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LE-5-2022

LOGISTIK EXPRESS JOURNAL 5/2022

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AUSGABE 5/<strong>2022</strong><br />

KRISE BESCH<strong>LE</strong>UNIGT DIGITALISIERUNG<br />

OMNICHANNEL ALS CHANCE FÜR DEN LOKA<strong>LE</strong>N HANDEL<br />

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LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong>|S2<br />

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U2


INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />

INHALTE<br />

<strong>LE</strong> 5/<strong>2022</strong><br />

03 Inhalt / Editorial / Impressum<br />

04 Kann wirklich Interventionismus die Rettung sein?<br />

08 Rohstoffnachfrage: Verfügbarkeit steht über allem<br />

12 Krise beschleunigt Digitalisierung und Omnichannel-Integration<br />

16 Omnichannel als Chance für den lokalen Handel<br />

20 Die erste eCommerce-Landkarte für Österreich<br />

24 TECH DAY <strong>2022</strong>: Gipfeltreffen der heimischen Retail-Tech-Szene<br />

28 eCommerce boomt, aber Österreich hat (fast) nichts davon<br />

32 Wie viel Energie uns Kaufentscheidungen kosten und wie KI helfen kann<br />

36 KNAPP ist Technologie-Partner für effiziente E-Commerce-Logistik<br />

40 Pick-Buddies – die neue Welt der kollaborativen Lager-Roboter<br />

44 Cyber Days – Effizientes Omnichannel Fulfillment auch in Peak-Zeiten<br />

48 Von Anfang an richtig: Ganzheitliche Fabriksplanung<br />

52 IDIH Logistikreise unterstützt durch die logistic-natives ein voller Erfolg<br />

56 Auf die Terminals kommt es an<br />

60 In allen Häfen war Österreich<br />

64 Zentralverband Spedition & Logistik setzt auf Kontinuität<br />

66 Großteil der Deutschen blickt düster in die Zukunft<br />

68 Energie- und Rohstoffpreise für einige Unternehmen ein Betriebsrisiko<br />

70 Taiwan-Konflikt: 6 Maßnahmen gegen Lieferengpässe bei Mikrochips<br />

72 Vielfältige Krisen machen Österreichs Finanzvorständen zu schaffen<br />

74 Kapitalmarktausblick 2023: Zwischen Resilienz und Rezession<br />

78 Digitale Diktatur – Digitalisierung der Währungen<br />

82 Vielen Dank für Ihr Interesse an unseren Leistungen & Services<br />

HERZLICHES DANKESCHÖN AN UNSERE MEDIENPARTNER:<br />

Wir steigern das Bruttosozialprodukt…<br />

Ein turbulentes Jahr neigt sich dem Ende<br />

zu und mit großen Schritten gehen wir<br />

dem Jahr 2023 entgegen, das sich nicht<br />

wohlwollender präsentieren wird. Denn die<br />

Inflation ist gekommen, um zu bleiben und<br />

Unternehmer sowie Arbeitnehmer zahlen<br />

die Zeche. Damit einhergehend schlittern<br />

wir in eine herausfordernde Rohstoff- und<br />

Energiekrise, verbunden mit so manchem<br />

Jobverlust und Mangel an qualifiziertem<br />

Personal. Unabhängig, mit Blick auf die<br />

kostenintensiven und sozialen Herausforderungen<br />

von den (nicht erwünschten)<br />

jährlichen Massenaufläufen an unseren<br />

Landesgrenzen. Hinzu kommt, dass sich die<br />

europäische Autoindustrie mit dem Verbrenner-Verbot<br />

selbst aus dem Spiel nimmt,<br />

da sämtliche Teile von Elektromobilen andernorts<br />

durchaus gut und preiswerter<br />

produziert werden können als in Europa.<br />

Zudem treibt die geopolitische Lage eine<br />

Unsicherheit voran, wobei Chinas Seidenstraßentransporte<br />

stocken. Doch vielleicht<br />

drückt der liebe Herr/Frau/Sonstiges im Himmel<br />

ein Äuglein zu und verleiht den Playern<br />

eine friedvolle Hand, sodass sich das Blatt<br />

zumindest bis Mitte des Jahres zum Guten<br />

wendet... China seine Null-Covid Position<br />

ad acta gelegt, Peking seine Meinungsfreiheit<br />

wiedererlangt, China Taiwan<br />

nicht mehr unmittelbar bedroht und der<br />

russisch-ukrainische (Stellvertreter)krieg in<br />

Europa nicht eskaliert oder für beendet<br />

erklärt ist. Ungeachtet davon, dass Hunderttausende<br />

bislang unnötig aufgrund europäischer<br />

"Ignoranter-Politik" gestorben sind.<br />

Lassen wir uns überraschen, was das neue<br />

Jahr bringt und vielleicht erspart es uns künftig<br />

weitere Polit-Narren, mit schelmischem<br />

Blick zu unserem Lieblingsnachbarn. Kurzum,<br />

jetzt wird wieder in die Hände gespuckt…<br />

Markus Jaklitsch | MJR MEDIA WORLD<br />

LOGISTIK EXPRESS & UMWELT JOURNAL<br />

Hameaustraße 44, 1190 Wien<br />

T: +43 (0)676 7035206 / E: info@logistik-express.at<br />

StV. | Redaktion: Peter Nestler, Angelika Gabor,<br />

Dirk Ruppik, Peter Baumgartner<br />

Fotos: istockphoto.com<br />

Print Kiosk: www.blurb.de/user/LOGEXP<br />

www.logistik-express.com<br />

Lesen Sie jetzt unsere 5. LOGISTIK express<br />

Ausgabe. In diesem Sinne wünschen wir<br />

Ihnen frohe Weihnachtstage sowie ein<br />

Gutes, Neues Jahr und holen Sie sich Ihre<br />

News & Zeitschriften App - MJR MEDIA WORLD<br />

für Ihren Informationsvorsprung.<br />

Markus Jaklitsch


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S4<br />

WIRTSCHAFT POLITIK<br />

Kann wirklich<br />

Interventionismus<br />

die Rettung sein?<br />

Österreich und viele andere europäische<br />

Länder stöhnen unter den Energiepreisen,<br />

ein Preisdeckel soll das Problem<br />

lösen. Ob das so schlau ist? Die Verhandlungen<br />

dazu sind zäh – ebenso<br />

wie die der Kollektivvertrags-„Partner“.<br />

Erste Streiks lähmen bereits Wirtschaft und<br />

Alltagsleben, während man sich in anderen<br />

Ländern bereits die Hände reibt: ist Österreich<br />

als Industriestandort bald Geschichte?<br />

REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

Beim Blick auf die Energiekostenabrechnung<br />

kommt derzeit vielen Österreichern<br />

das Grauen. Statt für Geschenke<br />

wird bei mehr Haushalten als<br />

je zuvor die Weihnachtsremuneration zur Abdeckung<br />

laufender Kosten herhalten müssen.<br />

Laut aktueller Umfrage des Instituts für Handel,<br />

Absatz und Marketing der Johannes Kepler Universität<br />

(JKU) Linz will mehr als ein Drittel (38 %)<br />

der Befragten bei Geschenken sparen und<br />

weniger ausgeben als zuletzt – und das, wo<br />

in der Weihnachtssaison 2021 der stationäre<br />

Handel teilweise aufgrund der Pandemie geschlossen<br />

war.<br />

Einzelne Bundesländer – wie beispielsweise<br />

Wien – haben Unterstützungsprogramme für<br />

Private, wie den Energiebonus oder die Energiekostenpauschale.<br />

Auf Europäischer Ebene<br />

wird weiter um eine Lösung zur Eindämmung<br />

der Großhandelspreise für Gas gerungen.<br />

Auch beim letzten Treffen der EU-Energieminister<br />

im Sonderministerrat kam es (wie erwartet)<br />

zu keiner Einigung, zu sehr sind die Standpunkte<br />

der Mitgliedsblöcke voneinander entfernt.<br />

Damit steht auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

der EU-Länder auf dem Spiel,<br />

es droht eine industrielle Abwanderung – und<br />

damit direkt und indirekt der Verlust tausender<br />

Arbeitsplätze.<br />

So prophezeit etwa Harald Mahrer, u.a. Präsident<br />

der österreichischen Bundeswirtschaftskammer,<br />

dass die Wettbewerbsfähigkeit mit<br />

dem Rest der Welt in vielen zentralen Bereichen<br />

verloren ginge, wenn nicht rasch gemeinsame<br />

Schritte aller EU-Staaten erfolgten.<br />

Alternativ müsste es seiner Meinung nach in<br />

Österreich ähnlich wie in Deutschland, mit


dessen Wirtschaft wir besonders eng verbunden<br />

sind, ein nationales Rettungsprogramm<br />

geben. Im am 22. November präsentierten<br />

Vorschlag der EU-Kommission beinhaltet die<br />

Einführung eines „Preiskontrollmechanismus“<br />

im Großhandel: im Unterschied zum von beispielsweise<br />

Frankreich, Griechenland und<br />

Spanien geforderten absoluten Gaspreisdeckel<br />

mit direkter staatlicher Subvention der<br />

Verbraucherpreise für Industrie und Haushalte<br />

sieht dieser Mechanismus erst dann ein Eingreifen<br />

vor, wenn der Referenzmarktpreis für<br />

LNG-Gas in den Niederlanden bei 275 Euro<br />

pro Megawattstunde liegt – und zwei Wochen<br />

lang 58 Euro über der globalen Benchmark.<br />

Das dann vorgesehene automatische Aussetzen<br />

des Großhandels mit Gas soll zu einer<br />

Marktberuhigung führen. Denn ein absoluter<br />

Preisdeckel könnte zu Versorgungslücken führen,<br />

wenn Händler aufgrund des aus ihrer Sicht<br />

zu geringen Gewinnes die Belieferung einfach<br />

einstellen würden, weshalb sich Deutschland,<br />

Österreich, Ungarn, Bulgarien und die Niederlande<br />

vehement dagegen aussprechen.<br />

Am Schluss war man sich einig, dass man sich<br />

nicht einig war – und dass im Dezember der<br />

nächste Sonderministerrat zum Thema „Gaspreisdeckel/Marktkorrekturmaßnahme“<br />

stattfindet.<br />

Einzige Ergebnisse: eine Beschleunigung der<br />

Genehmigungsverfahren für die Erzeugung<br />

erneuerbarer Energie und ein Solidaritätsplan,<br />

quasi eine Beistandspflicht bei schweren Gasversorgungskrisen.<br />

Man hat fast den Eindruck,<br />

dass so lange gewartet wird, dass sich das<br />

Problem von selbst löst. Vielleicht haben die<br />

Entscheidungsträger die Hoffnung, dass Putin<br />

sich noch vor Wintereinbruch komplett zurückzieht<br />

und erklärt, es habe sich um ein Missverständnis<br />

gehandelt. Die Sanktionen enden,<br />

Gas fließt wieder normal, die Preise sinken und<br />

alle stoßen mit einem zünftigen Sbiten (traditionelles<br />

russisches Getränk auf Honigbasis)<br />

auf das gegenseitige Wohl an. Noch ein paar<br />

nette Schulterklopfer und der Wiederaufbau<br />

kann beginnen.<br />

Mehr Staat vs. freier Markt<br />

Die erfolgreiche freie Marktwirtschaft beruht<br />

darauf, dass Angebot und Nachfrage sich<br />

selbst und damit die Preise regulieren. Das<br />

stimmt auch, wenn allerdings ein unvorhergesehenes<br />

Ereignis wie der Krieg in der Ukraine<br />

und damit einhergehendes Chaos auf gewissen<br />

Märkten samt eklatanter Verknappung die<br />

Preise unverhältnismäßig in die Höhe schnellen<br />

lassen, wird der Ruf nach „mehr Staat“ und<br />

Regulierung von oben laut. Denn eigentlich<br />

soll der Staat im System der freien Marktwirtschaft<br />

lediglich die Bürger vor gewaltsamen<br />

Angriffen von innen und außen verteidigen.<br />

In gewisser Weise könnte man aber sagen,<br />

dass unleistbare Energiepreise ein Angriff auf<br />

das Wohl und den Lebensstandard des Einzelnen<br />

bedeuten und ein Eingreifen durchaus<br />

gerechtfertigt ist. Ähnlich wie früher ein weiser<br />

König die Geschicke seiner Untertanen lenkte,<br />

wird nun eine staatliche Lösung für wirtschaftliche<br />

Probleme herbeigesehnt. Diese Eingriffe<br />

weit über die Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit<br />

hinaus nennt man Interventionismus. Was<br />

verlockend klingt, birgt durchaus Gefahren:<br />

der Eingriff in die Preisbildung und Gewinne –<br />

Stichwort Übergewinnsteuer – unterbricht den<br />

reibungslosen Ablauf der Marktwirtschaftsprin-


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S6<br />

zipien. Was zu mehr Angebot führen soll, kann<br />

den gegenteiligen Effekt bewirken und einen<br />

ganzen Rattenschwanz an Folgen nach sich<br />

ziehen. Im aktuellen Fall würde das bedeuten,<br />

dass einfach weniger Gas nach Österreich<br />

geliefert wird. Würde die Regierung allerdings<br />

die Differenz zum Marktpreis aus Steuermitteln<br />

finanzieren, wäre zwar im ersten Moment<br />

dem einzelnen Verbraucher geholfen – aber<br />

im Endeffekt müssen wir es auf lange Sicht<br />

doch durch Steuererhöhungen ausbaden. So<br />

schätzt beispielsweise die deutsche Gas-Kommission<br />

die Kosten für die geplanten Entlastungen<br />

auf etwa 96 Mrd. Euro von März 2023 bis<br />

Ende April 2024. Wie man es auch dreht und<br />

wendet, die Situation ist verfahren. Gewinnabschöpfungen<br />

und Energierationalisierungen<br />

sind Gift für den Wirtschaftsstandort – welches<br />

Unternehmen siedelt sich freiwillig bei solchen<br />

Bedingungen an? Österreich gilt ohnehin als<br />

Hochpreisland – hohe Steuern, hohe Lohnnebenkosten.<br />

Und der Plafond ist nicht erreicht…<br />

Kollektivvertrag und Streiklust<br />

Zum Glück leben wir nicht in Frankreich: dort<br />

gehen laut Statistik (datawrapper) pro Jahr<br />

durchschnittlich 150 Arbeitstage pro 1.000<br />

Beschäftigte durch Streiks verloren. Während<br />

es bei unseren deutschen Nachbarn 16 Tage<br />

sind, rangiert Österreich aktuell mit 2 Streiktagen<br />

am unteren Ende der Tabelle. Sieht man<br />

sich die momentanen Kollektivvertragsverhandlungen<br />

an, könnte sich dieser Wert bald<br />

unangenehm erhöhen. Die Warnstreiks bei<br />

Brauern, Personal in Ordensspitälern und den<br />

Schienenbahnen (Personen- und Güterverkehr)<br />

sind nur der Anfang. Auch wenn in Österreich<br />

das Recht auf Streik im Arbeitskampf<br />

verfassungsrechtlich geschützt ist (Artikel 11<br />

EMRK), hält sich das Verständnis dafür in der<br />

Bevölkerung oft in Grenzen. Sieht man sich die<br />

Diskrepanz zwischen den Positionen der Verhandler<br />

an, fragt man sich manchmal, in welcher<br />

Realität diese sich bewegen. Das Gefühl,<br />

dass der Stolz einzelner Beteiligter eine rasche<br />

Einigung verhindert, lässt sich nicht so leicht<br />

abschütteln. Fast so, als ob eine Gewerkschaft<br />

ihre Daseinsberechtigung daraus schöpft, in<br />

den Kampf zu ziehen – koste es, was es wolle.<br />

Dabei ist die Ursprungsidee des Kollektivvertrags,<br />

der für gewöhnlich zwischen den<br />

Fachgewerkschaften des Österreichischen<br />

Gewerkschaftsbunds (ÖGB) und den Fachorganisationen<br />

der Wirtschaftskammer ausverhandelt<br />

wird, durchaus praktisch: statt dass<br />

jedes Unternehmen sein eigenes Süppchen<br />

kochen muss, gibt es eine Leitlinie für die gesamte<br />

Branche. Die KV-Verhandlungen für die<br />

Metallindustrie, traditionell richtungsweisend<br />

für alle rund 450 Verträge, die jährlich neu ausverhandelt<br />

werden, hatten ein sattes Plus von<br />

bis zu 8,9 Prozent der Ist-Einkommen ergeben.<br />

Die Forderungen der Handelsangestellten,<br />

Brauer und Beschäftigten der Privatkrankenanstalten<br />

liegen bei mindestens 10 Prozent<br />

Gehaltsplus. So sehr ich dieses Bedürfnis<br />

nach mehr Gehalt nachvollziehen kann – eine<br />

tote Kuh kann man nicht melken. Die Auswirkungen<br />

der Pandemie sind längst nicht vorbei.<br />

Alleine in den ersten drei Quartalen sind in Österreich<br />

3.482 Unternehmen in eine Insolvenz<br />

geschlittert, Tendenz steigend. Man darf nicht<br />

vergessen, dass die Arbeitgeber ja nicht nur<br />

das Gehalt, sondern auch die hohen Lohnnebenkosten<br />

stemmen müssen. Ein Hebel, mit<br />

dem der Staat übrigens sehr viel bewegen<br />

könnte: durch die schon lange geforderte<br />

Senkung dieser Nebenkosten könnte man auf<br />

einen Schlag die Einkommen erhöhen und<br />

sich somit die Regulierung sparen. Durch die<br />

damit einhergehende Steigerung der Kaufkraft<br />

ist auch der Wirtschaft geholfen – und<br />

das ohne Zinsanpassung.<br />

Wirtschaftsstandort sichern<br />

Im World Competitiveness Ranking des International<br />

Institute for Management Development<br />

IMD belegt Österreich im Jahr <strong>2022</strong> international<br />

Rang 20, Rang 11 in Europa. Das<br />

ist um einen Platz schlechter als 2021. Aktuell<br />

investiert der Chemieriese BASF gerade 10 Milliarden<br />

Euro in einen neuen Verbundstandort<br />

in der südchinesischen Provinz Guangdong.<br />

Warum nicht in Europa? Die Gründe dafür liegen<br />

klar auf der Hand: Regulierungen im Rahmen<br />

des Green Deals der EU, die gestiegenen<br />

Energiepreise und das rückläufige Wachstum<br />

in Europa machen Werke hierzulande unlukrativ.<br />

Andererseits sind Maßnahmen zum<br />

Klimaschutz dringend nötig, man kann nicht<br />

einfach darauf verzichten. Gesamtglobal betrachtet,<br />

ist es wohl egal, wo Emissionen durch<br />

Industrieanlagen entstehen. Aber im Hinblick<br />

auf den gewohnten Wohlstand können wir es<br />

uns in Österreich nicht leisten, sämtliche Produzenten<br />

zu vergraulen und somit unzählige<br />

Arbeitsplätze zu verlieren. Es ist ein schmaler<br />

Grat. Hoffentlich stürzen wir nicht ab. (AG)


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LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S8<br />

WIRTSCHAFT POLITIK<br />

Rohstoffnachfrage:<br />

Verfügbarkeit steht<br />

über allem<br />

Der hohen Rohstoffnachfrage in der Industrie<br />

stehen nicht unberechenbare Lieferketten<br />

gegenüber. Mehr Lieferanten statt nur einen<br />

zu haben ist für produzierende Unternehmen<br />

das Gebot der Stunde.<br />

TEXT: REDAKTION<br />

Viele heimische Industrieunternehmen<br />

stehen derzeit in Sachen Logistik<br />

vor großen Herausforderungen.<br />

Nach den Behinderungen bei der<br />

Rohstoffbeschaffung infolge der Corona-Pandemie<br />

und den Ukraine-Krieg wurde offensichtlich,<br />

wie von einem Tag auf den anderen<br />

eingespielte Lieferketten zerbrechen können.<br />

War in der „normalen“ Vergangenheit meist<br />

der Preis das Maß aller Dinge, so hat sich das<br />

Blatt infolge gleich mehrer Krisen gewandelt,<br />

steht heute die Verfügbarkeit von Rohstoffen<br />

und Transportkapazitäten eindeutig über dem<br />

Preis, so der Tenor in Industriekreisen.<br />

„In der Inbound-Logistik müssen wir die Logistikketten<br />

vom Lieferanten bis zu unseren<br />

Werken weltweit aufrechterhalten. Bei Abweichungen<br />

wie Lieferausfällen müssen neue<br />

Wege gefunden und schnell bedient werden.<br />

Die Ukraine Krise erforderte zudem eine besonders<br />

rasche Umstellung von Lieferungen aus<br />

den betroffenen Regionen hin zu alternativen<br />

Quellen“, erklärt Christian Janecek, Geschäftsführer<br />

des Voestalpine-eigenen Logistik-Dienstleisters<br />

LogServ.<br />

Im Outbound-Verkehr geht es um Sicherung<br />

von Transportressourcen, Reaktion auf tägliche<br />

Änderungen und professionelles Management<br />

von Ungewissheiten. Voestalpine Stahl<br />

benötigt pro Jahr an die 12 Mio. t Rohstoffe wie<br />

beispielsweise Eisenerz, Kohle, Schrott, Kalk,<br />

Legierungen, Metalle etc. Den Transport dieser<br />

Rohstoffe zu organisieren ist Job der LogServ<br />

gemeinsam mit ihrer Tochter CargoServ. Im Export<br />

gehen vom Linzer Werk jährlich rund 5 Mio. t<br />

Fertigprodukte wie etwa Coils oder Grobbleche<br />

in die Welt hinaus. Das Gros der Transporte<br />

von rund 55 Prozent erfolgt auf der Schiene, mit


dem Lkw werden 35 Prozent transportiert und<br />

mit dem Binnenschiff rund zehn Prozent. Bei der<br />

Beschaffung der Rohstoffe setzt Voestalpine-<br />

Stahl auf Multiple-Sourcing oder zumindest<br />

Dual-Sourcing. „Da dies aber nicht immer und<br />

überall möglich ist gibt es auch wenige Single-<br />

Sourcing-Lieferanten“, merkt Markus Schinko,<br />

ebenfalls Geschäftsführer von LogServ an.<br />

Turbulente Lieferketten lassen sich seiner<br />

Meinung nach am besten beruhigen durch<br />

langjährige Partnerschaffen mit Lieferanten,<br />

innovativen Logistik-Konzepten wie beispielsweise<br />

mit dem Erz-Container-Shuttle und<br />

Nutzen eigener Assets, die im LogServ eigenen<br />

Bahnunternehmen CargoServ zur<br />

Verfügung stehen. Und Schinko betont:<br />

„Logistik ist kein reiner Kostenfaktor, sondern<br />

ein wichtiger Wettbewerbsfaktor“. Im Werk<br />

Linz gibt es ein Rohstofflager wie es auch<br />

entlang der Logistikketten solche gibt.<br />

Janecek: „Die Verwerfungen in der Logistik<br />

in diesem Jahr wären ohne entsprechende<br />

KONZENTRIEREN SIE SICH AUF DAS WESENTLICHE.<br />

MIT LOGISTIK-OUTSOURCING VON LOGSERV.<br />

Wir verbinden, was zusammen gehört. Wirtschaftliche<br />

Abläufe und effiziente Transporte sind heute wichtiger<br />

denn je. Als Full-Service-Spezialist für industrielle Logistik<br />

sind Ihre Herausforderungen bei uns bestens aufgehoben.<br />

Kontrakt- und Projektlogistik<br />

Zolldienstleistungen<br />

Eisenbahn-Sicherungstechnik und -Bautechnik<br />

Instandhaltung Lokomotiven und Waggons<br />

Werkstätten Schwer- und Sonderfahrzeuge<br />

Fuhrparkmanagement<br />

Werksinterne Logistik<br />

Verkehrsakademie<br />

Private Eisenbahntraktion via CargoServ<br />

Logistik Service GmbH, Lunzer Straße 41, A-4031 Linz<br />

Tel: +43-732-6598-2000, E-Mail: office@logserv.at<br />

www.logserv.at<br />

Logistik in Bewegung.


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S10<br />

Vorkehrungen nicht zu bewältigen gewesen.<br />

Die aufeinander abgestimmte Taktung der<br />

Rohstoffverkehre inklusive Lagermenge stellt<br />

die Versorgung sicher.“ Beide Manager wissen:<br />

Natürlich sind Transportpreise nach wie vor<br />

wichtig, doch Zuverlässigkeit und Logistik-<br />

Qualität sind nicht weniger wichtige Kriterien.<br />

LogServ ist eine 100%ige Tochter der Voestalpine<br />

Stahl GmbH und organisiert als Logistikdienstleister<br />

der Steel Division des Voestalpine<br />

Konzerns jährlich den Transport von<br />

rund 68 Mio. t Cargo. Darunter fallen auch<br />

Werksverkehre sowie Importe und Exporte.<br />

Ein Teil der In- und Outbound-Verkehre<br />

werden durch die hauseigene CargoServ abgefahren,<br />

die über 13 eigene Lokomotiven verfügt.<br />

LogServ designt Logistikketten und kauft<br />

und managt die Transportdienstleistungen.<br />

Außerhalb der Voestalpine betreut LogServ<br />

als Full-Service-Provider zahlreiche Industriekunden<br />

sowie im Bahnbereich Betreiber von<br />

Anschluss- und Werksbahnen, private Bahngesellschaften<br />

und Privatgüterwagenvermieter.<br />

Am Voestalpine-Standort in Linz betreibt LogServ<br />

Österreichs größte Anschlussbahn sowie<br />

einen eigenen Donauhafen mit entsprechenden<br />

Umschlagsanlagen.<br />

Globalisierung stößt an ihre Grenzen<br />

Auch der Industriekonzern RHI Magnesita ist in<br />

der Inbound und Outbound-Logistik mit großen<br />

Herausforderungen konfrontiert. „In den letzten<br />

beiden Jahren waren die Verfügbarkeit<br />

von Schiffskapazitäten und verlängerte<br />

Durchlaufzeiten aufgrund von Aufhäufungen<br />

präsent“, berichtet Daniel Prutti, Head of<br />

Global Logistics bei RHI Magnesita, aus der täglichen<br />

Praxis. Aber auch das Niedrigwasser auf<br />

den Binnenwasserstraßen, Lagerkapazitäten<br />

in den Häfen, Preisvolatilität im Seefracht-und<br />

Verpackungsbereich sowie Konkurrenzfähigkeit<br />

von Bahnlösungen aufgrund gestiegener<br />

Energiekosten sind große Herausforderungen.<br />

Die Auswahl der Dienstleister erfolgt nach<br />

einem holistischen „Total Cost of Ownership<br />

Modell“, und bei RHI Magnesita steht Choice<br />

& Value im Zentrum, „daher gibt es auf vielen<br />

Routen zwei bis drei Servicemodelle und Servicelevels.<br />

Transportdienstleistungen werden<br />

laufend innerhalb eines strikten Performance-<br />

managements validiert und verbessert“, erklärt<br />

der Logistikmanager. RHI Magnesita betreibt<br />

Werke in verschiedenen Ländern und<br />

setzt dabei auf Multiple Sourcing sowohl beim<br />

Rohstoffeinkauf als auch bei der Wahl der logistischen<br />

Infrastruktur. Exporte werden z. B. via<br />

Koper, Hamburg, Bremerhaven, Rotterdam,<br />

Antwerpen oder Triest abgewickelt.<br />

Prutti: „Bei der Auswahl der Transportdienstleister<br />

haben strategische Allianzen Vorrang, da<br />

vor allem im Seefrachtbereich die Marktmacht<br />

einiger weniger Reedereien signifikant ist.“ Die<br />

Absicherung der Lieferketten erfolgt ebenso<br />

durch strategische Allianzen, integrierte<br />

Planung (IBP), resiliente Transportrouten und<br />

ein optimiertes Produktionsnetzwerk. Rohstoffe<br />

werden in verpackter und unverpackter Form<br />

vorrangig aus Österreich, China, Brasilien und<br />

der Türkei lokal per Bahn oder Lkw und international<br />

auf Bulkschiffen und in Containern<br />

herbeigeschafft, Fertigprodukte hauptsächlich<br />

in verpackter Form transportiert. Seeseitig<br />

transportiert RHI Magnesita jährlich 40.000 bis<br />

45.000 Container, wobei der intensivste Austausch<br />

zwischen Europa-USA, China-Indien<br />

und Europa-Indien erfolgt.<br />

In Sachen Logistikdienstleister hat RHI Magnesita<br />

in diesem Jahr eine Allianz mit Kühne<br />

+Nagel, JAS und MSC gestartet. Strategisch<br />

gesteuert wird die Haus-Haus-Logistik aus den<br />

definierten Regionen China, Ostasien, Europa,<br />

CIS & Türkei, Indien, Westasien und Afrika sowie<br />

Nord-und Südamerika. RHI Magnesita betreibt<br />

eine Schmalspurbahn an seinem Standort<br />

Breitenau und einen Containerterminal in<br />

Hochfilzen. An diesem Standort wurden 2021<br />

sämtliche Transporte von der Straße auf die<br />

Schiene verlagert. Um resilient zu sein, leistet<br />

man sich auch wieder ein gutes altes Pufferlager,<br />

um Störungen entgegenzuwirken.<br />

Für Prutti hat die Globalisierung aktuell ihre<br />

Grenzen erreicht: "Wir stehen ein für eine intelligente<br />

Globalisierung, bei der ein regionaler<br />

Unterschied nicht gleich zu einem massiven<br />

Wettbewerbsnachteil wird." In Europa sollten<br />

die Energie sowie der CO2-Ausstoß vernünftig<br />

bepreist werden, damit die in Europa<br />

hergestellten Produkte für den Kunden günstiger<br />

sind als Waren aus Asien, so Prutti.<br />

(RED)


