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Statt Augenzeugen - Forum

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34<br />

FORUM<br />

KLAUS KUMMER / JOSEF FRANKENBERGER (HRSG.)<br />

DAS DEUTSCHE<br />

VERMESSUNGS- UND GEO -<br />

INFORMATIONSWESEN<br />

Autoren geben auf rund 900 Seiten einen Überblick über den<br />

aktuellen Stand des deutschen Vermessungs- und Geoinforma<br />

tionswesens, in einem Werk, das als Jahrbuch mit jährlichen Ak tuali<br />

sierungsbänden konzipiert ist. Geplant ist, es alle drei Jahre völlig<br />

überarbeitet neu herauszugeben – ein ambitioniertes Ziel. Die Heraus<br />

geber begründen es in ihrem Vorwort mit der Notwendigkeit ei -<br />

ner engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit aller mit Geodaten -<br />

ma nagement und Geodateninfrastruktur befassten Beteiligten. Ihr<br />

Wunsch ist, dass die ses Buch »eine Community-Plattform und eine Art<br />

›geodätisches Wiki pedia‹ für alle Berufstätigen und den Berufsnachwuchs«<br />

wird.<br />

Diesem Ziel entsprechend ist es inhaltlich breit aufgestellt und in folgende<br />

fünf Teile untergliedert:<br />

Teil A: Gesellschaftliche Verankerung und<br />

institutionelles Gefüge<br />

Teil B: Aufgabenfelder und Wirkungsbereiche<br />

Teil C: Technische Netzwerke und Transfer<br />

Teil D: Forschung und Lehre<br />

Teil E: Rückblick und Anhang<br />

Einleitend spannt Kerber im Teil A den Bogen von der histo ri schen über<br />

die politische und administrative Dimension des Geoinformationswesens<br />

bis zu seiner Bedeutung in der Bundes verwaltung. Er gibt u. a.<br />

einen sehr informativen Überblick über vielfältige Dienststellen der<br />

Bundesverwaltung, die als Anbieter oder Nutzer von Geoinforma tionen<br />

in Er schei nung treten. Als Vision nennt er einen »Geoinformations -<br />

dienst Deutschland«, der ressort- und verwaltungsebenenüber grei fend<br />

tätig werden könnte und zur Stärkung des deut schen Geo informa tions -<br />

wesens in seiner Außenwirkung beitragen könnte.<br />

Über Auftrag, Zuständigkeiten, Organisation und Institutionen des deutschen<br />

Vermessungs- und Geoinformationswesens infor mieren Creuzer<br />

und Zeddies. Im Kapitel über die Zu stän dig keiten gehen sie ausführlich<br />

auf Rolle, Rechtsstellung und Aufgaben der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure<br />

ein. Über den BDVI wird im Kontext mit Fachverwaltungen<br />

und BKG informiert.<br />

1<br />

Verlag Wichmann, Heidelberg 2010,<br />

ISBN 978-3-87907-487-7,<br />

878 Seiten, 118,00 E<br />

»GeoGovernment und Zusammenarbeit«<br />

ist das Thema von Kummer, nicht nur<br />

einer der Herausgeber, sondern auch Au -<br />

tor. Ausgehend von einem neuen Staats -<br />

verständnis diskutiert er die sich daraus<br />

ergebenden Konsequenzen für das Vermessungs-<br />

und Geoinformations wesen,<br />

einschließlich Mög lich kei ten und Grenzen<br />

von Privatisierungen.<br />

Er stellt die Rolle des Vermessungs we sens im GDI-Prozess vor und behandelt<br />

die Strategie der Zusammenarbeit im Vermessungs- und Geo -<br />

informationswesen, basierend auf den Grundsätzen des amtlichen Ver -<br />

messungs we sens.<br />

Neben der Würdigung von Arbeitskreisen im föde ral or ganisierten Vermessungswesen,<br />

der Erläuterung der strategi schen Leit linien und der<br />

Bund-Länder-Kooperationen geht er auch auf die Zusammenarbeit<br />

zwischen Verwaltung und Öffentlich bestellten Vermessungsingenieu -<br />

ren auf der Grundlage des Eckwertepapiers von AdV und BDVI ein.<br />

Abgerundet wird dieser erste Teil von Meinert und Streuff, die sich mit<br />

Geoinformation im internationalen Umfeld auseinandersetzen. Es werden<br />

die wesentlichen Akteure auf euro päischer und globaler Ebene vor -<br />

gestellt und es wird ein Über blick über internationale Programme, Initiativen<br />

