige Attribute fehlen und man auf Ähnlichkeiten<br />
mit weiteren Bildnissen von Heiligen, Aposteln<br />
oder Evangelisten im Werk Riberas zurückgreifen<br />
muss. Das Buch mag vornehmlich an einen Evangelisten<br />
denken, etwa Matthäus oder Markus, die ebenfalls<br />
in vorgeschrittenem <strong>Alte</strong>r und kahlköpfig gezeigt<br />
wurden. Möglicherweise haben wir es hier mit einem<br />
<strong>Gemälde</strong> der kastilianisch genannten Serie der „Apostolado“<br />
zu tun, die Ribera in seiner langen Karriere<br />
zu verschiedenen Zeiten schuf. Erstmals zwischen<br />
1609 und 1610 zu Beginn seines Aufenthaltes in Rom<br />
(Spinosa 2008, S. 303 f.). Eine zweite Serie entstand<br />
im Auftrag von Pedro Cosida von Saragossa, den Vertreter<br />
des spanischen Königs beim Papst. Vier Bilder<br />
dieser Serie finden sich in der Fondazione Roberto<br />
Longhi in Florenz. Weitere Serien entstanden bis in<br />
die späten 1630er Jahre.<br />
Wie durchdacht die Komposition insgesamt ist, zeigt<br />
die Beobachtung, dass der Lichteinfall von links oben<br />
in einer nach rechts unten führenden Diagonale - über<br />
Kopf, Nase und Bart hinweg - auf die Buchseite weist.<br />
Als Gegen-Diagonale sind die Mantelfalte und die<br />
Schrägstellung des Buches zu sehen.<br />
Dies und der malerische Duktus liegen Riberas „Hieronymus“-Themen<br />
nahe, auch, weil hier wie dort erkennbar<br />
wird, wie Ribera in den Armenvierteln Roms<br />
seine Charaktermotive suchte. Nahezu identisch zeigt<br />
sich ein Petrus-Bildnis, <strong>Teil</strong> der erhaltenen Serie in den<br />
„Girolamini“, die sich in Neapel befinden. A.R.<br />
Literatur:<br />
Nicola Spinosa und A.E. Perez Sánchez, Jusepe<br />
de Ribera 1591-1652, Ausstellungskatalog; Napoli <strong>–</strong><br />
Madrid <strong>–</strong> New York 1992.<br />
G. Papi, Ribera a Roma. Soncono/Cremoa, 2007.<br />
J. Milicua und J. Portús (a cura) Il giovane Ribera tra<br />
Roma, Parma e Napoli, Ausstellungskatalog, Madrid<br />
<strong>–</strong> Napoli 2010-2011. (1321691) (11)<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,<br />
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES<br />
APOSTLE OR EVANGELIST<br />
Oil on canvas.<br />
50 x 49 cm.<br />
Accompanied by a detailed expert’s report by Nicola<br />
Spinosa, Napoli, 12 May 2022. Next year, the painting<br />
will be included in the forthcoming monograph:<br />
Nicola Spinosa, Aniello Falcone e i pittori influenzati<br />
da Ribera e attivi a Napoli.<br />
In his expert’s report, Spinosa points to a series of<br />
comparable paintings very similar to the present portrait<br />
such as “The Penitent Saint Peter Matthew and<br />
the Angel” or “Saint Andrew in Prayer”. With regards<br />
to dating the present work, Spinosa finds it difficult to<br />
determining whether the painting was created in the<br />
last months of Ribera’s stay in Rome (1614/15- to<br />
1615) or at the beginning of his last stay in Naples in<br />
1616-1618 when Ribera was painting in the collegiate<br />
church in Osuna.<br />
Ultimately, a dating between 1615 and 1616 seems<br />
convincing to the expert.<br />
This makes the present work one of the few surviving<br />
works from this creative period.<br />
The previously unpublished painting can thus be<br />
presented as a sensational new discovery for the<br />
work of the important painter Ribera. It is accordingly<br />
well-documented and recent research results of the<br />
responsible expert Nicola Spinosa prove the authorship<br />
of the artist (see below).<br />
The present painting shows the head of a strong,<br />
bearded man in a brown robe. The bald head, close to<br />
the viewer, is placed diagonally to the right in the picture.<br />
He looks up thoughtfully from his open book.<br />
One finger of the hand holding the book can be seen<br />
at the bottom of the painting. In a considered composition<br />
the open pages reveal an illustration and the<br />
book with the page turned up fits into the lower right<br />
corner. The portrait shows Ribera’s mastery and typical<br />
painterly characteristics such as the brownishgolden<br />
colouration, the light reflections, and the convincing<br />
psychological assessment.<br />
It is difficult to identify the depicted, since there are<br />
no clear attributes, so one must revert to similarities<br />
with other portraits of saints, apostles, or evangelists<br />
in Ribera’s œuvre. The book suggests an evangelist,<br />
such as Matthew or Mark, who are usually also depicted<br />
as advanced in age and bald. It is possible that<br />
we are dealing here with a painting from the Castilian<br />
series called “Apostolado”, which Ribera painted at<br />
various times during his long career. For the first time<br />
between 1609 and 1610 at the beginning of his stay<br />
in Rome (Spinosa 2008, p. 303 f.). A second series<br />
was commissioned by Pedro Cosida of Zaragoza, the<br />
Spanish king’s representative to the Pope. Four pictures<br />
from this series are held at the Fondazione Roberto<br />
Longhi in Florence. Other series continued into<br />
the late 1630s.<br />
The painting’s sophistication is obvious when following<br />
the direction of light pointing from the top left in a<br />
diagonal direction to the bottom right <strong>–</strong> across the<br />
head, nose, and beard <strong>–</strong> towards the book page. The<br />
fold of the cloak and the slanting position of the book<br />
create a counter-diagonal. This and the painting style<br />
are close to Ribera’s Hieronymus subjects, as it is<br />
clear in both cases how Ribera drew from character<br />
motifs in the slums of Rome. A portrait of Saint Peter,<br />
part of the surviving series in the “Girolamini” in<br />
Naples, is almost identical.<br />
Literature:<br />
Nicola Spinosa and A.E. Perez Sánchez, Jusepe de<br />
Ribera 1591 - 1652, exhibition catalogue; Napoli/<br />
Madrid/ New York 1992.<br />
G. Papi, Ribera a Roma, Soncono/Cremona 2007.<br />
J. Milicua and J. Portús (ed.), Il giovane Ribera tra<br />
Roma, Parma e Napoli, exhibition catalogue, Madrid/<br />
Napoli 2010-2011.<br />
€ 100.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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266<br />
RHEINISCHER MEISTER DES 15. JAHRHUNDERTS<br />
STIFTERTAFEL MIT MADONNA UND HEILIGEN<br />
Öl auf Eichenholz, verso zwei Festigungsklötze.<br />
60 x 52 cm.<br />
Rheinisch, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts.<br />
Ungerahmt.<br />
Die nahezu quadratische Bildtafel war ehemals wohl<br />
Mittelbild eines Haus- oder Kapellenaltars. Maria mit<br />
dem Kind ist im Zentrum zwischen seitlich je zwei<br />
Heiligen gezeigt. Vor einem roten Brokat-Baldachintuch<br />
ist sie stehend wiedergegeben. Das Kind in ihren Armen<br />
hält eine Rosenkranzkette und blickt auf den<br />
links unten knienden Stifter. Die Heiligenfiguren im<br />
Sinne einer Sacra conversazione nahezu gleichrangig<br />
nebeneinandergestellt. Links der Heilige Joseph mit<br />
seinem Attribut, einem Winkel, das seinen Zimmermannsberuf<br />
andeutet, gefolgt von Katharina, hier mit<br />
Krone, in goldfarbenem Brokatkleid und Hermelin und<br />
mit einem goldenen Ring zwischen den Fingern, Attribut<br />
der Heiligen, gleichzeitig ein deutlicher Hinweis<br />
darauf, dass sie als Namenspatronin der Gattin des<br />
Stifters gemeint ist, dementsprechend auch in der<br />
Vertikale zu diesem positioniert. Rechts steht Barbara<br />
mit dem Turm, sowie Johannes Evangelist, hier in rotem<br />
Mantel und mit dem Schlangen-Kelch.<br />
Am Boden das Familienwappen. Die Wahl der Heiligenfiguren<br />
stehen üblicherweise in Bezug zu den Taufnamen<br />
der Stifterfamilie. So ist Josef als Taufpatron<br />
des Stifters zu sehen, auf den er auch mit dem Finger<br />
weist. Bei der Wiedergabe der Gesichter handelt es<br />
sich daher auch um Portraits der Familie. Der Stifter<br />
selbst trägt einen weißen Mantel, was auf seine Zugehörigkeit<br />
zu einer Kongregation hinweist. Die gotischen<br />
Minuskeln der Aufschrift: „O fili(us) dei miserere<br />
mei“ (O Sohn Gottes erbarme Dich meiner) nennen<br />
sein Gebet.<br />
Die Gesichter sind weich modelliert, das Inkarnat zartfarbig.<br />
Der helle Gesamtton des <strong>Gemälde</strong>s lässt sich<br />
in der Stilphase der Kölner Schule während des sogenannten<br />
Weichen Stils beobachten. Die ebenfalls weiche<br />
Hügellandschaft im Hintergrund zeigt vor allem in<br />
der Wiedergabe der Bäume italienischen Einfluss.<br />
A.R. (1321463) (11)<br />
RHENISH SCHOOL, 15TH CENTURY<br />
DONOR PANEL WITH MADONNA AND SAINTS<br />
Oil on oak panel, two parquetting slats on the back.<br />
60 x 52 cm.<br />
Rhenish, second half of the 15th century.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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267<br />
LOMBARDISCH-VENEZIANISCHER MALER<br />
DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
KREUZABNAHME CHRISTI<br />
Öl auf Holz. <strong>Teil</strong>s parkettiert.<br />
133 x 101 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Erzählerische Darstellung der Kreuzabnahme in weiter<br />
Landschaft mit Fluss. Im Vordergrund der abgenommene<br />
Leichnam, um den verschiedene Figuren in einem<br />
Kreis gruppiert sind. Hinter ihnen im Zentrum<br />
das zum oberen Bildrand führende Kreuz. Im Vordergrund<br />
der auf einem weißen Laken liegende Jesus,<br />
nur mit einem rötlichen Lendentuch bekleidet, dessen<br />
Oberkörper leicht von Josef von Arimathäa gehalten<br />
wird. Oberhalb Jesu Maria, in rot-blauem Gewand sitzend<br />
mit schmerzverzerrtem Gesicht, die wiederum<br />
von dem hinter ihr stehenden Johannes mit rötlichem<br />
Umhang gehalten wird. Rechtsseitig drei Christus<br />
beweinende Frauen in langen blauen und rötlichen<br />
Gewändern. Am unteren linken Rand ein Schädel als<br />
Verweis auf Golgatha. Im Hintergrund rechts wird auf<br />
einer Anhöhe die Kreuzigung mit zahlreichen Figuren<br />
wiedergegeben: In der Mitte die Aufrichtung des<br />
Kreuzes mit Christus, zu seinen Seiten die beiden<br />
Kreuze der Schächer. Auf der linken Seite zwei Soldaten<br />
im Gespräch vor einer großen Gebäudeanlage. Im<br />
Hintergrund die Stadtanlage mit weiter See, auf der<br />
einige Boote zu erkennen sind, sowie am Horizont,<br />
hinter einer Berggruppe, die in einer leuchtenden rötlichen<br />
Kugel hinter dem Meer versinkende Abendsonne.<br />
Rechts des Kreuzbalkens wird zudem durch eine<br />
Höhle und einen verzierten Sarkophag die Grabstätte<br />
angedeutet. Qualitätvolle Malerei in teils kräftigen<br />
leuchtenden Farben, bei der jedoch hier mehrere<br />
Episoden der Kreuzigungsgeschichte wiedergegeben<br />
sind. Rest., teils Retuschen, teils Farbabrieb.<br />
(1321361) (3) (18)<br />
SCHOOL OF LOMBARDY/VENICE,<br />
16TH CENTURY<br />
THE DEPOSITION FROM THE CROSS<br />
Oil on panel. Partially parquetted.<br />
133 x 101 cm.<br />
€ 35.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Detail des <strong>Gemälde</strong>s<br />
rechts oben<br />
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268<br />
MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
DIE KREUZIGUNG CHRISTI<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
90,5 x 72 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Die Komposition dürfte wohl nach einem Vorbild des<br />
Roger van der Weyden (1399-1464) entstanden sein.<br />
Im Zentrum der am Kreuz hängende Jesus mit weißem<br />
bewegtem Laken um seine Hüfte, oberhalb seines<br />
Kopfes das befestigte Schild mit der Inschrift<br />
„INRI“, rechts und links von ihm die Kreuze der beiden<br />
Schächer. Unterhalb des Kreuzes auf der linken<br />
Seite Maria in blau-weißem Gewand, vor Schmerz<br />
zusammengesunken mit geschlossenen Augen, dabei<br />
wird sie gestützt von dem hinter ihr stehenden Johannes<br />
in rotem Gewand. Jesus wendet seinen Blick den<br />
beiden zu. Das Kreuz umklammert hat Maria Magdalenda,<br />
die in feinem Gewand und langen, welligen<br />
Haaren auf Jesus hinaufblickt. Rechtsseitig mehrere<br />
Männer im Gespräch und zwei Soldaten in Rüstung. Im<br />
Hintergrund der abendliche Himmel über dem Mauerzug<br />
um die Stadt Jerusalem. Figurenreiche Darstellung<br />
in differenzierten Farbtönen. <strong>Teil</strong>s rest., Retuschen.<br />
(1300491) (18)<br />
MASTER OF THE 17TH CENTURY<br />
THE CRUCIFIXION OF CHRIST<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
90.5 x 72 cm.<br />
The composition is probably based on a paragon<br />
by Roger van der Weyden (1399-1464).<br />
€ 8.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
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269<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,<br />
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL<br />
Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />
Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />
sich mit den Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und<br />
Agostino (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-<br />
1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen<br />
von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später<br />
stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo<br />
Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner<br />
Bilder erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs<br />
von Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr<br />
1644 wurde er durch den Papst zum Ritter des Christusordens<br />
geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied<br />
der Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio<br />
ist er der bedeutendste Naturalist der Neapolitanischen<br />
Malerei mit Betonung des Chiaroscuro. Ein<br />
Hauptmerkmal seines Wirkens ist die bewusste Wahl<br />
der Darstellung von meist alten, asketisch knochigschlanken<br />
Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />
DER PHILOSOPH DIOGENES<br />
Öl auf Leinwand.<br />
96 x 72 cm.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> größerformatig angelegt und, wie bei<br />
Ribera und dessen Hell-Dunkel-Malstil üblich, in caravaggesker<br />
Malweise mit dunklem Hintergrund, vor<br />
dem der hier alt und graubärtig wiedergegebene Philosoph<br />
in hellem Licht erscheint. Der aus Sinope<br />
stammende griechische Denker (um 412-323 v. Chr.)<br />
wird hier, wie üblich, mit einer Laterne dargestellt.<br />
Der Sinn dieses attributiven Gegenstandes geht aus<br />
der Legende hervor, wonach Diogenes bei der Befragung,<br />
warum er bei Tageslicht eine Laterne hält, geantwortet<br />
haben soll „Ich suche einen Menschen“.<br />
Dieser Skeptizismus ist auch der Inhalt der Lehre der<br />
damaligen griechischen Philosophie geworden. Hier<br />
in Dreiviertelansicht in Lebensgröße wiedergegeben,<br />
hat der Maler ihn leicht nach rechts gebeugt gezeigt,<br />
mit nachdenklichem Blick, die Laterne in der Linken,<br />
ein großes Buch in der Rechten haltend. Als Kleidung<br />
dient ihm lediglich ein bescheidener brauner Kittel mit<br />
weißem darunterliegendem Hemd, wobei jedoch die<br />
gesamte rechte Brust- und Schulterpartie freigelassen<br />
wird. Das weithin bekannte <strong>Gemälde</strong> von Ribera,<br />
das ebenfalls den Philosophen zeigt, befindet sich in<br />
der <strong>Gemälde</strong>galerie Dresden, stellt aber den Philosophen<br />
in noch jüngerem <strong>Alte</strong>r vor, in noch stolzer aufrechter<br />
Haltung und mit nahezu vorwurfsvollem Blick,<br />
wodurch sein Satz nach der Suche des wahren Menschen<br />
noch herausfordernder thematisiert ist. Im vorliegenden<br />
<strong>Gemälde</strong> jedoch erscheint der gealterte<br />
Philosoph bereits in einer Resignation dargestellt.<br />
Ribera, bekannt für mehrere seiner Philosophendarstellungen,<br />
hat speziell diesen Diogenes mehrfach in<br />
unterschiedlichen Bildauffassungen geschaffen, wobei<br />
das vorliegende <strong>Gemälde</strong> wohl zu den ausdrucksvollsten<br />
aus dieser Serie zu zählen wäre.<br />
Provenienz:<br />
Galerie Jacques Leegenhoek, Paris, November 1996.<br />
Literatur:<br />
Das hier angebotene <strong>Gemälde</strong> ist abgebildet in:<br />
Nicola Spinosa, Ribera. La obra completa, Madrid<br />
2008, Nr. B2, S. 485. Spinosa datiert das <strong>Gemälde</strong><br />
auf ca. 1612-1613. (1241111) (2) (11)<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,<br />
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES<br />
THE PHILOSOPHER DIOGENES<br />
Oil on canvas.<br />
96 x 72 cm.<br />
Provenance:<br />
Galerie Jacques Leegenhoek, Paris, November 1996.<br />
Literature:<br />
The painting on offer for sale here is illustrated in:<br />
Nicola Spinosa, Ribera. La obra completa, Madrid<br />
2008, no. B2, p. 485. Spinosa dates the painting to<br />
ca. 1612-1613.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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270<br />
BERNARDINO LUINI,<br />
UM 1480/85 RUNO <strong>–</strong> 1532 MAILAND,ZUG.<br />
BILDNIS DER HEILIGEN MARIA MAGDALENA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
65 x 52 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Beigegeben eine Expertise von Didier Bodart vom 14.<br />
April 2001, darin Zuweisung an Bernardino Luini.<br />
Die jugendliche Heilige im Halbbildnis hält in der linken<br />
Hand das Salbgefäß, die Rechte an den Gürtel gelegt.<br />
Kopf mit Blick nach links gewendet. Im Bildaufbau und<br />
in der Farbgebung eindeutig die Schule Leonardo da<br />
Vincis (1452-1519) erkennbar. (†) (13220015) (11)<br />
BERNARDINO LUINI,<br />
CA. 1480/85 RUNO <strong>–</strong> 1532 MILAN, ATTRIBUTED<br />
PORTRAIT OF SAINT MARY MAGDALENE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
65 x 52 cm.<br />
Unframed.<br />
Accompanied by an expert´s report by Didier Bodart<br />
dated 14 April 2001 with attribution to Bernardino<br />
Luini.<br />
The youthful saint is shown in half-portrait and holds<br />
the ointment vessel in the left hand while her right<br />
hand is placed on her belt. Her gaze is turned to the<br />
left. The composition and colouration clearly shows<br />
the School of Leonardo da Vinci (1452-1519). (†)<br />
€ 35.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
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271<br />
BARTOLOMEO SIGNORINI,<br />
1674 <strong>–</strong> 1742<br />
SOFONISBE EMPFÄNGT DEN GIFTBECHER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
204 x 165 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Ugo Ruggeri,<br />
ohne Datum, in Kopie.<br />
Massinissa, der früh mit Sofinisbe verlobt wurde, jedoch<br />
hinnehmen musste, dass diese aufgrund der<br />
Heiratspolitik ihres Vaters König Syphax heiraten<br />
musste, heiratete sie später und versucht nun, ihre<br />
Auslieferung an Scipio zu verhindern. Er reicht ihr soeben<br />
den Giftbecher, der das Bildzentrum des hier angebotenen<br />
<strong>Gemälde</strong>s bildet. Ihre Unschuld wird unterstrichen<br />
durch das weiße Textil, in das sie gehüllt<br />
ist, eine sichtbare Brust zeigt die weiße Haut, die<br />
ebenfalls auf die Unschuld anspielen dürfte. Ihre adelige<br />
Herkunft wird durch eine kleine Krone unterstrichen,<br />
die ihr Haupt ziert.<br />
BARTOLOMEO SIGNORINI,<br />
1674 <strong>–</strong> 1742<br />
SOPHONISBA RECEIVING THE CUP OF POISON<br />
Oil on canvas.<br />
204 x 165 cm.<br />
Accompanied by a copy of an expert’s report by<br />
Prof Ugo Ruggeri, n.d.<br />
Literature:<br />
cf. Proposte e restauri. I Musei d’arte negli anni<br />
Ottanta, Verona, Museo di Castelvecchio, 1987,<br />
pp. 243-248.<br />
cf. Le vite dei pittori, scultori e architetti Veronesi,<br />
Verona, Guiseppe Biadego (ed.), 1891, p. 340.<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Vgl. Proposte e restauri. I Musei d‘arte negli anni<br />
Ottanta, Verona, Museo di Castelvecchio, 1987,<br />
S. 243-248.<br />
Vgl. Le vite dei pittori, scultori e architettti veronesi,<br />
Hrsg. Giuseppe Biadego, Verona 1891, S. 340.<br />
(1321161) (3) (13)<br />
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272<br />
JAN ADRIAENSZ VAN STAVEREN,<br />
UM 1613 LEYDEN <strong>–</strong> UM 1668, ZUG.<br />
DER HEILIGE FRANZISKUS IN EINER HÖHLE<br />
IM GEBET<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
44 x 33 cm.<br />
Rechts unten monogrammiert. Verso alter angehefteter<br />
Zettel mit Resten einer Aufschrift mit Künstlerbezeichnung<br />
„Stav...“ sowie die Jahreszahl „1569“.<br />
Das fein gemalte Bild vereint mehrere Kategorien der<br />
Malerei: Bildnis, Stillleben und Landschaft. Im Zentrum<br />
der Darstellung, nach links in einer braunen Kutte kniend,<br />
der Heilige Franziskus, vor sich einen Folianten<br />
auf einem Felssockel. Links davor ein Holzkreuz mit<br />
Corpus Christi, dem der Blick des Heiligen gilt. Den<br />
Vordergrund hat der Maler genutzt, um beinahe stilllebenhaft<br />
Pflanzen und niedere Tierwelt darzustellen,<br />
wie Disteln, die als Symbol der Selbstkasteiung als<br />
Attribut des Heiligen gedacht sind. Daneben bunte<br />
Vögel, auf die bereits Marder lauern, ein Ausdruck des<br />
Memento mori-Gedankens. Rechts unten zwei Frösche<br />
neben Blättern und Blüten. Der Höhleneingang eröffnet<br />
einen Ausblick in bergige Landschaft mit kühnem<br />
Felsenbogen, Kirchengebäude und erhöht stehender<br />
Burg. Das <strong>Gemälde</strong> besticht insgesamt durch die<br />
gekonnte Feinmalerei aber auch durch den außergewöhnlichen<br />
Bildeinfall zu diesem Thema. (13220013)<br />
(11)<br />
JAN ADRIAENSZ VAN STAVEREN,<br />
CA. 1613 LEIDEN <strong>–</strong> CA. 1668, ATTRIBUTED<br />
SAINT FRANCIS PRAYING IN A CAVE<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
44 x 33 cm.<br />
Monogrammed lower right. Old attached note with<br />
remains of an inscription “Stav...” and date “1569” on<br />
the reverse.<br />
€ 18.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Monogrammiert oberhalb<br />
des Froschkopfes<br />
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273<br />
VINCENT MALO,<br />
UM 1595 <strong>–</strong> 1656<br />
MOSES TEILT DAS ROTE MEER<br />
Öl auf Holz.<br />
Ca. 55,5 x 78 cm.<br />
Links unten monogrammiert „I.V.M.“ und<br />
datiert „1631“.<br />
Beigegeben Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
vom 2. September 2018.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> ist insbesondere wegen der seltenen<br />
ikonografischen Darstellung von höchstem kunsthistorischen<br />
Interesse. Der Auszug aus Ägypten wird<br />
hier in einer weiten hügeligen Landschaft wiedergegeben,<br />
rechts das Ufer des Roten Meeres mit<br />
Darstellung des Unterganges der ägyptischen Reiterarmee,<br />
die dem Auszug gefolgt war. Am Ufer hervorgehoben<br />
die Gestalten von Moses und Aaron, wobei<br />
Moses den rechten Arm mit Stab erhoben hält, mit<br />
Blick auf den Untergang der Verfolger. Das Volk zieht<br />
in großen Scharen in den Vordergrund. Unter den hier<br />
größer wiedergegebenen Figuren noch einmal Moses<br />
und Aaron. Daneben ein Steinsarkophag, in dem die<br />
Leiche des Josef liegt, die dem Bibeltext gemäß beim<br />
Auszug aus Ägypten mitgeführt wurde um später im<br />
Grab der Patriarchen beigesetzt zu werden. Diese<br />
Darstellung findet sich in den gemalten Exodusschilderungen<br />
kaum bzw. so gut wie nicht. <strong>Meister</strong>liche<br />
Feinmalerei. (†) (13220011) (11)<br />
VINCENT MALO,<br />
CA. 1595 <strong>–</strong> 1656<br />
MOSES PARTS THE RED SEA<br />
Oil on panel.<br />
Ca. 55.5 x 78 cm.<br />
Monogrammed „I.V.M.“ and dated „1631“ below left.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr. Klaus Ertz,<br />
Lingen, dated 2 September 2018.<br />
The painting is of great art historical interest, particularly<br />
due to its rare iconography. The figures of Moses<br />
and Aaron are highlighted on the banks. This subject<br />
is very rarely found in exodus paintings. Superb fine<br />
painting. (†)<br />
€ 28.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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274<br />
FRANCESCO SOLIMENA,<br />
1657 CANALE DI SERINO <strong>–</strong> 1747 BARRA DI NAPOLI<br />
Neben Luca Giordano (1632/34-1705), von dem er sich<br />
stark beeinflussen ließ, gilt er als einer der führenden<br />
Vertreter der neapolitanischen Malerei seiner Zeit. Da<br />
Neapel etliche Jahre aufgrund des Spanischen Erbfolgekriegs<br />
an das österreichische Habsburg ging, erhielt<br />
Solimena auch zahlreiche Aufträge aus Wien (z.B.<br />
Hochaltarbild der Kapelle im Schloss Belvedere) und beeinflusste<br />
so auch die öster reichischen Barock-Maler<br />
wie Daniel Gran (um 1694-1757) oder Paul Troger<br />
(1698-1762).<br />
RUHE AUF DER FLUCHT NACH ÄGYPTEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
99 x 135,5 cm.<br />
In plastisch verziertem und vergoldetem Rahmen.<br />
Solimena lässt keine Zweideutigkeiten zu, wenn er uns<br />
hier die Flucht nach Ägypten zeigt: Auf einem Sockel<br />
ganz rechts, der zudem als Repoussoir dient, ruht<br />
eine nach links blickende Sphinx und wird von einer<br />
Palme überragt. Davor Maria in den von ihr typischen<br />
Farben auf ihrem Schoß das blonde Jesuskind, vor<br />
der Figurengruppe zwei geflügelte Putti, deren blonde<br />
Haare mit den dahinterliegenden Sonnenblumen<br />
korrespondieren. Die linke Bildhälfte wird von allerlei<br />
Hausrat eingenommen, der von der Heiligen Familie<br />
mitgenommen worden ist, daneben ein Rind, ein Esel<br />
und ein Huhn. Dahinter, sich abzeichnend vor einem<br />
Hügel mit Häusern, sitzt Joseph.<br />
Provenienz:<br />
Julius Weitzner, New York.<br />
1950 bei der University of Kansas Museum of Art.<br />
Sotheby‘s, Montecarlo, 23. Februar 1986, lot 477.<br />
Paul Ganz, New York.<br />
Everett Fahy.<br />
Christie‘s New York, 26. Oktober 2016.<br />
Anmerkung:<br />
Von dem hier angebotenen <strong>Gemälde</strong> existiert ein<br />
Kupferstich mit seitenverkehrter Wiedergabe des<br />
Themas (siehe Vergleichsabbildung) von 1724 durch<br />
Bernard Baron.<br />
Literatur:<br />
K. Berger, A picture by Sebastien Bourdon, in: The<br />
Register of the Museum of Art of the University of Kansas,<br />
Juni 1951, Nr. 1, Abb. 1, als Sebastien Bourdon.<br />
P. Rosenberg, Quelques tableaux inédits du dix-septième<br />
siècle français, Art de France : revue annuelle<br />
de l‘art ancien et moderne, Paris, IV, 1964, S. 299,<br />
als zugeschrieben an Giuseppe Bartolomeo Chiari.<br />
B. Fredericksen and F. Zeri, Census of Pre-Nineteenth-<br />
Century Italian Paintings in North American Public<br />
Collections, Cambridge 1972, p. 52, als Giuseppe<br />
Bartolomeo Chiari.<br />
A.M. Clark, Studies in Roman eighteenth-century<br />
painting, Washington, D.C. 1981, S. 8, n. 5, als Sebastiano<br />
Conca.<br />
N. Spinosa, Pittura napoletana del Settecento, Neapel,<br />
1988, S. 185, Nr. 13.<br />
G. Finaldi and M. Kitson et al., Discovering the Italian<br />
Baroque: The Denis Mahon Collection, London 1997,<br />
S. 160, Nr. 76.<br />
S. Carotenuto, Francesco Solimena: Dall‘attività giovanile<br />
agli anni della maturità (1674-1710), Rom, 2015,<br />
S. 169-70, under no. A27, Abb. A27.3.<br />
N. Spinosa, Francesco Solimena (1657-1747) e le Arti<br />
a Napoli, Rom 2018, S. 247, Abb. 76d. (1321981) (13)<br />
FRANCESCO SOLIMENA,<br />
1657 CANALE DI SERINO - 1747 BARRA DI NAPOLI<br />
REST ON THE FLIGHT INTO EGYPT<br />
Oil on canvas.<br />
99 x 135.5 cm.<br />
Provenance:<br />
Julius Weitzner, New York.<br />
1950 at the University of Kansas Museum of Art.<br />
Sotheby’s, Montecarlo, 23. Februar 1986, lot 477.<br />
Paul Ganz, New York.<br />
Everett Fahy.<br />
Christie’s New York, 26 October 2016.<br />
Literature:<br />
K. Berger, A picture by Sebastien Bourdon, in: The<br />
Register of the Museum of Art of the University of<br />
Kansas, June 1951, no. 1, ill. 1, as Sebastien Bourdon.<br />
P. Rosenberg, Quelques tableaux inédits du dix-septième<br />
siècle français, Art de France: revue annuelle<br />
de l’art ancien et moderne, Paris, IV, 1964, p. 299,<br />
as attributed to Giuseppe Bartolomeo Chiari.<br />
B. Fredericksen and F. Zeri, Census of Pre-Nineteenth-<br />
Century Italian Paintings in North American Public<br />
Collections, Cambridge 1972, p. 52, as Giuseppe<br />
Bartolomeo Chiari.<br />
A.M. Clark, Studies in Roman eighteenth-century<br />
painting, Washington, D.C. 1981, p. 8, no. 5, as Sebastiano<br />
Conca.<br />
N. Spinosa, Pittura napoletana del Settecento, Neapel<br />
1988, p. 185, no. 13.<br />
G. Finaldi and M. Kitson et al., Discovering the Italian<br />
Baroque: The Denis Mahon Collection, London 1997,<br />
p. 160, no. 76.<br />
S. Carotenuto, Francesco Solimena: Dall’attività<br />
giovanile agli anni della maturità (1674-1710), Rome<br />
2015, p. 169-70, under no. A27, ill. A27.3.<br />
N. Spinosa, Francesco Solimena (1657-1747) e le Arti<br />
a Napoli, Rom 2018, S. 247, Abb. 76d. INFO | BIETEN<br />
€ 30.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
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275<br />
FRANCESCO SALVATOR FONTEBASSO,<br />
1707 VENEDIG <strong>–</strong> 1769 EBENDA<br />
CHRISTUS UND DIE EHEBRECHERIN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
97 x 114 cm.<br />
In teilvergoldetem Rahmen.<br />
Die Perikope über Christus und die Ehebrecherin<br />
steht in Vers 7,53-8,11 des Johannesevangeliums. Sie<br />
beschreibt die Konfrontation zwischen Christus und<br />
den Schriftgelehrten und Pharisäern zu der Frage, ob<br />
eine Frau, die soeben beim Ehebruch ertappt wurde,<br />
gesteinigt werden muss. Das <strong>Gemälde</strong> zeigt Jesus<br />
im Tempel, um ihn herum die Schriftgelehrten und die<br />
Pharisäer, die ihm links die Ehebrecherin in rotem Gewand<br />
mit goldenem Tuch gebracht haben. Sie hat ihre<br />
Hände hinter dem Rücken gefesselt und den Kopf<br />
reuig zu Boden gesenkt. Hinter ihr stehend Soldaten<br />
in Rüstung und mit hohen Lanzen. Christus wird von<br />
einem der Pharisäer, der mit ausgestreckten Händen<br />
auf die Frau weist, gefragt was sie tun sollen. Christus<br />
in rotem Gewand und blauem leuchtendem Mantel<br />
hat sich niedergebückt und weist darauf hin, was er<br />
auf den Boden geschrieben hat. Schließlich spricht er<br />
zu ihnen die berühmten Worte „Wer von Euch ohne<br />
Sünde ist, werfe als erster den Stein auf sie“. Dieser<br />
dramatische Momennt ist Gegenstand der Darstellung.<br />
Als Repoussoir hat der Maler an den linken Rand<br />
einen Jungen mit Hund und am rechten unteren Rand,<br />
vor einer steinernen Brüstung, ein Mädchen, ebenfalls<br />
mit einem Hund spielend, gesetzt. Durch die hohen<br />
Bögen der Architektur des Tempels fällt der Blick auf<br />
einen hellblauen Himmel mit weiteren Gebäuden.<br />
Figurenreiche Darstellung mit bewegten Gesten und<br />
feiner Lichtführung, die insbesondere Christus im<br />
Mittelpunkt und die Ehebrecherin hervorhebt. Minimal<br />
Retuschen.<br />
Literatur:<br />
Die Freunde des Wallraf-Richartz-Museum und des<br />
Museum Ludwig e.V. (Hrsg.), Wallraf-Richartz-Jahrbuch<br />
für Kunstgeschichte, Bd. 78, Köln 2017, S. 253,<br />
Abb. 21. (1302011) (18)<br />
FRANCESCO SALVATOR FONTEBASSO,<br />
1707 VENICE <strong>–</strong> 1769 IBID.<br />
CHRIST AND THE ADULTERESS<br />
Oil on canvas.<br />
97 x 114 cm.<br />
Literature:<br />
Die Freunde des Wallraf-Richartz-Museum und des<br />
Museum Ludwig e.V., Wallraf-Richartz-Jahrbuch für<br />
Kunsgeschichte, vol. 78, Cologne 2017, p. 253, ill. 21.<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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276<br />
MARCELLUS COFFERMANS,<br />
1520/30 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1578 EBENDA,<br />
ZUG./ KREIS DES<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
DIE GEBURT CHRISTI<br />
sowie<br />
SAMUEL ALS RICHTER<br />
Öl auf Holz.<br />
14 x 9 cm und 13,5 x 9,5 cm.<br />
Auf dem zweiten <strong>Gemälde</strong> bezeichnet „.z.Samuelis..“<br />
Je in teilvergoldetem Holzrahmen.<br />
Das erste <strong>Gemälde</strong> zeigt in einem stallartigen Innenraum<br />
die Geburt Christi: auf einem steinernen Block,<br />
von dem zwei weitere <strong>Teil</strong>e auf dem Boden liegen,<br />
ein kleinerer Holzblock auf dem Stroh liegt und darauf<br />
auf einem weissen Laken das nackte neugeborene<br />
Jesuskind. Rechts von ihm die kniende Maria in langem<br />
roten Gewand mit blauem Mantel, die Hände<br />
behutsam zusammengelegt und liebevoll auf das<br />
Kind herabschauend. Hinter ihr der stehende Josef<br />
mit leuchtend rotem Mantel in seiner linken Hand einen<br />
Stock haltend. Linksseitig und hinter dem Jesuskind<br />
Engel mit großen Flügeln in farbenfrohen Gewändern.<br />
Im Hintergrund des Stalles sind Ochs und<br />
Esel zu erkennen. Durch die Fenster und die Tür fällt<br />
der Blick auf eine Landschaft mit Hirten und ihren<br />
Schafen, denen gerade in einem hellen, vom Himmel<br />
herabfallenden Lichtstrahl ein schwebender Engel erscheint,<br />
der ihnen die Geburt Christi verkündet. Das<br />
zweite <strong>Gemälde</strong> zeigt in einem Saal den auf einem<br />
Thron sitzenden Samuel in prachtvollem goldenen,<br />
besticktem Gewand, um über einen vor ihm stehenden<br />
Mann und einen Soldaten zu urteilen. Im Hintergrund<br />
vor landschaftlichem Ausblick eine Vielzahl an<br />
Männern in langen Gewändern, die der Urteilssprechung<br />
beiwohnen. Im Vordergrund zudem ein stehender<br />
Mann mit roter, geschlitzter Jacke, einen am Boden<br />
sitzenden weißen Hund an der Leine haltend. Vielfigurige<br />
qualitätvolle Malerei, die Figuren mit feinen<br />
Gesichtern und teils prachtvollen farbigen Kostümen.<br />
Vereinzelt kleine Retuschen.<br />
Provenienz:<br />
P. de Boer, Amsterdam.<br />
Privatsammlung, Monaco.<br />
Anmerkung:<br />
Coffermans, der seit 1539 <strong>Meister</strong> in der Antwerpener<br />
Malergilde war, interessierte sich nicht für den italienischen<br />
Manierismus seiner Zeit, sondern ließ sich<br />
vor allem von den Werken der Künstler inspirieren,<br />
die zwei oder drei Generationen vor ihm tätig waren.<br />
Seine Darstellung der Geburt Christi ist ausgesprochen<br />
traditionell. (1302163) (18)<br />
MARCELLUS COFFERMANS,<br />
1520/30 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1578 IBID.,<br />
ATTRIBUTED/ CIRCLE OF<br />
Pair of paintings<br />
THE BIRTH OF CHRIST<br />
and<br />
SAMUEL AS A JUDGE<br />
Oil on panel.<br />
14 x 9 cm and 13.5 x 9.5 cm.<br />
On the second painting inscribed “.z.Samuelis..”<br />
Provenance:<br />
P. de Boer, Amsterdam.<br />
Private collection, Monaco.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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45
277<br />
LUCA GIORDANO,<br />
GENANNT „LUCA FA PRESTO“,<br />
1634 NEAPEL <strong>–</strong> 1705 EBENDA<br />
Der vor allem für seine Fresken berühmte Maler war<br />
Sohn eines Kunsthändlers aus Apulien, der sich ebenfalls<br />
der Malerei widmete. So erhielt er seinen ersten<br />
Unterricht bei seinem Vater, während jedoch allgemein<br />
angenommen wird, dass er ein Schüler des<br />
Giuseppe José de Ribera (1588/91-1652) war. Etliche<br />
seiner Werke lassen auch dessen Einfluss erkennen,<br />
während das enorm umfangreiche Werk Giordanos<br />
zeigt, dass er sämtliche Stilvarianten seiner Zeit beherrschte.<br />
Auch die Themenbreite in seinem Werk, in<br />
sämtlichen Bereichen der Historienmalerei, religiöse<br />
Darstellungen aber auch mythologische Szenen, zeigt<br />
Einflüsse zunächst der Caravaggisten, später aber<br />
auch der Maler Pietro da Cortona (1596-1669), Mattia<br />
Preti (1613-1699) oder Peter Paul Rubens (1577-1640).<br />
Im Bildaufbau mancher seiner Werke sind auch die<br />
venezianischen <strong>Meister</strong> wie Paolo Veronese (1528-<br />
1588), Tiziano Vecellio (1485/89-1576) oder Domenico<br />
Robusti Tintroretto (1560-1635) spürbar.<br />
CHRISTUS UND DIE EHEBRECHERIN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
182 x 230 cm.<br />
In schmaler moderner Holzleiste.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Professor Oreste Ferrari<br />
vom März 1998, Rom, in Kopie.<br />
Ebenfalls in Kopie ein Gutachten von Maria Letizia<br />
Paoletti vom 25. Februar 1990, in dem Paoletti genau<br />
wie Ferrari zu dem Schluss kommt, dass es sich um<br />
ein eigenhändiges Werk von Luca Giordano handelt,<br />
das um 1660-1670 entstanden sein kann.<br />
Paoletti vergleicht die hier angebotene Darstellung<br />
mit dem <strong>Gemälde</strong> „Christus unter den Gelehrten“<br />
in der Sammlung Conte Leonardo Viletti, der „Santa<br />
Lucia“ im Museum Museo di Capodimonte in Neapel<br />
und natürlich dem Werk „Christus und die Ehebrecherin“<br />
im Museo di Reggio Calabria, das dem hier angebotenen<br />
<strong>Gemälde</strong> in vieler Hinsicht ähnelt.<br />
Anmerkung:<br />
Ein <strong>Gemälde</strong> mit der gleichen Komposition nach<br />
Luca Giordano wird in der Kirche Pio Monte della<br />
Misericordia in Neapel verwahrt. (1301021) (3) (13)<br />
LUCA GIORDANO,<br />
ALSO KNOWN AS “LUCA FA PRESTO”,<br />
1634 NAPLES <strong>–</strong> 1705 IBID.<br />
CHRIST AND THE ADULTRESS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
182 x 230 cm.<br />
A copy of the certificate of authenticity by Professor<br />
Oreste Ferrari from March 1998, Rome, is enclosed<br />
as is an expert's report by Maria Letizia Paoletti dated<br />
25 February 1990. Both experts infer that this is an<br />
original by Luca Giordano which may have been created<br />
between 1660 and 1670.<br />
Paoletti compares the present depiction with a painting<br />
of “Christ among the Scholars” held in the collection<br />
of Conte Leonardo Viletti, the “Santa Lucia” held<br />
in the Museo di Capodimonte in Naples and a work<br />
titled “Christ and the Adulteress” held at the Museo<br />
di Reggio Calabria, which is similar to the present<br />
painting in many respects.<br />
Notes:<br />
A painting with the same composition after Luca<br />
Giordano is held at the Pio Monte della Misericordia<br />
church in Naples.<br />
€ 34.000 - € 38.000<br />
Sistrix<br />
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278<br />
JACOB ADRIAENSZ BACKER,<br />
1608 HARLINGEN <strong>–</strong> 1651 AMSTERDAM, ZUG.<br />
DER ZINSGROSCHEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
141 x 159 cm.<br />
Das Bildthema illustriert die bekannte Bibelstelle nach<br />
Matthäus (Mt 22,21). Danach kamen während der Zeit<br />
der für das Volk schwer zu ertragenden römischen<br />
Steuererhebungen Vertreter der jüdischen Obrigkeit zu<br />
Jesus, zeigten ihm eine Münze mit der Frage, ob das<br />
Steuergeld an Rom gezahlt werden müsse. Jesus<br />
antwortete, auf das Cäsarenbildnis der Münze weisend:<br />
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott,<br />
was Gottes ist“. Damit war für die Jesuspartei der politische<br />
Konflikt mit Rom vorläufig beruhigt.<br />
Das Thema war in allen Epochen von hoher <strong>–</strong> vor allem<br />
auch politischer <strong>–</strong> Bedeutung, da der Bibeltext auch<br />
den jeweiligen Regierungen Europas das finanzielle<br />
Führungsrecht zu geben bedeutete. Vor allem aus diesem<br />
Grunde fand das Bildthema weite Verbreitung,<br />
von nahezu allen Malern aufgegriffen, von Masaccio,<br />
Caravaggio, Tizian oder Rubens, bis hin zu Malern der<br />
jüngeren Neuzeit.<br />
Backer hat hier großformatig das Thema nahezu theatralisch<br />
in Szene gesetzt, die Figuren in Betrachternähe<br />
nahezu lebensgroß gemalt. Der Gestalt des<br />
Jesus, der gleichzeitig auf die Münze und zum Himmel<br />
weist, steht den bärtigen Männern gegenüber, die<br />
teils fragend, teils überrascht blicken.<br />
Von Backers <strong>Gemälde</strong> sind einige Wiederholungen<br />
bekannt, die im Werkverzeichnis (siehe Literatur) aufgeführt<br />
wurden. Davon befindet sich eine<br />
Version im Nationalmuseum Stockholm (Inv.Nr. 382),<br />
eine weitere in Privatsammlung, ferner wird ein Exemplar<br />
in unbekanntem Verbleib genannt (diese?).<br />
Backer kam als Kind mit seiner Familie nach Amsterdam,<br />
ging dann etwa 20-jährig nach Leeuwarden, um<br />
