CDU-Magazin Einblick (Ausgabe 16) - Thema: Werte
Das politische Magazin der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages
Das politische Magazin der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages
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MAGAZIN DER <strong>CDU</strong>-FRAKTION DES SÄCHSISCHEN LANDTAGES AUSGABE <strong>16</strong><br />
WERTE BEWAHREN<br />
WAS SACHSEN ZUSAMMENHÄLT<br />
Vereine<br />
Von Feuerwehr, Sport<br />
und Heimatpflege<br />
Familien<br />
Sie sind das Herz<br />
unserer Gesellschaft<br />
Glauben<br />
Eine Nonne und ein<br />
Politiker im Gespräch
Wer|te, die<br />
Wortart: Singular von „Wert, der“; Substantiv, maskulin<br />
Wortherkunft: mittelhochdeutsch wert, althochdeutsch werd,<br />
substantiviertes Adjektiv<br />
Bedeutung: <strong>Werte</strong> sind bedeutsame und tief verwurzelte<br />
Überzeugungen, Haltungen, Einstellungen und Ideale. Sie<br />
spielen eine große Rolle für Gesellschaft und Kultur. Einzelne<br />
Philosophen sind der Ansicht, dass die Wertfrage bereits seit<br />
den Anfängen des philosophischen Denkens gestellt worden<br />
sei, so vor allem in der Güterethik des Aristoteles. Platon beschrieb<br />
in seinem Werk die Idee des Guten.<br />
Das Hambacher Fest: Am 27. Mai 1832 feierten rund 30.000<br />
Menschen das Hambacher Fest, wohl eines der bedeutendsten<br />
Ereignisse der deutschen Demokratiegeschichte und <strong>Werte</strong>findung.<br />
Bei der ersten politischen Massenkundgebung in<br />
Deutschland vor 1848 forderten die Teilnehmer die nationale<br />
Einheit Deutschlands. Außerdem verlangten sie ein „conföderiertes<br />
republikanisches Europa“, Presse-, Meinungs-, Versammlungsfreiheit<br />
sowie die Gleichberechtigung der Frauen. In der<br />
Revolution von 1848/49 wurden die in Hambach ausgesprochenen<br />
<strong>Werte</strong>, Wünsche und Ziele erneut aufgegriffen und bildeten<br />
damit die Grundlage des Grundrechtskatalogs der Paulskirchenverfassung.
EDITORIAL<br />
<strong>Werte</strong> sind die Glaubenssätze, nach denen<br />
wir leben wollen. Sie können uns<br />
in schwierigen Situationen leiten und<br />
uns helfen, ein erfülltes Leben zu führen.<br />
<strong>Werte</strong> geben uns Orientierung und Identität.<br />
Es sind die elementaren Bausteine<br />
unserer Kultur.<br />
Als <strong>CDU</strong>-Fraktion orientieren wir uns am<br />
christlichen Bild vom Menschen und seiner<br />
unantastbaren Würde. Für uns sind<br />
<strong>Werte</strong> geben uns Orientierung<br />
und Identität.<br />
die Grundwerte Freiheit, Solidarität und<br />
Gerechtigkeit bindend. Wir streben nach<br />
dem richtigen Verhältnis der Grundwerte<br />
zueinander. Ich nenne das: Politik mit<br />
Maß und Mitte.<br />
Im Sachsenmonitor ist zu lesen, dass<br />
die Sachsen ein großes emotionales<br />
Bedürfnis nach Heimat haben. Besonders<br />
wichtig sind ihnen – laut der Umfrage<br />
– die persönlichen Bindungen zu<br />
Familie, Freunden und Verwandten am<br />
Wohnort. Auch die kulturelle Bindung<br />
an Traditionen und Brauchtümer der<br />
Region hat einen hohen Stellenwert für<br />
das Heimatgefühl der Sachsen.<br />
Als Konservativer überrascht mich ein<br />
solches Umfrageergebnis kaum. Schließlich<br />
sind für meine Fraktion und mich<br />
Heimat und Familie die zentralen Eckpunkte<br />
unseres <strong>Werte</strong>-Kanons. Wir wissen<br />
sehr konkret, für wen und aus welcher<br />
Überzeugung heraus wir<br />
Politik machen. Uns geht es nicht<br />
um Weltanschauungen, sondern<br />
um die Gestaltung unseres gesellschaftlichen<br />
Miteinanders.<br />
Daher ist es mir ein persönliches Anliegen,<br />
den Zusammenhalt in der Gesellschaft<br />
zu fördern. Wie? Durch Zuhören,<br />
Meinungen ernst nehmen, Überzeugungen<br />
klar vertreten und Wort halten<br />
– auch in schwierigen Zeiten. Nur so<br />
entsteht Vertrauen!<br />
Ich bin ein Freund klarer Worte und<br />
scheue mich nicht, auch unangenehme<br />
Wahrheiten auszusprechen. Debatten<br />
führe ich gern hart in der Sache, lege jedoch<br />
Wert darauf, jede Meinung zu hören<br />
und mit einzubeziehen. Für mich ist Politik<br />
deshalb niemals alternativlos!<br />
Mit diesem EINBLICK-<strong>Magazin</strong> unserer<br />
Fraktion möchte ich Sie, liebe Leser, auf<br />
eine Reise durch unsere <strong>Werte</strong>-Welt einladen.<br />
Sie werden erfahren, was mich<br />
und meine Fraktionskollegen bewegt,<br />
motiviert und beeindruckt.<br />
Ihr Christian Hartmann<br />
Fraktionsvorsitzender<br />
<strong>CDU</strong>-Fraktion des Sächsischen Landtages<br />
INHALT<br />
12<br />
14<br />
20<br />
24<br />
30<br />
Stasi-Opfer nicht vergessen<br />
Erinnerung an die Friedliche Revolution<br />
Opas Traum vom Schützenfest<br />
Susan Leithoff über <strong>Werte</strong> und Tradition<br />
Schwester Filipa und der Politiker<br />
Ein Gespräch über Gott und die Welt<br />
Familie<br />
Sachsen erzählen von ihren Lebensentwürfen<br />
Schule ist mehr als Lesen und Schreiben<br />
Für die Praxis lernen in der Werkschule Milkau<br />
36<br />
42<br />
48<br />
52<br />
66<br />
„Ich kann nicht wegschauen, wenn jemand leidet“<br />
Feuerwehrfrau Nicole Kaul über ihr Engagement<br />
<strong>Werte</strong>-Debatte in der Fotobox<br />
Nachwuchs trifft auf Senior<br />
Wirtschaft mit Geschichte<br />
Unternehmer setzen sich für die Region ein<br />
Beruf: Schöpfungsbewahrer<br />
Landwirtschaft betreibt aktiven Umweltschutz<br />
Ich bin der Kleingarten-Sheriff<br />
Michael Baumann bewahrt eine Leipziger Erfindung<br />
IMPRESSUM Herausgeber: <strong>CDU</strong>-Fraktion des Sächsischen Landtages, Bernhard-von-Lindenau-Platz 1, 01067 Dresden, Telefon 0351 493-5501, www.cdu-fraktion-sachsen.de Redaktion: Christian Fischer (V.i.S.d.P.), STAWOWY, Dr. Christopher M. Brinkmann<br />
Fotos: Adobe Stock: jirsak (1); areporter (33); Sebastian Winterscheid (1, 10, 11, 20–23, 24–28, 30–32, 36–38, 40–41); Trotz intensiver Recherche ist es uns leider nicht in allen Fällen gelungen, die Inhaber von Bild-und Fotorechten der abgebildeten Werke ausfindig zu<br />
machen. Eventuell bestehende Ansprüche werden selbstverständlich im Rahmen der üblichen Vereinbarungen abgegolten. Nicht genannte Rechteinhaber können sich gerne an peter@stawowy-verlag.de wenden. (2); Alexander Fuhrmann (4–5, 6–7, 14–18, 19, 34–35,<br />
42–43, 44, 45, 54–55, 62, 67); IMAGO / Sylvio Dittrich (8–9); Christian Fischer (12–13); Privat Susanne Pehse (29); Leon Petzoldt (39, 50–51); Jens Kugler (46); Tourismusverband Erzgebirge e.V./ Wolfgang Schmidt (46–47); Eric Münch (48–49); Privat Georg-Ludwig<br />
von Breitenbuch (52–53); Detlev Müller (56–57); Holm Helis (58–60); luckybusiness (61); Anika Dollmeyer (65); Deutsches Kleingärtnermuseum (66) Druck: Druckerei Oskar Görner GmbH, Melanchthonstraße 1–7, 09126 Chemnitz Veröffentlichung: November 2022.<br />
Diese Publikation dient der Information über die parlamentarische Arbeit der <strong>CDU</strong>-Fraktion des Sächsischen Landtages. Eine Verwendung für Parteienwerbung oder im Wahlkampf ist nicht zulässig.
NATUR VERMITTELN<br />
Durch die vergleichsweise feuchte Witterung<br />
im Vogtland ist der Wald hier gut erhalten.<br />
Der Waldpark Grünheide kann so viel für<br />
Schulklassen und Vereine bieten. Seit drei<br />
Jahren sehr beliebt: der Kletterpark. Gut gesichert<br />
testen Kinder und Jugendliche hier auf<br />
verschiedenen Parcours ihre Geschicklichkeit<br />
4
Sören Voigt<br />
Parlamentarischer<br />
Geschäftsführer<br />
NACHHALTIG<br />
„Die Arbeit unserer KiEZe ist sehr<br />
wertvoll. Sie wirkt sich positiv und<br />
nachhaltig auf junge Menschen aus<br />
und muss weiter unterstützt werden.<br />
Dafür setze ich mich auch als Präsident<br />
der sächsischen KiEZe gerne ein!“<br />
Joachim Otto steht im Kletterpark von Grünheide im Vogtland und schaut ins<br />
Grüne. „Als außerschulischer Lernort wollen wir der Jugend die Natur, den Wald und<br />
den nachhaltigen Umgang mit beidem näherbringen“, sagt er. „Dabei setzen wir viel auf<br />
Sport und Bewegung.“ Otto ist Geschäftsführer des KiEZ Waldpark Grünheide. KiEZ steht<br />
dabei für Kinder- und Jugenderholungszentren Sachsen, das ist der Dachverband der ingesamt<br />
fünf KiEZe im Freistaat. Viele Schulklassen nutzen die Angebote, aber auch Wintersportler<br />
und einfache Touristen kommen in den Waldpark. Auf dem 18 ha großen Gelände<br />
stehen saisonal 500 Betten zur Verfügung, die sich auf Zwei- und Mehrbettzimmer<br />
in Gästehäusern, Bungalows und Ferienwohnungen verteilen. „Mir ist der gesellschaftliche<br />
Zusammenhalt sehr wichtig. Mit meiner Arbeit im Verein möchte ich zusammen<br />
mit unseren 42 Mitarbeitern eine hochwertige Freizeitgestaltung für alle Kinder und<br />
Jugendlichen gewährleisten. Aktiv sein und körperliche Ertüchtigung haben auch etwas<br />
mit Gesundheitsprävention zu tun“, ist sich Joachim Otto sicher.<br />
Wertschätzung für den Wald vermitteln:<br />
Joachim Otto nimmt sich gerne Zeit, um dem<br />
Nachwuchs die Natur zu erklären. „Jeder soll<br />
mitgenommen werden“, sagt er<br />
5
TRADITION ERHALTEN<br />
An der frischen Luft und in der Natur – Marcel<br />
Reinhardt ist die Leidenschaft beim Fischen<br />
anzusehen. Der Fischwirtschaftsmeister legt<br />
Wert auf Nachhaltigkeit, um so an seinen<br />
Teichen den besten Fisch für seine Kunden<br />
zu produzieren. Mit seiner Arbeit pflegt er<br />
gleichzeitig eine jahrhundertealte Tradition<br />
6
Jörg Kiesewetter<br />
<strong>CDU</strong>-Abgeordneter<br />
WERTVOLL<br />
„Menschen wie Marcel Reinhardt, die<br />
Tradition und Unternehmertum verbinden,<br />
sind eine Bereicherung für unsere<br />
Kultur und unser Land.“<br />
Gemütlich rumsitzen und abwarten ist für Marcel Reinhardt nichts. Und mit dem<br />
typischen Angler, der am Rande eines Sees oder fließenden Gewässers steht, hat er<br />
schon gar nichts gemein. Der Fischwirtschaftsmeister arbeitet immer mit vollem<br />
Körpereinsatz. Als Chef seines eigenen Fischereibetriebs Fisch-Reinhardt in Löbnitz<br />
kümmert er sich um die Teichwirtschaft Reibitz. „Den Job mache ich aus Leidenschaft.“<br />
Gemeinsam mit seinem Team züchtet der 38-Jährige Karpfen und Edelfische. „Fischen<br />
ist für mich Lebensinhalt. Ich bin sehr naturverbunden und bin gerne am Wasser“, erzählt<br />
der gelernte Fischwirt aus Nordsachsen. Teichwirtschaft hat in Sachsen eine jahrhundertelange<br />
Tradition. Im Freistaat gibt es über 45.000 Hektar Teiche, Fließgewässer<br />
und Seen, in denen gefischt werden kann. In der Binnenfischerei produzieren die<br />
sächsischen Betriebe jährlich etwa 3.500 Tonnen Speisefisch. Das Fischbrötchen gibt<br />
es daher nicht nur am Meer, sondern auch direkt aus der Region. Bei den Kunden von<br />
Reinhardt sind vor allem Delikatessen wie Räucherfisch oder frische hausgemachte Salate<br />
und Marinaden beliebt. Mit seinem Fischwagen ist er jede Woche überwiegend<br />
in der Region zwischen Delitzsch und Bad Düben unterwegs. Aber auch überregional<br />
zu Firmenevents, Stadtfesten, Bauernmärkten und Sportevents baut er seinen Stand<br />
auf. Zwischen Oktober und Ostern ist zudem am Wochenende der Hofladen in Reibitz<br />
geöffnet. „Bei unserer Produktion ist mir Nachhaltigkeit wichtig. Daher ist mir auch<br />
eine gute Ökobilanz sehr wichtig“, sagt der Fischereimeister. Mit Gummistiefeln und<br />
Spezialhose steigt Marcel Reinhardt in einen seiner Teiche. Mit einer geschickten Köcherbewegung<br />
holt er einen Fisch aus dem Wasser. „Ein schöner Fang“, freut er sich.<br />
7
8
GLAUBEN VERBREITEN<br />
Aloyisus Mikwauschk<br />
<strong>CDU</strong>-Abgeordneter<br />
ERHEBEND<br />
„Die Teilnehmer des Osterreitens pflegen<br />
einen der erhebendsten Bräuche der<br />
Oberlausitz, ein prägendes Bekenntnis<br />
christlichen Glaubens.“<br />
„Das Osterreiten hat in der Oberlausitz eine über 400-jährige Tradition“, sagt<br />
Dr. Benno Walde. Der Zahnarzt aus Räckelwitz ist seit fast 40 Jahren zu Ostern bei der<br />
Prozession in der Nachbargemeinde Ralbitz als Osterreiter dabei. Gemeinsam verkünden<br />
die Reiter mit ihren festlich geschmückten Pferden die Auferstehung Jesu Christi.<br />
Das Osterreiten entwickelte sich aus dem ursprünglich heidnischen Flurritt zu einer<br />
zutiefst christlichen Tradition“, erzählt der 67-jährige gläubige Katholik. Wir bringen<br />
singend die frohe Osterbotschaft von einer Pfarrei zur Anderen und stärken damit<br />
den Glauben sowie die Gemeinschaft der Christen.“ Die Lieder werden abhängig<br />
von der Osterreiterprozession in sorbischer oder deutscher Sprache gesungen und so<br />
ins Land getragen. Die Osterreiter bereiten die Prozession in eigener Verantwortung<br />
jedes Jahr mit viel Liebe zum Detail vor. Die Pferde werden zum Teil von weither ausgeliehen<br />
und bekommen das spezielle Oster-Pferdegeschirr angelegt. Neue Reiter<br />
müssen zuvor den Gesang einüben. Vor der Wallfahrtskirche in Rosenthal treffen sich<br />
am Sonntag die Osterreiter des Dorfes, um sich dann gemeinsam zur Hauptprozession<br />
nach Ralbitz auf den Weg zu begeben. Vom dortigen Pfarrer gesegnet, machen<br />
sich 280 Reiter – alles Männer – früh auf den Weg nach Wittichenau, überbringen die<br />
Osterbotschaft und sind am Abend wieder daheim“, sagt Benno Walde.<br />
9
WERTE IN ZAHLEN<br />
91<br />
90<br />
der Sachsen sehen in der Demokratie<br />
eine gute Regierungsform.<br />
87<br />
der Sachsen finden das Engagement für Vereine<br />
und Kirche wichtig oder sehr wichtig.<br />
der Jugendlichen ist ein gutes<br />
Familienleben wichtig.<br />
88<br />
der Sachsen ist die politische<br />
Bildung an Schulen wichtig.<br />
der Jugendlichen wollen später<br />
2/3selber einmal Kinder haben.<br />
53<br />
der Sachsen halten die Erinnerung an die<br />
Friedliche Revolution für sehr wichtig.<br />
87<br />
der Jugendlichen sehen Fleiß<br />
und Ehrgeiz als wichtige Tugenden.<br />
70<br />
der Jugendlichen legen auf ein<br />
umweltbewusstes Verhalten Wert.<br />
10<br />
Quellen: Sachsen-Monitor 2021/22 und 18. Shell-Jugendstudie
<strong>Werte</strong> geben eine Orientierung für das gesellschaftliche<br />
Zusammenleben. Daher ist es<br />
relevant zu erfassen, was den Menschen im<br />
Land wichtig ist<br />
IMMER MEHR<br />
FAMILIEN ZIEHEN<br />
AUFS LAND<br />
Eine gute Übersicht für Sachsen gibt der Sachsen-Monitor. Die<br />
Umfrage erfasst die Meinung zum Leben im Freistaat und die<br />
Erwartungen der Bürger zur Zukunft. Die aktuellen Zahlen<br />
wurden zwischen November 2021 und März 2022 erhoben.<br />
Deutlich zu sehen ist, dass die Sachsen die Demokratie als eine<br />
gute Regierungsform sehen. Die größte Zustimmung kam mit<br />
94 Prozent aus den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen. Danach<br />
folgten Chemnitz und das Erzgebirge (93 Prozent) sowie<br />
Dresden und die Sächsische Schweiz/Osterzgebirge (91 Prozent).<br />
Weniger Zustimmung kam aus den Landkreisen Vogtland/Zwickau<br />
(88 Prozent) und der Oberlausitz (83 Prozent).<br />
Seit dem letzten Sachsen-Monitor 2018 ist das Interesse der<br />
Sachsen an Politik um 10 Prozentpunkte angestiegen. Damit<br />
ist auch zu erklären, dass politische Bildung an Schulen einem<br />
Großteil der Bürger im Freistaat wichtig ist. Auch die Erinnerung<br />
an die Friedliche Revolution möchte über die Hälfte aufrechterhalten.<br />
Um die demokratische Ordnung in Deutschland<br />
zu schützen, ist für die Meisten Sachsen das Engagement in<br />
Vereinen oder in der Kirche wichtig oder sehr wichtig. Die Shell<br />
Jugendstudie erfasst, ob sich <strong>Werte</strong> mit einer neuen Generation<br />
wandeln. Seit 1953 werden in ihr Sichtweisen, Stimmung<br />
und Erwartungen der 12 bis 15-Jährigen in Deutschland abgebildet.<br />
Die aktuellen Zahlen stammen aus der 18. Auflage von<br />
2019. Ein wichtiges <strong>Thema</strong> für die Heranwachsenden ist der<br />
Klimawandel. Um diesem zu begegnen, fordert ein Großteil<br />
der Jugendlichen ein umweltbewusstes Verhalten.<br />
Felix und Laura Stierl vor<br />
ihrem neuen Eigenheim<br />
Wohnungsnot, knappe Kitaplätze, wenig Platz, kaum<br />
Grün: Es gibt gute Gründe, warum es junge Familien<br />
aufs Land zieht. Der Freistaat Sachsen unterstützt<br />
gezielt Familien, die Häuser im ländlichen Raum erwerben<br />
oder denkmalgeschützte Objekte renovieren.<br />
Gerade erst hat der sächsische Regionalminister und<br />
<strong>CDU</strong>-Abgeordnete Thomas Schmidt mit seinem Ministerium<br />
das Förderprogramm „Familienwohnen“<br />
verbessert und damit auf die gestiegenen Baupreise<br />
reagiert. Die maximal zulässigen Gesamtausgaben für<br />
die Schaffung oder den Erwerb von Wohneigentum<br />
sind von bisher 300.000 Euro auf nun 425.000 Euro gestiegen.<br />
Das gilt für Zwei-Personen-Haushalte, für jede<br />
weitere im Haushalt lebende Person erhöht sich die<br />
Summe um 55.000 Euro (bisher 40.000 Euro). Die günstigen<br />
Zinskonditionen von aktuell 0,75 Prozent über die<br />
Laufzeit von 25 Jahren bleiben bestehen. Die Beantragung<br />
des Programms erfolgt über das Förderportal der<br />
Sächsischen Aufbaubank – Förderbank (SAB).<br />
Das gesellschaftliche Miteinander ist auch für den Nachwuchs<br />
weiterhin wichtig. Für die Mehrheit sind nach wie vor gute<br />
Freunde (97 Prozent), eine vertrauensvolle Partnerschaft (94 Prozent)<br />
und ein gutes Familienleben (90 Prozent) wichtige <strong>Werte</strong>.<br />
