SJ Juli 2022web
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
STADTJournal Menschen
Es tut sich (immer) was Neues in der Praxis Dr. Döbert
Ein Situationsbericht der „Chefin“
„Schon lange hadere ich mit der Personalsituation
in der Praxis. Nachdem ich im vergangenen
Jahr die Praxisräume von Physio
Vita übernommen habe und dadurch meine
Praxis um ein weiteres Behandlungszimmer,
Sozial-, Stau- und Abdruckräume erweitern
konnte, hat sich die Personalsituation mit
Umzug und Elternzeit drei meiner Angestellten
deutlich angespannt. Eigentlich waren
wir auf der Suche nach einer ausgebildeten
ZFA (Zahnmedizinischen Angestellten–
Anm. der Red.), als Kathrin Lyding, Jobfux
an der Realschule Plus Mülheim-Kärlich,
sich bei mir meldete, mit der Bitte, doch
einem Praktikanten die Möglichkeit für den
Praxistag während der 9. Klasse Berufsreife
zu ermöglichen. Ein Langzeitpraktikant,
der nur einmal in der Woche kommt, ein
„Flüchtling“ und dann auch noch ein Mann!
Verständlich, dass ich darüber nachdenken
musste. Wir hatten uns auf eine Woche Probearbeiten
geeinigt und was soll ich sagen,
der Praktikant hat mit solchem Eifer und
Interesse die Woche absolviert, dass wir ihm
das Langzeitpraktikum zugesagt haben. Und
nicht nur das! Während des ersten Quartals
hat sich Akif, so heißt der junge Mann, mit
Begeisterung in unser Team integriert und so
viel Interesse am Beruf gezeigt, dass ich ihm
Ende April den Ausbildungsvertag in die
Hand drücken durfte. Was für eine Freude
für beide Seiten!!!
Aber damit fingen die Probleme erst an: Akif
benötigte für die Ausbildung eine Erstuntersuchung,
da er noch keine 18 Jahre alt ist.
Die bekommt er aber nicht als Flüchtling, da
nur Notfallversorgung vorgesehen ist. Auch
das Gesundheitsamt könnte die notwendige
Untersuchung erst nach der Einstellung
vornehmen, weil er vorher ja noch kein
Angestellter ist! Gott sei Dank haben wir im
Patientenklientel gute Kontakte zu Allgemeinärzten,
die diese Hürde für uns unbürokratisch
genommen haben. Die zweite
Herausforderung stellte die Aufenthaltsgenehmigung
dar, die Akif mit Erhalt seines
Ausbildungsvertrages beantragen durfte. Da
sein Pass allerdings nicht mehr ganze sechs
Monate gültig war, musste er zuerst in Trier
beantragen, dass er zur Passstelle nach Berlin
fahren darf, um den Pass zu verlängern.
Auch diese bürokratischen Schwierigkeiten
hat Akif alleine und selbständig gemeistert.
Vier Wochen später bekam er mitgeteilt, dass
sein Pass in Berlin abzuholen sei, also wieder
die Genehmigung, nach Berlin fahren
zu dürfen plus die Reise mit der Deutschen
Bahn, natürlich alles während der Schulzeit,
nur um in Berlin zu erfahren, sie hätten sich
getäuscht, der Pass wäre noch nicht fertig.
Akif zahlte dann wider besseren Wissens
eine größere Menge Bargeld, um den Pass
letztendlich zugeschickt zu bekommen. Wir
hatten alle nicht daran geglaubt, aber inzwischen
ist nicht nur der Pass angekommen,
sondern auch die Aufenthaltsgenehmigung
bewilligt! Blieb die letzte Schwierigkeit: Akif
hat einen Impfpass, ist gegen alle gängigen
Infektionserkrankungen geimpft, aber die
Impfungen werden nicht anerkannt. Soll er
sich jetzt nochmal gegen alles impfen lassen?
Ich möchte nicht nur schimpfen: ich danke
allen, die dazu beigetragen haben, dass wir
Akif in unser Team aufnehmen konnten
und dass inzwischen die Schulanmeldung
erfolgt ist und Akif in der Praxis Dortmann
& Bulatovic sein 3-monatiges Praktikum
absolvieren darf. Ich danke der Realschule
Plus für die Möglichkeit, junge Menschen
einmal in der Woche im Rahmen eines
Praxistages kennenzulernen und ich danke
Frau Lyding für Ihre Menschenkenntnis
und Insistenz!
Akif Ahmadov, mein neuer Auszubildender
ab dem 01.08.2022, ist 15 Jahre alt, kommt
aus Aserbaidschan, hat zwei Geschwister
und lebt mit seiner Familie seit knapp fünf
Zeit des Hoffens – Emotionales Friedensgebet mit pianoforte
Mit den Liedern wie Anker in der Zeit, Da
wohnt ein Sehnen, Keinen Tag soll es geben,
You raise me up, und anderen erreichte der
Chor die Herzen der Menschen und die
vorgetragenen Texte und Gebete rührten
einige zu Tränen. Ein besonders emotionaler
Moment entstand als eine Ukrainerin Fürbitten
auf Deutsch und Ukrainisch sprach.
„Nach fast fünf Monaten dürfen wir uns
nicht an den Krieg gewöhnen und das unermessliche
Leid der Menschen relativieren“,
so die die zentrale Botschaft des Chorleiters
Torsten Schambortski.
Nach über zweijähriger Zwangspause
wieder vor Publikum singen zu können,
war für den Chor pianoforte am
Sonntag, den 3. Juli anlässlich des Friedensgebets
ein besonders schönes und
intensives Erlebnis.
Die rund 100 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer, des von der Kärlicher Kolpingsfamilie
bereits zum siebten Mal durchgeführten
Friedensgebets, dankten allen
32