bei Jacobsz. Lampert (1598-1636) zu studieren. Von<br />
diesem Lehrer übernahm er auch die Thematik der<br />
Historienmalerei und religiöser Inhalte. A.R.<br />
Literatur:<br />
Zu Biografie und Werk siehe:<br />
Peter van den Brink, Jaap van der Veen, Heinrich<br />
Becker, Jacob Backer (1608/09-1651), Katalog anläßlich<br />
der Ausstellung „Der große Virtuose, Jacob Backer“<br />
(1608/09-1651), 12. März-7. Juni 2009 im Suermondt-<br />
Ludwig-Museum in Aachen, 29. November 2008-22.<br />
Februar 2009 unter dem Titel „Jacob Backer<br />
(1608/09-1651), Rembrandts tegenpool“ im Museum<br />
Het Rembrandthuis in Amsterdam, Zwolle 2009.<br />
Darin: Peter van den Brink, Œuvrekatalog der <strong>Gemälde</strong><br />
Jacob Backers, S. 204, A1ff. (1320132) (11)<br />
JACOB ADRIAENSZ BACKER,<br />
1608 HARLINGEN <strong>–</strong> 1651 AMSTERDAM,<br />
ATTRIBUTED<br />
THE TRIBUTE MONEY<br />
Oil on canvas.<br />
141 x 159 cm.<br />
The painting's subject illustrates the well-known passage<br />
from the Bible according to Matthew (22:21).<br />
During the time of the tax collection by the Romans,<br />
which was financially hard for the people, representatives<br />
of the Jewish authorities came to Jesus and<br />
showed him a coin and asked him whether the tax<br />
money had to be paid to Rome. Jesus replied, pointing<br />
to the image of Caesar on the coin: “So give back<br />
to Caesar what is Caesar's, and to God what is<br />
God's”.<br />
A few versions of Backer's painting are known and<br />
are listed in the catalogue raisonné (see literature).<br />
One of these versions is held at the National Museum<br />
in Stockholm (inv. no. 382), another in a private<br />
collection, and a copy with unknown whereabouts<br />
(this one?).<br />
Backer and his family arrived in Amsterdam when he<br />
was a child, aged ca. 20 he went to study and work<br />
with Jacobsz Lampert (1598-1636) in Leeuwarden.<br />
He adopted the genres of history and religious paintings<br />
from his teacher.<br />
Literature:<br />
Regarding his biography and works:<br />
Peter van den Brink, Jaap van der Veen, Heinrich<br />
Becker, Jacob Backer (1608/09 - 1651), on occasion<br />
of the exhibition “Der Große Virtuose. Jacob Backer<br />
(1608/09 - 1651)”, 12th March-7th June 2009 held<br />
at the Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen, 29th<br />
November 2008-22nd February 2009 titled “Jacob<br />
Backer (1608/09-1651), Rembrandts tegenpool” at<br />
the Museum Het Rembrandthuis in Amsterdam,<br />
Zwolle 2009.<br />
Therein: Peter van den Brink, Œuvrekatalog der<br />
<strong>Gemälde</strong> Jacob Backers, p. 204, A1 ff.<br />
€ 70.000 - € 100.000<br />
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279<br />
DIRCK VAN BABUREN,<br />
UM 1594 UTRECHT <strong>–</strong> 1624 EBENDA<br />
Bedeutender Caravaggist der Utrechter Schule, dessen<br />
Romaufenthalt von 1612 stark auf seinen Stil eingewirkt<br />
hat, besonders aber die Hell-Dunkel-Malweise<br />
Caravaggios. Zu seinen bekanntesten Arbeiten in<br />
Italien gehört die Ausstattung einer Kapelle in San<br />
Pietro in Montorio in Rom (1615-1625). Danach kehrte<br />
er in seine Heimatstadt Utrecht zurück und unterhielt<br />
sein Atelier zusammen mit Henrick ter Brugghen<br />
(1622-1623). Zusammen mit diesem Kollegen und mit<br />
Honthorst begründete er den hohen Ruf der Utrechter<br />
Schule für den caravaggesken Stil.<br />
PETRIS VERLEUGNUNG<br />
Öl auf Holz.<br />
57 x 85 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Gianni Papi,<br />
Florenz, vom 3. September 2019.<br />
Die Darstellung in betontem Breitformat, wodurch die<br />
nebeneinander stehenden Figuren nahe an den Betrachter<br />
herangeführt werden. Gezeigt ist die Szene des<br />
Neuen Testaments, wonach Petrus nach der Gefangennahme<br />
Jesu die Zugehörigkeit zu dessen Jüngerkreis<br />
leugnet, um sich der Gefangennahme zu entziehen.<br />
Das Thema, in der Bildkunst seit jeher aufgegriffen,<br />
hat der Maler hier in Halbbildnissen vorgestellt: rechts<br />
die Magd, die anschuldigend auf Petrus weist, während<br />
dieser mit leicht hochgezogenen Schultern und abwehrender<br />
Geste leugnet. Seine innere Erregung drückt<br />
sich im Blick, aber auch im aufgelösten grauen Haar<br />
aus. Zwischen den beiden Figuren erscheinen im Hintergrund<br />
zwei Männergesichter, die sich skeptische<br />
Blicke tauschen. Ein <strong>Gemälde</strong> desselben Themas malte<br />
Dirk van Baburen in den Jahren zwischen 1620 und<br />
1624. (Nationalmuseum Krakau).<br />
Der Maler zählt zur Utrechter Schule. 1612 zog er nach<br />
Rom. Seitdem stand er unter dem bestimmenden<br />
Einfluss Carravaggios und dessen Hell-Dunkel-Malerei,<br />
was zu einem bleibenden Merkmal seiner Bildauffassung<br />
wurde, und auch in vorliegendem <strong>Gemälde</strong> zu<br />
sehen ist.<br />
In der beiliegenden Expertise sieht Gianni Papi den Malstil<br />
des Bildes in Nähe der Werke, die der spanische<br />
Diplomat, Mentor und Sammler Pietro Cussida (gest.<br />
1622) in Auftrag gab oder erworben hat. Unter dessen<br />
Patronat schuf Barburen die Pietà in der Kirche San<br />
Pietro in Montorio, zusammen mit David de Haen,<br />
ferner die Lunetten der Kapelle etc. Papi datiert das<br />
<strong>Gemälde</strong> in das Jahr um 1620 und sieht Verwandtschaft<br />
mit dem <strong>Gemälde</strong> des Martyriums von „San<br />
Bartolomeo“. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Luigi Koelliker, Mailand.<br />
Literatur:<br />
Wayne E. Franits, The Paintings of Dirck van Baburen,<br />
Amsterdam/ Philadelphia 2013. (13207828) (2) (11)<br />
DIRCK VAN BABUREN,<br />
CA. 1594 UTRECHT <strong>–</strong> 1624 IBID.<br />
THE DENIAL OF PETER<br />
Oil on panel.<br />
57 x 85 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor<br />
Gianni Papi, Florence, 3 September 2019.<br />
Provenance:<br />
Collection Luigi Koelliker, Milan.<br />
Literature:<br />
Wayne E. Franits, The Paintings of Dirck van Baburen,<br />
Amsterdam/ Philadelphia 2013.<br />
€ 70.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
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51
280<br />
MATTIA PRETI,<br />
1613 TAVERNA/ CATANZARO <strong>–</strong> 1699 VALLETTA/<br />
MALTA<br />
Der in Kalabrien geborene und auf Malta verstorbene<br />
Maler hatte nach Auskunft seiner Zeitgenossen ein<br />
äußerst bewegtes Leben. Er war nicht allein Maler,<br />
sondern auch Ordensritter der Malteser und wurde<br />
aufgrund des Ruhmes seiner Familie „Il Cavalier Calabrese“<br />
genannt. In Rom erhielt er Aufträge von<br />
Papst Urban VIII sowie von Kardinal Rospigliosi. Sein<br />
Werk zeigt die Schule des Guercino (1591-1666), Giovanni<br />
Lanfranco (1582-1647) und Domenico Zampieri<br />
(1581-1641) sowie den starken Einfluss der tenebristischen<br />
Malerei der Caravaggisten. Werke seiner Hand<br />
finden sich in den bedeutendsten öffentlichen Sammlungen<br />
und Museen wie etwa: Museum of Fine Arts,<br />
Houston, Nationalmuseum, Warschau, Prado, Madrid,<br />
Pinacoteca di Brera, Mailand, Galleria dell‘Accademia,<br />
Venedig; sein Selbstbildnis befindet sich in den Uffizien,<br />
Florenz.<br />
DIE VERLEUGNUNG DES PETRUS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
93,7 x 124 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Anbei in Kopie ein Gutachten von Nicola Spinosa,<br />
Neapel, 22. Februar 2020.<br />
Die Szene bezieht sich auf eine Stelle, die unter anderem<br />
im Markusevangelium Erwähnung findet (Mk,<br />
14,66-72): „Und Petrus war unten im Hof. Da kam<br />
eine von den Mägden des Hohenpriesters; und als<br />
sie Petrus sah, wie er sich wärmte, schaute sie ihn an<br />
und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus von<br />
Nazareth. Er leugnete aber und sprach: Ich weiß nicht<br />
und verstehe nicht, was du sagst. Und er ging hinaus<br />
in den Vorhof, und der Hahn krähte. Und die Magd<br />
sah ihn und fing abermals an, denen zu sagen, die<br />
dabeistanden: Dieser ist einer von denen. Und er<br />
leugnete abermals.<br />
Und nach einer kleinen Weile sprachen die, die dabeistanden,<br />
abermals zu Petrus: Wahrhaftig, du bist einer<br />
von denen; denn du bist auch ein Galiläer. Er aber fing<br />
an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne<br />
den Menschen nicht, von dem ihr redet. Und alsbald<br />
krähte der Hahn zum zweiten Mal. Da gedachte Petrus<br />
an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe<br />
der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.<br />
Und er fing an zu weinen.“ Eindrücklich fing<br />
Mattia Preti diese Szene im Geschmack des Chiaroscuro-Caravaggismus<br />
seiner Zeit ein und lässt die<br />
Hauptfiguren im Schlaglicht gleißend hell aus dem<br />
Dunkel des Grundes heraustreten. Spinosa stellt in<br />
seinem Gutachten den guten Erhaltungszustand des<br />
<strong>Gemälde</strong>s heraus und datiert es auf um 1650, als Preti<br />
in Rom weilte. (†)<br />
Literatur:<br />
Vgl. Bernardo De Dominici, Vite de‘ pittori, scultori ed<br />
architetti napoletani,<br />
Napoli 1742-1745, Bd. 3, S. 583-725, Neapel 2008.<br />
Vgl. Mattia Preti tra Roma, Napoli e Malta, Ausstellungskatalog,<br />
Museo di Capodimonte, Neapel 1999.<br />
Vgl. John T. Spike, Mattia Preti. Werkverzeichnis,<br />
Florenz 1999. (1320129) (13)<br />
MATTIA PRETI,<br />
1613 TAVERNA/ CATANZARO - 1699 VALLETTA/<br />
MALTA<br />
His works are held in most important public collections<br />
and museums such as the Museum of Fine Arts<br />
in Houston, the National Museum in Warsaw, the Prado<br />
in Madrid, the Pinacoteca di Brera in Milan and the<br />
Galleria dell‘Accademia in Venice. His self-portrait can<br />
be found in the Uffizi Gallery, Florence.<br />
THE DENIAL OF PETER<br />
Oil on canvas.<br />
93.7 x 124 cm.<br />
A copy of the expert’s report by Nicola Spinosa,<br />
Naples, 22 February 2020 is enclosed. (†)<br />
€ 80.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
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53
281<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,<br />
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL<br />
Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />
Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />
sich mit den Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und<br />
Agostino (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-<br />
1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen<br />
von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später<br />
stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo<br />
Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner<br />
Bilder erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs von<br />
Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr 1644<br />
wurde er durch den Papst zum Ritter des Christusordens<br />
geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied der<br />
Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist<br />
er der bedeutendste Naturalist der Neapolitanischen<br />
Malerei mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal<br />
seines Wirkens ist die bewusste Wahl der<br />
Darstellung von meist alten, asketisch knochigschlanken<br />
Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />
SAN PIETRO IN LACRIME<br />
Öl auf Leinwand.<br />
138 x 98 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Vincenzo Paccelli,<br />
Neapel, der in dem <strong>Gemälde</strong> ein Werk von Jusepe de<br />
Ribera sieht; zudem ein technischer Untersuchungsbericht<br />
von Ing. Claudio Falcucci „Pentimenti“ unter der<br />
Malschicht feststellend (beides in Kopie vorliegend).<br />
Das Bildthema geht an die Stelle des Neuen Testaments<br />
zurück, wonach der Heilige Petrus in schuldhafter<br />
Reue seines Verrats an Jesus gedenkt. Diese<br />
Bibelstelle wurde von mehreren bedeutenden Malern<br />
aufgegriffen. Der Blick ist, wie auch hier, zumeist<br />
nach oben gerichtet. Hier sitzt der Heilige an einem<br />
Tisch, den Kopf auf den rechten Arm gestützt. Die<br />
Qualität der Oberflächen des Heiligen lässt keinen<br />
Zweifel an der vollen Eigenständigkeit des <strong>Gemälde</strong>s<br />
durch Ribera, in dem die charakteristische Rauheit<br />
der Hände und die Falten der Stirn, die verwelkte<br />
Haut und die Rötung um die Augen, verursacht durch<br />
Weinen und <strong>Alte</strong>r, deutlich wahrnehmbar sind. Das<br />
Motiv finden wir auch in Darstellungen des Guido<br />
Reni oder Diego Velázquez. Für das <strong>Gemälde</strong> hat Prof.<br />
Vincenzo Pacelli, Autor des Werkes „Pittura del'600<br />
nelle collezioni napoletane“, Vergleichsbeispiele genannt,<br />
wie etwa ein Werk in einer Londoner Privatsammlung,<br />
signiert „Jusepe R“ (Spinosa 2003, S.<br />
272, Nr. A. 67), ebenfalls dargestellt in einem intimen<br />
und bußfertigen Gespräch mit der Gottheit, sowie die<br />
halbfigurige Interpretation desselben Modells, dargestellt<br />
in der identischen physiognomischen Haltung,<br />
aufbewahrt in der Eremitage von Sankt Petersburg<br />
(Spinosa 2003, S. 276, Nr. A80). Durch die diagnostischen<br />
Untersuchungen von Claudio Falcucci wurde<br />
bestätigt, dass die Leinwand des untersuchten<br />
Werks, das „d‘imperatore“ genannt wird, eine in der<br />
Malerei von Caravaggio und seinen ersten römischen<br />
Nachfolgern sehr verbreitete Malart aufweist; durch<br />
die dokumentarischen Hinweise ist es zudem nicht<br />
ausgeschlossen, dass das fragliche <strong>Gemälde</strong> mit der<br />
Leinwand „San Pietro in d'imperatore“ identifiziert<br />
werden könnte, die im Giustiniani-Inventar von 1638<br />
von Spagnoletto erwähnt wird (Danesi Squarzina<br />
2003, S. 325). Kopien aus dem Inventar des Conti<br />
Gonzaga di Novellara liegen vor. Kehrt man zu den Erkenntnissen<br />
zurück, die aus Falcuccis diagnostischen<br />
Untersuchungen hervorgehen, so offenbaren sie ein<br />
weiteres entscheidendes Datum für die Zuschreibung<br />
des Heiligen Petrus an Ribera, nämlich das Vorhandensein<br />
von Pentimenti, die den Finger der vorgelegten<br />
und anschließend bewegten Hand betreffen. Bekanntlich<br />
beweist das Vorhandensein von Pentimenti<br />
die Originalität eines Werkes und im vorliegenden Fall<br />
ist somit klar, dass es von dem genannten Künstler<br />
Jusepe de Ribera stammt. A. R.<br />
Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />
Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />
sich mit den Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und<br />
Agostinos (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-<br />
1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen<br />
von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später<br />
stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo<br />
Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner<br />
Bilder erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs<br />
von Ossuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr<br />
1644 wurde er zum Ritter des Christusordens durch<br />
den Papst. 1630 war er bereits Mitglied der Accademia<br />
di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist er der<br />
bedeutendste Naturalist der Neapolitanischen Malerei<br />
mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal<br />
seines Wirkens ist die bewusste Wahl der Darstellung<br />
von meist alten, asketisch knochig schlanken Gestalten<br />
wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, Barcelona.<br />
Anmerkung:<br />
Pentimenti sind Veränderungen, die während des<br />
künstlerischen Schaffensprozesses an <strong>Gemälde</strong>n<br />
vorgenommen werden.<br />
Literatur:<br />
Nicola Spinosa, Ribera. L‘opera completa, Mailand<br />
1979.<br />
Silvia Danesi Squarzina, La collezione Giustiniani,<br />
3 Bde., Turin 2003.<br />
James Hall, Dizionario dei soggetti e dei simboli<br />
nell'arte, Mailand 2003.<br />
Nicola Spinosa, Ribera, L‘opera completa, Neapel<br />
2003. (1270713) (2) (11)<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,<br />
1591/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES<br />
SAINT PETER'S TEARS<br />
Oil on canvas.<br />
138 x 98 cm.<br />
Enclosed is an expert’s report by Prof Vincenzo Paccelli,<br />
Naples, who considers the painting to be a work<br />
by Jusepe de Ribera; also a technical examination report<br />
by engineer Claudio Falcucci, who found “pentimenti”<br />
beneath the painting surface (both available as<br />
copies).<br />
Provenance:<br />
Private collection, Barcelona.<br />
Literatur:<br />
Nicola Spinosa, Ribera. L’opera completa, Milan<br />
1979.<br />
Silvia Danesi Squarzina, La collezione Giustiniani,<br />
3 vol., Turin 2003.<br />
James Hall, Dizionario dei soggetti e dei simboli<br />
nell'arte, Milan 2003.<br />
Nicola Spinosa, Ribera, L’opera completa, Naples<br />
2003.<br />
€ 90.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
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282<br />
LUIGI MIRADORI,<br />
GENANNT „GENOVESINO“,<br />
1600/10 <strong>–</strong> UM 1656, ZUG.<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
ERZENGEL MICHAEL DEN TEUFEL BEZWINGEND<br />
und<br />
HEILIGER GEORG MIT DEM DRACHEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
230 x 93 cm.<br />
Jeweils in ihrer Rüstung zeigt uns der Künstler die<br />
schlanken Bildfelder fast vollends ausfüllenden Figuren<br />
des Erzengels und des Georg in bewegter Gestik.<br />
Eine Berührung der Gliedmaßen der Figuren mit den<br />
Bildrändern ist zu erahnen oder auf Grund der suggerierten<br />
Bewegung doch zumindest vorauszuahnen.<br />
Während der Erzengel ein dämonisches Wesen mit<br />
menschlichem Gesicht zu Boden drücken vermag,<br />
ohne die Waagschale in seiner Hand in Bewegung zu<br />
versetzen, hält er das erhobene Richtschwert in seiner<br />
Hand. Der Heilige Georg tritt scheinbar mühelos mit<br />
einem Fuß auf das Haupt eines Drachen, dessen heraushängende<br />
Zunge von der Entmachtung seines<br />
Wesens zeugt. Das schlanke Format ist für Genovesino<br />
nicht ungewöhnlich; wir kennen es zum Beispiel<br />
aus zwei hochformatigen Blättern seiner Hand in der<br />
Kirche Marcellino e Pietro in Cremona. Die flächenfüllende<br />
Anlage seiner Figurenmalerei ist hingegen in<br />
einigen der Portraits seiner Hand überliefert, wie sie in<br />
verschiedenen Privatsammlungen zu finden sind. Rest.<br />
(1322031) (3) (13)<br />
LUIGI MIRADORI,<br />
ALSO KNOWN AS “GENOVESINO”,<br />
1600/10 <strong>–</strong> CA. 1656, ATTRIBUTED<br />
A pair of paintings<br />
ARCHANGEL MICHAEL VANQUISHING SATAN<br />
and<br />
SAINT GEORGE AND THE DRAGON<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
230 x 93 cm.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
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283<br />
CARLO FRANCESCO NUVOLONE,<br />
1608/09 <strong>–</strong> 1661/65, ZUG.<br />
DIE HEILIGE MARIA MAGDALENA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
118 x 95 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Darstellung der büßenden Maria Magdalena mit langem<br />
wallenden dunkelblonden Haar, leicht zurückgelehnt<br />
sitzend mit nacktem Oberkörper und um die Hüfte<br />
und Schulter verlaufendem weißen Gewand und rötlichem<br />
Tuch. Links von ihr, unterhalb des Tuchs, ein aufgeschlagenes<br />
Buch und am linken unteren Rand ein<br />
goldenes Salbgefäß, eines ihrer Attribute. Ihre linke<br />
Hand ruht auf einem Totenschädel, während sie ihren<br />
rechten Arm zum Kopf hin angebeugt hat. Sie hat ein<br />
helles weiches Inkarnat, rote Lippen, leicht gerötete<br />
Wangen und ihren Kopf mit den großen glänzenden<br />
tränenreichen Augen hat sie ehrfurchtsvoll und reuig<br />
zum Himmel gewandt. Malerei mit starker Hell-Dunkel-Akzentuierung,<br />
in der für die Zeit üblichen Darstellungsweise<br />
der Heiligen. Auf der rechten Seite noch<br />
vertikale Leinwandfalte erkennbar. Vereinzelt leichte<br />
Farbabsplitterungen, wenige Retuschen.<br />
(1270712) (2) (18)<br />
CARLO FRANCESCO NUVOLONE,<br />
1608/09 <strong>–</strong> 1661/65, ATTRIBUTED<br />
SAINT MARY MAGDALENE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
118 x 95 cm.<br />
Unframed.<br />
€ 15.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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59
284<br />
FRANCESCO DE ROSA,<br />
1580 <strong>–</strong> 1656<br />
AMOR EMPFÄNGT DIE GABEN DER FLORA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
130 x 200 cm.<br />
In vergoldetem ornamental verziertem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giancarlo Sestieri,<br />
Rom, 30. Oktober 2007, in Kopie.<br />
Die mehrfigurige Darstellung in musealem Format,<br />
von Sestieri dem neapolitanischen Maler Francesco<br />
de Rosa zugeordnet, der auch Pacecco genannt wird,<br />
zeigt Amor, wie er von der links neben ihm stehenden<br />
Flora Blumen erhält, die er benötigt, um seine<br />
Liebesvermittlungen zu begünstigen. Das <strong>Gemälde</strong><br />
ist vergleichbar mit der „Flora“ im Kunsthistorischen<br />
Museum in Wien, mit „Venus und Adonis“ im Musée<br />
des Beaux Arts in Besancon sowie mit dem „Urteil<br />
des Paris“ im Museo di Capodimonte. Fast raumfüllend<br />
sind die Figuren in minimaler Staffelung nicht<br />
nur in dem hier angebotenen <strong>Gemälde</strong>, sondern auch<br />
in den Vergleichswerken dargestellt, so auch in dem<br />
<strong>Gemälde</strong> „Jakob und Rachel“ in Bari, das auf ca. 1630<br />
datiert werden kann.<br />
FRANCESCO DE ROSA,<br />
1580 <strong>–</strong> 1654<br />
CUPID RECEIVES FLORA’S GIFTS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
130 x 200 cm.<br />
Accompanied by a copy of an expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri, Rome, 30 October 2007.<br />
Literature:<br />
cf. Nicola Spinosa, Pittura napoletana del `600,<br />
Milan 1984.<br />
€ 70.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Vgl. Nicola Spinosa, Pittura napoletana del `600,<br />
Mailand 1984. (1321221) (4) (13)<br />
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285<br />
GUIDO RENI,<br />
1575 BOLOGNA <strong>–</strong> 1642 BOLOGNA, ZUG.<br />
MARIA MAGDALENA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
75 x 50 cm.<br />
Vor dunklem Grund hebt sich das Brustbildnis der<br />
Maria Magdalena ab mit über der Brust gekreuzten<br />
Händen. Ihr Haupt geziert durch große Perlen und ein<br />
schimmerndes Diadem. (†)<br />
Provenienz:<br />
Palazzo Colonna, Piazza SS. Apostoli, Rom, zwischen<br />
1667 und 1678 (dort im Inventar 1679 erwähnt).<br />
Per Erbschaft an Filippo II Colonna (1663-1714), 9.<br />
Herzog und Prinz von Paliano (in dessen Inventar 1714).<br />
Per Erbschaft an den dritten Sohn Fabrizio II Colonna<br />
(1700-1755), 10. Herzog und Prinz von Paliano (in<br />
seinem Inventar 1730).<br />
Per Erbschaft an seinen Sohn Lorenzo II Colonna<br />
(1723-1779), 11. Herzog und Prinz von Paliano.<br />
Per Erbschaft an seinen Sohn Filippo III Giuseppe<br />
Colonna (1760-1818), 12. Herzog und Prinz von<br />
Paliano (in dessen Inventar von 1783).<br />
Privatsammlung Frankreich.<br />
Colnaghi, London. (13211310) (13)<br />
GUIDO RENI,<br />
1575 BOLOGNA <strong>–</strong> 1642 IBID., ATTRIBUTED<br />
MARY MAGDALENE<br />
Oil on canvas.<br />
75 x 50 cm. (†)<br />
Provenance:<br />
Palazzo Colonna, Piazza SS. Apostoli, Rome, between<br />
1667 and 1678 (mentioned in the inventory 1679<br />
there).<br />
By inheritance to Filippo II Colonna (1663-1714), 9th<br />
Duke and Prince of Paliano (in his inventory 1714).<br />
By inheritance to his third son Fabrizio II Colonna<br />
(1700-1755), 10th Duke and Prince of Paliano (in his<br />
inventory 1730).<br />
By inheritance to his son Lorenzo II Colonna (1723-<br />
1779), 11th Duke and Prince of Paliano.<br />
By inheritance to his son Filippo III Giuseppe Colonna<br />
(1760-1818), 12th Duke and Prince of Paliano (in his<br />
inventory of 1783).<br />
Private collection, France.<br />
Colnaghi, London.<br />
€ 85.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
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286<br />
MEISTER DER BOLOGNESER SCHULE,<br />
FRÜHES 17. JAHRHUNDERTS<br />
ERMINIA BEI DEN HIRTEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
114 x 148 cm.<br />
Das Bildthema geht auf die Erzählung von Torquato<br />
Tassos (1544-1595) und seinem literarischen Werk „La<br />
Gerusalemme liberata“ zurück. Die Heldin Ermenia<br />
ist hier im Zentrum wiedergegeben, zwischen einem<br />
Hirtenpaar, links eine Frau mit Kopftuch, rechts<br />
ein bärtiger Mann, der seine Hand auf einen Korb gelegt<br />
hat. Sie überreicht soeben Perlenhalskette und<br />
einen Ohrring, den der <strong>Alte</strong> prüfend betrachtet. Das<br />
<strong>Gemälde</strong> ist ganz dem Malstil der Bologneser Schule<br />
verpflichtet, die Hauptfigur stärker als die beiden Assistenzfiguren<br />
beleuchtet, in deutlicher Hell-Dunkel-<br />
Manier des Caravaggismus. In der Farbigkeit wird auch<br />
der Einfuß Guercinos deutlich (1290144) (10)<br />
MASTER OF THE BOLOGNESE SCHOOL,<br />
EARLY 17TH CENTURY<br />
ERMINIA AND THE SHEPHERDS<br />
Oil on canvas.<br />
114 x 148 cm.<br />
This scene is drawn from “Jerusalem Delivered”, an<br />
epic poem by the Italian Renaissance author Torquato<br />
Tasso (1544-1595). It is executed in typical Caravaggisti<br />
chiaroscuro manner of painting.<br />
€ 125.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
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65
287<br />
CIRO FERRI,<br />
1634 ROM <strong>–</strong> 1689 EBENDA, ZUG.<br />
MOSES VERTEIDIGT DIE TÖCHTER VON JETHRO<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
126 x 174 cm.<br />
In teilvergoldetem Rahmen.<br />
In der hier gezeigten biblischen Darstellung begegnet<br />
Moses den Töchtern des Jethro, des Priesters von<br />
Midian, an einem steinernen Brunnen mit ihrer Herde.<br />
Er trägt ein leuchtend gelbes Gewand, hält mit beiden<br />
Händen einen großen Stock und mit entschlossenem<br />
Gesichtsausdruck will er mit voller Kraft drei Hirten<br />
verjagen, die ihrerseits zuvor die Frauen vom Brunnen<br />
vertrieben hatten. Zwei der Hirten sind bereits zu Boden<br />
gegangen, von denen einer abwehrend die Arme<br />
erhoben hat, während im Hintergrund in Rückenansicht<br />
ein Hirte die Flucht ergriffen hat. Erschrocken<br />
über den energischen Einsatz des Moses stehen die<br />
Frauen um den Brunnen. Eine am Boden in blauem<br />
Gewand sitzende Frau weist mit großem Armgestus<br />
auf das Geschehen hin. Im linken Hintergrund ein<br />
Baum mit einem großen Ast, von dem ein Flaschenzug<br />
in das Brunneninnere führt. In der hinteren Bildmitte<br />
eine bergige Landschaft mit einem größeren<br />
Gebäude und zwei Frauen, die ihre Tiere tränken.<br />
Qualitätvolle Malerei in frischen, leuchtenden Farben.<br />
Von Ciro Ferri gibt es mehrere <strong>Gemälde</strong> und eine<br />
Zeichnung zu dem gezeigten Thema; die Komposition<br />
stimmt überein, jedoch variiert die Zahl der Frauen<br />
am Brunnen und der Hirten. Neu bei dem vorliegenden<br />
Werk ist die Einfügung eines Flaschenzuges am<br />
Brunnen. <strong>Teil</strong>s Retuschen, Holzrahmen teils mit altem<br />
Wurmstich.<br />
Anmerkung 1:<br />
Nach der Vertreibung tränkte Moses die Tiere der<br />
Töchter. Eine der Töchter, von insgesamt sieben,<br />
wurde später die Frau des Moses.<br />
Anmerkung 2:<br />
Ferri war Schüler von Pietro da Cortona und vollendete<br />
nach dem Weggang seines <strong>Meister</strong>s aus Florenz<br />
dessen Fresken im Palazzo Pitti. (1301551) (18)<br />
CIRO FERRI<br />
1634 ROME <strong>–</strong> 1689 IBID., ATTRIBUTED<br />
MOSES DEFENDS THE DAUGHTERS<br />
OF JETHRO<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
126 x 174 cm.<br />
High-quality painting in fresh bright colouration. Ferri<br />
created several paintings and a drawing of this subject<br />
<strong>–</strong> the composition is consistent, but the number<br />
of women at the well and the shepherds varies. A<br />
new element in the present work is the addition of a<br />
pulley at the well. The movement of the figures and<br />
the colouration of the clothes could suggest a collaboration<br />
with Berrettini.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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288<br />
HENDRIK VAN BALEN D. Ä.,<br />
1575 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1632 EBENDA, ZUG.<br />
DIANA JAGT MIT IHREN NYMPHEN<br />
Öl auf Kupfer. Parkettierleisten.<br />
75 x 100 cm.<br />
In teilvergoldetem breitem Rahmen mit Wellenprofil.<br />
Von außergewöhnlicher Größe ist diese große Kupferplatte<br />
auf uns gekommen, die als Malgrund in Flandern<br />
besonders beliebt war, da der kupferne Grund die Farben<br />
besonders brillieren lässt. Eine Waldlichtung neben<br />
einem sich durch die Hügel windendem Wasserlauf.<br />
Die einzelnen Einbuchtungen bieten Bäumen, die in<br />
ihrer Größe gestaffelt sind, Gelegenheit, eine besondere<br />
Vielfalt zu entfalten. Der Vordergrund wird in<br />
besonderer Weise beleuchtet, und rechts sehen wir<br />
Diana in himbeerrotem Chiton, ihre Nymphen anweisend.<br />
Diese haben soeben ein Netz geleert, das eine<br />
Vielzahl von Fischen enthielt, die als Sinnbild für die<br />
Jagd im Wasser insgesamt dienen. Als Zeichen für<br />
die Jagd zu Erde dient ein erlegter Hirsch, der rücklings<br />
an einem Baum ganz links hängt; unter ihm ein<br />
Kranich, der die Jagd zu Luft symbolisiert. Das <strong>Gemälde</strong><br />
lässt sich hervorragend mit einem <strong>Gemälde</strong><br />
von Hendrik van Balen vergleichen, das in der <strong>Alte</strong>n<br />
Pinakothek in München verwahrt wird und das gleiche<br />
Thema in abgewandelter Form zeigt. Es ist mit um<br />
1621 datiert (RKD Nr. 289576).<br />
Anmerkung:<br />
Vgl. <strong>Alte</strong> Pinakothek München, Inv.Nr. 1950.<br />
(13217711) (13)<br />
HENDRIK VAN BALEN THE ELDER,<br />
1575 ANTWERP <strong>–</strong> 1632 IBID., ATTRIBUTED<br />
DIANA HUNTING WITH HER NYMPHS<br />
Oil on copper.<br />
75 x 100 cm.<br />
Exceptionally large copper plates like the one on offer<br />
for sale in this lot, were particularly popular as a painting<br />
ground in Flanders, since the copper background<br />
gave the colours great luminosity.<br />
€ 22.000 - € 26.000<br />
Sistrix<br />
Vergleichsbild: <strong>Alte</strong> Pinakothek München<br />
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289<br />
CIRO FERRI,<br />
1634 ROM <strong>–</strong> 1689 EBENDA, ZUG.<br />
MOSES VERTEIDIGT DIE TÖCHTER DES JETRO<br />
GEGEN FREMDE HIRTEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
116,5 x 164,5 cm.<br />
Die Bibelgeschichte (Ex 2,16) berichtet, wie der junge<br />
Moses während seines Aufenthaltes bei Jetro, dem<br />
Priester von Midian, fremde Hirten vom Brunnen vertrieb,<br />
um die Töchter Jetros zu schützen, und deren<br />
Tiere tränkte. In der Folge gab Jetro Moses die älteste<br />
seiner sieben Töchter, Zippora, zur Frau.<br />
Dieses Bildthema ist auch noch in einer weiteren Version<br />
von Ciro Ferri bekannt, das sich Museum of Fine<br />
Arts in Houston/ Texas befindet. Die Bildauffassung,<br />
mit dem Brunnen in der Bildmitte und den seitlichen<br />
Figuren in beiden Bildern, ist weitgehend identisch,<br />
ebenso die Position der Gestalt des mit dem Stock<br />
agierenden jungen Moses rechts neben dem Brunnen.<br />
Allerdings zeigt sich hier bereits eine Änderung<br />
in der Bildgestaltung, nämlich in der unterschiedlichen<br />
Körperhaltung des Moses. Auch zeigt das Bild<br />
in Houston im Hintergrund bergige Landschaft, während<br />
in unserem Bild am Horizont ein Meeresufer zu<br />
sehen ist. Völlig unterschiedlich jedoch ist die Komposition<br />
der Figuren.<br />
Man muss annehmen, dass die Verwendung des<br />
wertvollen Lapislazuli-Blau bei Darstellung der Frauen<br />
nur der in der Bibel genannten Zippora, der Frau Moses´,<br />
zugedacht war. So kann in beiden Bildern nur<br />
die weibliche Gestalt im Vordergrund links gemeint<br />
sein. Hier im Bild hält sie einen Wasserkrug, in der<br />
Houston-Fassung wird das Blau im Kleid noch mehr<br />
hervorgehoben, und Zippora weist mit dem Fingen auf<br />
ihren Helden. Neben weiteren Unterschieden, wie<br />
etwa, dass im Hintergrund des vorliegenden Bildes die<br />
Stadt des Jetro gezeigt wird, ist jedoch beiden <strong>Gemälde</strong>n<br />
der frühe Stil Ferris gemeinsam, nämlich beeinflusst<br />
von seinem Lehrer Pietro da Cortona (1596-<br />
1669).<br />
Im Palazzo Pitti in Florenz vollendete Ferri die Fresken<br />
seines Lehrers, bevor er wieder nach Rom zurückzog,<br />
wo er sich fernerhin als Architekt betätigte. A.R.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Allgemeines Künstlerlexikon, Bd. 39, München<br />
u.a. 2003, S. 110. (1320991) (3) (11)<br />
CIRO FERRI,<br />
1634 ROME <strong>–</strong> 1689 IBID., ATTRIBUTED<br />
MOSES DEFENDING THE DAUGHTERS OF JETHRO<br />
Oil on canvas.<br />
116.5 x 164.5 cm.<br />
Literature:<br />
cf. Allgemeines Künstlerlexikon, vol. 39, Munich at<br />
all 2003, p. 110.<br />
€ 27.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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290<br />
FRANCESCO FERNANDI,<br />
GENANNT „IMPERIALI“,<br />
1679 <strong>–</strong> 1740, ZUG.<br />
PAAR ARKADISCHE SZENEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
146 x 122 cm.<br />
In breitem vergoldetem Rahmen.<br />
Offensichtlich als Pendants gearbeitet sind diese zwei<br />
<strong>Gemälde</strong> mit arkadischen Darstellungen. Als Repoussoir<br />
dient einmal ein violettes Velum, das von einem<br />
Putto gehalten wird, einmal ein auskragender Baum,<br />
der den Beginn einer Baumkaskade in verschiedenen<br />
Abtönungen bildet. Unter dem violetten Velum ist<br />
Diana zu sehen, welcher der von zwei Putti gefesselte<br />
Satyr vorgeführt wird. Das andere Bild zeigt einen<br />
schlaftrunkenen Bachhus, der von zwei Satyrn gestützt<br />
wird und ein der Baumkaskade eingegliedertes Standbild,<br />
das von mehreren Personen umspielt wird.<br />
(1320881) (1) (13)<br />
FRANCESCO FERNANDI,<br />
ALSO KNOWN AS “IMPERIALI“,<br />
1679 <strong>–</strong> 1740, ATTRIBUTED<br />
PAIR OF ARCADIAN SCENES<br />
Oil on canvas.<br />
146 x 122 cm.<br />
In a wide gilt frame.<br />
€ 30.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
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71
291<br />
FRANS FLORIS D. Ä.,<br />
UM 1516 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1570 EBENDA, WERKSTATT<br />
LOT UND SEINE TÖCHTER<br />
Öl auf Holz.<br />
76,5 x 107,5 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Dargestellt wird eine Szene aus dem <strong>Alte</strong>n Testament:<br />
Nach der Rettung aus dem brennenden Sodom<br />
und Gomorra war Lot mit seinen beiden Töchtern ins<br />
Gebirge geflüchtet. Aus Sorge um fehlende Nachkommen<br />
und in Ermangelung fehlender Ehemänner<br />
wussten sich die beiden Frauen nicht anders zu helfen<br />
als ihrem Vater Wein einzuflößen und ihn zu verführen.<br />
Auf dem <strong>Gemälde</strong> sind auf der linken Seite<br />
die drei Figuren zu sehen, von denen linksseitig eine<br />
weiße Decke auf einem Felsblock liegt, auf welcher<br />
sich Brot, ein Messer und eine Zinnschale mit Früchten<br />
befinden. Im Zentrum der am Boden auf einem<br />
roten Tuch sitzende graubärtige Vater, zärtlich umarmt<br />
von seiner Tochter in elegantem, grün glänzendem<br />
Kleid mit Haarschmuck, die versucht ihn zu verführen.<br />
Er hält in seiner erhobenen rechten Hand eine goldene<br />
Tazza, die von der hinter ihnen stehenden zweiten<br />
Tochter, in leicht durchsichtigem rosafarbenem Gewand,<br />
mit Wein aus einem Krug gefüllt wird. Im Hintergrund<br />
rechts, eingebettet von zwei alten Baumstämmen,<br />
fällt der Blick in die Ferne mit den brennenden Städten<br />
mit leuchtenden hohen gelben und orangefarbenen<br />
Flammen und aufsteigendem Rauch und Qualm. Malerei,<br />
bei der die großfigurige Darstellung der Verführung<br />
des Lot im Vordergrund steht. Diese Bibelszene wurde<br />
von dem Künstler und seinem Umkreis, sowie von<br />
vielen anderen Künstlern seiner Zeit und Nachfolgern<br />
dargestellt. <strong>Teil</strong>s rest. (1321468) (18)<br />
FRANS FLORIS THE ELDER,<br />
CA. 1516 ANTWERP <strong>–</strong> 1570 IBID., WORKSHOP<br />
LOT AND HIS DAUGTHERS<br />
Oil on panel.<br />
76.5 x 107.5 cm.<br />
€ 25.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
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75
292<br />
NICOLAAS MARTEN FIERLANTS,<br />
UM 1622 DEN BOSCH <strong>–</strong> UM 1694 ANTWERPEN<br />
VENUS IN DER SCHMIEDE DES VULKAN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
104 x 123 cm.<br />
Rechts unten signiert und datiert „1660“.<br />
In ebonisiertem passendem Profilrahmen des<br />
20. Jahrhunderts.<br />
In einem für diesen Künstler typischen Format wird vor<br />
einem Gebäudeprospekt Vulcanus an einem Amboß<br />
dargestellt. Komplementär zu diesem hell strahlenden<br />
Moment stellt Fierlants die Figur der Venus entgegen,<br />
welche nicht nur durch ihr helles Inkarnat und das<br />
weiße sie kleidende Tuch heraussticht, sondern auch<br />
durch einen Rundbogen überfangen wird und dadurch<br />
an Bedeutung gewinnt. Minimal rest.<br />
Provenienz:<br />
L. Moorthammers, Brüssel (dort 1961 nachgewiesen).<br />
Privatsammlung Belgien. (12821043) (13)<br />
NICOLAAS MARTEN FIERLANTS,<br />
CA. 1622 DEN BOSCH <strong>–</strong> CA. 1694 ANTWERP<br />
VENUS AT THE FORGE OF VULCAN<br />
Oil on canvas.<br />
104 x 123 cm.<br />
Signed and dated “1660” lower right.<br />
In matching ebonised 20th century frame with<br />
moulding.<br />
With minimal restorations.<br />
Provenance:<br />
L. Moorthammers, Brussels (recorded there in 1961).<br />
Private collection, Belgium.<br />
€ 22.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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293<br />
NICCOLO RICCIOLINI,<br />
1687 ROM <strong>–</strong> 1772, ZUG.<br />
ALLEGORIE DER HOFFNUNG UND GLÜCKSELIGKEIT<br />
Öl auf Leinwand.<br />
187 x 126 cm.<br />
Im Oval auf einer Wolke schwebend die Personifikation<br />
der Allegorie, umhüllt mit einem faltenreichen, gelben<br />
Tuch, die Fingerspitzen vor der Brust aufeinandergelegt<br />
und den Kopf und Blick nach oben zum Himmel<br />
gewendet, in Ehrfurcht vor Gott. Unter dem langen<br />
Tuch versucht sich ein kleiner Putto zu verbergen. Ein<br />
großer Engel mit Flügeln schwebt unterhalb ihrer<br />
Füsse. Unter ihrem linken Arm hält sie einen langen<br />
Anker, der bis zu jenen Engel reicht. Als weitere Attribute<br />
sind ein Füllhorn und eine liegende Krone erkennbar.<br />
Im wolkigen Himmelsbereich, der von der Mitte<br />
oben herab gelblich erhellt wird und dann in einen<br />
hellblauen Himmel übergeht, schweben weitere Engel.<br />
NICCOLO RICCIOLINI,<br />
1687 ROME <strong>–</strong> 1772, ATTRIBUTED<br />
ALLEGORY OF HOPE AND FELICITY<br />
Oil on canvas.<br />
187 x 126 cm.<br />
There is a model by the artist with the same motif, a<br />
so called cartoon for the mosaic furnishings of the<br />
Santa Maria degli Angeli Basilica in Rome. Copies of<br />
illustration and literature available. A certain proximity<br />
to Giacomo del Po (1654-1726) is undeniable. (†)<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Von dem Künstler existiert ein Modell mit dem gleichen<br />
Motiv, ein sogenannter Karton, für die Mosaikausstattung<br />
der Basilika Santa Maria degli Angeli in Rom.<br />
Abb. und Literatur in Kopie vorhanden.<br />
Eine gewisse Nähe zu Giacomo del Po (1654-1726) ist<br />
nicht zu verkennen. (†) (12821023) (18)<br />
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294<br />
NICCOLO RICCIOLINI,<br />
1687 ROM <strong>–</strong> 1772, ZUG.<br />
ALLEGORIE DER STÄRKE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
187 x 126 cm.<br />
Im Oval im Himmel auf einer Wolke schwebend die<br />
Personifikation der Stärke als ein römischer Soldat mit<br />
Feder besetztem Helm und einem gelben Gewand,<br />
unter dem ein <strong>Teil</strong> seines Brustpanzers hervorschaut.<br />