und Projekte gegeben. Schließlich widmen sie sich auch dem<br />

vieldiskutierten Thema der Informations- und Datenpolitik, also Fragen<br />

des Zugangs und der Kosten der Daten.<br />

Der Teil B umfasst in großen Teilen zusammengefasste Darstellungen<br />

der fachlichen Bereiche des Vermessungs- und Geoinformationswesens<br />

im gesellschaftlichen und rechtlichen Kontext. Im Einzelnen werden<br />

behandelt:<br />

Geodätischer Raumbezug (Heckmann, Jahn)<br />

Geotopographie (Jäger)<br />

Liegenschaftskataster und Liegenschaftsvermessungen<br />

(Bauer, Püschel, Wiedenroth, Zurhorst)<br />

Entwicklung ländlicher Räume (Thomas)<br />

Immobilienwertermittlung (Ziegenbein)<br />

Aufgaben in Städtebau und Stadtentwicklung (Kötter)<br />

In allen diesen Aufgabenfeldern sind auch Öffentlich bestellte Vermessungsingenieure<br />

tätig – von besonderem Interesse sind sicher die<br />

Aus führungen zu Liegenschaftskataster und Lie gen schafts ver mes sun -<br />

gen, nicht nur, weil einer der Autoren der BDVI-Präsident ist. Auf über<br />

60 Seiten wird ausgehend von der rechtlichen und historischen Einordnung<br />

ein Überblick über Zweck, Inhalt, Führung und Fortführung des<br />

Liegenschaftskatasters, über verwaltungsverfahrensrechtliche Grundlagen<br />

und die Durchführung von Liegenschaftsvermessungen ge ge ben.<br />

Schließlich wird auch die Bedeutung des Liegenschafts ka tasters als Basisinformationssystem<br />

hervorgehoben. Ähnlich informativ sind die anderen<br />

Darstellungen aufgebaut.<br />

Abschließend zu diesem Teil wird über Struktur und Aufgaben weite -<br />

rer wesentlicher Akteure im Vermessungs- und Geoiformationswesen<br />

informiert:<br />

Kommunales Vermessungs- und Liegenschaftswesen<br />

(Lucht, Jäger, Schaar, Wanzke)<br />

Freier Beruf, Ingenieurvermessung und Geoinformationswesen<br />

(Grunau, Stichling)<br />

Im letztgenannten Beitrag, der von einem Öffentlich bestellten Vermes<br />

sungsingenieur in seiner Funktion als Präsident des DDGI mitge -<br />

staltet wurde, werden u. a. auch noch einmal Rolle und Aufgaben des<br />

ÖbVI im Vergleich und in Abgrenzung zum beratenden Ingenieur und<br />

zu anderen Freien Berufen dar ge stellt.<br />

Der Teil C umfasst drei Komplexe. Birth und Schleyer befassen sich mit<br />

dem aktuellen Thema »Geodateninfrastruktur«. Infor miert wird über<br />

Aufbau und Betrieb der GDI-DE einschließlich der Gremien, die damit<br />

befasst sind, die INSPIRE-Richtlinie der EU und ihre Umsetzung. Die<br />

Be deutung des Basisinformati ons systems für die GDI und ihr infrastruk -<br />

turelles Architektur kon zept werden vorgestellt. Im engen Zusammenhang<br />

damit stehen die Fragen der Normung und Standardisierung, die<br />

Seifert behandelt. Ausgehend von der Zielstellung, mangelnde Interope<br />

rabilität im Geoinformationsbereich durch internationale Standar -<br />

di sierung zu beheben, beschreibt er Normen, Standards und Gremien und<br />

geht auf das AAA-Anwendungsschema als AdV-Standard ein. Er hebt<br />

die Bedeutung der Normen für die Umsetzung der INSPIRE-Richt linie<br />

hervor und gibt einen Überblick über die Normungsstrategie der AdV.<br />

Von Fabian und Jäger-Bredenfeld werden schließlich Gesichtspunkte,<br />

die mit Bereitstellung und Nutzung der Geobasisda ten zusammenhängen,<br />

erläutert. Vorgestellt werden Produkte und Dienste der öffent -<br />

lichen Verwaltung und Möglichkeiten der Bereitstellung. Fragen des<br />

Schutzes von Geobasisdaten und der damit im Zusammenhang stehen<br />

den Verwertungs- und Nutzungsrechte werden ebenso behandelt<br />

wie Gebühren- und Geschäftsmodelle.<br />

Der Teil D beinhaltet den Komplex »Forschung und Lehre«. Brüg ge mann,<br />

Kutterer und Sandmann geben einen Überblick über Entwicklungs -<br />

schwerpunkte und Forschungsvorhaben. Es wird zunächst das Projekt<br />

Deutschland-Online und das darin ent hal tene Vorhaben Geodaten be -<br />

schrieben. Ein zweiter Schwerpunkt gilt den Entwicklungen im amt -<br />

lichen Vermessungswesen und schließlich wird in einem dritten Teil über<br />

die geodä tische Forschung in Deutschland in ihren äußerst viel fältigen<br />

Facetten berichtet.<br />

Heipke, Müller und Schultze behandeln Ausbildung und Qualifikations -<br />

wege. Gerade die damit zusammenhängenden Entwicklungen werden<br />

ja bereits seit einiger Zeit kontrovers diskutiert. Zunächst wird die Vermessungstechniker-<br />