Beständig ist die Einstellung zu Fleiß und Ehrgeiz. Seit der Jugendbefragung<br />
von 2002 ist die Meinung hier gleichgeblieben.<br />
Sie sind gerade mit dem Töchterchen<br />
eingezogen. Aber noch ist einiges zu tun<br />
11
STASI-OPFER<br />
NICHT VERGESSEN<br />
Ein Blick in eine Zelle in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt<br />
der Stasi in Dresden. Häftlinge<br />
sollten sich hier schnell einem übermächtigen Apparat<br />
ohnmächtig ausgeliefert fühlen<br />
Rund 10.000 Menschen saßen zwischen 1950 und 1989 allein im Dresdner Stasi-<br />
Knast. Ihr einziges Verbrechen: die Sehnsucht nach Freiheit<br />
12
„Republikflucht“ war in der DDR ein<br />
Straftatbestand – und das Ministerium<br />
für Staatssicherheit hat alle Menschen<br />
gnadenlos verfolgt, die sich nach Freiheit<br />
und Demokratie sehnten. Tausende<br />
landeten in den Stasi-Gefängnissen.<br />
Eines ist die ehemalige Untersuchungshaftanstalt<br />
auf dem Gelände der Bezirksverwaltung<br />
des MfS auf der Bautzner<br />
Straße in Dresden. Hier war zu<br />
Zeiten der SED-Diktatur „der Wirkungsort<br />
eines umfassenden Repressionsapparats,<br />
verantwortlich für politische<br />
Verfolgung, Haft und psychische Folter“,<br />
wie es die heutige Gedenkstätte<br />
beschreibt. Mitten im für seine Villen<br />
bekannten edlen Dresdner Elbhang errichtete<br />
zuerst die sowjetische Besatzungsmacht<br />
und später die Stasi ihre<br />
Spitzel-Zentrale.<br />
Für die <strong>CDU</strong>-Fraktion stehen die Opfer<br />
im Mittelpunkt. „Es ist erschreckend,<br />
dass bis heute durch die Aufarbeitung<br />
der Stasi-Unterlagenbeauftragten und<br />
Opferverbände immer wieder neue<br />
Formen von Repression bekannt werden,<br />
deren Nachweisbarkeit für die Opfer<br />
sehr schwer möglich ist. Durch die<br />
fristlose Verlängerung der Rehabilitationsmöglichkeiten<br />
sichern wir einen<br />
späten Sieg der Gerechtigkeit für die<br />
SED-Opfer“, sagt der <strong>CDU</strong>-Rechtspolitiker<br />
Martin Modschiedler. Das Stasi-Untersuchungsgefängnis<br />
in Dresden ist<br />
aber auch ein Symbol für die Überwindung<br />
der Diktatur! Am 5. Dezember<br />
1989 wurde das Gelände mit der Bezirksverwaltung<br />
von Dresdner Bürgern<br />
gewaltlos besetzt. Einer von ihnen war<br />
der spätere Oberbürgermeister Dr. Herbert<br />
Wagner, ein Mitglied der „Gruppe<br />
der 20“, die in Dresden die Friedliche<br />
Revolution anführte.<br />
Kaum zu glauben: Über zehn Kilometer<br />
Akten hatten die zuletzt etwa<br />
3.500 hauptamtlichen und 13.000<br />
inoffiziellen Mitarbeiter im Bezirk<br />
Dresden über ihre Mitbürger angelegt.<br />
„Sie dokumentieren die Schicksale<br />
der etwa 10.000 Menschen, die<br />
zwischen 1950 und 1989 von der<br />
Dresdner Staatssicherheit inhaftiert<br />
wurden“, erklärt die Gedenkstätte.<br />
Die <strong>CDU</strong>-Fraktion will die Erinnerung<br />
Dresdner Bürger besetzen 1989<br />
die Stasi-Zentrale auf der Bautzner<br />
Straße in Dresden und fordern die<br />
Herausgabe ihrer Akten<br />
<strong>CDU</strong>-Fraktionschef Christian Hartmann<br />
(li.) mit Dresdens Ex-OB und Wendeheld<br />
Dr. Herbert Wagner und der Leiterin der<br />
Gedenkstätte, Uljana Sieber, im ehemaligen<br />
Hafthaus<br />
an die Opfer des SED-Regimes wachhalten.<br />
Deshalb lud sie mit ihrem Johann<br />
Amos Comenius Club Sachsen<br />
(JACC) am 17. Juni zum Gedenken an<br />
den Volksaufstand in der DDR hierher<br />
ein. „Mit unserer jährlichen Veranstaltung<br />
wollen wir daran erinnern,<br />
wo wir hergekommen sind. Freiheit<br />
und Demokratie gibt es nicht zum<br />
Nulltarif“, erklärt <strong>CDU</strong>-Fraktionschef<br />
Christian Hartmann.<br />
13
Auf dem Hof der Familie der Oederaner <strong>CDU</strong>-Abgeordneten<br />
Susan Leithoff wurde zum Schützenfrühstück geladen. Ein<br />
gesellschaftlicher Höhepunkt mit Schützenverein, Feuerwehr<br />
und Landfrauen. Hier sprachen wir über klassische <strong>Werte</strong>,<br />
Familie und das Gute am Konservativsein<br />
14
OPAS TRAUM VOM<br />
SCHÜTZENFEST<br />
Die <strong>CDU</strong>-Politikerin Susan Leithoff<br />
mit ihrem Cousin und Schützenkönig<br />
Kurt Bergelt (re.) beim Schützenfrühstück<br />
auf dem elterlichen Hof<br />
der Familie im Oederaner Ortsteil<br />
Schönerstadt. Ihren verstorbenen<br />
Großvater Günther Bergelt (kl. Foto)<br />
hätte das urige Spektakel gefreut<br />
15
Die selbstständige Rechtsanwältin Susan Leithoff wurde 2019 für den<br />
Wahlkreis Mittelsachsen 1 als direkt gewählte Abgeordnete in den<br />
Landtag gewählt<br />
„<strong>Werte</strong> können<br />
niemals aus der<br />
Mode geraten.“<br />
Susan Leithoff, <strong>CDU</strong>-Abgeordnete<br />
Wir wollen über <strong>Werte</strong> reden. Mit welchen <strong>Werte</strong>n sind Sie aufgewachsen?<br />
Susan Leithoff: „Mir wurden ganz klassische <strong>Werte</strong> mitgegeben.<br />
Also Pünktlichkeit, Gerechtigkeit, Einsatz und Engagement für<br />
andere, nicht immer nur an sich selber denken. Ich bin ja in einer<br />
vergleichsweise großen Familie aufgewachsen.“<br />
Und da war man füreinander da?<br />
„Natürlich! Es ging auch nicht anders. Meine Mutter hat mich<br />
sehr jung bekommen und es war immer so, dass die ganze Familie<br />
für einen da war. Jeder für jeden. Man hat zusammengehalten.<br />
Das hat mich geprägt.“<br />
Wer hat Sie da bei den <strong>Werte</strong>n am meisten geprägt?<br />
„Meine Eltern, aber auch meine Großeltern, besonders mein<br />
Großvater!“<br />
Was haben Sie von ihm mitgenommen?<br />
„Mein Opa war immer ein Macher. Er war das klassische Familienoberhaupt.<br />
Er hat alle Fäden zusammengehalten. So etwas<br />
wie Faulheit gab es bei uns nicht. Wir waren immer engagiert<br />
und von Kindesbeinen an in sämtlichen Vereinen.“<br />
Er war also recht aktiv – und das zu DDR-Zeiten?<br />
„Mein Opa selbst war über 30 Jahre Vorsitzender unseres Sportvereins<br />
in Schönerstadt. Er war auch LPG-Vorsitzender zu seiner<br />
Zeit – aber ohne Parteibuch! Dass er das ohne geschafft hat, war<br />
ihm besonders wichtig.“<br />
Und heute schaut er vom Himmel runter und freut sich?<br />
„Ja, weil wir bei uns das Schützenfrühstück ausrichten! Er war<br />
viele Jahre Mitglied im Schützenverein. Immer war es sein<br />
Traum, einmal Schützenkönig zu werden. Und das ist meinem<br />
Opa trotz seiner Zielstrebigkeit nie gelungen.“<br />
Aber Ihr Cousin Kurt hat es geschafft?<br />
„Genau! Im letzten Jahr ist Kurt Schützenkönig geworden. Zuvor<br />
hat er von meiner Oma Opas Hosenträger bekommen. Die sollten<br />
ihm Glück bringen. Und das haben sie!“<br />
Wie stark hat Sie diese wertorientierte Familie geprägt?<br />
„Durch und durch. Sogar meine Berufswahl zur Rechtsanwältin<br />
hat damit zu tun. Denn was ich mitbekommen habe, ist ein<br />
ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. Wenn ich irgendwo Dinge als<br />
Unrecht empfand, dann habe ich mich dafür eingesetzt, dass es<br />
gerechter zugeht.“<br />
Wie sind Sie zur Politik gekommen?<br />
„Wir hatten in unserem Ort einen Kindergarten. Es war einer<br />
der ältesten in Mittelsachsen. Doch die Stadt wollte ihn<br />
schließen. Dieser Kindergarten war bei uns im Ort der soziale<br />
Treffpunkt. Wir haben eine Elterninitiative gegründet und<br />
um den Erhalt gekämpft.“<br />
<strong>16</strong>
Also Konservativismus in Reinform.<br />
(lacht) „Ja, wir wollten dieses Alte, Traditionelle bewahren und<br />
zukunftsfähig machen. Wir haben ein Ehrenamtskonzept entwickelt.<br />
Der ganze Ort hat mitgemacht. Jeder wusste, montags<br />
von 10 bis 12 ist derjenige da, von 13 bis <strong>16</strong> ein anderer. Dadurch<br />
wäre die Erzieherin nicht allein gewesen und die Stadt hätte keine<br />
Extrakosten gehabt.“<br />
Hat es geholfen?<br />
„Leider nein. Es hat am Ende nicht gereicht. Wir haben aber<br />
nicht aufgegeben und an einer Alternative für den sozialen<br />
Treffpunkt gearbeitet. An der Stelle, wo der Kindergarten<br />
stand, haben wir gemeinsam mit der Stadt einen Spielplatz<br />
errichtet.“<br />
Dieses Engagement war Ihr Weg in die Politik?<br />
„Irgendwann kamen damals Leute auf mich zu und fragten, ob<br />
ich mich nicht im Stadtrat engagieren möchte. Und die <strong>CDU</strong><br />
kam auch. Ich dachte mir, man sollte nicht immer nur meckern,<br />
man sollte auch einfach mal machen. So bin ich in den Stadtrat<br />
gekommen, für die <strong>CDU</strong>, zunächst ohne Parteimitglied zu sein.<br />
Von dort war dann mein Weg irgendwie vorgezeichnet. Heute<br />
bin ich Kreisvorsitzende, Landtagsabgeordnete und stellvertretende<br />
Fraktionsvorsitzende.“<br />
Wie modern sind heute noch <strong>Werte</strong>?<br />
„<strong>Werte</strong> sollten niemals aus der Mode geraten. Ein grundlegender<br />
<strong>Werte</strong>kanon ist das, was unserem Miteinander das Fundament<br />
gibt. Wir können in der Gesellschaft nur miteinander klarkommen,<br />
wenn jeder eine gewisse gemeinschaftliche <strong>Werte</strong>basis<br />
akzeptiert. Zudem ist nicht alles, was unseren Großeltern wichtig<br />
war, schon allein deswegen abgedroschen. Ich glaube, an<br />
Pünktlichkeit, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Fleiß orientierten<br />
sich unsere Vorfahren, und unsere Nachfahren werden diese<br />
ebenfalls mittragen.“<br />
Fleiß und Pünktlichkeit nennt der Volksmund deutsche Tugenden.<br />
Wie gehen Sie mit Unpünktlichkeit um?<br />
„Pünktlichkeit hat für mich einen hohen Stellenwert. Aber es ist<br />
auch das, wo ich noch am ehesten Verständnis habe, wenn es<br />
mal nicht funktioniert. Ich weiß, dass bei einem vollen Terminkalender<br />
immer etwas dazwischenkommen kann. Aber Sie werden<br />
es bei mir nie erleben, dass, wenn ich zu spät komme, und<br />
sei es nur fünf Minuten, dass ich nicht Bescheid gebe.“<br />
Schon bei fünf Minuten?<br />
„Ja. Auch meine Mutter lacht sich kaputt, wenn ich mich zum<br />
Kaffeetrinken um fünf Minuten verspäte und deshalb anrufe.<br />
Aber das gehört sich für mich so. Man kann sich immer verspäten,<br />
dafür habe ich Verständnis, aber man sollte es mitteilen.<br />
Dafür macht man schließlich Zeiten aus. Es ist wahrscheinlich<br />
auch so ein Anwaltsding, denn Fristen sind da, um<br />
eingehalten zu werden.“<br />
Wertverlust ist für unsere Gesellschaft ein Problem …<br />
„… das wir heute leider haben! Weil in unserer Gesellschaft<br />
Individualismus um sich greift und damit zunehmend auch<br />
Eigennutz an Stellenwert gewinnt. Und dann kommt die Gesellschaft<br />
in Schieflage. Konservativ sein, also <strong>Werte</strong> und die<br />
positiven Errungenschaften der Vorfahren zu bewahren, ist<br />
also fundamental für unser Zusammenleben. Zudem sehe ich<br />
ein ernsthaftes Problem darin, wenn versucht wird, ‚neue <strong>Werte</strong>‘<br />
von oben herab der Gesellschaft überzustülpen. Wenn sich<br />
etwa eine Minderheit daran macht, unter dem Deckmantel von<br />
‚modern oder progressiv‘ einen <strong>Werte</strong>wandel zu erzwingen.“<br />
HIER BEGANN MEIN<br />
WEG IN DIE POLITIK<br />
Im Oederaner Ortsteil Schönerstadt stand der wohl älteste<br />
Kindergarten Mittelsachsens. Aber für die Stadtverwaltung<br />
war er nicht mehr wirtschaftlich. Eine Eltern-<br />
initiative um Susan Leithoff kämpfte trotzdem um den<br />
Erhalt. Mit ehrenamtlich Engagierten stellten sie sogar<br />
einen Betreuungsplan auf. Dabei wurden den Kindern<br />
vom Imker über Bauern bis zur Kräuterfrau viele spannende<br />
Themen angeboten. Aber sie scheiterten. Danach<br />
wollte Susan Leithoff den Platz wenigstens als soziales<br />
Zentrum des Ortes erhalten und kämpfte erfolgreich<br />
dafür, dass ein moderner Spielplatz errichtet wurde.<br />
Auch deswegen wählten die Bürger von Schönerstadt<br />
die selbstständige Anwältin zu ihrer Ortsvorsteherin.<br />
Das war der Beginn ihrer politischen Karriere.<br />
17
Wie zum Beispiel das Gendern?<br />
„Hier müssen wir differenzieren, um nicht mit Gleichberechtigung<br />
zwischen Mann und Frau – die wichtig und voranzutreiben<br />
ist – in Konflikt zu geraten. Gendern ist nicht<br />
Gleichberechtigung. Gendern und die Ausbreitung dieser Art<br />
der Sprache heißt: Eine Minderheit gibt vor, wie wir sprechen<br />
sollen, um damit angeblich oder mindestens vermeintlich<br />
andere Geschlechter sichtbar zu machen. Hier wird versucht,<br />
ein linkes Weltbild mittels einer wenig praktikablen, grammatikalisch<br />
fragwürdigen Sprache in der Gesellschaft zu verankern.<br />
Das merken die Menschen. Und die überwiegende<br />
Mehrheit möchte das nicht. Für mich persönlich kommt Gendern<br />
nicht in Frage, Gleichberechtigung aber schon. Das muss<br />
man unterscheiden!“<br />
Was sagen Sie zum <strong>Thema</strong> Quote?<br />
„Ich bin für echte Gleichberechtigung, aber dafür brauchen wir<br />
keine Quote. Echte Gleichberechtigung heißt nämlich nicht Bevorzugung<br />
von Frauen, sondern dass Männer und Frauen die<br />
gleichen Chancen haben. Die Quote führt aber dazu, dass die<br />
Qualität am Ende nicht mehr entscheidend ist, sondern das Geschlecht.<br />
Ich denke, ich stehe beispielhaft dafür, dass wir keine<br />
Quote brauchen.“<br />
Macht die <strong>CDU</strong>-Fraktion im Landtag genug, um <strong>Werte</strong> in unserem<br />
Land aufrechtzuerhalten?<br />
„Wir sind diejenigen, die am meisten für die anerkannten gesellschaftlichen<br />
<strong>Werte</strong> kämpfen. Ob das genug ist, darüber kann<br />
man streiten. Es kann immer und überall mehr getan werden.<br />
Aber von den anderen Parteien sehe ich hinsichtlich dieses <strong>Werte</strong>kanons<br />
wenig.“<br />
Welche drei <strong>Werte</strong> sind für Sie als Politikerin die wichtigsten?<br />
„1. Ehrlichkeit. 2. Gerechtigkeit und 3. selbstverständlich Familie.<br />
Drittens deswegen, weil ohne familiäre Bindungen und den<br />
Rückhalt der Familie könnte ich kaum meinen Anspruch von<br />
verantwortungsvoller Politik erfüllen. Ich würde es nicht schaffen,<br />
das notwendige Pensum zu fahren.“<br />
Familie gibt auch Orientierung?<br />
„Und die brauchst Du in der Politik! Meine Familie erdet mich.<br />
Sie geigen mir auch mal die Meinung. Wir haben dieses Abkommen<br />
- meine Familie, meine Freunde und ich. Sie haben nach<br />
der Wahl zu mir gesagt: Bitte erinnere dich immer daran, wer<br />
die Susi 2019 ist. Ich habe versprochen, wenn ihr merkt, dass ich<br />
mich in irgendeine andere Richtung entwickle, dann tretet mir<br />
bitte in den ‚Arsch‘“.<br />
War das bis jetzt schon nötig?<br />
(lacht) „Nein, bis jetzt bin ich – das sagt man mir zumindest – bodenständig<br />
geblieben und das will ich auch bleiben.“<br />
Gruppenbild mit Oma! Die Familie ist für Susan Leithoff besonders wichtig<br />
und ein Ort, wo sie als Politikerin geerdet wird<br />
Beim Schützenfrühstück packt jeder von der Familie mit an. Da werden in der<br />
Küche Semmeln geschmiert, es gibt Barbecue und Suppe<br />
Weil draußen zu kalt war und es zu regnen drohte, wurde einfach in der Werkstatt<br />
des Familienbetriebes aufgetischt<br />
18
Für den <strong>CDU</strong>-Abgeordneten und<br />
Kultusminister Christian Piwarz<br />
ist der Dienst in Uniform eine gesellschaftliche<br />
Verpflichtung. Als<br />
Reserveoffizier leistet er ihn im<br />
Landeskommando Sachsen<br />
WAS HALTEN SIE VON EINER<br />
DIENSTPFLICHT<br />
Christian Piwarz ist Jurist, <strong>CDU</strong>-Abgeordneter im Landtag,<br />
Kultusminister sowie Präsident des American Football Verbandes<br />
Sachsen. Und er ist seit 2015 Reserveoffizier beim<br />
Landeskommando Sachsen. Dienstgrad: Oberstleutnant.<br />
Aufgrund seiner Erfahrungen, die er mit 20 während seines<br />
zwölfmonatigen Wehrdienstes in Bad Frankenhausen und<br />
Dresden gesammelt hat, ist er Verfechter einer allgemeinen<br />
Dienstpflicht. Er sagt: „Ich unterstütze diese Idee ausdrücklich,<br />
da sie dabei helfen kann, jungen Menschen Orientierung<br />
zu geben und gleichzeitig für Zusammenhalt zu<br />
sorgen. Details wie beispielsweise die Dauer und konkrete<br />
Ausgestaltung sollten gut überlegt und diskutiert werden.<br />
Notwendig ist aber jetzt, dass eine breite öffentliche Debatte<br />
darüber nicht nur angestoßen, sondern auch<br />
mit Nachdruck geführt wird.“ Gerade hat sich<br />
die <strong>CDU</strong> für die bundesweite Einführung eines<br />
verpflichtenden Gesellschaftsjahrs ausgesprochen. „Klar<br />
ist, dass eine allgemeine Dienstpflicht möglichst vielfältige<br />
Einsatz- und Tätigkeitsmöglichkeiten bieten muss und auch<br />
zeitlich flexibel ausgestaltet sein sollte“, so Piwarz. Denkbar<br />
seien neben der Ableistung des Dienstes bei der Bundeswehr<br />
und im sozialen Bereich auch der Einsatz im Gebiet<br />
des Zivil- und Katastrophenschutzes. „Ebenso sollten Wahlmöglichkeiten<br />
zwischen einer Ableistung en bloc und einer<br />
gestaffelten Variante gegeben sein. Junge Frauen und Männer<br />
sollten die Dienstpflicht gleichermaßen erfüllen.“<br />
19
SCHWESTER FILIPA<br />
UND DER POLITIKER<br />
EIN GESPRÄCH ÜBER GOTT UND DIE WELT<br />
„Menschen richten viel zu oft ihre Aufmerksamkeit<br />
auf das, was böse ist“, sagt Schwester Filipa<br />
im Gespräch mit Marco Schiemann. Der betont:<br />
„Am Ende kommt man immer zu dem Punkt:<br />
Das Menschsein ist der wichtigste Wert.“<br />
20
Welche Rolle spielen <strong>Werte</strong> in unserer Gesellschaft? Darüber diskutieren der Abgeordnete<br />