Er hält zudem eine Lanze in seiner rechten Hand, mit<br />
der Spitze nach unten. Im wolkigen Himmelsbereich,<br />
der von der Mitte oben herab gelblich erhellt wird und<br />
dann in einen hellblauen Himmel übergeht, schweben<br />
ein größerer und zwei kleinere Engel.<br />
NICCOLO RICCIOLINI,<br />
1687 ROME <strong>–</strong> 1772, ATTRIBUTED<br />
ALLEGORY OF STRENGTH<br />
Oil on canvas.<br />
187 x 126 cm.<br />
There is a model by the artist with the same motif, a<br />
so called cartoon for the mosaic furnishings of the<br />
Santa Maria degli Angeli Basilica in Rome. Copies of<br />
illustration and literature available.<br />
A certain proximity to Giacomo del Po (1654-1726) is<br />
undeniable. (†)<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Von dem Künstler existiert ein Modell mit dem gleichen<br />
Motiv, ein sogenannter Karton, für die Mosaikausstattung<br />
der Basilika Santa Maria degli Angeli in Rom.<br />
Abb. und Literatur in Kopie vorhanden.<br />
Eine gewisse Nähe zu Giacomo del Po (1654-1726) ist<br />
nicht zu verkennen. (†) (12821019) (18)<br />
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295<br />
JAN BRUEGHEL D. J., 1601 <strong>–</strong> 1678<br />
UND HENDRICK VAN BALEN, 1575 <strong>–</strong> 1632<br />
DIANA UND IHRE GEFÄHRTINNEN IM SCHLAF<br />
BELAUSCHT VON SATYRN<br />
Öl auf Kupfer.<br />
45,7 x 61,2 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
12. Februar 2022.<br />
Das Bildthema entstammt der antiken Mythologie,<br />
durch den Schriftsteller Ovid überliefert. Mehrere<br />
Künstler <strong>–</strong> insbesondere im 17. Jahrhundert <strong>–</strong> haben<br />
sich dem Motiv angenommen, wie etwa Frans Snyders<br />
(Museum Kassel). Wie auch Rubens, so haben die<br />
Künstler im Gegensatz zu einer früheren prüden Zeit<br />
solche antiken Themen als Gelegenheit gesehen,<br />
Nacktheit darstellen zu dürfen. Hier im Bild haben<br />
sich die jungen Nymphen um ihre Herrin Diana zum<br />
Schlaf nach der Jagd unter einem Baum und einem<br />
schützenden großen Velum gruppiert. Sie sitzen und<br />
lagern auf farbigen Tüchern, tief eingenickt. Dabei<br />
werden sie von zwei jugendlichen Satyrn belauscht,<br />
von denen der eine das Dachvelum hochhält, der andere<br />
das rote Seidentuch einer Nymphe ergreift. Einzig<br />
Diana selbst und die neben ihr Sitzende scheinen<br />
mit halbgeöffneten, aber noch schlaftrunkenen Augen<br />
aufmerksam zu werden. Dass der Übermut der Satyrn<br />
bittere Folgen haben wird, beweist das parallel dazu<br />
tradierte Thema, wonach der Jäger Aktäon ebenfalls<br />
seine Neugier damit bezahlen musste, dass er in einen<br />
Hirsch verwandelt und von den Jagdhunden zerrissen<br />
wurde. Höchst abwechslungsreich und in hoher Qualität<br />
gemalt sind die Jagdgeräte am Boden rechts und<br />
am Baum links sowie das erlegte Wild im Vordergrund.<br />
Die Wiedergabe des hellen Inkarnats der Frauengestalten<br />
jedoch überwiegt in der Bildwirkung vor<br />
mälde ist in Zusammenarbeit der beiden genannten<br />
Künstler entstanden. Jeweils beste Könner auf den<br />
einzelnen Gebieten haben so Werke geschaffen, wie<br />
sie von einem Einzelnen gewöhnlich nicht zu leisten<br />
war. So sind hier die Figuren der Beitrag des Hendrick<br />
van Balen. Während die schlankeren Körperformen<br />
seiner frühen Werke noch von Hans Rottenhammer<br />
beeinflusst waren, zeigen sie sich hier deutlich bereits<br />
in der Auffassung des P. P. Rubens. A.R.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Klaus Ertz, Jan Brueghel der Jüngere. Die <strong>Gemälde</strong><br />
mit kritischem Œuvrekatalog, Freren 1984.<br />
Vgl. Bettina Werche, Hendrick van Balen. Ein<br />
Antwer pener Kabinettmaler der Rubenszeit, Turnhout<br />
2004.<br />
Vgl. Klaus Ertz, Christa Nietze-Ertz, Jan Brueghel d.<br />
Ä. Kritischer Katalog der <strong>Gemälde</strong>, Bd. I-IV, Lingen<br />
2008-10. (1321606) (11)<br />
JAN BRUEGHEL THE YOUNGER, 1601 <strong>–</strong> 1678<br />
AND HENDRICK VAN BALEN, 1575 <strong>–</strong> 1632<br />
THE SLEEPING DIANA AND HER COMPANIONS<br />
BEING SPIED ON BY SATYRS<br />
Oil on copper.<br />
45.7 x 61.2 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, 12 February 2022.<br />
Literature:<br />
cf. Klaus Ertz, Jan Brueghel der Jüngere. Die Ge mälde<br />
mit kritischem Œuvrekatalog, Freren 1984.<br />
cf. Bettina Werche, Hendrick van Balen. Ein Antwerpener<br />
Kabinettmaler der Rubenszeit, Turnhout 2004.<br />
cf. Klaus Ertz, Christa Nietze-Ertz, Jan Brueghel d. Ä.<br />
Kritischer Katalog der <strong>Gemälde</strong>, vol. I-IV, Lingen<br />
2008-10.<br />
€ 15.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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296<br />
HENDRICK VAN BALEN D. Ä., 1575 <strong>–</strong> 1632,<br />
UND JAN BRUEGHEL D. J., 1601 <strong>–</strong> 1678<br />
RAUB DER PROSERPINA<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
47,5 x 73 cm.<br />
Beigegeben Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen, 8.<br />
Februar 2022. Die Figurenszene von Hendrick van<br />
Balen, der Blumenkorb und das Arrangement von Jan<br />
Brueghel.<br />
Die Szene illustriert den griechischen Mythos, wonach<br />
Persephone, die Tochter der Fruchtbarkeitsgöttin<br />
Ceres, von Pluto, dem Herrscher der Unterwelt, gegen<br />
ihren Willen entführt wird. Die verzweifelte Mutter ließ<br />
nach vergeblicher Suche nach ihrer Tochter alle Ernten<br />
versiegen. Gott Zeus jedoch veranlasste zum Wohl<br />
der Menschheit, dass ihr die Tochter zurückzugeben<br />
sei. Pluto aber erreichte, dass die Geraubte vier Monate<br />
in seiner Unterwelt- den Rest des Jahres frei<br />
bliebe. Dieser Mythos symbolisiert also die fruchtbaren-<br />
bzw. unfruchtbaren Zeiten des Jahres. Die erste<br />
gemalte Darstellung dieser Szene schufen die beiden<br />
genannten Maler im Jahre 1610. Das <strong>Gemälde</strong> (39 x<br />
53 cm) befindet sich in den Sammlungen des Royal<br />
Pavilion & Museums Trust, Brighton. Die hier vorliegende<br />
Version hat deutlich größere Maße. Der Bildaufbau<br />
und die Figurationen sind identisch. Gezeigt<br />
ist Entführung durch den hier muskulös dargestellten<br />
Pluto, links ist die Fruchtbarkeitsgöttin Demeter mit<br />
bäuerlichem, mit Blüten bestücktem Strohhut und<br />
entblößten Brüsten zu sehen, die sich angesichts des<br />
Vorfalles entsetzt an die allegorischen Frauengestalten<br />
des Frühlings, der Ernte und der Vegetation zuwendet.<br />
Gott Amor, als Verursacher, der Pluto verliebt<br />
gemacht hatte, macht sich hier davon. A.R.<br />
(1321607) (11)<br />
HENDRICK VAN BALEN THE ELDER, 1575 <strong>–</strong> 1632,<br />
AND JAN BRUEGHEL THE YOUNGER, 1601 <strong>–</strong> 1678<br />
THE RAPE OF PROSERPINA<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
47.5 x 73 cm.<br />
An expert’s report by Dr Klaus Ertz, Lingen, 8 February<br />
2022 is enclosed. The figural scene by Hendrick van<br />
Balen,the folower basket and the arran gement by Jan<br />
Brueghel.<br />
The scene illustrates the Greek myth according to<br />
which Persephone, the daughter of Ceres, the goddess<br />
of fertility, is abducted against her will by Pluto,<br />
ruler of the underworld. The first painting of this<br />
scene was created by the two above mentioned<br />
painters in 1610. The painting (39 x 53 cm) is held in<br />
the collections of the Royal Pavilion & Museums<br />
Trust, Brighton. The version on offer for sale here is<br />
significantly larger, but the composition and the figurations<br />
are identical.<br />
€ 15.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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Detail des Blumenkorbes<br />
links unten<br />
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83
297<br />
FRANS FLORIS D. Ä.,<br />
UM 1516 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1570, UMKREIS DES<br />
NIEDERSTRECKUNG DES HELIODORUS<br />
IM TEMPEL<br />
Öl auf Holz.<br />
135,7 x 228 cm.<br />
Rechts unten mit Inschrift: „MACHABEI.IB/ 2°...AD“.<br />
In glattem schwarzem Rahmen.<br />
Anbei ein umfangreicher Untersuchungsbericht von<br />
A.M. Rorda Boersma-Pappenheim, Rotterdam 2010/12.<br />
Das Thema stammt aus dem zweiten Buch Makkabäer,<br />
III:25-29. Heliodorus erhielt vom syrischen Seleukidenkönig<br />
den Auftrag, die Schätze aus dem Tempel<br />
des Königs Salomo in Jerusalem zu stehlen. Doch wie<br />
auf diesem <strong>Gemälde</strong> dargestellt, wurde er von einem<br />
Reiter niedergestreckt und von dessen Begleitern, die<br />
hier als Engel dargestellt sind, gegeißelt. Das Sujet,<br />
das oft als eine Vorwegnahme der Vertreibung der<br />
Geldwechsler aus dem Tempel durch Christus angesehen<br />
wird, ist oftmals zu sehen in der niederländischen<br />
Kunst des 16. Jahrhunderts. Dieses Bild ist in<br />
Stil und Ausführung eng mit dem Antwerpener Maler<br />
Frans Floris (1519/20-1570) verbunden. Floris, der von<br />
1541 bis 1547 in Rom lebte, galt unter den nordischen<br />
Malern als einer der besten Vertreter des römischen<br />
Stils. Die robusten und skulpturalen Figuren des vorliegenden<br />
Werks spiegeln offensichtlich Floris´ monumentalen<br />
Stil wider, der auf seiner Vertrautheit mit den<br />
Werken berühmter italienischer <strong>Meister</strong> wie Raffael<br />
beruht, dessen Fresko zu diesem Thema im Vatikan er<br />
möglicherweise gesehen hat. Einige der Kopftypen,<br />
insbesondere die der Frauen im Vordergrund, erinnern<br />
an Werke von Floris, die in die 1550er und 1560er Jahre<br />
datiert werden können, wie z. B. eines, das am 16.<br />
Mai 1996 bei Sotheby´s in New York verkauft wurde<br />
(Los 189), und ein anderes, das am 23. Januar 2004<br />
bei Christie´s in New York verkauft wurde (Los 18).<br />
Provenienz:<br />
Christie‘s, London, 25. Oktober 1974, Lot 88<br />
(als Frans Floris).<br />
Christie‘s, London, 15. Juli 1977, Lot 156<br />
(als Frans Floris).<br />
Sotheby‘s, London, 18. Dezember 1980, Lot 44<br />
(als Frans Floris).<br />
Sotheby‘s, Amsterdam, 18. Mai 2010, Lot 5<br />
(als Frans Floris Umkreis). (1320098) (13)<br />
FRANS FLORIS THE ELDER<br />
CA. 1516 ANTWERP <strong>–</strong> 1570, CIRCLE OF<br />
EXORCISM OF HELIODORUS IN THE TEMPLE<br />
Oil on wood.<br />
135,7 x 228 cm.<br />
Lower right with inscription “MACHABEI.IB/ 2°...AD“.<br />
Enclosed a comprehensive report by A.M. Rorda<br />
Boersma-Pappenheim, Rotterdam 2010/12.<br />
Provenance:<br />
Christie’s, London, 25 October 1974, lot 88<br />
(as Frans Floris).<br />
Christie’s, London, 15 July 1977, lot 156<br />
(as Frans Floris).<br />
Sotheby’s, London, 18 December 1980, lot 44<br />
(as Frans Floris).<br />
Sotheby’s, Amsterdam, 18 May 2010, lot 5<br />
(as Frans Floris circle).<br />
€ 45.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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298<br />
JUSEPE DE RIBERA<br />
GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,<br />
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL,<br />
UND WERKSTATT<br />
Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />
Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />
sich mit den Werken Raffaelo Santis (1483-1520) und<br />
Agostino (1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-<br />
1609) auseinander, in Parma und Modena mit denen<br />
von Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später<br />
stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo<br />
Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner<br />
Bilder erhoben ihn zum Hofmaler des Herzogs<br />
von Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr<br />
1644 wurde er durch den Papst zum Ritter des<br />
Christus ordens geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied<br />
der Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio<br />
ist er der bedeutendste Naturalist der Neapolitanischen<br />
Malerei mit Betonung des Chiaroscuro.<br />
Ein Hauptmerkmal seines Wirkens ist die bewusste<br />
Wahl der Darstellung von meist alten, asketisch knochig-schlanken<br />
Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />
BILDNIS DES PHILOSOPHEN THALES<br />
MIT PAPIERROTULUS<br />
Öl auf Leinwand.<br />
120 x 94,5 cm.<br />
Verso Provenienz-und Ausstellungs-Etikett.<br />
Beigegeben Expertise von Claudio Strinati o. J. sowie<br />
Prof. Riccardo Lattuada, Juli 2021.<br />
Das in Variationen vom Künstler wiederholt gemalte<br />
Werk ist mehrfach dokumentiert. (Dokumente beigegeben).<br />
Dargestellt ist die Gestalt eines Philosophen<br />
in Dreiviertelfigur, der aus dem dunklen Hintergrund<br />
hervortritt, von links oben beleuchtet. Das Gesicht,<br />
mit tiefliegenden Augen und kurzem, dunklem Bart,<br />
ist dem Betrachter zugewandt, während er uns demonstrativ<br />
einen aufgerollten Papierrotulus zeigt, auf<br />
dem geometrische Zeichnungen mit Kreisen zu erkennen<br />
sind. Mit dem rechten Arm nach unten gerichtet<br />
hält der Dargestellte eine Sanduhr in der Hand.<br />
Aufgrund der Zeichnungen auf dem Rotulus mit Kreisdarstellungen,<br />
aber auch von Beschriftungen weiterer<br />
Versionen, ist die Identifizierung als „Tales von Milet“<br />
gesichert. Der Philosoph hat bekanntlich im 6. Jahrhunderts<br />
v. Chr. neben anderem den Satz formuliert:<br />
alle Winkel in einem Halbkreis sind rechtwinkelig.<br />
Bildnisse bedeutender Philosophen kennen wir auch<br />
von anderen Malern, wie etwa „Thales“ von Luca Giordano,<br />
mit der nämlichen Zeichnung. Die Annahme,<br />
es könne sich um den Skeptiker Sextus Empiricus<br />
des 2. Jhdts. handeln, stellt sich daher nicht mehr.<br />
Nicola Spinosa erwähnt weitere Versionen der Darstellung,<br />
so zum Vergleich etwa in der Sammlung<br />
Wemys, London, in der National Gallery of Scotland,<br />
Edinburgh, eine weitere „replica autografa“ in einer<br />
Pariser Sammlung aus der Collection des Marchese<br />
di Remisa. Darüber hinaus ist ein <strong>Gemälde</strong> bekannt<br />
geworden, das nur den Kopf zeigt, in einer Privatsammlung<br />
Kopenhagen. Auf Seite 296 f. des Werkverzeichnisses<br />
von Spinosa (2003) ist eine dem vorliegenden<br />
<strong>Gemälde</strong> vergleichbare Version abgebildet<br />
(A 89), am Oberrand beschriftet „TALES MILESIO“.<br />
Letztlich folgert Riccardo Lattuada in seiner hier beigegebenen<br />
Expertise aus den ebenfalls beiliegenden<br />
Unterlagen, dass es sich hier um ein Werk Riberas<br />
unter Mitwirkung seiner Werkstatt handelt.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Matarazzo di Licosa, Neapel (bis 1974).<br />
Ausstellung Galleria Previtali, 1974.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> in der Literatur besprochen und<br />
abgebildet:<br />
S. Ortolani, in: Ausstellungskat. „La mostra ella pittura<br />
napoletana del ’600 <strong>–</strong> ’700 <strong>–</strong> ’800, Neapel 1938<br />
scheda 215. Ganzseitige Abbildung S. 71.<br />
F. Parlato, La collezione del Conte Giuseppe Matarazzo<br />
di Licosa, Neapel 1950, S. 64-75, <strong>Teil</strong> p. 71<br />
(vermutet als: „L‘Architetto“).<br />
Katalog: Galleria Privitali, Bergamo, Dipinti Antichi,<br />
1974, S. 32, Abb. S. 33<br />
Nicola Spinosa, Ribera, L‘Opera Completa, Neapel<br />
2003: La obra completa, Fundaciòn Arte His pánico<br />
Madrid. 2009.<br />
Weitere Literatur:<br />
August Liebmann Mayer, Jusepe de Ribera, Leipzig<br />
1908.<br />
Nicola Spinosa und A.E. Perez Sánchez, Jusepe de<br />
Ribera 1591-1652, Ausstellungskatalog; Neapel <strong>–</strong><br />
Madrid <strong>–</strong> New York 1992.<br />
G. Papi, Ribera a Roma. Soncono/Cremoa, 2007.<br />
J. Milicua und J. Portús (a cura) Il giovane Ribera tra<br />
Roma, Parma e Napoli, Ausstellungskatalog, Madrid<br />
<strong>–</strong> Neapel 2010-2011. (13207829) (2) (11)<br />
JUSEPE DE RIBERA,<br />
ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,<br />
1588/91 XÀTIVA/ VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES,<br />
AND WORKSHOP<br />
PORTRAIT OF THE PHILOSOPHER THALES<br />
WITH PAPER ROTULUS<br />
Oil on canvas.<br />
120 x 94.5 cm.<br />
Provenance and exhibition label on the reverse.<br />
Accompanied by an expert’s report by Claudio Strinati,<br />
n.d. and by Professor Riccardo Lattuada, July 2021.<br />
Provenance:<br />
Collection Matarazzo di Licosa, Naples (until 1974).<br />
Exhibition Galleria Previtali, 1974.<br />
The painting is discussed and illustrated in:<br />
S. Ortolani, in: La mostra ella pittura napoletana del<br />
‘600 <strong>–</strong> ‘700 <strong>–</strong> ‘800, exhibition catalogue, Naples<br />
1938, file card 215. Full-page illustration p. 71.<br />
F. Parlato, La collezione del Conte Giuseppe Matarazzo<br />
di Licosa, Naples 1950, pp. 64-75, part p. 71 (assumed<br />
as: “L’Architetto”).<br />
Dipinti Antichi, exhibition catalogue, Galleria Privitali,<br />
Begamo 1974, p. 32, ill. p. 33.<br />
Nicola Spinosa, Ribera. L’Opera Completa, Naples<br />
2003: La obra completa, Fundación Arte Hispánico,<br />
Madrid 2009.<br />
€ 90.000 - € 130.000<br />
Sistrix<br />
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87
299<br />
BARTOLOMÉ ESTEBAN MURILLO,<br />
1618 SEVILLA <strong>–</strong> 1682 EBENDA<br />
GENRESZENE <strong>–</strong> HIRTENFAMILIE MIT SCHAFEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
20,5 x 37,4 cm.<br />
Verso auf dem Keilrahmen gedruckter Aufkleber:<br />
„COLLECTIE GOUDSTIKKER / AMSTERDAM -<br />
KALVERSTR. 73“ mit handschriftlicher „No 1609“.<br />
Ferner rotes Lacksiegel mit Palette und Umschrift<br />
„Collectie Goudstikker“.<br />
Beigegebene Dokumente: Original Kaufrechnung von<br />
der Galerie J. Goudstikker, Schilderijen, Kalverstraat<br />
73, Amsterdam, ausgestellt an: Mr. W. Suermont,<br />
Westersingel 84, Rotterdam. 8. Dec. 1925.<br />
Ferner: Quittung der Fa. Goudstikker an M. Suermont,<br />
Rotterdam, über 8.000 holl. Gulden., Amsterdam 8.<br />
Dec. 1925.<br />
Ferner: N. Pappenheim-Luitweiler, „Restaurator van<br />
Schilderijen“, Essenweg 25, Rotterdam 16. Mit Text:<br />
„Voor restauratie. Herdersfamilie met schapen, geschilderd<br />
door Murillo“, ausgestellt an Mr. W. Suermondt,<br />
Dartheuvel-Leersum, 8. Febr. 1965.<br />
Das nicht allzu große <strong>Gemälde</strong> führt uns in skizzenhaftem<br />
Pinselstrich in die Szene einer Schäferfamilie.<br />
Links die Mutter mit Kind an der Brust, zwischen zwei<br />
weiteren Kindern und links einem Mädchen mit Wasserkübel.<br />
Die Mutter blickt auf die beiden Kleinkinder<br />
herab, von denen eines einen Brei löffelt, während sich<br />
das nackte Knäblein dazustellt. Weiter rechts zwei<br />
Schafe. Dahinter, in nebeligem Dunkel die Gestalt des<br />
leicht gebückt schreitenden Schäfers mit geschultertem<br />
Hirtenstab.<br />
Im Vordergrund ein Tonkrug und eine große Schale<br />
mit Brei oder Milch. Dieser weiße Farbeffekt verleiht<br />
betonenden Akzent und korrespondiert zu den weiteren<br />
helleren Partien im Bild.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> zeigt Studiencharakter. Das Bildthema<br />
führt das einfache ländliche Hirtenleben realistisch vor.<br />
Kinder in diesem Milieu zählen ohnehin zur spezifischen<br />
Charakteristik in Murillos Werk, nicht selten im<br />
Beisein von Schafen.<br />
Das Werkverzeichnis setzt die Entstehung dieser<br />
Studie in die letzten Jahre Murillos, zwischen 1670<br />
und 1680. Das erklärt wohl, dass diesem Entwurf keine<br />
großformatige Ausführung folgte. Vorausgegangen<br />
sind etwa Murillos „Häusliche Toilette <strong>–</strong> Entlausung<br />
eines Knaben“ oder „Die geldzählenden Obstverkäufer“.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> ist im Werkverzeichnis auf Seite 217 abgebildet,<br />
dort mit Besitzerangabe: „Amsterdam, Sammlung<br />
Dr. Lanz“.<br />
Der Autor des Werkverzeichnisses, August Liebmann<br />
Mayer war Hauptkonservator für Altspanische Malerei<br />
an der <strong>Alte</strong>n Pinakothek München. Er galt für die<br />
Spanische Kunst weltweit als die Autorität schlechthin.<br />
Sein Murillo-Werkverzeichnis erschien 1913.<br />
Bereits in den 1930er-Jahren wurde Mayer Opfer einer<br />
beispiellosen antisemitisch motivierten Kampagne,<br />
unterstützt vom „Völkischen Beobachter“. Die Behauptungen<br />
angeblicher Falschzuschreibungen erwiesen<br />
sich als unbegründet. Besonders um den als extrem<br />
nationalsozialistisch bekannten Wilhelm Pinder, keineswegs<br />
für die Malerei zuständig, scharten sich Gelehrte,<br />
die nun gegen die Fachautorität Mayers polemisierten.<br />
Das zeigte leider bis heute Wirkung, etwa<br />
wenn sich der Handel gelegentlich unsicher zeigt.<br />
Erst in jüngster Zeit wurde die Reputation Mayers<br />
wiederhergestellt (Kolloquium zu Ehren von August<br />
Liebmann Mayer, Zentralinstitut für Kunstgeschichte<br />
München, Oktober 2021).<br />
So sollten weder an Mayers Werkverzeichniseintrag,<br />
noch an der Autorschaft Murillos Zweifel bestehen.<br />
Dies sowohl ob der hervorragenden Malqualität, als<br />
auch aufgrund der hervorragenden Provenienz. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Vor 1912 Sammlung Dr. Lanz, Amsterdam.<br />
Vor 1925 Goudstikker, Amsterdam.<br />
1925 Sammlung Mr. Suermondt, Rotterdam.<br />
1965 Mr. W. Suermondt, Leersum.<br />
Literatur:<br />
August Liebmann Mayer, Murillo. Der <strong>Meister</strong>s <strong>Gemälde</strong><br />
in 287 Abbildungen, Stuttgart/ Berlin 1913,<br />
Werkverzeichnis-Abb. Seite 217. (13210713) (11)<br />
€ 7.000 - € 9.000<br />
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Abgebildet in „August Liebmann Mayer, Murillo“<br />
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89
300<br />
JUAN DE ZURBARÁN,<br />
1620 <strong>–</strong> 1649 SEVILLA<br />
BODEGÓN MIT GRANATÄPFELN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
34,5 x 39 cm.<br />
In plastisch beschnitztem Holzrahmen.<br />
Juan wurde in Llerena, 130 Kilometer nördlich von<br />
Sevilla, als Sohn des Malers Francisco de Zurbarán<br />
geboren, bei dem er seine Ausbildung erhielt. Um<br />
1629, als Juan etwa neun Jahre alt war, zog die Familie<br />
nach Sevilla, wo sein Vater die Kunstszene bis Mitte<br />
des 17. Jahrhunderts beherrschte. 1641 heiratete Juan<br />
Mariana de Quadros, die wohlhabende Tochter eines<br />
Prokuristen der Real Audiencia von Sevilla, die ihm<br />
eine beträchtliche Mitgift einbrachte und mit der er<br />
zwei Kinder hatte (geboren 1642 und 1644). Tragischerweise<br />
fanden Leben und Karriere von Juan ein<br />
jähes Ende: Er starb 1649 im <strong>Alte</strong>r von nur neunundzwanzig<br />
Jahren als Opfer der Pestepidemie, die Sevilla<br />
heimsuchte und fast die Hälfte der Bevölkerung der<br />
Stadt auslöschte. Juans <strong>Gemälde</strong> sind äußerst selten.<br />
Obwohl er (wie sein Vater) religiöse Werke gemalt<br />
haben soll, sind diese nicht erhalten geblieben, und er<br />
ist heute ausschließlich als Stilllebenmaler bekannt. Es<br />
wurden weniger als zwanzig <strong>Gemälde</strong> von Juans<br />
Hand identifiziert, von denen nur drei signiert sind.<br />
Trotz ihrer Seltenheit wird Juans Stillleben eine wich -<br />
t ige Rolle bei der Entwicklung der Bodegón Tradition<br />
des Goldenen Zeitalters in Spanien zugewiesen. Die<br />
signierten Werke befinden sich in einer Privatsammlung<br />
in Bordeaux, im Museum in Kiew (datiert 1640)<br />
und in der Gösta Serlachius Fine Arts Foundation in<br />
Mänttä in Finnland (datiert 1643). Trauben und Granatäpfel<br />
wie sie hier zu finden sind, gehören zum<br />
Repertoir des begehrten Malers. Ein weiteres <strong>Gemälde</strong><br />
mit Granatäpfeln befindet sich in der Sammlung Abelló.<br />
JUAN DE ZURBARÁN,<br />
1620 <strong>–</strong> 1649 SEVILLA<br />
BODEGÓN WITH POMEGRANATE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
34.5 x 39 cm.<br />
In three-dimensionally carved wooden frame.<br />
Literature:<br />
Rafael Romero Asenjo, El bodegón español en el<br />
siglo XVII desvelando su naturaleza oculta, 2009,<br />
p. 188, ill. 45, with x-ray photography ill. 46.<br />
Museo de Bellas Artes de Murcia, Maestros del<br />
Barroco espanol, pp. 68.<br />
€ 100.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Rafael Romero Asenjo, El bodegón español en el<br />
siglo XVII desvelando su naturaleza oculta, 2009,<br />
S. 188, Abb. 45, mit Roentgenfotografie Abbildung<br />
46.<br />
Museo de Bellas Artes de Murcia, Maestros del<br />
Barroco espanol, S. 68 f. (1320681) (13)<br />
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91
301<br />
LUIS MELÉNDEZ,<br />
1716 NEAPEL <strong>–</strong> 1780 MADRID<br />
STILLLEBEN MIT KIRSCHEN, APRIKOSEN<br />
UND EINEM HONIGTOPF<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
34 x 47,5 cm.<br />
Dem <strong>Gemälde</strong> ist ein ausführliches Gutachten der<br />
Prado-Expertin Carmen Garrido, o.J. beigegeben, mit<br />
der schlussfolgernden Datierung des Bildes in das<br />
Jahr 1771. Des Weiteren ein technischer Untersuchungsbericht<br />
mit Radiographie etc. „I & R“, Rafael<br />
Romero Asenjo und Adelina Illán Gutiérrez, Madrid,<br />
August 2018.<br />
In betontem Breitformat hat der Maler die Früchte<br />
dargestellt <strong>–</strong> auf einer hölzernen Tischplatte nebeneinander<br />
ausgebreitet. Lichteinfall von links. Die Komposition<br />
zeigt überlegte Positionierung, indem die goldleuchtenden<br />
Aprikosen das Bildzentrum zwischen<br />
den beiderseits dichtliegenden Kirschen beherrschen.<br />
Der intensiven Rotfarbe wirkt das Grün der Blätter<br />
eines Fruchtzweiges farbkomplementär gegenüber.<br />
Nur leicht aus der Mitte nach rechts verschoben, hebt<br />
sich der Melero, ein durch Tuch und Schnur verschlossener,<br />
glasierter schlanker Honigtopf in Talavera-<br />
Keramik, vor dem dunklen Hintergrund ab. Denselben<br />
Topf hat Meléndez auch ins Zentrum seines Stilllebens<br />
mit „Orangen, Konfektschachteln und Wassermelonen“<br />
gesetzt (Prado Madrid, Garido und Cherry,<br />
2004, Nr. 4, S. 117).<br />
Wie viele weitere Künstler spanischer Herkunft begab<br />
auch Meléndez sich zum Studium und Wirken<br />
nach Italien. Als Schüler des hervorragenden französischen<br />
Portraitisten und Hofmalers Louis-Michel van<br />
Loo (1707-1771) gelangte er bald zu hohem Ansehen<br />
und erhielt auch Aufträge vom Hof. So portraitierte er<br />
u.a. etwa Ferdinand VI von Spanien und Philipp V<br />
(1683-1743). Rest. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Privatbesitz.<br />
Anmerkung:<br />
Schon vor Bemalung durch Nahtverbindung oben<br />
angesetzt, wie dies auch bei anderen Bildern seiner<br />
Hand zu beobachten ist (siehe Garrido & Cherry,<br />
2004, Nr. 24, S. 117 und 246).<br />
Literatur:<br />
Carmen Garrido, Peter Cherry: Luis Meléndez. La<br />
serie de bodegas para el Principe de Asturias, 2004.<br />
(1321681) (10)<br />
LUIS MELÉNDEZ,<br />
1716 NAPLES <strong>–</strong> 1780 MADRID<br />
STILL LIFE WITH CHERRIES, APRICOTS<br />
AND HONEY POT<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
34 x 47.5 cm.<br />
Accompanied by a detailed expert’s report by the<br />
Prado expert Carmen Garrido, n.d., with conclusive<br />
dating of the painting to 1771. Furthermore, a technical<br />
report with radiography etc. by “I & R”, Rafael<br />
Romero Asenjo and Adelina Illàn Gutièrrez, Madrid,<br />
August 2018.<br />
Provenance:<br />
Private property.<br />
Literature:<br />
Carmen Garrido, Peter Cherry: Luis Meléndez. La<br />
serie de bodegas para el Principe de Asturias, 2004.<br />
€ 120.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Röntgen-Aufnahme<br />
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93
302<br />
JACOB ROTIUS,<br />
1644 HOORN <strong>–</strong> 1681/82 EBENDA<br />
FRÜCHTESTILLLEBEN MIT VOGEL<br />
UND SCHMETTERLINGEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
61 x 50 cm.<br />
Rechts auf Säulensockel signiert und datiert „JRotius<br />
f. 1681“, verso Etikett mit Inventarnummer „537“.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Beigeben eine Korrespondenz mit Fred Meijer vom<br />
RKD, Den Haag, vom 03. Juli 2014, der darin berichtet,<br />
dass ihnen das vorliegende <strong>Gemälde</strong> bereits bekannt<br />
ist durch eine Ausstellung im Palais des Beaux-Arts,<br />
Brüssel vom 25. Februar 1969. Er verweist<br />
auf <strong>Gemälde</strong> des Künstlers im RKD.<br />
Auf den rot bezogenen Stufen vor einer Säule und<br />
Ruinen im linken Hintergrund mit Blick auf den<br />
grau-blauen Himmel hat der Künstler, der laut Houbraken<br />
ein Schüler von Jan Davidsz de Heems (1606-<br />
1683) war, ein Früchtestillleben mit dreierlei Weintrauben,<br />
zwei samtigen Pfirsichen, Aprikosen, Mispeln,<br />
Granatapfel und Himbeeren drapiert. Zwischen diesem<br />
sommerlichen und saftig-frischen Obst tummeln<br />
sich vier Schmetterlinge, ein Vogel, wohl ein Gimpel,<br />
und eine kleine Schnecke. Qualitätvolle Malerei bei<br />
der durch die Farbgebung die Früchte besonders hervorgehoben<br />
werden.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> entstand im letzten Lebensjahr des<br />
jung verstorbenen Künstlers, was durch die Datierung<br />
am rechten Bildrand bestätigt wird. Die Kombination<br />
aus Früchten und Architektur findet sich auch in einem<br />
anderen, dem Künstler zugeschriebenen <strong>Gemälde</strong><br />
(RKD Image Archiv Nr. 0000048445). <strong>Teil</strong>s Retuschen.<br />
Provenienz:<br />
Van Herck, Antwerpen, 14. und 15. Mai 1934<br />
(Hofstede de Groot fiche Nr. 1444343).<br />
Versteigerung Christie´s, London, 19. März 1954,<br />
Nr. 37 (irrtümlich als Jan Albertsz. Rotius)<br />
Versteigerung Palais des Beaux-Arts, Brüssel, 25.-27.<br />
Januar 1969, Nr. 20 mit Abb. (in Kopie vorliegend).<br />
Privatsammlung, Europa.<br />
Versteigerung Christie´s, London, 19. März 1954,<br />
Nr. 37.<br />
Anmerkung:<br />
Laut Fred Meijer war Rotius‘ Themenwahl vielfältig,<br />
und es sind nur wenige Stillleben mit einer solchen<br />
Komposition von ihm bekannt. Ein ähnliches, aber<br />
größeres <strong>Gemälde</strong>, signiert und datiert „1674“, wurde<br />
am 26.9.1980 in München (Weinmüller) versteigert,<br />
Kat.Nr. 261. Ähnliche Motive finden sich auch in anderen<br />
Stillleben von seiner Hand.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Hendrik Fredrik Wynman, De stillevenschilder<br />
Jacob Rotius, in: Oud Holland, Nr. 47, 1930, S. 60-67<br />
(in Kopie vorliegend).<br />
Vgl. Invar Bergström, Dutch Still-Life Painting in the<br />
Seventeenth Century, London 1956, S. 220.<br />
Vgl. Laurens J. Bol, Holländische Maler des 17. Jahrhunderts<br />
nahe den großen <strong>Meister</strong>n. Landschaften<br />
und Stilleben, München 1982, S. 301.<br />
Vgl. Peter Mitchell, European Flower Painters,<br />
London 1973, S. 2, 18, 19.<br />
Vgl. Walther Bernd, Die Niederländischen Maler<br />
des 17. Jahrhunderts, München 1969-1970.<br />
Vgl. Erika Gemar-Koeltzsch, Holländische Stillebenmaler<br />
im 17. Jahrhundert, Lingen 1995, Bd. III, S. 831f.<br />
Vgl. Adriaan van der Willigen, Fred G. Meijer, A Dictionary<br />
of Dutsch and Flemish Still-Life Painters<br />
Working in Oils. 1525-1725, Leiden 2003, S. 171.<br />
(1320571) (1) (18)<br />
Detail rechts unten<br />
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JACOB ROTIUS,<br />
1644 HOORN <strong>–</strong> 1681/82 IBID.<br />
FRUIT STILL LIFE WITH BIRD AND BUTTERFLIES<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
61 x 50 cm.<br />
Signed and dated „JRotius f. 1681“ on column base<br />
on the right, verso label with inventory no. “537”.<br />
Accompanied by correspondence by Fred Meijer from<br />
the RKD, The Hague, dated 3 July 2014, who reports<br />
that he is already familiar with the present painting<br />
from an exhibition at the Palais des Beaux-Arts, Brussels<br />
from 25 February 1969. He references paintings<br />
by the artist at the RKD.<br />
The painting was created in the last year of the artist‘s<br />
life, which is confirmed by the date on the right<br />
edge of painting. The combination of fruit and architecture<br />
can also be found in another painting attributed<br />
to the artist (RKD Image Archive no. 0000048445).<br />
Provenance:<br />
Van Herck, Antwerp, 14 and 15 May 1934 (Hofstede<br />
de Groot fiche no. 1444343).<br />
Auction Christie‘s London, 19 March 1954, no. 37<br />
(erroneously described as Jan Albertsz. Rotius)<br />
Auction Palais des Beaux-Arts, Brussels, 25 - 27<br />
January 1969, no. 20 with ill. (copy enclosed).<br />
Private collection, Europe.<br />
Auction Christie‘s London, 19 March 1954, no. 37.<br />
Literature:<br />
cf. Hendrik Fredrik Wynman, De stillevenschilder<br />
Jacob Rotius, in: Oud Holland, no. 47, 1930, p. 60-67<br />
(copy available).<br />
cf. Invar Bergström, Dutch Still-Life Painting in the<br />
Seventeenth Century, London 1956, p. 220.<br />
cf. Laurens J. Bol, Holländische Maler des 17. Jahrhunderts<br />
nahe den großen <strong>Meister</strong>n. Landschaften<br />
und Stilleben, Munich 1982, p. 301.<br />
cf. Peter Mitchell, European Flower Painters, London<br />
1973, p. 2, 18, 19.<br />
cf. Walther Bernd, Die Niederländischen Maler des<br />
17. Jahrhunderts, Munich 1969-1970.<br />
cf. Erika Gemar-Koeltzsch, Holländische Stillebenmaler<br />
im 17. Jahrhundert, Lingen 1995, vol. III, p. 831f.<br />
cf. Adriaan van der Willigen, Fred G. Meijer, A Dictionary<br />
of Dutsch and Flemish Still-Life Painters Working<br />
in Oils. 1525-1725, Leiden 2003, p. 171.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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303<br />
FRANS YKENS,<br />
UM 1601 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1693 BRÜSSEL<br />
(WEITERE ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
Der Maler war um 1615 Schüler seines Onkels Osias<br />
Beert d. Ä. (um 1580-1623/24), von dem er auch die<br />
spezielle Stilllebenauffassung mit vereinzelt im Bild<br />
nebeneinandergestellten Objekten übernommen hat.<br />
Kein geringerer als Peter Paul Rubens (1577-1640),<br />
ein Freund des Malers, erwarb mehrere seiner Stillleben,<br />
die heute im Rubenshaus in Antwerpen gezeigt<br />
werden. Frans Ykens hielt sich in den Jahren<br />
1630/31 in Frankreich auf, wurde anschließend Mitglied<br />
der Malergilde Sankt Lukas in Antwerpen.<br />
PAAR FLORALE KRÄNZE MIT FRÜCHTEN<br />
UND MYTHOLOGISCHEN SZENEN<br />
Öl auf Leinwand. Altdoubliert.<br />
111 x 79 cm.<br />
Unten mittig signiert.<br />
In vergoldetem reliefdekoriertem Rahmen.<br />
Als Trompe l‘œil gebildete Camaieu-Kartuschen mit<br />
Rollwerk bzw. mit Puttodekor umspielt von einer Blütengirlande<br />
bzw. von einer solchen aus Frucht-Blüten-<br />
Komposition. Darin einmal eine Venus-Adonis-Gruppe<br />
<strong>–</strong> ein Derivat aus der Komposition Tizians, wie sie<br />
etwa im Prado in Madrid, im Metropolitan Museum in<br />
New York oder auch in der National Gallery in London<br />
verwahrt wird <strong>–</strong> bzw. ein liebendes Paar mit Amorknabe.<br />
Rahmen minimal besch.<br />
Literatur:<br />
Dieses <strong>Gemälde</strong> ist abgebildet in: Patrizia Consigli,<br />
Nature morte del seicento e settecento, Parma 1987,<br />
S. 188 und 189, Abb. 191 und 192.<br />
The Burlington Magazine, Nr. 807, Bd. CXII, Juni 1970,<br />
S. 430 - 431, Tafel XXX.<br />
Marie Louise Hairs, Les peintres flamands de fleurs<br />
au XVIIe siècle, Paris/Brüssel 1965, S. 208 und 427.<br />
(1321341) (3) (13)<br />
FRANS YKENS,<br />
CA. 1601 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1693 BRUSSELS<br />
(FURTHER ILL. FOLLOWING PAGES)<br />
A PAIR OF FLORAL WREATHS WITH FRUIT<br />
AND MYTHOLOGICAL SCENES<br />
Oil on canvas. Old relining.<br />
111 x 79 cm.<br />
Signed at bottom centre.<br />
Literature:<br />
This painting is illustrated in: Patrizia Consigli, Nature<br />
morte del seicento e settecento, Parma 1987, p. 188<br />
and 189, ill. 191 and 192.<br />
The Burlington Magazine, no. 807, vol. CXII, June 1970,<br />
pp. 430 - 431, panel XXX.<br />
Marie Louise Hairs, Les peintres flamands de fleurs<br />
au XVIIe siècle, Paris/Brussels 1965, p. 208 and 427.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
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97
304<br />
HIERONYMUS GALLE D. Ä.,<br />
1625 <strong>–</strong> UM 1679<br />
MADONNENBILD IM BLUMENKRANZ<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
78 x 68 cm.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> im RKD-Bildarchiv unter Nummer<br />
0000026656.<br />
Die Bildmotividee, von Jan Brueghel d. Ä. (1568-<br />
1625) bis Peter Paul Rubens (1577-1640) mehrmals<br />
aufgegriffen, zeigt auch hier ein gemaltes gerahmtes<br />
Madonnenbildnis, in Grisailletechnik. Die Rahmung<br />
mit seitlichen Voluten in Art einer Steinrahmung. Um<br />
das Bildnis zieht sich ein, vor dunklem Grund, hell aufleuchtender<br />
Kranz, der unterschiedlichsten Blüten<br />
und Blätter. Darunter rosafarbene Rosen, Malven,<br />
weiße Hortensien, gefiederte Tulpen, Feuerlilien, Iris<br />
sowie Blütenrispen und andere Frühsommerblumen.<br />
Die Blütenblätter äußerst fein gemalt, scheinen vor<br />
dem dunklen, nahezu schwarzen Hintergrund herauszustrahlen.<br />
(12814511) (11)<br />
HIERONYMUS GALLE THE ELDER,<br />
1625 <strong>–</strong> CA. 1679<br />
A MADONNA IN FLORAL WREATH<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
78 x 68 cm.<br />
The painting is listed in the RKD image archive, no.<br />
0000026656.<br />
This image motif, repeatedly taken up from an Brueghel<br />
the Elder (1568-1625) to Peter Paul Rubens<br />
(1577-1640), shows a painted framed Madonna portrait<br />
in grisaille. The frame is painted in the style of a<br />
stone frame with volutes on each side. The painting is<br />
encircled by a wreath of flowers and leaves with pink<br />
roses, hollyhocks, white hydrangeas, feathered tulips,<br />
fire lilies, irises and further panicles and early summer<br />
flowers. The petals are painted very finely and<br />
are luminous against the dark, almost black background.<br />
€ 14.000 - € 18.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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101
305<br />
JAN DAVIDSZ DE HEEM,<br />
1606 UTRECHT <strong>–</strong> 1683/84 ANTWERPEN, ZUG.<br />
JÜNGLINGSBÜSTE, UMGEBEN VON FRUCHT-<br />
UND BLUMENGEBINDEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
170 x 123 cm.<br />
Das äußerst großformatige <strong>Gemälde</strong>, in betörender<br />
Qualität ausgeführt, zeigt im Zentrum der schwarzgrundigen<br />
Gesamtdarstellung eine steinerne Jünglingsbüste<br />
im Stil der Antike. Sie ist umrahmt von<br />
einem trompe-l‘oel-artig gemalten, großen barocken<br />
Steinrahmen mit ausziehenden Voluten und einem, unterhalb<br />
der Büste angemeißelten, geflügelten Engelskopf,<br />
in Art eines Epitaphs. Die Wiedergabe der Bildhauerelemente<br />
in Steingrau, leicht verschattet. Umso<br />
mehr bricht die leuchtende Farbenfülle der Fruchtund<br />
Blumengebinde hervor, die in vier größeren Partien<br />
zusammengefasst sind. Zwischen Blattwerk zeigen<br />
die einzelnen Gebinde helle Trauben, Rosen und Hibiskusblüten,<br />
daneben Nelken und entsprechendes Blattwerk.<br />
Dazwischen gebunden sind Pfirsiche, ein geöffneter<br />
Granatapfel, Zitrusfrüchte und Pflaumen, am<br />
Unterrand etliche reife Feigen. Himbeeren und leuchtend<br />
rote Kirschen fügen sich in die Farbkomposition<br />
ein, jeweils vor dem fein gemalten Blattwerk bewusst<br />
abgehoben. In der Blumenstilllebenmalerei der Zeit<br />
üblich, lassen sich auch Insekten wie Maikäfer und<br />
Schmetterling finden. Gemäß der Blumensymbolik<br />
der Zeit erscheinen die einzelnen Blüten und Früchte<br />
auf die Jugend der Knabenbüste zu verweisen, möglicherweise<br />
als eine persönliche Hommage. (†)<br />
(12901422) (11)<br />
JAN DAVIDSZ DE HEEM,<br />
1606 UTRECHT <strong>–</strong> 1683/84 ANTWERP, ATTRIBUTED<br />
BUST OF A YOUNG MAN SURROUNED<br />
BY BOUQUETS OF FLOWERS AND FRUIT<br />
Oil on canvas.<br />
170 x 123 cm. (†)<br />
€ 70.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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306<br />
GIACOMO RECCO,<br />
1603 NEAPEL <strong>–</strong> NACH 1653<br />
GROSSER BLUMENSTRAUSS<br />
