19.01.2023 Aufrufe

FOCUS 04/2023_Vorschau

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

AUSGABE 4 21. Januar <strong>2023</strong> € 4,90 DAS MAGAZIN /// HIER SIND DIE FAKTEN /// SEIT 1993<br />

Scholz-<br />

Manöver<br />

Was Pistorius für die<br />

Bundeswehr bedeutet<br />

Künstliche<br />

Intelligenz<br />

Wie gefährlich wird es,<br />

wenn Maschinen<br />

für Menschen denken?<br />

Bob<br />

Dylan<br />

Gespräch<br />

mit dem<br />

literarischsten<br />

Helden der<br />

Popmusik<br />

RÄUMEN SIE<br />

IHRE FINANZEN AUF<br />

Aktien, Immobilien, Zinsen<br />

So machen Sie Ihre<br />

Ersparnisse krisensicher


Alle <strong>FOCUS</strong>-Titel to go.<br />

focus-shop.de<br />

JETZT<br />

E-PAPER LESEN:


EDITORIAL<br />

Die Zukunft wird an die Roboter<br />

verschwendet<br />

Von Jörg Harlan Rohleder, stv. Chefredakteur<br />

Fotos: Markus C. Hurek, Daniel Grund/HBM<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser,<br />

es gehört zum Wesen einer Revolution,<br />

die Welt in davor und danach zu zerlegen.<br />

Wegmarken, die dorthin führen, erkennt<br />

man nur verschwommen in der Ferne, erst<br />

in der Rückschau lassen sich die Einschläge<br />

wirklich in Verbindung setzen. Auch<br />

die größte Revolution seit der Erfindung<br />

des Internets kommt dieser Tage ausgesprochen<br />

harmlos daher. Genau genommen<br />

ist sie längst da: künstliche Intelligenz.<br />

KI. Zwei Buchstaben. Intelligent sind<br />

Sie selbst. Und künstlich, also generisch,<br />

klingt erst einmal nicht sonderlich bedrohlich<br />

oder gar hochwertig. Eher wie klebriges<br />

Zuckerwassereis im Italienurlaub.<br />

Lassen wir uns davon nicht täuschen:<br />

<strong>2023</strong> wird ihr Jahr, das Jahr der KI. Sie<br />

steckt in unseren E-Mail-Postfächern auf<br />

Google-Servern, in Alexa und Siri, unseren<br />

Autos, Telefonen, Uhren und Kühlschränken.<br />

Und wir stehen mit großen<br />

Augen da und schauen stumm zu. Denn<br />

diese Revolution erfolgt ohne Guillotine.<br />

Der Einschnitt selbst jedoch bleibt messerscharf:<br />

chop chop. Er teilt unsere Welt<br />

in ein Leben vor KI und das Leben mit KI.<br />

Und ja, wie unter dem Fallbeil geht es<br />

tatsächlich um unseren Kopf – denn die<br />

Maschinen fangen an, für uns zu denken.<br />

Künstliche Intelligenz verändert alles,<br />

jeden Aspekt unseres Lebens. Von den<br />

Vorstandsetagen bis runter in den Maschinenraum.<br />

Sie wird vor nichts haltmachen.<br />

Die Jugend wird an die Jugend verschwendet,<br />

hieß es früher. Wenn wir nicht aufpassen,<br />

heißt es bald: Die Zukunft wird an die<br />

Roboter verschwendet.<br />

So war auch bei der DLD-Konferenz vergangene<br />

Woche in München auf eigentlich<br />

jedem Podium von der KI ChatGPT<br />

die Rede. KIs können Bilder malen, Sinfonien<br />

komponieren und Essays schreiben.<br />

Das revolutionäre Potenzial ist unendlich.<br />

ChatGPT kann sich Dinge besser ausdenken<br />

als Claas Relotius – und wird nicht<br />

nur Google das Leben schwer machen.<br />

Der Hype ist so berechtigt wie gigantisch<br />

