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BOLD THE MAGAZINE No.60

EXKLUSIV IM INTERVIEW: IDRIS ELBA | CARA DELEVINGNE: CARA LOVES KARL | JAMES BOND FÜR EINEN TAG | TOSKANA: STILE DI VITA ITALIANO | 50 JAHRE MERCEDES-BENZ S-KLASSE | ANTONIO BANDERAS: „DER BESTE FILM ALLER ZEITEN“ | LARS EIDINGER

EXKLUSIV IM INTERVIEW: IDRIS ELBA | CARA DELEVINGNE: CARA LOVES KARL | JAMES BOND FÜR EINEN TAG | TOSKANA: STILE DI VITA ITALIANO | 50 JAHRE MERCEDES-BENZ S-KLASSE | ANTONIO BANDERAS: „DER BESTE FILM ALLER ZEITEN“ | LARS EIDINGER

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LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 60<br />

<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />

<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

IDRIS ELBA<br />

EXKLUSIV<br />

IM INTERVIEW<br />

CARA DELEVINGNE: CARA LOVES KARL // JAMES BOND FÜR EINEN TAG<br />

TOSKANA: STILE DI VITA ITALIANO // 50 JAHRE MERCEDES-BENZ S-KLASSE<br />

ANTONIO BANDERAS: „DER BESTE FILM ALLER ZEITEN“ // LARS EIDINGER


6 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INHALT<br />

CONTENTS<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

UND <strong>THE</strong>MEN<br />

LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 60<br />

LIFESTYLE<br />

TRAVEL<br />

<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />

Exklusiv im Interview:<br />

Idris Elba<br />

8<br />

Stile di Vita Italiano:<br />

Toskana<br />

68<br />

<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Im Gespräch:<br />

Antonio Banderas<br />

„Der beste Film aller Zeiten“<br />

FASHION<br />

34<br />

MOTION<br />

Be a Stuntdriver for a Day:<br />

James Bond für einen Tag<br />

Aston Martin<br />

42<br />

IDRIS ELBA<br />

EXKLUSIV<br />

IM INTERVIEW<br />

CARA DELEVINGNE: CARA LOVES KARL // JAMES BOND FÜR EINEN TAG<br />

TOSKANA: STILE DI VITA ITALIANO // 50 JAHRE MERCEDES-BENZ S-KLASSE<br />

ANTONIO BANDERAS: „DER BESTE FILM ALLER ZEITEN“ // LARS EIDINGER<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> No. 60<br />

Idris Elba<br />

Foto: B. Evans (AUGUST)<br />

Cara Delevingne:<br />

Cara loves Karl<br />

(Kapselkollektion mit<br />

geschlechtsneutralen Stilen<br />

und nachhaltigen Materialien)<br />

The new way of life<br />

for Women<br />

ART<br />

Mythos Traumfabrik:<br />

Das Jahrhundert der Filmstudios<br />

Vorschau Ausstellungen:<br />

Willy Ronis – Zuerst das Leben<br />

(Dieselkraftwerk Cottbus)<br />

und Lars Eidinger<br />

(Leica Galerie Salzburg)<br />

16<br />

56<br />

26<br />

32<br />

The Gentleman Express:<br />

50 Jahre Mercedes-Benz S-Klasse<br />

Der neue Kia Niro:<br />

Die zweite Generation des<br />

Elektro-Bestsellers ist eine<br />

Kombination aus<br />

Umweltfreundlichkeit, Fahrspaß,<br />

Komfort und Design<br />

DESIGN<br />

Perfektes Design:<br />

Begehrenswert<br />

Cool Stuff<br />

DIE LETZTE SEITE<br />

Impressum<br />

48<br />

64<br />

74<br />

82


MATÉRIA SERIES<br />

Christian Haas 2021<br />

classicon.com


IDRIS ELBA<br />

EXKLUSIV<br />

IM INTERVIEW<br />

AUTOR & INTERVIEW: J. FINK


Fotos: Metro Goldwyn Mayer (MGM), „Three Thousand Years of Longing“


INTERVIEW / IDRIS ELBA<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 11<br />

Seit Mitte der neunziger Jahre steht Idris Elba vor der Kamera, spätestens seit der Titelrolle in<br />

der erfolgreichen Krimiserie „Luther“ wurde er endgültig zum Weltstar. Nun ist der Brite gleich<br />

in zwei neuen Filmen auf der Leinwand zu sehen: im Actionthriller „Beast – Jäger ohne Gnade“<br />

(seit August im Kino) sowie in der Fantasy-Romanze „Three Thousand Years of Longing“<br />

(ab September im Kino).<br />

Die meisten britischen Schauspieler, die<br />

irgendwann groß herauskommen, sind klassisch<br />

ausgebildet, haben elitäre Colleges<br />

besucht und womöglich an renommierten<br />

Hochschulen wie der Royal Academy of<br />

Dramatic Art gelernt. Doch es geht auch<br />

anders, wie der Werdegang von Idris Elba<br />

zeigt. Im September 1972 im Londoner<br />

Stadtteil Hackney als Sohn eines aus Sierra<br />

Leone stammenden Vaters und einer ghanaischen<br />

Mutter geboren, hat Elba eine alles<br />

andere als vornehme Herkunft. Als Jugendlicher<br />

half er seinem Onkel, auf Hochzeiten<br />

aufzulegen, wenig später begann er selbst, als<br />

DJ sein Geld zu verdienen. Für ein Studium<br />

konnte er sich nicht lange begeistern, lieber<br />

stand er als „Big Driis“ in Londoner Nachtclubs<br />

am Plattenteller. Im Zweifelsfall halfen<br />

Aushilfsjobs in der gleichen Autofabrik, in<br />

der sein Vater arbeitete, dabei, die Kasse<br />

aufzufüllen.<br />

Erst in seinen Zwanzigern entdeckte der<br />

Quereinsteiger die Schauspielerei als potenziellen<br />

Job: Für eine Folge der Sendung<br />

„Crimewatch“, dem britischen Pendant zu<br />

„Aktenzeichen XY ungelöst“, durfte er einen<br />

Mord nachstellen – und fand Gefallen an<br />

der Sache. Es folgten jede Menge Nebenrollen<br />

in den unterschiedlichsten Fernsehproduktionen,<br />

unter anderem als Gigolo in<br />

der Comedy-Serie „Absolutely Fabulous“,<br />

mal als Kleinkrimineller oder auch als Polizist,<br />

in den „Ruth Rendell Mysteries“ oder<br />

der Seifenoper „Family Affairs“.<br />

Der Durchbruch gelang Elba allerdings<br />

erst im Alter von 30 Jahren – und nach<br />

einem Umzug in die USA. Als Gangster und<br />

Drogendealer Stringer Bell übernahm er<br />

eine tragende Rolle in den ersten drei Staffeln<br />

der Serie „The Wire“ von David Simon,<br />

die bis heute als eine der besten Serien des<br />

21. Jahrhunderts gilt. Das Crime Drama<br />

hatte zwar, verglichen mit der Konkurrenz,<br />

überschaubare Einschaltquoten, doch selbst<br />

innerhalb der Branche war die Begeisterung<br />

so groß, dass sich für den Briten fortan ein<br />

Job an den nächsten reihte: In „28 Weeks<br />

Later“ war er ebenso zu sehen wie in einigen<br />

Folgen der Sitcom „The Office“; mit Ridley<br />

Scott drehte er „American Gangster“ und<br />

mit Guy Ritchie „Rock N Rolla“, während<br />

im Thriller „Obsessed“ niemand Geringeres<br />

als die US-amerikanische R&B- und Pop-<br />

Sängerin Beyoncé Knowles seine Ehefrau<br />

spielte. Einem Millionenpublikum bekannt<br />

wurde der Fußball- und vor allem Arsenal-<br />

Fan Idris Elba mit der BBC-Produktion<br />

„Luther“, in der er ab 2010 fünf Staffeln<br />

lang den genialen und für seine unkonventionellen<br />

Methoden berüchtigten Polizeiermittler<br />

Detective Chief Inspector John<br />

Luther verkörperte.


12 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INTERVIEW / IDRIS ELBA<br />

