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CDU-Magazin Einblick (Ausgabe 16) - Thema: Werte

Das politische Magazin der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages

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MAGAZIN DER <strong>CDU</strong>-FRAKTION DES SÄCHSISCHEN LANDTAGES AUSGABE <strong>16</strong><br />

WERTE BEWAHREN<br />

WAS SACHSEN ZUSAMMENHÄLT<br />

Vereine<br />

Von Feuerwehr, Sport<br />

und Heimatpflege<br />

Familien<br />

Sie sind das Herz<br />

unserer Gesellschaft<br />

Glauben<br />

Eine Nonne und ein<br />

Politiker im Gespräch


Wer|te, die<br />

Wortart: Singular von „Wert, der“; Substantiv, maskulin<br />

Wortherkunft: mittelhochdeutsch wert, althochdeutsch werd,<br />

substantiviertes Adjektiv<br />

Bedeutung: <strong>Werte</strong> sind bedeutsame und tief verwurzelte<br />

Überzeugungen, Haltungen, Einstellungen und Ideale. Sie<br />

spielen eine große Rolle für Gesellschaft und Kultur. Einzelne<br />

Philosophen sind der Ansicht, dass die Wertfrage bereits seit<br />

den Anfängen des philosophischen Denkens gestellt worden<br />

sei, so vor allem in der Güterethik des Aristoteles. Platon beschrieb<br />

in seinem Werk die Idee des Guten.<br />

Das Hambacher Fest: Am 27. Mai 1832 feierten rund 30.000<br />

Menschen das Hambacher Fest, wohl eines der bedeutendsten<br />

Ereignisse der deutschen Demokratiegeschichte und <strong>Werte</strong>findung.<br />

Bei der ersten politischen Massenkundgebung in<br />

Deutschland vor 1848 forderten die Teilnehmer die nationale<br />

Einheit Deutschlands. Außerdem verlangten sie ein „conföderiertes<br />

republikanisches Europa“, Presse-, Meinungs-, Versammlungsfreiheit<br />

sowie die Gleichberechtigung der Frauen. In der<br />

Revolution von 1848/49 wurden die in Hambach ausgesprochenen<br />

<strong>Werte</strong>, Wünsche und Ziele erneut aufgegriffen und bildeten<br />

damit die Grundlage des Grundrechtskatalogs der Paulskirchenverfassung.


EDITORIAL<br />

<strong>Werte</strong> sind die Glaubenssätze, nach denen<br />

wir leben wollen. Sie können uns<br />

in schwierigen Situationen leiten und<br />

uns helfen, ein erfülltes Leben zu führen.<br />

<strong>Werte</strong> geben uns Orientierung und Identität.<br />

Es sind die elementaren Bausteine<br />

unserer Kultur.<br />

Als <strong>CDU</strong>-Fraktion orientieren wir uns am<br />

christlichen Bild vom Menschen und seiner<br />

unantastbaren Würde. Für uns sind<br />

<strong>Werte</strong> geben uns Orientierung<br />

und Identität.<br />

die Grundwerte Freiheit, Solidarität und<br />

Gerechtigkeit bindend. Wir streben nach<br />

dem richtigen Verhältnis der Grundwerte<br />

zueinander. Ich nenne das: Politik mit<br />

Maß und Mitte.<br />

Im Sachsenmonitor ist zu lesen, dass<br />

die Sachsen ein großes emotionales<br />

Bedürfnis nach Heimat haben. Besonders<br />

wichtig sind ihnen – laut der Umfrage<br />

– die persönlichen Bindungen zu<br />

Familie, Freunden und Verwandten am<br />

Wohnort. Auch die kulturelle Bindung<br />

an Traditionen und Brauchtümer der<br />

Region hat einen hohen Stellenwert für<br />

das Heimatgefühl der Sachsen.<br />

Als Konservativer überrascht mich ein<br />

solches Umfrageergebnis kaum. Schließlich<br />

sind für meine Fraktion und mich<br />

Heimat und Familie die zentralen Eckpunkte<br />

unseres <strong>Werte</strong>-Kanons. Wir wissen<br />

sehr konkret, für wen und aus welcher<br />

Überzeugung heraus wir<br />

Politik machen. Uns geht es nicht<br />

um Weltanschauungen, sondern<br />

um die Gestaltung unseres gesellschaftlichen<br />

Miteinanders.<br />

Daher ist es mir ein persönliches Anliegen,<br />

den Zusammenhalt in der Gesellschaft<br />

zu fördern. Wie? Durch Zuhören,<br />

Meinungen ernst nehmen, Überzeugungen<br />

klar vertreten und Wort halten<br />

– auch in schwierigen Zeiten. Nur so<br />

entsteht Vertrauen!<br />

Ich bin ein Freund klarer Worte und<br />

scheue mich nicht, auch unangenehme<br />

Wahrheiten auszusprechen. Debatten<br />

führe ich gern hart in der Sache, lege jedoch<br />

Wert darauf, jede Meinung zu hören<br />

und mit einzubeziehen. Für mich ist Politik<br />

deshalb niemals alternativlos!<br />

Mit diesem EINBLICK-<strong>Magazin</strong> unserer<br />

Fraktion möchte ich Sie, liebe Leser, auf<br />

eine Reise durch unsere <strong>Werte</strong>-Welt einladen.<br />

Sie werden erfahren, was mich<br />

und meine Fraktionskollegen bewegt,<br />

motiviert und beeindruckt.<br />

Ihr Christian Hartmann<br />

Fraktionsvorsitzender<br />

<strong>CDU</strong>-Fraktion des Sächsischen Landtages<br />

INHALT<br />

12<br />

14<br />

20<br />

24<br />

30<br />

Stasi-Opfer nicht vergessen<br />

Erinnerung an die Friedliche Revolution<br />

Opas Traum vom Schützenfest<br />

Susan Leithoff über <strong>Werte</strong> und Tradition<br />

Schwester Filipa und der Politiker<br />

Ein Gespräch über Gott und die Welt<br />

Familie<br />

Sachsen erzählen von ihren Lebensentwürfen<br />

Schule ist mehr als Lesen und Schreiben<br />

Für die Praxis lernen in der Werkschule Milkau<br />

36<br />

42<br />

48<br />

52<br />

66<br />

„Ich kann nicht wegschauen, wenn jemand leidet“<br />

Feuerwehrfrau Nicole Kaul über ihr Engagement<br />

<strong>Werte</strong>-Debatte in der Fotobox<br />

Nachwuchs trifft auf Senior<br />

Wirtschaft mit Geschichte<br />

Unternehmer setzen sich für die Region ein<br />

Beruf: Schöpfungsbewahrer<br />

Landwirtschaft betreibt aktiven Umweltschutz<br />

Ich bin der Kleingarten-Sheriff<br />

Michael Baumann bewahrt eine Leipziger Erfindung<br />

IMPRESSUM Herausgeber: <strong>CDU</strong>-Fraktion des Sächsischen Landtages, Bernhard-von-Lindenau-Platz 1, 01067 Dresden, Telefon 0351 493-5501, www.cdu-fraktion-sachsen.de Redaktion: Christian Fischer (V.i.S.d.P.), STAWOWY, Dr. Christopher M. Brinkmann<br />

Fotos: Adobe Stock: jirsak (1); areporter (33); Sebastian Winterscheid (1, 10, 11, 20–23, 24–28, 30–32, 36–38, 40–41); Trotz intensiver Recherche ist es uns leider nicht in allen Fällen gelungen, die Inhaber von Bild-und Fotorechten der abgebildeten Werke ausfindig zu<br />

machen. Eventuell bestehende Ansprüche werden selbstverständlich im Rahmen der üblichen Vereinbarungen abgegolten. Nicht genannte Rechteinhaber können sich gerne an peter@stawowy-verlag.de wenden. (2); Alexander Fuhrmann (4–5, 6–7, 14–18, 19, 34–35,<br />

42–43, 44, 45, 54–55, 62, 67); IMAGO / Sylvio Dittrich (8–9); Christian Fischer (12–13); Privat Susanne Pehse (29); Leon Petzoldt (39, 50–51); Jens Kugler (46); Tourismusverband Erzgebirge e.V./ Wolfgang Schmidt (46–47); Eric Münch (48–49); Privat Georg-Ludwig<br />

von Breitenbuch (52–53); Detlev Müller (56–57); Holm Helis (58–60); luckybusiness (61); Anika Dollmeyer (65); Deutsches Kleingärtnermuseum (66) Druck: Druckerei Oskar Görner GmbH, Melanchthonstraße 1–7, 09126 Chemnitz Veröffentlichung: November 2022.<br />

Diese Publikation dient der Information über die parlamentarische Arbeit der <strong>CDU</strong>-Fraktion des Sächsischen Landtages. Eine Verwendung für Parteienwerbung oder im Wahlkampf ist nicht zulässig.


NATUR VERMITTELN<br />

Durch die vergleichsweise feuchte Witterung<br />

im Vogtland ist der Wald hier gut erhalten.<br />

Der Waldpark Grünheide kann so viel für<br />

Schulklassen und Vereine bieten. Seit drei<br />

Jahren sehr beliebt: der Kletterpark. Gut gesichert<br />

testen Kinder und Jugendliche hier auf<br />

verschiedenen Parcours ihre Geschicklichkeit<br />

4


Sören Voigt<br />

Parlamentarischer<br />

Geschäftsführer<br />

NACHHALTIG<br />

„Die Arbeit unserer KiEZe ist sehr<br />

wertvoll. Sie wirkt sich positiv und<br />

nachhaltig auf junge Menschen aus<br />

und muss weiter unterstützt werden.<br />

Dafür setze ich mich auch als Präsident<br />

der sächsischen KiEZe gerne ein!“<br />

Joachim Otto steht im Kletterpark von Grünheide im Vogtland und schaut ins<br />

Grüne. „Als außerschulischer Lernort wollen wir der Jugend die Natur, den Wald und<br />

den nachhaltigen Umgang mit beidem näherbringen“, sagt er. „Dabei setzen wir viel auf<br />

Sport und Bewegung.“ Otto ist Geschäftsführer des KiEZ Waldpark Grünheide. KiEZ steht<br />

dabei für Kinder- und Jugenderholungszentren Sachsen, das ist der Dachverband der ingesamt<br />

fünf KiEZe im Freistaat. Viele Schulklassen nutzen die Angebote, aber auch Wintersportler<br />

und einfache Touristen kommen in den Waldpark. Auf dem 18 ha großen Gelände<br />

stehen saisonal 500 Betten zur Verfügung, die sich auf Zwei- und Mehrbettzimmer<br />

in Gästehäusern, Bungalows und Ferienwohnungen verteilen. „Mir ist der gesellschaftliche<br />

Zusammenhalt sehr wichtig. Mit meiner Arbeit im Verein möchte ich zusammen<br />

mit unseren 42 Mitarbeitern eine hochwertige Freizeitgestaltung für alle Kinder und<br />

Jugendlichen gewährleisten. Aktiv sein und körperliche Ertüchtigung haben auch etwas<br />

mit Gesundheitsprävention zu tun“, ist sich Joachim Otto sicher.<br />

Wertschätzung für den Wald vermitteln:<br />

Joachim Otto nimmt sich gerne Zeit, um dem<br />

Nachwuchs die Natur zu erklären. „Jeder soll<br />

mitgenommen werden“, sagt er<br />

5


TRADITION ERHALTEN<br />

An der frischen Luft und in der Natur – Marcel<br />

Reinhardt ist die Leidenschaft beim Fischen<br />

anzusehen. Der Fischwirtschaftsmeister legt<br />

Wert auf Nachhaltigkeit, um so an seinen<br />

Teichen den besten Fisch für seine Kunden<br />

zu produzieren. Mit seiner Arbeit pflegt er<br />

gleichzeitig eine jahrhundertealte Tradition<br />

6


Jörg Kiesewetter<br />

<strong>CDU</strong>-Abgeordneter<br />

WERTVOLL<br />

„Menschen wie Marcel Reinhardt, die<br />

Tradition und Unternehmertum verbinden,<br />

sind eine Bereicherung für unsere<br />

Kultur und unser Land.“<br />

Gemütlich rumsitzen und abwarten ist für Marcel Reinhardt nichts. Und mit dem<br />

typischen Angler, der am Rande eines Sees oder fließenden Gewässers steht, hat er<br />

schon gar nichts gemein. Der Fischwirtschaftsmeister arbeitet immer mit vollem<br />

Körpereinsatz. Als Chef seines eigenen Fischereibetriebs Fisch-Reinhardt in Löbnitz<br />

kümmert er sich um die Teichwirtschaft Reibitz. „Den Job mache ich aus Leidenschaft.“<br />

Gemeinsam mit seinem Team züchtet der 38-Jährige Karpfen und Edelfische. „Fischen<br />

ist für mich Lebensinhalt. Ich bin sehr naturverbunden und bin gerne am Wasser“, erzählt<br />

der gelernte Fischwirt aus Nordsachsen. Teichwirtschaft hat in Sachsen eine jahrhundertelange<br />

Tradition. Im Freistaat gibt es über 45.000 Hektar Teiche, Fließgewässer<br />

und Seen, in denen gefischt werden kann. In der Binnenfischerei produzieren die<br />

sächsischen Betriebe jährlich etwa 3.500 Tonnen Speisefisch. Das Fischbrötchen gibt<br />

es daher nicht nur am Meer, sondern auch direkt aus der Region. Bei den Kunden von<br />

Reinhardt sind vor allem Delikatessen wie Räucherfisch oder frische hausgemachte Salate<br />

und Marinaden beliebt. Mit seinem Fischwagen ist er jede Woche überwiegend<br />

in der Region zwischen Delitzsch und Bad Düben unterwegs. Aber auch überregional<br />

zu Firmenevents, Stadtfesten, Bauernmärkten und Sportevents baut er seinen Stand<br />

auf. Zwischen Oktober und Ostern ist zudem am Wochenende der Hofladen in Reibitz<br />

geöffnet. „Bei unserer Produktion ist mir Nachhaltigkeit wichtig. Daher ist mir auch<br />

eine gute Ökobilanz sehr wichtig“, sagt der Fischereimeister. Mit Gummistiefeln und<br />

Spezialhose steigt Marcel Reinhardt in einen seiner Teiche. Mit einer geschickten Köcherbewegung<br />

holt er einen Fisch aus dem Wasser. „Ein schöner Fang“, freut er sich.<br />

7


8


GLAUBEN VERBREITEN<br />

Aloyisus Mikwauschk<br />

<strong>CDU</strong>-Abgeordneter<br />

ERHEBEND<br />

„Die Teilnehmer des Osterreitens pflegen<br />

einen der erhebendsten Bräuche der<br />

Oberlausitz, ein prägendes Bekenntnis<br />

christlichen Glaubens.“<br />

„Das Osterreiten hat in der Oberlausitz eine über 400-jährige Tradition“, sagt<br />

Dr. Benno Walde. Der Zahnarzt aus Räckelwitz ist seit fast 40 Jahren zu Ostern bei der<br />

Prozession in der Nachbargemeinde Ralbitz als Osterreiter dabei. Gemeinsam verkünden<br />

die Reiter mit ihren festlich geschmückten Pferden die Auferstehung Jesu Christi.<br />

Das Osterreiten entwickelte sich aus dem ursprünglich heidnischen Flurritt zu einer<br />

zutiefst christlichen Tradition“, erzählt der 67-jährige gläubige Katholik. Wir bringen<br />

singend die frohe Osterbotschaft von einer Pfarrei zur Anderen und stärken damit<br />

den Glauben sowie die Gemeinschaft der Christen.“ Die Lieder werden abhängig<br />

von der Osterreiterprozession in sorbischer oder deutscher Sprache gesungen und so<br />

ins Land getragen. Die Osterreiter bereiten die Prozession in eigener Verantwortung<br />

jedes Jahr mit viel Liebe zum Detail vor. Die Pferde werden zum Teil von weither ausgeliehen<br />

und bekommen das spezielle Oster-Pferdegeschirr angelegt. Neue Reiter<br />

müssen zuvor den Gesang einüben. Vor der Wallfahrtskirche in Rosenthal treffen sich<br />

am Sonntag die Osterreiter des Dorfes, um sich dann gemeinsam zur Hauptprozession<br />

nach Ralbitz auf den Weg zu begeben. Vom dortigen Pfarrer gesegnet, machen<br />

sich 280 Reiter – alles Männer – früh auf den Weg nach Wittichenau, überbringen die<br />

Osterbotschaft und sind am Abend wieder daheim“, sagt Benno Walde.<br />

9


WERTE IN ZAHLEN<br />

91<br />

90<br />

der Sachsen sehen in der Demokratie<br />

eine gute Regierungsform.<br />

87<br />

der Sachsen finden das Engagement für Vereine<br />

und Kirche wichtig oder sehr wichtig.<br />

der Jugendlichen ist ein gutes<br />

Familienleben wichtig.<br />

88<br />

der Sachsen ist die politische<br />

Bildung an Schulen wichtig.<br />

der Jugendlichen wollen später<br />

2/3selber einmal Kinder haben.<br />

53<br />

der Sachsen halten die Erinnerung an die<br />

Friedliche Revolution für sehr wichtig.<br />

87<br />

der Jugendlichen sehen Fleiß<br />

und Ehrgeiz als wichtige Tugenden.<br />

70<br />

der Jugendlichen legen auf ein<br />

umweltbewusstes Verhalten Wert.<br />

10<br />

Quellen: Sachsen-Monitor 2021/22 und 18. Shell-Jugendstudie


<strong>Werte</strong> geben eine Orientierung für das gesellschaftliche<br />

Zusammenleben. Daher ist es<br />

relevant zu erfassen, was den Menschen im<br />

Land wichtig ist<br />

IMMER MEHR<br />

FAMILIEN ZIEHEN<br />

AUFS LAND<br />

Eine gute Übersicht für Sachsen gibt der Sachsen-Monitor. Die<br />

Umfrage erfasst die Meinung zum Leben im Freistaat und die<br />

Erwartungen der Bürger zur Zukunft. Die aktuellen Zahlen<br />

wurden zwischen November 2021 und März 2022 erhoben.<br />

Deutlich zu sehen ist, dass die Sachsen die Demokratie als eine<br />

gute Regierungsform sehen. Die größte Zustimmung kam mit<br />

94 Prozent aus den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen. Danach<br />

folgten Chemnitz und das Erzgebirge (93 Prozent) sowie<br />

Dresden und die Sächsische Schweiz/Osterzgebirge (91 Prozent).<br />

Weniger Zustimmung kam aus den Landkreisen Vogtland/Zwickau<br />

(88 Prozent) und der Oberlausitz (83 Prozent).<br />

Seit dem letzten Sachsen-Monitor 2018 ist das Interesse der<br />

Sachsen an Politik um 10 Prozentpunkte angestiegen. Damit<br />

ist auch zu erklären, dass politische Bildung an Schulen einem<br />

Großteil der Bürger im Freistaat wichtig ist. Auch die Erinnerung<br />

an die Friedliche Revolution möchte über die Hälfte aufrechterhalten.<br />

Um die demokratische Ordnung in Deutschland<br />

zu schützen, ist für die Meisten Sachsen das Engagement in<br />

Vereinen oder in der Kirche wichtig oder sehr wichtig. Die Shell<br />

Jugendstudie erfasst, ob sich <strong>Werte</strong> mit einer neuen Generation<br />

wandeln. Seit 1953 werden in ihr Sichtweisen, Stimmung<br />

und Erwartungen der 12 bis 15-Jährigen in Deutschland abgebildet.<br />

Die aktuellen Zahlen stammen aus der 18. Auflage von<br />

2019. Ein wichtiges <strong>Thema</strong> für die Heranwachsenden ist der<br />

Klimawandel. Um diesem zu begegnen, fordert ein Großteil<br />

der Jugendlichen ein umweltbewusstes Verhalten.<br />

Felix und Laura Stierl vor<br />

ihrem neuen Eigenheim<br />

Wohnungsnot, knappe Kitaplätze, wenig Platz, kaum<br />

Grün: Es gibt gute Gründe, warum es junge Familien<br />

aufs Land zieht. Der Freistaat Sachsen unterstützt<br />

gezielt Familien, die Häuser im ländlichen Raum erwerben<br />

oder denkmalgeschützte Objekte renovieren.<br />

Gerade erst hat der sächsische Regionalminister und<br />

<strong>CDU</strong>-Abgeordnete Thomas Schmidt mit seinem Ministerium<br />

das Förderprogramm „Familienwohnen“<br />

verbessert und damit auf die gestiegenen Baupreise<br />

reagiert. Die maximal zulässigen Gesamtausgaben für<br />

die Schaffung oder den Erwerb von Wohneigentum<br />

sind von bisher 300.000 Euro auf nun 425.000 Euro gestiegen.<br />

Das gilt für Zwei-Personen-Haushalte, für jede<br />

weitere im Haushalt lebende Person erhöht sich die<br />

Summe um 55.000 Euro (bisher 40.000 Euro). Die günstigen<br />

Zinskonditionen von aktuell 0,75 Prozent über die<br />

Laufzeit von 25 Jahren bleiben bestehen. Die Beantragung<br />

des Programms erfolgt über das Förderportal der<br />

Sächsischen Aufbaubank – Förderbank (SAB).<br />

Das gesellschaftliche Miteinander ist auch für den Nachwuchs<br />

weiterhin wichtig. Für die Mehrheit sind nach wie vor gute<br />

Freunde (97 Prozent), eine vertrauensvolle Partnerschaft (94 Prozent)<br />

und ein gutes Familienleben (90 Prozent) wichtige <strong>Werte</strong>.<br />

Beständig ist die Einstellung zu Fleiß und Ehrgeiz. Seit der Jugendbefragung<br />

von 2002 ist die Meinung hier gleichgeblieben.<br />

Sie sind gerade mit dem Töchterchen<br />

eingezogen. Aber noch ist einiges zu tun<br />

11


STASI-OPFER<br />

NICHT VERGESSEN<br />

Ein Blick in eine Zelle in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt<br />

der Stasi in Dresden. Häftlinge<br />

sollten sich hier schnell einem übermächtigen Apparat<br />

ohnmächtig ausgeliefert fühlen<br />

Rund 10.000 Menschen saßen zwischen 1950 und 1989 allein im Dresdner Stasi-<br />