Marko Schiemann und Schwester Filipa vom Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau<br />
Was bedeuten <strong>Werte</strong> für Sie?<br />
Schwester Filipa: Wir Menschen stehen jeden Tag an einer<br />
Kreuzung, an der wir uns entscheiden müssen. <strong>Werte</strong> helfen<br />
uns bei der Orientierung im Leben. Ich bin jetzt über 60 Jahre<br />
alt. Ungefähr vor 30 Jahren habe ich meine heutige Berufung<br />
entdeckt. Das war damals ein Prozess, in dem ich meine<br />
persönlichen <strong>Werte</strong> neu geordnet habe. Ich habe dann die<br />
Möglichkeit gewählt, die für mich die wertvollste war. Das<br />
habe ich bis heute nicht bereut. Ich hatte vorher viel Schweres<br />
erlebt. Aber mit Gottes Gnade und weil ich meine <strong>Werte</strong><br />
hatte, konnte ich diese Zeiten überstehen.<br />
Marko Schiemann: <strong>Werte</strong> sind für mich das Erreichen von<br />
Menschlichkeit unter Menschen. Viele <strong>Werte</strong>, die uns das<br />
ganze Leben begleiten, müssen von uns Menschen aktiv erlernt<br />
und dann auch aktiv gelebt werden. Dazu zählen für<br />
mich auch der Respekt, die Achtung und die Anerkennung<br />
der Arbeit und Leistungen von Menschen. Auch der Respekt<br />
vor der eigenen Arbeit. Am Ende kommt man immer zu dem<br />
Punkt: Das Menschsein ist der wichtigste Wert. Wenn aber<br />
die Menschheit auf <strong>Werte</strong> verzichtet, wird sie untergehen.<br />
Sr. M. Filipa Pištěláková ist Nonne im Kloster<br />
St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau. In dem<br />
Kloster leben und arbeiten aktuell zehn Zisterzienserinnen.<br />
Schwester Filipa bereitet als<br />
Sakristanin alle liturgischen Feiern vor. Als Infirmarin<br />
obliegt ihr außerdem die Hauptsorge<br />
um die kranken und alten Mitschwestern. Außerdem<br />
ist sie als Schneiderin tätig und hilft<br />
bei der Abfüllung des Likörs, der im Klosterladen<br />
zum Verkauf angeboten wird<br />
Marko Schiemann (obersorbisch Marko Jurij<br />
Šiman) ist Abgeordneter im Sächsischen Landtag<br />
für den Wahlkreis Bautzen 5. Er ist europapolitischer<br />
Sprecher der <strong>CDU</strong>-Fraktion und<br />
Vorsitzender des Verfassungsausschusses im<br />
Landtag. Der Vermessungsingenieur arbeitete<br />
nach dem Studium zunächst in Russland und<br />
der mongolischen Republik. Er ist verheiratet<br />
und Vater von vier Kindern<br />
Was sind für Sie jeweils die wichtigsten <strong>Werte</strong>?<br />
Schiemann: Das sind für mich Respekt vor sich selbst und anderen,<br />
Fleiß und Disziplin. Das mögen für einige ältere Wörter<br />
sein, aber die gehören für mich einfach dazu. Mit Respekt vor<br />
sich selbst meine ich, dass man das, was man anderen geben<br />
kann, an sich selbst auch schätzen soll, ohne dass man zum Egoisten<br />
wird. Dass man diesen Respekt für andere auch sich selbst<br />
gibt und gleichzeitig in der Gemeinschaft versucht, etwas Gutes<br />
damit zu erreichen.<br />
Schwester Filipa: Für mich stehen derzeit mehrere <strong>Werte</strong> im Vordergrund:<br />
Da ist einmal der Frieden. Dann die Menschenwürde.<br />
Ich wundere mich oft, wenn ich Nachrichten schauen will. Da<br />
höre ich von Menschen, die glauben, Schönheitsoperationen<br />
oder Tätowierungen würden ihr Leben besser machen. Diese<br />
Menschen folgen dann aber den <strong>Werte</strong>n anderer – das macht<br />
sie doch nicht wertvoller! Gott hat uns so erschaffen, wie wir<br />
sind. Uns selbst und den eigenen Wert zu erkennen und dabei<br />
auch seine Schöpfung, auch die Natur, zu erhalten, ist ein weiterer,<br />
sehr wichtiger Wert für mich.<br />
Schiemann: Ja, Frieden ist ein sehr wichtiger Wert – heute mehr<br />
denn je. Frieden beginnt damit, wie wir miteinander umgehen.<br />
In den letzten Jahren ist ein offener, ehrlicher und sachlicher<br />
Dialog mit Menschen, die andere Meinungen vertreten, immer<br />
schwieriger geworden. Dazu kommt, dass bewusst Falschmeldungen<br />
verbreitet werden, die Menschen verunsichern.<br />
21
Schwester Filipa: Das nehme ich auch wahr. Herr Schiemann<br />
hat es schon angesprochen: Was mich auch stört, ist der fehlende<br />
Respekt. Menschen richten viel zu oft ihre Aufmerksamkeit<br />
auf das, was böse ist. Dass sind die Dinge, für die Medien<br />
viel Aufmerksamkeit bekommen und dann damit ihr Geld<br />
verdienen. Das Negative ist für viele Menschen spannend und<br />
attraktiv – nicht das, was das Gute ist. Ich sorge mich darum,<br />
dass extreme Meinungen und Bestrebungen immer mehr Bedeutung<br />
bekommen.<br />
Haben sich unsere gesellschaftlichen <strong>Werte</strong> zu unserem<br />
Nachteil entwickelt?<br />
Schwester Filipa: Das empfinde ich nur zum Teil so. Heute<br />
spielt ja Naturschutz eine sehr große Rolle, das ist sehr positiv.<br />
Ein anderer Punkt ist die Selbstentwicklung, die eine<br />
große Bedeutung bekommen hat. Aber da fängt es schon an:<br />
Das verstehen viele Menschen falsch. Sie sind überfordert<br />
und eifern anderen nach. Ich soll doch aber danach suchen,<br />
was meine Fähigkeiten sind, um anderen Menschen oder<br />
der Gesellschaft etwas zu geben! Weil uns das Geben glücklich<br />
macht! Trotzdem sehe ich da Entwicklungen, die sind<br />
richtig gut.<br />
Schiemann: Ich mache da auch viele gute Erfahrungen.<br />
Gestern habe ich mit einer Mutter gesprochen. Ihr Kind war<br />
in der Förderschule, die ich viele Jahre als Politiker begleitet<br />
habe. Die Mutter erzählte freudestrahlend, dass ihre Tochter<br />
schrittweise ihren Weg gegangen ist und jetzt in einem Krankenhaus<br />
für die Reinigung des OP-Saals zuständig ist. Eine große<br />
Verantwortung, auf die sie sehr stolz ist. Ich habe mich sehr<br />
darüber gefreut, was diese Familie erreicht hat und dass ich<br />
dabei helfen konnte. Anderen zu helfen, wenn nötig auch<br />
über einen längeren Zeitraum hinweg, hat in unserer<br />
Gesellschaft noch immer einen Wert. Ich empfinde das als<br />
Freiheit: Wenn man <strong>Werte</strong> lebt und versucht, anderen diese<br />
<strong>Werte</strong> zu schenken, dann ist man ein freier Mensch.<br />
Aber wenn man jetzt den Medien so glaubt, sind viele Menschen<br />
in Angst. Und verlieren dabei offenkundig den Respekt.<br />
Macht Ihnen das Sorge?<br />
Schwester Filipa: Ja, selbstverständlich. Menschen haben offenbar<br />
überhaupt kein Vertrauen in sich selber und die Gesellschaft.<br />
Ich habe in den letzten Zeiten öfters Nachrichten<br />
geschaut, das ist bei uns hier im Kloster sonst so nicht üblich,<br />
aber der Krieg in der Ukraine lässt mich nicht zur Ruhe kommen.<br />
Neulich war da ein Beitrag, in dem es um ökonomische<br />
Entwicklungen ging und dass jetzt immer alles teurer wird.<br />
Das waren vielleicht fünf Minuten und man gerät in ein totales<br />
Tief. Ich habe mir gewünscht, dass jemand sagt: Bitte, halten<br />
wir zusammen! Wir haben Frieden und der Frieden wird<br />
uns vielleicht auch etwas kosten.<br />
Schiemann: Angst ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber.<br />
Wir sollten unsere und anderer Ängste zunächst gelten<br />
lassen, ernst nehmen und verstehen. Wir dürfen uns von diesen<br />
Ängsten aber nicht gefangen nehmen lassen. Nur so können<br />
wir die politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen,<br />
denen wir in Deutschland, Europa, in der Welt derzeit<br />
begegnen, meistern.<br />
Was sagen Sie Menschen, die in großer Sorge sind?<br />
Schwester Filipa: Neulich habe ich das mit Schulkindern<br />
diskutiert und gesagt: Uns geht es so gut, wir haben so viel!<br />
Wir haben ein Dach über dem Kopf, wir haben unsere Familien.<br />
Wir haben keine Angst, dass jemand von der Arbeit nicht<br />
nach Hause kommt. Vielleicht kommen jetzt etwas schwierigere<br />
Zeiten. Aber wir können uns gegenseitig unterstützen<br />
und helfen.<br />
22
Schwester Filipa und Marko Schiemann beim<br />
Spaziergang im Garten von Kloster St. Marienstern<br />
in Panschwitz-Kuckau. „Freiheit und Verantwortung<br />
sind Geschwister – das dürfen wir nicht<br />
vergessen!“, sagt der Politiker. Und die Nonne<br />
ergänzt: „Viele Menschen schauen heute zu sehr<br />
danach, was etwas kostet. Das sind aber nicht die<br />
richtigen <strong>Werte</strong>! Innere Freiheit ist etwas anderes:<br />
Das ist zum Beispiel die Freiheit von Hass und<br />
Angst. Davon kann sich jeder selbst befreien.“<br />
Schiemann: Ich vermisse manchmal die Hoffnung, das ist ja<br />
auch ein Wert. Ich sehe aber auch Politik und Verwaltung<br />
in der Pflicht, zuverlässig zu sein: Wenn das zugesagte Wort<br />
nicht eingehalten wird, treibt das die Menschen auf die Straßen.<br />
Das verstehe ich.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?<br />
Schiemann: Ich glaube, wir alle wissen, dass es eine Katastrophe<br />
wird, wenn wir eine werte-lose und völlig unverbindliche<br />
Gesellschaft bekommen. Deswegen würde ich mir<br />
wünschen, dass wir uns alle wieder mehr mit unseren <strong>Werte</strong>n<br />
befassen und dabei auf Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit<br />
und Engagement setzen. Und ich bin der festen Überzeugung,<br />
dass wir die Familien wieder mehr unterstützen und<br />
stärken müssen. Für mich gilt: Freiheit und Verantwortung<br />
sind Geschwister – das dürfen wir nicht vergessen!<br />
Schwester Filipa: Auch ich würde mir wünschen, dass sich<br />
die Menschen wieder mehr mit ihren <strong>Werte</strong>n beschäftigen.<br />
Viele Menschen schauen heute zu sehr danach, was etwas<br />
kostet. Das sind aber nicht die richtigen <strong>Werte</strong>! Ich würde<br />
mir auch wünschen, dass sie schauen, was Freiheit für sie<br />
bedeutet. Reisen können, etwas zu besitzen und das zu behalten<br />
– das ist vielleicht äußere Freiheit. Aber innere Freiheit<br />
ist etwas anderes: Das ist zum Beispiel die Freiheit von<br />
Hass und Angst. Davon kann sich jeder selbst befreien.<br />
23
FAMILIE<br />
IST DA, WO DAS LEBEN BEGINNT<br />
UND DIE LIEBE NIEMALS ENDET<br />
24
Traditionell, Patchwork, gleichgeschlechtlich<br />
oder alleinerziehend: Sächsische Familien<br />
sind heute vielfältig. Die <strong>Werte</strong> Zusammenhalt<br />
und Gemeinschaft einen sie<br />
Für Felix Stierl war es von Anfang an klar: Er wird Laura<br />
heiraten. „Das gehört dazu. Wir kennen es so von unseren<br />
Eltern. Warum soll man es nicht tun?“, sagt der 33-Jährige<br />
aus Hoyerswerda. Seine Frau kennt er seit der gemeinsamen<br />
Jugend. Seit fünf Jahren sind sie ein Paar, im Sommer<br />
2022 haben sie geheiratet. „An meinem 30. Geburtstag hat<br />
mir Felix den Antrag gemacht“, strahlt Laura. Im August<br />
waren sie im Standesamt. Eine kirchliche Trauung haben<br />
sie nicht geplant. „Ich wollte auch, dass die Kleine meinen<br />
Namen hat“, sagt Felix und blickt stolz auf die gemeinsame<br />
Tochter. Familie ist für das junge Paar ein sehr hoher Wert.<br />
„Familie ist alles“, fasst es Laura zusammen. Sie selbst kommt<br />
aus einer Großfamilie. „Ich habe zwei Geschwister und viele<br />
Tanten und Onkel. Wir sehen uns immer zu Familienfesten“,<br />
erzählt die 30-Jährige. „Familie ist Liebe und eine schöne Zeit<br />
zusammen“, ergänzt ihr Mann Felix.<br />
Das sehen viele Sachsen ähnlich: Laut Statistischem Landesamt<br />
lebten im Jahr 2020 im Freistaat rund 500.000 Familien<br />
mit Kindern. Das ist knapp ein Viertel (23 Prozent), das sich für<br />
diese Lebensform entschieden hat. Der Bundesdurchschnitt lag<br />
zu der Zeit bei 28 Prozent. Wesentlich häufiger (46 Prozent) sind<br />
die Sachsen allerdings alleinstehend. Und knapp ein Drittel<br />
sind Paargemeinschaften ohne Kinder (31 Prozent).<br />
Sie sind ihre eigene kleine Familie: Laura und<br />
Felix haben im August geheiratet. Mit dabei:<br />
ihre Tochter. Die Kleine freut sich für Mama<br />
und Papa. Die junge Familie verwirklicht ihre<br />
Träume. Gerade wird das erste Eigenheim renoviert.<br />
Dann wohnen sie ganz nah zusammen<br />
mit Eltern und Großeltern<br />
Die <strong>CDU</strong>-Familienpolitikerin Ines Saborowski sagt: „Schon<br />
im Grundsatzprogramm der sächsischen Union steht:<br />
Familie ist eine Verantwortungsgemeinschaft. Sie ist für uns<br />
überall dort, wo Eltern für Kinder und Kinder für Eltern dauerhaft<br />
Verantwortung übernehmen, und dort, wo Ehepartner<br />
und Geschwister füreinander sorgen. Familien geben<br />
Halt, Geborgenheit, Vertrauen und Verlässlichkeit. Ohne die<br />
Familien wäre unser Land arm dran.“<br />
Felix und Laura Stierl sind gerade mit ihrer jungen Tochter<br />
in das eigene Haus gezogen. „Wir bauen gerade noch um.<br />
Da ist noch einiges zu tun“, sagt Laura. Unterstützung gibt<br />
es dabei von den Eltern und Großeltern. Sie helfen auf dem<br />
25
Bau oder kümmern sich um die Enkelin. „Hier leben vier Generationen<br />
zusammen“, verrät Laura. Ihr Mann nickt und<br />
fügt hinzu: „Das funktioniert sehr gut. Jeder hat schließlich<br />
eine eigene Haustür, die er auch mal zu machen kann“. Gern<br />
denken sie und ihr Mann an die gemeinsame Hochzeit, die<br />
sie mit der Familie gefeiert haben. „Das ist ein Ereignis, das<br />
man so schnell nicht vergisst – es war genau so, wie wir es<br />
uns immer vorgestellt haben“, strahlt sie. An weitere Kinder<br />
denken sie im Moment nicht. „Man weiß nie, was kommt.<br />
Aber gerade wollen wir erst einmal unsere kleine Familie<br />
bleiben“, ist sich das junge Paar einig.<br />
„Familie ist alles“, sagt Laura Stierl. Damit meint<br />
sie nicht nur Mann Felix und die gemeinsame<br />
Tochter, sondern auch Eltern und Großeltern<br />
Seit fünf Jahren sind Laura und Felix ein Paar,<br />
an ihrem 30. Geburtstag hat er ihr einen Antrag<br />
gemacht. Im Sommer 2022 folgte die Hochzeit<br />
Eine kleine Familie sind auch Thomas Kian-Zenker, sein Ehemann<br />
Ronald Zenker und dessen Tochter Claudia, 20, aus<br />
Dresden. Der 39-jährige gelernte Koch und der 50-jährige<br />
Unternehmer haben sich 2014 das Ja-Wort gegeben. Damals<br />
nannte man das noch eingetragene Lebenspartnerschaft,<br />
heute ist Ehe für alle die richtige Bezeichnung. Auch wenn<br />
es im Vorfeld innerhalb der großen Familien der beiden vielleicht<br />
Vorbehalte gab, haben sie sich nicht von ihrem Weg<br />
abbringen lassen. „Das war die schönste Hochzeit, die ich jemals<br />
erlebt habe“, hat dann auch Thomas‘ Oma nach der Feier<br />
gesagt. Die Vorbehalte sind inzwischen längst vergessen,<br />
heute feiert man gemeinsam große Feste und genießt den<br />
familiären Zusammenhalt.<br />
Tochter Claudia stammt aus Ronalds erster Ehe. Sie wohnt<br />
im Grunde seit Anfang der Beziehung bei den beiden Männern,<br />
macht aktuell eine Ausbildung zur Kindergärtnerin.<br />
Von 1999 bis 2010 war Ronald schon einmal verheiratet,<br />
„weil sich das eben so gehörte“. Damals pendelte er aus beruflichen<br />
Gründen zwischen Wien und Dresden und führte<br />
eine Zeit lang regelrecht ein Doppelleben. Irgendwann<br />
war es genug und er machte reinen Tisch. Wie er Thomas<br />
kennengelernt hat? Ronald lacht, die Geschichte würde einen<br />
ganzen Abend füllen. Nur so viel: Sie haben sich 2012<br />
im Freundeskreis kennengelernt. Nachdem Ronald Thomas<br />
einen großen Strauß weiße Rosen zur Arbeit geschickt hat,<br />
sind sie dann zusammengekommen. „2013 sind wir dann zusammengezogen“.<br />
Ronald engagiert sich seit 12 Jahren beim<br />
CSD Dresden. Einmal im Jahr organisiert er mit seinem Team<br />
den großen Umzug durch die Stadt. „Es gibt immer noch zu<br />
viele Vorurteile in der Gesellschaft gegenüber Menschen, die<br />
nicht das klassische Beziehungsmodell leben“, sagt er. „Ich<br />
wünsche mir viel mehr Akzeptanz und Respekt und dass die<br />
Menschen mehr über ihre eigenen Vorurteile nachdenken.<br />
Mein Ziel ist, dass wir es schaffen, dass diese Gesellschaft<br />
mit allen Lebensformen offen umgeht“, erklärt er. In der Um-<br />
26
Als Thomas Kian-Zenker 2018 das Restaurant<br />
Alberthafen übernahm, standen ihm Ronald<br />
und Tochter Claudia tatkräftig zur Seite und<br />
halfen bei der Renovierung und dem Ausbau.<br />
Heute ist das Fischrestaurant auch häufig<br />
Treffpunkt für die ganze Familie<br />
gebung der Familie Zenker ist das längst der Fall, erklären<br />
die beiden: „Für die meisten Menschen in unserer Umgebung<br />
ist unsere Beziehung ganz normal. Wir haben da null<br />
Sachen auszustehen.“<br />
Denny Tran Thiem hat für seinen Familienentwurf einen<br />
eigenen Namen. „Wir sind Ultra-Patchwork“, sagt der 37-jährige<br />
Dresdner. Vor einige Jahren lernt der Arzt eine alleinerziehende<br />
Mutter kennen. Sie beginnen eine Beziehung und<br />
Tran Thiem nimmt die Ziehtochter auf. Mit seiner Freundin<br />
hat er zudem eine eigene Tochter. Die Beziehung hält allerdings<br />
nicht. Vor drei Jahren trennt sich Tran Thiem. Mit<br />
seiner Ziehtochter hat er heute gelegentlich Kontakt. Seine<br />
eigene Tochter wechselt wöchentlich zwischen Mama und<br />
Papa. „Man muss zwar mehr Absprachen treffen, aber sonst<br />
funktioniert dieser Modus sehr gut“, ist Denny Tran Thiem<br />
dankbar. Er lebt mittlerweile mit seiner Freundin Maria zusammen.<br />
„Für meine eigene Tochter war die neue Beziehung<br />
zunächst nicht einfach. Ich musste ihr zeigen, dass meine<br />
Liebe für Maria eine andere ist als für sie“, sagt der Dresdner.<br />
Mittlerweile nimmt seine Tochter Maria allerdings gut an.<br />