Die Serie, der demnächst auf Netflix noch<br />

eine bereits abgedrehte Fortsetzung in Filmform<br />

folgen wird, brachte ihm nicht nur<br />

einen Golden Globe und mehrere Emmy-<br />

Nominierungen ein, sondern auch eine<br />

ganze Reihe von Engagements in Hollywood-Blockbustern.<br />

Im Marvel-Universum<br />

trat er als Heimdall auf, in „Star Trek Beyond“<br />

als Krall, außerdem war er in der „Alien“-<br />

-Fortsetzung „Prometheus“ genauso mit<br />

von der Partie wie in Guillermo del Toros<br />

„Pacific Rim“, der Stephen King-Verfilmung<br />

„Der Dunkle Turm“ oder dem „Fast & Furious“-Ableger<br />

„Hobbs & Shaw“. Hauptrollen<br />

in anspruchsvollen Dramen wie „Mandela<br />

– The Long Walk to Freedom“, „Beast of<br />

No Nation“ oder „Concrete Cowboy” übernahm<br />

er ebenfalls – und es blieb sogar Zeit<br />

für ein Regiedebüt („Yardie“), zwei selbst<br />

erdachte, teilweise autobiografische Serien<br />

(„In the Long Run“ & „Turn Up Charlie“)<br />

sowie diverse musikalische Projekte (2015<br />

etwa trat er in Berlin im Vorprogramm von<br />

Madonna auf).<br />

An ein Kürzertreten war auch während<br />

Corona nicht zu denken, und das, obwohl<br />

Elba und seine dritte Ehefrau Sabrina gleich<br />

in den ersten Pandemie-Tagen erkrankten.<br />

Nachdem er im vergangenen Jahr in der<br />

Comic-Verfilmung „The Suicide Squad“<br />

sowie dem coolen Western „The Harder<br />

They Fall“ zu sehen war, geht er nun erneut<br />

mit zwei Filmen an den Start. In „Beast –<br />

Jäger ohne Gnade“ versucht er, als Witwer<br />

in Südafrika seine Töchter vor einem Löwen<br />

zu beschützen, während er als Flaschengeist<br />

in „Three Thousand Years of Longing“<br />

von „Mad Max“-Regisseur George Miller<br />

mit seinen Geschichten Tilda Swinton die<br />

Liebe näher bringt. Mehr Vielseitigkeit geht<br />

eigentlich nicht.<br />

Mr. Elba, Ihr neuer Film „Three Thousand<br />

Years of Longing“ ist über weite<br />

Strecken eine Zwei-Personen-Geschichte.<br />

Wie wichtig ist es in so einem Fall, sich<br />

mit seinem Gegenüber wirklich gut zu<br />

verstehen?<br />

Das ist von entscheidender Bedeutung. Die<br />

Chemie muss stimmen, wenigstens schauspielerisch.<br />

In unserem Fall hatten wir das<br />

Glück, dass Tilda Swinton und ich uns<br />

schon vor dem Film zumindest ein bisschen<br />

kannten. Außerdem hatten wir dann, was<br />

nicht unbedingt üblich ist, auch noch eine<br />

dreiwöchige Probezeit direkt vor den Dreharbeiten,<br />

in der wir ausführlich jedes Detail<br />

des Drehbuchs besprechen und uns auch<br />

persönlich austauschen konnten. Als dann<br />

die eigentliche Arbeit losging, waren wir<br />

also bestens eingespielt. Wobei ich glaube,<br />

dass wir beide Vollprofis genug sind und die<br />

Sache auch gut hinbekommen hätten, wenn<br />

wir uns am ersten Drehtag zum ersten Mal<br />

begegnet wären.<br />

Sehen Sie den Film als eine Hommage ans<br />

Geschichtenerzählen?<br />

Für mich ist der Film, wie so vieles, was sich<br />

George Miller ausdenkt, wirklich enorm<br />

ungewöhnlich und speziell, aber tatsächlich<br />

hat er einen ganz schlichten, ehrlichen Kern.<br />

Denn in der Tat geht es letztlich darum,<br />

daran zu erinnern, welche Kraft Geschichten<br />

haben können und wie wichtig sie für uns<br />

Menschen sind. Dabei ist es natürlich die<br />

Ironie des Schicksals, dass wir diesen Film<br />

zu einer Zeit in Australien gedreht haben, in<br />

der der Rest der Welt größtenteils Pandemiebedingt<br />

stillstand. Denn durch Corona war<br />

es ja eine Zeitlang unmöglich geworden, sich<br />

zu versammeln, um gemeinsam Geschichten<br />

erzählt zu bekommen, sei das nun im Kino,<br />

im Theater oder anderswo.<br />

Pandemie hin oder her, Sie selbst sind<br />

einer der meistbeschäftigten Männer im<br />

Showgeschäft. Fällt Ihnen zuhause ohne<br />

Arbeit die Decke auf den Kopf?<br />

Das nicht, aber tatsächlich macht mich<br />

kaum etwas so glücklich wie meine Arbeit.<br />

Wobei es in meinem Job von außen oft nach<br />

sehr viel mehr Stress aussieht als es ist. Nur<br />

weil in einem Jahr etwa drei Projekte gleichzeitig<br />

ans Licht der Öffentlichkeit kommen,<br />

heißt das nicht automatisch, dass sie auch<br />

innerhalb eines Jahres entstanden sind. Aber<br />

fleißig war ich immer schon. Früher war ich<br />

nur noch nicht so bekannt, da haben das<br />

nicht alle wahrgenommen.<br />

Ausgerechnet Ihr Regiedebüt „Yardie“<br />

ging vor vier Jahren in den Kinos eher<br />

unter. Haben Sie trotzdem Lust, auch<br />

künftig hinter der Kamera Platz zu<br />

nehmen?<br />

Der Film hatte leider nicht den kommerziellen<br />

Erfolg, den ich mir gewünscht hätte.<br />

In vielen Ländern kam er nicht einmal<br />

ins Kino. Aber ich bin trotzdem stolz auf<br />

„Yardie“ und würde nichts an ihm ändern.<br />

Der Prozess des Filmemachens ist für den


Fotos: Universal Pictures Germany, „Beast – Jäger ohne Gnade“


INTERVIEW / IDRIS ELBA<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 15<br />

Regisseur natürlich ein vollkommen anderer<br />

als für einen Schauspieler, und ich werde<br />

auf jeden Fall auch in Zukunft weiter Filme<br />

inszenieren. Und vielleicht sogar mal einen<br />

in einer ganz anderen Größenordnung.<br />

Wir müssen auch über Musik sprechen,<br />

denn Sie stehen ja bis heute regelmäßig<br />

am DJ-Pult. Warum hängen Sie so sehr<br />

am Auflegen, dass Sie sich dafür trotz aller<br />

Schauspieljobs immer wieder die Zeit<br />

nehmen?<br />

Dieses unmittelbare Feedback ist etwas ganz<br />

Besonderes. Als Schauspieler hat man das<br />

bestenfalls beim Theater. Aber als DJ ist<br />

das noch einmal etwas ganz anderes. Wenn<br />

man da seine Sache gut macht und die richtige<br />

Chemie herstellt, dann bringt man jede<br />

einzelne Person im Raum in Stimmung und<br />

zum Tanzen. Das ist nicht zu überbieten.<br />

Welche Musik legen Sie auf?<br />

House, mitunter mit Techno-Einschlag. Ich<br />

bin öfter auf Ibiza im Einsatz, in großen<br />

Clubs wie dem Pacha. Aber auch beim legendären<br />

Glastonbury-Festival war ich schon<br />

am Start. Zuhause in London lege ich auch<br />

mal in deutlich kleineren Locations auf.<br />

Kann man Sie auch noch für Hochzeiten<br />

buchen, so wie in Ihrer Jugend?<br />

ist ohne Frage meine Liebe zur Musik! Ich<br />

höre auch von morgens bis abends Musik<br />

und bin immer auf der Suche nach tollen<br />

neuen Songs für mein DJ-Set.<br />

Sie werden seit langer Zeit auch als möglicher<br />

neuer James Bond-Darsteller gehandelt.<br />

Aber die Fragen danach sind Sie<br />

sicherlich leid, oder?<br />

Oh, bitte ... Das waren immer schon nur<br />

wilde Gerüchte und ich hatte dazu noch nie<br />

etwas zu sagen. Das werde ich auch jetzt<br />

nicht tun, denn sonst wird die Sache nur<br />

zum x-ten Mal hochgekocht.<br />

Dann sprechen wir über Ihren Titel<br />

„Sexiest Man Alive“, zu dem ernannte Sie<br />

2018 ein US-Magazin! Fanden Sie das<br />

eher albern oder schmeichelhaft?<br />

Natürlich war ich geschmeichelt, keine Frage<br />

(lacht). Ich würde lügen, wenn ich behauptete,<br />

mein Ego wäre nicht darauf angesprungen.<br />

Aber je mehr Zeit verging, desto<br />

mehr habe ich die lustige Seite an der Sache<br />

entdeckt. Nicht zuletzt während der Arbeit<br />

an „Fast & Furious: Hobbs & Shaw“, denn<br />

da spielte mein Kollege Dwayne Johnson<br />

mit, der den gleichen Titel zwei Jahre vor mir<br />

innehatte. Da gab es natürlich viel Gelegenheit<br />

für kleine Scherze.<br />

Haha, nicht mehr, sorry. Aber früher habe ich<br />

das in der Tat immer wieder gemacht. Heutzutage<br />

lege ich aber nicht mehr des Geldes<br />

wegen auf. Also natürlich werde ich bezahlt.<br />

Aber der Grund, warum ich weiter mache,<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.linktr.ee/IdrisElba<br />

@idriselbaofficial4


16 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

CARA<br />

LOVES Y<br />

KARL<br />

FASHION<br />

FOTOGRAF: M. SCADENBERG<br />

Inspiriert von ihrer besonderen Bindung zueinander,<br />

durchdringt die Kollektion CARA LOVES KARL<br />

Karls ikonische Ästhetik mit Cara Delevingnes (Model)<br />

facettenreichem Einfluss.<br />

Die Kollektion ist nachhaltig,<br />

geschlechtsneutral, Größen universell<br />

und leidenschaftlich.<br />

www.karl.com


Foto: G. Hoyningen-Huene (Judy Garland, Hollywood 1945)


ART / SEHENSWERT<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 27<br />

MYTHOS<br />

TRAUMFABRIK<br />

DAS JAHRHUNDERT<br />

DER FILMSTUDIOS<br />

AUTOR: H. G. TEINER<br />

Aktuell zeigt die Berliner Helmut Newton Stiftung eine beachtenswerte Gruppenausstellung<br />

mit dem Titel „Hollywood“, die auf ein ganzes Jahrhundert Filmindustrie blickt. Die<br />

illustre Namensliste der Ausgestellten: Eve Arnold, Anton Corbijn, Philip-Lorca diCorcia,<br />

Michael Dressel, George Hoyningen-Huene, Jens Liebchen, Ruth Harriet Louise, Inge<br />

Morath, Helmut Newton, Steve Schapiro, Julius Shulman, Alice Springs und Larry Sultan.<br />

Zudem Fotografien von George Hurrell sowie Publikationen von Annie Leibovitz und Ed<br />

Ruscha, die in besonderen Vitrinen präsentiert werden.


Foto: I. Morath (Marilyn Monroe und Arthur Miller in „The Misfits“ 1960)


Foto: J. Shulman (Stahl Residence, Los Angeles 1960)


