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STARK!STROM #28

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Lebens-Strom

Musik

ist Leben für mich

Ihr habt euch 2012 gegründet. Wie hat alles angefangen?

Judith: Noch vor 2012 haben wir als Ska-Coverband

begonnen. Wir spielten Ska-Punk und sind mit einer

eigenen Mundart-Nummer bei einem Bandwettbewerb

angetreten. Bei einem anschließenden Bandcamp haben

wir dann unsere eigenen Songs weiterentwickelt.

Christoph: Wir haben damals alles gespielt. Wichtig war,

dass Bläser vorkommen. Da waren Ska-Nummern mit

einem starken Metal-Einfluss dabei. Das war vor allem

unserem Schlagzeuger zu verdanken, der Sänger und

Drummer in einer Metalband war. Da war uns bald klar,

dass wir so viele Stile abdecken, dass wir selber nicht

mehr wussten, wo wir hingehören. Da haben wir dann

beim Bandcamp versucht, das alles in einen Trichter zu

schütten und zu konzentrieren,

Voodo Jürgens hat einmal in einem Interview gesagt: „Dialekt

ist einfacher und schwieriger zugleich. Einfacher, weil man

sich besser ausdrücken kann, schwieriger, weil man sich mehr

öffnet.“ Wie seht ihr das?

J: Ja, das stimmt. Es gibt aber noch etwas anderes. Beim

Schreiben der Texte und beim Singen ist manchmal

Hochdeutsch einfacher, da ist der Dialekt manchmal

schon eine Herausforderung. Wie ist die genaue

Betonung eines Wortes zum Beispiel. Manche Worte

werden in unterschiedlichen Ortschaften verschieden

ausgesprochen. Aber durch meinen Weinviertler Dialekt

hab ich leichter Kontakt zu meinem Publikum.

Was bedeutet Musik generell für euch?

J: Musik ist Leben für mich. Sie drückt meine Lebendigkeit

aus. Mit ihr kann ich mich selbst regulieren, sie ist meine

eigene Medizin.

Sinn dahinter. Das merkt man auch in vielen unserer

Texte, dass wir reflektieren „Es ist sehr viel oasch, aber

es wird irgendwann wieder gut sein.“ Das ist so eine

Kernaussage von uns.

Haben so große Festivals wie das Nova Rock in Zeiten von

Pandemie, Krieg und Teuerungswelle noch ihre Berechtigung?

J: Wir haben beim Herfahren über dieses Thema gesprochen.

Bei uns leben Frauen mit Kindern, die sich das

Leben nicht mehr leisten können, vier Stunden weiter

weg tobt die Welt und wir fahren zu einem Festival. Ich

bin da hin- und hergerissen. Aber das Leben muss doch

auch weitergehen. Nur weil das Nova Rock nicht stattfindet,

werden die Frauen und ihre Kinder nicht mehr

zum Essen haben. Das Problem muss auf einer anderen

Ebene gelöst werden.

Wie kommt ihr zu Eurer Setlist für eure Auftritte?

C: Unser Gitarrist macht immer die Setlists. Wenn wir

Pech haben, verhandeln wir eine Nummer weg und

beim Auftritt steht sie wieder auf der Liste. Das kann

auch passieren.

Was habt ihr noch für Ziele? Wohin soll die Reise von Skolka

gehen?

J: Die Reise ist begrenzt, weil wir Anfang dieses Jahres

unser Ende mit 2022 bekannt gegeben haben. Silvester,

31. 12. ist in München unser letztes Konzert. In Wien

spielen wir im WUK am 8. Dezember das letzte Mal.

C: Wir haben immer gesagt, wir möchten auf den großen

Bühnen spielen. Das haben wir jetzt gemacht. Wir sind

beim Donauinselfest, beim Woodstock der Blasmusik,

beim Nova Rock und beim Tollwood-Festival in München.

Skolka am Nova Rock 12. 6. 2022

Seit zehn Jahren spielen Skolka mit ihrem Mix aus Ska, Polka, Reggea

und Balkanrhythmen im Österreich und Süddeutschland.

Ihre Abschiedstour führt sie heuer zu den großen Festivals von Wien

bis München. Beim Nova Rock sprachen Judith Frank und Christoph

Schodl mit uns über die Bedeutung von Musik, die Berechtigung von

großen Festivals und warum sie Abschied nehmen.

© Christian Orou

C: Musik ist eine multilinguale Sprache …

Hat euch eure Musik verändert?

C: Das Musiker sein hat uns mehr verändert als unsere

Musik. Aber es ist eine dauernde Rückkopplung. Die

Musik verändert sich dadurch, wie wir uns verändern.

Und das hat wieder Einfluss auf uns.

J: Das Musik machen hat das Unterwegs sein in sich. Man

fährt durchs Land, lernt neue Leute, neue Kulturen, neue

Orte kennen. Das ist etwas, was mich sehr geprägt hat.

Das hat meinen Horizont erweitert.

Hat eure Musik euer Publikum verändert?

J: Ja, sicher. Wir kennen Geschichten von Leuten, die

sich bei unseren Konzerten kennengelernt haben und

wo dann Beziehungen daraus entstanden sind (lacht).

Auch in meiner Familie.

C: Wir sagen immer, unsere Musik soll in den Füßen

jucken und die Leute sollen tanzen. Einerseits soll es

Endorphine ausschütten. Andererseits haben wir auch

versucht, unsere Musik mit Texten zu versehen, die einen

aufmunternd durchs Leben führen. Das ist für uns der

J: Natürlich haben wir nicht alle Ziele, die wir uns

vorgenommen haben, erreicht. Aber unsere persönlichen

Grenzen wurden erreicht. Darum haben wir die

Entscheidung getroffen, mit Ende 2022 aufzuhören.

Wir hoffen, dass unsere Musik in den Herzen der Leute

weitergetragen wird.

Wie wird es für euch persönlich weitergehen? Werdet ihr in

anderen Projekten weiterarbeiten?

J: Die Bläser werden in den Blasmusikprojekten weiter

machen, die sowieso die ganze Zeit nebenbei gelaufen

sind. Bei mir gibt es persönliche Überlegungen, aber die

sind noch nicht ausgereift.

C: Jetzt konzentrieren wir uns auf eine intensive

Festivalsaison und unsere Abschiedstour.

J: Und wir schauen noch nicht in die Zukunft, sondern

genießen die Gegenwart.

Vielen Dank für das Interview.

www.skolkamusit.at

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Christian Orou

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