Knast. Ihr einziges Verbrechen: die Sehnsucht nach Freiheit<br />

12


„Republikflucht“ war in der DDR ein<br />

Straftatbestand – und das Ministerium<br />

für Staatssicherheit hat alle Menschen<br />

gnadenlos verfolgt, die sich nach Freiheit<br />

und Demokratie sehnten. Tausende<br />

landeten in den Stasi-Gefängnissen.<br />

Eines ist die ehemalige Untersuchungshaftanstalt<br />

auf dem Gelände der Bezirksverwaltung<br />

des MfS auf der Bautzner<br />

Straße in Dresden. Hier war zu<br />

Zeiten der SED-Diktatur „der Wirkungsort<br />

eines umfassenden Repressionsapparats,<br />

verantwortlich für politische<br />

Verfolgung, Haft und psychische Folter“,<br />

wie es die heutige Gedenkstätte<br />

beschreibt. Mitten im für seine Villen<br />

bekannten edlen Dresdner Elbhang errichtete<br />

zuerst die sowjetische Besatzungsmacht<br />

und später die Stasi ihre<br />

Spitzel-Zentrale.<br />

Für die <strong>CDU</strong>-Fraktion stehen die Opfer<br />

im Mittelpunkt. „Es ist erschreckend,<br />

dass bis heute durch die Aufarbeitung<br />

der Stasi-Unterlagenbeauftragten und<br />

Opferverbände immer wieder neue<br />

Formen von Repression bekannt werden,<br />

deren Nachweisbarkeit für die Opfer<br />

sehr schwer möglich ist. Durch die<br />

fristlose Verlängerung der Rehabilitationsmöglichkeiten<br />

sichern wir einen<br />

späten Sieg der Gerechtigkeit für die<br />

SED-Opfer“, sagt der <strong>CDU</strong>-Rechtspolitiker<br />

Martin Modschiedler. Das Stasi-Untersuchungsgefängnis<br />

in Dresden ist<br />

aber auch ein Symbol für die Überwindung<br />

der Diktatur! Am 5. Dezember<br />

1989 wurde das Gelände mit der Bezirksverwaltung<br />

von Dresdner Bürgern<br />

gewaltlos besetzt. Einer von ihnen war<br />

der spätere Oberbürgermeister Dr. Herbert<br />

Wagner, ein Mitglied der „Gruppe<br />

der 20“, die in Dresden die Friedliche<br />

Revolution anführte.<br />

Kaum zu glauben: Über zehn Kilometer<br />

Akten hatten die zuletzt etwa<br />

3.500 hauptamtlichen und 13.000<br />

inoffiziellen Mitarbeiter im Bezirk<br />

Dresden über ihre Mitbürger angelegt.<br />

„Sie dokumentieren die Schicksale<br />

der etwa 10.000 Menschen, die<br />

zwischen 1950 und 1989 von der<br />

Dresdner Staatssicherheit inhaftiert<br />

wurden“, erklärt die Gedenkstätte.<br />

Die <strong>CDU</strong>-Fraktion will die Erinnerung<br />

Dresdner Bürger besetzen 1989<br />

die Stasi-Zentrale auf der Bautzner<br />

Straße in Dresden und fordern die<br />

Herausgabe ihrer Akten<br />

<strong>CDU</strong>-Fraktionschef Christian Hartmann<br />

(li.) mit Dresdens Ex-OB und Wendeheld<br />

Dr. Herbert Wagner und der Leiterin der<br />

Gedenkstätte, Uljana Sieber, im ehemaligen<br />

Hafthaus<br />

an die Opfer des SED-Regimes wachhalten.<br />

Deshalb lud sie mit ihrem Johann<br />

Amos Comenius Club Sachsen<br />

(JACC) am 17. Juni zum Gedenken an<br />

den Volksaufstand in der DDR hierher<br />

ein. „Mit unserer jährlichen Veranstaltung<br />

wollen wir daran erinnern,<br />

wo wir hergekommen sind. Freiheit<br />

und Demokratie gibt es nicht zum<br />

Nulltarif“, erklärt <strong>CDU</strong>-Fraktionschef<br />

Christian Hartmann.<br />

13


Auf dem Hof der Familie der Oederaner <strong>CDU</strong>-Abgeordneten<br />

Susan Leithoff wurde zum Schützenfrühstück geladen. Ein<br />

gesellschaftlicher Höhepunkt mit Schützenverein, Feuerwehr<br />

und Landfrauen. Hier sprachen wir über klassische <strong>Werte</strong>,<br />

Familie und das Gute am Konservativsein<br />

14


OPAS TRAUM VOM<br />

SCHÜTZENFEST<br />

Die <strong>CDU</strong>-Politikerin Susan Leithoff<br />

mit ihrem Cousin und Schützenkönig<br />

Kurt Bergelt (re.) beim Schützenfrühstück<br />

auf dem elterlichen Hof<br />

der Familie im Oederaner Ortsteil<br />

Schönerstadt. Ihren verstorbenen<br />

Großvater Günther Bergelt (kl. Foto)<br />

hätte das urige Spektakel gefreut<br />

15


Die selbstständige Rechtsanwältin Susan Leithoff wurde 2019 für den<br />

Wahlkreis Mittelsachsen 1 als direkt gewählte Abgeordnete in den<br />

Landtag gewählt<br />

„<strong>Werte</strong> können<br />

niemals aus der<br />

Mode geraten.“<br />

Susan Leithoff, <strong>CDU</strong>-Abgeordnete<br />

Wir wollen über <strong>Werte</strong> reden. Mit welchen <strong>Werte</strong>n sind Sie aufgewachsen?<br />

Susan Leithoff: „Mir wurden ganz klassische <strong>Werte</strong> mitgegeben.<br />

Also Pünktlichkeit, Gerechtigkeit, Einsatz und Engagement für<br />

andere, nicht immer nur an sich selber denken. Ich bin ja in einer<br />

vergleichsweise großen Familie aufgewachsen.“<br />

Und da war man füreinander da?<br />

„Natürlich! Es ging auch nicht anders. Meine Mutter hat mich<br />

sehr jung bekommen und es war immer so, dass die ganze Familie<br />

für einen da war. Jeder für jeden. Man hat zusammengehalten.<br />

Das hat mich geprägt.“<br />

Wer hat Sie da bei den <strong>Werte</strong>n am meisten geprägt?<br />

„Meine Eltern, aber auch meine Großeltern, besonders mein<br />

Großvater!“<br />

Was haben Sie von ihm mitgenommen?<br />

„Mein Opa war immer ein Macher. Er war das klassische Familienoberhaupt.<br />

Er hat alle Fäden zusammengehalten. So etwas<br />

wie Faulheit gab es bei uns nicht. Wir waren immer engagiert<br />

und von Kindesbeinen an in sämtlichen Vereinen.“<br />

Er war also recht aktiv – und das zu DDR-Zeiten?<br />

„Mein Opa selbst war über 30 Jahre Vorsitzender unseres Sportvereins<br />

in Schönerstadt. Er war auch LPG-Vorsitzender zu seiner<br />

Zeit – aber ohne Parteibuch! Dass er das ohne geschafft hat, war<br />

ihm besonders wichtig.“<br />

Und heute schaut er vom Himmel runter und freut sich?<br />

„Ja, weil wir bei uns das Schützenfrühstück ausrichten! Er war<br />

viele Jahre Mitglied im Schützenverein. Immer war es sein<br />

Traum, einmal Schützenkönig zu werden. Und das ist meinem<br />

Opa trotz seiner Zielstrebigkeit nie gelungen.“<br />

Aber Ihr Cousin Kurt hat es geschafft?<br />

„Genau! Im letzten Jahr ist Kurt Schützenkönig geworden. Zuvor<br />

hat er von meiner Oma Opas Hosenträger bekommen. Die sollten<br />

ihm Glück bringen. Und das haben sie!“<br />

Wie stark hat Sie diese wertorientierte Familie geprägt?<br />

„Durch und durch. Sogar meine Berufswahl zur Rechtsanwältin<br />

hat damit zu tun. Denn was ich mitbekommen habe, ist ein<br />

ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. Wenn ich irgendwo Dinge als<br />

Unrecht empfand, dann habe ich mich dafür eingesetzt, dass es<br />

gerechter zugeht.“<br />

Wie sind Sie zur Politik gekommen?<br />

„Wir hatten in unserem Ort einen Kindergarten. Es war einer<br />

der ältesten in Mittelsachsen. Doch die Stadt wollte ihn<br />

schließen. Dieser Kindergarten war bei uns im Ort der soziale<br />

Treffpunkt. Wir haben eine Elterninitiative gegründet und<br />

um den Erhalt gekämpft.“<br />

<strong>16</strong>


Also Konservativismus in Reinform.<br />

(lacht) „Ja, wir wollten dieses Alte, Traditionelle bewahren und<br />

zukunftsfähig machen. Wir haben ein Ehrenamtskonzept entwickelt.<br />

Der ganze Ort hat mitgemacht. Jeder wusste, montags<br />

von 10 bis 12 ist derjenige da, von 13 bis <strong>16</strong> ein anderer. Dadurch<br />

wäre die Erzieherin nicht allein gewesen und die Stadt hätte keine<br />

Extrakosten gehabt.“<br />

Hat es geholfen?<br />

„Leider nein. Es hat am Ende nicht gereicht. Wir haben aber<br />

nicht aufgegeben und an einer Alternative für den sozialen<br />

Treffpunkt gearbeitet. An der Stelle, wo der Kindergarten<br />

stand, haben wir gemeinsam mit der Stadt einen Spielplatz<br />

errichtet.“<br />

Dieses Engagement war Ihr Weg in die Politik?<br />

„Irgendwann kamen damals Leute auf mich zu und fragten, ob<br />

ich mich nicht im Stadtrat engagieren möchte. Und die <strong>CDU</strong><br />

kam auch. Ich dachte mir, man sollte nicht immer nur meckern,<br />

man sollte auch einfach mal machen. So bin ich in den Stadtrat<br />

gekommen, für die <strong>CDU</strong>, zunächst ohne Parteimitglied zu sein.<br />

Von dort war dann mein Weg irgendwie vorgezeichnet. Heute<br />

bin ich Kreisvorsitzende, Landtagsabgeordnete und stellvertretende<br />

Fraktionsvorsitzende.“<br />

Wie modern sind heute noch <strong>Werte</strong>?<br />

„<strong>Werte</strong> sollten niemals aus der Mode geraten. Ein grundlegender<br />

<strong>Werte</strong>kanon ist das, was unserem Miteinander das Fundament<br />

gibt. Wir können in der Gesellschaft nur miteinander klarkommen,<br />

wenn jeder eine gewisse gemeinschaftliche <strong>Werte</strong>basis<br />

akzeptiert. Zudem ist nicht alles, was unseren Großeltern wichtig<br />

war, schon allein deswegen abgedroschen. Ich glaube, an<br />

Pünktlichkeit, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Fleiß orientierten<br />

sich unsere Vorfahren, und unsere Nachfahren werden diese<br />

ebenfalls mittragen.“<br />

Fleiß und Pünktlichkeit nennt der Volksmund deutsche Tugenden.<br />

Wie gehen Sie mit Unpünktlichkeit um?<br />

„Pünktlichkeit hat für mich einen hohen Stellenwert. Aber es ist<br />

auch das, wo ich noch am ehesten Verständnis habe, wenn es<br />

mal nicht funktioniert. Ich weiß, dass bei einem vollen Terminkalender<br />

immer etwas dazwischenkommen kann. Aber Sie werden<br />

es bei mir nie erleben, dass, wenn ich zu spät komme, und<br />

sei es nur fünf Minuten, dass ich nicht Bescheid gebe.“<br />

Schon bei fünf Minuten?<br />

„Ja. Auch meine Mutter lacht sich kaputt, wenn ich mich zum<br />

Kaffeetrinken um fünf Minuten verspäte und deshalb anrufe.<br />

Aber das gehört sich für mich so. Man kann sich immer verspäten,<br />

dafür habe ich Verständnis, aber man sollte es mitteilen.<br />

Dafür macht man schließlich Zeiten aus. Es ist wahrscheinlich<br />

auch so ein Anwaltsding, denn Fristen sind da, um<br />

eingehalten zu werden.“<br />

Wertverlust ist für unsere Gesellschaft ein Problem …<br />

„… das wir heute leider haben! Weil in unserer Gesellschaft<br />

Individualismus um sich greift und damit zunehmend auch<br />

Eigennutz an Stellenwert gewinnt. Und dann kommt die Gesellschaft<br />

in Schieflage. Konservativ sein, also <strong>Werte</strong> und die<br />

positiven Errungenschaften der Vorfahren zu bewahren, ist<br />

also fundamental für unser Zusammenleben. Zudem sehe ich<br />

ein ernsthaftes Problem darin, wenn versucht wird, ‚neue <strong>Werte</strong>‘<br />

von oben herab der Gesellschaft überzustülpen. Wenn sich<br />

etwa eine Minderheit daran macht, unter dem Deckmantel von<br />

‚modern oder progressiv‘ einen <strong>Werte</strong>wandel zu erzwingen.“<br />

HIER BEGANN MEIN<br />

WEG IN DIE POLITIK<br />

Im Oederaner Ortsteil Schönerstadt stand der wohl älteste<br />

Kindergarten Mittelsachsens. Aber für die Stadtverwaltung<br />

war er nicht mehr wirtschaftlich. Eine Eltern-<br />

initiative um Susan Leithoff kämpfte trotzdem um den<br />

Erhalt. Mit ehrenamtlich Engagierten stellten sie sogar<br />

einen Betreuungsplan auf. Dabei wurden den Kindern<br />

vom Imker über Bauern bis zur Kräuterfrau viele spannende<br />

Themen angeboten. Aber sie scheiterten. Danach<br />

wollte Susan Leithoff den Platz wenigstens als soziales<br />

Zentrum des Ortes erhalten und kämpfte erfolgreich<br />

dafür, dass ein moderner Spielplatz errichtet wurde.<br />

Auch deswegen wählten die Bürger von Schönerstadt<br />

die selbstständige Anwältin zu ihrer Ortsvorsteherin.<br />

Das war der Beginn ihrer politischen Karriere.<br />

17


Wie zum Beispiel das Gendern?<br />

„Hier müssen wir differenzieren, um nicht mit Gleichberechtigung<br />

zwischen Mann und Frau – die wichtig und voranzutreiben<br />

ist – in Konflikt zu geraten. Gendern ist nicht<br />

Gleichberechtigung. Gendern und die Ausbreitung dieser Art<br />

der Sprache heißt: Eine Minderheit gibt vor, wie wir sprechen<br />

sollen, um damit angeblich oder mindestens vermeintlich<br />

andere Geschlechter sichtbar zu machen. Hier wird versucht,<br />

ein linkes Weltbild mittels einer wenig praktikablen, grammatikalisch<br />

fragwürdigen Sprache in der Gesellschaft zu verankern.<br />

Das merken die Menschen. Und die überwiegende<br />

Mehrheit möchte das nicht. Für mich persönlich kommt Gendern<br />

nicht in Frage, Gleichberechtigung aber schon. Das muss<br />

man unterscheiden!“<br />

Was sagen Sie zum <strong>Thema</strong> Quote?<br />

„Ich bin für echte Gleichberechtigung, aber dafür brauchen wir<br />

keine Quote. Echte Gleichberechtigung heißt nämlich nicht Bevorzugung<br />

von Frauen, sondern dass Männer und Frauen die<br />

gleichen Chancen haben. Die Quote führt aber dazu, dass die<br />

Qualität am Ende nicht mehr entscheidend ist, sondern das Geschlecht.<br />

Ich denke, ich stehe beispielhaft dafür, dass wir keine<br />

Quote brauchen.“<br />

Macht die <strong>CDU</strong>-Fraktion im Landtag genug, um <strong>Werte</strong> in unserem<br />

Land aufrechtzuerhalten?<br />

„Wir sind diejenigen, die am meisten für die anerkannten gesellschaftlichen<br />

<strong>Werte</strong> kämpfen. Ob das genug ist, darüber kann<br />

man streiten. Es kann immer und überall mehr getan werden.<br />

Aber von den anderen Parteien sehe ich hinsichtlich dieses <strong>Werte</strong>kanons<br />

wenig.“<br />

Welche drei <strong>Werte</strong> sind für Sie als Politikerin die wichtigsten?<br />

„1. Ehrlichkeit. 2. Gerechtigkeit und 3. selbstverständlich Familie.<br />

Drittens deswegen, weil ohne familiäre Bindungen und den<br />

Rückhalt der Familie könnte ich kaum meinen Anspruch von<br />

verantwortungsvoller Politik erfüllen. Ich würde es nicht schaffen,<br />

das notwendige Pensum zu fahren.“<br />

Familie gibt auch Orientierung?<br />

„Und die brauchst Du in der Politik! Meine Familie erdet mich.<br />

Sie geigen mir auch mal die Meinung. Wir haben dieses Abkommen<br />

- meine Familie, meine Freunde und ich. Sie haben nach<br />

der Wahl zu mir gesagt: Bitte erinnere dich immer daran, wer<br />

die Susi 2019 ist. Ich habe versprochen, wenn ihr merkt, dass ich<br />

mich in irgendeine andere Richtung entwickle, dann tretet mir<br />

bitte in den ‚Arsch‘“.<br />

War das bis jetzt schon nötig?<br />

(lacht) „Nein, bis jetzt bin ich – das sagt man mir zumindest – bodenständig<br />

geblieben und das will ich auch bleiben.“<br />

Gruppenbild mit Oma! Die Familie ist für Susan Leithoff besonders wichtig<br />

und ein Ort, wo sie als Politikerin geerdet wird<br />

Beim Schützenfrühstück packt jeder von der Familie mit an. Da werden in der<br />

Küche Semmeln geschmiert, es gibt Barbecue und Suppe<br />

Weil draußen zu kalt war und es zu regnen drohte, wurde einfach in der Werkstatt<br />

des Familienbetriebes aufgetischt<br />

18


Für den <strong>CDU</strong>-Abgeordneten und<br />

Kultusminister Christian Piwarz<br />

ist der Dienst in Uniform eine gesellschaftliche<br />

Verpflichtung. Als<br />

Reserveoffizier leistet er ihn im<br />

Landeskommando Sachsen<br />

WAS HALTEN SIE VON EINER<br />

DIENSTPFLICHT<br />

Christian Piwarz ist Jurist, <strong>CDU</strong>-Abgeordneter im Landtag,<br />

Kultusminister sowie Präsident des American Football Verbandes<br />

Sachsen. Und er ist seit 2015 Reserveoffizier beim<br />

Landeskommando Sachsen. Dienstgrad: Oberstleutnant.<br />

Aufgrund seiner Erfahrungen, die er mit 20 während seines<br />

zwölfmonatigen Wehrdienstes in Bad Frankenhausen und<br />

Dresden gesammelt hat, ist er Verfechter einer allgemeinen<br />

Dienstpflicht. Er sagt: „Ich unterstütze diese Idee ausdrücklich,<br />

da sie dabei helfen kann, jungen Menschen Orientierung<br />

zu geben und gleichzeitig für Zusammenhalt zu<br />

sorgen. Details wie beispielsweise die Dauer und konkrete<br />

Ausgestaltung sollten gut überlegt und diskutiert werden.<br />

Notwendig ist aber jetzt, dass eine breite öffentliche Debatte<br />

darüber nicht nur angestoßen, sondern auch<br />

mit Nachdruck geführt wird.“ Gerade hat sich<br />

die <strong>CDU</strong> für die bundesweite Einführung eines<br />

verpflichtenden Gesellschaftsjahrs ausgesprochen. „Klar<br />

ist, dass eine allgemeine Dienstpflicht möglichst vielfältige<br />

Einsatz- und Tätigkeitsmöglichkeiten bieten muss und auch<br />

zeitlich flexibel ausgestaltet sein sollte“, so Piwarz. Denkbar<br />

seien neben der Ableistung des Dienstes bei der Bundeswehr<br />

und im sozialen Bereich auch der Einsatz im Gebiet<br />

des Zivil- und Katastrophenschutzes. „Ebenso sollten Wahlmöglichkeiten<br />

zwischen einer Ableistung en bloc und einer<br />

gestaffelten Variante gegeben sein. Junge Frauen und Männer<br />

sollten die Dienstpflicht gleichermaßen erfüllen.“<br />

19


SCHWESTER FILIPA<br />

UND DER POLITIKER<br />

EIN GESPRÄCH ÜBER GOTT UND DIE WELT<br />

„Menschen richten viel zu oft ihre Aufmerksamkeit<br />

auf das, was böse ist“, sagt Schwester Filipa<br />

im Gespräch mit Marco Schiemann. Der betont:<br />

„Am Ende kommt man immer zu dem Punkt:<br />

Das Menschsein ist der wichtigste Wert.“<br />

20


Welche Rolle spielen <strong>Werte</strong> in unserer Gesellschaft? Darüber diskutieren der Abgeordnete<br />