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LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S12<br />

WIRTSCHAFT POLITIK<br />

Krise beschleunigt<br />

Digitalisierung und<br />

Omnichannel-<br />

Integration<br />

Der chinesische Logistikmarkt erholt sich<br />

rasant von der Pandemie. Die Krise führt zu<br />

einer Beschleunigung der Digitalisierung in<br />

der Logistikbranche, Omnichannel-Integration<br />

und zu einer Zunahme von Fusionen.<br />

REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />

Der chinesische Logistikmarkt hat<br />

sich nach dem massiven Einbruch<br />

durch die Lockdowns in 2020 mit<br />

großer Geschwindigkeit wieder erholt.<br />

Neben beschleunigten Logistikprozessen<br />

hat die Pandemie zudem zu einer komplexeren<br />

Logistik und zu einer zunehmenden Digitalisierung<br />

und Automatisierung von Logistikprozessen<br />

besonders im E-Commerce geführt.<br />

Konsolidierung bei 3PL- und Express-<br />

Dienstleistern<br />

Die ungeheuer schnelle Erholung der Nachfrage<br />

führt laut McKinsey (1) auch zur Umstrukturierung<br />

des 3PL-Dienstleistungs-Bereichs.<br />

Einerseits sind mehr Fusionen und Übernahmen<br />

zu verzeichnen, anderseits fokussieren die<br />

Unternehmen zunehmend auf Digitalisierung<br />

und Omnichannel-Integration. Ein Beispiel ist<br />

die Gründung der China Logistics Group im<br />

Februar <strong>2022</strong> aus der Fusion von fünf Staatsunternehmen<br />

- darunter die ehemalige China<br />

Railway Materials Group.<br />

Als strategische Investoren sind zudem die<br />

China Eastern Airlines, die China COSCO Shipping<br />

Group und die China Merchants Group<br />

beteiligt. Der neue Logistikriese soll internationale<br />

Handelsverbindungen und Frachtdienstleistungen<br />

entwickeln und so die globalen Lieferketten<br />

(re-)organisieren. Andere Beispiele<br />

sind der Kauf eines Anteils von 15 Prozent in Air<br />

China Cargo durch Alibabas Logistikunternehmen<br />

Cainiao und die Akquisition eines Mehrheitsanteils<br />

von 51,8 Prozent in Kerry Logistics<br />

durch SF Holding. Auf dem Expressmarkt hat<br />

die enorme Zunahme an Paketen (rund 30 Prozent)<br />

zu einem extremen Preiskampf geführt,<br />

der zu einer Senkung der Preise zwischen zwölf<br />

und 27 Prozent und zu schrumpfenden Profiten


führte. Auch hier wird eine weitere Konsolidierung<br />

der Unternehmen erwartet. Kleinere Expressdienstleister<br />

werden zunehmend von den<br />

größeren gefressen.<br />

Luftfracht wird für E-Commerce bedeutender<br />

In bestimmten E-Commerce-Branchen wie der<br />

Modebranche verändert sich die Lieferstrategie.<br />

Früher wurden die Güter massenhaft auf<br />

Containerschiffen versendet, allerdings wird<br />

jetzt der Luftweg aufgrund von kundenindividueller<br />

Massenproduktion wichtiger. Z. B. sendet<br />

das chinesische Modeunternehmen Shein<br />

seine Ware in Großmengen via Lufttransport<br />

in den Zielmarkt (Direkt Line Modell) und versendet<br />

sie dann lokal über Postunternehmen.<br />

Viele E-Commerce-Giganten und deren Logistiker<br />

wie JD Logistics, Cainiao, SF Express und<br />

YTO Express bauen aufgrund des Direkt Line<br />

Modells zunehmend ihre Luftfrachtflotte aus.<br />

Omnichannel-Integration und Lagerhaus-<br />

Automatisierung stehen im Fokus<br />

Beim Omnichannel-Vertrieb werden alle<br />

Verkaufskanäle konsistent miteinander verschmolzen<br />

und ein leichter Wechsel der Kanäle<br />

ist möglich. D. h. der Kunde kann online<br />

bestellen und die Ware z. B. im Ladengeschäft<br />

abholen (Click & Collect). Auf allen Kanälen<br />

sind die erhobenen Kundeninformationen<br />

gleichermaßen vorhanden. Dies können beispielsweise<br />

Daten über vorhergehende Käufe,<br />

verlassene Warenkörbe, Kundendienst-Anfragen,<br />

Verweildauer auf Produktseiten im Web,<br />

etc. sein. Alle Kanäle werden miteinander mit<br />

dem Ziel verschmolzen, Verkäufe zu generieren.<br />

Der Kunde steht dabei im Mittelpunkt und<br />

die sog. Customer Experience soll sukzessiv optimiert<br />

werden. Es ensteht ein durchgehendes<br />

kanalübergreifendes Markterlebnis. Die Omnichannel-Strategie<br />

stellt allerdings u. a. große<br />

Anforderungen an die Intralogistik und Logistik.


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S14<br />

LITERATUR:<br />

1 Five Crucial Things About<br />

the Chinese Logistics<br />

Market Heading into <strong>2022</strong>:<br />

McKinsey, Logistics Asia<br />

2 JD.com ramps up<br />

omnichannel approach<br />

as it looks beyond e-commerce,<br />

SupplychainDive,<br />

Industry Dive<br />

3 JD.com Operates Automated<br />

Warehouses in<br />

Europe, JD.com Corporate<br />

Blog<br />

4 Harry Liu, Logistik-Trends in<br />

China: Die Vergangenheit<br />

würdigen – Die Zukunft gestalten,<br />

Wisetech Global<br />

5 Guide to the Regional<br />

Comprehensive Economic<br />

Partnership, International<br />

Cargo Express, Oktober<br />

<strong>2022</strong><br />

6 Yi Wu, How the RCEP Has<br />

Benefitted China: Initial<br />

Findings from <strong>2022</strong>, China<br />

Briefing, May <strong>2022</strong><br />

Neben einer Vielzahl an Produkten in geringer<br />

Losgröße ist auch die im E-Commerce<br />

übliche hohe Retourenquote zu bewältigen.<br />

Eine große Mehrheit der Konsumenten in<br />

China bestellt On- und Offline. Daher steht<br />

auch im Land der Mitte die Omnichannel-Integration<br />

im Fokus. In der Intralogistik<br />

bedeutet das in erster Linie die Zusammenführung<br />

von Off- und Online-Bestellungen<br />

im Lager. Aufgrund steigender Arbeitskosten<br />

und Landpreise auch in China sowie der<br />

enormen Geschwindigkeit mit der Bestellungen<br />

heutzutage bearbeitet und ausgeliefert<br />

werden müssen, muss die gesamte<br />

Supply Chain digitalisiert werden. Die Digitalisierung<br />

ermöglicht zusammen mit Industrie<br />

4.0, Künstlicher Intelligenz und Automatisierung<br />

eine Optimierung der Lieferketten.<br />

Die chinesische Online-Handelsplattform JD.<br />

com (2) hat in den letzten Jahren massiv auf<br />

hochautomatisierte Lagerhäuser gesetzt, um<br />

die Logistik zu beschleunigen. Zudem baut das<br />

Unternehmen auch seinen eigenen Omnichannel-Service<br />

für Millionen von konventionellen<br />

Händler aus, über die JD auch seine<br />

Waren vertreibt. Das eigene Omnichannel<br />

Fulfillment wählt den Einzelhändler in Echtzeit,<br />

der die Waren der Kundenbestellung vorhält<br />

und am nächsten zum Kunden liegt. Ein Kurier<br />

bringt die Ware dann auf optimierten Routen<br />

zum Besteller. Laut der Leiterin der Finanzabteilung<br />

von JD.com Sandy Xu sind Kosteneffizienz<br />

und positive Kundenerfahrung entscheidende<br />

Faktoren beim Langzeiterfolg im<br />

Einzelhandel. Diese werden besonders von<br />

einer leistungsfähigen Logistik beeinflusst.<br />

Die Lagerhausfläche des Handelsriesen hat<br />

sich in den letzten fünf Jahren (2016-2021)<br />

verfünffacht und er betreibt nun 1200 Lagerhäuser<br />

im gesamten Land. Das Unternehmen<br />

bezeichnet sich seit kurzem als führenden<br />

Supply Chain-basierten Technologie- und<br />

Serviceanbieter und will diese Position zusammen<br />

mit Lieferanten und Partnern ausbauen.<br />

JD.com hat zudem damit begonnen seine<br />

Technologie zu exportieren und eröffnete im<br />

April 2021 zwei hochautomatisierte Lagerhäuser<br />

in Polen an der Grenze zu Deutschland<br />

und in Frankfurt (3). Durch sie kann ganz<br />

Europa extrem schnell beliefert werden. Zudem<br />

sollen sie als Vorbilder für andere State<br />

of the Art-Lagerhäuser in Europa dienen. Das<br />

Kernstück des Lagerhauses besteht aus einem<br />

Fahrerlosen Transportsystem, das den Kommissionierprozess<br />

revolutioniert und zweieinhalb<br />

Mal effizienter ist als übliche Pick-Systeme.<br />

Auch in anderen Bereichen wird<br />

kräftig digitalisiert<br />

Die Pandemie hat auch dazu geführt, dass<br />

digitale Frachtplattformen wie Cargowise von<br />

manchen Firmen im Land der Mitte implementiert<br />

wurden (4). Der chinesische Spediteur<br />

Sanco International nutzt die cloud-basierte<br />

Plattform zur Prozessintegration und Steigerung<br />

der Daten- bzw. Informationstransparenz<br />

im Frachtbereich. Darüber hinaus ermöglicht<br />

sie eine bessere globale Kommunikation in<br />

Echtzeit und führt besonders in Krisenzeiten<br />

zur Aufrechterhaltung eines hohen Standards<br />

bei den Logistikdienstleistungen des Unternehmens.<br />

Während der Pandemie konnte<br />

dadurch die Panik und Unsicherheit im Zaum<br />

gehalten werden. Laut der Geschäftsführerin<br />

Daphne Ma hat die Einführung der Plattform<br />

zu mehr Effizienz, Steigerung des Geschäftsvolumens<br />

und Profits sowie zu einer Begrenzung<br />

der Arbeitskosten geführt.<br />

Regionale Zusammenarbeit<br />

wird immer wichtiger<br />

Im ersten Quartal 2020 wurden die ASE-<br />

AN-Staaten zum wichtigsten Handelspartner<br />

Chinas und überholten damit die USA und<br />

die EU. In diesem Zusammenhang ist auch die<br />

Ratifizierung des größten Freihandelsabkommens<br />

der Welt, der Regionalen umfassenden<br />

Wirtschaftspartnerschaft (Regional Comprehensive<br />

Economic Partnership, RCEP, 5) der<br />

ASEAN-Staaten, durch das chinesische Handelsministerium<br />

Anfang März 2021 wichtig.<br />

Durch das RCEP wird u. a. eine Steigerung des<br />

Handels zwischen den Mitgliedsstaaten und<br />

eine schnellere Erholung von der Pandemie,<br />

eine Zunahme an Investitionen und Dienstleistungen,<br />

eine höhere Rechtssicherheit und<br />

Schutz des intellektuellen Eigentums sowie eine<br />

Zunahme des E-Commerce erwartet. Im ersten<br />

Quartal <strong>2022</strong> nahm der Handel zwischen<br />

dem Land der Mitte und den ASEAN-Staaten<br />

um 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf<br />

448,6 Milliarden US-Dollar (433 Milliarden Euro)<br />

zu. Nutznießer davon sind insbesondere der<br />

Maschinenbau und die Elektroindustrie, der<br />

E-Commerce und generell kleine und mittlere<br />

Unternehmen. (DR)


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LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S16<br />

HANDEL LOGISTIK<br />

Omnichannel als<br />

Chance für den<br />

lokalen Handel<br />

Heutzutage gehört die Nutzung von Online-<br />

Handelswegen genauso zum täglichen Einkaufsverhalten<br />

wie Einkäufe vor Ort in den<br />

Filialen. Entscheiden sich Unternehmen,<br />

beide Vertriebswege zu nutzen, handeln<br />

Sie in moderner Weise nach den Anforderungen<br />

des Marktes und ihrer Kunden.<br />

BEITRAG: REDAKTION<br />

Zum Erreichen der Kundenzufriedenheit<br />

ist es heute unabdingbar,<br />

alle zur Verfügung stehenden Verkaufskanäle<br />

anzubieten. Gerade<br />

die jüngere Generation wächst in einem<br />

Verständnis der permanenten, Rund-umdie-Uhr-Verfügbarkeit<br />

an Waren auf. Ohne<br />

einen schnellen und unkomplizierten Betrieb<br />

eines Online-Shops können Händler,<br />

egal welcher Branche, heute fast nicht<br />

mehr profitabel im Marktgeschehen agieren.<br />

Dies aber bringt ganz neue Herausforderungen<br />

mit sich, insbesondere hinsichtlich<br />

der Frage, wie man die Investitionen in<br />

beide Kanäle optimiert.<br />

Im Kontext des modernen Handels stellt<br />

sich die Frage, inwieweit eine geschickte<br />

Verzahnung von Online- und Filialgeschäft<br />

in diesen Tagen für Unternehmen die gewinnbringendste<br />

und zukunftsreichste<br />

Variante darstellt. Dass es in den meisten<br />

Fällen nicht mehr genügt, lediglich ein<br />

stationäres Geschäft zu betreiben, über<br />

welches den Kunden die Waren und/oder<br />

Dienstleistungen angeboten werden, zeigt<br />

sich natürlich auch anhand der Erfolgsgeschichten<br />

bekannter Online-Giganten wie<br />

Amazon und Co., welche die Welt des Online-Handels<br />

revolutioniert bzw. sozusagen<br />

erst so richtig ins Rollen gebracht haben.<br />

Der enorme Erfolg und die bereitwillige<br />

Annahme des E-Commerce-Angebots<br />

durch die Kunden zeigen deutlich, dass<br />

Online-Marktplätze gefragt und gefordert<br />

sind. Wie in allen Geschäftsfeldern gibt es<br />

bei einer Verflechtung diverser Handelswege<br />

auch Herausforderungen zu bewältigen<br />

und Punkte zu berücksichtigen, die<br />

anhand der Markterfordernisse auf die<br />

Händler zukommen. Eine geschickte Handhabung<br />

all dessen, soll im Folgenden näher<br />

beleuchtet werden.


Keine unbegrenzten Kapazitäten<br />

im Online-Handel<br />

Prinzipiell haben beide Handelswege<br />

─ stationär und online ─ ihre jeweiligen<br />

Vor- und Nachteile. „Online-Handelswege<br />

bestechen durch ihre Effizienz,<br />

das One-Click-Shopping, eine enorme<br />

Produktvielfalt, ein Nichtvorhandensein<br />

von physikalischen Grenzen, was<br />

sich vor allem bei nicht digitalisierten<br />

Produkten wie beispielsweise Kleidung<br />

als äußerst wichtig erweist, sowie eine<br />

globale 24/7-Erreichbarkeit“, erläutert<br />

Dr. Jürgen Brock, CEO von fulfillmenttools,<br />

einem Kölner Softwareanbieter,<br />

der sich auf Omnichannel Order<br />

Fulfillment im Handel spezialisiert hat.<br />

„Die Schwächen des E-Commerce<br />

sind dabei wiederum die Stärken<br />

des stationären Handels. Im Filialgeschäft<br />

kann der Kunde die Waren<br />

anfassen, riechen, anprobieren.<br />

Als Kunde kann man vor Ort mit seinen<br />

Sinnen das Shopping genießen.“<br />

Als wichtige Entwicklung ist auch zu beobachten,<br />

dass beispielsweise Online-<br />

Giganten sich mehr und mehr auch örtliche<br />

Niederlassungen aneignen und im<br />

Gegenzug alteingesessene Filialriesen<br />

ihre ersten Online-Shops eröffnen. Es<br />

zeichnet sich also ein Trend ab in Richtung<br />

Omnichannel, die intelligente Verzahnung<br />

von On- und Offlinekanälen.<br />

„Zum einen ist es ein großer Vorteil des<br />

stationären Einzelhandels, in der (physikalischen)<br />

Nähe seiner Kunden zu<br />

sein und dass er sofortige Erreichbarkeit<br />

und Verfügbarkeit Kunden anbieten<br />

kann. Im Vergleich hierzu ist die<br />

kurzfristige Verfügbarkeit bei global<br />

agierenden Online-Händlern, die ein<br />

Zentrallager an einem kostengünstigen<br />

Standort betreiben, oft verhält-<br />

Intelligente Technologien<br />

für erfolgreiche<br />

Wertschöpfungsketten<br />

#ValueChainTechPartner


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S18<br />

nismäßig schlechter und der Kunde wartet<br />

länger auf das Produkt, als wenn er es im<br />

Geschäft um die Ecke erwirbt“, so Brock.<br />

Hinsichtlich des viel diskutierten Sterbens der<br />

Filialgeschäfte bzw. Aussterbens der Innenstädte,<br />

lassen sich die gewichtigen Vorteile für<br />

Händler erkennen, ein in guter Lage angesiedeltes<br />

Filialgeschäft weiterhin zu betreiben und<br />

den Kunden als Omnichannelkanal anzubieten.<br />

Denn es zeigt sich im direkten Warenzugriff<br />

ein Vorteil gegenüber dem Online-Handel.<br />

Verzahnung der Vertriebswege<br />

„Ein äußerst wichtiger Aspekt, den es zu diskutieren<br />

gilt, ist die richtige und wichtige intelligente<br />

Verzahnung von physikalischem<br />

Handel und Online-Handel. Als Beispiel sei hier<br />

‚Click&Collect‘ zu erwähnen. Darin lässt sich<br />

sehr gut der Nutzen eines gut funktionierenden<br />

Ineinandergreifens beider Kanäle erkennen<br />

wie auch die Vorteile von standortmäßig<br />

gut filialisierten Geschäften“, fügt Brock hinzu.<br />

Langfristig wird die optimierte Verzahnung<br />

beider Verkaufskanäle für die Unternehmen<br />

essenziell werden. Ein gut aufgestelltes Omnichannel-Modell<br />

wird in Zukunft notwendig<br />

sein, um alle Kundenbedürfnisse zuverlässig<br />

zu erfüllen. Der Retail-Markt ist zudem durch<br />

sich ändernde Marktverhältnisse und Kundenwünsche<br />

gezwungen, sich immer wieder neu<br />

zu erfinden. Auch hinsichtlich der Vermarktungsstrategie<br />

ist dies zu beachten. In Zukunft<br />

werden diese Marktentwicklungen und auch<br />

Entwicklungsströme im Kaufverhalten der Kunden<br />

noch mehr Aufmerksamkeit seitens der<br />

Händler erfordern. Ein „Verschlafen“ neuer<br />

Erfordernisse und Entwicklungen ist in der Vergangenheit<br />

den großen traditionellen Warenhäusern<br />

bereits zum Verhängnis geworden.<br />

Neue Potenziale durch Zusammenspiel der<br />

Vertriebswege<br />

Durch Nutzen beider Vertriebskanäle sollen<br />

zuerst natürlich die Vorteile beider vereint<br />

und zugleich die Schwächen der jeweiligen<br />

Channels ausgemerzt werden. „Trotzdem ist<br />

es leider der Fall, dass bei klassischen Business-<br />

Modellen, bei welchen der Kunde online ‚Click<br />

& Collect‘ bestellt, oft die Ware erst aus dem<br />

Zentrallager zur örtlichen Zweigstelle geschickt<br />

werden muss und hierbei einfach eine zu lange<br />

Lieferzeit entsteht. Erfahrungsgemäß führt dies<br />

ab Tag 5 zu erhöhten Stornierungsquoten, weil<br />

die Kunden nicht so lange warten möchten“,<br />

erörtert Brock die Problematik. „Dem kann<br />

durch eine Verzahnung der Kanäle entgegengewirkt<br />

werden. Mit einem modernen<br />

‚ship-from-store‘ Ansatz wird zum Beispiel das<br />

Filialgeschäft mobilisiert, das sich in unmittelbarer<br />

Nähe zum Wohnort des Kunden befindet.<br />

Dort hat man die bestellte Ware im Lager<br />

und könnte diese dem Kunden sofort anbieten,<br />

was eine erhöhte Servicequalität und dadurch<br />

einen zufriedenen Kunden ermöglichen<br />

würde.“ Die Umschlagsgeschwindigkeit ist hier<br />

ein wichtiger Aspekt − gerade auch im Bereich<br />

Fashion, in der die Ware saisonbedingt eine<br />

begrenzte Vermarktungszeit hat. Eine Optimierung<br />

der Liefergeschwindigkeit führt eben<br />

nicht nur zum explizit erwünschten Aspekt der<br />

Kundenzufriedenheit, sondern optimiert auch<br />

den Warenbestand.<br />

„Im Bereich Omnichannel ist auch der Begrifff<br />

‚One-Voice‘ bedeutend, versichert er doch<br />

dem Kunden, dass ihm online das gleiche versprochen<br />

und kommuniziert wird wie offline<br />

bzw.im Filialgeschäft.“, erklärt Brock. Dies vermittelt<br />

eine Übereinstimmung des Online-Angebots<br />

und des Angebots vor Ort. Auch das<br />

Unternehmen soll sich so als Einheit präsentieren,<br />

also in sich stimmig, was es so nach<br />

außen repräsentiert. Diese Verzahnung wirkt<br />

sich positiv auf die Customer Journeys aus,<br />

wenn beispielsweise ein Artikel online erworben<br />

wird, und im Falle eines Umtauschs oder<br />

einer Rückgabe die Möglichkeit besteht, dies<br />

im Filialgeschäft abzuwickeln. Demnach ist<br />

auch eine Interaktion zwischen den einzelnen<br />

Filialen unabdingbar, da hierdurch dem Kunden<br />

ein Mehrwert an Serviceleistungen angeboten<br />

werden kann.<br />

„Grundsätzlich ist es extrem wichtig für Händler,<br />

sich als ‚eine einheitliche Firma bzw. Marke‘<br />

zu präsentieren. Nichts ist für die Kunden ärgerlicher<br />

und schädigt das Vertrauen nachhaltiger,<br />

als wenn auf einem Kanal des Händlers,<br />

zum Beispiel per E-Mail, die eine Botschaft verbreitet<br />

wird, aber über einen anderen Kanal,<br />

zum Beispiel via klassischer Werbung in der<br />

Filiale, eine ganz andere. Das irritiert den Kunden,<br />

schädigt das Image und sollte unbedingt<br />

verhindert werden“, so Brock.


Neue Umsetzungsmöglichkeiten<br />

„Ein wichtiges Element zur Umsetzung sind<br />

zum Beispiel Distributed Order Management<br />

Systeme, kurz DOMS, die die verschiedenen<br />

Vertriebswege und Optionen intelligent verwalten.<br />

Ein Beispiel: Eine Bestellung geht über<br />

den Online-Weg ein. Dann ist es im Folgenden<br />

die Aufgabe des Systems, zu prüfen, wie diese<br />

Bestellung am besten erfüllt, also fulfilled, werden<br />

kann ─ sprich, wo beispielsweise das Produkt<br />

am für den Kunden günstigsten Ort abgeholt<br />

werden kann“, merkt Brock an.<br />

Ein anderes wichtiges Element ist die Aktivierung<br />

und Befähigung der Filialen. Das heißt,<br />

dass via App von Mitarbeitern in der Filiale<br />

geprüft wird, ob z. B. der bestellte Artikel vorhanden<br />

ist. Danach wird dies dem Kunden auf<br />

dem gleichen Kanal kommuniziert. Bei Bedarf<br />

wird ein Versanddienstleister hinzugeschaltet.<br />

Click & Collect oder Click & Reserve können<br />

hierbei als weitere Beispiele herangezogen<br />

werden: Der Kunde kann an einem bestimmten<br />

Tag die Ware bestellen und dann am<br />

nächsten oder auch am gleichen Tag auf unkomplizierte<br />

Weise und ohne lange Wartezeit<br />

die Ware, bei Click&Collect sogar bereits bezahlt,<br />

abholen.<br />

Benefits für Online- und Filialhandel<br />

„Die Vorzüge lassen sich wie bereits angesprochen<br />

an den jeweiligen spezifischen Stärken<br />

der Kanäle festmachen, so wie beispielsweise<br />

die Ortsunabhängigkeit beim Online-Handel.<br />

Der Kunde kann von zu Hause oder vom Urlaubsort<br />

aus bestellen. Dagegen kann der<br />

Kunde sich beim Händler vor Ort von der Ware<br />

ein besseres Bild machen und diese bei Gefallen<br />

sofort erstehen und mitnehmen“, erläutert<br />

Brock. Auch die einfache Abwicklung der Bezahlung<br />

ist im E-Commerce ein großer Nutzen.<br />

Der Kunde kann aus verschiedenen Zahlungsmethoden<br />

die für sich am besten geeignete<br />

wählen.<br />

„Wenn der Kunde online kauft, hat er zudem<br />

den Vorteil ganz anderer, weitaus besserer<br />

Retouren- und Umtauschbedingungen“,<br />

merkt Brock an. „Heute ist ein Umtauschrecht<br />

von 30 Tagen plus keine Seltenheit mehr. Diese<br />

Regelungen können für die Kunden um einiges<br />

attraktiver als im Filialgeschäft sein.“<br />

Für die Händler ist die Nutzung von Omnichannel<br />

außerdem hinsichtlich der Mitarbeiter von<br />

Vorteil, denn hierdurch erweitert sich deren<br />

Aufgabenspektrum, da sie auch den Fulfillment-Gedanken<br />

maßgeblich mitgestalten.<br />

Zudem können die Kosten, die im Filialgeschäft<br />

ohnehin anfallen, durch Omnichannel<br />

besser ausgeglichen bzw. kompensiert werden.<br />

Die Filialen untereinander werden so auf<br />

Dauer optimal aufeinander abgestimmt und<br />

miteinander vernetzt, wodurch sich die Kundenfrequenz<br />

in den Geschäften erhöht.<br />

Wichtig für den Mehrwert für Kunden und Anbieter<br />

ist es zudem, alles so einfach wie möglich<br />

zu gestalten. So sollten zum Beispiel die<br />

verwendeten Apps einfach zu bedienen sein.<br />

Gerade in der Logistik ist darauf zu achten, die<br />

Arbeitsmittel so nutzerfreundlich wie möglich<br />

zu gestalten. Im Filialgeschäft soll für den Endanwender<br />

die Prozessgestaltung schnell umsetzbar<br />

sein, trotz vorhandener Komplexität.<br />

Neue Kundensegmente und Kundenbindung<br />

„Wenn den Kunden neue Kanäle zur Verfügung<br />

gestellt werden, geben sie im Durchschnitt<br />

etwas mehr an Geld aus. Omnichannel-Customer<br />

sind also bereit, mehr Geld beim<br />

Shopping in die Hand zu nehmen. Auch wechseln<br />

moderne User schneller den Händler bei<br />

Unzufriedenheit ─ Omnichannel Marken dagegen<br />

werden nicht so schnell vom Kunden<br />

aufgegeben“, erörtert Dr. Brock. „Bei Click &<br />

Collect Angeboten hat dies auch einen Vorteil<br />

aus Kundensicht. Die Verzahnung von diversen<br />

Vertriebszielen und die Omnichannel-<br />

Präsenz zielt unter anderem auch auf die<br />

Gewinnung von Kunden aus der ‚Next Generation‘<br />

wie Millenials und Gen-Z.“<br />

„In Zukunft wird der Omnichannel-Handel eine<br />

immer größer werdende Rolle spielen. Konsumenten<br />

fordern vom Handel eine intelligente<br />

Verzahnung des Online- und des Offline- Filialgeschäftes“,<br />

resümiert Brock. „Der Vor-Ort-Service<br />

eines Händlers bietet diverse Vorteile, die<br />

durch den reinen Online-Handel nicht abgebildet<br />

werden können. Daher ist ein intelligenter<br />

Mix aus Online und Offline für Handelsunternehmen<br />

zukünftig ein Muss.“<br />

(RED)


