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Klaviertrio Hemsing, Violine; Stadtfeld, Klavier; Müller-Schott, Violoncello

Konzert des Kulturrings Heilbronn e. V. am 25. Januar 2023 19.30 Uhr im Theodor-Heuss-Saal der Heilbronner Harmonie mit Werken von L. v. Beethoven, E. Grieg und P. I. Tschaikowsky

Konzert des Kulturrings Heilbronn e. V. am 25. Januar 2023 19.30 Uhr im Theodor-Heuss-Saal der Heilbronner Harmonie mit Werken von L. v. Beethoven, E. Grieg und P. I. Tschaikowsky

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KULTURRING<br />

HEILBRONN E.V.<br />

www.kulturring-heilbronn.de<br />

KLAVIERTRIO<br />

DANIEL MÜLLER-SCHOTT, VIOLONCELLO<br />

ELDBJØRG HEMSING, VIOLINE<br />

MARTIN STADTFELD, KLAVIER<br />

MITTWOCH, 25. JANUAR 2023<br />

19.30 UHR


<strong><strong>Klavier</strong>trio</strong><br />

DANIEL MÜLLER-SCHOTT, <strong>Violoncello</strong><br />

ELDBJØRG HEMSING, <strong>Violine</strong><br />

MARTIN STADTFELD, <strong>Klavier</strong><br />

3. Veranstaltung der Kulturring-Konzertreihe 2022 / 2023<br />

Theodor-Heuss-Saal, 19.30 Uhr<br />

LUDWIG VAN BEETHOVEN 1770 –1827<br />

<strong><strong>Klavier</strong>trio</strong> D-Dur op. 70, 1 (»Geistertrio«)<br />

- Allegro vivace con brio<br />

- Largo assai ed espressivo<br />

- Presto<br />

EDVARD GRIEG 1843–1907<br />

<strong><strong>Klavier</strong>trio</strong> c-Moll<br />

- Andante con moto<br />

25 Min.<br />

10 Min.<br />

Pause<br />

PETER I. TSCHAIKOWSKY 1840–1893<br />

<strong><strong>Klavier</strong>trio</strong> a-Moll op. 50<br />

À la mémoire d‘un grand artiste<br />

1) Pezzo elegiaco:<br />

Moderato assai - Allegro giusto<br />

2a) Tema con Variazioni<br />

2b) Variazione Finale e Coda:<br />

Allegro risoluto e con fuoco –<br />

Andante con moto – Lugubre<br />

51 Min.


Guten Abend,<br />

zur Kammermusikbesetzung <strong><strong>Klavier</strong>trio</strong> (<strong>Violine</strong>, <strong>Violoncello</strong>,<br />

<strong>Klavier</strong>) gab es im 19. Jahrhundert und bis<br />

heute sehr unterschiedliche Bewertungen und Einschätzungen.<br />

1808, im Jahr der »Pastorale«, schrieb<br />

Beethoven seine beiden <strong><strong>Klavier</strong>trio</strong>s op. 70. Mit ihnen<br />

befreite er die Gattung von dem unterhaltenden Charakter,<br />

den sie noch bei Mozart und Haydn gehabt hatte,<br />

und machte sie zu einer der musikalischen Hauptformen<br />

des 19. Jahrhunderts.<br />

Bei Edvard Grieg könnte man meinen, er habe mit seinem<br />

einzigen <strong><strong>Klavier</strong>trio</strong>, das auch nur aus einem Satz<br />

besteht, eher eine Pflichtübung absolviert.<br />

Peter Tschaikowsky wiederum ertrug die Kombination<br />

aus <strong>Violine</strong>, <strong>Violoncello</strong> und <strong>Klavier</strong> nach eigener Aussage<br />