Marko Schiemann und Schwester Filipa vom Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau<br />

Was bedeuten <strong>Werte</strong> für Sie?<br />

Schwester Filipa: Wir Menschen stehen jeden Tag an einer<br />

Kreuzung, an der wir uns entscheiden müssen. <strong>Werte</strong> helfen<br />

uns bei der Orientierung im Leben. Ich bin jetzt über 60 Jahre<br />

alt. Ungefähr vor 30 Jahren habe ich meine heutige Berufung<br />

entdeckt. Das war damals ein Prozess, in dem ich meine<br />

persönlichen <strong>Werte</strong> neu geordnet habe. Ich habe dann die<br />

Möglichkeit gewählt, die für mich die wertvollste war. Das<br />

habe ich bis heute nicht bereut. Ich hatte vorher viel Schweres<br />

erlebt. Aber mit Gottes Gnade und weil ich meine <strong>Werte</strong><br />

hatte, konnte ich diese Zeiten überstehen.<br />

Marko Schiemann: <strong>Werte</strong> sind für mich das Erreichen von<br />

Menschlichkeit unter Menschen. Viele <strong>Werte</strong>, die uns das<br />

ganze Leben begleiten, müssen von uns Menschen aktiv erlernt<br />

und dann auch aktiv gelebt werden. Dazu zählen für<br />

mich auch der Respekt, die Achtung und die Anerkennung<br />

der Arbeit und Leistungen von Menschen. Auch der Respekt<br />

vor der eigenen Arbeit. Am Ende kommt man immer zu dem<br />

Punkt: Das Menschsein ist der wichtigste Wert. Wenn aber<br />

die Menschheit auf <strong>Werte</strong> verzichtet, wird sie untergehen.<br />

Sr. M. Filipa Pištěláková ist Nonne im Kloster<br />

St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau. In dem<br />

Kloster leben und arbeiten aktuell zehn Zisterzienserinnen.<br />

Schwester Filipa bereitet als<br />

Sakristanin alle liturgischen Feiern vor. Als Infirmarin<br />

obliegt ihr außerdem die Hauptsorge<br />

um die kranken und alten Mitschwestern. Außerdem<br />

ist sie als Schneiderin tätig und hilft<br />

bei der Abfüllung des Likörs, der im Klosterladen<br />

zum Verkauf angeboten wird<br />

Marko Schiemann (obersorbisch Marko Jurij<br />

Šiman) ist Abgeordneter im Sächsischen Landtag<br />

für den Wahlkreis Bautzen 5. Er ist europapolitischer<br />

Sprecher der <strong>CDU</strong>-Fraktion und<br />

Vorsitzender des Verfassungsausschusses im<br />

Landtag. Der Vermessungsingenieur arbeitete<br />

nach dem Studium zunächst in Russland und<br />

der mongolischen Republik. Er ist verheiratet<br />

und Vater von vier Kindern<br />

Was sind für Sie jeweils die wichtigsten <strong>Werte</strong>?<br />

Schiemann: Das sind für mich Respekt vor sich selbst und anderen,<br />

Fleiß und Disziplin. Das mögen für einige ältere Wörter<br />

sein, aber die gehören für mich einfach dazu. Mit Respekt vor<br />

sich selbst meine ich, dass man das, was man anderen geben<br />

kann, an sich selbst auch schätzen soll, ohne dass man zum Egoisten<br />

wird. Dass man diesen Respekt für andere auch sich selbst<br />

gibt und gleichzeitig in der Gemeinschaft versucht, etwas Gutes<br />

damit zu erreichen.<br />

Schwester Filipa: Für mich stehen derzeit mehrere <strong>Werte</strong> im Vordergrund:<br />

Da ist einmal der Frieden. Dann die Menschenwürde.<br />

Ich wundere mich oft, wenn ich Nachrichten schauen will. Da<br />

höre ich von Menschen, die glauben, Schönheitsoperationen<br />

oder Tätowierungen würden ihr Leben besser machen. Diese<br />

Menschen folgen dann aber den <strong>Werte</strong>n anderer – das macht<br />

sie doch nicht wertvoller! Gott hat uns so erschaffen, wie wir<br />

sind. Uns selbst und den eigenen Wert zu erkennen und dabei<br />

auch seine Schöpfung, auch die Natur, zu erhalten, ist ein weiterer,<br />

sehr wichtiger Wert für mich.<br />

Schiemann: Ja, Frieden ist ein sehr wichtiger Wert – heute mehr<br />

denn je. Frieden beginnt damit, wie wir miteinander umgehen.<br />

In den letzten Jahren ist ein offener, ehrlicher und sachlicher<br />

Dialog mit Menschen, die andere Meinungen vertreten, immer<br />

schwieriger geworden. Dazu kommt, dass bewusst Falschmeldungen<br />

verbreitet werden, die Menschen verunsichern.<br />

21


Schwester Filipa: Das nehme ich auch wahr. Herr Schiemann<br />

hat es schon angesprochen: Was mich auch stört, ist der fehlende<br />

Respekt. Menschen richten viel zu oft ihre Aufmerksamkeit<br />

auf das, was böse ist. Dass sind die Dinge, für die Medien<br />

viel Aufmerksamkeit bekommen und dann damit ihr Geld<br />

verdienen. Das Negative ist für viele Menschen spannend und<br />

attraktiv – nicht das, was das Gute ist. Ich sorge mich darum,<br />

dass extreme Meinungen und Bestrebungen immer mehr Bedeutung<br />

bekommen.<br />

Haben sich unsere gesellschaftlichen <strong>Werte</strong> zu unserem<br />

Nachteil entwickelt?<br />

Schwester Filipa: Das empfinde ich nur zum Teil so. Heute<br />

spielt ja Naturschutz eine sehr große Rolle, das ist sehr positiv.<br />

Ein anderer Punkt ist die Selbstentwicklung, die eine<br />

große Bedeutung bekommen hat. Aber da fängt es schon an:<br />

Das verstehen viele Menschen falsch. Sie sind überfordert<br />

und eifern anderen nach. Ich soll doch aber danach suchen,<br />

was meine Fähigkeiten sind, um anderen Menschen oder<br />

der Gesellschaft etwas zu geben! Weil uns das Geben glücklich<br />

macht! Trotzdem sehe ich da Entwicklungen, die sind<br />

richtig gut.<br />

Schiemann: Ich mache da auch viele gute Erfahrungen.<br />

Gestern habe ich mit einer Mutter gesprochen. Ihr Kind war<br />

in der Förderschule, die ich viele Jahre als Politiker begleitet<br />

habe. Die Mutter erzählte freudestrahlend, dass ihre Tochter<br />

schrittweise ihren Weg gegangen ist und jetzt in einem Krankenhaus<br />

für die Reinigung des OP-Saals zuständig ist. Eine große<br />

Verantwortung, auf die sie sehr stolz ist. Ich habe mich sehr<br />

darüber gefreut, was diese Familie erreicht hat und dass ich<br />

dabei helfen konnte. Anderen zu helfen, wenn nötig auch<br />

über einen längeren Zeitraum hinweg, hat in unserer<br />

Gesellschaft noch immer einen Wert. Ich empfinde das als<br />

Freiheit: Wenn man <strong>Werte</strong> lebt und versucht, anderen diese<br />

<strong>Werte</strong> zu schenken, dann ist man ein freier Mensch.<br />

Aber wenn man jetzt den Medien so glaubt, sind viele Menschen<br />

in Angst. Und verlieren dabei offenkundig den Respekt.<br />

Macht Ihnen das Sorge?<br />

Schwester Filipa: Ja, selbstverständlich. Menschen haben offenbar<br />

überhaupt kein Vertrauen in sich selber und die Gesellschaft.<br />

Ich habe in den letzten Zeiten öfters Nachrichten<br />

geschaut, das ist bei uns hier im Kloster sonst so nicht üblich,<br />

aber der Krieg in der Ukraine lässt mich nicht zur Ruhe kommen.<br />

Neulich war da ein Beitrag, in dem es um ökonomische<br />

Entwicklungen ging und dass jetzt immer alles teurer wird.<br />

Das waren vielleicht fünf Minuten und man gerät in ein totales<br />

Tief. Ich habe mir gewünscht, dass jemand sagt: Bitte, halten<br />

wir zusammen! Wir haben Frieden und der Frieden wird<br />

uns vielleicht auch etwas kosten.<br />

Schiemann: Angst ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber.<br />

Wir sollten unsere und anderer Ängste zunächst gelten<br />

lassen, ernst nehmen und verstehen. Wir dürfen uns von diesen<br />

Ängsten aber nicht gefangen nehmen lassen. Nur so können<br />

wir die politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen,<br />

denen wir in Deutschland, Europa, in der Welt derzeit<br />

begegnen, meistern.<br />

Was sagen Sie Menschen, die in großer Sorge sind?<br />

Schwester Filipa: Neulich habe ich das mit Schulkindern<br />

diskutiert und gesagt: Uns geht es so gut, wir haben so viel!<br />

Wir haben ein Dach über dem Kopf, wir haben unsere Familien.<br />

Wir haben keine Angst, dass jemand von der Arbeit nicht<br />

nach Hause kommt. Vielleicht kommen jetzt etwas schwierigere<br />

Zeiten. Aber wir können uns gegenseitig unterstützen<br />

und helfen.<br />

22


Schwester Filipa und Marko Schiemann beim<br />

Spaziergang im Garten von Kloster St. Marienstern<br />

in Panschwitz-Kuckau. „Freiheit und Verantwortung<br />

sind Geschwister – das dürfen wir nicht<br />

vergessen!“, sagt der Politiker. Und die Nonne<br />

ergänzt: „Viele Menschen schauen heute zu sehr<br />

danach, was etwas kostet. Das sind aber nicht die<br />

richtigen <strong>Werte</strong>! Innere Freiheit ist etwas anderes:<br />

Das ist zum Beispiel die Freiheit von Hass und<br />

Angst. Davon kann sich jeder selbst befreien.“<br />

Schiemann: Ich vermisse manchmal die Hoffnung, das ist ja<br />

auch ein Wert. Ich sehe aber auch Politik und Verwaltung<br />

in der Pflicht, zuverlässig zu sein: Wenn das zugesagte Wort<br />

nicht eingehalten wird, treibt das die Menschen auf die Straßen.<br />

Das verstehe ich.<br />

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?<br />

Schiemann: Ich glaube, wir alle wissen, dass es eine Katastrophe<br />

wird, wenn wir eine werte-lose und völlig unverbindliche<br />

Gesellschaft bekommen. Deswegen würde ich mir<br />

wünschen, dass wir uns alle wieder mehr mit unseren <strong>Werte</strong>n<br />

befassen und dabei auf Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit<br />

und Engagement setzen. Und ich bin der festen Überzeugung,<br />

dass wir die Familien wieder mehr unterstützen und<br />

stärken müssen. Für mich gilt: Freiheit und Verantwortung<br />

sind Geschwister – das dürfen wir nicht vergessen!<br />

Schwester Filipa: Auch ich würde mir wünschen, dass sich<br />

die Menschen wieder mehr mit ihren <strong>Werte</strong>n beschäftigen.<br />

Viele Menschen schauen heute zu sehr danach, was etwas<br />

kostet. Das sind aber nicht die richtigen <strong>Werte</strong>! Ich würde<br />

mir auch wünschen, dass sie schauen, was Freiheit für sie<br />

bedeutet. Reisen können, etwas zu besitzen und das zu behalten<br />

– das ist vielleicht äußere Freiheit. Aber innere Freiheit<br />

ist etwas anderes: Das ist zum Beispiel die Freiheit von<br />

Hass und Angst. Davon kann sich jeder selbst befreien.<br />

23


FAMILIE<br />

IST DA, WO DAS LEBEN BEGINNT<br />

UND DIE LIEBE NIEMALS ENDET<br />

24


Traditionell, Patchwork, gleichgeschlechtlich<br />

oder alleinerziehend: Sächsische Familien<br />

sind heute vielfältig. Die <strong>Werte</strong> Zusammenhalt<br />

und Gemeinschaft einen sie<br />

Für Felix Stierl war es von Anfang an klar: Er wird Laura<br />

heiraten. „Das gehört dazu. Wir kennen es so von unseren<br />

Eltern. Warum soll man es nicht tun?“, sagt der 33-Jährige<br />

aus Hoyerswerda. Seine Frau kennt er seit der gemeinsamen<br />

Jugend. Seit fünf Jahren sind sie ein Paar, im Sommer<br />

2022 haben sie geheiratet. „An meinem 30. Geburtstag hat<br />

mir Felix den Antrag gemacht“, strahlt Laura. Im August<br />

waren sie im Standesamt. Eine kirchliche Trauung haben<br />

sie nicht geplant. „Ich wollte auch, dass die Kleine meinen<br />

Namen hat“, sagt Felix und blickt stolz auf die gemeinsame<br />

Tochter. Familie ist für das junge Paar ein sehr hoher Wert.<br />

„Familie ist alles“, fasst es Laura zusammen. Sie selbst kommt<br />

aus einer Großfamilie. „Ich habe zwei Geschwister und viele<br />

Tanten und Onkel. Wir sehen uns immer zu Familienfesten“,<br />

erzählt die 30-Jährige. „Familie ist Liebe und eine schöne Zeit<br />

zusammen“, ergänzt ihr Mann Felix.<br />

Das sehen viele Sachsen ähnlich: Laut Statistischem Landesamt<br />

lebten im Jahr 2020 im Freistaat rund 500.000 Familien<br />

mit Kindern. Das ist knapp ein Viertel (23 Prozent), das sich für<br />

diese Lebensform entschieden hat. Der Bundesdurchschnitt lag<br />

zu der Zeit bei 28 Prozent. Wesentlich häufiger (46 Prozent) sind<br />

die Sachsen allerdings alleinstehend. Und knapp ein Drittel<br />

sind Paargemeinschaften ohne Kinder (31 Prozent).<br />

Sie sind ihre eigene kleine Familie: Laura und<br />

Felix haben im August geheiratet. Mit dabei:<br />

ihre Tochter. Die Kleine freut sich für Mama<br />

und Papa. Die junge Familie verwirklicht ihre<br />

Träume. Gerade wird das erste Eigenheim renoviert.<br />

Dann wohnen sie ganz nah zusammen<br />

mit Eltern und Großeltern<br />

Die <strong>CDU</strong>-Familienpolitikerin Ines Saborowski sagt: „Schon<br />

im Grundsatzprogramm der sächsischen Union steht:<br />

Familie ist eine Verantwortungsgemeinschaft. Sie ist für uns<br />

überall dort, wo Eltern für Kinder und Kinder für Eltern dauerhaft<br />

Verantwortung übernehmen, und dort, wo Ehepartner<br />

und Geschwister füreinander sorgen. Familien geben<br />

Halt, Geborgenheit, Vertrauen und Verlässlichkeit. Ohne die<br />

Familien wäre unser Land arm dran.“<br />

Felix und Laura Stierl sind gerade mit ihrer jungen Tochter<br />

in das eigene Haus gezogen. „Wir bauen gerade noch um.<br />

Da ist noch einiges zu tun“, sagt Laura. Unterstützung gibt<br />

es dabei von den Eltern und Großeltern. Sie helfen auf dem<br />

25


Bau oder kümmern sich um die Enkelin. „Hier leben vier Generationen<br />

zusammen“, verrät Laura. Ihr Mann nickt und<br />

fügt hinzu: „Das funktioniert sehr gut. Jeder hat schließlich<br />

eine eigene Haustür, die er auch mal zu machen kann“. Gern<br />

denken sie und ihr Mann an die gemeinsame Hochzeit, die<br />

sie mit der Familie gefeiert haben. „Das ist ein Ereignis, das<br />

man so schnell nicht vergisst – es war genau so, wie wir es<br />

uns immer vorgestellt haben“, strahlt sie. An weitere Kinder<br />

denken sie im Moment nicht. „Man weiß nie, was kommt.<br />

Aber gerade wollen wir erst einmal unsere kleine Familie<br />

bleiben“, ist sich das junge Paar einig.<br />

„Familie ist alles“, sagt Laura Stierl. Damit meint<br />

sie nicht nur Mann Felix und die gemeinsame<br />

Tochter, sondern auch Eltern und Großeltern<br />

Seit fünf Jahren sind Laura und Felix ein Paar,<br />

an ihrem 30. Geburtstag hat er ihr einen Antrag<br />

gemacht. Im Sommer 2022 folgte die Hochzeit<br />

Eine kleine Familie sind auch Thomas Kian-Zenker, sein Ehemann<br />

Ronald Zenker und dessen Tochter Claudia, 20, aus<br />

Dresden. Der 39-jährige gelernte Koch und der 50-jährige<br />

Unternehmer haben sich 2014 das Ja-Wort gegeben. Damals<br />

nannte man das noch eingetragene Lebenspartnerschaft,<br />

heute ist Ehe für alle die richtige Bezeichnung. Auch wenn<br />

es im Vorfeld innerhalb der großen Familien der beiden vielleicht<br />

Vorbehalte gab, haben sie sich nicht von ihrem Weg<br />

abbringen lassen. „Das war die schönste Hochzeit, die ich jemals<br />

erlebt habe“, hat dann auch Thomas‘ Oma nach der Feier<br />

gesagt. Die Vorbehalte sind inzwischen längst vergessen,<br />

heute feiert man gemeinsam große Feste und genießt den<br />

familiären Zusammenhalt.<br />

Tochter Claudia stammt aus Ronalds erster Ehe. Sie wohnt<br />

im Grunde seit Anfang der Beziehung bei den beiden Männern,<br />

macht aktuell eine Ausbildung zur Kindergärtnerin.<br />

Von 1999 bis 2010 war Ronald schon einmal verheiratet,<br />

„weil sich das eben so gehörte“. Damals pendelte er aus beruflichen<br />

Gründen zwischen Wien und Dresden und führte<br />

eine Zeit lang regelrecht ein Doppelleben. Irgendwann<br />

war es genug und er machte reinen Tisch. Wie er Thomas<br />

kennengelernt hat? Ronald lacht, die Geschichte würde einen<br />

ganzen Abend füllen. Nur so viel: Sie haben sich 2012<br />

im Freundeskreis kennengelernt. Nachdem Ronald Thomas<br />

einen großen Strauß weiße Rosen zur Arbeit geschickt hat,<br />

sind sie dann zusammengekommen. „2013 sind wir dann zusammengezogen“.<br />

Ronald engagiert sich seit 12 Jahren beim<br />

CSD Dresden. Einmal im Jahr organisiert er mit seinem Team<br />

den großen Umzug durch die Stadt. „Es gibt immer noch zu<br />

viele Vorurteile in der Gesellschaft gegenüber Menschen, die<br />

nicht das klassische Beziehungsmodell leben“, sagt er. „Ich<br />

wünsche mir viel mehr Akzeptanz und Respekt und dass die<br />

Menschen mehr über ihre eigenen Vorurteile nachdenken.<br />

Mein Ziel ist, dass wir es schaffen, dass diese Gesellschaft<br />

mit allen Lebensformen offen umgeht“, erklärt er. In der Um-<br />

26


Als Thomas Kian-Zenker 2018 das Restaurant<br />

Alberthafen übernahm, standen ihm Ronald<br />

und Tochter Claudia tatkräftig zur Seite und<br />

halfen bei der Renovierung und dem Ausbau.<br />

Heute ist das Fischrestaurant auch häufig<br />

Treffpunkt für die ganze Familie<br />

gebung der Familie Zenker ist das längst der Fall, erklären<br />

die beiden: „Für die meisten Menschen in unserer Umgebung<br />

ist unsere Beziehung ganz normal. Wir haben da null<br />

Sachen auszustehen.“<br />

Denny Tran Thiem hat für seinen Familienentwurf einen<br />

eigenen Namen. „Wir sind Ultra-Patchwork“, sagt der 37-jährige<br />

Dresdner. Vor einige Jahren lernt der Arzt eine alleinerziehende<br />

Mutter kennen. Sie beginnen eine Beziehung und<br />

Tran Thiem nimmt die Ziehtochter auf. Mit seiner Freundin<br />

hat er zudem eine eigene Tochter. Die Beziehung hält allerdings<br />

nicht. Vor drei Jahren trennt sich Tran Thiem. Mit<br />

seiner Ziehtochter hat er heute gelegentlich Kontakt. Seine<br />

eigene Tochter wechselt wöchentlich zwischen Mama und<br />

Papa. „Man muss zwar mehr Absprachen treffen, aber sonst<br />

funktioniert dieser Modus sehr gut“, ist Denny Tran Thiem<br />

dankbar. Er lebt mittlerweile mit seiner Freundin Maria zusammen.<br />

„Für meine eigene Tochter war die neue Beziehung<br />

zunächst nicht einfach. Ich musste ihr zeigen, dass meine<br />

Liebe für Maria eine andere ist als für sie“, sagt der Dresdner.<br />

Mittlerweile nimmt seine Tochter Maria allerdings gut an.<br />

„Familie hat für mich einen sehr hohen Stellenwert“, sagt<br />

Tran Thiem. Für ihn ist es wichtig Menschen zu haben, die<br />

einen Lieben. „Kinder sind dabei etwas ganz Besonderes. Sie<br />

27


„Ultra-Patchwork” nennt Denny Tran Thiem<br />

seine Familie. Seine Ziehtochter (rote Mütze)<br />

sieht er gelegentlich. Seine eigene Tochter<br />

(gelber Hut) aus erster Beziehung wechselt<br />

zwischen Mama und Papa. Wenn alle zusammen<br />

sind, dann werden Ausflüge gemacht.<br />

Im Sommer gibt es auch mal Eis.<br />

stoßen einen jeden Tag vor Fragen, über die man selbst nie<br />

nachgedacht hat“, sagt der Familienvater. Offen über Wünsche<br />

und Träume sprechen: Das ist Tran Thiem wichtig. „Es<br />

lohnt sich, mit der Familie früh über die eigenen <strong>Werte</strong>vorstellungen<br />

