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Convenience Shop 08 2022

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06 | Handel<br />

28. Jahrgang, Ausgabe <strong>08</strong>_<strong>2022</strong><br />

MCS: 25 JAHRE<br />

IM MARKT AKTIV<br />

Seit einem Vierteljahrhundert ist die MCS<br />

als Großhandelsverbund im deutschen<br />

<strong>Convenience</strong> Markt unterwegs und geht dabei<br />

ihren ganz eigenen Weg. <strong>Convenience</strong> <strong>Shop</strong><br />

sprach mit Geschäftsführer Torsten Eichinger<br />

über Erfahrungen und Aussichten. Interview Hans Jürgen Krone<br />

CS: Herr Eichinger, die MCS konnte<br />

<strong>2022</strong> ihr 25-jähriges Jubiläum<br />

feiern. Wie war das Jubiläumsjahr<br />

für Ihr Unternehmen?<br />

Torsten Eichinger: Eigentlich war es – mit wenigen<br />

Ausnahmen – ein Jahr wie viele andere.<br />

Diese Ausnahmen haben es allerdings in sich<br />

– aber dazu kommen wir bestimmt später<br />

noch. Wir haben für unsere Kunden viele<br />

Wettbewerbe und Preisausschreiben veranstaltet.<br />

Das ganze Jahr über haben wir Sonderangebote<br />

initiiert, damit unsere Kunden entsprechend<br />

partizipieren konnten. Auch in der<br />

Kommunikation mit unseren Kunden haben<br />

wir uns einiges einfallen lassen, um ihnen<br />

auch unsere Mitglieds-Großhandlungen<br />

nochmals näherzubringen und vielfach einen<br />

Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen. Es<br />

ging immer wieder darum, zu zeigen, wer die<br />

MCS ist und was hinter dem Verbund steckt.<br />

CS: Aktuell sind die Lieferfähigkeit<br />

und die Preise von besonderer<br />

Relevanz. Wie stellt sich die Situation<br />

aus Sicht der MCS dar?<br />

Eichinger: Und da kommen auch schon die<br />

eben angesprochenen Ausnahmen in diesem<br />

Jahr. Bei beiden Themen sind wir von der Industrie<br />

abhängig. Beim Thema Lieferfähigkeit<br />

waren wir abhängig von der Performance unserer<br />

Lieferanten, aber wir hatten tatsächlich<br />

sogar an der ein oder anderen Stelle in den vergangenen<br />

Monaten Ware, als andere keine<br />

hatten. Vielleicht liegt es daran, dass wir nicht<br />

immer einen LKW sortenreiner Artikel ziehen,<br />

manchmal reichen uns auch einige Paletten,<br />

dann erhalten wir vielleicht eher unsere<br />

Lieferung als andere. Natürlich ist der gesamte<br />

Markt von den Rohstoffen abhängig und das<br />

hat der jeweilige Lieferant dann meist nur bedingt<br />

bis gar nicht zu verantworten. Und so ist<br />

die Situation unerfreulich und bedeutet am<br />

Ende auch Umsatzausfälle über die gesamte<br />

Regionalität bedeutet für die MCS nicht nur regionale Sortimente, sondern auch die<br />

regionale Nähe. Es gehe nicht nur um Logistik, sondern auch um regionale Netzwerke.<br />