nicht: »Die melodische Klangfarbe von Geige und<br />

Cello mit ihrem wunderbar warmen Timbre tritt in einen<br />

Wettbewerb mit dem <strong>Klavier</strong> – dem König aller Instrumente<br />

–, das vergeblich zu beweisen versucht, dass es<br />

auch, wie seine Widersacher, singen kann… Ich weiß,<br />

dass es viele herrliche Trios gibt; doch als musikalische<br />

Form liebe ich das Trio nicht. Deshalb könnte ich für diese<br />

Klangkombination keine von echtem Gefühl beseelte<br />

Komposition schreiben.« Diese Aussage widerlegte<br />

Tschaikowsky dann ein Jahr später aber selbst mit dem<br />

ebenso monumentalen wie beseelten a-Moll-Trio.<br />

Der Kammermusikexperte Harald Eggebrecht sieht es<br />

so: »Das Genre <strong><strong>Klavier</strong>trio</strong> verlangt eine Art Quadratur<br />

des Kreises, will man auf höchstem Niveau musizieren:<br />

Einerseits braucht es enormes solistisches Können bei<br />

jedem der drei, zum anderen sollen sie aus symphonischem<br />

Geist des Miteinanders Musik machen, also<br />

ein überzeugendes Ensemble bilden«.<br />

Heute Abend werden in diesem Kulturring-Konzert mit<br />

einem <strong><strong>Klavier</strong>trio</strong> (ohne eigenen Ensemble-Namen!)<br />

drei hochrangige Solisten, Eldbjørg <strong>Hemsing</strong>, Daniel<br />

<strong>Müller</strong>-<strong>Schott</strong> und Martin <strong>Stadtfeld</strong> den Beweis antreten,<br />

dass sie genau dieses Kunststück fertigbringen.


ELDBJØRG HEMSING<br />

Eldbjørg <strong>Hemsing</strong> wurde<br />

in Valdres, Norwegen,<br />

geboren und studierte<br />

am renommierten<br />

Barratt Due Institute of<br />

Music in Oslo sowie bei<br />

dem renommierten Professor<br />

Boris Kuschnir in<br />

Wien. Sie spielt eine <strong>Violine</strong><br />

von Antonio Stradivari<br />

»Rivaz, Baron Gutmann«<br />

von 1707, eine freundliche<br />

Leihgabe der Dextra<br />

Musica Foundation.<br />

Ihre internationale Karriere nahm schnell Fahrt auf; sie<br />

nahm drei preisgekrönte Alben auf, brachte mehrere<br />

gefeierte neue Kompositionen zur Uraufführung und<br />

trat an den renommiertesten Orten in 15 Ländern auf.<br />

Zu den jüngsten Höhepunkten zählen das Eröffnungskonzert<br />

des Bergen International Music Festival 2020<br />

und Hillborgs zweites Violinkonzert mit dem Stavanger<br />

Symphony Orchestra im März 2021. Eldbjørg<br />

<strong>Hemsing</strong> hat mit Orchestern wie dem MDR Sinfonieorchester<br />

Leipzig, dem Chinese National Orchestra,<br />

dem Czech National Symphony Orchestra und den<br />

Orchestern von Shanghai und Hong Kong musiziert.<br />

Sie ist auf der ganzen Welt aufgetreten, unter anderem<br />

im Lincoln Center, im Kennedy Center, in der<br />

Wigmore Hall, beim Verbier Festival und im National<br />

Center for the Performing Arts in Peking. In dieser<br />

Spielzeit spielt sie Tan Duns Fire Ritual, geschrieben<br />

für Eldbjørg <strong>Hemsing</strong>, mit dem Helsingborg Symphony<br />

Orchestra und Maxime Pascal und Bruchs Scottish<br />

Fantasy mit dem Sinfonieorchester Wuppertal<br />

unter der Leitung von Patrick Hahn. Sie ist mit dem<br />

Franz Liszt Chamber Orchestra auf Tournee und tritt<br />

in einem Play/Direct-Programm mit dem Georgian<br />

Chamber Orchestra auf.