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S20<br />

HANDEL LOGISTIK<br />

Die erste<br />

eCommerce-Landkarte<br />

für Österreich<br />

Der Handelsverband hat gemeinsam mit der<br />

Österreichischen Post und der OTTO/UNITO<br />

Gruppe die erste eCommerce-Map des<br />

Landes präsentiert. 11 Segmente und 160<br />

führende Dienstleister sind darin abgebildet.<br />

9.000 heimische Webhops setzen auf die<br />

Digitalisierung und trotzen dem ersten Umsatzrückgang<br />

im Onlinehandel seit knapp<br />

zwei Jahrzenten. BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />

Der österreichische Onlinehandel<br />

durfte sich 2021 über ein Allzeit-Ausgabenhoch<br />

freuen, erstmals<br />

konnte bei den privaten<br />

Haushaltsausgaben (ohne KFZ-Handel) die<br />

Marke von 8,315 Milliarden Euro geknackt<br />

werden (+10% Wachstum). Heuer ist alles<br />

anders: Allein im zweiten Quartal sind die<br />

eCommerce-Umsätze hierzulande laut<br />

Statistik Austria inflationsbereinigt um -4,8<br />

Prozent zurückgegangen. Für das Gesamtjahr<br />

<strong>2022</strong> erwarten der Handelsverband und<br />

Kreutzer, Fischer & Partner einzelhandelsrelevante<br />

Online-Ausgaben von rund 8,5 Milliarden<br />

Euro – und damit erstmals seit fast zwanzig<br />

Jahren ein reales Minus von 3 Prozent.<br />

Die Onlinequote im Bereich der einzelhandelsrelevanten<br />

Ausgaben wird von 11,9 Prozent<br />

im Jahr 2021 auf 11,6 Prozent schrumpfen.<br />

Substanzielle Anteilsgewinne sind lediglich im<br />

Bereich Health Care, Körperpflege und Kosmetik<br />

zu erwarten, ein moderates Plus wird<br />

es bei Elektrogeräten & IT sowie Druckwerken<br />

geben. Rückläufig entwickelt sich der eCommerce<br />

heuer insbesondere bei Mode- und<br />

Sportartikel. So fällt beispielsweise die Onlinequote<br />

im Bekleidungssegment von 30% auf<br />

25%, bei Sportartikel von 18% auf 16%. Der<br />

Onlinehandel kämpft aber nicht nur mit stagnierenden<br />

Umsatzzahlen, sondern auch mit<br />

der hohen Inflation (zuletzt +11%), Personalmangel<br />

(44%) sowie explodierenden Energieund<br />

Logistikkosten.<br />

RAINER WILL, PETER UMUNDUM, HARALD GUTSCHI<br />

Zahl der aktiven Webshops steigt auf 9.000<br />

Die positive Nachricht: Trotz aller Herausforderungen<br />

und multipler Krisen setzen immer mehr<br />

heimische Händler auf die Digitalisierung.<br />

"9.000 heimische Webshops bilden den Kern


Enterprise & B2B<br />

eCommerce Partners Payment Bonität, Identität & Loyalty<br />

eCommerce<br />

Landkarte Österreich 2023<br />

KMU Forschung Austria auf 5,4 Millionen angestiegen<br />

Zustellung (+3% im Vergleich zu 2021). Die durchschnittlichen<br />

eCommerce- Ausgaben der<br />

Österreicher liegen aktuell pro Kopf bei 1.930<br />

Euro im Jahr. Die Top-Warengruppen sind Bekleidung/Textilien,<br />

Elektro sowie Möbel/Deko.<br />

Marktplätze,<br />

ttformen & Visibility<br />

Analytics<br />

Kundenservice<br />

der österreichischen eCommerce-Szene, die<br />

den aktuellen Krisen trotzt. Erstmals in seiner<br />

Geschichte muss der heimische Onlinehandel<br />

heuer ein reales Umsatzminus verkraften. Dennoch<br />

betreiben mittlerweile 84 Prozent aller<br />

Einzelhandelsunternehmen des Landes eine<br />

eigene Website, um digital auffindbar zu sein<br />

und mehr als 35 Prozent verkaufen via Internet<br />

erfolgreich - auch Cross-Border", bilanziert<br />

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer<br />

Will. Die österreichischen Webshops erwirtschaften<br />

damit einen Brutto-Jahresumsatz von<br />

4,8 Milliarden Euro. Auf Konsumentenseite ist<br />

die Zahl der Online-Shopperinnen zuletzt laut<br />

ols, Tipps, Themen, Events und Rechtsupdates für den Handel? | Jetzt registrieren auf kmu-retail.at<br />

72% kämpfen mit Lieferverzögerungen –<br />

Entspannung in Sicht<br />

Gütesiegel, Vertrauen &<br />

Auch in<br />

Rechtssicherheit<br />

puncto Lieferverzögerungen und<br />

-engpässe hat sich die Lage im Vergleich<br />

zum Vorjahr laut einer aktuellen Händlerbefragung<br />

des Handelsverbandes leicht entspannt.<br />

Aktuell kämpfen zwar immer noch 72 Prozent<br />

der heimischen Online- und Omnichannel-Händler<br />

mit Lieferverzögerungen und Lieferantenausfällen.<br />

Knapp zwei Drittel erwarten<br />

in ihrem Segment Lieferengpässe im Weihnachtsgeschäft.<br />

Allerdings betrifft dies nur einige<br />

wenige Produkte im Sortiment, beispielsweise<br />

Heizdecken, Elektro-Heizstrahler oder<br />

neue iPhones. Die Verbraucher sind weiterhin<br />

gut beraten, ihre Weihnachtsgeschenke möglichst<br />

frühzeitig zu besorgen.<br />

Die eCommerce-Landkarte<br />

2023 ist hier kostenfrei<br />

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LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S22<br />

Black Friday - Weihnachtsgeschäft Start<br />

Apropos frühzeitig: November und Dezember<br />

sind für den heimischen Handel traditionell die<br />

umsatzstärksten Monate, die in vielen Branchen<br />

über ein erfolgreiches Geschäftsjahr entscheiden.<br />

"Black Friday" (25.11.<strong>2022</strong>) und "Cyber<br />

Monday" (28.11.<strong>2022</strong>) heißen die beiden<br />

Aktionstage, die hierzulande mittlerweile zu<br />

den wichtigsten Shoppingterminen des Jahres<br />

zählen und das Weihnachtsgeschäft einläuten.<br />

Heuer haben zwei Drittel der Österreicher<br />

in der Black Week Aktionsprodukte gekauft,<br />

mehr als drei Viertel davon haben auch schon<br />

erste Weihnachtsgeschenke gekauft. Im<br />

Schnitt haben die heimischen Konsumenten in<br />

der Black Friday- und Cyber Monday-Woche<br />

<strong>2022</strong> 297 Euro ausgeben – exakt gleich viel wie<br />

schon im Vorjahr. Das ergibt einen bundesweiten<br />

Handelsumsatz von rund 450 Millionen Euro.<br />

"Der Onlinehandel hatte mit 2020 und 2021<br />

zwei unglaublich gute Jahre. Definitiv kann<br />

man es jetzt zwar noch nicht sagen, aber <strong>2022</strong><br />

wird auf dem Online-Markt wahrscheinlich<br />

mit einer Stagnation oder einem Rückgang<br />

beendet werden. Es ist eine komplett normale<br />

Entwicklung, dass es nach zwei Jahren,<br />

in denen der Onlinehandel wie verrückt gewachsen<br />

ist, ein Jahr stagniert oder wieder<br />

runtergeht", so Harald Gutschi, Vizepräsident<br />

des Handelsverbandes und Geschäftsführer<br />

der UNITO/OTTO Gruppe. Für 2023 ist Gutschi<br />

optimistisch und rechnet mit einer normalen<br />

Entwicklung mit 5 bis 8 Prozent Online-Wachstum<br />

und eCommerce-Umsätzen sehr deutlich<br />

über Vor-Pandemie-Niveau. "Momentan wird<br />

im Non-Food-Bereich jeder fünfte Euro im Onlinehandel<br />

ausgegeben, perspektivisch in drei<br />

bis fünf Jahren wird es jeder dritte Euro sein", ist<br />

er überzeugt.<br />

B2C Paketvolumen bewegt sich auf hohem Niveau<br />

des Vorjahres<br />

Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft stellt<br />

sich auch Jahr für Jahr die Frage nach der Entwicklung<br />

des Paketvolumens im B2C-Bereich.<br />

Dieses kannte in der letzten Dekade nur eine<br />

Richtung: steil nach oben. 2021 wurden in<br />

Österreich laut Branchenradar.com insgesamt<br />

mehr als 139 Millionen Pakete an Privathaushalte<br />

zugestellt. Das B2C-Paketvolumen<br />

bewegt sich auch <strong>2022</strong> auf dem hohen<br />

Niveau des Vorjahres. "In den letzten beiden<br />

Pandemiejahren sind unsere Paketmengen<br />

lockdownbedingt um 40 Prozent auf 184 Millionen<br />

Pakete angestiegen. Mittlerweile haben<br />

sich die Zahlen auf einem hohen Niveau<br />

eingependelt", bestätigt Peter Umundum, Vorstandsdirektor<br />

für Paket & Logistik der Österreichischen<br />

Post AG.<br />

Brandneu: "eCommerce-Landkarte<br />

Österreich 2023"<br />

Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde<br />

am 17. November im Rahmen des HV TECH<br />

DAY auch erstmals die brandneue "eCommerce-Landkarte<br />

Österreich 2023" mit den 160<br />

führenden heimischen eCommerce-Dienstleistern<br />

präsentiert. Die Karte deckt 11 zentrale<br />

Bereiche des Onlinehandels ab: Shop-Systeme;<br />

Shop-Verzeichnisse; Marktplätze &<br />

Plattfor-men; Payment; Bonität, Identität &<br />

Loyalty; Fulfillment; Zustellung; Analytics; Kundenservice;<br />

Gütesiegel & Rechtssicherheit<br />

sowie Enterprise & B2B Partner. Sie soll den<br />

Händlern einen kompakten Überblick über<br />

das österreichische Ökosystem Onlinehandel<br />

geben und die wichtigsten Player abbilden.<br />

Die gemeinsam von Post und Handelsverband<br />

erstellte Karte soll regelmäßig aktualisiert<br />

und weiterentwickelt werden. Dienstleister<br />

haben die Möglichkeit, sich und ihre Leistungen<br />

in kommenden Ausgaben der "eCommerce-Landkarte<br />

Österreich" zu verorten. "Wir<br />

wollen die Österreich-Quote im eCommerce<br />

anheben. Damit der heimische Handel stärker<br />

von den hohen Paketmengen profitiert,<br />

haben wir gemeinsam mit dem Handelsverband<br />

die eCommerce-Landkarte ins Leben<br />

gerufen. Händler erhalten damit einen kompakten<br />

Überblick zu rot-weiß-roten Dienstleistern<br />

im Onlinehandel", erklärt Peter Umundum.<br />

(GK)


WAS WOLLTEN SIE<br />

HANDELSEXPERT:INNEN<br />

IMMER SCHON<br />

FRAGEN?<br />

HV-Geschäftsführer Rainer Will spricht<br />

mit Expert:innen, Händler:innen und<br />

Innovator:innen über die Gegenwart und<br />

Zukunft des österreichischen Handels.<br />

Jetzt reinhören<br />

auf<br />

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(niceshops)<br />

Gerhard Drexel<br />

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Claus Kahn<br />

(Innenministerium)<br />

Carsten Keller<br />

(Zalando)<br />

Jasmin Turek-Rezac<br />

(Turek)<br />

Heini Staudinger<br />

(GEA)<br />

Georg Pölzl<br />

(Österreichische Post)<br />

Eugen Prosquill<br />

(WARDA)<br />

Marco Pogo<br />

(Bierpartei)<br />

Thomas Tauchner,<br />

Philipp Gersing<br />

(Jentis & Ireen)<br />

Nick Holscher,<br />

Rainer Rauch<br />

(Zalando & Mode Roth)<br />

Hagen Höhl<br />

(GLORY)<br />

Marcel Harastzi<br />

(REWE)<br />

Daniel Schlögl<br />

(Wiener Tafel)


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S24<br />

HANDEL LOGISTIK<br />

TECH DAY <strong>2022</strong>:<br />

Gipfeltreffen der<br />

heimischen Retail-<br />

Tech-Szene<br />

Das digitalaffine Who is Who der österreichischen<br />

Handelsbranche hat sich am 17.<br />

November beim alljährlichen TECH DAY des<br />

Handelsverbandes im 35. Stock des Thirty<br />

Five am Wienerberg getroffen.<br />

BEITRAG: GERALD KÜHBERGER<br />

Der traditionelle Pflichttermin für die<br />

(Online)Handelsszene sowie Brancheninteressierte<br />

fand bereits zum<br />

11. Mal statt. 230 Teilnehmer verfolgten<br />

das von Handelsverband-Präsident<br />

Stephan Mayer-Heinisch und Handelsverband-Geschäftsführer<br />

Rainer Will eröffnete<br />

Tech-Event – ein neuer Besucherrekord. Die<br />

begehrten "Retail Innovation Awards" gingen<br />

an IKEA, Decathlon, Fressnapf, Augenstern<br />

Kindermode und Refurbed.<br />

Unter dem Kongressmotto "The Future of Retail<br />

Technology" durfte das Publikum des TECH<br />

DAY <strong>2022</strong> dem Best Practice Beispiel von<br />

Hermann Erlach (Microsoft Österreich) und<br />

Andreas Kranabitl (SPAR Österreich) lauschen,<br />

gefolgt von Jan Königstätter (Otago), der<br />

den brandneuen "Digital Visibility Report <strong>2022</strong><br />

(DiVi)" präsentierte – ein Überblick der Performance<br />

und Sichtbarkeit heimischer Handelsbetriebe<br />

auf Google. Die Kundenperspektive<br />

übernahm Josef Grabner (LINK Mobility). Er<br />

sprach über die digitale Zukunft der Customer<br />

Journey – konkret darüber, was moderne Kunden<br />

wirklich wollen. Kremena Irinkova (Payment<br />

Services Austria) präsentierte in ihrem<br />

Vortrag die Mehrwerte der neuen ich.app für<br />

den österreichischen Handel. Für Begeisterung<br />

sorgte auch die Keynote "DevOps in Retail"<br />

der bekannten Influencerin Nana Janashia<br />

(TechWorld with Nana).<br />

RAINER WILL<br />

Durch das alljährliche Startup Zapping führte<br />

Markus Kuntke, Leiter des Trend- und Innovationsmanagements<br />

bei REWE International<br />

und Ressortleiter der Handelsverband-Plattform<br />

"Omnichannel, Innovation & Startups".<br />

Sechs ausgewählte Retail-Startups durften ihre


digitalen Lösungen für den Handel präsentieren.<br />

Heuer am Start: Rainer Franke und Martin<br />

Schmutterer von IOSS Europe, Miriam Jonas<br />

von Prewave, Felix Kogler von Systempilot,<br />

Stefan Kohlbacher von fiskaly, Mark Lützner<br />

von exonode und Philip Tropper vom Handelsverband<br />

E-Mobilitätspartner ELOOP.<br />

Potenzial: Mit Digitaler Identität könnte Österreich<br />

8 Mrd. Euro jährlich einsparen<br />

Eines der Highlights beim TECH DAY war die<br />

Podiumsdiskussion zu Digitaler Identität und<br />

self-sovereign identity. Dabei wurden u.a. die<br />

Plattform-Lösung von CRIF, die ich.app der<br />

PSA und die European netID Foundation vorgestellt.<br />

Live on Stage diskutierten Gerald Eder<br />

(CRIF), Sabine Walch (danube.ai), Harald<br />

Flatscher (PSA), Jörn Strehlau (netID), Alfred<br />

Taudes (WU Wien), Martin Sprengseis (bluesource)<br />

und der bekannte Datenschützer<br />

Thomas Lohninger von epicenter.works. Spannend:<br />

Schätzungen der estnischen Regierung<br />

Bereit für<br />

die Zukunft?<br />

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LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S26<br />

zufolge spart allein die Nutzung elektronischer<br />

Unterschriften jährlich rund 2% des BIP ein.<br />

Umgelegt auf Österreich wären das mehr als<br />

8 Milliarden Euro pro Jahr – das Potenzial der<br />

Digitalen Identität ist also riesig.<br />

Wie können Payment-Technologien den Handel<br />

positiv beeinflussen? Darüber sprach Jürgen<br />

Schübel (VISA) in seinem vielbeachteten<br />

Best Practice Vortrag. Der Fokus lag dabei auf<br />

sog. "In Car Payments" die dafür sorgen könnten,<br />

dass unsere Autos künftig zur fahrenden<br />

digitalen Geldbörse werden. Spannend war<br />

auch der Vortrag von Andreas Thöni (Österreichische<br />

Post) und Harald Gutschi (UNITO/<br />

OTTO Gruppe). Die beiden Branchenexperten<br />

gaben nicht nur ein Update zur Lage<br />

des Onlinehandels in der DACH-Region, sie<br />

stellten auch die "Austrian eCommerce Map<br />

2023" vor. Zu den weiteren Schwerpunkten<br />

des Events zählten dieses Mal: Zahlungstrends,<br />

digitale Cloudlösungen, Customer Loyalty,<br />

Blockchain und innovative Logistiklösungen.<br />

30 Nominierte, 5 Gewinner:<br />

Retail Innovation Awards<br />

Darüber hinaus wurden bereits zum 7. Mal die<br />

begehrten Retail Innovation Awards vergeben.<br />

Mit dem Preis werden in Österreich tätige<br />

Handelsunternehmen für den Einsatz herausragender,<br />

innovativer Technologie-Lösungen<br />

ausgezeichnet. Nikolaus Köchelhuber und<br />

Florian Haas von der Unternehmensberatung<br />

EY (Ernst & Young) übergaben die Auszeichnungen<br />

gemeinsam mit HV-Geschäftsführer<br />

Rainer Will an die fünf Gewinner: IKEA und<br />

DECATHLON (Best In-Store Solution) – FRESS-<br />

NAPF (Best Online bzw. Mobile Solution) –<br />

AUGENSTERN KINDERMODE (Best Omnichannel<br />

Innovation) – REFURBED (Best Green Innovation).<br />

Verena Schneider (Puls 4) glänzte als<br />

Moderatorin und führte charmant durch den<br />

Nachmittag. Bevor es dann am Abend zum<br />

Ausklang und Networking mit Drinks bei der<br />

Afterparty powered bei FIEGE ging, warteten<br />

tolle Tech-Preise und exklusive Tickets für<br />

ausgewählte HV Events auf die glücklichen<br />

Gewinner:innen der Retail Rallye. Unter den<br />

hochkarätigen Gästen des TECH DAY <strong>2022</strong><br />

waren u.a. Cathryn Binder-Taisser (Decathlon),<br />

Joel Hornstra (Hervis), Michael Bratl (Visa),<br />

Klaus Slamanig (Nespresso), Robert Hadzetovic<br />

(shöpping.at), Roman Koch (Gebr.<br />

Heinemann), Alexandra Dürr und Niklas Larsson<br />

(beide IKEA Austria), Klaus Magele (Morawa),<br />

Rainer Friedl (Emakina), Peter Umundum,<br />

Michael Andrae, Markus Leitgeb (alle Österreichische<br />

Post), Ruth Moss (CRIF), Thomas Von<br />

der Gathen und Armin Timmerer (beide PSA)<br />

sowie Victoria Neuhofer und Stephanie Sinko<br />

(beide DAMN PLASTIC). (RED)


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LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S28<br />

HANDEL LOGISTIK<br />

eCommerce boomt,<br />

aber Österreich hat<br />

(fast) nichts davon<br />

Die Lockdowns haben dem eCommerce<br />

einen Boost verpasst, der teilweise immer<br />

noch anhält. Black Friday und Cyber Monday<br />

begeistern Massen. Das Problem: 75 % der<br />

Paketmengen kommen aus dem Ausland,<br />

die Kaufkraft fließt ab. Schaffen wir uns mit<br />

dem Kaufverhalten selbst ab?.<br />

REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />

Kauf Regional! „Proximus sum egomet<br />

mihi“ – frei übersetzt: jeder ist sich<br />

selbst der Nächste – schrieb der antike<br />

Komödiendichter Terenz. Die Auswirkungen<br />

sind allerdings weniger komisch.<br />

Knapp 400.000 Menschen arbeiten in Österreich<br />

im Einzelhandel. Viele der heimischen<br />

Ketten bieten inzwischen auch Onlineshops,<br />

Lieferung oder Abholung im Geschäft an.<br />

Aber gerade angesichts der hohen Inflation<br />

und gestiegenen Lebenserhaltungskosten<br />

sehen sich immer mehr Konsumenten gezwungen,<br />

das billigste Angebot zu wählen – und<br />

das findet sich leider viel zu häufig bei Amazon.<br />

Die Ersparnis des Einzelnen kann uns aber bald<br />

alle teuer zu stehen kommen, denn wenn die<br />

Kaufkraft abfließt, gehen Arbeitsplätze im Inland<br />

verloren. Das Sozialsystem wird weiter<br />

belastet, die Gesamtkosten für alle steigen.<br />

Dabei gibt es genug heimisches Angebot:<br />

„Rund 9.000 Händler betreiben bereits aktiv<br />

einen Webshop, das ist mehr als ein Drittel aller<br />

Händler in Österreich“, erklärt Rainer Will,<br />

Geschäftsführer des Österreichischen Handelsverbands.<br />

Die gerade eben präsentierte<br />

eCommerce-Landkarte gibt einen Überblick<br />

darüber, wer was wo online anbietet, Dienstleister<br />

inklusive.<br />

PETER UMUNDUM, RAINER WILL, HARALD GUTSCHI<br />

Extreme Volatilität<br />

Nach einem Allzeit-Ausgabenhoch im Onlinehandel<br />

2021 – die privaten Haushaltsausgaben<br />

überstiegen erstmals 8,315 Milliarden<br />

Euro – verlief das Jahr <strong>2022</strong> deutlich schaumgebremst.<br />

„In den Jahren 2020/2021 war der<br />

stationäre Handel 152 zumindest teilweise im<br />

Lockdown, die hohen Umsätze waren die


logische Folge. Und auch die aktuelle Delle<br />

ist durchaus verständlich, wenn man die Zahlen<br />

im 3-Jahres-Kontext sieht, dann liegt das<br />

durchschnittliche Wachstum noch immer bei<br />

9 Prozent“, ist Harald Gutschi, Geschäftsführer<br />

der UNITO/OTTO Gruppe, durchaus zufrieden.<br />

Gerade wurde sein Unternehmen als nachhaltigster<br />

Möbelhändler Europas ausgezeichnet,<br />

außerdem bietet die Gruppe durchaus erfolgreich<br />

Amazon die Stirn. Das Problem: in Erwartung,<br />

dass die Lieferkettenprobleme anhalten<br />

und der Onlinehandel wieder zweistellig zulegt,<br />

haben sich viele Händler große Mengen<br />

auf Lager gelegt. Dann kamen jedoch der<br />

Krieg und die Inflation, angesichts eines Reallohnverlustes<br />

von durchschnittlich vier Prozent<br />

sparen die Menschen. Als einziger Ausweg<br />

findet – beispielsweise in der „Black Week“<br />

- eine wahre Rabattschlacht statt, um die<br />

Lager zu leeren, und das auf Kosten der Margen.<br />

„Auch wir bei OTTO haben doppelt so viel gekauft<br />

wie 2021, aber in manchen Bereichen<br />

kaufen die Leute fünf Mal so viel, und wir können<br />

den Bedarf gar nicht decken“, so Gutschi.<br />

Das gelte insbesondere für Öfen, Infrarotheizungen,<br />

Heizlüfter, Elektrodecken und Trachtenmode,<br />

aber auch klimafreundliche Geräte,<br />

die insbesondere nach Auszahlung des<br />

Klimabonus vermehrt bestellt wurden. Und:<br />

„Brennholz ist das neue Klopapier.“ (es wird<br />

E-COMMERCE IN ÖSTERREICH:<br />

3 VON 4 EURO GEHEN INS AUSLAND<br />

Cross-Border E-Commerce-Anteil in europäischen<br />

Ländern 2021<br />

[% der Kund*innen, die in den letzten 3 Monaten<br />

online gekauft haben]<br />

• …<br />

< 10%<br />

11-20%<br />

21-30%<br />

31-40%<br />

41-50%<br />

51-60%<br />

61-70%<br />

71-80%<br />

81-90%<br />

Quelle: EUROSTAT, Daten 2021 außer Italien, Großbritannien, Nord Mazedonien, Kosovo: 2020<br />

14<br />

Allgemein


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S30<br />

gehortet, Anm.) „Ohne künstliche Intelligenz<br />

wäre es unmöglich, den Kunden die Ware zur<br />

Verfügung zu stellen, das Kundenverhalten ist<br />

teilweise wirklich nicht vorhersehbar“, meint<br />

Gutschi. Und weiter: „Das Beste am Jahr <strong>2022</strong><br />

ist, dass es bald vorbei ist.“ Dann jedoch könne<br />

man durchaus wieder optimistisch Richtung<br />

2023 blicken: „Die Monate bis zum Ende des<br />

Winters werden noch anspruchsvoll, aber<br />

danach wird die Sonne wieder aufgeh’n.<br />

Ab Mitte 2023 werden dann sinkende Inflationsraten<br />

auf steigende Kaufkraft treffen und<br />

wir bekommen die Probleme in den Griff.“ Zudem<br />

rechnet er mit einer leichten Rezession<br />

– allerdings bei quasi Vollbeschäftigung.<br />

Sinkende Transportpreise aus Fernost und Rohstoffpreise<br />

auf Vor-Corona-Niveau werden ihr<br />

Übriges tun. Gutschi: „Wenn geopolitisch alles<br />

in Ordnung ist, wird 2023 ein richtig gutes Jahr<br />

für den Handel.“<br />

Angebot hofft auf Nachfrage<br />

Der Marktanteil der Post am Paketmarkt in<br />

Österreich beträgt im B2C Bereich rund 62<br />

Prozent. Durch den flächendeckenden Ausbau<br />

des Zustellnetzes gewinnt Amazon ständig<br />

Anteile hinzu. „Aktuell stagniert der Paketmengenanteil<br />

aus dem Ausland“, erklärt Peter<br />

Umundum, Vorstand Paket & Logistik Österreichische<br />

Post AG. 2021 wurden in Österreich<br />

laut Branchenradar.com stolze 139 Millionen<br />

Pakete an Privathaushalte zugestellt. Nach<br />

einem schwachen 1. Quartal <strong>2022</strong> wird wieder<br />

deutlich mehr bestellt – aber halt eben im<br />

Ausland. Umundum verspricht sich daher viel<br />

von der eCommerce-Landkarte: „Händler erhalten<br />

damit einen kompakten Überblick zu<br />

rot-weiß-roten Dienstleistern im Onlinehandel.“<br />

Die neue Online-Plattform präsentiert die 160<br />

führenden heimischen eCommerce-Dienstleister<br />

in den 11 Bereichen Shop-Systeme;<br />

Shop-Verzeichnisse; Marktplätze & Plattformen;<br />

Payment; Bonität, Identität & Loyalty; Fulfillment;<br />

Zustellung; Analytics; Kundenservice;<br />

Gütesiegel & Rechtssicherheit sowie Enterprise<br />

& B2B Partner. Das Ziel: die Österreich-Quote<br />

im eCommerce anheben. Zumindest kann<br />

nun niemand mehr behaupten, es gäbe keine<br />

Alternative – bleibt zu hoffen, dass es funktioniert.<br />

(AG)<br />

KONZERN: MEHR ALS 450 MIO PAKETE IN 2021<br />

in Mio Stück<br />

453<br />

417<br />

269<br />

298<br />

312<br />

206<br />

217<br />

TR 1<br />

57<br />

7<br />

50<br />

73<br />

16<br />

57<br />

77<br />

18<br />

59<br />

84<br />

19<br />

65<br />

186<br />

95<br />

22<br />

70<br />

204<br />

106<br />

24<br />

74<br />

219<br />

112<br />

27<br />

80<br />

230<br />

120<br />

29<br />

81<br />

139<br />

33<br />

97<br />

156<br />

34<br />

108<br />

150<br />

35<br />

127<br />

44<br />

166<br />

52<br />

184<br />

CEE<br />

AT<br />

2009<br />

2010<br />

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017<br />

2018<br />

2019<br />

2020<br />

2021<br />

1 inklusive Dokumente; Vollkonsolidierung der Gesellschaft ab 25. August 2020 (davor 25% Beteiligung)<br />

