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Gemeindebote September - Dezember 2022

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siebente Monat „Heimond“. – Regional

verbreitet waren für den Juli

auch Ausdrücke wie „Bockmond“ und

„Donnermond“, die häufig gemachte

Beobachtungen des Sommers wiedergeben.

Auch im Slawischen spielte die Erntezeit

eine entscheidende Rolle bei

der Namensgebung: Im Kroatischen

heißt der Juli srpanj, was von srp, „die

Sichel“ herrührt, dem jahrtausendealten

unentbehrlichen Arbeitsgerät zur

Ernteeinbringung im „Schnitt“.

August

Dieser Sommermonat ist dem

zweiten großen römischen Herrscher

gewidmet: Octavius, der sich als Kaiser

mit dem Beinamen „Augustus“

schmückte, als der „Erlauchte, Erhabene,

Heilige“. In diesem Monat trat

Octavius sein erstes Konsulat als römischer

Herrscher an.

Der von Karl dem Großen empfohlene

Monatsname „Aranmanoth“,

wörtlich „Erntemonat“, setzte sich

nicht endgültig durch, die Bezeichnungen

„Ernting“, „Erntemonat“ oder

„Ährenmonat“ kamen aber wegen

der im Hochsommer stattfindenden

Getreide-Ernte bis zum sprachlichen

Siegeszug des „August“ noch gelegentlich

vor.

Die Kroaten lassen den August in

der Erntezeit sprachlich-bildlich vor

uns abrollen: kolovoz kommt von kola

= Wagen und voziti = fahren – wer

würde sich da nicht einen vollbeladenen,

von einem Pferdegespann

gezogenen Erntewagen bildhaft vorstellen?

September

Die Monate September bis Dezember

werden aus den lateinischen Zahlwörtern

für sieben bis zehn gebildet

und entsprechen der fortlaufenden

Zählung des ursprünglich im März

beginnenden Jahres, wobei der September

demnach der siebente Monat

ist. Für uns ist er natürlich trotz seines

lateinischen Namens der neunte Monat,

der außerdem den Herbstbeginn

markiert.

Er scheidet und verabschiedet

den Sommer und wurde daher auch

als „Scheiding“ bezeichnet. Weitere

altertümliche Ausdrücke waren

„Herbstmond/Herbstig“ und ab

dem 11. Jahrhundert „Witummonat“,

wobei witum althochdeutsch

„Holz“ heißt. Schließlich waren nach

der Ernte Holzarbeiten angesagt. Althochdeutsch

war auch herbist manod

gebräuchlich.

Im Jiddischen heißt der September

noch immer erst herbst-mond,

der Oktober dann folgerichtig ander

herbst-mond.

Im kroatischen rujan für September

spiegelt sich eine Farbenpracht

vor unserem Auge, die der Herbst

in der Natur entfaltet: rujan / rujno

bedeutet übersetzt einfach „(gelblich-)rot“,

diese Farbe übertüncht das

ganze jahreszeitliche Geschehen –

und als rujno vino wird ein Gläschen

Roséwein kredenzt.

Oktober

Die Bezeichnung Oktober kommt

von octo, der Nummer „acht“ im altrömischen

Kalender, aber dem zehnten

Monat nach unserer Zählung. Die

alten deutschen Ausdrücke für diesen

Herbstmonat wurden vom „Oktober“

verdrängt. Ursprünglich benannt und

bekannt war er als „Weinmonat“, fand

doch in Weinregionen um diese Zeit

die Weinlese statt, aber auch als „Gilbhart“,

wobei gilb „gelb“ bedeutete

und hart „stark, viel“ (zum Beispiel

Laub).

Das Kroatische stellt diesen Monat

wieder bildlich vor unser geistiges

Auge: Der Name listopad (von list =

Blatt und padati = fallen) lässt bunte

Herbstblätter förmlich vor uns niederrascheln.

Interessant, dass im verwandten

Tschechischen und ebenso

im Polnischen listopad erst für den

elften Monat, den November, steht

– verabschiedet sich doch in diesem

Monat das Laub endgültig von den

Bäumen. Anscheinend ist den Tschechen

um diese Jahreszeit, im Oktober,

die Jagd und die „Brunft“ wichtiger,

denn von diesem Wort rijen hat der

Monat Oktober seine Benennung.

November

Der November als elfter Monat bezieht

seinen Namen vom lateinischen

novem = neunter. Die alte römische

Zählung hat sich also hartnäckig durch

die Jahrhunderte gehalten.

Die November-Feiertage Allerheiligen

und Allerseelen zu Monatsbeginn

und der Totensonntag am Monatsende

entsprechen dem miesen, nebeligen

Wetter und der düsteren Stimmung

– neuerdings unzeitig und meist

unpassend aufgehellt durch licht- und

lautstarke Halloween-Spektakel.

Der mittelalterliche Name herbistmanod

und dann „Nebelmond“ und

„Nebelung“ waren den Witterungsumständen

geschuldet, im Jiddischen

erinnert drit herbes noch an die unwirtliche

Jahreszeit.

Das Kroatische trifft für den November

wieder eine klare, zutreffende

Wettervorhersage: Das Wort studeni

für November kommt von studen =

kalt, Kälte, Frost.

Dezember

Der Dezember als zwölfter Monat

beschließt mit der lateinischen Bezeichnung

decem = zehn den Reigen

der Monate. – Der altdeutsche heilagmonod

/ Heiligmonat, ab dem 15.

Jahrhundert „Christmond“, konnte

sich genauso wenig im Sprachgebrauch

halten wie „Julmonat“, das

nach dem germanischen Jul-Fest zur

Wintersonnenwende benannt ist. Der

kürzeste Tag des Jahres wurde mit

einem großen Fest gefeiert und in den

geheimnisvollen Raunächten ruhte

die Arbeit. Diente nicht insgeheim

das alte Jul-Fest mit seinen vielen

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