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Donauliebe 2022

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Malerische Donaustadt<br />

mit reicher Tradition<br />

Die Apollo-Grannus-Tempelanlage.<br />

Wer im Schwäbischen Donautal<br />

unterwegs ist, sollte auch einen<br />

Abstecher nach Lauingen machen.<br />

Die zweitgrößte Stadt im Landkreis<br />

Dillingen liegt malerisch an der Donau<br />

und hat für Besucher*innen viel zu<br />

bieten. Egal ob die Interessen kulturhistorischer,<br />

technischer oder städtebaulicher<br />

Natur sind, hier ist für jeden<br />

etwas dabei.<br />

Tempel und Türme<br />

Die Römer haben das Schwäbische<br />

Donautal in vielerlei Hinsicht geprägt.<br />

Die Spuren dieser Zeit lassen sich<br />

bis heute in der Region entdecken.<br />

Zum Beispiel im Lauinger Stadtteil<br />

Faimingen. Dort befindet sich ein<br />

besonderes Relikt aus längst vergangenen<br />

Tagen: Die Apollo-Grannus-Tempelanlage.<br />

Mit rund 1.000<br />

Quadratmetern handelt es sich bei<br />

der Anlage um den größten römischen<br />

Tempelbau nördlich der Alpen.<br />

Die Anlage wurde in Teilen wieder<br />

hergestellt und der Öffentlichkeit<br />

in Form eines Freilichtmuseums<br />

zugänglich gemacht. Bei den Grabungen<br />

wurde neben der doppelten<br />

Säulenhalle auch ein Podiumstempel<br />

mit Vorhalle und Rampe freigelegt.<br />

Darüber hinaus wurden die Fundamente<br />

benachbarter großer Gebäude<br />

an der Stelle gefunden, an der die auf<br />

Faimingen zielenden Römerstraßen<br />

in einem Forum zusammenliefen.<br />

1981 gab es einen weiteren spannenden<br />

Fund im Zusammenhang mit der<br />

Tempelanlage: Unter der Pfarrkirche<br />

im benachbarten Gundelfingen fand<br />

man zwei römische Meilensteine mit<br />

dem Hinweis auf „Phoebiana“, den<br />

römischen Namen Faimingens. Dieser<br />

Fund gab zum einen Aufschluss über<br />

den Namen dieser großen römischen<br />

Siedlung, zum anderen über die Bedeutung<br />

der Anlage. Man geht davon<br />

aus, dass der Name des Tempels auf<br />

einer Verschmelzung der Namen<br />

des römischen Gottes der Heilkunst<br />

Apollo und des Quell- und Badegottes<br />

Grannus der Kelten stammt. Der<br />

Tempel kann ganzjährig und kostenlos<br />

besichtigt werden.<br />

Nicht nur wegen der Tempelanlage<br />

lohnt sich ein Besuch in Lauingen,<br />

die auch den Beinamen „Stadt der<br />

Türme“ trägt - und das zurecht, ragen<br />

hier doch so einige hohe Bauten in<br />

den Himmel. Allen voran eines der<br />

Wahrzeichen der Stadt, der Lauinger<br />

Schimmel- oder Hofturm. 21 Jahre,<br />

von 1457 bis 1478, dauerte der Bau des<br />

Turms, der ursprünglich als Wachturm<br />

zur besseren Übersicht über das Umland<br />

dienen sollte. Der auf zwei Seiten<br />

freistehende Turm ist circa 54 Meter<br />

hoch. Zum Bau der Fundamente und<br />

des Untergeschosses wurden römische<br />

Quadersteine aus dem Kastell<br />

Faimingen verwendet. Die Wände des<br />

Turms zieren bunte Gemälde. Darunter<br />

auch das eines großen Schimmels.<br />

Die Geschichte um den Namen des<br />

Turms und die Legende des Lauinger<br />

Schimmels kennt in der Albertus-<br />

Magnus-Stadt fast jedes Kind: Im<br />

unteren Brunnental kam zur Zeit des<br />

in Lauingen geborenen Gelehrten<br />

Albertus Magnus ein außergewöhnliches<br />

Fohlen zur Welt, aus dem ein<br />

gewaltiges Ross wurde. Niemand<br />

durfte sich ihm nähern, nur von einem<br />

kleinen Knecht ließ es sich pflegen<br />

und reiten, heißt es in der Sage. Einmal<br />

wurde der Lauinger Bürgermeister<br />

plötzlich schwer krank. In der ganzen<br />

Stadt war aber kein Arzt. In der Not<br />

dachte man an den heilkundigen Pater<br />

Severin in Donauwörth. Der Knecht<br />

bot an zu helfen und den Pater zu<br />

holen. So schwang er sich auf den<br />

Schimmel und machte sich auf den<br />

Weg. Ein mit Heu beladener Wagen<br />

versperrte das Stadttor in Richtung<br />

Dillingen. Schnell besonnen riss der<br />

Knecht sein Pferd zur Seite, feuerte es<br />

an und mit einem gewaltigen Sprung<br />

schafften es Ross und Reiter über<br />

die Stadtmauer und den Graben. In<br />

wildem Galopp ritt der Knecht nach<br />

Donauwörth, nahm den Klosterbruder<br />

hinter sich aufs Pferd und ritt zurück.<br />

Die Hilfe kam noch zur rechten Zeit,<br />

der Bürgermeister wurde gerettet.<br />

Zum dauernden Gedenken ließen die<br />

Lauinger das Bild des Wundertieres an<br />

den Hofturm malen.<br />

Den Schimmelturm können Besucher*innen<br />

nicht nur von außen<br />

bestaunen. Er kann auch bestiegen und<br />

eine fantastische Aussicht genossen<br />

werden. Neben dem Schimmelturm<br />

erheben sich in Lauingen zahlreiche<br />

weitere Türme. Ganze elf Kirchtürme,<br />

die Hicret-Moschee und auch ein<br />

Wasserturm findet man über die Stadt<br />

verteilt. Jeder Turm bringt dabei seine<br />

eigene Geschichte mit sich und macht<br />

einen Besuch in Lauingen lohnenswert.<br />

Landmaschinen – made in Lauingen<br />

Auch das Herz von Fans von Landmaschinen<br />

und Agrartechnik lässt Lauingen<br />

höherschlagen. Denn die Produktion<br />

von Landmaschinen hat hier<br />

eine lange Tradition. Alles begann mit<br />

Michael Ködel, der 1870 eine mechanische<br />

Werkstatt gründete und wenige<br />

Jahre später einfache Landmaschinen<br />

produzierte. 1890 wurde dort mit der<br />

Produktion von Dreschmaschinen<br />

begonnen. 1909 übernahm sein Sohn<br />

Wilhelm zusammen mit dem Schwiegersohn<br />

Paul Böhm die Firma.<br />

In den 1930er-Jahren entstand so in<br />

Lauingen die größte Dreschmaschinenfabrik<br />

Europas. 1940 begann die<br />

Firma unter dem neuen Namen Ködel<br />

& Böhm mit der Entwicklung des<br />

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Lauingen<br />

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