zu sprechen“, weiß der junge Vater. Seinen Kindern<br />

möchte er den bedingungslosen Rückhalt ihrer Eltern<br />

mitgeben. Mit seiner Freundin Maria spricht er offen über<br />

die gemeinsame Zukunft. Es ist zum Beispiel wichtig zu klären,<br />

ob man sich ein gemeinsames Kind vorstellen kann“,<br />

sagt er und ergänzt: „Auch die Frage, ob man heiraten möchte,<br />

muss geklärt werden“. Tran Thiem war noch nicht verheiratet.<br />

Bei seiner Freundin Maria ist der junge Mann sich aber<br />

sicher: „Wir beide wollen heiraten und zeigen, dass wir ein<br />

Paar sind“, sagt er.<br />

Susanne Pehse trennte sich vor sieben Jahren. Seitdem lebt sie<br />

allein in Radebeul. Ihre 13-jährige Tochter und der 9-jährige Sohn<br />

wechseln zwischen Mama und Papa. „Meine Tochter hat sich<br />

dazu entscheiden, nur am Wochenende zum Vater zu gehen.<br />

Mein Sohn ist da eher ein Abenteurer. Er wechselt jede Woche“,<br />

verrät die 40-Jährige. Susanne Pehse ist es wichtig ihre <strong>Werte</strong> an<br />

die Kinder weiterzugeben. „Zum einen sollen sie Verantwortung<br />

28


Susanne Pehse hat sich vor sieben Jahren von<br />

ihrem Mann getrennt. Mitten drin: die beiden<br />

gemeinsamen Kinder. Ihre persönliche Erfahrung<br />

hat sie zum Beruf gemacht. Eltern zu helfen,<br />

ihren Kindern die Trennung verständlich zu<br />

machen, ist eine ihrer Aufgaben. Dafür ist sie<br />

auch auf Instagram und YouTube aktiv.<br />

für ihr Denken und Handeln übernehmen. Zum anderen sollen<br />

sie Optimismus und Authentizität zeigen“, sagt die Mutter. Immer<br />

für die Kinder da zu sein, kann auch anstrengend werden.<br />

Die Alleinerziehende muss viel Verantwortung stemmen. „Ein<br />

großer Freundeskreis und eine gute Struktur im Alltag helfen<br />

da sehr“, weiß Susanne Pehse. Die ehemalige Projektmanagerin<br />

machte ihre eigenen Trennungserfahrungen zum Beruf. „Heute<br />

begleite ich Eltern, die selbst in einer Trennung sind“, sagt sie.<br />

„Eltern sind immer Vorbild und tragen dafür die Verantwortung,<br />

ihren Kindern eine glückliche Kindheit zu schenken,<br />

egal in welcher Familienkonstellation.“ Das sieht<br />

auch die <strong>CDU</strong>-Abgeordnete Ines Saborowski so. Besonders die<br />

<strong>Werte</strong>vermittlung sei eine Aufgabe der Familien. „Hier wächst<br />

die Gesellschaft von morgen heran. Nicht die Form der Familie<br />

ist entscheidend. Sondern es kommt darauf an, dass sich Kinder<br />

zu Persönlichkeiten entwickeln können – ob im klassisches<br />

Modell mit Vater, Mutter und Kindern, bei Alleinerziehenden<br />

oder als Patchwork-Konzept.“ Die <strong>CDU</strong>-Fraktion will allen Familien<br />

helfen, ihren vielfältigen Aufgaben gerecht zu werden.<br />

„Familienpolitik ist für uns eine Hauptaufgabe im Landtag.<br />

Denn starke Familien sind die Basis unserer Gesellschaft“,<br />

betont Saborowski.<br />

Ines Saborowski<br />

<strong>CDU</strong>-Familienpolitikerin<br />

29


„Lernen mit Herz, Hand und Verstand“<br />

lautet der Leitspruch der<br />

Werkschule in Milkau. Schon früh<br />

sollen die Schüler Handwerkstechniken<br />

und ihre Stärken lernen<br />

30


SCHULE IST<br />

MEHR<br />

MEHR ALS LESEN<br />

UND SCHREIBEN<br />

LERNEN<br />

Die Schule in Milkau stand bereits vor dem Aus. Durch die Initiative<br />

eines Vereins konnte sie aber gerettet werden. An der<br />

Evangelischen Werkschule lernen heute Schüler die christlichen<br />

<strong>Werte</strong> und das Handwerk kennen<br />

Da waren sich die Milkauer einig: „Die Schule soll im Dorf bleiben“. Weil es zu<br />

wenige Schulanmeldungen gab, sollte 2009 die Mittelschule im Ortsteil des mittelsächsischen<br />

Ortes Erlau geschlossen werden. Um die Einrichtung zu erhalten,<br />

musste eine Lösung her. Die wurde schließlich in Form der freien Trägerschaft gefunden.<br />

Besonderheit: Hier liegt der Fokus auf dem christlichen Weltverständnis<br />

und einem praktischen Profil. „Lernen mit Herz, Hand und Verstand“ heißt es im<br />

Leitspruch der heutigen Evangelischen Werkschule.<br />

Mandy Dießner ist die heutige Schulleiterin in Milkau. Die 45-jährige Sportlehrerin<br />

ist vom Konzept überzeugt. „Schule muss anderes funktionieren“, sagt sie.<br />

In einer Oberschule ist ihrer Ansicht nach besonders die Struktur wichtig. „Die<br />

Schüler brauchen immer wiederkehrende Rituale. Sie müssen wissen, was sie an<br />

einem Tag erwartet“, sagt Dießner. Jeder Tag in der Werkschule beginnt daher<br />

mit einer Andacht. „Das kann ein Musikbeitrag, eine Tageslosung oder ein kurzes<br />

Gespräch über ein aktuelles <strong>Thema</strong> sein“, verrät Dießner. Vor der ersten Stunde<br />

nehmen sich die Lehrer fünf bis zehn Minuten mit ihrer Klasse extra Zeit dafür.<br />

„Wir bilden die Kolleginnen und Kollegen dafür aus“, sagt Dießner.<br />

Der Fokus auf christliche <strong>Werte</strong> machen das Schulkonzept in Milkau besonders.<br />

„Unsere Schüler sind im Glauben frei. Die Eltern müssen aber unterschreiben,<br />

dass hier nur Religion gelehrt wird“, erklärt Dießner. Das Fach Ethik gibt es nicht.<br />

31


Der Glaube ist Schulleiterin Dießner wichtig. „Er gibt mir<br />

Halt“, sagt sie. Mit Stolz und Freude zeigt die Lehrerin auf<br />

den Altar im Schulfoyer. „Den hat eine unserer Klassen gebaut.<br />

Zu Festen und Gottesdiensten stellen wir ihn draußen<br />

auf dem Schulhof auf“, erzählt sie. Man merkt der Schulleiterin<br />

bei ihrer Erzählung an, wie sehr sie sich für die Gemeinschaft<br />

an ihrer Schule einsetzt und um jeden Einzelnen<br />

kämpft: „Es geht nur zusammen. Die Schüler dürfen nicht<br />

alleingelassen werden, sagt Dießner.<br />

Ab der 5. Klasse: In Milkau lernen die Schüler schon früh handwerkliche<br />

Grundlagen im Unterricht<br />

Unterricht in Unternehmen<br />

Der praktische Unterricht ist an der Werkschule in Milkau<br />

vom ersten Tag an mit dabei. „Ein Oberschüler wird fast<br />

immer ins Handwerk gehen“, sagt Dießner. Darauf will sie<br />

die Kinder möglichst optimal vorbereiten, das wird auch<br />

aus dem Werkprofil der Schule deutlich. So lernen in Milkau<br />

schon die 5. Klassen im Handwerkunterricht. Das geht<br />

bis zur 7. Die 8. bis 10. Klassen gehen direkt in Unternehmen.<br />

„Wir kooperieren mit vielen Betrieben aus der Region und<br />

darüber hinaus. Bevor die Schüler in ein Unternehmen gehen,<br />

machen wir eine Kompetenzanalyse. Damit sichern wir,<br />

dass jeder in den Beruf kommt, der ihn am meisten interessiert“,<br />

verrät Dießner.<br />

Schulleitung und Schülersprecherin: Leonie Grafe, Mandy Dießner und<br />

Johanna Lange setzen sich für die Interessen der Werkschule ein<br />

Auch Johanna Lange und Leonie Grafe unterstützen den Weg<br />

der Schulleiterin. Die 14- und die <strong>16</strong>-Jährige sind zusammen<br />

die Schülersprecherinnen. Die Frage, wer von beiden der<br />

Chef ist und wer vertritt, ist für sie unbedeutend: „Wir sind<br />

ein Team“, sagen sie. Johanna und Leonie sind beide in der<br />

9. Klasse. Gegenüber den Lehrern und der Schulleitung stehen<br />

sie für die Interessen ihrer Mitschüler ein. „Es ist schön,<br />

selbst etwas an der Schule zu bewegen und die Probleme der<br />

Schüler offen ansprechen zu können“, sind sich die Mädchen<br />

einig. Außerdem macht ihn das Organisieren von Festen viel<br />

Spaß, sagen sie.<br />

Die ehemalige Polytechnische Oberschule in Milkau ist heute eine Werkschule<br />

mit christlichem <strong>Werte</strong>konzept<br />

Wenig Digitales, viel Praktisches<br />

Digitale Geräte werden in Milkau konsequent vor dem Unterricht<br />

eingesammelt, erzählt Schulleiterin Dießner. Die<br />

Schutzhüllen dafür kommen von den 5. Klassen. „Jede neue<br />

Klasse strickt damit für ihre Nachfolger“, erzählt Dießner.<br />

Das Sinnliche beim Lernen ist ihr wichtig. Die Schüler sollen<br />

Dinge anfassen und fühlen können. „Wir haben daher auch<br />

keine digitalen Tafeln oder Tablets in den Klassen“, sagt sie.<br />

Die Werkschule in Milkau ist eine Ganztagsschule. Die AGs<br />

am Nachmittag sind ein wesentlicher Bestandteil im Schullalltag.<br />

„Wir organisieren viele verschiedene Angebote“, ist<br />

Dießner stolz. „Manchmal wissen wir gar nicht, wie wir al-<br />

32


les in einen Schultag unterbekommen“. Neben Reiten und<br />

Kochen wird zum Beispiel auch kreatives Gestalten oder ein<br />

3-D-Druckkurs angeboten.<br />

Träger der Werkschule ist ein Verein. „Wir mussten uns den<br />

Platz gegenüber den staatlichen Einrichtungen erkämpfen“,<br />

sagt Schulleiterin Dießner. Das ist der Werkschule aber sehr<br />

gut gelungen: Heute arbeiten 38 Kolleginnen und Kollegen<br />

an der Schule. Derzeit sind 201 Schüler angemeldet. „Ursprünglich<br />

waren wir nur einzügig geplant. Die Nachfrage<br />

war aber so hoch, dass wir jedes Jahr zwei Klassen aufmachen“,<br />

ist Dießner zufrieden. Sie ist überzeugt: Durch die<br />

freie Trägerschaft kann die Werkschule viel flexibler auf Veränderungen<br />

reagieren. „Wir leben ein anders System. Damit<br />

können wir sehr gut auf die Schüler eingehen“, sagt Dießner.<br />

Inklusion ist dabei ebenfalls von Bedeutung. Manche Schüler<br />

werden in Milkau von Einzelfallhilfe begleitet. „Dabei<br />

müssen wir aber auch immer gucken, was geleistet werden<br />

kann. Die Schüler sollen im Schultag integriert werden können.<br />

Auch die Inklusionsschüler müssen Teil der Gemeinschaft<br />

werden“, sagt Dießner.<br />

WO DIE<br />

LEBENSMITTEL<br />

HERKOMMEN<br />

„Wer Schule nur auf die Summe der unterrichteten Fächer<br />

reduziert, übersieht den wahren Kern des Bildungsauftrages<br />

– nämlich den Auftrag, eine ganzheitliche Bildung zu<br />

vermitteln“, sagt Iris Firmenich. Sie ist <strong>CDU</strong>-Abgeordnete<br />

und Bildungspolitikerin. „Es geht nicht darum, immer mehr<br />

Stoff in die Lehrpläne zu stopfen oder zusätzliche Unterrichtsfächer<br />

einzuführen, sondern junge Menschen bei ihrer<br />

Entwicklung zu allseitig gebildeten Persönlichkeiten zu begleiten,<br />

die Herzensbildung besitzen und über ein stabiles<br />

<strong>Werte</strong>fundament verfügen – sei es nun auf christlicher Basis<br />

oder nach einem humanistischen Verständnis“, so Firmenich<br />

weiter.<br />

Iris Firmenich<br />

<strong>CDU</strong>-Bildungspolitikerin<br />

HERZENSBILDUNG<br />

„Es geht nicht darum, immer mehr Stoff<br />

in die Lehrpläne zu stopfen oder zusätzliche<br />

Unterrichtsfächer einzuführen.“<br />

Im September hat der Sächsische Landtag beschlossen,<br />

dass künftig Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft<br />

sowie der Gartenbau im Unterricht an Sachsens Schulen<br />

noch aktiver vermittelt werden. „Wir wollen, dass<br />

ein realistisches Bild von unserer Land- und Forstwirtschaft<br />

gezeichnet wird und dass Kinder und Pädagogen<br />

gleichermaßen in Kontakt mit der Praxis kommen.<br />

Dafür sollen sie von Bauern, Förstern und Gärtnern<br />

– auch vor Ort – über ihren Beruf informiert werden",<br />

sagt <strong>CDU</strong>-Bildungspolitikerin Iris Firmenich. Dieser<br />

persönliche Kontakt mit den Erzeugern ist für die <strong>CDU</strong><br />

wichtig, denn neben der Sicherung der Lebensmittelversorgung<br />

betreiben unsere Land- und Forstwirte aktiv<br />

Natur-, Klima- und Umweltschutz. „Häufig kommt<br />

in den öffentlichen Diskussionen zu kurz, dass das<br />

Prinzip des nachhaltigen Wirtschaftens nach Carl von<br />

Carlowitz seinen Ursprung in Sachsen hat und keine<br />

neue Erfindung ist“, sagt Firmenich. „Mit unserem Antrag<br />

wollen wir Sachsens Schüler deutlich ermuntern,<br />

ihre Schülerpraktika in einem Betrieb der Land-, Forstund<br />

Ernährungswirtschaft oder im Gartenbau zu absolvieren.<br />

Und wir laden die Betriebe ausdrücklich ein,<br />

sich offensiv an Initiativen zur Berufs- und Studienorientierung<br />

zu beteiligen.“<br />

33


GUCKST DU!<br />

OHNE HELFER<br />

LÄUFT HIER NIX<br />

Reinhard Otto übernimmt mit einem Verein<br />

vor 20 Jahren ein Tiergehege bei Leipzig.<br />

Ohne das Ehrenamt würde heute ein wichtiger<br />

Ort in der Region fehlen<br />

Für die Antwort braucht Reinhard Otto nicht lange: Die<br />

Erdmännchen sind seine Lieblingstiere. Der 66-Jährige ist<br />

Vorsitzender des Tiergeheges Dornreichenbach in Lossatal<br />

bei Leipzig. „Die Anlage haben wir von der Gemeinde übernommen.<br />

Sonst hätte die den Park dichtgemacht“, sagt der<br />

Ehrenamtler. Reinhard Otto ist gelernter Agrartechniker<br />

und verbringt viel Zeit im Tiergehege. „Jedes Jahr kommen<br />

40.000 Besucher“, ist der Vereinschef stolz. Besonders stolz<br />

ist er auch auf seine Lieblingstiere: Seit 2009 beherbergt<br />

sein Tiergehege die größte Erdmännchenanlage in Sachsen.<br />

Dornreichenbach ist ein kleiner Ort im Lossatal im Landkreis<br />

Leipzig. Durch das am Rande der Dahlener Heide gelegene<br />

Dorf führen der Lutherweg und der Jakobsweg. Das Tiergehege<br />

gibt es hier bereits seit 1972. Es liegt in der Mitte des<br />

Schlossparks. Zu Beginn wurden hier vor allem Damwild,<br />

Kaninchen, Meerschweinchen und Ziegen gehalten. Mittlerweile<br />

ist das Tiergehege weiter gewachsen und ordentlich<br />

erweitert worden. Beim Spaziergang durch den Park und den<br />

angrenzenden Schwanenteich können die Besucher nicht<br />

nur die Natur und Ruhe genießen, sondern auch jede Menge<br />

Tiere beobachten.<br />

Das Tiergehege Dornreichenbach hat<br />

seit 2009 die größte Erdmännchenanlage<br />

in Sachsen. Die kleinen Säugetiere<br />

sind die Lieblingstiere von Vorstandschef<br />

Reinhard Otto. Als Gruppentiere<br />

haben die Erdmännchen ein ausgeprägtes<br />

Sozialverhalten<br />

Es ist gut 20 Jahre her, dass der Verein den Betrieb des Tiergeheges<br />

übernommen hat. Aktuell kümmern sich 72 Vereinsmitglieder<br />

täglich um die 20 Tierarten. Insgesamt sind<br />

200 Tiere in dem Gehege. Sie kommen aus Zoos oder von Privatankäufen.<br />

„Ich brauche Leute, die helfen und zum Verein<br />

halten“, schildert Reinhard Otto seine aktuelle Herausforderung.<br />

Und ergänzt: „Es gibt immer eine Aufgabe. Es müssen die<br />

34


Tiere gefüttert und die Gehege sauber gemacht werden. Zudem<br />

bauen wir sehr viel selbst an den Ställen und Gehegen“.<br />

Wer mitarbeiten möchte, hat verschiedene Möglichkeiten:<br />

Der Verein bietet Schülerpraktika, Schnuppertage als Tierpfleger<br />

oder auch die Möglichkeit, ein Freiwilliges Ökologisches<br />

Jahr zu absolvieren. Tierfreunde können außerdem<br />

eine Tierpatenschaft übernehmen.<br />

Ohne das Ehrenamt würde das Tiergehege Dornreichenbach<br />

wohl nicht mehr bestehen. „Das wäre schade, denn wir sind<br />

ein Leuchtturm in der Region“, sagt Otto. Der Tierfreundeverein<br />

betreibt den Park allein aus Spenden und durch eigene<br />

Leistung. Als Eintritt wird nur ein Euro verlangt. Die gegenseitige<br />

Anerkennung der Arbeit innerhalb des Vereins ist<br />

Otto dabei ein Anliegen. „Klar tritt man auch mal jemandem<br />

auf die Füße. Gerade in der heutigen Zeit ist mir aber der<br />

Respekt füreinander sehr wichtig“. Von April bis Oktober hat<br />

das Tiergehege Dornreichenbach zwischen 8 und 18 Uhr geöffnet.<br />

In den Wintermonaten, also von November bis März,<br />

schließt das Tiergehege eine Stunde eher. Im Streichel-Zoo<br />

können Besucher den Tieren ganz nahekommen. Für die<br />

jungen Gäste gibt es zudem einen kleinen Sandbagger. Das<br />

„Grüne Klassenzimmer“ ist bei gutem Wetter für ein Picknick<br />

geöffnet. Warmes Essen gibt es zudem beim nahegelegenen<br />

Rittergut Dornreichenbach. Alle vier Jahre wählt der<br />

Förderverein des Tiergeheges seinen Vorstand neu. Im März<br />

2023 wird die nächste Wahl sein. „Ich denke, dass ich wieder<br />

antreten werde“, sagt Reinhard Otto. Das Engagement<br />

für die Tiere und Besucher bedeutet ihm viel. „Ich habe es<br />

schließlich auch gelernt“, sagt der ausgebildete Landwirt.<br />

„Ich bin immer wieder begeistert und beeindruckt, mit welcher<br />

Leidenschaft und Beständigkeit sich Reinhard Otto und<br />

die Vereinsmitglieder für das Tiergehege einsetzen“, sagt<br />

Kay Ritter. Er ist <strong>CDU</strong>-Abgeordneter im Wahlkreis Leipziger<br />