„Familie hat für mich einen sehr hohen Stellenwert“, sagt<br />
Tran Thiem. Für ihn ist es wichtig Menschen zu haben, die<br />
einen Lieben. „Kinder sind dabei etwas ganz Besonderes. Sie<br />
27
„Ultra-Patchwork” nennt Denny Tran Thiem<br />
seine Familie. Seine Ziehtochter (rote Mütze)<br />
sieht er gelegentlich. Seine eigene Tochter<br />
(gelber Hut) aus erster Beziehung wechselt<br />
zwischen Mama und Papa. Wenn alle zusammen<br />
sind, dann werden Ausflüge gemacht.<br />
Im Sommer gibt es auch mal Eis.<br />
stoßen einen jeden Tag vor Fragen, über die man selbst nie<br />
nachgedacht hat“, sagt der Familienvater. Offen über Wünsche<br />
und Träume sprechen: Das ist Tran Thiem wichtig. „Es<br />
lohnt sich, mit der Familie früh über die eigenen <strong>Werte</strong>vorstellungen<br />
zu sprechen“, weiß der junge Vater. Seinen Kindern<br />
möchte er den bedingungslosen Rückhalt ihrer Eltern<br />
mitgeben. Mit seiner Freundin Maria spricht er offen über<br />
die gemeinsame Zukunft. Es ist zum Beispiel wichtig zu klären,<br />
ob man sich ein gemeinsames Kind vorstellen kann“,<br />
sagt er und ergänzt: „Auch die Frage, ob man heiraten möchte,<br />
muss geklärt werden“. Tran Thiem war noch nicht verheiratet.<br />
Bei seiner Freundin Maria ist der junge Mann sich aber<br />
sicher: „Wir beide wollen heiraten und zeigen, dass wir ein<br />
Paar sind“, sagt er.<br />
Susanne Pehse trennte sich vor sieben Jahren. Seitdem lebt sie<br />
allein in Radebeul. Ihre 13-jährige Tochter und der 9-jährige Sohn<br />
wechseln zwischen Mama und Papa. „Meine Tochter hat sich<br />
dazu entscheiden, nur am Wochenende zum Vater zu gehen.<br />
Mein Sohn ist da eher ein Abenteurer. Er wechselt jede Woche“,<br />
verrät die 40-Jährige. Susanne Pehse ist es wichtig ihre <strong>Werte</strong> an<br />
die Kinder weiterzugeben. „Zum einen sollen sie Verantwortung<br />
28
Susanne Pehse hat sich vor sieben Jahren von<br />
ihrem Mann getrennt. Mitten drin: die beiden<br />
gemeinsamen Kinder. Ihre persönliche Erfahrung<br />
hat sie zum Beruf gemacht. Eltern zu helfen,<br />
ihren Kindern die Trennung verständlich zu<br />
machen, ist eine ihrer Aufgaben. Dafür ist sie<br />
auch auf Instagram und YouTube aktiv.<br />
für ihr Denken und Handeln übernehmen. Zum anderen sollen<br />
sie Optimismus und Authentizität zeigen“, sagt die Mutter. Immer<br />
für die Kinder da zu sein, kann auch anstrengend werden.<br />
Die Alleinerziehende muss viel Verantwortung stemmen. „Ein<br />
großer Freundeskreis und eine gute Struktur im Alltag helfen<br />
da sehr“, weiß Susanne Pehse. Die ehemalige Projektmanagerin<br />
machte ihre eigenen Trennungserfahrungen zum Beruf. „Heute<br />
begleite ich Eltern, die selbst in einer Trennung sind“, sagt sie.<br />
„Eltern sind immer Vorbild und tragen dafür die Verantwortung,<br />
ihren Kindern eine glückliche Kindheit zu schenken,<br />
egal in welcher Familienkonstellation.“ Das sieht<br />
auch die <strong>CDU</strong>-Abgeordnete Ines Saborowski so. Besonders die<br />
<strong>Werte</strong>vermittlung sei eine Aufgabe der Familien. „Hier wächst<br />
die Gesellschaft von morgen heran. Nicht die Form der Familie<br />
ist entscheidend. Sondern es kommt darauf an, dass sich Kinder<br />
zu Persönlichkeiten entwickeln können – ob im klassisches<br />
Modell mit Vater, Mutter und Kindern, bei Alleinerziehenden<br />
oder als Patchwork-Konzept.“ Die <strong>CDU</strong>-Fraktion will allen Familien<br />
helfen, ihren vielfältigen Aufgaben gerecht zu werden.<br />
„Familienpolitik ist für uns eine Hauptaufgabe im Landtag.<br />
Denn starke Familien sind die Basis unserer Gesellschaft“,<br />
betont Saborowski.<br />
Ines Saborowski<br />
<strong>CDU</strong>-Familienpolitikerin<br />
29
„Lernen mit Herz, Hand und Verstand“<br />
lautet der Leitspruch der<br />
Werkschule in Milkau. Schon früh<br />
sollen die Schüler Handwerkstechniken<br />
und ihre Stärken lernen<br />
30
SCHULE IST<br />
MEHR<br />
MEHR ALS LESEN<br />
UND SCHREIBEN<br />
LERNEN<br />
Die Schule in Milkau stand bereits vor dem Aus. Durch die Initiative<br />
eines Vereins konnte sie aber gerettet werden. An der<br />
Evangelischen Werkschule lernen heute Schüler die christlichen<br />
<strong>Werte</strong> und das Handwerk kennen<br />
Da waren sich die Milkauer einig: „Die Schule soll im Dorf bleiben“. Weil es zu<br />
wenige Schulanmeldungen gab, sollte 2009 die Mittelschule im Ortsteil des mittelsächsischen<br />
Ortes Erlau geschlossen werden. Um die Einrichtung zu erhalten,<br />
musste eine Lösung her. Die wurde schließlich in Form der freien Trägerschaft gefunden.<br />
Besonderheit: Hier liegt der Fokus auf dem christlichen Weltverständnis<br />
und einem praktischen Profil. „Lernen mit Herz, Hand und Verstand“ heißt es im<br />
Leitspruch der heutigen Evangelischen Werkschule.<br />
Mandy Dießner ist die heutige Schulleiterin in Milkau. Die 45-jährige Sportlehrerin<br />
ist vom Konzept überzeugt. „Schule muss anderes funktionieren“, sagt sie.<br />
In einer Oberschule ist ihrer Ansicht nach besonders die Struktur wichtig. „Die<br />
Schüler brauchen immer wiederkehrende Rituale. Sie müssen wissen, was sie an<br />
einem Tag erwartet“, sagt Dießner. Jeder Tag in der Werkschule beginnt daher<br />
mit einer Andacht. „Das kann ein Musikbeitrag, eine Tageslosung oder ein kurzes<br />
Gespräch über ein aktuelles <strong>Thema</strong> sein“, verrät Dießner. Vor der ersten Stunde<br />
nehmen sich die Lehrer fünf bis zehn Minuten mit ihrer Klasse extra Zeit dafür.<br />
„Wir bilden die Kolleginnen und Kollegen dafür aus“, sagt Dießner.<br />
Der Fokus auf christliche <strong>Werte</strong> machen das Schulkonzept in Milkau besonders.<br />
„Unsere Schüler sind im Glauben frei. Die Eltern müssen aber unterschreiben,<br />
dass hier nur Religion gelehrt wird“, erklärt Dießner. Das Fach Ethik gibt es nicht.<br />
31
Der Glaube ist Schulleiterin Dießner wichtig. „Er gibt mir<br />
Halt“, sagt sie. Mit Stolz und Freude zeigt die Lehrerin auf<br />
den Altar im Schulfoyer. „Den hat eine unserer Klassen gebaut.<br />
Zu Festen und Gottesdiensten stellen wir ihn draußen<br />
auf dem Schulhof auf“, erzählt sie. Man merkt der Schulleiterin<br />
bei ihrer Erzählung an, wie sehr sie sich für die Gemeinschaft<br />
an ihrer Schule einsetzt und um jeden Einzelnen<br />
kämpft: „Es geht nur zusammen. Die Schüler dürfen nicht<br />
alleingelassen werden, sagt Dießner.<br />
Ab der 5. Klasse: In Milkau lernen die Schüler schon früh handwerkliche<br />
Grundlagen im Unterricht<br />
Unterricht in Unternehmen<br />
Der praktische Unterricht ist an der Werkschule in Milkau<br />
vom ersten Tag an mit dabei. „Ein Oberschüler wird fast<br />
immer ins Handwerk gehen“, sagt Dießner. Darauf will sie<br />
die Kinder möglichst optimal vorbereiten, das wird auch<br />
aus dem Werkprofil der Schule deutlich. So lernen in Milkau<br />
schon die 5. Klassen im Handwerkunterricht. Das geht<br />
bis zur 7. Die 8. bis 10. Klassen gehen direkt in Unternehmen.<br />
„Wir kooperieren mit vielen Betrieben aus der Region und<br />
darüber hinaus. Bevor die Schüler in ein Unternehmen gehen,<br />
machen wir eine Kompetenzanalyse. Damit sichern wir,<br />
dass jeder in den Beruf kommt, der ihn am meisten interessiert“,<br />
verrät Dießner.<br />
Schulleitung und Schülersprecherin: Leonie Grafe, Mandy Dießner und<br />
Johanna Lange setzen sich für die Interessen der Werkschule ein<br />
Auch Johanna Lange und Leonie Grafe unterstützen den Weg<br />
der Schulleiterin. Die 14- und die <strong>16</strong>-Jährige sind zusammen<br />
die Schülersprecherinnen. Die Frage, wer von beiden der<br />
Chef ist und wer vertritt, ist für sie unbedeutend: „Wir sind<br />
ein Team“, sagen sie. Johanna und Leonie sind beide in der<br />
9. Klasse. Gegenüber den Lehrern und der Schulleitung stehen<br />
sie für die Interessen ihrer Mitschüler ein. „Es ist schön,<br />
selbst etwas an der Schule zu bewegen und die Probleme der<br />
Schüler offen ansprechen zu können“, sind sich die Mädchen<br />
einig. Außerdem macht ihn das Organisieren von Festen viel<br />
Spaß, sagen sie.<br />
Die ehemalige Polytechnische Oberschule in Milkau ist heute eine Werkschule<br />
mit christlichem <strong>Werte</strong>konzept<br />
Wenig Digitales, viel Praktisches<br />
Digitale Geräte werden in Milkau konsequent vor dem Unterricht<br />
eingesammelt, erzählt Schulleiterin Dießner. Die<br />
Schutzhüllen dafür kommen von den 5. Klassen. „Jede neue<br />
Klasse strickt damit für ihre Nachfolger“, erzählt Dießner.<br />
Das Sinnliche beim Lernen ist ihr wichtig. Die Schüler sollen<br />
Dinge anfassen und fühlen können. „Wir haben daher auch<br />
keine digitalen Tafeln oder Tablets in den Klassen“, sagt sie.<br />
Die Werkschule in Milkau ist eine Ganztagsschule. Die AGs<br />
am Nachmittag sind ein wesentlicher Bestandteil im Schullalltag.<br />
„Wir organisieren viele verschiedene Angebote“, ist<br />
Dießner stolz. „Manchmal wissen wir gar nicht, wie wir al-<br />
32
les in einen Schultag unterbekommen“. Neben Reiten und<br />
Kochen wird zum Beispiel auch kreatives Gestalten oder ein<br />
3-D-Druckkurs angeboten.<br />
Träger der Werkschule ist ein Verein. „Wir mussten uns den<br />
Platz gegenüber den staatlichen Einrichtungen erkämpfen“,<br />
sagt Schulleiterin Dießner. Das ist der Werkschule aber sehr<br />
gut gelungen: Heute arbeiten 38 Kolleginnen und Kollegen<br />
an der Schule. Derzeit sind 201 Schüler angemeldet. „Ursprünglich<br />
waren wir nur einzügig geplant. Die Nachfrage<br />
war aber so hoch, dass wir jedes Jahr zwei Klassen aufmachen“,<br />
ist Dießner zufrieden. Sie ist überzeugt: Durch die<br />
freie Trägerschaft kann die Werkschule viel flexibler auf Veränderungen<br />
reagieren. „Wir leben ein anders System. Damit<br />
können wir sehr gut auf die Schüler eingehen“, sagt Dießner.<br />
Inklusion ist dabei ebenfalls von Bedeutung. Manche Schüler<br />
werden in Milkau von Einzelfallhilfe begleitet. „Dabei<br />
müssen wir aber auch immer gucken, was geleistet werden<br />
kann. Die Schüler sollen im Schultag integriert werden können.<br />
Auch die Inklusionsschüler müssen Teil der Gemeinschaft<br />
werden“, sagt Dießner.<br />
WO DIE<br />
LEBENSMITTEL<br />
HERKOMMEN<br />
„Wer Schule nur auf die Summe der unterrichteten Fächer<br />
reduziert, übersieht den wahren Kern des Bildungsauftrages<br />
– nämlich den Auftrag, eine ganzheitliche Bildung zu<br />
vermitteln“, sagt Iris Firmenich. Sie ist <strong>CDU</strong>-Abgeordnete<br />
und Bildungspolitikerin. „Es geht nicht darum, immer mehr<br />
Stoff in die Lehrpläne zu stopfen oder zusätzliche Unterrichtsfächer<br />
einzuführen, sondern junge Menschen bei ihrer<br />
Entwicklung zu allseitig gebildeten Persönlichkeiten zu begleiten,<br />
die Herzensbildung besitzen und über ein stabiles<br />
<strong>Werte</strong>fundament verfügen – sei es nun auf christlicher Basis<br />
oder nach einem humanistischen Verständnis“, so Firmenich<br />
weiter.<br />
Iris Firmenich<br />
<strong>CDU</strong>-Bildungspolitikerin<br />
HERZENSBILDUNG<br />
„Es geht nicht darum, immer mehr Stoff<br />
in die Lehrpläne zu stopfen oder zusätzliche<br />
Unterrichtsfächer einzuführen.“<br />
Im September hat der Sächsische Landtag beschlossen,<br />
dass künftig Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft<br />
sowie der Gartenbau im Unterricht an Sachsens Schulen<br />
noch aktiver vermittelt werden. „Wir wollen, dass<br />
ein realistisches Bild von unserer Land- und Forstwirtschaft<br />
gezeichnet wird und dass Kinder und Pädagogen<br />
gleichermaßen in Kontakt mit der Praxis kommen.<br />
Dafür sollen sie von Bauern, Förstern und Gärtnern<br />
– auch vor Ort – über ihren Beruf informiert werden",<br />
sagt <strong>CDU</strong>-Bildungspolitikerin Iris Firmenich. Dieser<br />
persönliche Kontakt mit den Erzeugern ist für die <strong>CDU</strong><br />
wichtig, denn neben der Sicherung der Lebensmittelversorgung<br />
betreiben unsere Land- und Forstwirte aktiv<br />
Natur-, Klima- und Umweltschutz. „Häufig kommt<br />
in den öffentlichen Diskussionen zu kurz, dass das<br />
Prinzip des nachhaltigen Wirtschaftens nach Carl von<br />
Carlowitz seinen Ursprung in Sachsen hat und keine<br />
neue Erfindung ist“, sagt Firmenich. „Mit unserem Antrag<br />
wollen wir Sachsens Schüler deutlich ermuntern,<br />
ihre Schülerpraktika in einem Betrieb der Land-, Forstund<br />
Ernährungswirtschaft oder im Gartenbau zu absolvieren.<br />
Und wir laden die Betriebe ausdrücklich ein,<br />
sich offensiv an Initiativen zur Berufs- und Studienorientierung<br />
zu beteiligen.“<br />
33
GUCKST DU!<br />
OHNE HELFER<br />
LÄUFT HIER NIX<br />
Reinhard Otto übernimmt mit einem Verein<br />
vor 20 Jahren ein Tiergehege bei Leipzig.<br />
Ohne das Ehrenamt würde heute ein wichtiger<br />
Ort in der Region fehlen<br />
Für die Antwort braucht Reinhard Otto nicht lange: Die<br />
Erdmännchen sind seine Lieblingstiere. Der 66-Jährige ist<br />
Vorsitzender des Tiergeheges Dornreichenbach in Lossatal<br />
bei Leipzig. „Die Anlage haben wir von der Gemeinde übernommen.<br />
Sonst hätte die den Park dichtgemacht“, sagt der<br />
Ehrenamtler. Reinhard Otto ist gelernter Agrartechniker<br />
und verbringt viel Zeit im Tiergehege. „Jedes Jahr kommen<br />
40.000 Besucher“, ist der Vereinschef stolz. Besonders stolz<br />
ist er auch auf seine Lieblingstiere: Seit 2009 beherbergt<br />
sein Tiergehege die größte Erdmännchenanlage in Sachsen.<br />
Dornreichenbach ist ein kleiner Ort im Lossatal im Landkreis<br />
Leipzig. Durch das am Rande der Dahlener Heide gelegene<br />
Dorf führen der Lutherweg und der Jakobsweg. Das Tiergehege<br />
gibt es hier bereits seit 1972. Es liegt in der Mitte des<br />
Schlossparks. Zu Beginn wurden hier vor allem Damwild,<br />
Kaninchen, Meerschweinchen und Ziegen gehalten. Mittlerweile<br />
ist das Tiergehege weiter gewachsen und ordentlich<br />
erweitert worden. Beim Spaziergang durch den Park und den<br />
angrenzenden Schwanenteich können die Besucher nicht<br />
nur die Natur und Ruhe genießen, sondern auch jede Menge<br />
Tiere beobachten.<br />
Das Tiergehege Dornreichenbach hat<br />
seit 2009 die größte Erdmännchenanlage<br />
in Sachsen. Die kleinen Säugetiere<br />
sind die Lieblingstiere von Vorstandschef<br />
Reinhard Otto. Als Gruppentiere<br />
haben die Erdmännchen ein ausgeprägtes<br />
Sozialverhalten<br />
Es ist gut 20 Jahre her, dass der Verein den Betrieb des Tiergeheges<br />
übernommen hat. Aktuell kümmern sich 72 Vereinsmitglieder<br />
täglich um die 20 Tierarten. Insgesamt sind<br />
200 Tiere in dem Gehege. Sie kommen aus Zoos oder von Privatankäufen.<br />
„Ich brauche Leute, die helfen und zum Verein<br />
halten“, schildert Reinhard Otto seine aktuelle Herausforderung.<br />
Und ergänzt: „Es gibt immer eine Aufgabe. Es müssen die<br />
34
Tiere gefüttert und die Gehege sauber gemacht werden. Zudem<br />
bauen wir sehr viel selbst an den Ställen und Gehegen“.<br />
Wer mitarbeiten möchte, hat verschiedene Möglichkeiten:<br />
Der Verein bietet Schülerpraktika, Schnuppertage als Tierpfleger<br />
oder auch die Möglichkeit, ein Freiwilliges Ökologisches<br />
Jahr zu absolvieren. Tierfreunde können außerdem<br />
eine Tierpatenschaft übernehmen.<br />
Ohne das Ehrenamt würde das Tiergehege Dornreichenbach<br />
wohl nicht mehr bestehen. „Das wäre schade, denn wir sind<br />
ein Leuchtturm in der Region“, sagt Otto. Der Tierfreundeverein<br />
betreibt den Park allein aus Spenden und durch eigene<br />
Leistung. Als Eintritt wird nur ein Euro verlangt. Die gegenseitige<br />
Anerkennung der Arbeit innerhalb des Vereins ist<br />
Otto dabei ein Anliegen. „Klar tritt man auch mal jemandem<br />
auf die Füße. Gerade in der heutigen Zeit ist mir aber der<br />
Respekt füreinander sehr wichtig“. Von April bis Oktober hat<br />
das Tiergehege Dornreichenbach zwischen 8 und 18 Uhr geöffnet.<br />
In den Wintermonaten, also von November bis März,<br />
schließt das Tiergehege eine Stunde eher. Im Streichel-Zoo<br />
können Besucher den Tieren ganz nahekommen. Für die<br />
jungen Gäste gibt es zudem einen kleinen Sandbagger. Das<br />
„Grüne Klassenzimmer“ ist bei gutem Wetter für ein Picknick<br />
geöffnet. Warmes Essen gibt es zudem beim nahegelegenen<br />
Rittergut Dornreichenbach. Alle vier Jahre wählt der<br />
Förderverein des Tiergeheges seinen Vorstand neu. Im März<br />
2023 wird die nächste Wahl sein. „Ich denke, dass ich wieder<br />
antreten werde“, sagt Reinhard Otto. Das Engagement<br />
für die Tiere und Besucher bedeutet ihm viel. „Ich habe es<br />
schließlich auch gelernt“, sagt der ausgebildete Landwirt.<br />
„Ich bin immer wieder begeistert und beeindruckt, mit welcher<br />
Leidenschaft und Beständigkeit sich Reinhard Otto und<br />
die Vereinsmitglieder für das Tiergehege einsetzen“, sagt<br />
Kay Ritter. Er ist <strong>CDU</strong>-Abgeordneter im Wahlkreis Leipziger<br />
Land, in dem das Tiergehege liegt. „Zuverlässigkeit und Beständigkeit<br />
sind für mich wichtige gesellschaftliche <strong>Werte</strong>.<br />
Der Verein stellt diese immer wieder unter Beweis und<br />
schafft so echte Mehrwerte für die Region“, so der Abgeordnete<br />
weiter. Zuverlässig ist auch der Freistaat, wenn es um<br />
die Unterstützung von Ehrenamt geht. Seit 13 Jahren gibt<br />
es die Ehrenamtsförderung „Wir für Sachen“. Damit unterstützt<br />
