BODEN 2030 - Difu.de
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<strong>BODEN</strong> <strong>2030</strong><br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an die kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
und <strong>de</strong>n Umgang mit Einfamilienhausgebieten<br />
<strong>de</strong>r 1950er, 1960er und 1970er Jahre<br />
Mittelfristige Entwicklung Langfristige Entwicklung<br />
kleiner<br />
anspruchsvoller<br />
Haushalt<br />
vielfältiger<br />
mehr<br />
flexibler<br />
Steigen<strong>de</strong>r Flächenbedarf<br />
weniger<br />
Sinken<strong>de</strong>r Flächenbedarf
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Forum Baulandmanagement NRW<br />
www.forum-bauland.nrw.<strong>de</strong><br />
Mitglie<strong>de</strong>r (Stand: Dezember 2009)<br />
Stadt Aachen • Stadt Bielefeld • Stadt Bocholt • Stadt Bochum • Stadt Bonn • Stadt<br />
Bottrop • Stadt Bürstadt (Hessen) • Stadt Castrop-Rauxel • Stadt Datteln • Stadt<br />
Dortmund • Stadt Düsseldorf • Stadt Essen • Stadt Euskirchen • Stadt Gelsenkirchen<br />
• Stadt Gladbeck • Stadt Gronau • Stadt Hamm • Stadt Heiligenhaus • Stadt Hennef<br />
(Sieg) • Stadt Herne • Stadt Hil<strong>de</strong>n • Stadt Kaarst • Stadt Krefeld • Stadt Leverkusen •<br />
Stadt Min<strong>de</strong>n • Stadt Münster • Stadt Ratingen • Stadt Remscheid • Stadt Rheinbach<br />
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• Stadt Werne • Stadt Wesel • Gemein<strong>de</strong> Westerkappeln • Stadt Wuppertal • Regionalverband<br />
Ruhr (RVR) • Städtetag NRW • Städte- und Gemein<strong>de</strong>bund NRW (StGB NRW) •<br />
Ministerium für Bauen und Verkehr <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s NRW (MBV) • ILS - Institut für Lan<strong>de</strong>s-<br />
und Stadtentwicklungsforschung gGmbH • Institut für Bo<strong>de</strong>nmanagement (IBoMa) •<br />
DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH • DU Die<strong>de</strong>richs<br />
Projektmanagement AG & Co. KG • NRW.URBAN GmbH & Co. KG • ThyssenKrupp Real<br />
Estate GmbH • WGZ Immobilien + Treuhand GmbH<br />
Bearbeitung<br />
Institut für Bo<strong>de</strong>nmanagement (IBoMa)<br />
Stadtforschung, Planung, Bo<strong>de</strong>nordnung, Wertermittlung<br />
Hohe Straße 28<br />
44139 Dortmund<br />
Tel. +49 (0)231 952975-0<br />
Fax +49 (0)231 952975-29<br />
E-Mail info@iboma.<strong>de</strong><br />
Dr.-Ing. Egbert Dransfeld, Bauass. Dipl.-Ing. Petra Pfeiffer, Dipl.-Ing. Carola Platzek<br />
Kontakt<br />
Koordinierungsstelle <strong>de</strong>s Forum Baulandmanagement NRW<br />
c/o StadtRaumKonzept GmbH<br />
Dipl.-Geogr. Sebastian Siebert<br />
Tel. +49 (0)231 5323-446<br />
Fax +49 (0)231 5323-445<br />
E-Mail kontakt@forum-bauland.nrw.<strong>de</strong><br />
Layout<br />
Thomas Milosek<br />
1. Auflage 2010<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung und Quellenangabe<br />
<strong>de</strong>s Herausgebers
<strong>BODEN</strong> <strong>2030</strong><br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an die kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
und <strong>de</strong>n Umgang mit Einfamilienhausgebieten<br />
<strong>de</strong>r 1950er, 1960er und 1970er Jahre<br />
Dr.-Ing. Egbert Dransfeld<br />
Bauass. Dipl.-Ing. Petra Pfeiffer<br />
Dipl.-Ing. Carola Platzek
Stadt braucht Bo<strong>de</strong>n! Alle Bemühungen um eine optimale, nachhaltige Stadtentwicklungspolitik<br />
wer<strong>de</strong>n diesen Grundsatz beachten müssen. Die Handlungsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />
Städte und Gemein<strong>de</strong>n wird auch zukünftig von <strong>de</strong>r Verfügbarkeit über Grund und Bo<strong>de</strong>n<br />
und die geeignete Steuerungsinstrumente bestimmt sein.<br />
Der Bo<strong>de</strong>nmarkt ist ein <strong>de</strong>m Wohnungsmarkt vorgelagerter Markt. Die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nfrage ist und bleibt nach wie vor eng mit <strong>de</strong>r Diskussion um die Stadt<br />
und das ‚Wohnen von Morgen‘ verknüpft.<br />
Verän<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>mografische, gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen wer<strong>de</strong>n<br />
die ‚Stadt von Morgen‘ beeinflussen. Einige Verän<strong>de</strong>rungen sind schon in Ansätzen sichtbar<br />
(‚Zurück in die Stadt‘), an<strong>de</strong>re weniger. Die Ergebnisse dieser Verän<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n<br />
sich in <strong>de</strong>n Städten und Gemein<strong>de</strong>n mehr o<strong>de</strong>r weniger stark zeigen. Was be<strong>de</strong>utet dies<br />
aber für die zukünftigen Anfor<strong>de</strong>rungen an die kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik? Welche künftigen<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen stellen sich für die Steuerung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nmarktes?<br />
Die Einfamilienhausgebiete <strong>de</strong>r 1950er, 1960er und 1970er Jahre zeigen bereits jetzt<br />
sichtbare strukturelle Probleme. Die aufgeworfenen Fragen sollen daher an diesem Bestandstyp<br />
exemplarisch problematisiert und entsprechen<strong>de</strong> Lösungsansätze aufgezeigt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Forum Baulandmanagement NRW sieht auf Grund <strong>de</strong>r aktuellen Entwicklungen die<br />
Notwendigkeit, sich mit diesen grundlegen<strong>de</strong>n Zukunftsfragen <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns schon heute<br />
bewusst zu beschäftigen und möchte mit <strong>de</strong>r Studie ‚Bo<strong>de</strong>n <strong>2030</strong>‘ einen entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Diskussionsbeitrag liefern, aber auch <strong>de</strong>r Kommunalpraxis eine langfristige Orientierungshilfe<br />
an die Hand reichen.<br />
Vorwort<br />
Stefan Raetz<br />
Bürgermeister <strong>de</strong>r Stadt<br />
Rheinbach und Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
Forum Baulandmanagement NRW
Inhalt<br />
4<br />
I Einleitung 6<br />
1 Anlass und Problemstellung 6<br />
2 Zielsetzung <strong>de</strong>r Arbeit 8<br />
3 Aufbau <strong>de</strong>r Arbeit 9<br />
II Zusammenfassung <strong>de</strong>r Ergebnisse 10<br />
1 Welche Entwicklungen beeinflussen die Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
zukünftig maßgeblich? 10<br />
2 Wie verän<strong>de</strong>rt sich die Wohnbaulandnachfrage künftig? 11<br />
3 Welchen Einfluss haben die Rahmenbedingungen auf die<br />
Verfügbarkeit und Vermarktbarkeit sowie <strong>de</strong>n Preis<br />
von Wohnbauland? 11<br />
4 Ist künftig noch neues Wohnbauland erfor<strong>de</strong>rlich? 12<br />
5 Welche Strategien gibt es für die kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik? 12<br />
6 Welche Grün<strong>de</strong> gibt es für Probleme von Einfamilienhausgebieten<br />
<strong>de</strong>r 1950er bis 1970er Jahre? 13<br />
7 Gibt es Zukunftschancen für Einfamilienhausgebiete? 14<br />
III Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Rahmenbedingungen für die Bo<strong>de</strong>n- und<br />
Wohnungspolitik und ihre Auswirkungen 15<br />
1 Demografische Rahmenbedingungen 15<br />
1.1 Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen Rahmenbedingungen 15<br />
1.2 Auswirkungen auf die Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik 18<br />
2 Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen 26<br />
2.1 Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen 26<br />
2.2 Auswirkungen auf die Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik 30<br />
3 Klimatische Rahmenbedingungen 33<br />
3.1 Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r klimatischen Rahmenbedingungen 33<br />
3.2 Auswirkungen auf die Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik 34<br />
IV Kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik von Morgen 36<br />
1 Grundsätzliche Anfor<strong>de</strong>rungen an eine Bo<strong>de</strong>npolitik <strong>de</strong>r Zukunft 36<br />
2 Aspekte einer zukunftsorientierten Bo<strong>de</strong>npolitik 37<br />
2.1 Aus Sicht <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen Entwicklungen 37<br />
2.2 Aus Sicht <strong>de</strong>r gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen 39<br />
2.3 Aus Sicht <strong>de</strong>r klimatischen Entwicklungen 41
V Einfamilienhausgebiete <strong>de</strong>r 1950er, 1960er und 1970er Jahre 43<br />
1 Historische Entwicklung – Rückblick 43<br />
1.1 Entstehung von Einfamilienhausgebieten 43<br />
1.2 Wie<strong>de</strong>raufbau und Einfamilienhausbau in <strong>de</strong>n 1950er Jahren 44<br />
1.3 Suburbanisierung und Einfamilienhausbau in frn 1960er Jahren 44<br />
1.4 Der Boom <strong>de</strong>s Einfamilienhausbaus in <strong>de</strong>n 1970er Jahren 45<br />
2 Charakterisierung 45<br />
2.1 Räumliche Lage und städtebauliche Einordnung, Entwicklungsphasen<br />
seit ihrer Entstehung 45<br />
2.2 Raumprogramme und Bewohnerstruktur 46<br />
2.3 Aktuelle dynamische Entwicklungen in Einfamilienhausgebieten 46<br />
3 Verän<strong>de</strong>rte Rahmenbedingungen für Einfamilienhausgebiete 47<br />
4 Probleme von Einfamilienhausgebieten <strong>de</strong>r 1950er bis<br />
1970er Jahre 48<br />
4.1 Zunahme <strong>de</strong>s Angebots von Einfamilienhäusern 48<br />
4.2 Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r quantitativen und qualitativen Nachfrage<br />
nach Einfamilienhäusern 48<br />
4.3 Lagenachteile von Einfamilienhausgebieten <strong>de</strong>r 1960er und 1970er Jahre 49<br />
4.4 Sinken<strong>de</strong> Preise bei nicht mehr nachgefragten Einfamilienhäusern 51<br />
4.5 Energetische Nachteile älterer Einfamilienhäuser 52<br />
4.6 Sozio<strong>de</strong>mografische Probleme 52<br />
5 Chancen und Handlungsempfehlungen für Einfamilienhausgebiete 54<br />
5.1 Wohnungsmarktbeobachtung 54<br />
5.2 Nachverdichtung 54<br />
5.3 Einfamilienhaus als Mietobjekt 55<br />
5.4 ‚Urbanisierung‘ <strong>de</strong>s Einfamilienhausmarktes 55<br />
5.5 Familien mit Migrationshintergrund als neue Nachfragergruppe<br />
auf <strong>de</strong>m Einfamilienhausmarkt 55<br />
5.6 CO 2 -Einsparpotenziale 56<br />
5.7 Weiterentwicklung monostrukturierter Einfamilienhausgebiete 56<br />
6 Fazit 57<br />
VI Literatur zum Thema 58<br />
VII Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 62<br />
5
I Einleitung<br />
6<br />
Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik wur<strong>de</strong>n in<br />
<strong>de</strong>r Vergangenheit überwiegend unter<br />
Wachstumsgesichtspunkten diskutiert<br />
und betrieben. Zentrale Zielsetzung war<br />
die Bereitstellung von ausreichen<strong>de</strong>m und<br />
bezahlbarem Bauland und Wohnraum. Die-<br />
se Zielsetzungen sind auch künftig von<br />
Be<strong>de</strong>utung – allerdings ist im Hinblick<br />
auf sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> <strong>de</strong>mografische, gesellschaftliche,<br />
politische und klimatische<br />
Rahmenbedingungen damit zu rechnen,<br />
dass sich stadtentwicklungspolitische und<br />
wohnungswirtschaftliche Prioritäten än<strong>de</strong>rn<br />
(müssen).<br />
Für Nordrhein-Westfalen ist in vielen Regionen<br />
mit einem Bevölkerungsrückgang<br />
zu rechnen, einige Regionen und Städte<br />
sind hiervon bereits heute betroffen. Der<br />
Rückgang <strong>de</strong>r Bevölkerung ist nicht unmittelbar<br />
auch mit einem Rückgang <strong>de</strong>r Nachfrage<br />
nach Wohnbaugrundstücken o<strong>de</strong>r<br />
Bestandsimmobilien verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nnoch<br />
sind, wenn die Zahl <strong>de</strong>r Privathaushalte<br />
sinkt, mittel- bis langfristig auch Nachfragerückgänge<br />
zu erwarten. Die bislang auf<br />
Wachstum ausgerichtete Wohnungs- und<br />
Bo<strong>de</strong>npolitik <strong>de</strong>r Kommunen muss sich an<br />
verän<strong>de</strong>rten Erfor<strong>de</strong>rnissen orientieren und<br />
sich <strong>de</strong>r wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Nachfragesituation<br />
anpassen.<br />
Mit <strong>de</strong>r Bevölkerungszahl än<strong>de</strong>rt sich auch<br />
die Altersstruktur. Die ältere Generation<br />
wird zahlenmäßig stärker wer<strong>de</strong>n, die<br />
Zahl von Jüngeren (unter 40 Jahren) und<br />
Kin<strong>de</strong>rn wird dagegen abnehmen. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
die Verän<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>n eigentumsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Altersklassen wirken sich<br />
dämpfend auf die Nachfrage nach Bauland<br />
und Bestandsimmobilien aus. Auch qualitative<br />
Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Nachfrage wer<strong>de</strong>n<br />
sich ergeben: Die Ansprüche an die Wohnung<br />
bzw. das Haus und das Wohnumfeld<br />
än<strong>de</strong>rn sich, die Erreichbarkeit von Einrichtungen<br />
<strong>de</strong>s täglichen Bedarfs o<strong>de</strong>r von<br />
Freizeit- und Kultureinrichtungen gewinnt<br />
an Be<strong>de</strong>utung. Viele <strong>de</strong>r ‚jungen Alten‘ bevorzugen<br />
zentralere Standorte, möchten<br />
nicht (mehr) am Stadtrand im Grünen leben<br />
und ziehen in die innerstädtischen Wohnlagen.<br />
Wohnungs- und Städtebau müssen<br />
1 Anlass und Problemstellung<br />
sich stärker als bisher an <strong>de</strong>n Bedürfnissen<br />
<strong>de</strong>r älteren Bevölkerungsgruppen orientieren,<br />
<strong>de</strong>nn diese beeinflussen maßgeblich<br />
die Nachfrage.<br />
Die ethnische Zusammensetzung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
verän<strong>de</strong>rt sich; die Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Personen mit Migrationshintergrund steigt.<br />
Diese haben allerdings keinen grundsätzlich<br />
an<strong>de</strong>ren Anspruch an das Wohnen. Sozioökonomische<br />
Kriterien und <strong>de</strong>r Zugang<br />
zum Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungsmarkt spielen<br />
eine wichtigere Rolle für die Nachfrage als<br />
<strong>de</strong>r ethnische Hintergrund.<br />
Auf Grund <strong>de</strong>s zu erwarten<strong>de</strong>n zahlenmäßigen<br />
Anstiegs <strong>de</strong>r Personen mit Migrationshintergrund<br />
entwickeln sich Notwendigkeiten,<br />
aber auch Potenziale, die<br />
Nachfrage dieser Bevölkerungsgruppen<br />
künftig stärker zu beachten und diese auch<br />
als wichtige Nachfragegruppe <strong>de</strong>r Zukunft<br />
zu erkennen. Gera<strong>de</strong> im Neubaubereich <strong>de</strong>r<br />
Einfamilienhäuser gibt es aber immer wie<strong>de</strong>r<br />
Befürchtungen einer zu starken Konzentration<br />
bestimmter ethnischer Gruppen<br />
und hiermit verbun<strong>de</strong>ner Probleme<br />
– insbeson<strong>de</strong>re Vermarktungsprobleme.<br />
Steuerungsmöglichkeiten gibt es nur sehr<br />
begrenzt – und auch nur im Bereich <strong>de</strong>r<br />
Vergabe kommunaler Grundstücke. Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
bietet kein Instrumentarium zur Lösung<br />
von Integrationsproblemen. Hier müssen<br />
auf an<strong>de</strong>rer Ebene die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Maßnahmen ergriffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Im gesellschaftlichen und politischen Bereich<br />
gibt es eine Reihe von Verän<strong>de</strong>rungen,<br />
die sich auf die Wohnbedürfnisse und die<br />
Nachfrage nach Baugrundstücken auswirken.<br />
Die Individualisierung <strong>de</strong>r Gesellschaft,<br />
neue Wohn- und Lebensformen (Singles,<br />
Alleinerziehen<strong>de</strong>, kin<strong>de</strong>rlose Paare, Wohngemeinschaften<br />
etc.), verän<strong>de</strong>rte Lebensziele,<br />
sich wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Gesellschaft an <strong>de</strong>n Einzelnen, aber<br />
auch die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r ökonomischen<br />
Leistungsfähigkeit Einzelner führen dazu,<br />
dass sich die Nachfrage insgesamt diversifiziert.<br />
Die in <strong>de</strong>r Vergangenheit vornehmlich<br />
realisierten Wohnkonzepte zielen auf<br />
die ‚klassische‘ Familie ab. Diese Lebens-
form entspricht aber heute nicht mehr <strong>de</strong>r<br />
Mehrheit <strong>de</strong>r Nachfrager auf <strong>de</strong>m Immobilienmarkt.<br />
Es gibt nicht mehr ‚die‘ Ansprüche<br />
an <strong>de</strong>n Wohnraum und das Wohnumfeld;<br />
die Vielfältigkeit <strong>de</strong>r Lebensformen und<br />
-stile erfor<strong>de</strong>rt eine Vielfältigkeit und<br />
Flexibilität <strong>de</strong>r Wohnformen.<br />
Es gibt Bevölkerungsgruppen, die hohe<br />
Ansprüche an ihren Wohnraum und das<br />
Wohnumfeld haben und auch über die finanziellen<br />
Mittel verfügen, diese Ansprüche<br />
realisieren zu können, wenn ein entsprechen<strong>de</strong>s<br />
Angebot geschaffen wird. Auf<br />
<strong>de</strong>r einen Seite wer<strong>de</strong>n zentrale, urbane<br />
Lagen und Wohnungen mit gehobener Ausstattung<br />
bevorzugt, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />
gibt es aber auch einen wachsen<strong>de</strong>n Teil <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung, <strong>de</strong>r solche Wohnansprüche<br />
aus finanziellen Grün<strong>de</strong>n nicht umsetzen<br />
kann. Eine Nachfrage für qualitativ geringwertigeren<br />
(und somit preisgünstigeren)<br />
Wohnraum wird es daher ebenfalls geben.<br />
Ziel <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik<br />
<strong>de</strong>r Kommunen kann es daher nicht<br />
sein, ausschließlich qualitativ hochwertige<br />
Wohnlagen zu entwickeln, son<strong>de</strong>rn nach<br />
wie vor – und unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r<br />
wirtschaftlichen Entwicklungen möglicherweise<br />
sogar in größerem Umfang –<br />
bezahlbaren Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten<br />
bzw. die Rahmenbedingungen<br />
hierfür zu schaffen. Auch die Eigentumsbildung<br />
bleibt be<strong>de</strong>utend.<br />
Der nachhaltige Umgang mit Bo<strong>de</strong>n und<br />
eine auch unter Klimaschutzgesichtspunkten<br />
effektivere Steuerung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nnutzung<br />
wer<strong>de</strong>n künftig an Be<strong>de</strong>utung zunehmen.<br />
Der Klimawan<strong>de</strong>l beeinflusst zu<strong>de</strong>m<br />
auch die Nutzbarkeit von Bo<strong>de</strong>n, so dass<br />
sich zunehmend Restriktionen für die städtebauliche<br />
Entwicklung ergeben können.<br />
Die Rahmenbedingungen für die Bo<strong>de</strong>n- und<br />
Wohnungspolitik <strong>de</strong>r nächsten Jahrzehnte<br />
wer<strong>de</strong>n sich grundlegend än<strong>de</strong>rn – wenn<br />
auch nicht in allen Regionen, Städten und<br />
Stadtquartieren gleichermaßen. Die Verän<strong>de</strong>rungen<br />
sind teilweise auch bereits im<br />
Gange. Den Entwicklungen muss städtebaulich<br />
und wohnungswirtschaftlich Rechnung<br />
getragen wer<strong>de</strong>n, um eine zukunftsfähige<br />
Stadtentwicklung sicherstellen zu können.<br />
Bisherige Leitbil<strong>de</strong>r sind im Hinblick auf die<br />
<strong>de</strong>mografischen, politischen und gesellschaftlichen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen zu überprüfen.<br />
Die Ansprüche an die Stadt befin<strong>de</strong>n<br />
sich im Wan<strong>de</strong>l: Nicht mehr allein die Bereitstellung<br />
von Flächen für <strong>de</strong>n Wohn-<br />
und Arbeitsmarkt sowie von erfor<strong>de</strong>rlicher<br />
Infrastruktur steht im Mittelpunkt<br />
planerischen Han<strong>de</strong>lns. Die Frage ist auch,<br />
ob die Leitbil<strong>de</strong>r und Zielsetzungen <strong>de</strong>r<br />
Stadtplanung überhaupt noch so langfristig<br />
wie bisher ausgelegt sein können. Die<br />
Gesellschaft wird zunehmend flexibel, die<br />
Zeiträume, in <strong>de</strong>nen sich neue Entwicklungen<br />
vollziehen, wer<strong>de</strong>n immer kürzer.<br />
Entsprechend sind auch die Ansprüche an<br />
<strong>de</strong>n Wohn-, Arbeits- und Lebensraum immer<br />
kürzeren Zyklen unterworfen. Können<br />
die relativ ‚starren‘ Strukturen einer<br />
zumin<strong>de</strong>st auf Jahrzehnte ausgerichteten<br />
Stadtplanung diesen Ansprüchen überhaupt<br />
noch gerecht wer<strong>de</strong>n? Es stellt sich<br />
somit die Frage, welche Struktur die ‚Stadt<br />
<strong>de</strong>r Zukunft‘ haben soll und muss, welchen<br />
Ansprüchen sie gerecht wer<strong>de</strong>n muss und<br />
welche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n im Zuge sich<br />
wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>r Ansprüche zukünftig noch hat.<br />
7
8<br />
Die Expertise setzt sich mit <strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten<br />
Rahmenbedingungen für die kommunale<br />
Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik auseinan<strong>de</strong>r<br />
und versucht aufzuzeigen, welche Bereiche<br />
kommunalen Han<strong>de</strong>lns hier beson<strong>de</strong>rs betroffen<br />
sind und welche grundlegen<strong>de</strong>n<br />
Handlungs- und Steuerungsmöglichkeiten<br />
es gibt.<br />
Ziel <strong>de</strong>r Expertise ist es, die Voraussetzungen<br />
und Rahmenbedingungen für zukünftige<br />
bo<strong>de</strong>npolitische Entscheidungsprozesse<br />
aufzuzeigen und <strong>de</strong>utlich zu<br />
machen, in welchen Bereichen Än<strong>de</strong>rungen<br />
zu erwarten und wo künftig aus handlungsstrategischer<br />
Sicht Schwerpunkte<br />
zu setzen sind. Maßstab sind hierbei die<br />
Handlungsfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kommunen, weniger<br />
die übergeordneten politischen Aspekte<br />
auf Lan<strong>de</strong>s- o<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sebene.<br />
Was be<strong>de</strong>uten die verän<strong>de</strong>rten Rahmenbedingungen<br />
für die zukünftigen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an die kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik?<br />
Welche zukünftigen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
stellen sich hierdurch für die (richtige) allokative<br />
und distributive Steuerung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nmarktes?<br />
Die Verän<strong>de</strong>rungen betreffen nicht alle<br />
Städte in allen Regionen und nicht alle<br />
Quartiere einer Stadt gleichermaßen. Bestimmte<br />
Wohnformen und Wohnungsbestän<strong>de</strong><br />
sind von <strong>de</strong>n künftigen Entwicklungen<br />
stärker betroffen als an<strong>de</strong>re.<br />
Wichtig ist es daher, die unterschiedlichen<br />
Typen einer Chancen- / Risikoanalyse zu<br />
unterziehen und im Ergebnis festzuhalten,<br />
welche Bestandstypen zukunftsfähig sind<br />
und welche weniger. Die Fragestellung <strong>de</strong>r<br />
Zukunftsfähigkeit von Bestandstypen soll<br />
am Beispiel <strong>de</strong>r Einfamilienhausgebiete <strong>de</strong>r<br />
1950er, 1960er und 1970er Jahre vertieft<br />
wer<strong>de</strong>n. Die aufgeworfenen Fragen sollen<br />
daher an diesem Bestandstyp exemplarisch<br />
problematisiert und entsprechen<strong>de</strong><br />
Lösungsansätze aufgezeigt wer<strong>de</strong>n. Mit<br />
welchen Problemen ist in diesen Gebieten<br />
auf Grund <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rten Rahmenbedingungen<br />
zu rechnen? Wie ist mit diesen Gebieten<br />
umzugehen? Welche Auswirkungen<br />
hat dies auf <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Wohnungsmarkt vor-<br />
2 Zielsetzung <strong>de</strong>r Arbeit<br />
gelagerten Bo<strong>de</strong>nmarkt und welche bo<strong>de</strong>npolitischen<br />
Strategien sind möglich?<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Expertise sollen vor allem<br />
die folgen<strong>de</strong>n Fragestellungen näher untersucht<br />
wer<strong>de</strong>n:<br />
• Welche <strong>de</strong>mografischen, gesellschaftspolitischen,<br />
wirtschaftlichen und klimatischen<br />
Trends wirken sich auf die<br />
Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik aus?<br />
• Wie verän<strong>de</strong>rt sich die Baulandnachfrage<br />
künftig? Welche Faktoren sind<br />
entschei<strong>de</strong>nd? Welche Art von Bauland<br />
wird noch nachgefragt? Welche Rolle<br />
spielen dabei Bürger mit Migrationshintergrund?<br />
• Wie wirken sich die Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
Rahmenbedingungen auf die Verfügbarkeit<br />
und Vermarktbarkeit von Bo<strong>de</strong>n<br />
aus? Welche Be<strong>de</strong>utung hat dies<br />
für <strong>de</strong>n Preis <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns?<br />
• Brauchen wir in 20 bis 30 Jahren überhaupt<br />
noch neues Bauland o<strong>de</strong>r wird<br />
die Nachfrage soweit zurückgehen,<br />
dass Planung nur noch im Bestand<br />
stattfin<strong>de</strong>t?<br />
• Welche Strategien <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
gibt es?<br />
• In welchem Umfang sind ältere Einfamilienhausgebiete<br />
von <strong>de</strong>n Entwicklungen<br />
betroffen?<br />
• Welche Chancen können <strong>de</strong>n älteren<br />
Einfamilienhausgebieten gegeben wer<strong>de</strong>n;<br />
welche Lösungsansätze gibt es?
3 Aufbau <strong>de</strong>r Arbeit<br />
Der Aufbau <strong>de</strong>r Studie glie<strong>de</strong>rt sich in drei<br />
Hauptbereiche. 1<br />
Der erste Abschnitt (vgl. Kapitel III) beschäftigt<br />
sich mit <strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten Rahmenbedingungen<br />
und ihren Auswirkungen auf<br />
die Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik. Die Rahmenbedingungen<br />
wer<strong>de</strong>n differenziert in<br />
• <strong>de</strong>mografische Rahmenbedingungen,<br />
• gesellschaftspolitische und wirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen sowie<br />
• klimatische Rahmenbedingungen.<br />
Diese Rahmenbedingungen haben einen<br />
erheblichen Einfluss auf die kommunalen<br />
Entwicklungsperspektiven. Für eine zukunftsorientierte<br />
Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik<br />
ist es daher von Be<strong>de</strong>utung, die<br />
Rahmenbedingungen zu kennen und ihre<br />
wesentlichen Auswirkungen einschätzen<br />
zu können.<br />
Nur mit Hilfe einer zukunftsorientierten<br />
Bo<strong>de</strong>npolitik können sich die Städte und<br />
Gemein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n künftigen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
stellen und Lösungen entwickeln.<br />
Der zweite Abschnitt (vgl. Kapitel IV) formuliert<br />
daher Anfor<strong>de</strong>rungen an eine künftige<br />
Bo<strong>de</strong>npolitik und stellt die einzelnen<br />
Aspekte aus <strong>de</strong>mografischer, gesellschaftspolitischer,<br />
wirtschaftlicher und klimatischer<br />
Sicht dar.<br />
Im dritten Abschnitt (vgl. Kapitel V) erfolgt<br />
eine Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r spezifischen<br />
Problematik von Einfamilienhausgebieten<br />
<strong>de</strong>r 1950er bis 1970er Jahre und<br />
ihrer Zukunftsfähigkeit unter Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rahmenbedingungen.<br />
1 ohne die Zusammenfassung im<br />
nachfolgen<strong>de</strong>n Kapitel II<br />
9
II Zusammenfassung <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />
10<br />
1 Welche Entwicklungen beeinflussen die<br />
Bo<strong>de</strong>npolitik zukünftig maßgeblich?<br />
Die Bo<strong>de</strong>npolitik wird maßgeblich durch<br />
<strong>de</strong>mografische, gesellschaftspolitische,<br />
wirtschaftliche und klimatische Faktoren<br />
beeinflusst, die sich auf die Nachfrage und<br />
das Angebot an Wohnbauland und Einfamilienhäuser<br />
auswirken.<br />
Zu <strong>de</strong>n wichtigsten <strong>de</strong>mografischen Ein- Wirtschaftliche und wirtschaftspolitische<br />
flussfaktoren gehört die Entwicklung <strong>de</strong>r Entwicklungen beeinflussen Angebot und<br />
Zahl <strong>de</strong>r privaten Haushalte, die mittelfri- Nachfrage auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>nmarkt ebenfalls.<br />
stig trotz rückläufiger Bevölkerung noch zu Einerseits wirken sie weiter diversifizie-<br />
einem Anstieg <strong>de</strong>r Nachfrage nach Bauland rend auf die Nachfrage durch das Erfor-<br />
und Wohnraum führt. Mitverantwortlich <strong>de</strong>rnis flexibler Nutzungsmöglichkeiten,<br />
für <strong>de</strong>n Anstieg <strong>de</strong>r Nachfrage durch stei- an<strong>de</strong>rerseits wirkt sich die Verän<strong>de</strong>rung<br />
gen<strong>de</strong> Haushaltszahlen ist auch <strong>de</strong>r Wohn- <strong>de</strong>r öffentlichen För<strong>de</strong>rungsmittel sowie<br />
flächenbedarf. Dieser wird nach <strong>de</strong>n Pro- die Entwicklung <strong>de</strong>r Realeinkommen und<br />
gnosen in <strong>de</strong>n nächsten Jahren ebenfalls <strong>de</strong>r Wirtschaftslage bei steigen<strong>de</strong>n Kosten<br />
weiter steigen.<br />
allgemein senkend auf die Quantität <strong>de</strong>r<br />
Nachfrage nach Wohnbauland aus.<br />
Auch die Entwicklung <strong>de</strong>r Altersstruktur<br />
wirkt sich auf bo<strong>de</strong>npolitische Fragestellungen<br />
aus. Zum Einen verbleibt eine immer<br />
älter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Bevölkerung länger am<br />
Wohnstandort, so dass Einfamilienhäuser<br />
immer später für nachrücken<strong>de</strong> Generationen<br />
frei wer<strong>de</strong>n, zum An<strong>de</strong>ren wird die ältere<br />
Generation aber auch mobiler, verlässt<br />
verstärkt <strong>de</strong>n bisherigen Wohnstandort und<br />
zieht in zentralere Lagen um, so dass hier<br />
ein neues Nachfragepotenzial entsteht. Im<br />
Bereich <strong>de</strong>s individuellen Wohnungsbaus<br />
ist dagegen mit Nachfragerückgängen zu<br />
rechnen, weil die nachfragerelevanten Altersgruppen<br />
abnehmen.<br />
Der Anteil <strong>de</strong>r Personen mit Migrationshintergrund<br />
an <strong>de</strong>r Bevölkerung nimmt stetig<br />
zu. Mit steigen<strong>de</strong>r Eigentumsquote steigt<br />
auch <strong>de</strong>r Einfluss dieser Personengruppe<br />
auf die Stadtentwicklung und die Be<strong>de</strong>utung<br />
für die Bo<strong>de</strong>npolitik, auch wenn sich<br />
durch Personen mit Migrationshintergrund<br />
keine grundsätzlich an<strong>de</strong>ren Nachfragepotenziale<br />
ergeben.<br />
Die Gesellschaft differenziert sich zunehmend,<br />
was sich insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Vielfalt<br />
<strong>de</strong>r Haushaltstypen wi<strong>de</strong>rspiegelt. Entsprechend<br />
<strong>de</strong>r individuellen Ansprüche und Erfor<strong>de</strong>rnisse<br />
entwickelt sich damit auch eine<br />
immer differenziertere Nachfrage.<br />
Auch die Angebotsseite verän<strong>de</strong>rt sich<br />
durch die zunehmen<strong>de</strong> Zahl an Brachflächen,<br />
die für eine Reaktivierung genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n können. Insbeson<strong>de</strong>re Lagen im Innenbereich<br />
gewinnen an Be<strong>de</strong>utung.<br />
Die Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r klimatischen Bedingungen<br />
führen zu einer negativen Beeinflussung<br />
<strong>de</strong>r Wohnqualität in <strong>de</strong>n innerstädtischen<br />
Lagen (Überhitzung). Die<br />
Nutzung von Flächen kann sich daher nicht<br />
mehr nur auf Baulandbereitstellung beschränken,<br />
son<strong>de</strong>rn muss auf die Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r klimatischen Situation durch die<br />
Schaffung bzw. Freihaltung von Grün- und<br />
Wasserflächen abzielen.<br />
Die Klimaverän<strong>de</strong>rungen beeinflussen zu<strong>de</strong>m<br />
auch die Nutzbarkeit <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns. Bauland<br />
kann nicht (mehr) überall geschaffen<br />
wer<strong>de</strong>n. Klimatisch bedingte Restriktionen<br />
(wie z. B. Hochwasser) bestimmen die Nutzbarkeit<br />
<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns zunehmend.