Sie trat bei zahlreichen großen globalen Veranstaltungen<br />

und Veranstaltungsorten wie der Friedensnobelpreisverleihung<br />

in Oslo, den Vereinten Nationen, der<br />

Shanghai Expo und dem UN-Sicherheitsrat auf und<br />

tourte mit der norwegischen Königsfamilie um die Welt.<br />

Sie hat eine enge Zusammenarbeit mit dem Komponisten<br />

Tan Dun entwickelt, mit dem sie mehrere preisgekrönte<br />

Werke uraufgeführt und aufgenommen hat.<br />

Eldbjørg <strong>Hemsing</strong>s von der Kritik gefeierte Aufnahmen<br />

zeigen die Vielseitigkeit ihrer Arbeit. Ihr neuestes<br />

Album mit Edvard Griegs Violinsonaten gewann<br />

den Spellemann-Preis in Norwegen für die Einspielung<br />

des Jahres 2020. Ihr Debütalbum im Jahr 2018<br />

enthielt Violinkonzerte von Hjalmar Borgstrøm und<br />

Dmitri Schostakowitsch, aufgenommen mit den Wiener<br />

Symphonikern und Olari Elis. Ihre neueste CD<br />

wird die reichhaltige Klanglandschaft der Arktis erforschen<br />

und 2022 erscheinen.<br />

Sie ist Mitbegründerin des <strong>Hemsing</strong> Festivals und<br />

künstlerische Leiterin des SPIRE, eines innovativen<br />

jährlichen Wettbewerbs zur Förderung junger Künstler<br />

in ihrer künstlerischen und persönlichen Selbstentwicklung<br />

in der Welt der klassischen Musik.<br />

DANIEL MÜLLER-SCHOTT<br />

Daniel <strong>Müller</strong>-<strong>Schott</strong> gastiert bei international bedeutenden<br />

Orchestern; u. a. in den USA mit den Orchestern<br />

in New York, Boston, Cleveland, Chicago, Philadelphia,<br />

San Francisco und Los Angeles; in Europa<br />

bei den Berliner Philharmonikern, beim Gewandhausorchester<br />

Leipzig, beim Bayerischen Staatsorchester,<br />

bei den Münchner Philharmonikern, den<br />

Rundfunkorchestern von Berlin, München, Frankfurt,<br />

Stuttgart, Leipzig, Hamburg, Kopenhagen und Paris,<br />

beim Tonhalle-Orchester Zürich und Oslo Philharmonic,<br />

beim London Symphony und Philharmonic<br />

Orchestra, City of Birmingham Symphony Orchestra,<br />

Nederlands Philharmonisch Orkest und Spanish<br />

National Orchestra, sowie in Australien beim Syd-


ney und Melbourne<br />

Symphony Orchestra, in<br />

Asien mit Tokios NHK<br />

Symphony Orchestra,<br />

Taiwans National Symphony<br />

Orchestra und<br />

Seoul Philharmonic<br />

Orchestra.<br />

Eine langjährige Zusammenarbeit<br />

verband ihn<br />

mit Yakov Kreizberg,<br />

Kurt Masur, Lorin Maazel<br />

und Sir André Previn.<br />

Neben der Aufführung der großen Cellokonzerte<br />

vom Barock bis zur Moderne hat Daniel <strong>Müller</strong>-<br />

<strong>Schott</strong> eine große Leidenschaft für die Entdeckung<br />

unbekannter Werke und die Erweiterung des Cello-Repertoires,<br />

etwa durch eigene Bearbeitungen<br />

sowie die Zusammenarbeit mit den Komponisten<br />

unserer Zeit.<br />

Sir André Previn und Peter Ruzicka haben dem<br />

Cellisten Cellokonzerte gewidmet. Sebastian Curriers<br />

»Ghost Trio« brachte Daniel <strong>Müller</strong>-<strong>Schott</strong><br />

mit Anne-Sophie Mutter und Lambert Orkis in der<br />

New Yorker Carnegie Hall zur Uraufführung. Zum<br />

Beethoven-Jahr 2020 hat Daniel <strong>Müller</strong>-<strong>Schott</strong> mit<br />