IN EINER FAJENCEVASE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
75x60 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Nicola Spinosa, Neapel,<br />
8. September 2012.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> im typischen Erscheinungsbild der<br />
vergleichbaren Werke des Malers.<br />
Spezialisiert auf Blumenstilleben, hatte Recco fast<br />
ausschließlich einen dunklen, eher schwarzen Hintergrund<br />
gewählt. Nicht selten auch legte er Wert auf<br />
unterschiedlichste Vasen- und Gefäßformen. In vorliegendem<br />
<strong>Gemälde</strong> entwickelt sich das farbenprächtige<br />
Bukett aus einer ovalen, weißglasierten und blau<br />
bemalten Vase mit eingezogenem vergoldetem Fuß.<br />
Neben dunkleren Grüntönen der Blätter überwiegen<br />
die Farben Rot und Weiß für die Blüten. Eine zentral<br />
gesetzte weiße Rosenblüte korrespondiert zur Vase,<br />
wird jedoch fast ausschließlich von roten Blumen, wie<br />
Tulpen, Riesenanemonen und Fingerhut umgeben.<br />
Nach den Seiten und oben hin zeigen sich die Blüten<br />
aufgelockert.<br />
Erst 1961 hat sich der Kunstexperte Raffaello Causa<br />
mit dem Werk Reccos auseinandergesetzt und damals<br />
ein zuvor Giovanni da Udine zugewiesenes Stillleben<br />
(„Die Blumenvase des Cardinale Poli“) dem<br />
Werk Reccos gegeben, wie auch die „Blumenvase<br />
der Spada-Familie“. Zudem hat sich Giuseppe De Vito<br />
mit dem Maler beschäftigt. 1984 hat Antonio Delfino<br />
eine Dokumentation zum Maler zusammengestellt.<br />
Werke der Hand Reccos befanden sich im Eigentum<br />
von Ferdinando II. de´ Medici, heute im Museum des<br />
Palazzo Pitti in Florenz: „Vase mit Tulpen, Anemonen<br />
und Kaiserkronen“ von 1626. 1997 wurde ein Stillleben<br />
seiner Hand bei Christie´s New York verauktioniert.<br />
GIACOMO RECCO,<br />
1603 NAPLES <strong>–</strong> AFTER 1653<br />
LARGE FLOWER BOUQUET<br />
IN FAIENCE VASE<br />
Oil on canvas.<br />
75 x 60 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Nicola Spinosa,<br />
Naples, 8 September 2012.<br />
Literature:<br />
Nicola Spinosa, Pittura del Seicento Napoli. Da Mattia<br />
Preti a Luca Giordano, Naples 2011, ill nos. 303 and<br />
305, pp. 274.<br />
€ 25.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Nicola Spinosa, Pittura del Seicento Neapel. Da Mattia<br />
Preti a Luca Giordano, Neapel 2011, Abb. Nr. 303 und<br />
305, S. 274 f. (13207826) (2) (11)<br />
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307<br />
JAN BRUEGHEL D. J.,<br />
1601 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1678 EBENDA<br />
STILLLEBEN MIT GOLDENER PRUNKTAZZA,<br />
PREZIOSEN UND BLUMEN<br />
Öl auf Eichenholz. Parkettiert.<br />
55,4 x 66,3 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen.<br />
Das ausgesprochen ungewöhnliche Stillleben zeigt<br />
die Gegenstände in höchst eleganter Komposition<br />
und äußerst feiner Maltechnik. Weiträumig nebeneinandergestellt,<br />
kommen sie vor dem nahezu schwarzen<br />
Hintergrund besonders zur Geltung. Gezeigt ist<br />
eine Tischplatte, darauf links eine frühbarocke Tazza<br />
mit glatter Schale über reich im Relief verzierten<br />
Schaft, in leuchtendem Gold. Darüber hinweg ist ein<br />
Blumenkranz gelegt, mit unterschiedlichen Sommerblüten,<br />
wie Rosen, Nelken, Anemonen und kleinen<br />
Strauchblüten. Weiter rechts korrespondiert dazu ein<br />
fein gemaltes Bukett mit Tulpen, Röschen, Iris und<br />
weiteren Frühlingsblumen in einem chinesischen,<br />
blaubemalten Porzellanväschen. Von Interesse ist hier<br />
die Gegenüberstellung von Frühling und Sommer<br />
durch die dargestellten Blüten.<br />
Von besonderem Reiz die Preziosen, wie Perlenkette,<br />
Goldringe, Brosche, Gliederarmband und Goldmünzen<br />
in einer geöffneten Chinoiserie-Schatulle in Rot- und<br />
Schwarzlack, der daneben abgelegte Deckel mit chinesischen<br />
Szenen dekoriert.<br />
Die Präzision und Feinheit in der Wiedergabe der<br />
Gegenstände verleihen dem Bild eine besondere Qualität.<br />
In feinstem Detail sind die Goldschmiedearbeiten<br />
wiedergegeben, etwa die beiden Ringen links, die<br />
mit Diamanten im Pyramidenschliff besetzt sind. Die<br />
Dokumentierung einer barocken Tazza neben den hier<br />
sehr früh gezeigten Chinoiserie-Objekten macht das<br />
<strong>Gemälde</strong> für den Zeitraum der Entstehung besonders<br />
interessant. (1322041) (1) (11)<br />
JAN BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />
1601 ANTWERP <strong>–</strong> 1678 IBID.<br />
STILL LIFE WITH MAGNIFICENT GOLD TAZZA,<br />
PRECIOUS ITEMS AND FLOWERS<br />
Oil on oak panel. Parquetted.<br />
55.4 x 66.3 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen.<br />
The juxtaposition of spring and summer through the<br />
depicted flowers are interesting in this painting. The<br />
depiction of precious items, such as pearl necklaces,<br />
gold rings, brooches, link bracelets and gold coins in<br />
an open red and black lacquer chinoiserie casket, with<br />
the lid decorated with Chinese scenes placed next to<br />
it, are particularly appealing. The precision and delicacy<br />
in the rendition of the objects give the painting a<br />
special quality. The goldsmith’s work is reproduced in<br />
the finest detail, such as the two rings on the left,<br />
which are set with pyramid-cut diamonds. The very<br />
early documentation of a baroque tazza next to the<br />
chinoiserie objects makes the painting particularly<br />
interesting for the period in which it was created.<br />
€ 70.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
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308<br />
FLÄMISCHER MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
ADAM UND EVA IM PARADIES<br />
Öl auf Holz.<br />
Durchmesser: 26,5 cm.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> ist als Rundbild geschaffen und zeigt das<br />
erste Menschenpaar nackt im Schatten eines großen<br />
Baumes vor dunklem Waldhintergrund. Am Baum<br />
eine Frucht, die Eva mit ausgestreckter Hand ergreift.<br />
Um den oberen <strong>Teil</strong> des Baumes <strong>–</strong> der sogenannte<br />
Baum der Erkenntnis <strong>–</strong> eine Schlange gewunden, die<br />
mit ihrem Kopf den Apfel berührt, gleichsam symbolisch<br />
dem Menschenpaar übergibt. Am linken Bildrand<br />
der Kopf eines Rehbocks, weiter unten ein lagert<br />
ein Hündchen, gefolgt von Katzen und weiteren, den<br />
Menschen näheren Haustieren wie Hasen, Hühner,<br />
Rinder und Ziegen. Rechts im Hintergrund Blick in das<br />
paradiesische Gefilde mit heller erleuchteten Bäumen<br />
und Wildtieren wie Löwe, Bären und anderes Getier,<br />
dazwischen Vögel. Thematisch wie inhaltlich geht die<br />
Darstellung zurück auf Brueghels gleichnamiges großformatiges<br />
<strong>Gemälde</strong> „Adam und Eva im Paradies“, das<br />
in Zusammenarbeit mit Peter Paul Rubens (1577-1640)<br />
entstand, wobei Rubens dort die Figuren schuf. Das<br />
vorliegende Bild ist aber insofern völlig eigenständig,<br />
als der Bildaufbau zwar vergleichbar, die Figurenkomposition<br />
jedoch völlig unterschiedlich zu den üblichen<br />
brueghelschen Vorbildern dieses Themas erscheinen.<br />
Die genannte frühere Fassung entstand 1617 (Öl auf<br />
Holz, heute im Mauritshuis, Den Haag). Das Rundbild<br />
von hoher malerischer Qualität sowohl in der Figurenwiedergabe,<br />
die den nachhaltigen Einfluss von Rubens<br />
verraten, als auch in der landschaftlichen Wiedergabe<br />
im Hintergrund mit fein ausgeführtem Laubwerk, das<br />
sich in helles türkis-grün nach hinten entwickelt. (†)<br />
(13013110) (11)<br />
FLEMISH MASTER OF THE 17TH CENTURY<br />
ADAM AND EVE IN PARADISE<br />
Oil on panel.<br />
Diameter: 26.5 cm. (†)<br />
€ 45.000 - € 65.000<br />
Sistrix<br />
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309<br />
PAUL BRIL,<br />
UM 1553/54 BREDA <strong>–</strong> 1626 ROM, ZUG.<br />
Bril hatte schon zu Lebzeiten, vor allem in Rom, viele<br />
Maler beeinflusst, wie etwa den Niederländer Cornelis<br />
van Poelenburgh (1586-1667), oder den Frankfurter<br />
Adam Elsheimer (1574/78-1610/20).<br />
FELS- UND FLUSSLANDSCHAFT MIT BIBLISCHER<br />
SZENE „JESUS HEILT EINEN BESESSENEN“<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
72 x 120 cm.<br />
Häufig in der niederländischen Malerei der Zeit sind<br />
Landschaft und das Geschehen im Bild symbiotisch<br />
miteinander verknüpft. Gewissermaßen soll auch hier<br />
die weite Landschaft ein Weltbild darstellen mit den<br />
unterschiedlichsten Formationen wie Flusslauf, aufragende<br />
Felsen, sanftere Hügel, Städte am Ufer, Befestungstürme<br />
oder eine Burganlage auf dem Felsen,<br />
wie hier links oben hinter den Bäumen, die als Repoussoir<br />
eingefügt sind. So wird das biblische Geschehen<br />
in der unteren Zone in eine zeitgenössische Landschaft<br />
eingefügt, um die tröstenden Aussagen der<br />
Bibelgeschichte als zeitlos erscheinen zu lassen. Hervorgehoben<br />
ist in der links unten heraufziehenden<br />
Menschenmenge die Gestalt Jesu, der mit seinem<br />
Zeigefinger auf einen vom Wahn besessenen Jüngling<br />
weist und ihn von der Besessenheit kuriert, was als<br />
Beispiel des Gedankens des Exorzismus zu deuten ist.<br />
Der Jüngling taumelnd wiedergegeben, seinem Mund<br />
entweicht ein schwarzer Rauch, weiter unten ist eine<br />
Schweineherde zu sehen, als symbolische Entsprechung<br />
der bösen Besessenheit, wobei die Schweine<br />
hier dabei sind, sich in den Fluss zu stürzen, um zu<br />
ertrinken. So hat der Maler die Szene, die sich der<br />
Bibel gemäß am See Genezareth zugetragen haben<br />
soll, hier in eine nordische Flusslandschaft versetzt.<br />
Die Figuren in der Gruppe links der Jesusfigur sind einzeln<br />
zu deuten, jedenfalls ist Petrus mit grauem Bart<br />
zu erkennen, daneben wohl Johannes Evangelist sowie<br />
die weiteren Apostel, gefolgt von einer größeren<br />
Menschenmenge, die sich im Tal verliert. Der Dramatik<br />
des Geschehens entspricht auch die Wiedergabe<br />
der bewegten Wolken über der Flusslandschaft. Der<br />
Bildaufbau ist für Werke von Bril durchaus typisch,<br />
insbesondere für Flusslandschaften mit links höher<br />
stehendem Felsgelände und bekrönenden Burgen.<br />
Einige Restaurierungen wie etwa oben links und<br />
rechts unten. (†)<br />
Anmerkung:<br />
Ein kleinerformatiges <strong>Gemälde</strong> auf Kupfer (Maße 28,5<br />
x 35 cm) mit demselben Bildinhalt befand sich im Besitz<br />
von Johnny van Haeften, London, dort als Paul Bril bezeichnet<br />
und datiert „1608“. Bril hatte schon zu Lebzeiten,<br />
vor allem in Rom, viele Maler beeinflusst, wie<br />
etwa den Niederländer Cornelis van Poelenburgh<br />
(1586-1667), oder den Frankfurter Adam Elsheimer<br />
(1574/78-1610/20). (1301319) (11)<br />
PAUL BRIL,<br />
CA. 1553/54 BREDA <strong>–</strong> 1626 ROME, ATTRIBUTED<br />
ROCK AND RIVER LANDSCAPE WITH BIBLE<br />
SCENE “JESUS HEALING A POSSESSED MAN”<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
72 x 120 cm.<br />
As is typical for Dutch painting of the time the landscape<br />
and the events are symbiotically intertwined.<br />
Restored in several places, as for example on the left<br />
and lower right. (†)<br />
Notes:<br />
A small-format painting on copper (28.5 x 35 cm) with<br />
the same subject was owned by Johnny van Haeften,<br />
London, inscribed Paul Bril and dated “1608”.<br />
€ 45.000 - € 65.000<br />
Sistrix<br />
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310<br />
MARTEN VAN CLEVE,<br />
1527 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1581<br />
DER KINDERMORD ZU BETHLEHEM<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
74,8 x 106,5 cm.<br />
In teilgerahmten Rahmen<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
vom 1. Juni 2022 (im Original vorliegend).<br />
Als Kindermord in Bethlehem bezeichnet die christliche<br />
Tradition die in der Weihnachtsgeschichte des<br />
Mattheus Evangeliums überlieferte Tötung aller männlichen<br />
Kleinkinder in Bethlehem, die von König Herodes<br />
angeordnet wurde um den Neugeborenen König<br />
der Juden, Jesus von Nazareth, zu beseitigen. Am<br />
bekanntesten ist das gleichnamige <strong>Gemälde</strong> von Pieter<br />
Breugel dem Älteren, von 1565 in der Royal Collection<br />
im Winstor Castle. Die bekannteste Kopie befindet<br />
sich im Kunsthistorischen Museum in Wien.<br />
Auf dem <strong>Gemälde</strong> in Windsor wird ein winterliches,<br />
flämisches Dorf geplündert. Darauf sind Fußsoldaten<br />
und Söldner, sowie schwarz gepanzerte Reiter mit<br />
Lanzen als spanische Truppen zu identifizieren. Hilfesuchende<br />
Dorfbewohner umringen einen Herold der<br />
die Aktion überwacht. Auf dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong><br />
ist ebenfalls ein winterliches Dorf zu erkennen unter<br />
dunkelgrauem Himmel mit weiße Wolkenformationen<br />
in sfumato. Rechtseitig ein Soldat in glänzender Rüstung,<br />
ein Kind unter seinem rechten Arm haltend, das<br />
er soeben einer Familie entrissen hat, die erschrocken<br />
und trauernd vor der Tür eines großen verschneiten<br />
Hauses steht. Davor ein weiterer Soldat der mit einem<br />
Dolch eine Frau verfolgt, die ein Kind in ihrem<br />
Arm hält und versucht vor dem Mann zu flüchten. Ein<br />
kleiner Hund bellt sie dabei an. In der Mitte der Bildes<br />
weitere bewaffnete Soldaten in Rüstung und mit Standarte.<br />
Am linken Bildrand schließlich ein rötliches Haus,<br />
in das mehrere Soldaten versuchen einzudringen, sei<br />
es linksseitig einer durch das Fenster, sei es drei<br />
Männer beim Aufstoßen einer Tür unter Zuhilfenahme<br />
eines Baumstumpfes.Im Hintergrund des Dorfes weitere<br />
Soldaten die Frauen mit Kindern verfolgen oder<br />
rechtsseitig ebenfalls versuchen in ein weiteres Haus<br />
einzudringen.<br />
Dr. Ertz sieht in dem Urheber dieser Darstellung des<br />
Kindermordes Martin van Cleeve. Von der vorliegenden<br />
Komposition hat Cleve eine Zeichung und fünf<br />
weitere Versionen geschaffen. Auffallend ist auf allen<br />
Bildern das eigenartige sfumato und die runden Figuren<br />
der agierenden Personen, sowie der kleine Hund<br />
unten rechts der fast so etwas wie eine Signatur<br />
darstellt. Dieses im ausgehenden 16. Jahrhundert sehr<br />
beliebte Thema hat nicht nur Martin van Cleve fasziniert,<br />
sondern auch nachfolgende Generationen, wie<br />
die Brüder Breughel. Zeitlich wird das Werk zu Beginn<br />
der 1650er-Jahre eingeordnet. Rest. teils Retuschen.<br />
(1321618) (18)<br />
MARTEN VAN CLEVE,<br />
1527 ANTWERP <strong>–</strong> 1581<br />
THE MASSACRE OF THE INNOCENTS<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
74.8 x 106.5 cm.<br />
Accompanied by the original expert’s report by Dr<br />
Klaus Ertz, Lingen, dated 1 June 2022.<br />
€ 60.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
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113
311<br />
JAN BRUEGHEL D. J.,<br />
1601 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1678 EBENDA<br />
BLUMENKORB MIT PFINGSTROSE<br />
Öl auf Holz.<br />
48,5 x 65 cm.<br />
In aufwändig teilweise à jour gearbeitetem Louis XV-<br />
Rahmen.<br />
Beigegeben im Original eine Expertise von Dr. Klaus<br />
Ertz, Lingen, welcher die Eigenhändigkeit des hier<br />
angebotenen <strong>Gemälde</strong>s bestätigt und es in die 1640er-<br />
Jahre datiert. Anbei auch eine Pigmentanalyse von<br />
Prof. Dr. Manfred Schreiner, Ordinarius für Farbenlehre<br />
und Farbenchemie, Akademie der Bildenden Künste<br />
Wien, vom April 2022. Schreiner stellt zusammenfassend<br />
fest, „dass in dem <strong>Gemälde</strong> ‚Korb mit bunten<br />
Blumen‘, Jan Brueghel d.J. (1601-1678) [...] Farbmittel<br />
nachzuweisen sind, welche seit der Antike bekannt<br />
und in der europäischen Malerei in Verwendung sind:<br />
Bleiweiß, Zinnober, Azurit und ein kupferhaltiges<br />
Grünpigment. Vor allem der Nachweis von Blei-Zinngelb<br />
lässt auf eine Entstehung der Darstellung im 17.<br />
Jh. schließen. Farbmittel, welche erst seit dem 18.<br />
oder 19. Jh. bekannt sind, konnten in den originalen<br />
Farbpartien nicht nachgewiesen werden. Aus materialtechnologischer<br />
Sicht ist daher kein Einwand gegen<br />
die Entstehung des <strong>Gemälde</strong>s in der Schaffensperiode<br />
von Jan Brueghel d.J. (1601-1678) zu erheben.“<br />
Auf einer horizontal den Raum gliedernden Tischplatte,<br />
die über eine Tischzarge zu ragen scheint, steht zentral<br />
ein Korb, wie wir ihn auch von anderen <strong>Gemälde</strong>n<br />
Brueghels kennen mit feinem Flechtwerk und Durchblicken,<br />
die verschiedenfarbige Blüten innerhalb des<br />
Korbes erkennen lassen. Während der florale Inhalt<br />
des blickdurchlässigen Korbes begrenzt ist, steigen<br />
feuerwerksgleich Blüten unterschiedlichster Couleur<br />
aus dem Flechtgitter und füllen den gesamten Bildraum.<br />
Neben einer Pfingstrose sind Klatschmohn,<br />
Vergissmeinnicht, teils gefüllte Rosen, gelbe Windröschen,<br />
Narzisse und Glockenblumen zu sehen, deren<br />
Blüten und Knospen teils auf der Stellfläche liegen,<br />
die Kante überkragen und somit einen Bezug zum<br />
Betrachterraum zu erlangen suchen. Das <strong>Gemälde</strong> erhält<br />
einen dekorativen Wert mit einer unterschwelligen<br />
symbolischen Bedeutung für die Eitelkeit. Die<br />
vergängliche Schönheit eines Blumenstraußes feiert<br />
die göttliche Schöpfung und lädt uns ein, über die<br />
Kurzlebigkeit des Lebens nachzudenken. Die extreme<br />
Sorgfalt, mit der die Frische und der Glanz dieser Blumen<br />
wiedergegeben werden, spiegelt auch den Geschmack<br />
für ästhetischen Genuss und Kontemplation<br />
wider <strong>–</strong> typisch für eine kultivierte Gesellschaft.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Klaus Ertz, Jan Brueghel. Flemish painters in<br />
the circle of the great masters, Freren 1984, Bd. I,<br />
S. 449 ff. (1320951) (13)<br />
JAN BRUEGHEL THE YOUNGER,<br />
1601 ANTWERP <strong>–</strong> 1678 IBID.<br />
FLOWER BASKET WITH PEONIES<br />
Oil on panel.<br />
48.5 x 65 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, confirming authenticity of the painting and<br />
dating it into the 1640s. Also attached is a pigment<br />
analysis by Professor Dr Manfred Schreiner, professor<br />
for colour theory and colour chemistry, Academy of<br />
Fine Arts Vienna, from April 2022. Schreiner states in<br />
summary, that in the painting “Basket with colourful<br />
Flowers” by Jan Brueghel the Younger (1601-1678)<br />
paints can be found that have been known since<br />
antiquity and are used in European painting: lead<br />
white, vermilion, azurite, and a green pigment containing<br />
copper. Evidence of lead- pewter yellow implies<br />
the painting’s creation in the 17th century.<br />
Paints, which have only been known since the 18th or<br />
19th century could not be found in the original areas<br />
of colouration. From a material- technological point of<br />
view, there is no objection to the painting being created<br />
during the creative period of Jan Brueghel the<br />
Younger (1601-1678).<br />
Literature:<br />
cf. Klaus Ertz, Jan Brueghel. Flemish painters in<br />
the circle of the great masters, Freren 1984, vol. I,<br />
pp. 449 ff.<br />
€ 120.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
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117
312<br />
ADAM FRANS VAN DER MEULEN,<br />
1632 BRÜSSEL <strong>–</strong> 1690 PARIS<br />
Van der Meulen war ein flämischer Schlachten-, Genreund<br />
Landschaftsmaler. Er war Schüler des von der<br />
Aristokratie hochgeschätzten Hofmalers Pieter Snayers<br />
(um 1592-1666/67) und lernte durch ihn die Schlachtenmalerei<br />
kennen. In den Diensten des französischen<br />
Königs wurde er zum Schilderer jener Belagerungen<br />
und Feldzüge, an denen er in dessen Gefolge teilnahm.<br />
Dabei nahm er an neun Reisen teil, wo er entweder<br />
direkt oder nachher die Schauplätze des Geschehens<br />
aufsuchte und zeichnerisch erfasste.<br />
GROSSE REITERSCHLACHT AN EINEM FLUSSUFER<br />
Öl auf Holz.<br />
23,5 x 33,5 cm.<br />
Links unten signiert „A. F. V. Meulen.“ Verso alter<br />
Aufkleber mit Künstlernennung und Betitelung.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
ADAM FRANS VAN DER MEULEN,<br />
1632 BRUSSELS <strong>–</strong> 1690 PARIS<br />
LARGE CAVALRY BATTLE ON A RIVERBANK<br />
Oil on panel.<br />
23.5 x 33.5 cm.<br />
Signed “A. F. V. Meulen.” lower left.<br />
Verso old label with artistic name and title.<br />
€ 15.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Die weitläufige Schlachtendarstellung zieht vom Vordergrund<br />
bis weit hinten zum Horizont, lediglich getrennt<br />
von einem Fluss mit Kämpfenden um und auf<br />
der Brücke. Auffallend die übermäßige Anzahl der Soldaten,<br />
von denen im linken Vordergrund zwei Kämpfer<br />
besonders herausgestellt werden: Ein Mann zu Pferde<br />
mit roter Jacke und schwarzem Hut gegen einen Weiteren<br />
mit rotem Turban kämpfend, links neben ihnen<br />
bereits zu Boden gegangene Pferde liegend. Im Hintergrund<br />
mehrere in den Himmel ragende Bäume,<br />
während sich nach rechts auf der Anhöhe hinter der<br />
Brücke der Blick in eine weite Landschaft erstreckt.<br />
Wiedergabe des Schlachtengetümmels unter hohem<br />
blauem Himmel mit großen weißen Wolkenformationen<br />
und mit zahlreichen Details. Vereinzelt Retuschen.<br />
(1321282) (18)<br />
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119
313<br />
LUCA CARLEVARIS,<br />
1663/65 UDINE <strong>–</strong> 1729/31 VENEDIG<br />
Carlevaris war ein italienischer Maler und Radierer. Er<br />
gilt als Pionier der Vedutenmalerei in Venedig und beeinflusste<br />
spätere Maler wie Canaletto (1697-1768),<br />
Bernardo Bellotto (1721-1780), Michele Giovanni Marieschi<br />
(1696/1710-1743) und Francesco Guardi (1712-<br />
1793). Der früh verwaiste Luca wuchs bei seiner älteren<br />
Schwester Casandra auf, mit der er 1679 nach<br />
Venedig ging. 1699 heiratete er Giovanna, eine Tochter<br />
des Goldschmieds Bastian Sochietti. Mit ihr hatte er vier<br />
Kinder, darunter Marianna, die später eine Schülerin von<br />
Rosalba Carriera (1675-1757) wurde. Der <strong>Meister</strong> hatte<br />
laut dem frühen Biografen Pellegrino Antonio Orlandi<br />
(1704) keinen besonderen Lehrer, sondern erwarb<br />
seine Kenntnisse bei verschiedenen <strong>Meister</strong>n, unter<br />
denen möglicherweise Johann Heintz (um 1580-<br />
1635) eine Rolle gespielt haben könnte, der sich um<br />
1678 in Venedig aufhielt. Ein Aufenthalt in Rom könnte<br />
erklären, dass Carlevaris Werke etwa auch von van Laer<br />
(1592/1599) und Cerquozzi (1602-1660) beeinflusst<br />
worden sein könnten. Ferner wird auch ein Einfluss<br />
des Holländers Gaspar van Wittel (1653-1736) angenommen.<br />
Seine früh erkannte Bedeutung hat auch zu<br />
der Ansicht geführt, er könnte ein Lehrer von Giovanni<br />
Antonio Canal (1697-1768) gewesen sein.<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
KÜSTENLANDSCHAFTEN MIT SCHIFFEN<br />
UND FIGUREN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
84 x 128 cm.<br />
In bronziertem Louis XV Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Marco Nicolo Riccomini,<br />
Mailand, 16. Februar 2021, in Kopie.<br />
Der in Udine geborene Carlevaris ist viel gereist und<br />
hat seine Eindrücke in seinen frischen weiten Landschaften<br />
verarbeitet. Die Eindrücke von den Küsten<br />
mag er in Venetien erlangt haben, wo er sich von 1679-<br />
1685 auf hielt. Von 1685-1690 hielt er sich in Rom und<br />
dann in Forenz und Bologna auf, bevor er 1708-1730<br />
wieder in Venetien lebte und wirkte. Offensichtlich als<br />
Gegenstücke gearbeitet sind diese beiden <strong>Gemälde</strong><br />
gestaltet, denn repoussoirhaft sind einmal links und<br />
einmal rechts Landschaftserhhöhungen festzustellen,<br />
die einmal nah am Betrachter liegen und sogar einen<br />
kleinen Wasserfall zeigen, einmal weit in die Ferne<br />
gerückt sind mit davorliegender Architektur. Beiden<br />
Landschaften gemein ist die lockere Figurenstaffage<br />
in blauen, weißen und roten Tönen sowie die Schiffsstaffage,<br />
die einen guten Eindruck gibt von den in dieser<br />
Zeit in Venezien typische Bootstypen, sowie von<br />
der Betriebsamkeit des dortigen Seehandels <strong>–</strong> ein<br />
Sinnbild für die Prosperität dieser Gegend. Carlevaris<br />
arbeitete mitunter zusammen mit Hans de Jode<br />
(1630-1663) und Giovanni Ghisolfi (1623-1683).<br />
Literatur:<br />
Vgl. Antonio Maria Zanetti, Della pittura veneziana,<br />
Venedig 1771, S. 447. Zanetti bezeichnet den Maler<br />
als „eccelente pittore di porti di mare e paesi“.<br />
Annalia Delneri, Luca Carlevarijs e la veduta veneziana<br />
del Settecento, S. 187, Nr. 25.<br />
Rodolfo Pallucchini, La pittura veneziana del Seicento,<br />
Mailand 1981, Abb. 1065.<br />
Isabella Reale, Luca Carlevarijs e la veduta veneziana del<br />
Settecento, Mailand 1994, S. 166-167. (1321901) (13)<br />
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LUCA CARLEVARIS,<br />
1663/65 UDINE - 1729/31 VENICE<br />
A pair of paintings<br />
COASTAL LANDSCAPE WITH SHIPS<br />
AND FIGURES<br />
Oil on canvas.<br />
84 x 128 cm.<br />
Accompanied by a copy of an expert‘s report by Marco<br />
Nicolo Riccomini, Milan, 16 February 2021.<br />
Literature:<br />
cf. Antonio Maria Zanetti, Della pittura veneziana,<br />
Venice 1771, p. 447. Zanetti describes the artist as<br />
„eccelente pittore di porti di mare e paesi“.<br />
Annalia Delneri, Luca Carlevarijs e la veduta veneziana<br />
del Settecento, p. 187, no. 25.<br />
Rodolfo Pallucchini, La pittura veneziana del Seicento,<br />
Milan 1981, ill. 1065.<br />
Isabella Reale, Luca Carlevarijs e la veduta veneziana<br />
del Settecento, Milan 1994, p. 166-167.<br />
€ 140.000 - € 180.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
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121
314<br />
MEINDERT HOBBEMA,<br />
1638 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1709<br />
DORF-LANDSCHAFT MIT WASSERMÜHLE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
71 x 82 cm.<br />
Rechts unten monogrammiert „HM“ in Ligatur und<br />
datiert „1667“.<br />
Die Gesamtwirkung der Baumlandschaft besticht vor<br />
allem durch das abwechslungseiche Neben- und Ineinander<br />
von verschatteten und effektvoll beleuchteten<br />
Partien. Der Blick wird vom diesseitigen Ufer eines<br />
Bachlaufs auf eine im Mittelgrund stehende Wassermühle<br />
geführt, die zwischen weiteren Häusern und<br />
unter Bäumen steht. Drei hölzerne Wasserrinnen vor<br />
dem Mühlrad, hell erleuchtet, fügen sich ins Zentrum.<br />
Etwas weiter links ein in großer Kurve ans Ufer führender<br />
sandiger Weg, der sich im goldenen Abendlicht<br />
hinter den dunklen Bäumen behauptet. Ein abgestorbener,<br />
in den Bach eingefallener Baumstamm<br />
und überlegt im Bild verteilte Staffagefiguren beleben<br />
das Sujet. Abgesehen von dem für Hobbema typischen<br />
bewegten Wolkenhimmel.<br />
Das Werkverzeichnis zeigt, dass Hobbema dieses Bildthema<br />
wiederholt aufgegriffen hat, im Detail etwas<br />
abgeändert. In einigen Versionen sind im Vordergrund<br />
Hirtenfiguren mit Rindern im Wasser zu sehen (WVZ<br />
102, 103, 105).<br />
Das <strong>Gemälde</strong> entspricht im Wesentlichen den im<br />
WVZ abgebildeten Versionen Nr, 103 und 104. Eine<br />
weitere Variante (WVZ 101) ist ebenfalls 1667 datiert,<br />
allerdings mit anderem Bildaufbau. A.R.<br />
MEINDERT HOBBEMA,<br />
1638 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1709<br />
VILLAGE LANDSCAPE WITH WATERMILL<br />
Oil on canvas.<br />
71 x 82 cm.<br />
Monogrammed “HM” in ligature lower right and<br />
dated “1667”.<br />
Provenance:<br />
Verso label: Kunsthandlung B. Koestler, founded<br />
1864 Munich<br />
Literature:<br />
Georges Broulhiet, Meindert Hobbema (1638-1709),<br />
Ouvrage illustré de 590 grandes reproductions dont<br />
450 tableaux du maitre, Librairie de Paris, Firmin-<br />
Didot et Cie.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Provenienz:<br />
Verso Aufkleber: Kunsthandlung B. Koestler, gegründet<br />
1864 München<br />
Literatur:<br />
Georges Broulhiet, Meindert Hobbema (1638-1709),<br />
Ouvrage illustré de 590 grandes reproductions dont<br />
450 tableaux du maitre., Librairie de Paris, Firmin-<br />
Didot et Cie. (1321563) (1) (11)<br />
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127
315<br />
BARENT AVERCAMP,<br />
1612 KAMPEN <strong>–</strong> 1679 EBENDA<br />
Barent oder Barend Petersz. Avercamp (1612/13-<br />
1679) war ein niederländischer Maler, der in Kampen<br />
in der Provinz Overijssel geboren wurde und dort<br />
auch starb. Als Neffe und Schüler des Malers Hendrick<br />
Avercamp arbeitete er an ähnlichen Themen und in<br />
einer recht ähnlichen Weise wie sein <strong>Meister</strong> Hendrick,<br />
bei dem er 1626 seine Lehre begann. Anschließend<br />
verlässt er Kampen 1640 und geht nach Zutphen,<br />
wo er bis 1649 bleibt, bevor er endgültig nach<br />
Kampen zurückkehrt. Barent Avercamp wird 1656 als<br />
<strong>Meister</strong> in die Lukasgilde aufgenommen. Er war sowohl<br />
Maler als auch Zeichner und beschäftigte sich<br />
mit verschiedenen Themen: Architektur, Landschaft,<br />
insbesondere Schneelandschaften, Porträts, aber auch<br />
Genreszenen wie diese.<br />
DIE WADENFISCHER BEIM EINZUG IHRER NETZE<br />
Öl auf Holz.<br />
50 x 62 cm.<br />
Links unten signiert: „Avercamp“.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Eric Turquin, in Kopie.<br />
Die sechs Fischer, begleitet von weiteren Personen,<br />
ziehen ihre Netze mit aller Kraft ein, die offensichtlich<br />
reich mit Fischen gefüllt sein müssen. Das flache<br />
Ufer ermöglicht es ihnen, in den Fluss hineinzugehen.<br />
Jeder von ihnen zieht an einer Seite des Netzes, wie<br />
es beim sogenannten Wadenfischen üblich ist, bei<br />
dem das Netz senkrecht zum Fluss steht und die Fische<br />
einkreist, die dann zum Ufer gebracht werden.<br />
So ziehen die vier Männer in der Mitte am unteren<br />
Rand des Netzes, der mit Gewichten versehen ist,<br />
während die beiden an den Enden den oberen Rand<br />
mit den Schwimmern halten. Um sie herum kommentieren<br />
einige Bürger am Ufer die Szene, während<br />
die Frauen mit ihren Körben auf dem Kopf warten,<br />
um die Fische aufzunehmen. Die Szene spielt sich<br />
weit im Vordergrund in einer kleinen Ufereinbuchtung<br />
ab und gibt den Blick auf die flache holländische<br />
Landschaft frei, die sich so weit das Auge reicht erstreckt.<br />
Der Fluss fließt auf der rechten Seite, und die<br />
Felder, auf denen einige Kühe grasen, bilden den Hintergrund<br />
bis zum Horizont, an dem sich die Silhouette<br />
einer Stadt abzeichnet. Der weite, wolkenverhangene<br />
Himmel nimmt die obere Hälfte der Leinwand ein,<br />
wie es in jedem holländischen <strong>Gemälde</strong> des Goldenen<br />
Zeitalters der Fall ist. Barent Avercamp macht<br />
hier keine Ausnahme und zeigt uns sein Talent, Szenen<br />
aus dem täglichen Leben in den Niederlanden<br />
des 17. Jahrhunderts wiederzugeben, wahrscheinlich<br />
am Fluss Ijssel, den er immer wieder malt. Eine solche<br />
Fischerszene findet sich übrigens in mehreren<br />
<strong>Gemälde</strong>n, die in mehreren Museen, im Rijksmuseum<br />
und im Louvre, zu finden sind oder auch im Stedelijk<br />
Museum Kampen, speziell dort jedoch in einer Landschaftskomposition<br />
von viel geringerer Tiefe (RKD Nr.<br />
202847). Diese Fischerszene kann mit mehreren anderen<br />
in Verbindung gebracht werden, insbesondere<br />
mit derjenigen, die 1984-85 in Wien in der Galerie<br />
Sanct Lucas ausgestellt wurde (Nr. 14). (†)<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, Paris.<br />
Literatur:<br />
Clara J. Welcker, Hendrick Avercamp (1585-1634)<br />
Barent Avercamp (1612-1679), 1979, Nr. S75.<br />
(1321131) (13)<br />
BARENT AVERCAMP,<br />
1612 KAMPEN <strong>–</strong> 1679 IBID.<br />
THE SEINERS PULLING IN THEIR NETS.<br />
Oil on wood.<br />
50 x 62 cm.<br />
Signed „Avercamp“ lower left. (†)<br />
Accompanied by a copy of an expert‘s report by Eric<br />
Turquin.<br />
Literature:<br />
Clara J. Welcker, Hendrick Avercamp (1585-1634)<br />
Barent Avercamp (1612-1679), 1979, no. S75.<br />
€ 55.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
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129
316<br />
ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />
AUCH „VAN STALBERNT“,<br />
1580 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1662 EBENDA<br />
Adriaen van Stalbemt war ein flämischer Maler, Radierer<br />
und Zeichner. Nach seiner Lehre wurde er 1610 in<br />
die Sankt Lukas-Gilde Antwerpen aufgenommen und<br />
zum <strong>Meister</strong> ernannt. Das künstlerische Werk ist ganz<br />
der Tradition der älteren flämischen Schule verpflichtet.<br />
Einige seiner Sujets, wie Landschaften, können durchaus<br />
mit denen von Hendrik van Balen d. Ä. (1575-<br />
1632) verglichen werden.<br />
KAMPF ZWISCHEN CHRISTLICHEN UND<br />
TÜRKISCHEN REITERN<br />
Öl auf Holz.<br />
60 x 149,5 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
vom 31. August 2018.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> extrem längsformatig, wobei die Darstellung<br />
in zwei Partien gegliedert ist: Links Blick in<br />
eine friedliche Landschaft mit nach hinten ziehendem<br />
Flusslauf, an den Ufern bewaldet, sowie einer aus den<br />
Bäumen hochragenden Baugruppe mit einem Kirchturm.<br />
Als linker Abschluss zwei kräftige Bäume, deren<br />
Laub im Gegenlicht herbstlich braun verfärbt erscheinen.<br />
Die rechte Bildseite dagegen zeigt ein Getümmel<br />
kämpfender Reiter und Soldaten auf erhöhtem, heller<br />
beleuchtetem Gelände. Zwischen geharnischten Reitern<br />
mit Helm und Federschmuck sind orientalische<br />
Kämpfer mit Turban und Krummsäbel zu erkennen. (†)<br />
(13013122) (11)<br />
ADRIAEN VAN STALBEMT,<br />
ALSO KNOWN AS “VAN STALBERNT”,<br />
1580 ANTWERP <strong>–</strong> 1662 IBID.<br />
FIGHT BETWEEN CHRISTIAN AND<br />
TURKISH RIDERS<br />
Oil on panel.<br />
60 x 149.5 cm.<br />
Expert´s report by Dr Klaus Ertz, Lingen, 31 August<br />
2018 enclosed. (†)<br />
€ 22.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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317<br />
HOLLÄNDISCHE SCHULE<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
MARKTTAG VOR DEN TOREN EINER STADT<br />
Öl auf Leinwand.<br />
71,5 x 97 cm.<br />
Signaturspur in der unteren Mitte.<br />
Gerahmt.<br />
Unter hohem hellblauem Himmel entfaltet sich diese<br />
Marktszene entlang eines schmalen Streifens am<br />
Rande einer Stadt, an dem mehrere Händler ihre Verkaufsstände<br />
errichtet haben, die gut besucht werden.<br />
Die rechte Bildseite wird fast gänzlich von einem mit<br />
Plane überdachten Stand eingenommen, der von einem<br />
vornehmen Herrn besucht wird mit hohem schwarzem<br />
Hut mit einem weißen Band darum, sowie einem<br />
leuchtend roten Mantelüberwurf. Er ist im Gespräch<br />
mit einem einfachen Händler. Links neben ihnen zwei<br />
Pferde, ein braunes am Boden liegend, daneben ein<br />
prachtvoll silberglänzendes Pferd in Rückenansicht.<br />
Nach links führt ein gut besuchter Weg Richtung Horizont,<br />
der seitlich von Hütten und Ständen flankiert<br />
wird und auf dem sich auch spielende Kinder und<br />
Hunde befinden. Es ist Markttag, aber an einem unbestimmten<br />
Ort, außerhalb der Stadt, deren Turm<br />
und Glockenturm in der Ferne zu sehen sind. Zur Verstärkung<br />
dieser Ländlichkeit wurde die Farbpalette<br />
von Ocker- und Brauntönen gewählt; es scheint fast,<br />
als verschmelzen die Vegetation, die Menschen und<br />
ihr Lebensraum zu einer einzigen erdigen Atmosphäre.<br />
Die rote Farbe des Umhangs des Mannes verleiht ihm<br />
ein einzigartiges Aussehen und eine besondere Rolle,<br />
die einer reichen Person, die gekommen ist, um ein<br />
Pferd von einem von dem Pferdehändler zu kaufen,<br />
mit dem er spricht. Es scheint in der Tat ein Pferdemarkt<br />
zu sein, wie die drei Exemplare im Vordergrund<br />
bezeugen. Gemäß einer für die niederländische Malerei<br />
des 17. Jahrhunderts typischen malerischen Tendenz<br />
räumt diese Komposition dem Himmel den Vorrang<br />
ein, indem sie zwei Drittel der Leinwand für ihn reserviert.<br />
Zwischen Genreszenen und Landschaften entwickelten<br />
die Maler eine ganze Reihe von Themen,<br />
bei denen die genaue Beobachtung der Natur ihnen<br />
ermöglichte, die Ebenheit ihrer Landschaften mit<br />
imposanten Himmeln sowie die täglichen Aktivitäten<br />
ihrer Zeitgenossen wiederzugeben, nicht von einer<br />
gewissen Trivialität befreit. (†) (1321137) (18)<br />
DUTCH SCHOOL<br />
OF THE 17TH CENTURY<br />
MARKET DAY OUTSIDE THE GATES OF A TOWN<br />
Oil on canvas.<br />
71.5 x 97 cm.<br />
Signature trace at bottom centre. (†)<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
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131
318<br />
ROELANT SAVERY,<br />
1576/78 <strong>–</strong> 1639 UTRECHT, WERKSTATT<br />
GEBIRGSJÄGER AUF STEINBOCKJAGD<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
40,2 x 32 cm.<br />
In ebonisiertem Wellenleistenrahmen.<br />
Eine geschickt in die Tiefe gestaffelte aus schroffen<br />
Felsen bestehende Landschaft wird von einer der<br />
zerklüfteten Landschaft angepassten Vegetation bewachsen.<br />
Wer genau hinsieht macht Horizontale aus,<br />
die sich als von Menschenhand gefertigte Brücken<br />
herausstellen, welche der Erschließung dieser unwirtlichen<br />
Landschaft dienen. Das vorliegende <strong>Gemälde</strong><br />
mag im direkten Umkreis oder sogar in der Wrkstatt<br />
des Roelant Savery entstanden sein, dessen feingliedrige<br />
Landschaften in zahlreichen öffentlichen Sammlungen<br />
zu sehen sind. (13206115) (1) (13)<br />
ROELANT SAVERY,<br />
1576/78 <strong>–</strong> 1639 UTRECHT, WORKSHOP<br />
MOUNTAIN HUNTER HUNTING IBEX<br />
Oil on wood. Parquetry.<br />
40.2 x 32 cm.<br />
In an ebonised wavy moulding frame.<br />
€ 18.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
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319<br />
AELBERT MEYERINGH,<br />
1645 <strong>–</strong> 1714<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
MERKUR UND DIE NYMPHE<br />
sowie<br />
RÜCKKEHR VON DER JAGD<br />
Öl auf Leinwand.<br />
202 x 195 cm.<br />
In vergoldeten, plastisch reliefierten Holzrahmen.<br />
Anbei in Kopie eine Expertise von Prof. Giancarlo<br />
Sestieri, Rom, 15. Januar 2009.<br />
Beeindruckende helle Landschaften mit fein ausgeführten<br />
Staffagefiguren und klassischen Architekturen,<br />
die sich kompositorisch geschickt in das Landschaftsgefüge<br />
eingliedern. Meyeringh war ein Freund des<br />
Johannes Glauber und bereiste Italien von 1672 bis<br />
1683 und hielt sich in Padua, Rom, Neapel und Venedig<br />
auf.<br />
Anmerkung:<br />
Als Vergleichsgemälde führt Sestieri eine Landschaft<br />
mit Merkur und eine Ideallandschaft an, die im Herzog<br />
Anton Ulrich-Museum in Braunschweig verwahrt<br />
werden, signiert sind und mit 1686 datiert sind. Weiterhin<br />
eine klassische Landschaft in der Staatsgalerie<br />
Stuttgart sowie eine 1673 datierte Landschaft in der<br />
Kunsthalle Hamburg. (1321224) (4) (13)<br />
AELBERT MEYERINGH,<br />
1645 <strong>–</strong> 1714<br />
A pair of paintings<br />
MERCURY AND NYMPH<br />
and<br />
THE RETURN FROM THE HUNT<br />
Oil on canvas.<br />
202 x 195 cm.<br />
Accompanied by a copy of an expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri, Rome, 15 January 2009.<br />
€ 120.000 - € 140.000<br />
Sistrix<br />
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135
320<br />
HAARLEMER MEISTER,<br />
KREIS DES JAN VAN GOYEN (1596 <strong>–</strong> 1656)<br />
BLICK AUF RHENEN<br />
Öl auf Eichenholzplatte.<br />
43 x 79 cm.<br />
In Holzrahmen mit doppelt vergoldeter Guillochierung.<br />
Vom erhöhten Vordergrund führt ein leicht ansteigender<br />
Weg durch das wellige Gelände zu der tiefer gelegenen<br />
Stadt, von der überwiegend nur die Hausdächer<br />
und der prächtige hohe Kirchturm von St.<br />