2 Wie verän<strong>de</strong>rt sich die Wohnbauland-<br />
nachfrage künftig?<br />
Die Wohnbaulandnachfrage wird in <strong>de</strong>n<br />
meisten Regionen Nordrhein-Westfalens<br />
mittelfristig noch ansteigen. Erst mit <strong>de</strong>m<br />
Rückgang <strong>de</strong>r Haushaltszahlen und einer<br />
Stagnation <strong>de</strong>s Wohnflächenbedarfs kann<br />
auch mit einem Rückgang <strong>de</strong>r Nachfrage<br />
gerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Das zunehmen<strong>de</strong> Angebot an Bestandsimmobilien<br />
bil<strong>de</strong>t ein Konkurrenzangebot<br />
und wird die Nachfrage nach unbebautem<br />
Wohnbauland dämpfen. Diese Ten<strong>de</strong>nz zeigt<br />
sich vielerorts bereits heute durch einen<br />
Rückgang <strong>de</strong>r Kauffälle für Wohnbauland,<br />
<strong>de</strong>n Rückgang <strong>de</strong>r Neubauzahlen und <strong>de</strong>n<br />
Anstieg <strong>de</strong>r Bestandserwerber. Es wird je-<br />
doch immer noch Bedarf an neuem Bauland<br />
bestehen, weil nicht die gesamte Nachfrage<br />
aus <strong>de</strong>m Bestand ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Qualitativ betrachtet ist die Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Nachfrage durch eine zunehmen<strong>de</strong> Heterogenisierung<br />
gekennzeichnet. Die gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen haben einen<br />
maßgeblichen Einfluss auf die Struktur <strong>de</strong>r<br />
Privathaushalte und die persönlichen Lebensstile.<br />
Hinzu kommen wirtschaftliche<br />
Entwicklungen und ökonomische Zwänge.<br />
Die hier eingetretenen und künftig zu erwarten<strong>de</strong>n<br />
Verän<strong>de</strong>rungen wirken sich unmittelbar<br />
auf die Wohnbaulandnachfrage aus<br />
(Qualität <strong>de</strong>r Lage, bezahlbarer Preis etc.).<br />
3 Welchen Einfluss haben die Rahmenbedingungen<br />
auf die Verfügbarkeit und Vermarktbarkeit<br />
sowie <strong>de</strong>n Preis von Wohnbauland?<br />
Das Wohnbaulandangebot ist regional sehr<br />
unterschiedlich. Bereits heute gibt es in<br />
Nordrhein-Westfalen schrumpfen<strong>de</strong>, stagnieren<strong>de</strong><br />
und wachsen<strong>de</strong> Regionen mit<br />
einem entsprechend differenzierten Wohnbaulandmarkt.<br />
Diese ‚Gleichzeitigkeit <strong>de</strong>s<br />
Ungleichzeitigen‘ wird sich eher verstärken.<br />
Die Verfügbarkeit und Vermarktbarkeit von<br />
Wohnbauland wird durch Angebot und<br />
Nachfrage bestimmt. Auf bei<strong>de</strong>n Seiten ist<br />
in <strong>de</strong>n nächsten Jahrzehnten mit teilweise<br />
erheblichen Verän<strong>de</strong>rungen zu rechnen.<br />
Nachfragerelevanter Faktor ist neben <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Haushaltszahlen, die langfristig<br />
sinken wer<strong>de</strong>n, auch <strong>de</strong>r Wunsch<br />
nach Eigentumsbildung. Wertsteigerungen<br />
sind bei Wohnimmobilien aber nicht mehr<br />
überall ‚garantiert‘.<br />
Längerfristig betrachtet ist mit einem<br />
Rückgang <strong>de</strong>r Nachfrage zu rechnen.<br />
Gleichzeitig wird das Angebot an Bestandsimmobilien<br />
auf Grund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mogra-<br />
fischen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen<br />
steigen. Geht man davon aus,<br />
dass nicht in gleichem Umfang die Ausweisung<br />
von neuen Baugebieten reduziert<br />
wird, so ist längerfristig mit einem Angebotsüberhang<br />
zu rechnen, <strong>de</strong>r sich wie<strong>de</strong>rum<br />
auf die Vermarktbarkeit auswirkt.<br />
Ein steigen<strong>de</strong>s Angebot bei sinken<strong>de</strong>r Nachfrage<br />
beeinflusst auch die Bo<strong>de</strong>npreise. Die<br />
Wohnbaulandpreise können daher künftig<br />
(zumin<strong>de</strong>st regional) sinken, insbeson<strong>de</strong>re<br />
in weniger nachgefragten Lagen. Dort,<br />
wo das Angebot die Nachfrage übersteigt,<br />
spielen Lagequalitäten für die Vermarktbarkeit<br />
eine zunehmend wichtige Rolle. Die<br />
Vermarktbarkeit wird zu<strong>de</strong>m stärker über<br />
<strong>de</strong>n Preis bestimmt, d. h. auch in weniger<br />
nachgefragten Lagen wer<strong>de</strong>n sich Käufer<br />
für Wohnbaugrundstücke fin<strong>de</strong>n, allerdings<br />
zu vergleichsweise niedrigeren Preisen. Dies<br />
hat wie<strong>de</strong>rum zur Folge, dass auch Bevölkerungsgruppen<br />
Zugang zum Immobilienmarkt<br />
erhalten, die diesen aus finanziellen Grün<strong>de</strong>n<br />
bislang nicht hatten (‚Schwellenhaushalte‘).<br />
11
12<br />
Nicht mehr eine möglichst umfassen<strong>de</strong><br />
Bereitstellung von Wohnbauland und ein<br />
Absenken <strong>de</strong>r Preise, son<strong>de</strong>rn die Stabilisierung<br />
<strong>de</strong>r Preise und die Schaffung<br />
eines ausgewogenen Verhältnisses von<br />
Angebot und Nachfrage wer<strong>de</strong>n in vielen<br />
Regionen zu <strong>de</strong>n Zukunftsaufgaben<br />
<strong>de</strong>r kommunalen Bo<strong>de</strong>npolitik gehören.<br />
4 Ist künftig noch neues Wohnbauland erfor<strong>de</strong>rlich?<br />
Neues Wohnbauland wird auch in Zukunft<br />
erfor<strong>de</strong>rlich sein, selbst wenn die Nachfrage<br />
insgesamt langfristig rückläufige Ten<strong>de</strong>nzen<br />
aufweist. Allerdings wird <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>s<br />
nachgefragten Wohnbaulan<strong>de</strong>s geringer<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Neben quantitativen wer<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re<br />
auch qualitative Gesichtspunkte bei <strong>de</strong>r<br />
Nachfrage in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund rücken. Es<br />
geht nicht mehr nur um die Deckung <strong>de</strong>s<br />
rechnerisch vorhan<strong>de</strong>nen Bedarfs, son<strong>de</strong>rn<br />
vielmehr um die Bereitstellung von nachfragegerechtem<br />
Bauland. Für die Zukunft<br />
be<strong>de</strong>utet dies, dass die Entwicklung von<br />
Wohngebieten in peripheren Lagen kaum<br />
noch möglich sein wird, weil die Nachfrage<br />
hier nicht in ausreichen<strong>de</strong>m Umfang vorhan<strong>de</strong>n<br />
ist. Entwicklungspotenziale bieten<br />
urbane innerstädtische Lagen mit guter<br />
Erreichbarkeit <strong>de</strong>r Infrastruktureinrichtungen.<br />
Diese Lagen wer<strong>de</strong>n zunehmend<br />
von breiten Bevölkerungsschichten nachgefragt.<br />
Da potenzielles Wohnbauland in<br />
diesen Lagen jedoch eher knapp ist, wird<br />
hier verstärkt die Umnutzung von Flächen<br />
und die Entwicklung von Brachflächen zum<br />
Tragen kommen (müssen).<br />
5 Welche Strategien gibt es für die<br />
kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik?<br />
Die kommunale Baulandpolitik muss sich<br />
<strong>de</strong>n neuen Gegebenheiten anpassen. Hierzu<br />
ist es erfor<strong>de</strong>rlich, die Ziele <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
zu überarbeiten und ein gesamtstädtisches<br />
Leitbild im regionalen Kontext zu<br />
entwickeln, das die spezifischen örtlichen<br />
(und regionalen) Rahmenbedingungen berücksichtigt.<br />
Eine umfassen<strong>de</strong> kommunale<br />
Bo<strong>de</strong>npolitik ist Voraussetzung für die Bewältigung<br />
<strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n Zukunftsaufgaben.<br />
Kommunale (und möglichst regional abgestimmte)<br />
bo<strong>de</strong>npolitische Grundsatzbeschlüsse<br />
bieten die Möglichkeit, die<br />
Grundlagen <strong>de</strong>r zukünftigen Baulandpolitik<br />
festzulegen und hierbei die gesamte<br />
Bandbreite <strong>de</strong>r künftigen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
für die Bo<strong>de</strong>npolitik zu<br />
berücksichtigen: <strong>de</strong>mografisch bedingte<br />
Entwicklungen, gesellschaftspolitische<br />
und wirtschaftliche Verän<strong>de</strong>rungen sowie<br />
klimatisch bedingte Anfor<strong>de</strong>rungen.<br />
Aufbauend auf <strong>de</strong>n gesamtstädtischen /<br />
regionalen Leitbil<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>ren Umsetzung<br />
in bo<strong>de</strong>npolitischen Zielsetzungen<br />
sind die informellen und formellen Instrumente<br />
<strong>de</strong>r Stadtplanung zur Umsetzung<br />
anzuwen<strong>de</strong>n. Regionale und interkommunale<br />
Abstimmung auf <strong>de</strong>r einen Seite und<br />
räumlich differenzierte Planung von <strong>de</strong>r<br />
gesamtstädtischen bis zur kleinräumigen<br />
Ebene auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite bil<strong>de</strong>n das Gerüst<br />
für eine angepasste und zukunftsorientierte<br />
kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik.<br />
Von <strong>de</strong>r Regionalplanung über die Flächennutzungsplanung<br />
bis hin zu Bebauungsplan<br />
und städtebaulichen Verträgen gibt es<br />
zahlreiche Möglichkeiten, Anpassungen <strong>de</strong>r<br />
Planung an die neuen Rahmenbedingungen<br />
vorzunehmen. Hierbei sollte insbeson<strong>de</strong>re<br />
Folgen<strong>de</strong>s beachtet wer<strong>de</strong>n:<br />
• Be<strong>de</strong>utung nachfrageorientierter Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
und Planung (sowohl hinsichtlich<br />
quantitativer als auch qualitativer<br />
Aspekte)<br />
• Durchführung regionaler und städ-
tischer Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungsmarktanalysen<br />
• Weniger Neubaumaßnahmen, son<strong>de</strong>rn<br />
verstärkte Bestandsoptimierung (Aufwertungs-,<br />
Umbau- und Rückbaumaßnahmen)<br />
• Vorrang <strong>de</strong>r Innenentwicklung und<br />
Brachflächenreaktivierung; weitestgehen<strong>de</strong>r<br />
Verzicht auf Neuausweisungen<br />
in <strong>de</strong>r Peripherie (hier entstehen die<br />
Problemgebiete von Morgen)<br />
• Schaffung eines Baulandangebotes für<br />
nachfragegerechte Wohnformen (ökologisch,<br />
experimentell etc.)<br />
• Bo<strong>de</strong>npolitik ist nicht nur als Baulandpolitik<br />
zu sehen, son<strong>de</strong>rn als umfassen<strong>de</strong>s<br />
Flächenmanagement, zu <strong>de</strong>m<br />
auch nicht bauliche Nutzungen (z. B.<br />
zur Wohnumfeldverbesserung, klimatischen<br />
Verbesserung) und Zwischennutzungen<br />
gehören.<br />
6 Welche Grün<strong>de</strong> gibt es für Probleme von<br />
Einfamilienhausgebieten <strong>de</strong>r 1950er bis<br />
1970er Jahre?<br />
Obwohl das Eigenheim (Ein- und Zweifamilienhäuser)<br />
nach wie vor eine gefragte<br />
Eigentumsform ist, entspricht es oft nicht<br />
mehr <strong>de</strong>n heutigen Anfor<strong>de</strong>rungen. Baustrukturen<br />
und Grundrisse sind nicht ausreichend<br />
flexibel hinsichtlich <strong>de</strong>r Nutzbarkeit.<br />
Die Zahl <strong>de</strong>r Ein- und Zweifamilienhaushalte<br />
nimmt stetig zu, die ‚Familie‘ ist nicht mehr<br />
die ‚normale‘ Haushaltsform. Das Eigenheim<br />
wird aber gera<strong>de</strong> von Familien nachgefragt,<br />
für an<strong>de</strong>re Lebensformen stellt es meist<br />
eine weniger geeignete Wohnform dar.<br />
Verän<strong>de</strong>rte persönliche Präferenzen und<br />
wirtschaftliche Unsicherheiten lassen womöglich<br />
die Nachfrage zum Erwerb von Eigenheimen<br />
sinken. Gleichzeitig steigt auch<br />
das Angebot. Auf Grund <strong>de</strong>r Altersstruktur<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerung wer<strong>de</strong>n zunehmend Einfamilienhäuser<br />
<strong>de</strong>r 1950er und 1960er Jahre<br />
frei und drängen auf <strong>de</strong>n Immobilienmarkt.<br />
Sie stellen – trotz häufig vorhan<strong>de</strong>nem<br />
Renovierungs- und Umbaubedarf – eine<br />
starke Konkurrenz für die <strong>de</strong>utlich teureren<br />
Neubauten dar. Der Neubausektor reagiert<br />
auf die sinken<strong>de</strong> Nachfrage und das steigen<strong>de</strong><br />
Konkurrenzangebot mit einem Rückgang.<br />
Das zunehmen<strong>de</strong> Angebot (preiswerterer)<br />
Bestandsbauten verschafft aber auch<br />
‚Schwellenhaushalten‘ verstärkt Optionen<br />
zum Eigentumserwerb, insbeson<strong>de</strong>re in weniger<br />
gefragten Lagen. Besserverdienen<strong>de</strong><br />
Haushalte konzentrieren sich dagegen auf<br />
Neubauten o<strong>de</strong>r gebrauchte Eigenheime<br />
mit guter Ausstattung und in guter Lage.<br />
Der Eigenheimmarkt ist in Folge durch eine<br />
zunehmen<strong>de</strong> Diversifizierung in Hoch- und<br />
Niedrigpreissegmente gekennzeichnet.<br />
In Zukunft wird die Vermarktbarkeit von<br />
Einfamilienhäusern durch die Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Rahmenbedingungen noch stärker an<br />
<strong>de</strong>r Lage orientiert sein als bisher: Zuvor<strong>de</strong>rst<br />
Einfamilienhäuser in einem ordnungsgemäßen<br />
Zustand in nachgefragter<br />
Lage lassen sich dann noch zu einem (aus<br />
Verkäufersicht) akzeptablen Preis verkaufen.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re die peripheren Lagen mit<br />
unzureichen<strong>de</strong>r Infrastrukturausstattung,<br />
in <strong>de</strong>nen Einfamilienhausgebiete angesie<strong>de</strong>lt<br />
sind, sowie Eigenheime mit schlechten<br />
Ausstattungsmerkmalen lassen sich dagegen<br />
schwerer vermarkten. Gleichwohl ist<br />
die Vermarktbarkeit zweitrangig, solange<br />
man sein Haus selbst bewohnt.<br />
13
14<br />
7 Gibt es Zukunftschancen für<br />
Einfamilienhausgebiete?<br />
‚Ausgedünnte‘ Einfamilienhausgebiete führen<br />
zu einer vergleichsweise teuren Vorhaltung<br />
von Infrastruktur für verhältnismäßig<br />
wenige Bewohner. Eine Nachverdichtung<br />
kann zu einer ökonomisch sinnvolleren<br />
Nutzung <strong>de</strong>r Infrastruktur führen, wenn<br />
entsprechen<strong>de</strong> Potenziale in einem Gebiet<br />
vorhan<strong>de</strong>n sind, d. h. große Grundstücke<br />
und städtebauliche Strukturen, die durch<br />
eine Verdichtung nicht zerstört wer<strong>de</strong>n.<br />
Vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Vermeidung <strong>de</strong>r<br />
weiteren Ausweisung von Einfamilienhausgebieten<br />
‚auf <strong>de</strong>r grünen Wiese‘, die<br />
in wenigen Jahrzehnten von <strong>de</strong>n gleichen<br />
Problemen betroffen sein wer<strong>de</strong>n wie die<br />
Einfamilienhausgebiete <strong>de</strong>r 1950er bis<br />
1970er Jahre, stellt die Nachverdichtung<br />
dort, wo sie möglich ist, eine sinnvolle Alternative<br />
zur Neuausweisung von Bauland<br />
dar.<br />
Die Alternative ‚Vermietung statt Verkauf‘<br />
kann Vermarktungsprobleme zumin<strong>de</strong>st<br />
zeitweise lösen. Hierdurch können Interessenten<br />
erschlossen wer<strong>de</strong>n, für die ein Kauf<br />
aus persönlichen o<strong>de</strong>r finanziellen Grün<strong>de</strong>n<br />
nicht in Frage kommt und die daher Mie-<br />
tobjekte suchen. Auch als Alternative zu<br />
einem Verkauf zu einem verhältnismäßig<br />
niedrigen Preis kommt eine Vermietung aus<br />
Sicht <strong>de</strong>s Eigentümers in Frage. Diese kann<br />
die Eigentümer aber vor Probleme stellen,<br />
wenn Ausstattung, energetische Effizienz<br />
und Lagequalität nicht <strong>de</strong>r Nachfrage entsprechen.<br />
Die Monostrukturierung <strong>de</strong>r Einfamilienhausgebiete<br />
ist neben <strong>de</strong>r Lage ein wesentlicher<br />
Grund für die vorhan<strong>de</strong>nen und<br />
künftig noch zu erwarten<strong>de</strong>n Probleme. Die<br />
Erschließung <strong>de</strong>s Bestan<strong>de</strong>s für vielfältige<br />
Bevölkerungsgruppen und Haushaltstypen<br />
mit unterschiedlichsten Ansprüchen könnte<br />
einen Lösungsansatz darstellen, ist aber nur<br />
im Rahmen privater Initiativen umzusetzen.<br />
Die öffentliche Hand kann hierauf keinen<br />
Einfluss nehmen, son<strong>de</strong>rn nur die Rahmenbedingungen<br />
über die Steuerung <strong>de</strong>r<br />
Baulandbereitstellung, För<strong>de</strong>rprogramme<br />
o<strong>de</strong>r auch Wohnumfeldverbesserungsmaßnahmen<br />
optimieren.<br />
Leerstand stellt zurzeit noch kein Problem<br />
dar. Einfamilienhausgebiete in guten Lagen<br />
wer<strong>de</strong>n auch künftig vermarktbar sein.
III Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Rahmenbedingungen<br />
für die Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik<br />
und ihre Auswirkungen<br />
1 Demografische Rahmenbedingungen<br />
1.1 Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mogra-<br />
fischen Rahmenbedingungen<br />
Die <strong>de</strong>mografischen Rahmenbedingungen,<br />
die sich auf die Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik<br />
auswirken, umfassen die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerungs- und Haushaltszahlen als<br />
Einflussfaktoren für die quantitative Nachfrage<br />
nach Wohnraum und Bauland sowie<br />
die Entwicklung <strong>de</strong>r Altersstruktur und <strong>de</strong>r<br />
Anteile <strong>de</strong>r Personen mit Migrationshintergrund<br />
als Einflussfaktoren für die qualitative<br />
Nachfrage.<br />
Bevölkerungs- und Haushaltszahlen<br />
Nach <strong>de</strong>r Bevölkerungsprognose <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes<br />
für Datenverarbeitung und Statistik<br />
(LDS) wird die Gesamtbevölkerung<br />
Nordrhein-Westfalens bis zum Jahr <strong>2030</strong><br />
von 18,1 auf unter 17,5 Mio. zurückgehen. 2<br />
Regional fällt die Bevölkerungsentwicklung<br />
unterschiedlich aus. Die großen Städte<br />
<strong>de</strong>r Rheinschiene gewinnen an Bevölkerung,<br />
während für die kreisfreien Städte<br />
<strong>de</strong>s Ruhrgebiets mit Verlusten zu rechnen<br />
ist. Auch die meisten Landkreise im Südosten<br />
und in Ostwestfalen müssen nach<br />
<strong>de</strong>n Prognosen mit Bevölkerungsverlusten<br />
rechnen. 3<br />
Die Bevölkerungsentwicklung allein ist<br />
aber nicht entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n Immobilienmarkt,<br />
<strong>de</strong>nn Träger <strong>de</strong>r Wohnungsnachfrage<br />
sind die Haushalte. 4 Im Zuge <strong>de</strong>r<br />
kontinuierlichen Verkleinerung <strong>de</strong>r durchschnittlichen<br />
Haushaltsgrößen ist die Zahl<br />
<strong>de</strong>r Haushalte stärker gewachsen als die<br />
Bevölkerungszahl. Das führt dazu, dass<br />
Bevölkerungsrückgänge durch einen Anstieg<br />
<strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Haushalte (zumin<strong>de</strong>st<br />
zunächst noch) aufgefangen wer<strong>de</strong>n. Längerfristig<br />
betrachtet wird es aber auch zu<br />
einem Rückgang <strong>de</strong>r Haushalte als Nachfrager<br />
<strong>de</strong>r Wohnfläche kommen.<br />
Nach <strong>de</strong>r Haushaltsmo<strong>de</strong>llrechnung <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>samtes für Datenverarbeitung und<br />
Statistik nimmt die Zahl <strong>de</strong>r Haushalte<br />
trotz <strong>de</strong>s Bevölkerungsrückgangs bis zum<br />
Jahr 2015 um rund 2% und danach bis<br />
zum Jahr 2025 nochmals um knapp 1%<br />
zu. Ursächlich hierfür sind die sinken<strong>de</strong>n<br />
Haushaltsgrößen. Je nach Region sinkt die<br />
durchschnittliche Haushaltsgröße bis zum<br />
Jahr 2025 um 6 bis 10%. 5<br />
Sinken<strong>de</strong> Haushaltszahlen wer<strong>de</strong>n v. a. für<br />
das Ruhrgebiet und Bereiche im Osten <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s prognostiziert. In <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Regionen<br />
ist bis 2025 weitgehend noch mit<br />
steigen<strong>de</strong>n Haushaltszahlen zu rechnen<br />
(vgl. Abb. 1).<br />
In Nordrhein-Westfalen insgesamt ist mittelfristig<br />
(bis 2020 / 2025) noch mit einem<br />
leichten Anstieg <strong>de</strong>r Haushalte zu rechnen.<br />
Langfristig wer<strong>de</strong>n jedoch <strong>de</strong>utliche Rückgänge<br />
prognostiziert. Je nach Prognosevariante<br />
liegt <strong>de</strong>r Rückgang <strong>de</strong>r Haushalte bis<br />
zum Jahr 2050 gegenüber 2005 zwischen 3<br />
Kleve<br />
Aachen<br />
Düren<br />
Euskirchen<br />
Borken<br />
Bonn<br />
Coesfeld<br />
Rhein-Sieg-Kreis<br />
Steinfurt<br />
Münster<br />
Warendorf<br />
Gütersloh<br />
Wesel<br />
Recklinghausen<br />
Bottrop<br />
Gelsen-<br />
Hamm<br />
kirchen<br />
Herne<br />
Oberhausen<br />
Dortmund<br />
Duisburg<br />
Ennepe-<br />
Ruhr- Hagen<br />
Unna<br />
Soest<br />
Kreis<br />
Märkischer Kreis<br />
Hochsauerlandkreis<br />
Olpe<br />
Siegen-Wittgenstein<br />
Mülheim<br />
Essen<br />
a. d. Ruhr<br />
Bochum<br />
Krefeld<br />
Viersen<br />
Mönchengladbach<br />
Mettmann<br />
WupperDüsseltaldorf<br />
Remscheid<br />
Solingen<br />
Heinsberg<br />
Rhein-Kreis<br />
Neuss<br />
Rheinisch-<br />
Bergischer<br />
Kreis Oberbergischer<br />
Kreis<br />
Rhein-Erft-<br />
Kreis<br />
Köln<br />
Aachen<br />
Regierungsbezirke<br />
kreisfreie Städte und Kreise<br />
2 zu <strong>de</strong>n statistischen Analysen<br />
vgl. LDS NRW 2006<br />
3 hierzu und zum Folgen<strong>de</strong>n vgl.<br />
Eduard Pestel Institut für Systemforschung<br />
2006, S. 4 ff.<br />
4 Gemeint sind hier die privaten<br />
Haushalte, die per Definition <strong>de</strong>s<br />
LDS aus zusammenwohnen<strong>de</strong>n<br />
Personen bestehen, die gemeinsam<br />
wirtschaften. Im Regelfall besteht<br />
ein Privathaushalt aus einer Familie.<br />
5 zur Entwicklung <strong>de</strong>r Haushaltsgrößen<br />
vgl. Kapitel III.2, S. 26 ff.<br />
Abb. 1: Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Haushaltszahlen im<br />
Zeitraum 2005-2025<br />
Min<strong>de</strong>n-Lübbecke<br />
Herford<br />
Bielefeld<br />
Pa<strong>de</strong>rborn<br />
Lippe<br />
Höxter<br />
Verän<strong>de</strong>rungen 2025 gegenüber 2005<br />
unter -6%<br />
-6% bis unter 0%<br />
0 bis unter 6%<br />
6% bis unter 12%<br />
12% und mehr2% und mehr<br />
Lan<strong>de</strong>samt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen 2006, S. 9<br />
15
Abb. 2: Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Altersstruktur <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung in<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
(2005-<strong>2030</strong>)<br />
6 hierzu und zum Folgen<strong>de</strong>n vgl.<br />
Lan<strong>de</strong>samt für Datenverarbeitung<br />
und Statistik Nordrhein-Westfalen<br />
2006, S. 6 f.<br />
7 hierzu und zum Folgen<strong>de</strong>n vgl.<br />
Eduard Pestel Institut für Systemforschung<br />
2006, S. 12 f. (Stand <strong>de</strong>r<br />
Daten: 2005) sowie Lan<strong>de</strong>samt für<br />
Datenverarbeitung und Statistik<br />
Nordrhein-Westfalen 2006, S. 9<br />
8 vgl. IRS Institut für Regionalentwicklung<br />
und Strukturplanung<br />
2004, S. 41 f.<br />
16<br />
und 4%. Für das Jahr 2025 wer<strong>de</strong>n ca. 8,6<br />
Mio. Haushalte prognostiziert, für das Jahr<br />
2050 zwischen 8 und 8,1 Mio. 6<br />
Die durchschnittliche Größe <strong>de</strong>r Privathaushalte<br />
ist seit längerem kontinuierlich<br />
rückläufig, gleichzeitig steigt <strong>de</strong>r Anteil<br />
<strong>de</strong>r Ein- und Zweipersonenhaushalte. Die<br />
durchschnittliche Haushaltsgröße lag in <strong>de</strong>n<br />
kreisfreien Städten zwischen 1,75 und 2,1<br />
Personen, in <strong>de</strong>n Kreisen bei 2,12 bis 2,51. 7<br />
Mittelfristig wird ein Rückgang von 6 bis<br />
10% prognostiziert, d. h. die durchschnittliche<br />
Haushaltsgröße in Nordrhein-Westfalen<br />
liegt dann bei etwa 1,5 bis 2 in kreisfreien<br />
Städten und 2 bis 2,25 in <strong>de</strong>n Kreisen.<br />
Die Ein- und Zweipersonenhaushalte nehmen<br />
heute im Lan<strong>de</strong>sdurchschnitt einen<br />
Anteil von 70% aller Haushalte ein, dieser<br />
Anteil wird langfristig auf 80% steigen.<br />
Die kontinuierliche Verkleinerung ist (zumin<strong>de</strong>st<br />
mittelfristig betrachtet) <strong>de</strong>r Grund<br />
dafür, dass trotz rückläufiger Bevölkerung<br />
die Zahl <strong>de</strong>r Haushalte (noch) zunimmt. Im<br />
Wesentlichen sind <strong>de</strong>mografische und gesellschaftspolitische<br />
Entwicklungen ursächlich<br />
für die Abnahme <strong>de</strong>r Haushaltsgrößen 8 :<br />
6.000.000<br />
5.000.000<br />
4.000.000<br />
3.000.000<br />
2.000.000<br />
1.000.000<br />
0<br />
21,1%<br />
17,5%<br />
26,2%<br />
23,5%<br />
• Sozioökonomische Variablen (wie z. B.<br />
Haushaltseinkommen) und sozio<strong>de</strong>mografische<br />
Kenngrößen<br />
• Abnehmen<strong>de</strong> Geburtenraten und zunehmen<strong>de</strong><br />
Alterung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
• Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Haushaltstypen (zunehmen<strong>de</strong><br />
Singularisierung <strong>de</strong>r Haushalte,<br />
steigen<strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Alleinerziehen<strong>de</strong>n,<br />
weniger Mehrpersonen- und<br />
Mehrgenerationenhaushalte)<br />
Altersstruktur<br />
Die Altersstruktur wird sich in <strong>de</strong>n nächsten<br />
Jahren und Jahrzehnten in Nordrhein-<br />
Westfalen <strong>de</strong>utlich verän<strong>de</strong>rn. Der Anteil<br />
<strong>de</strong>r jüngeren Personen wird kontinuierlich<br />
abnehmen und <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Älteren (insbeson<strong>de</strong>re<br />
auch <strong>de</strong>r sogenannten ‚Hochbetagten‘)<br />
zunehmen.<br />
Die Personengruppen unter 60 Jahren nehmen<br />
im Zeitraum 2005-<strong>2030</strong> zwischen 13<br />
und 20% ab, die Personengruppen über 60<br />
Jahren nehmen um rund 25 bzw. 75% zu<br />
(vgl. Abb. 2).<br />
Für die ältere Bevölkerung (60 bis 75 Jahre)<br />
ist vor allem in <strong>de</strong>n ländlicheren Regionen<br />
unter 20 20-40 40-60 60-80 80+ Summe<br />
Jahr 2005 3.811.575 4.728.010 5.057.233 3.709.632 768.902 18.075.352<br />
Jahr <strong>2030</strong> 3.053.800 4.098.200 4.282.800 4.639.300 1.346.700 17.420.800<br />
Verän<strong>de</strong>rung 2005-<strong>2030</strong> -19,9% -13,3% -15,3% +25,1% +75,1% -3,6%<br />
28,0%<br />
24,6%<br />
20,5%<br />
26,6%<br />
4,3%<br />
7,7%<br />
unter 20 20-40 40-60 60-80 80 und<br />
mehr<br />
Jahr 2005 Jahr <strong>2030</strong><br />
Eigene Darstellung nach Daten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen 2006, S. 4
LK Kleve<br />
SK Aachen<br />
LK<br />
Neuss<br />
LK Euskirchen<br />
LK Mettmann<br />
LK Steinfurt<br />
SK Münster<br />
LK Märkischer<br />
Kreis<br />
LK Soest<br />
Regierungsbezirke<br />
kreisfreie Städte und Kreise<br />
LK Siegen-<br />
Wittgenstein<br />
z. T. mit erheblichen Zuwächsen zu rechnen<br />
(vgl. im Einzelnen Abb. 3).<br />
Die Altersklasse <strong>de</strong>r 30- bis 45-Jährigen,<br />
die beson<strong>de</strong>rs als Nachfrager im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Eigentumsbildung auftreten, wird im<br />
Jahr 2015 beson<strong>de</strong>rs schwach besetzt sein.<br />
2025 steigt zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r 30-<br />
bis 35-Jährigen wie<strong>de</strong>r an und erreicht die<br />
Werte <strong>de</strong>s Jahres 2005.<br />
Personen ohne <strong>de</strong>utsche Staatsangehörigkeit<br />
bzw. Personen mit<br />
Migrationshintergrund<br />
Nordrhein-Westfalen gehört zu <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
mit <strong>de</strong>m größten Anteil an Personen<br />
mit Migrationshintergrund in <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung (vgl. auch Abb. 4) 9 . In vier Regierungsbezirken<br />
liegt <strong>de</strong>r Anteil zwischen<br />
20 und 25%, im Regierungsbezirk Münster<br />
etwas darunter.<br />
Fast 23% <strong>de</strong>r Einwohner Nordrhein-Westfalens<br />
sind Personen mit Migrationshintergrund<br />
(Stand: 2005). Das entspricht rund<br />
4,1 Mio. Menschen.<br />
Im Einzelnen leben in Nordrhein-Westfalen: 10<br />
• 1,96 Mio. Menschen mit ausländischer<br />
Staatsangehörigkeit<br />
• 2,46 Mio. Menschen, die seit 1950 von<br />
außerhalb <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik zugewan<strong>de</strong>rt<br />
sind (Aussiedler, Eingebürgerte)<br />
SK Bielefeld<br />
LK Höxter<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r 60- bis 74-jährigen<br />
2005 bis 2025 in v. H.<br />
< 0<br />
< 20<br />
< 40<br />
< 60<br />
>= 60mehr<br />
LK Kleve<br />
KREIS KLEVE*<br />
KREIS HEINSBERG<br />
KREIS VIERSEN<br />
KREIS<br />
KREIS DÜREN<br />
AACHEN SK Aachen<br />
AACHEN<br />
MÖNCHEN-<br />
GLADBACH<br />
ERFTKREIS<br />
LK KREIS Euskirchen<br />
EUSKIRCHEN<br />
KREIS BORKEN<br />
KREIS COESFELD<br />
LEVERKUSEN<br />
RHEINISCH-<br />
BERGISCHER- OBERBERGISCHER KREIS<br />
KREIS<br />
KÖLN<br />
RHEIN-SIEG-KREIS<br />
KREIS STEINFURT<br />
KREIS RECKLINGHAUSEN<br />
HAMM<br />
KREIS WESEL<br />
BOT- GEL-<br />
KREIS UNNA<br />
SEN-<br />
KIR-<br />
OBER- TROP<br />
HERNE<br />
CHEN<br />
HAU-<br />
DORTMUND<br />
SEN<br />
BOCHUM<br />
DUIS-<br />
ESSEN<br />
BURG MÜLHEIM<br />
a.d.Ruhr<br />
ENNEPE-<br />
KREFELD<br />
HAGEN<br />
RUHR-<br />
KREIS METTMANN LK Mettmann KREIS<br />
MÄRKISCHER KREIS<br />
DÜSSELDORF<br />
WUPPERTAL<br />
LK KREIS NEUSS<br />
Neuss<br />
Eduard Pestel Institut für Systemforschung 2006, S. 10 f.<br />
• 2,26 Mio. Menschen mit min<strong>de</strong>stens<br />
einem aus <strong>de</strong>m Ausland zugewan<strong>de</strong>rten<br />
Elternteil (vgl. Abb. 5).<br />
Der Anteil <strong>de</strong>r Wohnungseigentümer bei<br />
<strong>de</strong>r ausländischen Bevölkerung 11 in NRW<br />
Statistisches Bun<strong>de</strong>samt 2006, S. 16<br />
REMSCHEID<br />
SOLINGEN<br />
BONN<br />
LK Steinfurt<br />
MÜNSTER<br />
SK Münster<br />
KREIS WARENDORF<br />
LK Märkischer<br />
Kreis<br />
LK Soest<br />
KREIS OLPE<br />
KREIS GÜTERSLOH<br />
KREIS SOEST<br />
HOCHSAUERLANDKREIS<br />
LK Siegen-<br />
Wittgenstein<br />
KREIS SIEGEN-WITTGENSTEIN<br />
Regierungsbezirke<br />
kreisfreie Städte und Kreise<br />
KREIS MINDEN-LÜBBECKE<br />
KREIS HERFORD<br />
BIELEFELD SK Bielefeld<br />
KREIS PADERBORN<br />
KREIS LIPPE<br />
LK Höxter<br />
KREIS HÖXTER<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r über 74-jährigen<br />
2005 bis 2025 in v. H.<br />
< 0<br />
< 20<br />
< 40<br />
< 60<br />
>= 60mehr<br />
Abb. 3: Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung über 60<br />
Jahre in NRW (2005-<br />
2025)<br />
Abb. 4: Anteil <strong>de</strong>r Personen<br />
mit Migrationshintergrund<br />
an <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung (2006)<br />
9 Unter Personen mit<br />
Migrationshintergrund<br />
sind neben ausländischen<br />
Staatsbürgern auch solche<br />
zu verstehen, die selbst<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Eltern aus <strong>de</strong>m<br />
Ausland zugezogen sind.<br />
10 vgl. Lan<strong>de</strong>samt für<br />
Datenverarbeitung und<br />
Statistik Nordrhein-Westfalen<br />
2005<br />
11 Für Personen mit<br />
Migrationshintergrund<br />
liegen keine entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Angaben vor.<br />
17
18<br />
Personen mit<br />
ausländischr Staatsangehörigkeit<br />
(1,96 Millionen)<br />
231.000<br />
516.000<br />
Personen mit min<strong>de</strong>stens<br />
einem zugewan<strong>de</strong>rten Elternteil<br />
(2,25 Millionen)<br />
924.000<br />
275.000<br />
935.000<br />
530.000<br />
Personen, die seit<br />
1950 zugewan<strong>de</strong>rt sind<br />
(2,46 Millionen)<br />
719.000<br />
Quelle: www.lds.nrw.<strong>de</strong>/presse/pressemitteilungen/2005/pres_117_05.html (22.10.2008)<br />
Abb. 5: Personen mit Migrationshintergrund<br />
in<br />
NRW (2005)<br />
12 vgl. Ministerium für Gesundheit,<br />
Soziales, Frauen und Familie<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen<br />
2004, S. 17<br />
13 Der Wohnflächenbedarf pro<br />
Kopf steigt insbeson<strong>de</strong>re auf<br />
Grund <strong>de</strong>r sinken<strong>de</strong>n Haushaltsgrößen.<br />
Prognosen zufolge<br />
steigt <strong>de</strong>r Wohnflächenbedarf in<br />
Deutschland von <strong>de</strong>rzeit 46 auf 56<br />
m² im Jahr <strong>2030</strong> (Quelle: Bun<strong>de</strong>sgeschäftsstelle<br />
<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sbausparkassen<br />
o. J., S. 31).<br />
hat sich von 1998 bis 2002 von 10,6 auf<br />
14,7% erhöht, obwohl ausländische Haushalte<br />
über ein im Vergleich zu <strong>de</strong>utschen<br />
Haushalten um durchschnittlich 600 geringeres<br />
Haushaltseinkommen im Monat<br />
verfügen. Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich ist die Erhöhung<br />
<strong>de</strong>r Eigentumsquote bei <strong>de</strong>r türkischen<br />
Bevölkerung ausgefallen. 12<br />
1.2 Auswirkungen auf die<br />
Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik<br />
Bevölkerungs- und Haushaltszahlen<br />
Die privaten Haushalte bil<strong>de</strong>n die wichtigste<br />
nachfragebestimmen<strong>de</strong> Größe. Mittelfristig<br />
führen die steigen<strong>de</strong>n Haushaltszahlen<br />
in Verbindung mit <strong>de</strong>m steigen<strong>de</strong>n<br />
Wohnflächenbedarf pro Kopf 13 noch dazu,<br />
dass die Nachfrage weiter ansteigt, so<br />
dass zunächst insgesamt kein <strong>de</strong>mografisch<br />
bedingter Rückgang <strong>de</strong>r Nachfrage<br />
nach Wohnimmobilien und keine hiermit<br />
verbun<strong>de</strong>nen Immobilienwertverluste zu<br />
erwarten sind. Dies än<strong>de</strong>rt sich erst mit<br />
<strong>de</strong>m langfristig prognostizierten Rückgang<br />
<strong>de</strong>r Haushaltszahlen und <strong>de</strong>r Stagnation<br />
<strong>de</strong>s Wohnflächenbedarfs. Dann ist mit<br />
einem Rückgang <strong>de</strong>r Nachfrage zu rechnen,<br />
<strong>de</strong>r sich auf die Vermarktbarkeit von<br />
Baugrundstücken und Bestandsimmobilien<br />
auswirkt. Erste Entwicklungen sind heute<br />
bereits in Regionen zu sehen, in <strong>de</strong>nen ein<br />
steigen<strong>de</strong>s Angebot (zusätzlich geför<strong>de</strong>rt<br />
durch interkommunale Konkurrenz bei <strong>de</strong>r<br />
Wohnbaulandausweisung) auf eine rückläufige<br />
Nachfrage trifft. Hier lassen sich<br />
Wohngebiete in weniger nachgefragten Lagen<br />
kaum noch vermarkten.<br />
Zusammengefasst be<strong>de</strong>utet dies, dass<br />
mittelfristig dort nicht mit <strong>de</strong>mografisch<br />
bedingten Grundstückswertverlusten zu<br />
rechnen ist, wo die Nachfrage auf Grund<br />
steigen<strong>de</strong>r Haushaltszahlen und steigen<strong>de</strong>r<br />
Flächeninanspruchnahme durch <strong>de</strong>n steigen<strong>de</strong>n<br />
Wohnflächenbedarf noch zunimmt.<br />
Zusätzliche Baulandnachfrage entsteht<br />
durch <strong>de</strong>n Ersatzbedarf für durch Abbruch<br />
o<strong>de</strong>r Umnutzung wegfallen<strong>de</strong> Wohnnutzungen.<br />
In welchem Umfang hierdurch<br />
neuer Baulandbedarf entsteht, hängt nicht<br />
zuletzt aber auch davon ab, in welchem<br />
Umfang Brachflächen genutzt wer<strong>de</strong>n<br />
(können).<br />
Ob längerfristig betrachtet durch die <strong>de</strong>mografischen<br />
Entwicklungen und hiermit<br />
verbun<strong>de</strong>nen Nachfragerückgänge tatsächlich<br />
auch Wertverluste entstehen, lässt<br />
sich nicht ohne Weiteres voraussehen, da<br />
für die Entwicklung von Immobilienwerten<br />
neben <strong>de</strong>r (quantitativen) Nachfrageseite<br />
noch weitere Kriterien eine Rolle spielen.<br />
In einigen Regionen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s mag<br />
es zu Wertverlusten kommen – ggf. auch<br />
nur bei kleinräumiger Betrachtungsweise,<br />
an<strong>de</strong>re Regionen weisen dagegen weiterhin<br />
(wenn auch ggf. langsamer) steigen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
stagnieren<strong>de</strong> Bo<strong>de</strong>npreise auf. Sicherlich<br />
wird man aber davon ausgehen können,<br />
dass ‚automatische‘ Wertsteigerungen von<br />
Grundstücken nicht mehr überall gegeben<br />
sein wer<strong>de</strong>n. Der ‚Mythos‘ sicherer Immobilienrenditen<br />
durch ‚garantierte‘ jährliche<br />
Bo<strong>de</strong>nwertsteigerungen ist vor <strong>de</strong>m<br />
Hintergrund <strong>de</strong>r künftigen Entwicklungen<br />
nicht mehr zu halten.<br />
Regionale und sektorale Preisunterschie<strong>de</strong><br />
wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Nachfrage<br />
stärker hervortreten und <strong>de</strong>n Markt<br />
bestimmen. Zum Einen sind hier unterschiedliche<br />
Nachfrageentwicklungen auf<br />
Grund unterschiedlicher Entwicklungen <strong>de</strong>r<br />
Haushaltszahlen zu erwarten, zum An<strong>de</strong>ren
eeinflussen vor diesem Hintergrund unterschiedliche<br />
Lage- und Ausstattungsmerkmale<br />
die örtliche Nachfrage künftig stärker.<br />
Die Nachfrage stellt aber nur eine Seite<br />
<strong>de</strong>s Immobilienmarktes dar. Der Markt wird<br />
auch von <strong>de</strong>r Angebotsseite beeinflusst:<br />
hier drängen künftig verstärkt Bestandsimmobilien<br />
auf <strong>de</strong>n Markt und konkurrieren<br />
mit <strong>de</strong>n unbebauten Baugrundstücken.<br />
Allgemein steigen die Preise für gebrauchte<br />
Wohnimmobilien zurzeit (noch). Die Nachfrage<br />
nach diesen Immobilien ist verhältnismäßig<br />
hoch, es wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit mehr<br />
Bestandsimmobilien erworben als Neue<br />
gebaut. Die Ten<strong>de</strong>nz sinken<strong>de</strong>r Preise bei<br />
Bestandsimmobilien (trotz sinken<strong>de</strong>r Neubauzahlen)<br />
ist in Regionen mit rückläufiger<br />
Nachfrage heute bereits erkennbar. Während<br />
ältere Bestandsimmobilien an bevorzugten<br />
(häufig auch zentraler gelegenen)<br />
Standorten nach wie vor Käufer fin<strong>de</strong>n, ist<br />
dies in weniger gefragten (insbeson<strong>de</strong>re<br />
auch peripheren) Lagen immer weniger <strong>de</strong>r<br />
Fall. Mit sinken<strong>de</strong>n Preisen haben aber auch<br />
Nachfrager mit geringeren finanziellen Mitteln<br />
und geringeren Ansprüchen an Lage,<br />
Wohnumfeld und Ausstattung einer Immobilie<br />
die Möglichkeit, Eigentum zu erwerben.<br />
In diesen Marktbereichen treten oft<br />
verstärkt Schwellenhaushalte (mit und ohne<br />
Migrationshintergrund) in Erscheinung. Je<br />
nach örtlicher Marktkonstellation kann es<br />
in solchen Fällen zu einer Konzentration bestimmter<br />
Marktteilnehmer in bestimmten<br />
räumlichen Bereichen kommen. Solche<br />
Entwicklungen können die Vermarktung<br />
in <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Gebieten nachhaltig<br />