ART / SEHENSWERT<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 31<br />

Helmut Newton ist für diese Gruppenausstellung<br />

der gleichnamigen Foundation<br />

der Ausgangspunkt: In seiner Fotografie<br />

hat sich Newton immer wieder in besonderer<br />

Weise auf die Ästhetik des Kinos<br />

bezogen, etwa bei Alfred Hitchcock oder<br />

aus Werken der französischen Nouvelle<br />

„Vague“. So wirken einige seiner Modeinszenierungen<br />

seit den 1960er Jahren<br />

stilistisch kinematographisch, und einige<br />

seiner Porträts seit den 1970er Jahren<br />

eher kunstvoll.<br />

Im Hauptraum der Ausstellung steht<br />

das Medium Film und Hollywood unter<br />

verschiedenen Aspekten im Mittelpunkt.<br />

So etwa die Porträts der Stars aus der<br />

frühen Hollywood-Zeit von Ruth Harriet<br />

Louise und George Hoyningen-Huene<br />

oder spätere Standbilder und Filmsets<br />

von Steve Schapiro sowie verschiedener<br />

Magnum-Fotografen, darunter Eve<br />

Arnold und Inge Morath; beide begleiteten<br />

im Jahr 1960 die Dreharbeiten des<br />

John Huston-Films „Misfits“, mit Marilyn<br />

Monroe und Clark Gable in den Hauptrollen.<br />

In einem anderen Raumkompartiment<br />

sind fünf Schwarz-Weiß-Arbeiten<br />

des Fotografen Anton Corbijn präsentiert,<br />

großartige Portraits von Clint Eastwood<br />

bis Tom Waits. In einer Vitrine sind<br />

die berühmten Hollywood-Porträts von<br />

Annie Leibovitz ausgebreitet, die sie jedes<br />

Jahr für ein Magazin fotografierte. Im<br />

rückwärtigen Ausstellungsraum liegt der<br />

Schwerpunkt auf der Stadt Los Angeles:<br />

Hier sind Julius Shulmans Aufnahmen<br />

der legendären modernen Architektur<br />

der Villen in den Hollywood Hills oder<br />

in Beverly Hills zu sehen, in denen die<br />

Filmstars lebten und die gelegentlich als<br />

Filmset genutzt wurden. Demgegenüber<br />

zeigt uns Michael Dressel seine kontrastreichen<br />

und teilweise schonungslosen<br />

Porträts der Gescheiterten und Desillusionierten<br />

im Umfeld der Filmindustrie. Es<br />

sind flüchtige Begegnungen, die durch<br />

ihre Spontanität und situative Komposition<br />

bestechen. Jens Liebchens Farbbildserie<br />

„L.A. Crossing“ entstand ab 2010 im<br />

Rahmen des von Markus Schaden initiierten<br />

Projekts „La Brea Matrix“ auf den<br />

Spuren von Steven Shore. Aus seinem<br />

Mietwagen heraus fotografierte Liebchen<br />

vordergründig unspektakuläre Straßenszene.<br />

In Form einer Bildsequenz wird<br />

daraus eine emphatisch-soziologische<br />

Gesellschaftsstudie. Gegenüber hängt die<br />

Philip-Lorca diCorcias „Hustler“-Serie aus<br />

den 1990er Jahren, Porträts männlicher<br />

Prostituierter rund um den Santa Monica<br />

Boulevard.<br />

Ein weiteres Segment der Ausstellung<br />

ist die Street Photography, die im June’s<br />

Room zu sehen ist, aufgenommen im<br />

Jahr 1984 von Alice Springs auf der<br />

Melrose Avenue in West Hollywood: Hier<br />

begegnet man der Gegenkultur – der<br />

Punks und Mods, und hier wird die ordinäre<br />

Straße zur Bühne erhoben.<br />

Hollywood<br />

Bis: 20. November 2022<br />

Helmut Newton Foundation<br />

www.helmut-newton-foundation.org


32 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> ART / SEHENSWERT<br />

Foto: Donation W. Ronis, Ministère de la Culture (France)<br />

Foto: F. Stünkel (Lars Eidinger)<br />

Der französische Fotograf Willy Ronis ist<br />

berühmt für seine Street Photography.<br />

Als Ronis 1967 mit der Produktion einer<br />

großen Fotoreportage zur DDR betraut<br />

wurde, kannte er das Land bereits. Sieben<br />

Jahre zuvor war er auf einer Entdeckungsreise<br />

per Bus unterwegs gewesen. Im<br />

Auftrag des Deutsch-Französischen Austauschvereins<br />

(EFA) erstellte er eine fotografische<br />

Dokumentation über den Alltag<br />

in der DDR und präsentierte diese in<br />

Frankreich (1968 bis 1974) in Form einer<br />

Wanderausstellung.<br />

In dieser aktuellen Ausstellung präsentiert<br />

das Brandenburgische Landesmuseum<br />

für moderne Kunst (BLMK) die rund<br />

120 Fotografien zum ersten Mal auch in<br />

Deutschland.<br />

Schauspieler Lars Eidinger, 1976 in West-<br />

Berlin geboren, sieht seine fotografische<br />

Arbeit als eine Darstellung unverfälschter<br />

Bilder der Realität. „Meine Bilder stehen in<br />

der Tradition des Objet Trouvé. Die Motive<br />

finde ich so vor. Ich inszeniere oder manipuliere<br />

sie nicht“, sagt Eidinger, der in<br />

mehreren Tatort-Produktionen vor der<br />

Kamera zu sehen war und Mitglied der<br />

Schaubühne am Lehniner Platz ist. „Mich<br />

interessiert das Unsichtbare, das, was sich<br />

hinter der Illusion verbirgt, das Verdeckte.<br />

,Die Welt ist das Chaos. Das Nichts ist der<br />

zu gebärende Weltgott‘, wie es bei Georg<br />

Büchner heißt“, führt der Mime weiter aus.<br />

„Black & White Thinking ist die Tendenz, in<br />

Extremen zu denken“, ergänzt Karin Rehn-<br />

Kaufmann, Generalbevollmächtigte der<br />

Leica Galerien International.<br />

Willy Ronis – Zuerst das Leben<br />

Bis: 11. September 2022<br />

Lars Eidinger – Black & White Thinking<br />

Bis: 10. September 2022<br />

Dieselkraftwerk Cottbus<br />

www.blmk.de<br />

Leica Galerie Salzburg<br />

www.leica-galerie-salzburg.com


<strong>THE</strong> <strong>BOLD</strong><br />

CAST<br />

PODCAST<br />

EINFACH MAL<br />

REINHÖREN<br />

WWW.<strong>BOLD</strong>CAST.EU


ANTONIO<br />

BANDERAS<br />

IM GESPRÄCH<br />

AUTOR & INTERVIEW: J. FINK


INTERVIEW / ANTONIO BANDERAS<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 37<br />

Spaniens international bekanntester Schauspieler, gefeiert für Hollywood-Erfolge und als Frauenschwarm<br />

– das ist Félix Rivero, einer der Protagonisten im Film „Der beste Film aller Zeiten“<br />

(seit Juni im Kino). Der wiederum wird gespielt von Antonio Banderas, und auf den könnte diese<br />

Beschreibung genauso zutreffen.<br />

Es ist nun nicht so, dass Banderas in dieser<br />

schrägen Komödie, in der die beiden argentinischen<br />

Regisseure Gastón Duprat und<br />

Mariano Cohn nicht nur die eigene Branche,<br />

sondern ganz allgemein menschliche<br />

Regungen wie Neid und Eitelkeit aufs Korn<br />

nehmen, sich selbst spielt. Zumindest wirkt<br />

er, wenn man ihn zum Gespräch trifft, nicht<br />

annähernd so oberflächlich und egozentrisch<br />

wie sein Alter Ego im Film: „Der beste<br />

Film aller Zeiten“. Auf der Leinwand wirkt es<br />

so, als habe er ausgesprochen viel Spaß an der<br />

Rolle, in welcher er mit seinem vom Theater<br />

kommenden, aber ebenfalls eingebildeten<br />

Kollegen (Oscar Martínez) so gar nicht kann<br />

und aus der exzentrischen Regisseurin (Penélope<br />

Cruz) nicht wirklich schlau wird. Denn<br />

natürlich weiß Banderas, der am 10. August<br />

1960 als Sohn einer Lehrerin und eines Polizisten<br />

in Málaga geboren wurde, sehr genau,<br />

was es bedeutet, spanischer Weltstar zu sein.<br />

Zur Schauspielerei kommt er als Jugendlicher,<br />

als die erträumte Fußballkarriere nach<br />

einer Verletzung im Keim erstickt wird. Nach<br />

der Schule beginnt ein Schauspielstudium, in<br />

dem er – noch zu Zeiten des Franco-Regimes<br />

– sogar mal im Zuge einer politischen Brecht-<br />

Inszenierung verhaftet wird. Wenig später fällt<br />

er dem damals ebenfalls noch in den Karriereanfängen<br />

steckenden Regisseur Pedro<br />

Almodóvar auf, der ihm in „Labyrinth der<br />

Leidenschaften“ seine erste Kinorolle gibt.<br />

Die Zusammenarbeit mit Almodóvar bei<br />

exzentrisch-mutigen Filmen wie „Matador“,<br />

„Das Gesetz der Begierde“, „Frauen am Rande<br />

des Nervenzusammenbruchs“ oder „Fessle<br />

mich!“ macht Banderas bekannt – und nicht<br />

nur Madonna wird auf ihn aufmerksam,<br />

in deren Dokumentarfilm „In Bed With<br />

Madonna“ er mitwirkt (später stehen die<br />

beiden auch für das Musical „Evita“ vor<br />

der Kamera). Auch in Hollywood fasst er,<br />

anfangs noch kaum Englisch sprechend,<br />

schnell Fuß, mit Nebenrollen in Prestigeproduktionen<br />

wie „Das Geisterhaus“, „Philadelphia“<br />

oder „Interview mit einem Vampir“.<br />

Endgültig zum Weltstar wird Banderas, der<br />

von 1996 bis 2014 in zweiter Ehe mit Kollegin<br />

Melanie Griffith verheiratet war und eine<br />

Tochter hat, 1998 als Titelheld im Blockbuster<br />

„Die Maske des Zorro“. Seither sind<br />

zahlreiche Erfolge hinzugekommen, von der<br />

„Spy Kids“-Reihe über die geradezu legendäre<br />

Sprecherrolle als gestiefelter Kater in den<br />

„Shrek“-Filmen samt Ablegern. Mit Regielegenden<br />

wie Woody Allen, Steven Soderbergh<br />

oder Terrence Malick dreht er genauso wie<br />

mit Sylvester Stallone und Jason Statham bei<br />

„The Expendables 3“.<br />

Als Pablo Picasso in der zweiten Staffel der<br />

Serie „Genius“ wurde er auch für einen Emmy<br />

und einen Golden Globe nominiert. Seine<br />

größten Erfolge feiert Banderas, der inzwischen<br />

mit einer deutsch-niederländischen


38 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INTERVIEW / ANTONIO BANDERAS<br />

