23.08.2022 Aufrufe

PROMAGAZIN August 2022

Unsere Themen der August-Ausgabe: Familienunternehmen, Personalmangel, Ratgeber Karriere

Unsere Themen der August-Ausgabe: Familienunternehmen, Personalmangel, Ratgeber Karriere

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

WIRTSCHAFT | Personal<br />

Personal | WIRTSCHAFT<br />

Die Babyboomer treten nun ab, und<br />

während damals Zeitungsannoncen<br />

das übliche Mittel waren, sind es heute,<br />

bei der Generation X, Y und Z, auch<br />

die sozialen Medien.“ Und sie bestimmen,<br />

wie der Markt aussieht: „Das Unternehmen<br />

bewirbt sich heute bei der<br />

Fachkraft.“<br />

Fachkräftenachwuchs muss heute auf allen Kanälen gezielt angesprochen werden.<br />

„Heute bewirbt sich<br />

das Unternehmen“<br />

Social Recruiting, New Work und Employer Branding: Hinter diesen<br />

Signalwörtern verbirgt sich die neue Wirklichkeit der Personaldienstleister.<br />

Angesichts des Fachkräftemangels greifen diese neben den<br />

klassischen auch verstärkt zu digital unterstützten Methoden, um<br />

Arbeitnehmer zu vermitteln. Der Aufwand dafür wird immer größer.<br />

Im Vergleich zum Rest Deutschlands<br />

steht der Main-Tauber-Kreis gut da:<br />

2,6 Prozent Arbeitslose sprechen<br />

laut Arbeitsagentur eine deutliche<br />

Sprache. Das bedeutet jedoch für viele<br />

Unternehmen im Umkehrschluss, dass<br />

sie oftmals Fachkräfte von außerhalb<br />

anwerben müssen. Wer sich dafür eines<br />

Personaldienstleisters bedient,<br />

und sei es nur zu Beratungszwecken,<br />

muss sich mit einer neuen Wirklichkeit<br />

auseinandersetzen.<br />

„Die Welt des Recruitings verändert<br />

sich rasant. Der Fachkräftemangel<br />

war noch nie so massiv zu spüren wie<br />

aktuell. Führungskräfte und Personal<br />

stehen daher vor großen Aufgaben.<br />

Doch viele Entscheider sitzen noch auf<br />

einem viel zu hohen Ross, denn der Arbeitsmarkt<br />

wartet nicht mehr auf die<br />

Unternehmen“, mahnt daher Bernd H.<br />

Rath, Inhaber und Geschäftsführer der<br />

Bera GmbH, Personaldienstleister und<br />

-berater aus Heilbronn.<br />

Im Recruiting ist der Aufwand in<br />

den letzten Jahren deutlich gestiegen,<br />

sagt Tobias Glass, Mitinhaber der Temperso<br />

GmbH: „Die Wechselbereitschaft<br />

der Kandidaten war noch nie so<br />

hoch wie aktuell, allerdings wollen diese<br />

angesprochen werden und melden<br />

sich nicht unbedingt selbst.“<br />

Michael Beckhäuser, Gründer<br />

von Beckhäuser Personal und Lösungen,<br />

arbeitet seit 27 Jahren im Recruiting.<br />

„Die demografische Entwicklung<br />

wurde lange nicht ernst genommen.<br />

Fotos: Adobe Stock/Maridav, Industrieblick<br />

DIGITALE TOOLS SIND HEUTE<br />

UNVERZICHTBAR<br />

Neue Kanäle müssen zusätzlich bespielt<br />

werden: mit Digitalisierung, Automatisierung<br />

und künstlicher Intelligenz.<br />

Gleichzeitig führen altbewährte<br />

Methoden wie das Empfehlungsmarketing<br />

weiterhin das Ranking der erfolgreichen<br />

Instrumente an. KI und die<br />

zielgerechte Ansprache werden jedoch<br />

immer wichtiger, sagt Jochen Rummel,<br />

Mitinhaber von Temperso. „Mundpropaganda<br />

hat nach wie vor einen sehr<br />

hohen Stellenwert und wird mittlerweile<br />

durch Social-Media-Tools unterstützt,<br />

etwa firstbird.com, softgarden.<br />

de oder talentry.com“, ergänzt Rath.<br />

Um die großen Bedarfe im technischen<br />

Bereich überhaupt erfüllen zu<br />

können, zählen aber auch Up- und<br />

Reskilling, das Höher- und Weiterqualifizieren,<br />