Anne-Sophie Mutter & Friends Jörg Widmanns<br />

»Studie über Beethoven« (6. Streichquartett) in<br />

Tokio uraufgeführt. Im Januar 2023 wird Daniel<br />

<strong>Müller</strong>-<strong>Schott</strong> ein weiteres ihm gewidmetes Cellokonzert<br />

von George Alexander Albrecht uraufführen,<br />

gemeinsam mit der Staatskapelle Weimar<br />

unter der Leitung von Marc Albrecht.<br />

Daniel <strong>Müller</strong>-<strong>Schott</strong> feiert sein 20-jähriges Bühnenjubiläum<br />

im Herbst gemeinsam mit Julia<br />

Fischer in Bamberg, wo die Karriere der beiden<br />

Ausnahmekünstler begann. Internationale Musikfestivals<br />

laden Daniel <strong>Müller</strong>-<strong>Schott</strong> regelmäßig ein.<br />

Bei seinen Kammermusikkonzerten arbeitet Daniel


<strong>Müller</strong>-<strong>Schott</strong> u. a. zusammen mit Kit Armstrong,<br />

Renaud Capuçon, Julia Fischer, Daniel Hope, Igor<br />

Levit, Sabine Meyer, Nils Mönkemeyer, Anne-<br />

Sophie Mutter, Francesco Piemontesi, Lauma und<br />

Baiba Skride, Emmanuel Tjeknavorian, Simon<br />

Trpčeski und mit dem Aris Quartett.<br />

Im Herbst dieses Jahres veröffentlicht Daniel <strong>Müller</strong>-<strong>Schott</strong><br />

seine neue Kammermusik-CD mit einem<br />

seiner langjährigen <strong>Klavier</strong>partner Herbert Schuch:<br />

Edvard Grieg Music for Cello – Cello Sonata |<br />

Transcriptions of Violin Sonata No. 3 and Songs.<br />

Daniel <strong>Müller</strong>-<strong>Schott</strong>, studierte bei Walter Nothas,<br />

Heinrich Schiff und Steven Isserlis. Er wurde persönlich<br />

von Anne-Sophie Mutter gefördert und<br />

erhielt u. a. den Aida Stucki Preis sowie ein Jahr<br />

privaten Unterricht bei Mstislaw Rostropowitsch.<br />

Bereits im Alter von fünfzehn Jahren gewann Daniel<br />

<strong>Müller</strong>-<strong>Schott</strong> 1992 den Ersten Preis beim Internationalen<br />

Tschaikowsky-Wettbewerb für junge<br />

Musiker in Moskau.<br />

Daniel <strong>Müller</strong>-<strong>Schott</strong> spielt das »Ex Shapiro« Matteo<br />

Goffriller Cello, gefertigt in Venedig 1727.<br />

MARTIN STADTFELD<br />

Martin <strong>Stadtfeld</strong>s pianistische Laufbahn beginnt mit<br />

einem <strong>Klavier</strong> vom Räumungsverkauf. Schon mit sieben<br />

Jahren steht sein Berufswunsch fest: Konzertpianist.<br />

Früh erkundet er die Regeln und Geheimnisse<br />

von Kontrapunkt und Harmonielehre; als Jungstudent<br />

kommt er in Frankfurt in die Klasse von Lev Natochenny<br />

und gewinnt erste Preise in Paris und Bozen.<br />

Der sensationelle Sieg beim Leipziger Bach-Wettbewerb<br />

im Jahr 2002 wird zum Ausgangspunkt einer<br />

Karriere, die Martin <strong>Stadtfeld</strong> zu den wichtigsten<br />

Festivals und den bedeutenden Konzerthäusern und<br />

Orchestern führt.