Anlageberaterin liiert ist, mittlerweile wieder<br />

in der alten Heimat. „Leid und Herrlichkeit“,<br />

eine weitere Kollaboration mit Almodóvar,<br />

brachte ihm 2019 die besten Kritiken seiner<br />

Karriere ein, außerdem gab es für die Rolle<br />

eines alternden Filmemachers den Darstellerpreis<br />

in Cannes, den Europäischen Filmpreis<br />

sowie eine Oscar-Nominierung. In<br />

seiner Geburtsstadt betreibt er mittlerweile<br />

ein eigenes Theater, das Teatro del Soho. Was<br />

nicht heißt, dass er Hollywood abgeschworen<br />

hat. Gerade erst stand er beispielsweise für<br />

den neuen „Indiana Jones“-Film vor der<br />

Kamera, der nächstes Jahr in die Kinos<br />

kommen soll.<br />

Herr Banderas, Hand aufs Herz: Wieviel<br />

Ähnlichkeit hat die in „Der beste Film<br />

aller Zeiten“ gezeigte Filmbranche mit der<br />

Realität?<br />

Um Realismus ging es in diesem Fall nicht,<br />

und ich denke, dass mindestens 95% meines<br />

Arbeitsalltags nichts gemein haben mit dem,<br />

was wir jetzt in dieser Komödie zeigen.<br />

Natürlich begegnet man hin und wieder<br />

mal Kollegen, die sich ganz schön sonderbar<br />

verhalten oder sich benehmen, als würde<br />

sich alles nur um sie drehen. Aber die Regel<br />

ist das nicht, denn eigentlich wissen wir alle,<br />

dass man beim Film oder Theater ein funktionierendes,<br />

harmonisches Team braucht,<br />

um gute Arbeit abzuliefern. Und auch wenn<br />

ich nicht bestreiten will, dass es früher sicher<br />

mal Diven gab, die meinten, sie könnten nur<br />

arbeiten, wenn ihre Garderobe komplett rot<br />

gestaltet ist, habe ich von solchen albernen<br />

Sonderwünschen schon ewig nichts mehr<br />

gehört.<br />

Fällt es Ihnen leicht, sich über sich selbst<br />

und Ihren Berufsstand lustig zu machen?<br />

Ich liebe es. Überhaupt finde ich Lachen und<br />

Humor so wichtig wie kaum etwas anderes<br />

im Leben. Bei Licht betrachtet gibt es ja kaum<br />

etwas, das menschlicher ist. Sex zum Beispiel<br />

haben andere Lebewesen auch. Aber lachen<br />

tun eigentlich nur wir. Weswegen ich mir<br />

dieser Tage auch ein wenig Sorgen mache, was<br />

den Umgang mit Humor angeht. Früher war<br />

zumindest bei uns in Spanien die Devise, dass<br />

man über alles lachen darf. Heutzutage gibt<br />

es immer mehr Berührungsängste, und jeder<br />

wird immer vorsichtiger, was Witze angeht.<br />

Das finde ich mitunter bedauerlich.<br />

Ohne zu viel vom Inhalt von „Der beste<br />

Film aller Zeiten“ zu verraten: Sie landen<br />

im Film im Krankenhaus und kämpfen um<br />

Ihr Leben. Ging Ihnen das nicht zu nahe<br />

angesichts Ihrer persönlichen Erfahrungen<br />

mit dem Herzinfarkt, den Sie vor einigen<br />

Jahren erlitten?<br />

Ach nein, das habe ich nicht auf meine<br />

eigenen Erlebnisse bezogen und deswegen<br />

nicht zu viele Gedanken daran verschwendet.<br />

Mir geht es ja wieder gut. Aber Sie haben<br />

Recht: Wir sollten nicht zu viel von dieser<br />

Passage des Films verraten.<br />

Sie und Penélope Cruz spielen hier zum<br />

ersten Mal gemeinsam Hauptrollen. Aber<br />

Sie kennen sich wohl schon lange, nicht<br />

wahr?<br />

Ja, seit Penélope 19 Jahre alt ist. Wir waren<br />

damals Nachbarn in New York, als sie das<br />

erste Mal in die USA kam. Später in Los<br />

Angeles haben wir uns auch viel gesehen<br />

und immer wieder versucht, ein gemeinsames<br />

Projekt zu finden. Aber außer mal<br />

einer Szene bei Pedro Almodóvar hat sich nie<br />

etwas ergeben. Umso schöner war die Kollaboration<br />

jetzt, gerade weil wir uns schon so<br />

lange kennen.<br />

Hat sie Sie als Schauspielerin überrascht?<br />

Nicht, was ihr Talent angeht. Das war mir<br />

natürlich längst bekannt. Aber ich war<br />

erstaunt, dass sie morgens eigentlich immer<br />

schon in ihrer Rolle steckte, wenn sie ans<br />

Set kam. Dadurch vergaß ich manchmal<br />

tatsächlich, dass da Penélope vor mir stand,<br />

und baute stattdessen eine Beziehung zu der<br />

Regisseurin Lola auf, die sie spielte. Das war<br />

spannend. Und immer wieder interessant,<br />

wie schnell sie abends nach Drehschluss dann<br />

doch wieder sie selbst war, sobald sie diese<br />

rote, wilde Perücke abnahm.<br />

In „Der beste Film aller Zeiten“ geht es<br />

auch um die Preise, mit denen Schauspieler<br />

ausgezeichnet werden. Was bedeuten Ihnen<br />

solche Ehrungen?<br />

Es wäre gelogen zu sagen, dass sie mir egal<br />

sind. Wir haben schließlich alle unsere Eitelkeit,<br />

und natürlich war es ein tolles Gefühl,<br />

zum Beispiel für „Leid und Herrlichkeit“<br />

den Preis in Cannes zu erhalten. Aber zu<br />

viel Bedeutung sollte man der Sache vielleicht<br />

auch nicht beimessen. Denn wenn<br />

ich zum Beispiel an die Oscars denke, wo<br />

ich dann ja auch nominiert war, kann ich<br />

bis heute nicht ganz begreifen, was man


Fotos: Studio Canal, „Der beste Film aller Zeiten“


INTERVIEW / ANTONIO BANDERAS<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 41<br />

da für eine Kampagne betreiben muss. Ich<br />

bin ständig wieder aus Spanien in die USA<br />

geflogen, um quasi für mich selbst die Werbetrommel<br />

zu rühren. Und habe mich die<br />

ganze Zeit dabei gefragt, warum es eigentlich<br />

nicht reicht, wenn alle einfach bloß den<br />

Film gucken.<br />

In Gesprächen wirken Sie meist unerschütterlich<br />

fröhlich und gut gelaunt. Entspricht<br />

das Ihrer Persönlichkeit?<br />

Prinzipiell würde ich von mir behaupten,<br />

dass ich pathologisch optimistisch bin. Was<br />

in Zeiten wie diesen nicht unbedingt leicht<br />

ist, denn man muss nur den Fernseher<br />

einschalten, um zu sehen, dass die Mehrzahl<br />

der Menschen diesen positiven Blick auf die<br />

Welt offensichtlich nicht teilt. Und definitiv<br />

nicht lebt. Ich kann trotzdem nicht anders,<br />

denn nur so kann ich funktionieren. Alles<br />

andere würde mich wahnsinnig machen.<br />

Machen Sie sich Sorgen um die Zukunft?<br />

Hm, ich würde eher sagen, dass ich neugierig<br />

bin. Wenn ich in die Zukunft reisen könnte,<br />

dann doch bitte gleich einen Sprung von<br />

300 oder 400 Jahren nach vorn. Gibt es die<br />

Menschheit dann überhaupt noch? Und wenn<br />

ja, wie haben wir doch nochmal die Kurve<br />

gekriegt? Solche Fragen finde ich spannend.<br />

Meine eigene Zukunft will ich dagegen lieber<br />

nicht wissen. Die Vorstellung, zu wissen, was<br />

auf mich zukommt, macht mir irgendwie<br />

Angst. Denn was ist, wenn ich plötzlich<br />

erfahre, dass ich schon in 20 Jahren gar nicht<br />

mehr lebe? Das würde mich doch um den<br />

Verstand bringen!<br />

Dann also lieber eine Reise in die Vergangenheit?<br />

Zu sehen, wie die Ereignisse abliefen, die wir<br />

nur aus Geschichtsbüchern kennen, stelle ich<br />

mir höchst faszinierend vor. Allerdings wäre<br />

ich dann gern unsichtbar. Die Vorstellung, im<br />

altem Rom in den Knast gesteckt zu werden,<br />

nur weil ich kein Latein kann, ist nicht unbedingt<br />

die angenehmste.<br />

Ich dachte jetzt eher an Ihre eigene, ganz<br />

persönliche Vergangenheit …<br />

Ach so. Sie meinen: ein bisschen die Uhr<br />

zurückdrehen, um womöglich irgendwelche<br />

Fehler auszubügeln? Das würde mich nicht<br />

interessieren. Schließlich bin ich glücklich mit<br />

meinem Leben so wie es ist, also warum sollte<br />

ich daran etwas verändern?<br />

Staunen Sie denn manchmal noch über<br />

Ihren Lebensweg, wenn Sie zurückblicken?<br />

Und wie! Als ich Anfang der Achtziger aus<br />

meiner Heimatstadt Málaga wegging, um<br />

Schauspieler zu werden, hatte ich nicht die<br />

geringste Ahnung, ob das überhaupt klappen<br />

würde. Irgendwann einmal nicht nur in<br />

Madrid, sondern sogar in Hollywood zu<br />

landen – das hätte ich mir im Leben nicht<br />

träumen lassen.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.studiocanal.de<br />

@antoniobanderas


BE A<br />

STUNTDRIVER<br />

FOR A DAY<br />

JAMES BOND<br />

FÜR EINEN TAG<br />

AUTOR: R. LÖWISCH


44 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / ASTON MARTIN<br />

Wenn jemand weiß, wie es ist, James Bond zu sein, dann Ben Collins: Der Brite fährt seit<br />

„Ein Quantum Trost“ für 007 die Stunts. Wir trafen den gebürtigen Rennfahrer im Driving<br />

Center Baden und versuchten, ein paar der Fahrmanöver nachzuahmen – natürlich stilecht<br />