Sachsen aktive Ehrenamtler mit einer pauschalen<br />
Aufwandsentschädigung. Kay Ritter ist Mitglied im Beirat,<br />
das über die Anträge entscheidet: „Es freut mich, dass damit<br />
über 29.000 Ehrenamtlern in ganz Sachsen<br />
eine Unterstützungspauschale zur Verfügung<br />
gestellt werden kann“, sagt er.<br />
Kay Ritter<br />
<strong>CDU</strong>-Abgeordneter<br />
Reinhard Otto ist ausgebildeter Argrartechniker.<br />
Sein Wissen bringt er heute<br />
im Tiergehege Dornreichenbach ein.<br />
Bei 20 Tierarten und 200 Tieren gibt es<br />
immer viel zu tun. Der Verein braucht<br />
daher engagierte Mitglieder<br />
35
Mit zehn kam Nicole Kaul zur<br />
Feuerwehr. 19 Jahre später ist<br />
sie immer noch dabei. Nur ist<br />
ihr Hobby mittlerweile auch<br />
zum Beruf geworden: Heute<br />
koordiniert sie die Einsätze<br />
der Berufsfeuerwehr<br />
Von den über 40.000 Feuerwehrleuten<br />
in Sachsen sind gerade einmal rund<br />
4.500 weiblich. Ein davon ist Nicole<br />
Kaul aus Hartmannsdorf. „Für jeden<br />
gibt es bei der Feuerwehr eine Aufgabe.<br />
Man muss dafür nicht unbedingt 1,90<br />
Meter groß und schlank sein“, wirbt sie<br />
„Die Begeisterung war bei mir schon<br />
immer da“, sagt Nicole Kaul. Lässig<br />
lehnt die 29-Jährige aus Hartmannsdorf<br />
bei Zwickau an einem der großen<br />
Einsatzwagen der Freiwilligen Feuerwehr.<br />
„Mein Vater war bereits in der<br />
Feuerwehr. Die Leidenschaft ist mir sozusagen<br />
in die Wiege gelegt worden“,<br />
verrät die junge Frau. Bereits mit zehn<br />
ist Kaul zur örtlichen Jugendfeuerwehr<br />
gekommen. „Nun bin ich bereits 19<br />
Jahre dabei“, erzählt sie. „Ich bin Gruppenführerin,<br />
Atemschutzträgerin und<br />
Maschinistin.“ Um die Aufgaben bei der<br />
Freiwilligen Feuerwehr übernehmen zu<br />
dürfen, musste sie einige Ausbildungen<br />
absolvieren. „Es ist immer eine<br />
Frage, was man sich zutraut. Jeder<br />
muss eine Grundausbildung machen.<br />
Das Weitere baut dann aufeinander<br />
auf“, so die Feuerwehrfrau. Kaul war<br />
immer schon von der Technik und den<br />
Fahrzeugen begeistert. Doch noch wichtiger<br />
sind ihr Zusammenhalt und Kameradschaft.<br />
„Wir bilden bei der Feuerwehr<br />
eine gute Gemeinschaft und sammeln<br />
zusammen viel Erfahrung“, erzählt<br />
sie. Für sie auch besonders wichtig:<br />
Anderen Menschen helfen zu<br />
können. „Ich kann einfach nicht<br />
wegschauen, wenn jemand leidet. Es<br />
ist schön, wenn man andere Menschen<br />
beistehen kann“. Mit ihrem Engagement<br />
bei der Freiwilligen Feuerwehr tritt Kaul<br />
daher auch für klare <strong>Werte</strong> ein. „Retten<br />
36
„ICH KANN NICHT<br />
WEGSCHAUEN, WENN<br />
JEMAND LEIDET“<br />
– Löschen – Bergen – Schützen: der Leitspruch<br />
der Feuerwehr passt für mich<br />
genau“, sagt die junge Frau überzeugt.<br />
Jeder neue Einsatz ist für sie auch eine<br />
neue Herausforderung, sagt Kaul: „Es<br />
wird nie langweilig. Jeder Einsatz hat<br />
für mich etwas Eigenes und Neues.“ Mit<br />
ihrer Ausbildung als Atemschutzgeräteträgerin<br />
ist sie bei Bränden besonders<br />
gefragt. „Es ist aber noch mal ein deutlicher<br />
Unterschied, das Trainierte dann<br />
im richtigen Einsatz auch anzuwenden.“<br />
Kaul ist anzumerken: Sie ist mit vollem<br />
Herzen bei der Feuerwehr. Tatsächlich<br />
aber ist ihr am liebsten, es gibt gar keinen<br />
Notfall. Besonders bei trockenem<br />
Wetter im Sommer steigt aktuell allerdings<br />
die Gefahr. Betroffen sind dann<br />
vor allem Wälder, Wiesen und Felder.<br />
„Wir hatten da bisher Glück in unserem<br />
Einsatzgebiet“, erzählt sie vom gerade<br />
vergangenen Sommer. „Zuletzt mussten<br />
wir nur bei einen Entstehungsbrand auf<br />
einer Wiese und zu einer Brandstiftung<br />
im Wald ausrücken.“ Das haben sie und<br />
ihre Kameraden aber schnell unter Kontrolle<br />
bekommen. Durch die Begeisterung<br />
für die Freiwillige Feuerwehr war<br />
für Kaul schon früh klar: „Ich mache das<br />
Hobby zum Beruf. Im Hauptberuf bin ich<br />
bei der Berufsfeuerwehr Zwickau. Hier<br />
bin ich Sachbearbeiterin in der Leitstelle.<br />
Wir nehmen die Alarmierungen auf und<br />
bereiten die Einsätze im Landkreis vor“,<br />
gibt sie einen <strong>Einblick</strong>.<br />
Gleichzeitig ist sie aber auch noch bei<br />
der Freiwilligen Feuerwehr in Hartmannsdorf<br />
aktiv. In der Funktion rückt<br />
sie nach wie vor selbst mit den Kameraden<br />
aus. Kaul kann ein Engagement<br />
bei der Feuerwehr vor Ort nur empfehlen.<br />
„Das sollten eigentlich alle einmal<br />
ausprobieren“, sagt sie. „Es wird jeder<br />
gebraucht. Für jeden gibt es bei der Feuerwehr<br />
eine Aufgabe. Man muss dafür<br />
nicht unbedingt 1,90 Meter groß und<br />
schlank sein“, lacht sie.<br />
„In der Freiwilligen Feuerwehr werden<br />
<strong>Werte</strong> wie Zuverlässigkeit, Einsatzbereitschaft<br />
im Dienst für unsere<br />
Menschen zum Schutz von Leben und<br />
Hab und Gut sowie Kameradschaft<br />
bewahrt“, sagt die <strong>CDU</strong>-Abgeordnete<br />
Kerstin Nicolaus, die selbst aktive Feuerwehrfrau<br />
ist. „Die Kameradinnen haben<br />
37
Kerstin Nicolaus<br />
<strong>CDU</strong>-Abgeordnete<br />
sich einen hohen Stellenwert in<br />
den Wehren erarbeitet. Unsere<br />
Nicole Kaul ist ein Vorbild für viele<br />
Frauen. Sie kann den LF 10 genauso<br />
fahren, wie sie sich als Atemschutzgeräteträgerin<br />
im Einsatzgeschehen aktiv<br />
beteiligt“, so die Abgeordnete weiter. In<br />
Sachsen sind aktuell etwa 42.910 Menschen<br />
bei den Freiwilligen Feuerwehren<br />
aktiv. Darunter sind rund 4.500 Frauen –<br />
so wie Nicole Kaul. „Wir werden immer<br />
mehr“, freut sie sich.<br />
Die Freiwilligen Feuerwehren sind<br />
in Sachsen ein wichtiger Teil des flächendeckenden<br />
Brandschutzes. Aber<br />
gerade im ländlichen Bereich haben<br />
sie auch noch eine große Bedeutung<br />
für die Gemeinschaft. Sie stehen für<br />
den Zusammenhalt und gegenseitige<br />
Unterstützung. Der Freistaat Sachsen<br />
bemüht sich deswegen schon seit einigen<br />
Jahren, die Freiwilligen Feuerwehren<br />
noch mehr zu fördern und zu<br />
unterstützen. Dazu gehören etwa Auszeichnungen<br />
bei besonderen Einsätzen<br />
wie etwa den Waldbränden. Seit 2018<br />
bekommen die Kommunen<br />
außerdem eine jährliche Pauschale<br />
von 50 Euro pro aktivem Angehörigem.<br />
Außerdem unterstützt der<br />
Freistaat Führerscheine für die großen<br />
Einsatzfahrzeuge mit einer Finanzspritze<br />
von bis zu 1.000 Euro. Schließlich<br />
fließt auch noch eine Menge Geld<br />
in den allgemeinen Brandschutz und<br />
die Ausstattungen der Feuerwehren.<br />
Damit es aber vor Ort läuft, hängt alles<br />
vom Einsatz der Engagierten und<br />
Ehrenamtlichen ab. Deswegen ist der<br />
Nachwuchs auch so wichtig. Um neue<br />
Freiwillige zu gewinnen, startete der<br />
Freistaat 2018 extra eine eigene Kampagne.<br />
Mit dem Slogan: „Du bist unsere<br />
Rettung“ wird für das ehrenamtliche<br />
Engagement im Brand- und Katastrophenschutz<br />
sowie im Rettungswesen<br />
geworben. Das Ehrenamt mit Blaulicht<br />
rückt damit noch mehr in die Öffentlichkeit.<br />
„Brandschutz, Rettungsdienst<br />
und Katastrophenschutz in Sachsen<br />
funktionieren nicht ohne ehrenamtliches<br />
Engagement. Darum bitte ich<br />
Sie um Ihre Mitwirkung und danke all<br />
denen, die es bereits tun!“, ist Sachsens<br />
Innenminister Armin Schuster auf der<br />
Kampagnen-Website zitiert.<br />
Eine Herausforderung, um die Zahl der<br />
Ehrenamtlichen zu steigern, ist es dabei,<br />
mögliche Bedenken bei Arbeitgebern<br />
abzubauen. Wenn zum Einsatz gerufen<br />
wird, müssen die Freiwilligen so schnell<br />
wie möglich zum Feuerwehrhaus. Ihre<br />
Arbeit bleibt dann liegen. Im Sächsischen<br />
Gesetz über den Brandschutz,<br />
Rettungsdienst und Katastrophenschutz<br />
ist deswegen geregelt, dass Arbeitnehmer<br />
nicht benachteiligt werden<br />
dürfen. Arbeitgeber und Selbstständige<br />
können für die durch Einsätze entstehenden<br />
Kosten sogar Erstattung beantragen.<br />
Nicole Kaul trifft da bei ihrem<br />
Arbeitgeber auf Verständnis – was ja<br />
auch irgendwie logisch ist. So lässt sich<br />
ihr Beruf einfach mit ihrem freiwilligen<br />
Engagement vereinen. „Mein Arbeitgeber<br />
ist da wirklich sehr tolerant und untestützt<br />
mich. Auch wenn ich zum Beispiel<br />
eine Fortbildung habe, lässt sich<br />
das leicht organisieren“, sagt sie.<br />
Die Technik und die großen Autos begeisterten<br />
Nicole Kaul schon als kleines Mädchen.<br />
Heute ist sie bei der Freiwilligen Feuerwehr<br />
Hartmannsdorf und arbeitet hauptberuflich<br />
bei der Berufsfeuerwehr Zwickau<br />
38
Vor der Praxis kommt die Theorie: Holger Trautmann<br />
erklärt die Schilder im Verkehrsgarten.<br />
Danach absolvieren die Kinder auf ihren Fahrrädern<br />
den Kurs. Sicherheit ist für den Verkehrsexperten<br />
ein wichtiger Wert<br />
SICHERHEIT IST<br />
HERZENSSACHE<br />
Holger Trautmann hat seinen Beruf zum Hobby gemacht.<br />
Gemeinsam mit ehemaligen Polizisten und<br />
Fahrschulen gründete er 1992 die Verkehrswacht in<br />
Annaberg-Buchholz. „Ich war damals Ordnungsamtsleiter<br />
und damit sowieso für den Verkehr zuständig“,<br />
erklärt der 58-Jähige. Als Gründungsmitglied ist er heute<br />
Vorsitzender der regionalen Verkehrswacht. Sein<br />
Ziel: bereits Kinder an die Verkehrsregeln heranführen.<br />
Dafür baute die Verkehrswacht in Annaberg-Buchholz<br />
bereits 1994 einen Verkehrsgarten. „Wir haben das aus<br />
eigenen Mitteln und durch Unterstützung von Firmen<br />
aus der Region geschafft“, erinnert sich der Verkehrsexperte.<br />
Dort lernen junge Verkehrsteilnehmer<br />
die Vorfahrt zu beachten, ordentlich<br />
zu blinken oder die angezeigte Fahrtrichtung zu erkennen.<br />
Jedes Jahr absolvieren etwa 700 Kinder den Kurs.<br />
„Ich habe die Strukturen mit aufgebaut, daher will ich<br />
sie auch in Zukunft tragen“, erklärt Holger Trautmann<br />
seinen Einsatz. „In der Verkehrswachtfamilie sind wir<br />
seit fast 100 Jahren aktiv für die Sicherheit im Straßenverkehr“,<br />
sagt der <strong>CDU</strong>-Verkehrspolitiker Andreas<br />
Nowak. Er engagiert sich auch als verkehrspolitischer<br />
Sprecher und ehrenamtlicher Vizepräsident der Deutschen<br />
Verkehrswacht e. V. „Was 1924 mit dem Auto<br />
begann, umfasst heute alles, vom Roller- und Fahrradfahren<br />
im Kindergarten bis zum Rollatortraining für<br />
Senioren. Sicherheit, Verlässlichkeit, Rücksicht – das<br />
sind die <strong>Werte</strong>, die uns antreiben.“<br />
Andreas Nowak<br />
<strong>CDU</strong>-Verkehrspolitiker<br />
39
Freundschaftsfoto der beiden SpecialOlympics-Handball-Teams<br />
aus Radebeul (blau)<br />
und Meißen (rot). Zusammen mit den<br />
Teams aus Delitzsch und Glauchau bilden<br />
sie die Sachsen-Liga<br />
EIN STARKES TEAM<br />
SpecialOlympics ist eine Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung.<br />
Wenn im Sommer 2023 die Weltspiele nach Berlin kommen, profitiert auch Sachsen<br />
Meißen, Radebeul, Delitzsch und Glauchau: Die vier Handballteams,<br />
die sich Mitte Oktober beim VfL Meißen zum<br />
Turnier trafen, haben alle etwas Besonderes. Gemeinsam<br />
bilden sie nämlich die sächsische Special-Liga. In den inklusiven<br />
Handballmannschaften spielen ausschließlich<br />
Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Viele<br />
der Sportler arbeiten tagsüber in Behindertenwerkstätten<br />
und nutzen den Handball als Ausgleich. Da ist so ein Turnier<br />
natürlich ein richtiges Highlight. Die Special-Liga gibt<br />
es in Sachsen erst seit 2018, in den vergangenen Jahren war<br />
der reguläre Spielbetrieb nicht immer möglich. Umso mehr<br />
freuten sich die Sportler Mitte Oktober, dass es endlich wieder<br />
zum Turnier nach Meißen ging. Tatkräftige Unterstützung<br />
bei der Organisation des Spielbetriebs bekommen die<br />
vier inklusiven Handballmannschaften, die allesamt im<br />
Umfeld von Behinderteneinrichtungen entstanden sind,<br />
vom SpecialOlympics Sachsen e. V. So war bei dem Turnier<br />
auch Daniela Kuge vor Ort. Die <strong>CDU</strong>-Abgeordnete ist seit<br />
2021 Präsidentin des sächsischen Verbands. „Als Sozialpolitikerin<br />
sehe ich es als meine Aufgabe an, mich auch für<br />
40
Menschen mit Behinderung einzusetzen. Wer einmal bei so<br />
einem Turnier dabei war, merkt, mit wie viel Engagement,<br />
Ehrgeiz und Liebe die Teams und auch ihre Betreuer dabei<br />
sind. Das muss man einfach unterstützen“, schwärmt sie.<br />
Die Sportbewegung SpecialOlympics gibt es seit 1968. Gründerin<br />
ist Eunice Kennedy-Shriver, eine von fünf Schwestern<br />
von US-Präsident John F. Kennedy. Ihre ältere Schwester Rosemary<br />
war nach einer Operation behindert, es gab keine<br />
Möglichkeit für sie, an Sportevents teilzunehmen.<br />
sein, dass sich Menschen mit geistiger Behinderung vielfältig<br />
sportlich betätigen können. Und es ist wichtig, dass sie<br />
Anerkennung für ihre sportlichen Leistungen bekommen“,<br />
sagt Daniela Kuge. Handball ist übrigens nur eine von vielen<br />
Special-Olympics-Sportarten: Auch im Fußball, beim<br />
Judo, Schwimmen, Bowling, Reiten, Tischtennis oder in der<br />
Leichtathletik treffen sich regelmäßig behinderte Sportler,<br />
um ordentlich ins Schwitzen zu kommen.<br />
Weil die inzwischen weltweit aktive Organisation vom olympischen<br />
Komitee anerkannt ist, darf sie als einzige in diesem<br />
Bereich den Begriff „Olympics“ nutzen. Erstes Ziel ist es, Menschen<br />
mit geistiger und mehrfacher Behinderung zu helfen,<br />
sich sportlich zu betätigen. Denn Untersuchungen haben ergeben,<br />
dass Bewegungsangebote förderlich für die Entwicklung<br />
von Menschen mit Behinderung sind. Übergeordnet<br />
versteht sich die Organisation auch als Inklusionsbewegung.<br />
Sie will Menschen mit geistiger Behinderung durch den Sport<br />
zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und letztlich zu<br />
mehr Teilhabe an der Gesellschaft verhelfen. Heute ist SpecialOlympics<br />
mit über 5 Millionen Athleten in 174 Ländern vertreten.<br />
Alle vier Jahre richtet die Organisation außerdem die<br />
World-Games aus. 2023 finden diese in Berlin statt, mehrere<br />
Tausend Sportler aus der ganzen Welt werden erwartet. Das<br />
hat auch Auswirkungen auf Sachsen: Denn über ganz Deutschland<br />
verteilt gibt es 2<strong>16</strong> sogenannte Host-Towns. Sie haben<br />
jeweils eine Länderpartnerschaft übernommen und werden<br />
Mannschaften aus den jeweiligen Patenländern beherbergen.<br />
In Sachsen sind Dresden, Leipzig, Auerbach, Wurzen und<br />
Chemnitz solche Host-Towns. In Wurzen etwa werden dann<br />
Spitzensportler aus Gambia begrüßt, in Dresden kommen die<br />
Athleten aus Puerto Rico unter. Die Kommunen organisieren<br />
barrierefreie Unterkünfte und Verpflegung sowie Kultur- und<br />
Sportprogramme, um den ausländischen Spitzensportlern<br />
während der World-Games die deutsche Gastfreundschaft zu<br />
zeigen und die heimische Kultur nahezubringen.<br />
Sprungwurf, Meißen im Angriff! Am Ende<br />
konnten die Meißner das Spiel gegen das<br />
Team aus Radebeul 11:4 für sich entscheiden<br />
In Sachsen besteht der Special-Olympics-Landesverband<br />
aktuell aus fünf Sportvereinen, dazu sind 15 Institutionen<br />
wie Behinderten-Werkstätten und Wohngruppen Mitglied,<br />
außerdem noch 75 Einzelpersonen. Der sächsische Verband<br />
wünscht sich, künftig noch mehr Sportler mit einer Behinderung<br />
in schon bestehenden Sportvereinen zu integrieren. Da<br />
gibt es aber häufig noch Berührungsängste, denen jetzt mit<br />
einem Informationsprogramm begegnet werden soll. So sollen<br />
etwa Trainer gesondert ausgebildet und Fragen zur Sportförderung<br />
beantwortet werden. „Es muss selbstverständlich<br />
Die Meißner Abwehr<br />
stand wie eine Mauer!<br />
41
WERTE-DEBATTE<br />
Einmal bitte recht freundlich! Wir haben einen<br />
Senioren und einen jungen Erwachsenen<br />
für eine Diskussion über <strong>Werte</strong>wandel in eine<br />
Fotobox gesperrt. Sie mussten sich zuhören<br />
und selbst knipsen<br />
Klaus Leroff, 69, absolvierte eine Ausbildung<br />
zum Industriekaufmann, studierte<br />
später Bauwesen und machte<br />
sich mit einem Ingenieur-Büro selbstständig.<br />
Von 1990 bis 2004 war er<br />
<strong>CDU</strong>-Abgeordneter im Sächsischen<br />
Landtag. Heute ist er als Vorsitzender<br />
der Senioren-Union aktiv<br />
Jung trifft Alt: Klaus Leroff ist Jahrgang 1953 und gehörte schon<br />
dem ersten Sächsischen Landtag als Abgeordneter an. Heute<br />
ist er Vorsitzender der sächsischen Senioren-Union. Martin<br />
Kunzemann ist 1998 in Dresden geboren. Er engagiert sich<br />
u.a. im <strong>CDU</strong>-Ortsverband Dresdner Westen.<br />
Martin Kunzemann: „<strong>Werte</strong> sind ein so vielschichtiges <strong>Thema</strong>,<br />
dass ich es schwierig finde, darüber eine Diskussion anzufangen.<br />
Ich versuche es: Ich finde, dass in unserer Gesellschaft alle möglichen<br />
<strong>Werte</strong> vertreten sein dürfen, solange sie ausgewogen sind<br />
und unsere Verfassung nicht grundsätzlich in Frage stellen.“<br />
Klaus Leroff: „Die Frage, warum <strong>Werte</strong> wichtig sind, beantwortet<br />
sicherlich jeder etwas anders. Ich als Christ könnte<br />
jetzt sagen: Wer sich an die zehn Gebote hält, braucht im<br />