Land, in dem das Tiergehege liegt. „Zuverlässigkeit und Beständigkeit<br />

sind für mich wichtige gesellschaftliche <strong>Werte</strong>.<br />

Der Verein stellt diese immer wieder unter Beweis und<br />

schafft so echte Mehrwerte für die Region“, so der Abgeordnete<br />

weiter. Zuverlässig ist auch der Freistaat, wenn es um<br />

die Unterstützung von Ehrenamt geht. Seit 13 Jahren gibt<br />

es die Ehrenamtsförderung „Wir für Sachen“. Damit unterstützt<br />

Sachsen aktive Ehrenamtler mit einer pauschalen<br />

Aufwandsentschädigung. Kay Ritter ist Mitglied im Beirat,<br />

das über die Anträge entscheidet: „Es freut mich, dass damit<br />

über 29.000 Ehrenamtlern in ganz Sachsen<br />

eine Unterstützungspauschale zur Verfügung<br />

gestellt werden kann“, sagt er.<br />

Kay Ritter<br />

<strong>CDU</strong>-Abgeordneter<br />

Reinhard Otto ist ausgebildeter Argrartechniker.<br />

Sein Wissen bringt er heute<br />

im Tiergehege Dornreichenbach ein.<br />

Bei 20 Tierarten und 200 Tieren gibt es<br />

immer viel zu tun. Der Verein braucht<br />

daher engagierte Mitglieder<br />

35


Mit zehn kam Nicole Kaul zur<br />

Feuerwehr. 19 Jahre später ist<br />

sie immer noch dabei. Nur ist<br />

ihr Hobby mittlerweile auch<br />

zum Beruf geworden: Heute<br />

koordiniert sie die Einsätze<br />

der Berufsfeuerwehr<br />

Von den über 40.000 Feuerwehrleuten<br />

in Sachsen sind gerade einmal rund<br />

4.500 weiblich. Ein davon ist Nicole<br />

Kaul aus Hartmannsdorf. „Für jeden<br />

gibt es bei der Feuerwehr eine Aufgabe.<br />

Man muss dafür nicht unbedingt 1,90<br />

Meter groß und schlank sein“, wirbt sie<br />

„Die Begeisterung war bei mir schon<br />

immer da“, sagt Nicole Kaul. Lässig<br />

lehnt die 29-Jährige aus Hartmannsdorf<br />

bei Zwickau an einem der großen<br />

Einsatzwagen der Freiwilligen Feuerwehr.<br />

„Mein Vater war bereits in der<br />

Feuerwehr. Die Leidenschaft ist mir sozusagen<br />

in die Wiege gelegt worden“,<br />

verrät die junge Frau. Bereits mit zehn<br />

ist Kaul zur örtlichen Jugendfeuerwehr<br />

gekommen. „Nun bin ich bereits 19<br />

Jahre dabei“, erzählt sie. „Ich bin Gruppenführerin,<br />

Atemschutzträgerin und<br />

Maschinistin.“ Um die Aufgaben bei der<br />

Freiwilligen Feuerwehr übernehmen zu<br />

dürfen, musste sie einige Ausbildungen<br />

absolvieren. „Es ist immer eine<br />

Frage, was man sich zutraut. Jeder<br />

muss eine Grundausbildung machen.<br />

Das Weitere baut dann aufeinander<br />

auf“, so die Feuerwehrfrau. Kaul war<br />

immer schon von der Technik und den<br />

Fahrzeugen begeistert. Doch noch wichtiger<br />

sind ihr Zusammenhalt und Kameradschaft.<br />

„Wir bilden bei der Feuerwehr<br />

eine gute Gemeinschaft und sammeln<br />

zusammen viel Erfahrung“, erzählt<br />

sie. Für sie auch besonders wichtig:<br />

Anderen Menschen helfen zu<br />

können. „Ich kann einfach nicht<br />

wegschauen, wenn jemand leidet. Es<br />

ist schön, wenn man andere Menschen<br />

beistehen kann“. Mit ihrem Engagement<br />

bei der Freiwilligen Feuerwehr tritt Kaul<br />

daher auch für klare <strong>Werte</strong> ein. „Retten<br />

36


„ICH KANN NICHT<br />

WEGSCHAUEN, WENN<br />

JEMAND LEIDET“<br />

– Löschen – Bergen – Schützen: der Leitspruch<br />

der Feuerwehr passt für mich<br />

genau“, sagt die junge Frau überzeugt.<br />

Jeder neue Einsatz ist für sie auch eine<br />

neue Herausforderung, sagt Kaul: „Es<br />

wird nie langweilig. Jeder Einsatz hat<br />

für mich etwas Eigenes und Neues.“ Mit<br />

ihrer Ausbildung als Atemschutzgeräteträgerin<br />

ist sie bei Bränden besonders<br />

gefragt. „Es ist aber noch mal ein deutlicher<br />

Unterschied, das Trainierte dann<br />

im richtigen Einsatz auch anzuwenden.“<br />

Kaul ist anzumerken: Sie ist mit vollem<br />

Herzen bei der Feuerwehr. Tatsächlich<br />

aber ist ihr am liebsten, es gibt gar keinen<br />

Notfall. Besonders bei trockenem<br />

Wetter im Sommer steigt aktuell allerdings<br />

die Gefahr. Betroffen sind dann<br />

vor allem Wälder, Wiesen und Felder.<br />

„Wir hatten da bisher Glück in unserem<br />

Einsatzgebiet“, erzählt sie vom gerade<br />

vergangenen Sommer. „Zuletzt mussten<br />

wir nur bei einen Entstehungsbrand auf<br />

einer Wiese und zu einer Brandstiftung<br />

im Wald ausrücken.“ Das haben sie und<br />

ihre Kameraden aber schnell unter Kontrolle<br />

bekommen. Durch die Begeisterung<br />

für die Freiwillige Feuerwehr war<br />

für Kaul schon früh klar: „Ich mache das<br />

Hobby zum Beruf. Im Hauptberuf bin ich<br />

bei der Berufsfeuerwehr Zwickau. Hier<br />

bin ich Sachbearbeiterin in der Leitstelle.<br />

Wir nehmen die Alarmierungen auf und<br />

bereiten die Einsätze im Landkreis vor“,<br />

gibt sie einen <strong>Einblick</strong>.<br />

Gleichzeitig ist sie aber auch noch bei<br />

der Freiwilligen Feuerwehr in Hartmannsdorf<br />

aktiv. In der Funktion rückt<br />

sie nach wie vor selbst mit den Kameraden<br />

aus. Kaul kann ein Engagement<br />

bei der Feuerwehr vor Ort nur empfehlen.<br />

„Das sollten eigentlich alle einmal<br />

ausprobieren“, sagt sie. „Es wird jeder<br />

gebraucht. Für jeden gibt es bei der Feuerwehr<br />

eine Aufgabe. Man muss dafür<br />

nicht unbedingt 1,90 Meter groß und<br />

schlank sein“, lacht sie.<br />

„In der Freiwilligen Feuerwehr werden<br />

<strong>Werte</strong> wie Zuverlässigkeit, Einsatzbereitschaft<br />

im Dienst für unsere<br />

Menschen zum Schutz von Leben und<br />

Hab und Gut sowie Kameradschaft<br />

bewahrt“, sagt die <strong>CDU</strong>-Abgeordnete<br />

Kerstin Nicolaus, die selbst aktive Feuerwehrfrau<br />

ist. „Die Kameradinnen haben<br />

37


Kerstin Nicolaus<br />

<strong>CDU</strong>-Abgeordnete<br />

sich einen hohen Stellenwert in<br />

den Wehren erarbeitet. Unsere<br />

Nicole Kaul ist ein Vorbild für viele<br />

Frauen. Sie kann den LF 10 genauso<br />

fahren, wie sie sich als Atemschutzgeräteträgerin<br />

im Einsatzgeschehen aktiv<br />

beteiligt“, so die Abgeordnete weiter. In<br />

Sachsen sind aktuell etwa 42.910 Menschen<br />

bei den Freiwilligen Feuerwehren<br />

aktiv. Darunter sind rund 4.500 Frauen –<br />

so wie Nicole Kaul. „Wir werden immer<br />

mehr“, freut sie sich.<br />

Die Freiwilligen Feuerwehren sind<br />

in Sachsen ein wichtiger Teil des flächendeckenden<br />

Brandschutzes. Aber<br />

gerade im ländlichen Bereich haben<br />

sie auch noch eine große Bedeutung<br />

für die Gemeinschaft. Sie stehen für<br />

den Zusammenhalt und gegenseitige<br />

Unterstützung. Der Freistaat Sachsen<br />

bemüht sich deswegen schon seit einigen<br />

Jahren, die Freiwilligen Feuerwehren<br />

noch mehr zu fördern und zu<br />

unterstützen. Dazu gehören etwa Auszeichnungen<br />

bei besonderen Einsätzen<br />

wie etwa den Waldbränden. Seit 2018<br />

bekommen die Kommunen<br />

außerdem eine jährliche Pauschale<br />

von 50 Euro pro aktivem Angehörigem.<br />

Außerdem unterstützt der<br />

Freistaat Führerscheine für die großen<br />

Einsatzfahrzeuge mit einer Finanzspritze<br />

von bis zu 1.000 Euro. Schließlich<br />

fließt auch noch eine Menge Geld<br />

in den allgemeinen Brandschutz und<br />

die Ausstattungen der Feuerwehren.<br />

Damit es aber vor Ort läuft, hängt alles<br />

vom Einsatz der Engagierten und<br />

Ehrenamtlichen ab. Deswegen ist der<br />

Nachwuchs auch so wichtig. Um neue<br />

Freiwillige zu gewinnen, startete der<br />

Freistaat 2018 extra eine eigene Kampagne.<br />

Mit dem Slogan: „Du bist unsere<br />

Rettung“ wird für das ehrenamtliche<br />

Engagement im Brand- und Katastrophenschutz<br />

sowie im Rettungswesen<br />

geworben. Das Ehrenamt mit Blaulicht<br />

rückt damit noch mehr in die Öffentlichkeit.<br />

„Brandschutz, Rettungsdienst<br />

und Katastrophenschutz in Sachsen<br />

funktionieren nicht ohne ehrenamtliches<br />

Engagement. Darum bitte ich<br />

Sie um Ihre Mitwirkung und danke all<br />

denen, die es bereits tun!“, ist Sachsens<br />

Innenminister Armin Schuster auf der<br />

Kampagnen-Website zitiert.<br />

Eine Herausforderung, um die Zahl der<br />

Ehrenamtlichen zu steigern, ist es dabei,<br />

mögliche Bedenken bei Arbeitgebern<br />

abzubauen. Wenn zum Einsatz gerufen<br />

wird, müssen die Freiwilligen so schnell<br />

wie möglich zum Feuerwehrhaus. Ihre<br />

Arbeit bleibt dann liegen. Im Sächsischen<br />

Gesetz über den Brandschutz,<br />

Rettungsdienst und Katastrophenschutz<br />

ist deswegen geregelt, dass Arbeitnehmer<br />

nicht benachteiligt werden<br />

dürfen. Arbeitgeber und Selbstständige<br />

können für die durch Einsätze entstehenden<br />

Kosten sogar Erstattung beantragen.<br />

Nicole Kaul trifft da bei ihrem<br />

Arbeitgeber auf Verständnis – was ja<br />

auch irgendwie logisch ist. So lässt sich<br />

ihr Beruf einfach mit ihrem freiwilligen<br />

Engagement vereinen. „Mein Arbeitgeber<br />

ist da wirklich sehr tolerant und untestützt<br />

mich. Auch wenn ich zum Beispiel<br />

eine Fortbildung habe, lässt sich<br />

das leicht organisieren“, sagt sie.<br />

Die Technik und die großen Autos begeisterten<br />

Nicole Kaul schon als kleines Mädchen.<br />

Heute ist sie bei der Freiwilligen Feuerwehr<br />

Hartmannsdorf und arbeitet hauptberuflich<br />

bei der Berufsfeuerwehr Zwickau<br />

38


Vor der Praxis kommt die Theorie: Holger Trautmann<br />

erklärt die Schilder im Verkehrsgarten.<br />

Danach absolvieren die Kinder auf ihren Fahrrädern<br />

den Kurs. Sicherheit ist für den Verkehrsexperten<br />

ein wichtiger Wert<br />

SICHERHEIT IST<br />

HERZENSSACHE<br />

Holger Trautmann hat seinen Beruf zum Hobby gemacht.<br />

Gemeinsam mit ehemaligen Polizisten und<br />

Fahrschulen gründete er 1992 die Verkehrswacht in<br />

Annaberg-Buchholz. „Ich war damals Ordnungsamtsleiter<br />

und damit sowieso für den Verkehr zuständig“,<br />

erklärt der 58-Jähige. Als Gründungsmitglied ist er heute<br />

Vorsitzender der regionalen Verkehrswacht. Sein<br />

Ziel: bereits Kinder an die Verkehrsregeln heranführen.<br />

Dafür baute die Verkehrswacht in Annaberg-Buchholz<br />

bereits 1994 einen Verkehrsgarten. „Wir haben das aus<br />

eigenen Mitteln und durch Unterstützung von Firmen<br />

aus der Region geschafft“, erinnert sich der Verkehrsexperte.<br />

Dort lernen junge Verkehrsteilnehmer<br />

die Vorfahrt zu beachten, ordentlich<br />

zu blinken oder die angezeigte Fahrtrichtung zu erkennen.<br />

Jedes Jahr absolvieren etwa 700 Kinder den Kurs.<br />

„Ich habe die Strukturen mit aufgebaut, daher will ich<br />

sie auch in Zukunft tragen“, erklärt Holger Trautmann<br />

seinen Einsatz. „In der Verkehrswachtfamilie sind wir<br />

seit fast 100 Jahren aktiv für die Sicherheit im Straßenverkehr“,<br />

sagt der <strong>CDU</strong>-Verkehrspolitiker Andreas<br />

Nowak. Er engagiert sich auch als verkehrspolitischer<br />

Sprecher und ehrenamtlicher Vizepräsident der Deutschen<br />

Verkehrswacht e. V. „Was 1924 mit dem Auto<br />

begann, umfasst heute alles, vom Roller- und Fahrradfahren<br />

im Kindergarten bis zum Rollatortraining für<br />

Senioren. Sicherheit, Verlässlichkeit, Rücksicht – das<br />

sind die <strong>Werte</strong>, die uns antreiben.“<br />

Andreas Nowak<br />

<strong>CDU</strong>-Verkehrspolitiker<br />

39


Freundschaftsfoto der beiden SpecialOlympics-Handball-Teams<br />

aus Radebeul (blau)<br />

und Meißen (rot). Zusammen mit den<br />

Teams aus Delitzsch und Glauchau bilden<br />

sie die Sachsen-Liga<br />

EIN STARKES TEAM<br />

SpecialOlympics ist eine Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung.<br />

Wenn im Sommer 2023 die Weltspiele nach Berlin kommen, profitiert auch Sachsen<br />

Meißen, Radebeul, Delitzsch und Glauchau: Die vier Handballteams,<br />

die sich Mitte Oktober beim VfL Meißen zum<br />

Turnier trafen, haben alle etwas Besonderes. Gemeinsam<br />

bilden sie nämlich die sächsische Special-Liga. In den inklusiven<br />

Handballmannschaften spielen ausschließlich<br />

Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Viele<br />

der Sportler arbeiten tagsüber in Behindertenwerkstätten<br />

und nutzen den Handball als Ausgleich. Da ist so ein Turnier<br />

natürlich ein richtiges Highlight. Die Special-Liga gibt<br />

es in Sachsen erst seit 2018, in den vergangenen Jahren war<br />

der reguläre Spielbetrieb nicht immer möglich. Umso mehr<br />

freuten sich die Sportler Mitte Oktober, dass es endlich wieder<br />

zum Turnier nach Meißen ging. Tatkräftige Unterstützung<br />

bei der Organisation des Spielbetriebs bekommen die<br />

vier inklusiven Handballmannschaften, die allesamt im<br />

Umfeld von Behinderteneinrichtungen entstanden sind,<br />

vom SpecialOlympics Sachsen e. V. So war bei dem Turnier<br />

auch Daniela Kuge vor Ort. Die <strong>CDU</strong>-Abgeordnete ist seit<br />

2021 Präsidentin des sächsischen Verbands. „Als Sozialpolitikerin<br />

sehe ich es als meine Aufgabe an, mich auch für<br />

40


Menschen mit Behinderung einzusetzen. Wer einmal bei so<br />

einem Turnier dabei war, merkt, mit wie viel Engagement,<br />

Ehrgeiz und Liebe die Teams und auch ihre Betreuer dabei<br />

sind. Das muss man einfach unterstützen“, schwärmt sie.<br />

Die Sportbewegung SpecialOlympics gibt es seit 1968. Gründerin<br />

ist Eunice Kennedy-Shriver, eine von fünf Schwestern<br />

von US-Präsident John F. Kennedy. Ihre ältere Schwester Rosemary<br />

war nach einer Operation behindert, es gab keine<br />

Möglichkeit für sie, an Sportevents teilzunehmen.<br />

sein, dass sich Menschen mit geistiger Behinderung vielfältig<br />

sportlich betätigen können. Und es ist wichtig, dass sie<br />

Anerkennung für ihre sportlichen Leistungen bekommen“,<br />

sagt Daniela Kuge. Handball ist übrigens nur eine von vielen<br />

Special-Olympics-Sportarten: Auch im Fußball, beim<br />

Judo, Schwimmen, Bowling, Reiten, Tischtennis oder in der<br />

Leichtathletik treffen sich regelmäßig behinderte Sportler,<br />

um ordentlich ins Schwitzen zu kommen.<br />

Weil die inzwischen weltweit aktive Organisation vom olympischen<br />

Komitee anerkannt ist, darf sie als einzige in diesem<br />

Bereich den Begriff „Olympics“ nutzen. Erstes Ziel ist es, Menschen<br />

mit geistiger und mehrfacher Behinderung zu helfen,<br />

sich sportlich zu betätigen. Denn Untersuchungen haben ergeben,<br />

dass Bewegungsangebote förderlich für die Entwicklung<br />

von Menschen mit Behinderung sind. Übergeordnet<br />

versteht sich die Organisation auch als Inklusionsbewegung.<br />

Sie will Menschen mit geistiger Behinderung durch den Sport<br />

zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und letztlich zu<br />

mehr Teilhabe an der Gesellschaft verhelfen. Heute ist SpecialOlympics<br />

mit über 5 Millionen Athleten in 174 Ländern vertreten.<br />

Alle vier Jahre richtet die Organisation außerdem die<br />

World-Games aus. 2023 finden diese in Berlin statt, mehrere<br />

Tausend Sportler aus der ganzen Welt werden erwartet. Das<br />

hat auch Auswirkungen auf Sachsen: Denn über ganz Deutschland<br />

verteilt gibt es 2<strong>16</strong> sogenannte Host-Towns. Sie haben<br />

jeweils eine Länderpartnerschaft übernommen und werden<br />

Mannschaften aus den jeweiligen Patenländern beherbergen.<br />

In Sachsen sind Dresden, Leipzig, Auerbach, Wurzen und<br />

Chemnitz solche Host-Towns. In Wurzen etwa werden dann<br />

Spitzensportler aus Gambia begrüßt, in Dresden kommen die<br />

Athleten aus Puerto Rico unter. Die Kommunen organisieren<br />

barrierefreie Unterkünfte und Verpflegung sowie Kultur- und<br />

Sportprogramme, um den ausländischen Spitzensportlern<br />

während der World-Games die deutsche Gastfreundschaft zu<br />

zeigen und die heimische Kultur nahezubringen.<br />

Sprungwurf, Meißen im Angriff! Am Ende<br />

konnten die Meißner das Spiel gegen das<br />

Team aus Radebeul 11:4 für sich entscheiden<br />

In Sachsen besteht der Special-Olympics-Landesverband<br />

aktuell aus fünf Sportvereinen, dazu sind 15 Institutionen<br />

wie Behinderten-Werkstätten und Wohngruppen Mitglied,<br />

außerdem noch 75 Einzelpersonen. Der sächsische Verband<br />

wünscht sich, künftig noch mehr Sportler mit einer Behinderung<br />

in schon bestehenden Sportvereinen zu integrieren. Da<br />

gibt es aber häufig noch Berührungsängste, denen jetzt mit<br />

einem Informationsprogramm begegnet werden soll. So sollen<br />

etwa Trainer gesondert ausgebildet und Fragen zur Sportförderung<br />

beantwortet werden. „Es muss selbstverständlich<br />

Die Meißner Abwehr<br />

stand wie eine Mauer!<br />

41


WERTE-DEBATTE<br />

Einmal bitte recht freundlich! Wir haben einen<br />

Senioren und einen jungen Erwachsenen<br />

für eine Diskussion über <strong>Werte</strong>wandel in eine<br />

Fotobox gesperrt. Sie mussten sich zuhören<br />

und selbst knipsen<br />

Klaus Leroff, 69, absolvierte eine Ausbildung<br />

zum Industriekaufmann, studierte<br />

später Bauwesen und machte<br />

sich mit einem Ingenieur-Büro selbstständig.<br />

Von 1990 bis 2004 war er<br />

<strong>CDU</strong>-Abgeordneter im Sächsischen<br />

Landtag. Heute ist er als Vorsitzender<br />

der Senioren-Union aktiv<br />

Jung trifft Alt: Klaus Leroff ist Jahrgang 1953 und gehörte schon<br />

dem ersten Sächsischen Landtag als Abgeordneter an. Heute<br />

ist er Vorsitzender der sächsischen Senioren-Union. Martin<br />

Kunzemann ist 1998 in Dresden geboren. Er engagiert sich<br />

u.a. im <strong>CDU</strong>-Ortsverband Dresdner Westen.<br />

Martin Kunzemann: „<strong>Werte</strong> sind ein so vielschichtiges <strong>Thema</strong>,<br />

dass ich es schwierig finde, darüber eine Diskussion anzufangen.<br />

Ich versuche es: Ich finde, dass in unserer Gesellschaft alle möglichen<br />

<strong>Werte</strong> vertreten sein dürfen, solange sie ausgewogen sind<br />

und unsere Verfassung nicht grundsätzlich in Frage stellen.“<br />

Klaus Leroff: „Die Frage, warum <strong>Werte</strong> wichtig sind, beantwortet<br />

sicherlich jeder etwas anders. Ich als Christ könnte<br />

jetzt sagen: Wer sich an die zehn Gebote hält, braucht im<br />

Grunde keine anderen <strong>Werte</strong>. Leider funktioniert das nicht,<br />