11


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SPECIAL<br />

Wie viel Energie kosten<br />

uns Kaufentscheidungen<br />

und wie künstliche<br />

Intelligenz helfen kann<br />

Im Jahr 2000 ließen Amerikanische Forscher<br />

zwei Gruppen von Probanden Marmelade<br />

verkosten [1]. Ihr Ziel: untersuchen,<br />

wie sich zu viel Auswahl auf den Verkauf<br />

auswirkt. Am Ende ihrer Studie war klar,<br />

dass viele Regeln im Verkauf und Vertrieb<br />

neu geschrieben werden müssen.<br />

BEITRAG: PHILIPP WISSGOTT<br />

PHILIPP WISSGOTT<br />

Kleidung, Essen, Reisen, Freizeit? Menschen<br />

treffen über 20.000 kleinere<br />

und größere Entscheidungen jeden<br />

Tag. Mit einer Entscheidung ist immer<br />

eine Auswahl von zumindest 2 Alternativen<br />

verbunden, oft gibt es aber auch hunderte<br />

Produkte - was es nicht gerade leichter macht<br />

eine Wahl zu treffen.<br />

Wer kennt nicht das Gefühl, von so einer Produktauswahl<br />

überwältigt zu sein? Übersehe<br />

ich etwas? Habe ich alle Optionen im Blick?<br />

Soll ich die Entscheidung später treffen? Das<br />

Verschieben von Kaufentscheidungen ist<br />

wahrscheinlich der größte dämpfende Faktor<br />

für den Konsum. Oder anders formuliert: Hilf<br />

dem Kunden das Zögern beim Kauf zu überwinden<br />

und du steigerst den Verkauf um einen<br />

riesigen Faktor.<br />

Wie laufen (Kauf-)Entscheidungen im Gehirn<br />

ab? Jede Auswahl kostet “Denkenergie”<br />

und Konzentration und zapfen den täglichen<br />

Vorrat davon an, den jeder Mensch zur Verfügung<br />

hat. Apple-Gründer Steve Jobs hatte<br />

eine elegante Lösung, um Energie zu sparen:<br />

Indem er jeden Tag faktisch dieselbe Kleidung<br />

trug, argumentierte er, könne er sich ganz auf<br />

die relevanten Entscheidungen des Tages<br />

konzentrieren.<br />

SABINE WALCH<br />

Für einen Händler stellt sich dabei die Frage:<br />

Wann kommen die Kunden zu mir in den<br />

(Online-)Shop? Wenn es mehrheitlich abends<br />

nach der Arbeit ist, werden Kunden ihre<br />

“Entscheidungsenergie” bereits ziemlich aufgebraucht<br />

haben. Dies sollte man jedenfalls


in der angebotenen Kaufberatung berücksichtigen.<br />

Wenn Entscheidung so viel Energie<br />

kostet, wie kommen Menschen dann überhaupt<br />

durch den Tag? Glücklicherweise sind die meisten<br />

Entscheidungen “Formsache”: Welchen<br />

Weg nehme ich, wenn ich meine Kinder in den<br />

Kindergarten bringe? Überall wo wir Erfahrung<br />

haben, fällt uns eine Wahl leicht.<br />

Als Experte können wir Vor- und Nachteile<br />

schnell analysieren - viele dieser Entscheidungen<br />

laufen dann gänzlich unterbewusst<br />

ab. Ins Zögern kommt man also nur, wenn<br />

man sich nicht so gut auskennt. Der Kunde<br />

ist in den meisten Bereichen seines Einkaufs<br />

kein Experte? Das ist glücklicherweise<br />

für den Handel nichts Neues. Ausgewählte Angebote<br />

und persönliche Beratung vor Ort - nah<br />

am Kunden dran sein, seine Bedürfnisse verstehen<br />

und Empfehlungen anbieten. Nur was,<br />

wenn der Kunde nicht ins Geschäft, sondern<br />

online einkaufen will? Im Online-Geschäft kommen<br />

einige Gründe zusammen, die eine gute<br />

(digitale) Beratung noch wichtiger machen:<br />

* Kunden haben weniger Zeit und wollen<br />

schneller einkaufen.<br />

* Das Sortiment ist meist größer, da man<br />

räumlich nicht durch die Geschäftsfläche<br />

begrenzt ist.<br />

* Kunden können den Online-Shop viel<br />

einfacher “verlassen” als ein echtes<br />

Geschäft.<br />

Aber ist eine gute Entscheidungshilfe<br />

beim Online-Kauf überhaupt möglich?<br />

Obwohl eine redaktionelle Vorauswahl<br />

von Produkten auch online denkbar<br />

ist, kann sie leider nicht auf die persönlichen<br />

Bedürfnisse von Kunden eingehen.<br />

Eine wirklich zielgerichtete Kaufberatung<br />

kann deshalb nur automatisiert, meist durch<br />

künstliche Intelligenz (KI), durchgeführt werden.<br />

Aber kann sich KI-unterstützte Entscheidungshilfe<br />

wirklich mit persönlicher Beratung<br />

messen? Während das direkte Gespräch zwischen<br />

MitarbeiterIn und Kunde auf emotionaler<br />

Ebene unübertroffen ist, hat die KI einige<br />

entscheidende Vorteile:<br />

Philipp Wissgott ist Chief<br />

Research Officer bei<br />

danube.ai. Er erforscht<br />

menschliche<br />

Entscheidungsprozesse<br />

und entwickelt<br />

neue Formen von<br />

Künstlicher Intelligenz<br />

(KI). Im Moment steht<br />

im Zentrum seiner<br />

Forschung Automatisierung<br />

und Personalisierung<br />

für den Web-<br />

Shop der Zukunft.<br />

TEAM: DANUBE.AI


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S34<br />

*_Die KI kann jederzeit das gesamte<br />

Sortiment überblicken.<br />

* Die KI kann sich individuelle Bedürfnisse<br />

und Vorlieben aller Kunden merken und<br />

jederzeit ins Spiel bringen.<br />

* Die KI kann Kunden- und Händlerinteressen<br />

zu jedem Zeitpunkt<br />

berücksichtigen und für jede<br />

Kaufentscheidung den optimalen,<br />

individuellen Vorschlag machen.<br />

* Die KI kann die optimale Auswahl<br />

Angeboten zu jeder Tageszeit und<br />

innerhalb eines Augenblicks berechnen.<br />

Obwohl KI somit viele Chancen im Online-<br />

Handel bietet, sind die Qualitätskriterien guter<br />

KI in den letzten Jahren dramatisch gestiegen.Kunden<br />

haben einfach nicht mehr die<br />

Geduld, schlechte Kaufberatung zu akzeptieren<br />

- insbesondere, wenn der nächste<br />

Shop nur einen Klick entfernt ist. Und ist das<br />

Vertrauen in Produktvorschläge oder Ähnlichem<br />

mal verloren, kann man es als Online-<br />

Händler nur schwer wieder zurückgewinnen.<br />

Welchen Effekt hat der Einsatz von KI auf<br />

den Händler? Beim größten Online-Händler<br />

Amazon generieren Produktempfehlungen<br />

allein 35% des gesamten Umsatzes [2]. Ein<br />

kluger Einsatz von KI kann schon mal zu einer<br />

Verdopplung der Klick-Conversion führen.<br />

Dafür notwendig ist neben einer guten KI<br />

aber auch ein tiefes Verständnis des Kunden,<br />

der den Online-Shop besucht.Sind<br />

wir bereit für eine KI, die unsere Bedürfnisse<br />

versteht und unsere Entscheidungen<br />

autonom unterstützt? Obwohl es in einigen<br />

Bereichen, oft auch berechtigte Kritik am<br />

Einsatz von KI gibt, ist die Entwicklung insbesondere<br />

im Online-Handel wohl nicht aufzuhalten.<br />

Zu viel einfacher und angenehmer ist<br />

das Einkaufen mit KI-Unterstützung. Laptop,<br />

Waschmaschine, Saugroboter. Kein Mensch<br />

kann Experte in allen Konsumbereichen werden<br />

und darüber hinaus noch allen Marktentwicklungen<br />

und Innovationen folgen.<br />

Künstliche Intelligenz, die mein Wunschprodukt<br />

findet und mich bei der Kaufentscheidung<br />

berät? Diese Technologie muss nicht<br />

immer von großen (amerikanischen) Unternehmen<br />

kommen. In Österreich entwickelt<br />

danube.ai KI, bei der individuelle Kundeninteressen<br />

im Vordergrund stehen. Das Ziel ist<br />

es, KI möglichst vielen Unternehmen in Österreich<br />

zugänglich zu machen und ihnen so<br />

einen Wettbewerbsvorteil zu ermöglichen.<br />

Und was passierte bei der eingangs erwähnter<br />

Verkostung von Marmeladen? Eine Gruppe<br />

verkostete 6, die andere 24 Produkte - den<br />

TeilnehmerInnen wurde danach angeboten,<br />

eine Marmelade zu kaufen. In der Gruppe mit<br />

6 Marmeladen entschieden sich 12% für den<br />

Kauf. Von den TeilnehmerInnen, die 24 Produkte<br />

verkosten durften, kauften am Ende nur<br />

1,8% eine Marmelade. (PW)<br />

danube.ai “Made in Austria" entwickelt<br />

innovative KI für Onlineshops. danube.<br />

ai ermöglicht es den Kunden instant<br />

zu verstehen und in kürzester Zeit zum<br />

Wunschprodukt zu führen - und das völlig<br />

DSGVO-konform. Referenzen:<br />

• https://bit.ly/3F6zNJD<br />

• https://bit.ly/3iGUxQH


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LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S36<br />

INTRALOGISTIK<br />

KNAPP ist Technologie-<br />

Partner für effiziente<br />

E-Commerce-Logistik<br />

Online-Handel liegt im Trend, und das<br />

auch abseits der bekannten E-Commerce-<br />

Giganten. Erst kürzlich eröffnete eMAG.ro,<br />

der größte Online-Retailer in Rumänien, ein<br />

neues, vollautomatisches Auslieferungslager<br />

in Bukarest. Mit eMAG in Rumänien und<br />

weiteren Kunden wie MALL.CZ, HP TRONIC<br />

und Alza.cz in Tschechien, hat sich KNAPP<br />

als Technologie-Partner für E-Commerce-Logistik<br />

auch in Mittel- und Südosteuropa stark<br />

positioniert. BEITRAG: PI REDAKTION<br />

Die Erfolgsstory begann bereits 2015<br />

als sich auf der CeMAT in Hannover<br />

Gespräche mit dem tschechischen<br />

Online-Pionier MALL.CZ ergaben.<br />

Innerhalb von sechs Monaten erarbeitete das<br />

KNAPP-Team eine Lösung, die MALL.CZ durch<br />

die hohe Flexibilität und Skalierbarkeit überzeugte.<br />

Die Lösung wurde bereits so ausgelegt,<br />

dass sie im Lauf der Jahre mit steigenden<br />

Leistungsanforderungen mitwachsen konnte.<br />

Gut vorausgedacht, denn aktuell beliefert die<br />

MALL Group 18 osteuropäische Länder mit insgesamt<br />

130 Millionen Personen und plant weiteres<br />

Wachstum.<br />

E-Commerce-Herausforderung<br />

Hundefutter & Elektronik-Artikel<br />

„Um das breite Warenspektrum effizient zu<br />

bearbeiten, mussten wir sicherstellen, dass<br />

schwere Artikel wie große Säcke mit Hundefutter<br />

genauso automatisch transportiert und<br />

sortiert werden können wie kleine Elektronik-<br />

Artikel“, erzählt Lenka Neuhold, Director Mobile<br />

Subsidiary bei KNAPP, von den Herausforderungen.<br />

Ihr war wichtig, für MALL.CZ maximale<br />

Kosteneffizienz bei maximaler Flexibilität und<br />

Leistung zu erzielen und auch das Bottleneck bei<br />

der Konsolidierung und Verpackung zu lösen.<br />

<strong>LE</strong>NKA NEUHOLD, DIRECTOR MOBI<strong>LE</strong><br />

SUBSIDIARY, KNAPP AG (© KNAPP/<br />

KANIZAJ)<br />

„KNAPP hat erkannt, dass es im E-Commerce-Geschäft<br />

starke Peaks gibt, in denen<br />

hohe Leistungen gefragt sind – und die Lösung<br />

spiegelt dies wider. Andere Anbieter haben<br />

uns Lösungen mit linearem Durchsatz angeboten,<br />

das entspricht aber nicht der Realität. Das<br />

hat uns gezeigt, dass KNAPP unser Geschäft<br />

und unsere Anforderungen versteht – auch<br />

ROI und die Kosteneinsparungen waren besser<br />

als bei anderen Lösungen“, sagt Oldřich


EMAG.RO ERÖFFNETE AM 7. NOVEMBER <strong>2022</strong><br />

SEIN NEUES, VOLLAUTOMATISIERTES LAGER MIT<br />

KNAPP-TECHNOLOGIE IN RUMÄNIEN (© EMAG)<br />

Petránek, inLogistics, Consultant, über die Zusammenarbeit.<br />

Nur 10 Monate nach Vertragsunterzeichnung<br />

ging die erste Ausbaustufe in<br />

der Nähe von Prag live. Die Lösung aus OSR<br />

Shuttle-System und Taschensorter-Technologie<br />

hat sich hervorragend bewährt, war<br />

es doch der erste Einsatz des Taschensorters<br />

EcoPocket außerhalb der Fashion-Logistik. In<br />

den folgenden Jahren wurde das Lager laufend<br />

erweitert: Im Herbst 2018 ging die letzte<br />

Ausbaustufe mit einer Auslieferleistung von<br />

150.000 Stück pro Tag in Betrieb.<br />

eMAG eröffnet vollautomatisches<br />

E-Commerce-Lager in der Nähe von Bukarest<br />

Auch in Rumänien ist KNAPP als Technologie-Partner<br />

etabliert. Eine logische Entwicklung,<br />

denn laut European E-Commerce-Report verfügt<br />

Rumänien über eine der größten E-Commerce-Branchen<br />

in Südosteuropa. Flaggschiff<br />

ist der Online-Händler eMAG. Das Unternehmen<br />

eröffnete Anfang November <strong>2022</strong> feierlich<br />

sein neues, vollautomatisches Distributionszentrum<br />

in Joita, in der Region Giurgiu.<br />

Technologie-Partner KNAPP lieferte dafür 18<br />

Gassen OSR Shuttle Evo, die 29 Pick-it-Easy-<br />

Stationen und den Pick-Roboter Pick-it-Easy<br />

Robot mit Waren versorgen. Für die Sortierung<br />

der Versandkartons ist ein Hochleistungssorter<br />

im Einsatz. Dieser sorgt dafür, dass 15.000<br />

Kartons pro Stunde ausgeliefert werden<br />

können. Damit der Lagerbetrieb immer reibungslos<br />

verläuft, ist ein Team von KNAPP-Service-Techniker:innen<br />

direkt vor Ort im Einsatz.<br />

Diese sogenannten Resident Engineers sorgen<br />

auch dafür, dass die Anlage laufend optimiert<br />

wird. Auch eMAG hat bereits Erweiterungspläne<br />

und Platz für weitere 18 Shuttle-Gassen vorgesehen.<br />

Modernste Automatisierungstechnik<br />

trifft intelligente<br />

Software: Technologien<br />

wie das Shuttle-System OSR


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S38<br />

DIE OSR SHUTT-<br />

<strong>LE</strong>-TASCHENSOR-<br />

TER-LÖSUNG VON<br />

KNAPP ÜBERZEUGTE<br />

MALL.CZ DURCH<br />

HOHE F<strong>LE</strong>XIBILITÄT<br />

UND SKALIERBAR-<br />

KEIT (© KNAPP/<br />

NIEDERWIESER)<br />

Vom ersten Konzept bis zur langjährigen<br />

Zusammenarbeit<br />

Technologie-Partnerschaften für E-Commerce-<br />

und Retail-Logistik bestehen in Südosteuropa<br />

bereits seit vielen Jahren. Für Alza.cz<br />

lieferte KNAPP eine Fördertechnik-Lösung für<br />

ein zentrales Lager in Prag. Mit dem Elektronik-Händler<br />

HP TRONIC arbeitet KNAPP bereits<br />

seit 2016 zusammen. Hier ist eine klassische<br />

Omnichannel-Lösung mit OSR Shuttle und<br />

Ware-zur-Person-Arbeitsplätzen im Einsatz.<br />

Ausgeliefert wird sowohl an eigene Shops als<br />

auch direkt an Online-Kunden.<br />

Automatisierung für E-Commerce<br />

muss nicht aufwändig sein<br />

Der Zeitpunkt und der Einstieg in die Automatisierung<br />

der E-Commerce-Logistik sollten<br />

vorausschauend und schrittweise geplant<br />

werden und sind abhängig von individuellen<br />

Umschlagszahlen und Wachstumsprognosen.<br />

Eine, die seit Jahren Unternehmen bei Einstieg<br />

und Weiterentwicklung ihrer E-Commerce-Logistik<br />

betreut, ist Lenka Neuhold, Director Mobile<br />

Subsidiary, KNAPP AG: „Wir erarbeiten<br />

mit unseren Kunden Szenarien und Ausbauschritte.<br />

Die Lösung muss zu jeder Zeit maximal<br />

wirtschaftlich sein. Häufige Kriterien zu automatisieren<br />

sind wachsende Auftragsvolumina<br />

und Artikelanzahl, aber auch Qualität und<br />

Ausliefergeschwindigkeit. Die Bestellungen<br />

müssen immer schneller und in sehr guter Qualität<br />

zusammengestellt werden, denn kein Online-Kunde<br />

soll durch einen Fehler oder lange<br />

Wartezeit enttäuscht sein“, erklärt sie. Lieferung<br />

am nächsten Tag ist ein Service, das viele<br />

E-Commerce-Kunden bieten oder anstreben.<br />

KNAPP-Technologien helfen, dieses Ziel zu erreichen.<br />

„Zum Beispiel unser Lagersystem OSR<br />

Shuttle Evo, aus dem alle Waren jederzeit<br />

abrufbar sind, One-Touch-Kommissionierung<br />

oder die Vorsortierung von Versandtouren,<br />

zum Beispiel mit dem Taschensorter. Eine<br />

Schlüsselkomponente ist hierbei auch eine<br />

umfassende, intelligente Software-Lösung, wie<br />

wir sie mit unserer KiSoft-Software bieten“, so<br />

Lenka Neuhold abschließend. (RED)


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LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S40<br />

INTRALOGISTIK<br />

Pick-Buddies –<br />

die neue Welt der<br />

kollaborativen und<br />

mobilen Lager-Roboter<br />

Pick-Buddies oder Collaborative Mobile<br />

Robots sorgen als autonome Roboter für<br />

eine smarte Automatisierung bei der Person-zur-Ware<br />

Kommissionierung. Sie sind<br />

einfach zu bedienen, einfach einzuführen,<br />

benötigen in der Regel nur geringe Investitionen<br />

und schließen die Automatisierungslücke<br />

zwischen einer manuellen Kommissionierung<br />

und vollständig automatisierten<br />

Ware-zur-Person-Lösungen auf ihre sehr<br />

smarte Weise. BEITRAG: WOLFGANG KEPLINGER<br />

1. Smarte Lager-Autonomisierung: Smarte<br />

Roboter sorgen für einen Produktivitäts- und<br />

Agilitäts-Booster im Lager<br />

Die Roboterisierung ist eines der wichtigsten<br />

Top-Logistik-Themen der letzten Jahre. Durch<br />

ihre vielfach smarten Eigenschaften haben<br />

die Roboter sehen gelernt, was ihnen nicht<br />

nur beim Fahren selbst sondern auch beim<br />

Aufnehmen bzw. Absetzen der von ihnen<br />

transportierten Materialien sehr hilft. Durch<br />

ihre Sensoren können sie nun eng und ohne<br />

jegliche Gefährdung mit Menschen zusammenarbeiten.<br />

Durch ihre künstliche Intelligenz<br />

lernen sie, jeden Tag etwas besser, zuverlässiger<br />

und sicherer zu werden.<br />

WOLFGANG KEPLINGER<br />

Automatisierte Läger waren jahrzehntelang<br />

durch eine mechanisch basierte Automatisierung<br />

geprägt. Regalbediengeräte lagern<br />

produktiv ein und bedienen die Lagermitarbeiter<br />

zuverlässig mit Material (Ware-zur-Person),<br />

wenn … … ja wenn die Bedarfe recht<br />

konstant anfallen, das Sortiment nicht riesengroß<br />

ist, kurzfristige Veränderungen nicht<br />

stattfinden und Anforderungen wie hohe Lagerdichte<br />

oder geringer Energieverbrauch<br />

eine eher untergeordnete Rolle spielen. Auch<br />

wenn die Einführung der shuttle-basierten Lagertechnologie<br />

einige dieser negativen Aspekte<br />

verringert hat – die Lagerlast wird ja auf<br />

viele kleine Einheiten verteilt und man ist nicht<br />

mehr so sehr von der Verfügbarkeit einiger<br />

weniger Regalbediengeräte abhängig – eine<br />

gewisse Starrheit und geringe Anpassbarkeit<br />

sowohl was Bauraum, Lagerplätze oder Ein-/<br />

Auslagerleistung betrifft, ist auch bei den<br />

shuttle-Systemen erhalten geblieben. Da bedurfte<br />

es der Einführung gänzlich neuer, autonomer<br />

Lagersysteme, um diese Nachteile


wettzumachen. Cube-Systeme stellen die Behälter<br />

direkt aufeinander und zeichnen sich<br />

durch ihre hohe Lagerdichte aus (teilweise bis<br />

zu vierfach so hoch wie manuelle Standardsysteme).<br />

Das inzwischen seit einem Vierteljahrhundert<br />

am Markt verfügbare Autostore nutzt<br />

smarte Roboter zum Ein- und Auslagern der<br />

Behälter von oben, während das neue Powercube-System<br />

von Jungheinrich die Behälter<br />

von unten einschiebt bzw. wieder herausholt.<br />

Systeme wie die Sky-Bots von Exotec zeichnen<br />

sich dadurch aus, dass die Roboter<br />

nicht nur am Hallenboden verfahren können,<br />

sondern auch selbst am Regal die dritte<br />

Dimension (Höhe) bewältigen können – ohne<br />

zusätzliche Regalbediengeräte.<br />

Wieder andere Systeme wie Servus fahren auf<br />

Schienen und können so auch die gelagerten<br />

Materialien nicht nur am Lager selbst bereitstellen,<br />

sondern bis an die Produktionslinie bringen<br />

und dort direkt den Produktionsmitarbeitern<br />

andienen. Alle diese Roboter-basierten<br />

Lagersysteme sind sehr viel flexibler geworden,<br />

nicht nur was den Lageraufbau und die<br />

Nutzung des verfügbaren Raumes angeht, sie<br />

sind auch autonom bezüglich der Steuerung<br />

und flexibel bezüglich Einsatz und Lagerleistung<br />

geworden. Und auch nachhaltig, denn<br />

durch ihre smarte Energierückgewinnung sind<br />

sie auch deutlich energieärmer und sparsamer.<br />

Dies alles führt dazu, dass moderne Lagertechnologien<br />

heute wirklich autonom geworden<br />

sind. Sie passen in fast jeden Raum,<br />

brauchen nicht immer eine gänzlich neue, dedizierte<br />

Lagerhalle, sie sind in kurzer Zeit aufgebaut<br />

und können bei Bedarf flexibel sowohl in<br />

Richtung zusätzlicher Lagerplätze aber auch<br />

zusätzlicher Roboter-Leistung angepasst werden<br />

– und das in beide Richtungen, d.h. es ist<br />

egal ob das Lager vergrößert oder verkleinert<br />

wird. Dabei liegen die Kosten nicht trotz, sondern<br />

vor allem wegen der guten Skalierbarkeit<br />

der autonomen Lagertechnologien nicht nur<br />

maximal im Bereich der mechanisch automatisierten<br />

Technologien, sondern in vielen Fällen<br />

sogar (merkbar) darunter.<br />

2. Seite an Seite: Pick-Buddies – die wirklich<br />

kollaborativen Roboter-Kollegen<br />

Wenn Sie also im E-Commerce oder im Distributionsbereich<br />

tätig sind, wenn sie heute<br />

Ihr Lager vor allem manuell betreiben, wenn<br />

Sie tendenziell ein eher großes Sortiment mit<br />

nicht allzu hoher Spitzenleistung bedienen,<br />

dann sollten Sie über eine smarte Automatisierung<br />

ihres Lagers nachdenken. Dazu<br />

müssen Sie nicht gleich eine nicht zu unterschätzenden<br />

Investition in ein smartes und<br />

autonomes Ware-zur-Person System im Fokus<br />

haben. Denn es gibt nun mit den Pick-Buddies<br />

oder den Collaborative Mobile Robots<br />

wie sie offiziell richtig bezeichnet werden eine<br />

smarte und autonome Automatisierung im<br />

Mann-zur-Ware-Bereich. Die Collaborative<br />

Mobile Robots schließen somit die Automatisierungslücke<br />

zwischen vollständig manuell


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S42<br />

operierten Lägern (Mann-zur-Ware) und einer<br />

vollständigen Automatisierung auf Basis<br />

eines Ware-zum Mann-Systems. Die bekanntesten<br />

Anbieter von Pick-Buddies sind Locus,<br />

6 River Systems, Fetch Robotics und Geek+.<br />

Die Pick-Buddies unterstützen dabei die Kommissionierer,<br />

in dem Sie ihnen die vielen langen<br />

Wege zwischen dem Kommissionierbereich<br />

und dem Konsolidierungs- bzw. Versandbereich<br />

abnehmen. Pick-Buddies helfen den<br />

Kommissioniern auch, indem Sie die Bilder von<br />

den zu pickenden Waren anzeigen, den Kommissionierer<br />

zum entsprechenden Lagerfach<br />

hinführen oder dort bereits auf den Kommissionierer<br />

warten. Durch einen Scanner ermöglichen<br />

die Pick-Buddies die Bestätigung des<br />

erfolgreichen Pickens und mittels eines Put-by-<br />

Light-Systems zeigen Sie dem Kommissionierer<br />

auch an, in welchen von den mitgeführten Behältern/Kartons<br />

er die Ware ablegen soll, um<br />

sie der richtigen Auftragsposition zuzuführen.<br />

Dabei sind die Pick-Buddies praktisch bei allen<br />

Anbietern so konzipiert, dass sie einfach und<br />

intuitiv zu bedienen sind. Für die meisten<br />

Pick-Buddies genügt deshalb ein Training im<br />

Bereich von wenigen Minuten. Wie sie bereits<br />

erkannt haben, ist die enge Mensch-Maschine-Kooperation<br />

für die Pick-Buddies ein<br />

Grundprinzip. Über die Sicherheit dieser Zusammenarbeit<br />

brauchen Sie sich keine Gedanken<br />

machen, sie ist in vielen realisierten<br />

Anwendungen nachgewiesen.<br />

Wirtschaftlich wird ein eine Unterstützung mit<br />

Pick-Buddies vor allem, wenn sie mindestens<br />

10 Kommissionierer im Einsatz haben, ihr manuelles<br />

Lager über 3.000 m2 groß ist und Ihr<br />

tägliches Volumen von Kunden-Auftragspositionen<br />

über 2.000 Positionen liegt. Denn<br />

daraus ziehen die Pick-Buddies den zweiten<br />

großen Optimierungshebel neben der Eliminierung<br />

der Wegezeiten für die Kommissionierer:<br />

Sie arbeiten mit dynamisch veränderbaren<br />

Pick-Zonen und sorgen dafür, dass ein<br />

Kommissionierer innerhalb von einer Pick-Zone<br />

möglichst wenige und möglichst kurze Wege<br />

hat. D.h. sie durchforsten ständig den gesamten<br />

Auftragspool auf lokal nahe beisammen<br />

liegende Materialien, um Ihr Optimierungspotential<br />

hoch zu halten. Zumeist wird diese Optimierung<br />

durch künstlich intelligente Optimierungstools<br />

unterstützt.<br />

Damit die Pick-Buddies den Kommissionierern<br />

wirklich helfen können, und die Kommissionierer<br />

nicht ständig auf die Pick-Buddies<br />

warten müssen, arbeiten die meisten Systeme<br />

mit mehreren Robotern pro Kommissionierer.<br />

Dabei reicht der Range von 2 Robotern pro<br />

Kommissionierer bei tendenziell kleinen Lägern<br />

und kleinem Sortiment bis zu 5 Robotern pro<br />

Kommissionierer bei großen Lagerbereichen<br />

und einem großen und deshalb teilweise eher<br />

langsamdrehenden Sortiment. Die Zahl der<br />

notwendigen Roboter ist insofern wichtig, als<br />

sie der wichtigste Kostentreiber bei der Installation<br />

eines Pick-Buddy Systems ist. Die Anbieter<br />

von Pick-Buddies weisen in einer Vielzahl<br />

von Veröffentlichungen deutliche Produktivitätssteigerungen<br />

vor. Vielfach wird von einer<br />

Verdoppelung der Anzahl der kommissionierten<br />

Kundenaufträge durch CMR-Einführung<br />

gesprochen. Ob das für sie wirtschaftlich<br />

ist, werden wir im nächsten Kapitel gleich<br />

besprechen.<br />

3. Robotic-as-a-Service: Eine Technologie fast<br />

ohne kommerzielles Risiko?<br />

Wenn Sie also ein manuelles Lager betreiben,<br />

die beschriebenen Randbedingungen von<br />

Größe, Mitarbeiteranzahl und Auftragspositionen<br />

erfüllen, und über eine smarte Automatisierung<br />

nachdenken, dann sollten sie zunächst<br />

einmal die Gespräche mit einigen (wenigen)<br />

CMR-Anbietern suchen, um selbst besser mit<br />

der Technologie vertraut zu werden. Und um<br />

durch 2 – 3 Angebote die möglicherweise auf<br />

sie zukommenden Investitionen bzw. kontinuierlich<br />

anfallenden Service-Kosten besser<br />

abschätzen zu können. Bezüglich Sicherheit,<br />

Integration der Roboter in Ihre Lagerabläufe<br />

und die Akzeptanz der Roboter durch ihre<br />

Mitarbeiter sollten sie möglichst rasch einen<br />

Vor-Ort-Piloteinsatz durch einen der Anbieter<br />

organisieren. Denn es gibt kaum eine Automatisierungstechnologie,<br />

die man so rasch<br />

und einfach vor Ort testen kann wie die der<br />

Pick-Buddies.<br />

In der Regel brauchen Sie keine physischen Umbauten<br />

ihres Lagers, sie brauchen nur eine einfache<br />

Integration mit Ihrem WMS und deshalb<br />

auch keine Umprogrammierungen. Das physische<br />

Equipment selbst, d.h. die Roboter sind<br />

klein und einfach zu transportieren und in den<br />

meisten Fällen steht einem ein-/zweiwöchigen<br />

Test mit 1 – 2 Robotern ganz wenig entgegen.