Grunde keine anderen <strong>Werte</strong>. Leider funktioniert das nicht,<br />
weil im Menschen sowohl das Gute wie auch das Böse ruht.<br />
Mir persönlich sind eine ganze Reihe von <strong>Werte</strong>n wichtig:<br />
Zuverlässigkeit, Anstand, Zuhören und die Akzeptanz Andersdenkender.<br />
Auch Pflichtbewusstsein und Vaterlandsliebe<br />
zählen für mich dazu, solange eben alles unter dem großen<br />
Dach des Grundgesetzes passiert.“<br />
Kunzemann: „Dem stimme ich zu. Unsere <strong>Werte</strong> sind die<br />
Grundpfeiler unseres Handelns, an dem wir uns ausrichten.<br />
Wenn ich nicht weiß, in welche Richtung ich schwimmen<br />
will, brauche ich gar nicht erst losschwimmen. Wir brauchen<br />
also <strong>Werte</strong>, an denen wir uns orientieren können, weil sonst<br />
das Zusammenleben nicht möglich wäre.“<br />
Leroff: „Wir sitzen ja jetzt hier auch, weil Jung und Alt diskutieren<br />
sollen. Das eine, was sie von den Alten lernen können:<br />
Erfahrung ist mit Wissen allein nicht zu ersetzen. Im<br />
Moment wird ja überall ‚jung‘, ‚weiblich‘ oder ‚divers‘ nach<br />
vorne gespielt und Senioren werden von vielen nicht mehr<br />
ernst genommen. Ich kann das schon verstehen, wenn die<br />
Senioren anfangen mit: ‚Wir haben aber damals ...‘ Ja, wir<br />
haben Dinge damals anders gemacht, wir sind anders groß<br />
geworden, aber man muss deutlich sagen: Da wo unser Land<br />
42
IN DER FOTOBOX<br />
Martin Kunzemann, 24, hat nach<br />
dem Abitur an der Hochschule<br />
Meißen studiert und arbeitet jetzt<br />
als Baureferent in der Sächsischen<br />
Staatsverwaltung. Er ist außerdem<br />
Stellvertretender Vorsitzender des<br />
<strong>CDU</strong>-Ortsverband Dresdner Westen<br />
heute steht, das waren die Senioren. Wenn die Jungen darauf<br />
aufbauen wollen, ist das in Ordnung, aber wenn man das nur<br />
nutzt, um bequem sein Leben zu leben, geht das in die Hose.“<br />
Kunzemann: „Vom Erfahrungsschatz der Älteren können<br />
wir nur profitieren! Aber dieses ¸Früher‘ und ‚vor dem Krieg‘<br />
kann ich nicht mehr hören. Manchmal kostet es Kraft, die<br />
Botschaft rauszuhören – aber ich finde, das kann man den<br />
älteren Menschen nicht übel nehmen.“<br />
Leroff: „Als ich 18 war, habe ich auch manchmal die Augen<br />
etwas verdreht, wenn Eltern oder Lehrer etwas gesagt haben.<br />
Aber damals haben wir das aus Respekt nicht so gezeigt,<br />
wie das heute vielleicht manchmal der Fall ist!“<br />
Kunzemann: „Der größte Wert, der mir von meinen Eltern<br />
beigebracht wurde, ist Eigenverantwortung. Die wird gerade<br />
zu oft vergessen. Wenn du dich nicht anstrengst, bekommst<br />
du im Leben und im Job nichts geschenkt! Es gibt Menschen,<br />
die wollen Karriere machen, bewegen sich aber nicht. Da<br />
muss man halt mal was dafür tun!“<br />
Leroff: „Oh ja, und es gibt noch mehr Dinge, wo ich mich<br />
wundere, wie damit umgegangen wird. Wenn wir unsere<br />
Grundwerte etwa zu Familie und Geschlecht verraten, werden<br />
wir uns als Gesellschaft nicht wiederfinden! Auch so<br />
Themen wie Datenschutz bewegen mich. Da ist es wichtig,<br />
dass die Politik mit den Menschen diskutiert, und nicht über<br />
die Menschen. Das passiert zu selten! Das sind so Dinge, die<br />
wir Alten den Jungen vermitteln müssen!“<br />
Kunzemann: „Was ich auch beobachte: Die Einigkeit zur Uneinigkeit,<br />
das ist heute nicht mehr so wie früher. Dieses: ‚Wir<br />
achten den Menschen‘. Gefühlt gibt es nur noch gut oder<br />
Böse. Nur, weil jemand eine andere politische Meinung hat,<br />
ist er doch kein schlechter Mensch!“<br />
Leroff: „Da ist in meinen Augen auch die Politik gefordert.<br />
Gerade die Menschen hier im Osten wollen Verantwortung<br />
für sich selbst übernehmen. Die wollen nicht bevormundet<br />
werden! Das sollten wir alle mehr berücksichtigen!“<br />
43
Demokratie lebt vom Austausch von Meinungen. Das beginnt<br />
beim Zuhören. Der <strong>CDU</strong>-Abgeordnete und Ministerpräsident<br />
Michael Kretschmer steht wie kaum ein anderer dafür<br />
DER ZUHÖRER<br />
Vertrauen in die Politik ist eine Schlüsselfrage für eine friedliche Gesellschaft. Die Zuspitzungen<br />
in den sozialen Netzwerken und absichtliche Falschmeldungen stören allerdings<br />
immer häufiger das Verhältnis. Wie kann in dieser Situation das Vertrauen<br />
zwischen Politik und Bürgern als Wert für gemeinsames Handeln wieder gestärkt<br />
werden? Danach fragten die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Senioren-Union-Sachsen<br />
auf einer Veranstaltung Mitte Oktober. Als Beispiel galt die aktuelle<br />
Debatte um den Klimawandel. Auch der <strong>CDU</strong>-Abgeordnete und Ministerpräsident<br />
Michael Kretschmer kam vorbei, um zuzuhören und mitzudiskutieren.<br />
Kretschmer sprach zum <strong>Thema</strong> „Wohin geht der Freistaat Sachsen?“ Dem direkt gewählten<br />
Abgeordneten aus dem Wahlkreis Görlitz 2 ist in seiner Arbeit der direkte<br />
Kontakt zu den Bürgern elementar. Seit seiner Wahl 2017 zum Ministerpräsidenten<br />
zeigt er, wie wichtig ihm das Zuhören, Verstehen und der Dialog ist. Kretmscher ist<br />
viel im Freistaat unterwegs und kommt mit den Menschen ins Gespräch. Er sagt:<br />
„Diskutieren ist wichtig – jeder kann sich eine Meinung bilden. Es muss aber sachlich<br />
bleiben.“<br />
Auf einer Veranstaltung im Stadtmuseum Dresden stellte sich Michael Kretschmer<br />
den kritischen Fragen der Besucher. „In einer Demokratie muss man Kritik aushalten“,<br />
sagte er. Er wies aber darauf hin, dass es Grenzen gibt. Verunglimpfung und<br />
Unterstellungen erschweren zunehmend den öffentlichen Diskurs und vergiften das<br />
Klima. „Wer Demokratie will, muss auch gesprächsbereit sein. Es gehört einfach dazu,<br />
dass es viele Kompromisse gibt“, so Kretschmer weiter. „Es gibt eben in der Politik sehr<br />
oft keine einfachen Antworten. Wer aber nur solche fordert oder immer nur schimpft,<br />
bringt uns nicht weiter.“<br />
Michael Kretschmer auf dem<br />
Podium. Er ist offen für unterschiedliche<br />
Meinungen. Zuhören<br />
und die Antworten auf<br />
Probleme finden macht er zu<br />
seiner Aufgabe<br />
Im Gespräch mit den Bürgern<br />
ist Michael Kretschmer<br />
der Austausch wichtig.<br />
„Jeder kann dabei seine eigene<br />
Meinung haben – nur<br />
sachlich und respektvoll<br />
muss es blieben.“<br />
44
SIE PRESST DIE HEIMAT AUS<br />
Ulrike Mehlhorn ist überzeugt: Saft sollte wie Wein getrunken<br />
werden. „Bereits das richtige Glas ist wichtig“,<br />
sagt die 34-Jährige. Seit 2019 ist die junge Frau aus Langenbernsdorf<br />
im Landkreis Zwickau Fruchtsaft-Sommelière. In<br />
der familieneigenen Kelterei entwickelt sie neue Produkte.<br />
„Als Sommelière richte ich den Blick auf den Genuss. Ich<br />
beschäftige mich damit, wie Fruchtsaft funktioniert, welches<br />
Essen dazu passt und welche Getränke damit gemixt<br />
werden können“, erklärt sie. Jede Fruchtsorte schmeckt<br />
anders. Um den Unterschied feststellen zu können, trainiert<br />
Ulrike Mehlhorn regelmäßig. „Der Gaumen<br />
und die Nase müssen geübt werden“, sagt die Genuss-Expertin.<br />
Mit ihrer Erfahrung kann sie die Kunden gut beraten.<br />
„Besonders war für mich eine Hochzeit, für die ich<br />
eine Verkostung organisiert habe“, erinnert sich Mehlhorn.<br />
Sommelière gibt es in vielen Bereichen, „Ulrike Mehlhorn<br />
war die erste Fruchtsaft-Sommelière in Sachsen“, sagt<br />
der <strong>CDU</strong>-Abgeordnete Jan Löffler, in dessen Wahlkreis die<br />
Fruchsaftkelterei Mehlhorn liegt. „Ich halte es für einen<br />
sehr großen Wert, wenn sich die Kinder von so traditionsreichen<br />
Unternehmen auf dem Weg machen und die Firma<br />
weiterentwickeln“, so der Abgeordnete.<br />
Ulrike Mehlhorn bildete sich zur<br />
Fruchtsaft-Sommelière weiter. Damit<br />
ist sie eine der ersten ihrer Zunft.<br />
In der familieneigenen Kelterei stellt<br />
sie heute besonders ausgewogene<br />
Fruchtsäfte her<br />
45
TIEF VERWURZELT<br />
IN DER HEIMAT<br />
DAS WELTERBE<br />
MONTANREGION<br />
Seit dem ersten Fund von Silbererz im Jahr 1<strong>16</strong>8 war das<br />
Erzgebirge Ursprung und Motor für den Reichtum Sachsens<br />
und die Entwicklung des Bergbaus. Das Wissen und<br />
Können der Bergleute und Handwerker, aber auch die<br />
Entwicklungen in der Organisation beeinflussten andere<br />
Bergbauregionen in der ganzen Welt maßgeblich. Zu<br />
den zahlreichen Errungenschaften der Region gehört<br />
auch die Gründung der ältesten noch bestehenden Bergakademie<br />
im Jahr 1765. Seit 20<strong>16</strong> zählt die Tradition der<br />
Bergparaden und Bergaufzüge zum immateriellen Kulturerbe<br />
Deutschlands. Die Montanregion Erzgebirge/<br />
Krušnohoří selbst bekam den Titel 2019. Seitdem sind<br />
die 22 Teilgebiete, 17 davon in Sachsen und fünf in Tschechien,<br />
offizielles UNESCO-Welterbe.<br />
Ein Höhepunkt der Adventszeit im Erzgebirge<br />
sind die weihnachtlichen Bergparaden.<br />
Die lang gepflegte Tradition galt einst<br />
als Huldigung an die Landsherren zu deren<br />
Festtagen. Heute sind sie touristischer Publikumsmagnet<br />
46
„Die lange Tradition des Bergbaus ist<br />
die bindende Kraft hier in der Region“,<br />
sagt Steve Ittershagen, Geschäftsführer<br />
des Welterbe Montanregion Erzgebirge<br />
e. V. „Wir haben hier viele bergbauliche<br />
Anlagen und Objekte, die<br />
teilweise auf eine über 800 Jahre alte<br />
Geschichte zurückblicken.“<br />
Sein Verein kümmert sich als Träger<br />
gemeinsam mit einem Partner auf<br />
tschechischer Seite um das grenzüberschreitende<br />
Welterbe. Der Grund, warum<br />
das Erzgebirge überhaupt Welterbe<br />
ist, liegt in den „außergewöhnlichen<br />
universellen <strong>Werte</strong>n und den Alleinstellungsmerkmalen<br />
der Region im internationalen<br />
Vergleich.“<br />
Für den Abgeordneten Tom Unger aus<br />
dem Erzgebirge ist das <strong>Thema</strong> besonders<br />
wichtig. Er sagt: „Seitdem wir anerkanntes<br />
Welterbe sind, sind unsere<br />
Tradition und unser Brauchtum stärker<br />
ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt.<br />
Die Montanregion ist ein Katalysator<br />
für den Tourismus und den Wirtschaftsstandort<br />
Erzgebirge.“ Der Wert<br />
Heimatverbundenheit ist in der Region<br />
von Tom Unger stark ausgeprägt. An allen<br />
Ecken sieht man die Verbindung zur<br />
Bergbau-Tradition. „Egal ob bei wunderschönen<br />
Bergparaden zur Adventszeit<br />
oder im Alltag. Man spürt die tiefe<br />
Verwurzelung der Menschen im Erzgebirge,<br />
die berechtigt stolz auf<br />
ihre Heimat sind“, so Unger.<br />
„Der Bergbau hat die Region über Jahrhunderte<br />
geprägt, das hat sich in die<br />
DNA der Leute eingebrannt“, sagt Steve<br />
Ittershagen. „Jeder Bergmann wusste:<br />
Ohne seinen Kumpel ist er nichts,<br />
nur miteinander konnten sie etwas erreichen.<br />
Das merkt man heute noch daran,<br />
wie die Leute zusammenhalten.“<br />
Über 20 Jahre dauerte der Kampf, bis die<br />
UNESCO 2019 endlich die Montanregion<br />
zum Welterbe machte. Viele Vereine<br />
kümmerten sich schon damals um einzelne<br />
Objekte oder Kulturstätten. Heute<br />
lassen sie den Titel voller Stolz in ihre Arbeit<br />
einfließen – wenn es darum geht,<br />
die erzgebirgische Geschichte an<br />
Touristen zu vermitteln.<br />
Tom Unger<br />
<strong>CDU</strong>-Abgeordneter<br />
47
Als sich die Besitzerin zur Ruhe setzen wollte,<br />
drohte der Altenberger Likörfabrik das Aus.<br />
Der neue Eigentümer Thomas Röpke ist in<br />
Altenberg geboren und in Dresden erfolgreicher<br />
Unternehmer. Er will das Traditionsunternehmen<br />
jetzt in die Zukunft führen<br />
WIRTSCHAFT<br />
MIT GESCHICHTE<br />
Sachsen blickt auf eine lange Geschichte zurück, die auch viel mit<br />
Erfindergeist und Unternehmertum zu tun hat. Manchmal aber müssen<br />
die Unternehmer gar nichts neu erfinden, um fortschrittlich zu sein<br />
48
„Die Leute aus dem Ort kamen gleich und fragten, ob ich das<br />
Unternehmen auflösen oder weiterverkaufen will“, erzählt<br />
Thomas Röpke. „Da musste ich die erst einmal beruhigen:<br />
Nein, ich will den Likör erhalten.” Der 43-jährige Unternehmer<br />
hat im Sommer die Altenberger Kräuterlikörfabrik<br />
übernommen. Er ist in Altenberg geboren, also ein Kind der<br />
Bergstadt. Seit vielen Jahren ist er selbstständig und arbeitet<br />
erfolgreich in der Dresdner Veranstaltungsbranche.<br />
Partys, Konzerte, Hochzeiten und Firmenfeste sind bislang<br />
sein Geschäft. Als ihm Ende 2021 das Kaufangebot für die<br />
Likörfabrik auf den Tisch flatterte, ging er in sich. Schließlich<br />
entschied er sich zum Kauf, gründete eine neue GmbH.<br />
„Meine Liebe für die Heimat ist ungebrochen. Und ich sehe<br />
viel Potenzial in dem Produkt“, sagt er. Er will die Marke „Altenberger“<br />
erhalten, sich dabei aber auf die wesentlichen<br />
Produkte konzentrieren. Dazu gehören der „Gebirgsbitter“,<br />
der „Kalmus“, der „Bitter“ und die „Vogelbeere“. Andere<br />
Variationen dagegen werden mit der Zeit vom Markt verschwinden.<br />
Er hat auch die beiden Mitarbeiter übernommen,<br />
die ihm im Ladengeschäft und in der Produktion zur<br />
Seite stehen. Weitere sollen dazukommen, denn Röpke hat<br />
große Pläne und hat damit schon angefangen: Eine neue Internetseite<br />
ist schon am Start, ein Webshop soll bald folgen.<br />
Seit Sommer gibt es außerdem einen Instagram-Kanal. Röpke<br />
hat aber vor allem den Absatz in Einzelhandel, Gastronomie<br />
und bei Veranstaltungen im Visier: „Wir müssen Altenberger<br />
erst einmal wieder in die Köpfe bekommen“, sagt er.<br />
Dabei nutzt ihm auch sein jahrelang aufgebautes Netzwerk<br />
in der Veranstaltungs- und Gastronomie-Branche.<br />
KRÄUTER-<br />
MANN<br />
GAB ES<br />
WIRKLICH<br />
Das Markenzeichen der im Jahr 1842<br />
gegründeten Kräuterlikörfabrik<br />
aus Altenberg ist der Kräutermann.<br />
Den gab es wirklich: Der<br />
rauschbärtige Alten mit der<br />
Pfeife im Mund hieß Max Holtegel.<br />
Er sammelte in den Sümpfen<br />
der Gegend um Altenberg die<br />
Kalmuswurzel und lieferte sie<br />
regelmäßig bei der Manufaktur<br />
ab. Auch wenn der neue Eigentümer<br />
gerade erst Flasche und Etikett modernisiert<br />
hat, wird der berühmte Kräutermann auch weiterhin<br />
zu sehen sein. In Zeiten der DDR war der Altenberger<br />
übrigens eine Art Zweitwährung. Innerhalb<br />
von zwei Stunden war damals eine Wochenproduktion<br />
alle. Für einen Karton erhielt man dann Fliesen<br />
fürs Bad oder Ersatzteile für den Trabi.<br />
Auf ganz andere Art setzt sich Detlev Müller, Unternehmer<br />
aus Mittweida, für seine heimische Tradition ein. Der<br />
64-Jährige gründete 1991 seinen Betrieb für elektronischen<br />
Gerätebau. Heute ist er Inhaber der mittelsächischen IMM<br />
electronics GmbH. „Bis auf wenige Ausnahmen habe ich<br />
hier gelebt, gewohnt, gelernt, geforscht, gearbeitet und gewirkt“,<br />
sagt Detlev Müller. Dem Unternehmer liegt viel an<br />
seiner Heimat. „Sowohl bei meinem unternehmerischen als<br />
auch meinem gesellschaftlichen Engagement habe ich mich<br />
vom Prinzip ‚Geben und Nehmen‘ – Win-Win – leiten lassen.<br />
Dankbarkeit spielt dabei eine wichtige Rolle für mich“, sagt<br />
er. Als Mitglied in einem Förderverein setzt er sich für den<br />
Erhalt des Schlosses in Ringethal ein. Dafür schlüpft er auch<br />
gerne mal in historische Kleidung. „Die Figur, die ich repräsentiere,<br />
ist Johann Georg Aurich. Er war ein Unternehmer<br />
der hiesigen Region und ehemaliger Besitzer des Rittergutes“,<br />
erklärt Müller. Das Kostüm wurde nach alten Bildern<br />
erstellt. Durch ihre Auftritte in historischen Kostümen etwa<br />
Im Haupthaus des Unternehmens sind die Produktion und der kleine Verkaufsladen<br />
untergebracht, den es auch weiterhin geben soll<br />
49
Detlev Müller schaut sich ein Modell der Orgel an. Sein Unternehmen baut<br />
die Leiterplatten für eine moderne Instrumentensteuerung<br />
beim Tag des Offenen Denkmals, dem Mittweidaer Stadtfest<br />
oder bei Veranstaltungen im Ringethaler Schloss sammeln<br />
die Fördervereinsmitglieder immer wieder Spenden.<br />
In seinem Engagement verbindet Müller Geschichte mit Innovation.<br />
Eines der Projekte ist die Sanierung der Orgel in<br />
der Mittweidaer Kirche. Gemeinsam mit dem Orgel-Verein,<br />
der Stadt Mittweida und der Firma Eule Orgelbau aus Bautzen<br />
wurde dafür eine elektronische Steuerung entwickelt.<br />
Das war wichtig, da am elektromechanischen Spieltisch<br />
von 1930 durch Kontaktschwierigkeiten Töne ausfielen. Als<br />
Lösung entstand ein „elektronischer Bypass“, der die Magnetventile<br />
in der Orgel unabhängig ansteuert. „Vielen alten<br />
Orgeln kann durch dieses System ein neues, zweites Leben<br />
eingehaucht werden“, erklärt er. Bereits 2002 gründete<br />
Müller eine eigene Stiftung. „Als Unternehmer konnte ich<br />
durch Spenden und Sponsoring im Bereich Wissenschaft,<br />
Sport und Kultur unterstützen. Durch die IMM Stiftung bekam<br />
dieses Engagement schließlich Struktur und auch neue<br />
finanzielle Möglichkeiten“, erklärt Müller. Durch Formate<br />
wie die TALENTSHOW oder den TALENTspot sollte der Nachwuchs<br />
in Mittweida gefördert werden. Zunächst erhielten<br />
vor allem die Absolventen des örtlichen Technikums, der<br />
heutigen Hochschule, Unterstützung. „Inzwischen wird hier<br />
