akzent Magazin Januar '23
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Seeraum<br />
55<br />
„Ich könnte das Bild<br />
schon aufhängen, aber<br />
ich zeige es noch nicht.“<br />
YadeGar aSiSi<br />
Der neue Turm wird an der Südflanke<br />
der Auffahrt zur Neuen Rheinbrücke<br />
seinen Platz finden. Vor Ort an<br />
der Konstanzer Reichenaustraße vermittelt<br />
derzeit bereits ein Baustellen-<br />
Schild einen Eindruck vom künftigen<br />
Gebäude. Auf den außergewöhnlichen<br />
Standort am Verkehrsknotenpunkt reagiert<br />
der Entwurf mit einer mehrfarbigen<br />
Fassade, die immer wieder ihr<br />
Erscheinungsbild ändert und das Gebäude<br />
für die Vorbeifahrenden, abhängig<br />
von Geschwindigkeit und Position,<br />
optisch in Bewegung versetzt. Erreicht<br />
wird dies durch unterschiedlich<br />
colorierte Streifen, die je nach Position<br />
und Bewegung der Betrachtenden für<br />
ab- und zunehmende Farbigkeit sorgen,<br />
wie Architekt Matthias Sauerbruch<br />
erklärt.<br />
© Entwurf und Simulation © sauerbruchhuttongesellschaft von architekten mbh<br />
Ausblick und Einblick<br />
Einen tollen Blick über die Stadt, den<br />
Seerhein bis hin zur Reichenau sowie<br />
auf den Obersee und die Berge<br />
wird ein Restaurant mit Dachterrasse<br />
im oberen Bereich des Gebäudes<br />
bieten. Auch ein Aussichtsrundgang<br />
wird möglich sein. Geplante Multifunktionsräume<br />
könnten hier zudem<br />
Platz für Ausstellungen bieten. Aus<br />
einem „Nicht-Ort“ im Verkehrsgetümmel<br />
soll somit ein Ausflugsort werden,<br />
der als Landmarke in zwei Richtungen<br />
strahlt. Er zieht von Weitem die Blicke<br />
auf sich, während er sie von innen heraus<br />
wieder auf die Stadt, ihre Umgebung<br />
und ihre Geschichte lenkt.<br />
Herzstück im Innern wird ein Rundgemälde<br />
sein, das einen fiktiven Blick<br />
auf das historische Stadtpanorama<br />
während des Konzils zeigt, dem größten<br />
und wichtigsten Ereignis der Konstanzer<br />
Stadtgeschichte. Ganz Europa<br />
blickte von 1414 bis 1418 an den Bodensee,<br />
als Päpste, Gelehrte, Herrscher<br />
und Könige über die Zukunft der Kirche<br />
diskutierten. Die wichtigsten belegten<br />
Geschehnisse der vierjährigen<br />
Konzilzeit und Ausschnitte aus dem<br />
damaligen Alltag werden zu sehen<br />
sein. Das Besondere ist, dass die Besucher*innen<br />
die einzelnen Bildszenen<br />
über vier Ebenen und drei Besuchspodeste<br />
mit bis zu 15 Metern Höhe<br />
erlaufen und erleben werden. Einen<br />
kleinen, aber feinen ersten Einblick<br />
seines Gemäldes auf acht von mehr<br />
als 3.000 Quadratmetern hat Yadegar<br />
Asisi beim Kick-off-Event anlässlich<br />
des Spatenstichs bereits gewährt.<br />
„Ich könnte das Bild schon aufhängen,<br />
aber ich zeige es noch nicht“, verriet er<br />
augenzwinkernd. Bevor aber die große<br />
Leinwand entrollt wird und man<br />
sich auf eine Zeitreise ins spätmittelalterliche<br />
Konstanz begeben kann,<br />
sind zunächst Bauarbeiter- und Handwerker*innen<br />
am Werk.