in einem Aston Martin.<br />

Ok, es klappt nicht auf Anhieb. Der stark<br />

bewässerte Driftkreis des Driving Center<br />

Baden ist glatter als polierter Klavierlack,<br />

und so ein Aston Martin DBS Volante<br />

schickt dank Zwölfzylinder-Motor mal<br />

eben 725 PS an die Hinterräder. Im<br />

Sport+Mode samt zweitem Gang und<br />

natürlich mit ausgeschaltetem ESP gilt<br />

es, das Heck kontrolliert driften zu lassen<br />

und auf diese Weise perfekte Kreise zu<br />

ziehen. Das Tempo ist dabei sehr gering –<br />

dank des niedrigen Reibwertes der Fläche<br />

scheint man hier in Zeitlupe zu agieren.<br />

Bei James Bond wirkt das alles überaus<br />

spielerisch – allerdings macht der das bei<br />

Höchsttempo und auf trockenem Asphalt,<br />

was ganz andere Kräfte bedingt. Nebenbei<br />

fliegen ihm dann auch noch Kugeln um<br />

die Ohren. Tatsächlich sind die Stunts in<br />

den Bond-Filmen minutiös geplant und<br />

geübt, es fliegen überhaupt keine Kugeln,<br />

und nicht mal der jeweilige James-Bond-<br />

Darsteller sitzt am Steuer, wenn‘s brenzlig<br />

wird. Das ist seit „Ein Quantum Trost“, dem<br />

ersten Bond mit Daniel Craig, die Sache<br />

von Ben Collins, einem 47 Jahre alten<br />

Rennfahrer.<br />

Collins begann seine Karriere, indem er<br />

motorisiertes Landwirtschafts-Equipment<br />

auf der elterlichen Farm quälte und<br />

danach mit einem Quad-Bike den Boden<br />

der Felder durchpflügte. Sein Vater setzte<br />

ihn an seinem 18. Geburtstag in einen<br />

Single-Seater. Darin bestritt er seine ersten<br />

Rennen, die bis zu Einsätzen in Formel IIIund<br />

Formel II-Fahrzeugen reichten. Und da<br />

man als Rennfahrer nur etwa 16 Wochenenden<br />

im Jahr zu tun hat, besorgte er<br />

sich einen Nebenjob: Er bewarb sich<br />

beim Fernsehen. Tatsächlich durfte er<br />

für einen Job bei der Kult-Sendung „Top<br />

Gear“ vorfahren, und musste einen Rundkurs<br />

so schnell wie möglich absolvieren.<br />

Drei Monate lang erfuhr er weder seine<br />

Rundenzeit noch etwas über seine<br />

Chancen als TV-Fahrer – bis die Jungs von<br />

Top Gear ihm eröffneten, er sei ab sofort<br />

der neue „Stig“. Somit wurde Collins der<br />

berühmteste unbekannte Autofahrer der<br />

Welt, nämlich der vollständig in weiß<br />

gekleidete Superdriver „The Stig“. Der die<br />

schnellsten Runden in den schlimmsten,<br />

stärksten, edelsten und schrägsten Autos<br />

fuhr, wobei er auch schon mal ein superteures<br />

Hypercar wie einen Koenigsegg<br />

in die Botanik driftete, sodass ein Reifen<br />

aus einem Begrenzungsstapel quer in der<br />

Front des schwedischen Boliden stecken<br />

blieb. Niemand ist unfehlbar – selbst ein<br />

Ben Collins nicht. 2012 stieg er aus – der<br />

Job war getan. Aber da Däumchen drehen<br />

noch nie Collins Ding war, probierte er es<br />

als Stuntfahrer. Und wurde prompt für „Ein<br />

Quantum Trost“ engagiert. Erfahrung hat<br />

Collins, der heute in Bristol (England)


MOTION / ASTON MARTIN<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 47<br />

lebt, inzwischen genug – er stellte sein<br />

Können nicht nur als fliehender oder<br />

verfolgender Bond unter Beweis, sondern<br />

auch als Fahrer, unter anderem in Kinohits<br />

wie „Fast & Furious 6“, „The Kingsmen“,<br />

„Doctor Strange“, „Le Mans 66 – gegen jede<br />

Chance“ oder „Batman – The Dark Knight<br />

Rises“. Und was ist das Wichtigste beim<br />

Stuntfahren? „Je schneller es geht, umso<br />

weiter muss man vorausschauen,“ sagt<br />

Collins, „und das Nutzen der Handbremse<br />

für Slides und Drifts an der richtigen Stelle<br />

ist entscheidend.“ Letzteres ist natürlich<br />

etwas problematisch in modernen<br />

Aston Martins, denn sie besitzen, wie fast<br />

alle aktuellen Autos, elektrische Handbremsen,<br />

die mit einem kleinen Schalter<br />

meist irgendwo unterm Armaturenbrett<br />

„gezogen“ und gelöst werden. Die Stuntautos<br />

werden deshalb meist umgebaut,<br />

sodass der Handbremshebel ganz klassisch<br />

mittig platziert wird. Also lassen wir<br />

bei unserem „Be a stuntdriver for a day“-<br />

Lehrgang die Handbremse in Ruhe und<br />

treten dafür umso mehr die Fußbremse,<br />

bis die Bremslichter pulsieren und damit<br />

signalisieren, dass die elektronische Stotterbremse<br />

ABS arbeitet. Denn es gilt, beim<br />

„Bremsen-Ausweichen“ in eine versetzte<br />

Gasse von Pylonen zu lenken, ohne die<br />

rot-weißen Hütchen umzufahren. Oder auf<br />

einer Gleitfläche Slalom zu driften, unter<br />

anderem mit dem DBX707.<br />

in einem Aston Martin tut, wenn es denn<br />

ein DB5, DS oder Vantage ist. Seine Liebe<br />

zu den edlen Briten begann schon früh –<br />

sein Vater kaufte eines Tages einen 1990er<br />

Vantage, weil der Bube das Auto so toll<br />

fand. Und jetzt hat Collins sogar ein Buch<br />

über den Werdegang von Aston Martin<br />

geschrieben, nachdem er bereits seine<br />

eigene Biographie und einen gedruckten<br />

Lehrgang fürs Stuntfahren veröffentlicht<br />

hatte. Unsere Abschlussprüfung ist das<br />

Absolvieren aller Stationen hintereinander<br />

– allerdings ohne die Erlaubnis,<br />

das ESP gänzlich abzuschalten, was den<br />

kleinen Rundkurs etwas eckig wirken lässt.<br />

Viel wichtiger aber ist auch eine Mitfahrt<br />

mit Collins – natürlich im offenen Aston<br />

Martin DBS Superleggera. Das Driving<br />

Center Baden hat für solche Zwecke eine<br />

2,7 Kilometer kurze Rundstrecke mit vielen<br />

engen Kurven – wie gemacht für den<br />

wilden Briten. Der das sündhaft teure Auto<br />

auch prompt fliegen lässt und die Reifen<br />

in schwarze Streifen auf dem Asphalt<br />

wandelt. Und, man kann ganz entspannt<br />

sein dabei: Tatsächlich hatte Collins beim<br />

Dreh noch nie einen schlimmen Unfall<br />

– zumindest nach eigener Aussage. Der<br />

berühmte amerikanische Entertainer und<br />

ausgewiesene Car-Guy Jay Leno soll mal<br />

gesagt haben, James Bond sei nur die<br />

billige Version von Ben Collins.<br />

Die Zeit reicht allerdings nicht, um ein so<br />

perfekter Fahrer wie Collins zu werden, der<br />

es schafft, in einer Vollgaskurve mit den<br />

driftenden Hinterrädern einen Apfel vom<br />

Bordstein zu kicken. Was er am liebsten<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.bencollins.com<br />

www.astonmartin.com


<strong>THE</strong><br />

GENTLEMAN<br />

EXPRESS<br />

50 JAHRE<br />

MERCEDES-BENZ S-KLASSE<br />

AUTOR: R. LÖWISCH / FOTOGRAF: H. STEININGER


MOTION / HISTORY<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 51<br />

Mit welchem Modell feiert man 50 Jahre Mercedes-Benz S-Klasse? Natürlich mit dem<br />

formidablen 450 SEL 6.9 aus der ersten Serie. Wir fahren mit dem Business-Boliden aus<br />

dem Mercedes-Museum in und um Le Mans.<br />

647.736 ist eine magische Zahl. Nein, das<br />

ist nicht die Zündfolge – aufmerksame<br />

Kenner wissen, dass unter der Haube<br />

dieser besonderen Mercedes S-Klasse<br />

ein V8 und kein ominöser Sechszylinder<br />

mit teilweiser Doppelzündung steckt. Es<br />

ist auch nicht die Chassisnummer – von<br />

der ersten Serie der S-Klasse (Baureihe W<br />

116) wurden nur 473.035 Stück gebaut,<br />

und von diesem Modell namens 450<br />

SEL 6.9 sogar nur 7.380 Exemplare (was<br />

damals für so ein teures Power-Exemplar<br />

ein Riesenerfolg war). Was also steckt<br />

dahinter? Wir lösen auf: Es ist die gefahrene<br />

Strecke, die dieses Auto bereits<br />

zurückgelegt hat – 647.736 Kilometer.<br />

Zumindest, bevor wir mit diesem Mercedes,<br />

der wie aus dem Vollen gefräst<br />

zu sein scheint, auf kleine Fahrt gehen:<br />

Mercedes Classic hat unser Exemplar, das<br />

Top-Modell der ersten S-Klasse-Baureihe<br />

W 116 – zur Feier von 50 Jahre S-Klasse<br />

zum Oldtimerevent „Le Mans Classics“<br />

nach Frankreich mitgenommen. Und wir<br />

lassen uns die Chance nicht nehmen,<br />

zwischen den vielen tausend Oldtimern,<br />

die an diesem Wochenende zur wohl<br />

berühmtesten Rennstrecke der Welt pilgern,<br />

eines der aufregendsten Autos der<br />

1970er Jahre kennenzulernen.<br />

Wir warten bis zum frühen Abend mit<br />

unserer Ausfahrt, denn dann ist die<br />

Chance am größten, fast freie Straßen<br />

rund um Le Mans vorzufinden. Erstaunlich:<br />

Obwohl durch die angrenzenden<br />

Dörfer und somit an den zur Straße<br />

offenen Cafés und Restaurants (bevölkert<br />

von meist gut gelaunten Briten)<br />

seltene Automobile wie Facel-Vega, R5<br />

Turbo oder Lotus Omega defilieren, wird<br />

unser 6.9er sofort als ein ganz besonderer<br />

Benz gefeiert. Die Leute haben<br />

Geschmack! Und den hatten die Kunden<br />

damals auch. 1972 kam die erste S-Klasse<br />

unter dieser Bezeichnung auf den Markt.<br />

Dabei stand (und steht) das S nicht (wie<br />

man vermuten könnte) für „stark“, „sicher“,<br />

„satt“ oder „sauteuer“, sondern schlicht<br />

für „Sonderklasse“. Technische Leckerbissen<br />

unterm Blech waren zum Beispiel<br />

die Doppelquerlenker-Vorderachse aus<br />

dem Experimentalfahrzeug C 111, die die<br />

Fahreigenschaften deutlich verbesserte.<br />

Hinten arbeitete die im Wesentlichen<br />

gleichgebliebene Achse aus dem Strichachter.<br />

Immerhin war nun der Tank crashsicher<br />

über der Hinterachse eingebaut,<br />

und ab 1979 war das gemeinsam mit<br />

Bosch entwickelte Anti-Blockiersystem<br />

„ABS“ optional zu haben.<br />

Im Innenraum sorgten das gepolsterte<br />

Armaturenbrett, deformierbare oder versenkt<br />

angeordnete Schalter und Hebel<br />

sowie ein Vierspeichen-Sicherheitslenkrad<br />

mit Pralltopf und breiter Polsterplatte<br />

für größtmöglichen Aufprallschutz.


