PROMAGAZIN August 2022
Unsere Themen der August-Ausgabe: Familienunternehmen, Personalmangel, Ratgeber Karriere
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WIRTSCHAFT | Personal<br />
Personal | WIRTSCHAFT<br />
Die Babyboomer treten nun ab, und<br />
während damals Zeitungsannoncen<br />
das übliche Mittel waren, sind es heute,<br />
bei der Generation X, Y und Z, auch<br />
die sozialen Medien.“ Und sie bestimmen,<br />
wie der Markt aussieht: „Das Unternehmen<br />
bewirbt sich heute bei der<br />
Fachkraft.“<br />
Fachkräftenachwuchs muss heute auf allen Kanälen gezielt angesprochen werden.<br />
„Heute bewirbt sich<br />
das Unternehmen“<br />
Social Recruiting, New Work und Employer Branding: Hinter diesen<br />
Signalwörtern verbirgt sich die neue Wirklichkeit der Personaldienstleister.<br />
Angesichts des Fachkräftemangels greifen diese neben den<br />
klassischen auch verstärkt zu digital unterstützten Methoden, um<br />
Arbeitnehmer zu vermitteln. Der Aufwand dafür wird immer größer.<br />
Im Vergleich zum Rest Deutschlands<br />
steht der Main-Tauber-Kreis gut da:<br />
2,6 Prozent Arbeitslose sprechen<br />
laut Arbeitsagentur eine deutliche<br />
Sprache. Das bedeutet jedoch für viele<br />
Unternehmen im Umkehrschluss, dass<br />
sie oftmals Fachkräfte von außerhalb<br />
anwerben müssen. Wer sich dafür eines<br />
Personaldienstleisters bedient,<br />
und sei es nur zu Beratungszwecken,<br />
muss sich mit einer neuen Wirklichkeit<br />
auseinandersetzen.<br />
„Die Welt des Recruitings verändert<br />
sich rasant. Der Fachkräftemangel<br />
war noch nie so massiv zu spüren wie<br />
aktuell. Führungskräfte und Personal<br />
stehen daher vor großen Aufgaben.<br />
Doch viele Entscheider sitzen noch auf<br />
einem viel zu hohen Ross, denn der Arbeitsmarkt<br />
wartet nicht mehr auf die<br />
Unternehmen“, mahnt daher Bernd H.<br />
Rath, Inhaber und Geschäftsführer der<br />
Bera GmbH, Personaldienstleister und<br />
-berater aus Heilbronn.<br />
Im Recruiting ist der Aufwand in<br />
den letzten Jahren deutlich gestiegen,<br />
sagt Tobias Glass, Mitinhaber der Temperso<br />
GmbH: „Die Wechselbereitschaft<br />
der Kandidaten war noch nie so<br />
hoch wie aktuell, allerdings wollen diese<br />
angesprochen werden und melden<br />
sich nicht unbedingt selbst.“<br />
Michael Beckhäuser, Gründer<br />
von Beckhäuser Personal und Lösungen,<br />
arbeitet seit 27 Jahren im Recruiting.<br />
„Die demografische Entwicklung<br />
wurde lange nicht ernst genommen.<br />
Fotos: Adobe Stock/Maridav, Industrieblick<br />
DIGITALE TOOLS SIND HEUTE<br />
UNVERZICHTBAR<br />
Neue Kanäle müssen zusätzlich bespielt<br />
werden: mit Digitalisierung, Automatisierung<br />
und künstlicher Intelligenz.<br />
Gleichzeitig führen altbewährte<br />
Methoden wie das Empfehlungsmarketing<br />
weiterhin das Ranking der erfolgreichen<br />
Instrumente an. KI und die<br />
zielgerechte Ansprache werden jedoch<br />
immer wichtiger, sagt Jochen Rummel,<br />
Mitinhaber von Temperso. „Mundpropaganda<br />
hat nach wie vor einen sehr<br />
hohen Stellenwert und wird mittlerweile<br />
durch Social-Media-Tools unterstützt,<br />
etwa firstbird.com, softgarden.<br />
de oder talentry.com“, ergänzt Rath.<br />
Um die großen Bedarfe im technischen<br />
Bereich überhaupt erfüllen zu<br />
können, zählen aber auch Up- und<br />
Reskilling, das Höher- und Weiterqualifizieren,<br />
und internationales Recruiting<br />
zu den wichtigsten Methoden.<br />