auch ab und zu ‚über die Dörfer‘ gegangen. Zum diesjährigen<br />
Benefiz wurden acht Projekte mit 7.000 Euro gefördert<br />
– im 20. Jubiläumsjahr der Stiftung durchaus angemessen“,<br />
sagt Müller.<br />
Kleines Gerät, große Wirkung: Durch eine elektronische Streuung können<br />
auch alte Orgeln wieder erklingen<br />
Jan Hippold<br />
<strong>CDU</strong>-Wirtschaftspolitiker<br />
TRADITION<br />
„Die deutsche Wirtschaft ist geprägt von<br />
Familienunternehmen, oft mit langer<br />
Tradition. Sie stehen für Stabilität.“<br />
„Start-ups sind schnell und innovativ. Die Bundesregierung<br />
bezeichnet sie als ‚Treiber für wirtschaftliche Dynamik und<br />
Erneuerung‘. Die deutsche Wirtschaft aber ist geprägt von<br />
Familienunternehmen, oft mit langer Tradition. Sie stehen<br />
für Stabilität“, sagt der <strong>CDU</strong>-Wirtschaftpolitiker Jan Hippold.<br />
„Solche traditionellen ‚Start-ups‘ beweisen, dass wir<br />
Unternehmer brauchen, die die Chance in der Weiterführung<br />
traditioneller Produkte erkennen und den Mut haben,<br />
ihre Angebotspalette zu erweitern. Die Diversifizierung in<br />
Kombination mit traditionellen Produkten zur Steigerung<br />
der eigenen Unternehmensattraktivität trägt zu einer stabilen<br />
Wertschöpfung bei. Das ist die Symbiose, die wir von<br />
unseren Unternehmern erwarten. Damit haben auch traditionell<br />
eingeführte Produkte Chancen zum Überleben“, so<br />
Hippold. Er ergänzt: „Wir sorgen mit unserer Politik dafür,<br />
dass solche regional agierenden Unternehmen auch die Voraussetzungen<br />
für den „Turnaround“ in Umstrukturierung<br />
und Vermarktung schaffen.“<br />
50
Im Einsatz für das Schloss im Dorf: Detlev<br />
Müller posiert als Johann Georg Aurich. Der<br />
Unternehmer aus dem 19. Jahrhundert ist der<br />
ehemalige Besitzer des Schlosses – eigentlich<br />
ein Rittergut. In historischen Kostümen<br />
macht der Förderverein auf sein Anliegen<br />
aufmerksam. Das bringt Spenden<br />
51
ICH BIN LANDWIRT<br />
AUS LEIDENSCHAFT<br />
Georg-Ludwig von Breitenbuch betreibt seinen Land-und<br />
Forstwirtschaftsbetrieb mit viel Begeisterung.„Für mich ist<br />
es wichtig, die Ernte in den regionalen Kreislauf zu bringen<br />
und lange Transportwege zu vermeiden“, sagt er. Dafür arbeitet<br />
er mit lokalen Betrieben zusammen. „Der erzeugte<br />
Weizen wird in einer nahegelegenen Mühle vermahlen,<br />
das Futtergetreide und der Aufwuchs unserer<br />
Wiesen landen im Trog der 400 Milchkühe und<br />
ins nahegelegenem Zeitz liefern wir Zuckerrüben<br />
und Getreide zur Zucker- und Bioethanolproduktion“,<br />
verrät der Landwirt.<br />
BERUF:<br />
SCHÖPFUNGSBEWAHRER<br />
Ende der 90er-Jahre übernahm Georg-Ludwig von Breitenbuch den familieneigenen Land-<br />
und Forstwirtschaftsbetrieb. Heute setzt er sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein<br />
52
„Wir Landwirte sind ein bindendes Glied in der Gesellschaft<br />
zum Erhalt der Kulturlandschaft“, sagt Georg-Ludwig von Breitenbuch.<br />
Der <strong>CDU</strong>-Abgeordnete und Vize-Fraktionschef leitet<br />
in Kohren-Sahlis, südlich von Leipzig, einen land- und forstwirtschaftlichen<br />
Familienbetrieb. „Besonders wichtig ist mir der Erhalt<br />
der Fruchtbarkeit unserer Äcker und Wiesen. Sie haben seit<br />
Generationen den Menschen ein gutes Auskommen gesichert<br />
und müssen dies in Zukunft weiterhin tun“, sagt der politisch<br />
aktive Landwirt. Zum Erhalt der Kulturlandschaft ist auch die<br />
Aufforstung wichtig. „Kohren-Sahlis und Umgebung ist Naherholungsort.<br />
Es wird wegen der schönen Landschaft geschätzt.<br />
Dieses Erbe erhalte ich, indem ich auch unseren Wald nach<br />
dem Prinzip der Nachhaltigkeit bewirtschafte und jährlich<br />
Obstbäume an den Feldwegen und in die alten Streuobstwiesen<br />
nachpflanze“, erklärt von Breitenbuch. Dem Landwirt aus<br />
dem Landkreis Leipzig ist der Erhalt der Schöpfung sehr wichtig.<br />
Er setzt sich daher auch für eine nachhaltigen Bewirtschaftung<br />
ein: „Durch die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und das<br />
Wirtschaften im geschlossenen Nährstoffkreislauf leiste ich als<br />
Landwirt einen zentralen Beitrag. Konkret nutzen wir im Betrieb<br />
den im Stall anfallenden Wirtschaftsdünger, wie es seit<br />
jeher war und hoffentlich zukünftig bleibt. Wir bringen ihn auf<br />
die Flächen auf, um die enthaltenen Nährstoffe ins System zurückzuführen“,<br />
gibt von Breitenbuch einen <strong>Einblick</strong>.<br />
Die Arbeit in der Agrarwirtschaft steht allerdings auch von einigen<br />
Herausforderungen. „Der Einsatz unserer modernen und<br />
hochpräzisen Technik wird mehr und mehr an den Pranger<br />
gestellt“, bedauert von Breitenbuch. Ein Beispiel: Die Trog-Teller-Diskussion.<br />
In dieser wird gefordert, die Zahl der Schweine,<br />
Rinder und Hühner zu verringern. Damit soll weniger Futtermittel<br />
angebaut werden und mehr Platz für den direkten<br />
menschlichen Verbrauch von Getreide, Obst und Gemüse sein.<br />
„Diese Landschaft in ihrer Vielfalt zu erhalten und das Ertragspotenzial<br />
zu nutzen, darf nicht in ideologischen Grabenkämpfen<br />
geopfert werden. So sehe ich es als meine Aufgabe als<br />
Landwirt und Politiker an, mich für Wege des Ausgleichs einzusetzen“,<br />
sagt von Breitenbuch.<br />
53
HANDWERKER<br />
MIT PATENT<br />
Den Meistertisch hat Maik Beutlich<br />
patentiert. Die ganz große Variante<br />
mit einer Grundfläche von 1 x 3 Metern<br />
lässt sich auf bis zu 12 Meter<br />
ausziehen. Tradition pflegen und dabei<br />
innovativ sein – das macht seine<br />
Arbeit aus<br />
Der Holztisch von Maik Beutlich ist eine Sensation: Mit wenigen Handgriffen lässt er sich zu<br />
einer richtigen Tafel erweitern. Für die Lösung hat der Tischler ein Patent<br />
„Weil es schnell gehen muss, leidet bei vielen die Qualität. Bei<br />
uns gibt es aber kein ‚Geiz ist Geil‘, sondern ‚Gut Ding braucht<br />
Weile‘“, beschreibt Maik Beutlich seinen eigenen Anspruch.<br />
Der Tischler leitet die Steglich & Beutlich GmbH in Neusalza-Spremberg.<br />
Als „Die Tischler“ ist das Unternehmen für<br />
die Beständigkeit seiner Holzarbeiten auch über die Region<br />
hinaus bekannt. Bekannt ist das Unternehmen außerdem für<br />
seinen „Meistertisch“, den Beutlich unter dem Label „Die Tischmanufaktur“<br />
vertreibt und eigens zum Patent angemeldet hat.<br />
Von einer Grundfläche von 1 x 2 Meter lässt sich die mittlere<br />
Variante auf fast 8,5 Meter erweitern. Dabei ist jede Anfertigung<br />
ein Einzelstück, sogar die Holzart ist individuell auswählbar.<br />
Beutlich legt bei der Herstellung Wert auf Präzision. Ein<br />
Wert, den er auch an die Lehrlinge in seinem Betrieb<br />
weitergibt, genau wie Pünktlichkeit und Sauberkeit. „Der<br />
Geselle muss auch die Zeit bekommen, um eine hohe Qualität<br />
zu liefern“, weiß der Tischler. Den Ansatz bei der Ausbildung<br />
würdigte die Handwerkskammer Dresden 20<strong>16</strong> mit der<br />
Auszeichnung „Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb“. Auch der<br />
<strong>CDU</strong>-Fraktionschef Christian Hartmann kennt den Betrieb<br />
gut. Er sagt: „Was hier vor Ort von den Inhabern und Mitarbeitern<br />
über die letzten Jahre geleistet wurde, ist großartig.<br />
Es zeigt, welches wirtschaftliche Potenzial in den klassischen<br />
Handwerksberufen steckt. Krisenzeiten waren auch immer<br />
Zeiten des Handwerks. Denn genau jetzt sind Tradition, Leidenschaft,<br />
Kreativität und Erfindungsgeist gefragt. Eben all<br />
das, wofür das Handwerk steht. Deshalb setzen wir uns<br />
für diese Unternehmen im Landtag ein.“<br />
54<br />
Christian Hartmann<br />
<strong>CDU</strong>-Fraktionsvorsitzender
Eine gute Ausbildung braucht Zeit. Als ausgezeichneter<br />
vorbildlicher Ausbildungsbetrieb<br />
gibt die Steglich & Beutlich GmbH<br />
ihren Gesellen diesen Freiraum<br />
55
VERDÄCHTIG<br />
GUTE COPS<br />
„SACHSENS POLIZISTEN SORGEN RUND UM<br />
DIE UHR FÜR UNSERE SICHERHEIT!“<br />
Ronny Wähner<br />
<strong>CDU</strong>-Innenpolitiker<br />
56
Sicherheit ist ein unschätzbarer Wert für unsere Gesellschaft.<br />
Im Bewusstsein der Sachsen hat dieser in den vergangenen<br />
Jahren einen immer höheren Stellenwert erhalten.<br />
Die Menschen wollen in einer sicheren Kommune und<br />
einem gewaltfreien Umfeld leben und arbeiten. Und sie<br />
möchten sich darüber im Alltag keine Sorgen machen.<br />
Für die <strong>CDU</strong>-Fraktion ist Sicherheit die Grundvoraussetzung<br />
unserer Freiheit und zentrales Versprechen des Staates gegenüber<br />
seinen Bürgern. „Dieses Versprechen politisch einzulösen,<br />
ist unsere Aufgabe“, erklärt Ronny Wähner. Er ist<br />
der innenpolitische Sprecher der <strong>CDU</strong>-Fraktion. „Wir wollen<br />
Sachsen zu einem der sichersten Bundesländer machen. Das<br />
geht aber nicht zum Nulltarif. Wichtig ist uns die Stärkung<br />
der Polizeipräsenz im ländlichen Raum“, so Wähner.<br />
Die Polizisten im Einsatz werden von Kollegen in der Leitzentrale unterstützt.<br />
Sie behalten den Überblick über alle Einsätze<br />
Sachsen liegt bei der Polizeistatistik im bundesweiten<br />
Mittelfeld. „Aber wir holen auf“, ist der Innenpolitiker zuversichtlich.<br />
Maßstab für ihn ist der Nachbar Bayern. Dort<br />
kamen auf 100.000 Einwohner zuletzt 4.138 Straftaten pro<br />
Jahr. In Sachsen waren es mit 6.079 mehr. Wähner sagt:<br />
„Sachsens Polizisten sorgen rund um die Uhr für unsere<br />
Sicherheit. Dafür sind wir ihnen zu Dank und Respekt verpflichtet.“<br />
Denn es sind die rund 14.000 Beamten der sächsischen<br />
Polizei, die sehr konkret, direkt und auch persönlich<br />
den Wert Sicherheit im Alltag garantieren.<br />
Wie etwa die Beamten der Chemnitzer Autobahnpolizei. Sie<br />
sind nachts auf Streife. Jederzeit können sie zu einem Unfall<br />
gerufen werden. Dazwischen: Parkplatzkontrollen. Die Polizisten<br />
überprüfen, dass LKWs nicht die Einfahrt versperren,<br />
und demonstrieren Präsenz, um mögliche Planenschlitzer<br />
abzuschrecken. Mit Messern schneiden Diebe immer wieder<br />
LKWs auf, um die Ladung auszuspähen. Elektrowaren<br />
wie Fernseher sind besonders beliebt. „Unser Bereich ist<br />
viel größer geworden, unsere Anfahrtswege länger“, sagt<br />
Dienstgruppenführer Thomas Knabe. Er ist schon kurz vor<br />
der Wiedervereinigung Polizist geworden, weiß, wovon er<br />
spricht. Auch die Verkehrsdichte ist in den letzten Jahren gestiegen.<br />
Das habe mehr Unfälle und mehr Schwerverletzte<br />
mit sich gebracht. Andererseits ist die Ausstattung deutlich<br />
moderner geworden. Sein Polizeibus ist mit Absperrmittel,<br />
Alkomat, Kamera, Laptop und Handy ausgestattet.<br />
Volle Rastplätze in der Nacht: Die Polizisten prüfen, ob die LKWs vorschriftsmäßig<br />
parken<br />
Übrigens: Auch Polizisten werden Opfer von Straftaten!<br />
Wähner sagt: „Diese Angriffe auf Beamte und Rettungskräfte<br />
sind für uns als <strong>CDU</strong> nicht hinnehmbar. Die Täter müssen<br />
mit schnellen und harten Urteilen bestraft werden!“<br />
Parkplatzkontrolle: Die Polizisten zeigen Präsenz und schrecken damit mögliche<br />
Planenschlitzer ab<br />
57
VEREIN LÄSST<br />
WEBSTUHL<br />
WIEDER KLAPPERN<br />
Früher klapperten in Steina bei Kamenz in<br />
jedem zweiten Haus die Webstühle. Heute<br />
hält der Heimatverein die Erinnerung an das<br />
alte Handwerk wach<br />
„Ich erinnere mich gut an die Zeit, als ich Kind war. Wenn man<br />
durch den Ort ging, klappterte in fast jedem zweiten Haus ein<br />
Webstuhl“, sagt Stefan Paprotzki. Der 75-Jährige ist Vorsitzender<br />
des Heimatvereins Niedersteina. Heute hört man das Klappern<br />
nur noch sehr selten. Nur dann, wenn der Heimatverein das<br />
vermutlich letzte funktionierende Exemplar in Betrieb nimmt,<br />
um ihn interessierten Besuchern vorzuführen. Der Heimatverein<br />
hat einigen Aufwand betrieben, um das vier Meter breite<br />
Ungetüm wieder zum Laufen zu bekommen. Inzwischen steht<br />
der Webstuhl in einem ehemaligen Klassenzimmer in der alten<br />
Schule, die von der Gemeinde zum Vereinshaus umgebaut wurde.<br />
Damals wollte ihn keiner mehr haben. Über zehn Jahre stand<br />
er ungenutzt rum. Die Vereinsmitglieder krempelten die Ärmel<br />
hoch, zerlegten den Webstuhl und lagerten die Teile erst einmal<br />
ein. Denn zunächst musste der Raum im ersten Stock der Schule<br />
hergerichtet werden: „Der Webstuhl ist ja schwer, da mussten<br />
extra Träger eingezogen werden“, erzählt der Vereins-Chef. Am<br />
Anfang sei der Plan gewesen, das gute Stück nur auszustellen<br />
und zu zeigen, berichtet Paprotzki weiter. „Dann haben die<br />
Vereinsmitglieder es aber immer weiter getrieben, bis er wieder<br />
funktionierte“, erzählt er. Das war 2001. Auch der Raum, in<br />
dem der Webstuhl steht, hat sich weiterentwickelt: Aus dem<br />
Klassenzimmer ist inzwischen eine richtige Heimwebe-Stube<br />
nach traditioneller Art entstanden. An der Wand wärmt ein Kachelofen<br />
und historisches Geschirr steht im Schrank. Im Raum<br />
SACHSEN WAR<br />
WEB-HOCHBURG<br />
Im Jahr 1800 nahm in Harthau bei Chemnitz<br />
die erste Baumwollspinnerei Sachsens<br />
ihren Betrieb auf. 1861 hatte das Königreich<br />
Sachsen 153 Baumwoll- und 34<br />
Kammergarnspinnereien. Dreißig Jahre<br />
später war Sachsen die am stärksten industriealisierte<br />
Region in Deutschland.<br />
Besonders die sächsische Strumpfproduktion<br />
war führend auf dem Weltmarkt: Um<br />
1900 kamen rund 75 Prozent aller aller Socken<br />
und Strümpfe weltweit aus Sachsen.<br />
Heute sind im Freistaat noch rund 100 Betriebe<br />
mit fast 8.000 Beschäftigten aktiv.<br />
58
In Steina steht vermutlich der letzte<br />
Webstuhl aus der einstigen Weberei-Hochburg.<br />
Vereinsmitglieder wie<br />
Hans Frömmel kümmern sich liebevoll<br />
um den Erhalt des Weberei-Erbes<br />
59
Die älteren Vereinsmitglieder wissen<br />
häufig noch aus der Kindheit, wie der<br />
Webstuhl bedient werden muss. „Es<br />
wäre natürlich schön, wenn wir jüngere<br />
Mitglieder finden, um das Wissen<br />
darüber weiterzugeben“, sagt<br />
Vereins-Chef Paprotzki<br />
verteilen sich verschiedene Utensilien, die zum Herstellen der<br />
Webware nötig waren. Ganz früher war in Steina und Umgebung<br />
die Arbeit in den Haushalten klassisch geteilt. Die Frauen<br />
webten an den Webstühlen, die Männer gingen in einen der<br />
vielen umliegenden Steinbrüche schuften. Beide gemeinsam<br />
sicherten den kargen Lebensunterhalt. Die umliegenden Fabriken<br />
aus Pulsnitz und Großröhrsdorf schickten Fuhrwerke und<br />
Fahrzeuge, die Webwaren abzuholen. In den Fabriken wurden<br />
die Stoffe dann weiterverarbeitet.<br />
Während das Steinbruchgewerbe mit der Zeit verschwand, war<br />
es in der Region noch bis in die 90er Jahre<br />
weit verbreitet, dass zuhause gewebt wurde.<br />
Wer es sich leisten konnte, betrieb auch<br />
schon mal zwei Webstühle. Die standen häufig<br />
in gesonderten Webstuben, oft aber auch<br />
direkt im Wohnzimmer. „Die Kinder machten<br />
dann in der Ecke ihre Hausaufgaben“,<br />
berichtet Vereins-Chef Stefan Paprotzki.<br />
Der gelernte Lehrer, der bis zur Rente als<br />
Berufsberater gearbeitet hat, ist seit 2013<br />
Mitglied im Heimatverein. Er ist in Niedersteina<br />
geboren, war lange Jahre aber nicht<br />
im Ort. Zur Rente ist er gemeinsam mit seiner<br />
Frau in sein Geburtshauses gezogen.<br />
„Ich hatte zwar schon einige Hobbys, aber<br />
meine Frau war der Meinung: ‘Irgendwas Sinnvolles musst du<br />
zu tun haben‘", erzählt er lachend. „Dann sind wir beide in<br />
den Heimatverein eingetreten.“<br />
Einmal im Monat trifft sich der Heimatverein in einer ehemaligen<br />
Gaststätte zum Heimatabend. Da wird dann besprochen,<br />
was in den nächsten Monaten so geplant ist und wer<br />
welche Aufgaben übernimmt. Der Webstuhl zum Beispiel läuft<br />
nicht nur, wenn Schulklassen und Besuchergruppen da sind.<br />
Sondern auch zur jährlichen „Kirmes“, die der Verein immer<br />
so rund um den 20. Oktober veranstaltet. „Die ersten Sachen<br />
werden oft schon ein bis zwei Jahre vorher<br />
besprochen“, sagt er.<br />
Zur Kirmes wird das Vereinshaus geöffnet<br />
und eine Ausstellung zu einem <strong>Thema</strong><br />
organisiert. Es gibt Kaffee und selbstgebackenen<br />
Kuchen. Bis zu 500 Besucher<br />
kommen dann aus dem Ort und den umliegenden<br />
Gemeinden. Von 13 bis 18 Uhr<br />
wird der Webstuhl vorgeführt. Es passiert<br />
aber noch viel mehr: Im Hof der ehemaligen<br />
Schule wird auf alte Weise Sauerkraut<br />
mit dem Handhobel hergestellt. „Es wird<br />
gehobelt und gewürzt, die Leute nehmen<br />
dann 5-Kilo-Pakete mit, um es zu Hause zu<br />
stampfen“, erzählt Paprotzki. Nach fünf bis<br />
60
FAMILIENPASS<br />
sechs Wochen hat man dann richtiges Sauerkraut. Parallel<br />
backen die Vereinsmitglieder im Holz-ofen Brot, das gleich<br />
vor Ort zu Fettbemmen verarbeitet wird. Ein Highlight ist<br />
auch der Kalender zur Heimatgeschichte, den Paprotzki jedes<br />
Jahr zur Kirmes erstellt und zum Verkauf anbietet. Da<br />
sind dann alte Häuser, die Steinbrüche der Umgebung oder<br />
Landschaftsmotive zu sehen. „Die gehen weg wie warme<br />
Semmel“, schwärmt er.<br />
„Sachsen ist ein Land mit langer Geschichte und einer ausgeprägten<br />
regionalen Kultur“, sagt der <strong>CDU</strong>-Regionalpolitiker<br />
Ingo Flemming. „Es ist gut und wichtig, dass es Heimatvereine<br />