beeinflussen. An<strong>de</strong>re Nachfragergruppen<br />
ziehen sich ten<strong>de</strong>nziell zurück. Die sinken<strong>de</strong>n<br />
Nachfragepotenziale beeinflussen wie<strong>de</strong>rum<br />
die Vermarktbarkeit und die Preise.<br />
Auf Grund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen Entwicklung<br />
wird die Wohnungsnachfrage (rechnerisch)<br />
zunehmend gesättigt, längerfristig<br />
kann auch (zumin<strong>de</strong>st regional) ein<br />
Überangebot entstehen. Für ältere Einfamilienhausgebiete<br />
be<strong>de</strong>utet diese Entwicklung,<br />
dass sie einem steigen<strong>de</strong>n Konkurrenzdruck<br />
aus neueren Baugebieten sowie<br />
unbebauten Baugrundstücken unterliegen.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re Gebäu<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ren Bauweise<br />
und Ausstattung nicht bzw. nur eingeschränkt<br />
<strong>de</strong>n aktuellen Bedürfnissen und<br />
technischen Standards entsprechen, sind<br />
zunehmend schwieriger zu vermarkten.<br />
Bei einem Verkauf ist künftig mit längeren<br />
Vermarktungszeiträumen und ten<strong>de</strong>nziell<br />
niedrigeren Preisen zu rechnen.<br />
Der Bestandsmarkt gewinnt an Be<strong>de</strong>utung,<br />
es besteht jedoch nach wie vor auch<br />
ein Bedarf an Neubau. Die Vermarktung<br />
(sowohl im Gebraucht- als auch im Neubaubereich)<br />
wird künftig durch die Angebots-<br />
und Nachfrageentwicklung verstärkt<br />
von <strong>de</strong>r Qualität bestimmt. Gute Vermarktungschancen<br />
bestehen künftig für Marktnischen<br />
(wie altersgerechtes Wohnen,<br />
urbanes Wohnen für einkommensstarke<br />
Singles und Paare, freizeitorientiertes Wohnen,<br />
bestimmte Eigenheimtypen (z. B. Ökohäuser)).<br />
In Massenbestän<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r weniger<br />
guten Lagen ist dagegen mit steigen<strong>de</strong>n<br />
Leerstän<strong>de</strong>n zu rechnen.<br />
Die Baufertigstellungen sind in Nordrhein-<br />
Westfalen seit <strong>de</strong>m Jahr 2000 rückläufig. 14<br />
Lediglich 2004 gab es nochmals einen Anstieg<br />
(vgl. Abb. 6). Dies ist als Folge <strong>de</strong>r zum<br />
01.01.2006 weggefallenen Eigenheimzulage<br />
zu sehen. Um die För<strong>de</strong>rung noch in<br />
Anspruch nehmen zu können, haben viele<br />
Haushalte ein geplantes Bauvorhaben vorgezogen.<br />
Der Rückgang <strong>de</strong>r Neubauzahlen im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Ein- und Zweifamilienhäuser stärkt die<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bestandsmarktes – jedoch<br />
nur in <strong>de</strong>m Umfang, in <strong>de</strong>m die Nachfrage<br />
nicht sinkt. Die abnehmen<strong>de</strong> Bautätigkeit<br />
40.000<br />
35.000<br />
30.000<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
5.000<br />
0<br />
14 Dieser Trend ist bun<strong>de</strong>sweit<br />
festzustellen (im Bun<strong>de</strong>sdurchschnitt<br />
sogar <strong>de</strong>utlicher als in<br />
Nordrhein-Westfalen). Im Jahr<br />
2007 lag <strong>de</strong>r Rückgang <strong>de</strong>r<br />
Baugenehmigungen für Ein- und<br />
Zweifamilienhäuser bun<strong>de</strong>sweit<br />
bei fast 50%.<br />
Abb. 6: Baufertigstellungen<br />
bei Ein- und Zweifamilienhäusern<br />
in<br />
NRW (1995-2007)<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Eigene Darstellung nach Daten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen<br />
19
Abb. 7: Entwicklung <strong>de</strong>r Wohngebäu<strong>de</strong>fertigstellungen,<br />
<strong>de</strong>r Haushaltszahlen und<br />
<strong>de</strong>r Baulandpreise 16 im<br />
Vergleich (1995-2007)<br />
15 Oberer Gutachterausschuss<br />
für Grundstückswerte im Land<br />
Nordrhein-Westfalen 2008, S. 17<br />
16 Preise für baureifes Land innerhalb<br />
von Wohngebieten in offener<br />
Bauweise<br />
20<br />
kann ein Hinweis auf eine rückläufige (Gesamt-)<br />
Nachfrage sein und führt daher nicht<br />
in gleichem Umfang zu einer Steigerung<br />
<strong>de</strong>r Nachfrage nach Bestandsimmobilien.<br />
Der Mehrfamilienhausbau ist von <strong>de</strong>n Entwicklungen<br />
beson<strong>de</strong>rs stark betroffen: Seit<br />
1995 ist sein Anteil an <strong>de</strong>n Gesamtfertigstellungen<br />
von Wohngebäu<strong>de</strong>n von über<br />
21% auf unter 7% gesunken.<br />
Auch für Grundstücke <strong>de</strong>s individuellen<br />
Wohnungsbaus ist seit einigen Jahren eine<br />
rückläufige Entwicklung festzustellen. Lediglich<br />
im Jahr 2005 (im Vorfeld <strong>de</strong>r Abschaffung<br />
<strong>de</strong>r Eigenheimzulage) war ein<br />
Plus bei <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Kauffälle zu verzeichnen,<br />
das je nach Region (Regierungsbezirk)<br />
zwischen 7 und 23% lag. Danach<br />
sind die Käufe wie<strong>de</strong>r rückläufig gewesen<br />
(insbeson<strong>de</strong>re 2006 mit bis zu 37% gegenüber<br />
<strong>de</strong>m Vorjahr). 15<br />
Die durchschnittlichen Baulandpreise sind<br />
in Nordrhein-Westfalen bis zum Jahr 2000<br />
kontinuierlich (wenn auch in unterschiedlichem<br />
Ausmaß) angestiegen (vgl. Abb. 7).<br />
Verän<strong>de</strong>rung gegenüber 1995<br />
100,0%<br />
80,0%<br />
60,0%<br />
40,0%<br />
20,0%<br />
0,0%<br />
-20,0%<br />
-40,0%<br />
Verän<strong>de</strong>rung Basisjahr: 1995 gegenüber <strong>de</strong>m Vorjahr<br />
20,0%<br />
15,0%<br />
10,0%<br />
5,0%<br />
0,0%<br />
-5,0%<br />
-10,0%<br />
-15,0%<br />
-20,0%<br />
Im Jahr 2001 gab es einen leichten Rückgang,<br />
in <strong>de</strong>n Folgejahren erfolgte dann<br />
wie<strong>de</strong>r ein kontinuierlicher Anstieg <strong>de</strong>r<br />
durchschnittlichen Baulandpreise. Nach<br />
einem leichten Rückgang 2005 sind die<br />
Preise 2006 mit 11% über <strong>de</strong>n Vorjahrespreisen<br />
<strong>de</strong>utlich angestiegen. Auch 2007<br />
gab es einen Anstieg. Im gleichen Zeitraum<br />
stieg die Anzahl <strong>de</strong>r Haushalte in Nordrhein-Westfalen<br />
fast stetig. Lediglich in<br />
<strong>de</strong>n Jahren 2005 und 2007 gab es leichte<br />
Rückgänge.<br />
Die Anzahl <strong>de</strong>r Haushalte hat zwar einen<br />
Einfluss auf die Nachfrage, <strong>de</strong>nnoch ist kein<br />
unmittelbarer Zusammenhang zwischen<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Haushaltszahlen (als<br />
Nachfragegröße) und <strong>de</strong>n Baulandpreisen<br />
abzuleiten. Gleiches gilt für die Zahl <strong>de</strong>r<br />
fertig gestellten Wohngebäu<strong>de</strong>. Für die<br />
Preisbildung spielen noch viele an<strong>de</strong>re Faktoren<br />
eine Rolle (Angebot, wirtschaftliche<br />
Verhältnisse <strong>de</strong>r Nachfragerseite, steuerliche<br />
Aspekte, För<strong>de</strong>rprogramme etc.).<br />
Sofern Kommunen aber weiterhin eine eher<br />
angebots- und weniger nachfrageorien-<br />
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
Wohngebäu<strong>de</strong> (Fertigstellung)<br />
Zahl <strong>de</strong>r Haushalte<br />
Preis für baureifes Wohnbauland (offene Bauweise)<br />
Eigene Darstellung nach Lan<strong>de</strong>samt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen
tierte Baulandausweisung betreiben, die<br />
vielfach auch mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Reduzierung<br />
<strong>de</strong>r Wohnbaulandpreise einhergeht,<br />
sind sinken<strong>de</strong> Baulandpreise auf Grund <strong>de</strong>r<br />
Angebotsausweitung bei gleichzeitigem<br />
Nachfragerückgang längerfristig wahrscheinlich.<br />
Während dies in wachsen<strong>de</strong>n<br />
Regionen – zumin<strong>de</strong>st bis zu einem gewissen<br />
Grad – wünschenswert scheint, ist es<br />
in schrumpfen<strong>de</strong>n Regionen künftig wichtiger,<br />
das Baulandpreisniveau stabil zu halten.<br />
Im Zuge <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Wohnbaulandpreise<br />
ist künftig auch mit Verstärkung<br />
<strong>de</strong>r ohnehin bereits vorhan<strong>de</strong>nen kommunalen<br />
Konkurrenz um Einwohner zu rechnen.<br />
Zum Einen ist hierbei jedoch zu berücksichtigen,<br />
dass Baulandpreise nicht die<br />
einzigen relevanten Faktoren <strong>de</strong>r Wohnstandortwahl<br />
sind, zum An<strong>de</strong>ren ist eine<br />
nachfrageunabhängige Ausweisung von<br />
Bauland gera<strong>de</strong> im Außenbereich mit negativen<br />
ökonomischen und ökologischen<br />
Folgewirkungen verbun<strong>de</strong>n.<br />
Eine anhalten<strong>de</strong> Ausweisung von Baugebieten<br />
in <strong>de</strong>n Außenbereichen ist kein<br />
geeignetes Mittel zur Verhin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Nachfragerückgangs. Der Versuch, über<br />
preisgünstige Baugrundstücke Einwohner<br />
in die Kommune zu holen, funktioniert nur<br />
bedingt – und auch nur, wenn benachbarte<br />
Kommunen nicht die gleiche Strategie<br />
verfolgen. Eine Vielzahl vergleichbarer<br />
Konkurrenzstandorte in einer Region führt<br />
zu Vermarktungsproblemen, wenn die entsprechen<strong>de</strong><br />
Nachfrage nicht vorhan<strong>de</strong>n ist.<br />
Durch eine fortschreiten<strong>de</strong> Versiegelung<br />
verlieren die Neubaugebiete zu<strong>de</strong>m an<br />
Attraktivität, wobei die Entdichtung <strong>de</strong>r<br />
Stadt mit Infrastrukturkostensteigerungen<br />
verbun<strong>de</strong>n ist. Über kurz o<strong>de</strong>r lang tritt<br />
auf Grund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen Entwicklung<br />
zwangsläufig eine Schrumpfung ein,<br />
so dass die bis dahin errichteten (zusätzlichen)<br />
Infrastruktureinrichtungen erhebliche<br />
Kosten verursachen, <strong>de</strong>nen dann keine<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Einnahmen mehr gegenüber<br />
stehen.<br />
Die <strong>de</strong>mografische Entwicklung begünstigt<br />
langfristig das Ziel <strong>de</strong>r Vermin<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme, insbeson<strong>de</strong>re,<br />
wenn die Zahl <strong>de</strong>r Privathaushalte und<br />
die Pro-Kopf-Wohnfläche nicht mehr weiter<br />
ansteigen (vgl. Abb. 8). Einschränkend<br />
ist hierzu allerdings festzuhalten, dass die<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme<br />
sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren und Jahrzehnten<br />
weitgehend losgelöst von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen<br />
Entwicklung gezeigt hat. 17<br />
Die längerfristig zurückgehen<strong>de</strong> Zahl <strong>de</strong>r<br />
Privathaushalte verbun<strong>de</strong>n mit einem<br />
Nachfragerückgang führt örtlich auch zu<br />
erheblichen stadtentwicklungsbezogenen<br />
Konsequenzen, wenn in Folge anhalten<strong>de</strong>r<br />
umfangreicher Baulandausweisungen im<br />
Außenbereich weniger nachgefragte innerstädtische<br />
Wohnlagen aufgegeben wer<strong>de</strong>n<br />
und zunehmend leer stehen o<strong>de</strong>r brach fallen.<br />
Folge <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen Entwicklung<br />
können längerfristig daher auch sinken<strong>de</strong><br />
Siedlungsdichten sein (Stichwort ‚perforierte<br />
Stadt‘), insbeson<strong>de</strong>re, wenn reaktivierbare<br />
Brachflächen nicht konsequent<br />
neu genutzt wer<strong>de</strong>n. Dies hat einerseits<br />
Folgen für die städtischen Strukturen und<br />
das Wohnumfeld, an<strong>de</strong>rerseits aber auch<br />
für die Auslastung und die Kosten <strong>de</strong>r Infrastruktur.<br />
Mittelfristige Entwicklung Langfristige Entwicklung<br />
kleiner<br />
anspruchsvoller<br />
Haushalt<br />
vielfältiger<br />
mehr<br />
flexibler<br />
Steigen<strong>de</strong>r Flächenbedarf<br />
Eigene Darstellung<br />
Altersstruktur<br />
Die Entwicklung <strong>de</strong>r Altersstruktur wirkt<br />
sich auf Angebot und Nachfrage beim<br />
Wohnungs- und Baulandmarkt aus. Bei<strong>de</strong><br />
wer<strong>de</strong>n künftig in größerem Umfang als<br />
weniger<br />
Sinken<strong>de</strong>r Flächenbedarf<br />
17 Nach Untersuchungen <strong>de</strong>s ILS<br />
war im Zeitraum 1990-2002 <strong>de</strong>r<br />
Wohnungsbau <strong>de</strong>r Hauptverursacher<br />
<strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme.<br />
Die Siedlungsfläche für Wohnnutzungen<br />
nahm in diesem Zeitraum<br />
um fast 40% zu. Im Vergleich<br />
hierzu betrug die Zunahme durch<br />
Gewerbe- und Industrienutzungen<br />
im gleichen Zeitraum rund 7%.<br />
90% <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme<br />
durch Wohnnutzungen wur<strong>de</strong><br />
durch Ein- und Zweifamilienhäuser<br />
verursacht, 10% durch Mehrfamilienhäuser.<br />
(Quelle: Institut<br />
für Lan<strong>de</strong>s- und Stadtentwicklungsforschung<br />
und Bauwesen <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen (ILS<br />
NRW) 2005, S. 12 ff.)<br />
Abb. 8: Auswirkungen <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Haushaltszahlen<br />
in stagnieren<strong>de</strong>n /<br />
schrumpfen<strong>de</strong>n<br />
Regionen<br />
21
18 Dies wird als ‚passive‘<br />
Steigerung <strong>de</strong>r individuellen<br />
Wohnflächennachfrage bezeichnet<br />
(in Abgrenzung zur aktiven<br />
Nachfragesteigerung beispielsweise<br />
durch junge Familien). (Quelle:<br />
Bun<strong>de</strong>samt für Bauwesen und<br />
Raumordnung 2008: Raumordnungsprognose<br />
2025, S. 5)<br />
Abb. 9: Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Altersstruktur und<br />
Phasen <strong>de</strong>s Nachfrageverhaltens<br />
auf <strong>de</strong>m<br />
Wohnungsmarkt<br />
22<br />
85 u. älter<br />
80 -81<br />
75 - 76<br />
70 - 71<br />
65 - 66<br />
60 - 61<br />
55 - 56<br />
50 - 51<br />
45 - 46<br />
40 - 41<br />
35 -36<br />
30 -31<br />
25 - 26<br />
20 - 21<br />
15 - 16<br />
10 - 11<br />
5 - 6<br />
0 - 1<br />
2025<br />
bisher von älteren Bevölkerungsgruppen<br />
bestimmt. Von <strong>de</strong>n Entwicklungen betroffen<br />
sind nicht nur die älteren, son<strong>de</strong>rn insbeson<strong>de</strong>re<br />
auch die jüngeren Generationen.<br />
Auf Grund <strong>de</strong>r sinken<strong>de</strong>n Mortalität bewegen<br />
sich größere Anteile <strong>de</strong>r Bevölkerung in<br />
höhere Altersjahrgänge hinein. Hierdurch<br />
wird durch diese Altersgruppe kein neuer<br />
(quantitativer) Bedarf erzeugt, die ‚besetzten‘<br />
Wohnungen wer<strong>de</strong>n jedoch nicht in<br />
<strong>de</strong>m bisherigen Maße für jüngere Generationen<br />
frei, so dass die (quantitative) Angebotsseite<br />
rückläufig ist. Zusätzlich ergeben<br />
sich qualitative Probleme dadurch, dass die<br />
lang genutzten Wohnungen nicht immer<br />
<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n jüngeren Generationen nachgefragten<br />
Wohnformen entsprechen. Die<br />
Vermarktung wird hierdurch schwieriger<br />
o<strong>de</strong>r es sind umfangreiche Renovierungs-<br />
und Mo<strong>de</strong>rnisierungsmaßnahmen durchzuführen,<br />
die sich auf <strong>de</strong>n Preis auswirken.<br />
Umzug zu <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />
in betreutes Wohnen<br />
Wachsen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>r Rückkehr in die Städte<br />
(Service-Wohnen,<br />
zentral gelegene<br />
Eigentumswohnungen)<br />
Keine relevante<br />
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Wohnsituation<br />
Nachfrage richtet sich auf<br />
Ein- und Zweifamilienhäuser<br />
(Eigentumsbildung) sowie<br />
auf große Mietwohnungen<br />
Haushaltsbildung: Nachfrage<br />
richtet sich auf kleine<br />
Mietwohnungen<br />
Keine eigene<br />
Wohnungsnachfrage<br />
2005<br />
180 120 60 0 60 120 180<br />
Männer in 1.000 Frauen in 1.000<br />
Eduard Pestel Institut für Systemforschung 2006, S. 7<br />
2015<br />
Die Alterung <strong>de</strong>r Bevölkerung hat Auswirkungen<br />
auf die Nachfrage innerhalb <strong>de</strong>r<br />
Wohnungsmärkte, <strong>de</strong>nn mit zunehmen<strong>de</strong>m<br />
Alter wird die Flächennachfrage pro Kopf<br />
ten<strong>de</strong>nziell größer. Dies liegt insbeson<strong>de</strong>re<br />
darin begrün<strong>de</strong>t, dass kleiner wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Haushalte häufig in <strong>de</strong>r bisherigen Wohnung<br />
verbleiben. Ursprünglich für Familien<br />
errichtete / erworbene Eigenheime wer<strong>de</strong>n<br />
zunehmend von Rentnerpaaren o<strong>de</strong>r Einzelpersonen<br />
bewohnt. 18 Insbeson<strong>de</strong>re die suburbanen<br />
Räume <strong>de</strong>r alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r mit<br />
<strong>de</strong>n vergleichsweise stärksten Alterungsraten<br />
sind von dieser Entwicklung betroffen.<br />
Das bisherige Nachfrageverhalten lässt<br />
sich typisierend folgen<strong>de</strong>rmaßen beschreiben:<br />
Bis zum 30. Lebensjahr erfolgt eine<br />
Haushaltsbildungsphase mit vergleichsweise<br />
geringen Ansprüchen an die Wohnung.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re zwischen <strong>de</strong>m 30. und <strong>de</strong>m<br />
45. Lebensjahr steigen die Ansprüche an<br />
Ausstattung und Größe <strong>de</strong>r Wohnung. In<br />
dieser Phase erfolgt auch die Familienbildung.<br />
Vielfach wer<strong>de</strong>n in diesem Zeitraum<br />
auch Einfamilienhäuser nachgefragt. Die<br />
Aktivitäten auf <strong>de</strong>m Wohnungsmarkt sind<br />
danach bis zum 60. Lebensjahr nur noch<br />
gering ausgeprägt. Später erfolgt dann<br />
teilweise eine Suche nach altersgerechten<br />
Wohnungen bzw. in höherem Alter auch<br />
<strong>de</strong>r Umzug in Pflegeeinrichtungen (vgl. im<br />
Einzelnen Abb. 9).<br />
Die nachfragerelevanten Altersgruppen für<br />
das Segment <strong>de</strong>r Einfamilienhäuser und<br />
Baugrundstücke im Bereich <strong>de</strong>s individuellen<br />
Wohnungsbaus entwickeln sich insgesamt<br />
rückläufig, so dass Nachfragerückgänge die<br />
Folge sind. Die gleiche Auswirkung hat die<br />
kontinuierlich steigen<strong>de</strong> Zahl <strong>de</strong>r Einpersonenhaushalte,<br />
die keine typischen Nachfrager<br />
für das Marktsegment <strong>de</strong>s individuellen<br />
Wohnungsbaus für Eigenheime darstellen.<br />
Die Altersgruppen über 60 wer<strong>de</strong>n in Zukunft<br />
<strong>de</strong>utlich stärker vertreten sein als<br />
heute. Seniorengerechte Einrichtungen<br />
wer<strong>de</strong>n an Be<strong>de</strong>utung gewinnen, Einfamilienhäuser<br />
wer<strong>de</strong>n aber verstärkt für nach-<br />
rücken<strong>de</strong> Generationen frei.<br />
Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern<br />
(Neubau) wird in Nordrhein-Westfalen ins-
gesamt künftig rückläufig sein, auch wenn<br />
es regionale Differenzierungen gibt. Wesentlicher<br />
Grund für diese Entwicklung ist<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerungsrückgang in <strong>de</strong>r Altersklasse,<br />
die auf Eigentumsbildung und Hausbau<br />
ausgerichtet ist (30- bis 45-Jährige).<br />
Gleichzeitig nimmt das Bestandsangebot<br />
stark zu, weil die starken Jahrgänge um<br />
1940 zunehmend in die Phase <strong>de</strong>r Haushaltsauflösung<br />
kommen. 19<br />
Durch die Zunahme an Bestandsimmobilien<br />
einerseits und <strong>de</strong>n Rückgang <strong>de</strong>r Nachfrage<br />
an<strong>de</strong>rerseits wird ten<strong>de</strong>nziell Druck auf<br />
<strong>de</strong>n Markt <strong>de</strong>r Neubau-Einfamilienhäuser<br />
ausgeübt. Ein Rückgang <strong>de</strong>s Einfamilienhausneubaus<br />
ist die Folge. Ab etwa 2013<br />
wird die Gesamtnachfrage nach Einfamilienhäusern<br />
rechnerisch durch das Angebot<br />
an Gebrauchtimmobilien abge<strong>de</strong>ckt. Der<br />
vermarktbare Neubau geht zurück und die<br />
bei aktuellem Preisniveau nicht vermarktbaren<br />
Bestandsimmobilien nehmen zu (vgl.<br />
Abb. 10).<br />
Preisrückgänge sind bei sinken<strong>de</strong>r Nachfrage<br />
und steigen<strong>de</strong>m Angebot nicht auszuschließen.<br />
Zwar ist die Vermarktbarkeit von<br />
Immobilien vielfach eine Frage <strong>de</strong>s Preises<br />
(wobei <strong>de</strong>r Preis immer auch im Verhältnis<br />
zu <strong>de</strong>n örtlichen Verdienstmöglichkeiten zu<br />
sehen ist), insbeson<strong>de</strong>re Bestandsobjekte<br />
sind aber auch bei Preisabschlägen teilwei-<br />
Eduard Pestel Institut für Systemforschung 2006, S. 27<br />
se schwierig zu vermarkten, wie sich heute<br />
bereits in bestimmten Regionen zeigt.<br />
Die Folgen <strong>de</strong>r Nachfrageentwicklung betreffen<br />
nicht nur <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s individuellen<br />
Wohnungsbaus, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n<br />
(frei finanzierten) Geschosswohnungsbau.<br />
Wenn künftig zu befürchten ist, dass die<br />
erzielbaren Mieten im Verhältnis zu <strong>de</strong>n<br />
erfor<strong>de</strong>rlichen Investitionen nicht ausreichend<br />
sind, könnten die Neubauzahlen<br />
weiter zurückgehen. Fehlen<strong>de</strong> steuerliche<br />
Vorteile und mangeln<strong>de</strong> Wertsteigerungsperspektiven<br />
tragen ebenfalls dazu bei,<br />
dass im Geschosswohnungsbau künftig mit<br />
einer geringeren Neubauquote zu rechnen<br />
ist. Diese Entwicklungen wirken sich wie<strong>de</strong>rum<br />
auf die Inanspruchnahme von Wohnbauland<br />
aus.<br />
Die Entwicklung <strong>de</strong>r Altersstruktur beeinflusst<br />
nicht nur die quantitative Nachfrage,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die qualitativen Ansprüche.<br />
Der innerstädtische Wohnungsmarkt<br />
ist nicht mehr auf die Nachfragegruppe<br />
<strong>de</strong>r jungen Singles und kin<strong>de</strong>rlosen Paare<br />
beschränkt. Einfamilienhausgebiete am<br />
Stadtrand, die zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Familiengründung<br />
Vorteile in Bezug auf ein kindgerechtes<br />
Umfeld geboten haben und vielfach<br />
auch aus Grün<strong>de</strong>n günstigerer Grundstückspreise<br />
gewählt wur<strong>de</strong>n, genügen u. U. in<br />
Abb. 10: Nachfrage und Angebot<br />
im Marktsegment<br />
<strong>de</strong>r Einfamilienhäuser<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
bis 2015<br />
19 hierzu und zum Folgen<strong>de</strong>n vgl.<br />
Eduard Pestel Institut für Systemforschung<br />
2006, S. 21 ff.<br />
23
20 hierzu vgl. Bun<strong>de</strong>samt für Bauwesen<br />
und Raumordnung 2008:<br />
Raumordnungsprognose 2025, S. 6<br />
21 Jekel / Frölich von Bo<strong>de</strong>lschwingh<br />
2008, S. 13 ff. mit<br />
Bezugnahme auf jüngste empirische<br />
Forschungsergebnisse <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>samts für Bauwesen und<br />
Raumordnung (BBR)<br />
22 Beispiele für solche Projekte<br />
sind die Phoenix-Fläche und <strong>de</strong>r<br />
Bereich <strong>de</strong>r Tremonia-Brache in<br />
Dortmund, <strong>de</strong>r Duisburger Innenhafen<br />
o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Rheinauhafen<br />
in Köln.<br />
23 Bun<strong>de</strong>sgeschäftsstelle <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sbausparkassen 2007<br />
24<br />
späteren Lebensphasen nicht mehr vollends<br />
<strong>de</strong>n Ansprüchen <strong>de</strong>r Bewohner. Gera<strong>de</strong> Senioren<br />
mit eingeschränkter Mobilität sind<br />
auf die Erreichbarkeit von Einrichtungen<br />
<strong>de</strong>s täglichen Bedarfs, Kultur- sowie Freizeiteinrichtungen<br />
angewiesen und möchten<br />
nicht auf eine selbstständige Lebens-<br />
und Haushaltsführung verzichten, soweit<br />
es <strong>de</strong>r gesundheitliche Zustand erlaubt.<br />
Diese Ansprüche lassen sich in peripherer<br />
Lage mit begrenztem Anschluss an <strong>de</strong>n öffentlichen<br />
Personennahverkehr aber nicht<br />
im gewünschten Umfang ermöglichen,<br />
son<strong>de</strong>rn erfor<strong>de</strong>rn ein Min<strong>de</strong>stmaß an Verdichtung<br />
und sind daher am Besten in urbanen<br />
Räumen umzusetzen. Der Wunsch<br />
von Senioren nach zentraleren Wohnstandorten<br />
zeigt sich in <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n Anzahl<br />
von Angeboten für spezifische Seniorenwohnanlagen<br />
in Innenstädten. Solche Anlagen<br />
wer<strong>de</strong>n überwiegend in Verbindung<br />
mit seniorenspezifischen, bei Bedarf in Anspruch<br />
zu nehmen<strong>de</strong>n Serviceleistungen<br />
erstellt (Concierge, Haushaltsbetreuung,<br />
verschie<strong>de</strong>ne Dienstleistungen in unmittelbarer<br />
Nähe / im Gebäu<strong>de</strong>komplex etc.).<br />
Im Bereich <strong>de</strong>r Infrastruktur hat die Zunahme<br />
<strong>de</strong>r älteren Generationen Auswirkungen<br />
auf die Daseinsvorsorge und die<br />
Bereitstellung <strong>de</strong>r Infrastruktur. Der Bedarf<br />
an seniorenorientierten Beratungs- und<br />
Betreuungsangeboten, medizinischen Einrichtungen<br />
sowie Pflege- und Alteneinrichtungen<br />
nimmt zu, während <strong>de</strong>r Bedarf an<br />
Jugen<strong>de</strong>inrichtungen abnimmt. Von dieser<br />
Entwicklung sind die kommunalen Haushalte<br />
sowohl auf <strong>de</strong>r Einnahme- wie auch<br />
auf <strong>de</strong>r Ausgabenseite betroffen. Wie sich<br />
dies letztlich auswirkt, lässt sich zurzeit<br />
nicht abschätzen. 20<br />
Im Bereich <strong>de</strong>s seniorengerechten Wohnens<br />
ist grundsätzlich ein zukunftsfähiger Markt<br />
im Geschosswohnungsbausegment gegeben.<br />
Das Angebot ist hier <strong>de</strong>rzeit vielfach<br />
noch geringer als die Nachfrage. Auf Seniorenbedürfnisse<br />
ausgerichtete Anlagen (sei<br />
es als Eigentum o<strong>de</strong>r in Form von Mietwohnungen)<br />
sind jedoch üblicherweise einem<br />
höheren Preissegment zuzuordnen, das<br />
<strong>de</strong>n Zugang zu diesem Marktsegment beschränkt.<br />
Zu<strong>de</strong>m entspricht die ‚Ghettoisierung‘<br />
älterer Menschen in einem Gebäu<strong>de</strong> /<br />
Gebäu<strong>de</strong>komplex nicht immer <strong>de</strong>n Vorstellungen,<br />
die ältere Menschen hinsichtlich<br />
ihrer Wohnsituation haben, insbeson<strong>de</strong>re<br />
wenn solche Einrichtungen <strong>de</strong>n Charakter<br />
eines Altersheimes aufweisen.<br />
Auch für an<strong>de</strong>re Bevölkerungsgruppen, wie<br />
z. B. Familien, wer<strong>de</strong>n die Innenstädte als<br />
Wohnstandorte wie<strong>de</strong>r interessanter, wenn<br />
ein qualitativ angemessenes und bezahlbares<br />
Wohnungs- bzw. Baulandangebot<br />
vorhan<strong>de</strong>n ist. Die Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Trend<br />
zurück in die Innenstädte sind vielfältig und<br />
lassen sich verkürzt mit „Urbanität – kurze<br />
Wege – Kostenersparnis (Benzinverbrauch) –<br />
Umweltbewusstsein“ zusammenfassen.<br />
Untersuchungen zeigen, dass insbeson<strong>de</strong>re<br />
in kleinen Großstädten Familien aus <strong>de</strong>m<br />
Umland in die Stadt wan<strong>de</strong>rn. Es gibt zwar<br />
gleichzeitig weiterhin Suburbanisierungsten<strong>de</strong>nzen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>n mittleren<br />
Altersgruppen <strong>de</strong>r 30- bis 45-Jährigen. Diese<br />
wan<strong>de</strong>rn jedoch nicht aus <strong>de</strong>n innerstädtischen<br />
Bereichen ins Umland, son<strong>de</strong>rn<br />
von <strong>de</strong>n Stadtrandbereichen. Auslöser für<br />
Suburbanisierungsten<strong>de</strong>nzen sind nicht<br />
die Wohnwünsche von Familien, son<strong>de</strong>rn<br />
die Rahmenbedingungen <strong>de</strong>s Wohnungsmarktes.<br />
21<br />
Die Kommunen erkennen zunehmend ihre<br />
urbanen Potenziale und haben in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren zahlreiche Stadtentwicklungsprojekte<br />
durchgeführt (bzw. führen solche<br />
Projekte aktuell durch) und schaffen attraktive<br />
innerstädtische Wohnlagen, z. B.<br />
auf innerstädtischen Brachen, Hafenlagen<br />
und Bahnflächen mit spezifischen urbanen<br />
Qualitäten. 22<br />
Stadthäuser neuen Typs, wie z. B. von <strong>de</strong>r<br />
LBS 2007 in einem Wettbewerb 23 ausgelobt,<br />
erscheinen für diese Standorte beson<strong>de</strong>rs<br />
geeignet, da sie stadtgestalterische<br />
und immobilienwirtschaftliche Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
vereinen.<br />
Der Trend zur Rückkehr in die Innenstädte<br />
lässt sich nicht immer anhand einer<br />
konkreten Zunahme <strong>de</strong>r Einwohnerzahlen<br />
nachweisen. Dies liegt unter an<strong>de</strong>rem darin<br />
begrün<strong>de</strong>t, dass <strong>de</strong>r Wohnungsmarkt<br />
die Nachfrage vielfach (qualitativ und
preisbezogen) nicht <strong>de</strong>cken kann. Auch<br />
be<strong>de</strong>utet diese Entwicklung nicht, dass<br />
es keine innerstädtischen Leerstän<strong>de</strong> im<br />
Wohnungsbereich gäbe, <strong>de</strong>nn Wohnungsbestän<strong>de</strong>,<br />
die nicht <strong>de</strong>n Ansprüchen <strong>de</strong>r<br />
Nachfrager genügen, lassen sich nach wie<br />
vor nur schwer vermarkten. Im Sinne einer<br />
nachfragegerechten Stadtentwicklung gewinnen<br />
innerstädtische (Wohn-)Standorte<br />
in Verbindung mit städtebaulichen Aufwertungsmaßnahmen<br />
und Entwicklungskonzepten<br />
jedoch an Be<strong>de</strong>utung.<br />
Die Lage <strong>de</strong>r Immobilienmärkte in Nordrhein-Westfalen<br />
ist allerdings nicht einheitlich<br />
zu bewerten. Das Nebeneinan<strong>de</strong>r<br />
von wachsen<strong>de</strong>n, stagnieren<strong>de</strong>n und<br />
schrumpfen<strong>de</strong>n Regionen ist ebenso kennzeichnend<br />
für <strong>de</strong>n Markt wie eine differenzierte<br />
Qualität <strong>de</strong>s Immobilienmarktes<br />
innerhalb einer Stadt (gute und schlechte<br />
Lagen).<br />
Personen ohne <strong>de</strong>utsche Staatsangehörigkeit<br />
bzw. Personen mit<br />
Migrationshintergrund<br />
Personen mit Migrationshintergrund stellen<br />
einen größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Anteil an <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung. Hinzu kommt eine Ausrichtung<br />
auf einen langfristigen / dauerhaften<br />
Aufenthalt in Deutschland. Insofern tritt<br />
diese Gruppe auch verstärkt als Nachfrager<br />
auf <strong>de</strong>m Immobilienmarkt auf – sei es<br />
als Mieter o<strong>de</strong>r Käufer (auch, aber nicht<br />
nur, von Bestandsimmobilien). In <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren hat sich die Eigentumsquote<br />
bei Personen mit Migrationshintergrund<br />
in Nordrhein-Westfalen erhöht, insbeson<strong>de</strong>re<br />
bei <strong>de</strong>r türkischstämmigen Bevölkerung.<br />
Der Einfluss auf die Stadtentwicklung<br />
steigt mit zunehmen<strong>de</strong>r Eigentumsquote.<br />
Aktuelle Untersuchungen 24 zeigen, dass<br />
Personen mit Migrationshintergrund nicht<br />
grundlegend an<strong>de</strong>re Wohnbedürfnisse<br />
haben als Personen ohne Migrationshintergrund.<br />
Auch Personen mit Migrationshintergrund<br />
sind nicht ohne Weiteres<br />
wohnungsmarktspezifischen Präferenzen<br />
zuzuordnen, da <strong>de</strong>r sozioökonomische Hintergrund<br />
für die Wohnwünsche eine wichtige<br />
Rolle spielt - wenn nicht sogar eine<br />
wichtigere als die Herkunft. Es gibt keine<br />
homogene Gruppe von Migranten, daher<br />
gibt es auch nicht die Ansprüche an Wohnung<br />
und Wohnumfeld, son<strong>de</strong>rn es gibt<br />
verschie<strong>de</strong>ne ‚Milieus‘. 25 Nach aktuellen<br />
Untersuchungen ist es die Mentalität sowie<br />
die Milieu-Zugehörigkeit, an <strong>de</strong>r sich<br />
die Lebensführung <strong>de</strong>r Personengruppen<br />
orientiert und nicht die Zugehörigkeit zu<br />
einer ethnischen Herkunftskultur. Die Milieus<br />
umfassen verschie<strong>de</strong>nste Bereiche: vom<br />
traditionellen und konservativen Segment<br />
über die bürgerliche Mitte bis hin zu Statusorientierten<br />
und Intellektuellen. Entsprechend<br />
differenziert sind auch die Wohnpräferenzen.<br />
Wie bei Personen ohne Migrationshintergrund<br />
gibt es auch bei Personen mit Migrationshintergrund<br />
unterschiedliche Ansprüche<br />
an die Wohnung und das Wohnumfeld.<br />
Die ethnische Herkunft ist hier nebensächlich.<br />
Es gibt auch Gruppen, die zahlungskräftig<br />
und am Erwerb von Wohneigentum<br />
interessiert sind. Das freistehen<strong>de</strong> Einfamilienhaus<br />
mit Garten gehört hier vielfach zu<br />
<strong>de</strong>n bevorzugten Wohnformen. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Seite gibt es ebenso Gruppen, die weniger<br />
eigentumsorientiert sind und urbane<br />
Wohnformen in <strong>de</strong>r Innenstadt bevorzugen.<br />
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass<br />
Personen mit Migrationshintergrund weitgehend<br />
die gleichen Wohnpräferenzen haben<br />
wie an<strong>de</strong>re Bevölkerungsgruppen, und<br />
dass die finanzielle Belastbarkeit und <strong>de</strong>r<br />
freie Zugang zum Immobilienmarkt eine<br />
wesentlich größere Rolle für die Wahl <strong>de</strong>s<br />
Wohnstandortes spielen als <strong>de</strong>r ethnische<br />
Hintergrund. ‚Ghettobildung‘ ist auch aus<br />
Sicht <strong>de</strong>r meisten Personen mit Migrationshintergrund<br />
nicht erwünscht.<br />
Die allgemein zu erwarten<strong>de</strong>n Entwicklungen<br />
auf <strong>de</strong>m Immobilienmarkt (langfristig<br />
sinken<strong>de</strong> Nachfrage, steigen<strong>de</strong>s Angebot<br />
(insbeson<strong>de</strong>re an Bestandsimmobilien)<br />
und sinken<strong>de</strong> Preise in weniger guten Lagen)<br />
dürften sich auch auf die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Eigentumsquote <strong>de</strong>r Personen mit<br />
Migrationshintergrund auswirken. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
Schwellenhaushalte 26 können bei<br />
sinken<strong>de</strong>n Immobilienpreisen eher in die<br />
Lage versetzt wer<strong>de</strong>n, Wohneigentum zu<br />
erwerben. Einerseits führt zwar die entfallene<br />
Eigenheimzulage verstärkt zu Finan-<br />
24 Diesbezüglich liegen noch<br />
keine abschließen<strong>de</strong>n Ergebnisse<br />
vor, da es sich um ein noch laufen<strong>de</strong>s<br />
Projekt han<strong>de</strong>lt. Zu ersten<br />
Erkenntnissen vgl. Beck / Perry<br />
2007, S. 187 ff. sowie Bun<strong>de</strong>sministerium<br />
für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend 2007.<br />
25 Milieus fassen Menschen<br />
zusammen, die sich in Lebensauffassung<br />
und Lebensweise ähneln.<br />
Bezogen auf die Untersuchung<br />
von wohnbezogenen Präferenzen<br />
verfügt je<strong>de</strong>s Milieu über ein<br />
spezifisches ‚Wohnprofil‘, in <strong>de</strong>m<br />
die nachfragerelevanten Merkmale<br />
zusammengefasst sind.<br />
26 Diese sind allerdings unabhängig<br />
von einem bestehen<strong>de</strong>n<br />
Migrationshintergrund zu sehen.<br />
25
Abb. 11: Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Lebensphasen von<br />
<strong>de</strong>r drei-phasigen zur<br />
fünf-phasigen Biographie<br />
26<br />
zierungsproblemen bei weniger solventen<br />
Bevölkerungsgruppen, an<strong>de</strong>rerseits erhöhen<br />
sinken<strong>de</strong> Preise bei (bestimmten) Immobilien<br />
die Chance zum Eigentumserwerb<br />
2 Gesellschaftspolitische und wirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen<br />
2.1 Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r gesellschaftspolitischen<br />
und wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen<br />
Gesellschaftspolitische Rahmen-<br />
bedingungen<br />
Die Gesellschaft verän<strong>de</strong>rt sich mehr und<br />
mehr zu einer Informations- und Dienstleistungsgesellschaft.<br />
Entsprechend verän<strong>de</strong>rn<br />
sich auch die Anfor<strong>de</strong>rungen an Arbeitnehmer<br />
im Hinblick auf <strong>de</strong>n zunehmend<br />
erfor<strong>de</strong>rlichen Wechsel von Berufs- und<br />
Tätigkeitsfel<strong>de</strong>rn innerhalb eines Berufslebens<br />
und <strong>de</strong>r hiermit verbun<strong>de</strong>nen (auch<br />
räumlichen) Flexibilität. Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r industriellen<br />
Erwerbsgesellschaft mit einem<br />
alleinverdienen<strong>de</strong>n Haushaltsvorstand an<br />
einem Standort ist längst nicht mehr die<br />
Regel.<br />
Lebensabläufe und -phasen sind differenzierter<br />
gewor<strong>de</strong>n (vgl. Abb. 11). Familien<br />
wer<strong>de</strong>n später gegrün<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r Übergang<br />
vom Erwerbsleben in <strong>de</strong>n Ruhestand wird<br />
fließen<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Ruhestand selbst nimmt<br />
längere Zeiträume in Anspruch.<br />
Das Zukunftsinstitut 2003<br />
für diese Gruppen. Die neuen (staatlichen)<br />
För<strong>de</strong>rmöglichkeiten (‚Wohn-Riester‘) wer<strong>de</strong>n<br />
hierbei unterstützend wirken.<br />
Die homogene Gesellschaft hat sich in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahrzehnten mehr und mehr aufgelöst.<br />
Die Pluralisierung <strong>de</strong>r Lebensformen,<br />
aber gleichzeitig auch die Individualisierung<br />
<strong>de</strong>r Gesellschaft nimmt zu. Die hiermit<br />
verbun<strong>de</strong>ne selbstständigere Lebensweise<br />
führt aber auch zu verstärkter Isolation im<br />
privaten Bereich, wodurch das Bedürfnis<br />
nach neuen Gemeinschaftsformen und Freizeitaktivitäten<br />
entsteht, in <strong>de</strong>ren Rahmen<br />
soziale Kontakte gepflegt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Die Lebensformen (Haushaltstypen) haben<br />
sich seit Beginn <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts stark<br />
verän<strong>de</strong>rt. Während in <strong>de</strong>r ersten Hälfte<br />
<strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts noch die Großfamilie<br />
(ab fünf Personen) <strong>de</strong>n größten Stellenwert<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Haushalte einnahm und<br />
an<strong>de</strong>re Lebensformen eher Ran<strong>de</strong>rscheinungen<br />
darstellten, stellte die Kleinfamilie<br />
(drei bis vier Personen) 1961 die Hauptform<br />
<strong>de</strong>r Haushalte dar. Großfamilien spielten<br />
eine untergeordnete Rolle, kleinere Haushaltsformen<br />
(Ein- und Zweipersonenhaushalte)<br />
gewannen an Be<strong>de</strong>utung (vgl. im<br />
Einzelnen Abb. 12).