52 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / HISTORY<br />

Wichtigste Verbesserung im Vergleich<br />

zur Vorgänger-Baureihe war die noch<br />

stabilere Sicherheits-Fahrgastzelle mit<br />

versteifter Dachrahmen-Struktur, hochfesten<br />

Dachpfosten und Türsäulen sowie<br />

verstärkten Türen. Für gute Sichtverhältnisse<br />

sorgten spezielle Windleitprofile an<br />

den A-Säulen, die bei Regen als Schmutzwasserrinnen<br />

dienen sollten und die<br />

Seitenscheiben auch bei ungünstiger<br />

Witterung sauber hielten. Weitere sicherheitsrelevante<br />

Details waren die weit<br />

herumgezogenen, gut sichtbaren Blinker<br />

sowie großflächige Heckleuchten, die<br />

dank ihres gerippten Oberflächenprofils<br />

weitgehend unempfindlich gegen Verschmutzung<br />

agieren sollten.<br />

Zunächst kamen die Typen 280 S, 280<br />

SE und 350 SE auf den Markt, ein halbes<br />

Jahr später gab es auch einen V8 mit 4,5<br />

Litern Hubraum. Zum selben Zeitraum<br />

konnte man auch auf eine lange Variante<br />

zurückgreifen, den 450 SEL mit einem um<br />

100 Millimeter verlängerten Radstand für<br />

mehr Beinfreiheit an den hinteren Sitzen.<br />

Mit dem 300 SD zog erstmals ein Dieselmotor<br />

in die Oberklasse ein. Der V8 im<br />

450 SEL 6.9, gebaut von 1975 bis 1980,<br />

war der größte Nachkriegs-Pkw-Motor,<br />

der in ein Serienfahrzeug eingebaut<br />

wurde. Die technische Basis des großvolumigen<br />

Achtzylinders stammte aus<br />

dem legendären Mercedes 600 (Baureihe<br />

W 100). Allerdings wurde bei gleichem<br />

Hub die Zylinderbohrung nochmals von<br />

103 auf 107 Millimeter vergrößert. So<br />

entstand ein Hubraum von 6.834 Kubikzentimetern.<br />

Das Spitzenmodell – mal<br />

eben doppelt so teuer wie ein 350 SE –<br />

besaß damals unglaubliche 286 PS und<br />

549 Newtonmeter maximales Drehmoment.<br />

Die Ingenieure achteten sogar auf<br />

die Wartungskosten: Der hydraulische<br />

Ventilspielausgleich machte Nachstellarbeiten<br />

überflüssig. Dank einer neu entwickelten<br />

Zylinderkopfdichtung entfiel das<br />

sonst übliche Nachziehen der Zylinderköpfe.<br />

Damit nicht genug: Serienmäßig<br />

waren die erstmals bei einem Mercedes-<br />

Pkw eingesetzte hydropneumatische<br />

Luftfederung mit Niveauregulierung an<br />

Bord, Zentralverriegelung, Klimaanlage<br />

sowie eine Scheinwerfer-Waschanlage.<br />

Noch heute gilt für die Fahrt im 450 SEL 6.9<br />

nur eine Vokabel: beeindruckend. Nach<br />

dem Motorstart ist kaum etwas zu hören.<br />

Nur ein leichtes Brummeln kündet vom<br />

mechanischen Leben, und leicht, ganz<br />

leicht, vibriert die Karosserie und damit<br />

auch der Sitz, der vielmehr ein Sessel ist.<br />

Okay, die Laufleistung wird dazu beigetragen<br />

haben, dass er nicht mehr ganz so<br />

fest ist wie zur Zeit der Auslieferung, aber<br />

der verlängerte Rücken des so erfolgreichen<br />

wie stets getriebenen Geschäftsmannes<br />

sollte auch damals schon gut<br />

gebettet sein. Reichlich Holz schmeichelt<br />

noch heute dem Auge. Das riesige<br />

Lenkrad – es scheint eher Statussymbol<br />

zu sein und aufgrund der Servohilfe in<br />

dieser Größe nicht wirklich notwendig<br />

– buhlt darum, in den Händen eines<br />

Firmenlenkers würdig zu wirken.<br />

Beim Tritt aufs Gaspedal muss zunächst<br />

ein kleiner Widerstand überwunden<br />

werden – als würde das Auto fragen, ob<br />

man sich tatsächlich dessen bewusst ist,<br />

dass man bei unbedachtem Umgang<br />

damit locker 22 Liter pro 100 Kilometer<br />

in Form von Abgasen aus dem Doppelauspuff<br />

herausbläst. Die Energiekrise<br />

von 1973 schien 1975 schon wieder<br />

weit weg gewesen zu sein, und man<br />

fuhr den Pomp ja auch nicht offensichtlich<br />

spazieren – der 6.9er war für<br />

Otto Normalverdiener kaum zu unterscheiden<br />

von den schwächer motorisierten<br />

S-Klassen jener Zeit. Die Menge<br />

an PS aus einem prestigeträchtigen V8<br />

wurden eher inkognito chauffiert, und<br />

am liebsten – vom Eigner selbst.<br />

Kein Wunder: Noch heute fühlt man sich<br />

in diesem Auto schlicht erhaben, überlegen<br />

und geschützt – in einem der<br />

schönsten „Panzer“, die je gebaut wurden.<br />

Der Antritt erinnert an den Start einer<br />

dieser riesigen Mondraketen: Selbst der<br />

grandiose Fast-Sieben-Liter-V8 muss die<br />

knapp zwei Tonnen erstmal in Schwung<br />

bringen, aber sind die ersten Meter<br />

geschafft, sorgt der Druck für immer<br />

stärkere Beschleunigung. Rein theoretisch<br />

könnte der Motor die S-Klasse auf<br />

225 km/h Spitzentempo katapultieren,<br />

und das in 7,4 Sekunden, aber das wollen<br />

wir weder diesem 47 Jahre alten Klassiker<br />

noch den anderen Verkehrsteilnehmern<br />

hier auf dem französischen Land antun.<br />

Muss man auch nicht: Es reicht das<br />

Wissen, dass man noch heute mit diesem<br />

automobilen Kunstwerk zwei Drittel aller<br />

anderen Verkehrsteilnehmer verblasen<br />

könnte. Und das in einer Art und Weise,<br />

als würde man auf Wolken schweben.


MOTION / HISTORY<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 55<br />

So rühren wir ein bisschen in der heute<br />

seltsam unbeholfen und eckig wirkenden<br />

Schaltgasse des Dreigang-Automatikgetriebes,<br />

treten ein wenig auf dem Fernlichtknopf<br />

im linken Fußraum des Fahrers<br />

herum (mal absichtlich, mal nicht) und<br />

machen uns vertraut mit der Bremse, in<br />

die man so weich hineintritt, als würde<br />

man mit einer Gabel in ein Butterfischfilet<br />

stechen. Natürlich verzögert die<br />

Servobremse zuverlässig, aber nach heutigem<br />

Erkenntnisstand scheint man es<br />

in Sachen Wirkung eher mit Trommeln<br />

statt mit bis zu 279 Millimeter großen<br />

Scheiben zu tun zu haben. Und die Servolenkung<br />

ist in diesem Sinne dann auch<br />

eher mit der einer Außenborder-Yacht<br />

zu vergleichen: Die ersten zehn Zentimeter<br />

nach links oder rechts gekurbelt<br />

scheinen überhaupt keinen Einfluss auf<br />

den gewünschten Richtungswechsel zu<br />

haben. Aber als Kurvenräuber wurde der<br />

450 SEL 6.9 ja auch nicht auf die Räder<br />

gestellt – er sollte der King der Autobahn<br />

werden, und das hat er auch geschafft.<br />

Schon damals, als der Wagen herauskam,<br />

war die Presse begeistert. Die englische<br />

Car schrieb im Juni 1975 über<br />

den Mercedes-Benz 450 SEL 6.9: „Ein<br />

Auto mit dieser Geschwindigkeit und<br />

diesem Gewicht sollte eine vorzügliche<br />

Straßenlage und Handling haben,<br />

und dieses hier enttäuscht weder in<br />

der Haarnadelkurve noch in einer lang<br />

gezogenen Kehre: Die Federung bügelt<br />

Bodenwellen glatt, die Kraftübertragung<br />

findet wunderbar weich statt und ist<br />

bewundernswert leicht zu beherrschen<br />

(entweder mit einem sensiblen Gasfuß<br />

oder einer raschen Hand am Hebel), und<br />

die Lenkung ist in einer Weise servounterstützt,<br />

die das nahezu neutrale Fahrverhalten<br />

des Autos unterstreicht ...“<br />

Und die Schweizer Automobil Revue<br />

urteilte am 15. Mai 1975: „Es ist höchst<br />

erfreulich, dass gerade in der heutigen<br />

Zeit ein Auto erscheint, das allerhöchsten<br />

Fahrgenuss für den Kenner – und zwar<br />

bei jedem Tempo – bietet. Der 450 SEL<br />

6.9 zeugt nicht nur vom Zukunftsoptimismus,<br />

zu dem sich seine Verantwortlichen<br />

bekennen, sondern auch von der<br />

Zivilcourage.“<br />

Die brauchte man auch, um so ein Auto<br />

zu bezahlen: Damals hat ein 450 SEL 6.9<br />

nackt 69.930 Mark gekostet – bei Produktionsende<br />

sogar 81.300 Mark. Das konnte<br />

man natürlich noch beliebig strecken, so<br />

zum Beispiel mit einem Schiebedach für<br />

987,90 Mark extra oder mit einem Becker-<br />

Autotelefon für 13.542 Mark. Dafür gab es<br />

eine Menge handwerklicher Solidität, die<br />

Überzeugung, eines der besten Autos<br />

der Welt zu fahren, Kraft im Überfluss –<br />

und das alles in einem durchaus sozialverträglichen,<br />

fast sogar introvertierten<br />

Gewand. Ach ja: Für alle, die als letzte<br />

Information noch die tatsächliche Zündfolge<br />

vermissen: 15486372.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.mercedes-benz.de


FASHION / WOMEN<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 57<br />

Mantel: Stylists Own<br />

Tasche: Telfar Clemens<br />

Ringe: Klunkern<br />

<strong>THE</strong> NEW<br />

WAY OF LIFE<br />

FASHION<br />

FOR WOMEN<br />

FOTOGRAFIN: B. FORTUNA<br />

Link zur Fotografin: www.beatafortuna.nl<br />

Hair & Make-Up: Jennifer Hecht<br />

Styling: Jelena Hasken<br />

Model: Mila Rabini (A Management)


58 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> FASHION / WOMEN<br />

Outfit: Maison Margiela<br />

Gürtel: Stylists Own


Outfit:<br />

Sonia Carrasco


62 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> FASHION / WOMEN<br />

Sakko: Hugo Boss<br />

Sonnenbrille: Loewe<br />

Handschuhe: Stylists Own<br />

Tasche: Dior


STRIKING AND<br />

EXCEPTIONALLY<br />

DER NEUE KIA NIRO<br />

AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: D. SCHAPER


MOTION / KIA<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 67<br />

Der Kia Niro war bei seiner Einführung 2016 (Plug-in Hybrid 2017) das erste Kia-Modell, das<br />

ausschließlich mit elektrifizierten Antrieben angeboten wurde. Nun hat die Marke ihren<br />

beliebten E-Vorreiter – 2021 nach der Ceed-Familie auf Platz zwei der Kia-Bestsellerliste in<br />