und Karto graphenausbildung vorgestellt, wobei auf<br />

die aktuelle Diskussion zu einer neuen Struktur der Ausbildungs berufe<br />

eingegangen wird. In diesem Zusammenhang wird der Standpunkt des<br />

BDVI zur Vermessungstechnikerausbildung ausdrücklich genannt.<br />

Ein zweiter Schwerpunkt umfasst Studium und Promotion mit der<br />

Vorstellung der Studiengänge, die im Ergebnis des Bologna-Prozes -<br />

ses entstanden sind, und gibt einen Überblick über Universitäten und<br />

Hochschulen in Deutschland mit Studienmöglichkeiten in Geodäsie<br />

und Geoinformatik bzw. Geoinformation einschließlich der angebo -<br />

tenen Studiengänge.<br />

Schließlich werden die beamtenrechtlichen Laufbahnausbildungen<br />

und die berufliche Weiterbildung behandelt.<br />

Der abschließende Teil E umfasst einen historischen Rückblick aus der<br />

Feder des zweiten Herausgebers Frankenberger, »Das deutsche Vermes<br />

sungswesen von 1882 bis 2010 – Marksteine einer Entwicklung«,<br />

sowie zwei Anhänge mit Abkürzungs- und Autorenverzeichnis.<br />

Den Autoren des vorliegenden Werkes ist es gelungen, einen ausge -<br />

zeichneten Überblick über das deutsche Vermessungs- und Geoinfor -<br />

mationswesen im Jahr 2010 zu geben. Sie haben ein Werk vorgelegt,<br />

das nicht nur Fachleute aus der Vermessungs- und Geoinformationsbranche<br />

ansprechen sollte, sondern das hervorragend geeignet ist,<br />

Kollegen aus Nachbardisziplinen mit Aufgaben, Zielen und Problemen<br />

unseres Fachgebietes bekannt zu machen. Es wird sicher auch<br />

seinen Platz in der Ausbildung finden, weil die Beiträge einen guten<br />

zusammengefassten Überblick über das jeweilige Fachgebiet geben.<br />

Sie können für den interessierten Leser eine Grundlage für ein tiefe -<br />

res Eindringen in spezielle Fragen sein, unterstützt durch die um fang -<br />

reichen Quellenangaben zu jedem Abschnitt.<br />

Der gute Gesamt eindruck wird durch die hervorragende graphi sche<br />

Gestaltung der Bei träge noch unterstützt.<br />

Die geplante regelmäßige Aktualisierung ist für viele der dargestellten<br />

Teildisziplinen sicher erforderlich, werden doch Themen behandelt,<br />

die durch Entwicklungen in der Verwaltung, durch den weiteren<br />

Aufbau der GDI, die Diskussionen über die Ausbildung, Bezugs- und<br />

Nutzungsbedingungen von Geobasisdaten oder andere Veränderungen<br />

unter neuen Gesichtspunkten betrachtet werden müssen. Im Sinne<br />

der von den Herausgebern gewünschten Community-Plattform wäre<br />

es wünschenswert, diese Aktualisierungen für die Diskussion unterschiedlicher<br />

Standpunkte zu nutzen.<br />

Die Herausgeber, die als ausgewiesene Kenner des amtlichen deutschen<br />

Vermessungswesens auch den FORUM-Lesern seit langem bekannt<br />

sind, können beglückwünscht werden, weil es ihnen gelungen ist, hervorragende<br />

Fachleute für die Realisierung ihres Vorhabens zu gewinnen.<br />

Sie haben ein Werk vorgelegt, dem eine weite Verbreitung zu<br />

wünschen ist, auch und gerade unter den Öffentlich bestellten Vermessungsingenieuren,<br />

sind diese doch an vielen der vorgestellten Ent -<br />

wicklungen direkt beteiligt oder von den Auswirkungen in ihrer Arbeit<br />

betroffen.<br />

Wolfgang Guske | Berlin<br />

FORUM<br />

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