Cunera zu erkennen sind; ganz rechts am Bildrand<br />
zwei Windmühlen unter dem hohen blauen Himmel<br />
mit bräunlichen Wolkenformationen. Im Vordergrund<br />
mehrere Figuren mit Gewehren, darunter drei zu<br />
Pferde. Rechts daneben weitere Figuren und eine<br />
Frau mit Kind. Nach links fällt das Gelände zum Rhein<br />
ab, auf dem mehrere Boote und kleine Segelschiffe<br />
zu erkennen sind. Am vorderen linken Ufer zudem ein<br />
Hirte mit seinen Kühen am Wasser. Im Hintergrund<br />
links Fernblick über das Wasser und auf Kirchtürme<br />
sowie eine Windmühle von weiteren Orten. Harmonische<br />
Landschaftswiedergabe in monochromer beigebrauner<br />
Farbgebung in der typischen Manier des<br />
Künstlers und seines Kreises.<br />
Anmerkung:<br />
Rhenen, das am Rhein liegt und nach ihm benannt<br />
wurde, ist eine Gemeinde in der niederländischen<br />
Provinz Utrecht. Die Cunerakirche ist die Hauptkirche<br />
des Ortes.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Hans-Ulrich Beck, Jan van Goyen. 1596-1656.<br />
Ein Œuvreverzeichnis. II Katalog der <strong>Gemälde</strong>, Amsterdam<br />
1973, S. 183, Nr. 377 und S. 189, Nr. 387.<br />
(13207821) (2)<br />
HAARLEM MASTER,<br />
CIRCLE OF JAN VAN GOYEN (1596 <strong>–</strong> 1656)<br />
VIEW OF RHENEN<br />
Oil on oak panel.<br />
43 x 79 cm.<br />
In wooden frame with double gilt guilloche.<br />
€ 25.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
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321<br />
PAOLO ANESI<br />
1697 ROM <strong>–</strong> 1773 EBENDA<br />
PAAR FLUSSLANDSCHAFTEN<br />
MIT FIGURENSTAFFAGE UND FISCHERN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
36 x 46 cm.<br />
In teilvergoldetem Rahmen<br />
Beigegeben ein Gutachten von Prof. Giancarlo Sestieri<br />
vom 14.02.2008 (in Kopie vorliegend).<br />
Von einem Fluss umgeben auf einem hohem Felsen<br />
die Überreste eines antiken breiten Rundturms und<br />
eines höheren schmalen Turms, von denen aus ein<br />
Weg mit Figuren zum Ufer führt. Auf dem Wasser<br />
selbst mehrere Fischerboote und im Hintergrund eine<br />
bergige Landschaft mit weiteren Gebäuden. Am rechten<br />
Rand ein schmales Uferstück mit Figuren und als<br />
Repoussoir ein hoher, in den Himmel reichender<br />
Baum. Auf dem zweiten <strong>Gemälde</strong> fällt der Blick über<br />
einen Uferstreifen mit Figuren auf einen ruhigen breiten<br />
Fluss, über den eine alte Steinbrücke führt, die<br />
zwei Stadtteile verbindet. Links am Ufer teils antike<br />
Gebäude, während rechtsseitig hinter der Brücke einige<br />
Häuser und die beiden Kuppeln einer Kirche erkennbar<br />
sind. Fantasievolle Darstellungen in weicher<br />
Farbgebung unter hohem, durch die Sonne teils gelblich<br />
verfärbtem Himmel, mit wenigen weißen Wolkenformationen.<br />
Kl. Retuschen. (†)<br />
Anmerkung:<br />
Der Künstler wirkte vor allem in Florenz und Rom.<br />
Seine Ruinenbilder und Veduten orientieren sich an<br />
Giovanni Paolo Pannini und Andrea Locatelli. Zu seinen<br />
Schülern zählt Francesco Zuccarelli. (1322001) (10)<br />
PAOLO ANESI,<br />
1697 ROME <strong>–</strong> 1773 IBID.<br />
A PAIR OF RIVERSCAPES WITH FIGURAL<br />
STAFFAGE AND FISHERMEN<br />
Oil on canvas.<br />
36 x 46 cm.<br />
Accompanied by a copy of an expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri, dated 14 February 2008. (†)<br />
€ 80.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
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139
322<br />
FLÄMISCHER MEISTER DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
FLUSSLANDSCHAFT MIT FIGUREN<br />
Öl auf Holz.<br />
31 x 49 cm.<br />
Verso wohl Antwerpener Schlossmarke.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Blick von erhöhtem Standpunkt auf einen alten dichten<br />
Wald, der an einem ruhigen Fluss liegt, an dessen<br />
Ufer zahlreiche Figuren zu erkennen sind. Im Vordergrund<br />
ein sitzendes Paar, im Gespräch mit einer Frau<br />
mit ihren zwei Kindern und einem Hund. Linksseitig<br />
das dichte Schilf des Ufers, hinter dem der Flusslauf zu<br />
einer kleinen Stadt mit Kirche in zarten weiß-bläulichen<br />
Tönen führt. Darüber der hohe blaue Himmel mit dicken<br />
weißen Wolkenformationen und einigen Vogelschwärmen.<br />
Malerei in überwiegend beige-brauner und grünbläulicher<br />
Farbigkeit, aufgelockert durch einige gelbrote<br />
und blaue Kleidungsstücke der wiedergegebenen<br />
Figuren. Vereinzelt rest. (13207827) (2) (18)<br />
FLEMISH SCHOOL, 17TH CENTURY<br />
RIVERSCAPE WITH FIGURES<br />
Oil on panel.<br />
31 x 49 cm.<br />
€ 15.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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1. <strong>Gemälde</strong> von 6
2. <strong>Gemälde</strong> von 6<br />
323<br />
PIETER VAN DER HULST II,<br />
TÄTIG 1623 <strong>–</strong> 1639<br />
SECHS WEITE LANDSCHAFTEN<br />
MIT FIGURENSTAFFAGE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
82 x 116 cm.<br />
In mit Reliefblattwerk verzierten vergoldeten Rahmen.<br />
Die vorliegende Folge von sechs Landschaften kann<br />
zwischen 1620 und 1625 datiert werden, eine der<br />
fruchtbarsten Zeit für die Entwicklung des Genres der<br />
Malerei in Flandern. Pieter van der Hulst II wird oft<br />
mit seinem Vater verwechselt, mit dem er intensiv<br />
zusammenarbeitete.<br />
Weite Landschaften mit Bäumen, die in ihrer unterschiedlichen<br />
Größe die Tiefe der Landschaft gliedern;<br />
die Figurenstaffage dient dem gleichen Zweck.<br />
Unter RKD Nummer 47437 sieht man eine typische<br />
Landschaft von van der Hulst, die den Stil der hier angebotenen<br />
seltenen Folge von gleich sechs Landschaften<br />
widerspiegelt. Minimal besch. (1321228)<br />
(4) (13)<br />
PIETER VAN DER HULST II,<br />
ACTIVE 1623 <strong>–</strong> 1639<br />
SIX VAST LANDSCAPES WITH FIGURAL<br />
STAFFAGE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
82 x 116 cm.<br />
The present set of six landscapes can be dated ca.<br />
1620-1625, one of the most fertile periods for the<br />
development of this genre of painting in Flanders.<br />
RKD no. 47437 shows a typical landscape by van der<br />
Hulst, which reflects the style of the rare series of six<br />
landscapes offered for sale in this lot.<br />
€ 80.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
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145
324<br />
PETER PAUL RUBENS UND WERKSTATT,<br />
1577 SIEGEN <strong>–</strong> 1640 ANTWERPEN<br />
BILDNIS DES ERZHERZOGS ALBRECHT VII<br />
VON ÖSTERREICH (1559 <strong>–</strong> 1621)<br />
Öl auf Leinwand.<br />
126 x 99 cm.<br />
Dem <strong>Gemälde</strong> sind ein Gutachten von Prof. Justus<br />
Müller Hofstede, Bonn, vom 30. 10. 2007, sowie dokumentierende<br />
Beschreibungen und Provenienz-Nennungen<br />
beigegeben, mit Bildvergleichen, etwa zu<br />
dem ebenfalls von Rubens geschaffenen Bildnis um<br />
1609 (dort vor rotem Hintergrund, danach Kupferstich<br />
von 1615). Das Gutachten datiert das Werk um 1616.<br />
Der österreichische Erzherzog, Sohn Kaiser Maximilians<br />
II. und der Infantin Maria, Tochter Kaiser Karls V.,<br />
hier im Halbbildnis nach rechts wiedergegeben. Der<br />
Hofmode der Zeit gemäß in „habsburgisch“ schwarzer<br />
Kleidung, mit breiter, gefältelter Halskrause, in feiner<br />
Spitze gearbeitet. Der Kopf leicht schräg gehalten, der<br />
Blick dem Betrachter zugewandt, über der hohen Stirn<br />
braunes, kurzes Haar, mit kurzem spitzem Kinnbart und<br />
seitlich ausgedrehtem Lippenbart. Über das schwarze<br />
Wams die Goldkette mit dem Orden vom Goldenen<br />
Vlies gelegt, in gleicher Weise heben sich die Goldknöpfe<br />
sowie der fein gestickte schmale Gürtel ab. Der<br />
dunkle Hintergrund hebt <strong>–</strong> zusammen mit der schwarzen<br />
Kleidung <strong>–</strong> das Gesicht prominent hervor. Wie in<br />
der höfischen Porträtmalerei üblich, ist die Grundkomposition<br />
und die Ausführung des Porträts jeweils ein<br />
Werk des <strong>Meister</strong>s, der seine Werkstatt zur Fertigung<br />
der weniger anspruchsvollen Details, wie Kleidung,<br />
Accessoires oder Hintergrund heranzog.<br />
Albrecht wurde als Sohn Kaiser Maximilians, am spanischen<br />
Hof Philipps II. erzogen und war als fünfter Sohn<br />
zunächst für den geistlichen Stand vorgesehen. 1577<br />
durch Papst Gregor XIII. zum Kardinal erhoben, erhielt<br />
er 1580 die Würde des Kardinaldiakons der Hl. Kreuz-<br />
Kirche in Jerusalem. Die priesterlichen Weihen hat er<br />
jedoch nie erhalten, verließ den geistlichen Stand und<br />
verehelichte sich mit der Infantin Isabella Clara Eugenia,<br />
der Tochter Philipps II. und wurde damit Erbe der<br />
Niederlande und Herzog von Burgund. 1609 schloss<br />
er, nach einer Niederlage, mit Moritz von Oranien den<br />
12-jährigen Waffenstillstand, und starb 1621 vor erneutem<br />
Kriegsbeginn. Albrecht war ein bedeutender<br />
Mäzen der Musik, der Literatur, in der Bildenden Kunst<br />
vor allem des Malers P. P. Rubens und der Niederländischen<br />
Kunst des Goldenen Zeitalters.<br />
In diesem Sinne ist das vorliegende <strong>Gemälde</strong> ein bedeutendes<br />
Dokument der Begegnung zwischen dem<br />
Mäzen Albrecht VII. und dem Maler Rubens.<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Baron Axel Wenner - Gren, Castle Haeringen,<br />
Stockholm.<br />
Sammlung Frey-Naepflin, Stansstad/Nidwalden<br />
Schweiz.<br />
Anmerkung:<br />
Eine vergleichbare Darstellung im Dreiviertelbildnis<br />
nach rechts, an einem Tisch stehend (119 x 92 cm.<br />
Althorp House / Northhamptonshire, The Earl Spencer)<br />
<strong>–</strong> Gegenstück zum Bildnis d. Erzherzogin Isabella<br />
Clara Eugenia.<br />
Literatur:<br />
Semblantes, Colcción Granados, dort zit.: Vlieghe,<br />
1987, Diaz Padron, 1985, Vol. II., S. 1076 f.<br />
J. Müller-Hofstede, A Chronology oft the Portraits<br />
of Albert and Isabella, o. J. (1290146) (10)<br />
PETER PAUL RUBENS AND WORKSHOP,<br />
1577 SIEGEN <strong>–</strong> 1640 ANTWERP<br />
POTRAIT OF ALBRECHT VII ARCHDUKE OF<br />
AUSTRIA (1559 <strong>–</strong> 1621)<br />
Oil on canvas.<br />
126 x 99 cm.<br />
Accompanied by expert’s report by Prof. Justus<br />
Müller Hofstede, dated 30.10.2007 and detailed documentation<br />
and provenance.<br />
Provenance:<br />
Baron Axel Wenner Collection <strong>–</strong> Gren, Castle Haeringen,<br />
Stockholm.<br />
Frey-Naepflin Collection, Stansstad/ Nidwalden<br />
Switzerland.<br />
Notes:<br />
A comparable representation in three-quarter portrait<br />
to the right, standing at a table (119 x 92 cm. Althorp<br />
House/ Northhamptonshire, The Earl Spencer) <strong>–</strong><br />
counterpart to the portrait of Archduchess Isabella<br />
Clara Eugenia.<br />
Literature:<br />
Semblantes, Colcción Granados, there cited: Vlieghe,<br />
1987, Diaz Padron, 1985, vol. II. pp. 1076.<br />
J. Müller-Hofstede, A Chronology of the Portraits of<br />
Albert and Isabella, n.y.<br />
€ 110.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
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325<br />
JAN FYT,<br />
1611 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1661 EBENDA, ZUG.<br />
WILDSCHWEINJAGD<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
178 x 259 cm.<br />
Das großformatige Bild mit Felsrepoussoir auf der<br />
linken Seite, zeigt dicht gedrängt eine Hatz mit einem<br />
in sich verdrehten Wildschweinkörper in der Mitte,<br />
welcher von verschiedenen Jagdhunden angegriffen<br />
wird. Die Gesamtkomposition findet sich traditionell<br />
bei <strong>Gemälde</strong>n von Jan Fyt, Pieter Boel (1622-1674)<br />
sowie Frans Snyders (1579-1657). Eine Zuschreibung<br />
an Fyt macht ein Vergleichsbeispiel möglich, welches<br />
sich im Musée d'art et d'histoire in Genf befindet<br />
(Katalognummer CR 60) welches mit „Johannes Fijt“<br />
signiert und „1653“ datiert ist. Wie auch bei dem<br />
vorliegenden Stück dient ein Fels mit Baumbewuchs,<br />
der von links hereinragt, als Repoussoir und der verdrehte<br />
Wildschweinkorpus ähnelt dem hier Dargestellten.<br />
Der hellbraune Hund mit Halsband unten<br />
links, findet sich wiederum in ähnlicher Form auf dem<br />
Wildschweinjagdbild in der <strong>Alte</strong>n Pinakothek München<br />
wieder (Katalognummer 259), welches ebenfalls mit<br />
„Johannes Fjit“ signiert ist. Aber auch eine Entstehung<br />
in dessen Umkreis ist nicht auszuschließen.<br />
Rest. (†) (1301315) (13)<br />
JAN FYT,<br />
1611 ANTWERP <strong>–</strong> 1661 IBID., ATTRIBUTED<br />
THE BOAR HUNT<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
178 x 259 cm.<br />
The overall composition can be found in paintings by<br />
Jan Fyt, Pieter Boel (1622-1674) and Frans Snyders<br />
(1579-1657). Attributing the painting to Fyt is possible<br />
due to a comparative example which is held at the<br />
Musée d’Art et d’Histoire in Geneva, catalogue number<br />
CR 60, signed “Johannes Fijt” and dated “1653”.<br />
As in the painting on offer for sale in this lot a rock with<br />
tree vegetation protruding from the left serves as<br />
repoussoir and the twisted body of the boar also resembles<br />
the one depicted in this lot. A similar shaped<br />
tan dog with collar in the lower left can also be found<br />
in The Boar Hunt painting held at the <strong>Alte</strong> Pinakothek<br />
in Munich (Catalogue no. 259), which is also signed<br />
with “Johannes Fjit”. It can also not be ruled out that<br />
the painting may have been created by the artist´s<br />
circle. Restored. (†)<br />
€ 40.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
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326<br />
FRANKFURTER MEISTER<br />
DES 17. JAHRHUNDERTS<br />
STILLLEBEN MIT AUSTERN UND OLIVEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
40 x 49 cm.<br />
In dekorativem, teils goldbemaltem Rahmen.<br />
Vor dunklem, fast schwarzem Hintergrund, auf einer<br />
hellen Holzplatte mit Maserung werden präsentiert:<br />
eine Zinnplatte mit geöffneten Austern, ein runder<br />
Zinnteller mit Oliven, ein gefüllter gold-silberner Pokal,<br />
dessen Deckel abgenommen wurde, eine leuchtend<br />
gelbe Zitrone, ein paar Walnüsse und schließlich<br />
ein Messer. Auf der oberen linken Tischkante schließlich<br />
noch ein angeschnittenes Brot. Malerei in überwiegend<br />
schwarzen und grau-braunen Farbtönen,<br />
wobei die Zitrone besonders hervorsticht. Minimale<br />
Retuschen. (13218827) (18)<br />
SCHOOL OF FRANKFURT,<br />
17TH CENTURY<br />
STILL LIFE WITH OYSTERS AND OLIVES<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
40 x 49 cm.<br />
€ 20.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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149
327<br />
JAN HARMENSZ. VAN BYLERT,<br />
UM 1597 UTRECHT <strong>–</strong> 1671 EBENDA<br />
Der Künstler war Sohn eines Glasmalers und nach Mitteilung<br />
des frühen Künstlerbiographen Joachim von<br />
Sandrart d. Ä. (1606-1688) ein Schüler des Abraham<br />
Bloemaert (1564-1651), bevor ihn seine Studienreisen<br />
nach Frankreich und dann nach Italien führten. In Rom<br />
verblieb er wahrscheinlich bis 1624 und stand dort in<br />
Kontakt mit den holländischen Malern Jan Gerritsz van<br />
Bronchorst (1603-1661) oder Cornelis van Poelenburgh<br />
(1586-1667). Ab Mitte der 1620er-Jahre ließ er sich<br />
stark von Michelangelo Merisi il Caravaggio (1570/71-<br />
1610) und Guido Reni (1575-1642) beeinflussen, wie<br />
ebenso von Gerrit van Honthorst (1590-1656). Er gilt als<br />
einer der führenden, wenn nicht sogar als führendster<br />
Vertreter der utrechter Caravaggisten.<br />
DER LAUTENSPIELER<br />
Öl auf Leinwand.<br />
105 x 80 cm.<br />
Der Maler hatte sich auf Halbbildnisse spezialisiert, insbesondere<br />
auch von Musikern oder Philosophen, die<br />
in mehreren öffentlichen Sammlungen vertreten sind,<br />
wie das bekannte <strong>Gemälde</strong> mit einem Konzert mit<br />
Lauten- und Cellospielern. Auch das hier vorliegende<br />
Motiv zeigt einen Jüngling im Dreiviertelbildnis nach<br />
rechts, in sitzender Haltung an einer Laute, wobei sein<br />
halb geöffneter Mund andeutet, dass er sich selbst<br />
singend begleitet. Über dem schwarzen kurzen lockigen<br />
Haar ein Barett mit großer weißer Straußenfeder,<br />
eine Reminiszenz auch an das Werk Caravaggios, wie<br />
ebenso die Darstellung des jungen Musikers mit entblößter<br />
Schulter. Farblich dominierend ist das kräftige<br />
Rot im Umhang, das als farblicher Gegenpol zum hellen<br />
Grau-Blau des Hintergrundes steht. Der Einfluss<br />
Caravaggios ist auch in dem vorliegenden <strong>Gemälde</strong><br />
unverkennbar.<br />
Anmerkung:<br />
Der Künstler war Sohn eines Glasmalers und nach<br />
Mitteilung des frühen Künstlerbiographen Joachim<br />
von Sandrart d. Ä. (1606-1688) ein Schüler des Abraham<br />
Bloemaert (1564-1651), bevor ihn seine Studienreisen<br />
nach Frankreich und dann nach Italien führten.<br />
In Rom verblieb er wahrscheinlich bis 1624 und<br />
stand dort in Kontakt mit den holländischen Malern<br />
Jan Gerritsz van Bronchorst (1603-1661) oder Cornelis<br />
van Poelenburgh (1586-1667). Ab Mitte der 1620er-<br />
Jahre ließ er sich stark von Michelangelo Merisi il<br />
Caravaggio (1570/71-1610) und Guido Reni (1575-1642)<br />
beeinflussen, wie ebenso von Gerrit van Hont horst<br />
(1590-1656). Er gilt als einer der führenden, wenn<br />
nicht sogar als führendster Vertreter der Utrechter<br />
Caravaggisten.<br />
Literatur:<br />
Paul Huys, Jan van Bijlert, 1998, S. 139, Nr. 105, Pl. 46,<br />
circa 1625-1635. (12901421) (11)<br />
JAN HARMENSZ. VAN BYLERT,<br />
CA. 1597 UTRECHT <strong>–</strong> 1671 IBID.<br />
LUTE PLAYER<br />
Oil on canvas.<br />
105 x 80 cm.<br />
Literature:<br />
Paul Huys, Jan van Bijlert, 1998, p. 139, no. 105,<br />
pl. 46, circa 1625-1635.<br />
€ 60.000 - € 90.000<br />
Sistrix<br />
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328<br />
JAN WEENIX,<br />
1640 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1719<br />
PORTRAITBILDNIS DES PRINZEN VON ORANIEN<br />
MIT VOGELKÄFIG IN PARKLANDSCHAFT<br />
Öl auf Leinwand.<br />
102 x 154 cm.<br />
Wir danken Fred Meijer vom RKD für die Bestätigung<br />
der Zuschreibung.<br />
Der adelige Knabe ist hier in antiker Gewandung dargestellt<br />
mit auberginefarbenem, togaartig umgehängten<br />
Mantel mit goldener Schließe über der rechten<br />
Schulter und einer Straußenfeder als Kopfbedeckung.<br />
Der Knabe sitzt heller erleuchtet an einem Steinpodest<br />
vor einem abgedunkelten, dahinter liegenden kleinen<br />
Blumengarten mit großen Sonnenblumen. Am Boden,<br />
zu Füßen des Knaben eine zerbrochene Schale mit<br />
Nüssen, daneben ein schrägliegender Vogelbauer. Der<br />
Vogel auf seiner Hand mit geöffnetem Schnabel, während<br />
der Knabe ihm mit einem Stöckchen Futter reicht.<br />
Der Blick ist mit leichtem Lächeln dem Betrachter entgegengerichtet.<br />
Links daneben auf dem Boden zwei<br />
Tauben sowie ein von links herantretender Spaniel. Im<br />
Hintergrund großes Parkbassin mit Figuren auf Steinpodesten<br />
und Balustraden. Am linken Bildrand große,<br />
den Bildrand säumende Parkfigur, dahinter die Ecke<br />
eines Palastgebäudes mit Pilastern. Der Abendhimmel<br />
leicht wolkig, darin eine schwebende Taube. Die Lichtregie<br />
im Bild hat die Figur des jugendlichen Prinzen in<br />
der Leuchtkraft der Kleidung und des Gesichtes vor<br />
dem schattigen Hintergrund hervorgehoben. Die dunkleren<br />
Partien des Bodens sowie der dahinter liegenden<br />
Steinmauer durch einen fliegenden Schmetterling<br />
und eine, vom rechten Bildrand hereinragende, Geranienblüte<br />
aufgehellt und verlebendigt. Gegenstände<br />
und Begleittiere sind der Zeit gemäß allegorisch zu<br />
deuten, insbesondere hier im Zusammenhang mit<br />
der Person. So sollen die Tauben neben dem Hund<br />
das friedliche Zusammensein und Zusammenleben<br />
der künftigen Regierung des Prinzen verweisen. Die<br />
Sonnenblumen im Hintergrund verweisen auf die Zeit<br />
des Absolutismus und die übliche Beziehung zum<br />
Sonnenkönigtum, in dessen politische Ära der Prinz<br />
hineinwuchs. Jan Weenix war Sohn und Schüler des<br />
Jan Baptist Weenix in Utrecht, widmete sich der Malerei<br />
von Portraits, Landschaften, Tier- und Jagdstillleben.<br />
Hauptsächlich war er in Utrecht und Amsterdam tätig.<br />
Von 1702 bis 1712 war er Hofmaler des Kurfürsten<br />
Johann Wilhelm in Düsseldorf. In dieser Zeit dürfte<br />
auch das vorliegende Portrait entstanden sein.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Horst Vey und Anna-Marie Kesting, Katalog der<br />
niederländischen <strong>Gemälde</strong> von 1550 - 1800 im Wallraf-<br />
Richartz Museum im öffentlichen Besitz der Stadt<br />
Köln 1976, S. 137. (1281453) (11)<br />
JAN WEENIX,<br />
1640 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1719<br />
PORTRAIT OF THE PRINCE OF ORANGE WITH<br />
BIRD CAGE IN A PARK<br />
Oil on canvas.<br />
102 x 154 cm.<br />
We would like to thank Fred Meijer from the RKD for<br />
confirming the attribution to the artist.<br />
Literature:<br />
cf. Horst Vey and Anna-Marie Kesting, Katalog der<br />
niederländischen <strong>Gemälde</strong> von 1550 - 1800 im Walraff-<br />
Richartz Museum im öffentlichen Besitz der Stadt<br />
Köln 1976, p. 137.<br />
€ 30.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
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329<br />
LUIGI GENTILE PRIMO,<br />
GENANNT „LOUIS COUSIN“,<br />
1606 NINOVE, BRÜSSEL <strong>–</strong> 1667 EBENDA<br />
ALLEGORIE DER MALEREI<br />
Öl auf Leinwand.<br />
82 x 66 cm.<br />
In breitem à jour gearbeitetem und vergoldetem<br />
Holzrahmen.<br />
Anbei in Kopie ein Gutachten von Massimo Pulini,<br />
Accademia di Belle Arti, Bologna, 30. August 2018.<br />
Louis Cousin ist uns unter vielen weiteren Namensvarianten<br />
überliefert: Luis Cosyn, Aloygio Gousin,<br />
Luigi Gentillo, Lodewyk Gentile, Lowis Gentil, Lewis<br />
Gentel, Ludowicus Gentili, Lucilio Gentiloni, Luigi<br />
Gentile, Luigi Primo, Aluvisium Gientilem, Primo<br />
Gentiel und Gentile da Bruxelles. Unser <strong>Gemälde</strong><br />
zeigt eine nach links gerichtete Halbfigur einer jungen<br />
Frau, die auf ihrem Schoß einen kostbaren in Falten<br />
geworfenen Teppich trägt. In ihrer Hand ein Maler stab<br />
und Pinsel, von dem ihr einer soeben als Werkzeug<br />
dient, um ein <strong>Gemälde</strong> auszuführen. Auf ihrem Kopf<br />
ein wertvolles lapislazuliblaues Stirnband mit rotem<br />
Federputz. Man meint in dem Frauenkopf denjenigen<br />
aus einem anderen allegorischen <strong>Gemälde</strong> wiederzuerkennen,<br />
das eventuell ebenfalls Luigi Gentile zuzuordnen<br />
ist: Die Allegroie der Malerei in Brera, Mailand.<br />
LUIGI GENTILE PRIMO,<br />
ALSO KNOWN AS “LOUIS COUSIN”,<br />
1606 NINOVE, BRUSSELS <strong>–</strong> 1667 IBID.<br />
ALLEGORY OF PAINTING<br />
Oil on canvas.<br />
82 x 66 cm.<br />
Accompanied by a copy of the expert’s report by<br />
Massimo Pulini, Accademia di Belle Arti, Bologna,<br />
30 August 2018.<br />
Provenance:<br />
European private collection.<br />
Literature:<br />
This painting is discussed in: Massimo Pulini, Luigi<br />
Gentile “Virtuoso del Pantheon” e “Principe di san<br />
Luca”; novità e inediti di un grande artista europeo<br />
in un saggio di Massimo Pulini, in: Aboutartonline,<br />
Pietro di Loreto (ed.), no. 54.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Provenienz:<br />
Europäische Privatsammlung.<br />
Literatur:<br />
Dieses <strong>Gemälde</strong> wird besprochen in: Massimo Pulini<br />
<strong>–</strong> Luigi Gentile „Virtuoso del Pantheon“ e „Principe<br />
di san Luca“; novità e inediti di un grande artista<br />
europeo in un saggio di Massimo Pulini, in: Aboutartonline,<br />
Hrsg.: Pietro di Loreto, Nr. 54. (1301536) (13)<br />
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330<br />
BERNARDINO LICINIO,<br />
UM 1489 VENEDIG <strong>–</strong> UM 1565, ZUG.<br />
PORTRAIT EINES JUNGEN MANNES<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
99 x 77 cm.<br />
Gerahmt.<br />
Halbbildnis eines jungen Mannes hinter einer schmalen<br />
Tischplatte vor dunkler Hintergrundfolie. Sein Blick<br />
schweift in Gegenbewegung zu seinem Oberkörper<br />
nach links, sodass eine dezente elegante Drehung in<br />
der Figur entsteht. Seine jungen Gesichtszüge werden<br />
durch den dünnen Bart und ein Barett gerahmt. Das<br />
elegante pelzverbrämte Gewand und das fein gefältelte,<br />
bestickte Hemd deuten darauf, dass es sich um<br />
einen gut begüterten, evtl. adeligen Herren handelt.<br />
Rest. und zwei Parkettierleisten. (†) (13013116) (10)<br />
BERNARDINO LICINIO,<br />
CA. 1489 VENICE <strong>–</strong> CA. 1565, ATTRIBUTED<br />
PORTRAIT OF A YOUNG MAN<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
99 x 77 cm.<br />
Framed.<br />
Restored and two parquetting slats. (†)<br />
€ 28.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
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331<br />
LEONELLO SPADA,<br />
1576 BOLOGNA <strong>–</strong> 1622 PARMA, ZUG.<br />
ALLEGORIE DER MUSIK<br />
Öl auf Leinwand.<br />
87 x 104 cm.<br />
In breitem Zierrahmen.<br />
Vor einem schlaglichtartig beleuchteten Hintergrund,<br />
dessen Lichtquelle links oben liegt und somit die musikalische<br />
Szene in einen Innenraum situiert, dient als<br />
Folie für drei Halbfiguren, die im Musizieren begriffen<br />
sind. Eine junge Frau ganz links, blau weiß gekleidet,<br />
ist durch einen Perlohrring zusätzlich hervorgehoben<br />
und spielt eine Mandoline, von der es seit dem 17.<br />
Jahrhundert zwei Bauformen gibt. Neben ihr steht ein<br />
rotgewandeter junger Mann mit Violine, zwischen ihnen<br />
ein Kind, das ebenfalls ein Instrument zu halten<br />
scheint.<br />
Anmerkung:<br />
Spada hat verschiedentliche Bilder von Konzerten gemalt.<br />
So wird ihm auch ein <strong>Gemälde</strong> zugeschrieben,<br />
das im Fogg Art Museum in Cambridge verwahrt wird<br />
und auch eines in der Galleria Borghese in Rom <strong>–</strong> jedoch<br />
mit tieferer Bildstaffelung. Auch ein <strong>Gemälde</strong>,<br />
das bei der Fondazione Zeri mit der Nummer 55214<br />
verzeichnet wird, zeigt ein Konzert, das unserem <strong>Gemälde</strong><br />
noch näherkommt, was den kompositorischen<br />
Aufbau und die Gesichter angeht. (1320133)<br />
LEONELLO SPADA,<br />
1576 BOLOGNA <strong>–</strong> 1622 PARMA, ATTRIBUTED<br />
ALLEGORY OF MUSIC<br />
Oil on canvas.<br />
87 x 104 cm.<br />
€ 30.000 - € 50.000<br />
Sistrix<br />
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332<br />
PAUL DE VOS,<br />
UM 1591 HULST <strong>–</strong> 1678 ANTWERPEN, ZUG.<br />
KAMPF ZWISCHEN ZWEI HUNDEN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
113 x 179 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
PAUL DE VOS,<br />
CA. 1591 HULST <strong>–</strong> 1678 ANTWERP, ATTRIBUTED<br />
TWO DOGS FIGHTING<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
113 x 179 cm.<br />
Unframed.<br />
Die Hunde auf einem schwarz-beige gemusterten<br />
Boden kämpfend, der von einem alten hölzernen Gatter<br />
umgeben ist. Dahinter erstreckt sich der Blick in die<br />
freie Natur, mit Bäumen und hohen Sträuchern unter<br />
hellblauem Himmel mit weißen Wolken. Am Boden<br />
liegend ein schwarz-weißer Hund mit glänzendem<br />
Auge und vor Schmerz weit aufgerissenem Maul.<br />
Über ihm ein großer beige-brauner Hund mit rotem<br />
Halsband und rot unterlaufenem Auge, der ihm in den<br />
Nacken beißt. Vor ihnen liegend ein großer umgefallener<br />
geflochtener Korb mit Knochen und Fußteilen von<br />
erlegten Wildtieren, wohl die Ursache des Streits.<br />
Drastische Wiedergabe des Kampfes, bei der durch die<br />
Lichtführung besonders das rötlich aufgerissene Maul<br />
des unterlegenen Hundes und seine hellen Pfoten<br />
präsentiert werden. Retuschen. (1322021) (3) (18)<br />
With retouching.<br />
€ 10.000 - € 12.000<br />
Sistrix<br />
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161
333<br />
FLÄMISCHER MALER DES 16. JAHRHUNDERTS<br />
AUS DER MALSCHULE VON BRÜGGE<br />
HALBBILDNIS EINES JUNGEN MANNES<br />
MIT KURZEM BART UND FLACHER KAPPE<br />
Öl auf Holz. Doubliert.<br />
41,1 x 35,5 cm.<br />
Das Brustbild vor nahezu smaragdgrünem Hintergrund<br />
mit Schattenbildung. In der rechten Bildhälfte der junge<br />
Mann, dunkel gekleidet mit entsprechender Kappe<br />
über seitlich halblang gerade geschnittenen Haaren.<br />
Ein kurzer weißer gefältelter Kragen tritt aus dem<br />
Wams hervor. Der rechte Arm im Manteltuch lässt<br />
die Hand vortreten, mit einem Ring am kleinen Finger.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> weist charakteristische Merkmale der<br />
Malerei von Ambrosius Benson (um 1495-1550) auf<br />
und lässt sich auch gut mit weiteren Portraitbildnissen<br />
dieses <strong>Meister</strong>s vergleichen.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />
à Bruges au temps de Charles-Quint, Musée van<br />
Maerlant 1957, Katalognummer 197. (1301325) (11)<br />
FLEMISH PAINTER OF THE 16TH CENTURY<br />
FROM THE PAINTING SCHOOL OF BRUGES<br />
HALF-PORTRAIT OF A YOUNG MAN WITH SHORT<br />
BEARD AND FLAT CAP<br />
Oil on panel. Relined.<br />
41.1 x 35.5 cm.<br />
The painting shows characteristic features for the<br />
œuvre of Ambrosius Benson (ca. 1495-1550) and easily<br />
compares with other portraits by the master.<br />
Literature:<br />
cf. Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />
à Bruges au temps de Charles-Quint, Musée van<br />
Maerlant 1957, catalogue no. 197.<br />
€ 35.000 - € 55.000<br />
Sistrix<br />
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334<br />
MICHIEL JANSZ VAN MIEREVELT,<br />
1567 DELFT <strong>–</strong> 1641<br />
PORTRAIT WOHL DES HUGO DE GROOT<br />
(1583 <strong>–</strong> 1645)<br />
Öl auf Holz.<br />
63,6 x 50,2 cm.<br />
Links mittig signiert und datiert „1622“.<br />
In ebonisiertem Wellenleistenrahmen.<br />
Vor unbestimmtem Grund das leicht nach rechts gewandte<br />
Brustportrait eines Mannes in bestem <strong>Alte</strong>r<br />
mit feinem Leinenkragen und Schnurbart. Das Portrait<br />
ähnelt stark einem beim RKD in Den Haag verzeichnetem<br />
Portrait des Hugo de Groot, 1583 <strong>–</strong> 1645, Nr.<br />
142522, von dem zahlreiche Schriften als Philosoph<br />
überliefert sind.<br />
MICHIEL JANSZ VAN MIEREVELT,<br />
1567 DELFT <strong>–</strong> 1641<br />
PORTRAIT, PROBABLY OF HUGO DE GROOT<br />
(1583 <strong>–</strong> 1645)<br />
Oil on panel.<br />
63.6 x 50.2 cm.<br />
Signed and dated “1622” at centre lower left.<br />
The portrait is very similar to a portrait of Hugo de<br />
Groot, 1583 <strong>–</strong> 1645, no. 142522, registered with the<br />
RKD in The Hague, from whom numerous writings as<br />
a philosopher have survived.<br />
€ 23.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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Literatur zu Hugo de Groot:<br />
Vgl. Willem Jan Marie van Eysinga: Hugo Grotius,<br />
eine biographische Skizze. übersetzt von M. Plemp<br />
van Duiveland, mit einem Vorwort von Werner Kaegi;<br />
Schwabe Verlag, Basel 1952. (13206121) (1) (13)<br />
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335<br />
PETER PAUL RUBENS,<br />
1577 SIEGEN <strong>–</strong> 1640 ANTWERPEN, ZUG.<br />
SCHWEBENDER PUTTO<br />
Schwarze, rote und weiße Kreide auf Büttenpapier,<br />
verso von feinem Japanpapier restauratorisch<br />
unterlegt.<br />
Maße des Blattes: 27,2 x 13,5 cm<br />
(links Anstückelung zu 16,1 cm).<br />
Im Passepartout, hinter Glas gerahmt.<br />
Rubens hat diese Studie in schwarzer und roter Kreide<br />
auf Büttenpapier gezeichnet, das Weiß im Sinne einer<br />
Glanzhöhung eingesetzt. Das <strong>Alte</strong>r des Papiers ist<br />
durch Untersuchung für die Zeit um 1618 gesichert.<br />
Dies gilt als ein umso wichtigeres Indiz, als die Ausführung<br />
des großen Altarblattes „Die Hl. Jungfrau<br />
umgeben von den Unschuldigen Heiligen Kindern“<br />
auch im Jahr 1618 gemalt wurde. Dabei sind für die<br />
Bedeutung unseres Blattes mindestens zwei Kriterien<br />
zu nennen: zum einen findet sich unser Putto in<br />
nahezu exakter Wiederholung im genannten <strong>Gemälde</strong>,<br />
nämlich links oben, neben den weiteren Kinder figuren,<br />
zum anderen ist das Grundthema des Puttenreigens<br />
ohnehin ein ausgesprochen eigentypisches Phänomen<br />
in der Bilderfindung des großen Flamen. Damit ist auch<br />
unser Blatt in der Bedeutung für das Rubensschaffen<br />
als ein Werk von Rang zu sehen.<br />
Der Zeichnung ist die entsprechende Virtuosität und<br />
Reife der Blütezeit des Rubens´schen Wirkens eigen.<br />
Selbst als Darstellungsdetail für das Altarblatt zeigt<br />
sich die Zeichnung bereits in der künstlerischen Wirkung<br />
als eigenständiges, autonomes Kunstwerk. Die<br />
Verwendung dreier Farbstifte, die Hintergrundschattierung<br />
links, vor allem aber auch die Weißhöhung,<br />
verleihen dem Blatt diese Wirkung.<br />
Auf die Wiedergabe der Arme hat Rubens hier bewusst<br />
verzichtet, sehen wir sie doch in der <strong>Gemälde</strong>ausführung<br />
etwa von der Kinderfigur daneben überdeckt.<br />
Dass unser Putto im Altarbild nicht völlig exakt<br />
wiederholt wurde, ist etwa an der Form der Haarlocke<br />
zu sehen, auch darin, dass das Gesicht dort weiter<br />
abgewandt erscheint. Solche Beobachtungen lassen<br />
sich zurecht auch als Indiz der Echtheit sehen <strong>–</strong><br />
schließlich wurde unser Blatt von keinem der Experten<br />
der Rubensforschung in Frage gestellt. Es würde<br />
zu weit führen, für die zahllosen Kinderdarstellungen,<br />
die im Altarbild die Marienfigur umschweben, lebende<br />
Modelle im Rubensumfeld zu suchen. Jedenfalls aber<br />
wissen wir, dass Rubens nicht selten seine eigenen<br />
Kinder, wie etwa den Sohn Albert (geb. 1614) als Modell<br />
zum Vorbild hatte, wie wohl auch in jenem Werk<br />
in der Albertina, Wien, (Inv. Nr. 17639). Jedenfalls erweckt<br />
auch unser Blatt eher den Eindruck einer<br />
Zeichnung nach einem lebenden Kindervorbild, als<br />
nach idealisierter Idee. So ist auch das Gesicht weit<br />
realistischer gegeben, als dann im Ölbild, was zudem<br />
für die Authentizität spricht, von sämtlichen namhaften<br />
Rubensexperten bestätigt. So handelt es sich bei unserem<br />
vorliegenden Werk nicht zuletzt auch um eine<br />
bedeutende Ergänzung des graphischen Œuvres für<br />
Rubens.<br />
Provenienz:<br />
Georges Bourgarel, Paris.<br />
Gutekunst & Klipstein, Bern, 22.11.1956, Lot 272.<br />
Privatsammlung, England.<br />
Angeboten bei Christie‘s, New York, 28.01.2015,<br />
Lot 62.<br />
Literatur:<br />
A.-M. Logan and M. C. Plomp, Pieter Paul Rubens,<br />
The Drawings, exh. Cat. New York, Metropolitan Museum<br />
of Art, 2005, pp. 192-3, Nr. 59., S. 237-238, Nr. 81,<br />
Fig. 126,<br />
Inventar Albertina, Wien, Nr. 8296, Logan <strong>–</strong> Plomp<br />
op .cit. S. 204 f. N. 65. (1321992) (11)<br />
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PETER PAUL RUBENS,<br />
1577 SIEGEN <strong>–</strong> 1640 ANTWERP,<br />
ATTRIBUTED<br />
FLOATING PUTTO<br />
Black, red and white chalk on laid paper.<br />
Mounted on card.<br />
Dimensions of the sheet: 27.2 x 13.5 cm<br />
(Sheet added to 16.1 cm.).<br />
Mounted and framed with glass.<br />
The present drawing in swift lines probably shows a<br />
live drawing of a figure of a small child. Pentimenti on<br />
the left foot, the realistic rendition of the head and a<br />
few single outlining lines suggest that this is a sketch.<br />
A comparison with Rubens´ work quickly reveals similarities:<br />
a painting titled “The Virgin and Child Surrounded<br />
by the Holy Innocents” held at the Louvre<br />
was created ca. 1618. A young child can be made out<br />
in the top left which is identical to the child in the<br />
drawing in this lot, particularly its posture and expression.<br />
Rubens created numerous sketches for his<br />
paintings and children often acted as models. These<br />
sketches were incorporated into paintings at various<br />
times. In this instance, it could be assumed that<br />
Rubens drew his own son Albert, who was born on 5<br />
June 1614 and this seems to also be the case for a<br />
drawing held at the Albertina Museum, Vienna (inventory<br />
no. 17639). According to the description at Sotheby´s<br />
no relevant Rubens expert doubts the authorship<br />
of the sketch in this lot. According to the paper<br />
expert Pieter Bower the paper dates to ca. 1618. The<br />
paper was extended on the left by ca. 23 mm, with<br />
slight foxing and darkened within the mount, especially<br />
around the edges. However, overall it is in a<br />
beautiful and crisp condition.<br />
Provenance:<br />
Georges Bourgarel, Paris.<br />
Gutekunst & Klipstein, Bern, 22 November 1956,<br />
lot 272.<br />
Private collection, England.<br />
Offered at Sotheby´s, New York, 28 January 2015,<br />
lot 62.<br />
Literature:<br />
A.-M. Logan and M. C. Plomp, Pieter Paul Rubens, The<br />
Drawings, exh. Cat. New York, Metropolitan Museum<br />
of Art, 2005, pp. 192-3, Nr. 59, S. 237-238, Nr. 81,<br />
Fig. 126.<br />
Inventar Albertina, Wien, Nr. 8296, Logan <strong>–</strong> Plomp<br />
op .cit. S. 204 f. N. 65.<br />
€ 180.000 - € 200.000<br />
Sistrix<br />
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336<br />
JAN BRUEGHEL D. Ä.,<br />
1568 BRÜSSEL <strong>–</strong> 1625 ANTWERPEN<br />
Jan Brueghel d. Ä. war Sohn des Pieter Brueghels I<br />
(um 1525-um 1569) und der jüngere Bruder des Pieter<br />
Brueghels II (um 1564-1637/38). Seine Freundschaft<br />
mit Paul Bril (um 1554-1626) anlässlich des gemeinschaftlichen<br />
Aufenthaltes in Rom ist ebenso bekannt,<br />
wie seine Zusammenarbeit mit Johann Rottenhammer<br />
(1564-1625). Zurück in Flandern wurde er 1597 Mitglied<br />
der Antwerpener Lukasgilde, später deren Dekan. Auch<br />
sein Sohn Jan Brueghel d. J. setzte die Maltradition<br />
erfolgreich fort. 1604 in Prag, wirkte er anschließend<br />
für den Hof in Brüssel. Letztlich zeugt das Gruppenbild<br />
seiner Familie, gemalt von Peter Paul Rubens, vom<br />
Rang des Künstlers zu seiner Zeit (Courtauld Gallery<br />
London).<br />
ABRAHAM UND DIE ENGEL IN MAMRE<br />
Öl auf Kupfer.<br />
26 x 35,5 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen,<br />
Juni 2019.<br />
Wie oft in der Niederländischen Malerei dieser Epoche,<br />
hat der Maler auch hier zwei Bildgattungen <strong>–</strong><br />
Landschaft und Biblische Erzählung <strong>–</strong> in einem Werk<br />
zusammengeführt. In breitem Format wird hier eine<br />
Baumlandschaft gezeigt, gegliedert in zwei Baumgruppen,<br />
mit einem größeren Eichenbaum links, der<br />
als Repoussoir dient, sowie zwei etwas kleineren Bäumen,<br />
in deren Schatten dahinter eine Hütte steht. Das<br />
Bildzentrum dient dem Maler, um die biblische Legende<br />
der „Drei Engel bei Abraham und Sara“ zu erzählen.<br />
Vor einem strohgedeckten Haus, aus dessen Türe die<br />
schon betagte, achtzigjährige Sara blickt, ist ein gedeckter<br />
Tisch zu sehen. Abraham hier langbärtig am<br />
Tisch, bewirtet die drei Engel, die ihm als Dank seinen<br />
Sohn Izchak verkünden. Zwei dieser Engel sind an<br />
der gegenüberliegenden Seite des Tisches zu sehen,<br />
wobei der Abraham zunächst Sitzende offensichtlich<br />
gerade die Prophetie gestenreich verkündet. Der Dritte<br />
ist in äußerst origineller, geradezu heiter-drolliger<br />
Weise dargestellt, er hat am Boden Platz genommen<br />
und kühlt seine Füße in einem großen Weinkühler.<br />
Das Motiv der in der Türe lauschend dargestellten Sara<br />
wird in der Malerei dieses Themas noch in weiteren<br />
Epochen in dieser Art zu finden sein. Jedoch ist ein<br />
weiteres Bilddetail hier von größerer Seltenheit: rechts<br />
ist eine junge Mutter mit einem Knaben zu sehen.<br />
Auf den ersten Blick mag es sich um eine Magd handeln,<br />
die dem Kind eine Gabe überreicht. Im Zusammenhang<br />
mit der Bibelgeschichte jedoch sind die beiden<br />
Figuren durchaus als Abrahams Magd Hagar und<br />