Rezitale mit der Musik Bachs, den Sonaten Beethovens,<br />

der deutschen Romantik und Orchestereinladungen<br />

mit den <strong>Klavier</strong>konzerten Mozarts bis Rachmaninows<br />

führen Martin <strong>Stadtfeld</strong> in den letzten zwei<br />

Jahrzehnten in die ganze Welt.<br />

25 CDs spielt er in dieser Zeit ein, die preisgekrönt und<br />

von der internationalen Kritik gefeiert werden. Immer<br />

wieder ist die Musik Johann Sebastian Bachs Wegstein<br />

in dieser beeindruckenden Diskografie. Es entstehen<br />

Aufnahmen der Goldberg-Variationen, des Wohltemperierten<br />

<strong>Klavier</strong>s, der Musik des jungen Bach. Zugleich<br />

weist diese intensive Beschäftigung den Weg zu Einspielungen<br />

von Chopins Etüden, Werken Mozarts und<br />

Beethovens und der deutschen Romantik und taucht<br />

diese Musik in ein neues Licht.<br />

So geschieht es fast zwangsläufig, dass der Mut zu<br />

persönlicher Interpretation auch zu Eigenkompositionen<br />

und freien Bearbeitungen führt. Händel-Variations,<br />

Piano Songbook, Hommage to Bach sind Titel,<br />

die Martin <strong>Stadtfeld</strong>s ganz persönliche Auseinandersetzung<br />

mit der Musik hautnah erlebbar machen: Auf<br />

CDs, als Stream, aber auch als Notenhefte.<br />

Aktuell liegt eine CD<br />

mit Bearbeitungen<br />

deutscher Volkslieder<br />

vor. Aus dem Alten<br />

schöpfen und Neues<br />

daraus schaffen: Ein<br />

Credo, das Martin<br />

<strong>Stadtfeld</strong>s künstlerisches<br />

Leben durchaus<br />

prägt und ihn<br />

immer wieder zu seinem<br />

Leitstern Johann<br />

Sebastian Bach blicken<br />

lässt.