Damit sehen Sie gleich in ihrer tatsächlichen<br />

Lagerwelt, ob und wie die Roboter funktionieren,<br />

ob und wie sie sich in ihre Prozesse einbinden<br />

lassen, ob und wie die Mitarbeiter die<br />

„neuen Kollegen“ akzeptieren oder nicht. Und<br />

sie werden sehen, dass sie selbst in der kürze<br />

der Zeit ganz viel über die neue Technologie<br />

lernen und Ängste vor dem Einsatz reduzieren<br />

werden. Bevor Sie dann aber über den Einsatz<br />

dieser Technologie final entscheiden, sollten<br />

Sie mit ihren 2 – 3 Anbietern auch die notwendigen<br />

Investitionen (CAPEX) bzw. die notwendigen<br />

dauerhaft anfallenden Kosten (OPEX)<br />

abgeklärt haben. Und zwar so, dass auch für<br />

Sie ein positiver Business Case daraus wird.<br />

Die meisten Anbieter von Pick-Buddies präferieren<br />

eine Bezahlung in Form eines Robots-as-a-Service<br />

Modells. Die einmaligen<br />

Projekteinführungskosten liegen in der Regel<br />

in einem niedrigen sechsstelligem Bereich<br />

(hängt vielfach von der Größe des Lagers<br />

ab) und somit sind die CAPEX für diese<br />

Form der Automatisierung gering. Das Robotics-as-a-Service-Modell<br />

(RaaS) klingt<br />

am Anfang auch vielversprechend. Denn<br />

die Anbieter sind geübt, Ihnen eine kurze<br />

Amortisationszeit vorzurechnen. Allerdings<br />

lohnt es sich in den meisten Fällen - gerade<br />

bei einem RaaS-Modell - auf die wirklichen<br />

Kosten und ihre tatsächlich langfristig erzielten<br />

Kostenvorteile zu schauen. Bei einem meiner<br />

kürzlich durchgeführten Kundenprojekte hatten<br />

wir den Fall, dass die Pick-Buddy-Anbieter<br />

eine monatliche Fee pro Roboter in der<br />

Größenordnung von 1.200 – 1.500 € erzielen<br />

wollten. Das klingt nicht hoch, denn es kreiert<br />

jährliche Kosten zwischen 15.000 € und<br />

18.000 €. Der Nachteil bei einem RaaS-Modell<br />

liegt darin, dass die Anbieter diesen Betrag<br />

unendlich lange, d.h. über den gesamten<br />

Lebenszyklus des Roboters verlangen.<br />

Wenn sie also ein System haben, bei dem<br />

sie 3 Roboter pro Kommissionierer einsetzen,<br />

dann entstehen rasch jährliche Kosten in der<br />

Größenordnung von 45.000 € bis 50.000 €.<br />

Das zahlen in Deutschland mittlerweile viele<br />

Firmen auch für einen operativen Logistik-Mitarbeiter<br />

in Form von dessen Lohnkosten. Wenn<br />

sich also die mit den Pick-Buddies erzielte<br />

Kommissionierleistung verdoppelt (was viele<br />

CMR-Systeme auch erreichen), dann haben<br />

Sie vordergründig nichts gewonnen.<br />

Sie haben die jährlichen Mitarbeiterkosten<br />

gegen jährliche RaaS-Kosten für einen Roboter<br />

ausgetauscht. Jetzt werden Sie argumentieren:<br />

eigentlich kein schlechter Deal,<br />

denn die meisten Firmen haben mittlerweile<br />

Probleme, gute und zuverlässige Logistik-Mitarbeiter<br />

zu finden und für sich zu begeistern.<br />

Der Markt an zuverlässigen Mitarbeitern ist<br />

nämlich zur Zeit in den meisten Regionen sehr<br />

knapp. Der tatsächliche Vorteil des Pick-Buddies<br />

liegt aber bei dieser Rechnung darin, dass<br />

der Roboter-Kollege weniger rasch ermüdet.<br />

Er arbeitet nämlich für das gleich Geld nicht<br />

nur eine, sondern sogar drei Schichten. Kurzum:<br />

für meinen Klienten hat sich das RaaS-Modell<br />

mit der Einführung eines 3-Schicht-Betriebes<br />

gelohnt. Damit braucht man nämlich für<br />

die notwendige Anzahl von Kundenauftragspositionen<br />

insgesamt weniger Kommissionierer<br />

und mit einem Verhältnis von 2 – 5 Robotern pro<br />

Kommissionierer auch weniger Roboter für die<br />

die monatliche Service-Rate zu bezahlen ist.<br />

Und damit rechnet sich dann die Pick-Buddy-<br />

Einführung innerhalb von wenigen Jahren.<br />

Aber noch erfolgreicher kaufen Sie Ihren<br />

Pick-Buddy, wenn Sie mit Ihrem CMR-Lieferanten<br />

nicht eine Bezahlung auf dem Robotic-asa-Service<br />

Prinzip (RaaS) vereinbaren, sondern<br />

ein RaaT, eine Bezahlung der monatlichen<br />

Service-Rate nur für den Fall, wenn zuvor<br />

vereinbarte Leistungsziele erreicht wurden,<br />

also auf dem Prinzip Robotics-at-achieved-<br />

Targets. (RED)<br />

Info eMail: wolfgang.keplinger@eccell.online


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S44<br />

INTRALOGISTIK<br />

Cyber Days –<br />

Effizientes Omnichannel<br />

Fulfillment auch<br />

in Peak-Zeiten<br />

Die Dynamik des E-Com-Marktes und die<br />

Kleinteiligkeit der Sendungen ist nur mit leistungsfähigen<br />

Omnichannel Logistikkonzepten<br />

zu bewältigen.<br />

BEITRAG: PI REDAKTION<br />

Das finnische Einzelhandelsunternehmen<br />

Stockmann wickelt sämtliche Lieferungen<br />

an Filialen und E-Commerce-<br />

Kunden aus einem hochautomatisierten<br />

Logistikzentrum im Großraum Helsinki ab.<br />

Das Sortiment umfasst Hängeware, Liegeware<br />

und weitere Artikel, die alle in<br />

dem automatisierten, multifunktionalen<br />

Distributionszentrum gelagert werden.<br />

Alle Jahre wieder läutet der Black<br />

Friday inzwischen global die umsatzstarke<br />

Peak Saison im Handel<br />

ein. Die Zeiten, in denen diese Verkaufsaktion<br />

mit vielen Rabatten auf den Freitag<br />

nach Thanksgiving und ausgesuchte Produkte<br />

oder Produktgruppen beschränkt war,<br />

sind jedoch vorbei. Immer häufiger weiten die<br />

Anbieter ihre Verkaufsmaßnahmen und Rabattschlachten<br />

über eine ganze Black Week<br />

aus und gehen mit dem Cyber Monday und<br />

weiteren Angeboten nahtlos in die heiße Endphase<br />

des Weihnachtsgeschäfts über.<br />

Wie wird sich das Kaufverhalten in herausfordernden<br />

Zeiten entwickeln?<br />

In diesem Jahr setzen viele Einzelhändler auf<br />

einen größeren Lagerbestand. Sie haben früh<br />

bestellt, um im Gegensatz zum letzten Jahr<br />

genügend Vorräte zu haben. Vor allem in den<br />

USA und Asien rechnet die Branche zum Weihnachtsgeschäft<br />

traditionell mit einer erhöhten<br />

Nachfrage der Verbraucher. In Europa ist die<br />

Konsumlaune aufgrund der gestiegenen Ener-


gie- und Lebenskosten, der hohen Inflation sowie<br />

einer generellen Unsicherheit im Hinblick<br />

auf den Krieg in der Ukraine teilweise eingetrübt.<br />

Mit der Rabattschlacht anlässlich des<br />

Black Friday erwartet die Branche trotzdem<br />

eine erhöhte Nachfrage, die es möglichst<br />

schnell und effizient zu bewältigen gilt.<br />

Effiziente Intralogistik für Standard- und Peak-Zeiten<br />

In der Kommissionierung und im Versand konnten<br />

saisonale Spitzen bisher über Umorganisationen<br />

im Lager und der Einrichtung von<br />

Schnelldreher-Pickzonen inklusive Aufstockung<br />

des Personals realisiert werden. Insbesondere<br />

Letzteres wird zunehmend schwieriger. Aber<br />

auch die Ausweitung von Rabattaktionen auf<br />

weite Teile des bestehenden Sortiments oder<br />

saisonal zusätzlich eingekaufte Ware erhöht<br />

die Komplexität und Dynamik im Lager. Hinzu<br />

kommen Probleme im Nachschub durch Lieferschwierigkeiten<br />

oder Transportengpässe,<br />

Preissteigerungen sowie erhöhte Krankheitsausfälle<br />

im Lager.<br />

Erfolgreich agierende E-Commerce- und Omnichannel-Händler<br />

haben ihre Lagerlogistik<br />

entsprechend zukunftsfähig aufgestellt. Um<br />

höhere Durchsätze erzielen zu können, werden<br />

Lager-, Transport- und Kommissionierprozesse<br />

möglichst passgenau, flexibel und<br />

nachhaltig automatisiert. SSI Schäfer unterstützt<br />

Unternehmen auf der ganzen Welt als<br />

Intralogistikpartner mit jahrzehntelanger Erfahrung<br />

und einer enormen Produktbreite – vom<br />

Lagerlift SSI LOGIMAT® über FTS (Fahrerlose<br />

Transportsysteme) und Robotik-Anwendungen,<br />

der SSI Carrier Hängefördertechnik bis<br />

hin zum hochleistungsfähigen 3D-MATRIX Solution®<br />

Automatik-Lager und den modernen<br />

Software-Lösungen mit WAMAS® und SAP.<br />

E-Grocery – Omnichannel-Logistiklösung für<br />

Lebensmittelhändler Lotus’s in Thailand<br />

Ein Best Practice Beispiel aus dem weltweit<br />

wachsenden E-Commerce-Segment Lebensmittel<br />

ist der mit über 2.000 Filialen, 15 Mio.<br />

Kunden und einer Online-Plattform in Thailand<br />

agierende Hypermarkt Lotus‘s. Um auf die


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S46<br />

Elektrotechnik-Anbieter Fust investiert in Omnichannel-Lösung<br />

Um sich für das wachsende E-Commerce-Geschäft<br />

zu rüsten, hat die Schweizer Coop-Tochter<br />

Dipl.-Ing. Fust AG, größter Anbieter<br />

für Elektrohaushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik<br />

und Computer in der Schweiz, in die<br />

Modernisierung und den Ausbau des Logistikstandorts<br />

Oberbüren im Kanton St. Gallen investiert.<br />

Das Ziel war, die Lagerkapazitäten zu<br />

zentralisieren sowie das zuvor im Kern auf die<br />

Filialbelieferung ausgerichtete Logistikkonzept<br />

auf die geänderten Anforderungen sowohl im<br />

B2B als auch im B2C-Geschäft auszurichten.<br />

Zusammen mit SSI Schäfer hat das Unternehmen<br />

eine höchst effiziente und äußerst flexible<br />

Omnichannel-Lösung realisiert, die sich in der<br />

Corona-Pandemie mit dem rasanten Anstieg<br />

der Online-Bestellungen bereits mit hoher Prozess-<br />

und Ausfallsicherheit bewährt hat.<br />

wachsende Nachfrage und das Omnichannel-Konsumentenverhalten<br />

zu reagieren, hat<br />

der Lebensmittelhändler in seinem größten<br />

Stückgutverteilzentrum in WangNoi zusammen<br />

mit SSI Schäfer ein innovatives Materialflusskonzept<br />

mit Teilautomatisierung umgesetzt.<br />

Das Hauptziel des Projekts war es, eine kosteneffizientere<br />

Lösung für die Stückgutlagerung<br />

und Einzelstückkommissionierung auf der bestehenden<br />

Grundfläche zu entwickeln, um<br />

die Arbeitsproduktivität zu erhöhen und die<br />

Aufträge effizienter abzuwickeln. Die Lösung<br />

beinhaltete eine mehrgeschossige manuelle<br />

Pickanlage mit Kartondurchlaufregalen für<br />

die Lagerung von schnelldrehenden Artikeln<br />

und eine sämtliche Kommissionierzonen und<br />

Arbeitsplätze verbindende Karton- und Behälterfördertechnik.<br />

Neben der Umrüstung der<br />

Hardware des Lagers wurden die gesamten<br />

Prozesse innerhalb der bestehenden Oracle<br />

WMS-Umgebung über eine IT-Schnittstelle in<br />

WAMAS integriert, ohne ein Re-Engineering für<br />

ein komplett neues WMS durchzuführen. Das<br />

Ergebnis ist eine flexible Logistiklösung vom<br />

Auftragsstart über die Kommissionierung und<br />

Versand-Sortierung.<br />

In einer Bauzeit von nur zwei Jahren wurde<br />

die logistische Nutzfläche auf 50.000 m² verdoppelt.<br />

Parallel dazu sind die erforderlichen<br />

Lagerkapazitäten verdreifacht worden. Der<br />

skalierbare Lösungs-Mix besteht aus einem Behälterlager<br />

mit dem Einebenen-Shuttle-System<br />

SSI Cuby, einem Hochregallager, Lösungen für<br />

manuelle Bereiche sowie der Logistiksoftware<br />

WAMAS inklusive Warehouse Control System,<br />

um alle automatisierten Lagerressourcen sequenziert<br />

und synchronisiert zu steuern. Durch<br />

optimierte Prozesse konnte die Produktivität<br />

in der Kleinteilekommissionierung um beachtliche<br />

40 % gesteigert werden. Das SSI Cuby<br />

leistet hier einen wichtigen Beitrag durch die<br />

passgenaue und effiziente Bereitstellung der<br />

Kommissionierbehälter an die Arbeitsplätze.<br />

Während zuvor für die Filialbelieferung und das<br />

Online-Geschäft zusammengefasst etwa 1.800<br />

Versandpakete pro Tag produziert werden<br />

konnten, ist Fust heute in der Lage, für beide<br />

Absatzkanäle in Summe 4.000 Sendungen<br />

täglich auf den Weg zu bringen.<br />

Kaufhaus-Betreiber Stockmann wickelt Verkaufskampagnen<br />

online und offline dank<br />

hochverfügbarer Logistik erfolgreich ab<br />

Seit 2016 wickelt das finnische Einzelhandelsunternehmen<br />

Stockmann sämtliche Lieferungen<br />

an Filialen und E-Commerce-Kunden aus<br />

einem hochautomatisierten Logistikzentrum im


Großraum Helsinki ab. Das Sortiment umfasst<br />

Hängeware, Liegeware und weitere Artikel,<br />

die alle in dem automatisierten, multifunktionalen<br />

Distributionszentrum gelagert werden.<br />

Die von SSI Schäfer entwickelte Anlage ist für<br />

einen Durchsatz von 55.000 Auftragspositionen<br />

mit 180.000 Einzelteilen pro Tag ausgelegt.<br />

Während die gesamte Hängeware über<br />

die energieeffiziente Hängefördertechnik<br />

transportiert und sortiert wird, hat SSI Schäfer<br />

für das flexible Handling der Liegeware die<br />

3D-MATRIX Solution implementiert. Dabei handelt<br />

es sich um ein 8-stöckiges Shuttle-Lager<br />

mit 130.500 Lagerplätzen für die doppelttiefe<br />

Lagerung und 45 Lifte für die parallele Ein- und<br />

Auslagerung von Behältern. Die angeschlossene<br />

Kommissionierzone für Liegeware beherbergt<br />

9 Kommissionier-Arbeitsplätze. Die Kommissionierung<br />

der Hängeware ist auf 3 Ebenen<br />

angeordnet und bietet Platz für über 350.000<br />

Kleidungsstücke.<br />

Die gesamte Lösung wurde mit Blick auf mögliche<br />

Erweiterungen konzipiert. Das bedeutet,<br />

dass das Layout des Lagers in der Lage<br />

ist, bei Bedarf weitere Anlagenteile sowohl<br />

für Hängeware als auch für Liegeware in das<br />

System zu integrieren, um dem Wachstum des<br />

Unternehmens und möglichen zukünftigen<br />

Veränderungen Rechnung zu tragen. Des<br />

Weiteren setzt Stockmann auf den umfassenden<br />

Wartungs- und Instandhaltungsservice<br />

"Schäfer Maintenance Philosophie (SMP)" von<br />

SSI Schäfer, der sowohl bei saisonalen Verkaufsspitzen<br />

als auch bei der Abwicklung der<br />

täglichen Standardmengen unterstützt. Das<br />

Residence Maintenance (RM) Team von SSI<br />

Schäfer ist jeden Tag vor Ort, überwacht die<br />

Leistungsfähigkeit der Systeme und ist bereit,<br />

jede auftretende Herausforderung sofort zu<br />

lösen, um eine Unterbrechung der Anlage zu<br />

verhindern. In der Haupt- und Nebensaison<br />

sind 5 bis 6 RM-Mitarbeitende für Stockmann<br />

im Einsatz, in Spitzenzeiten wird das Team auf<br />

6 bis 8 Techniker:innen erweitert.<br />

Fazit: Eine intralogistische Gesamtlösung zur<br />

Bedienung sämtlicher Vertriebskanäle aus einem<br />

System bietet für Omnichannel-Anbieter<br />

viele Vorteile. So haben sie zu jeder Zeit Zugriff<br />

auf ihren gesamten Bestand und können jede<br />

Bestellung, unabhängig davon, ob sie aus der<br />

Filiale oder von einem E-Com-Kunden stammt,<br />

bedienen. Mit Hilfe leistungsfähiger und flexibler<br />

Automationslösungen lassen sich Lager-, Transport-<br />

und Kommissionierprozesse effizient abwickeln<br />

und auch veränderte Anforderungen<br />

und saisonale Spitzen zuverlässig bewältigen.<br />

Ein wichtiger Vorteil für die Mitarbeitenden<br />

sind zudem ergonomische Arbeitsplätze mit<br />

IT-gestützten und intuitiv gestalteten Prozessen<br />

und die automatische Unterstützung bei besonders<br />

belastenden Tätigkeiten. Um höchste<br />

Verfügbarkeit der Systeme zu gewährleisten,<br />

bietet SSI Schäfer ein breites Portfolio<br />

an Serviceleistungen unter Nutzung smarter<br />

Technologien, die individuell auf die Bedürfnisse<br />

des Kunden zugeschnittenen werden.<br />

Mit Blick auf die Zukunft wird die Effizienz in der<br />

Abwicklung von Online-Bestellungen immer<br />

wichtiger, um den gestiegenen Anforderungen<br />

des Onlinehandels zu begegnen, denn die höheren<br />

Energie- und Einkaufspreise drücken zusammen<br />

mit den Transportkosten zunehmend<br />

auf den Gewinn der Einzelhändler.(RED)


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S48<br />

INTRALOGISTIK<br />

Von Anfang an richtig:<br />

Ganzheitliche Fabriksplanung<br />

von innen<br />

nach außen<br />

Gestörte Lieferketten, explodierende Energiepreise<br />

und instabile Marksituationen<br />

machen den Produktions- und Logistikbereichen<br />

vieler Unternehmen branchenübergreifend<br />

derzeit schwer zu schaffen.<br />

BEITRAG: PI REDAKTION<br />

„Die ganzheitliche Fabrikplanung<br />

erfolgt nach dem<br />

Line-Back-Prinzip: Geplant<br />

wird rückwärts vom Bedarf<br />

des Bauortes und von den<br />

Bedarfen der Prozesse und<br />

Materialflüsse, bis an die<br />

Fabrikhülle und weiter in die<br />

Anlieferung und Entsorgung<br />

der Fabrik.“<br />

Um darauf zu reagieren, gilt es für<br />

Unternehmen, die eigenen Prozesse<br />

auszurichten, sich bestmöglich<br />

im Netzwerk zu positionieren und<br />

die Kostensituation zu verbessern. Daraus resultierend,<br />

kann es zur Überlegung bzgl. eines<br />

weiteren oder neuen Standortes bzw. Fabrik<br />

oder zur Umgestaltung eines bestehenden<br />

Werkes kommen. Zum Teil setzen Unternehmen<br />

diese komplexen und anspruchsvollen<br />

Planungsaufgaben häufig in Eigenregie um,<br />

ohne die jahrelange Expertise, die nötigen<br />

Ressourcen und das Wissen zu haben. Denn<br />

sowohl aus inhaltlicher als auch aus planerischer<br />

Sicht ergeben sich bei der Gestaltung<br />

einer neuen Fabrik große Herausforderungen.<br />

Diesen können Unternehmen mit professionaler<br />

Expertise und methodisch systematischem<br />

Vorgehen begegnen. Schon im privaten Bereich<br />

beim Bauen oder Erneuern, setzen viele<br />

auf das professionelle Know-how von Experten<br />

und Fachleuten. Vor allem, wenn Fachwissen<br />

und Erfahrung oder schlichtweg die Kapazität<br />

fehlt, ist man gut beraten, sich die Arbeits- und<br />

Planungsleistung extern zu holen. Denn die<br />

Planungsexperten wissen, was methodisch zu<br />

tun ist und arbeiten systematisch unter Anwendung<br />

von Tools besser als man es selbst neben<br />

dem eigenen operativen Agieren her könnte.<br />

Ein Projekt wird mit Experten, die auch branchenübergreifende<br />

Erfahrung mitbringen und<br />

wissen was State-of-the art ist, deutlich effizienter<br />

und so letztlich auch professioneller umgesetzt<br />

als durch die Arbeit im Eigenbetrieb.<br />

Was im Kleinen, nämlich beim Eigenheim gilt,<br />

trifft umso mehr auf das Große, nämlich eine<br />

Fabrik, zu: Gut beraten ist, wer für die Fabrikplanung,<br />

die im Idealfall von Innen nach Außen<br />

erfolgt, Experten hinzuzieht.


Fabrik um Prozessabfolge und Materialflüsse<br />

herum planen<br />

Um eine neue Fabrik zu planen oder eine bestehende<br />

umzugestalten, ist der Ansatz der<br />

ganzheitlichen Fabrikplanung von innen nach<br />

außen der beste Weg, der dauerhaft und<br />

nachhaltig zum Erfolg führt. Denn nicht nur die<br />

Gebäudestruktur an sich ist das Ziel, sondern<br />

es gilt, den Standort bestmöglich in den Produktionsverbund<br />

und das logistische Netzwerk<br />

zu integrieren, sowie die Prozesse und Materialflüsse<br />

innerhalb der Fabrik optimal abzubilden.<br />

Der Ansatz verfolgt hierbei deshalb das<br />

Line-Back-Prinzip, und zwar wird rückwärts geplant:<br />

vom Prozessschritt des Verbau- oder Bedarfsortes,<br />

über die vor- und nachgelagerten<br />

Prozessschritte und Materialflüsse, bis an die<br />

Fabrikhülle oder Standortgrenze und weiter<br />

in die Anlieferung (Inbound) und Ablieferung<br />

(Outbound)der Fabrik – also von innen nach<br />

außen.<br />

In einer ersten strategischen Projektphase<br />

müssen zunächst das zu fertigende Produktportfolio,<br />

Mengengerüst, Veränderungen der<br />

Kundenanforderungen, Marktanforderungen,<br />

die Beschaffungssituation und weitere Aspekte<br />

der Zukunft analysiert und die Einflüsse<br />

auf Fertigungstechnologien, Prozesse und<br />

Materialflüsse für die Produktion identifiziert<br />

werden. Zusätzlich werden bestimmte Parameter<br />

festgelegt, wie beispielsweise das Zieljahr<br />

der Fertigstellung, der SOP-Meilenstein,<br />

der Hochlauf, die Betriebsdauer der Fabrik<br />

bzw. Produktionsstätte, die zukünftige Einbettung<br />

in die Unternehmensstrategie sowie Rahmenbedingungen,<br />

Fixpunkte und Prämissen.<br />

Fabrik vom Produktions- und Logistikprozess<br />

über die Materialfluss-, Aufstellungs- und Industriebauplanung<br />

bis hin zur Erstellung von Lastenheften,<br />

Ausschreibungen und Vergaben.<br />

Sobald sämtliche Parameter bei der Planung<br />

definiert wurden, beginnt die bauliche Phase<br />

der Fabrikerstellung. Dieser Projektschritt umfasst<br />

auch die Planung, Integration und Steuerung<br />

der Lieferanten von Maschinen, Anlagen<br />

sowie die Vorbereitung des Serienlaufs. An<br />

die Inbetriebnahme der Fabrik kann sich eine<br />

Anpassung bzw. Optimierung der Produktions-<br />

und Logistikbereiche anschließen und<br />

es können gegebenenfalls weitere oder neue<br />

Produkte mit dem Augenmerk auf weitere<br />

Verbesserungen, Produktivitätssteigerungen,<br />

Kostensenkungen oder auch Digitalisierungsvorhaben<br />

implementiert werden.<br />

Einklang von Gebäuden, Prozessen, Liefernetzwerken<br />

und Digitalisierung<br />

Mit der Fabrikplanung von innen nach außen<br />

mit dem Line Back Ansatz ist es möglich, die<br />

Planung des Gebäudes, der Prozesse und<br />

„Wagen Unternehmen die Fabrikplanung<br />

allein und ohne Unterstützung,<br />

zeigt die Erfahrung<br />

von Experten, dass die neue Fabrik<br />

oftmals den erforderlichen<br />

Ansprüchen nicht genügt, Fehler<br />

begangen werden und auch die<br />

Budgetplanung falsch durchgeführt<br />

wurde.“<br />

Aus der Analyse heraus lassen sich Konzepte<br />

für die Produktions- und Logistikprozesse innerhalb<br />

der neuen Fabrik ableiten, die wiederum<br />

ein Bestandteil des Masterplans für Fertigung,<br />

Logistik und Gebäude sind. Wie sich beispielsweise<br />

Logistikkosten oder die Verfügbarkeit<br />

von Mitarbeitern auf den neuen oder zu beplanenden<br />

Standort auswirken, lässt sich vorab<br />

simulieren; die Ergebnisse und die daraus<br />

resultierenden Entscheidungen fließen in den<br />

Masterplan mit der Beschreibung der Konzepte<br />

ein. Auf dieser Grundlage erfolgt zum späteren<br />

Zeitpunkt die detaillierte Ausplanung der


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S50<br />

Materialflüsse, die Integration in Liefernetzwerke<br />

sowie die Digitalisierung miteinander<br />

in Einklang zu bringen. Dafür werden tiefergehende<br />

Analysen zu den Bereichen Produktion<br />

und Logistik, IT-Systeme und Gebäude<br />

durchgeführt. Dabei betrachten Experten<br />

die einzelnen Bereiche sowohl für sich als<br />

auch in Relation zu den anderen sowie hinsichtlich<br />

der Prozessabfolge im Unternehmen.<br />

Während der Phase der Produktentwicklung<br />

zum Beispiel setzt in den Bereichen Produktion<br />

und Logistik die Produktberatung an.<br />

Analyseschwerpunkte bilden hier die Produktbaubarkeit,<br />

das Produkthandling in der<br />

Produktion sowie die Fertigung. Die Ergebnisse<br />

der Phase Produktdesign sind die Prüfung des<br />

Einsatzes von zukunftsfähigen und innovativen<br />

Technologien und die Sichererstellung<br />

effizienter Baubarkeit. Überschneidungen<br />

gibt es zwischen Produktion und Logistik in der<br />

Phase Produktdesign bereits mit dem Bereich<br />

IT-System, aufgrund der Entwicklung einer<br />

Digitalisierungsstrategie. Die Digitalisierungsstrategie<br />

wiederum überschneidet sich auch<br />

mit der Konzeptberatung, die sich im Unternehmensprozess<br />

Produktions- und Logistikplanung<br />

an die Produktberatung anschließt.<br />

Vielfältige Herausforderungen an ganzheitliche<br />

Fabrikplanung<br />

Von der Produktions- und Logistikplanung über<br />

die Vorbereitung der Fertigung von Prototyp<br />

und Vorserie bis hin zur Serienproduktion ziehen<br />

sich die Analysen in den drei Bereichen<br />

Produktion und Logistik, IT-Systeme und Gebäude<br />

überschneidend hindurch. Einzelne<br />

Analysen sind mit anderen vernetzt und bedingen<br />

sich. Entsteht beispielsweise in der<br />

Phase Produktions- und Logistikplanung ein<br />

Automatisierungskonzept, so hat dies Auswirkungen<br />

auf den Bereich IT, weil es in das Digitalisierungskonzept<br />

einfließen muss; und auch<br />

auf den Bereich Gebäude, weil sich das neue<br />

Gebäude an den Bedürfnissen der Produktion<br />

und Logistik orientieren soll. Die Entwurfsplanung<br />

des Gebäudes bezieht daher die Maschinen-<br />

und Anlagenplanung mit ein. Für die<br />

Ausschreibung und Vergabe der Anlagen<br />

müssen deshalb vorab Lastenhefte mit entsprechenden<br />

Anforderungen an die Errichter<br />

erstellt werden, um das Automatisierungsund<br />

die Digitalisierungskonzept umsetzen zu<br />

können. Bevor die Maschinen aber tatsächlich<br />

in Betrieb genommen werden, erfolgt<br />

im Bereich Produktion und Logistik zunächst<br />

eine virtuelle Inbetriebnahme, um Verbesse-<br />

Der Prozess der gesamtheitlichen Fabrikplanung gestaltet sich komplex: Zu den einzelnen Phasen im Unternehmen – vom Produktdesign,<br />

über die Produktions- und Logistikplanung sowie die Fertigung der Vorserie bis hin zu Serienproduktion, finden in den Bereichen Produktion/<br />

Logistik, IT-Systeme, Gebäude und Ergebnisse tiefergehende Analysen statt, die sich überschneiden.


