Lebensart im Norden | September 2022 | Hamburg Nord

finden. Auf der einen Seite erhalte ich von meinen Mandantinnen und
Mandanten sehr häufig die Aussage, dass man für die ausgeschriebene
Stelle nicht ausreichend qualifiziert ist. Bei genauerem Hinsehen fällt
dann jedoch auf, dass das so hochtrabend ausformulierte Anforderungsprofil
nichts anderes als „alter Wein in neuen Schläuchen“ ist.
Unternehmensinterne Fachbegriffe oder die Nutzung von Anglizismen
lassen den Bewerber oder die Bewerberin nicht sofort erkennen,
was für die Position wirklich gefordert wird, was dazu führt, dass eine
Bewerbung erst gar nicht versendet wird.
Fähigkeiten und Kompetenzen kennen
Ein weitaus relevanteres Thema findet sich auf der Seite der Bewerber
und Bewerberinnen. Unzählige Male schon wurde ich im Coaching
von einem Mandantinnen und Mandanten gebeten, auf eine konkrete
Stelle eine Bewerbung zu fertigen. Meine erste Frage ist dann stets,
warum sich Mandantinnen und Mandanten auf diese Stelle bewerben
möchten, und welche Qualifikationen, Kompetenzen und Kenntnisse
ganz konkret Bewerberinnen und Bewerber dem Arbeitgeber anbieten
können. Machen Sie, liebe Leserinnen und Leser, doch einmal den
Selbsttest und schreiben Sie 50 Fähigkeiten auf, die Sie besitzen und
in Ihrem Berufsleben einbringen können. Im zweiten Schritt fragen
Sie sich, ob Sie sich wirklich zutrauen, das, was Sie für sich gefunden
haben, auch wirklich professionell im Job einzubringen. Oder ob Sie
denken, das ist schon so lange her, das habe ich nur kurze Zeit gemacht,
da war ich ja nur in der Mitwirkung und nicht in der Verantwortung.
Warum stelle ich Ihnen diese Fragen? Weil die Antwortmöglichkeiten,
die ich hier genannt habe, tägliche Praxis in meinen Coachings sind.
Problem: Darstellung nach außen
Wenn Sie es geschafft haben, ein Bewusstsein über Ihre Fähigkeiten
zu erlangen und im Vertrauen zu sein, dass Sie diese auch umsetzen
können, bleibt nun noch die Frage offen, wie die Informationen richtig
transportiert werden.
Sechs Sekunden bis zur Entscheidung
Stellen Sie sich doch selbst einmal die Frage, wenn Sie Werbung oder
Angebote lesen, wie viel Zeit Sie sich nehmen, um zu entscheiden, ob
das Angebot für Sie interessant ist oder Sie zum nächsten Angebot weiterblättern.
Man sagt allgemein, dass eine erste Entscheidung innerhalb
von sechs Sekunden getroffen wird. Und warum sollten denn nun
Personalerinnen und Personaler anders agieren als Konsumentinnen
und Konsumenten? Wer in den ersten sechs Sekunden nur unwesentliche
und strukturelle Daten liefert, anstatt von seinen Kompetenzen
zu berichten, muss sich nicht wundern, dass die Absage zügig folgt.
Schließlich ist eine BeWERBUNG nichts anderes als Werbung in
eigener Sache. Nun kommt aber immer die Entgegnung, dass dies ja im
Anschreiben dargelegt wird. Wussten Sie, dass mehr als 55 Prozent der
Personaler und Arbeitgeber gar keine Anschreiben lesen?
Über den Autor
Joachim Schultze ist Diplom-Kaufmann und
Jurist für Arbeits- und Sozialrecht und verfügt über
eine über 20-jährige Erfahrung als Führungskraft und
Personalentscheider. Vor acht Jahren hat er sich als Personalberater,
Karriere- und Bewerbungscoach mit der
BEWERBERMANUFAKTUR selbständig gemacht und
seitdem mehreren tausend Arbeitsuchenden erfolgreich
zum neuen Job verholfen. Für Menschen in Arbeitslosigkeit
können die Coachings zu 100 Prozent von der
Arbeitsagentur oder dem Jobcenter gefördert werden.
Weitere Informationen zu seiner Arbeit finden Sie unter:
> > www.bewerbermanufaktur.de.
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09.2022 Anzeigenspezial lebensart 21