und internationales Recruiting<br />

zu den wichtigsten Methoden.<br />

„Active Sourcing, also das aktive Ansprechen<br />

von möglichen Fachkräften,<br />

übernehmen heutzutage wir als<br />

Dienstleister oder sogar die Personaler<br />

in den Unternehmen selbst“, erklärt<br />

Markus Beckhäuser.<br />

Out sind laut Andreas Nusko, Geschäftsführer<br />

von Franz & Wach, langwierige<br />

Online-Bewerbungsformulare.<br />

„Selbst Anfragen bei der Arbeitsagentur<br />

sind zunehmend erfolglos.‘‘ Was gut<br />

funktioniere, seien zielgruppenspezifische<br />

Anzeigen, die direkt im Umfeld<br />

der Zielgruppe platziert werden. Dies<br />

kann offline erfolgen, Plakate oder<br />

Printwerbung, oder auch online über<br />

soziale Medien. Häufig genutzt werden<br />

auch Portale wie Xing oder LinkedIn,<br />

sagt Beckhäuser, um dort nach geeigneten<br />

Kandidaten zu suchen und sie<br />

direkt anzusprechen.<br />

„Perfect Match“: Wenn Kandidat, Stellenprofil und Unternehmen zu 70 Prozent<br />

zusammenpassen, ist das für Personaldienstleister ein guter Erfolg.<br />

Bera nutzt künstliche Intelligenz,<br />

um Bewerbungen nach bestimmten<br />

Kriterien zu filtern und das Sichten der<br />

eingehenden Unterlagen zu optimieren.<br />

Während des gesamten Prozesses<br />

kommen digitale Helfer zum Einsatz.<br />

Automatisierte Workflows wie Bestätigungen,<br />

dass die Bewerbermail eingegangen<br />

ist, sparen Zeit und tragen eher<br />

zum guten Image bei als keine Eingangsbestätigung.<br />

Franz & Wach setzen aktuell auf<br />

performance-getriebenes Marketing<br />

über soziale Medien. „Dabei werden<br />

die Bewerbungsabläufe maximal vereinfacht<br />

und die Anforderungen an<br />

Bewerbungsunterlagen immer weiter<br />

heruntergeschraubt“, erklärt Andreas<br />

Nusko. „Eine zunehmende Bedeutung<br />

im Bewerbungsablauf spielen heute<br />

auch Messengerdienste wie Whats-<br />

App. Aber auch Videobewerbungen<br />

und Sprachbewerbungen sind stark im<br />

Kommen. Im Fachkräftebereich ist natürlich<br />

auch das Active Sourcing wichtig,<br />

wobei man hier nicht mehr von einem<br />

Trend sprechen kann.“<br />

Auch andere Aspekte befinden<br />

sich im Wandel. „Neben neuen KI-basierten<br />

Tools und ressourcenintensiven<br />

Recruiting-Aktivitäten wie Active<br />

Sourcing, Social Recruiting müssen<br />

Personaler heute vor allem kandidatenzentrierter<br />

wie auch generationsgerecht<br />

agieren. Dies spiegelt sich auch<br />

in dem neuen Recruiting-Trend ,Employee<br />

Wellbeing‘ wieder“, sagt Rath.<br />

Damit der Bewerber den potenziellen<br />

neuen Arbeitgeber auch in guter Erinnerung<br />

behält, bedarf es zuallererst einer<br />

guten Wahrnehmbarkeit, etwa auf<br />

der Unternehmenshomepage. Markus<br />

Beckhäuser empfiehlt daher, Jobvakanzen<br />

prominent im Netz zu platzieren.<br />

„Wenn der Bewerber den Job nicht<br />

in zehn Sekunden findet, ist er unter<br />

Umständen wieder weg“ – und damit<br />

wohl bei der Konkurrenz. Hinzu<br />

kommt die Sichtbarkeit über Facebook<br />

oder TikTok, dort, wo die Zielgruppe<br />

ist, „mit authentischer Kommunikation<br />

und dem Fokus auf nachhaltiger<br />

Kundenbindung“, sagt Beckhäuser.<br />

Neben einer zuvorkommenden<br />

Behandlung der Kandidaten steht<br />

auch ein durchdachter Bewerbungsprozess<br />

im Vordergrund. „Wichtig ist,<br />

dass die händeringend gesuchten<br />

46<br />

<strong>August</strong> <strong>2022</strong><br />

47

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!