weil im Menschen sowohl das Gute wie auch das Böse ruht.<br />

Mir persönlich sind eine ganze Reihe von <strong>Werte</strong>n wichtig:<br />

Zuverlässigkeit, Anstand, Zuhören und die Akzeptanz Andersdenkender.<br />

Auch Pflichtbewusstsein und Vaterlandsliebe<br />

zählen für mich dazu, solange eben alles unter dem großen<br />

Dach des Grundgesetzes passiert.“<br />

Kunzemann: „Dem stimme ich zu. Unsere <strong>Werte</strong> sind die<br />

Grundpfeiler unseres Handelns, an dem wir uns ausrichten.<br />

Wenn ich nicht weiß, in welche Richtung ich schwimmen<br />

will, brauche ich gar nicht erst losschwimmen. Wir brauchen<br />

also <strong>Werte</strong>, an denen wir uns orientieren können, weil sonst<br />

das Zusammenleben nicht möglich wäre.“<br />

Leroff: „Wir sitzen ja jetzt hier auch, weil Jung und Alt diskutieren<br />

sollen. Das eine, was sie von den Alten lernen können:<br />

Erfahrung ist mit Wissen allein nicht zu ersetzen. Im<br />

Moment wird ja überall ‚jung‘, ‚weiblich‘ oder ‚divers‘ nach<br />

vorne gespielt und Senioren werden von vielen nicht mehr<br />

ernst genommen. Ich kann das schon verstehen, wenn die<br />

Senioren anfangen mit: ‚Wir haben aber damals ...‘ Ja, wir<br />

haben Dinge damals anders gemacht, wir sind anders groß<br />

geworden, aber man muss deutlich sagen: Da wo unser Land<br />

42


IN DER FOTOBOX<br />

Martin Kunzemann, 24, hat nach<br />

dem Abitur an der Hochschule<br />

Meißen studiert und arbeitet jetzt<br />

als Baureferent in der Sächsischen<br />

Staatsverwaltung. Er ist außerdem<br />

Stellvertretender Vorsitzender des<br />

<strong>CDU</strong>-Ortsverband Dresdner Westen<br />

heute steht, das waren die Senioren. Wenn die Jungen darauf<br />

aufbauen wollen, ist das in Ordnung, aber wenn man das nur<br />

nutzt, um bequem sein Leben zu leben, geht das in die Hose.“<br />

Kunzemann: „Vom Erfahrungsschatz der Älteren können<br />

wir nur profitieren! Aber dieses ¸Früher‘ und ‚vor dem Krieg‘<br />

kann ich nicht mehr hören. Manchmal kostet es Kraft, die<br />

Botschaft rauszuhören – aber ich finde, das kann man den<br />

älteren Menschen nicht übel nehmen.“<br />

Leroff: „Als ich 18 war, habe ich auch manchmal die Augen<br />

etwas verdreht, wenn Eltern oder Lehrer etwas gesagt haben.<br />

Aber damals haben wir das aus Respekt nicht so gezeigt,<br />

wie das heute vielleicht manchmal der Fall ist!“<br />

Kunzemann: „Der größte Wert, der mir von meinen Eltern<br />

beigebracht wurde, ist Eigenverantwortung. Die wird gerade<br />

zu oft vergessen. Wenn du dich nicht anstrengst, bekommst<br />

du im Leben und im Job nichts geschenkt! Es gibt Menschen,<br />

die wollen Karriere machen, bewegen sich aber nicht. Da<br />

muss man halt mal was dafür tun!“<br />

Leroff: „Oh ja, und es gibt noch mehr Dinge, wo ich mich<br />

wundere, wie damit umgegangen wird. Wenn wir unsere<br />

Grundwerte etwa zu Familie und Geschlecht verraten, werden<br />

wir uns als Gesellschaft nicht wiederfinden! Auch so<br />

Themen wie Datenschutz bewegen mich. Da ist es wichtig,<br />

dass die Politik mit den Menschen diskutiert, und nicht über<br />

die Menschen. Das passiert zu selten! Das sind so Dinge, die<br />

wir Alten den Jungen vermitteln müssen!“<br />

Kunzemann: „Was ich auch beobachte: Die Einigkeit zur Uneinigkeit,<br />

das ist heute nicht mehr so wie früher. Dieses: ‚Wir<br />

achten den Menschen‘. Gefühlt gibt es nur noch gut oder<br />

Böse. Nur, weil jemand eine andere politische Meinung hat,<br />

ist er doch kein schlechter Mensch!“<br />

Leroff: „Da ist in meinen Augen auch die Politik gefordert.<br />

Gerade die Menschen hier im Osten wollen Verantwortung<br />

für sich selbst übernehmen. Die wollen nicht bevormundet<br />

werden! Das sollten wir alle mehr berücksichtigen!“<br />

43


Demokratie lebt vom Austausch von Meinungen. Das beginnt<br />

beim Zuhören. Der <strong>CDU</strong>-Abgeordnete und Ministerpräsident<br />

Michael Kretschmer steht wie kaum ein anderer dafür<br />

DER ZUHÖRER<br />

Vertrauen in die Politik ist eine Schlüsselfrage für eine friedliche Gesellschaft. Die Zuspitzungen<br />

in den sozialen Netzwerken und absichtliche Falschmeldungen stören allerdings<br />

immer häufiger das Verhältnis. Wie kann in dieser Situation das Vertrauen<br />

zwischen Politik und Bürgern als Wert für gemeinsames Handeln wieder gestärkt<br />

werden? Danach fragten die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Senioren-Union-Sachsen<br />

auf einer Veranstaltung Mitte Oktober. Als Beispiel galt die aktuelle<br />

Debatte um den Klimawandel. Auch der <strong>CDU</strong>-Abgeordnete und Ministerpräsident<br />

Michael Kretschmer kam vorbei, um zuzuhören und mitzudiskutieren.<br />

Kretschmer sprach zum <strong>Thema</strong> „Wohin geht der Freistaat Sachsen?“ Dem direkt gewählten<br />

Abgeordneten aus dem Wahlkreis Görlitz 2 ist in seiner Arbeit der direkte<br />

Kontakt zu den Bürgern elementar. Seit seiner Wahl 2017 zum Ministerpräsidenten<br />

zeigt er, wie wichtig ihm das Zuhören, Verstehen und der Dialog ist. Kretmscher ist<br />

viel im Freistaat unterwegs und kommt mit den Menschen ins Gespräch. Er sagt:<br />

„Diskutieren ist wichtig – jeder kann sich eine Meinung bilden. Es muss aber sachlich<br />

bleiben.“<br />

Auf einer Veranstaltung im Stadtmuseum Dresden stellte sich Michael Kretschmer<br />

den kritischen Fragen der Besucher. „In einer Demokratie muss man Kritik aushalten“,<br />

sagte er. Er wies aber darauf hin, dass es Grenzen gibt. Verunglimpfung und<br />

Unterstellungen erschweren zunehmend den öffentlichen Diskurs und vergiften das<br />

Klima. „Wer Demokratie will, muss auch gesprächsbereit sein. Es gehört einfach dazu,<br />

dass es viele Kompromisse gibt“, so Kretschmer weiter. „Es gibt eben in der Politik sehr<br />

oft keine einfachen Antworten. Wer aber nur solche fordert oder immer nur schimpft,<br />

bringt uns nicht weiter.“<br />

Michael Kretschmer auf dem<br />

Podium. Er ist offen für unterschiedliche<br />

Meinungen. Zuhören<br />

und die Antworten auf<br />

Probleme finden macht er zu<br />

seiner Aufgabe<br />

Im Gespräch mit den Bürgern<br />

ist Michael Kretschmer<br />

der Austausch wichtig.<br />

„Jeder kann dabei seine eigene<br />

Meinung haben – nur<br />

sachlich und respektvoll<br />

muss es blieben.“<br />

44


SIE PRESST DIE HEIMAT AUS<br />

Ulrike Mehlhorn ist überzeugt: Saft sollte wie Wein getrunken<br />

werden. „Bereits das richtige Glas ist wichtig“,<br />

sagt die 34-Jährige. Seit 2019 ist die junge Frau aus Langenbernsdorf<br />

im Landkreis Zwickau Fruchtsaft-Sommelière. In<br />

der familieneigenen Kelterei entwickelt sie neue Produkte.<br />

„Als Sommelière richte ich den Blick auf den Genuss. Ich<br />

beschäftige mich damit, wie Fruchtsaft funktioniert, welches<br />

Essen dazu passt und welche Getränke damit gemixt<br />

werden können“, erklärt sie. Jede Fruchtsorte schmeckt<br />

anders. Um den Unterschied feststellen zu können, trainiert<br />

Ulrike Mehlhorn regelmäßig. „Der Gaumen<br />

und die Nase müssen geübt werden“, sagt die Genuss-Expertin.<br />

Mit ihrer Erfahrung kann sie die Kunden gut beraten.<br />

„Besonders war für mich eine Hochzeit, für die ich<br />

eine Verkostung organisiert habe“, erinnert sich Mehlhorn.<br />

Sommelière gibt es in vielen Bereichen, „Ulrike Mehlhorn<br />

war die erste Fruchtsaft-Sommelière in Sachsen“, sagt<br />

der <strong>CDU</strong>-Abgeordnete Jan Löffler, in dessen Wahlkreis die<br />

Fruchsaftkelterei Mehlhorn liegt. „Ich halte es für einen<br />

sehr großen Wert, wenn sich die Kinder von so traditionsreichen<br />

Unternehmen auf dem Weg machen und die Firma<br />

weiterentwickeln“, so der Abgeordnete.<br />

Ulrike Mehlhorn bildete sich zur<br />

Fruchtsaft-Sommelière weiter. Damit<br />

ist sie eine der ersten ihrer Zunft.<br />

In der familieneigenen Kelterei stellt<br />

sie heute besonders ausgewogene<br />

Fruchtsäfte her<br />

45


TIEF VERWURZELT<br />

IN DER HEIMAT<br />

DAS WELTERBE<br />

MONTANREGION<br />

Seit dem ersten Fund von Silbererz im Jahr 1<strong>16</strong>8 war das<br />

Erzgebirge Ursprung und Motor für den Reichtum Sachsens<br />

und die Entwicklung des Bergbaus. Das Wissen und<br />

Können der Bergleute und Handwerker, aber auch die<br />

Entwicklungen in der Organisation beeinflussten andere<br />

Bergbauregionen in der ganzen Welt maßgeblich. Zu<br />

den zahlreichen Errungenschaften der Region gehört<br />

auch die Gründung der ältesten noch bestehenden Bergakademie<br />

im Jahr 1765. Seit 20<strong>16</strong> zählt die Tradition der<br />

Bergparaden und Bergaufzüge zum immateriellen Kulturerbe<br />

Deutschlands. Die Montanregion Erzgebirge/<br />

Krušnohoří selbst bekam den Titel 2019. Seitdem sind<br />

die 22 Teilgebiete, 17 davon in Sachsen und fünf in Tschechien,<br />

offizielles UNESCO-Welterbe.<br />

Ein Höhepunkt der Adventszeit im Erzgebirge<br />

sind die weihnachtlichen Bergparaden.<br />

Die lang gepflegte Tradition galt einst<br />

als Huldigung an die Landsherren zu deren<br />

Festtagen. Heute sind sie touristischer Publikumsmagnet<br />

46


„Die lange Tradition des Bergbaus ist<br />

die bindende Kraft hier in der Region“,<br />

sagt Steve Ittershagen, Geschäftsführer<br />

des Welterbe Montanregion Erzgebirge<br />

e. V. „Wir haben hier viele bergbauliche<br />

Anlagen und Objekte, die<br />

teilweise auf eine über 800 Jahre alte<br />

Geschichte zurückblicken.“<br />

Sein Verein kümmert sich als Träger<br />

gemeinsam mit einem Partner auf<br />

tschechischer Seite um das grenzüberschreitende<br />

Welterbe. Der Grund, warum<br />

das Erzgebirge überhaupt Welterbe<br />

ist, liegt in den „außergewöhnlichen<br />

universellen <strong>Werte</strong>n und den Alleinstellungsmerkmalen<br />

der Region im internationalen<br />

Vergleich.“<br />

Für den Abgeordneten Tom Unger aus<br />

dem Erzgebirge ist das <strong>Thema</strong> besonders<br />

wichtig. Er sagt: „Seitdem wir anerkanntes<br />

Welterbe sind, sind unsere<br />

Tradition und unser Brauchtum stärker<br />

ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt.<br />

Die Montanregion ist ein Katalysator<br />

für den Tourismus und den Wirtschaftsstandort<br />

Erzgebirge.“ Der Wert<br />

Heimatverbundenheit ist in der Region<br />

von Tom Unger stark ausgeprägt. An allen<br />

Ecken sieht man die Verbindung zur<br />

Bergbau-Tradition. „Egal ob bei wunderschönen<br />

Bergparaden zur Adventszeit<br />

oder im Alltag. Man spürt die tiefe<br />

Verwurzelung der Menschen im Erzgebirge,<br />

die berechtigt stolz auf<br />

ihre Heimat sind“, so Unger.<br />

„Der Bergbau hat die Region über Jahrhunderte<br />

geprägt, das hat sich in die<br />

DNA der Leute eingebrannt“, sagt Steve<br />

Ittershagen. „Jeder Bergmann wusste:<br />

Ohne seinen Kumpel ist er nichts,<br />

nur miteinander konnten sie etwas erreichen.<br />

Das merkt man heute noch daran,<br />

wie die Leute zusammenhalten.“<br />

Über 20 Jahre dauerte der Kampf, bis die<br />

UNESCO 2019 endlich die Montanregion<br />

zum Welterbe machte. Viele Vereine<br />

kümmerten sich schon damals um einzelne<br />

Objekte oder Kulturstätten. Heute<br />

lassen sie den Titel voller Stolz in ihre Arbeit<br />

einfließen – wenn es darum geht,<br />

die erzgebirgische Geschichte an<br />

Touristen zu vermitteln.<br />

Tom Unger<br />

<strong>CDU</strong>-Abgeordneter<br />

47


Als sich die Besitzerin zur Ruhe setzen wollte,<br />

drohte der Altenberger Likörfabrik das Aus.<br />

Der neue Eigentümer Thomas Röpke ist in<br />

Altenberg geboren und in Dresden erfolgreicher<br />

Unternehmer. Er will das Traditionsunternehmen<br />

jetzt in die Zukunft führen<br />

WIRTSCHAFT<br />

MIT GESCHICHTE<br />

Sachsen blickt auf eine lange Geschichte zurück, die auch viel mit<br />

Erfindergeist und Unternehmertum zu tun hat. Manchmal aber müssen<br />

die Unternehmer gar nichts neu erfinden, um fortschrittlich zu sein<br />

48


„Die Leute aus dem Ort kamen gleich und fragten, ob ich das<br />

Unternehmen auflösen oder weiterverkaufen will“, erzählt<br />

Thomas Röpke. „Da musste ich die erst einmal beruhigen:<br />

Nein, ich will den Likör erhalten.” Der 43-jährige Unternehmer<br />

hat im Sommer die Altenberger Kräuterlikörfabrik<br />

übernommen. Er ist in Altenberg geboren, also ein Kind der<br />

Bergstadt. Seit vielen Jahren ist er selbstständig und arbeitet<br />

erfolgreich in der Dresdner Veranstaltungsbranche.<br />

Partys, Konzerte, Hochzeiten und Firmenfeste sind bislang<br />

sein Geschäft. Als ihm Ende 2021 das Kaufangebot für die<br />

Likörfabrik auf den Tisch flatterte, ging er in sich. Schließlich<br />

entschied er sich zum Kauf, gründete eine neue GmbH.<br />

„Meine Liebe für die Heimat ist ungebrochen. Und ich sehe<br />

viel Potenzial in dem Produkt“, sagt er. Er will die Marke „Altenberger“<br />

erhalten, sich dabei aber auf die wesentlichen<br />

Produkte konzentrieren. Dazu gehören der „Gebirgsbitter“,<br />

der „Kalmus“, der „Bitter“ und die „Vogelbeere“. Andere<br />

Variationen dagegen werden mit der Zeit vom Markt verschwinden.<br />

Er hat auch die beiden Mitarbeiter übernommen,<br />

die ihm im Ladengeschäft und in der Produktion zur<br />

Seite stehen. Weitere sollen dazukommen, denn Röpke hat<br />

große Pläne und hat damit schon angefangen: Eine neue Internetseite<br />

ist schon am Start, ein Webshop soll bald folgen.<br />

Seit Sommer gibt es außerdem einen Instagram-Kanal. Röpke<br />

hat aber vor allem den Absatz in Einzelhandel, Gastronomie<br />

und bei Veranstaltungen im Visier: „Wir müssen Altenberger<br />

erst einmal wieder in die Köpfe bekommen“, sagt er.<br />

Dabei nutzt ihm auch sein jahrelang aufgebautes Netzwerk<br />

in der Veranstaltungs- und Gastronomie-Branche.<br />

KRÄUTER-<br />

MANN<br />

GAB ES<br />

WIRKLICH<br />

Das Markenzeichen der im Jahr 1842<br />

gegründeten Kräuterlikörfabrik<br />

aus Altenberg ist der Kräutermann.<br />

Den gab es wirklich: Der<br />

rauschbärtige Alten mit der<br />

Pfeife im Mund hieß Max Holtegel.<br />

Er sammelte in den Sümpfen<br />

der Gegend um Altenberg die<br />

Kalmuswurzel und lieferte sie<br />

regelmäßig bei der Manufaktur<br />

ab. Auch wenn der neue Eigentümer<br />

gerade erst Flasche und Etikett modernisiert<br />

hat, wird der berühmte Kräutermann auch weiterhin<br />

zu sehen sein. In Zeiten der DDR war der Altenberger<br />

übrigens eine Art Zweitwährung. Innerhalb<br />

von zwei Stunden war damals eine Wochenproduktion<br />

alle. Für einen Karton erhielt man dann Fliesen<br />

fürs Bad oder Ersatzteile für den Trabi.<br />

Auf ganz andere Art setzt sich Detlev Müller, Unternehmer<br />

aus Mittweida, für seine heimische Tradition ein. Der<br />

64-Jährige gründete 1991 seinen Betrieb für elektronischen<br />

Gerätebau. Heute ist er Inhaber der mittelsächischen IMM<br />

electronics GmbH. „Bis auf wenige Ausnahmen habe ich<br />

hier gelebt, gewohnt, gelernt, geforscht, gearbeitet und gewirkt“,<br />

sagt Detlev Müller. Dem Unternehmer liegt viel an<br />

seiner Heimat. „Sowohl bei meinem unternehmerischen als<br />

auch meinem gesellschaftlichen Engagement habe ich mich<br />

vom Prinzip ‚Geben und Nehmen‘ – Win-Win – leiten lassen.<br />

Dankbarkeit spielt dabei eine wichtige Rolle für mich“, sagt<br />

er. Als Mitglied in einem Förderverein setzt er sich für den<br />

Erhalt des Schlosses in Ringethal ein. Dafür schlüpft er auch<br />

gerne mal in historische Kleidung. „Die Figur, die ich repräsentiere,<br />

ist Johann Georg Aurich. Er war ein Unternehmer<br />

der hiesigen Region und ehemaliger Besitzer des Rittergutes“,<br />

erklärt Müller. Das Kostüm wurde nach alten Bildern<br />

erstellt. Durch ihre Auftritte in historischen Kostümen etwa<br />

Im Haupthaus des Unternehmens sind die Produktion und der kleine Verkaufsladen<br />

untergebracht, den es auch weiterhin geben soll<br />

49


Detlev Müller schaut sich ein Modell der Orgel an. Sein Unternehmen baut<br />

die Leiterplatten für eine moderne Instrumentensteuerung<br />

beim Tag des Offenen Denkmals, dem Mittweidaer Stadtfest<br />

oder bei Veranstaltungen im Ringethaler Schloss sammeln<br />

die Fördervereinsmitglieder immer wieder Spenden.<br />

In seinem Engagement verbindet Müller Geschichte mit Innovation.<br />

Eines der Projekte ist die Sanierung der Orgel in<br />

der Mittweidaer Kirche. Gemeinsam mit dem Orgel-Verein,<br />

der Stadt Mittweida und der Firma Eule Orgelbau aus Bautzen<br />

wurde dafür eine elektronische Steuerung entwickelt.<br />

Das war wichtig, da am elektromechanischen Spieltisch<br />

von 1930 durch Kontaktschwierigkeiten Töne ausfielen. Als<br />

Lösung entstand ein „elektronischer Bypass“, der die Magnetventile<br />

in der Orgel unabhängig ansteuert. „Vielen alten<br />

Orgeln kann durch dieses System ein neues, zweites Leben<br />

eingehaucht werden“, erklärt er. Bereits 2002 gründete<br />

Müller eine eigene Stiftung. „Als Unternehmer konnte ich<br />

durch Spenden und Sponsoring im Bereich Wissenschaft,<br />

Sport und Kultur unterstützen. Durch die IMM Stiftung bekam<br />

dieses Engagement schließlich Struktur und auch neue<br />

finanzielle Möglichkeiten“, erklärt Müller. Durch Formate<br />

wie die TALENTSHOW oder den TALENTspot sollte der Nachwuchs<br />

in Mittweida gefördert werden. Zunächst erhielten<br />

vor allem die Absolventen des örtlichen Technikums, der<br />

heutigen Hochschule, Unterstützung. „Inzwischen wird hier<br />

auch ab und zu ‚über die Dörfer‘ gegangen. Zum diesjährigen<br />

Benefiz wurden acht Projekte mit 7.000 Euro gefördert<br />

– im 20. Jubiläumsjahr der Stiftung durchaus angemessen“,<br />

sagt Müller.<br />

Kleines Gerät, große Wirkung: Durch eine elektronische Streuung können<br />

auch alte Orgeln wieder erklingen<br />

Jan Hippold<br />

<strong>CDU</strong>-Wirtschaftspolitiker<br />

TRADITION<br />

„Die deutsche Wirtschaft ist geprägt von<br />

Familienunternehmen, oft mit langer<br />

Tradition. Sie stehen für Stabilität.“<br />

„Start-ups sind schnell und innovativ. Die Bundesregierung<br />

bezeichnet sie als ‚Treiber für wirtschaftliche Dynamik und<br />

Erneuerung‘. Die deutsche Wirtschaft aber ist geprägt von<br />

Familienunternehmen, oft mit langer Tradition. Sie stehen<br />

für Stabilität“, sagt der <strong>CDU</strong>-Wirtschaftpolitiker Jan Hippold.<br />