ihren Sohn Ismael zu deuten, die später von Abraham<br />
auf Saras Drängen vertrieben werden sollten. Die<br />
Szene und die Detaildarstellungen, wie etwa das<br />
Feder vieh, das Hündchen, die Schweinegruppe im<br />
Vordergrund oder eine weitere, einen Krug tragende<br />
Magd rechts im Bild, sind nicht ohne Schmunzeln<br />
erregende Heiterkeit wiedergegeben. Die erhöht stehende<br />
Burganlage und der Gipfel am rechten Bildrand<br />
hat der Maler bereits in einer blauen Luftperspektive<br />
gegeben. Der aufhellende Wolkenhimmel darüber<br />
darf wohl auch symbolisch für die sich aufhellende<br />
Zukunft des Stammvaters Abraham gesehen werden,<br />
wie ebenfalls die jungen Bäume am Tisch der Engel.<br />
A.R. (13219910) (11)<br />
JAN BRUEGHEL THE ELDER,<br />
1568 BRUSSELS <strong>–</strong> 1625 ANTWERP<br />
ABRAHAM AND THE ANGEL IN MAMRE<br />
Oil on copper.<br />
26 x 35.5 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />
Lingen, June 2019.<br />
€ 110.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
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169
337<br />
KAREL DUJARDIN,<br />
UM 1626 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1678 VENEDIG<br />
MALER MIT ZEICHENMAPPE<br />
(WOHL SELBSTBILDNIS)<br />
Kohlezeichnung, Pastellfarben, weiß gehöht, auf blaugrauem<br />
Büttenpapier.<br />
41,4 x 27,8 cm.<br />
Linksseits unten signiert „C. du Jardin“.<br />
Hinter Glas gerahmt.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dr. Alexander Rauch,<br />
München-Leipzig 2020, die Arbeit um 1652 datierend.<br />
Dargestellt ist ein junger Mann auf einem holländischen<br />
Holzstuhl mit Rohrgeflecht. Er trägt knielange Beinkleider,<br />
ein kurzes, ärmellanges Wams, offenen Kragen<br />
und einen zylinderförmigen Hut um langes Haar darin<br />
zu fassen, gemäß der Kleidermode der Zeit. In schräger<br />
Sitzhaltung nach rechts, mit Blick nach oben, hat er<br />
seinen linken Arm auf den Schoß gelegt. Seine rechte<br />
Hand greift mit den Fingern in eine links am Boden<br />
stehende große Zeichenmappe.<br />
Die Kleidung ist in Kohle ausgeführt, Inkarnat von Gesicht<br />
und Händen in Pastell. Die Weißhöhungen in<br />
Zink- oder Bleiweiß teilweise altersbedingt oxydiert<br />
und erscheinen daher nachgedunkelt. Die Darstellung<br />
zeigt, wie die Zeichenmappe zu erkennen gibt, entweder<br />
einen zeitgenössischen Künstler, oder was die<br />
Ähnlichkeit mit Bildnissen des Karel Dujardin nahelegt,<br />
ein Selbstbildnis.<br />
Der Maler, wohl Schüler von Nicolas Berchem, hielt<br />
sich um 1640/50 in Rom auf, kam nach Paris und<br />
wirkte ab 1652 wieder in Amsterdam. Von 1656 bis<br />
1658 war er Mitglied der Confrérie Pictura in Den Haag,<br />
kehrte 1675 wieder nach Italien, wo er 1678 verstarb.<br />
In seinem Werk finden sich ebenso Historienbilder,<br />
wie arkadische Landschaften und Porträts. Neben den<br />
etwa 50 Radierungen sind jedoch nur ganz wenige<br />
Zeichnungen seiner Hand in öffentlichen Sammlungen<br />
bekannt geworden. Unseres Erachtens ist in den letzten<br />
Jahrzehnten kein Werk dieser Art auf dem Markt<br />
angeboten worden.<br />
Sämtliche der bekannten Zeichnungen stimmen sowohl<br />
in der Strichführung als auch in Details mit dem<br />
vorliegenden Werk überein. Auffallend sind jedenfalls<br />
die Wiedergabe der Hände und Handhaltungen <strong>–</strong> wie<br />
sie auch in Dujardins <strong>Gemälde</strong>n zu sehen sind. Dies<br />
ist eine bei diesem Maler so kennzeichnende Charakteristik.<br />
KAREL DUJARDIN,<br />
CA. 1626 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1678 VENICE<br />
PAINTER WITH PORTFOLIO<br />
(PROBABLY SELF-PORTRAIT)<br />
Charcoal drawing, pastels, white highlights on slate<br />
grey laid paper.<br />
41.4 x 27.8 cm.<br />
Signed “C. du Jardin” lower left.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dr Alexander<br />
Rauch, Munich-Leipzig 2020, dating the work around<br />
1652.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Southern Germany.<br />
€ 18.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Provenienz:<br />
Süddeutsche Privatsammlung. (1281691) (11)<br />
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338<br />
JOACHIM VON SANDRART,<br />
1606 FRANKFURT AM MAIN <strong>–</strong> 1688 NÜRNBERG<br />
BILDNIS EINER ADELIGEN DAME MIT DEN<br />
ATTRIBUTEN DER HEILIGEN CÄCILIA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
103 x 82 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Peter van den Brink,<br />
Aachen, das <strong>Gemälde</strong> dem genannten Künstler zuschreibend.<br />
Dreiviertelbildnis einer an einer Hausorgel sitzenden<br />
jungen Adeligen, nahezu in Lebensgröße wiedergegeben.<br />
Der Blick dem Betrachter entgegengerichtet.<br />
Die rechte Hand hält sie auf die Tastatur, die linke an<br />
den Busen, gleichzeitig einen dünnen Schleier haltend,<br />
der von ihrer Haube herabzieht. Ihre höfische Kleidung<br />
ist insofern idealisiert, als sie hier ein rotes Kleid<br />
mit goldfarbenem Brokatmantel trägt, innen blau gefüttert,<br />
ein Kleidungsstück, das in dieser Erhöhung<br />
auch bei Bildnissen der Heiligen Cäcilia - Patronin der<br />
Kirchenmusik <strong>–</strong> zu finden ist. Dennoch trägt sie eine<br />
Perlenkette mit Perlenohrring und am Kleidersaum<br />
eine Goldbordüre mit Edelstein-Agraffe. Ihr Haar fällt<br />
in dunklen Locken zur Schulter herab. Die Orgel ist<br />
kunstvoll gebaut, die Pfeifen zwischen vergoldeten<br />
Atlanten, die die Abdeckung tragen. Im Hintergrund<br />
erscheint eine jugendliche Engelsfigur. Insgesamt mit<br />
Kleid und Flügel in deutlich zarteren Farben wiedergegeben,<br />
was diese Gestalt als „Erscheinung“ wirken<br />
lässt. Der Engel hält ein Notenblatt und deutet mit<br />
dem rechten Zeigefinger auf die Noten um der adeligen<br />
Musikerin die musikalischen Hinweise zu geben.<br />
Gedanklich ist dieses Motiv zu verstehen als himmlische<br />
Eingebung der Musik und Komposition. Im Hintergrund<br />
ein grünes Velum, leicht nach rechts zurückgezogen<br />
mit Blick auf eine Bogenarchitektur mit<br />
kurzem Landschaftsausblick auf eine Baumkrone.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> wurde früher Gerard Deleres zugeschrieben,<br />
es erfolgte jedoch durch Peter van den Brink<br />
eine weitaus überzeugendere Zuordnung an Joachim<br />
von Sandrart. Die Zuschreibung stützt sich vor allem<br />
auf stilistische Vergleiche mit den bekannten Monatsbildern,<br />
die Sandrart für den bayerischen Herzog Maximilian<br />
I in den Jahren 1642-44 schuf, die sich heute<br />
im Schloss Schleißheim befinden. In Sitzhaltung, Körperausführung<br />
und anderen Details lassen sich Parallelen<br />
zu mehreren <strong>Gemälde</strong>n dieses Monatszyklus<br />
finden, allerdings ist nach Meinung des Gutachters<br />
das <strong>Gemälde</strong> nicht in München, sondern nach seiner<br />
Rückkehr in Amsterdam 1644 entstanden. Sandrart,<br />
der zunächst in der Druckgrafik bei Isselburg in Nürnberg<br />
arbeitete, danach bei Sadeler in Prag, hielt sich<br />
zwischen 1624/25 in der Werkstatt von Gerard Honthorst<br />
in Utrecht auf, lernte 1627 Rubens kennen und<br />
begann nach einem Aufenthalt in London 1629 seine<br />
Reise nach Italien, wo er sich 1632 in Rom niederließ<br />
und dort weitere acht Jahre blieb. Nach Vermutung<br />
von Van dem Brink könnte es sich bei der Darstellung<br />
um Alida Bicker handeln.<br />
Literatur:<br />
Christian Klemm, Joachim von Sandrart: Kunstwerke<br />
und Lebenslauf, Berlin 1986. (1281451) (10)<br />
JOACHIM VON SANDRART,<br />
1606 FRANKFURT ON THE MAIN <strong>–</strong><br />
1688 NUREMBERG<br />
PORTRAIT OF A NOBLEWOMAN WITH<br />
THE ATTRIBUTES OF SAINT CECILIA<br />
Oil on canvas.<br />
103 x 82 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Peter van den<br />
Brink, Aachen, attri buting the painting to the artist.<br />
Three-quarters format portrait of a young noblewoman<br />
sitting by a house organ almost in life size format.<br />
Van den Brink believes this could be a depiction of<br />
Alida Bicker.<br />
Literature:<br />
Christian Klemm, Joachim von Sandrart: Kunstwerke<br />
und Lebenslauf, Berlin 1986.<br />
€ 35.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
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339<br />
ANTONIO JOLI,<br />
1700 MODENA <strong>–</strong> 1777 NEAPEL<br />
BLICK AUF DEN BACINO DI SAN MARCO<br />
MIT DER KIRCHE SAN GIORGIO MAGGIORE<br />
UND DER GIUDECCA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
56 x 97 cm.<br />
In barockisierendem vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von G. Briganti,<br />
Oktober 1990.<br />
Wir kennen viele Werke von Antonio Joli, in denen er<br />
den lichten Glanz des Dargestellten geschickt einfängt<br />
und zweidimensional zu transportieren versteht - wie<br />
auch hier, wo er als zusätzlichen Kniff die links in den<br />
Bildgrund führende Diagonale bis weit in den Himmel<br />
und die rechte Bildseite führt.<br />
Antonio Joli wurde in seiner Geburtsstadt Modena in<br />
der Werkstatt von Raffaello Rinaldi (1648-1722), genannt<br />
Il Menia, ausgebildet, wo er sich auf perspektivische<br />
Ansichten spezialisierte. Im <strong>Alte</strong>r von 20 Jahren<br />
reiste Joli nach Rom, um sich unter der Leitung der<br />
berühmten <strong>Meister</strong> Giovanni Paolo Panini und Codazzi<br />
ausbilden zu lassen, denen er seinen internationalen<br />
Stil verdankte, der später sehr begehrt werden sollte.<br />
Nach seiner Rückkehr nach Modena im Jahr 1725 und<br />
einem kurzen Aufenthalt in Perugia, wo er an der Innenausstattung<br />
des Palazzo Donnini und des Palazzo<br />
Crispoldi arbeitete, beschloss der Künstler 1732, nach<br />
Venedig zu gehen.<br />
Dort taucht er in die Welt des Bühnenbildes ein und<br />
beginnt, sich auf die Szenografie zu spezialisieren <strong>–</strong><br />
eine erfolgreiche Tätigkeit, die ihn während seiner gesamten<br />
Karriere begleiten sollte.<br />
In den folgenden zehn Jahren besuchte er die großen<br />
europäischen Höfe, sowohl in England und Deutschland<br />
als auch in Spanien. Diese Erfahrungen waren<br />
für seine Karriere von grundlegender Bedeutung, nicht<br />
nur, um sein persönliches Netzwerk zu erweitern, sondern<br />
auch, um seinen eigenen Stil zu entwickeln. In<br />
diesen Jahren wurde in seinen Veduten zunehmend<br />
die Weitwinkelperspektive eingesetzt, eine Technik, die<br />
eindeutig von den Werken Vanvitellis und Canalettos<br />
inspiriert war.<br />
Sein Ruf als gefeierter Vedutenmaler machte ihn in<br />
der Folgezeit zum gefragtesten Künstler bei ausländischen,<br />
aristokratischen Grand-Touristen in Italien, insbesondere<br />
bei der englischen Elite: Sir William Hamilton<br />
und Lord Montague Brudenell <strong>–</strong> die in der Tat zu seinen<br />
aktivsten Mäzenen gehörten. Schließlich beschloss er<br />
1762, sich in Neapel niederzulassen, wo er Bühnenbildner<br />
des berühmten Teatro San Carlo wurde und<br />
den Rest seines Lebens dort verbrachte. (†)<br />
Provenienz:<br />
Sotheby's, London, 16. April 1980, Lot 18.<br />
Galleria Salamon, Mailand 1990.<br />
Literatur:<br />
Roberto Middione, Antonio Joli, Soncino 1995, S. 66,<br />
Tafel 11.<br />
Mario Manzelli, Antonio Joli. Opera pittorica, Venedig<br />
1999, S. 102, Abb. 74.<br />
Ralph Toledano, Antonio Joli. Modena 1770-1777<br />
Napoli, Turin 2006, S. 202. (1320121) (13)<br />
ANTONIO JOLI,<br />
1700 MODENA <strong>–</strong> 1777 NAPLES<br />
VIEW OF THE BACINO DI SAN MARCO WITH<br />
SAN GIORGIO MAGGIORE AND GIUDECCA<br />
Oil on canvas.<br />
56 x 97 cm.<br />
An expert’s report by G. Briganti, October 1990<br />
is enclosed. (†)<br />
Provenance:<br />
Sotheby’s, London, 16 April 1980, lot 18.<br />
Galleria Salamon, Milan 1990.<br />
Literature:<br />
Roberto Middione, Antonio Joli, Soncino 1995, p. 66,<br />
plate 11.<br />
Mario Manzelli, Antonio Joli. Opera pittorica, Venice<br />
1999, p. 102, ill. 74.<br />
Ralph Toledano, Antonio Joli. Modena 1770-1777<br />
Napoli, Turin 2006, p. 202.<br />
€ 200.000 - € 300.000<br />
Sistrix<br />
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175
340<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA <strong>–</strong> 1765 ROM<br />
GROSSES PANORAMAGEMÄLDE MIT BLICK<br />
AUF DAS FORUM IN ROM<br />
Öl auf Leinwand.<br />
126 x 230 cm.<br />
Das in außergewöhnlich großem Format geschaffene<br />
<strong>Gemälde</strong> bietet einen breitgefächerten Gesamtblick<br />
über das römische Forum. Wie in einem Bühnenbild<br />
rahmen die Bögen, Säulen und Kirchen einen zentralen,<br />
frei gelassenen Raum, aus dem sich mittig als ein<br />
Augenmerk einzig die Phokassäule erhebt, gleichsam<br />
symbolischer Zeigefinger, der vom Untergang der<br />
„Ewigen Stadt“ zeugt. Hier fand der Maler Gelegenheit,<br />
eine verstreute, aber reiche Figurenstaffage ins<br />
Bild zu setzen. Betrachterstandpunkt ist die Anhöhe<br />
des Kapitols. Ganz links im Bild ist der Triumphbogen<br />
des Septimus Severus zu sehen, gefolgt von den<br />
Frontsäulen des Tempels des Antoninus Pius, in den<br />
die Kirche San Lorenzo in Miranda eingebaut wurde.<br />
In rotem Ziegelmauerwerk hebt sich die Maxentius-<br />
Basilika hervor. In größerer Entfernung ist das Kolosseum<br />
in hellem Licht zu sehen, zum <strong>Teil</strong> verdeckt<br />
durch die Basilika Santa Francesca Romana. Die drei<br />
Säulen des Castortempels sowie des Vestatempels<br />
und die rechts erhöht liegenden Farnesinischen Gärten<br />
mit den Zypressen schließen den Gesamtprospekt<br />
ab. Im Gegensatz zu Paninis Ruinencapricci, die beliebige<br />
Versatzstücke zu romantischer Wirkung bringen,<br />
sind hier die Tempel- und Gebäuderuinen in lokaler<br />
Genauigkeit ins Bild gesetzt. Damit wurde hier ein im<br />
Denkmalsinne wertvoller Beitrag zur Geschichte der<br />
Stadt geleistet. Darüber hinaus wurde hier jedem<br />
Kenner der Stadt, wie auch dem Italienbesucher der<br />
„Grand Tour“ die Gesamtheit der antiken Forum-Bauten<br />
in Erinnerung gebracht. A.R. (†) (13201211)<br />
Literatur:<br />
Ferdinando Arisi, Gian Paolo Panini, Piacenza 1961,<br />
S. 303, Nr. 155.<br />
GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />
1691 PIACENZA <strong>–</strong> 1765 ROME<br />
LARGE PANORAMA PAINTING WITH A VIEW<br />
OF THE FORUM IN ROME<br />
Oil on canvas.<br />
126 x 230 cm. (†)<br />
Literature:<br />
Ferdinando Arisi, Gian Paolo Panini, Piacenza 1961,<br />
p. 303, no. 155.<br />
€ 350.000 - € 500.000<br />
Sistrix<br />
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179
341<br />
LUCA CARLEVARIS,<br />
1663/65 UDINE <strong>–</strong> 1729/31 VENEDIG<br />
Carlevaris war ein talienischer Maler und Radierer. Er<br />
gilt als Pioneer der Vedutenmalerei in Venedig und beeinflusste<br />
spätere Maler wie Canaletto (1697-1768),<br />
Bernardo Bellotto (1721-1780), Michele Giovanni<br />
Marieschi (1696/1710-1743) und Francesco Guardi<br />
(1712-1793). Der früh verwaiste Luca wuchs bei seiner<br />
älteren Schwester Casandra auf, mit der er 1679 nach<br />
Venedig ging. 1699 heiratete er Giovanna, eine Tochter<br />
des Goldschmieds Bastian Sochietti. Mit ihr hatte er<br />
vier Kinder, darunter Marianna, die später eine Schülerin<br />
von Rosalba Carriera (1675-1757) wurde. Der <strong>Meister</strong><br />
hatte laut dem frühen Biografen Pellegrino Antonio<br />
Orlandi (1704) keinen besonderen Lehrer, sondern<br />
erwarb seine Kenntnisse bei verschiedenen <strong>Meister</strong>n,<br />
unter denen möglicherweise Johann Heintz (um 1580-<br />
1635) eine Rolle gespielt haben könnte, der sich um<br />
1678 in Venedig aufhielt. Ein Aufenthalt in Rom könnte<br />
erklären, dass Carlevaris Werke etwa auch von van<br />
Laer (1592/1599) und Cerquozzi (1602-1660) beeinflusst<br />
worden sein könnten. Ferner wird auch ein Einfluss<br />
des Holländers Gaspar van Wittel (1653-1736)<br />
angenommen. Seine früh erkannte Bedeutung hat<br />
auch zu der Ansicht geführt, er könnte ein Lehrer von<br />
Giovanni Antonio Canal (1697-1768) gewesen sein.<br />
CAPRICCIO MIT HAFENANSICHT<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
110 x 141 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri<br />
vom Juni 2008 (in Kopie vorliegend).<br />
Blick über eine südliche Hafenanlage mit bergigem<br />
Hintergrund unter hohem türkisfarbenem Horizont. Auf<br />
der linken Bildseite eine römische Tempelarchitektur<br />
mit Säulen und Skulpturen. Davor, auf einer kleinen<br />
Freitreppe, ein Klosterbruder und ein Orientale mit<br />
Turban im Gespräch. Auf der Treppe selbst sitzend eine<br />
Mutter im roten Gewand, auf ihrem Schoß ein gewickeltes<br />
Kleinkind haltend sowie ein weiteres spielendes<br />
Kind. Sie werden wohl gerade von einem Mann<br />
aufgefordert, die Stufen zu verlassen. Von der Treppe<br />
führt eine steinerne Brücke zur rechten Bildseite auf der<br />
man diverse Segelschiffe erkennen kann. Eine weitere<br />
Brücke ist auf der linken Bildseite zu erkennen, die zu<br />
fantasievollen Gebäudeanlagen mit diversen Türmen<br />
einer Stadt führt, welche sich unterhalb eines großen<br />
Felsmassivs befindet. Auf der linken Bildseite sind zudem<br />
weitere Figuren zu erkennen. An der Brücke im<br />
Halbschatten sind drei Männer in ein Gespräch vertieft,<br />
links daneben ein Mann mit Kind und einem aufmerksam<br />
blickenden und sitzenden Hund. Fantasievolles<br />
Capriccio in vielen differenzierten Farbtönen in qualitätvoller<br />
Manier. Rest. (1301327) (18)<br />
LUCA CARLEVARIS,<br />
1663/65 UDINE <strong>–</strong> 1729/31 VENICE<br />
CAPRICCIO WITH HARBOUR VIEW<br />
Oil on canvas.<br />
110 x 141 cm.<br />
Accompanied by expert´s report by Prof. Giancarlo<br />
Sestieri, June 2008 (in copy).<br />
Restored.<br />
€ 40.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
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342<br />
JACOPO FABRIS,<br />
1689 VENEDIG <strong>–</strong> 1761 KOPENHAGEN<br />
Maler der venezianischen Schule, der später in Dänemark<br />
gewirkt hat und dort etwa den Rosensaal des<br />
1720 erbauten Schlosses Fredensborg mit großformatigen<br />
<strong>Gemälde</strong>n ausgestattet hatte, die auch italienische<br />
Fantasieruinenlandschaften zeigen.<br />
VEDUTE DES QUIRINATI PALASTES<br />
Öl auf Leinwand.<br />
88 x 118 cm.<br />
Schwarzgold gefasster profilierter Rahmen.<br />
In die Tiefe gestaffelter, keilförmig in den Bildraum<br />
hineinragender architektonischer Bau mit lockeren<br />
Wolken überfangen, davor über die Bildfläche verteilte<br />
Staffagefiguren.<br />
JACOPO FABRIS,<br />
1689 VENICE <strong>–</strong> 1761 COPENHAGEN<br />
VEDUTA OF THE QUIRINATI PALACE<br />
Oil on canvas.<br />
88 x 118 cm.<br />
Literature:<br />
cf. Antonio Morassi, Anticipatzione del vedudista<br />
Jacopo Fabris, in: Arte Veneta, vol. XX, 1966, pp.<br />
269-281.<br />
cf. M. Moscho Menori del 7 Chento Veneto Jacabo<br />
Fabris in Arte Illustra, VII, 1974, pp. 82-97.<br />
€ 120.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Literatur:<br />
Vgl. Antonio Morassi, Anticipatzione del vedudista<br />
Jacopo Fabris, in: Arte Veneta, Bd. XX, 1966, S. 269-<br />
281.<br />
Vgl. M. Moscho Menori del 7 Chento Veneto Jacabo<br />
Fabris in Arte Illustra, VII, 1974, S. 82-97.<br />
Vgl. J.G. Links, Canaletto and his patrons, New York<br />
1977. (1301321)<br />
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185
343<br />
LOUIS DE CAULLERY,<br />
UM 1580 CAMBRAI <strong>–</strong> UM 1621 ANTWERPEN, ZUG.<br />
Der hier angenommene Maler war Schüler von Joos de<br />
Momper d. J. (1564-1635) und wurde 1602 <strong>Meister</strong> der<br />
Sankt Lukasgilde als Nachfolger von Paul Vriedeman<br />
de Vries (um 1567-um 1635).<br />
NOBLE GESELLSCHAFT BEI BETRACHTUNG<br />
RÖMISCHER RUINEN EINER HAFENSTADT<br />
Öl auf Kupfer.<br />
50 x 66 cm.<br />
Verso Stempel von Peter Stas und Datierung<br />
„ANNO 1604“.<br />
Blick auf das Gelände im Vordergrund und die römischen<br />
Ruinen dahinter aus leichter Kavaliersperspektive.<br />
Nach rechts senkt sich das verschattete Gelände<br />
ab, hinter einer hell beleuchteten Uferzone mit Hafentempel<br />
und einer gegenüberliegenden Schenke mit<br />
Vordach. Der Bogendurchblick der großen Ruine zeigt<br />
einen großen Platz mit Obelisk, gesäumt von Palastgebäuden.<br />
Die Szenerien im Vordergrund dokumentieren<br />
hier das frühe Interesse der Gesellschaft an der<br />
antiken Geschichte. So stehen einige Gruppen beisammen,<br />
jeweils unterrichtet oder geführt von einem<br />
Kundigen, der auf einzelne Steinstücke oder Antikenreste<br />
verweist. An der linken unteren Bildecke eine<br />
Dreiergruppe: Ein Herr mit breitrandigem Hut in Begleitung<br />
einer Dame und eines Knaben, wobei es sich<br />
hier möglicherweise auch um die Auftraggeber des<br />
<strong>Gemälde</strong>s handeln könnte. Der Maler hat hier größten<br />
Wert auf die besondere Leuchtkraft der Uferzone<br />
gesetzt, und um diese zu erhöhen, den Himmel in<br />
betont kräftigem Blau vorgeführt, die Sonne hinter<br />
der Ruine positioniert und dadurch eine Schattenbildung<br />
erzeugt. Vergleichbare Werke finden sich in den<br />
Museen Hamburg und Reims. (13013214) (11)<br />
LOUIS DE CAULLERY,<br />
CA. 1580 CAMBRAI <strong>–</strong> CA. 1621 ANTWERP,<br />
ATTRIBUTED<br />
ARISTOCRATIC PARTY LOOKING AT ROMAN<br />
RUINS IN HARBOUR TOWN<br />
Oil on copper.<br />
50 x 66 cm.<br />
Verso stamp by Peter Stas and dated “ANNO 1604”.<br />
View in cavalier perspective of the terrain in the foreground<br />
with Roman ruins in the background. Similar<br />
paintings can be found in museums in Hamburg or<br />
the Reims.<br />
€ 15.000 - € 25.000<br />
Sistrix<br />
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344<br />
HUBERT ROBERT,<br />
1733 <strong>–</strong> 1808, ZUG.<br />
PAAR ARCHITEKTURCAPRICCI<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
63 x 48 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Mächtige verschachtelte und meist gut ausgeleuchtete<br />
antike Monumente als Capriccio zusammengefügt<br />
und durch die dargestellten handelnden Personen in<br />
antiken rituellen Zusammenhang gesetzt. Rest.<br />
Provenienz:<br />
Auktion, Philips, London, 04. August 1995, Lot 81a und<br />
Lot 81b.<br />
Auktion, Philips, London, 01. Juli 1997, Lot 176 (als<br />
Hubert Robert).<br />
Sammlung Ermanno Lucini, Nr. 198. (1301322) (13)<br />
HUBERT ROBERT,<br />
1733 <strong>–</strong> 1808, ATTRIBUTED<br />
A PAIR OF ARCHITECTURE CAPRICCIOS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
63 x 48 cm.<br />
In gilt frame.<br />
Provenance:<br />
Auction, Philips, London, 4 August 1995, lot 81a and<br />
lot 81b.<br />
Auction, Philips, London, 1 Juli 1997, lot 176 (as Hubert<br />
Robert).<br />
Collection Ermanno Lucini, No. 198.<br />
€ 70.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
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189
345<br />
APOLLONIO FACCHINETTI,<br />
GENANNT „DOMENICHINI“,<br />
TÄTIG 1740 VENEDIG <strong>–</strong> UM 1770<br />
Apollonio Facchinetti wurde auch „Domenichini“ oder<br />
„Menichino“ genannt und war der wichtigste Künstler<br />
der in Venedig ansässigen Familie Apollonio. Hinweise<br />
zum Leben des Künstlers sind relativ rar. Vermutlich<br />
war er ein Schüler Luca Carlevaris (1663/65-1729/31),<br />
Francesco Albottos (1721/22-1757), oder Michele Giovanni<br />
Marieschis (1696/1710-1743) und scheint ab<br />
etwa 1740 als unabhängiger Künstler tätig gewesen<br />
zu sein. Als Vedutist widmete sich Apollonio wohl<br />
ausschließlich der Stadt Venedig. Der Zeitraum zwischen<br />
1740 und 1750, in dem Canaletto (1697-1768)<br />
sich in England aufhielt, kam Apollonio zugute, war er<br />
nun, bei den Reisenden der Grand Tour mit seinen<br />
Veduten äußerst beliebt. Bei etlichen Ausstellungen<br />
wurde die Anerkennung der im Stilvergleich stehenden<br />
Werke an Apollonio immer präziser. Die von ihm<br />
stammende zusammengehörige Werkgruppe von 13<br />
Veduten in der namensgebenden Stiftung Langmatt<br />
in Baden in der Schweiz hat man aufgrund architektonischer<br />
Details in das Jahr 1744 datiert. Die Veduten<br />
führten nach Vorschlag von Dario Succi zu einer Benennung<br />
des Malers. Sein Name wurde entdeckt<br />
durch die Korrespondenz zwischen dem britischen<br />
Minister Sir John Strange und dem venezianischen<br />
<strong>Gemälde</strong>agenten Maria Sasso. Sein Werk ist mit dem<br />
Schaffen von Michele Giovanni Marieschi (1696/1710-<br />
1743) und Francesco Albotto (1721/22-1757) in Verbindung<br />
gebracht worden. Es ist auch mit Arbeiten<br />
von Francesco Tironi (um 1745-1797), in der Manier<br />
Giovanni Antonio Canal (1697-1768), vergleichbar.<br />
DER MARKUSPLATZ GEGEN OSTEN<br />
Öl auf Leinwand.<br />
71 x 120,5 cm.<br />
Ungerahmt.<br />
Beigegeben eine schriftliche Stellungnahme von<br />
Dario Succi von Juni 2020, in Kopie.<br />
Die hier gezeigte Ansicht von sehr hoher Qualität verleiht<br />
dem Markusdom und seinem Campanile, der<br />
von den architektonischen Flügeln der Procuratie<br />
Nuove umrahmt wird, eine durch die perspektivische<br />
Anordnung begünstigte Größe. Eine erste Version der<br />
Ansicht könnte ein Werk von Canaletto aus der Zeit<br />
um 1723 sein (William George Constable, Canaletto.<br />
Giovanni Antonio Canal. 1697-1768, hrsg. J. G. Links,<br />
Oxford 1976, Bd. 1, Tafeln 11-14), von dem der Wissenschaft<br />
mehrere Versionen bekannt sind, die sich<br />
alle durch unterschiedliche Beleuchtung auszeichnen.<br />
Auf der Piazza ist das neue Pflaster aus dem Jahr<br />
1723 zu sehen, das bereits von Canaletto selbst dargestellt<br />
wurde. Die Gebäude sind mit großer Aufmerksamkeit<br />
für die Wiedergabe der Architektur und<br />
des Farbenspiels gestaltet, wie z.B. die Säulen am<br />
Eingang, die in einem Spiel von Schatten und Licht<br />
die graublauen und polychromen Marmorbereiche<br />
hervorheben, das Leuchten in der Ferne des Goldes<br />
der Mosaike, sogar auf den Lünetten. Die Palette<br />
zeichnet sich durch weiche, zarte Farben aus, die gut<br />
mit dem klaren Himmel harmonieren, der hier und da<br />
von ein paar Wolken durchzogen ist. Der große Platz<br />
wird durch die vielen Menschen belebt, die in kleinen,<br />
gut austarierten Gruppen flanieren und sich unterhalten,<br />
was ihm eine ruhige Alltagsatmosphäre<br />
verleiht. Langgestreckte, elegante Figuren werden in<br />
detailreich beschriebener Kleidung dargestellt.<br />
Es ist eine ähnliche Version des <strong>Gemälde</strong>s bekannt,<br />
mit leicht abweichenden Maßen (83,5 x 113 cm), die<br />
bei Sotheby‘s versteigert wurde (Auktion in London<br />
am 5. Dezember 2019, Lot 188), mit wärmeren und<br />
bernsteinfarbenen Tönen, aber demselben raffinierten<br />
Geschmack bei der Darstellung der Architektur. (†)<br />
Literatur:<br />
Vgl. Gertrude Borghero (Hrsg.), Mythos Venedig.<br />
Venezianische Veduten des 18. Jahrhunderts,<br />
Mailand 1994.<br />
Vgl. Federica Spadotto, Io sono ‘700. L‘anima di<br />
Venezia tra pittori, mercanti e bottegheri da quadri,<br />
Sommacampagna 2018. (1320122) (13)<br />
APOLLONIO FACCHINETTI,<br />
ALSO KNOWN AS “DOMENICHINI”,<br />
ACTIVE 1740 VENICE <strong>–</strong> CA. 1770<br />
SAINT MARK'S SQUARE TO THE EAST<br />
Oil on canvas.<br />
71 x 120.5 cm.<br />
Accompanied by a written statement by Dario Succi<br />
dated June 2020 (copy enclosed).<br />
The high-quality veduta depicted here shows St Mark’s<br />
Basilica and its campanile, framed by the architectural<br />
wings of the Procuratie Nuove, a size favoured by<br />
the perspective arrangement. A first version may be<br />
a work by Canaletto from ca. 1723 (W.G. Constable,<br />
Canaletto, edited by J.G. Links, Oxford 1976, vol. 1,<br />
plates 11-14), of which several versions are known to<br />
scholars, all characterized by different lighting. The piazza<br />
shows the new pavement dating to 1723, which<br />
was already depicted by Canaletto. The buildings are<br />
painted with great attention to architectural detail and<br />
the play of colours, for example the columns at the<br />
entrance that, in a play of shadow and light, accentuate<br />
the greyish-blue and polychrome marble areas,<br />
the distant glow of the gold mosaics, even on the<br />
lunettes. The soft and delicate colour palette harmonizes<br />
well with the clear sky with just a few scattered<br />
clouds. The large square is animated by many people<br />
strolling and chatting in small, well-balanced groups<br />
conveying a tranquil, everyday atmosphere. Elongated,<br />
elegant figures are depicted in detailed clothing.<br />
A similar version of the painting, with slightly different<br />
dimensions (83.5 x 113 cm), is known to have been<br />
sold at Sotheby’s (London auction on 5 December<br />
2019, lot 188), with warmer and amber hues but the<br />
same refined taste in the representation of architecture.<br />
(†)<br />
Literature:<br />
cf. Gertrude Borghero (ed.), Mythos Venedig. Venezianische<br />
Veduten des 18. Jahrhunderts, Milan 1994.<br />
cf. Federica Spadotto, Io sono ´700. L´anima di Venezia<br />
tra pittori, mercanti e bottegheri da quadri, Sommacampagna<br />
2018.<br />
€ 100.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
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193
346<br />
FRANCESCO ALBOTTO,<br />
1721/22 VENEDIG <strong>–</strong> 1757 EBENDA<br />
PIAZZA SAN MARCO MIT BLICK AUF DIE BASILIKA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
87 x 135 cm.<br />
In vergoldetem Rahmen.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Dario Succi, Gorizia,<br />
ohne Datum, in Kopie.<br />
Albotto, von dem bekannt ist, dass er der erste Schüler<br />
Marieschis war, übernahm nach dessen Tod nicht nur<br />
die Werkstatt, sondern heiratete auch dessen Witwe.<br />
Seine <strong>Gemälde</strong> folgten dem Stil seines Lehrers und<br />
waren nur schwer von dessen Werken zu unterscheiden;<br />
erst ein 1972 im New Yorker Kunsthandel<br />
aufgetauchtes <strong>Gemälde</strong> bot die Basis zu weiteren<br />
Händescheidungen, sodass Dario Succi auch das hier<br />
angebotene <strong>Meister</strong>werk in musealem Format sicher<br />
Albotto zuschreiben kann.<br />
Succi zeigt in seinem Werkverzeichnis Michele Marieschi,<br />
Opera completa, Treviso 2016, Nr. 2-3 ein <strong>Gemälde</strong>paar,<br />
von dem das eine <strong>Gemälde</strong> das gleiche Motiv<br />
zeigt. Das <strong>Gemälde</strong>paar wurde am 6. Dezember 1962<br />
als Lot 9 bei Sotheby‘s, London, verkauft und entstammte<br />
der Sammlung M. Milburn-Foster. Das Paar<br />
wurde von Richard Green, London, erworben und war<br />
zuletzt am 16. Dezember 1999 als Lot 92 auf einer<br />
Auktion; die Maße sind mit 54,6 x 82,5 cm jedoch<br />
deutlich geringer als das hier angebotene Einzelwerk,<br />
das Succi auf ca. 1738 datiert.<br />
Albotto‘s Malstil zeigt sich im Gegensatz zu den<br />
Vorgängern weit glatter in der Peinture, was dem<br />
Anspruch einer exakteren Wiedergabe gewidmet ist.<br />
Werke seiner Hand befinden sich in privaten wie<br />
öffentlichen Sammlungen, darunter in Berlin, <strong>Gemälde</strong><br />
galerie, Neapel, Museo e Gallerie Nazionali di<br />
Capodimonte, Vicenza, Gallerie di Palazzo Leoni<br />
Montanari etc.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Gregorio (Rosolino) Gattinoni, Storia del Campanile<br />
di San Marco in Venezia, Venedig 1912.<br />
Vgl. Pierre-Jean Mariette, Abe´ce´dario de P. J. Mariette<br />
et autres notes inédites de cet amateur sur les arts<br />
et les artistes (ante 1774), in: Archives de l'Art<br />
Français, Paris 1854.<br />
Vgl. William G. Constable, Canaletto. Giovanni Antonio<br />
Canal. 1697-1768, Oxford 1962.<br />
Vgl. R. Pallucchini, Francesco Albotto. Erede di Michele<br />
Marieschi, in: Arte veneta, Nr. XXVI, 1972.<br />
Vgl. Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco<br />
Albotto. Erede di Michele Marieschi, in: Arte veneta,<br />
Nr. XXXVIII, 1984.<br />
Vgl. Mario Manzelli, Proposta per l'identificazione<br />
di Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />
Albotto, in: Arte veneta, Nr. 41, 1987(1988).<br />
Vgl. Dario Succi, Marieschi. Tra Canaletto e Guardi,<br />
Ausst.Kat., Turin 1989, S. 26ff. und 1165ff.<br />
Vgl. Ralph Toledano, Michele Marieschi. Catalogo<br />
ragionato, Mailand 1995.<br />
Vgl. Filippo Pedrocco, Michele Marieschi. La vita,<br />
l‘ambiente, l‘opera, Mailand 1999.<br />
Vgl. Mario Manzelli, Michele Marieschi e il suo alterego<br />
Francesco Albotto, Venedig 2002. (1320361) (13)<br />
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197
FRANCESCO ALBOTTO,<br />
1721/22 VENICE <strong>–</strong> 1757 IBID.<br />
PIAZZA SAN MARCO WITH VIEW OF THE BASILICA<br />
Oil on canvas.<br />
87 x 135 cm.<br />
Accompanied by a copy of the expert‘s report by<br />
Dario Succi, Gorizia, n.d.<br />
Albotto, who is known to have been Marieschi‘s first<br />
student, not only took over the workshop after his<br />
death, but also married his widow. His paintings followed<br />
the style of his teacher and were difficult to<br />
distinguish between; a painting that appeared in the<br />
New York art trade in 1972 at last provided the basis<br />
to distinguish between the two, so that Dario Succi<br />
can now identify the present masterpiece dimensions<br />
fit for a museum with certainty to Albotto.<br />
In his catalogue raisonné (Michele Marieschi, opera<br />
completa, 2016) Succi shows a pair of paintings (nos.<br />
2 and 3), one of which depicts the same motif. The<br />
pair of paintings were sold on 6 December 1962 as<br />
lot 9 at Sotheby‘s, London and came from the M. Milburn-Foster<br />
Collection. The pair was acquired by Richard<br />
Green, London, and was last at auction on 16 December<br />
1999, lot 92; However, the dimensions of<br />
54.6 x 82.5 cm are significantly smaller than the single<br />
work offered here, which Succi dates to ca. 1738.<br />
Literature:<br />
cf. Gregorio (Rosolino) Gattinoni, Storia del Campanile<br />
di San Marco in Venezia, Venice 1912.<br />
cf. Pierre-Jean Mariette, Abe´ce´dario de P. J. Mariette<br />
et autres notes inédites de cet amateur sur les arts<br />
et les artistes (ante 1774), in: Archives de l‘Art Français,<br />
Paris 1854.<br />
cf. William G. Constable, Canaletto. Giovanni Antonio<br />
Canal. 1697-1768, Oxford 1962.<br />
cf. R. Pallucchini, Francesco Albotto. Erede di<br />
Michele Marieschi, in: Arte veneta, no. XXVI, 1972.<br />
cf. Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco<br />
Albotto. Erede di Michele Marieschi, in: Arte veneta,<br />
no. XXXVIII, 1984.<br />
cf. Mario Manzelli, Proposta per l‘identificazione<br />
di Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />
Albotto, in: Arte veneta, no. 41, 1987(1988).<br />
cf. Dario Succi, Marieschi. Tra Canaletto e Guardi,<br />
exhibition catalogue, Turin 1989, pp. 26 and pp. 1165.<br />
cf. Ralph Toledano, Michele Marieschi. Catalogo<br />
ragionato, Milan 1995.<br />
cf. Filippo Pedrocco, Michele Marieschi. La vita,<br />
l‘ambiente, l‘opera, Milan 1999.<br />
cf. Mario Manzelli, Michele Marieschi e il suo alterego<br />
Francesco Albotto, Venice 2002.<br />
€ 100.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
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347<br />
WILLIAM JAMES,<br />
TÄTIG 1730 <strong>–</strong> 1780<br />
Biografische Angeben über den Künstler sind weitgehend<br />
unbekannt, er war jedoch zwischen etwa 1755<br />
und 1775 in London tätig. Wie in Edward Edwards'<br />
„Anedoctes of Painters“, das 1808 posthum veröffentlicht<br />
wurde, bestätigt wird, war William James ein<br />
Assistent oder Schüler von Giovanni Antonio Canal<br />
(1697-1768), genannt Canaletto, während des langen<br />
Aufenthalts des venezianischen Malers in London, der<br />
<strong>–</strong> abgesehen von einer kurzen Unterbrechung im Jahr<br />
1751 <strong>–</strong> zehn Jahre lang von 1746 bis 1756 dauerte. William<br />
James war im London des 18. Jahrhunderts ein<br />
hochgeschätzter Künstler: Einige seiner Londoner Ansichten<br />
wurden zwischen 1767 und 1771 auf der jährlichen<br />
Ausstellung der Society of Artists ausgestellt:<br />
In der Ausstellung von 1767 wurden zwei <strong>Gemälde</strong><br />
präsentiert, die das westliche Ende der Westminster<br />
Bridge darstellten.<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
VEDUTE MIT DER CHIESA S. GEREMIA UND<br />
DER PONTE DELLE GUGLIE A CANNAREGIO<br />
sowie<br />
VEDUTE MIT DEM CANAL GRANDE MIT<br />
DER SANTA MARIA DELLA CARITÀ<br />
Öl auf Leinwand.<br />
46,2 x 76,3 cm.<br />
Jeweils in vergoldetem, vegetabil verziertem Rahmen.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia.<br />
Die beiden hier gezeigten Ansichten, die 1956 bei<br />
Christie‘s als autografe Arbeiten von Canaletto versteigert<br />
wurden, stellen zwei der beliebtesten Ansichten<br />
der Lagune dar: Das erste zeigt den Palazzo<br />
Labia mit der Ponte delle Guglie, die ihren Namen<br />
den vier Obelisken an ihren Enden verdankt. Die<br />
Balustrade und die Statue des Heiligen Johannes von<br />
Nepomuk, des in der Moldau ertrunkenen Märtyrers,<br />
des Bildhauers Giovanni Marchiori, sind auf dieser<br />
Darstellung noch nicht vorhanden. Dieses Detail ist<br />
entscheidend für die Datierung des <strong>Gemälde</strong>s, das<br />
daher vor 1742 anzusiedeln ist. Der Palazzo, der von<br />
der Kirche San Geremia flankiert wird, deren romanischer<br />
Glockenturm zu sehen ist, wurde mit einem<br />
Freskenzyklus geschmückt, der einen der Höhepunkte<br />
der Kunst Tiepolos (ca. 1743-1750) darstellt. Wenngleich<br />
sich beide <strong>Gemälde</strong> auf Kupferstiche von Visentini<br />
beziehen und stilistisch an Canaletto angelehnt sind,<br />
erzeugt James doch einen eigenwilligen Stil. Das<br />
zweite <strong>Gemälde</strong> stellt Santa Maria della Carità dar,<br />
eine entweihte Kirche im Stadtteil Dorsoduro, die<br />
zum gleichnamigen Klosterkomplex gehört. Die Kirche<br />
wurde im 12. Jahrhundert anstelle einer älteren Holzkirche<br />
erbaut, zusammen mit dem Kloster der Regularkanoniker,<br />
denen sie anvertraut wurde; dank der<br />
Unterstützung des venezianischen Papstes Eugen IV<br />
konnten die Mönche sie Mitte des 15. Jahrhunderts<br />
im gotischen Stil unter Verwendung der Werke von<br />
Bartolomeo Bon umbauen. Das <strong>Gemälde</strong> zeigt die<br />
gotische Fassade der Kirche, die in den Himmel ragt.<br />
William James war zwischen 1746 und 1771 als Vedutist<br />
tätig; die einzigen Informationen über seine<br />
künstlerische Persönlichkeit finden sich in Edward<br />
Edwards' „Anecdotes of Painters“ von 1808, in dem<br />
James als „Schüler“ oder Mitarbeiter von Canaletto<br />
während dessen Aufenthalt in England zwischen 1746<br />
und 1755 erwähnt wird. Sein künstlerischer Werdegang<br />
wurde teilweise durch eine Reihe von Londoner<br />
Ansichten rekonstruiert, die sich im Besitz des Ashmolean<br />
Museums in Oxford und der British Royal<br />
Collections befinden. Im Text des oben genannten<br />
Edwards findet sich jedoch die einzige Erwähnung<br />
seiner Malerei venezianischer Sujets, die der Biograf<br />
selbst als stark mit Canaletto verwandt ansieht. Die<br />
Zuschreibung einiger Ansichten, die auf den internationalen<br />
Markt gelangten, an William James und vor<br />
allem das Vorhandensein einiger <strong>Gemälde</strong>, auf denen<br />
sein Name vollständig auf einer an den Originalrahmen<br />
angebrachten Plakette steht, lassen auf eine reiche<br />
Produktion von Stadtpanoramen schließen, die im Allgemeinen<br />
dem malerischen Repertoire von Antonio<br />
Canal entnommen sind, Werke, die es dem englischen<br />
Maler ermöglichten, zu den „vedutisti di Venezia“<br />
(Vedutenmalern von Venedig) gezählt zu werden,<br />
obwohl seine biografische Abfolge keinen Hinweis<br />
auf einen möglichen Aufenthalt in der Lagunenstadt<br />
gibt. Aus der von Antonio Visentini zusammengestellten<br />
Sammlung „Prospectus Magni Canalis Venetiarum“<br />
gibt es zahlreiche <strong>Gemälde</strong>, die ihm zugeschrieben<br />
werden. James war einer der bekanntesten<br />
