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Lebens-Strom
Musik
ist Leben für mich
Ihr habt euch 2012 gegründet. Wie hat alles angefangen?
Judith: Noch vor 2012 haben wir als Ska-Coverband
begonnen. Wir spielten Ska-Punk und sind mit einer
eigenen Mundart-Nummer bei einem Bandwettbewerb
angetreten. Bei einem anschließenden Bandcamp haben
wir dann unsere eigenen Songs weiterentwickelt.
Christoph: Wir haben damals alles gespielt. Wichtig war,
dass Bläser vorkommen. Da waren Ska-Nummern mit
einem starken Metal-Einfluss dabei. Das war vor allem
unserem Schlagzeuger zu verdanken, der Sänger und
Drummer in einer Metalband war. Da war uns bald klar,
dass wir so viele Stile abdecken, dass wir selber nicht
mehr wussten, wo wir hingehören. Da haben wir dann
beim Bandcamp versucht, das alles in einen Trichter zu
schütten und zu konzentrieren,
Voodo Jürgens hat einmal in einem Interview gesagt: „Dialekt
ist einfacher und schwieriger zugleich. Einfacher, weil man
sich besser ausdrücken kann, schwieriger, weil man sich mehr
öffnet.“ Wie seht ihr das?
J: Ja, das stimmt. Es gibt aber noch etwas anderes. Beim
Schreiben der Texte und beim Singen ist manchmal
Hochdeutsch einfacher, da ist der Dialekt manchmal
schon eine Herausforderung. Wie ist die genaue
Betonung eines Wortes zum Beispiel. Manche Worte
werden in unterschiedlichen Ortschaften verschieden
ausgesprochen. Aber durch meinen Weinviertler Dialekt
hab ich leichter Kontakt zu meinem Publikum.
Was bedeutet Musik generell für euch?
J: Musik ist Leben für mich. Sie drückt meine Lebendigkeit
aus. Mit ihr kann ich mich selbst regulieren, sie ist meine
eigene Medizin.
Sinn dahinter. Das merkt man auch in vielen unserer
Texte, dass wir reflektieren „Es ist sehr viel oasch, aber
es wird irgendwann wieder gut sein.“ Das ist so eine
Kernaussage von uns.
Haben so große Festivals wie das Nova Rock in Zeiten von
Pandemie, Krieg und Teuerungswelle noch ihre Berechtigung?
J: Wir haben beim Herfahren über dieses Thema gesprochen.
Bei uns leben Frauen mit Kindern, die sich das
Leben nicht mehr leisten können, vier Stunden weiter
weg tobt die Welt und wir fahren zu einem Festival. Ich
bin da hin- und hergerissen. Aber das Leben muss doch
auch weitergehen. Nur weil das Nova Rock nicht stattfindet,
werden die Frauen und ihre Kinder nicht mehr
zum Essen haben. Das Problem muss auf einer anderen
Ebene gelöst werden.
Wie kommt ihr zu Eurer Setlist für eure Auftritte?
C: Unser Gitarrist macht immer die Setlists. Wenn wir
Pech haben, verhandeln wir eine Nummer weg und
beim Auftritt steht sie wieder auf der Liste. Das kann
auch passieren.
Was habt ihr noch für Ziele? Wohin soll die Reise von Skolka
gehen?
J: Die Reise ist begrenzt, weil wir Anfang dieses Jahres
unser Ende mit 2022 bekannt gegeben haben. Silvester,
31. 12. ist in München unser letztes Konzert. In Wien
spielen wir im WUK am 8. Dezember das letzte Mal.
C: Wir haben immer gesagt, wir möchten auf den großen
Bühnen spielen. Das haben wir jetzt gemacht. Wir sind
beim Donauinselfest, beim Woodstock der Blasmusik,
beim Nova Rock und beim Tollwood-Festival in München.
Skolka am Nova Rock 12. 6. 2022
Seit zehn Jahren spielen Skolka mit ihrem Mix aus Ska, Polka, Reggea
und Balkanrhythmen im Österreich und Süddeutschland.
Ihre Abschiedstour führt sie heuer zu den großen Festivals von Wien
bis München. Beim Nova Rock sprachen Judith Frank und Christoph
Schodl mit uns über die Bedeutung von Musik, die Berechtigung von
großen Festivals und warum sie Abschied nehmen.
© Christian Orou
C: Musik ist eine multilinguale Sprache …
Hat euch eure Musik verändert?
C: Das Musiker sein hat uns mehr verändert als unsere
Musik. Aber es ist eine dauernde Rückkopplung. Die
Musik verändert sich dadurch, wie wir uns verändern.
Und das hat wieder Einfluss auf uns.
J: Das Musik machen hat das Unterwegs sein in sich. Man
fährt durchs Land, lernt neue Leute, neue Kulturen, neue
Orte kennen. Das ist etwas, was mich sehr geprägt hat.
Das hat meinen Horizont erweitert.
Hat eure Musik euer Publikum verändert?
J: Ja, sicher. Wir kennen Geschichten von Leuten, die
sich bei unseren Konzerten kennengelernt haben und
wo dann Beziehungen daraus entstanden sind (lacht).
Auch in meiner Familie.
C: Wir sagen immer, unsere Musik soll in den Füßen
jucken und die Leute sollen tanzen. Einerseits soll es
Endorphine ausschütten. Andererseits haben wir auch
versucht, unsere Musik mit Texten zu versehen, die einen
aufmunternd durchs Leben führen. Das ist für uns der
J: Natürlich haben wir nicht alle Ziele, die wir uns
vorgenommen haben, erreicht. Aber unsere persönlichen
Grenzen wurden erreicht. Darum haben wir die
Entscheidung getroffen, mit Ende 2022 aufzuhören.
Wir hoffen, dass unsere Musik in den Herzen der Leute
weitergetragen wird.
Wie wird es für euch persönlich weitergehen? Werdet ihr in
anderen Projekten weiterarbeiten?
J: Die Bläser werden in den Blasmusikprojekten weiter
machen, die sowieso die ganze Zeit nebenbei gelaufen
sind. Bei mir gibt es persönliche Überlegungen, aber die
sind noch nicht ausgereift.
C: Jetzt konzentrieren wir uns auf eine intensive
Festivalsaison und unsere Abschiedstour.
J: Und wir schauen noch nicht in die Zukunft, sondern
genießen die Gegenwart.
Vielen Dank für das Interview.
www.skolkamusit.at
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Christian Orou