„Solche traditionellen ‚Start-ups‘ beweisen, dass wir<br />

Unternehmer brauchen, die die Chance in der Weiterführung<br />

traditioneller Produkte erkennen und den Mut haben,<br />

ihre Angebotspalette zu erweitern. Die Diversifizierung in<br />

Kombination mit traditionellen Produkten zur Steigerung<br />

der eigenen Unternehmensattraktivität trägt zu einer stabilen<br />

Wertschöpfung bei. Das ist die Symbiose, die wir von<br />

unseren Unternehmern erwarten. Damit haben auch traditionell<br />

eingeführte Produkte Chancen zum Überleben“, so<br />

Hippold. Er ergänzt: „Wir sorgen mit unserer Politik dafür,<br />

dass solche regional agierenden Unternehmen auch die Voraussetzungen<br />

für den „Turnaround“ in Umstrukturierung<br />

und Vermarktung schaffen.“<br />

50


Im Einsatz für das Schloss im Dorf: Detlev<br />

Müller posiert als Johann Georg Aurich. Der<br />

Unternehmer aus dem 19. Jahrhundert ist der<br />

ehemalige Besitzer des Schlosses – eigentlich<br />

ein Rittergut. In historischen Kostümen<br />

macht der Förderverein auf sein Anliegen<br />

aufmerksam. Das bringt Spenden<br />

51


ICH BIN LANDWIRT<br />

AUS LEIDENSCHAFT<br />

Georg-Ludwig von Breitenbuch betreibt seinen Land-und<br />

Forstwirtschaftsbetrieb mit viel Begeisterung.„Für mich ist<br />

es wichtig, die Ernte in den regionalen Kreislauf zu bringen<br />

und lange Transportwege zu vermeiden“, sagt er. Dafür arbeitet<br />

er mit lokalen Betrieben zusammen. „Der erzeugte<br />

Weizen wird in einer nahegelegenen Mühle vermahlen,<br />

das Futtergetreide und der Aufwuchs unserer<br />

Wiesen landen im Trog der 400 Milchkühe und<br />

ins nahegelegenem Zeitz liefern wir Zuckerrüben<br />

und Getreide zur Zucker- und Bioethanolproduktion“,<br />

verrät der Landwirt.<br />

BERUF:<br />

SCHÖPFUNGSBEWAHRER<br />

Ende der 90er-Jahre übernahm Georg-Ludwig von Breitenbuch den familieneigenen Land-<br />

und Forstwirtschaftsbetrieb. Heute setzt er sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein<br />

52


„Wir Landwirte sind ein bindendes Glied in der Gesellschaft<br />

zum Erhalt der Kulturlandschaft“, sagt Georg-Ludwig von Breitenbuch.<br />

Der <strong>CDU</strong>-Abgeordnete und Vize-Fraktionschef leitet<br />

in Kohren-Sahlis, südlich von Leipzig, einen land- und forstwirtschaftlichen<br />

Familienbetrieb. „Besonders wichtig ist mir der Erhalt<br />

der Fruchtbarkeit unserer Äcker und Wiesen. Sie haben seit<br />

Generationen den Menschen ein gutes Auskommen gesichert<br />

und müssen dies in Zukunft weiterhin tun“, sagt der politisch<br />

aktive Landwirt. Zum Erhalt der Kulturlandschaft ist auch die<br />

Aufforstung wichtig. „Kohren-Sahlis und Umgebung ist Naherholungsort.<br />

Es wird wegen der schönen Landschaft geschätzt.<br />

Dieses Erbe erhalte ich, indem ich auch unseren Wald nach<br />

dem Prinzip der Nachhaltigkeit bewirtschafte und jährlich<br />

Obstbäume an den Feldwegen und in die alten Streuobstwiesen<br />

nachpflanze“, erklärt von Breitenbuch. Dem Landwirt aus<br />

dem Landkreis Leipzig ist der Erhalt der Schöpfung sehr wichtig.<br />

Er setzt sich daher auch für eine nachhaltigen Bewirtschaftung<br />

ein: „Durch die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und das<br />

Wirtschaften im geschlossenen Nährstoffkreislauf leiste ich als<br />

Landwirt einen zentralen Beitrag. Konkret nutzen wir im Betrieb<br />

den im Stall anfallenden Wirtschaftsdünger, wie es seit<br />

jeher war und hoffentlich zukünftig bleibt. Wir bringen ihn auf<br />

die Flächen auf, um die enthaltenen Nährstoffe ins System zurückzuführen“,<br />

gibt von Breitenbuch einen <strong>Einblick</strong>.<br />

Die Arbeit in der Agrarwirtschaft steht allerdings auch von einigen<br />

Herausforderungen. „Der Einsatz unserer modernen und<br />

hochpräzisen Technik wird mehr und mehr an den Pranger<br />

gestellt“, bedauert von Breitenbuch. Ein Beispiel: Die Trog-Teller-Diskussion.<br />

In dieser wird gefordert, die Zahl der Schweine,<br />

Rinder und Hühner zu verringern. Damit soll weniger Futtermittel<br />

angebaut werden und mehr Platz für den direkten<br />

menschlichen Verbrauch von Getreide, Obst und Gemüse sein.<br />

„Diese Landschaft in ihrer Vielfalt zu erhalten und das Ertragspotenzial<br />

zu nutzen, darf nicht in ideologischen Grabenkämpfen<br />

geopfert werden. So sehe ich es als meine Aufgabe als<br />

Landwirt und Politiker an, mich für Wege des Ausgleichs einzusetzen“,<br />

sagt von Breitenbuch.<br />

53


HANDWERKER<br />

MIT PATENT<br />

Den Meistertisch hat Maik Beutlich<br />

patentiert. Die ganz große Variante<br />

mit einer Grundfläche von 1 x 3 Metern<br />

lässt sich auf bis zu 12 Meter<br />

ausziehen. Tradition pflegen und dabei<br />

innovativ sein – das macht seine<br />

Arbeit aus<br />

Der Holztisch von Maik Beutlich ist eine Sensation: Mit wenigen Handgriffen lässt er sich zu<br />

einer richtigen Tafel erweitern. Für die Lösung hat der Tischler ein Patent<br />

„Weil es schnell gehen muss, leidet bei vielen die Qualität. Bei<br />

uns gibt es aber kein ‚Geiz ist Geil‘, sondern ‚Gut Ding braucht<br />

Weile‘“, beschreibt Maik Beutlich seinen eigenen Anspruch.<br />

Der Tischler leitet die Steglich & Beutlich GmbH in Neusalza-Spremberg.<br />

Als „Die Tischler“ ist das Unternehmen für<br />

die Beständigkeit seiner Holzarbeiten auch über die Region<br />

hinaus bekannt. Bekannt ist das Unternehmen außerdem für<br />

seinen „Meistertisch“, den Beutlich unter dem Label „Die Tischmanufaktur“<br />

vertreibt und eigens zum Patent angemeldet hat.<br />

Von einer Grundfläche von 1 x 2 Meter lässt sich die mittlere<br />

Variante auf fast 8,5 Meter erweitern. Dabei ist jede Anfertigung<br />

ein Einzelstück, sogar die Holzart ist individuell auswählbar.<br />

Beutlich legt bei der Herstellung Wert auf Präzision. Ein<br />

Wert, den er auch an die Lehrlinge in seinem Betrieb<br />

weitergibt, genau wie Pünktlichkeit und Sauberkeit. „Der<br />

Geselle muss auch die Zeit bekommen, um eine hohe Qualität<br />

zu liefern“, weiß der Tischler. Den Ansatz bei der Ausbildung<br />

würdigte die Handwerkskammer Dresden 20<strong>16</strong> mit der<br />

Auszeichnung „Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb“. Auch der<br />

<strong>CDU</strong>-Fraktionschef Christian Hartmann kennt den Betrieb<br />

gut. Er sagt: „Was hier vor Ort von den Inhabern und Mitarbeitern<br />

über die letzten Jahre geleistet wurde, ist großartig.<br />

Es zeigt, welches wirtschaftliche Potenzial in den klassischen<br />

Handwerksberufen steckt. Krisenzeiten waren auch immer<br />

Zeiten des Handwerks. Denn genau jetzt sind Tradition, Leidenschaft,<br />

Kreativität und Erfindungsgeist gefragt. Eben all<br />

das, wofür das Handwerk steht. Deshalb setzen wir uns<br />

für diese Unternehmen im Landtag ein.“<br />

54<br />

Christian Hartmann<br />

<strong>CDU</strong>-Fraktionsvorsitzender


Eine gute Ausbildung braucht Zeit. Als ausgezeichneter<br />

vorbildlicher Ausbildungsbetrieb<br />

gibt die Steglich & Beutlich GmbH<br />

ihren Gesellen diesen Freiraum<br />

55


VERDÄCHTIG<br />

GUTE COPS<br />

„SACHSENS POLIZISTEN SORGEN RUND UM<br />

DIE UHR FÜR UNSERE SICHERHEIT!“<br />

Ronny Wähner<br />

<strong>CDU</strong>-Innenpolitiker<br />

56


Sicherheit ist ein unschätzbarer Wert für unsere Gesellschaft.<br />

Im Bewusstsein der Sachsen hat dieser in den vergangenen<br />

Jahren einen immer höheren Stellenwert erhalten.<br />

Die Menschen wollen in einer sicheren Kommune und<br />

einem gewaltfreien Umfeld leben und arbeiten. Und sie<br />

möchten sich darüber im Alltag keine Sorgen machen.<br />

Für die <strong>CDU</strong>-Fraktion ist Sicherheit die Grundvoraussetzung<br />

unserer Freiheit und zentrales Versprechen des Staates gegenüber<br />

seinen Bürgern. „Dieses Versprechen politisch einzulösen,<br />

ist unsere Aufgabe“, erklärt Ronny Wähner. Er ist<br />

der innenpolitische Sprecher der <strong>CDU</strong>-Fraktion. „Wir wollen<br />

Sachsen zu einem der sichersten Bundesländer machen. Das<br />

geht aber nicht zum Nulltarif. Wichtig ist uns die Stärkung<br />

der Polizeipräsenz im ländlichen Raum“, so Wähner.<br />

Die Polizisten im Einsatz werden von Kollegen in der Leitzentrale unterstützt.<br />

Sie behalten den Überblick über alle Einsätze<br />

Sachsen liegt bei der Polizeistatistik im bundesweiten<br />

Mittelfeld. „Aber wir holen auf“, ist der Innenpolitiker zuversichtlich.<br />

Maßstab für ihn ist der Nachbar Bayern. Dort<br />

kamen auf 100.000 Einwohner zuletzt 4.138 Straftaten pro<br />

Jahr. In Sachsen waren es mit 6.079 mehr. Wähner sagt:<br />

„Sachsens Polizisten sorgen rund um die Uhr für unsere<br />

Sicherheit. Dafür sind wir ihnen zu Dank und Respekt verpflichtet.“<br />

Denn es sind die rund 14.000 Beamten der sächsischen<br />

Polizei, die sehr konkret, direkt und auch persönlich<br />

den Wert Sicherheit im Alltag garantieren.<br />

Wie etwa die Beamten der Chemnitzer Autobahnpolizei. Sie<br />

sind nachts auf Streife. Jederzeit können sie zu einem Unfall<br />

gerufen werden. Dazwischen: Parkplatzkontrollen. Die Polizisten<br />

überprüfen, dass LKWs nicht die Einfahrt versperren,<br />

und demonstrieren Präsenz, um mögliche Planenschlitzer<br />

abzuschrecken. Mit Messern schneiden Diebe immer wieder<br />

LKWs auf, um die Ladung auszuspähen. Elektrowaren<br />

wie Fernseher sind besonders beliebt. „Unser Bereich ist<br />

viel größer geworden, unsere Anfahrtswege länger“, sagt<br />

Dienstgruppenführer Thomas Knabe. Er ist schon kurz vor<br />

der Wiedervereinigung Polizist geworden, weiß, wovon er<br />

spricht. Auch die Verkehrsdichte ist in den letzten Jahren gestiegen.<br />

Das habe mehr Unfälle und mehr Schwerverletzte<br />

mit sich gebracht. Andererseits ist die Ausstattung deutlich<br />

moderner geworden. Sein Polizeibus ist mit Absperrmittel,<br />

Alkomat, Kamera, Laptop und Handy ausgestattet.<br />

Volle Rastplätze in der Nacht: Die Polizisten prüfen, ob die LKWs vorschriftsmäßig<br />

parken<br />

Übrigens: Auch Polizisten werden Opfer von Straftaten!<br />

Wähner sagt: „Diese Angriffe auf Beamte und Rettungskräfte<br />

sind für uns als <strong>CDU</strong> nicht hinnehmbar. Die Täter müssen<br />

mit schnellen und harten Urteilen bestraft werden!“<br />

Parkplatzkontrolle: Die Polizisten zeigen Präsenz und schrecken damit mögliche<br />

