6_2022 Leseprobe
Ausgabe 6_2022 des BIOGAS Journals, herausgegeben vom Fachverband Biogas e.V.
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PRAXIS<br />
BIOGAS JOURNAL | 6_<strong>2022</strong><br />
Blick auf das Gelände der Zentraldeponie<br />
Cröbern. In der Bildmitte<br />
die Gasspeicher der KEA, dahinter<br />
der „Mount Cröbern“.<br />
Biogas plus Kompost<br />
für die Kippenböden<br />
In zwei Jahren Bauzeit entstand im sächsischen Störmthal für rund 25 Millionen (Mio.) Euro eine der<br />
deutschlandweit modernsten Anlagen zur Aufbereitung und energetischen Nutzung von organischen<br />
Abfällen. Durch das automatisierte Zusammenspiel von Fermentations- und Rotteprozessen ergibt sich<br />
für die Bergbaufolgelandschaft im Leipziger Südraum nach Aussage der Betreiber ein mehrfacher Klimaschutzgewinn.<br />
Denn neben CO 2<br />
-neutralem, regenerativem Biogas entstehe hochwertiger Kompost und<br />
Flüssigdünger. Damit lasse sich das Kohlenstoff-Speichervermögen auf den umliegenden Kippenböden<br />
verbessern und energieaufwändig hergestellter Industriedünger für die Pflanzenproduktion einsparen.<br />
Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />
Südlich von Leipzig erhebt<br />
sich auf einer Grundfläche<br />
von sieben Fußballfeldern ein<br />
gut 70 Meter hoher Berg. Die<br />
von Einheimischen scherzhaft<br />
als „Mount Cröbern“ bezeichnete<br />
Erhebung besteht komplett aus Müll.<br />
Auf der Zentraldeponie Cröbern, so der<br />
Blick vom „Mount Cröbern“ auf die Tagebauseen vor den Toren von<br />
Leipzig. Der Abraumbagger links gehört zu einem Freiluftmuseum.<br />
amtliche Name, landete bis zur Inbetriebnahme<br />
einer mechanisch-biologischen<br />
Abfallbehandlungsanlage (MBA), was die<br />
860.000 Einwohner der Region in die<br />
schwarze Tonne warfen.<br />
Seit 2005, dem Start der kompletten<br />
stoffspezifischen Aufbereitung des Hausmülls,<br />
gelangen nur noch mineralische<br />
Abfälle wie Asbest, Schlacken<br />
und belastete Böden<br />
auf die Deponie. Die Bezeichnung<br />
Cröbern erinnert<br />
an eines der vom Kohlebergbau<br />
verschluckten Dörfer<br />
in der Region. Während<br />
sich ab den 1990er Jahren<br />
die Tagebaurestlöcher mit<br />
Wasser füllten und das Erholungsgebiet<br />
Neuseenland<br />
entstand, wuchs auf dem<br />
Kippengelände der inzwischen<br />
zu Teilen begrünte<br />
Deponieberg. Bewirtschaftet<br />
wird die Zentraldeponie<br />
Cröbern von der Westsächsischen Entsorgungs-<br />
und Verwertungsgesellschaft mbH<br />
(WEV), einem Unternehmen des von der<br />
Stadt und dem Landkreis Leipzig gegründeten<br />
Zweckverbandes Abfallwirtschaft<br />
Westsachsen (ZAW).<br />
Auf das Gelände am Fuße des „Mount<br />
Cröbern“ hatten WEV und ZAW im Juli<br />
dieses Jahres zu einem Bürgerfest eingeladen.<br />
Anlass war die weitgehende Fertigstellung<br />
der Kompost- und Energieanlage<br />
(KEA). Nach Abschluss der Inbetriebnahmephase<br />
sollen sich in dem Komplex<br />
jährlich bis zu 42.000 Tonnen über die<br />
Biotonne erfasster organischer Abfall in<br />
rund 3,8 Mio. Kubikmeter Biogas für die<br />
Verstromung sowie in zirka 15.000 Tonnen<br />
(t) hochwertigen Kompost und 2.500<br />
t Flüssigdünger umwandeln.<br />
„Nachdem vor zwei Jahren auch der Landkreis<br />
die in der Stadt Leipzig traditionell<br />
praktizierte gesonderte Sammlung von<br />
Bioabfällen einführte und sich der ZAW<br />
für eine regionale Verarbeitung ausge-<br />
FOTOS: CARMEN RUDOLPH<br />
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