1900 „die Großfamilie“ 1961 „die Kleinfamilie“<br />
Kin<strong>de</strong>rlose Paare<br />
Restfamilien<br />
Familien mit<br />
einem Kind<br />
Witwer und Witwen<br />
Außenseiter <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
Alleinerziehen<strong>de</strong> mit einem Kind<br />
Restfamilien<br />
Kin<strong>de</strong>rlose Paare<br />
Nomadische<br />
Haushalte<br />
Alleinstehen<strong>de</strong><br />
Senioren<br />
1<br />
2<br />
Familien mit<br />
zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />
Familien mit<br />
zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />
Familien mit<br />
einem Kind<br />
Singles<br />
3<br />
4<br />
3<br />
5+<br />
3-Generationen-<br />
Familien<br />
3<br />
4<br />
Homosexuelle Paare<br />
5+<br />
Alleinerziehen<strong>de</strong><br />
mit einem Kind<br />
Großfamilien<br />
Großfamilien<br />
Patchwork-Familien<br />
Kin<strong>de</strong>rlose Paare<br />
Alleinleben<strong>de</strong><br />
Frauen<br />
Alleinleben<strong>de</strong><br />
Männer<br />
Familien mit<br />
einem Kind<br />
Restfamilien<br />
2000 „Multifamilien“ 2010 „Patchwork Society“<br />
1<br />
1<br />
2<br />
40 Jahre später zeigt sich bereits eine <strong>de</strong>utliche<br />
Diversifizierung <strong>de</strong>r Haushaltsformen.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re im Bereich <strong>de</strong>r Familie, aber<br />
auch im Bereich <strong>de</strong>r Singlehaushalte ist<br />
zwischen verschie<strong>de</strong>nen (neuen) Typen zu<br />
unterschei<strong>de</strong>n, die sich im Zuge <strong>de</strong>r gesellschaftspolitischen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen herausgebil<strong>de</strong>t<br />
haben.<br />
Diese Entwicklung wird in <strong>de</strong>n nächsten<br />
Jahren weitergehen. Die ‚klassische‘ Familie<br />
verliert zunehmend an Be<strong>de</strong>utung.<br />
Singles, Paare ohne Kin<strong>de</strong>r, Alleinerziehen<strong>de</strong>,<br />
Patchwork-Familien, Mehrgenerationenhaushalte<br />
und weitere Formen nehmen<br />
einen größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Anteil an <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
ein.<br />
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />
Die wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen<br />
beeinflussen die Nachfrage<br />
erheblich. Hierzu gehören verän<strong>de</strong>rte<br />
Wirtschaftsstrukturen und ökonomische<br />
Aspekte, wie För<strong>de</strong>rungsmittel, Lohn- und<br />
Gehaltsstruktur sowie die Kostenseite.<br />
Wirtschaftliche und wirtschaftspolitische<br />
Strukturen<br />
Die verän<strong>de</strong>rten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
tragen zur Entstehung immer<br />
neuer Arbeitszeitstrukturen und Arbeitsformen<br />
bei. Arbeitszeiten wer<strong>de</strong>n flexibler<br />
2<br />
1<br />
1<br />
Familien mit<br />
zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />
Großfamilien<br />
4-Generationen-<br />
Paare mit<br />
zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />
Paare mit 4<br />
einem Kind<br />
5+ Familien<br />
4<br />
Patchwork-Familien<br />
4<br />
3-Generationen-<br />
Alleinerziehen<strong>de</strong> mit<br />
einem Kind 3<br />
3<br />
Familien<br />
Alleinerziehen<strong>de</strong><br />
2<br />
mit zwei Kin<strong>de</strong>rn<br />
Kin<strong>de</strong>rlose Paare<br />
Alleinstehen<strong>de</strong><br />
Senioren 1<br />
2<br />
2 Restfamilien<br />
2 Homosexuelle Paare<br />
1<br />
1<br />
Singles<br />
Nomadische<br />
Haushalte<br />
3<br />
Das Zukunftsinstitut 2003<br />
und die Arbeitskraft ist nicht mehr in vollem<br />
Umfang an einen bestimmten (Arbeits-)<br />
Ort (für längere Zeit) gebun<strong>de</strong>n. Bestimmte<br />
Tätigkeiten können von zu Hause ausgeübt<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn die erfor<strong>de</strong>rlichen technischen<br />
und räumlichen Voraussetzungen<br />
vorliegen. Die Funktionen von Wohnen und<br />
Arbeiten gehen künftig stärker ineinan<strong>de</strong>r<br />
über und überlagern sich teilweise. Hierdurch<br />
lösen sich ten<strong>de</strong>nziell Funktionstrennungen<br />
auf, Wohnen und Arbeiten mischen<br />
sich wie<strong>de</strong>r räumlich. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />
erfor<strong>de</strong>rn die zunehmen<strong>de</strong>n Flexibilitätsansprüche<br />
Wechsel <strong>de</strong>s Wohnortes in immer<br />
kürzeren Zeitintervallen. Die Zeiträume <strong>de</strong>r<br />
Nutzung eines Wohnortes wer<strong>de</strong>n kürzer,<br />
Wohnortwechsel o<strong>de</strong>r Zweit- und Drittwohnsitze<br />
wer<strong>de</strong>n aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n<br />
erfor<strong>de</strong>rlich, wenn <strong>de</strong>r private Lebensmittelpunkt<br />
nicht aufgegeben wer<strong>de</strong>n soll<br />
o<strong>de</strong>r kann.<br />
Ökonomische Rahmenbedingungen<br />
Die Eigentumsquote ist in Nordrhein-Westfalen<br />
im Zeitraum 1995-2005 um 3,9% auf<br />
39% gestiegen 27 , wobei die Eigentumsquoten<br />
regional sehr unterschiedlich sind<br />
(weniger als 25% im Ruhrgebiet, <strong>de</strong>m Bergischen<br />
Städtedreieck sowie in Köln und in<br />
Düsseldorf, 30-40% in <strong>de</strong>n Ballungsrandzonen<br />
und bis zu 55% in <strong>de</strong>n ländlichen<br />
Gebieten).<br />
4<br />
5+<br />
Abb. 12: Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Haushaltsformen seit<br />
1900<br />
27 Im Vergleich hierzu stieg die<br />
Quote in West<strong>de</strong>utschland um<br />
2,9% auf 44,6%.<br />
27
28 Die Abweichung zwischen<br />
<strong>de</strong>r Immobilieneigentumsquote<br />
von 42,5% und <strong>de</strong>r Wohneigentumsquote<br />
von 39% liegt darin<br />
begrün<strong>de</strong>t, dass die Immobilieneigentumsquote<br />
auch unbebaute<br />
Grundstücke umfasst.<br />
Tab. 1: Haushalte mit<br />
Immobilienbesitz in<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
(Lan<strong>de</strong>samt für<br />
Datenverarbeitung und<br />
Statistik Nordrhein-<br />
Westfalen 2004, S. 44)<br />
Abb. 13: Immobilienbesitzer in<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
nach sozialer Stellung<br />
(2004)<br />
28<br />
Stu<strong>de</strong>nten, Nichterwerbstätige<br />
Arbeitslose<br />
Arbeiter<br />
Rentner<br />
Angestellte<br />
Pensionäre<br />
Selbstständige, Freiberufler<br />
Beamte<br />
Gut 2,5 Millionen Haushalte in NRW besitzen<br />
Ein- bzw. Zweifamilienhäuser, rund<br />
1,1 Millionen Eigentumswohnungen. In <strong>de</strong>r<br />
folgen<strong>de</strong>n Tabelle ist <strong>de</strong>r Immobilienbesitz<br />
in Nordrhein-Westfalen nach Art <strong>de</strong>r Immobilie<br />
differenziert dargestellt. 28<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%<br />
Haushalte mit Immobilienbesitz in NRW<br />
Art <strong>de</strong>r Immobilie *) Haushalte in Prozent<br />
unbebaute Grundstücke 264.000 7,5<br />
Einfamilienhäuser 1.979.300 56,1<br />
Zweifamilienhäuser 546.600 15,5<br />
Mehrfamilienhäuser 306.000 8,7<br />
Eigentumswohnungen 1.099.000 31,1<br />
Haushalte mit Immobilienbesitz 3.529.000<br />
*) Mehrfachnennungen möglich<br />
Differenziert nach <strong>de</strong>r sozialen Stellung<br />
zeigt sich, dass Beamte zu über 65% zu <strong>de</strong>n<br />
Immobilienbesitzern gehören. Arbeitslose,<br />
Nichterwerbstätige und Stu<strong>de</strong>nten haben<br />
nur zu 15% bzw. weniger Immobilienbesitz<br />
(vgl. Abb. 13).<br />
Die Eigenheimzulage, die <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Eigentumsbildung für bestimmte Einkommensgruppen<br />
diente, ist zum 01.01.2006<br />
entfallen. Geför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> die Herstellung<br />
neuer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Erwerb gebrauchter Immo-<br />
Datengrundlage: Lan<strong>de</strong>samt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen 2004, S. 45<br />
bilien. Bis zum 31.12.2003 wur<strong>de</strong> auch für<br />
Um-, An- o<strong>de</strong>r Ausbaumaßnahmen die Eigenheimzulage<br />
gewährt.<br />
Die Eigenheimzulage war vor ihrer Abschaffung<br />
aus raumplanerischen Grün<strong>de</strong>n<br />
teils umstritten, da auf Grund <strong>de</strong>r nicht<br />
regional differenzierten För<strong>de</strong>rung ten<strong>de</strong>nziell<br />
die Suburbanisierung geför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>.<br />
Durch die Eigenheimzulage verbesserte sich<br />
aber auch für Schwellenhaushalte die Möglichkeit<br />
<strong>de</strong>s Eigenheimbaus bzw. -erwerbs,<br />
wobei vielfach die Stadtumlandlagen mit<br />
ihrem günstigeren Bo<strong>de</strong>npreisniveau bevorzugt<br />
wur<strong>de</strong>n (bzw. wer<strong>de</strong>n mussten),<br />
was wie<strong>de</strong>rum zur Ausweitung <strong>de</strong>r Einfamilienhausgebiete<br />
am Stadtrand / im Stadtumland<br />
mit <strong>de</strong>n nachteiligen Auswirkungen<br />
in Bezug auf die erheblichen Infrastrukturkosten<br />
und <strong>de</strong>n Flächenverbrauch führte.<br />
Seit <strong>de</strong>m 01.01.2008 wur<strong>de</strong>n durch das Eigenheimrentengesetz<br />
die Regelungen zur<br />
herkömmlichen Riester-Rente auf die Finanzierung<br />
von Wohneigentum übertragen,<br />
d. h. staatliche Zulagen und Steuervorteile<br />
können nun auch im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Eigentumsbildung genutzt wer<strong>de</strong>n. Hierdurch<br />
soll <strong>de</strong>r Wegfall <strong>de</strong>r Eigenheimzulage<br />
kompensiert wer<strong>de</strong>n. Wie stark dieses<br />
Angebot tatsächlich genutzt wer<strong>de</strong>n wird,<br />
bleibt abzuwarten.
In Nordrhein-Westfalen gibt es auch eine<br />
Lan<strong>de</strong>sför<strong>de</strong>rung, die auf einkommensschwächere<br />
Haushalte mit Kin<strong>de</strong>rn ausgerichtet<br />
ist. Es wer<strong>de</strong>n zinsgünstige Darlehen<br />
für <strong>de</strong>n Neubau und gebrauchte Wohnimmobilien<br />
zur Verfügung gestellt. Es gibt einen<br />
‚Stadtbonus‘, d. h. die Erhöhung <strong>de</strong>r<br />
För<strong>de</strong>rung für <strong>de</strong>n Bau o<strong>de</strong>r Erwerb selbstgenutzter<br />
Immobilien in <strong>de</strong>n Ballungsgebieten.<br />
29 Zu<strong>de</strong>m gibt es auch einen ‚Klimabonus‘,<br />
<strong>de</strong>r dann gewährt wird, wenn <strong>de</strong>r<br />
Energiebedarf unterhalb <strong>de</strong>r festgelegten<br />
Grenzwerte bleibt.<br />
Die Reallöhne haben in Deutschland zwischen<br />
2000 und 2007 trotz <strong>de</strong>s Wirtschaftswachstums<br />
um insgesamt 0,8% abgenommen.<br />
Diese Entwicklung steht im Gegensatz<br />
zu <strong>de</strong>r sonstigen Entwicklung <strong>de</strong>r Reallöhne<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Europäischen Union – kein<br />
an<strong>de</strong>rer Mitgliedsstaat weist rückläufige<br />
Reallöhne auf. Ursächlich hierfür sind insbeson<strong>de</strong>re<br />
die rückläufigen Tarifbindungen<br />
<strong>de</strong>r Unternehmen in Deutschland sowie die<br />
Möglichkeit, auf betrieblicher Ebene von<br />
tariflichen Standards abzuweichen.<br />
Der Trend <strong>de</strong>r abnehmen<strong>de</strong>n Reallöhne in<br />
Deutschland wird sich nach Expertenschätzungen<br />
auch künftig fortsetzen. Es wird<br />
erneut mit einem Rückgang gerechnet. An<strong>de</strong>re<br />
Experten rechnen dagegen mit erstmals<br />
wie<strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n Reallöhnen (trotz<br />
<strong>de</strong>r prognostizierten Wirtschaftsschwäche),<br />
wobei Unsicherheiten durch mögliche<br />
Rezession und steigen<strong>de</strong> Preise (z. B. Öl)<br />
bestehen.<br />
Wirtschaftliche Unsicherheiten und drohen<strong>de</strong><br />
Arbeitsplatzverluste sowie die arbeitsmarktbedingt<br />
erfor<strong>de</strong>rliche räumliche<br />
Flexibilität wirken sich auf die Bereitschaft<br />
zum Eigentumserwerb aus.<br />
Auch die Kosten, die <strong>de</strong>n Immobilienmarkt<br />
direkt o<strong>de</strong>r indirekt betreffen, sind in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahren in fast allen Bereichen gestiegen.<br />
Hierzu gehören neben <strong>de</strong>n Bauland-<br />
und <strong>de</strong>n Baukosten auch die Energiekosten.<br />
Die Wohnbaulandpreise in Nordrhein-<br />
Westfalen 30 sind im Zeitraum 2002 bis 2008<br />
insgesamt um fast 25% gestiegen, wobei<br />
im 1. Quartal 2007 mit mehr als 153 /m²<br />
ein Höchststand erreicht wur<strong>de</strong>, die Preise<br />
danach zunächst rückläufig waren und ab<br />
2008 wie<strong>de</strong>r angestiegen sind (vgl. Abb. 14).<br />
140 €/m²<br />
130 €/m²<br />
120 €/m²<br />
110 €/m²<br />
100 €/m²<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
+ 24,6%<br />
2008<br />
2008: 2. Quartal.<br />
Eigene Darstellung nach Daten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen<br />
Auch die Baukosten sind in <strong>de</strong>n letzen Jahren<br />
<strong>de</strong>utlich gestiegen. Der Baukostenin<strong>de</strong>x<br />
für Nordrhein-Westfalen zeigt seit <strong>de</strong>m<br />
Jahr 2000 einen Anstieg <strong>de</strong>r Baukosten für<br />
Wohngebäu<strong>de</strong> um mehr als 14%. Im Zeitraum<br />
2003 bis 2006 sind die Baukosten um<br />
knapp 4% gestiegen, im Zeitraum 2006 bis<br />
heute um rund 8%. Ein beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlicher<br />
Anstieg ist seit Anfang 2007 mit <strong>de</strong>r<br />
Erhöhung <strong>de</strong>r Mehrwertsteuer zu verzeichnen<br />
(vgl. Abb. 15).<br />
115%<br />
110%<br />
105%<br />
100%<br />
95%<br />
Mehrwertsteuererhöhung<br />
Abb. 14: Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Wohnbaulandpreise in<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
(2002-2008)<br />
Abb. 15: Baukostenin<strong>de</strong>x für<br />
Wohngebäu<strong>de</strong> in<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
(2005-2008)<br />
2005 2006 2007 2008 2009<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n Energiepreise<br />
haben sich die Betriebskosten in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren fast zu einer ‚zweite Miete‘<br />
entwickelt. 31 Der energetische Standard<br />
29 vgl. Ministerium für Bauen und<br />
Verkehr <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-<br />
Westfalen 2006<br />
30 hier bezogen auf Preise für<br />
baureifes Land in Wohngebieten<br />
mit offener Bauweise<br />
Eigene Darstellung nach Daten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen<br />
31 Laut Angaben <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Mieterbun<strong>de</strong>s entfallen durchschnittlich<br />
rund 37% <strong>de</strong>r Gesamtmiete<br />
auf die Betriebskosten (http://<br />
www.mieterbund.<strong>de</strong>/betriebskostenspiegel.html,<br />
10.11.2008).<br />
29
32 vgl. http://www.energieagentur.<br />
nrw.<strong>de</strong>, 10.11.2008<br />
33 vgl. Der Westen vom 06.10.2008<br />
(http://www.<strong>de</strong>rwesten.<strong>de</strong>/<br />
nachrichten/nachrichten/politik/<br />
2008/10/6/news-81674448/<strong>de</strong>tail.<br />
html, 11.11.2008)<br />
34 vgl. Brauer 2008, S. 80<br />
30<br />
<strong>de</strong>r Wohngebäu<strong>de</strong> gewinnt daher an Be<strong>de</strong>utung.<br />
Mit <strong>de</strong>m Inkrafttreten <strong>de</strong>r Energiesparverordnung<br />
2007 wur<strong>de</strong>n Energieausweise<br />
für <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>bestand (auch<br />
für Nicht-Wohngebäu<strong>de</strong>) eingeführt. Ziel<br />
<strong>de</strong>s Energieausweises ist es, die Energieeffizienz<br />
eines Gebäu<strong>de</strong>s transparent und<br />
vergleichbar zu machen. Der Energieausweis<br />
ist nur dann erfor<strong>de</strong>rlich, wenn ein<br />
Gebäu<strong>de</strong> neu vermietet o<strong>de</strong>r verkauft<br />
wird. Spätestens bis zum 01.01.2009 (in<br />
Abhängigkeit vom Baualter) muss ein Energieausweis<br />
bei Neuvermietung o<strong>de</strong>r Verkauf<br />
vorliegen. 32<br />
Energiesparen<strong>de</strong> Gebäu<strong>de</strong>sanierungen<br />
wer<strong>de</strong>n staatlich geför<strong>de</strong>rt (CO 2 -Gebäu<strong>de</strong>sanierungsprogramm).<br />
Zielsetzung ist, dass<br />
bis 1983 errichtete Gebäu<strong>de</strong> – energetisch<br />
betrachtet – Neubauniveau erreichen bzw.<br />
dieses unterschreiten. För<strong>de</strong>rfähig sind dabei<br />
Maßnahmen wie Fenstererneuerung,<br />
Wärmedämmung, Heizungserneuerung<br />
etc. För<strong>de</strong>rberechtigt sind Eigentümer von<br />
selbst genutzten o<strong>de</strong>r vermieteten Ein- und<br />
Zweifamilienhäusern und Eigentumswohnungen.<br />
Jährlich wer<strong>de</strong>n jedoch nur 1% <strong>de</strong>r<br />
6,5 Millionen Wohnungen saniert; die von<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung festgelegte Zielvorgabe<br />
liegt bei 3%. 33<br />
2.2 Auswirkungen auf die<br />
Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik<br />
Gesellschaftspolitische Rahmen-<br />
bedingungen<br />
Die gesellschaftspolitischen Verän<strong>de</strong>rungen<br />
im Privat- und Berufsleben lassen<br />
sich kurz mit <strong>de</strong>n Stichworten ‚Singularisierung‘,<br />
‚Individualisierung‘ und ‚Flexibilisierung‘<br />
zusammenfassen. Hieraus entwickeln<br />
sich verän<strong>de</strong>rte Ansprüche an <strong>de</strong>n Wohnraum<br />
und das Wohnumfeld.<br />
Die Verbindung zwischen Wohnen und Arbeiten<br />
erfor<strong>de</strong>rt die Schaffung größerer<br />
Wohnungen. Hinzu kommt eine flexiblere<br />
Grundrissgestaltung, die sich differenzierteren<br />
Lebensabläufen anpassen kann<br />
und verän<strong>de</strong>rbar ist. Räume und Raumstrukturen<br />
müssen unter Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r spezifischen Anfor<strong>de</strong>rungen optimiert<br />
wer<strong>de</strong>n bzw. optimierbar sein.<br />
Die Qualität <strong>de</strong>s Wohnumfel<strong>de</strong>s, das Vorhan<strong>de</strong>nsein<br />
und die Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen<br />
gewinnt nicht nur<br />
mit <strong>de</strong>m Alter, son<strong>de</strong>rn auch mit <strong>de</strong>r Individualisierung<br />
<strong>de</strong>r Gesellschaft an Be<strong>de</strong>utung.<br />
Wenn im engeren privaten Umfeld (Wohnung)<br />
keine sozialen Bindungen durch Partner<br />
und Familie gegeben sind, gewinnen soziale<br />
Kontakte außerhalb <strong>de</strong>r Wohnung an<br />
Be<strong>de</strong>utung (auch wenn physische Mobilität<br />
keine zwingen<strong>de</strong> Voraussetzung für soziale<br />
Kontakte darstellt). Deshalb liegen auch vor<br />
diesem Hintergrund innerstädtische Wohnlagen<br />
zunehmend im Trend.<br />
Das ‚klassische‘ Einfamilienhaus steht auf<br />
<strong>de</strong>r Wunschliste <strong>de</strong>r Nachfrager immer<br />
noch an erster Stelle. Ältere Eigenheime,<br />
die nicht räumlich / baulich angepasst wer<strong>de</strong>n,<br />
stehen aber einer flexiblen Lebensplanung<br />
entgegen. An<strong>de</strong>rs als noch vor einigen<br />
Jahrzehnten kann in Zukunft ten<strong>de</strong>nziell<br />
weniger davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass<br />
<strong>de</strong>r Lebensmittelpunkt auf Dauer in <strong>de</strong>m<br />
gebauten / erworbenen Eigenheim erhalten<br />
bleibt. An die Stelle <strong>de</strong>s ‚Hauses fürs Leben‘<br />
tritt das ‚Lebensabschnittshaus‘ (z. B. auch<br />
in Form eines gemieteten Hauses). 34<br />
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />
Die zu erwarten<strong>de</strong> Entwicklung <strong>de</strong>r Angebots-<br />
und Nachfragesituation sowie <strong>de</strong>r<br />
Preise trägt dazu bei, dass bei einem späteren<br />
Verkauf <strong>de</strong>r Immobilie nicht mehr in<br />
je<strong>de</strong>m Fall mit einer Wertsteigerung gerechnet<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Lage und Qualität<br />
einer Immobilie spielen vor diesem Hintergrund<br />
eine zunehmend wichtigere Rolle.<br />
Selbst wenn ein Eigenheim für die eigenen<br />
Bedürfnisse ausreichend ist und unter <strong>de</strong>m<br />
Gesichtspunkt <strong>de</strong>r Eigennutzung für <strong>de</strong>n<br />
Eigentümer einen Wert (allein schon durch<br />
die ersparte Miete) hat, be<strong>de</strong>utet dies noch<br />
nicht, dass dieser (weitgehend persönliche)<br />
Wert bei einem Verkauf auf <strong>de</strong>m Markt<br />
auch realisiert wer<strong>de</strong>n kann, d. h. <strong>de</strong>r erwartete<br />
Verkehrswert erzielt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die Wie<strong>de</strong>rverkaufsmöglichkeit (und <strong>de</strong>r<br />
in diesem Zusammenhang erzielbare Preis)<br />
wird für Immobilienerwerber vermutlich<br />
weiter wichtig bleiben.<br />
Dennoch (o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb) liegen Gebrauchtimmobilien<br />
zurzeit im Trend. Im
Jahr 2006 wur<strong>de</strong>n in Nordrhein-Westfalen<br />
dreimal so viele Bestandsobjekte veräußert,<br />
wie Neubauten errichtet wur<strong>de</strong>n. Dies liegt<br />
insbeson<strong>de</strong>re an <strong>de</strong>n günstigeren Preisen<br />
für Gebrauchtimmobilien (im Durchschnitt<br />
ca. 20% günstiger als ein Neubau), auch<br />
wenn entsprechen<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>rnisierungen erfor<strong>de</strong>rlich<br />
sind, um das Gebäu<strong>de</strong> an aktuelle<br />
Wohnstandards anzupassen. Durch die<br />
hohe Nachfrage ziehen die Preise zurzeit<br />
an. 35 Das Angebot an gebrauchten Immobilien<br />
wird künftig jedoch weiter steigen, so<br />
dass langfristig (in Folge sinken<strong>de</strong>r Nachfrage)<br />
mit einem örtlichen Überangebot<br />
und sinken<strong>de</strong>n Preisen zu rechnen ist.<br />
Nachfrageseite <strong>de</strong>s Immobilienmarktes<br />
Bei <strong>de</strong>n Überlegungen zum Erwerb von<br />
Immobilien ist auch die sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
För<strong>de</strong>rlandschaft (Abschaffung <strong>de</strong>r Eigenheimzulage)<br />
36 zu berücksichtigen. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
für Schwellenhaushalte mit geringem<br />
Eigenkapitalanteil kann sich <strong>de</strong>r Immobilienerwerb<br />
künftig schwieriger gestalten. Auf<br />
<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite wird die Entwicklung <strong>de</strong>s<br />
Immobilienmarktes auf Grund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen<br />
Entwicklungen aber (zumin<strong>de</strong>st örtlich)<br />
zu Angebotsüberhängen und sinken<strong>de</strong>n<br />
Preisen führen, was wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>n Zugang<br />
zu Eigentum auch für geringer verdienen<strong>de</strong><br />
Haushalte erleichtern kann. Unter Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r allgemeinen wirtschaftlichen<br />
Entwicklungen (Stagnation / Senkung <strong>de</strong>r<br />
Realeinkommen, sich abzeichnen<strong>de</strong> wirtschaftliche<br />
Rezession, steigen<strong>de</strong> Preise, insbeson<strong>de</strong>re<br />
auch im Bereich <strong>de</strong>r Energie) mag<br />
jedoch eher mit einem erschwerten Zugang<br />
zu Eigentum zu rechnen sein.<br />
Steigen<strong>de</strong> Energiepreise (Benzin) führen<br />
dazu, dass <strong>de</strong>r Weg zwischen Wohnort<br />
und Arbeitsplatz zu einem künftig be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>ren<br />
Kriterium zur Wohnstandortwahl<br />
wird. Für viele Familien besteht bei größeren<br />
Entfernungen zwischen Wohn- und<br />
Arbeitsort das Erfor<strong>de</strong>rnis eines zweiten<br />
PKW, insbeson<strong>de</strong>re dann, wenn an einem<br />
peripher gelegenen Wohnort nicht (ausreichend)<br />
die erfor<strong>de</strong>rliche Infrastruktur<br />
(Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, medizinische<br />
Versorgung) vorhan<strong>de</strong>n ist o<strong>de</strong>r<br />
auch vorgehalten wer<strong>de</strong>n kann. Neubaugebiete<br />
in ländlich peripheren Lagen weisen<br />
schon heute Vermarktungsprobleme auf,<br />
und zwar insbeson<strong>de</strong>re dann, wenn die interkommunale<br />
Konkurrenz groß ist, d. h.<br />
in räumlicher Nachbarschaft eine Vielzahl<br />
von Neubaugebieten entwickelt wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Vermarktungsfähigkeit solcher Gebiete<br />
ist künftig unter Nachfragegesichtspunkten<br />
verstärkt zu prüfen.<br />
Eine größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gruppe von Nachfragern<br />
legt Wert auf die Einbeziehung<br />
ökologischer Gesichtspunkte in <strong>de</strong>n Bau /<br />
Umbau von Wohngebäu<strong>de</strong>n. Hierbei sind<br />
zum Einen auch unter Umweltgesichtspunkten<br />
sowohl qualitativ hochwertige,<br />
also auch gesundheitlich unbe<strong>de</strong>nkliche<br />
Baustoffe von Be<strong>de</strong>utung, zum An<strong>de</strong>ren<br />
aber auch eine energiesparen<strong>de</strong> Bauweise<br />
und technische Ausstattung (Ausrichtung<br />
<strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>, Anordnung im Baugebiet, <strong>de</strong>zentrale<br />
Energieversorgung, Solarenergie,<br />
Wärmedämmung, Brauchwassernutzung<br />
etc.). Nachgefragte innovative Gebäu<strong>de</strong>technologien<br />
beziehen sich darüber hinaus<br />
auch auf rationelle Bautechnologien (Vorfertigung,<br />
Modullösungen).<br />
Die künftig (bei örtlich sinken<strong>de</strong>r Nachfrage)<br />
zunehmen<strong>de</strong> Wahlfreiheit auf <strong>de</strong>m<br />
Immobilienmarkt spielt bei <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Ansprüche an die Wohnung und<br />
das Wohnumfeld eine wichtige Rolle. Die<br />
Ansprüche über <strong>de</strong>n eigentlichen Wohnraum<br />
hinaus steigen insbeson<strong>de</strong>re in solchen<br />
Bevölkerungsschichten, die über die<br />
erfor<strong>de</strong>rlichen finanziellen Mittel verfügen,<br />
sich an hochwertigen Standorten anzusie<strong>de</strong>ln.<br />
Die Innenstädte gewinnen auch unter<br />
diesem Zusammenhang als Wohnstandort<br />
(wie<strong>de</strong>r) an Be<strong>de</strong>utung. Voraussetzung ist<br />
jedoch, dass hier eine angemessene Wohn-<br />
und Wohnumfeldqualität sowie das entsprechen<strong>de</strong><br />
Wohnraumangebot vorhan<strong>de</strong>n<br />
sind.<br />
Die Entwicklungen hin zu einem höheren<br />
Qualitätsanspruch gelten nicht für alle<br />
Nachfrager, da <strong>de</strong>r Zugang zu diesen speziellen<br />
Märkten durch die hiermit verbun<strong>de</strong>nen<br />
verhältnismäßig hohen Preise begrenzt<br />
ist. Berücksichtigt man die große<br />
Zahl an Haushalten mit geringem Einkommen,<br />
so besteht auch hier zukünftig<br />
eine breite Nachfrage für Wohnimmobili-<br />
35 vgl. http://www.immobilienkonkret.<strong>de</strong>/news/18610,<br />
05.11.2008<br />
36 Durch die Ausweitung <strong>de</strong>r<br />
Riester-Rente auf Immobilien soll<br />
<strong>de</strong>r Wegfall <strong>de</strong>r Eigenheimzulage<br />
kompensiert wer<strong>de</strong>n. Ob hierdurch<br />
tatsächlich <strong>de</strong>r gewünschte Effekt<br />
<strong>de</strong>r Eigentumsför<strong>de</strong>rung erzielt<br />
wird, bleibt abzuwarten.<br />
31
37 vgl. Brauer 2008, S. 82<br />
32<br />
en (Kauf o<strong>de</strong>r Miete) aus einem preisgünstigeren<br />
Segment. Die Gegenüberstellung<br />
von kurzfristigen Ersparnissen beim Erwerb<br />
einer preisgünstigeren Immobilie und langfristigen<br />
Ersparnissen durch Lage und Energiesparmaßnahmen<br />
wer<strong>de</strong>n nicht immer<br />
sofort <strong>de</strong>utlich.<br />
Bestimmend für die Vermarktbarkeit einer<br />
Wohnimmobilie ist letztlich nicht das Maximum<br />
an Größe und Ausstattung, son<strong>de</strong>rn<br />
die Bezahlbarkeit. Die gesellschaftliche<br />
Entwicklung hin zu einer ‚Zwei-Klassen-<br />
Gesellschaft‘ (arm und reich, Abnahme <strong>de</strong>s<br />
Mittelstan<strong>de</strong>s) wirkt sich auch auf <strong>de</strong>n Immobilienmarkt<br />
aus. Kleinere Wohnungen<br />
im unteren Preissegment sowie qualitativ<br />
hochwertige und hochpreisige Wohnungen<br />
in herausragen<strong>de</strong>n Lagen dürften langfristig<br />
unproblematisch sein. Die Vermarktung<br />
im mittleren Preissegment ist dagegen<br />
unmittelbar konjunkturabhängig und<br />
damit schwieriger vorhersehbar. 37<br />
Auf <strong>de</strong>r einen Seite gibt es daher Nachfrager<br />
auf <strong>de</strong>m Wohnungsmarkt, die hohe<br />
qualitative Ansprüche besitzen und bereit<br />
(und in <strong>de</strong>r Lage) sind, die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
höheren Kosten zu tragen, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Seite gibt es aber auch Nachfrager, die aus<br />
finanziellen Grün<strong>de</strong>n qualitative Abstriche<br />
machen (müssen). Die wachsen<strong>de</strong> ‚ökonomische<br />
Schere‘ führt auch auf <strong>de</strong>m Immobilienmarkt<br />
dazu, dass Anspruch und Realität<br />
für einen großen Teil <strong>de</strong>r Bevölkerung nur<br />
bedingt in Einklang gebracht wer<strong>de</strong>n können.<br />
Es wird daher auch künftig ein Markt<br />
für preiswerte, qualitativ geringwertigere<br />
Immobilien bestehen. Eine zunehmen<strong>de</strong><br />
Diversifizierung <strong>de</strong>r Märkte in Hoch- und<br />
Niedrigpreissegmente wird die Folge sein.<br />
Angebotsseite <strong>de</strong>s Immobilienmarktes<br />
Die Angebotsseite <strong>de</strong>s Immobilienmarktes<br />
wird immer auch durch die zur Verfügung<br />
stehen<strong>de</strong>n Flächenpotenziale und die hiermit<br />
verbun<strong>de</strong>nen stadtplanerischen Zielsetzungen<br />
bestimmt. Politische und wirtschaftliche<br />
Verän<strong>de</strong>rungen wirken sich<br />
auch auf die Entstehung von Brachflächen<br />
aus. Wirtschaftlicher Strukturwan<strong>de</strong>l, verän<strong>de</strong>rte<br />
militärpolitische Zielsetzungen<br />
und ein Überangebot qualitativ geringwertiger<br />
Wohnungen in bestimmten Gebieten<br />
haben verstärkt Flächenfreisetzungen zur<br />
Folge. Auch in Zukunft wer<strong>de</strong>n solche Flächen<br />
<strong>de</strong>shalb in größerem Umfang zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich hierbei nicht mehr nur<br />
um große Industrie- und Gewerbeareale,<br />
die oft schon auf Grund <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Bo<strong>de</strong>nbelastung nur schwierig und unter<br />
erheblichem Einsatz öffentlicher Mittel<br />
für Nachfolgenutzungen aufbereitet<br />
wer<strong>de</strong>n konnten, son<strong>de</strong>rn vielmehr um<br />
kleinere, weitgehend unbelastete Flächen,<br />
teilweise auch Einzelgrundstücke (‚Baulücken‘)<br />
mit – auch unter wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten – hohem Nachfolgenutzungspotenzial.<br />
Der Bedarf an innerstädtischen,<br />
qualitativ höherwertigen<br />
Wohnlagen (auch im Einfamilienhausbereich)<br />
wird auf Grund <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rten<br />
Rahmenbedingungen steigen. Zentral gelegene<br />
Brachflächen bieten hier ein entsprechen<strong>de</strong>s<br />
Nutzungspotenzial.<br />
Im Zuge <strong>de</strong>r Globalisierung und Internationalisierung<br />
verschie<strong>de</strong>ner Wirtschaftsbereiche<br />
(insbeson<strong>de</strong>re auch <strong>de</strong>r<br />
Finanzmärkte) orientieren sich auch die<br />
Immobilienmärkte zunehmend am Kapitalmarkt.<br />
Das Wohnen wird zunehmend<br />
nicht mehr als soziales, son<strong>de</strong>rn als Wirtschaftsgut<br />
betrachtet. Investoren treten<br />
von Außen auf <strong>de</strong>n Markt und investieren<br />
unter primär kurz- und mittelfristig ausgerichteten<br />
wirtschaftlichen Gesichtspunkten.<br />
Das beeinflusst <strong>de</strong>n Markt nachhaltig.<br />
Ausländische Kapitalanleger interessieren<br />
sich verstärkt für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Immobilienmarkt.<br />
Große öffentliche und private<br />
Wohnungsbestän<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n letzen<br />
Jahren veräußert. Die Risiken <strong>de</strong>s Immobilienmarktes<br />
als Kapitalanlage sind durch die<br />
jüngste Bankenkrise und ihre Folgen mehr<br />
als <strong>de</strong>utlich gewor<strong>de</strong>n.
