Die VEREIN-UNG. DAS GROSSE MAGAZIN FÜR VEREINE UND MULTIPLIKATOREN IN DER D-A-CH REGION

POLITIK, GESELLSCHAFT
ihre jeweilige Überlebensstrategie organisieren
müssen. Die Zukunft liegt eben in der dezentralen
Organisation der Versorgungssysteme. Gefordert
sind Bürgermeister, Bezirke, Gemeinden
- auch die Länder müssen die Gemeinden entsprechend
fördern. (...)
Ich glaube, dass man das im Namen der
Gerechtigkeit einfordern kann,
dass die kleinen Einheiten eben
nicht mehr überstimmt werden.
Das haben auch Wirtschaftskonzepte wie die
International Currency Union von John Maynard
Keynes gehabt, dass das Stimmrecht
gleich ist, dass die Kleinen nicht überstimmt
werden können, damit eben das System nicht
aus dem Gleichgewicht kommt. Weil ich sage
immer, es gibt nur einen Weg ihnen das zu erklären:
„Wenn ihr den Bogen überspannt, dann
wird es euch ähnlich gehen wie den russischen
Großgrundbesitzern in der Revolution. Es ist in
eurem Interesse, dass wir einen annehmbaren
Weg finden.”, so wie es auch Joseph Stiglitz formuliert
hatte.
VEREIN-UNG: Basiert die Grundlage jeglicher
Entwicklung nicht auf dem gelebten Bewusstsein
des Menschen? Wohlmeyer:
In Wirklichkeit geht es darum:
Was denken die Menschen im Herzen?
Hier zitiere ich oft George Clemenceau, einen
der brutalsten Kriegstreiber und Knechter
Deutschlands. Er hat ja in Wirklichkeit die Saat
für den zweiten Weltkrieg gelegt: “Die wahre
Revolution auf der Erde wird ausbrechen, wenn
sich die Menschen entschließen, nach den Regeln
der Bergpredigt zu leben.” Das ist ein Verhalten
der Toleranz, der Nächstenliebe, des sich
in den anderen Hineindenken Könnens – der
Empathie.
VEREIN-UNG: Welche Ansätze sehen Sie zur
erfolgreichen wirtschaftlichen Umkehr im Sinne
einer zukunftsfähigen Gesellschaft?
Wohlmeyer: Gerade Konsum- und Produktionsgenossenschaften,
wenn eine vorbildlich
funktioniert, dann steckt das die anderen an.
So geht‘s - es war bei den Lagerhäusern meines
Großvaters dasselbe. Das St. Pöltener Lagerhaus
war das Modelllagerhaus für Österreich
mit dem ersten zentralen Aufzug und Segmenten
für die einzelnen Getreidequalitäten sowie
Entladung auf die Schiene. Die Schulmilchaktion,
die wir in Wilhelmsburg begonnen haben,
gibt es jetzt in ganz Niederösterreich – ein weiteres
Beispiel für eine funktionierende Genossenschaft.
Auch der “Konsum” war eine Genossenschaft
und ich habe ja die “alten Konsumleute” noch
gekannt. Leider sind sie danach groß geworden
und größenwahnsinnig und der Konsum ist
zugunsten der BAWAG geopfert worden. Der
Konsum selbst wäre aber sanierbar gewesen
und das Genossenschaftskonzept war sehr gut.
Zum Beispiel Egon Seda, der für die Produk-
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