ungspotenziale noch vor dem Start der Serienproduktion<br />

erkennen und realisieren zu<br />

können. Der Bereich IT unterstützt die Inbetriebnahme<br />

der Anlagen – auch hinsichtlich<br />

ihres Digitalisierungskonzeptes –, was wiederum<br />

Einfluss auf die Realisierung und Inbetriebnahme<br />

des Gebäudes sowie die Installation<br />

der Anlagen hat. Zu den inhaltlichen Herausforderungen,<br />

die die ganzheitliche Fabrikplanung<br />

mit sich bringt, zählen unter anderem:<br />

• Optimierung der Logistik und Fertigung<br />

• Optimierung der Materialflüsse<br />

• Veränderung des Automatisierungsgrades<br />

• Steigerung der Produktivität<br />

• Entwicklung und Umsetzung einer<br />

Digitalisierungsstrategie<br />

• Entwicklung und Umsetzung einer<br />

unternehmensweiten CO2-Strategie<br />

• Einheitliches Vorgehen bei der Planung<br />

des Werks und der Gebäude<br />

• Senkung der Betriebskosten<br />

•.Suche nach einem geeigneten<br />

neuen Standort<br />

• Auswahl flexibler Standorte und Fabriken<br />

• Anpassungen des Gebäudes im<br />

laufenden Betrieb<br />

• Integration neuen Produkte<br />

• Auslaufen abgekündigter Produkte<br />

Je nach Unternehmen variieren diese Anforderungen<br />

und treffen in unterschiedlichem<br />

Ausmaß auf die jeweilige Situation zu. Hinzu<br />

kommt, dass die Projekte in den vergangenen<br />

Jahren immer komplexer geworden sind und<br />

sich der Kapazitätsbedarf und die Ressourcen<br />

aufgrund von der Dynamik im Markt, immer<br />

kürzeren Innovationszyklen, sich wandelnden<br />

Kundenerwartungen und eingeschränkter<br />

Materialverfügbarkeiten gewandelt haben.<br />

Selbst wenn ein Unternehmen vor etlichen Jahren<br />

bereits in Eigenregie erfolgreich eine Fabrik<br />

geplant und gebaut hat, ist das Wissen darüber<br />

längst überholt. Wagen Unternehmen die<br />

Fabrikplanung ohne Unterstützung, zeigt die<br />

Erfahrung der Experten, dass die neue Fabrik<br />

oftmals nicht alle Anforderungen ganzheitlich<br />

erfüllt. Nicht selten stellen Unternehmen nach<br />

Fertigstellung des Gebäudes fest, dass sie ihre<br />

Prozesse und Materialflüsse nun irgendwie in<br />

die neue Hülle integrieren und quasi „hineinpressen“<br />

müssen – dabei wäre der umgekehrte<br />

Weg von innen nach außen der bessere gewesen,<br />

bei dem man die Gebäudestruktur um<br />

Prozesse, Materialflüsse und Anlagen herum<br />

plant. Muss eine fehlgeleitete Fabrikplanung<br />

im Nachhinein korrigiert werden, sind hohe<br />

Aufwände und Kosten die Folge.<br />

Fazit: Um auf die Risiken und Unwägbarkeiten,<br />

die vor allem derzeit die Produktion und Logistik<br />

beschäftigen, bestmöglich und flexibel reagieren<br />

zu können, braucht es eine Fabrik, die<br />

sich an den inneren Prozessen orientiert. Es bedarf<br />

daher einer gesamtheitlichen Fabrikplanung,<br />

die auf dem Line-Back-Prinzip basiert.<br />

Um diese sicherzustellen, müssen Experten<br />

frühzeitig eingebunden werden. Sie unterstützen<br />

von der Phase der Produktentwicklung,<br />

über die Produktions- und Logistikplanung,<br />

die Vorbereitung der Fertigung bis hin zur<br />

Serienproduktion und stellen die Umsetzung<br />

der ganzheitlichen Fabrikplanung sicher.<br />

(RED)


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S52<br />

ECOMMERCE LOGISTIK<br />

IDIH Logistikreise <strong>2022</strong><br />

unterstützt durch die<br />

logistic-natives ein<br />

voller Erfolg<br />

Logistik ist systemrelevant - gerade in den<br />

aktuellen Zeiten, in denen die Lieferketten<br />

durch CO-VID-19 und durch den Ukraine-<br />

Krieg gestört oder gar ganz unterbrochen<br />

sind, wird dies nur all-zu deutlich.<br />

BEITRAG: FLORIAN SEIKEL<br />

Logistik ist systemrelevant - gerade in<br />

den aktuellen Zeiten, in denen die Lieferketten<br />

durch CO-VID-19 und durch<br />

den Ukraine-Krieg gestört oder gar ganz<br />

unterbrochen sind, wird dies nur allzu deutlich.<br />

Insbesondere die Logistik im eCommerce und<br />

OmniChannel-Handel gewinnt dabei immer<br />

stärker an Bedeutung. Auch wenn durch die<br />

abgekühlte Konjunktur seit Kriegsbeginn im 2.<br />

Quartal <strong>2022</strong> beim E-Commerce mit Waren<br />

ein Umsatzrückgang von 9,6 Prozent zum Vorjahreszeitraum<br />

zu verzeichnen ist, liegen die<br />

Gesamtumsätze der Branche noch immer<br />

acht Prozent über dem Vergleichswert 2020<br />

und ganze 25 % über dem Vergleichswert<br />

im Vorcorona-Jahr 2019. Diese Situation führt<br />

zwangsläufig dazu, dass Supply-Chains und<br />

auch logistische Abwicklungen in dieser Branche<br />

überdacht, angepasst oder komplett neu<br />

konzipiert werden müssen.<br />

Vor diesem Hintergrund startete IDIH in Zusammenarbeit<br />

mit den logistic-natives im September<br />

<strong>2022</strong> die dritte Logistikreise. Unter dem<br />

Motto Sehen – Lernen – Netzwerken besuchten<br />

20 Fachleute aus eCommerce- und Omni-<br />

Channel-Handel insgesamt neun Betriebe in<br />

drei Tagen. Ob B2B oder B2C, manuelles Fulfillment<br />

oder Automatisierung und Robotik - alles<br />

war dabei. Abgerundet wurde die Tour durch<br />

Fachvorträge im Bus während der Fahrten. Besonderer<br />

Be-standteil war darüber hinaus der<br />

abendliche Erfahrungsaustausch.<br />

Zunächst ging es nach Altenkunstadt zur Baur<br />

Hermes Fulifilment. Hier errichtet die Otto<br />

Gruppe gerade ein neues hochmodernes Logistikzentrum<br />

zur Ergänzung der bestehenden<br />

Kapazitäten. Derzeit wird hier in beeindrucken-


den Dimensionen der Versand für das eCommerce-Geschäft<br />

von „About You“ mit bis zu<br />

über 500 TSD Textilien pro Tag abgewickelt.<br />

Das starke Wachstum erfordert die Investition<br />

in modernste Kommissioniertechnik. Die Führung<br />

durch das bestehende Logistikzentrum<br />

übernahm CEO Kamil Christoph Kasprowicz<br />

und erläuterte die Steuerung dieses ungemein<br />

komplexen Standorts und die Herausforderungen<br />

eines Neubau-projektes.<br />

Zweiter Halt war die Sulky GmbH in Münchberg,<br />

dem Lager- und Versandlogistik-Dienstleister<br />

der Goldner Gruppe. Geschäftsführer<br />

Frank Brünnler gab bei einem Mittagsimbiss<br />

einen Über-blick über das Mutter-Unternehmen<br />

Goldner GmbH und deren dynamische<br />

Entwicklung der letzten Jahre. Danach ging<br />

es in die Logistik. Hier produziert Sulky jährlich<br />

mehrere Millionen Sendungen aushängender<br />

und liegender Ware. Neben den Artikeln<br />

für Goldner werden auch Produkte für dritte<br />

Mandanten in höchster Qualität kommissioniert,<br />

verpackt und versandt. Zum Abschluss<br />

des ersten Tages führte der Weg zur dennree<br />

GmbH nach Töpen. Die Logistik des führenden<br />

Bio-Fachhandelshauses im deutschsprachigen<br />

Raum ist nach dem Motto „heute bestellt<br />

– morgen geliefert“ ausgerichtet. Auf über<br />

90.000 qm werden die rund 13.500 Produkte<br />

in verschiedenen Temperaturzonen kommissioniert<br />

und mittels eigenem Fuhrpark von rund<br />

260 LKW täglich über die Regionalläger an<br />

die Kunden geliefert. Der Bereichsleiter Intralogistik<br />

Dieter Wirth und Projektleiter Jens Limmer<br />

übernahmen die Führung durch die B2B-<br />

Lebensmittellogistik nebst der Anlage zur<br />

Reifung von Bananen höchstpersönlich.<br />

Der Morgen des zweiten Tages begann gleich<br />

mit einem Highlight. Es ging zum BMW-Werk<br />

Leipzig. Die IDIH-Reisegruppe konnte bei einer<br />

der ersten Werksbesichtigungen nach der<br />

Coronapause einen Blick „über den Zaun“<br />

werfen. Das zentralisierte Fabriklayout – eigens<br />

für maximales Involvement der Mitarbeiter<br />

von Stararchitektin Zara Hadid entwickelt –<br />

zeigt, dass „Architektur die Zusammenarbeit


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S54<br />

Kirchner demonstrierte wie auf dem hochmodernen<br />

Crossbelt-Sorter von BEUMER bis zu<br />

200 TSD Sendungen pro Tag sortiert und umgeschlagen<br />

werden. Weiter ging die wilde<br />

Hatz in den letzten Tag der Reise mit einem<br />

frühen Start in Leipzig, um rechtzeitig in<br />

Berlin-Siemensstadt bei Mister Spex einzutreffen.<br />

In 2007 als Startup gegründet,<br />

ist Mister Spex heute der führende Omni-<br />

Channel-Optiker in Europa.<br />

von Menschen und die Produktivität einer gesamten<br />

Fabrik fördern“ kann. Der hohe Automationsgrad<br />

und weitverbreitete Einsatz von<br />

Robotern hat beeindruckt. Robotik stand<br />

auch im Mittelpunkt der nächsten Station bei<br />

MakroSolutions in Leipzig. Das Unternehmen<br />

bietet individuelle Intra-Logistiklösungen. Geschäftsführer<br />

Gideon Martz und sein Team<br />

lieferten tiefe Einblicke in die Forschung und<br />

Entwicklungsarbeit des Unternehmens. Besonders<br />

anschaulich war der Testaufbau für Einsatz<br />

fahrerloser Transportsysteme.<br />

Future Electronics Deutschland GmbH ist weltweit<br />

führender Großhändler von elektronischen<br />

Bauteilen und war der nächste Halt. Das<br />

Leipziger Logistikzentrum ist zentraler Standort<br />

für den Versand empfindlicher und kostbarer<br />

Produkte an B2B-Kunden in Europa, Afrika<br />

und im mittleren Osten. Das Team von Operations-Direktor<br />

Sebastian Klenner führte durch<br />

die hoch automatisierte Logistik mit Hochregallager<br />

und Kommissionierung, die nach<br />

dem Ware-zum-Mann-Prinzip und auf eine<br />

Null-Fehler-Toleranz ausgelegt ist. Spezielle<br />

Installationen und Bekleidung der Mitarbeiter<br />

sorgen dafür, dass beim Handling mit den<br />

bis zu 6.000 Sendungen pro Tag kein Schaden<br />

durch statische Aufladung entsteht.<br />

Zum Tagesabschluss und vor dem wohlverdienten<br />

Bier ging es anschließend in das<br />

Leipziger Logistikzentrum von Hermes Germany.<br />

Area-Manager Sebastian Schulze-<br />

Logistik-Direktor Alexander Börner zeigte, wie<br />

aus dem 6.500 qm großen zentralen Logistiklager<br />

täglich über 20.000 Bestellungen an<br />

insgesamt mehr als 5,8 Mio. Kunden in ganz<br />

Europa verschickt werden. Ganz besonders<br />

beindruckten der nagelneue Kommissionier-<br />

Roboter für Kontaktlinsen und die Maschinen<br />

für das automatisierte In-line-Fräsen der Brillengläser.<br />

Letzte Station der Reise, die mal wieder viel<br />

zu schnell zu Ende ging, war die Logistik von<br />

Aponeo, eine der größten Onlineapotheken<br />

Deutschlands. Am Standort in Berlin-Hohenschönhausen<br />

wird APONEO sowohl direkt als<br />

auch über den pharmazeutischen Großhandel<br />

mehrfach täglich beliefert. Für den Großteil<br />

der gelieferten Artikel hat APONEO eine<br />

automatisierte Prozesslösung installiert. Der<br />

Wareneingang läuft überwiegend mit einer<br />

automatisierten Anlage. Diese scannt, fotografiert<br />

und übernimmt die Vorkommissionierung<br />

von Artikeln. Die Feinkommissionierung<br />

geschieht händisch: Die Qualitätskontrolle<br />

übernimmt pharmazeutisches Personal. Erst<br />

dann gelangen die Pakete zurück in den automatisierten<br />

Prozess. Abschied nehmen war<br />

nun angesagt, es fiel allen schwer. Die Tage<br />

des Kennenlernens, Austauschs und Inputs<br />

haben allen Teilnehmern sehr gefallen. Aber<br />

nach der Reise ist vor der Reise. Die Organisatoren<br />

von IDIH Events freuen sich schon auf<br />

die nächste Tour im Juni 2023. Die Planungen<br />

laufen auf Hochtouren.<br />

Wer Details zu den Anstehenden Aktivitäten<br />

des IDIH und der logistic-natives erfahren<br />

möchte, wendet sich bitte an Florian Seikel<br />

(florian.seikel@logistic-natives.com).


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LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S56<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

Auf die Terminals<br />

kommt es an<br />

Mit dem Terminalkonzept <strong>2022</strong> zeigt das<br />

Verkehrsministerium Perspektiven auf, wie<br />

die Kombi-Terminals in Österreich weiterentwickelt<br />

werden sollen. Die Verlagerung des<br />

Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene<br />

hat Priorität. BEITRAG: REDAKTION<br />

Auf 106 DIN A4-seiten Seiten wird in<br />

dem vom Verkehrsministerium vorgelegten<br />

„Teminalkonzept <strong>2022</strong>“<br />

detailreich beschrieben wie es<br />

bei der Entwicklung der Intermodal-Terminals<br />

in Österreich in den nächsten Jahren weitergehen<br />

soll. Von November 2021 bis Mai <strong>2022</strong><br />

wurde eifrig das Konzept aus dem Jahr 2016<br />

überarbeitet und kürzlich als „Terminalkonzept<br />

<strong>2022</strong>“ vom Bundesministerium für Klimaschutz,<br />

Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und<br />

Technologie (BMK) auf dessen Website online<br />

publiziert. Bei der inhaltlichen Aktualisierung<br />

des Konzepts waren die Econsult Betriebsberatung<br />

und Herry Consult involviert, die in der<br />

aktualisierten Auflage zum einen den aktuellen<br />

Zustand beleuchten und Empfehlungen für<br />

die weitere Entwicklung der Terminals formulieren.<br />

Die großen Themen im Konzept <strong>2022</strong> sind<br />

Umfeld- und Marktanalyse, Wettbewerbssituation,<br />

Einfluss der Reedereien im Hinterlandverkehr,<br />

Bedeutung europäischer Seehäfen für<br />

österreichische Kombi-Terminals, Seidenstraße-<br />

Initiative, Kombi-Trassen, Strategieoptionen<br />

und last but not least Klimaschutzmaßnahmen<br />

rund um die Terminals.<br />

„Die österreichischen Terminals sind für den<br />

Kombinierten Verkehr aktuell und mittelfristig<br />

gut aufgestellt und infrastrukturell gut ausgestattet“,<br />

lautet der Befund der Autoren gleich<br />

auf Seite sieben. Wächst der Kombi-Verkehr<br />

weiterhin, was politisch in Österreich stark gewollt<br />

wird, so wird man um Ausbaumaßnahmen<br />

nicht umhinkönnen. Das deshalb, weil Österreich<br />

klein ist und leistungsfähige Terminals<br />

rund um Österreich in nicht großen Distanzen<br />

von der Grenze entfernt liegen, die in Konkurrenz<br />

zu den heimischen Terminals stehen. „Ein<br />

mögliches Hemmnis für eine massive Zunahme<br />

von Kombi-Verkehren wird vorrangig in den<br />

verfügbaren Kapazitäten im internationalen<br />

Bahnnetz gesehen“, beschreiben es die Autoren<br />

des Konzepts. Gerade die verfügbaren


Kapazitäten sind aber notwendig, um mehr<br />

Güterverkehr von der Straße auf die Schiene<br />

zu verlagern. Die Förderungen in Österreich zugunsten<br />

des Kombi-Verkehrs seien ein „gutes,<br />

wirksames und notwendiges Unterstützungswerkzeug“<br />

für die verladende Wirtschaft und<br />

sollten weiterhin als Anreiz beibehalten werden“,<br />

so eine der zentralen Aussagen.<br />

Die Konkurrenz lauert in den Nachbarländern<br />

Im aktualisierten Konzept stehen vier österreichische<br />

Regionen mit 29 Terminals im Fokus,<br />

wobei sich 14 Standorte in Österreich befinden<br />

und die restlichen im benachbarten Ausland<br />

wie beispielsweise Terminals in Budapest, München,<br />

Ljubljana, Burghausen, Cervigniano,<br />

Ulm oder Bratislava. Wenn es um die künftige<br />

Entwicklung des unbegleiteten Kombi-Verkehrs<br />

(UKV) in Österreich geht, dann zeigen<br />

Prognosen Wachstumsraten von mehr als drei<br />

Prozent pro Jahr. Diese Zahlen leiten sich aus<br />

der bisherigen Entwicklung seit dem Jahr 2019<br />

ab. Bis 2040 könnte der innerösterreichische<br />

UKV auf mehr als 580.000 TEU steigen (2019:<br />

347.000 TEU). Bilaterale Verkehre könnten sich<br />

auf beinahe eine Mio. TEU (2019: 447.000 TEU)<br />

erhöhen und die maritimen Verkehre lassen bis<br />

2040 einen Zuwachs auf mehr als 600.000 TEU<br />

erwarten (2019: 310.000 TEU). „Dabei wird davon<br />

ausgegangen, dass die Steigerungen ab<br />

dem Jahr 2030 stärker sein werden als in den<br />

Jahren bis dahin“, liest man im Terminalkonzept<br />

<strong>2022</strong>. Der Grund dafür: Werden die Terminals<br />

weiter ausgebaut so steigen auch die<br />

Umschlagsvolumina. Eine Annahme ist auch,<br />

dass der UKV stärker als der restliche Bahngüterverkehr<br />

steigen wird und der grenzüberschreitende<br />

UKV wiederum stärker zulegen<br />

wird als der nationale. Interessant ist auch: Die<br />

derzeit starke Dominanz des maritimen UKV<br />

wird sich umkehren in Richtung kontinentaler<br />

Verkehre innerhalb Europas.<br />

Anbieterwettbewerb auf allen Wertschöpfungsebenen<br />

Der Kombi-Verkehr befindet sich in Österreich<br />

derzeit in einer bipolaren Situation: Der maritime<br />

KV ist im Tiefsee-Bereich ein Verkäufermarkt,<br />

in allen anderen Bereichen ist der KV<br />

hingegen durchgehend ein Käufermarkt.<br />

Daraus folgt, dass der „Anbieterwettbewerb<br />

auf allen Wertschöpfungsebenen zunimmt“,<br />

liest man Konzept auf Seite 35. Wichtiger als<br />

Prognosen der extrem volatilen Kurz- und Mittelfristentwicklungen<br />

für Strategieentscheidungen<br />

sind die Erwartungen zur langfristigen<br />

Marktentwicklung. Die Dominanz ausländischer<br />

Operateure – und zunehmend auch


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S58<br />

Reedereien – ist ungebrochen und eine strategische<br />

Herausforderung. Das Wachstumspotenzial<br />

im kontinentalen Verkehr erklärt sich<br />

damit, dass in Europa bei weitem noch nicht<br />

alle Potenziale in diesem Bereich ausgeschöpft<br />

sind. Dazu kommen Lkw-Fahrer-Mangel, Staus<br />

auf den Straßen, steigende Treibstoffkosten,<br />

die allesamt eine Verlagerung weg von der<br />

Straße und hin zur Schiene befördern. Auf der<br />

Schiene ist die Welt aber nicht in Ordnung: Auf<br />

vielen Achsen gibt es Engpässe, Baustellen und<br />

stehen die Bahnen vor Produktionsproblemen.<br />

Steigende Produktionskosten schlagen auf die<br />

Qualität des Kombi-Verkehrs durch und hemmen<br />

wiederum das Wachstum. „Wenn durch<br />

diese Probleme die Marktchancen nicht wahrgenommen<br />

werden können, kann dies eine<br />

langjährige Wachstumsbremse für den KV ein“,<br />

liest man im Konzept.<br />

Reedereien beackern das Hinterland<br />

Ein heißes Thema ist die steigende Einflussnahme<br />

der Reedereien im Hinterlandverkehr.<br />

Sie expandieren entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />

und strecken ihre Fühler bis<br />

zum Urversender aus. Reeder übernehmen<br />

Operator-Aufgaben, die Bedeutung der Spediteure<br />

sinkt. Dabei haben Reeder auch Probleme<br />

mit ihren Fahrplänen, weil durch die<br />

überlasteten Häfen infolge der Corona-Pandemie<br />

die Schiffe vor den Häfen stauen, was<br />

für die nachgelagerten Marktteilnehmer gravierende<br />

Folgen hat. Daraus ergeben sich<br />

Chancen für Terminalbetreiber, weil sie für<br />

Seehäfen günstiger Depotaufgaben im Hinterland<br />

übernehmen können. Ebenso kann<br />

das Leercontainer-Management in Terminals<br />

im Hinterland verlegt werden. Wenn es um<br />

künftige Stärkung der Terminals geht, spielen<br />

die Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle.<br />

„Die in Österreich möglichen Prozentsätze der<br />

Terminalförderung sind im Vergleich zum Ausland<br />

relativ gering und sollten verbessert werden,<br />

weil es ausländischen Terminals leichter<br />

gemacht wird, in Erweiterungen oder neue<br />

Standorte zu investieren“, heißt es dazu. Die<br />

bestehenden Regelungen sollten beibehalten<br />

werden und im Vor- und Nachlauf zu den<br />

Terminals sollten die Gewichte auf 44 t erhöht<br />

werden, um die Container besser auszulasten.<br />

(RED)


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LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S60<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

In allen Häfen war<br />

Österreich<br />

Der aktuelle Anspruch österreichischer<br />

Transportpolitikerinnen an die Zukunft in der<br />

Logistik ist der sogenannte „Trockenhafen“. Ein<br />

Euphemismus für LKW-Abstellplatz. Klingt<br />

irgendwie netter. Man sagt heutzutage ja<br />

auch nicht mehr Bilanzfälschung, sondern kreative<br />

Buchführung. Ungebildete sind höchstens<br />

bildungsfern. Dank kreativer Wortschöpfungen<br />

kann man also jede Dummheit in<br />

einen blühenden Garten Eden verwandeln.<br />

Und es wird überall reger Gebrauch davon<br />

gemacht. REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />

Über viele Jahrhunderte hinweg,<br />

wehte die Österreichische Handelsflagge<br />

auf den Schiffen, die nahezu<br />

ausnahmslos für den Wohlstand des<br />

gesamten Reiches sorgten. „Flagge zeigen“<br />

war in der Monarchie sprichwörtlich noch untrennbar<br />

mit Ansehen und Hochachtung verbunden.<br />

Untrennbar damit im Zusammenhang<br />

steht auch die Adria-Stadt Triest, wo Österreichs<br />

Geschichte in vielfacher Hinsicht noch<br />

lebendig ist. Triest ist bekanntlich wie die Wiener<br />

Ringstraße – nur mit Meerblick. Hier stand<br />

einst das maritime Monument „Österreichischer<br />

Lloyd“ und Josef Ressel, einer der wichtigsten<br />

Erfinder, hat hier am 1. Juli 1829 seine<br />

Schiffsschraube präsentiert. Sogar der Bau einer<br />

Wasserstraße von Wien nach Triest wurde<br />

1795 begonnen und direkt von Kaiser Franz unterstützt.<br />

Fertig wurde der „Wiener Neustädter<br />

Kanal“ leider nie, aber noch heute ist er ein<br />

Wahrzeichen für die damalige Bestrebung<br />

die nur eine Richtung kannte: „Vorwärts“.


Die italienische Wasserstraße vom Lago Maggiore<br />

bis Venedig. Quelle: Association Locarno<br />

Mailand Venedig<br />

Bald nach dem Ende der Monarchie verschwand<br />

die Österreichische Flagge nicht<br />

nur von der Adria. Heute ist sie selbst auf der<br />

Donau kaum noch zu finden und in Österreich<br />

gilt die Devise „vorwärts nimmer – rückwärts<br />

immer“. Studieren können wir diese<br />

Entwicklung ausgehend von der einstigen Logistikmetropole<br />

Triest. Nach einigen zaghaften<br />

Versuchen und politischen „Meisterstücken“<br />

schickt sich der einstige Habsburger-Hafen<br />

an, wieder an Bedeutung zu gewinnen. Und<br />

die Aussichten sind gut. Schließlich haben sich<br />

die Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg eines derartigen Standortes für<br />

den Welthandel ja nicht verändert. Aber, anstatt<br />

die Gunst der Stunde zu nutzen und im<br />

Hafen einen Anker zu setzen, begnügt sich Österreich<br />

mit der Rolle des „Hinterlandes“ und<br />

freut sich, als „Trockenhafen“ für die Adria<br />

dienen zu können. Triest, sagt Österreichs<br />

Bahnchef, ist das Tor zur Welt. Richtig erkannt,<br />

aber Österreich ist nur der Türsteher. Wir halten<br />

anderen Ländern die Tür auf, damit sie<br />

schneller hindurch können. Schlimmer noch,<br />

alles was einen raschen Hafenbetrieb behindert,<br />

wird von Triest nach Österreich „ausgelagert“<br />

und wir freuen uns als „Zollfreikorridor“<br />

für den Hafen herhalten zu dürfen. Das wird<br />

insbesondere die Guardia di Finanza freuen,<br />

die sich noch mit dem wachsenden Problem<br />

von Drogen- und Waffenhandel im Hafen<br />

herumschlagen muss. 730 kg Kokain wurden<br />

erst vor wenigen Tagen in einem Kaffee-Container<br />

entdeckt. Diese „Waren“ werden künftig<br />

wahrscheinlich im „Trockenhafen“ Villach<br />

landen. Friendshoring nennt man das jetzt<br />

unter Logistikpartnern. Für Kärntens Landeshauptmann<br />

ist es auch ein „Geheimrezept“.