Wertschöpfungskette, denn die Produkte<br />

sind nur in gewissem Maße substituierbar.<br />

Beim Thema Preise wissen wir, dass der ein<br />

oder andere Hersteller die Situation nutzt, um<br />

diese nach oben zu ziehen. Das ist eine sehr<br />

unbefriedigende Entwicklung, der wir mit<br />

entsprechenden Verhandlungen begegnen.<br />

CS: Können die <strong>Shop</strong>-Betreiber<br />

überhaupt Preiserhöhungen im<br />

Sortiment mitgehen?<br />

Eichinger: Ja und nein. Natürlich sehe ich die<br />

Gefahr, dass sich der <strong>Convenience</strong>-Markt mit<br />

höheren Preisen ein Stück weit herauskalkuliert.<br />

Ich sehe aber auch die Problematik, dass<br />

unsere Kunden vergessen, Preiserhöhungen<br />

weiterzugeben. Gerade mit Blick auf aktuelle<br />

Kostenentwicklungen ist es aus unserer Sicht<br />

beängstigend, wie viele unserer <strong>Shop</strong>-Betreiber<br />

dies derzeit nicht tun. Es kann ja nicht<br />

sein, dass die Preiserhöhungen der Markenartikelindustrie<br />

bei den <strong>Shop</strong>-Betreibern hängen<br />

bleiben. Bei den Mineralölgesellschaften<br />

wird die Kalkulation teilweise durch die Kassensysteme<br />

unterstützt, aber bei den Kiosken<br />

und selbstständigen Einzelhändlern sieht das<br />

ganz anders aus. Bei allen Kundengruppen<br />

weist daher unser Außendienst momentan<br />

auch explizit auf die Kalkulation hin.<br />

CS: In Zusammenschlüssen wie der<br />

MCS ist es immer eine besondere<br />

Herausforderung, die Gemeinsamkeiten<br />

auch wirklich zu leben. Wie<br />

ist das bei Ihnen?<br />

Eichinger: Das ist natürlich ein Prozess. Ich<br />

weiß noch, dass mein Vorgänger Bernhard<br />

Delakowitz von der ersten Süßwarenmesse<br />

nach der Gründung der MCS zurückkam und<br />

beklagte, einige Gesprächspartner hätten ihm<br />

gesagt, dass es so einen heterogenen ‚Haufen‘<br />

wohl nicht lange geben werde. Das war für<br />

uns eigentlich immer eher Ansporn und kein<br />

„So schlecht haben wir<br />

es mit unserer Struktur<br />

nicht getroffen.“<br />

Torsten Eichinger<br />

Geschäftsführer MCS<br />

Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Und das<br />

war gut so, denn meiner Meinung nach haben<br />

wir es gerade durch unsere Struktur geschafft,<br />

im Markt zu bestehen. Was uns am Anfang als<br />

Nachteil ausgelegt wurde – die klassische Verbundgruppenstruktur<br />

– ist heute ein Grund,<br />

warum es uns noch gibt. Sie erinnern sich<br />

sicher noch daran, dass es früher die TIH und<br />

Alli gab – beides klassische Konzerne. Beide<br />

sind damals zur gleichen Zeit angetreten, den<br />

<strong>Convenience</strong>-Markt zu bearbeiten und existieren<br />

schon lange nicht mehr. Die Spar CSK<br />

wurde später von der Edeka geschluckt. Die<br />

Kollegen der Sügro sind parallel zu unserer<br />

Gründung von Lekkerland übernommen<br />

worden, das nun in der Rewe aufgegangen ist.<br />

Deshalb sage ich: So schlecht haben wir es mit<br />

unserer Struktur nicht getroffen.<br />

Die MCS setzt in ihrem Geschäftsmodell weiterhin auf einen Außendienst, der die<br />

<strong>Shop</strong>-Betreiber persönlich kennt und die Kunden vor Ort unterstützt.<br />

CS: War und ist Ihre Struktur ein<br />

wichtiges Argument für Kunden,<br />

die einen Großhandelspartner auf<br />

Augenhöhe vorziehen?<br />

Eichinger: Ja, darum geht es oft. Unser Ansinnen<br />

war nie, die Tankstellen einer A-Gesellschaft<br />

zu bedienen, weil wir schlicht wussten,<br />

dass das für uns gar nicht machbar ist. Realistisch<br />

gesehen, bedeuten die Anforderungen,<br />

die eine A-Gesellschaft an einen Lieferanten<br />

im <strong>Shop</strong>-Bereich hat, auch entsprechende<br />

Investitionen. Dabei scheitert es weniger an<br />

der Möglichkeit, solche Investitionen zu tätigen,<br />

etwa die Zahl der Mitarbeitenden zu erhöhen,<br />

Lagerkapazitäten auszuweiten, Prozesse<br />

auszurichten. Aber was passiert, wenn<br />

der Vertrag nach vier Jahren ausläuft und die<br />

Gesellschaft wieder zum Vorlieferanten zurückkehrt?<br />

Das war immer die Kernfrage, die<br />

wir uns gestellt haben. Am Ende des Tages<br />

hätte man bei solchen Verträgen wahrscheinlich<br />

sogar zu Lasten der Bestandskunden agieren<br />

müssen. Deshalb waren wir uns schon zu<br />

einem sehr frühen Zeitpunkt im Verbund einig,<br />

dass es für uns keine Option ist, alles auf<br />

einen solchen A-Gesellschaftskunden zu<br />

fokussieren und die anderen, mittelständischen<br />

Kunden zu vernachlässigen.<br />

CS: Es wäre also ein ziemlich großes<br />

Risiko für Mittelständler?<br />

Eichinger: Ja, das wäre ein Risiko, dass von<br />

Mittelständlern nicht getragen werden sollte.<br />

Konzerne sind da anders aufgestellt. Dort gibt<br />

es strategische Entscheidungen und auch Millionen-Spielgeld.<br />

Nach unserer Meinung gehört<br />

zu der Arbeit auf Augenhöhe mit den<br />

Kunden die Fähigkeit, die eigenen Grenzen zu<br />

erkennen und einzuhalten. Dafür können wir<br />

das, was wir machen, ziemlich gut. Wenn<br />

man sich dagegen nur auf die Großkunden<br />

fokussiert, ist es sehr schwer, den Mittelstand<br />

genauso gut zu bearbeiten. Es geht also immer<br />

um den Fokus der eigenen Tätigkeit.<br />

CS: Der eigene Außendienst spielt<br />

für sie eine wichtige Rolle. Können<br />

Sie sich den noch leisten?<br />

Eichinger: Ich drehe die Frage um: Kann man<br />

es sich leisten, nur noch mit MDE- und EDI-<br />

Schnittstelle beziehungsweise über ein Callcenter<br />

zu agieren? Unsere Antwort lautet klar:<br />

nein! Wenn ich alles nur noch über diese<br />

Techniken plus Fax und Internet-<strong>Shop</strong> – was<br />

wir alles auch haben – abwickele, dann habe<br />

ich keine Kundenbindung mehr. Die Stimme<br />

im Callcenter, irgendwo in der Republik, wird<br />

es nie schaffen, die gleiche Kundenbindung zu<br />

erzeugen, wie das einem Kollegen möglich<br />

ist, der seit zehn Jahren oder länger eine Station<br />

betreut. Der kommt rein, sieht wo Optimierungsbedarf<br />

ist, und kann entsprechende<br />

Tipps geben. Wir setzen weiterhin darauf,<br />

den Außendienst in die <strong>Shop</strong>s zu schicken.<br />

Das ist unsere Art des Geschäftsmodells. Wir<br />

haben uns dazu entschieden und glauben,<br />

dass es langfristig der richtige Weg ist. Wir<br />

sind der Ansicht, dass wir so für mehr Umsatz<br />

beim Kunden sorgen können. Und wenn unsere<br />

Kunden mehr Umsatz machen, machen<br />

wir das auch. Ein Beispiel sind E-Shishas. Hier<br />

kann der Verkaufsberater gleich bei der richtigen<br />

Platzierung unterstützen. Das gelingt<br />

nicht mit einem Call-Center-Agent.<br />

Fotos: MCS

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