BEETHOVEN KLAVIERTRIO D-DUR<br />

(»GEISTERTRIO«)<br />

Im Winter 1808/09 stellte Ludwig van Beethoven<br />

(1770-1827) die beiden neuen Werke des op. 70 im<br />

Hause der ungarischen Gräfin Marie Erdödy, wo er<br />

damals wohnte, der Öffentlichkeit vor. Der Berliner<br />

Komponist und Publizist Johann Friedrich Reichardt<br />

hörte sie am Silvestertag 1808 mit dem Komponisten<br />

selbst am Flügel und geriet über die Musik<br />

ins Schwärmen. Reichhardts Äußerung ist nur ein<br />

Beleg dafür, wie sehr Beethovens Werke jener Zeit –<br />

es waren neben den beiden Trios die 5. und 6. Symphonie,<br />

die Coriolan-Ouvertüre und wenig später das<br />

5. <strong>Klavier</strong>konzert – bei den Musikfreunden Wiens auf<br />

Zustimmung, ja Begeisterung stießen.<br />

Neben Reichardt hat noch ein zweiter prominenter<br />

Zeitgenosse die Trios op. 70 gewürdigt: E.T.A. Hoffmann,<br />

der ihnen eine ausführliche Kritik in der Allgemeinen<br />

Musikalischen Zeitung widmete. Nach Hoffmann<br />

offenbart sich gleich im Hauptthema des ersten<br />

Satzes »schon ganz der Character des Trios, das<br />

weniger düster als manche andere Instrumental-Compositionen<br />

Beethovens gehalten, ein frohes, stolzes<br />

Bewusstseyn eigener Kraft und Fülle ausspricht …<br />

Umso zweckmäßiger war es, den im ganzen Stück<br />

vorherrschenden Gedanken in vier Octaven unisono<br />

vortragen zu lassen; er prägt sich dem Zuhörer fest<br />

und bestimmt ein, und dieser verliert ihn in den wunderlichsten<br />

Krümmungen und Wendungen, wie einen<br />

silberhellen Strom, nicht mehr aus dem Auge.« In der<br />

Tat verarbeitet der ganze erste Satz in kaum abreißender<br />

Dichte das Hauptthema auf die unterschiedlichste<br />

Art und Weise.<br />

Den populären Beinamen »Geistertrio«, der dem Charakter<br />

des Anfangs zu widersprechen scheint, verdankt<br />

das Trio dem langsamen Mittelsatz und einer<br />

Bemerkung des Beethoven-Schülers Carl Czerny:<br />

«Der Character dieses sehr langsam vorzutragenden<br />

Largo ist geisterhaft schauerlich, gleich einer Erscheinung<br />

aus der Unterwelt.« E.T.A. Hoffmann hörte aus


dem Satz den »Charakter einer sanften, dem Gemüth<br />

wohltuenden Wehmuth« heraus. Zum Eindruck des<br />

Geisterhaften trägt der Klang bei: Das Hauptthema,<br />

das sich wie ein melancholischer Gesang über den<br />

ganzen Satz legt, wird vom <strong>Klavier</strong> mit schnellen Sextolen<br />

leggiermente begleitet, woraus nach Hoffmann<br />

»ein Säuseln«, ein schattenhafter Klang entsteht. Verbunden<br />

mit den düsteren Akkordballungen und dem<br />

seltsam verhangenen Duktus der Themen wirkt der<br />

ganze Satz in der Tat wie ein gespenstisch-fahles<br />

Bild. Es gipfelt in den düsteren Klängen der Coda, wo<br />

die Sextolen in den <strong>Klavier</strong>bass wie in eine Gruft hinabzusteigen<br />

scheinen.<br />

»Wie der Sturmwind die Wolken verjagt« (Hoffmann),<br />

so verdrängt das Finale die düstere Stimmung des<br />

Largo. Es kehrt zur Stimmung und zur kontrapunktischen<br />

Verarbeitungstechnik des Kopfsatzes zurück.<br />

Dem D-Dur-Trio, op. 70, 1, gab Beethoven noch die<br />

traditionellen drei Sätze, bevor er die Gattung zur<br />

Viersätzigkeit erweiterte. Seinen populären Beinamen<br />

»Geistertrio« verdankt es den geisterhaften Tremoloeffekten<br />

und überraschenden dynamischen Kontrasten<br />

seines langsamen Satzes; doch steht der Name<br />

allzu sehr im Widerspruch zur Haltung der schnellen<br />

Ecksätze. Der erste, Allegro vivace e con brio, lebt<br />

vom Kräftespiel zweier Motive, die gleich zu Beginn<br />

exponiert werden: ein stürmischer Unisono-Anlauf<br />

und eine gesangliche Phrase des Cellos. Sie werden<br />

in der Durchführung zunächst nacheinander, dann<br />

gleichzeitig verarbeitet. Aus ihrem Gegeneinander<br />

entsteht nicht nur die kontrapunktische Dichte des<br />

Satzes, sondern auch seine ungeheure rhythmische<br />

Energie.<br />

Im Largo assai ed espressivo treten die Streicher<br />

zunächst mit fahlem Unisono einem charaktervollen<br />

Motiv des <strong>Klavier</strong>s gegenüber, das den ganzen Satz<br />

beherrscht. Allmählich löst sich der Klang in die<br />

beschriebenen »geisterhaften« Klangfarben, extreme<br />

Lagen und Dynamikwerte auf.


Das Presto-Finale wird dagegen von Gesanglichkeit<br />

und Virtuosität beherrscht – mit extravaganten harmonischen<br />

Wendungen schon im Thema.<br />

GRIEG KLAVIERTRIO C-MOLL<br />

Den Norweger Edvard Grieg (1843-1907) würden die<br />

wenigsten mit Leipzig in Verbindung bringen, und doch<br />

hat er 1858-62 eher lustlos und wenig erfolgreich seine<br />

Studienjahre am Leipziger Konservatorium absolviert –<br />

Pflichtprogramm für alle aufstrebenden jungen Musiker<br />

aus den skandinavischen Ländern. Eine späte Frucht<br />

dieser Jahre waren seine Kammermusiken in den klassischen<br />

Genres, insbesondere sein Streichquartett.<br />

In dessen Schatten schrieb er 1878 das Andante con<br />

moto für <strong><strong>Klavier</strong>trio</strong>, seinen einzigen Beitrag zu diesem<br />