3 Klimatische Rahmenbedingungen<br />
3.1 Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r klimatischen<br />
Rahmenbedingungen<br />
Das globale Klima wird wärmer. Die Szenarien<br />
<strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls reichen bis hin zu<br />
erheblichen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Klimas und<br />
Witterungsextremen (Trockenheit – Überschwemmungen,<br />
Kälte – Hitze). In <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren haben extreme Wetterereignisse wie<br />
Hitzewellen, Dürren, starke Nie<strong>de</strong>rschläge,<br />
Überschwemmungen und Stürme die Auswirkungen<br />
<strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>utlich gemacht.<br />
Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
die maximale Erwärmung auf eine Zunahme<br />
<strong>de</strong>r Temperatur um höchstens 2° C zu<br />
begrenzen. Die Bun<strong>de</strong>sregierung hat angekündigt,<br />
bis En<strong>de</strong> 2008 eine nationale Strategie<br />
zur Anpassung an <strong>de</strong>n Klimawan<strong>de</strong>l zu<br />
erarbeiten.<br />
Aktuelle Untersuchungen <strong>de</strong>s Max-Planck-<br />
Instituts für Meteorologie (MPI-M) zeigen,<br />
dass sich das Klima in Deutschland bis zum<br />
Jahr 2100 spürbar än<strong>de</strong>rn kann. Die durchschnittliche<br />
Jahrestemperatur könnte in einigen<br />
Regionen Deutschlands bis 2100 um<br />
bis zu 4° C über <strong>de</strong>n durchschnittlichen Temperaturen<br />
<strong>de</strong>s vergangenen Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
liegen. Mo<strong>de</strong>llrechnungen <strong>de</strong>s Umweltbun<strong>de</strong>samtes<br />
gehen von 1,5 bis 3,7° C aus. Als<br />
wahrscheinlich gilt hierbei eine Erwärmung<br />
um 2 bis 3° C, die sich regional und jahreszeitlich<br />
bedingt sehr unterschiedlich zeigen wird.<br />
Für Nordrhein-Westfalen liegen verschie<strong>de</strong>ne<br />
Studien vor, die sich mit <strong>de</strong>r spezifischen<br />
regionalen Klimaentwicklung beschäftigen,<br />
u. a. auch eine Studie <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>samtes für<br />
Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen<br />
aus <strong>de</strong>m Jahr 2004 und<br />
eine Studie <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sbetriebes Wald und<br />
Holz in Nordrhein-Westfalen. 38<br />
Nach diesen Studien lag <strong>de</strong>r mittlere Temperaturanstieg<br />
im Zeitraum 1951 bis 2000<br />
bei bis zu 1,5° C (im Winter stärker als im<br />
Sommer). In einigen Regionen Nordrhein-<br />
Westfalens war eine Zunahme <strong>de</strong>r jährlichen<br />
Nie<strong>de</strong>rschlagsmengen zu verzeichnen, in<br />
an<strong>de</strong>ren nicht. Die jährliche Verteilung <strong>de</strong>r<br />
Nie<strong>de</strong>rschläge ergab eine Verschiebung zu<br />
<strong>de</strong>n Winternie<strong>de</strong>rschlägen.<br />
Hinsichtlich <strong>de</strong>r Prognose <strong>de</strong>r künftigen<br />
Klimaentwicklung in Nordrhein-Westfalen<br />
wur<strong>de</strong>n Klimamo<strong>de</strong>lle verwen<strong>de</strong>t, die das<br />
Klima auf Basis bestimmter Parameter und<br />
Annahmen berechnen (Simulation).<br />
Abb. 16 zeigt die Entwicklung <strong>de</strong>r Lufttemperatur<br />
im Zeitraum 1951 bis 2001 sowie ein<br />
Szenario für die künftige Entwicklung im<br />
Zeitraum 2046 bis 2055.<br />
Lufttemperatur im Jahresmittel im<br />
Status quo (1951 - 2000)<br />
Abb. 16: Lufttemperatur<br />
im Jahresmittel in<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
(Status quo und<br />
Szenario 2055)<br />
Lufttemperatur im Jahresmittel im<br />
Szenario (2046 - 2055)<br />
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen 2007, S. 9<br />
Die hieraus resultieren<strong>de</strong> Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
monatlichen Durchschnittstemperatur ist<br />
in Abb. 17 dargestellt. Bei diesem Szenario<br />
zeigt sich eine Erhöhung <strong>de</strong>r Jahresmitteltemperaturen<br />
um bis zu 1,9° C.<br />
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen 2007, S. 9<br />
38 hierzu und zum Folgen<strong>de</strong>n<br />
insbeson<strong>de</strong>re vgl. Ministerium für<br />
Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen<br />
2007<br />
Abb. 17: Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Monatsmitteltemperatur<br />
in Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
33
Abb. 18: Nie<strong>de</strong>rschlag (Jahressumme)<br />
in Nordrhein-<br />
Westfalen (Status quo<br />
und Szenario 2055)<br />
34<br />
Mittlere Jahressumme Nie<strong>de</strong>rschlag<br />
Status quo (1951 - 2000)<br />
Nie<strong>de</strong>rschlagsmenge in mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Bei <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rschlägen zeigt sich nur eine<br />
geringe mittlere Erhöhung, aber (wie auch<br />
bei <strong>de</strong>n Temperaturen) eine Verschiebung<br />
von <strong>de</strong>n Sommer- zu <strong>de</strong>n Wintermonaten.<br />
In <strong>de</strong>n Abb. 18 und 19 ist die vorhan<strong>de</strong>ne<br />
und prognostizierte Entwicklung <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschlagsmengen<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
sowie die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r monatlichen<br />
Nie<strong>de</strong>rschläge dargestellt.<br />
Mittlere Jahressumme Nie<strong>de</strong>rschlag<br />
Szenario (2046 - 2055)<br />
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen 2007, S. 10<br />
Jan Feb März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez<br />
1951 - 2000 2046 - 2055<br />
Eigene Darstellung nach Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen 2007, S. 10<br />
Abb. 19: Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s mittlerenMonatsnie<strong>de</strong>rschlags<br />
in Nordrhein-<br />
Westfalen (Status quo<br />
und Szenario 2055)<br />
Wesentliche Punkte für die klimatischen<br />
Entwicklungen in Nordrhein-Westfalen sind:<br />
• Anhalten<strong>de</strong>r Trend zur Erwärmung mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>r Jahresmitteltemperatur.<br />
Je nach Entwicklung steigt die Durchschnittstemperatur<br />
um 2 bis 4° C. Im<br />
Winter sind überdurchschnittliche<br />
Temperaturanstiege zu erwarten.<br />
• Zunehmen<strong>de</strong> Nie<strong>de</strong>rschlagsmengen<br />
(insbeson<strong>de</strong>re im Winter)<br />
• Steigerung <strong>de</strong>r Sommer- und Hitzetage<br />
mit ansteigen<strong>de</strong>r thermischer Belastung<br />
<strong>de</strong>r Ballungsräume<br />
• Anstieg <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen<br />
(Sturm, Starkregen)<br />
3.2 Auswirkungen auf die<br />
Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik<br />
Verdichtungsräume und Kernstädte sind<br />
auf Grund <strong>de</strong>r hohen Bebauungsdichte<br />
von <strong>de</strong>n zu erwarten<strong>de</strong>n klimatischen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen beson<strong>de</strong>rs betroffen. Die<br />
Absorptions- und Speichereigenschaften<br />
<strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>substanz, <strong>de</strong>r hohe Versiegelungsgrad<br />
und <strong>de</strong>r verhältnismäßig geringe<br />
Anteil an (zumin<strong>de</strong>st innerstädtischen)<br />
Grün- und Wasserflächen führen dazu,<br />
dass tagsüber die Umgebungstemperatur<br />
stark steigt und nachts keine Abkühlung im<br />
erfor<strong>de</strong>rlichen Umfang möglich ist. Hiermit<br />
verbun<strong>de</strong>n sind gesundheitliche Risiken, die<br />
in <strong>de</strong>n Kernstädten und Verdichtungsräumen<br />
entsprechend höher ausfallen als im<br />
ländlichen Raum.<br />
Die auf Grund <strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls zu erwarten<strong>de</strong><br />
zunehmen<strong>de</strong> Hitze (insbeson<strong>de</strong>re in<br />
stark versiegelten innerstädtischen Bereichen)<br />
lässt die Frage aufkommen, ob eine<br />
höhere Verdichtung (verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m<br />
Rückgang <strong>de</strong>r Flächeninanspruchnahme<br />
und -versiegelung in <strong>de</strong>n Außenbereichen)<br />
o<strong>de</strong>r ein geringerer Verdichtungsgrad<br />
(verbun<strong>de</strong>n mit einer insgesamt höheren<br />
Flächeninanspruchnahme) <strong>de</strong>n Folgen <strong>de</strong>s<br />
Klimawan<strong>de</strong>ls eher gerecht wird bzw. <strong>de</strong>n<br />
Klimawan<strong>de</strong>l eher mil<strong>de</strong>rn kann.<br />
Bei <strong>de</strong>r kompakten Stadt ist <strong>de</strong>r Versiegelungsgrad<br />
sehr hoch, Hitzestaus entstehen<br />
und die Abkühlungsrate ist <strong>de</strong>utlich<br />
geringer als bei Freiflächen. An<strong>de</strong>rerseits<br />
führt eine kompakte Besiedlung zu einer<br />
insgesamt geringeren Versiegelung, da auf<br />
Grund <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n bzw. geringeren Inanspruchnahme<br />
von Außenbereichsflächen<br />
weniger Infrastruktur (insbeson<strong>de</strong>re auch<br />
Erschließungsstraßen) erfor<strong>de</strong>rlich ist. Zu<br />
<strong>de</strong>m geringeren Flächenverbrauch kommt<br />
die Einsparung von Energie durch geringere<br />
Entfernungen, was sich wie<strong>de</strong>rum positiv<br />
auf das Klima auswirkt.
Aus Klimaschutzgesichtspunkten erscheint<br />
das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r kompakten Stadt wirkungsvoll.<br />
Bezogen auf die Folgen <strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls<br />
(insbeson<strong>de</strong>re die prognostizierten<br />
Temperaturanstiege) ist die kompakte Stadt<br />
jedoch anfälliger. Eine ‚perforierte Stadt‘<br />
in schrumpfen<strong>de</strong>n Regionen könnte Vorteile<br />
für lokale klimatische Effekte (z. B.<br />
Frischluftschneisen) bieten. Insofern greifen<br />
<strong>de</strong>mografische und klimatische Entwicklungen<br />
ineinan<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nn einerseits<br />
wirken sich die <strong>de</strong>mografischen Entwicklungen<br />
auf <strong>de</strong>n Klimawan<strong>de</strong>l aus (Flächenfreisetzungen),<br />
an<strong>de</strong>rerseits beeinträchtigt<br />
<strong>de</strong>r Klimawan<strong>de</strong>l die Bevölkerung vor <strong>de</strong>m<br />
Hintergrund <strong>de</strong>r älter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Gesellschaft<br />
überdurchschnittlich.<br />
Die Zunahme <strong>de</strong>r durchschnittlichen Temperaturen<br />
führt zu einer Überwärmung<br />
und mangeln<strong>de</strong>n Durchlüftung von Innenstädten<br />
mit entsprechend negativen Folgewirkungen<br />
für die Wohn- und Aufenthaltsqualitäten.<br />
Wer<strong>de</strong>n die klimatischen<br />
Bedingungen künftig in <strong>de</strong>n Städten fühlbar<br />
schlechter, so kann sich dies auf die<br />
Nachfrage nach innerstädtischem Wohnraum<br />
auswirken. Die Zielsetzung einer Stärkung<br />
<strong>de</strong>r innerstädtischen Qualitäten wird<br />
somit ohne Gegensteuerungsmaßnahmen<br />
nicht bzw. nur eingeschränkt erreichbar.<br />
Hinzu kommt die Zunahme von Starkregenereignissen.<br />
Diese führt in Verbindung mit<br />
<strong>de</strong>r negativen Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nfunktionalität<br />
zu einem höheren Oberflächenabfluss,<br />
so dass mit einer steigen<strong>de</strong>n Anzahl<br />
von Hochwasserereignissen gerechnet<br />
wer<strong>de</strong>n muss. Zu<strong>de</strong>m kann es hierdurch zu<br />
Schä<strong>de</strong>n durch Überlastungen im Kanal-<br />
netz kommen. Trockene Sommer för<strong>de</strong>rn<br />
Ablagerungen im Kanal. Bei <strong>de</strong>r Wasserversorgung<br />
kann es regional zu Engpässen<br />
kommen, wenn die konkurrieren<strong>de</strong> Wasserentnahme<br />
(z. B. durch die Landwirtschaft)<br />
zunimmt. 39<br />
Die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschlagsmengen<br />
und die Zunahme von Starkregenereignissen<br />
führt in <strong>de</strong>r Folge auch zu Problemen bei<br />
<strong>de</strong>r Kanalisation (höhere Spitzenabflussmengen)<br />
und erfor<strong>de</strong>rt Anpassungsmaßnahmen<br />
bzw. eine Berücksichtigung <strong>de</strong>r neuen Rahmenbedingungen<br />
bei einer Neubebauung.<br />
Durch die sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n klimatischen<br />
Rahmenbedingungen unterliegt die Nutzung<br />
<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns (und somit die Verteilung<br />
<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nnutzung) künftig verstärkt Restriktionen.<br />
Die Ausweisung von (Wohn-)<br />
Bauland muss zunehmend Aspekte wie<br />
beispielsweise Hochwassergefahr berücksichtigen.<br />
Die klimatischen Bedingungen<br />
können in bestimmten Räumen zu einer<br />
eingeschränkten Bebaubarkeit o<strong>de</strong>r sogar<br />
zu ihrem vollständigen Ausschluss durch<br />
unkalkulierbare Risiken führen.<br />
Die Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik ist somit<br />
insbeson<strong>de</strong>re von folgen<strong>de</strong>n klimatisch bedingten<br />
Auswirkungen betroffen:<br />
• Negative Auswirkungen auf die Nutzbarkeit<br />
und Vermarktbarkeit von<br />
Wohnungen / Wohnbauland durch<br />
Verschlechterung stadtklimatischer<br />
Bedingungen<br />
• Einflussnahme auf die klimatischen<br />
Entwicklungen durch bauliche Nutzungen<br />
• Restriktionen für bauliche Nutzungen<br />
durch klimatisch bedingte ‚Zwänge‘<br />
39 vgl. Ministerium für Umwelt<br />
und Naturschutz, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />
Nordrhein-Westfalen 2007, S. 13 ff.<br />
35
IV Kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik von Morgen<br />
40 vgl. auch Drixler 2008, S. 167 ff.<br />
41 zum Thema Grundsatzbeschlüsse,<br />
Baulandbeschlüsse und<br />
kommunale Baulandstrategien<br />
vgl. Dransfeld et al. 2000 sowie<br />
Dransfeld et al. 2002<br />
36<br />
1 Grundsätzliche Anfor<strong>de</strong>rungen an eine<br />
Bo<strong>de</strong>npolitik <strong>de</strong>r Zukunft<br />
Der sich bereits seit längerem abzeichnen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>mografische Wan<strong>de</strong>l, die Verän<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r gesellschaftlichen Grundlagen, <strong>de</strong>r anhalten<strong>de</strong><br />
wirtschaftliche Strukturwan<strong>de</strong>l<br />
und die zu erwarten<strong>de</strong>n klimatischen Entwicklungen<br />
haben unbestreitbar einen Einfluss<br />
auf die Bo<strong>de</strong>npolitik <strong>de</strong>r Zukunft. Es<br />
gilt, vielfältige Aspekte und teilweise auch<br />
konträre Ansprüche und Entwicklungen zu<br />
erkennen und in zukunftsorientierte umfassen<strong>de</strong><br />
Leitbil<strong>de</strong>r und Konzepte <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
einzubeziehen.<br />
Der Bauland- und Immobilienmarkt stellt<br />
sich regional und örtlich unterschiedlich<br />
dar: In prosperieren<strong>de</strong>n Regionen an<strong>de</strong>rs<br />
als in schrumpfen<strong>de</strong>n, in Ballungsräumen<br />
an<strong>de</strong>rs als in ländlichen Regionen und auch<br />
innerhalb einer Stadt gibt es gefragte und<br />
weniger gefragte Lagen. Unabhängig davon<br />
stehen Städte und Gemein<strong>de</strong>n aber vor<br />
einem Bün<strong>de</strong>l von Herausfor<strong>de</strong>rungen, die<br />
sich je nach Bevölkerungsdynamik, Lage<br />
im Raum und wirtschaftlicher Entwicklung<br />
unterschei<strong>de</strong>n können:<br />
• Einwohnerrückgänge, sozialräumliche<br />
Segregation, zurückgehen<strong>de</strong> Steuereinnahmen<br />
in <strong>de</strong>n Kernstädten bei gleichzeitig<br />
konstant hohen Kosten für <strong>de</strong>n<br />
Erhalt von Infrastruktureinrichtungen<br />
• steigen<strong>de</strong> Zahl von Kleinhaushalten<br />
(insbeson<strong>de</strong>re Einpersonenhaushalten)<br />
• zunehmen<strong>de</strong> Anzahl von Personen mit<br />
Migrationshintergrund<br />
• steigen<strong>de</strong> Zahl älterer Personen<br />
• wachsen<strong>de</strong> Wohnflächenansprüche<br />
• steigen<strong>de</strong> Ansprüche an die Qualität<br />
von Wohnung und Wohnumfeld<br />
• gestiegene Mobilitätsbedürfnisse und<br />
Freizeitansprüche<br />
• zunehmend kürzere Nutzungszeiträume<br />
und rasche Nutzungswechsel<br />
• Probleme und Hemmnisse bei <strong>de</strong>r<br />
Brachflächenreaktivierung in <strong>de</strong>n innerstädtischen<br />
Bereichen bei gleichzeitiger<br />
Entwicklung von Wohngebieten<br />
‚auf <strong>de</strong>r grünen Wiese‘<br />
• teilweise anhalten<strong>de</strong> Suburbanisierungsprozesse<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerung, teilweise<br />
entgegengesetzte Ten<strong>de</strong>nzen<br />
(‚Zurück in die Stadt‘)<br />
• Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Stadtklimas verbun<strong>de</strong>n<br />
mit Nutzungsrestriktionen und<br />
spezifischen Klimaschutzaufgaben<br />
Zukunftsorientierte Bo<strong>de</strong>npolitik im Sinne<br />
eines kommunalen Flächenmanagements<br />
bil<strong>de</strong>t die Basis für eine auch unter <strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten<br />
Rahmenbedingungen erfolgreiche<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Städte und Gemein<strong>de</strong>n.<br />
Erfor<strong>de</strong>rlich ist ein zielorientiertes, aktives<br />
und unter Berücksichtigung gesamtstädtischer<br />
Konzepte strategisch ausgerichtetes<br />
Flächenmanagement. 40<br />
Der kommunalen Bo<strong>de</strong>npolitik ist ein gesamtstädtisches<br />
Leitbild unter Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r relevanten Rahmenbedingungen<br />
und Zukunftsperspektiven zu Grun<strong>de</strong> zu legen.<br />
Zielkonflikte müssen herausgearbeitet<br />
und im Rahmen von Abwägungsvorgängen<br />
minimiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Leitbil<strong>de</strong>r sind sinnvollerweise bereits auf<br />
einer Ebene festzuhalten (und anzuwen<strong>de</strong>n),<br />
die vor <strong>de</strong>r konkreten räumlichen<br />
Planung steht. Allgemeine und übergeordnete<br />
städtebauliche Leitbil<strong>de</strong>r können<br />
durch Beschlüsse <strong>de</strong>r Städte und Gemein<strong>de</strong>n<br />
manifestiert wer<strong>de</strong>n. Im Rahmen von<br />
bo<strong>de</strong>npolitischen Grundsatzbeschlüssen<br />
o<strong>de</strong>r Baulandstrategien können die Leitbil<strong>de</strong>r<br />
durch entsprechend konkretere Zielsetzungen<br />
umgesetzt wer<strong>de</strong>n. 41<br />
Die Leitbil<strong>de</strong>r sollten auch Entwicklungsleitlinien<br />
<strong>de</strong>r Städte und Gemein<strong>de</strong>n für<br />
die nächsten 20 bis 30 Jahre darstellen.<br />
Es sind Vorstellungen für <strong>de</strong>n Umgang<br />
mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen Entwicklung, <strong>de</strong>n<br />
gesellschaftlichen Verän<strong>de</strong>rungen, <strong>de</strong>m<br />
wirtschaftlichen Strukturwan<strong>de</strong>l und <strong>de</strong>n<br />
klimatischen Perspektiven zu entwickeln.<br />
Grundlage für die Entwicklung von Leitbil<strong>de</strong>rn<br />
müssen aber zunächst immer umfangreiche<br />
Analysen <strong>de</strong>r kommunalen Gegebenheiten<br />
und künftigen Entwicklungen sein.<br />
Auf Grundlage kommunaler (und regionaler)<br />
Analysen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen und
wirtschaftlichen Entwicklungen und Entwicklungsperspektiven<br />
sowie <strong>de</strong>r Angebots-<br />
und Nachfrageentwicklung durch<br />
Wohnungsmarktbeobachtungen und<br />
stadtklimatischer Analysen müssen Leitbil<strong>de</strong>r<br />
und Ziele für die einzelnen Bereiche<br />
erarbeitet und untereinan<strong>de</strong>r abgestimmt<br />
wer<strong>de</strong>n. Zielkonflikte sind durch Anpassungen,<br />
Abwägung und ggf. durch Prioritätensetzung<br />
zu lösen, so dass umfassen<strong>de</strong><br />
gesamtstädtische Leitbil<strong>de</strong>r und Ziele (mit<br />
regionalen Bezügen) entwickelt wer<strong>de</strong>n<br />
können.<br />
Bo<strong>de</strong>npolitische Grundsatzbeschlüsse<br />
sind weiterhin ein sinnvoller Weg, um die<br />
bo<strong>de</strong>npolitischen Leitbil<strong>de</strong>r und Zielsetzungen<br />
zu verankern, Strategien festzulegen<br />
und instrumentell umzusetzen. Sie<br />
wer<strong>de</strong>n wichtiger <strong>de</strong>nn je.<br />
Im Rahmen einer zukunftsorientierten<br />
kommunalen Bo<strong>de</strong>npolitik ist jedoch eine<br />
Beschränkung auf das eigene Stadtgebiet<br />
unzureichend; die Beachtung regionaler<br />
Aspekte ist zwingend erfor<strong>de</strong>rlich. Interkommunale<br />
Konkurrenz ist auch auf <strong>de</strong>m<br />
Wohnbaulandsektor kontraproduktiv, wenn<br />
beispielsweise mit <strong>de</strong>r Zielsetzung, neue<br />
Einwohner zu gewinnen, zu Lasten je<strong>de</strong>r<br />
einzelnen Kommune Angebote geschaffen<br />
wer<strong>de</strong>n, für die keine entsprechen<strong>de</strong> Nachfrage<br />
besteht.<br />
Vor diesem Hintergrund gewinnt eine regional<br />
abgestimmte Bo<strong>de</strong>npolitik an Be<strong>de</strong>utung<br />
(z. B. auch durch interkommunale<br />
o<strong>de</strong>r regionale baulandpolitische Grundsatzbeschlüsse),<br />
die gemeinsame Ziele und<br />
gemeinsame Wege zur Baulandbereitstellung<br />
für Wohn- und Gewerbeentwicklungen<br />
in <strong>de</strong>r Region festlegt. Auch an<strong>de</strong>re<br />
abgestimmte regionale Konzeptionen (z. B.<br />
regionale Wohnbaulandprogramme o<strong>de</strong>r<br />
regionale Flächennutzungspläne) können<br />
gangbare Wege dafür sein, dass einzelne<br />
kommunale Konzepte auf Grund <strong>de</strong>r Konkurrenzsituation<br />
nicht ins Leere laufen.<br />
Denn wenn je<strong>de</strong> Stadt o<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> ihr<br />
kommunales Baulandmanagement (isoliert)<br />
‚optimiert‘, kann dies nachteilige Auswirkungen<br />
für benachbarte Kommunen haben.<br />
Behin<strong>de</strong>rn sich benachbarte Kommunen<br />
gegenseitig mit ihrer Baulandpolitik,<br />
so hat dies negative Auswirkungen für die<br />
gesamte Region. Regionalen Konzepten ist<br />
daher <strong>de</strong>r Vorrang vor kommunalen Entwicklungsstrategien<br />
zu geben bzw. regionale<br />
Aspekte sind in kommunale Überlegungen<br />
einzubeziehen, da letztlich auch<br />
die einzelne Kommune Bestandteil <strong>de</strong>r Region<br />
ist und regionale Entwicklungen im<br />
positiven wie im negativen Sinn auf die<br />
einzelne Kommune zurückfallen.<br />
Zukunftsorientierte und nachhaltige Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
kann nur dann funktionieren,<br />
wenn sie die neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen annimmt<br />
und wenn keine ‚Scheuklappenpolitik‘<br />
ohne Beachtung regionaler Gegebenheiten<br />
betrieben wird.<br />
We<strong>de</strong>r gibt es ‚Patentrezepte‘, noch ist eine<br />
kurzfristige Bewältigung <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n<br />
Aufgaben zu erwarten. Die sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Rahmenbedingungen erfor<strong>de</strong>rn<br />
einen individuellen und längerfristigen<br />
Prozess bei <strong>de</strong>r Baulandpolitik. Wichtig ist<br />
jedoch, die ersten Schritte bereits frühzeitig<br />
einzuleiten und nicht erst abzuwarten,<br />
bis die Folgen <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rten Rahmenbedingungen<br />
eingetreten sind und nur noch<br />
wenig Handlungsspielraum für Städte und<br />
Gemein<strong>de</strong>n verbleibt.<br />
2 Aspekte einer zukunftsorientierten<br />
Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
2.1 Aus Sicht <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen<br />
Entwicklungen<br />
Die <strong>de</strong>mografischen Entwicklungen (hinsichtlich<br />
Anzahl, Alter, Zusammensetzung)<br />
zeichnen sich seit längerem ab und die Ver-<br />
än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Bevölkerung hat unumstritten<br />
Einfluss auf die Bo<strong>de</strong>npolitik.<br />
Folgen<strong>de</strong> Auswirkungen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen<br />
Entwicklungen beeinflussen in Zu-<br />
37
42 hierzu vgl. Dransfeld et al. 2004<br />
38<br />
kunft <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nmarkt beson<strong>de</strong>rs:<br />
• quantitative und qualitative Verän<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Nachfrage<br />
• Diversifizierung <strong>de</strong>r Nachfrage (d. h.<br />
die Nachfrage wird vielfältiger)<br />
Die Bo<strong>de</strong>npolitik ist zurzeit jedoch noch<br />
wesentlich stärker durch die Angebots- als<br />
durch die Nachfrageperspektive geprägt –<br />
insbeson<strong>de</strong>re wenn es darum geht, <strong>de</strong>n<br />
(rechnerischen) Bedarf an Wohnbauland<br />
nicht nur ‚irgendwie‘ bereitzustellen, son<strong>de</strong>rn<br />
an Hand von <strong>de</strong>zidierten Bedarfs-<br />
und Potenzialanalysen zu prüfen, welcher<br />
Bedarf an welcher Stelle und in welcher<br />
(Wohn)Form überhaupt – insbeson<strong>de</strong>re<br />
auch mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>r Planung – besteht.<br />
Viele Städte und Gemein<strong>de</strong>n sind bereits<br />
von Einwohnerverlusten betroffen o<strong>de</strong>r<br />
müssen in näherer Zukunft damit rechnen.<br />
Eine kommunale Einflussnahme auf die natürliche<br />
Bevölkerungsentwicklung ist nicht<br />
möglich. Wan<strong>de</strong>rungsbewegungen sind dagegen<br />
– in gewissen Grenzen – steuerbar.<br />
Als Faktor für Wan<strong>de</strong>rungsbewegungen<br />
spielt das Vorhan<strong>de</strong>nsein eines nachfragegerechten<br />
Bauland- und Immobilienangebotes<br />
eine wichtige Rolle. Wan<strong>de</strong>rungen<br />
von Kernstädten ins Umland sind häufig<br />
dadurch bedingt, dass in <strong>de</strong>r Kernstadt kein<br />
entsprechen<strong>de</strong>s Angebot vorhan<strong>de</strong>n ist.<br />
Än<strong>de</strong>rt sich die Angebotssituation, kann<br />
dies Abwan<strong>de</strong>rungen entgegenwirken und<br />
auch zu Rückwan<strong>de</strong>rungen in die Kernstadt<br />
führen. Die regionale Kooperation bei <strong>de</strong>r<br />
Baulandbereitstellung ist vor diesem Hintergrund<br />
ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Faktor <strong>de</strong>r Situation<br />
auf <strong>de</strong>m Baulandmarkt. 42<br />
Eine <strong>de</strong>r wichtigsten Anfor<strong>de</strong>rungen an die<br />
künftige Bo<strong>de</strong>npolitik zur Bewältigung <strong>de</strong>r<br />
verän<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>mografischen Rahmenbedingungen<br />
ist eine nachfrageorientierte<br />
Planung. Grundlage muss eine regionale<br />
und gesamtstädtisch angelegte, jedoch<br />
auch kleinteilig ausgerichtete Bo<strong>de</strong>n- und<br />
Wohnungsmarktanalyse sein, die die spezifischen<br />
Entwicklungen über einen längeren<br />
Zeitraum kontinuierlich beobachtet und<br />
bewertet. Eine räumlich kleinteilige Analyse<br />
ist vor allem <strong>de</strong>shalb wichtig, weil <strong>de</strong>r<br />
Bo<strong>de</strong>nmarkt auf städtischer Ebene auch<br />
sehr kleinräumige Unterschie<strong>de</strong> zeigt bzw.<br />
zeigen kann: Aus Vermarktungssicht gute<br />
Lagen liegen neben eher schlechten Lagen<br />
und selbst innerhalb eines Wohnquartiers<br />
gibt es Mikrolagen, die besser o<strong>de</strong>r<br />
schlechter vermarktbar sind als an<strong>de</strong>re. Für<br />
eine zielführen<strong>de</strong> Analyse <strong>de</strong>s Marktes ist<br />
es daher erfor<strong>de</strong>rlich, auch diese kleinteiligen<br />
Entwicklungen zu erfassen.<br />
Ein wichtiger Bestandteil <strong>de</strong>r nachfrageorientierten<br />
Planung ist die Zielgruppenanalyse:<br />
• Welche Zielgruppen gibt es?<br />
• Welche Anfor<strong>de</strong>rungen und Bedürfnisse<br />
haben die Zielgruppen hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>s Wohnens / <strong>de</strong>r Wohnsituation?<br />
• Welche quantitative und qualitative<br />
Nachfrage resultiert aus <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Zielgruppen?<br />
Unterschiedliche Zielgruppen haben unterschiedliche<br />
Ansprüche an das Wohnen und<br />
das Wohnumfeld. Zwei entsprechend <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>mografischen Entwicklungen zukünftig<br />
an Be<strong>de</strong>utung zunehmen<strong>de</strong> Zielgruppen<br />
sind ältere Personen und Personen mit Migrationshintergrund.<br />
Die Ansprüche <strong>de</strong>r älteren Generationen<br />
an die Wohnung und <strong>de</strong>n Wohnstandort<br />
unterschei<strong>de</strong>n sich von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r jüngeren<br />
Generationen. Die <strong>de</strong>mografische Entwicklung<br />
erfor<strong>de</strong>rt daher auf kommunaler Seite<br />
qualitative und quantitative Anpassungsstrategien.<br />
Die zunehmen<strong>de</strong> Zahl <strong>de</strong>r älteren<br />
Personen erfor<strong>de</strong>rt eine Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r spezifischen Bedürfnisse. Hierzu<br />
gehört neben <strong>de</strong>r Bereitstellung altengerechter<br />
Einrichtungen (Beratungs- und Betreuungsangebote,<br />
medizinische Einrichtungen,<br />
Pflegeeinrichtungen etc.) auch die<br />
Sicherung <strong>de</strong>r Erreichbarkeit (kurze Wege,<br />
Barrierefreiheit). Diese Bedürfnisse erfor<strong>de</strong>rn<br />
ein Min<strong>de</strong>stmaß an Verdichtung und<br />
sind daher am besten in urbanen Räumen<br />
umzusetzen. Dies ist einer <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong> für<br />
<strong>de</strong>n Trend einer Rückkehr in die Stadt,<br />
insbeson<strong>de</strong>re für die Generation <strong>de</strong>r über<br />
50-Jährigen.<br />
Die Entwicklung <strong>de</strong>r Altersstruktur erfor<strong>de</strong>rt<br />
die Deckung <strong>de</strong>s Bedarfs an seniorengerechten<br />
Wohnungen und die
Bereitstellung entsprechen<strong>de</strong>r Flächen.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re in Kommunen, die einen verhältnismäßig<br />
geringen Anteil an Geschosswohnungsbau<br />
haben, sind entsprechen<strong>de</strong><br />
Planungen erfor<strong>de</strong>rlich, während die – zumin<strong>de</strong>st<br />
quantitative – Bedarfs<strong>de</strong>ckung<br />
in Kommunen mit höheren Geschosswohnungsbauanteilen<br />
leichter ist.<br />
Personen mit Migrationshintergrund haben<br />
keine von Personen ohne Migrationshintergrund<br />
wesentlich abweichen<strong>de</strong>n Ansprüche<br />
an das Wohnen. Mehr vom ökonomischen<br />
als vom ethnischen Hintergrund bestimmte<br />
Ansprüche fin<strong>de</strong>n sich bei bei<strong>de</strong>n Personenkreisen.<br />
Entsprechend differenziert<br />
sind auch die Ansprüche an die Qualität<br />
<strong>de</strong>s Wohnens und <strong>de</strong>s Wohnumfel<strong>de</strong>s: Es<br />
fin<strong>de</strong>n sich Nachfrager sowohl für qualitativ<br />
geringer wertige Immobilien als auch<br />
für das hochwertige Segment.<br />
Personen mit Migrationshintergrund wer<strong>de</strong>n<br />
zunehmend als Zielgruppe für die<br />
Vermarktung von Wohnimmobilien ent<strong>de</strong>ckt.<br />
In bestimmten Immobiliensegmenten<br />
gibt es hier durch Nachfrager mit<br />
geringeren Ansprüchen an Wohnung und<br />
Wohnumfeld größere Vermarktungschancen.<br />
Zum Einen han<strong>de</strong>lt es sich hierbei<br />
jedoch um eine begrenzte Gruppe von<br />
Nachfragern, zum An<strong>de</strong>ren sollte eine Bildung<br />
von ‚Ghettos‘ in schlechten Lagen<br />
vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, die Vermarktungsschwierigkeiten<br />
im Umfeld nach sich ziehen.<br />
Hinzu kommt, dass auch Personen mit<br />
Migrationshintergrund ein segregiertes<br />
Umfeld überwiegend ablehnen. Eine potenzielle<br />
(wenn auch begrenzte) Nachfrage<br />
darf nicht als ‚Entschuldigung‘ für<br />
fehlen<strong>de</strong> bestandssichern<strong>de</strong> und -aufwerten<strong>de</strong><br />
Maßnahmen herangezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass<br />
kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik kein Instrumentarium<br />
zur Lösung von Integrationsproblemen<br />
bietet. Hier müssen auf an<strong>de</strong>rer Ebene<br />
die erfor<strong>de</strong>rlichen Maßnahmen ergriffen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Auf Grund <strong>de</strong>r künftig zunehmen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>r Personen mit Migrationshintergrund<br />
als Nachfrager auf <strong>de</strong>m Immobilienmarkt<br />
ist in je<strong>de</strong>m Fall die Einbeziehung<br />
in die Zielgruppenanalyse notwendig. Auch<br />
gezielte Vermarktungskonzepte können<br />
sinnvoll sein. Der Einfluss <strong>de</strong>r Städte und<br />
Gemein<strong>de</strong>n zur Vermeidung von Segregationsten<strong>de</strong>nzen<br />
in bestimmten Gebieten ist<br />
begrenzt. Im Rahmen <strong>de</strong>r Vergabe kommunaler<br />
Grundstücke kann allenfalls über<br />
Vergabekriterien eine gewisse Steuerung<br />
erzielt wer<strong>de</strong>n. Ob dies im Einzelfall erfor<strong>de</strong>rlich<br />
und sinnvoll ist, ist jedoch <strong>de</strong>zidiert<br />
zu prüfen.<br />
Im Rahmen einer zukunftsorientierten Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
ist es einerseits wichtig, für bestimmte<br />
(vorhan<strong>de</strong>ne o<strong>de</strong>r auf Grund städtebaulicher<br />