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S62<br />

Ungarischer Terminal in Triest. Quelle: Adria Port<br />

Dass es intelligenter geht, zeigt uns ausgerechnet<br />

unser Monarchie-Bruder Ungarn. Orban<br />

hat bereits 2019 ein 34 Hektar großes Hafenareal<br />

in Triest gekauft und ist gerade dabei,<br />

dieses zu einem modernen Logistikzentrum<br />

für ungarische Unternehmen auszubauen.<br />

Bezahlen lässt sich Orban das natürlich wie immer<br />

von der EU und er feiert den Erfolg im eigenen<br />

Land mit „Ungarn liegt an der Adria!“.<br />

Auch die ungarische Schifffahrt hatte einst bereits<br />

eine große Bedeutung an der Adria. Das<br />

Motto der „Ungarischen Seeschiffahrts AG<br />

ADRIA“ lautete: „Sei deinem Land nützlich“.<br />

Die neue ungarische Hafen-Gesellschaft in<br />

Triest heißt auch ADRIA und die Zielsetzung<br />

ist wie damals: Sei deinem Land nützlich.<br />

Österreich gibt sich inzwischen „Grün“ und versucht<br />

das Gesicht wenigstens in der Öffentlichkeit<br />

zu wahren. „Wir schaffen Arbeitsplätze“.<br />

Ja, ganz sicher werden wir einigen Spürhunden<br />

einen gesicherten Arbeitsplatz bieten müssen.<br />

Der Verkehr wird von der Straße auf die Schiene<br />

verlagert, lautet ein anderer Slogan. Auch<br />

das ist nicht ganz falsch. Einige Container werden<br />

zur Entlastung Italiens zwischen Triest und<br />

Villach mit dem Zug fahren und nur auf Österreichs<br />

Straßen ihren Fußabdruck hinterlassen.<br />

Eine wirklich große Verlagerung von der Straße<br />

auf die Schiene ist das nicht. Schon gar nicht,<br />

wenn ein neu zu schaffender „RailLog Park“<br />

entstehen soll, der gar keine Gleise hat. Dafür<br />

werden hier die Schmuggel-Container hoffentlich<br />

gleich durchgewunken, wenn sie auf<br />

dem Weg nach Nord oder Süd am Rande<br />

des Naturschutzgebietes landen. Umweltschützer<br />

(„Rett ma die Schütt“) kämpfen noch<br />

dagegen an. Die Aussicht auf Erfolg ist jedoch<br />

gering, denn die Zielsetzung der sozialdemokratischen<br />

Logistikpolitik lautet, banchina allungata,<br />

wir sind der verlängerte Kai Italiens.<br />

Freundschaft! Triest entlasten und Kärnten belasten.<br />

So schaut „gute Nachbarschaft“ aus.<br />

Warum das alles so ist? Weil es so ist und so<br />

bleiben soll. In Österreich bestimmen noch<br />

immer ein paar kompetenzbefreite Bürgermeister<br />

mit ihrer Raumordnung und mit ihrer


Schwergut Umschlag vom Binnenschiff auf das<br />

Seeschiff. Quelle: FAGIOLI<br />

Ansiedlungspolitik, wohin die Reise in der österreichischen<br />

Verkehrspolitik geht. Gleichzeitig<br />

hat der Bund außer Ankündigungen<br />

und Sonntagsreden nichts zu bieten. Entwicklern<br />

von Logistikimmobilien wird der rote<br />

Teppich ausgerollt. Dank ihrer „Erfahrung“<br />

wächst der Straßenverkehr ungebremst, die<br />

Lokomotive stampft am Stand und die Wasserstraßenlogistik<br />

plätschert knapp über der<br />

Wahrnehmungsgrenze dahin. Die besondere<br />

„Leistung“ von Qualitätsentwicklern für Logistikimmobilien<br />

besteht darin, die größten Logistikstandorte<br />

dort zu entwickeln, wo garantiert<br />

kein Schiffsumschlag möglich, aber dennoch<br />

ein „sicherer Hafen“ für Investoren entsteht.<br />

Die Schweiz, wie Österreich und Ungarn, traditionell<br />

eng mit Italien verbunden, nützt das<br />

„Tor zur Welt“ aktiv. In der Schwergutlogistik,<br />

ein Bereich, der bekanntlich hochspezialisiert<br />

und extrem profitabel ist, schafft die Schweiz<br />

gemeinsam mit Italien die logistische Infrastruktur<br />

auf der Wasserstraße und leistet so<br />

nebenbei einen enormen Beitrag zum Klimaschutz.<br />

Über das EU-geförderte Interreg Projekt<br />

„Slowmove“, entsteht eine Wasserstraße von<br />

Locarno am Lago Maggiore über Mailand,<br />

Cremona, Ferrara bis nach Venedig, die<br />

nebenbei auch von hoher touristischer Bedeutung<br />

ist. Der italienische Weltmarktführer<br />

in der Schwergutlogistik, FAGIOLI, zeigt eindrucksvoll,<br />

wie man die Wasserstraße als echte<br />

Transportalternative nutzen kann. Der trimodale<br />

lombardische Flusshafen Cremona,<br />

280 Kilometer von der Adria entfernt, ist für<br />

FAGIOLI das nasse Logistikzentrum. Zuletzt<br />

hat der deutsche Kunde Kahl & Jansen hier<br />

einen besonders „dicken“ Transformator auf<br />

das Schiff mit Bestimmungsland USA verladen.<br />

(PB)<br />

FAGIOLI-S. Marco-Shipping Schwergutverladung


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S64<br />

TRANSPORTLOGISTIK<br />

Zentralverband<br />

Spedition & Logistik<br />

auf Kontinuität<br />

Die Mitglieder des Zentralverbands Spedition<br />

& Logistik haben in ihrer Generalversammlung<br />

<strong>2022</strong> das zehnköpfige Präsidium<br />

mit Alexander Friesz als Präsidenten sowie<br />

Wolfram Senger-Weiss und Peter Umundum<br />

als Vizepräsidenten an der Spitze für vier<br />

weitere Jahre gewählt. BEITRAG: PI REDAKTION<br />

In einer Zeit multipler Krisen – von der Corona-Pandemie<br />

über das Stocken globaler<br />

Lieferketten bis zum Angriffskrieg Russlands<br />

auf die Ukraine mit seinen weitreichenden<br />

Folgen – habe sich der Zentralverband als<br />

aktive und konsequente Branchenvertretung<br />

erwiesen, was auch durch eine kontinuierliche<br />

Zunahme der Mitgliederzahlen honoriert<br />

wurde. Das stärke die Position gerade in einer<br />

Zeit, da dem Logistikstandort Österreich<br />

mit dem Masterplan Güterverkehr und der<br />

drängenden Ökologisierung des Transportbereichs<br />

maßgebliche Weichenstellungen<br />

bevorstehen. Präsident Alexander Friesz: „Wir<br />

werden uns auch in Zukunft mit Nachdruck<br />

für die Weiterentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Logistik-Standortes Österreich<br />

einsetzen.“ Als weitere Präsidiumsmitglieder<br />

der freiwilligen und unabhängigen, sowie<br />

verkehrsmittelneutralen Interessenvertretung,<br />

deren Unternehmen die heimische Speditionsund<br />

Logistikbranche repräsentieren, wurden<br />

gewählt: Franz Braunsberger (Kühne + Nagel<br />

GmbH), Klaus Hrazdira (Quehenberger Logistics<br />

GmbH), Walter Konzett (Gebrüder Weiss<br />

GmbH), Alfred Schneckenreither (Internationale<br />

Spedition Schneckenreither GesmbH),<br />

Philipp Traußnig (TRAUSSNIG Spedition),<br />

Markus Walke (DSV Road GmbH) und Alexander<br />

Winter (Schenker & CO AG).<br />

Appell an Politik für Weitsicht<br />

und Zusammenarbeit<br />

In einer Diskussionsveranstaltung anlässlich<br />

der Generalversammlung zum Thema Versorgungssicherheit<br />

hat Friesz erneut mehr Weitsicht<br />

und Kooperationswillen der Politik gefordert:<br />

„Der Logistiksektor ist mit knapp 250.000<br />

Arbeitsplätzen eine der wichtigsten Branchen<br />

unseres Landes. Er ist das Rückgrat von Wirtschaft<br />

und Industrie und Basis für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

Österreichs. Dies gemeinsam<br />

nachhaltig abzusichern, muss auch ein Anliegen<br />

verantwortungsbewusster Politik sein.<br />

Die Bundesregierung hat das auch in ihrem<br />

Regierungsprogramm verankert. Was allerdings<br />

fehlt sind entsprechende konkrete Maßnahmen.<br />

Das Spektrum reicht vom fehlenden<br />

Masterplan Güterverkehr über konkrete<br />

Förderprogramme bei der Dekarbonisierung<br />

bis hin zu einem bundesweit einheitlichen<br />

Flächenwidmungsplan“. (RED)


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LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S66<br />

WIRTSCHAFT POLITIK<br />

Großteil der<br />

Deutschen blickt<br />

düster in die<br />

Zukunft<br />

Mehr als zwei Drittel der Deutschen fürchten<br />

sich vor den Folgen einer möglichen Rezession<br />

und ändern ihr Kaufverhalten. Auch Unternehmen<br />

treffen Vorkehrungen, um eine<br />

schwere Krise zu überstehen. Weitere Preiserhöhungen<br />

sind wahrscheinlich und auch eine<br />

Reduktion der Personalkosten ist möglich.<br />

BEITRAG: PI REDAKTION<br />

Die aktuell angespannte Wirtschaftslage<br />

hat die globale Strategieberatung<br />

Simon Kucher & Partners zum<br />

Anlass genommen, Konsumenten<br />

als auch Entscheider in Unternehmen in<br />

Deutschland zum Thema Rezession zu befragen.<br />

Die aktuelle Studie*zeigt, dass über zwei<br />

Drittel (74 Prozent) der befragten Konsumenten<br />

in Deutschland Angst vor einer Rezession<br />

haben. Unternehmen bereiten sich auf eine<br />

mögliche Rezession vor, 60 Prozent der Unternehmen<br />

verfügt über eine vollständige oder<br />

zumindest teilweise ausgearbeitete Strategie,<br />

um auf einen wirtschaftlichen Abschwung zu<br />

reagieren. Andreas von der Gathen, Co-CEO<br />

von Simon Kucher & Partners dazu: „Unternehmen<br />

müssen sich jetzt dringend mit dem<br />

Thema auseinandersetzen und eine klare Strategie<br />

entwickeln, um die Folgen einer möglichen<br />

Rezession abzufedern.“<br />

Laut der Studie würden Konsumenten besonders<br />

in den Bereichen Kleidung (58 Prozent),<br />

Urlaub (55 Prozent), Freizeitaktivitäten (52 Prozent)<br />

und Restaurantbesuchen (49 Prozent)<br />

Einsparungen vornehmen. Um diese Einsparung<br />

zu erreichen, können Konsumenten die<br />

Menge der gekauften Waren reduzieren, günstigere<br />

Produkte kaufen oder auf Angebote<br />

zurückgreifen. Die Studie zeigt, dass knapp 70<br />

Prozent der Konsumenten bei Lebensmitteln<br />

und Getränken für den eigenen Haushalt auf<br />

günstigere Alternativen umsteigen würden.<br />

Über 60 Prozent der Befragten würden ihre<br />

Restaurantbesuche reduzieren, Freizeitaktivitäten<br />

einschränken oder die Menge der Kleidungsartikel<br />

reduzieren. Angesichts der steigenden<br />

Preise beabsichtigen 60 Prozent der<br />

Befragten weniger als bisher auszugeben und


den Konsum zu reduzieren. „Bei Alltagsprodukten<br />

ist der Spielraum für eine Preiserhöhung<br />

groß. Kunden gewöhnen sich recht schnell<br />

an höhere Preise. Viele Konsumenten haben<br />

jedoch ein festes Budget für den Wocheneinkauf,<br />

welches sie nicht überschreiten können.<br />

Sie sind gezwungen zu sparen und greifen daher<br />

zu günstigeren Alternativen“, kommentiert<br />

von der Gathen.<br />

Die größten Herausforderungen für Unternehmen<br />

mit Blick auf eine mögliche Rezession sind<br />

Kosteneinsparungen (43 Prozent), Kundenbindung<br />

(35 Prozent) und die Aufrechterhaltung<br />

der Gewinnspannen (28 Prozent), gefolgt von<br />

Mitarbeiterbindung in einem angespannten<br />

Arbeitsmarkt (28 Prozent) und Rohstoffkosten<br />

(25 Prozent). Im Falle einer beginnenden Rezession<br />

würden 32 Prozent der Unternehmen<br />

ihre Preise erhöhen und 24 Prozent die Personalkosten<br />

reduzieren. 50 Prozent der Entscheider<br />

in Unternehmen geben an, dass ihr<br />

Unternehmen eine Rezession nur mit Einbußen<br />

überstehen würde. Immerhin sechs Prozent<br />

geben an, dass sie von einer Rezession sogar<br />

profitieren würden.<br />

*Über die Studie: Die Studie zum Thema Rezession<br />

wurde von Simon-Kucher & Partners<br />

Ende September <strong>2022</strong> in Deutschland über<br />

das Forschungsinstitut YouGov durchgeführt.<br />

Dabei wurden 2035 Konsumenten und<br />

520 Entscheider in Unternehmen befragt.<br />

Die Umfrage basiert auf Online-Interviews.<br />

Simon-Kucher & Partners, Strategy & Marketing<br />

Consultants: Simon-Kucher ist eine globale<br />

Unternehmensberatung mit über 2.000<br />

Mitarbeitenden in 27 Ländern weltweit, die<br />

Umsatzsteigerungen und Wachstum für ihre<br />

Kunden erzielt, indem sie deren Pricing-, Salesund<br />

Marketingstrategien optimiert – langfristig<br />

und nachhaltig. Mit über 35 Jahren Erfahrung<br />

in Monetarisierung und Pricing beraten Simon-Kucher<br />

Expertenteams weltweit Unternehmen<br />

aller Art und aus den unterschiedlichsten<br />

Branchen. (RED)


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S68<br />

WIRTSCHAFT POLITIK<br />

Energie- und Rohstoffpreise<br />

für einige<br />

Unternehmen ein<br />

Betriebsrisiko<br />

Ein beachtlicher Teil der österreichischen KMUs<br />

hat für den kommenden Winter düstere Aussichten,<br />

wobei es gleichzeitig auch einen<br />

großen Teil gibt, der den Herausforderungen<br />

gelassen entgegensieht. 40 Prozent der Unternehmen<br />

kämpfen dieses Jahr mit schrumpfenden<br />

Gewinnen. Rund die Hälfte fordert einen<br />

Strompreisdeckel. BEITRAG: PI REDAKTION<br />

Die gegenwärtige wirtschaftliche<br />

und geopolitische Lage trübt bei<br />

einer großen Anzahl der österreichischen<br />

KMUs die Erwartungen für<br />

den kommenden Winter. 37 Prozent der Unternehmen<br />

schätzen das Risiko, dass es wegen<br />

wirtschaftlicher Schwierigkeiten zu Einschränkungen<br />

bei der Betriebstätigkeit kommt, als<br />

hoch oder eher hoch ein. Demgegenüber bestehen<br />

aber auch Hoffnungen, dass die Auswirkungen<br />

des Ukraine-Krieges nicht so dramatisch<br />

sind. 22 Prozent schätzen das Risiko für<br />

Betriebseinschränkungen als eher gering und<br />

36 Prozent als gering ein. „Die österreichischen<br />

KMUs blicken dem kommenden Winter mit<br />

gemischten Gefühlen entgegen. Die aktuellen<br />

Herausforderungen werden zwar ernst genommen,<br />

aber nicht überdramatisiert“, sagt<br />

Peter F. Schmid, CEO von Visable.<br />

PETER F. SCHMID<br />

Energiekosten und Rohstoffpreise als größte<br />

Problemfelder<br />

Das größte Risiko stellen für die Unternehmen<br />

mit 38 Prozent die steigenden Energiekosten<br />

dar. Aber auch Corona ist nach wie vor<br />

ein Risikofaktor. Denn 34 Prozent der Befragten<br />

rechnen mit Personalausfällen wegen<br />

Krankheit oder Quarantäne. Ein Drittel der<br />

KMU-Entscheider (33%) sieht den Fach- und<br />

Arbeitskräftemangel als größtes Problem an.<br />

Steigende Preise bei Rohstoffen und Vorprodukten<br />

werden von 29 Prozent gefürchtet.<br />

Dicht gefolgt von der Inflation (27%). Nach wie<br />

vor ein Thema sind auch die Lieferkettenprobleme<br />

(22%). Rund ein Fünftel (21%) rechnet mit<br />

einem Einbruch der Nachfrage. Kriegssanktionen<br />

werden von 11 Prozent als Risiko betrachtet.<br />

Als geringste Probleme werden die<br />

fehlende Digitalisierung (7%) und wegfallende


Messen (6%) genannt. „Wir sehen eine starke<br />

Verkettung verschiedener Krisenfelder: Die<br />

Energieproblematik, verschärft durch die Folgen<br />

des Ukraine-Kriegs, die Inflation, nach wie<br />

vor ein Stocken der globalisierten Lieferketten<br />

sowie die Auswirkungen einer noch nicht<br />

überwundenen Corona-Krise führen zu einer<br />

sehr schwierigen kurzfristigen wirtschaftlichen<br />

Perspektive“, kommentiert Peter F. Schmid das<br />

Umfrage-Resultat.<br />

Hälfte der KMU-Entscheider fordert Strompreisdeckel<br />

Die Energiekrise hat laut der Umfrage akzentuierte<br />

Forderungen an die Politik wach gerufen.<br />

So fordert für den kommenden Winter rund die<br />

Hälfte der KMU-Entscheider (49%) einen Strompreisdeckel.<br />

Der Ruf nach Steuersenkungen<br />

liegt bei 35 Prozent. Ein Gaspreisdeckel wird<br />

von 31 Prozent der Befragten verlangt. Und je<br />

ein Fünftel wünscht sich einen Bürokratieabbau<br />

und einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien. Die Unternehmen bleiben<br />

angesichts der aktuellen Herausforderungen<br />

nicht untätig. Gefragt nach den geplanten<br />

Massnahmen, um möglichst gut durch den<br />

Winter zu kommen, stehen deutlich an erster<br />

Stelle die Energiesparmaßnahmen (40%). Für<br />

den Verlauf der Wirtschaft besorgniserregend<br />

ist, dass rund ein Fünftel der KMUs (19%) die<br />

Aussetzung von bislang geplanten Investitionen<br />

ins Auge fasst. Gleichzeitig planen aber<br />

16 Prozent der Unternehmen die Einstellung<br />

neuer Mitarbeiter. Verstärkte Digitalisierung<br />

und die Umstellung auf erneuerbare Energien<br />

werden je von 14 Prozent genannt. Kurzarbeit<br />

ist für 10 Prozent ein Thema. Für 8 Prozent kommen<br />

Personalabbau oder Lohnkürzungen in<br />

Frage.<br />

Schrumpfende Gewinne und auch drohende<br />

Insolvenz<br />

Bereits zeichnet sich ab, dass der Ausbruch des<br />

Ukraine-Krieges sich auf den Jahres-Gewinn<br />

eines beachtlichen Teils der Unternehmen<br />

negativ auswirkt. 29 Prozent der KMUs gaben<br />

an, dass die Gewinne <strong>2022</strong> gegenüber dem<br />

Vorjahr etwas sinken werden. Und rund jedes<br />

zehnte Unternehmen (11%) rechnet gar mit<br />

stark sinkenden Gewinnen. Für das nächste<br />

Jahr sind die Aussichten leicht besser. Rund<br />

ein Viertel der Unternehmen (26%) befürchtet<br />

2023 etwas sinkende Gewinne. Stark sinkende<br />

Gewinne werden wiederum von 11 Prozent<br />

der Befragten genannt. Für einige Unternehmen<br />

könnte der Winter existenzbedrohend<br />

werden. 15 Prozent der KMUs schätzen das Risiko<br />

für eine Insolvenz diesen Winter als hoch<br />

oder eher hoch ein. Im Grundsatz sind die Unternehmen<br />

aber robust aufgestellt. Für 83 Prozent<br />

ist das Risiko einer Insolvenz eher gering<br />

oder gering. (RED)


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S70<br />

WIRTSCHAFT POLITIK<br />

Taiwan-Konflikt:<br />

6 Maßnahmen gegen<br />

Lieferengpässe bei<br />

Mikrochips<br />

Mit Blick auf den China-Taiwan-Konflikt veröffentlicht<br />

die auf Lieferketten spezialisierte<br />

Unternehmensberatung Kloepfel Consulting<br />

die wichtigsten Handlungsempfehlungen,<br />

die Unternehmen helfen sollen, ihre Versorgung<br />

mit Mikrochips abzusichern.<br />

BEITRAG: PI REDAKTION<br />

Sollte China Taiwan angreifen, droht<br />

eine internationale Wirtschaftskrise,<br />

denn Taiwan ist der weltweit größte<br />

Lieferant von Mikrochips. Fällt Taiwan<br />

als Mikrochip-Lieferant aus, könnte es auch in<br />

Deutschland zu massiven Produktionsausfällen<br />

kommen. Die nachfolgenden Tipps sollen Unternehmen<br />

helfen, sich gegen Versorgungsengpässe<br />

von Mikrochips zu wappnen.<br />

1. Versorgungslage transparent machen<br />

Unternehmen sollten ihre Lieferkette auf die<br />

Menge an Mikrochips, welche aus Taiwan<br />

kommen, hin untersuchen. Dazu gehört auch,<br />

sich von den Lieferanten laufend die entsprechenden<br />

Versorgungs-Kennzahlen geben<br />

zu lassen: Bestellte Menge, Menge auf dem<br />

Weg, Menge im Lager. Das betrifft zum einen<br />

die Fertigungsdienstleister, die im Auftrag des<br />

Unternehmens elektronische Baugruppen,<br />

Geräte und Systeme fertigen. Zum anderen<br />

müssen auch wichtige (Vor-)Lieferanten von<br />

verbauten elektronischen Komponenten betrachtet<br />

werden.<br />

Dieses enge Monitoring über die eigene Versorgungslage<br />

mit Mikrochips sowie der von<br />

den (Vor-)Lieferanten hilft bei einer kritischen<br />

Versorgungslage, zeitnah die richtigen Maßnahmen<br />

abzuleiten, um die Versorgung mit<br />

Mikrochips sicherzustellen.<br />

Aus den Ergebnissen des Monitorings sind Antworten<br />

auf folgende Fragen abzuleiten: Wie<br />

lange können die Unternehmen mit den aktuellen<br />

Mengen produzieren und ihre Kunden<br />

ohne Störungen in der Lieferkette versorgen?<br />

Wie und wann planen sie mit ihren Kunden zu<br />

kommunizieren, um Notfallszenarien durchzuspielen?


2. Transparente Kommunikation<br />

mit allen Beteiligten<br />

Grundsätzlich muss ein klarer und transparenter<br />

Ablauf der Lieferkette erstellt und offen mit<br />

allen Beteiligten kommuniziert werden. Dazu<br />

gehört auch, die Versorgungslage mit Mikrochips<br />

gegenüber den eigenen Kunden transparent<br />

zu machen, damit auch diese rasch<br />

auf eine kritische Versorgungslage reagieren<br />

können.<br />

3. Task Force einrichten<br />

Es sollte eine Task Force aus den Bereichen Finanzen,<br />

Technik, Produktionsplanung, Vertrieb<br />

und Einkauf gebildet werden, die sich kontinuierlich<br />

austauschen.<br />

4. Alternative Beschaffungsquellen aufbauen<br />

Auf Basis der transparenten Versorgungslage<br />

muss die Task Force Maßnahmen überlegen,<br />

um die Versorgung mit Mikrochips durch<br />

Alternativlieferanten aus anderen Ländern<br />

zu ersetzen. Hierzu sollte ein rasches und effizientes<br />

Verfahren etabliert werden, um neue<br />

Bezugsquellen zu erschließen. Dazu muss die<br />

Finanzabteilung Gelder bereitstellen, um<br />

die Qualifizierung von neuen Lieferanten zu<br />

beschleunigen. Beispielswiese durch externe<br />

Labors oder Prüfstellen. Bei komplexeren Komponenten<br />

ist oft ein Redesign der Hardware<br />

und der Software notwendig. Dazu müssen die<br />

Endkunden ins Boot geholt werden. Mittel- bis<br />

langfristig können sich Unternehmen mit Startups,<br />

Universitäten und Instituten in Verbindung<br />

setzen, die auf dem Gebiet der Mikrochips forschen,<br />

um alternative Technologien einsetzen<br />

zu können.<br />

5. Anforderungen runterschrauben<br />

Unternehmen dürfen sich nicht selbst im Weg<br />

stehen, weil ihre Anforderungen zu hoch sind<br />

und diese keine Alternativen erlauben. Vielmehr<br />

sollten sie mit ihren Kunden eine pragmatische<br />

bzw. alternative Produktpolitik abstimmen.<br />

6. Hamsterkäufe vermeiden<br />

Wir raten dazu, offen und fair zu planen.<br />

„Hamsterkäufe“ sollten vermieden werden, da<br />

diese zu massiven Störungen in der Lieferkette<br />

können.<br />

(RED)


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S72<br />

WIRTSCHAFT POLITIK<br />

Vielfältige Krisen<br />

machen Österreichs<br />

Finanzvorständen zu<br />

schaffen<br />

Bereits im Frühling hat sich laut dem Beratungsunternehmen<br />

Deloitte zunehmender<br />

Pessimismus unter den europäischen<br />

Finanzvorständen abgezeichnet. Die aktuelle<br />

Analyse bestätigt nun: Die Stimmung in<br />

den Unternehmen hat sich im Herbst weiter<br />

verschlechtert. Das gilt auch für Österreich..<br />

BEITRAG: PI REDAKTION<br />

Der anhaltende Arbeitskräftemangel<br />

beschäftigt die Betriebe derzeit<br />

ebenso wie die ungewisse<br />

Entwicklung der Weltwirtschaft<br />

und die steigende Inflation. Zwar reagieren<br />

die Unternehmen mit strategischen Maßnahmen,<br />

die Zukunftsaussichten sind aber getrübt.<br />

Mit dem CFO Survey analysiert das Beratungsunternehmen<br />

Deloitte halbjährlich die Stimmung<br />

unter europäischen Finanzvorständen.<br />

Für die aktuelle Umfrage haben rund 1200<br />

CFOs in ganz Europa, darunter auch 60 österreichische<br />

Finanzvorstände, ihre Meinung geteilt.<br />

Dabei zeigt sich: Die angespannte weltwirtschaftliche<br />

Lage ist deutlich spürbar. „In ganz<br />

Europa lässt sich ein merklicher Stimmungsabfall<br />

beobachten. Laut unserer Studie hat die<br />

Unsicherheit unter den europäischen Finanzvorständen<br />

ein Rekordhoch erreicht“, erklärt<br />

Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich.<br />

Im Vergleich zu Nachbarstaaten wie<br />

der Schweiz (90 %) oder Deutschland (85 %)<br />

befindet sich das Unsicherheitsniveau hierzulande<br />

mit 63 % im europäischen Mittelfeld.<br />

Neben dem anhaltenden Fachkräftemangel<br />

(72 %) bereiten den österreichischen Befragten<br />

derzeit vor allem die unklaren Konjunkturaussichten<br />

(69 %), in die Höhe schnellende<br />

Strom- und Gaspreise (59 %) sowie geopolitische<br />

Risiken (56 %) große Sorgen. Die noch vor<br />

einem Jahr dominierenden Risikofaktoren CO-<br />

VID-19 und Klimawandel haben angesichts<br />

der aktuellen Lage an Bedeutung verloren.<br />

Steigende Inflationsrate bereitet<br />

Kopfzerbrechen<br />

Die Folgen des Ukraine-Krieges sind für die europäische<br />

Wirtschaft enorm. Eine zeitnahe Entlastung<br />

ist nicht in Sicht: Im kommenden Jahr<br />

rechnen die CFOs hierzulande mit einer Inflationsrate<br />

von 8 %, für die Eurozone werden 6 %<br />

erwartet. Mit dieser Prognose zeigen sich die


österreichischen Befragten im Europavergleich<br />

besonders pessimistisch. Nur in Griechenland<br />

erwartet man noch höhere Inflationsraten.<br />

Die heimischen Unternehmen begegnen der<br />

aktuellen Lage mit Pragmatismus. Um die Auswirkungen<br />

der Inflation abzufedern, ist die Weitergabe<br />

der gestiegenen Kosten an die Endverbraucherinnen<br />

und -verbraucher sowohl in<br />

Österreich als auch europaweit die gängigste<br />

Strategie. Die Reduktion der Energienutzung<br />

sowie die Fokussierung auf Märkte, Produkte<br />

oder Dienstleistungen mit höheren Margen stehen<br />

hierzulande ebenfalls hoch im Kurs. „Trotz<br />

aller Bemühungen können die Unternehmen<br />

die finanzielle Mehrfachbelastung auf Dauer<br />

nicht alleine schultern. Was es jetzt braucht,<br />

sind EU-weite wirtschaftspolitische Interventionen,<br />

um die derzeit vorherrschende fragile<br />

Situation abzumildern“, ergänzt Marterbauer.<br />

Investitionen verlieren an Bedeutung<br />

Die unsichere Lage macht sich auch bei<br />

der Investitionsbereitschaft bemerkbar. So<br />

rechnet mit 86 % die deutliche Mehrheit der<br />

österreichischen Befragten in nächster Zeit<br />

mit einer Verschlechterung des Investitionsklimas.<br />

Nur 14 % glauben, dass der aktuelle<br />

Status quo bestehen bleibt – im heurigen Frühjahr<br />

waren es immerhin noch 25 %.<br />

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht,<br />

dass aktuell nur rund ein Viertel der österreichischen<br />

Betriebe ernsthaft darüber nachdenkt,<br />

seine Investitionen zu erhöhen. Digitalisierung<br />

(92 %), das Wachstum in bestehenden Märkten<br />

(85 %) und die Akquisition neuer Talente<br />

(83 %) haben aktuell strategische Priorität.<br />

Auch das Thema Nachhaltigkeit (79 %) ist<br />

mittlerweile zu einem bedeutenden Bestandteil<br />

der Unternehmensstrategien geworden.<br />

Aussichten für die kommenden Monate<br />

sind pessimistisch<br />

Die Unternehmen kämpfen derzeit mit Krisen<br />

auf allen Ebenen, dementsprechend negativ<br />

sind die Geschäftsaussichten. Die Mehrheit<br />

(56 %) der Finanzchefinnen und -chefs ist laut eigenen<br />

Angaben hinsichtlich der finanziellen Erfolgsaussichten<br />

pessimistischer geworden. Damit<br />

sind die österreichischen CFOs nur minimal<br />

positiver eingestellt als der Europaschnitt (60 %).<br />

Zumindest hinsichtlich der Umsatzentwicklung<br />

ist die Einschätzung etwas besser: Fast ein Fünftel<br />

der heimischen Befragten geht von einem<br />

starken Anstieg der Umsätze aus, 41 % rechnen<br />

mit einem leichten Plus. Ein Drittel erwartet im<br />

nächsten Jahr jedoch einen Umsatzrückgang.<br />

„Die Entwicklung der letzten Monate hat bei<br />

den Finanzvorständen keine Freudensprünge<br />

ausgelöst. Nach den überstandenen Corona-Lockdowns<br />

wollten im Vorjahr viele Unternehmen<br />

endlich auf expansive Maßnahmen<br />

setzen. Jetzt wurden sie erneut in die Defensive<br />

gezwungen. Mit gezielter Unterstützung<br />

werden sie aber auch diese Krise überstehen –<br />

der Ball liegt bei der Politik“, resümiert Gerhard<br />

Marterbauer. (RED)


