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Malerische Donaustadt<br />
mit reicher Tradition<br />
Die Apollo-Grannus-Tempelanlage.<br />
Wer im Schwäbischen Donautal<br />
unterwegs ist, sollte auch einen<br />
Abstecher nach Lauingen machen.<br />
Die zweitgrößte Stadt im Landkreis<br />
Dillingen liegt malerisch an der Donau<br />
und hat für Besucher*innen viel zu<br />
bieten. Egal ob die Interessen kulturhistorischer,<br />
technischer oder städtebaulicher<br />
Natur sind, hier ist für jeden<br />
etwas dabei.<br />
Tempel und Türme<br />
Die Römer haben das Schwäbische<br />
Donautal in vielerlei Hinsicht geprägt.<br />
Die Spuren dieser Zeit lassen sich<br />
bis heute in der Region entdecken.<br />
Zum Beispiel im Lauinger Stadtteil<br />
Faimingen. Dort befindet sich ein<br />
besonderes Relikt aus längst vergangenen<br />
Tagen: Die Apollo-Grannus-Tempelanlage.<br />
Mit rund 1.000<br />
Quadratmetern handelt es sich bei<br />
der Anlage um den größten römischen<br />
Tempelbau nördlich der Alpen.<br />
Die Anlage wurde in Teilen wieder<br />
hergestellt und der Öffentlichkeit<br />
in Form eines Freilichtmuseums<br />
zugänglich gemacht. Bei den Grabungen<br />
wurde neben der doppelten<br />
Säulenhalle auch ein Podiumstempel<br />
mit Vorhalle und Rampe freigelegt.<br />
Darüber hinaus wurden die Fundamente<br />
benachbarter großer Gebäude<br />
an der Stelle gefunden, an der die auf<br />
Faimingen zielenden Römerstraßen<br />
in einem Forum zusammenliefen.<br />
1981 gab es einen weiteren spannenden<br />
Fund im Zusammenhang mit der<br />
Tempelanlage: Unter der Pfarrkirche<br />
im benachbarten Gundelfingen fand<br />
man zwei römische Meilensteine mit<br />
dem Hinweis auf „Phoebiana“, den<br />
römischen Namen Faimingens. Dieser<br />
Fund gab zum einen Aufschluss über<br />
den Namen dieser großen römischen<br />
Siedlung, zum anderen über die Bedeutung<br />
der Anlage. Man geht davon<br />
aus, dass der Name des Tempels auf<br />
einer Verschmelzung der Namen<br />
des römischen Gottes der Heilkunst<br />
Apollo und des Quell- und Badegottes<br />
Grannus der Kelten stammt. Der<br />
Tempel kann ganzjährig und kostenlos<br />
besichtigt werden.<br />
Nicht nur wegen der Tempelanlage<br />
lohnt sich ein Besuch in Lauingen,<br />
die auch den Beinamen „Stadt der<br />
Türme“ trägt - und das zurecht, ragen<br />
hier doch so einige hohe Bauten in<br />
den Himmel. Allen voran eines der<br />
Wahrzeichen der Stadt, der Lauinger<br />
Schimmel- oder Hofturm. 21 Jahre,<br />
von 1457 bis 1478, dauerte der Bau des<br />
Turms, der ursprünglich als Wachturm<br />
zur besseren Übersicht über das Umland<br />
dienen sollte. Der auf zwei Seiten<br />
freistehende Turm ist circa 54 Meter<br />
hoch. Zum Bau der Fundamente und<br />
des Untergeschosses wurden römische<br />
Quadersteine aus dem Kastell<br />
Faimingen verwendet. Die Wände des<br />
Turms zieren bunte Gemälde. Darunter<br />
auch das eines großen Schimmels.<br />
Die Geschichte um den Namen des<br />
Turms und die Legende des Lauinger<br />
Schimmels kennt in der Albertus-<br />
Magnus-Stadt fast jedes Kind: Im<br />
unteren Brunnental kam zur Zeit des<br />
in Lauingen geborenen Gelehrten<br />
Albertus Magnus ein außergewöhnliches<br />
Fohlen zur Welt, aus dem ein<br />
gewaltiges Ross wurde. Niemand<br />
durfte sich ihm nähern, nur von einem<br />
kleinen Knecht ließ es sich pflegen<br />
und reiten, heißt es in der Sage. Einmal<br />
wurde der Lauinger Bürgermeister<br />
plötzlich schwer krank. In der ganzen<br />
Stadt war aber kein Arzt. In der Not<br />
dachte man an den heilkundigen Pater<br />
Severin in Donauwörth. Der Knecht<br />
bot an zu helfen und den Pater zu<br />
holen. So schwang er sich auf den<br />
Schimmel und machte sich auf den<br />
Weg. Ein mit Heu beladener Wagen<br />
versperrte das Stadttor in Richtung<br />
Dillingen. Schnell besonnen riss der<br />
Knecht sein Pferd zur Seite, feuerte es<br />
an und mit einem gewaltigen Sprung<br />
schafften es Ross und Reiter über<br />
die Stadtmauer und den Graben. In<br />
wildem Galopp ritt der Knecht nach<br />
Donauwörth, nahm den Klosterbruder<br />
hinter sich aufs Pferd und ritt zurück.<br />
Die Hilfe kam noch zur rechten Zeit,<br />
der Bürgermeister wurde gerettet.<br />
Zum dauernden Gedenken ließen die<br />
Lauinger das Bild des Wundertieres an<br />
den Hofturm malen.<br />
Den Schimmelturm können Besucher*innen<br />
nicht nur von außen<br />
bestaunen. Er kann auch bestiegen und<br />
eine fantastische Aussicht genossen<br />
werden. Neben dem Schimmelturm<br />
erheben sich in Lauingen zahlreiche<br />
weitere Türme. Ganze elf Kirchtürme,<br />
die Hicret-Moschee und auch ein<br />
Wasserturm findet man über die Stadt<br />
verteilt. Jeder Turm bringt dabei seine<br />
eigene Geschichte mit sich und macht<br />
einen Besuch in Lauingen lohnenswert.<br />
Landmaschinen – made in Lauingen<br />
Auch das Herz von Fans von Landmaschinen<br />
und Agrartechnik lässt Lauingen<br />
höherschlagen. Denn die Produktion<br />
von Landmaschinen hat hier<br />
eine lange Tradition. Alles begann mit<br />
Michael Ködel, der 1870 eine mechanische<br />
Werkstatt gründete und wenige<br />
Jahre später einfache Landmaschinen<br />
produzierte. 1890 wurde dort mit der<br />
Produktion von Dreschmaschinen<br />
begonnen. 1909 übernahm sein Sohn<br />
Wilhelm zusammen mit dem Schwiegersohn<br />
Paul Böhm die Firma.<br />
In den 1930er-Jahren entstand so in<br />
Lauingen die größte Dreschmaschinenfabrik<br />
Europas. 1940 begann die<br />
Firma unter dem neuen Namen Ködel<br />
& Böhm mit der Entwicklung des<br />
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