Genre, ein schönes schlichtes Stück mit besonders<br />

prominent behandeltem Cellopart.<br />

Edvard Griegs <strong><strong>Klavier</strong>trio</strong> wurde laut Datum im Manuskript<br />

am 17. Juni 1878 fertiggestellt. Das Andante<br />

con moto in c-Moll ist ein beachtliches Stück, das<br />

anscheinend als langsamer Satz eines <strong><strong>Klavier</strong>trio</strong>s<br />

gedacht ist, obwohl es in Wirklichkeit dessen Kontraste<br />

sind. Charakter und der Wechsel von langsamen<br />

mit schnelleren Tempi machen es zu einem<br />

wirkungsvollen einsätzigen Werk. Es ist sicherlich<br />

keine Skizze oder ein Entwurf, sondern ein in jeder<br />

Hinsicht vollständig realisiertes Stück und von einer<br />

Qualität, die mit Griegs anderen, bekannteren Kammermusikkompositionen<br />

vergleichbar ist.<br />

TSCHAIKOWSKY KLAVIERTRIO A-MOLL<br />

Peter I. Tschaikowskys (1840-1893) monumentales<br />

einziges <strong><strong>Klavier</strong>trio</strong>, das der Komponist zum Andenken<br />

an Nikolai Rubinstein, den Gründer des Moskauer<br />

Konservatoriums und bedeutenden Pianisten und<br />

Dirigenten, als mächtigen musikalischen Grabstein<br />

schuf, ist ein Höhepunkt elegischer Stimmungsmalerei<br />

in der romantischen Kammermusik.


Tschaikowskys <strong><strong>Klavier</strong>trio</strong> entstand im Winter 1881/82<br />