Deutschland – von Grund auf neugestaltet und noch stärker auf die komplexen, vielfältigen<br />

Bedürfnisse umweltbewusster Verbraucher zugeschnitten.<br />

Die zweite Niro-Generation, die jetzt im<br />

Handel ist, zielt darauf ab, auch E-Mobilitäts-Neulinge<br />

für nachhaltige Antriebsarten<br />

zu gewinnen. Wie das Ursprungsmodell<br />

wird sie in zwei Hybridvarianten,<br />

Plug-in- und Vollhybrid, sowie als reiner<br />

Stromer angeboten, der künftig den<br />

Namen Niro EV trägt. Im dicht besetzten<br />

Segment der kompakten Crossover<br />

sticht die zweite Niro-Generation durch<br />

ihr markantes, neues und modernes<br />

Design bereits optisch hervor. Darüber<br />

hinaus glänzt das neue Modell mit einem<br />

äußerst großzügigen Raumangebot,<br />

hocheffizienten Hybridantrieben, Hightech-Komfort,<br />

neuesten Infotainmentund<br />

Assistenztechnologien sowie vielen<br />

weiteren innovativen Elementen.<br />

Kia ist seit langem eine treibende Kraft bei<br />

der Antriebselektrifizierung und hat mit<br />

dem Soul EV schon 2014 seinen ersten<br />

Stromer auf den Weltmarkt gebracht. Heute<br />

ist bereits mehr als die Hälfte der Kia-Modell-<br />

Palette elektrifiziert: Unter den insgesamt<br />

21 Modellen und Modellvarianten,<br />

die die Marke in Deutschland anbietet,<br />

finden sich drei reine Stromer, fünf Plugin-Hybride<br />

und drei Vollhybride. Kia hat<br />

es sich zum Ziel gesetzt, ein weltweit<br />

führender Anbieter von nachhaltigen<br />

Mobilitätslösungen zu werden.<br />

Markant und außergewöhnlich: Das auf<br />

Basis der neuen Kia-Philosophie „Opposites<br />

United“ (Vereinte Gegensätze) kreierte<br />

Design verbindet elegante glatte Oberflächen<br />

und robuste Charakterzüge. Das<br />

weiterentwickelte Kia-typische „Tigergesicht“<br />

erstreckt sich nun über die gesamte<br />

Breite der Front, deren seitlichen Abschluss<br />

das LED-Tagfahrlicht in Form einer „Herzschlagkurve“<br />

bildet.<br />

In der sportlichen Seitenansicht fallen<br />

besonders die „Aero“-C-Säulen ins Auge,<br />

deren Kontur durch bumerangförmige<br />

LED-Rückleuchten betont wird. Die Säulen<br />

beinhalten Luftkanäle, die zur hervorragenden<br />

Aerodynamik des neuen Niro<br />

beitragen (cW-Wert: 0,29) und auch in<br />

einer Kontrastfarbe erhältlich sind (ausstattungsabhängig).<br />

Das sorgfältig gestaltete,<br />

einladende Interieur bietet den Insassen<br />

viel Platz und ein Höchstmaß an Komfort<br />

– bis hin zum optionalen „Premium Relaxion“-Beifahrersitz,<br />

der sich in Fahrpausen<br />

per Knopfdruck in eine bequeme Liegeposition<br />

bringen lässt.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.kia.com


STILE DI VITA<br />

ITALIANO<br />

KUNST UND LUXUS<br />

TOSKANA<br />

AUTOR: H. G. TEINER


70 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / ITALIEN<br />

Unsere Reise in die Toskana (Italien) vereint Kunst und Lifestyle, Kultur und Natur auf das<br />

Innigste. Wir erleben hier eleganten Luxus und anspruchsvollen Lebensstil im ganzheitlichen<br />

Einklang. Bereits beim Anflug auf den Airport Florenz ist die eindrucksvolle Landschaft<br />

in mildes Sonnenlicht getaucht und offenbart ihre Anmut, mit sanft ansteigenden<br />

Hügelketten und den ikonischen Pinien und Zypressen.<br />

Die Toskana liegt in Mittelitalien, in der<br />

Provinz Siena, die Hauptstadt Florenz<br />

ist das kunsthistorische Juwel der italienischen<br />

Renaissance-Kultur. Der Ponte<br />

chen Paolo Carandini, den Schöpfer der<br />

mit geheimnisvollen Bildern versehenen,<br />

aus echtem Pergament hergestellten<br />

Boxen der Wunder und Cecilia Falciai,<br />

Vecchio gilt als eine der ältesten die wunderschöne Werke der Mosaikkunst<br />

Segmentbogenbrücken der Welt. Gleich<br />

nebenan befindet sich die berühmteste<br />

Kunstgalerie der Stadt, die Uffizien. Sie<br />

beherbergen die größte Gemäldesammlung<br />

der Renaissance, in den fünfzig<br />

Sälen sind mehr als tausend hochrangige<br />

Kunstwerke ausgestellt.<br />

Auf der südlichen Seite des Arno, im<br />

herstellt sowie Antonio Gatto, den<br />

äußerst lebhaften und kreativen Inhaber<br />

einer Hutmanufaktur. Die Türen dieser<br />

und noch weiterer Ateliers stehen für das<br />

staunende Publikum jederzeit offen und<br />

bieten einen neuen Blick auf die Stadt<br />

am Arno.<br />

Für uns geht es weiter, in sich aufwärts<br />

Stadtteil Oltrarno, befindet sich der schlängelnden Serpentinen, nach Fiesole.<br />