Schüler Canalettos, der den Geschmack der venezianischen<br />
Stätten indirekt aufnahm, indem er die Werke<br />
betrachtete, die der <strong>Meister</strong> mit nach England gebracht<br />
hatte, und indem er an seiner Seite arbeitete,<br />
als er die große Nachfrage seiner Auftraggeber nach<br />
Ansichten der von ihnen so geliebten Lagunenstadt<br />
befriedigte. Dieses <strong>Gemälde</strong> kann als eines der <strong>Meister</strong>werke<br />
des Malers betrachtet werden: Inspiriert<br />
von einem Prototyp von Canaletto, hat das <strong>Gemälde</strong><br />
eine fast unwirkliche atmosphärische Stabilität und einen<br />
typisch englischen Geschmack in der festen,<br />
schillernden Farbgebung, ohne die verblassende Wirkung<br />
der Sonne. Die lebhaften, kräftigen Farben und<br />
die Verwendung eines sehr starken, kristallinen<br />
Lichts, das dazu beiträgt, jedes minimale Element der<br />
Architektur analytisch zu erfassen, sind Konstanten in<br />
seinen Bildern. (†) (1320125) (13)<br />
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WILLIAM JAMES,<br />
ACTIVE 1730 <strong>–</strong> 1780<br />
A pair of paintings<br />
VEDUTA OF THE CHURCH OF SAN GEREMIA<br />
AND PONTE DELLE GUGLIE A CANNAREGIO<br />
and<br />
VEDUTA WITH GRAND CANAL AND<br />
SANTA MARIA DELLA CARITÀ<br />
Oil on canvas.<br />
46.2 x 76.3 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
Gorizia.<br />
The two vedutas on offer for sale here, auctioned at<br />
Christie’s in 1956 as works by Canaletto himself, depict<br />
two of the most popular views of the lagoon: the<br />
first shows the Palazzo Labia with the Ponte delle<br />
Guglie, which owes its name to the four obelisks at<br />
its ends. The balustrade and the statue of Saint John<br />
of Nepomuk, the martyr who drowned in the Vltava<br />
River, by the sculptor Giovanni Marchiori, are not yet<br />
present on this painting. This detail is crucial for dating<br />
the painting, which must therefore have been created<br />
before 1742. The palazzo, flanked by the Church<br />
of San Geremia, whose Romanesque bell tower can<br />
be seen, was decorated with a cycle of frescoes representing<br />
one of the pinnacles of Tiepolo's (ca. 1743<br />
-1750) art. This painting can be considered one of the<br />
painter's masterpieces: inspired by a paragon by Canaletto,<br />
the painting has an almost unreal atmospheric<br />
stability and a typically English flavour in the solid, iridescent<br />
colouring without the fading effect of the<br />
sun. The vivid, bold colours and the use of a very<br />
strong, crystalline light, which helps to analytically<br />
capture every minute element of architecture, are<br />
constants in his paintings. (†)<br />
€ 140.000 - € 200.000<br />
Sistrix<br />
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203
348<br />
BERNARDO CANAL,<br />
1674 VENEDIG <strong>–</strong> 1744<br />
PIAZZETTA IN VENEDIG MIT DER LIBRERIA,<br />
ZUFAHRT ZUM CANAL GRANDE UND SANTA<br />
MARIA DELLA SALUTE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
55 x 79,5 cm.<br />
Beigegeben ist dem Werk eine genaue Dokumentation<br />
mit Vergleichsbeispielen von der Expertin für Venezianische<br />
Vedutisten, Bozena Anna Kowalczyk, Venedig,<br />
2021.<br />
Die Vedute, laut beigegebener Expertise um 1738-<br />
1740 entstanden, zählt zu den wenigen, die einen<br />
Blick nahezu auf die ganze Fassade der Libreria gewährt,<br />
und gleichzeitig als kompositionelles Gegengewicht<br />
die Kirche Sta. Maria della Salute gleichrangig<br />
ins Bild setzt. Aus dieser Perspektive erscheint die<br />
Piazzetta, die Platzerweiterung des Markusplatzes<br />
zum Kanal hin, überraschend weiträumig, wodurch die<br />
dem Betrachterauge nahe gebrachten Staffage figuren<br />
ungewöhnlich gut zur Geltung kommen. Die beiden<br />
Säulen <strong>–</strong> St. Markus und St. Georg <strong>–</strong> wirken hintereinandergestaffelt<br />
nahezu als Abschluß der Bogenfassade<br />
mit den Halbsäulen jener „Libreria Marciana“, die<br />
1538 bis 1591 von Jacopo Sansovino errichtet wurde.<br />
Wie sonst kaum in Veduten des Platzes zu sehen,<br />
kommt hier auch das kupfergrüne Dach mit Laterne<br />
hinter den Balusterfiguren zur Wirkung.<br />
Links dagegen zeigen sich <strong>–</strong> eng gruppiert <strong>–</strong> die markanten<br />
Gebäude der Dogana am Eingang des Kanals<br />
und die dahinter hochragende Kirche Sta. Maria della<br />
Salute, von Longhena nach der Pestplage bis 1687 errichtet.<br />
In großartiger Weise ist das Lichtspiel der von<br />
Osten her beleuchteten Gebäude wiedergegeben,<br />
was den Zeitraum der Bilderfassung in den frühen<br />
Morgenstunden erkennen lässt.<br />
Bernardo Canal ist nicht ganz zurecht weniger bekannt<br />
geworden als sein berühmter Sohn Giovanni<br />
Antonio, genannt Canaletto (1697-1768). Er hat sich <strong>–</strong><br />
wie etwa auch Luca Carlevarijs <strong>–</strong> der Theatermalerei<br />
zugewandt und sich zunächst von diesem inspirieren<br />
lassen. 1717 zählte er bereits zu den führenden Venedigvedutisten,<br />
in persönlichem Kontakt mit Berühmtheiten<br />
wie Antonio Vivaldi, Carlo Pollarolo oder Giuseppe<br />
Orlandini <strong>–</strong> überwiegend auch, weil Bernardo<br />
für die Theater- und Opernaufführungen im Teatro San<br />
Cassiano und Teatro San Angelo gearbeitet hat. 1720<br />
finden wir ihn zusamen mit seinem Sohn in Rom, wo<br />
beide Bühnenbilder für Scarlattis Opern schufen. Zurück<br />
in Venedig, widmete er sich fast ausschließlich<br />
dem Veduten-Genre. Manche seiner Werke <strong>–</strong> da regelmäßig<br />
unsigniert <strong>–</strong> wurden mit denen von Canaletto<br />
oder seines Neffen Bernardo Bellotto verwechselt.<br />
1734 - 1736 entstanden sechs <strong>Gemälde</strong> seiner Hand,<br />
gesammelt von Giuseppe Salom im Palazzo Corner-<br />
Spinelli, wovon eines <strong>–</strong> dem hier vorliegenden inhaltlich<br />
vergleichbar <strong>–</strong> entwendet wurde. Ein dem vorliegenden<br />
Werk nahezu identisches Bild befindet sich in<br />
den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen (Inv.Nr.<br />
6235, dort als zug. geführt). A.R.<br />
Provenienz:<br />
Privatsammlung, Paris. (1320043) (11)<br />
BERNARDO CANAL,<br />
1674 VENICE <strong>–</strong> 1744<br />
THE PIAZZETTA IN VENICE WITH LIBRERIA,<br />
GRAND CANAL AND SANTA MARIA<br />
DELLA SALUTE<br />
Oil on canvas.<br />
55 x 79.5 cm.<br />
Accompanied by a detailed report with examples of<br />
comparison by the expert for Venetian Vedutism,<br />
Bozena Anna Kowalczyk, Venice, 2021.<br />
The report dates the veduta to ca. 1738-1740 and is<br />
one of only a few giving a view of almost the entire<br />
façade of the Libreria, while simultaneously giving<br />
the church of Santa Maria della Salute equal importance<br />
as a compositional counterweight.<br />
Provenance:<br />
Private collection, Paris.<br />
€ 80.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
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205
349<br />
GIOVANNI RICHTER,<br />
1665 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1745 VENEDIG, ZUG.<br />
PIAZZA DI SAN MARCO MIT DEM CAMPANILE<br />
VOR DEM DOGENPALAST<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
92 x 126 cm.<br />
In vergoldetem, floral verziertem Rahmen.<br />
Von Nordwesten her präsentiert sich der im spätnachmittäglichen<br />
Licht beschienene Dogenpalast, der<br />
als Prospekt dient für den Campanile, dessen untere<br />
Hälfte ihm vorgestellt ist und dessen Schatten auf die<br />
Bögen der Basilika fällt, deren reflektierendes Goldmosaik<br />
dadurch nur als Andeutung dem Blick des<br />
Betrachters zufällt. Geschickt komponiert sind die<br />
Figurengruppen, die in Kleidung und Haltung der<br />
angenommenen Entstehungszeit, nämlich der 1720erbis<br />
1730er-Jahre, entsprechen.<br />
Anmerkung:<br />
Der in Stockholm geborene Richter verließ 1665 seine<br />
Heimat und zog nach Venedig, wo er bis zu seinem<br />
Tod blieb. Er begann sich auf das Genre der Veduten<br />
zu spezialisieren, die auf großes Interesse, insbesondere<br />
bei Ausländern, stießen. Richter blieb bis an<br />
sein Lebensende in der Lagunenstadt und spezialisierte<br />
sich auf topografische Ansichten und Capricci,<br />
die charakterisiert sind durch leuchtende Farben und<br />
bewegte Figuren im Vordergrund sowie Boote und<br />
Gondeln, die den Platz zwischen den perspektivischen<br />
Ebenen akzentuieren. Er war ein <strong>Meister</strong> im Zusammenfügen<br />
von Fantasielandschaften und real existierenden<br />
Orten zu originellen Capricci. Seine Ansichten,<br />
die oft von Luca Carlevaris (1663/65-1729/31) inspiriert<br />
wurden, wurden diesem öfters zugeschrieben.<br />
Von den vorliegenden beiden <strong>Gemälde</strong>n lassen sich<br />
auch Werke bei Carlevaris finden, die hinsichtlich des<br />
außergewöhnlichen Blickwinkels auf die Architekturen<br />
vergleichbar sind. (1320363) (13)<br />
GIOVANNI RICHTER,<br />
1665 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1745 VENICE, ATTRIBUTED<br />
PIAZZA DI SAN MARCO WITH THE CAMPANILE<br />
OUTSIDE THE DOGE’S PALACE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
92 x 126 cm.<br />
In gilt frame with floral decorations.<br />
The Doge’s Palace is presented from the northwest,<br />
illuminated in the late afternoon light. It serves as a<br />
prospect for the campanile, the lower half of which is<br />
in front of it and its shadow falls on the arches of the<br />
basilica, whose reflective gold mosaic the viewer can<br />
only just make out. The groups of people are skilfully<br />
composed and correspond in terms of costume and<br />
posture to the assumed time of creation, namely the<br />
1720s - 1730s.<br />
€ 100.000 - € 120.000<br />
Sistrix<br />
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209
Detailabbildungen Lot 349
350<br />
JACOPO FABRIS,<br />
1689 VENEDIG <strong>–</strong> 1761 KOPENHAGEN<br />
(WEITERE ABB. FOLGENDE SEITEN)<br />
Maler der venezianischen Schule, der später in Dänemark<br />
gewirkt hat und dort etwa den Rosensaal des<br />
1720 erbauten Schlosses Fredensborg mit großformatigen<br />
<strong>Gemälde</strong>n ausgestattet hatte, die auch italienische<br />
Fantasieruinenlandschaften zeigen.<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
BLICK VON DER PIAZZETTA AUF DIE KIRCHE<br />
SANTA MARIA DELLA SALUTE UND DIE DOGANA<br />
sowie<br />
BLICK AUF DEN CANALE GRANDE UND DEN<br />
PALAZZO LABIA<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
38,1 x 53,4 cm.<br />
Beigegeben Expertisen von Dario Succi, Gorizia (zu<br />
beiden <strong>Gemälde</strong>n). Beide werden in den Gutachten<br />
jeweils in die Zeit um 1745 eingeordnet.<br />
Die beiden, einheitlich gerahmt, zeigen einmal den<br />
bekannteren Blick von der am Kanalufer liegenden<br />
Markusplatz-Piazzetta hin zu den gegenüber liegenden<br />
Gebäuden der Dogana <strong>–</strong> links <strong>–</strong> sowie der im Bild<br />
dominierenden Kirche Sta. Maria della Salute, errichtet<br />
von Baldassare Longhena zwischen 1631 und 1687.<br />
Rechts im Vordergrund, gewissermaßen als Repoussoir,<br />
die verschattete Fassadenecke der Libreria, 1537<br />
von Jacopo Sansovino errichtet; davor die St. Georgs-<br />
Säule.<br />
Das Gegenstück zeigt eine wesentlich seltenere<br />
Vedute Venedigs. Wiedergegeben sind im Zentrum <strong>–</strong><br />
jenseits des Kanalwassers <strong>–</strong> die Klostergebäude mit<br />
Campanile der Kirche Sta. Maria della Carità. Am linken<br />
Bildrand angeschnitten ein ebenfalls verschattetes<br />
Gebäude, was die Annahme erlaubt, dass es sich aufgrund<br />
dieser Komposition um ein zum erstgenannten<br />
Bild zugehöriges Gegenstück handeln mag. Als Stand<strong>–</strong><br />
punkt des Betrachters ist hier das Gelände des Hofes<br />
der Steinmetze anzunehmen. Ein in der National<br />
Gallery London befindliches <strong>Gemälde</strong> („The Stonemasters<br />
Yard) von Canaletto um 1725 zeigt die Gebäude<br />
noch in einem früheren Bauzustand. Der Turm<br />
hat danach eine neue Spitze erhalten, wie im Bild hier<br />
zu sehen, vor dem Längsschiff ist in vorliegendem<br />
Bild bereits eine später hinzugefügte Barockfassade<br />
mit Giebel gezeigt.<br />
Beide <strong>Gemälde</strong> zeichnen sich durch eine ausgesprochen<br />
feine Malweise aus, wodurch die Architektur<strong>–</strong><br />
details präzise wiedergegeben werden. Beide Bilder<br />
werden durch reiche Figurenstaffage belebt; jeweils<br />
am Kanalufer anliegende Kähne und Gondeln, Kaufleute,<br />
Arbeiter und Figuren unterschiedlichen Standes<br />
bereichern die Darstellungen.<br />
Was die Exaktheit der Vedutenwiedergabe betrifft, so<br />
ist zu bedenken, dass der Maler Jacopo Fabris nicht<br />
selten nach radierten Vorlagen gearbeitet hat. Ungeachtet<br />
dessen liefern uns diese Bilder hier jedoch<br />
wertvolle Dokumente früherer Bauzustände.<br />
Der in Venedig gebürtige Maler stand offensichtlich<br />
mit dem berühmteren Canaletto in Kontakt. Nach<br />
dessen Werken <strong>–</strong> sowie solchen von Luca Carlevarijs,<br />
Antonio Visentini, Gaspare van Wittel oder Michele<br />
Marieschi <strong>–</strong> schuf er ebenfalls Veduten, überwiegend<br />
von Venedig, aber auch von Rom, allerdings mit bildinhaltlichen<br />
Abänderungen nach jeweiligen Veränderungen<br />
an den Bauten. England war damals ein großer<br />
Markt für seine Werke.<br />
Fabris Laufbahn in mehrere Städte Europas. In den<br />
Jahren 1719 bis 21 war er Hofmaler am Hof des Karl<br />
Wilhelm von Baden-Durlach in Karlsruhe, wo er an der<br />
Theaterdekoration arbeitete, einem Genre, das er seit<br />
seiner Jugend sehr gut beherrschte. In den Jahren<br />
1724 bis 1728 wirkte er für das Theater am Gänsemarkt<br />
in Hamburg unter Benedetto Ahlefeldt. 1741<br />
finden wir ihn in Berlin, wo er für Friedrich II für das<br />
Opernhaus arbeitete. Erst 1746 zog er nach Kopenhagen,<br />
gerufen von Friedrich IV noch erschien 1759 sein<br />
Architekturtraktat für die Kunstakademie in Charlottenburg.<br />
A.R. (1320362) (11)<br />
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JACOPO FABRIS,<br />
1689 VENICE <strong>–</strong> 1761 COPENHAGEN<br />
(FURTHER ILL. FOLLOWING PAGES)<br />
A pair of paintings<br />
VISTA FROM THE PIAZZETTA TO THE CHURCH OF<br />
SANTA MARIA DELLA SALUTE AND THE DOGANA<br />
and<br />
VISTA ON CANALE GRANDE AND PALAZZO LABIA<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
38.1 x 53.4 cm.<br />
Accompanied by expert’s reports by Dario Succi, Gorizia,<br />
on both paintings, dating the works to ca 1745.<br />
€ 80.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
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215
351<br />
ANTONIO JOLI,<br />
1700 MODENA <strong>–</strong> 1777 NEAPEL<br />
KRÖNUNG DES DOGEN AUF DER SCALA<br />
DIE GIGANTI AM PALAZZO DUCALE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
52,5 x 73,4 cm.<br />
Beigegeben ein Gutachten von Filippo Pedrocco,<br />
Venedig, 20.02.2011.<br />
Die Darstellung zeigt die Breitansicht des Palazzo<br />
mit der zentral zuführenden Gigantentreppe, an deren<br />
oberen Absatz die Dogenkrönung stattfindet. Die<br />
sämtlichen Kleriker rot gekleidet, zwei halten über<br />
dem Haupt des Dogen die mützenförmige Krone. Zuschauer<br />
in sämtlichen Fenstern und in den Loggien,<br />
vor allem dicht gedrängt im Vordergund, dazwischen<br />
Wachen mit Lanzen.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> geht auf ein Werk von Francesco Guardi<br />
(1712-1793) von 1775 zurück, wiewohl das Ereignis<br />
auch durch Grafiken von Giambattista Brustolon, nach<br />
der <strong>Gemälde</strong>vorlage von Canaletto verbreitet waren.<br />
Die Expertise von Filippo Pedrocco hat zu vorliegendem<br />
Bild aufgrund stilistischer Merkmale den Namen<br />
Antonio Joli zur Diskussion gestellt, obschon Joli meistenteils<br />
in Rom gewirkt hat, sich jedoch mit seiner<br />
Familie in Venedig niederließ. Vor allem die Gestaltung<br />
und die stilistische Wiedergabe der zahlreichen<br />
Figuren weisen laut Pedrocco auf Joli hin, vergleichbar<br />
mit dessen Werk „Veduta del cortile di Palazzo Ducale<br />
in occasione del ingresso del legato apostolico Antonio<br />
Branciforti Colonna“ das sich in der Gallery of Arts<br />
in Washington befindet. A.R. (1320842) (11)<br />
ANTONIO JOLI,<br />
1700 MODENA <strong>–</strong> 1777 NAPLES<br />
THE CORONATION OF THE DOGE ON THE SCALA<br />
DEI GIGANTI OF THE DOGE'S PALACE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
52.5 x 73.4 cm.<br />
Accompanied by an expert‘s report by Filippo Pedrocco,<br />
Venice, 20 February 2011.<br />
The painting is based on the work by Francesco Guardi<br />
(1712<strong>–</strong>1793) from 1775, although the event was also<br />
recorded in graphics created by Giambattista Breastonon,<br />
based on a painting by Canaletto. In his report,<br />
Filippo Pedrocco suggests Antonio Joli for discussion<br />
because of stylistic characteristics, although Joli<br />
worked mostly in Rome but settled in Venice with his<br />
family. According to Pedrocco, it is particularly the design<br />
and stylistic rendering of the many figures that<br />
point to Joli, comparable to his “Veduta del cortile di<br />
Palazzo Ducale in occasione del ingresso del legato<br />
apostolico Antonio Branciforti Colonna”, which is held<br />
at the Gallery of Arts in Washington.<br />
€ 60.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
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217
352<br />
APOLLONIO DOMENICHINI,<br />
1715 VENEDIG <strong>–</strong> UM 1770<br />
RÖMISCHE VEDUTE: PIAZZA DEL QUIRINALE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
56 x 80 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. F. Spadotto.<br />
Der Quirinalspalast und die davorliegende Piazza mit<br />
dem Dioskuren-Brunnen sind hier aus der Kavaliersperspektive<br />
ins Bild gesetzt. Der Blick lässt daher die<br />
Figurenstaffage im Vordergrund tiefer liegend erscheinen,<br />
jedoch bietet er links auch eine Sicht auf die<br />
Kuppel der Basilika Sant Andrea delle Fratte. An der<br />
Fassade wölbt sich der mittelalterliche Rundturm der<br />
Befestigung vor, hier mit Kanonen in den Fensterluken<br />
gezeigt. Rechts ist der Blick in die Via del Quirinale<br />
gegeben, hier noch mit einem die Straße abschließenden<br />
Gebäude, das nicht mehr existiert, rechts ist<br />
über der Häuserfront die Kuppel der Kirche St. Andrea<br />
al Quirinale zu sehen.<br />
Die Besonderheit des <strong>Gemälde</strong>s liegt vor allem darin,<br />
dass hier noch der frühere Zustand des Platzes vor<br />
der Aufstellung des Obelisken zu sehen ist der sich<br />
heute zwischen den beiden antiken Steinplastiken der<br />
Dioskuren Kastor und Pollux erhebt. Die Figuren, die<br />
den Brunnen flankieren, wurden von den Konstantinsthermen<br />
von Domenico Fontana hierher auf den Platz<br />
gestellt. Der Obelisk, erst 1781 ausgegraben, wurde<br />
auf Anordnung von Papst Pius VII. 1786 zwischen den<br />
beiden Steinfiguren aufgestellt. Damit bietet das<br />
<strong>Gemälde</strong> nicht nur den Blick in die Zeit des ausgehenden<br />
18. Jahrhunderts, mit all den hier ins Bild gesetzten<br />
Figurenstaffagen und Kutschen, sondern ist ein<br />
hervorragendes Zeitdokument der Stadtgeschichte<br />
Roms vor 1786.<br />
Der Maler, auch Menichini oder Menichino genannt,<br />
wird aufgrund von vierzehn seiner Werke in einer<br />
Sammlung in Baden bei Zürich als „<strong>Meister</strong> der<br />
Fondazione Langmatt“ bezeichnet. Zwischen 1740<br />
und 1770 wirkte er als Schüler von Luca Carlevarijs<br />
und Hohan Richter als Vedutist in Venedig. Neben seinen<br />
bekannten Venedigansichten entstanden jedoch<br />
auch eine Reihe höchst phantasievoller Capricci und<br />
wie hier Veduten von Rom. (1321381) (11)<br />
APOLLONIO DOMENICHINI,<br />
1715 VENICE - CA. 1770<br />
ROMAN VEDUTE: PIAZZA DEL QUIRINALE<br />
Oil on canvas.<br />
56 x 80 cm.<br />
Accompanied by a recent expert‘s report by<br />
Prof. F. Spadotto.<br />
€ 35.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
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Detailabbildung<br />
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219
353<br />
MEISTER DER LANGMATT FOUNDATION,<br />
1740 <strong>–</strong> 1770<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
BLICK VOM KANAL AUF DIE RIALTOBRÜCKE<br />
sowie<br />
BLICK ZUR INSEL SAN GIORGIO<br />
Öl auf Leinwand.<br />
34,5 x 56 cm.<br />
Verso jeweils Gummistempel der Ital.<br />
Zoll-Kunstausfuhr.<br />
Beigegeben Expertise Dario Succi, Gorizia.<br />
Die beiden <strong>Gemälde</strong>, als Gegenstücke geschaffen,<br />
sind einheitlich gerahmt. Der Blick auf die von Da<br />
Ponte 1588 errichtete Rialtobrücke ist von der dem<br />
Markusplatz abgelegenen Seite zu sehen. Im Vordergrund<br />
weitet sich der Kanal, wodurch die Ansicht<br />
Raum lässt für die Darstellung zahlreicher Gondeln<br />
und anliegender Lastkähne.<br />
Im Gegenstück liegt die entfernte Insel in hellem<br />
Licht, dadurch ebenso die Fassade von San Giorgio,<br />
jene für die Benediktiner schon im 10. Jahrhundert errichtete<br />
Basilika, die der berühmte Architekt Andrea<br />
Palladio um 1566 neu errichtet hat. Dahinter die Kuppel<br />
und der elegante schlanke Campanile. Die im<br />
Vordergrund links stehenden Gebäudefassaden sind<br />
dagegen verschattet wiedergegeben, wodurch das<br />
Augenmerk auf San Giorgio gelenkt wird. Der Maler,<br />
auch Menichini oder Menichino genannt, wird aufgrund<br />
von vierzehn seiner Werke in einer Sammlung<br />
in Baden bei Zürich als „<strong>Meister</strong> der Fondazione Langmatt“<br />
bezeichnet. Zwischen 1740 und 1770 wirkte er<br />
als Schüler von Luca Carlevarijs und Johan Richter als<br />
Vedutist in Venedig. Neben seinen bekannten Venedigansichten<br />
entstanden jedoch auch eine Reihe höchst<br />
fantasievoller Capricci. A.R. (†) (13201212) (11)<br />
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MASTER OF THE LANGMATT FOUNDATION,<br />
1740 <strong>–</strong> 1770<br />
A pair of paintings<br />
VIEW FROM THE CHANNEL TO THE RIALTO BRIDGE<br />
and<br />
VIEW TO THE ISLAND OF SAN GIORGIO<br />
Oil on canvas.<br />
34.5 x 56 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
Gorizia. (†)<br />
€ 100.000 - € 150.000<br />
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221
354<br />
APOLLONIO DOMENCHINI,<br />
AUCH BEKANNT ALS „MAESTRO DELLE VEDUTE<br />
DELLA FONDAZIONE LANGMATT“,<br />
TÄTIG UM 1740 - 1770, ZUG./ KREIS DES<br />
BLICK ÜBER DIE PIAZETTA AUF DIE PUNTA<br />
DELLA DOGANA UND DIE CHIESA SANTA MARIA<br />
DELLA SALUTE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
42 x 61 cm.<br />
In dekorativem Rahmen.<br />
Diese schöne helle Ansicht von Venedig zeigt die<br />
Piazetta mit den beiden berühmten Säulen mit dem<br />
Löwen und dem Heiligen Theodorus sowie die im<br />
Hintergrund befindliche Libreria di San Marco. Auf<br />
dem teils verschatteten Platz viele elegant gekleidete<br />
Figuren. Nach links über den Canal Grande hinweg<br />
liegt im strahlenden Sonnenlicht die Punta della<br />
Dogana und dahinter die prachtvolle Kirche Santa<br />
Maria della Salute mit ihren mächtigen Kuppeln unter<br />
hohem hellblauem Himmel mit weißen Wolkenformationen.<br />
Stimmungsvolle Wiedergabe einer beliebten<br />
Ansicht von Venedig. (1321213) (4) (18)<br />
APOLLONIO DOMENCHINI,<br />
ALSO KNOWN AS “MASTER OF THE LANGMATT<br />
FOUNDATION”,<br />
ACTIVE CA. 1740 <strong>–</strong> 1770, ATTRIBUTED/ CIRCLE OF<br />
VIEW OVER THE PIAZZETTA TO THE PUNTA DELLA<br />
DOGANA AND THE CHURCH OF SANTA MARIA<br />
DELLA SALUTE<br />
Oil on canvas.<br />
42 x 61 cm.<br />
€ 28.000 - € 35.000<br />
Sistrix<br />
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355<br />
GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />
1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MAILAND, ZUG.<br />
Der Künstler war ein italienischer Maler des Klassizismus,<br />
er studierte in Brescia und war Schüler von Girolamo<br />
Romanino Romani (1484/87-1562). Später zog<br />
er nach Venedig und setzte sein Kunststudium unter<br />
Giovanni Antonio Canal (1697-1768) fort. Von 1834 bis<br />
1838 unternahm er eine Reihe von Reisen, die ihn<br />
u.a. nach Florenz, Rom, Neapel und Paestum führten.<br />
Mit seinen Venedigveduten begründete Bison ein<br />
kommerzielles Genre um der Nachfrage von Touristen<br />
und Sammlern nachzukommen. Neben zahlreichen<br />
Venedigansichten schuf er auch idyllische Fantasielandschaften.<br />
Neben der Vielfalt seiner Themen ist<br />
besonders die hohe Qualität seiner Bildproduktion<br />
hervorzuheben.<br />
KIRCHEN SANTA MARIA DI NAZARETH<br />
Öl auf Leinwand.<br />
55 x 75 cm.<br />
GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />
1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MILAN, ATTRIBUTED<br />
CHURCH SANTA MARIA DI NAZARETH<br />
Oil on canvas.<br />
55 x 75 cm.<br />
€ 35.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Blick in den Kanal mit den in die Tiefe führenden Häuser-<br />
und Palastfassaden. Rechts im Vordergrund steht<br />
die an ihren Säulen und dem Giebel erkennbare Fassade<br />
der von Baldassare Longhena und Giusepe Sardi<br />
1680 erbauten Kirche Sta. Maria di Nazareth. Links gegenüber<br />
sind Anstiegstreppe, Säulenportikus und die<br />
mit Kupfer gedeckte Kuppel von San Simeone Piccolo<br />
zu sehen, erbaut von Giovanni Scalfarotto, eröffnet<br />
1738.<br />
Bison zählt zur Schule von Brescia, setzte aber seine<br />
Studien in Venedig unter Giovanni Antonio Canal fort.<br />
Als Bühnenmaler wirkte er an zahlreichen Theatern in<br />
mehreren Städten hauptsächlich Norditaliens. Veduten<br />
dieses Stadtteils von Venedig, dem Sestiere Santa<br />
Croce, sind sehr selten. Umso bedeutender der<br />
historische Stellenwert des <strong>Gemälde</strong>s, auch aufgrund<br />
der hier noch sichtbaren, inzwischen weitgehend veränderten<br />
Details der Häuserfassaden. A.R. (1321331)<br />
(11)<br />
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227
356<br />
FRANCESCO ALBOTTO,<br />
1721/22 VENEDIG <strong>–</strong> 1757 EBENDA, ZUG.<br />
Der Maler ist insbesondere für seine Venedigveduten<br />
bekannt, vereinzelt schuf er auch Landschaften, zumeist<br />
mit antik-römischen Versatzstücken besetzt.<br />
VENEDIG <strong>–</strong> BLICK AUF DEN DOGENPALAST<br />
MIT MARKUSPLATZ UND CAMPANILE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
40 x 57 cm.<br />
Die Vedute zeigt die Ansicht, die jeder Besucher der<br />
Stadt in Erinnerung hat. Die Gebäude in warmem<br />
Spätlicht, unterschiedlich hell beleuchtet. Der Vordergrund<br />
belebt mit Gondeln, Lastkähnen und reicher,<br />
lebendig behandelter Figurenstaffage. Die Säulen-<br />
Wahrzeichen für St. Markus und St. Georg empfangen<br />
den Besucher an der Piazzetta. Rechts im Bild,<br />
im Anschluss an den Dogenpalast, der Ponte della<br />
Paglia, der zu Venedigs Gefängnis führt. Links die<br />
Bibliotheca, ein Bau von Jacopo Sansovino, am Bildrand<br />
die Zecca, die <strong>Alte</strong> Münze.<br />
Die <strong>Gemälde</strong>darstellung wurde früher als ein Werk<br />
des Vedutisten Michele Marieschi (1710-1744) angenommen.<br />
Francesco Albotto (auch „Albotti“ oder<br />
„François Albotti“) war Schüler und Mitarbeiter des<br />
Marieschi und übernahm nach dessen Tod die Werkstatt,<br />
was dazu führte, dass er „Der Zweite Marieschi“<br />
genannt wurde und seine Werke oft als die seines Vorgängers<br />
galten. Erst 1972 gelang durch Entdeckung<br />
einer Signaturbezeichnung die Händescheidung. In<br />
jüngerer Zeit lassen sich daher <strong>Gemälde</strong> seiner Hand<br />
zuweisen. Sein Malstil zeigt sich im Gegensatz zu den<br />
Vorgängern weit glatter in der Peinture, was dem Anspruch<br />
einer exakteren Wiedergabe gewidmet ist.<br />
Werke seiner Hand befinden sich in privaten wie öffen t-<br />
lichen Sammlungen, darunter in Berlin, <strong>Gemälde</strong> galerie,<br />
Neapel, Museo e Gallerie Nazionali di Capodimonte,<br />
Vicenza, Gallerie di Palazzo Leoni Montanari, etc. A.R.<br />
Literatur:<br />
Ein identisches <strong>Gemälde</strong> (61 x 96 cm), ehem. Christie´s<br />
1988, ist aufgeführt und abgebildet in: Mario Manzelli,<br />
Michele Marieschi e il suo alter-ego Francesco Albotto,<br />
Venedig 2002, S. 46 f.<br />
Pierre-Jean Mariette, Abécédario de P. J. Mariette et<br />
autres notes inédites de cet amateur sur les arts et<br />
les artistes (ante 1774), in: Archives de l‘Art Français,<br />
Paris 1854, III. S. 264.<br />
William G. Constable, Canaletto. Giovanni Antonio<br />
Canal. 1697-1768, Oxford 1962, Nr. 101 ff.<br />
Rodolfo Pallucchini, Francesco Albotto. Erede di Michele<br />
Marieschi, in: Arte veneta, Nr. XXVI, 1972, S. 222.<br />
Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco Albotto.<br />
Erede di Michele Marieschi, in: Arte veneta, Nr. XXX-<br />
VIII, 1984, S. 210 f.<br />
Mario Manzelli, Proposta per l'identificazione di Michele<br />
Marieschi e del suo alter-ego Francesco Albotto, in:<br />
Arte veneta, Nr. 41, 1987(1988), S. 111 ff.<br />
Dario Succi, Marieschi. Tra Canaletto e Guardi, Ausst.<br />
Kat., Turin 1989, S. 26ff. und 1165ff.<br />
Ralph Toledano, Michele Marieschi. Catalogo ragionato,<br />
Mailand 1995, S. 26 ff. und 40<br />
Filippo Pedrocco, Michele Marieschi. La vita, l‘ambiente,<br />
l‘opera, Mailand 1999, S. 86 f. (1320752) (2) (11)<br />
FRANCESCO ALBOTTO,<br />
1721/22 VENICE <strong>–</strong> 1757 IBID., ATTRIBUTED<br />
VENICE <strong>–</strong> VIEW OF THE DOGE’S PALACE WITH<br />
SAINT MARK’S SQUARE AND CAMPANILE<br />
Oil on canvas.<br />
40 x 57 cm.<br />
Francesco Albotto (also known as “Albotti” or “Francois<br />
Albotti”) was a student and employee of Marieschi<br />
and took over his master’s workshop after his death,<br />
which led to his nickname “The Second Marieschi”<br />
and his works were often considered to be those of<br />
his predecessor. It was not until 1972 that the two<br />
artists could be separated, when a signature was discovered.<br />
More recently, therefore, paintings by his<br />
hand can be attributed to him. In contrast to his predecessors,<br />
his painting style is much smoother making<br />
for a more exact representation. His works are<br />
held in private and public collections, including the<br />
Gemädegalerie in Berlin, the Museo e Gallerie Nazionali<br />
di Capodimonte in Naples, and the Gallerie di<br />
Palazzo Leoni Montanari in Vicenza etc.<br />
Literature:<br />
An identical painting (61 x 96 cm), formerly sold at<br />
Christie’s 1988, is listed, and illustrated in: Mario<br />
Manzelli, Michele Marieschi e il suo alter ego Francesco<br />
Albotto, Venice 2002, p. 46f.<br />
Pierre-Jean Mariette, Abécédario de P. J. Mariette et<br />
autres notes inédites de cet amateur sur les arts et<br />
les artistes (ante 1774), in: Archives de l’Art Français,<br />
Paris 1854, III. p. 264.<br />
William G. Constable, Canaletto. Giovanni Antonio<br />
Canal. 1697-1768, Oxford 1962, no. 101.<br />
Rodolfo Pallucchini, Francesco Albotto. Erede di<br />
Michele Marieschi, in: Arte veneta, Nr. XXVI, 1972,<br />
p. 222.<br />
Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco Albotto.<br />
Erede di Michele Marieschi, in: Arte veneta, Nr. XXX-<br />
VIII, 1984, pp. 210.<br />
Mario Manzelli, Proposta per l’identificazione di<br />
Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />
Albotto, in: Arte veneta, Nr. 41, 1987 (1988), pp. 111.<br />
Dario Succi, Marieschi. Tra Canaletto e Guardi, Ausst.<br />
Kat., Turin 1989, p. 26ff. and pp. 1165.<br />
Ralph Toledano, Michele Marieschi. Catalogo ragionato,<br />
Milan 1995, pp. 26 and p. 40<br />
Filippo Pedrocco, Michele Marieschi. La vita, l’ambiente,<br />
l’opera, Milan 1999, pp. 86.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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229
357<br />
APOLLONIO DOMENICHINI,<br />
1715 VENEDIG <strong>–</strong> UM 1770<br />
VENEDIG: VEDUTE MIT BASILIKA SAN GIORGIO<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
56 x 80 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Prof. F. Spadotto.<br />
Die Besonderheit des <strong>Gemälde</strong>s liegt vor allem darin,<br />
dass hier noch ein früherer Zustand der Fassade der<br />
Basilika und den anschließenden Gebäuden zu sehen<br />
ist, der sich bis heute verändert hat. So ist etwa der<br />
kleine Anbau links der Fassade längst verschwunden.<br />
Den Campanile hat der Maler phantasievoll hier auf<br />
den Platz versetzt und entschieden schlanker dargestellt,<br />
wodurch er die Bildmitte dominiert. Damit ist<br />
das <strong>Gemälde</strong> nicht nur ein Blick in die Zeit des ausgehenden<br />
18. Jahrhunderts, mit all den hier ins Bild<br />
gesetzten Gondeln, der Brücke und der Figurenstaffage,<br />
sondern ein Zeitdokument der Geschichte und<br />
phantasievollen Rezeptionsvision Venedigs in der<br />
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.<br />
Die Fassade von San Giorgio, mit ihren vier Kolossalsäulen,<br />
die den Dreiecksgiebel tragen, wurde ab 1565<br />
von Andrea Palladio errichtet und 1610 fertiggestellt.<br />
Hier im Bild sind jedoch die figürlichen Giebelbekrönungen<br />
und die Nischenfiguren der Fassade nicht<br />
erfasst.<br />
Der Maler, auch „Menichini“ oder „Menichino“ genannt,<br />
wird aufgrund von vierzehn seiner Werke in<br />
einer Sammlung in Baden bei Zürich als „<strong>Meister</strong> der<br />
Foundation Langmatt“ bezeichnet. Zwischen 1740<br />
und 1770 wirkte er als Schüler von Luca Carlevarijs<br />
und Hohan Richter als Vedutist in Venedig. Neben seinen<br />
bekannten Venedigansichten entstanden jedoch<br />
auch eine Reihe höchst phantasievoller Capricci. A.R.<br />
(1321382) (11)<br />
Detailabbildung<br />
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APOLLONIO DOMENICHINI,<br />
1715 VENICE - CA. 1770<br />
VENICE: VEDUTA WITH THE BASILICA<br />
DI SAN GIORGO<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
56 x 80 cm.<br />
Accompanied by a recent expert’s report by<br />
Professor F. Spadotto.<br />
The painter, also known as “Menichini” or “Menichino”,<br />
is known as the “Master of the Langmatt Foundation”<br />
as fourteen of his works are held in a collection<br />
in Baden near Zurich.<br />
€ 35.000 - € 40.000<br />
Sistrix<br />
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231
358<br />
GIOVANNI BATTISTA CIMAROLI,<br />
UM 1687 SALÓ <strong>–</strong> UM 1753 VENEDIG, ZUG.<br />
ANSICHT VON DOLO AM BRENTA<br />
Öl auf Leinwand.<br />
39,4 x 56,2 cm.<br />
Dieses reizvolle <strong>Gemälde</strong> ist ein exquisites Beispiel<br />
für Cimarolis von Zuccarelli inspirierte fantasievolle<br />
Lagunenlandschaften.<br />
Es zeigt eine eindrucksvolle Ansicht des Flusses<br />
Brenta auf der Höhe des Städtchens Dolo, einer lieblichen<br />
Stadt am Kanal Brenta auf halbem Weg zwischen<br />
Padua und Venedig, damals einer der wichtigsten<br />
Anlaufhäfen für den Handel, aber auch ein wichtiges<br />
landwirtschaftliches Zentrum, auch ein wichtiger Ort<br />
für Reisende. Der Kanal wird aus einem ungewöhnlichen<br />
Blickwinkel gezeigt, nämlich mit Blick auf die<br />
große Pfarrkirche San Rocco von 1570, die sich über<br />
das Wasser erhebt und sich in ebendiesem spiegelt.<br />
In den von Cimaroli und anderen Vedutisten gemalten<br />
Ansichten von Dolo erscheint die Kirche gemeinhin<br />
(Andria Derstine, Views of Dolo by Canaletto, Bellotto,<br />
Cimaroli and Guardi, in: The Burlington Magazine,<br />
CXLVI, 1219, 2004, S. 675-682).<br />
Das Werk gehört zu Cimarolis reifem Schaffen zwischen<br />
den 1750er-Jahren und dem Beginn des folgenden<br />
Jahrzehnts, als sich der Maler der Darstellung von Orten<br />
an dem Brenta widmete (Federica Spadotto, Un artista<br />
dimenticato. Giovan Battista Cimaroli, in: Saggi e Memorie<br />
di Storia dell'Arte, Bd. 23, 1999, S. 131-187).<br />
Kritiker haben es nun geschafft, die Figur dieses Malers<br />
zu isolieren und ihn von Canaletto und seiner Schule<br />
abzugrenzen, sodass im Kontext der venezianischen<br />
Kunstszene des 18. Jahrhunderts seine verdiente Rolle<br />
als „Maler von Uferszenen an der Brenta par excellence“<br />
unterstrichen werden kann (Bonzena Anna Kowalczyk,<br />
in: Bernardo Bellotto and the capitals of Europe,<br />
Ausstellungskatalog, hrsg. Edgar Peters Bowron, New<br />
Haven 2001, S. 80).<br />
Der Stil von Cimaroli ist in diesem <strong>Gemälde</strong> klar definiert,<br />
auch wenn der starke Einfluss von Canaletto<br />
offensichtlich ist. Er ist erkennbar an der fröhlichen,<br />
leuchtenden Farbgebung, den virtuosen Drehungen<br />
und Wendungen des Himmels, der getreuen Wiedergabe<br />
jedes Details, entsprechend der beschreibenden<br />
Haltung, die seine Kunst auszeichnet, der subtilen,<br />
akribischen Linie, mit der die Bäume definiert<br />
werden, der Prägnanz der architektonischen Profile,<br />
der abgerundeten Typologie der Figuren und der diffusen<br />
Leuchtkraft, die die Szene durchdringt. (†)<br />
Literatur:<br />
Consuelo Lollobrigida und Marzia Moschetta, Tesori<br />
di pittura italiana del XVII e XVIII secolo, Rom 2008,<br />
S. 30. (1320123) (13)<br />
GIOVANNI BATTISTA CIMAROLI,<br />
CA. 1687 SALÓ <strong>–</strong> AFTER 1753 VENICE, ATTRIBUTED<br />
VIEW OF DOLO ON THE BRENTA<br />
Oil on canvas.<br />
39.4 x 56.2 cm.<br />
This delightful painting is an exquisite example of<br />
Cimaroli’s imaginative lagoon landscapes inspired<br />
by Zuccarelli.<br />
It depicts an evocative view of the Brenta River from<br />
Dolo, a lovely town on the Brenta Canal halfway between<br />
Padua and Venice. At the time it was one of<br />
the most important commercial ports of call, an important<br />
agricultural centre as well as being popular<br />
with travellers. The canal is shown from an unusual<br />
angle, with a view of the large parish church of San<br />
Rocco dating to 1570, rising high above the water and<br />
reflecting in it. The church commonly appears in<br />
views of Dolo painted by Cimaroli and other veduta<br />
painters (Andria Derstine, Views of Dolo by Canaletto,<br />
Bellotto, Cimaroli and Guardi, in: The Burlington Magazine,<br />
CXLIV, 1219, 2004, pp. 675-682).<br />
The painting can be regarded as Cimaroli's late work,<br />
created in the 1750s and the beginning of the following<br />
decade, when the painter devoted himself to<br />
depicting places on the Brenta (Frederica Spadotto,<br />
Un artista dimenticato: Giovan Battista Cimaroli, in:<br />
Saggi e Memorie di Storia dell'Arte, vol. 23, 1999, pp.<br />
131-187). Critics have now succeeded in isolating this<br />
painter and distinguishing him from Canaletto and his<br />
school. In the context of the 18th century Venetian art<br />
scene his deserved title as “painter of Brenta riverside<br />
scenes par excellence” can thus be emphasized<br />
(Bonzena Anna Kowalczyk, in: Bernardo Bellotto and<br />
the capitals of Europe, exhibition catalogue, edited by<br />
Edgar Peters Bowron, New Haven-London, ed. Milan<br />
2001, p. 80).<br />
Cimaroli's own style is clearly defined in this painting,<br />
although the strong influence of Canaletto is evident.<br />
He is recognizable by the bright, luminous colouration,<br />
the masterly twists and turns of the sky, the accurate<br />
rendition of every detail corresponding with the descriptive<br />
approach typical for his art, the subtle and<br />
meticulous line used to define the trees, the conciseness<br />
of the architectural profiles, the rounded typology<br />
of the figures and the diffuse luminosity that<br />
permeates the scene. (†)<br />
Literature:<br />
Consuelo Lollobrigida and Maria Moschetta, Tesori<br />
di pittura italiana del XVII e XVIII secolo, Rome 2008,<br />
p. 30.<br />
€ 75.000 - € 100.000<br />
Sistrix<br />
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233
359<br />
GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />
1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MAILAND<br />
Der Künstler war ein italienischer Maler des Klassizismus,<br />