in Rom. Den Anlass zur Komposition hat Tschaikowsky<br />

in der pathetischen Widmung À la mémoire<br />

d’un grand artiste – »Zur Erinnerung an einen großen<br />

Künstler« – selbst genannt. Der Geehrte war der<br />

Pianist Nikolaj Rubinstein, der Gründer des Moskauer<br />

Konservatoriums, der Tschaikowsky 1866 an dieses<br />

berufen hatte. Im Frühjahr 1881 starb Rubinstein<br />

völlig überraschend. Die Beerdigung in der orthodoxen<br />

Kirche der Rue Daru in Paris machte einen so<br />

erschütternden Eindruck auf Tschaikowsky, dass er<br />

sich endlich nach langem Zögern zur Komposition<br />

eines <strong><strong>Klavier</strong>trio</strong>s durchrang.<br />

Er hatte diese Gattung lange Zeit kategorisch abgelehnt.<br />

So hatte er noch 1880 an seine Gönnerin<br />

Nadeschda von Meck geschrieben: »Wohl infolge der<br />

Beschaffenheit meiner Hörorgane vertrage ich die<br />

Verbindung von <strong>Klavier</strong>, Geige und Cello nicht. Mir<br />

scheint, dass diese Klangfarben nicht miteinander<br />

harmonieren, und ich versichere Ihnen, dass es für<br />

mich eine Qual ist, ein Trio oder eine Sonate mit Geige<br />

und Cello zu hören.«<br />

Der Zweck eines Epitaphs für einen »grand artiste«<br />

wird schon in der ungewöhnlichen Form sichtbar: Das<br />

50-minütige Werk besteht aus nur zwei Sätzen, die in<br />

ihrer Ausdehnung unwillkürlich sinfonische Dimensionen<br />

annehmen.<br />

Der erste Satz – Pezzo elegiaco (Moderato assai - Allegro<br />

giusto) – ist ein Sonatensatz mit einer Fülle motivischen<br />

Materials. Besonders effektvoll ist die Umdeutung<br />

des Hauptthemas als Trauermarsch in der Reprise.<br />

Wenngleich es durchaus optimistische Abschnitte<br />

in diesem Satz gibt, etwa das Allegro giusto, das sich<br />

an das Hauptthema und dessen Weiterentwicklung


anschließt, bleibt die Grundstimmung doch fatalistisch:<br />

»Pezzo elegiaco«, »Adagio con duolo e ben sostenuto«,<br />

eine Vielzahl an Espressivo-Vorgaben, starke<br />

dynamische Kontraste, ein Verebben des Satzes in<br />

thematischen Fragmenten im Pianissimo.<br />

Nach diesem schon ausgedehnten Wechselbad der<br />

Gefühle beginnt der überbordende Variationensatz<br />

– »A. Tema con variazioni: Andante con moto – B.<br />

Variazione Finale e coda«, dessen letzte Variation als<br />

Quasi-Finalsatz fungiert. Das Thema hat einen überaus<br />

gesanglich-tänzerischen Charakter und wird von<br />

Tschaikowsky mit u. a. einer Walzer- und einer Mazurka-Variation<br />

auch direkt tänzerisch verarbeitet. In<br />

manchen Variationen wird bei aller Kantabilität durchaus<br />

schon wieder ein ernsterer Ton angeschlagen,<br />

so in Variation IV und Variation IX (»Andante flebile<br />

ma non tanto«). Die letzte Variation beginnt kämpferisch<br />

und optimistisch als Allegro risoluto e con fuoco,<br />

ist dynamisch, über weite Strecken unheimlich<br />

laut und überaus motorisch. Nach mehreren Wellen<br />

wird als Kulminationspunkt dann aber im Andante<br />

con moto das melancholische Hauptthema des ersten<br />

Satzes erreicht, im dreifachen Forte, im <strong>Klavier</strong> in<br />

wilden Arpeggien und Girlanden umspielt. Der Satz<br />

endet dann in der Katastrophe. Ein plötzliches piano,<br />

»Lugubre«, wieder ein Trauermarsch, das Hauptthema<br />

nur noch im Fragment. Die Musik erstirbt (»morendo«)<br />

im dreifachen Piano.<br />

Das Thema der Variationen geht auf eine gemeinsame<br />

Soirée Rubinsteins und Tschaikowskys aus dem Jahr<br />

1873 zurück. Einer alten Überlieferung zufolge soll<br />

Tschaikowsky in den Variationen 12 Episoden aus<br />

dem Leben Rubinsteins geschildert haben.<br />

Gefördert:


Konzerte der Abonnementreihe im Theodor-Heuss-<br />

Saal der Festhalle Harmonie, Beginn 19.30 Uhr<br />

Dienstag,<br />

07. März 2023<br />

Montag,<br />

03. April 2023<br />

Mittwoch,<br />

26. April 2023<br />

Dienstag,<br />

09. Mai 2023<br />

Streichquartett<br />

KUSS QUARTETT<br />

Orchesterkonzert I<br />

OXFORD PHILHARMONIC<br />

ORCHESTRA<br />

Solistin: MARTHA ARGERICH, <strong>Klavier</strong><br />

<strong>Klavier</strong>duo<br />

LUCAS & ARTHUR JUSSEN<br />

Orchesterkonzert II<br />

ACADEMY OF ST MARTIN<br />

IN THE FIELDS<br />

Solist: SEONG-JIN CHO, <strong>Klavier</strong><br />

Konzerte der Reihe »Perspektiven Heilbronn«<br />

in den Städtischen Museen Heilbronn im Deutschhof,<br />

Beginn 19.30 Uhr<br />

Montag,<br />

27. März 2023<br />

Montag,<br />

15. Mai 2023<br />

CARIN LEVINE<br />

(Diepholz), Flöten<br />

KAI WANGLER<br />

(Fürstenfeldbruck), Akkordeon<br />

Herausgeber: Kulturring Heilbronn e.V.<br />

Abonnementbüro: Heilbronner Reisebüro Böhm<br />

Sülmerstraße 13 / Tel. 0 71 31/62 40 17<br />

Texte: Ulrich Heffter<br />

Gestaltung: www.wsk-werbung.de

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