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S74<br />

WIRTSCHAFT POLITIK<br />

Kapitalmarktausblick<br />

2023: Zwischen<br />

Resilienz und Rezession<br />

Die Deutsche Bank blickt in ihrem Kapitalmarktausblick<br />

2023, den sie heute in Frankfurt<br />

am Main vorgestellt hat, verhalten optimistisch<br />

auf das kommende Jahr.<br />

BEITRAG: PI REDAKTION<br />

Die zu erwartende Rezession in den<br />

USA und Europa dürfte moderat<br />

ausfallen. Die Inflation wird zwar<br />

unter anderem aufgrund der Energiepreise<br />

voraussichtlich zunächst hoch bleiben;<br />

die Leitzinsen sollten jedoch im Sommer<br />

ihren Höchststand erreichen. Anleiherenditen<br />

in den USA dürften bereits im ersten Halbjahr<br />

ihren maximalen Wert erzielen. Die Deutsche<br />

Bank erwartet, dass der Renditeanstieg<br />

in der Eurozone in der zweiten Jahreshälfte<br />

ausläuft. Aktien bleiben aufgrund niedriger<br />

Bewertungen bei stabilen Unternehmensgewinnen<br />

eine interessante Anlageoption.<br />

Russland-Ukraine-Krieg, Energiekrise, Inflation<br />

Selten zuvor gab es so viele Risikofaktoren an<br />

den Märkten wie in den vergangenen Monaten.<br />

"Das Wachstum der Weltwirtschaft wird<br />

sich vermutlich weiter abschwächen - nach<br />

gut 3 Prozent in diesem Jahr auf etwas mehr als<br />

2 Prozent im Jahr 2023", sagt Marc Schattenberg,<br />

Volkswirt bei Deutsche Bank Research.<br />

"Der konjunkturelle Einbruch in der Eurozone<br />

dürfte nach derzeitigen Prognosen weniger<br />

stark ausfallen als noch vor wenigen Monaten<br />

befürchtet, da das Risiko für Gasrationierungen<br />

deutlich gesunken ist." Ein Grund dafür sei der<br />

bisher milde Herbst, durch den sich der Beginn<br />

der Heizperiode nach hinten verschoben hat.<br />

Moderate Rezession in den USA und Eurozone<br />

"Wir erwarten weder in den USA noch in Europa<br />

eine im historischen Vergleich starke Rezession",<br />

sagt Schattenberg. Es sollte keinen so<br />

starken Konjunktureinbruch geben wie während<br />

der Corona-Krise. Für die USA erwartet<br />

die Deutsche Bank im kommenden Jahr ein<br />

Wachstum von 0,6 Prozent nach 2 Prozent im<br />

Jahr <strong>2022</strong>. Die Eurozone dürfte mit einem Minus<br />

von bis zu einem Prozent davonkommen, nach<br />

einem Wachstum von 3 Prozent im laufenden<br />

Jahr. Chinas Wirtschaft könnte nach dem<br />

Volkskongress im März 2023 von einer zu erwar-


tenden allmählichen Lockerung der Null-CO-<br />

VID-Politik profitieren; das BIP dürfte bis zu 5<br />

Prozent wachsen. Ein Risiko in China bleibt die<br />

zögerliche Erholung des Immobilienmarktes.<br />

Um diesen zu stützen, hat die Regierung bereits<br />

unterschiedliche Maßnahmen vorgestellt.<br />

Inflation - gekommen, um zu bleiben<br />

Obwohl die Inflation nur allmählich sinkt, erwarten<br />

die Experten der Deutschen Bank,<br />

dass die Leitzinserhöhungen der US-Notenbank<br />

Fed und der Europäischen Zentralbank<br />

(EZB) im nächsten Jahr enden. Die straffere<br />

Geldpolitik der Notenbanken zeigt langsam<br />

Wirkung und die Gas- und Strompreise haben<br />

zuletzt leicht nachgegeben. Eine anhaltend<br />

milde Witterung und hohe Speicherstände<br />

sollten sich positiv auf die Preise auswirken. "In<br />

den USA könnte die Inflation ihren Höhepunkt<br />

bereits erreicht haben. Sie dürfte nun langsam<br />

sinken und im Laufe des nächsten Jahres unter<br />

6 Prozent fallen", sagt Schattenberg.<br />

In Europa sollte die Inflation ab dem Frühjahr<br />

2023 allmählich nachlassen und im kommenden<br />

Jahr für Deutschland und die Eurozone<br />

bei 7,5 Prozent liegen. "Die Inflation dürfte<br />

jedoch aufgrund nachlassender Globalisierungsgewinne,<br />

demografischer Belastungen<br />

und einer strukturell expansiveren Fiskalpolitik<br />

nicht auf ihr Vorkrisenniveau sinken", so Schattenberg.<br />

Druck dürfte auch weiterhin von den<br />

hohen Rohstoffpreisen ausgehen. Deshalb<br />

erwartet die Deutsche Bank, dass die Notenbanken<br />

zunächst restriktiv bleiben. Die Fed<br />

könnte die Zinsen bis zum Frühjahr auf fast 5<br />

Prozent erhöhen. Dann sollte die rückläufige<br />

Inflation - im Zuge einer milden Rezession - den<br />

Zinsanhebungszyklus beenden. Die EZB dürfte<br />

auf 3 Prozent gehen; wobei das Risiko weiterer<br />

Zinsanhebungen bestehen bleibt. Diese Notenbankpolitik<br />

sollte die Renditen risikoärmerer<br />

Anleihen von Staaten und Unternehmen<br />

mit "Investment Grade" weiter steigen lassen.<br />

Für Anleger ist es eine Herausforderung, Renditen<br />

oberhalb der Inflationsrate zu erzielen.<br />

"Beunruhigende Faktoren sind weiterhin der<br />

Verlauf des Russland-Ukraine-Krieges, die europäische<br />

Energieversorgung oder der Handelskonflikt<br />

zwischen den USA und China.<br />

Es gibt aber auch Chancen", sagt Dr. Ulrich<br />

Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und<br />

Firmenkunden der Deutschen Bank. Die Aktienmärkte<br />

dürften sich 2023 stabilisieren.<br />

Alles teuer außer Aktien<br />

Die Deutsche Bank erwartet mittlere einstellige<br />

Renditen an den Aktienmärkten. Die Prognose<br />

für den Dax liegt bei 15.000 Punkten<br />

zum Jahresende 2023. Den S&P 500 sehen<br />

die Experten bei 4.100 Punkten und den Stoxx<br />

600 bei 445 Punkten. Obwohl das kommende<br />

Jahr wirtschaftlich etwas schwieriger werden<br />

könnte, spricht für die Anlageklasse, dass die<br />

Börse der Konjunktur vorausläuft. Daher dürfte<br />

bereits eine leichte Rezession eingepreist<br />

sein. "Sobald sich eine wirtschaftliche Erholung<br />

abzeichnet, sollten die Kurse steigen", so<br />

Stephan. "Rücksetzer könnten gute Einstiegschancen<br />

bieten." Zyklische Aktien, die heute<br />

günstig sind, dürften sich besser entwickeln.


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S76<br />

"Das hängt unter anderem mit den immensen<br />

Investitionen zusammen, die für die grüne<br />

Transformation der Wirtschaft notwendig sind",<br />

so Stephan. Themen wie Künstliche Intelligenz,<br />

Elektromobilität oder Cybersecurity sollten<br />

auf der Agenda von Unternehmen stehen.<br />

Fokus auf europäische Aktien<br />

Vor allem die zurzeit niedrigen Bewertungen<br />

sprechen für Aktien. "Wir haben in den vergangenen<br />

Monaten eine deutliche Anpassung<br />

der Bewertungen gesehen", sagt Stephan.<br />

Unternehmensgewinne sind in diesem<br />

Jahr teilweise deutlich gestiegen, Aktienkurse<br />

jedoch stark gefallen.<br />

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für den<br />

amerikanischen S&P 500 ist von 22,7 auf aktuell<br />

16,5 und für den Stoxx Europe 600 von 17,7 auf<br />

11,3 gefallen. "Vor allem europäische Aktien<br />

sind wieder günstig", erklärt der Chefanlagestratege.<br />

Deshalb würden die Experten der<br />

Deutschen Bank europäische Aktien übergewichten;<br />

den US-Aktienmarkt würden sie dagegen<br />

neutral halten. Für eine Übergewichtung<br />

Europas spricht neben den niedrigen Bewertungen<br />

auch die Entwicklung der Gewinne.<br />

Sie mussten in diesem Jahr immer wieder nach<br />

oben revidiert werden. Die Kurse spiegelten<br />

das jedoch nicht wider. Profitieren sollten europäische<br />

Titel auch von der Erholung in China,<br />

wo 2023 ein stärkeres Wachstum erwartet<br />

wird. Allerdings birgt die hohe Exportabhängigkeit<br />

europäischer Unternehmen auch ein<br />

Risiko; so könnte der Wettlauf um die technologische<br />

Vorherrschaft zwischen den USA<br />

und China für sie zu einer Belastung werden.<br />

Chancen sieht Stephan nach dem Ausverkauf<br />

der vergangenen Monate in Asien - in China,<br />

Korea und Taiwan seien die Bewertungsrückschläge<br />

hoch. Diese Märkte sollten von einer<br />

Erholung profitieren. Indiens Aktienmarkt hat<br />

sich vergleichsweise gut gehalten. Das KGV ist<br />

mit 20 noch immer hoch. Allerdings ist Indien<br />

auch die am stärksten wachsende Volkswirtschaft<br />

der Welt: Der Internationale Währungsfonds<br />

(IWF) prognostiziert für 2023 ein Wachstum<br />

von 6 Prozent.<br />

Unternehmen trotzen der Rezession<br />

Die Experten der Deutschen Bank gehen davon<br />

aus, dass viele der börsennotierten Unternehmen<br />

gut durch die konjunkturell schwierigere<br />

Phase kommen werden. "Die Gewinne<br />

sollten sich deutlich solider entwickeln als in früheren<br />

Rezessionen", sagt Chefanlagestratege<br />

Stephan. In Europa werden fiskalpolitische Programme<br />

den Konsum voraussichtlich stützen.<br />

Einige Sektoren, in denen die Gewinne in wirtschaftlich<br />

schwachen Phasen üblicherweise<br />

stark einbrechen, dürften gut durch die Rezession<br />

kommen. Banken, zum Beispiel, profitieren<br />

vom veränderten Zinsumfeld. Die Energie- und<br />

die Grundstoffbranche sowie der Bergbau,<br />

die bislang in Rezessionen Einbußen erlitten,<br />

sollten aufgrund der hohen Energie- und Rohstoffpreise<br />

sowie der starken Nachfrage ebenfalls<br />

gut durch den Abschwung kommen.<br />

Infrastruktur - Grundlage für<br />

nachhaltiges Wachstum<br />

Öffentliche und private Investitionen werden<br />

vor allem in Infrastrukturprojekte fließen. Die<br />

USA, die Europäische Union, China und weitere<br />

Länder haben entsprechende Programme<br />

auf den Weg gebracht. Damit werden<br />

Unternehmen, die in den entsprechenden<br />

Branchen aktiv sind, für Anleger interessant.<br />

Bei den Projekten geht es um den Aufbau<br />

einer Infrastruktur für erneuerbare Energien,<br />

um Stromnetze, Wasser und Transportwege,<br />

darunter auch Straßen und Häfen.<br />

Energie und Rohstoffe bleiben teuer.<br />

"Die Zeit günstiger Energie dürfte erst einmal<br />

vorbei sein", sagt Volkswirt Schattenberg. "Preise<br />

wie vor der Krise werden wir wohl vorerst<br />

nicht mehr sehen." Die Deutsche Bank erwartet<br />

für die europäische Sorte Brent Preise von<br />

rund 100 Dollar pro Barrel; für die amerikanische<br />

Sorte WTI dürfte der Preis etwas darunter<br />

liegen. Auch Gas, dessen Preis sich in den<br />

vergangenen Wochen recht stabil bei knapp<br />

über 100 Euro pro Megawattstunde eingependelt<br />

hat, bleibt teuer. "Die Energiekrise bietet<br />

für einige Industrien aber auch Chancen",<br />

sagt Schattenberg. Sie sei ein Treiber für die<br />

Grüne Transformation der Wirtschaft. Auch bei<br />

Industriemetallen dürfte das Preisniveau mittelfristig<br />

hoch bleiben. Hier treibt der wirtschaftliche<br />

Wandel zu mehr Nachhaltigkeit die Kurse.<br />

Gold gilt zwar als "sicherer Hafen" und dient<br />

der Diversifikation eines Portfolios, doch zuletzt<br />

haben die Zinsanhebungen und der damit<br />

verbundene Anstieg der Renditen für Staatsanleihen<br />

den Goldpreis in den USA belastet.


Wenn der Zinszyklus im Laufe des Jahres 2023<br />

wie erwartet endet und für 2024 sogar wieder<br />

Zinssenkungen in Aussicht stehen, dürften<br />

auch die Goldpreise moderat steigen. "Gegen<br />

ein Investment sprechen jedoch ein schwächerer<br />

Dollar und die Opportunitätskosten", so<br />

Stephan. "Aber ein gewisser Anteil Gold kann<br />

in geopolitischen Krisenzeiten sinnvoll sein."<br />

Quo vadis, Anleihen?<br />

Mit der Zinswende sind die Anleihekurse in diesem<br />

Jahr stark gefallen und die Renditen entsprechend<br />

gestiegen. Auch im kommenden<br />

Jahr dürften die Renditen noch ansteigen.<br />

Die "Spreads" sollten jedoch sinken - eine<br />

mäßige Rezession vorausgesetzt. "Die große<br />

Anpassung am Rentenmarkt haben wir jedoch<br />

hinter uns, zunehmend werden Zinskupons<br />

wieder interessant", sagt Stephan.<br />

Europäische Unternehmensanleihen mit "Investment<br />

Grade" rentieren aktuell mit 4,3<br />

Prozent, amerikanische sogar mit knapp<br />

sechs Prozent. Europäische Hochzinsanleihen<br />

(High Yield) bringen 8,4 Prozent Rendite<br />

und amerikanische sogar 9,3 Prozent. "Solange<br />

wir jedoch eine Rezession erwarten,<br />

wäre ich bei High Yields zurückhaltend", sagt<br />

Stephan. "Die Ausfälle sollten steigen und die<br />

Risikoprämien insgesamt nach oben ziehen."<br />

Für das kommende Jahr erwarten die Experten<br />

eine leichte Ausweitung der Risikoaufschläge<br />

für hochverzinsliche Anleihen in<br />

Europa auf 550 Basispunkte und in den USA auf<br />

500 Basispunkte. "Bei Investment Grade-Anleihen<br />

halten wir die Risikoaufschläge für stabil,<br />

in Europa sogar für leicht fallend angesichts<br />

solider Fundamentaldaten der Unternehmen."<br />

Die größte Gefahr für den Rentenmarkt ist,<br />

dass die erwarteten Zinserhöhungen in den<br />

USA und in Europa nicht ausreichen. Sollten<br />

größere Zinsschritte als erwartet nötig werden,<br />

um die Inflation einzudämmen, könnte<br />

ein Ausverkauf am Rentenmarkt drohen. "Das<br />

wäre nicht nur für die Rentenmärkte ein Risiko,<br />

sondern auch für die Aktienmärkte und vor allem<br />

für die Technologiewerte", erklärt Stephan.<br />

Die Experten erwarten für Staatsanleihen<br />

steigende Renditen. Bis Ende 2023 sollten<br />

die Renditen zehnjähriger US-Treasuries bei 4,2<br />

Prozent liegen und bei zehnjährigen Bundesanleihen<br />

bei 2,4 Prozent.<br />

Immobilien - je nachhaltiger, desto besser.<br />

Immobilien sind eine klassische Anlageklasse<br />

in Zeiten hoher Inflation. Die Preise dürften<br />

hoch bleiben, obwohl Finanzierungskosten<br />

steigen und Finanzierungen insgesamt schwieriger<br />

werden. Vor allem steigende Baukosten<br />

und gesetzliche Vorschriften verteuern das<br />

Bauen in Deutschland stark. Die Experten der<br />

Deutschen Bank rechnen damit, dass sich der<br />

Preisanstieg auf hohem Niveau stabilisiert. Bei<br />

Wohnimmobilien steht eine hohe Nachfrage<br />

einem begrenzten Angebot gegenüber. Der<br />

Neubau stockt aufgrund fehlender Materialien,<br />

Arbeitskräftemangel und steigender<br />

Finanzierungskosten. In den USA hingegen<br />

sinkt die Nachfrage ebenso wie die Stimmung<br />

der Hausbauer. Die Zahl der verkauften Häuser<br />

ist seit 2020 um 20 Prozent gesunken. Die<br />

Wohnmieten in den USA sind im Vergleich<br />

zu 2021 um 7 Prozent gestiegen. Auch in<br />

Deutschland dürften die Mieten langfristig<br />

steigen, vor allem in den Ballungsräumen.<br />

Bei den Gewerbeimmobilien sind aktuell vor<br />

allem Logistikflächen gefragt. Die Leerstände<br />

nähern sich historischen Tiefs. Der Grund:<br />

Unternehmen produzieren weniger "just in<br />

time" und bauen wieder Lager auf. Die hohe<br />

Nachfrage lässt die Mieten leicht steigen.<br />

"Logistikimmobilien sollten einen Schutz gegen<br />

höhere Inflation bieten", sagt Chefanlagestratege<br />

Stephan. "Bei Büroimmobilien ist<br />

Vorsicht geboten. Die Leerstände steigen und<br />

Mieterhöhungen sind aktuell kaum möglich."<br />

Für alle Immobiliensegmente gelte: Je nachhaltiger,<br />

desto besser. Energieeffiziente<br />

Immobilien hätten teilweise Preisaufschläge<br />

von 20 Prozent. Energetisch sanierte beziehungsweise<br />

neu gebaute Wohnungen<br />

und Häuser seien gefragter als andere Immobilien.<br />

Die Energiekrise sei ein Katalysator für<br />

energieeffizientes Bauen. (RED)<br />

*-Zukunftsgerichtete Aussagen<br />

sind Aussagen,<br />

die nicht Tatsachen der<br />

Vergangenheit beschreiben,<br />

sie umfassen auch<br />

Aussagen über die Annahmen<br />

und Erwartungen<br />

von der Deutschen<br />

Bank sowie die zugrunde<br />

liegenden Annahmen.


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S78<br />

WIRTSCHAFT POLITIK<br />

Digitale Diktatur –<br />

Digitalisierung der<br />

Währungen<br />

Eigentlich ist unser Geldsystem schon fast<br />

digital und der digitale Euro nichts anderes<br />

als das ungedeckte Fiatgeld-System.<br />

BEITRAG: MARC FRIEDRICH<br />

Um das Spiel in die Länge zu ziehen,<br />

werden die verzweifelten Notenbanken<br />

als Nächstes die Digitalisierung<br />

des Geldsystems vorantreiben. Damit<br />

erschlagen sie mehrere Fliegen mit einer<br />

Klappe:<br />

1. Sie erhalten einen kompletten Überblick in<br />

Echtzeit zur Steuerung der monetären und fiskalischen<br />

Politik.<br />

2. Sie erreichen einen Schutz vor Geldwäsche<br />

und kriminellen Machenschaften.<br />

3. Sie können die Zinsen problemlos in den Minusbereich<br />

senken, ohne dass die Bürger das<br />

Geld von der Bank abheben und sich dem<br />

Negativzins entziehen können. Ein Bank Run<br />

wird damit in Zukunft unmöglich sein.<br />

4. Jeder Kunde, jede Transaktion ist dann komplett<br />

transparent und nachvollziehbar. Eine<br />

digitale Währung kann unzählige Daten über<br />

die Zahlungsströme und das Nutzerverhalten<br />

der Bürger liefern. Der wahre feuchte Traum<br />

der Stasi und der Albtraum, vor dem uns George<br />

Orwell gewarnt hat.<br />

5. Strafzinsen oder eine Strafsteuer (Vermögensabgabe/Vermögenssteuer)<br />

können<br />

schnell und effizient eingesetzt und von jedem<br />

Konto eingezogen werden.<br />

MARC FRIEDRICH<br />

6. Die EZB baut ihre Befugnisse und Macht aus.<br />

Seit Jahren sagt die Notenbank, Europa sei<br />

„overbanked“, habe also zu viele Banken. Mit<br />

dem digitalen Euro wird sie sich so einiger Banken<br />

entledigen und in Zukunft dann ganz praktisch<br />

den Bürgern direkt ein EZB-Konto anbieten<br />

können, sodass sie die komplette Macht<br />

und Übersicht hat.


Eigentlich ist unser Geldsystem ja schon fast<br />

komplett digital, weil das meiste über digitale<br />

Prozesse läuft. Über Onlinebanking, Handy-<br />

Zahlungen, Plastikgeld und über Giralgeld.<br />

Natürlich versuchen die Beteiligten jetzt schon<br />

von allen Seiten, uns diese schöne neue Welt<br />

des Bezahlens schmackhaft zu machen: praktisches,<br />

hygienisches, kontaktloses Bezahlen:<br />

effizienter, günstiger, schneller.<br />

Im Endeffekt ist der digitale Euro nichts anderes<br />

als das ungedeckte Fiatgeld-System, das<br />

zu 100 Prozent digitalisiert ist. Für uns Bürger<br />

hat es nur Nachteile, weil wir dann problemlos<br />

überwacht und enteignet werden. Es können<br />

Negativzinsen installiert werden, ohne dass wir<br />

uns davor schützen können. Denn in einem<br />

solchen Fall ist der Fluchtweg versperrt, nämlich<br />

Bargeld abzuheben, es dem Bankenkreislauf<br />

herauszunehmen und es damit legal der<br />

Überwachung und dem Zugriff der Staaten<br />

zu entziehen. Das muss jedem klar sein. Diese<br />

Entwicklung wird auf jeden Fall weltweit kommen,<br />

die Notenbanken arbeiten daran, CBD-<br />

Cs (Central Bank Digital Currencies) heißt die<br />

Maßnahme, mit der das mathematisch sterbende<br />

Geldsystem in die Verlängerung bugsiert<br />

wird.<br />

Vorreiter und Vorbild China – der ultimative<br />

Überwachungsstaat<br />

China ist da natürlich schon einen Schritt weiter.<br />

Wenn es um Überwachung geht, steht<br />

China immer auf dem ersten Platz. Jedes autoritäre<br />

System, egal ob sozialistisch-kommunistisch<br />

oder faschistisch, braucht zum Erhalt<br />

einen feinmaschigen Überwachungsapparat,<br />

weil der Mensch immer nach Freiheit und<br />

Gerechtigkeit strebt. Für beides stehen die Extreme<br />

nicht. Um Chinas 1,3 Milliarden Bürger<br />

in Schach zu halten und zu überwachen, wird<br />

es immer notwendiger, einen immer komplexeren<br />

Überwachungsstaat zu implementieren.<br />

Dies soll beim Geld nicht anders sein, denn ein<br />

digitaler Yuan würde Chinas Überwachungsapparat<br />

extrem stärken. Eine erfolgreiche Einführung<br />

des digitalen Yuan würde die Macht<br />

über das Geld wieder in die Staatshände bringen,<br />

weg von den bekannten kommerziellen<br />

digitalen Zahlungssystemen wie WeChat Pay<br />

und Alipay. Das wäre mit vielen Vorteilen zur Festigung<br />

der kommunistischen Partei verbunden.<br />

In keinem anderen Land der Welt wird so viel<br />

mit dem Handy bezahlt wie in China. 900 Millionen<br />

Nutzer oder mehr als 80 Prozent benutzen<br />

ihr Smartphone zum Bezahlen. Chinesische<br />

Konsumenten und Händler repräsentieren fast


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S80<br />

die Hälfte der weltweiten Nutzer der digitalen<br />

Wallets. Alibaba und Tencent sind in China führend<br />

und kontrollieren 94 Prozent des Marktes<br />

mit einem Volumen von 50 Billionen US-Dollar.<br />

Die daraus resultierenden Datenströme ermöglichen<br />

einen beispiellosen finanziellen Einblick<br />

in Echtzeit in die Geld- und Wirtschaftslage<br />

des Landes, liefern die Rohdaten für<br />

wertvolle Analysen und erlauben Rückschlüsse<br />

auf das individuelle Konsumverhalten.<br />

Pures Datengold. Und genau diese Daten will<br />

auch die Kommunistische Partei natürlich abgreifen.<br />

Ein von der kommunistischen Partei kontrolliertes<br />

digitales Geld, gepaart mit dem Sozialkredit-System<br />

(Social Credit Programme) ist<br />

die perfekte, perfide Lösung, um die eigenen<br />

Bürger in Schach zu halten, allzeit zu kontrollieren<br />

und sie abzustrafen, falls sie sich nicht<br />

an die kommunistischen Regeln halten. Wer<br />

dann aus der Reihe tanzt, bekommt neben<br />

dem Abzug an sozialen Kreditpunkten dann<br />

gleich noch eine Strafe aufgebrummt in Form<br />

von Abhebungslimitierungen, Strafzahlungen,<br />

die sofort abgebucht werden. Sogar zur<br />

Kontensperrung kann es kommen.<br />

Wer sich jetzt schon mental auf<br />

dieses Szenario vorbereiten kann,<br />

ist einen Schritt weiter als die breite<br />

Masse. Zudem ist es jetzt noch<br />

möglich, Geld aus dem Geld- und<br />

Bankenkreislauf herauszuziehen<br />

und es in die eigene Obhut zu<br />

bringen. Wie lange das noch der<br />

Fall ist, weiß keiner, aber das Zeitfenster<br />

wird sicherlich nicht größer.<br />

Werden Sie jetzt schon aktiv, um<br />

nicht nachher vor vollendeten Tatsachen<br />

zu stehen und handlungsunfähig<br />

zu sein.<br />

Der digitale Yuan wird bereits in der südchinesischen<br />

Sonderwirtschaftszone Shenzhen<br />

getestet und ist bereit für den landesweiten<br />

„Roll-out“, sobald die Testphase abgeschlossen<br />

ist. China erhofft sich zudem mehr Unabhängigkeit<br />

vom SWIFT-System und will mit der<br />

Digitalisierung des Yuan das globale Monopol<br />

des Dollars brechen.<br />

Global wird bei allen Notenbanken mit Hochdruck<br />

an digitalen Währungen gearbeitet, da<br />

die Vorteile auf der Hand liegen und sich das<br />

Geldkarussell auf diese Weise noch eine Weile<br />

weiterdrehen kann. Das wird natürlich öffentlich<br />

nicht so kommuniziert, da wird gesagt,<br />

„Wir gucken mal“, aber insgeheim wissen alle,<br />

dass dies der einzige Ausweg ist, um noch mal<br />

ein bisschen Zeit herauszuschinden.<br />

Bargeldverbot<br />

Bargeld ist Freiheit! Doch diese Freiheit ist seit<br />

Jahren unter Beschuss von allen Seiten. Neben<br />

den Staaten, Notenbanken und Banken sind<br />

es auch Organisationen wie die „Better Than<br />

Cash Alliance“, eine weltweite Vereinigung<br />

von Regierungen, Unternehmen und internationalen<br />

Organisationen, die den Übergang<br />

des Barzahlungsverkehrs zu digitaler Zahlungsweise<br />

beschleunigen wollen. Mitglieder sind<br />

– wenig überraschend! – die Kreditkartengiganten<br />

Visa und Mastercard, die Citibank,<br />

aber auch die Bill und Melinda Gates Stiftung.<br />

Spannend finde ich folgenden Fund meiner<br />

Recherche: Die Anti-Bargeld-Allianz hat von<br />

unserer Bundesregierung deutsche Steuergelder<br />

erhalten. Von 2016 bis 2018 waren<br />

es 500.000 Euro und seit 2019 sind es jährlich<br />

200.000 Euro. Interessant wäre zu wissen, mit<br />

welchem Hintergedanken über 1 Million Euro<br />

„gespendet“ wurden.<br />

Seit Jahren wird jede Krise genutzt, um den<br />

Menschen das Bargeld auszureden, es ihnen<br />

madig zu machen und in ein schlechtes Licht<br />

zu stellen. Wer bar bezahlt, macht sich verdächtig,<br />

denn vermeintlich verwenden nur<br />

Kriminelle Bargeld. So wird es uns immer wieder<br />

suggeriert. Die Schlagworte sind Rotlichtmilieu,<br />

Drogen, Schwarzgeld, Steuerhinterziehung<br />

oder zuletzt die Bekämpfung eines Virus.<br />

Die Banken nehmen diese Argumente gerne<br />

auf, und dann kommt gleich der Hinweis:


„Hier – so geht bargeldloses Bezahlen! E-Cash,<br />

Karte oder Smartphone hinhalten, fertig!“ So<br />

sieht aktuell der Kampf, oder Krieg, wie manche<br />

es sehr drakonisch nennen, gegen das<br />

Bargeld aus. Dieser Krieg findet statt, und das<br />

Bargeld wird irgendwann sein Ende finden.<br />

Darüber haben wir ja schon gesprochen.<br />

Die Zentralbanken arbeiten mit Hochdruck an<br />

ihren digitalen Lösungen. Am digitalen Euro,<br />

Dollar oder welcher Währung auch immer,<br />

wenn die Zeit noch reicht und nicht der Crash<br />

schneller kommt. Bargeld ist aktuell die einzige<br />

Möglichkeit, das eigene Ersparte noch legal<br />

aus der Überwachung durch den Staat, aber<br />

auch aus der Überwachung durch die Banken<br />

und aus dem Bankenkreislauf herauszuziehen,<br />

ohne dass jemand weiß, was der Besitzer damit<br />

macht, wo er es investiert, wo er es womöglich<br />

auch versteckt. Und das ist natürlich vielen ein<br />

Dorn im Auge. Vor allem, wenn wir dann in die<br />

eine oder andere politische Richtung umkippen<br />

sollten, wird dieses Fluchtfenster natürlich<br />

ganz schnell geschlossen werden. In Griechenland<br />

wurde die letzte Krise schon aktiv von<br />

der Politik genutzt und man darf nur noch<br />

bis 500 in bar bezahlen. Im ebenso krisengeplagten<br />

Italien liegt die Barzahlungsgrenze bei<br />

1000 Euro. In Deutschland darf man noch so<br />

viel in bar bezahlen, wie man möchte. Doch<br />

dies will die EU unterbinden. Mit einer einheitlichen<br />

Richtlinie soll die Bargeldobergrenze<br />

in der EU vereinheitlicht werden auf 10.000<br />

Euro. Wenn es so kommt, ist der Schritt nicht<br />

mehr weit, das Bargeld ganz abzuschaffen.<br />

(RED)


LOGISTIK express 5/<strong>2022</strong> | S82<br />

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diesem Sinne bedanken wir uns herzlich für<br />

Ihr entgegengebrachtes Vertrauen in unsere<br />

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