Palazzo Pitti, der festungsartige Renaissance-Palast<br />

war die letzte Residenz der<br />

Medici und beherbergt heute zahlreichen<br />

Museen und Kunstausstellungen,<br />

darunter die Galleria Palatina mit Werken<br />

von Tizian, Giorgione, Raffael und Rubens.<br />

Hier stößt man auf die Spuren aus altrömischer<br />

Zeit mit einem der schönsten<br />

archäologischen Parks Italiens. Eingebettet<br />

in die Hügel um Fiesole befindet<br />

sich die Villa San Michele. Das Belmond<br />

5-Sterne Luxus-Refugium, ein ehemaliges<br />

mittelalterliches Kloster, fängt die<br />

Vor der imposanten Franziskanerkirche<br />

auf der Piazza Santa Croce treffen wir die<br />

Kunsthistorikerin Barbara. Im Rahmen<br />

einer „Art of Making“-Tour schauen wir<br />

uns ausgewählte Ateliers an, welche sich<br />

insbesondere der Erhaltung traditioneller<br />

florentinischer Handwerkskunst widmen:<br />

eine erneute Renaissance, bei der aus<br />

der Tradition heraus ein neues und<br />

modernes Design kreiert wird. Wir besu-<br />

Romantik von Florenz perfekt ein – und<br />

lässt einen auch heute noch die längst<br />

vergangenen Zeiten spüren. Originale<br />

Wandmalereien mit christlichen Motiven,<br />

zahlreiche Antiquitäten auf Terrakottaböden,<br />

dunkle Holzdecken und offene<br />

Kamine sorgen für das gediegen-historische<br />

Ambiente. Für Liebhaber der Kunst<br />

zeigt die Villa fortlaufend Ausstellungen<br />

mit Meisterwerken der Renaissance und<br />

moderner Straßenkunst. Aktuell werden<br />

Werke des international renommierten<br />

Künstlers Leandro Erlich gezeigt. Leandro<br />

Erlich, 1973 geboren, lebt und arbeitet in<br />

Buenos Aires (Argentinien) und vertrat<br />

schon 2001 sein Land auf der Biennale in<br />

Venedig. Hier zeigt er seine Außeninstallation<br />

mit dem Titel „Window & Ladder”:<br />

Eine Leiter, die zu einem Fenster führt,<br />

welches den Blick über das Florentiner<br />

Stadtpanorama freigibt – eine außergewöhnliche<br />

Perspektive mit wundervollem<br />

Blick auf die großartige Stadt der<br />

Renaissance-Kultur. Der Blick weitet sich,<br />

Realität und Illusion begegnen einander,<br />

Leben und Kunst sind verbunden. Im<br />

Innenbereich, vor einer Wand mit mittelalterlichen<br />

Fresken, ist ein weiteres<br />

Kunstwerk zu bestaunen: „The Cloud“<br />

besteht aus mehreren Glasscheiben; aus<br />

bestimmten Blickwinkeln betrachtet,<br />

erscheint ein dreidimensional schwebendes,<br />

wolkenartiges Gebilde und<br />

stellt die Frage nach dem Verhältnis von<br />

Realität und Illusion.<br />

Tipp der Redaktion: Neben dem Resort<br />

führt ein schmaler Weg hinauf auf den<br />

Monte Ceceri zu zwei besonderen Orten.<br />

Pinienharz entfaltet hier seinen Duft in<br />

der Sonnenwärme: An einer Stelle hat der<br />

Renaissance-Künstler Michelangelo das<br />

Bearbeiten der Steine gelernt und der<br />

andere ist mit den ersten Flugversuchen<br />

Leonardo da Vincis verbunden.<br />

Für uns geht es weiter, mitten ins Herz<br />

der bilderbuchhaften Schönheit der<br />

Toskana, zum nächsten Kunstprojekt


Fotos: Belmond Hotels / T. Sadlo


TRAVEL / ITALIEN<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 73<br />

der Galleria Continua in Kooperation mit<br />

Belmond Hotels – dem Castello di Casole<br />

(einem weiteren 5-Sterne-Luxustempel):<br />

Die von Zypressen gesäumte Allee führt<br />

zu dem bezaubernden historischen<br />

Hauptgebäude, das auf ein wehrhaftes<br />

Kastell aus dem 11. Jahrhundert zurückgeht.<br />

„Loving the World“ ist das Motto<br />

der hier ausgestellten Kunstwerke. Eingebettet<br />

in die toskanische Landschaft<br />

beherbergt das Castello di Casole u. a.<br />

vier Bronzeskulpturen des italienischen<br />

Künstlers Michelangelo Pistoletto, eines<br />

bedeutenden italienischen Malers und<br />

Objektkünstlers und Begründers der Arte<br />

Povera (einer Bewegung von bildenden<br />

Künstlern aus Rom und Norditalien aus<br />

der zweiten Hälfte der 1960er und 1970er<br />

Jahre). Diese imposante, 1933 geborene<br />

Persönlichkeit strahlt mit ihren 89 Jahren<br />

und dem gepflegten grauen Bart das<br />

gereifte Selbstverständnis eines weltgewandten<br />

Mannes aus. Seine lebensgroßen<br />

Figuren stellen klassisch gewandete<br />

Etrusker dar und betonen die tiefe<br />

Verbindung zwischen dem 1.000 Jahre<br />

alten Kastell und der Landschaft. Der<br />

Titel „Accarezzare gli alberi (l’Etrusco)“,<br />

was „die Bäume streicheln“ bedeutet,<br />

verweist auf den langwährenden Einfluss<br />

des Menschen auf die Natur und die aktuelle<br />

Notwendigkeit, diese nachhaltig zu<br />

schützen. Michelangelo Pistoletto philosophiert<br />

über das Metaversum und die<br />

Freiheit der Kunst. Er fragt: „Was befindet<br />

sich hinter der physischen Welt, was ist<br />

meine wahre Identität?“ Seine Überzeugung:<br />

„Die Kunst ist notwendig – für den<br />

Geist genauso wie für den Körper.“<br />

An diesem besonderen Ort lohnt auch<br />

ein weiterer Blick zurück, denn bevor<br />

die Römer in ganz Italien herrschten,<br />

siedelten in der Toskana vor allem die<br />

Etrusker. Hier finden sich heute noch<br />

zahlreiche Zeugnisse der einstigen<br />

Kultur, die von einer tiefreichenden religiösen<br />

Einstellung geprägt war. Wir besuchen<br />

das Archäologische Museum von<br />

Casole D’Elsa. Mit großer Leidenschaft<br />

lässt Museumsleiter Marco Bezzini die<br />

Geschichte lebendig werden. Zur Lebensweise<br />

der Etrusker sagt er: „Schon damals<br />

gab es Wein in dieser Gegend, aber, für<br />

uns heute gewöhnungsbedürftig, mit<br />

Honig, Lorbeer und Käse!“ Oder zur<br />

Lage der Geschlechter: „Frauen waren<br />

damals schon gleichberechtigt und es<br />

gab eine freie Einstellung zur Sexualität“.<br />

Die Ausstellungsstücke, insbesondere<br />

die Grabmalausstattungen der<br />

Nekropolis „Le Gabbra“, beeindrucken<br />

durch Qualität und Vielfalt. Highlight ist<br />

der ausdrucksstarke Marmor-Kopf einer<br />

Statue, ein wenig griechisch vom Stil<br />

her, aber doch etruskischer Herkunft. Es<br />

wird klar: „Die Etrusker waren, vor fast<br />

3.000 Jahren, bereits eine multikulturelle<br />

Gesellschaft, die durch Einwanderung<br />

aus dem Norden, aus Frankreich und aus<br />

dem Osten, dem Balkan und Griechenland<br />

geprägt war“.<br />

Ein Ausflug nach San Gimignano zu<br />

den Ausstellungsräumen der international<br />

tätigen Galleria Continua offenbart<br />

eine weitere Verbindung von mittelalterlichen<br />

Bauwerken und moderner<br />

Kunst: San Gimignano ist durch die<br />

alten Stadtmauern und die Vielzahl von<br />

sog. Geschlechtertürmen geprägt. Im<br />

Zentrum der Altstadt befindet sich die<br />

Piazza della Cisterna – genau hier hat<br />

die Galleria Continua ihre Ausstellungsräume<br />

mit spektakulären Kunstwerken,<br />

von Malerei über Skulpturen bis zu raumgreifenden<br />

Installationen. Mit namhaften<br />

Künstlern und Künstlerinnen wie Pistoletto,<br />

Erlich, Gormley, Campins, Fontana,<br />

Nasr und vielen anderen.<br />

Zum Abschluss unserer Reise tauchen wir<br />

– im stilvollen Spa-Bereich des Castello<br />

di Casole – tief in die Wellness-Kultur<br />

vergangener Zeiten, ein mit einer wohltuenden<br />

Massage im Etruscan Style. Bei<br />

unserer Rückreise kommen uns Goethes<br />

Worte aus seiner „Italienischen Reise“ in<br />

den Sinn: „Meine Übung alle Dinge, wie<br />

sie sind, zu sehen und zu lesen, meine<br />

Treue das Auge licht sein zu lassen, meine<br />

völlige Entäußerung von aller Prätention,<br />

machen mich hier im stillen höchst<br />

glücklich.“<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.visittuscany.com<br />

HOTELS:<br />

Belmond Villa San Michele<br />

Belmond Castello di Casole<br />

www.belmond.com<br />

BESTE FLUGVERBINDUNG:<br />

www.airdolomiti.de


PERFEKTES<br />

DESIGN<br />

BEGEHRENSWERT<br />

COOL STUFF<br />

AUTOR: M. MAI<br />

Mit einem schlanken Unibody-Metallrahmen, der von Doppelständern getragen<br />

wird, bietet die Xiaomi TV F2-Serie mit Fire TV ein grenzenloses, rahmenloses<br />

Design für epische Sicht – mit Premium 4K Ultra-High Definition mit 60 Hz<br />

MEMC für immersive, lebensechte Seherlebnisse. Zudem erzeugen DTS-Virtual:X,<br />

Dolby Audio und DTS-HD filmischen Surround-Sound für zu Hause. Mit<br />

dem integrierten Fire TV bietet die F2-Serie einen personalisierten Startbildschirm,<br />

der Tausende von Unterhaltungsmöglichkeiten anzeigt.


Das Bangen hat ein Ende: Das neue, an die Isetta angelehnte Elektro-Leichtfahrzeug<br />

kommt doch noch auf die Straße. Hersteller Artega war in Schieflage<br />

geraten. Nun hat ElectricBrands das Unternehmen übernommen und erweitert<br />

neben dem XBUS seine Produktpalette um ein weiteres nachhaltiges, umweltfreundliches<br />

Elektromobil in modernem Retro-Stil.


COOL STUFF / BEGEHRENSWERT <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 77<br />

Samsung hat die neuen Galaxy Watches<br />

vorgestellt – die Galaxy Watch5 und die<br />

Galaxy Watch5 Pro. Die neuen Modelle<br />

unterstützen Fitness- und Wellnessroutinen<br />

durch zugängliche Insights, fortschrittliche<br />

Funktionalitäten und höhere<br />

Leistung.<br />

Galaxy Watch5 Bespoke Studio (auf:<br />

Samsung.com). Mit der großen Auswahl<br />

an Modellen, Größen, Farben und Armbändern<br />

sind bis zu 1.032 individuelle<br />

Kombinationen möglich.<br />

Die Galaxy Watch5 begleitet Menschen<br />

im Alltag, während die Galaxy Watch5<br />

Pro (die neueste Ergänzung des Galaxy<br />

Watch Line-ups und Samsungs bisher<br />

robusteste Smartwatch mit GPS-Funktionen)<br />

bei ambitionierten Sportlern<br />

und Outdoor-Fans punktet. Beiden<br />

gemeinsam: Die ausgefeilte Sensortechnologie,<br />

die die Fitness im Blick behält,<br />

den Schlaf aufzeichnen kann und auf<br />

Wunsch entsprechende Trainingsvorschläge<br />

macht. Die Neuen werden aus<br />

hochwertigen Materialien hergestellt<br />

und kommen in verschiedenen Größen<br />

und Farben heraus. Alle, die ihre Uhr<br />

selbst kreieren wollen, können das im<br />

Maximale Reichweite, Power und maximale<br />

Leidenschaft: Das Stromer ST7 ist<br />

die neue Mobilitätslösung für Langstrecken-Pendler:<br />

Mit dem 1.440 Wh-starken<br />

Akku, einer Reichweite von bis zu 260<br />

Kilometern und der elektrischen Pinion<br />

Smart-Shift-Schaltung setzt Stromers<br />

aktuelles Flaggschiff neue Maßstäbe im<br />

Speed-Pedelec-Markt.


78 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

COOL STUFF / BEGEHRENSWERT


COOL STUFF / BEGEHRENSWERT <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 79<br />

Das Möbelunternehmen Janua aus Armstorf – etwa 50 Kilometer östlich von München<br />

– wurde 2005 von Christian Seisenberger gegründet. Die Unternehmensphilosophie<br />

des Möbelherstellers kennt keine Regeln: Sie orientiert sich an Werten. Möbel von Janua<br />

folgen keinen Trends. Es ist ihre Zeitlosigkeit, die sie über jedes Mittelmaß erheben.Der<br />

BC 07 Basket (Tisch) beispielsweise besticht durch leichtes Design und charakterstarker<br />

Solidität zugleich.


80 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

COOL STUFF / BEGEHRENSWERT<br />

Die Designer Birgit Hoffmann und Christoph Kahleyss gaben dem eleganten Janua-Tisch<br />

seine einzigartig elegante Form. Die bootsförmige Tischplatte — eine Homage an die Hafenstadt<br />

Hamburg — runden Design ab. Alle Ecken sind abgerundet, folglich auch die der<br />

Tischkante. Sie folgt der Form eines Kieselsteins, auch „Kieselkante” genannt.


COOL STUFF / BEGEHRENSWERT <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 81


82 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> IMPRINT<br />

IMPRINT<br />

VERLAGSANSCHRIFT<br />

UND REDAKTION<br />

VERLAG /<br />

POSTANSCHRIFT<br />

MANAGING DIRECTOR /<br />

EDITOR IN CHIEF<br />

AUTOREN /<br />

MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

neutrales GRAU Verlags GmbH<br />

Wodanstr. 52, 13156 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 40 00 56 68<br />

E-Mail: info@neutralesgrau.de<br />

HR NR: 121 118 B<br />

REDAKTION<br />

<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />

Web: www.bold-magazine.eu<br />

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ISSN 2192-9378<br />

M. Kuhlmey<br />

MARKETING /<br />

SALES DIRECTOR<br />

L. Böhlke<br />

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LIFESTYLE /<br />

FASHION DIRECTOR<br />

Z. Khawary<br />

SCHLUSSREDAKTION<br />

H. G. Teiner<br />

BILDREDAKTION<br />

S. Schuster<br />

LEKTORAT<br />

E. Briest<br />

J. M. Brain, H. G. Teiner, N. Dexter, J. Fink,<br />

C. Paul, Z. Khawary, M. Mai, T. Adler,<br />

K. Specht, R. Löwisch, E. Briest, D. Schaper,<br />

C. Streng, P. Heidmann<br />

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Preisliste: 37 | 2022<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

6-mal jährlich (2-monatlich)<br />

Deutschland, Österreich, Schweiz<br />

DRUCK<br />

Königsdruck GmbH (Sonderdrucke),<br />

Silber Druck oHG<br />

VERTRIEB<br />

IPS Pressevertrieb GmbH<br />

Carl-Zeiss-Str. 5, 53340 Meckenheim<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte,<br />

Texte, Illustrationen und Bilder wird keine<br />

Haftung übernommen.


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Spot on: DIGITAL LIGHT macht das Fahren in einem Mercedes-Benz noch<br />

sicherer – mit Spotlight auf Fußgänger und Warnsymbolen im Sichtfeld.<br />

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