o<strong>de</strong>r sonstiger Zielsetzungen<br />
aus kommunaler Sicht zu schaffen<strong>de</strong> 43 )<br />
Wohnlagen Nachfrager durch gezielte Ansprache<br />
von Zielgruppen zu fin<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits<br />
ist es erfor<strong>de</strong>rlich, auf <strong>de</strong>r Grundlage<br />
<strong>de</strong>r Ergebnisse <strong>de</strong>r Zielgruppenanalyse<br />
nachfragegerechte Angebote zu schaffen,<br />
um Wan<strong>de</strong>rungsverluste zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />
Als Instrumente zur Anpassung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
an die <strong>de</strong>mografischen Rahmenbedingungen<br />
können insbeson<strong>de</strong>re<br />
bo<strong>de</strong>npolitische Grundsatzbeschlüsse von<br />
Be<strong>de</strong>utung sein. Sie sind ein wichtiges Instrument,<br />
da sie sich nicht nur auf die Neuausweisung<br />
von Bauland beschränken, son<strong>de</strong>rn<br />
die Flächenbereitstellung insgesamt<br />
einbeziehen und eine Steuerung <strong>de</strong>r Flächenentwicklung<br />
entsprechend <strong>de</strong>n übergeordneten<br />
regionalen und kommunalen<br />
Leitbil<strong>de</strong>rn ermöglichen bzw. vereinfachen.<br />
2.2 Aus Sicht <strong>de</strong>r gesellschaftspolitischen<br />
und wirtschaftlichen<br />
Entwicklungen<br />
Die gesellschaftspolitischen Verän<strong>de</strong>rungen,<br />
die sich insbeson<strong>de</strong>re in einer Diversifizierung<br />
<strong>de</strong>r Lebensstile und einer<br />
zunehmen<strong>de</strong>n Individualisierung <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
zeigen, wirken sich auch auf die<br />
immobilienbezogene Nachfrage aus. Die<br />
Nachfrage wird differenzierter und lässt<br />
sich zunehmend schwieriger durch ‚Standardimmobilien‘<br />
ab<strong>de</strong>cken. Deshalb erfor<strong>de</strong>rn<br />
auch diese Entwicklungen eine nachfrageorientierte<br />
Planung. Hierzu müssen<br />
die Städte und Gemein<strong>de</strong>n eine Zielgruppenanalyse<br />
durchführen.<br />
43 z. B. auf innerstädtischen<br />
Brachflächen<br />
39
44 zu Fragen <strong>de</strong>r Grundstückswerte<br />
und <strong>de</strong>r Problematik <strong>de</strong>r<br />
Wertermittlung im Stadtumbau<br />
vgl. Dransfeld et al. 2007<br />
45 hierzu vgl. Strategien <strong>de</strong>s<br />
Baulandmanagements zur Entwicklung<br />
<strong>de</strong>s Innenbereiches in<br />
Dransfeld et al. 2004<br />
40<br />
Innerstädtische Wohnlagen mit unmittel- Baulandangebote zu schaffen. Der ‚klasbarem<br />
Zugang zur relevanten Infrastruksische‘ Mietwohnungsbau ist zwar seit Jahtur<br />
gewinnen auch vor <strong>de</strong>m Hintergrund ren rückläufig, gera<strong>de</strong> für ‚experimentelle‘<br />
gesellschaftspolitischer Entwicklungen an Wohnprojekte fin<strong>de</strong>n sich aber zunehmend<br />
Be<strong>de</strong>utung.<br />
Nachfrager, die auch über die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
finanziellen Mittel verfügen.<br />
Die gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen<br />
Entwicklungen haben zur<br />
Folge, dass es einerseits mehr Haushalte<br />
mit verhältnismäßig hohem Einkommen<br />
und entsprechen<strong>de</strong>n Ansprüchen an die<br />
Wohnsituation gibt, an<strong>de</strong>rerseits aber<br />
auch immer mehr Haushalte, die in ihren<br />
finanziellen Mitteln begrenzt sind. Ziel <strong>de</strong>r<br />
kommunalen Bo<strong>de</strong>npolitik kann es daher<br />
nicht sein, lediglich einen Teil <strong>de</strong>r Nachfrage<br />
durch die Entwicklung hochwertiger<br />
Wohnstandorte zu bedienen und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Teil <strong>de</strong>r Nachfrage ausschließlich <strong>de</strong>r<br />
freien Marktentwicklung zu überlassen.<br />
Die kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik muss sich daher<br />
künftig verstärkt in <strong>de</strong>r Bestandsoptimierung<br />
mit Aufwertungs-, Umbau- und gegebenenfalls<br />
auch Rückbaumaßnahmen engagieren.<br />
Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite ist aber auch für<br />
Zielgruppen mit höheren Ansprüchen ein<br />
entsprechen<strong>de</strong>s Angebot zu entwickeln.<br />
Es gibt vielfältige urbane Potenziale, die<br />
sich nicht immer auf die (unmittelbare)<br />
Entwicklung von Bauland beschränken.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re in schrumpfen<strong>de</strong>n Regionen<br />
fallen Flächen frei, auf <strong>de</strong>nen auf Grund<br />
rückläufiger Baulandnachfrage kein Bauland<br />
entwickelt wer<strong>de</strong>n kann. Hier gilt es<br />
verstärkt über Möglichkeiten nachzu<strong>de</strong>nken,<br />
nicht-bauliche, ggf. auch temporär<br />
begrenzte (Zwischen-)Nutzungen zu etablieren<br />
und entsprechen<strong>de</strong> Konzepte zu<br />
entwickeln. Indirekt dienen auch solche<br />
Flächen <strong>de</strong>r Qualitätssteigerung für die<br />
vorhan<strong>de</strong>nen / verbleiben<strong>de</strong>n Wohngebiete,<br />
in<strong>de</strong>m das Wohnumfeld und somit auch <strong>de</strong>r<br />
Wohnstandort aufgewertet wer<strong>de</strong>n.<br />
Kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik ist unter Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r Entwicklungen nicht ausschließlich<br />
auf die För<strong>de</strong>rung von Immobilienerwerb<br />
auszurichten, son<strong>de</strong>rn muss<br />
auch eine steigen<strong>de</strong> Zahl von Nachfragern<br />
auf <strong>de</strong>m Mietsektor berücksichtigen. In<br />
Verbindung mit zunehmend nachgefragten<br />
flexiblen Wohnformen sind entsprechen<strong>de</strong><br />
Eine weitere Zielsetzung kommunaler Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
sollte die Stabilisierung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n-<br />
und Immobilienwerte in stagnieren<strong>de</strong>n /<br />
schrumpfen<strong>de</strong>n Regionen bzw. eine Senkung<br />
<strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>npreisniveaus in wachsen<strong>de</strong>n<br />
Regionen sein. Der Stellenwert <strong>de</strong>r Immobilie<br />
als Wertanlage o<strong>de</strong>r Alterssicherung ist<br />
wesentlich auch von <strong>de</strong>r (erwarteten) Entwicklung<br />
<strong>de</strong>s örtlichen Immobilienmarktes<br />
abhängig, d. h. die Wie<strong>de</strong>rveräußerbarkeit<br />
zu einem angemessenen Preis beeinflusst<br />
zunehmend die Kaufentscheidungen <strong>de</strong>r<br />
Nachfrager. 44<br />
Schwerpunkt <strong>de</strong>r kommunalen Baulandpolitik<br />
zum Umgang mit <strong>de</strong>n sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen ist <strong>de</strong>r<br />
Vorrang <strong>de</strong>r Innenentwicklung. Dies ist<br />
nicht nur unter Nachfragegesichtspunkten<br />
von Be<strong>de</strong>utung: Innenentwicklung ermöglicht<br />
auch eine bessere Optimierung<br />
<strong>de</strong>r knapper wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n öffentlichen Mittel<br />
durch räumliche Konzentration (auch <strong>de</strong>r<br />
Infrastruktur) und wirkt sich positiv auf die<br />
Kommunalfinanzen aus.<br />
In <strong>de</strong>n innerstädtischen Bereichen sind<br />
Baulandpotenziale vielfach begrenzt. Die<br />
Reaktivierung von Brachflächen o<strong>de</strong>r auch<br />
die Um- bzw. Neunutzung nicht mehr<br />
nachfragegerechter Immobilienbestän<strong>de</strong><br />
(gegebenenfalls auch im Rahmen von Abbruchmaßnahmen)<br />
bietet vielen Städten<br />
und Gemein<strong>de</strong>n noch Potenziale, <strong>de</strong>r auf<br />
<strong>de</strong>n Innenbereich gerichteten Nachfrage<br />
gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Entwicklungs- und<br />
Vermarktungshemmnisse erschweren die<br />
Reaktivierung von Brachflächen jedoch<br />
häufig. Marktfähige, d. h. nachfrageorientierte<br />
Nutzungskonzepte sollten daher in<br />
die städtebaulichen Gesamtkonzepte eingebun<strong>de</strong>n<br />
und in die kommunale Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
integriert sein. 45<br />
Wichtig ist auch eine enge Kooperation mit<br />
<strong>de</strong>n Investoren (Public Private Partnership),
da viele Projekte von <strong>de</strong>n Städten und Gemein<strong>de</strong>n<br />
alleine nicht zu finanzieren sind. 46<br />
Neben <strong>de</strong>r Kooperation muss auch eine Unterstützung<br />
<strong>de</strong>r Brachflächenvermarktung<br />
durch die Kommunalpolitik erfolgen. Hierzu<br />
ist insbeson<strong>de</strong>re eine positiv besetzte<br />
Vermarktung <strong>de</strong>r Brachen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Ineinan<strong>de</strong>rgreifen<strong>de</strong>s Flächenmanagement,<br />
Marketing, Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung, Finanzierung<br />
und Verfahrensmanagement sind<br />
wichtige Handlungsfel<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Brachflächenreaktivierung:<br />
• Entwicklung und Festlegung von Leitbil<strong>de</strong>rn<br />
zum Vorrang <strong>de</strong>r Innenentwicklung<br />
(und Brachflächenreaktivierung)<br />
vor ‚Grüne-Wiese-Entwicklungen‘<br />
(z. B. im Rahmen eines baulandpolitischen<br />
Grundsatzbeschlusses)<br />
• Integration <strong>de</strong>r Brachflächenreaktivierung<br />
in ein städtebauliches Gesamtkonzept<br />
(wie z. B. ein Stadtentwicklungskonzept<br />
Wohnen)<br />
• Aufbau eines Flächenmanagements<br />
(Sammlung und Aufbereitung von Datengrundlagen,<br />
Brachflächenkataster<br />
etc.)<br />
• Durchführung von Zielgruppen- und<br />
Marktanalysen<br />
• nachfrageorientierte Vermarktung <strong>de</strong>r<br />
Flächen<br />
• Optimierung <strong>de</strong>s Verfahrens (Verzahnung<br />
von Bauleitplanung und Herrichtung<br />
/ Sanierung, Finanzierung etc.)<br />
2.3 Aus Sicht <strong>de</strong>r klimatischen<br />
Entwicklungen<br />
Der Klimawan<strong>de</strong>l stellt die künftige Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
vor zwei Herausfor<strong>de</strong>rungen: Zum<br />
Einen ist es ein wichtiges Ziel, das Ausmaß<br />
<strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls zu minimieren, zum An<strong>de</strong>ren<br />
ist es erfor<strong>de</strong>rlich, sich an die Folgen<br />
<strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls anzupassen:<br />
• Mitigation (Abschwächung)<br />
• Adaption (Anpassung)<br />
Entsprechend sind im Umgang mit <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n<br />
sowohl Vermeidungs- als auch Anpassungsstrategien<br />
zu entwickeln. Nachhaltige<br />
und zukunftsorientierte Bo<strong>de</strong>npolitik muss<br />
die Klimawirksamkeit von Planungen und<br />
Maßnahmen berücksichtigen, sowohl in<br />
Bezug auf die Auswirkungen <strong>de</strong>r Planung<br />
auf das Klima als auch im Hinblick auf die<br />
Berücksichtigung <strong>de</strong>r klimatischen Verän<strong>de</strong>rungen<br />
mit ihren Folgen für die Flächennutzungen.<br />
Als Grundlage sind Leitbil<strong>de</strong>r für eine klimagerechte<br />
Stadt auf <strong>de</strong>r Basis von Stadtklimaanalysen<br />
zu entwickeln. Einige Kommunen<br />
haben bereits einen Leitfa<strong>de</strong>n zur<br />
Berücksichtigung von Klimaschutzbelangen<br />
bei <strong>de</strong>r Stadtplanung erstellt. 47 Hierbei<br />
sind die spezifischen örtlichen Voraussetzungen<br />
und Entwicklungsperspektiven zu<br />
beachten (z. B. kompakte Stadt – perforierte<br />
Stadt). Die jeweiligen Vermeidungs-<br />
und Anpassungsstrategien sind an diese<br />
Bedingungen anzupassen.<br />
Aus Sicht <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>npolitik kann ein Beitrag<br />
zum Klimaschutz geleistet wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r Nutzungen die<br />
Auswirkungen auf das Klima berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n (z. B. durch energetisch effiziente<br />
Flächennutzung o<strong>de</strong>r auch durch För<strong>de</strong>rung<br />
alternativer und <strong>de</strong>zentraler Energieversorgung,<br />
<strong>de</strong>zentrale Infrastruktur und<br />
die Bereitstellung entsprechen<strong>de</strong>r Flächen).<br />
Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite sind die Restriktionen<br />
zu beachten, die sich aus <strong>de</strong>n klimatischen<br />
Entwicklungen ergeben (z. B. Einschränkungen<br />
o<strong>de</strong>r Ausschluss einer Bebaubarkeit<br />
auf Grund von Hochwassergefahr).<br />
Die Zielsetzungen zum Klimaschutz sind<br />
in <strong>de</strong>n einzelnen Städten und Gemein<strong>de</strong>n<br />
sicherlich unterschiedlich. Grundsätzlich<br />
sind aber folgen<strong>de</strong> Aspekte (mit im Einzelfall<br />
unterschiedlicher Gewichtung) von<br />
Be<strong>de</strong>utung:<br />
• Entwicklung eines klimagerechten<br />
Stadtmo<strong>de</strong>lls: eher die ‚kompakte Stadt‘,<br />
energiesparend durch kurze Wege und<br />
verhältnismäßig geringere Versiegelung<br />
(bezogen auf die Bewohner) o<strong>de</strong>r<br />
eher die ‚perforierte‘ Stadt mit Vorteilen<br />
aus stadtklimatischer Sicht auf<br />
Grund <strong>de</strong>s geringeren Versiegelungsgra<strong>de</strong>s<br />
(bezogen auf die Stadtfläche)<br />
• Vermeidung von Flächenversiegelungen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re in hochwassergefähr<strong>de</strong>ten<br />
Gebieten; Strategien zur<br />
Minimierung <strong>de</strong>r Flächenversiegelung,<br />
z. B. durch Regenwasserbewirtschaftung<br />
46 zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Kooperation<br />
zwischen Kommunen und Privaten<br />
vgl. Dransfeld et al. 2005<br />
47 z. B. die Stadt Augsburg<br />
41
48 allerdings immer unter Berücksichtigung<br />
regionaler Aspekte<br />
und optimalerweise im Rahmen<br />
interkommunaler Kooperationen<br />
49 hierzu vgl. Krautzberger 2008,<br />
S. 241 ff.<br />
42<br />
• Ineinan<strong>de</strong>rgreifen verschie<strong>de</strong>ner<br />
Trends: Eine immer älter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gesellschaft<br />
reagiert empfindlicher auf<br />
zunehmen<strong>de</strong> Hitzebelastung<br />
• Berücksichtigung <strong>de</strong>r Klimawirksamkeit<br />
einer Planung im Hinblick auf die<br />
klimatischen Auswirkungen und die<br />
Anpassung an <strong>de</strong>n Klimawan<strong>de</strong>l<br />
• Anpassung <strong>de</strong>r technischen Infrastruktur<br />
(Kanalnetzdimensionierung,<br />
Regenrückhaltung) und Entwicklung<br />
robuster (klimaunabhängiger), anpassungsfähiger<br />
Infrastruktur<br />
• Berücksichtigung energetischer Aspekte<br />
bei <strong>de</strong>r Flächennutzung: energetisch<br />
effiziente Flächennutzung<br />
durch mischgenutzte Strukturen sowie<br />
Vermeidung von Baugebieten auf<br />
<strong>de</strong>r ‚Grünen Wiese‘ o<strong>de</strong>r auch durch<br />
För<strong>de</strong>rung alternativer und <strong>de</strong>zentraler<br />
Energieversorgung, <strong>de</strong>zentrale Infrastruktur<br />
und Bereitstellung entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Flächen<br />
• Vermeidung innerstädtischer Wärmeinseln<br />
(u. a. durch Freiflächenintegration,<br />
Wasser)<br />
• Freihalten von Frischluftschneisen<br />
• Schaffung von Retentionsräumen<br />
• Anlage von Schutzgebieten, Biotopverbundsystemen,<br />
Rückgewinnung von<br />
Auen, Waldvermehrung an geeigneten<br />
Standorten und an<strong>de</strong>re Maßnahmen<br />
zur Steigerung <strong>de</strong>r Dynamik <strong>de</strong>r Ökosysteme<br />
zum Ausgleich <strong>de</strong>r Auswirkungen<br />
<strong>de</strong>r klimatischen Verän<strong>de</strong>rungen<br />
Leitbil<strong>de</strong>r zum Klimaschutz sind auf gesamtstädtischer<br />
Ebene zu entwickeln 48 und<br />
in bo<strong>de</strong>npolitische Zielsetzungen (z. B. im<br />
Rahmen bo<strong>de</strong>npolitischer Grundsatzbeschlüsse<br />
o<strong>de</strong>r Baulandstrategien) zu transformieren<br />
und zu instrumentalisieren. Beispiele<br />
hierfür sind städtebauliche Verträge<br />
als Instrument zur Umsetzung klimatischer<br />
Zielsetzungen, aber auch die Anpassung<br />
von Vergaberichtlinien bzw. das Verknüpfen<br />
<strong>de</strong>r Vergabe an konkrete klimaschutz-<br />
bezogene Gesichtspunkte, die vertraglich<br />
geregelt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Die konkrete räumliche Verankerung <strong>de</strong>r<br />
klimabezogenen Leitbil<strong>de</strong>r und Ziele sollte<br />
bei <strong>de</strong>n Kommunen bereits auf <strong>de</strong>r Ebene<br />
<strong>de</strong>s Flächennutzungsplans erfolgen. Darauf<br />
aufbauend sind auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>s Bebauungsplans<br />
klimaschutzbezogene Festsetzungen<br />
zu treffen.<br />
Auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>s Flächennutzungsplans ist<br />
bei <strong>de</strong>r Festlegung von Bauflächen zu beachten,<br />
welche klimatischen Auswirkungen<br />
hiermit verbun<strong>de</strong>n sind. Dies bezieht sich<br />
nicht nur auf unmittelbare Auswirkungen<br />
wie die Freihaltung von Frischluftschneisen<br />
o<strong>de</strong>r Kaltluftentstehungsgebieten, son<strong>de</strong>rn<br />
auch auf mittelbare, wie beispielsweise die<br />
Versiegelung von Flächen durch (zusätzlich)<br />
erfor<strong>de</strong>rliche Infrastruktur bei Baugebieten<br />
im Außenbereich.<br />
Auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>s Bebauungsplans können<br />
konkrete klimaschutzbezogene Festsetzungen<br />
getroffen wer<strong>de</strong>n, z. B. über die<br />
Bebauungsdichte, die Ausrichtung <strong>de</strong>r Baukörper<br />
und ihre Stellung zueinan<strong>de</strong>r, die<br />
Ausrichtung und Neigung von Dachflächen<br />
(passive Solarenergienutzung) etc.<br />
Im Rahmen von städtebaulichen Verträgen<br />
können Regelungen zur Sicherung planerischer<br />
Zielsetzungen (beispielsweise zum<br />
Klimaschutz) aber auch zur Übernahme von<br />
Folgekosten o<strong>de</strong>r zum Einsatz erneuerbarer<br />
Energien getroffen wer<strong>de</strong>n. 49<br />
Der Klimawan<strong>de</strong>l bzw. seine Folgen beeinflussen<br />
die Nutzung und Nutzbarkeit <strong>de</strong>s<br />
Bo<strong>de</strong>ns und somit auch die Bo<strong>de</strong>npolitik,<br />
<strong>de</strong>ssen Grundlage <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n und seine Nutzung<br />
darstellt. Klimaverän<strong>de</strong>rungen können<br />
die künftige Nutzbarkeit <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns erheblich<br />
beeinflussen und einschränken, so dass<br />
klimaschutzbezogene Bo<strong>de</strong>npolitik letztlich<br />
auch ihre eigenen Grundlagen schützt.
V Einfamilienhausgebiete <strong>de</strong>r 1950er,<br />
1960er und 1970er Jahre<br />
1 Historische Entwicklung – Rückblick<br />
1.1 Entstehung von Einfamilienhausgebieten<br />
Die ersten Villenkolonien <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
konnten sich auf Grund <strong>de</strong>r z. B. in<br />
Preußen aufkommen<strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nfreiheit und<br />
durch <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r Verkehrsinfrastruktur<br />
entwickeln. Es entstan<strong>de</strong>n bewusst von<br />
<strong>de</strong>r Stadt abgesetzte Kolonien, von Bauträgern<br />
errichtet, die <strong>de</strong>m zu Wohlstand gekommenen<br />
Bürgertum eine entsprechend<br />
repräsentative Lebensweise ermöglichten. 50<br />
Mit <strong>de</strong>m Kleinsiedlungsbau sollte das Wohnen<br />
in suburbanen Siedlungen auch weniger<br />
privilegierten Schichten ermöglicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Kleinhäuser wur<strong>de</strong>n überwiegend<br />
zur Miete von Baugenossenschaften und<br />
gemeinnützigen Wohnungsbauunternehmen<br />
gebaut. Das Konzept <strong>de</strong>r Kleinhaus-<br />
siedlung war abgeleitet von <strong>de</strong>r Gartenstadt-Bewegung.<br />
Mit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s<br />
Erbbaurechts 1919 setzte eine staatliche<br />
Wohnför<strong>de</strong>rung ein, die <strong>de</strong>n Eigenheimbau<br />
weiter vorantrieb. Ab <strong>de</strong>n 1930er Jahren<br />
wur<strong>de</strong>n Gartenstadt-Siedlungen im Umland<br />
<strong>de</strong>r Städte als bewusst geschlossene und<br />
abgegrenzte Trabanten errichtet. 51<br />
Im ‚Dritten Reich‘ erfuhr das Einfamilienhaus<br />
unter <strong>de</strong>r Nazi-Herrschaft eine i<strong>de</strong>ologische<br />
Überformung (‚Blut-und-Bo<strong>de</strong>n-I<strong>de</strong>ologie‘).<br />
Die ‚Wie<strong>de</strong>rverwurzelung‘ mit <strong>de</strong>r eigenen<br />
‚Scholle‘ sollte die Volksgemeinschaft stärken.<br />
Der Kleinhaussiedlungsbau dieser Zeit<br />
konzentrierte sich vorwiegend auf ländliche<br />
Gebiete. Abb. 22 zeigt eine typische<br />
‚Siedlungszeile‘ dieser ‚Entwicklungsepoche‘.<br />
50 vgl. Bo<strong>de</strong>nschatz 2001, S. 13<br />
51 vgl. Simon 2001, S. 44<br />
Abb. 20: Bochum, Dahlhauser<br />
Hei<strong>de</strong>, 1910<br />
(Jonas 2006, S. 80)<br />
Abb. 21: Links: Kleinsiedlung Neumünster,<br />
1920er Jahre<br />
(Jonas 2006, S. 84)<br />
Abb. 22: Rechts: Bran<strong>de</strong>nburgische<br />
Heimstätte, Siedlung<br />
Schwarzhei<strong>de</strong><br />
(Troost 1938, S. 164)<br />
43
52 zitiert nach <strong>de</strong> Temple 2005,<br />
S. 54<br />
53 vgl. Eichener 2003, S. 607 ff.<br />
54 vgl. Blecken 1995, S. 45 ff.<br />
55 vgl. Blick über <strong>de</strong>n (Bau-)Zaun:<br />
Preiswert bauen in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n.<br />
In: DB, 1995, S. 24-25<br />
56 vgl. Eichener 2003, S. 607 ff.<br />
44<br />
Die Bestän<strong>de</strong> an Einfamilienhausgebieten<br />
aus vorgenannten Entwicklungsphasen <strong>de</strong>r<br />
Zeit vor <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg erweisen<br />
sich stadtplanerisch als unproblematisch.<br />
Die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit konzentriert sich<br />
auf die Einfamilienhausgebiete <strong>de</strong>r 1950er<br />
bis 1970er Jahre, weil erst zu dieser Zeit relevante<br />
Suburbanisierungsprozesse großen<br />
Ausmaßes in Gang kamen, welche die heute<br />
bestehen<strong>de</strong>n Probleme hervorgebracht<br />
haben.<br />
Die ersten Jahre nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten<br />
Weltkrieges wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Städten in erster<br />
Linie zum Wegräumen von Trümmern<br />
und Ruinen genutzt. Wohngebäu<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n<br />
vielfach in Form von Notunterkünften<br />
und in einfachster Bauweise errichtet. Es<br />
galt, möglichst schnell und möglichst viel<br />
Wohnraum für ‚Ausgebombte‘ und Flüchtlinge<br />
zu schaffen. Der Eigenheimbau hatte<br />
noch keine so große Be<strong>de</strong>utung.<br />
Der erste große Suburbanisierungs-Schub<br />
setzte Anfang <strong>de</strong>r 1950er Jahre ein.<br />
1.2 Wie<strong>de</strong>raufbau und Einfamilienhausbau<br />
in <strong>de</strong>n 1950er Jahren<br />
Mit <strong>de</strong>m I. Wohnungsbaugesetz von 1950<br />
wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r sozialen Wohnungsbaupolitik<br />
das Eigenheim zunächst <strong>de</strong>n Kleinsiedlungen<br />
und Mietwohnungen gleichgestellt.<br />
Im Jahr 1952 erging eine Gesetzesrevision,<br />
die das ‚Familienheim‘ zum bevorzugten<br />
Teil <strong>de</strong>r Wohnungsbaupolitik etablierte.<br />
Wohnungspolitik orientierte sich an Eigentumsför<strong>de</strong>rung.<br />
Konkret wur<strong>de</strong>n u. a.<br />
folgen<strong>de</strong> Ziele verfolgt, die man durch die<br />
Bevorzugung und För<strong>de</strong>rung von Eigenheimen<br />
erfüllen wollte:<br />
• Stärkung <strong>de</strong>s ländlichen Raumes<br />
• Verwurzelung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
• Familienför<strong>de</strong>rung<br />
• soziale Stabilität<br />
• Wirtschaftsgrundlage, Existenzsicherung<br />
52<br />
Die 1950er Jahre waren geprägt vom allmählich<br />
einsetzen<strong>de</strong>n Wohlstand (‚Wirtschaftswun<strong>de</strong>r‘),<br />
einer hohen Geburtenziffer<br />
und zunehmen<strong>de</strong>r Mobilisierung<br />
(Ausbau <strong>de</strong>s Straßenverkehrsnetzes, Mas-<br />
senmotorisierung). Die staatliche För<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s Baus von Eigenheimen, niedrige<br />
Kosten und großes Eigenengagement <strong>de</strong>r<br />
Bewohner führten zu starker Neubautätigkeit<br />
im Einfamilienhausbau – insbeson<strong>de</strong>re<br />
außerhalb <strong>de</strong>r damals bestehen<strong>de</strong>n Siedlungskörper.<br />
Zwischen 1945 und <strong>de</strong>n frühen 1960er Jahren<br />
entstand ein Drittel <strong>de</strong>s jetzigen Wohnungsbestan<strong>de</strong>s.<br />
53 En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1950er Jahre<br />
betrug <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Ein- und Zweifamilienwohnhäuser<br />
am Wohnungsneumarkt<br />
schon 50% 54 , 1972 38% und 1976 bereits<br />
mehr als 60% 55 , insgesamt eine bezeichnen<strong>de</strong><br />
Bauleistung.<br />
1.3 Suburbanisierung und Einfamilienhausbau<br />
in <strong>de</strong>n 1960er Jahren<br />
Mit Beginn <strong>de</strong>r 1960er Jahre erfuhr die<br />
Suburbanisierung in <strong>de</strong>n alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
ihre erste Hochphase. Das I<strong>de</strong>al<br />
<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Kleinfamilie ließ sehr viele<br />
Einfamilienhaussiedlungen entstehen und<br />
för<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>n Wegzug besser verdienen<strong>de</strong>r<br />
Familien mit Kin<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>r Stadt in das<br />
Umland. Das Umland verdichtete sich stetig<br />
und damit entstan<strong>de</strong>n erste größere suburbane<br />
Wohngebiete.<br />
Die Entwicklung <strong>de</strong>s Stadtumlan<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong><br />
seitens <strong>de</strong>r Politik und Planung aktiv geför<strong>de</strong>rt:<br />
Staat, Län<strong>de</strong>r und Kommunen unterstützten<br />
das starke Wachstum <strong>de</strong>r Dörfer<br />
und damit <strong>de</strong>n Transformationsprozess<br />
zum städtischen Wohnvorort. Ehemalige<br />
Dörfer wan<strong>de</strong>lten sich um zu suburbanen<br />
Wohnsiedlungen. Um einen alten Ortskern<br />
entstan<strong>de</strong>n monostrukturierte, weitläufige<br />
Einfamilienhausgebiete. Diese waren oft<br />
Ergebnis unkoordinierter Teilplanungen, die<br />
entsprechend <strong>de</strong>r jeweiligen Baulandnachfrage<br />
vorgenommen wur<strong>de</strong>n.<br />
Kleinere Gemein<strong>de</strong>n entwickelten sich<br />
so entwe<strong>de</strong>r zu zentralen Orten o<strong>de</strong>r zu<br />
Trabanten. Stadterweiterungen erfolgten<br />
nicht mehr über Jahresringe, son<strong>de</strong>rn durch<br />
in sich geschlossene, überschaubare Wohngebiete.<br />
56
1.4 Der Boom <strong>de</strong>s Einfamilienhausbaus<br />
in <strong>de</strong>n 1970er Jahren<br />
Den Höhepunkt erreichte <strong>de</strong>r Einfamilienhausbau<br />
in <strong>de</strong>n 1970er Jahren. Der sogenannte<br />
‚zweite För<strong>de</strong>rweg‘ zu Beginn <strong>de</strong>r<br />
1970er Jahre verursachte einen zweiten Bauboom<br />
von Eigenheimen, in<strong>de</strong>m die Einkommensför<strong>de</strong>rgrenzen<br />
heraufgesetzt wur<strong>de</strong>n.<br />
Der Anteil von Einfamilienhäusern am gesamten<br />
Wohnungsbau betrug zu Beginn<br />
<strong>de</strong>s Jahres 1976 64%. 57 Zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres<br />
1976 betrug <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Ein-/Zwei-<br />
2 Charakterisierung<br />
2.1 Räumliche Lage und städtebauliche<br />
Einordnung, Entwicklungsphasen<br />
seit ihrer Entstehung<br />
In <strong>de</strong>n 1950er / 1960er Jahren entstan<strong>de</strong>n<br />
erste reine Wohnsiedlungen in kleineren<br />
Städten und Gemein<strong>de</strong>n. Die großen Städte<br />
waren noch in sich geschlossen. Oft war<br />
die relative Nähe zu Industriestandorten<br />
gegeben, um <strong>de</strong>n aufstreben<strong>de</strong>n mittleren<br />
Einkommensschichten adäquaten, individuellen<br />
Wohnraum zu ermöglichen.<br />
Der Städtebau <strong>de</strong>r Nachkriegsjahre war<br />
durch <strong>de</strong>taillierte Siedlungsmo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r ‚geglie<strong>de</strong>rten<br />
und aufgelockerten Stadt‘, <strong>de</strong>s<br />
‚organischen Stadtbaus‘ und <strong>de</strong>r ‚autogerechten<br />
Stadt‘ gekennzeichnet. Im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
stand die Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
mit ausreichen<strong>de</strong>m und gesun<strong>de</strong>m<br />
Wohnraum: Belüftung, Belichtung und<br />
Wohnen im Grünen bil<strong>de</strong>ten wichtige Kriterien<br />
für Neubauten. Damit einher ging die<br />
Trennung <strong>de</strong>r Funktionen Wohnen, Arbeiten,<br />
Versorgung und Verkehr. Neubausiedlungen<br />
<strong>de</strong>r 1950er Jahre waren durch weitläufige,<br />
niedriggeschossige Bauten mit großen, keinen<br />
weiteren Nutzungen vorbehaltenen<br />
Abstandsflächen (‚sanitäres Grün‘) sowie<br />
durch ein Erschließungssystem gekennzeichnet,<br />
das innere Fußgängerbereiche<br />
und äußere Verkehrsstraßen unterschied. 60<br />
Inzwischen sind aus <strong>de</strong>n ehemaligen kleinen<br />
Städten und Gemein<strong>de</strong>n vielfach Stadtteile<br />
großer Städte gewor<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sie entwickelten<br />
sich zu Vororten (‚Zwischenstadt‘).<br />
familienhäuser am gesamten Wohnungsneubau<br />
<strong>de</strong>n Rekordwert von 91%. 58<br />
Das planerische Leitbild <strong>de</strong>r 1970er Jahre<br />
‚Urbanität durch Dichte‘ betraf nicht unbedingt<br />
<strong>de</strong>n Einfamilienhausbau, <strong>de</strong>r weiterhin<br />
für steigen<strong>de</strong> Flächeninanspruchnahme<br />
sorgte. Die Einfamilienhausgebiete sind<br />
durch „[…] die wechselhaften Mo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Nachkriegsarchitektur geprägt. Zumeist<br />
dominiert das Einzelobjekt über <strong>de</strong>m städtebaulichen<br />
Gesamtentwurf.“ 59<br />
Die Einfamilienhaussiedlungen <strong>de</strong>r 1950er<br />
Jahre weisen heute oftmals eine zentrale<br />
Lage auf, die ihnen einen hohen Attraktivitätsfaktor<br />
verschafft.<br />
Im Laufe <strong>de</strong>r Jahrzehnte zog die Suburbanisierung<br />
immer größere Ringe um die<br />
Ballungszentren. Demografische Entwick-<br />
57 vgl. Simon 2001, S. 68<br />
58 vgl. Petsch 1976, S. 2<br />
59 Aring 1999, S.14<br />
60 vgl. Franke 2000<br />
Abb. 23: Einfamilienhausgebiet<br />
<strong>de</strong>r 1950er Jahre in<br />
Dortmund-Dorstfeld<br />
(IBoMa)<br />
Abb. 24: Einfamilienhausgebiet<br />
<strong>de</strong>r 1970er Jahre in<br />
Dortmund<br />
(IBoMa)<br />
45
61 vgl. Büchting 2006, S. 11<br />
62 vgl. Heuer 1985<br />
63 vgl. Schumann 2008, S. 243 ff.<br />
Abb. 25: Lebensphasen eines<br />
Eigenheims<br />
46<br />
lungen drängten die nachfolgen<strong>de</strong>n Generationen<br />
<strong>de</strong>r ‚Häuslebauer‘ immer weiter ins<br />
Umland <strong>de</strong>r Verdichtungsräume (Kaska<strong>de</strong>nwan<strong>de</strong>rung).<br />
Ausufern<strong>de</strong> Neubaugebiete<br />
führten teilweise zu Zersie<strong>de</strong>lungserscheinungen.<br />
Bis weit in die 1970er Jahre hinein<br />
wur<strong>de</strong>n im Einfamilienhausbau immer noch<br />
großzügig dimensionierte Grundstücke bebaut.<br />
Vielen Einfamilienhausgebieten gemein<br />
ist eine monostrukturierte, auf bloßes<br />
Wohnen ausgerichtete Funktion. Gemeinschaftsflächen<br />
gibt es nicht; vereinzelt<br />
fin<strong>de</strong>n sich Kin<strong>de</strong>rspielplätze, die zwischenzeitlich<br />
(mangels Kin<strong>de</strong>rn) sukzessive<br />
aufgegeben wur<strong>de</strong>n. Der öffentliche Raum<br />
in <strong>de</strong>n Einfamilienhausgebieten ist wenig<br />
belebt und wirkt teils verö<strong>de</strong>t. 61 Straßen<br />
sind meist linear geführt und von Vorgärten<br />
gesäumt.<br />
2.2 Raumprogramme und Bewohnerstruktur<br />
Vorherrschend in <strong>de</strong>n 1950er Jahren war<br />
<strong>de</strong>r Kleinsiedlungsbau mit einem kompakten<br />
Grundriss und einer Wohnfläche<br />
von max. 80 bis 100 m². Es wur<strong>de</strong> eine<br />
material- und kostensparen<strong>de</strong> Bauweise<br />
vorgezogen. Da <strong>de</strong>r Garten immer weniger<br />
<strong>de</strong>r Selbstversorgung diente, wur<strong>de</strong>n<br />
die Grundstücke schon kleiner konzipiert.<br />
Die Wohnflächenansprüche stiegen und<br />
die funktionale Trennung von Wohnen,<br />
Kochen und Schlafen spiegelte sich in<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Grundrissen nie<strong>de</strong>r. Separate<br />
Küchen, große Wohnzimmer, mehrere<br />
Schlafzimmer sowie Bä<strong>de</strong>r und WC waren<br />
mittlerweile selbstverständlich.<br />
Im Laufe <strong>de</strong>r Jahrzehnte ihrer Nutzung erfuhren<br />
die meisten Einfamilienhäuser aus<br />
dieser Zeit mehr o<strong>de</strong>r weniger umfangreiche<br />
Um- und Anbauten sowie Mo<strong>de</strong>r-<br />
Erwerbsphase Nutzungsphase Wandlungsphase<br />
Neubau/<br />
Umbau<br />
nisierungen. Die Häuser verän<strong>de</strong>rten sich<br />
<strong>de</strong>n Wohnbedürfnissen ihrer Bewohner<br />
entsprechend. Meistens weisen diese Häuser<br />
aber einen großen Sanierungs- und<br />