(lesen Sie dazu auch den Text von Corinna<br />

Baier ab Seite 22).<br />

Auf dem DLD trifft sich die internationale<br />

Tech-Elite. Steffi Czerny lädt ein, Burdas<br />

digitale Vordenkerin, Globalpatriotin, die<br />

seit 2005 auf Europas wichtigster Innovationskonferenz<br />

die Klugen und Cleveren,<br />

Cash und Kreativität meisterhaft zusammendirigiert.<br />

Das Woodstock des bayerischen<br />

Silicon Valley, dessen Treibstoff<br />

unermüdliche Neugierde ist, findet Jahr<br />

für Jahr im Januar statt, bevor die Karawane<br />

nach Davos weiterzieht.<br />

Im ersten Jahr, 2005 muss es gewesen<br />

sein, hatte ich erstmals das Vergnügen,<br />

selbst ein Panel zu moderieren. Damals<br />

Besser: Die Zukunft ist weiblich Steffi Czerny (l.),<br />

DLD-Gründerin und Globalpatriotin, verleiht den Aenne<br />

Burda Award an Spitzenköchin Ebru Baybara Demir<br />

fand der DLD noch im Schloss Nymphenburg<br />

statt, Googles Algorithmus war die<br />

Macht im Internet, WiFi irgendeine Zukunftsmusik<br />

und statt TikTok verlangten<br />

Kinder nach Tic Tac. Auch sonst war die<br />

digitale Welt 2005 aus heutiger Sicht herrlich<br />

optimistisch – und herrlich naiv. Daten<br />

waren virtuelle Aktenordner und kein digitales<br />

Gold, das jederzeit verkauft und ausgebeutet<br />

werden kann. Der Mensch war<br />

gläsern, aber kein Sklave. Es gab weder<br />

iPhones noch Demokratie vergiftende Social-Media-Plattformen.<br />

Das Silicon Valley<br />

war ein Versprechen, die Welt besser zu<br />

machen – und nicht ein Motor des Datenund<br />

Überwachungskapitalismus.<br />

Im Panel sollte es um die Kultur des<br />

Remixens gehen. Geladen war Paul van<br />

Dyk, der erst im Schneechaos feststeckte,<br />

dann über die Magie des DJ-Sets dozierte.<br />

Darüber, wie er aus Tausenden Platten ein<br />

echtes Brett zusammenstückelt, um Kuration<br />

in gewisser Weise. Also um eine Gabe,<br />

die gerade in Zeiten der KI wichtiger sein<br />

wird als je zuvor. Sei es für ein DJ-Set, eine<br />

Ausstellung oder aber auch ein Magazin.<br />

Seither standen Hunderte von Visionären<br />

und Vordenkern auf Czernys Bühne.<br />

Ein gewisser Mark Zuckerberg etwa, als<br />

Facebook ein Ivy-League-Phänomen mit<br />

150 Millionen Usern war – heute sind es<br />

drei Milliarden. Ähnlich früh sprachen dort<br />

die Gründer von Airbnb, Spotify und Slack.<br />

Hätte man in jedes Unternehmen investiert<br />

… ach, lassen wir das.<br />

Was sich auf dem DLD nie verändert hat,<br />

sind die Zutaten Neugierde und Optimismus.<br />

Auch und erst recht in Zeiten der<br />

Polykrisen und Weltuntergangsszenarien.<br />

Besonders beeindruckt hat mich vergangene<br />

Woche deshalb die Silicon-Valley-<br />

Legende Mary Lou Jepsen. Die Amerikanerin<br />

jagt schon ihr gesamtes Leben sogenannten<br />

Moonshots hinterher, also den<br />

ganz großen Würfen im Wettlauf der Wissenschaften.<br />

Erst im Dienste von Google,<br />

wo sie Teil des sagenumwobenen Google-<br />

X-Projekts war, später bei Facebook. Mit<br />

ihrer eigenen Firma, Openwater, gelang<br />

Jepsen schließlich die Mondlandung: Jepsen<br />