„Active Sourcing, also das aktive Ansprechen<br />
von möglichen Fachkräften,<br />
übernehmen heutzutage wir als<br />
Dienstleister oder sogar die Personaler<br />
in den Unternehmen selbst“, erklärt<br />
Markus Beckhäuser.<br />
Out sind laut Andreas Nusko, Geschäftsführer<br />
von Franz & Wach, langwierige<br />
Online-Bewerbungsformulare.<br />
„Selbst Anfragen bei der Arbeitsagentur<br />
sind zunehmend erfolglos.‘‘ Was gut<br />
funktioniere, seien zielgruppenspezifische<br />
Anzeigen, die direkt im Umfeld<br />
der Zielgruppe platziert werden. Dies<br />
kann offline erfolgen, Plakate oder<br />
Printwerbung, oder auch online über<br />
soziale Medien. Häufig genutzt werden<br />
auch Portale wie Xing oder LinkedIn,<br />
sagt Beckhäuser, um dort nach geeigneten<br />
Kandidaten zu suchen und sie<br />
direkt anzusprechen.<br />
„Perfect Match“: Wenn Kandidat, Stellenprofil und Unternehmen zu 70 Prozent<br />
zusammenpassen, ist das für Personaldienstleister ein guter Erfolg.<br />
Bera nutzt künstliche Intelligenz,<br />
um Bewerbungen nach bestimmten<br />
Kriterien zu filtern und das Sichten der<br />
eingehenden Unterlagen zu optimieren.<br />
Während des gesamten Prozesses<br />
kommen digitale Helfer zum Einsatz.<br />
Automatisierte Workflows wie Bestätigungen,<br />
dass die Bewerbermail eingegangen<br />
ist, sparen Zeit und tragen eher<br />
zum guten Image bei als keine Eingangsbestätigung.<br />
Franz & Wach setzen aktuell auf<br />
performance-getriebenes Marketing<br />
über soziale Medien. „Dabei werden<br />
die Bewerbungsabläufe maximal vereinfacht<br />
und die Anforderungen an<br />
Bewerbungsunterlagen immer weiter<br />
heruntergeschraubt“, erklärt Andreas<br />
Nusko. „Eine zunehmende Bedeutung<br />
im Bewerbungsablauf spielen heute<br />
auch Messengerdienste wie Whats-<br />
App. Aber auch Videobewerbungen<br />
und Sprachbewerbungen sind stark im<br />
Kommen. Im Fachkräftebereich ist natürlich<br />
auch das Active Sourcing wichtig,<br />
wobei man hier nicht mehr von einem<br />
Trend sprechen kann.“<br />
Auch andere Aspekte befinden<br />
sich im Wandel. „Neben neuen KI-basierten<br />
Tools und ressourcenintensiven<br />
Recruiting-Aktivitäten wie Active<br />
Sourcing, Social Recruiting müssen<br />
Personaler heute vor allem kandidatenzentrierter<br />
wie auch generationsgerecht<br />
agieren. Dies spiegelt sich auch<br />
in dem neuen Recruiting-Trend ,Employee<br />
Wellbeing‘ wieder“, sagt Rath.<br />
Damit der Bewerber den potenziellen<br />
neuen Arbeitgeber auch in guter Erinnerung<br />
behält, bedarf es zuallererst einer<br />
guten Wahrnehmbarkeit, etwa auf<br />
der Unternehmenshomepage. Markus<br />
Beckhäuser empfiehlt daher, Jobvakanzen<br />
prominent im Netz zu platzieren.<br />
„Wenn der Bewerber den Job nicht<br />
in zehn Sekunden findet, ist er unter<br />
Umständen wieder weg“ – und damit<br />
wohl bei der Konkurrenz. Hinzu<br />
kommt die Sichtbarkeit über Facebook<br />
oder TikTok, dort, wo die Zielgruppe<br />
ist, „mit authentischer Kommunikation<br />
und dem Fokus auf nachhaltiger<br />
Kundenbindung“, sagt Beckhäuser.<br />
Neben einer zuvorkommenden<br />
Behandlung der Kandidaten steht<br />
auch ein durchdachter Bewerbungsprozess<br />
im Vordergrund. „Wichtig ist,<br />
dass die händeringend gesuchten<br />
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<strong>August</strong> <strong>2022</strong><br />
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