Mo<strong>de</strong>rnisierungsbedarf auf, wenn sie z. B.<br />
über Jahrzehnte von <strong>de</strong>n ‚ursprünglichen‘<br />
Bewohnern genutzt wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Bewohner in Einfamilienhausgebieten<br />
setzen sich überwiegend aus einer relativ<br />
homogenen Bevölkerungsgruppe <strong>de</strong>r Mittelschicht<br />
zusammen. Einfamilienhäuser<br />
sind fast ausschließlich im privaten Besitz<br />
(95,9%) und wer<strong>de</strong>n vom Besitzer selbst<br />
genutzt. 62 Die Zahl <strong>de</strong>r vermieteten Objekte<br />
nimmt in <strong>de</strong>n letzten Jahren zu, da<br />
die Erben (meist über 50-Jährige) oft schon<br />
selbst Eigentum haben und die geerbten<br />
Häuser nicht selbst bewohnen können /<br />
wollen. Einfamilienhaussiedlungen <strong>de</strong>r<br />
1950er bis 1970er Jahre weisen ein hohes<br />
Durchschnittsalter ihrer Bewohner auf.<br />
Vielfach leben dort noch die ursprünglichen<br />
Besitzer; es gibt kaum Fluktuation. 63<br />
Viele <strong>de</strong>r alten Bewohner bleiben so lange<br />
wie möglich im gewohnten Umfeld, wenngleich<br />
sowohl Häuser als auch Wohnumfeld<br />
häufig nicht seniorengerecht ausgestattet<br />
sind. Die Siedlungen wur<strong>de</strong>n damals für<br />
junge Familien konzipiert und entsprechen<br />
auch heute noch im Wesentlichen <strong>de</strong>n<br />
Wohnbedürfnissen <strong>de</strong>rselben.<br />
2.3 Aktuelle dynamische Entwicklungen<br />
in Einfamilienhausgebieten<br />
Im Prinzip lassen sich drei Lebensphasen<br />
eines Eigenheimes unterschei<strong>de</strong>n (vgl. Abb.<br />
25). Insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r dritten, <strong>de</strong>r sogenannten<br />
‚Wandlungsphase‘ kommt es in <strong>de</strong>r<br />
Regel zu einem altersbedingten Wechsel<br />
<strong>de</strong>r Bewohner.<br />
Der Generationenwechsel in <strong>de</strong>n Einfamilienhausgebieten<br />
aus <strong>de</strong>n 1950er / 1960er<br />
Umbau/<br />
Eigentümerwechsel
Jahren ist auf Grund <strong>de</strong>s fortgeschrittenen<br />
Alters <strong>de</strong>r ursprünglichen Bewohner zurzeit<br />
akut. Geht man von einem durchschnittlichen<br />
Alter von 30-40 Jahren <strong>de</strong>r ersten<br />
Bauherren beim Einzug aus, so sind diese<br />
heute <strong>de</strong>r Altersklasse <strong>de</strong>r 80- bis 100-Jährigen<br />
zuzuordnen. Der Bewohnerwechsel<br />
hat (je nach Baujahr) bereits stattgefun<strong>de</strong>n<br />
bzw. steht in absehbarer Zeit bevor. Vielfach<br />
bewohnt schon die zweite Generation<br />
diese Häuser o<strong>de</strong>r es hat bereits ein Verkauf<br />
an ‚Zugezogene‘ stattgefun<strong>de</strong>n.<br />
Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Einfamilienhausgebieten<br />
<strong>de</strong>r 1950er bis 1960er Jahre unterliegen<br />
die Eigenheime <strong>de</strong>r 1970er Jahre in Zukunft<br />
noch stärkeren inneren Austauschprozessen<br />
(die bei <strong>de</strong>n älteren Baujahren vielfach<br />
bereits abgeschlossen sind), <strong>de</strong>nn oftmals<br />
steht <strong>de</strong>r Auszug <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r noch bevor.<br />
Üblicherweise erfolgt die Weitergabe <strong>de</strong>r<br />
Eigenheime an die nächste Generation innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Familie. In diesen Fällen erfolgt<br />
dann eine ‚Verjüngung‘ <strong>de</strong>r Bewohner ‚von<br />
innen heraus‘. Der Verkauf an außenstehen<strong>de</strong><br />
Dritte erfolgt in <strong>de</strong>r Regel erst dann,<br />
wenn innerhalb <strong>de</strong>r Familie kein Bedarf besteht<br />
(eigenes Eigenheim <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, an<strong>de</strong>re<br />
räumliche Präferenzen etc.) o<strong>de</strong>r keine<br />
Kin<strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>n sind. Solche Siedlungen<br />
3 Verän<strong>de</strong>rte Rahmenbedingungen für<br />
Einfamilienhausgebiete<br />
Einfluss <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen<br />
Rahmenbedingungen<br />
Die im Kapitel III dargestellten verän<strong>de</strong>rten<br />
<strong>de</strong>mografischen Rahmenbedingungen<br />
wirken verstärkt auf die Entwicklung von<br />
Einfamilienhausgebieten ein. Die be<strong>de</strong>utendsten<br />
Verän<strong>de</strong>rungen sind künftig zusammengefasst<br />
durch folgen<strong>de</strong> Einflussfaktoren<br />
zu erwarten:<br />
• zunehmen<strong>de</strong> Alterung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
• Altersklasse <strong>de</strong>r 30- bis 45-Jährigen nimmt<br />
in <strong>de</strong>n nächsten Jahren sukzessive ab<br />
• mittelfristig: Zunahme <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Haushalte; langfristig: Abnahme <strong>de</strong>r<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Haushalte<br />
• sinken<strong>de</strong> Haushaltsgrößen, Zunahme<br />
neigen jedoch dazu, sich generell nach außen<br />
hin abzugrenzen. Die Beibehaltung einer<br />
homogenen Bewohnerschaft hat einen<br />
hohen Stellenwert.<br />
Eine dynamische Entwicklung <strong>de</strong>r Bewohnerstruktur<br />
ergibt sich erst dann, wenn sich auf<br />
Grund steigen<strong>de</strong>r Angebote an gebrauchten<br />
Einfamilienhäusern (und gleichbleiben<strong>de</strong>r<br />
o<strong>de</strong>r sinken<strong>de</strong>r Nachfrage) Vermarktungsprobleme<br />
ergeben. Zum Einen wer<strong>de</strong>n dann<br />
weitere Interessentenkreise akzeptiert, um<br />
überhaupt eine Vermarktung realisieren<br />
zu können, zum An<strong>de</strong>ren führen sinken<strong>de</strong><br />
Preise dazu, dass ökonomisch schwächere<br />
Bevölkerungsschichten auf <strong>de</strong>m Markt auftreten.<br />
Sogenannte ‚Umzugsketten‘ und<br />
sozialstrukturelle Umschichtungen können<br />
die Folge sein. In <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r ursprünglichen<br />
Bewohner sinkt das soziale Niveau<br />
<strong>de</strong>r Siedlung, die neuen Bewohner erfahren<br />
aber dagegen einen sozialen Aufstieg.<br />
Die Entwicklung einer Einfamilienhaussiedlung<br />
ist in erheblichem Umfang von <strong>de</strong>r<br />
räumlichen (Makro- und Mikro-)Lage, <strong>de</strong>n<br />
örtlichen, regionalen und überregionalen<br />
Marktverhältnissen sowie <strong>de</strong>r Kombination<br />
von ‚harten‘ und ‚weichen‘ Faktoren 64 abhängig.<br />
Sie kann daher entsprechend unterschiedlich<br />
verlaufen.<br />
<strong>de</strong>r Ein- bis Zweipersonenhaushalte<br />
• hoher (und weiter steigen<strong>de</strong>r) Anteil<br />
von Personen mit Migrationshintergrund<br />
an <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
• schrumpfen<strong>de</strong> Regionen sind das Ruhrgebiet<br />
und Südwestfalen<br />
Einfluss <strong>de</strong>r gesellschaftspolitischen und<br />
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
Auch die im Kapitel III beschriebenen gesellschaftspolitischen<br />
und wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen beeinflussen die Entwicklung<br />
von Einfamilienhausgebieten. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
sind dies:<br />
• Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Lebensstile und -vorstellungen,<br />
verän<strong>de</strong>rte Wohnansprüche<br />
64 ‚Harte‘ Faktoren stellen das<br />
Wohnumfeld, die Erweiterbarkeit,<br />
die Ausstattung sowie <strong>de</strong>r Zustand<br />
<strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong> dar. Die ‚weichen‘<br />
Faktoren prägen eine Siedlung auf<br />
Grund <strong>de</strong>r Nachbarschaft, sozialer /<br />
wirtschaftlicher Netzwerke, gegenseitiger<br />
Hilfe und <strong>de</strong>m homogenen<br />
Lebensstil <strong>de</strong>r Bewohner.<br />
47
65 Auswertung <strong>de</strong>r am 03.08.2006<br />
unter www.immobilien.<strong>de</strong> in<br />
ländlichen Kreisen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r<br />
NRW und Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
gelisteten Verkaufsangebote von<br />
gebrauchten Einfamilienhäusern<br />
Abb. 26: Aufteilung <strong>de</strong>r zum<br />
Kauf angebotenen<br />
Einfamilienhäuser<br />
48<br />
60er Jahre<br />
14,1%<br />
50er Jahre<br />
12,2%<br />
70er Jahre<br />
26,3%<br />
• gesellschaftlicher und persönlicher<br />
Wertewan<strong>de</strong>l<br />
• Differenzierung <strong>de</strong>r Haushaltsstrukturen<br />
• zunehmen<strong>de</strong> Aufhebung <strong>de</strong>r Trennung<br />
von Wohnen und Arbeiten<br />
• Flexibilisierung<br />
• Mobilisierung<br />
• Differenzierung <strong>de</strong>r Lebensphasen<br />
• Pluralisierung <strong>de</strong>r Lebensformen<br />
1945-49<br />
1,3%<br />
2000+ Jahre<br />
7,7%<br />
90er Jahre<br />
21,2%<br />
80er Jahre<br />
17,3%<br />
• Individualisierung <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
• Wegfall <strong>de</strong>r Eigenheimzulage<br />
• Rückgang <strong>de</strong>s Netto-Real-Einkommens<br />
• steigen<strong>de</strong> Energiepreise<br />
Einfluss <strong>de</strong>r klimatischen Rahmenbedingungen<br />
• Anpassungserfor<strong>de</strong>rnis an klimatische<br />
Verän<strong>de</strong>rungen<br />
4 Probleme von Einfamilienhausgebieten<br />
<strong>de</strong>r 1950er bis 1970er Jahre<br />
Die verän<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>mografischen, gesellschaftspolitischen,<br />
wirtschaftlichen und klimatischen<br />
Rahmenbedingungen führen zu<br />
Vermarktungsproblemen bei Einfamilienhäusern,<br />
die sich – bei anhalten<strong>de</strong>m Entwicklungstrend<br />
– künftig noch verstärken wer<strong>de</strong>n.<br />
4.1 Zunahme <strong>de</strong>s Angebots von<br />
Einfamilienhäusern<br />
Der <strong>de</strong>mografisch bedingte Generationenwechsel<br />
in Einfamilienhausgebieten, z. Zt.<br />
insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r 1950er bis 1960er Jahre –<br />
zukünftig verstärkt aber auch <strong>de</strong>r 1970er<br />
Jahre, setzt zunehmend Eigenheime frei, die<br />
auf <strong>de</strong>n Markt drängen. Langfristig wird <strong>de</strong>r<br />
Bestandsmarkt <strong>de</strong>n Markt <strong>de</strong>r Neubauten<br />
quantitativ <strong>de</strong>utlich übersteigen. Bestandsimmobilien<br />
sind i. d. R. preisgünstiger als<br />
Neubauten und daher bereits heute stärker<br />
nachgefragt. Die Marktanteile gebrauchter<br />
Eigene Darstellung nach Büchting 2007, S. 35<br />
Einfamilienhäuser differenziert nach Baualtersklassen<br />
sind in Abb. 26 dargestellt. 65<br />
Rund 46% <strong>de</strong>r zum Kauf angebotenen Einfamilienhäuser<br />
stammen aus <strong>de</strong>m Zeitraum<br />
ab 1980, knapp 53% aus <strong>de</strong>n 1950er bis<br />
1970er Jahren. Dies zeigt, dass <strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong><br />
Teil <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen (‚gebrauchten‘)<br />
Eigenheime auf <strong>de</strong>m Markt aus <strong>de</strong>m Zeitraum<br />
<strong>de</strong>r 1950er bis 1970er Jahre stammt,<br />
in nicht unerheblichem Umfang aber auch<br />
neuere Einfamilienhäuser als Konkurrenz<br />
auftreten.<br />
Entsprechend <strong>de</strong>r zu erwarten<strong>de</strong>n Entwicklungen<br />
<strong>de</strong>r Rahmenbedingungen ist davon<br />
auszugehen, dass <strong>de</strong>r Marktanteil <strong>de</strong>r Einfamilienhäuser<br />
aus <strong>de</strong>n 1950er bis 1970er<br />
Jahren künftig weiter ansteigen wird.<br />
4.2 Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r quantitativen<br />
und qualitativen Nachfrage<br />
nach Einfamilienhäusern<br />
Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern <strong>de</strong>r<br />
1950er bis 1970er Jahre wird sich in Zukunft<br />
in quantitativer und qualitativer Hinsicht<br />
verän<strong>de</strong>rn. Erste Auswirkungen <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rten<br />
<strong>de</strong>mografischen, wirtschaftlichen<br />
und sozialen Rahmenbedingungen zeigen<br />
sich bereits.<br />
Die quantitative Nachfrage wird im Wesentlichen<br />
durch <strong>de</strong>mografische und ökonomische<br />
Rahmenbedingungen bestimmt.<br />
Auf Grund <strong>de</strong>r mittelfristig noch steigen<strong>de</strong>n<br />
Zahl <strong>de</strong>r privaten Haushalte in Nordrhein-<br />
Westfalen und <strong>de</strong>s steigen<strong>de</strong>n Wohnflä-
chenbedarfs ist ein Anstieg <strong>de</strong>r Nachfrage<br />
nach Wohnraum insgesamt (noch) gegeben.<br />
Längerfristig wird sich dies än<strong>de</strong>rn: Zum Einen<br />
wird die Zahl <strong>de</strong>r Haushalte sinken, zum<br />
An<strong>de</strong>ren wird auch <strong>de</strong>r Wohnflächenbedarf<br />
je Person nicht auf Dauer weiter wie bisher<br />
wachsen.<br />
Der seit einigen Jahren trotz steigen<strong>de</strong>m<br />
Wohnflächenbedarf in Nordrhein-Westfalen<br />
festzustellen<strong>de</strong> Rückgang <strong>de</strong>r Neubauzahlen<br />
wirkt sich – zumin<strong>de</strong>st teilweise –<br />
durch steigen<strong>de</strong> Nachfrage auf <strong>de</strong>n Gebrauchtimmobilienmarkt<br />
aus. Gebrauchte<br />
Wohnimmobilien übertreffen <strong>de</strong>n Neubau<br />
quantitativ bereits. Dennoch zeigen sich<br />
bereits heute in einigen Städten Probleme<br />
<strong>de</strong>r Vermarktung bei Einfamilienhäusern<br />
<strong>de</strong>r 1950er bis 1970er Jahre in weniger gefragten<br />
Lagen.<br />
Die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r qualitativen Nachfrage<br />
resultiert in erheblichem Maße aus<br />
<strong>de</strong>n gesellschaftlichen Verän<strong>de</strong>rungen, die<br />
sich hinsichtlich einer Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an die Wohnung und das<br />
Wohnumfeld auswirken. Die anhalten<strong>de</strong> Differenzierung<br />
<strong>de</strong>r Haushaltstypen, die Entwicklung<br />
unterschiedlichster Lebensziele<br />
und -stile, Individualisierungsten<strong>de</strong>nzen etc.<br />
führen dazu, dass sich die Wohnbedürfnisse<br />
immer differenzierter entwickeln. Den klassischen<br />
Nachfragetyp mit ‚normierten‘ Ansprüchen<br />
gibt es nicht mehr.<br />
Diese Entwicklungen sind insbeson<strong>de</strong>re auch<br />
bei <strong>de</strong>n Einfamilienhäusern zu erkennen.<br />
Neue Erwerbertypen, die ein Eigenheim nicht<br />
mehr als ‚Lebenswerk‘, son<strong>de</strong>rn vielmehr<br />
pragmatisch als lebensabschnittsorientierte<br />
Wohnform betrachten, o<strong>de</strong>r auch Kleinsthaushalte<br />
mit hohen Wohnansprüchen stellen<br />
eine an<strong>de</strong>re, neue Nachfragergruppe dar.<br />
Diesen differenzierten Ansprüchen wer<strong>de</strong>n<br />
die Einfamilienhäuser <strong>de</strong>r 1950er bis 1970er<br />
Jahre - ohne Anpassungsmaßnahmen - nicht<br />
immer genügen können.<br />
4.3 Lagenachteile von Einfamilienhausgebieten<br />
<strong>de</strong>r 1960er und<br />
1970er Jahre<br />
Während Einfamilienhausgebiete <strong>de</strong>r<br />
1950er Jahre häufig noch in zentraleren<br />
Lagen errichtet wur<strong>de</strong>n, fin<strong>de</strong>n sich die Gebiete<br />
<strong>de</strong>r 1960er und 1970er Jahre (in <strong>de</strong>r<br />
Hochphase <strong>de</strong>r Suburbanisierung) vielfach<br />
in peripheren Lagen. Was damals als Vorteil<br />
(‚Wohnen im Grünen‘) gesehen wur<strong>de</strong>,<br />
entspricht nicht mehr uneingeschränkt <strong>de</strong>n<br />
heutigen Wohnbedürfnissen.<br />
Periphere Einfamilienhausgebiete erfor<strong>de</strong>rn<br />
von <strong>de</strong>n Bewohnern ein hohes Maß<br />
an Mobilität, da nicht nur <strong>de</strong>r Weg zum<br />
Arbeitsplatz zurückgelegt wer<strong>de</strong>n muss,<br />
son<strong>de</strong>rn meist auch die Infrastruktureinrichtungen<br />
– über <strong>de</strong>n Grundbedarf hinaus –<br />
nicht in unmittelbarer Nähe vorhan<strong>de</strong>n<br />
sind. Je nach Lage sind die Verbindungen<br />
mit <strong>de</strong>m Öffentlichen Personennahverkehr<br />
nicht in <strong>de</strong>m Umfang vorhan<strong>de</strong>n, dass auf<br />
eine individuelle Mobilisierung verzichtet<br />
wer<strong>de</strong>n könnte. In suburbanen Quartieren<br />
ist daher vielfach ein einzelner PKW nicht<br />
(mehr) ausreichend.<br />
Zersie<strong>de</strong>lte und zerschnittene sowie zunehmend<br />
verlärmte Landschaftsräume min<strong>de</strong>rn<br />
die Wohnqualität. Die vielfach gewünschte<br />
Wohnruhe im suburbanen Raum lei<strong>de</strong>t<br />
unter <strong>de</strong>r individuellen Mobilität. Bun<strong>de</strong>s-<br />
und Lan<strong>de</strong>sstraßen wer<strong>de</strong>n möglichst nahe<br />
an <strong>de</strong>n Einfamilienhausgebieten errichtet,<br />
da sie für die Gewährleistung <strong>de</strong>r zügigen<br />
Erreichbarkeit <strong>de</strong>r Arbeitsplätze und <strong>de</strong>r<br />
Stadtzentren bzw. Nebenzentren mit ihren<br />
Infrastruktureinrichtungen erfor<strong>de</strong>rlich<br />
sind. Die steigen<strong>de</strong>n Benzinpreise verteuern<br />
diese notwendige Mobilität jedoch zunehmend,<br />
so dass die Lage eines Wohngebietes<br />
innerhalb <strong>de</strong>s Stadtgebietes auch unter<br />
diesen wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
für potenzielle Nachfrager ein zunehmend<br />
wichtiges Entscheidungskriterium für die<br />
Standortwahl bzw. <strong>de</strong>n Kauf darstellt.<br />
Zentralität und Urbanität gewinnen für<br />
breite Bevölkerungsgruppen als Wohnstandortfaktor<br />
wie<strong>de</strong>r an Be<strong>de</strong>utung.<br />
Sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Ansprüche an das<br />
Wohnumfeld wirken sich auf die Lagequalität<br />
peripherer Wohngebiete aus. Für eine<br />
zunehmen<strong>de</strong> Zahl von Haushalten ist die<br />
Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen<br />
(Einkaufsmöglichkeiten, Schulen,<br />
kulturelle Einrichtungen) wichtig. Immer<br />
mehr Familien suchen daher Wohnraum<br />
49
66 vgl. Bun<strong>de</strong>samt für Bauwesen<br />
und Raumordnung 2003, S. 67<br />
67 vgl. Rosenbohm 2008, S. 120 ff.<br />
68 vgl. Bun<strong>de</strong>sministerium für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
2008, S. 14<br />
69 Dies ist im Übrigen auch ein<br />
bun<strong>de</strong>sweiter Trend: In Bayern ist<br />
<strong>de</strong>r Drang zum Eigenheim noch<br />
ungebrochen, in Mecklenburg-<br />
Vorpommern dagegen schon jetzt<br />
stark rückläufig (vgl. Becker 2007).<br />
70 zitiert nach: Ziegert 2007<br />
Abb. 27: Ungebrochener Trend<br />
in die Stadt<br />
50<br />
-26<br />
in zentraleren Lagen und nicht (mehr) im<br />
suburbanen Raum. Die Nachfrage nach peripheren<br />
Lagen nimmt ab und die Gebiete<br />
sind durch Attraktivitätsverlust gekennzeichnet.<br />
Gera<strong>de</strong> die Einfamilienhausgebiete<br />
<strong>de</strong>r 1960er- und 1970er Jahre sind<br />
von diesen Entwicklungen betroffen. Ein<br />
großer Teil <strong>de</strong>r Haushalte, die sich ein Eigenheim<br />
wünschen, wür<strong>de</strong> gerne in <strong>de</strong>r<br />
Kernstadt bleiben, wenn es entsprechen<strong>de</strong><br />
Angebote gäbe. 66 Insbeson<strong>de</strong>re kin<strong>de</strong>rlose<br />
Haushalte o<strong>de</strong>r solche mit bereits Herangewachsenen<br />
schätzen die Vorteile eines<br />
zentralen Wohnortes. Anwohner wollen zunehmend<br />
‚alles‘ in <strong>de</strong>r Nähe haben, was sich<br />
in zentralen Lagen eher verwirklichen lässt<br />
(vgl. Abb. 27).<br />
Die gegenüber heute zahlenmäßig kleinere<br />
Nachfragergruppe <strong>de</strong>r Zukunft wird eher<br />
Einfamilienhäuser in stadtnahen Lagen bevorzugen.<br />
67 Dies gilt auch für Gebrauchtimmobilien.<br />
Hier kommen insbeson<strong>de</strong>re<br />
Ungebrochener Trend in <strong>de</strong>r Stadt<br />
Eigenheimgenehmigungen in Ballungsräumen<br />
und im übrigen Bun<strong>de</strong>sgebiet<br />
(ohne Berlin und neue Län<strong>de</strong>r)<br />
Verän<strong>de</strong>rungen von<br />
1995 bis 2005 in Prozent<br />
-6<br />
Ballungsraum<br />
übrige Regionen<br />
Eigene Darstellung nach Statistisches Bun<strong>de</strong>samt / LBS Research<br />
Randbereich<br />
Kernstadt<br />
+52<br />
die Einfamilienhausgebiete <strong>de</strong>r 1950er Jahre<br />
wegen ihrer relativ zentralen Lagen in<br />
Frage, während die Gebiete <strong>de</strong>r 1960er und<br />
1970er Jahre lagebedingt Nachfrageverluste<br />
hinnehmen müssen.<br />
Die Marktchancen von Ein- und Zweifamilienhäusern<br />
in zentraleren und innerstädtischen<br />
Lagen sind überwiegend als gut<br />
einzuschätzen, während nicht integrierte<br />
Stadtrandlagen weniger gut vermarktbar<br />
sind. Gebrauchten Wohnimmobilien im weiteren<br />
Umland sind vergleichsweise schlechtere<br />
Vermarktungschancen einzuräumen.<br />
Dies gilt insbeson<strong>de</strong>re für Großstädte. Für<br />
schrumpfen<strong>de</strong> Regionen sind insgesamt<br />
schlechtere Vermarktungschancen vorhan<strong>de</strong>n<br />
(und weiterhin zu erwarten). 68<br />
Einfamilienhausgebiete, die über entsprechend<br />
gute o<strong>de</strong>r schlechte Lagevoraussetzungen<br />
verfügen, wer<strong>de</strong>n entsprechend<br />
gute o<strong>de</strong>r schlechte Vermarktungschancen<br />
aufweisen. 69 Die Lage eines Einfamilienhauses<br />
wird <strong>de</strong>mnach in Zukunft eine noch<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>re Rolle für seine Vermarktbarkeit<br />
einnehmen als dies bislang bereits<br />
<strong>de</strong>r Fall ist. Selbst mit einer (vergleichsweise)<br />
guten Ausstattung lässt sich ein Einfamilienhaus<br />
schwerer vermarkten, wenn die<br />
Lage nicht nachgefragt wird.<br />
Häußermann erwartet in wachsen<strong>de</strong>n<br />
Städten einen Zuzug <strong>de</strong>r ‚Gutverdiener‘<br />
ins Zentrum, <strong>de</strong>nn dort wer<strong>de</strong>n die Preise<br />
entsprechend hoch bleiben. 70 Die ‚Einkommensschwächeren‘<br />
hingegen wer<strong>de</strong>n in die<br />
Vorstädte gedrängt bzw. verbleiben dort,<br />
weil zentrale, gute Wohnlagen für sie nicht<br />
finanzierbar sind.<br />
Momentan stellt Leerstand in <strong>de</strong>n älteren<br />
Einfamilienhausgebieten kein Problem dar.<br />
Nur vereinzelt kommt es zu punktuellem<br />
temporärem Leerstand, wenn sich Einfamilienhäuser<br />
auf Grund ihrer schlechten Lage als<br />
nur schwer vermarktbar herausstellen. Über<br />
einen entsprechen<strong>de</strong>n Preis sind jedoch auch<br />
solche Objekte verkäuflich. Längerfristig betrachtet<br />
(mit steigen<strong>de</strong>m Angebot und rückläufiger<br />
Nachfrage) könnte sich dies jedoch<br />
än<strong>de</strong>rn. Lagegesichtspunkte gewinnen dann<br />
als Vermarktungsfaktor zunehmend an Be<strong>de</strong>utung.<br />
Auch wenn struktureller Leerstand
in <strong>de</strong>n älteren Einfamilienhausgebieten <strong>de</strong>rzeit<br />
nicht zu verzeichnen ist, so ist er künftig<br />
in stark schrumpfen<strong>de</strong>n Städten nicht auszuschließen.<br />
71<br />
4.4 Sinken<strong>de</strong> Preise bei nicht mehr<br />
nachgefragten Einfamilienhäusern<br />
Auf Grund <strong>de</strong>s steigen<strong>de</strong>n Angebotes<br />
an gebrauchten Einfamilienhäusern <strong>de</strong>r<br />
1950er bis 1970er Jahre ist ten<strong>de</strong>nziell dort<br />
mit sinken<strong>de</strong>n Preisen zu rechnen, wo sich<br />
die Nachfrage (zumin<strong>de</strong>st längerfristig betrachtet)<br />
rückläufig entwickeln wird. Nach<br />
Einschätzung von Immobilienexperten<br />
hat sich die Marktsituation für Ein- und<br />
Zweifamilienhäuser in einigen Regionen in<br />
<strong>de</strong>n letzten Jahren bereits verschlechtert.<br />
Die Preise sinken. Eine Ausnahme bil<strong>de</strong>n<br />
zentral o<strong>de</strong>r innenstadtnah gelegene Objekte.<br />
72<br />
Einer geringen Zahl von Nachfragern steht<br />
ein steigen<strong>de</strong>s Angebot gegenüber, so dass<br />
eine starke Selektion seitens <strong>de</strong>r Nachfrager<br />
die Folge sein wird. Objekt- und Lagequalitäten<br />
wer<strong>de</strong>n stärker über <strong>de</strong>n Preis<br />
bewertet als bislang. In Zukunft ist zu<strong>de</strong>m<br />
damit zu rechnen, dass insbeson<strong>de</strong>re ältere<br />
Einfamilienhäuser, die baulich nicht<br />
neu angepasst o<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnisiert wer<strong>de</strong>n,<br />
zunehmend unter Vermarktungsproblemen<br />
lei<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n und – unter sehr ungünstigen<br />
Voraussetzungen – auch zu einem<br />
niedrigeren Preis nicht mehr vermarktbar<br />
sind. Göschel fasst die Perspektiven folgen<strong>de</strong>rmaßen<br />
zusammen: „Solange man<br />
ein Eigenheim in falscher Lage selbst bewohnt,<br />
hat es seinen Nutzen. Verkaufen<br />
lässt es sich möglicherweise nicht.“ 73<br />
Der erzielte Kaufpreis für Bestandsgebäu<strong>de</strong><br />
aus <strong>de</strong>n 1950er bis 1970er Jahren liegt<br />
in schrumpfen<strong>de</strong>n Städten (mit <strong>de</strong>utlich<br />
entspanntem Wohnungsmarkt) – je nach<br />
Lage und spezifischen Ausstattungs- und<br />
Qualitätsmerkmalen – häufig unterhalb<br />
<strong>de</strong>ssen, was die Eigentümer erwarten (ursprünglicher<br />
Kaufpreis + Investitionen +<br />
‚automatische‘ Wertsteigerung von Immobilien).<br />
Der Markt bewertet Gebäu<strong>de</strong>- und<br />
Grundstücksmerkmale und auch getätigte<br />
Investitionen in <strong>de</strong>r Regel an<strong>de</strong>rs als die<br />
Eigentümer selbst. Eine grundlegen<strong>de</strong> Mo-<br />
<strong>de</strong>rnisierung wird von Immobilienexperten<br />
nicht immer als geeignetes Mittel angesehen,<br />
um die Vermarktungschancen zu verbessern.<br />
74<br />
Bereits in <strong>de</strong>n letzten Jahren gab es bei <strong>de</strong>n<br />
Kauffällen für Ein- und Zweifamilienhäuser<br />
in Nordrhein-Westfalen nach <strong>de</strong>utlichen<br />
Anstiegen in <strong>de</strong>n 1990er Jahren Preisrückgänge<br />
bis zu 2% jährlich. 75 Abb. 28 stellt die<br />
rückläufige Preisentwicklung <strong>de</strong>r letzten<br />
Jahre auf diesem Marktsegment dar. Auf<br />
Grund <strong>de</strong>r sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Marktsituation<br />
(Angebot und Nachfrage) ist davon auszugehen,<br />
dass sich dieser Trend in einigen<br />
Regionen fortsetzen wird.<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
-1%<br />
-2%<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
Oberer Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Land NRW 2008, S. 51<br />
Wie sich Neubauten und Bestandsimmobilien<br />
bei Ein- und Zweifamilienhäusern im<br />
Kaufpreis je nach Baujahr und Region unterschei<strong>de</strong>n,<br />
zeigt Abb. 29.<br />
Die durchschnittlichen Kaufpreise für Ein-<br />
und Zweifamilienhäuser nach Baujahren<br />
zeigen, dass in <strong>de</strong>n meisten nordrheinwestfälischen<br />
Regionen <strong>de</strong>r Kaufpreis mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>m Baualter durchschnittlich<br />
sinkt. Es gibt jedoch auch Ausnahmen hiervon:<br />
In <strong>de</strong>r Region Bonn sind beispielsweise<br />
die Ein- und Zweifamilienhäuser mit Baujahr<br />
1950 bis 1974 preisgünstiger als die<br />
Baujahre vor 1949. In <strong>de</strong>r Region Köln sind<br />
Ein- und Zweifamilienhäuser ab 1975 preisgünstiger<br />
als ältere Wohngebäu<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r<br />
Region Eifel gibt es keinen Preisunterschied<br />
zwischen Ein- und Zweifamilienhäusern <strong>de</strong>r<br />
Baualtersklassen 1920 bis 1949 und 1950<br />
2000<br />
2001<br />
Abb. 28: Entwicklung <strong>de</strong>r Preisverän<strong>de</strong>rungen<br />
für<br />
Ein- und Zweifamilienhäuser<br />
in Nordrhein-Westfalen<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
71 Mit einer dauerhaft schwierigen<br />
Marktlage rechnen Immobilienexperten<br />
in je<strong>de</strong>m Fall in schrumpfen<strong>de</strong>n<br />
Regionen (vgl. Bun<strong>de</strong>sministerium<br />
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
2008, S. 3. Im Rahmen dieser<br />
Studie wur<strong>de</strong> eine Befragung von<br />
Immobilienexperten (Banken und<br />
Maklern) durchgeführt).<br />
72 ebd.<br />
73 Göschel 2004<br />
74 vgl. Bun<strong>de</strong>sministerium für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
2008, S. 4<br />
75 Eine Differenzierung nach Baualter<br />
und Bauart wur<strong>de</strong> hierbei nicht<br />
vorgenommen.<br />
2006<br />
2007<br />
51
52<br />
Region Bonn<br />
Region Köln<br />
Region Düsseldorf<br />
Ruhrgebiet<br />
Berg./Märk. Städteregion<br />
Eif el/Rur<br />
Nie<strong>de</strong>rrhein<br />
Münsterland<br />
Ostwestf alen/Lippe<br />
Sauer- u. Siegerland<br />
bis 1974. Die Baujahre bis 1919 wer<strong>de</strong>n zu<br />
höheren Preisen gehan<strong>de</strong>lt als die Baujahre<br />
1920 bis 1974.<br />
Neubau 1975-2005 1950-1974 1920-1949
Die sinken<strong>de</strong> Mortalitätsrate führt dazu,<br />
dass immer älter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Menschen immer<br />
länger im eigenen Heim leben. Wenngleich<br />
sowohl die Einfamilienhausgebiete im Allgemeinen<br />
wie auch die Einfamilienhäuser im<br />
Speziellen – ohne bauliche Anpassungen –<br />
nicht uneingeschränkt als seniorenfreundlich<br />
gelten, möchten viele Eigenheimbesitzer<br />
möglichst lange in ihrer gewohnten<br />
Umgebung verbleiben. Man trennt sich nur<br />
schwer vom ‚Lebenswerk Eigenheim‘. Folgen<strong>de</strong><br />
‚Korrelationen‘ sind <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>n<br />
Einfamilienhausgebieten zu beobachten 78 :<br />
Je stärker eine Siedlung schrumpft und Einwohnerverluste<br />
hinzunehmen hat, <strong>de</strong>sto<br />
älter ist die Bewohnerschaft. Eine lange<br />
Wohndauer bedingt eine entsprechend geringe<br />
Fluktuation <strong>de</strong>r Siedlung.<br />
Bei einer Überalterung <strong>de</strong>r Bewohner eines<br />
Einfamilienhauses kann es zu einem Mo<strong>de</strong>rnisierungs-<br />
und Sanierungsstau kommen,<br />
weil ältere Menschen, insbeson<strong>de</strong>re<br />
wenn sie allein leben, keine Motivation für<br />
größere bauliche Verän<strong>de</strong>rungen haben. In<br />
Kombination mit weiteren Faktoren kann<br />
dies ein Vermarktungshin<strong>de</strong>rnis darstellen<br />
o<strong>de</strong>r sich zumin<strong>de</strong>st aber preismin<strong>de</strong>rnd<br />
auswirken.<br />
Die unmo<strong>de</strong>rnen, in Teilen nicht mehr zeitgemäßen<br />
Hausgrundrisse sowie <strong>de</strong>r erfor-<br />
<strong>de</strong>rliche Sanierungs- und Mo<strong>de</strong>rnisierungsbedarf<br />
<strong>de</strong>r alten Häuser schrecken teilweise<br />
junge Familien mit mehreren Kin<strong>de</strong>rn vom<br />
Kauf ab. Älteren Paaren ohne Kin<strong>de</strong>r erscheinen<br />
solche Häuser jedoch oftmals geeignet.<br />
Der Zuzug älterer Paare lässt somit<br />
eine Siedlung zusätzlich altern. Der Überalterungsprozess<br />
kann durch die wenigen<br />
jungen Familien mit oft nur einem Kind<br />
nicht kompensiert wer<strong>de</strong>n. 79<br />
Neben <strong>de</strong>r Entwicklung zur überalterten<br />
Siedlung kann es außer<strong>de</strong>m zur räumlichen<br />
Konzentration bestimmter an<strong>de</strong>rer Bevölkerungsgruppen<br />
in Einfamilienhausgebieten<br />
kommen. Insbeson<strong>de</strong>re in schrumpfen<strong>de</strong>n<br />
Regionen kann es bei bestimmten Lagevor-<br />
aussetzungen und bei konzentriert auftreten<strong>de</strong>m<br />
Generationenwechsel in einem<br />
Quartier zu einer vermehrten Ansiedlung<br />
z. B. sozial schwacher Bewohner kommen,<br />
die sich auf Grund <strong>de</strong>r gesunkenen Preise<br />
nun Eigentum leisten können.<br />
Es kann auch zu einem verstärkten Zuzug<br />
bestimmter Migrantengruppen in Einfamilienhausgebieten<br />
kommen, wenn diese von<br />
Generationswechsel und Preisverfall betroffen<br />
sind.<br />
78 zitiert nach <strong>de</strong> Temple 2005,<br />
S. 78 ff.<br />
79 vgl. ebd., S. 112<br />
53
80 Die Benennung von Indikatorgebieten<br />
innerhalb einer Kommune<br />
erfor<strong>de</strong>rt folgen<strong>de</strong> Voraussetzungen:<br />
Sie müssen repräsentativ,<br />
kleinräumig, homogen, kontinuierlich<br />
und statistisch gepflegt sein.<br />
Weiche Informationen können<br />
durch Expertenbefragungen<br />
erzielt wer<strong>de</strong>n. Die ‚Kleinräumige<br />
Wohnungsmarktbeobachtung‘<br />
in Dortmund gilt hierbei als<br />
beispielhaft.<br />
81 vgl. Kreibich 2003<br />
82 vgl. Gutmann et al. 2004-05<br />
54<br />
Wohnfläche in m 2<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1945-49<br />
373<br />
90<br />
1950-54<br />
1955-59<br />
1960-64<br />
888<br />
1965-69<br />
1970-74<br />
5 Chancen und Handlungsempfehlungen<br />
für Einfamilienhausgebiete<br />
5.1 Wohnungsmarktbeobachtung<br />
Der Bestandsmarkt bei Einfamilienhäusern<br />
gewinnt zunehmend an Be<strong>de</strong>utung. Neue<br />
Marktverhältnisse verlangen eine Abbildung<br />
und Erfassung lokaler Bedingungen<br />
und Entwicklungsprozesse auch in Einfamilienhausgebieten.<br />
Dies erfor<strong>de</strong>rt eine Weiterentwicklung<br />
<strong>de</strong>s Instrumentariums <strong>de</strong>r<br />
Wohnungsmarktbeobachtung, damit auch<br />
auf <strong>de</strong>r Maßstabsebene <strong>de</strong>r Wohnquartiere<br />
und Siedlungen Verän<strong>de</strong>rungen erkannt und<br />
kontinuierlich beobachtet wer<strong>de</strong>n können.<br />