Planenschlitzer ab<br />

57


VEREIN LÄSST<br />

WEBSTUHL<br />

WIEDER KLAPPERN<br />

Früher klapperten in Steina bei Kamenz in<br />

jedem zweiten Haus die Webstühle. Heute<br />

hält der Heimatverein die Erinnerung an das<br />

alte Handwerk wach<br />

„Ich erinnere mich gut an die Zeit, als ich Kind war. Wenn man<br />

durch den Ort ging, klappterte in fast jedem zweiten Haus ein<br />

Webstuhl“, sagt Stefan Paprotzki. Der 75-Jährige ist Vorsitzender<br />

des Heimatvereins Niedersteina. Heute hört man das Klappern<br />

nur noch sehr selten. Nur dann, wenn der Heimatverein das<br />

vermutlich letzte funktionierende Exemplar in Betrieb nimmt,<br />

um ihn interessierten Besuchern vorzuführen. Der Heimatverein<br />

hat einigen Aufwand betrieben, um das vier Meter breite<br />

Ungetüm wieder zum Laufen zu bekommen. Inzwischen steht<br />

der Webstuhl in einem ehemaligen Klassenzimmer in der alten<br />

Schule, die von der Gemeinde zum Vereinshaus umgebaut wurde.<br />

Damals wollte ihn keiner mehr haben. Über zehn Jahre stand<br />

er ungenutzt rum. Die Vereinsmitglieder krempelten die Ärmel<br />

hoch, zerlegten den Webstuhl und lagerten die Teile erst einmal<br />

ein. Denn zunächst musste der Raum im ersten Stock der Schule<br />

hergerichtet werden: „Der Webstuhl ist ja schwer, da mussten<br />

extra Träger eingezogen werden“, erzählt der Vereins-Chef. Am<br />

Anfang sei der Plan gewesen, das gute Stück nur auszustellen<br />

und zu zeigen, berichtet Paprotzki weiter. „Dann haben die<br />

Vereinsmitglieder es aber immer weiter getrieben, bis er wieder<br />

funktionierte“, erzählt er. Das war 2001. Auch der Raum, in<br />

dem der Webstuhl steht, hat sich weiterentwickelt: Aus dem<br />

Klassenzimmer ist inzwischen eine richtige Heimwebe-Stube<br />

nach traditioneller Art entstanden. An der Wand wärmt ein Kachelofen<br />

und historisches Geschirr steht im Schrank. Im Raum<br />

SACHSEN WAR<br />

WEB-HOCHBURG<br />

Im Jahr 1800 nahm in Harthau bei Chemnitz<br />

die erste Baumwollspinnerei Sachsens<br />

ihren Betrieb auf. 1861 hatte das Königreich<br />

Sachsen 153 Baumwoll- und 34<br />

Kammergarnspinnereien. Dreißig Jahre<br />

später war Sachsen die am stärksten industriealisierte<br />

Region in Deutschland.<br />

Besonders die sächsische Strumpfproduktion<br />

war führend auf dem Weltmarkt: Um<br />

1900 kamen rund 75 Prozent aller aller Socken<br />

und Strümpfe weltweit aus Sachsen.<br />

Heute sind im Freistaat noch rund 100 Betriebe<br />

mit fast 8.000 Beschäftigten aktiv.<br />

58


In Steina steht vermutlich der letzte<br />

Webstuhl aus der einstigen Weberei-Hochburg.<br />

Vereinsmitglieder wie<br />

Hans Frömmel kümmern sich liebevoll<br />

um den Erhalt des Weberei-Erbes<br />

59


Die älteren Vereinsmitglieder wissen<br />

häufig noch aus der Kindheit, wie der<br />

Webstuhl bedient werden muss. „Es<br />

wäre natürlich schön, wenn wir jüngere<br />

Mitglieder finden, um das Wissen<br />

darüber weiterzugeben“, sagt<br />

Vereins-Chef Paprotzki<br />

verteilen sich verschiedene Utensilien, die zum Herstellen der<br />

Webware nötig waren. Ganz früher war in Steina und Umgebung<br />

die Arbeit in den Haushalten klassisch geteilt. Die Frauen<br />

webten an den Webstühlen, die Männer gingen in einen der<br />

vielen umliegenden Steinbrüche schuften. Beide gemeinsam<br />

sicherten den kargen Lebensunterhalt. Die umliegenden Fabriken<br />

aus Pulsnitz und Großröhrsdorf schickten Fuhrwerke und<br />

Fahrzeuge, die Webwaren abzuholen. In den Fabriken wurden<br />

die Stoffe dann weiterverarbeitet.<br />

Während das Steinbruchgewerbe mit der Zeit verschwand, war<br />

es in der Region noch bis in die 90er Jahre<br />

weit verbreitet, dass zuhause gewebt wurde.<br />

Wer es sich leisten konnte, betrieb auch<br />

schon mal zwei Webstühle. Die standen häufig<br />

in gesonderten Webstuben, oft aber auch<br />

direkt im Wohnzimmer. „Die Kinder machten<br />

dann in der Ecke ihre Hausaufgaben“,<br />

berichtet Vereins-Chef Stefan Paprotzki.<br />

Der gelernte Lehrer, der bis zur Rente als<br />

Berufsberater gearbeitet hat, ist seit 2013<br />

Mitglied im Heimatverein. Er ist in Niedersteina<br />

geboren, war lange Jahre aber nicht<br />

im Ort. Zur Rente ist er gemeinsam mit seiner<br />

Frau in sein Geburtshauses gezogen.<br />

„Ich hatte zwar schon einige Hobbys, aber<br />

meine Frau war der Meinung: ‘Irgendwas Sinnvolles musst du<br />

zu tun haben‘", erzählt er lachend. „Dann sind wir beide in<br />

den Heimatverein eingetreten.“<br />

Einmal im Monat trifft sich der Heimatverein in einer ehemaligen<br />

Gaststätte zum Heimatabend. Da wird dann besprochen,<br />

was in den nächsten Monaten so geplant ist und wer<br />

welche Aufgaben übernimmt. Der Webstuhl zum Beispiel läuft<br />

nicht nur, wenn Schulklassen und Besuchergruppen da sind.<br />

Sondern auch zur jährlichen „Kirmes“, die der Verein immer<br />

so rund um den 20. Oktober veranstaltet. „Die ersten Sachen<br />

werden oft schon ein bis zwei Jahre vorher<br />

besprochen“, sagt er.<br />

Zur Kirmes wird das Vereinshaus geöffnet<br />

und eine Ausstellung zu einem <strong>Thema</strong><br />

organisiert. Es gibt Kaffee und selbstgebackenen<br />

Kuchen. Bis zu 500 Besucher<br />

kommen dann aus dem Ort und den umliegenden<br />

Gemeinden. Von 13 bis 18 Uhr<br />

wird der Webstuhl vorgeführt. Es passiert<br />

aber noch viel mehr: Im Hof der ehemaligen<br />

Schule wird auf alte Weise Sauerkraut<br />

mit dem Handhobel hergestellt. „Es wird<br />

gehobelt und gewürzt, die Leute nehmen<br />

dann 5-Kilo-Pakete mit, um es zu Hause zu<br />

stampfen“, erzählt Paprotzki. Nach fünf bis<br />

60


FAMILIENPASS<br />

sechs Wochen hat man dann richtiges Sauerkraut. Parallel<br />

backen die Vereinsmitglieder im Holz-ofen Brot, das gleich<br />

vor Ort zu Fettbemmen verarbeitet wird. Ein Highlight ist<br />

auch der Kalender zur Heimatgeschichte, den Paprotzki jedes<br />

Jahr zur Kirmes erstellt und zum Verkauf anbietet. Da<br />

sind dann alte Häuser, die Steinbrüche der Umgebung oder<br />

Landschaftsmotive zu sehen. „Die gehen weg wie warme<br />

Semmel“, schwärmt er.<br />

„Sachsen ist ein Land mit langer Geschichte und einer ausgeprägten<br />

regionalen Kultur“, sagt der <strong>CDU</strong>-Regionalpolitiker<br />

Ingo Flemming. „Es ist gut und wichtig, dass es Heimatvereine<br />

wie den in Niedersteina gibt, die gerade im<br />

ländlichen Raum die Erinnerung an unsere Geschichte und<br />

unsere Herkunft aufrechterhalten. Ich bin stolz auf das Engagement<br />

dieser Menschen“, so der Politiker weiter.<br />

Kommendes Jahr wird der Heimatverein Niedersteina 30 Jahre<br />

alt. Seit einigen Jahren besteht er aus rund 25 Mitgliedern.<br />

“Drei bis vier Jüngere sind dabei“, sagt Paprotzki, „aber viele<br />

sind über 70 Jahre alt, einige sogar über 80.“ Neue, jüngere<br />

Mitglieder zu finden, sei schwer. Viele der Besucher der Kirmes<br />

loben das Engagement, erzählt er. Aber als Mitglied einsteigen<br />

will niemand so richtig. Zwar gibt es immer wieder<br />

Zuzügler im Ort, der weiter wächst. Aber auch da finden sich<br />

keine neuen Mitglieder. „Viele kapseln sich ab“, erzählt der<br />

Vereins-Chef. „Früher ist man mit dem Rad durch den Ort gefahren<br />

und hat mal am Zaun angehalten und geredet, heute<br />

fahren die Leute mit dem Auto vorbei in die Großstadt.“ Gerade<br />

erst haben die Vereinsmitglieder entschieden, das jährliche<br />

Hexenfeuer nicht mehr in der bisher sehr auswendigen<br />

Form durchzuführen. Der Treffpunkt für das Feuer liegt in<br />

einer Hanglage. Und der Aufbau der Zelte und vor allem das<br />

Aufräumen in der Nacht seien doch sehr beschwerlich.<br />

Der Verein aber hat noch weit mehr Aktivitäten, die hoffentlich<br />

noch eine Weile erhalten bleiben: So trifft man sich Ende<br />

Januar immer zum gemeinsamen Weihnachtsbaumbrennen<br />

mit der Freiwilligen Feuerwehr. Und zu Ostern lädt der Verein<br />

zum Osterspaziergang, um Osterwasser zu holen. Das ist<br />

eine alte Tradition, in die Frauen des Ortes schweigend zu einer<br />

Quelle und zurück gehen, um das Osterwasser zu holen.<br />

„Früher haben dann die jungen Männer des Ortes den Frauen<br />

aufgelauert und sie erschreckt, dass sie kreischen“, berichtet<br />

Paprotzki. Das wird heute allerdings nicht mehr<br />

gemacht: „Das wäre in unserem Alter vielleicht<br />

etwas unangepasst“, lacht er.<br />

Ingo Flemming<br />

<strong>CDU</strong>-Regionalpolitiker<br />

Der sächsische Familienpass wird weiterentwickelt. Das<br />

hat der Landtag mit den Stimmen der <strong>CDU</strong> beschlossen.<br />

Schon jetzt können anspruchsberechtigte Eltern mit ihren<br />

Kindern kostenfrei Museen, Sammlungen, Burgen<br />

und Schlösser des Freistaates besuchen. Künftig soll der<br />

Kreis der Berechtigten erweitert und der Pass bekannter<br />

gemacht werden. So wird geprüft, ob künftig auch Senioren<br />

mit Grundsicherung im Alter die vergünstigten<br />

Angebote nutzen können. Der Pass bietet eine gute Gelegenheit,<br />

das Gemeinschaftsgefühl in der Gesellschaft<br />

zu stärken und neue persönliche Eindrücke zu schaffen.<br />

ZENTRUM DER<br />

EINHEIT<br />

Der Sächsische Landtag hat auf Antrag der <strong>CDU</strong>-Fraktion<br />

über das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit“ debattiert.<br />

Plauen und Leipzig wollen mit einer gemeinsamen<br />

Bewerbung das Zukunftszentrum nach Sachsen holen.<br />

Dazu sagt der Parlamentarische Geschäftsführer und<br />

vogtländische Abgeordnete Sören Voigt: „Das, was von<br />

Plauen und Leipzig ausgegangen ist, weckt noch heute<br />

Emotionen und verbindet die Köpfe und die Herzen der<br />

Menschen miteinander. Aber die beiden Standorte sind<br />

mehr als Wahrzeichen. Das ist bei dieser Bewerbung um<br />

den Zuschlag für das Zukunftszentrum entscheidend! Sie<br />

sind ein starkes Standortduo, bestehend aus einer wachsenden<br />

Metropole und einer mittelgroßen Stadt, die starke<br />

Verbindungen in den ländlichen Raum hat.“<br />

61


SCHAUT HER, MEINE WERTE<br />

Bodenständigkeit ist für mich ein wichtiger Wert. Besonders schätze ich das Auf-dem-Boden-<br />

Bleiben bei Unternehmer und Geschäftsführer Christoph Juppe der Unternehmensgruppe ProInn<br />

Beteiligung GmbH Heidenau.<br />

Für Christoph Juppe ist Nicht-Abheben im Unternehmen eine Gemeinschaftsleistung. Ständige<br />

Reflexion, gemeinsame Ideen mit Mut und Beständigkeit verfolgen und dabei <strong>Werte</strong> wahren.<br />

Stark verwurzelt in der Region! #HID #RHG #Schiebocker #FeingerätebauFischer<br />

#einblick #werte #bodenständigkeit #heimat #heidenau #sächsischeschweiz<br />

<strong>Werte</strong> sind wichtiger Bestandteil unseres Zusammenlebens. Aber welche zählen und wie werden<br />

sie weitergegeben?<br />

Ekkehart Krien ist seit fast 30 Jahren Musikschullehrer an der Musikschule Vogtland. Auch wenn<br />

er als Quereinsteiger zur musikalischen Tätigkeit gekommen ist, basiert diese doch auf den<br />

<strong>Werte</strong>n seiner Familie – der Liebe zu Musik und Kultur. In seinem Arbeitsalltag hat er natürlich<br />

mit Menschen zu tun. Vorrangig mit Kindern und Jugendlichen. In der Zusammenarbeit mit ihnen<br />

sieht er die Auswirkungen eines wertebestimmten Lebens. „Wenn die Familie in Ordnung ist“,<br />

sagt er, „dann sind die Kinder offen, motivierbar und haben Ziele.“ Familie stellt für ihn daher<br />

einen besonderen Wert dar, denn sie ist die kleinste Zelle in der wiederum <strong>Werte</strong> bewahrt und<br />

weitergegeben werden. Daneben zählen für ihn Ehrlichkeit, Toleranz und Zusammenhalt. Diese<br />

<strong>Werte</strong> wurden für ihn selbst durch die Familie und den christlichen Glauben geprägt. Und heute<br />

hat er selbst die Möglichkeit sie weiterzugeben. „Als Musikschullehrer hat man es da einfach“,<br />

meint er dazu. Er kann ermutigen, ein positives Selbstwertgefühl unterstützen und zu Pünktlichkeit<br />

und Fleiß anhalten. Da er seine Schüler über einen langen Zeitraum begleitet, wird er immer<br />

wieder auch Vorbild für einen, wenn auch nur kleinen, <strong>Einblick</strong> in ein wertebestimmtes Leben.<br />

Vielen Dank für diesen wertvollen Beitrag, um <strong>Werte</strong> zu bewahren.<br />

#werte #einblick #cdusachsen #vogtland #kultur<br />

Hashtag: #<strong>Werte</strong>. Abgeordnete der <strong>CDU</strong>-<br />

Fraktion des Sächsischen Landtags haben bei<br />

Facebook über ihre <strong>Werte</strong> gepostet<br />

„Bodenständigkeit ist für mich ein wichtiger Wert“, schreibt<br />

die Abgeordnete Sandra Gockel (oben) auf ihrer Facebookseite.<br />

Sie hat wie andere <strong>CDU</strong>-Abgeordnete ein Posting zum<br />

<strong>Thema</strong> <strong>Werte</strong> verfasst und in dem sozialen Netzwerk veröffentlicht.<br />

Als Beispiel hat sie sich den Chef des Heidenauer<br />

Unternehmens ProInn an die Seite geholt. Die 2009 gegründete<br />

ProInn hat sich auf die Beteiligung an kleinen und<br />

mittleren Unternehmen im Mittelstand spezialisiert und<br />

ist damit sehr erfolgreich. Mit ihrem Beteiligungskapital<br />

stärkt sie die Unternehmen und ermöglicht beispielsweise<br />

größere Investitionen oder den Generationswechsel. Die<br />

Abgeordnete Sandra Gockel schätzt es, dass Geschäftsführer<br />

Christoph Juppe trotz des Erfolgs seines Unternehmens<br />

nicht abhebt, sondern auf die Gemeinschaftsleistung im<br />

Team blickt. Dabei hilft ihm „ständige Reflexion, gemeinsame<br />

Ideen mit Mut und Beständigkeit verfolgen und dabei<br />

<strong>Werte</strong> wahren“, lobt sie.<br />

62


Was für ein tolles Engagement!<br />

Ich danke „meinem“ Team von Special Olympics Sachsen e. V. für eure Zeit und eure Liebe für<br />

unsere Sportlerinnen und Sportler von Special Olympics Deutschland!<br />

Zusammen können wir weiterhin viel für (und natürlich mit) Menschen mit geistigen Behinderungen<br />

erreichen!<br />

#ZusammenUnschlagbar #werte #einblick #sachsen #sport #inklusion<br />

Nichts geht über Gesundheit, eine liebevolle Familie und das Glück, die Entwicklung des eigenen<br />

Kindes zu erleben. Langsam geht‘s nun auch los mit dem aufrechten Gang)))<br />

#<strong>Werte</strong> #<strong>Einblick</strong><br />

Laurenz Tammer ist #Pfarrer in der Katholischen Pfarrei „St. Elisabeth“ Dresden. Als #Seelsorger,<br />

#Ratgeber und #Mutmacher ist er im besten Wortsinn „Hirte“ der Gemeinde. Er führt zusammen<br />

und gleicht aus, moderiert, motiviert und fördert.<br />

Pfarrer Tammer lebt und vermittelt aus dem #Glauben heraus jene <strong>Werte</strong>, die nicht nur in der Gemeinde,<br />

sondern auch für den #Zusammenhalt unserer Gesellschaft entscheidend sind: #Vertrauen,<br />

#Nächstenliebe, #Solidarität, #Gerechtigkeit, #Verantwortung für sich und die Gemeinschaft.<br />

Denn es sind christliche <strong>Werte</strong>, die – verdichtet in den zehn Geboten – unser Zusammenleben<br />

prägen. Diese <strong>Werte</strong> werden auch in den vielen Einrichtungen in Trägerschaft der #Kirche jeden<br />

Tag aufs Neue mit Leben erfüllt. Ich denke da vor allem an Schulen, Krankhäuser, Kindergärten,<br />

Alten- und Pflegeheime, den Hospizdienst oder auch die Seelsorge auf den Palliativstationen.<br />

Ob im Glauben verwurzelt oder nicht: Krisen und Herausforderungen können wir nur meistern,<br />

wenn wir füreinander da sind und aufeinander achtgeben. Das gilt insbesondere für die Menschen,<br />

die auf unsere #Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. #werte #einblick #werteleben<br />

#füreinander #gemeinsammehrerreichen<br />

Mir ist der Wert „Verlässlichkeit“ persönlich besonders wichtig. Verlässlichkeit prägt mein persönliches<br />

und politisches Handeln und Tun. Nicht nur in Krisensituationen möchte ich ein kompetenter<br />

und vor allem verlässlicher sowie authentischer Ansprechpartner für Bürger, Unternehmer,<br />

Handwerker, Kirchen, Vereine, Bürgermeistern etc. sein.<br />

#tomunger #sächsischerlandtag #<strong>Werte</strong> #<strong>Einblick</strong><br />

<strong>Werte</strong> sind und bleiben aus einer funktionierenden Gesellschaft nicht wegzudenken. Für mich ist<br />

Zuverlässigkeit eine wichtige Komponente. Reinhard Otto als Vorsitzender des Tiergeheges Dornreichenbach<br />

e.V. und seine Mitglieder stehen besonders für diesen Wert und setzen sich darüber<br />

hinaus mit viel persönlichem Engagement für das Gemeinwohl ein.<br />

Danke dafür!


Als Bildungspolitiker ist mir der Bezug zur Schulpraxis besonders wichtig. Deshalb stehe ich in<br />

engem Austausch mit Lehrerinnen und Lehrern – so auch mit dem Vorsitzenden des Philologenverbandes<br />

der Region Leipzig, Herrn Eric Buchmann.<br />

#<strong>Werte</strong> sind Dinge, die uns verbinden, die Gemeinsamkeit schaffen.<br />

Der Rudersport im Verein ist für mich Kameradschaft, Heimat, Gemeinsamkeit. Im Meißner<br />

Ruderclub „Neptun“ bin ich seit 2003 Mitglied – und bin es sehr gerne!


Mir ist der Wert „Pünktlichkeit“ persönlich wichtig. So bin ich erzogen worden. Trotzdem fahre<br />

ich regelmäßig mit der Bahn. Da ist das mit der Pünktlichkeit aber eher Glücksspiel. Die Pendler<br />

unter euch wissen, was ich meine;)<br />

Zur Pünktlichkeit erzogen<br />

#svendgunnarkirmes #sächsischerlandtag #<strong>Werte</strong> #<strong>Einblick</strong><br />

Die <strong>CDU</strong>-Abgeordneten, die bei Facebook über <strong>Werte</strong> gepostet<br />

haben, haben ganz unterschiedliche Themen ausgesucht:<br />

So geht es um Zuverlässigkeit, Familie, christliche<br />

Nächstenliebe, Engagement in Beruf und Verein, Ehrlichkeit,<br />

Freundschaft, Bildung und Disziplin. Die Abgeordneten wissen,<br />

wovon sie schreiben: Denn als Politiker brauchen sie ein<br />

festes <strong>Werte</strong>-Gerüst, an dem sie sich in ihrer Arbeit orientieren<br />

können. Mancher nimmt es auch mit Humor, wenn das<br />

mit einem für ihn wichtigen Wert nicht so klappt. Der <strong>CDU</strong>-<br />

Abgeordnete Svend-Gunnar Kirmes (oben) hat sich für ein<br />

Foto auf dem Bahnsteig in Leipzig entschieden. „Mir ist der<br />

Wert ‚Pünktlichkeit‘ persönlich wichtig. So bin ich erzogen<br />

worden. Trotzdem fahre ich regelmäßig mit der Bahn“,<br />

schreibt er. Als Abgeordneter aus Leipzig muss er häufig<br />

nach Dresden, etwa zu Landtags-, Ausschuss- und Fraktionssitzungen.<br />

Häufig ist er auch abends und am Wochenende<br />

unterwegs. Mit der Bahn hat er dabei einige spannende<br />

Erfahrungen gesammelt: „Da ist das mit der Pünktlichkeit<br />

aber eher Glücksspiel. Die Pendler unter euch wissen, was<br />

ich meine ;)“, schreibt er – und hängt ein Smiley an.<br />

Gemeinsam mit der Blütenprinzessin Alida, regionalen Obstbauern und Vertretern des Julius-Kühn-Institutes<br />

haben wir mit der heutigen Apfelverteil-Aktion den Verbraucher auf regionales Obst aufmerksam<br />

gemacht. #obstaussachsen #regional #eigenanbau #obst #einblick #matthiassroessler<br />

65


ICH BIN DER<br />

KLEINGARTEN-SHERIFF<br />

Ordnung muss sein: Kleingärtner Michael Baumann<br />

schaut in seinem Verein nach den Vorschriften. Das<br />

Miteinander ist ihm dabei wichtig<br />

VON LEIPZIG<br />

„Ich bin Gärtner mit Leib und Seele“, sagt Michael Baumann<br />

überzeugt. Der 59-Jährige ist seit 1990 Kleingärtner und heute<br />

Vorsitzender der Gartenfreunde Südost in Leipzig. „Ich hatte<br />

damals ein kleines Kind, das viel Zeit draußen verbringen<br />

sollte. Für mich selbst sind die Naturverbundenheit und Ruhe<br />

im eigenen Garten einfach schön“, sagt der Kleingärtner. Weil<br />

Baumann Verfechter der Bundeskleingartenordnung ist, wurde<br />

er in den Medien als „Gartensheriff“ bekannt. „Das habe ich<br />

zwar nie so gesagt, jetzt werde ich es aber nicht mehr los. Den<br />

Titel finde ich lustig“, schmunzelt er. Im Verein schaut Baumann<br />

auf eine genaue Heckenhöhe von 120 Zentimetern, achtet<br />

auf die richtigen Nutzpflanzen und prüft die Sauberkeit vor<br />

und in den Gärten. „Naturnah darf er sein, aber nicht naturbelassen“,<br />

sagt der Vereinsvorsitzende. Und ergänzt: „Man muss<br />

schon den eigenen Garten im Griff haben“. „Ich sehe in den<br />

Leipziger Kleigärtnerinnen und -gärtnern Menschen, die sich<br />

selbst und ihrer Stadt auf vielfache Weise Gutes tun“, lobt der<br />

Leipziger Abgeordnete Robert Clemen. „Sie ernten hochwertiges<br />

Obst und Gemüse und sorgen für Bewegung, denn jeder<br />

muss fleißig Hand anlegen. Kleingärten sind außerdem Habitate<br />

von Vögeln und Insekten. Hier beginnt gewissermaßen<br />

der Artenschutz. Und selbstverständlich leisten alle Kleingärtner<br />

einen großen Beitrag für ein besseres Klima in der<br />

Stadt. Ohne ihr Engagement hätten wir viel häufiger „dicke<br />

Luft“. Das ist schon über 150 Jahre so: Damals wurde der erste<br />

Schrebergartenverein in Leipzig gegründet. Heute<br />

zeugt eine Dauerausstellung im Deutschen Kleingärtnermuseum<br />

in Leipzig von der wechselhaften<br />

Geschichte der Bewegung. Für Michael Baumann ist der<br />

Austausch zwischen den Generationen sehr wichtig. Sein persönliches<br />

Motto lautet: „Traditionen wahren, Neues zulassen“.<br />

Im Verein setzte sich Baumann daher auch für einen neuen<br />

Spielplatz ein. Engagiert warb er um Gelder und konnte 25.000<br />

Euro Fördermittel beschaffen. „Dieser Spielplatz war mein bestes<br />

Ding, was ich in den Jahren erreicht habe”, ist der Vereins-<br />

chef heute stolz. Ältere Mitglieder würden sich zwar immer<br />

mal über Kinder beschweren. Baumann bleibt aber bei seiner<br />

Meinung. „Da müsst ihr euch dran gewöhnen“, sagt er.<br />

Das Aquarell von Curt Richter aus dem Jahr 1928 zeigt Kinder beim<br />

Anlegen von Beeten. Das Bild ist im Deutschen Kleingärtnermuseum<br />

in Leipzig zu sehen: kleingarten-museum.de<br />

Robert Clemen<br />

<strong>CDU</strong>-Abgeordneter<br />

66


Für Michael Baumann ist der Garten<br />

pure Erholung. Der Vorsitzende der Gartenfreunde<br />

Südost in Leipzig genießt<br />

die Naturverbundenheit und Ruhe in<br />

seinem eigenen Garten am Liebsten<br />

WAS HABEN SCHREBERGÄRTEN<br />

MIT LEIPZIG ZU TUN?<br />

Was heute deutschlandweit als Schrebergärten bekannt<br />

ist, begann im Mai 1865 mit blumenbewachsenen Spielplätzen<br />

in Leipzig. Der Arzt Moritz Schreber hatte die Idee:<br />

Kinder aus dunklen, staubigen Hinterhöfen sollten auf<br />

sonnigen Plätzen spielen. Früh wurden dafür Schrebervereine<br />

gegründet. Allerdings übernahmen mit der Zeit<br />

immer mehr Eltern die Spielplätze. Weil Dr. Schreber kein<br />

Interesse an Gartenkultur hatte, andernorts aber im Umfeld<br />

von Firmen Kleingärten für die Arbeiter entstanden, unterschied<br />

man lange zwischen Kleingärten und Schrebergärten.<br />

67


„<strong>Werte</strong> kann man nicht lehren, sondern<br />

nur vorleben.“<br />

Viktor Frankl, österreichischer Neurologe<br />

und Psychiater († 2. September 1997)<br />

„Eine Politik ohne <strong>Werte</strong> ist wertlos; ohne<br />

geistige Perspektive verliert sie Realität,<br />

Richtung und Sinn.“<br />

Helmut Kohl<br />

(† <strong>16</strong>. Juni 2017)<br />

„Eine echte Demokratie muss die unveräußerlichen<br />

Rechte und den Wert eines<br />

jeden einzelnen Menschen achten.“<br />

Konrad Adenauer<br />

(† 19. April 1967 in Rhöndorf)<br />

„Freiheit funktioniert nicht, wenn der<br />

Einzelne immer nur Rechte für sich in<br />

Anspruch nimmt.“<br />

Roman Herzog am 24. Mai 1999 in Berlin<br />

beim Staatsakt zum 50-jährigen Jubiläum der Bundesrepublik<br />

„Wenn man höhere <strong>Werte</strong> schaffen will,<br />

muß man die Nullen so weit wie möglich<br />

nach hinten stellen.“<br />

Gabriel Laub<br />

(† 3. Februar 1998 in Hamburg)<br />

cdu-fraktion-sachsen.de<br />

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