er studierte in Brescia und war Schüler von<br />
Girolamo Romanino Romani (1484/87-1562). Später<br />
zog er nach Venedig und setzte sein Kunststudium<br />
unter Giovanni Antonio Canal (1697-1768) fort. Von<br />
1834 bis 1838 unternahm er eine Reihe von Reisen,<br />
die ihn u.a. nach Florenz, Rom, Neapel und Paestum<br />
führten. Mit seinen Venedigveduten begründete Bison<br />
ein kommerzielles Genre um der Nachfrage von<br />
Touristen und Sammlern nachzukommen. Neben zahlreichen<br />
Venedigansichten schuf er auch idyllische Fantasielandschaften.<br />
Neben der Vielfalt seiner Themen<br />
ist besonders die hohe Qualität seiner Bildproduktion<br />
hervorzuheben.<br />
VENEDIG <strong>–</strong> CANAL GRANDE.<br />
BLICK VOM PALAZZO BALBI ZUR RIALTOBRÜCKE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
46 x 74 cm.<br />
Verso: Aufkleber „Galerie Ollendorff Fine Arts, New<br />
York <strong>–</strong> San Francisco“, mit Lot 6825.<br />
Beigegeben eine Expertise von Fabrizio Magani. Mit<br />
ausführlicher Dokumentation und Bildvergleichen.<br />
Der Blick führt aus weiter Entfernung hin zu der in<br />
der Bildmitte sichtbaren Rialtobrücke. Im Vordergrund<br />
links, vom Bildrand angeschnitten, ist noch der<br />
Palazzo Balbi zu sehen, rechts der Palazzo Giustinian.<br />
Auf ruhigem Kanalwasser zahlreiche Gondeln, rechts<br />
Lastkähne. Der Prospekt gehört zu den selteneren<br />
Venedigansichten. Antonio Canal hatte sich bereits<br />
dieser Vedutenansicht gewidmet, ebenso Antonio<br />
Visenti, sowohl in Zeichnung als auch in seinem<br />
Radier werk „Prospectus Magni Canalis Venetiarum“<br />
von 1735. Luca Carlevarijs hat in seiner Ansicht des<br />
Regatta-Festes zu Ehren von Friedrich IV von Dänemark<br />
1711 diesen Betrachterstandpunkt gewählt (Paul<br />
Getty Museum, USA). A.R. (1321902) (11)<br />
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GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />
1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MILAN<br />
VENICE <strong>–</strong> GRAND CANAL,<br />
VIEW FROM PALAZZO BALBI TO RIALTO BRIDGE<br />
Oil on canvas.<br />
46 x 74 cm.<br />
On the reverse sticker “Galerie Ollendorff Fine<br />
Arts, New York - San Francisco” with lot 6825.<br />
Accompanied by an expert’s report by Fabrizio<br />
Magani. With extensive documentation and comparable<br />
paintings.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
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237
360<br />
GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />
1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MAILAND<br />
Der Künstler war ein italienischer Maler des Klassizismus,<br />
er studierte in Brescia und war Schüler von Girolamo<br />
Romanino Romani (1484/87-1562). Später zog<br />
er nach Venedig und setzte sein Kunststudium unter<br />
Giovanni Antonio Canal (1697-1768) fort. Von 1834 bis<br />
1838 unternahm er eine Reihe von Reisen, die ihn<br />
u.a. nach Florenz, Rom, Neapel und Paestum führten.<br />
Mit seinen Venedigveduten begründete Bison ein<br />
kommerzielles Genre um der Nachfrage von Touristen<br />
und Sammlern nachzukommen. Neben zahlreichen<br />
Venedigansichten schuf er auch idyllische Fantasielandschaften.<br />
Neben der Vielfalt seiner Themen ist<br />
besonders die hohe Qualität seiner Bildproduktion<br />
hervorzuheben.<br />
VENEDIGVEDUTE <strong>–</strong> BLICK AUF<br />
SAN GIORGIO MAGGIORE<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
44 x 62 cm.<br />
Links unten auf dem Schiff signiert.<br />
Vergoldeter, durchbrochen geschnitzter Rahmen.<br />
Blick vom Kanalausläufer mit Gondeln, Segelschiffen<br />
und Fischerbooten auf die Insel San Giorgio. Links<br />
steht die mit ihren Säulen, Giebel und Kuppel im Licht<br />
stehende Fassade der von dem weltberühmten Architekten<br />
Andrea Palladio ab 1565 erbauten Kirche San<br />
Giorgio Maggiore. Der Bau wurde erst nach vollständiger<br />
Innenausstattung 1610 geweiht. Hier wurden<br />
im Vorgängerbau zwei Dogen bestattet, 1800 wurde<br />
hier Papst Pius XI gewählt.<br />
Bison zählt zur Schule von Brescia, setzte aber seine<br />
Studien in Venedig unter Giovanni Antonio Canal fort.<br />
Als Bühnenmaler wirkte er an zahlreichen Theatern in<br />
mehreren Städten, hauptsächlich Norditaliens.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> zeigt die Situation mit den sonnig beschienenen<br />
Gebäuden, die sich unter locker bewölktem<br />
Himmel im azurblauen Wasser spiegeln, höchst<br />
ansprechend. Die Staffagefiguren zudem gekonnt und<br />
virtuos ins Bild gesetzt. A.R. (1321241) (11)<br />
GIUSEPPE BERNARDINO BISON,<br />
1762 PALMANOVA <strong>–</strong> 1844 MILAN<br />
VEDUTA OF VENICE <strong>–</strong> VIEW OF<br />
SAN GIORGIO MAGGIORE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
44 x 62 cm.<br />
Signed on ship lower left.<br />
€ 35.000 - € 45.000<br />
Sistrix<br />
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239
361<br />
VIVIANO CODAZZI,<br />
1604 BERGAMO <strong>–</strong> 1670 ROM<br />
ARCHITEKTUR CAPRICCI<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
Jeweils ca. 130 x 183 cm.<br />
In vergoldetem vegetabil gestaltetem Rahmen.<br />
Beigegeben jeweils ein Gutachten von Professor<br />
Giancarlo Sestieri 07.01.2019. Sestieri schreibt beide<br />
<strong>Gemälde</strong> zur Gänze Viviano Codazzi als Werke seiner<br />
Reifephase zu.<br />
Jeweils mit klassischer Architektur mit eingestellten<br />
Skulpturen und Reliefs sowie vegetabilem Bewuchs<br />
in Braun-Camaieu mit eingestellten martialischen<br />
Staf fage-Figuren in antikisierender Gewandung. Jeweils<br />
mit nach rechtshin tieferliegender Landschaft.<br />
Durch ihre gleichausgerichteten Architekturelemente<br />
ist eine nachträgliche Marriage als Paar augenscheinlich,<br />
wenngleich die beiden <strong>Gemälde</strong> aus derselben<br />
Periode stammen mögen. (†) (13220019)<br />
VIVIANO CODAZZI,<br />
1604 BERGAMO - 1670 ROME<br />
ARCHITECTURE CAPRICCI<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
Each ca. 130 x 183 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Professor<br />
Giancarlo Sestieri dated 07.01.2019, in which Sestieri<br />
attributed both paintings in their entirety to Viviano<br />
Codazzi as works of his mature phase. (†)<br />
€ 135.000 - € 180.000<br />
Sistrix<br />
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241
362<br />
FRANCESCO GUARDI,<br />
1712 VENEDIG <strong>–</strong> 1793 EBENDA<br />
LAGUNEN-CAPRICCIO MIT BRÜCKE UND TURM<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
45 x 58 cm.<br />
Beigegeben eine Expertise von Dario Succi sowie<br />
Egidio Martini.<br />
Das <strong>Gemälde</strong>, das einen Blick vom Lagunenufer auf<br />
eine steinerne Bogenbrücke mit Gebäuden und Figurenstaffage<br />
bietet, zählt zu der Reihe mehrerer ähnlicher,<br />
höchst stimmungsvoller Lagunen-Capricci, die<br />
sich in verschiedenen bedeutenden Sammlungen befinden.<br />
Hier lässt ein erhöhter Betrachterstandpunkt den Blick<br />
vom tiefer liegenden Ufer zum Horizont links hinten<br />
schweifen, begleitet durch ein im Schatten stehendes<br />
Gebäude rechts, hinter dem ein kleiner Rundturm aufragt,<br />
fortgesetzt durch die schräg in die Bildmitte ziehende<br />
Brücke, die von Gebäuden überbaut erscheint.<br />
Den Bildrand rechts begleitet eine völlig abgedunkelte<br />
Gebäudeecke als Repoussoir. Der hohe Himmel scheint<br />
noch blaufarbig durch zerfetzte Wolkenbänke, die wie<br />
Rauchschwaden über der Landschaft hinziehen. Diese<br />
„Lagunen-Capricci“ genannten Werke, die in Guardis<br />
Spätzeit fallen, und zum interessantesten <strong>Teil</strong> seines<br />
Werkes zählen, präsentieren sich oft durch eine nahezu<br />
geheimnisvolle Stimmung und wie hier mit bewegtem<br />
Wolkenhimmel und gewittrigen Lichtstimmungen<br />
am Horizont.<br />
Besonderes Augenmerk hat Guardi hier der Lichtregie<br />
gewidmet: Die untergehende Sonne, links von Landschaftselementen<br />
und einem kleinen Rundtürmchen<br />
verdeckt, schafft einen rötlichen Lichtstreifen am Horizont<br />
und lässt die einzelnen Partien der Architekturen,<br />
das kleine Segel eines Schiffes, aber auch die Staffagefiguren<br />
im Vordergrund ähnlich einer Gewitterstimmung<br />
punktuell aufleuchten. Der bewusst nahezu<br />
zittrig wirkende Pinselduktus entspricht ganz dieser<br />
bewegten Auffassung.<br />
Hier gilt der Vergleich mit der „Lagungenlandschaft“<br />
im Städel-Museum Frankfurt (Inv.Nr. 1525) oder einem<br />
weiteren Werk in der Eremitage St. Petersburg.<br />
Wiewohl Guardi auch eine Reihe von religiösen Werken<br />
schuf, und aufgrund höfischer Aufträge, etwa vom Dogen<br />
Alvise IV Mocenigo (1770-1775), Festlichkeiten zu<br />
dokumentieren hatte, etwa gelegentlich des Besuches<br />
der Zarenfamilie 1782, so ist er vor allem durch seine<br />
Veduten bekannt geworden. Dabei konnte er sich anfänglich<br />
an Vorbildern wie Sebastiano Ricci und vor<br />
allem Canaletto orientieren. Auch die Verehelichung<br />
seiner Schwester Cecilia mit Giambattista Tiepolo hat<br />
auch mit diesem <strong>Meister</strong> eine beeinflussende Beziehung<br />
ergeben. A.R.<br />
Literatur:<br />
Egidio Martini, La pittura del Settecento Veneto,<br />
Udine 1982. (1320041) (11)<br />
FRANCESCO GUARDI,<br />
1712 VENICE <strong>–</strong> 1793 IBID.<br />
LAGOON CAPRICCIO WITH BRIDGE AND TOWER<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
45 x 58 cm.<br />
Accompanied by expert´s report by Dario Succi and<br />
Egidio Martini.<br />
The painting depicts a view of a stone arch bridge with<br />
buildings and figures from the shore of the lagoon. It is<br />
one of several similar, highly atmospheric lagoon capricci,<br />
which are held in various important collections.<br />
The brushwork, which deliberately almost appears<br />
shaky, corresponds entirely to this vibrant concept.<br />
The work compares well with the Lagoon Landscape<br />
held at the Städel Museum in Frankfurt (inv. no. 1525)<br />
and one held at the State Hermitage in Saint Petersburg.<br />
Guardi is best known for his vedute, although<br />
he also created a few religious works and, due to<br />
courtly commissions, for example from the Doge<br />
Alvise IV Mocenigo (1770-1775), documented festivities<br />
such as the visit of the Tsar´s family in 1782.<br />
Literature:<br />
Egidio Martini, La pittura del Settecento Veneto,<br />
Udine 1982.<br />
€ 60.000 - € 80.000<br />
Sistrix<br />
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243
363<br />
ITALIENISCHER MALER DES<br />
18./ 19. JAHRHUNDERTS<br />
BLICK DURCH DEN TITUSBOGEN AUF DAS<br />
RÖMISCHE KOLOSSEUM<br />
Öl auf Leinwand.<br />
47 x 30 cm.<br />
Rechts unten schwer leserlich signiert „Robiliart...“.<br />
Im vergoldeten klassizistischen Rahmen um 1800.<br />
Das Kolosseum im Hintergrund, im Spätlicht rötlich beleuchtet.<br />
Am Titusbogen <strong>–</strong> errichtet nach der Eroberung<br />
Jerusalems <strong>–</strong> ist links das Pferderelief im Schatten zu<br />
erkennen, am Boden Steintrümmer des Forums.<br />
(13220016) (11)<br />
ITALIAN SCHOOL, 18TH/ 19TH CENTURY<br />
VIEW OF THE COLLOSSEUM IN ROME THROUGH<br />
THE ARCH OF TITUS<br />
Oil on canvas.<br />
47 x 30 cm.<br />
Hardly legible signature „Robiliart“ lower right.<br />
In classical gilt frame, ca. 1800.<br />
€ 12.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
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364<br />
FRANCESCO TIRONI,<br />
UM 1745 VENEDIG <strong>–</strong> 1797 BOLOGNA, ZUG.<br />
Der Maler war nahezu vergessen, bevor ihn Hermann<br />
Voss 1927/28 mit seinem Werk über die Veduten<br />
Venedigs wieder bekannt gemacht hat. Insgesamt sind<br />
von dem jung verstorbenen Maler etwa 24 Veduten<br />
Venedigs bekannt geworden.<br />
VENEDIG, PALAZZO DOLFIN AM CANAL GRANDE<br />
Öl auf Leinwand.<br />
52 x 75 cm.<br />
Beigegeben Expertise von Dario Succi, Gorizia.<br />
FRANCESCO TIRONI,<br />
CA. 1745 VENICE <strong>–</strong> 1797 BOLOGNA, ATTRIBUTED<br />
VENICE, PALAZZO DOLFIN ON GRAND CANAL<br />
Oil on canvas.<br />
52 x 75 cm.<br />
Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />
Gorizia.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Über die Biografie des Malers ist nicht viel bekannt.<br />
Er stammte wohl aus einer Familie aus Friaul, wird<br />
1806 als vor wenigen Jahren zu früh verstorben genannt.<br />
Insgesamt werden 24 Veduten von seiner Hand<br />
gezählt. Von Hermann Voss wurden 1927/28 einige<br />
seiner Veduten publiziert, was den bis dahin vergessenen<br />
Maler wieder in Erinnerung brachte.<br />
Die Vedute zeigt den Palazzo Dolfin-Manin zwischen<br />
weiteren seitlich folgenden Fassaden frontal vom<br />
Kanal her erfasst. Rechts ist der Palazzo Bembo mit<br />
seinen noch gotischen Fenstern zu sehen. Unweit der<br />
Rialtobrücke wurde der Palast 1536 für die Familie<br />
Dolfin errichtet, auf der Basis zweier Vorgängerbauten.<br />
Der Bauherr, Zuane Manin, war Erbe des Dogen<br />
Andrea Gritti und wurde 1532 Podestà von Verona,<br />
was den opulenten Neubau erklärt. Das architektonische<br />
<strong>Meister</strong>werk von Jacopo Sansovino, der auch<br />
die weltberühmte Libreria auf dem Markusplatz schuf,<br />
zeigt sich mit der imponierenden, klar gegliederten<br />
dreigeschossigen Fassade als ein <strong>Meister</strong>werk der<br />
italienischen Renaissance Architektur. A.R.<br />
(1321174) (3) (11)<br />
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245
365<br />
ORAZIO GREVENBROECK,<br />
UM 1670 <strong>–</strong> 1743, ZUG.<br />
FANTASTISCHE ANSICHT VON NEAPEL<br />
Öl auf Kupfer.<br />
18 x 31cm.<br />
Professor Nicola Spinosa hat das <strong>Gemälde</strong> im Original<br />
gesehen und mündlich die Zuschreibung an den genannten<br />
Künstler am 07.03.2007 bestätigt.<br />
Unter <strong>Teil</strong>beflaggung eine prachtvolle Fregatte mit<br />
schießenden Kanonen vor der hohen Stadtmauer von<br />
Neapel. Die in grauen und beige-braunen Farbtönen<br />
gehaltene, fantasievolle Stadt mit hohen, fensterreichen<br />
Gebäuden, zahlreichen Türmen und einem großen<br />
steinernen Tor. Im Bildvordergrund der flache<br />
Strand mit zahlreichen Staffagefiguren zu Fuß und zu<br />
Pferde. Rechts wird das <strong>Gemälde</strong> gerahmt von einem<br />
hellbraunen Rundturm, der von der Sonne beschienen<br />
wird. Diese ist im hellblauen Himmel mit weißen Wolken<br />
zu sehen und beleuchtet ihr Umfeld mit einem<br />
weiß-gelben Licht, das den Eindruck eines sommerlichen<br />
Spätnachmittags vermittelt. Stimmungsvolle,<br />
ideenreiche Malerei in frischer Farbgebung.<br />
ORAZIO GREVENBROECK,<br />
CA. 1670 <strong>–</strong> 1743, ATTRIBUTED<br />
FANTASTIC VISTA OF NAPLES<br />
Oil on copper.<br />
18 x 31cm.<br />
Professor Nicola Spinosa has examined the original<br />
painting and has attributed the painting to the abovementioned<br />
artist orally on 7 March 2007.<br />
€ 9.000 - € 15.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Orazio war der Sohn von Jan I und der Bruder von Alessandro,<br />
die beide in Rom im Jahr 1667 waren. Der<br />
Künstler ist bekannt für seine Serien mit kleinen <strong>Gemälde</strong>n,<br />
hauptsächlich für seine fantastischen Veduten.<br />
Bei Aufenthalten in Neapel wurde der Künstler durch<br />
Arbeiten der Vedutenmaler Gaspar Butler, Juan und<br />
Tommaso Ruiz und Giovanni Garro beeinflusst.<br />
(1282114) (18)<br />
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366<br />
LOMBARDISCHER MALER DES<br />
17. JAHRHUNDERTS<br />
STILLLEBEN MIT GLÄSERN, LEUCHTERN,<br />
FRÜCHTEN UND EIERN<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
75 x 113 cm.<br />
Links unten monogrammiert „CM“.<br />
In plastisch verziertem und bronziertem Rahmen.<br />
Eine starke Tischplatte dient dem umfangreichen Stillleben<br />
in der Art eines Bodegón als Standfläche. Auf<br />
diesem ein mit Zitrusfrüchten gefüllter Korb, davor<br />
Lauch, eine Majolika-Flasche, eine Schale mit Eierhälften<br />
neben einem Kupfergefäß vor einer kleinen<br />
Glasgruppe. Ein Kerzenleuchter hinter einer Tüte mit<br />
Süßspeisen und einem Brotkranz mit Pfeife.<br />
(1321801) (13)<br />
SCHOOL OF LOMBARDY, 17TH CENTURY<br />
STILL LIFE WITH GLASSES, CANDLESTICKS,<br />
FRUIT AND EGGS<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
75 x 113 cm.<br />
Monogrammed “CM lower left.”<br />
€ 15.000 - € 20.000<br />
Sistrix<br />
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247
367<br />
JOSEPH ANTON VON GEGENBAUR,<br />
1800 <strong>–</strong> 1876<br />
PORTRAIT DER MARIA FEODOROWNA (1759 -<br />
1828), SOPHIE DOROTHEE AUGUSTE LUISE<br />
PRINZESSIN VON WÜRTTEMBERG<br />
Öl auf Leinwand.<br />
116 x 97 cm.<br />
Links unten signiert „Gegenbaur nach Lampi“ und<br />
datiert „1867“.<br />
In aufwändig beschnitztem gekehltem und bestoßenem<br />
Ornamentrahmen.<br />
Nach ersten Studienaufenthalten in Rom (erst 1823-<br />
1826, dann 1829-1835) wurde Gegenbaur 1835 zum<br />
württembergischen Hofmaler ernannt und wurde 1841<br />
mit dem württembergischen Kronorden bedacht. Er<br />
reiste nicht nur wiederholt nach Rom, sondern auch<br />
nach Belgien und in die Niederlande. Von seiner Hand<br />
stammen die Ausmalungen in der Heiliggeistkirche in<br />
Wangen, die Deckenfresken auf Schloss Rosenstein<br />
und im Stuttgarter Neuen Schloss, sowie im Schloss<br />
von Friedrichshafen. Seiner Internationalität geschuldet<br />
hatte er auch private Aufgeber in England und in Rom,<br />
wo er zusammen mit Joseph Anton Koch und Christian<br />
Xeller lernte. Die Darstellung basiert auf einem Portrait<br />
von Johann-Baptist Lampi von 1794. Sophie Dorothee,<br />
die spätere Zarin Maria Feodorowna, wurde am 25.<br />
Oktober 1759 als württembergische Prinzessin in Stettin<br />
geboren. Der Vater, Friedrich Eugen von Württemberg,<br />
stand zu dieser Zeit als General in preußischen<br />
Diensten. Ihre Großmutter war eine Schwester Friedrichs<br />
des Großen. Aus der Ehe Friedrich Eugens mit<br />
Friederike Dorothea von Brandenburg-Schwedt gingen<br />
insgesamt zwölf Kinder hervor. Mehr als 20 Jahre<br />
lebte die Familie in Mömpelgard. Nach dem Tod seiner<br />
beiden älteren Brüder wurde Friedrich 1795 regierender<br />
Herzog von Württemberg. Sophie Dorothee heiratete<br />
am 7. Oktober 1776 in St. Petersburg den russischen<br />
Großfürsten und Thronfolger Paul. Beim Übertritt<br />
zum orthodoxen Glauben erhielt sie den Namen Maria<br />
Feodorowna. In russischen Diensten befanden sich<br />
noch weitere Familienmitglieder, darunter Bruder<br />
Friedrich, der spätere erste König von Württemberg.<br />
Maria und ihr Gatte lebten zunächst abgeschnitten von<br />
Politik und Regierung in St. Petersburg auf Schloss<br />
Gatschina, später in Pawlowsk. Das Paar hatte zehn<br />
Kinder, wobei die beiden ältesten Söhne zur Erziehung<br />
an Zarin Katharina übergeben werden mussten. Katharina<br />
und ihr Sohn standen in einem spannungsvollen<br />
Verhältnis, doch scheint Maria einen wohltuenden<br />
Einfluss auf den unausgeglichenen und launenhaften<br />
Paul ausgeübt zu haben. Nach dem Tod Katharinas<br />
1796 zog der neue, durch die Französische Revolution<br />
aufgeschreckte und zunehmend despotische Zar den<br />
Unmut des Adels auf sich. Er starb fünf Jahre später<br />
während eines Staatsstreichs. Wurde Maria bis dahin<br />
als zurückhaltend beschrieben, begann mit dem Leben<br />
als Kaiserinwitwe und Mutter des Zaren Alexander I.<br />
eine neue Ära. Sie behauptete ihren Platz in der Öffentlichkeit,<br />
sicherte sich eine vorrangige Stellung gegenüber<br />
der Gattin Alexanders und begann über ihn auch<br />
politisch Einfluss zu nehmen. Ihr Hof in Pawlowsk,<br />
knapp eine Tagesreise von Petersburg entfernt, wurde<br />
zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Zentrum.<br />
Nach dem Tod Alexanders I. bestieg Marias zweitjüngster<br />
Sohn Nikolaus den Thron, der die konservative<br />
Politik des Zarenhauses fortführte. Ihre Tochter Katharina<br />
heiratete 1816 den späteren württembergischen<br />
König Wilhelm I. Auf dem hier angebotenen <strong>Gemälde</strong><br />
sitzt sie unter einem tannengrünen Ehrentuch, das<br />
Portrait ihres Gatten in einem Medaillon auf ihrer<br />
Brust, in der rechten Hand, die auf einem roten<br />
Samtkissen ruht, hält sie einen zusammengeklappten<br />
Fächer.<br />
Literatur:<br />
Vgl. Marianna Butenschön Maria, Kaiserin von Russland.<br />
Die Württembergerin auf dem Zarenthron,<br />
Darmstadt 2015. (1321911) (13)<br />
JOSEPH ANTON VON GEGENBAUR,<br />
1800 <strong>–</strong> 1876<br />
PORTRAIT OF MARIA FEODOROVNA (1759 <strong>–</strong> 1828),<br />
SOPHIE DOROTHEA AUGUSTE LUISE, PRINCESS<br />
OF WÜRTTEMBERG<br />
Oil on canvas.<br />
116 x 97 cm.<br />
Signed “Gegenbaur nach Lampi” lower left and dated<br />
“1867“.<br />
Literature:<br />
cf. Marianna Butenschön, Maria, Kaiserin von Russland.<br />
Die Württembergerin auf dem Zarenthron,<br />
Darmstadt 2015.<br />
€ 25.000 - € 30.000<br />
Sistrix<br />
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368<br />
LORENZO TIEPOLO,<br />
1736 VENEDIG <strong>–</strong> 1776<br />
DAS KONZERT<br />
Pastell auf Papier, auf Leinwand.<br />
30,5 x 41 cm.<br />
Verso fälschlich später bezeichnet „117 du Catalogur<br />
Rosalba“.<br />
Dem <strong>Gemälde</strong> ist eine ausführliche dokumentierende<br />
Beschreibung von Bozena Anna Kowalczyk beigegeben,<br />
mit dem Verweis, dass das Werk in das in Vorbereitung<br />
befindliche Werkverzeichnis aufgenommen<br />
wird. Darin ausführliche Literaturdokumentation.<br />
Darstellung zweier junger musizierender Figuren, die<br />
eng hintereinander positioniert, nur in Kopfbildnissen<br />
gezeigt sind. Im Vordergrund vertieft sich ein Mädchen<br />
aufmerksam in ein Notenblatt, das einem aufgestellten<br />
Buch aufliegt. Das dunkle, leicht lockige Haar mittelgescheitelt,<br />
mit einem schmalen rosafarbenen Band<br />
durchzogen. Über ihre entblößte Schulter zieht ein<br />
breites goldenes Halsband mit Rechteckgliedern, mit<br />
Perlen besetzt. Dahinter der im Profil wiedergegebene<br />
Kopf eines Jünglings mit braunem Haar, der das<br />
Griffbrett eines Saiteninstruments umgreift, wohl einer<br />
Laute. Ob das Mädchen das Notenblatt für Gesang<br />
betrachtet oder ein im Bild nicht sichtbares Tasteninstrument<br />
bedient, lässt sich nicht bestimmen. Ihr<br />
hellblaues Tuch, das ihre linke Schulter bedeckt und<br />
sich hinter dem Rücken fortsetzt, gibt eine Farbnote,<br />
die der Helligkeit der Pastellwirkung entgegenkommt.<br />
Die Darstellung des Paares vermittelt den lebensnahen<br />
Eindruck unbeobachteter Intimität. Die Zartheit<br />
in der Wiedergabe der Gesichter findet in der Wahl<br />
der lichten Pastellfarben ihre Entsprechung.<br />
Das Pastell, das ganz den Charme des Venezianischen<br />
Rokoko eingefangen hat, zusammen mit der Sanftheit<br />
der Gesichter, ist zweifellos als ein Werk von Rang<br />
anzusehen.<br />
Der Maler Lorenzo Baldissera Tiepolo war <strong>–</strong> von zehn<br />
Kindern <strong>–</strong> ein jüngerer Sohn des Giovanni Battista<br />
Tiepolo (1696-1770) und der Maria Cecilia Guardi, sowie<br />
Bruder des Giovanni Domenico (1727-1804). Aus<br />
seiner kurzen Lebens- und Wirkungszeit sind uns<br />
auch nur entsprechend wenige Werke überkommen.<br />
Allen jedoch ist sein charakteristischer, hellfarbiger<br />
Stil gemeinsam, der nicht zuletzt in den Pastellen<br />
auch in der Nähe der Malerin Rosalba Carriera zu sehen<br />
ist. Wie Domenico war er Schüler des Vaters, den<br />
beide auf den Reisen nach Würzburg (Treppenhaus)<br />
und Madrid begleiteten und an dessen Werken mitwirkten.<br />
Lorenzo hatte sich allerdings von dem Malstil<br />
seines Vaters weitgehend befreit, nahm Anregungen<br />
von Giovanni Battista Piazzetta (1683-1754) auf und<br />
arbeitete sowohl in Pastell-, als auch in Öltechniken,<br />
schuf aber auch Radierungen. Schon vor seiner Reise<br />
zusammen mit dem Vater nach Madrid machte er sich<br />
einen Namen als Portraitist, wobei die Bildnisse seiner<br />
eigenen Familie (1761-1762) bekannt geworden<br />
sind. Von einer Reihe seiner Pastelle, die 1773 und im<br />
Folgejahr entstanden, sind 26 bekannt geworden,<br />
zwölf davon finden sich in den Königlichen Nationalsammlungen<br />
Spaniens. A.R.<br />
Provenienz:<br />
Firino-Martell-Collection, Frankreich. (1320042) (11)<br />
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LORENZO TIEPOLO,<br />
1736 VENICE <strong>–</strong> 1776<br />
THE CONCERT<br />
Pastel on paper, laid on canvas.<br />
30.5 x 41 cm.<br />
The painting is accompanied by a detailed description<br />
by Bozena Anna Kowalczyk, with the reference that<br />
the work will be included in the forthcoming catalogue<br />
raisonné. Detailed bibliography also included.<br />
Provenance:<br />
Firino-Martell Collection, France.<br />
€ 50.000 - € 70.000<br />
Sistrix<br />
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251
369<br />
FRANÇOIS BOUCHER,<br />
1703 <strong>–</strong> 1770 PARIS<br />
Der Maler gehört zu den bedeutensten Künstlern des<br />
französischen Rokoko, war Hofmaler Ludwigs XV, gefördert<br />
durch die Marquise de Pompadour. 1720 studierte<br />
er bei François le Moyne (1688-1737), er erhielt<br />
bereits 1723 einen ersten Preis der Académie Royale<br />
sowie den Grand Prix de Rome, der ihm eine Studienreise<br />
nach Italien ermöglichte. Ab 1755 wirkte er zudem<br />
als künstlerischer Leiter der Manufacture royale<br />
des tapisseries und war um 1765 bereits erster Hofmaler<br />
des Königs sowie 1761 Rektor der Königlichen<br />
Akademie.<br />
L‘OISELEUR, UM 1730<br />
Öl auf Leinwand.<br />
54,5 x 46 cm.<br />
Verso mit alten Galerieetiketten „Galerie Carleux Mai-<br />
Juni 1964“ mit „Nr. 6, Galerie Charpentier, L‘Enfance,<br />
1949“ sowie Sammlungsnummer „487“.<br />
In aufwändigem Louis XV-Rahmen.<br />
Alastair Lang und Françoise Joulie bestätigen die<br />
Autorschaft des Künstlers.<br />
Dieser junge Vogelfänger, der einen Spatz in der linken<br />
Hand hält, ist eines der frühen Werke von François<br />
Boucher (1703-1770). Bevor er zum Rokokomaler<br />
wurde und damit die sinnliche Kunst verkörperte, die<br />
im Frankreich Ludwigs XV (1710-1774) aufblühte, war<br />
Bouchers Frühwerk deutlich von flämischen Malern,<br />
dem Malerischen und Genreszenen beeinflusst.<br />
Boucher war während seines Aufenthalts in Italien<br />
von 1727 bis 1731 als Künstler bekannt, der in flämischer<br />
Manier arbeitete. Nach seiner Rückkehr nach<br />
Frankreich in den Jahren 1732 bis 1734 sollten zwei<br />
große Aufträge diese nördliche Sensibilität beflügeln.<br />
Der erste war eine Reihe von humoristischen Zeichnungen,<br />
die die Bücher von Molière (1622-1673) illustrieren<br />
und als Vorlagen für Stiche dienen sollten. Das<br />
zweite ist ein Livre d‘étude mit Kompositionen nach<br />
Abraham Bloemaert (1566-1651), die Boucher selbst<br />
gestochen hat (H. Voss, S. 82). Auch wenn diese Anleihen<br />
bei den niederländischen Künstlern des vorangegangenen<br />
Jahrhunderts in den Werken Bouchers<br />
aus diesem Jahrzehnt besonders deutlich werden,<br />
bleibt er doch ein Künstler seiner Zeit, der den trivialen<br />
Themen seiner nördlichen Vorgänger oft einen lebendigen,<br />
frivolen und sinnlichen Charakter verleiht.<br />
Insbesondere das Motiv des Vogelfängers enthält direkte<br />
Anspielungen auf Verführung und Sexualität,<br />
wie in einer anderen Version deutlich wird, in der ein<br />
junger Vogelfänger das Tier an ein junges Mädchen<br />
übergibt, das es in einen Käfig steckt („The bird nesters“,<br />
Christie‘s, New York, 23. Oktober 2012, Lot 89).<br />
Als Gegenstück mag einst die Darstellung eines Mädchens<br />
gedient haben, das einen Käfig gehalten haben<br />
könnte. Die sehr lebhafte Pinselführung unseres <strong>Gemälde</strong>s<br />
(die laut Hermann Voss an Frans Hals (1582-<br />
1666) erinnert) findet sich auch in einem <strong>Gemälde</strong>,<br />
das kürzlich von Christie‘s auf den Markt gebracht<br />
wurde: „Der Landschaftsmaler“ (Christie‘s, Auktion,<br />
New York, 19. April 2018, Lot 35), in dem wir ebenfalls<br />
eine schwere und verstärkte Linie im Kontext<br />
eines eher rustikalen Themas finden. Schließlich<br />
schlug Hermann Voss eine Verbindung zwischen dem<br />
Modell unseres Bildes und dem jungen Mann mit<br />
dem großen Filzhut in „La cuisinère et le jeune<br />
garçon“ vor, das sich einst in der Sammlung C. E.<br />
Riche befand. (†)<br />
Provenienz:<br />
Sammlung Madame R. M..., 1945 (laut einem Ausstellungskatalog<br />
von 1945).<br />
Galerie Cailleux, Paris, Frankreich.<br />
Französischer Adelsbesitz, Paris, Frankreich, 1957.<br />
Französische Kunstsammlung.<br />
Ausstellungen:<br />
Paris, Galerie Cailleux, Peintures de la réalité au 18e<br />
siècle, 1945, Nr. 4.<br />
Paris, Galerie Charpentier, L‘enfance, 1949, Nr. 31.<br />
Paris, Galerie Cailleux, François Boucher. Premier<br />
Peintre du Roi, 1964, Nr. 6.<br />
Literatur:<br />
Das hier angebotene <strong>Gemälde</strong> ist abgebildet in: Hermann<br />
Voss, „François Boucher‘s Early Development“<br />
in: The Burlington Magazine, März 1953, XCV, 600,<br />
S. 90, Schwarzweißabb. Nr. 72. (1321132) (13)<br />
FRANÇOIS BOUCHER,<br />
1703 - 1770 PARIS<br />
L’OISELEUR, CA. 1730<br />
Oil on canvas.<br />
54.5 x 46 cm.<br />
Old gallery labels on the reverse “Galerie Carleux<br />
May <strong>–</strong> June 1964” with “no. 6, Galerie Charpentier,<br />
L’Enfance, 1949” and collection number “487”.<br />
Alastair Lang and Françoise Joulie confirming the artist’s<br />
authorship. (†)<br />
Provenance:<br />
Collection Madame R. M..., 1945 (according<br />
to an exhibition catalogue from 1945).<br />
Galerie Cailleux, Paris, France.<br />
French aristocratic estate, Paris, France 1957.<br />
French art collection.<br />
Literature:<br />
The painting on offer for sale here is illustrated in:<br />
Hermann Voss, ‘François Boucher’s Early Development’,<br />
in: The Burlington Magazine, March 1953,<br />
XCV, 600, p. 90, monochrome illustration no. 72.<br />
Exhibitions:<br />
Paris, Galerie Cailleux, Peintures de la réalité au<br />
18e siècle, 1945, no. 4.<br />
Paris, Galerie Charpentier, L’enfance, 1949, no. 31.<br />
Paris, Galerie Cailleux, François Boucher. Premier<br />
Peintre du Roi, 1964, no. 6.<br />
€ 120.000 - € 150.000<br />
Sistrix<br />
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370<br />
GASPAR PETER VERBRUGGEN D. J.,<br />
1664 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1730, ZUG.<br />
<strong>Gemälde</strong>paar<br />
STEINVASEN MIT BLUMENGEBINDEN<br />
UND VOR FRÜCHTEN VOR BEWALDETER<br />
FLUSSLANDSCHAFT<br />
Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />
Je 79,4 x 65 cm.<br />
In vergoldetem Prunkrahmen.<br />
Jeweils mit Plexiglasscheibe hinterlegt.<br />
Das erste <strong>Gemälde</strong> zeigt eine, auf zweistufigem braunen<br />
quadratischen Sockel stehende graue Steinvase<br />
mit eingezogenem Fuß, vor weiter Flusslandschaft mit<br />
Bäumen und einem antiken Gebäude, vor einem hohen<br />
Gebirgsmassiv. Die leicht auf der linken Seite<br />
angeordnet stehende Vase mit prachtvollem Blumenarrangement<br />
von zusammenhängenden Blüten girlanden<br />
und am Boden vor dem Sockel eine Rispe mit hellen<br />
Trauben, eine geöffnete Feige und ein kleiner Zweig<br />
mit leuchtend roten glänzenden Kirschen. Die farbenfrohen<br />
Blumen bestehen u.a. aus blauer Iris, Rosen,<br />
Tulpen, einer weißen Lilie, Rittersporn, roter Amaranth,<br />
weißem Schneeball und am Sockel einer rot leuchtenden<br />
Königskrone.<br />
Auf dem zweiten <strong>Gemälde</strong> erneut eine prachtvolle<br />
Vase mit eingezogenem Fuß, auf einem zweistufigen<br />
hellbraunen quadratischen Sockel am Boden stehend<br />
in Flusslandschaft mit antiken Gebäuden, unter<br />
hohem, sommerlich hellblauen Himmel mit gelb lichweißen<br />
Wolkenformationen. Die Vase reich geschmückt<br />
mit mehreren Blumengebinden, sowohl an<br />
der Mündung als auch auf dem Korpus verteilt. Zu<br />
den prachtvollen, leuchtenden roten, gelben, weißen<br />
und blauen Blumen gehören hier Narzissen, gelbe<br />
und blaue Iris, Amaranth, Anemonen, Nelken und<br />
zweifarbige Tulpen. Auf dem Boden im Vordergrund vor<br />
dem Sockel liegen Äpfel, Pflaumen und Birnen. In typisch<br />
barocker Manier stellen die beiden Blumen- und<br />
Früchtestillleben mit Vase einen Idealzustand dar, in<br />
dem Frühlings-, Sommer- und Herbstblüten sowie<br />
Früchte zusammengeführt werden. Von ganz besonderer<br />
Wirkung ist das Weiß einzelner Blüten, wie den<br />
Schneeglöckchen, dem Schneeball, der weißen Lilie<br />
und den weißen Narzissen und Anemonen, die sich<br />
aus der zarten Buntheit der übrigen Blüten hervorheben.<br />
Qualitätvolle feine Malerei in der für den Künstler<br />
typischen Art und Weise.<br />
Provenienz:<br />
Verso jeweils zwei ältere Aufkleber:<br />
Leger Galleries, London, März 1972, mit Künstlernennung<br />
und Betitelung.<br />
Richard Tream, London, erneut mit Künstlernennung<br />
und Betitelung. (13218833) (18)<br />
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GASPAR PETER VERBRUGGEN THE YOUNGER,<br />
1664 ANTWERP <strong>–</strong> 1730, ATTRIBUTED<br />
Pair of paintings<br />
STONE VASES WITH FLORAL BOUQUET AND<br />
FRUIT IN A FORESTED RIVERSCAPE<br />
Oil on canvas. Relined.<br />
79.4 x 65 cm each.<br />
In magnificent gilt frame.<br />
Each under acrylic glass.<br />
Provenance:<br />
Two older labels on the back:<br />
Leger Galleries, London, March 1972, with artist<br />
name and title.<br />
Richard Tream, London, with artist name and title.<br />
€ 40.000 - € 60.000<br />
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255
371<br />
JOHANN ELEAZAR SCHENAU,<br />
1737 GROSSSCHÖNAU <strong>–</strong> 1806 DRESDEN<br />
DAS ZERBROCHENE GESCHIRR<br />
Öl auf Leinwand.<br />
48 x 38 cm.<br />
Links unten (auf dem Tuchzipfel) signiert „Schenau<br />
1767“.<br />
Im original vergoldeten Rahmen, darauf graviertes<br />
Künstlernamensschild.<br />
Das <strong>Gemälde</strong> zählt zu jener Reihe von Genrebildern,<br />
bei denen sich der Maler auch den intimen Situationen<br />
der Gesellschaft gewidmet hat, wenngleich er aufgrund<br />
seiner Karriere bereits Aufträge für hochhöfische<br />
Portraits <strong>–</strong> auch am französischen Hof <strong>–</strong> erhalten hatte.<br />
Von C. FR. de Silvestre am Dresdener Hof und in<br />
Paris an der Académie royale de peinture et de sculpture<br />
ausgebildet, im Freundeskreis von Boucher oder<br />
de La Tour, erreichte er alsbald einen hohen Bekanntheitsgrad.<br />
Nicht unerheblich für seine Feinmalerei<br />
dürfte seine Tätigkeit in der Porzellanmalerei in Sèvres<br />
gewesen sein. In Paris wurde er als einer der angesehensten<br />
Genremaler bekannt, schuf Portraits von Maria<br />
Josepha und der Madame de Pompadour.<br />
Das Genrebild zeigt mit originellem, der Zeit entsprechend<br />
erzählerischem Inhalt das Innere einer Bürgerstube.<br />
Eine junge Mutter sitzt im Bildzentrum hell<br />
beleuchtet vor dunklem Hintergrund neben ihrem<br />
Kleinkind, das sich ängstlich in die weiße Schürze<br />
hüllt, dahinter ein etwas älterer Knabe, der sich angstvoll<br />
hinter seinem Buch versteckt, während der Vater<br />
links auf zerbrochenes Geschirr und eine Flasche am<br />
Boden weist, die Zuchtrute in der rechten Hand. Dagegen<br />
bittet die junge Mutter lächelnd um Milde. Im<br />
Hintergrund stillebenhaft arrangierte Gefäße, Weinglas,<br />
Weinflasche und Brot vor der Öffnung eines<br />
gemauerten Ofens.<br />
Provenienz:<br />
Dieses <strong>Gemälde</strong> war Leihgabe in Köln, Wallraf-<br />
Richartz- Museum, Inv.Nr. Dep. 543 (Inventar 1925).<br />
Deutschland, Privatbesitz.<br />
Anmerkung:<br />
Als Beigabe ein seitenverkehrter Stich von Claude<br />
Duflos (1700-1786), betitelt “La mère qui intercède“,<br />
hinter Glas gerahmt, 70,2 x 54 cm (siehe kl. Abb).<br />
Literatur:<br />
Original dieses <strong>Gemälde</strong> ist abgebildet in: Das Kabinett<br />
des Sammlers, <strong>Gemälde</strong> vom XV. bis XVIII.<br />
Jahrhundert, S. 301, 302, 303.<br />
Weitere Literatur:<br />
W. J. Schmidt, Johann Eleazar Zeissig, gen. Schenau<br />
(1737-1806), Phil. Diss. Heidelberg 1926, Abb. 6, S. 37<br />
f., Nr. 57 der Grafiken (zu La crédulité sans réflexion),<br />
Nr. 22 der Grafiken (zu La mère qui intercède).<br />
W. Becker, Paris und die deutsche Malerei 1750 - 1840,<br />
München/ Passau 1971, S. 21 ff.<br />
H. Th. Schulze Altkappenberg, „Le Voltaire de l‘Art“<br />
Johann Georg Wille (1715-1808) und seine Schule in<br />
Paris: Studien zur Künstler- und Kunstgeschichte der<br />
Aufklärung, (Kunstgeschichte: Form und Interesse,<br />
16), Münster 1987, S. 346 f.<br />
Vergleiche:<br />
G. Zick, Der zerbrochene Krug als Bildmotiv des 18.<br />
Jahrhunderts, Wallraf-Richartz-Jahrbuch, 1969, 31,<br />
S. 149-204, bei J. B. Greuze findet sich das Motiv<br />
der „cruche cassée“ als Einfiguren-Stück 1777 (Paris,<br />
Louvre). Einer ähnlichen Metaphorik bedient sich das<br />
frühe Werk „Les Œufs cassés“ (1756, New York,<br />
Metropolitan Museum of Art), wobei ein Korb mit<br />
zerbrochenen Eiern das vorgängige erotische Verhältnis<br />
zwischen der betrübten Magd und dem jungen<br />
Mann andeutet. „La réussite“, vgl. Becker 1971,<br />
Abb. 3 Schmidt, Johann Eleazar Zeissig-Schenau<br />
(1737 - 1806), Phil. Diss. Heidelberg 1926, S.36 und<br />
Anhang I, 1. (1281455) (11)<br />
JOHANN ELEAZAR SCHENAU,<br />
1737 GROSSSCHÖNAU <strong>–</strong> 1806 DRESDEN<br />
BROKEN DISHES<br />
Oil on canvas.<br />
48 x 38 cm.<br />
Signed “Schenau 1767” (on corner of the cloth)<br />
lower left.<br />
Provenance:<br />
This painting was on loan at the Wallraf-Richartz-<br />
Museum, Cologne, inv. no. Dep. 543 (1925 inventory).<br />
Private property, Germany.<br />
Notes:<br />
Accompanied by a side-inverted engraving by Claude<br />
Duflos (1700-1786), titled “La mère qui intercède”,<br />
framed under glass, 70.2 x 54 cm (see small ill.).<br />
Literature:<br />
The painting is illustrated in: Das Kabinett des<br />
Sammlers, <strong>Gemälde</strong> vom XV. bis XVIII. Jahrhundert,<br />
p. 301, 302, 303.<br />
€ 10.000 - € 14.000<br />
Sistrix<br />
INFO | BIETEN<br />
Beigegeben Stich von Claude Duflos<br />
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372<br />
FRANZÖSISCHER MEISTER UM 1800<br />
PRACHTVOLLES BLUMENSTILLLEBEN IN VASE<br />
Öl auf Holz. Parkettiert.<br />
60 x 47 cm.<br />
In Prunkrahmen.<br />
Vor dunklem Hintergrund auf einer Holzplatte stehend,<br />
eine bauchige Glasvase, deutlich erkennbar zur<br />
Hälfte mit Wasser gefüllt, und darin das prachtvolle<br />
Blumenarrangement. Dieses besteht aus zarten Rosen,<br />
gestreiften Tulpen, Nelken, Primeln, Ackerwinde,<br />
gelben Zinien, Chrysanthemen, diversen Kleinblütlern<br />
und einer großen, nach rechts oben ragenden blauweißen<br />
Schwertlilie, auf der eine kleine Fliege sitzt.<br />
<strong>Teil</strong>s ragen die Blumen über den Vasenrand auf die<br />
Platte herab. In der Bildmitte belebt eine kleine<br />
Schnecke die Komposition. Auch der Künstler selbst<br />
hat sich hier verewigt: Auf der Spiegelung auf der<br />
Glasvase ist er vor einem Fenster bei der Arbeit vor<br />
seiner Staffelei wiedergegeben. Feine Malerei in harmonischer<br />
Farbgebung im Stile der <strong>Alte</strong>n <strong>Meister</strong>.<br />
<strong>Teil</strong>s Randretuschen. (1320644) (18)<br />
FRENCH SCHOOL, CA. 1800<br />
MAGNIFICENT FLORAL STILL LIFE IN VASE<br />
Oil on panel. Parquetted.<br />
60 x 47 cm.<br />
Fine painting in harmonious colouration in the style<br />
of Old Masters.<br />
€ 6.000 - € 8.000<br />
Sistrix<br />
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KATALOG III<br />
GEMÄLDE ALTE MEISTER <strong>–</strong> TEIL 2<br />
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ONE OF THE LEADING AUCTION HOUSES IN EUROPE<br />
CATALOGUE III<br />
OLD MASTER PAINTINGS PART 2<br />
Auctions: Thursday, 30 June 2022<br />
Exhibition: Saturday, 25 June <strong>–</strong> Tuesday, 28 June 2022