Es ist empfehlenswert, Einfamilienhaussiedlungen<br />
zukünftig verstärkt als Indikatorgebiete<br />
80 für die wohnungspolitische<br />
Stadtbeobachtung heranzuziehen. 81<br />
Wohnfläche (m 2 5.2 Nachverdichtung<br />
Die Überalterung lässt die Bevölkerungsdichte<br />
in Einfamilienhausgebieten ten<strong>de</strong>nziell<br />
sinken. Es ist erfor<strong>de</strong>rlich, ein weiteres ‚Ausdünnen‘<br />
dieser Gebiete zu vermei<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>ren<br />
infrastrukturelle Instandhaltung für die<br />
Kommunen rentabel zu halten. Außer<strong>de</strong>m<br />
bieten Einfamilienhausgebiete mit großzügigen<br />
Grundstücken evtl. ein erhebliches<br />
Nachverdichtungspotenzial. Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
Festsetzungen in <strong>de</strong>n Bebauungsplänen sind<br />
Abb. 30: Wohn- und Grundstücksflächen<br />
von<br />
hierfür meistens erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
<strong>de</strong>rzeit zum Kauf<br />
angebotenen Einfami- Eine Nachverdichtung o<strong>de</strong>r auch die baulienhäusern<br />
in ländlichen<br />
west<strong>de</strong>utschen liche Weiterentwicklung bestehen<strong>de</strong>r Ein-<br />
Kreisen nach Baujahr<br />
familienhaussiedlungen stellen eine Alter-<br />
) Grundstücksfläche<br />
196<br />
1975-79<br />
1980-84<br />
1985-89<br />
1990-94<br />
1995-99<br />
2000-04<br />
Wohnfläche Grundstücksfläche<br />
Brüching 2006<br />
146<br />
452<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Grundstücksfläche<br />
native zur Ausweisung von Neubaugebieten<br />
auf <strong>de</strong>r ‚Grünen Wiese‘ dar. Im Gegensatz<br />
zu <strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen Neuinvestitionen in<br />
die Infrastruktur bei Neubaugebieten können<br />
bestehen<strong>de</strong> Strukturen in Bestandssiedlungen<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese Vorgehensweise bietet Vorteile für<br />
Regionen, in <strong>de</strong>nen (zumin<strong>de</strong>st längerfristig)<br />
mit einer rückläufigen Wohnungsnachfrage<br />
zu rechnen ist. Zur Deckung <strong>de</strong>s<br />
mittelfristig noch vorhan<strong>de</strong>nen Bedarfs<br />
müssten ohne Nachverdichtung neue Baugebiete<br />
erschlossen wer<strong>de</strong>n, welche die<br />
Errichtung kostenintensiver Infrastruktur<br />
erfor<strong>de</strong>rn. Fällt <strong>de</strong>r Bedarf dann weg, muss<br />
die Infrastruktur <strong>de</strong>nnoch erhalten wer<strong>de</strong>n<br />
und verursacht Kosten, <strong>de</strong>nen keine<br />
entsprechen<strong>de</strong>n kommunalen Einnahmen<br />
mehr gegenüberstehen. Solche Probleme<br />
entstehen bei Nachverdichtungen nicht,<br />
<strong>de</strong>nn hier kann die vorhan<strong>de</strong>ne Infrastruktur<br />
genutzt und ggf. ausgebaut wer<strong>de</strong>n.<br />
Wenn Nachfragerückgänge eintreten, ist<br />
ein Rückbau <strong>de</strong>r Infrastruktur mit verhältnismäßig<br />
geringem Aufwand möglich.<br />
In Einfamilienhausgebieten sind teils Nachverdichtungspotenziale<br />
(von bis zu 80%)<br />
vorhan<strong>de</strong>n. 82 Gemein<strong>de</strong>n sollten hierzu<br />
konkrete Initiativen zur Inventarisierung<br />
ihrer Siedlungsgebiete starten und zu einer<br />
umfangreichen Planungsberatung interessierter<br />
Eigentümer bereit sein.<br />
An<strong>de</strong>rerseits weisen Grundstücke in Einfamilienhausgebieten<br />
<strong>de</strong>r 1950er bis 1970er<br />
Jahre mit teilweise großzügigen Wohnflächen<br />
und Gärten eine beson<strong>de</strong>re Qualität<br />
auf, die einen Vermarktungsvorteil darstellen<br />
kann. Nicht immer ist eine Nachverdichtung<br />
von Vorteil für die Vermarktungsfähigkeit<br />
einzelner Objekte einer Siedlung.<br />
Im Einzelfall ist daher abzuwägen, ob eher<br />
die Nachverdichtung o<strong>de</strong>r aber die Beibehaltung<br />
ihrer großzügigen Grundstücke<br />
eine bessere ‚Karriere‘ für die Siedlung<br />
verspricht. Abb. 30 zeigt die Korrelation<br />
zwischen <strong>de</strong>m Baujahr von Einfamilienhäusern<br />
und <strong>de</strong>ren Wohn- und Grundstücks-
flächen. 83 Es wird <strong>de</strong>utlich, in welchem<br />
Maße insbeson<strong>de</strong>re die Grundstücksflächen<br />
von Einfamilienhäusern im Laufe <strong>de</strong>r Jahrzehnte<br />
immer kleiner wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Nachverdichtung stellt eine Kommune<br />
jedoch vor große Probleme: Auf Grund <strong>de</strong>r<br />
Eigentümerstruktur von Einfamilienhausgebieten<br />
ist hierbei eine erhebliche Überzeugungsarbeit<br />
zu leisten, um die Eigentümer für<br />
eine Nachverdichtung zu gewinnen. Es muss<br />
auch vor <strong>de</strong>m Hintergrund einer sinken<strong>de</strong>n<br />
Nachfrage eine Kosten-Nutzen-Abwägung<br />
vorgenommen wer<strong>de</strong>n (immer aber im Vergleich<br />
zu <strong>de</strong>n Kosten für die Neuentwicklung<br />
und -erschließung von Baugebieten).<br />
5.3 Einfamilienhaus als Mietobjekt<br />
Die differenzierte Nachfrage äußert sich<br />
auch in einem sich zunehmend verstärken<strong>de</strong>n<br />
Trend zur Vermietung von Einfamilienhäusern.<br />
Gera<strong>de</strong> Haushalten, die ein<br />
Einfamilienhaus pragmatisch als vorübergehen<strong>de</strong><br />
Wohnform – z. B. solange die Kin<strong>de</strong>r<br />
noch im Haus sind – betrachten, bietet das<br />
Mieten die größere Flexibilität. Dieser Trend<br />
kommt auch <strong>de</strong>n zunehmend auf <strong>de</strong>n Markt<br />
drängen<strong>de</strong>n ‚vererbten‘ Einfamilienhäusern<br />
entgegen. Vielfach besitzen Erben bereits<br />
selbst Eigentum und haben keinen Eigenbedarf<br />
mehr. Falls sich für das geerbte Objekt<br />
kein zufrie<strong>de</strong>n stellen<strong>de</strong>r Kaufpreis erzielen<br />
lässt, stellt die (vorübergehen<strong>de</strong>) Vermietung<br />
eine Alternative für die Erben dar. Die Vermietung<br />
ist vor allem aber für Bauträger und<br />
Wohnungsbaugesellschaften interessant.<br />
Vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s Baualters <strong>de</strong>r Einfamilienhäuser<br />
<strong>de</strong>r 1950er bis 1970er Jahre<br />
muss hier jedoch <strong>de</strong>ren energetische und<br />
nachfragegerechte Ausstattung berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Auch ein Mietmarkt wird<br />
von <strong>de</strong>n Mietinteressenten bei entsprechen<strong>de</strong>m<br />
Angebot einer gezielten Selektion<br />
unterworfen. Im Einzelfall ist zu prüfen, ob<br />
und in welchem Umfang Sanierungs- und<br />
Mo<strong>de</strong>rnisierungsmaßnahmen im Vorfeld<br />
einer Vermietung erfor<strong>de</strong>rlich bzw. sinnvoll<br />
sind. Hierbei sind die zur Verfügung<br />
stehen<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rmittel zu berücksichtigen.<br />
Die Kommunen haben allerdings nur begrenzt<br />
Einfluss. Sanierungs- und Mo<strong>de</strong>rnisierungsmaßnahmen<br />
können zwar geför-<br />
<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, die Entscheidung über einen<br />
Verkauf o<strong>de</strong>r die Vermietung bleibt jedoch<br />
<strong>de</strong>m Eigentümer überlassen.<br />
5.4 ‚Urbanisierung‘ <strong>de</strong>s Einfamilienhausmarktes<br />
Noch gibt es einen eher begrenzten Markt<br />
für Einfamilienhäuser im Innenbereich (bezogen<br />
auf die Angebotsseite). Der Trend,<br />
im zentral gelegenen Eigenheim zu leben,<br />
bietet <strong>de</strong>n innerstädtischen Brachflächen<br />
große Entwicklungschancen. Für zentral<br />
gelegene Einfamilienhäuser lassen sich vergleichsweise<br />
hohe Preise erzielen, was <strong>de</strong>ren<br />
Entwicklung – z. B. auf Brachflächen o<strong>de</strong>r<br />
Baulücken – rentabel wer<strong>de</strong>n lassen kann.<br />
Vorteilhaft wirkt sich dies insbeson<strong>de</strong>re auf<br />
die Vermarktbarkeit von Einfamilienhäusern<br />
<strong>de</strong>r 1950er Jahre aus, die sich in einer zentralen<br />
Lage befin<strong>de</strong>n.<br />
Das traditionelle europäische Stadtviertel mit<br />
seinen gemischten Quartieren sollte auch als<br />
Vorbild für Wohngebiete im Umland gelten.<br />
Ein guter ÖPNV-Anschluss ist hierbei unverzichtbar.<br />
Für die eher peripher gelegenen Einfamilienhausgebiete<br />
<strong>de</strong>r 1960er und 1970er<br />
Jahre ist eine entsprechen<strong>de</strong> Anpassung <strong>de</strong>r<br />
Infrastruktur erfor<strong>de</strong>rlich, um ihre Vermarktungschancen<br />
zu erhalten bzw. zu verbessern.<br />
5.5 Familien mit Migrationshintergrund<br />
als neue Nachfragergruppe<br />
auf <strong>de</strong>m Einfamilienhausmarkt<br />
Eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Nachfragergruppe stellen<br />
mittlerweile Familien mit Migrationshintergrund<br />
dar. Dabei sind weniger die Migranten<br />
von quantitativem Belang, die auf Grund ihrer<br />
geringen finanziellen Möglichkeiten und<br />
wegen ihrer geringen Ansprüche an Lage<br />
und Standard selbst die Immobilien erwerben,<br />
für die sich sonst kein Käufer fin<strong>de</strong>n<br />
wür<strong>de</strong>. Vielmehr ist mittlerweile eine Generation<br />
von integrierten, gut ausgebil<strong>de</strong>ten<br />
und finanziell besser gestellten Migranten<br />
herangewachsen, die auf <strong>de</strong>m Einfamilienhausmarkt<br />
selbstverständlich mit <strong>de</strong>n<br />
gleichen Ansprüchen auftreten wie alle an<strong>de</strong>ren.<br />
Ihr sozioökonomischer Hintergrund<br />
lässt sie zukünftig verstärkt ‚gleichberechtigt‘<br />
am Einfamilienhausmarkt teilhaben.<br />
Diese Nachfragergruppe auf <strong>de</strong>m Einfamili-<br />
83 Auswertung <strong>de</strong>r am 03.08.2006<br />
unter www.immobilien.<strong>de</strong> in<br />
ländlichen Kreisen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r<br />
NRW und Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
gelisteten Verkaufsangebote von<br />
gebrauchten Einfamilienhäusern<br />
55
84 Viele Wohnungsbaugesellschaften<br />
haben diese Bevölkerungsgruppe<br />
bereits als wichtiges<br />
Nachfragepotenzial erkannt und<br />
gezielte Vermarktungsstrategien<br />
entwickelt.<br />
85 Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Markttreffs ist<br />
eine Initiative <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig-Holstein<br />
und eignet sich für<br />
Dörfer / peripher gelegene Gebiete<br />
mit 700 bis 1.900 Bewohnern, in<br />
<strong>de</strong>nen je<strong>de</strong> Nahversorgungsstruktur<br />
fehlt. Der Markttreff soll die<br />
Grundversorgung sichern, die sich<br />
aus Warengeschäft, Treffpunkt<br />
(-funktion) und Servicestelle für<br />
Dienstleistungen zusammensetzt.<br />
Freiwilliges Engagement,<br />
Trägerschaften z. B. über Vereine<br />
und / o<strong>de</strong>r Subvention durch die<br />
Kommune sind Grundvoraussetzung<br />
für eine Tragfähigkeit<br />
<strong>de</strong>s Projektes. Sinnvoll ist eine<br />
Entwicklung nur in solchen Gebieten,<br />
in <strong>de</strong>nen die Gewinnspanne<br />
für kommerzielle Anbieter gering<br />
ist. Je nach Größe <strong>de</strong>s Gebietes<br />
han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>n Markttreffs<br />
um größere (La<strong>de</strong>n) o<strong>de</strong>r kleinere<br />
(Kiosk) Einheiten.<br />
86 Untergebracht in Lieferwagen<br />
bieten sie ein Standardsortiment<br />
von Lebensmitteln, Sanitärartikeln,<br />
Zeitschriften, Frischgemüse, Obst,<br />
Backwerk und an<strong>de</strong>rem. Nachteilig<br />
ist, dass es sich hier um ein<br />
privatwirtschaftlich betriebenes<br />
Angebot han<strong>de</strong>lt, das kommunal<br />
nicht steuerbar ist und daher keine<br />
Gewähr für eine (dauerhafte)<br />
Versorgung bietet.<br />
56<br />
enhausmarkt stellt eine weitere Chance zur<br />
sozialen Durchmischung einer Siedlung dar.<br />
Familien mit Migrationshintergrund können<br />
eine Siedlung beleben und tragen zu<br />
ihrer kulturellen Vielfalt bei. 84<br />
Ein unmittelbarer Einfluss <strong>de</strong>r Kommunen<br />
auf eine soziale Durchmischung von Einfamilienhausgebieten<br />
<strong>de</strong>r 1950er bis 1970er<br />
Jahre ist allerdings nicht gegeben. Im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Information und Unterstützung<br />
von Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund<br />
beim Immobilienerwerb ist ein<br />
Handlungsfeld für Kommunen vorhan<strong>de</strong>n.<br />
5.6 CO 2 -Einsparpotenziale<br />
Der Bestand an älteren Einfamilienhäusern<br />
stellt ein wesentliches Potenzial an CO 2 -<br />
Einsparmöglichkeiten dar. Insbeson<strong>de</strong>re in<br />
<strong>de</strong>n Einfamilienhausgebieten, in <strong>de</strong>nen sich<br />
ein Generationswechsel vollzieht und womit<br />
oftmals ein Eigentumswechsel einhergeht,<br />
wird sich sukzessiv die energetische<br />
Sanierung <strong>de</strong>s Bestands durchsetzen. Stetig<br />
steigen<strong>de</strong> Energiepreise und staatliche För<strong>de</strong>rungsprogramme<br />
machen nachträgliche<br />
Maßnahmen zur Energieeinsparung und die<br />
Nutzung regenerativer Energien für Hausbesitzer<br />
erschwinglich.<br />
Die Beibehaltung staatlicher För<strong>de</strong>rungsmaßnahmen<br />
zur energetischen Sanierung<br />
selbstgenutzter Bestandsimmobilien leistet<br />
einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.<br />
5.7 Weiterentwicklung monostrukturierter<br />
Einfamilienhausgebiete<br />
Die Weiterentwicklung älterer, monostrukturierter<br />
Einfamilienhausgebiete ist grundsätzlich<br />
erfor<strong>de</strong>rlich, um unerwünschte<br />
Entwicklungen zu vermei<strong>de</strong>n. Durch entsprechen<strong>de</strong><br />
Verbesserungen im Wohnumfeld<br />
und <strong>de</strong>r Infrastruktur können bestehen<strong>de</strong><br />
Einfamilienhausgebiete aufgewertet und für<br />
breite Bevölkerungsgruppen attraktiv gehalten<br />
wer<strong>de</strong>n. Manche Kommunen entwickeln<br />
kreative I<strong>de</strong>en, um Familienfreundlichkeit<br />
und Einwohnergewinnung zu kombinieren.<br />
Die Maßnahmen zielen darauf ab, dass Familien<br />
sich willkommen fühlen und eine emotionale<br />
Bindung an <strong>de</strong>n Standort entwickeln.<br />
Hierzu können z. B. gehören:<br />
Stärkung <strong>de</strong>r Infrastruktur<br />
• Mobilitätskonzepte: Anschluss an das<br />
ÖPNV-Netz, Buslinien erweitern, Anruf-Sammel-Taxi<br />
zur Ergänzung in <strong>de</strong>n<br />
Abendstun<strong>de</strong>n / am Wochenen<strong>de</strong><br />
• Stärkung <strong>de</strong>r Stadtteilzentren<br />
• <strong>de</strong>zentrale Versorgungsstruktur, z. B.<br />
Markttreff 85<br />
• Angebote für die Bedürfnisse von Senioren<br />
(z. B. Umnutzung von Kin<strong>de</strong>rgärten<br />
in Altentreffs)<br />
• ‚Quartiers-Hausmeister‘ für Dienstleistungen<br />
in und um das Eigenheim<br />
• Synergieeffekte zu bestehen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />
neu zu errichten<strong>de</strong>n Pflegeheimen mit<br />
Servicedienstleistungen<br />
• Kooperationen mit Pflegeheimen bei<br />
(temporärer) Pflege<br />
• Bücherbusse <strong>de</strong>r lokalen Leihbibliotheken<br />
in periphere Wohngebiete<br />
• ‚rollen<strong>de</strong> Supermärkte‘ 86<br />
• Paketabholstationen<br />
Wohnumfeldverbesserungen<br />
• Schaffung eines Quartiersplatzes<br />
• Gehwegsanierung<br />
• Radwege<br />
• Spielplätze<br />
• seniorengerechte Ausstattungen, Umbauten,<br />
Neubauten von Gebäu<strong>de</strong>n<br />
• Bau von Pflegeheimen und barrierefreien<br />
Seniorenwohnungen in <strong>de</strong>r Nähe von<br />
‚überaltern<strong>de</strong>n‘ Einfamilienhausgebieten<br />
• Neubaugebiete an bestehen<strong>de</strong> Einfamilienhausgebiete<br />
‚ankoppeln‘, um Synergieeffekte<br />
bestehen<strong>de</strong>r Infrastrukturen<br />
zu nutzen und zusätzliche Wohnangebote<br />
zu schaffen<br />
Die ‚familienfreundliche Kommune‘<br />
• Handwerksbetriebe mit ausgeweiteten<br />
Betriebszeiten<br />
• Einzelhan<strong>de</strong>l mit familienfreundlichen<br />
Serviceangeboten<br />
• Ausweitung <strong>de</strong>r Öffnungszeiten städtischer<br />
Verwaltungen und Sporteinrichtungen<br />
• Vermittlungsstelle für Eltern, die eine<br />
Kin<strong>de</strong>rbetreuung suchen, und ehrenamtliche<br />
Seniorinnen und Senioren<br />
• Vermittlungsstelle für die Betreuung<br />
pflegebedürftiger Menschen<br />
• kommunale Eigenheimzulagen für<br />
Familien 87 (zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Vermarktung<br />
von Einfamilienhausgebieten <strong>de</strong>r
1950er bis 1970er Jahre sollte eine Konzentration<br />
von För<strong>de</strong>rmitteln auf <strong>de</strong>n<br />
Erwerb von Bestandsobjekten erfolgen)<br />
Die Kommunen sollten ihre finanziellen Zuwendungen,<br />
um neue Einwohner zu gewinnen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re auch auf Bestandsimmobilien<br />
ausweiten. Möglicherweise ließen<br />
sich vielen potenziellen Interessenten die<br />
Vorzüge einer gebrauchten Immobilie so<br />
näher bringen. Hiermit ließe sich ein wich-<br />
6 Fazit<br />
Das Eigenheim ist noch immer die beliebteste<br />
Wohnform. Sie wür<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n<br />
meisten Menschen bevorzugt – wenn sie<br />
es sich <strong>de</strong>nn leisten könnten. Das Leben im<br />
eigenen Haus gilt als Ausdruck von Selbstverwirklichung<br />
und steht am En<strong>de</strong> quasi<br />
als Krönung <strong>de</strong>r Entwicklung von Wohnbedürfnissen.<br />
88 Die Finanzierung <strong>de</strong>s Eigenheims<br />
‚zwingt‘ quasi zum Sparen und<br />
garantiert im Alter mietfreies Wohnen.<br />
Einfamilienhausgebiete stellen in allen<br />
Kommunen einen erheblichen Anteil<br />
<strong>de</strong>r besie<strong>de</strong>lten Fläche dar und verlangen<br />
eine entsprechen<strong>de</strong> Aufmerksamkeit zur<br />
Weiterentwicklung. Bestandsför<strong>de</strong>rungen<br />
sollte Vorrang vor Neubauför<strong>de</strong>rungen erhalten,<br />
<strong>de</strong>nn im Bestand liegt die Chance,<br />
bestehen<strong>de</strong> positive Strukturen effektiv<br />
zu nutzen. Der sukzessiv zurückgehen<strong>de</strong><br />
Bedarf an Neubau von Einfamilienhäusern<br />
unterstreicht diese Vorgehensweise.<br />
Dennoch wird es auch künftig in bestimmten<br />
Städten und Regionen Bedarf an<br />
Neubau von Einfamilienhausgebieten geben.<br />
Es sollte gelingen, dabei langfristige<br />
Ten<strong>de</strong>nzen und Ansprüche zu berücksichtigen,<br />
sodass hierdurch keine zukünftigen<br />
Problemgebiete geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Einigkeit besteht in <strong>de</strong>r Prognose, dass<br />
hochwertige Immobilien in besten Lagen<br />
kaum Vermarktungsprobleme aufweisen<br />
wer<strong>de</strong>n. Beste Lagen weisen jedoch vielfach<br />
auch Bestandsimmobilien insbeson<strong>de</strong>re<br />
<strong>de</strong>r 1950er und 1960er Jahre auf, so dass<br />
auch hierfür generell gute Prognosen be-<br />
tiger Beitrag zur sozialen Durchmischung<br />
älterer Einfamilienhausgebiete leisten.<br />
Kommunen sollten daher verstärkt Konzepte<br />
zur Bestandserhaltung und -entwicklung<br />
auf gesamtstädtischer bzw.<br />
regionaler Ebene (interkommunale Kooperation)<br />
erarbeiten und hier insbeson<strong>de</strong>re<br />
die Einfamilienhausgebiete <strong>de</strong>r<br />
1950er bis 1970er Jahre einbeziehen.<br />
züglich ihrer Vermarktungsfähigkeit gelten.<br />
Die ‚Verlierer‘ auf <strong>de</strong>m Einfamilienhausmarkt<br />
wer<strong>de</strong>n ten<strong>de</strong>nziell die peripher gelegenen<br />
Bestän<strong>de</strong> min<strong>de</strong>rer bis mittlerer Qualität<br />
sein. Diese gilt es gegebenenfalls rechtzeitig<br />
zu erkennen und mit gezielten Maßnahmen<br />
aufzufangen. Denn dieser Teil <strong>de</strong>s Einfamilienhausmarktes<br />
stellt gleichzeitig das<br />
quantitativ größte Potenzial dar, um breite<br />
Bevölkerungsschichten an preiswertem Eigentum<br />
teilhaben zu lassen. Wohneigentum<br />
übt vielfältige positive Effekte auf<br />
gesellschaftliche Rahmenbedingungen aus.<br />
Die Frage nach <strong>de</strong>r Werthaltigkeit von<br />
Wohnimmobilien kann zu<strong>de</strong>m nicht allein<br />
nach <strong>de</strong>m Marktwert beurteilt wer<strong>de</strong>n. Der<br />
Nutz- / Gebrauchswert sowie <strong>de</strong>r emotionale<br />
Wert von selbst genutztem Eigentum<br />
sind weitere wichtige Aspekte.<br />
Entwicklungen auf <strong>de</strong>m Einfamilienhausmarkt<br />
sollten nicht ‚erlitten‘, son<strong>de</strong>rn erkannt<br />
und gezielt gelenkt wer<strong>de</strong>n! Deshalb<br />
ist es erfor<strong>de</strong>rlich, dass die Kommunen<br />
verstärkt ihre Bestän<strong>de</strong> an älteren Einfamilienhausgebieten<br />
analysieren, um Problemgebiete<br />
zu erkennen. Je<strong>de</strong> Kommune<br />
und je<strong>de</strong>s Einfamilienhausgebiet hat hierbei<br />
seine eigenen individuellen Schwierigkeiten<br />
und Potenziale. Die Probleme von<br />
älteren Einfamilienhausgebieten wer<strong>de</strong>n<br />
immer ‚in Konkurrenz‘ zu an<strong>de</strong>ren stadtplanerischen<br />
Missstän<strong>de</strong>n stehen. Im Einzelfall<br />
muss eine Kommune bei <strong>de</strong>r Festlegung<br />
von notwendigen stadtplanerischen<br />
Maßnahmen Prioritäten und Handlungsspielräume<br />
abwägen.<br />
87 z. B. Wohnbauför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Stadt Kaufbeuren: Kaufpreisnachlass<br />
auf Baugrundstücke von<br />
5.000,- je geför<strong>de</strong>rtem Kind<br />
88 vgl. Brauer 2008, S. 33<br />
57
VI Literatur zum Thema<br />
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Dransfeld, E. u. Pfeiffer, P.:<br />
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Wohnungswirtschaft und Mietrecht, Heft<br />
11/2003, S. 607-612<br />
empirica ag im Auftrag <strong>de</strong>r LBS: Die Generation<br />
über 50: Wohnsituation, Potenziale<br />
und Perspektiven. Berlin 2006<br />
empirica ag im Auftrag <strong>de</strong>r LBS: Neue Erwerbertypen<br />
am Wohnungsmarkt. Berlin 2005<br />
F<br />
Franke, T.:<br />
Lebenswerte Städte – städtebauliche Strategien<br />
für das 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Tagungsbericht<br />
zur Veranstaltung <strong>de</strong>r Friedrich-Ebert-<br />
Stiftung am 21. Juni 2000. Bonn 2000<br />
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Ginzel, B.:<br />
Einfamilienhausgebiete – die künftigen<br />
Stadtquartiere im Umbruch? Abstrakt zum<br />
Werkstattgespräch <strong>de</strong>s Forum Baulandmanagement<br />
NRW. Universität Leipzig, ISB, 2008<br />
Göschel, A.:<br />
Deutschland schrumpft – Was heißt das<br />
für die Städte und das Wohnen? 2004<br />
(Quelle: http://212.12.126.151/cms/in<strong>de</strong>x.<br />
php?option=com_content&task=view&id=<br />
71&Itemid=264 , November 2008)<br />
Gutmann R.; Schweizer, P. u. Pletzer, T.:<br />
Baulandgewinn ohne Erweiterung, Innenentwicklung<br />
statt neuer Baulan<strong>de</strong>rschließung –<br />
zur Weiterentwicklung bestehen<strong>de</strong>r Einfamilienhaus-Siedlungen.<br />
In: SIR – Mitteilungen<br />
und Berichte, Band 31/2004-05, S. 149 ff.<br />
59
60<br />
H<br />
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Lehrbuch <strong>de</strong>r Wohnungswirtschaft. Frankfurt<br />
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Institut für Lan<strong>de</strong>s- und Stadtentwicklungsforschung<br />
und Bauwesen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />
Nordrhein-Westfalen (ILS NRW) (Hrsg.):<br />
Demografischer Wan<strong>de</strong>l und längerfristiger<br />
Wohnsiedlungsflächenbedarf in <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n<br />
und Kreisen Nordrhein-Westfalens.<br />
Dortmund 2005<br />
IRS Institut für Regionalentwicklung und<br />
Strukturplanung im Auftrag <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Bun<strong>de</strong>stages:<br />
Der <strong>de</strong>mografische Wan<strong>de</strong>l und seine Konsequenzen<br />
für die Wohnungsnachfrage,<br />
Städtebau und Flächennutzung. 2004<br />
J<br />
Jekel, G. u. Frölich von Bo<strong>de</strong>lschwingh, F.:<br />
Stadtpolitik und das neue Wohnen in <strong>de</strong>r<br />
Innenstadt – Wohnungsangebot, Anbieterstrukturen<br />
und die Be<strong>de</strong>utung neuer<br />
Wohnformen für die Stärkung <strong>de</strong>s<br />
Wohnstandortes Innenstadt. In: difu<br />
(Hrsg.): Im Brennpunkt: Innenstadtwohnen<br />
– Neue Herausfor<strong>de</strong>rungen für die<br />
Städte. Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften,<br />
Heft 1/2008, S. 13 ff.<br />
Jonas, C.:<br />
Die Stadt und ihr Grundriss. Tübingen, Berlin<br />
2006<br />
K<br />
Kompetenzzentrum Kostengünstig Qualitätsbewusst<br />
Bauen im Institut für Erhaltung<br />
und Mo<strong>de</strong>rnisierung von Bauwerken<br />
e. V. an <strong>de</strong>r TU Berlin (Hrsg.):<br />
Mo<strong>de</strong>rnisierung von selbstgenutztem Wohneigentum<br />
in Ein- und Zweifamilienhäusern<br />
sowie Mehrfamilienhäusern <strong>de</strong>r 50er<br />
und 60er Jahre. 2005<br />
Kötter, T.:<br />
Flächenmanagement – zum Stand <strong>de</strong>r Theoriediskussion.<br />
In: FuB, Heft 4/2001<br />
Krautzberger, M.:<br />
Klimaschutz als Aufgabe städtebaulicher<br />
Verträge und kooperativer Stadterneue-<br />
rung. In: Flächenmanagement und Bo<strong>de</strong>nordnung,<br />
Heft 6/2008, S. 241 ff.<br />
Kreibich, V.:<br />
Indikatorgebiete für die kleinräumige Wohnungsmarktbeobachtung<br />
in Dortmund –<br />
ein Werkstattbericht. 2003 (Quelle: http://<br />
www.raumplanung.uni-dortmund.<strong>de</strong>/rel/<br />
typo3/fileadmin/download/REL/Publikationen/Kreibich/Kleinraeumige%20Wohnungsmarktbeobachtung%20DO.pdf,<br />
20.05.2009)<br />
Kreuzer, V.; Reicher, C. u. Scholz, T. (Hrsg.):<br />
Zukunft Alter – stadtplanerische Handlungsansätze<br />
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2008<br />
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Lan<strong>de</strong>samt für Datenverarbeitung und Statistik<br />
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Band 38, Düsseldorf 2006<br />
Lan<strong>de</strong>samt für Datenverarbeitung und Statistik<br />
Nordrhein-Westfalen (Hrsg.):<br />
Fast ein Viertel <strong>de</strong>r NRW-Einwohner mit<br />
„Migrationshintergrund“. 2005 (Quelle:http://www.it.nrw.<strong>de</strong>/presse/pressemitteilungen/2005/pres_117_05.html,<br />
22.10.2008)<br />
Lan<strong>de</strong>samt für Datenverarbeitung und Statistik<br />
Nordrhein-Westfalen (Hrsg.):<br />
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Statistischer Jahresbericht <strong>de</strong>s LDS 2004.<br />
Düsseldorf 2004<br />
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Bulletin <strong>de</strong>s Presse- und Informationsamtes<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung Nr. 145/1963,<br />
Bonn 1963<br />
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Meise, J. u. Volwahsen, A.:<br />
Stadt- und Regionalplanung – Ein Metho<strong>de</strong>nhandbuch.,<br />
Braunschweig/Wiesba<strong>de</strong>n 1990
Ministerium für Bauen und Verkehr <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen (Hrsg.):<br />
Eigentumsför<strong>de</strong>rung in NRW – Wegweiser<br />
zu Eigentum. Düsseldorf 2006<br />
Ministerium für Bauen und Verkehr <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen (Hrsg.):<br />
Wohnen ohne Barrieren – Komfort für alle –<br />
Beispielhafte Lösungen für Neubau und<br />
Bestand. Düsseldorf 2006<br />
Ministerium für Gesundheit, Soziales,<br />
Frauen und Familie <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-<br />
Westfalen (Hrsg.):<br />
Zuwan<strong>de</strong>rung und Integration in Nordrhein-Westfalen<br />
– 3. Bericht <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung.<br />
Düsseldorf 2004<br />
Ministerium für Städtebau und Wohnen,<br />
Kultur und Sport <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-<br />
Westfalen (Hrsg.):<br />
Perspektiven und Erneuerungsstrategien:<br />
50er-Jahre-Siedlungen in Nordrhein-Westfalen.<br />
Düsseldorf o. J.<br />
Ministerium für Umwelt und Naturschutz,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen (Hrsg.):<br />
Klimawan<strong>de</strong>l in Nordrhein-Westfalen –<br />
Wege zu einer Anpassungsstrategie. Düsseldorf<br />
2007<br />
O<br />
Oberer Gutachterausschuss für Grundstückswerte<br />
im Land Nordrhein-Westfalen:<br />
Grundstücksmarktbericht Nordrhein-<br />
Westfalen. 2008<br />
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Strategien zum Wohnen im Alter in suburbanen<br />
Einfamilienhausgebieten <strong>de</strong>r<br />
1960/70er Jahre. Diplomarbeit an <strong>de</strong>r Universität<br />
Dortmund, Fachgebiet Raumplanung,<br />
Dortmund 2005<br />
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Zukunft Alter – Altwer<strong>de</strong>n in Einfamilienhausquartieren<br />
<strong>de</strong>r Nachkriegszeit. Dortmun<strong>de</strong>r<br />
Beiträge zur Raumplanung Nr.<br />
130/2008, S. 243-264<br />
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So wollen die Deutschen zukünftig wohnen.<br />
In: Die Welt, 05.09.2008, nimmt Bezug<br />
auf Studie <strong>de</strong>s GdW: Wohntrends 2020<br />
Simon, C.:<br />
Suburbane Wohngebiete – Konzepte zur<br />
städtebaulichen Qualifizierung <strong>de</strong>s Ein- und<br />
Zweifamilienhauses in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
Deutschland 1949-1999. Stuttgart 2001<br />
Statistisches Bun<strong>de</strong>samt (Hrsg.):<br />
Bevölkerung und Erwerbstätigkeit: Bevölkerung<br />
mit Migrationshintergrund – Ergebnisse<br />
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Berlin, Heft 66, Berlin 2005<br />
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Future Living – die Zukunft <strong>de</strong>r Lebensstile.<br />
Kelkheim 2003<br />
61
VII Abbildungs- und Tabellenverzeichnis<br />
62<br />
Abbildung 1: Entwicklung <strong>de</strong>r Haushaltszahlen im Zeitraum 2005-2025 15<br />
Abbildung 2: Entwicklung <strong>de</strong>r Altersstruktur <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
in Nordrhein-Westfalen (2005-<strong>2030</strong>) 16<br />
Abbildung 3: Entwicklung <strong>de</strong>r Bevölkerung über 60 Jahre<br />
in Nordrhein-Westfalen (2005-2025) 17<br />
Abbildung 4: Anteil <strong>de</strong>r Personen mit Migrationshintergrund<br />
an <strong>de</strong>r Bevölkerung (2006) 17<br />
Abbildung 5: Personen mit Migrationshintergrund in Nordrhein-Westfalen (2005) 18<br />
Abbildung 6: Baufertigstellungen bei Ein- und Zweifamilienhäusern<br />
in Nordrhein-Westfalen (1995-2007) 19<br />
Abbildung 7: Entwicklung <strong>de</strong>r Wohngebäu<strong>de</strong>fertigstellungen, <strong>de</strong>r<br />
Haushaltszahlen und <strong>de</strong>r Baulandpreise im Vergleich (1995-2007) 20<br />
Abbildung 8: Auswirkungen <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Haushaltszahlen in<br />
stagnieren<strong>de</strong>n / schrumpfen<strong>de</strong>n Regionen 21<br />
Abbildung 9: Entwicklung <strong>de</strong>r Altersstruktur und Phasen <strong>de</strong>s<br />
Nachfrageverhaltens auf <strong>de</strong>m Wohnungsmarkt 22<br />
Abbildung 10: Nachfrage und Angebot im Marktsegment <strong>de</strong>r Einfamilienhäuser<br />
in Nordrhein-Westfalen bis 2015 23<br />
Abbildung 11: Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Lebensphasen 26<br />
Abbildung 12: Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Haushaltsformen seit 1900 27<br />
Abbildung 13: Immobilienbesitzer in Nordrhein-Westfalen nach<br />
sozialer Stellung (2004) 28<br />
Abbildung 14: Entwicklung <strong>de</strong>r Wohnbaulandpreise in Nordrhein-Westfalen<br />
(2002-2008) 29<br />
Abbildung 15: Baukostenin<strong>de</strong>x für Wohngebäu<strong>de</strong> in Nordrhein-Westfalen<br />
(2005-2008) 29<br />
Abbildung 16: Lufttemperatur im Jahresmittel in Nordrhein-Westfalen<br />
(Status quo und Szenario 2055) 33<br />
Abbildung 17: Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Monatsmitteltemperatur in Nordrhein-Westfalen 33<br />
Abbildung 18: Nie<strong>de</strong>rschlag (Jahressumme) in Nordrhein-Westfalen<br />
(Status quo und Szenario 2055) 34<br />
Abbildung 19: Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s mittleren Monatsnie<strong>de</strong>rschlags in<br />
Nordrhein-Westfalen (Status quo und Szenario 2055) 34<br />
Abbildung 20: Bochum, Dahlhauser Hei<strong>de</strong>, 1910 43<br />
Abbildung 21: Kleinsiedlung Neumünster, 1920er Jahre 43<br />
Abbildung 22: Bran<strong>de</strong>nburgische Heimstätte, Siedlung Schwarzhei<strong>de</strong> 43<br />
Abbildung 23: Einfamilienhausgebiet <strong>de</strong>r 1950er Jahre in Dortmund-Dorstfeld 45<br />
Abbildung 24: Einfamilienhausgebiet <strong>de</strong>r 1970er Jahre in Dortmund 45<br />
Abbildung 25: Lebensphasen eines Eigenheims 46<br />
Abbildung 26: Aufteilung <strong>de</strong>r zum Kauf angebotenen Einfamilienhäuser<br />
nach Baujahr 48<br />
Abbildung 27: Ungebrochener Trend in die Stadt 50<br />
Abbildung 28: Entwicklung <strong>de</strong>r Preisverän<strong>de</strong>rungen für Ein- und<br />
Zweifamilienhäuser in Nordrhein-Westfalen 51<br />
Abbildung 29: Durchschnittliche Kaufpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser<br />
nach Baujahren 52<br />
Abbildung 30: Wohn- und Grundstücksflächen von <strong>de</strong>rzeit zum Kauf<br />
angebotenen Einfamilienhäusern in ländlichen west<strong>de</strong>utschen<br />
Kreisen nach Baujahr 54<br />
Tabelle 1: Haushalte mit Immobilienbesitz in Nordrhein-Westfalen<br />
(2004) 28