wie den in Niedersteina gibt, die gerade im<br />
ländlichen Raum die Erinnerung an unsere Geschichte und<br />
unsere Herkunft aufrechterhalten. Ich bin stolz auf das Engagement<br />
dieser Menschen“, so der Politiker weiter.<br />
Kommendes Jahr wird der Heimatverein Niedersteina 30 Jahre<br />
alt. Seit einigen Jahren besteht er aus rund 25 Mitgliedern.<br />
“Drei bis vier Jüngere sind dabei“, sagt Paprotzki, „aber viele<br />
sind über 70 Jahre alt, einige sogar über 80.“ Neue, jüngere<br />
Mitglieder zu finden, sei schwer. Viele der Besucher der Kirmes<br />
loben das Engagement, erzählt er. Aber als Mitglied einsteigen<br />
will niemand so richtig. Zwar gibt es immer wieder<br />
Zuzügler im Ort, der weiter wächst. Aber auch da finden sich<br />
keine neuen Mitglieder. „Viele kapseln sich ab“, erzählt der<br />
Vereins-Chef. „Früher ist man mit dem Rad durch den Ort gefahren<br />
und hat mal am Zaun angehalten und geredet, heute<br />
fahren die Leute mit dem Auto vorbei in die Großstadt.“ Gerade<br />
erst haben die Vereinsmitglieder entschieden, das jährliche<br />
Hexenfeuer nicht mehr in der bisher sehr auswendigen<br />
Form durchzuführen. Der Treffpunkt für das Feuer liegt in<br />
einer Hanglage. Und der Aufbau der Zelte und vor allem das<br />
Aufräumen in der Nacht seien doch sehr beschwerlich.<br />
Der Verein aber hat noch weit mehr Aktivitäten, die hoffentlich<br />
noch eine Weile erhalten bleiben: So trifft man sich Ende<br />
Januar immer zum gemeinsamen Weihnachtsbaumbrennen<br />
mit der Freiwilligen Feuerwehr. Und zu Ostern lädt der Verein<br />
zum Osterspaziergang, um Osterwasser zu holen. Das ist<br />
eine alte Tradition, in die Frauen des Ortes schweigend zu einer<br />
Quelle und zurück gehen, um das Osterwasser zu holen.<br />
„Früher haben dann die jungen Männer des Ortes den Frauen<br />
aufgelauert und sie erschreckt, dass sie kreischen“, berichtet<br />
Paprotzki. Das wird heute allerdings nicht mehr<br />
gemacht: „Das wäre in unserem Alter vielleicht<br />
etwas unangepasst“, lacht er.<br />
Ingo Flemming<br />
<strong>CDU</strong>-Regionalpolitiker<br />
Der sächsische Familienpass wird weiterentwickelt. Das<br />
hat der Landtag mit den Stimmen der <strong>CDU</strong> beschlossen.<br />
Schon jetzt können anspruchsberechtigte Eltern mit ihren<br />
Kindern kostenfrei Museen, Sammlungen, Burgen<br />
und Schlösser des Freistaates besuchen. Künftig soll der<br />
Kreis der Berechtigten erweitert und der Pass bekannter<br />
gemacht werden. So wird geprüft, ob künftig auch Senioren<br />
mit Grundsicherung im Alter die vergünstigten<br />
Angebote nutzen können. Der Pass bietet eine gute Gelegenheit,<br />
das Gemeinschaftsgefühl in der Gesellschaft<br />
zu stärken und neue persönliche Eindrücke zu schaffen.<br />
ZENTRUM DER<br />
EINHEIT<br />
Der Sächsische Landtag hat auf Antrag der <strong>CDU</strong>-Fraktion<br />
über das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit“ debattiert.<br />
Plauen und Leipzig wollen mit einer gemeinsamen<br />
Bewerbung das Zukunftszentrum nach Sachsen holen.<br />
Dazu sagt der Parlamentarische Geschäftsführer und<br />
vogtländische Abgeordnete Sören Voigt: „Das, was von<br />
Plauen und Leipzig ausgegangen ist, weckt noch heute<br />
Emotionen und verbindet die Köpfe und die Herzen der<br />
Menschen miteinander. Aber die beiden Standorte sind<br />
mehr als Wahrzeichen. Das ist bei dieser Bewerbung um<br />
den Zuschlag für das Zukunftszentrum entscheidend! Sie<br />
sind ein starkes Standortduo, bestehend aus einer wachsenden<br />
Metropole und einer mittelgroßen Stadt, die starke<br />
Verbindungen in den ländlichen Raum hat.“<br />
61
SCHAUT HER, MEINE WERTE<br />
Bodenständigkeit ist für mich ein wichtiger Wert. Besonders schätze ich das Auf-dem-Boden-<br />
Bleiben bei Unternehmer und Geschäftsführer Christoph Juppe der Unternehmensgruppe ProInn<br />
Beteiligung GmbH Heidenau.<br />
Für Christoph Juppe ist Nicht-Abheben im Unternehmen eine Gemeinschaftsleistung. Ständige<br />
Reflexion, gemeinsame Ideen mit Mut und Beständigkeit verfolgen und dabei <strong>Werte</strong> wahren.<br />
Stark verwurzelt in der Region! #HID #RHG #Schiebocker #FeingerätebauFischer<br />
#einblick #werte #bodenständigkeit #heimat #heidenau #sächsischeschweiz<br />
<strong>Werte</strong> sind wichtiger Bestandteil unseres Zusammenlebens. Aber welche zählen und wie werden<br />
sie weitergegeben?<br />
Ekkehart Krien ist seit fast 30 Jahren Musikschullehrer an der Musikschule Vogtland. Auch wenn<br />
er als Quereinsteiger zur musikalischen Tätigkeit gekommen ist, basiert diese doch auf den<br />
<strong>Werte</strong>n seiner Familie – der Liebe zu Musik und Kultur. In seinem Arbeitsalltag hat er natürlich<br />
mit Menschen zu tun. Vorrangig mit Kindern und Jugendlichen. In der Zusammenarbeit mit ihnen<br />
sieht er die Auswirkungen eines wertebestimmten Lebens. „Wenn die Familie in Ordnung ist“,<br />
sagt er, „dann sind die Kinder offen, motivierbar und haben Ziele.“ Familie stellt für ihn daher<br />
einen besonderen Wert dar, denn sie ist die kleinste Zelle in der wiederum <strong>Werte</strong> bewahrt und<br />
weitergegeben werden. Daneben zählen für ihn Ehrlichkeit, Toleranz und Zusammenhalt. Diese<br />
<strong>Werte</strong> wurden für ihn selbst durch die Familie und den christlichen Glauben geprägt. Und heute<br />
hat er selbst die Möglichkeit sie weiterzugeben. „Als Musikschullehrer hat man es da einfach“,<br />
meint er dazu. Er kann ermutigen, ein positives Selbstwertgefühl unterstützen und zu Pünktlichkeit<br />
und Fleiß anhalten. Da er seine Schüler über einen langen Zeitraum begleitet, wird er immer<br />
wieder auch Vorbild für einen, wenn auch nur kleinen, <strong>Einblick</strong> in ein wertebestimmtes Leben.<br />
Vielen Dank für diesen wertvollen Beitrag, um <strong>Werte</strong> zu bewahren.<br />
#werte #einblick #cdusachsen #vogtland #kultur<br />
Hashtag: #<strong>Werte</strong>. Abgeordnete der <strong>CDU</strong>-<br />
Fraktion des Sächsischen Landtags haben bei<br />
Facebook über ihre <strong>Werte</strong> gepostet<br />
„Bodenständigkeit ist für mich ein wichtiger Wert“, schreibt<br />
die Abgeordnete Sandra Gockel (oben) auf ihrer Facebookseite.<br />
Sie hat wie andere <strong>CDU</strong>-Abgeordnete ein Posting zum<br />
<strong>Thema</strong> <strong>Werte</strong> verfasst und in dem sozialen Netzwerk veröffentlicht.<br />
Als Beispiel hat sie sich den Chef des Heidenauer<br />
Unternehmens ProInn an die Seite geholt. Die 2009 gegründete<br />
ProInn hat sich auf die Beteiligung an kleinen und<br />
mittleren Unternehmen im Mittelstand spezialisiert und<br />
ist damit sehr erfolgreich. Mit ihrem Beteiligungskapital<br />
stärkt sie die Unternehmen und ermöglicht beispielsweise<br />
größere Investitionen oder den Generationswechsel. Die<br />
Abgeordnete Sandra Gockel schätzt es, dass Geschäftsführer<br />
Christoph Juppe trotz des Erfolgs seines Unternehmens<br />
nicht abhebt, sondern auf die Gemeinschaftsleistung im<br />
Team blickt. Dabei hilft ihm „ständige Reflexion, gemeinsame<br />
Ideen mit Mut und Beständigkeit verfolgen und dabei<br />
<strong>Werte</strong> wahren“, lobt sie.<br />
62
Was für ein tolles Engagement!<br />
Ich danke „meinem“ Team von Special Olympics Sachsen e. V. für eure Zeit und eure Liebe für<br />
unsere Sportlerinnen und Sportler von Special Olympics Deutschland!<br />
Zusammen können wir weiterhin viel für (und natürlich mit) Menschen mit geistigen Behinderungen<br />
erreichen!<br />
#ZusammenUnschlagbar #werte #einblick #sachsen #sport #inklusion<br />
Nichts geht über Gesundheit, eine liebevolle Familie und das Glück, die Entwicklung des eigenen<br />
Kindes zu erleben. Langsam geht‘s nun auch los mit dem aufrechten Gang)))<br />
#<strong>Werte</strong> #<strong>Einblick</strong><br />
Laurenz Tammer ist #Pfarrer in der Katholischen Pfarrei „St. Elisabeth“ Dresden. Als #Seelsorger,<br />
#Ratgeber und #Mutmacher ist er im besten Wortsinn „Hirte“ der Gemeinde. Er führt zusammen<br />
und gleicht aus, moderiert, motiviert und fördert.<br />
Pfarrer Tammer lebt und vermittelt aus dem #Glauben heraus jene <strong>Werte</strong>, die nicht nur in der Gemeinde,<br />
sondern auch für den #Zusammenhalt unserer Gesellschaft entscheidend sind: #Vertrauen,<br />
#Nächstenliebe, #Solidarität, #Gerechtigkeit, #Verantwortung für sich und die Gemeinschaft.<br />
Denn es sind christliche <strong>Werte</strong>, die – verdichtet in den zehn Geboten – unser Zusammenleben<br />
prägen. Diese <strong>Werte</strong> werden auch in den vielen Einrichtungen in Trägerschaft der #Kirche jeden<br />
Tag aufs Neue mit Leben erfüllt. Ich denke da vor allem an Schulen, Krankhäuser, Kindergärten,<br />
Alten- und Pflegeheime, den Hospizdienst oder auch die Seelsorge auf den Palliativstationen.<br />
Ob im Glauben verwurzelt oder nicht: Krisen und Herausforderungen können wir nur meistern,<br />
wenn wir füreinander da sind und aufeinander achtgeben. Das gilt insbesondere für die Menschen,<br />
die auf unsere #Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. #werte #einblick #werteleben<br />
#füreinander #gemeinsammehrerreichen<br />
Mir ist der Wert „Verlässlichkeit“ persönlich besonders wichtig. Verlässlichkeit prägt mein persönliches<br />
und politisches Handeln und Tun. Nicht nur in Krisensituationen möchte ich ein kompetenter<br />
und vor allem verlässlicher sowie authentischer Ansprechpartner für Bürger, Unternehmer,<br />
Handwerker, Kirchen, Vereine, Bürgermeistern etc. sein.<br />
#tomunger #sächsischerlandtag #<strong>Werte</strong> #<strong>Einblick</strong><br />
<strong>Werte</strong> sind und bleiben aus einer funktionierenden Gesellschaft nicht wegzudenken. Für mich ist<br />
Zuverlässigkeit eine wichtige Komponente. Reinhard Otto als Vorsitzender des Tiergeheges Dornreichenbach<br />
e.V. und seine Mitglieder stehen besonders für diesen Wert und setzen sich darüber<br />
hinaus mit viel persönlichem Engagement für das Gemeinwohl ein.<br />
Danke dafür!
Als Bildungspolitiker ist mir der Bezug zur Schulpraxis besonders wichtig. Deshalb stehe ich in<br />
engem Austausch mit Lehrerinnen und Lehrern – so auch mit dem Vorsitzenden des Philologenverbandes<br />
der Region Leipzig, Herrn Eric Buchmann.<br />
#<strong>Werte</strong> sind Dinge, die uns verbinden, die Gemeinsamkeit schaffen.<br />
Der Rudersport im Verein ist für mich Kameradschaft, Heimat, Gemeinsamkeit. Im Meißner<br />
Ruderclub „Neptun“ bin ich seit 2003 Mitglied – und bin es sehr gerne!
Mir ist der Wert „Pünktlichkeit“ persönlich wichtig. So bin ich erzogen worden. Trotzdem fahre<br />
ich regelmäßig mit der Bahn. Da ist das mit der Pünktlichkeit aber eher Glücksspiel. Die Pendler<br />
unter euch wissen, was ich meine;)<br />
Zur Pünktlichkeit erzogen<br />
#svendgunnarkirmes #sächsischerlandtag #<strong>Werte</strong> #<strong>Einblick</strong><br />
Die <strong>CDU</strong>-Abgeordneten, die bei Facebook über <strong>Werte</strong> gepostet<br />
haben, haben ganz unterschiedliche Themen ausgesucht:<br />
So geht es um Zuverlässigkeit, Familie, christliche<br />
Nächstenliebe, Engagement in Beruf und Verein, Ehrlichkeit,<br />
Freundschaft, Bildung und Disziplin. Die Abgeordneten wissen,<br />
wovon sie schreiben: Denn als Politiker brauchen sie ein<br />
festes <strong>Werte</strong>-Gerüst, an dem sie sich in ihrer Arbeit orientieren<br />
können. Mancher nimmt es auch mit Humor, wenn das<br />
mit einem für ihn wichtigen Wert nicht so klappt. Der <strong>CDU</strong>-<br />
Abgeordnete Svend-Gunnar Kirmes (oben) hat sich für ein<br />
Foto auf dem Bahnsteig in Leipzig entschieden. „Mir ist der<br />
Wert ‚Pünktlichkeit‘ persönlich wichtig. So bin ich erzogen<br />
worden. Trotzdem fahre ich regelmäßig mit der Bahn“,<br />
schreibt er. Als Abgeordneter aus Leipzig muss er häufig<br />
nach Dresden, etwa zu Landtags-, Ausschuss- und Fraktionssitzungen.<br />
Häufig ist er auch abends und am Wochenende<br />
unterwegs. Mit der Bahn hat er dabei einige spannende<br />
Erfahrungen gesammelt: „Da ist das mit der Pünktlichkeit<br />
aber eher Glücksspiel. Die Pendler unter euch wissen, was<br />
ich meine ;)“, schreibt er – und hängt ein Smiley an.<br />
Gemeinsam mit der Blütenprinzessin Alida, regionalen Obstbauern und Vertretern des Julius-Kühn-Institutes<br />
haben wir mit der heutigen Apfelverteil-Aktion den Verbraucher auf regionales Obst aufmerksam<br />
gemacht. #obstaussachsen #regional #eigenanbau #obst #einblick #matthiassroessler<br />
65
ICH BIN DER<br />
KLEINGARTEN-SHERIFF<br />
Ordnung muss sein: Kleingärtner Michael Baumann<br />
schaut in seinem Verein nach den Vorschriften. Das<br />
Miteinander ist ihm dabei wichtig<br />
VON LEIPZIG<br />
„Ich bin Gärtner mit Leib und Seele“, sagt Michael Baumann<br />
überzeugt. Der 59-Jährige ist seit 1990 Kleingärtner und heute<br />
Vorsitzender der Gartenfreunde Südost in Leipzig. „Ich hatte<br />
damals ein kleines Kind, das viel Zeit draußen verbringen<br />
sollte. Für mich selbst sind die Naturverbundenheit und Ruhe<br />
im eigenen Garten einfach schön“, sagt der Kleingärtner. Weil<br />
Baumann Verfechter der Bundeskleingartenordnung ist, wurde<br />
er in den Medien als „Gartensheriff“ bekannt. „Das habe ich<br />
zwar nie so gesagt, jetzt werde ich es aber nicht mehr los. Den<br />
Titel finde ich lustig“, schmunzelt er. Im Verein schaut Baumann<br />
auf eine genaue Heckenhöhe von 120 Zentimetern, achtet<br />
auf die richtigen Nutzpflanzen und prüft die Sauberkeit vor<br />
und in den Gärten. „Naturnah darf er sein, aber nicht naturbelassen“,<br />
sagt der Vereinsvorsitzende. Und ergänzt: „Man muss<br />
schon den eigenen Garten im Griff haben“. „Ich sehe in den<br />
Leipziger Kleigärtnerinnen und -gärtnern Menschen, die sich<br />
selbst und ihrer Stadt auf vielfache Weise Gutes tun“, lobt der<br />
Leipziger Abgeordnete Robert Clemen. „Sie ernten hochwertiges<br />
Obst und Gemüse und sorgen für Bewegung, denn jeder<br />
muss fleißig Hand anlegen. Kleingärten sind außerdem Habitate<br />
von Vögeln und Insekten. Hier beginnt gewissermaßen<br />
der Artenschutz. Und selbstverständlich leisten alle Kleingärtner<br />
einen großen Beitrag für ein besseres Klima in der<br />
Stadt. Ohne ihr Engagement hätten wir viel häufiger „dicke<br />
Luft“. Das ist schon über 150 Jahre so: Damals wurde der erste<br />
Schrebergartenverein in Leipzig gegründet. Heute<br />
zeugt eine Dauerausstellung im Deutschen Kleingärtnermuseum<br />
in Leipzig von der wechselhaften<br />
Geschichte der Bewegung. Für Michael Baumann ist der<br />
Austausch zwischen den Generationen sehr wichtig. Sein persönliches<br />
Motto lautet: „Traditionen wahren, Neues zulassen“.<br />
Im Verein setzte sich Baumann daher auch für einen neuen<br />
Spielplatz ein. Engagiert warb er um Gelder und konnte 25.000<br />
Euro Fördermittel beschaffen. „Dieser Spielplatz war mein bestes<br />
Ding, was ich in den Jahren erreicht habe”, ist der Vereins-<br />
chef heute stolz. Ältere Mitglieder würden sich zwar immer<br />
mal über Kinder beschweren. Baumann bleibt aber bei seiner<br />
Meinung. „Da müsst ihr euch dran gewöhnen“, sagt er.<br />
Das Aquarell von Curt Richter aus dem Jahr 1928 zeigt Kinder beim<br />
Anlegen von Beeten. Das Bild ist im Deutschen Kleingärtnermuseum<br />
in Leipzig zu sehen: kleingarten-museum.de<br />
Robert Clemen<br />
<strong>CDU</strong>-Abgeordneter<br />
66
Für Michael Baumann ist der Garten<br />
pure Erholung. Der Vorsitzende der Gartenfreunde<br />
Südost in Leipzig genießt<br />
die Naturverbundenheit und Ruhe in<br />
seinem eigenen Garten am Liebsten<br />
WAS HABEN SCHREBERGÄRTEN<br />
MIT LEIPZIG ZU TUN?<br />
Was heute deutschlandweit als Schrebergärten bekannt<br />
ist, begann im Mai 1865 mit blumenbewachsenen Spielplätzen<br />
in Leipzig. Der Arzt Moritz Schreber hatte die Idee:<br />
Kinder aus dunklen, staubigen Hinterhöfen sollten auf<br />
sonnigen Plätzen spielen. Früh wurden dafür Schrebervereine<br />
gegründet. Allerdings übernahmen mit der Zeit<br />
immer mehr Eltern die Spielplätze. Weil Dr. Schreber kein<br />
Interesse an Gartenkultur hatte, andernorts aber im Umfeld<br />
von Firmen Kleingärten für die Arbeiter entstanden, unterschied<br />
man lange zwischen Kleingärten und Schrebergärten.<br />
67
„<strong>Werte</strong> kann man nicht lehren, sondern<br />
nur vorleben.“<br />
Viktor Frankl, österreichischer Neurologe<br />
und Psychiater († 2. September 1997)<br />
„Eine Politik ohne <strong>Werte</strong> ist wertlos; ohne<br />
geistige Perspektive verliert sie Realität,<br />
Richtung und Sinn.“<br />
Helmut Kohl<br />
(† <strong>16</strong>. Juni 2017)<br />
„Eine echte Demokratie muss die unveräußerlichen<br />
Rechte und den Wert eines<br />
jeden einzelnen Menschen achten.“<br />
Konrad Adenauer<br />
(† 19. April 1967 in Rhöndorf)<br />
„Freiheit funktioniert nicht, wenn der<br />
Einzelne immer nur Rechte für sich in<br />
Anspruch nimmt.“<br />
Roman Herzog am 24. Mai 1999 in Berlin<br />
beim Staatsakt zum 50-jährigen Jubiläum der Bundesrepublik<br />
„Wenn man höhere <strong>Werte</strong> schaffen will,<br />
muß man die Nullen so weit wie möglich<br />
nach hinten stellen.“<br />
Gabriel Laub<br />
(† 3. Februar 1998 in Hamburg)<br />
cdu-fraktion-sachsen.de<br />
Tacheles! Politik im Klartext<br />
cdulandtagsfraktionsachsen<br />
@cdu_slt<br />
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