verkleinerte eine MRT-Maschine so<br />

weit, dass sie in ein Stirnband passt – von<br />

der Größe einer Zweiraumwohnung auf<br />

den Umfang eines etwas dickeren iPhones<br />

(früher hätte man Zigarettenschachtel<br />

geschrieben). Der Clou: Ihre Wundermaschine<br />

scannt durch die Augen das<br />

Gehirn des Patienten, erkennt Krebszellen,<br />

Depression und Alzheimer. Anfangs<br />

kostete eine einzige Untersuchung eine<br />

Million Dollar, heute, gerade mal drei Jahre<br />

später, ist dies für 100 Dollar machbar.<br />

Halbwertzeit ist in der digitalen Realität<br />

eben noch geringer als im deutschen Verteidigungsministerium.<br />

Es gibt auch gute<br />

Nachrichten in dystopischen Zeiten.<br />

Doch wie bewahren wir uns Optimismus<br />

und Empathie, die wichtigsten menschlichen<br />

Tugenden, im Wettstreit mit einer<br />

generierten Intelligenz? Digitaler Detox ist<br />

das beste Gegenmittel zum Smartphone-<br />

Burnout. In diesem Sinne: Legen Sie das<br />

Handy zur Seite, atmen Sie durch.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei<br />

der Lektüre unseres gedruckten, wohlkuratierten<br />

Magazins.<br />

Herzlich Ihr<br />

<strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2023</strong><br />

3


Verpflichtet<br />

Von null auf<br />

Krisenmanager:<br />

Boris Pistorius<br />

übernimmt als Verteidigungsminister<br />

viele Baustellen<br />

Seite 30<br />

Verblüfft<br />

Auf der Innovationskonferenz<br />

DLD<br />

wurde die Zukunft<br />

besprochen – von<br />

Energie bis KI<br />

Seite 22<br />

Verbunden<br />

Ixta Belfrage bringt auf dem<br />

Teller das zusammen, was eigentlich<br />

nicht zusammengehört<br />

Seite 100<br />

Versteckt<br />

Seegraswiesen sind unterschätzte<br />

Biotope. Diese Muräne tummelt<br />

sich im Dickicht des Neptungrases<br />

Seite 72<br />

Verloren<br />

Großmeister<br />

Bob Dylan<br />

betrauert<br />

die Banalität<br />

des digitalen<br />

Musikkonsums<br />

Seite 84<br />

Versöhnt Wie ein Landwirt Massenhaltung und Tierwohl kombiniert Seite 62<br />

4 <strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2023</strong>


Seite 4<br />

Seite 5<br />

INHALT NR. 4 | 21. JANUAR <strong>2023</strong><br />

Titelthema<br />

52 Freundschaft à la française<br />

Warum Deutschland und Frankreich auch<br />

60 Jahre nach dem Élysée-Vertrag ihr<br />

Konkurrenzdenken nicht überwunden haben<br />

81 Aufgespürt vom Lawinenhund<br />

Eine Tierfotografin ließ sich ausgraben<br />

Kultur<br />

Titel: Svenja Kruse für <strong>FOCUS</strong> Magazin, Fotos: Jakub Krechowicz/<br />

Shutterstock, William Claxton/C. H. Beck<br />

Fotos: Niels Starnick/Bild am Sonntag, Elias Hassos/HBM, Stuart Simpson/DK Verlag, dpa,<br />

William Claxton/C.H.Beck, Roman Pawlowski für <strong>FOCUS</strong>-Magazin, imago images<br />

54 Räumen Sie jetzt Ihre Finanzen auf<br />

Die wankende Wirtschaft bedroht auch<br />

Ihr Geld. Doch Sie können ihren Wohlstand<br />

vor Inflation und Zins-Comeback schützen<br />

– mit neuen Anlagestrategien<br />

61 <strong>2023</strong> – das Jahr des Geldes<br />

Die zehn wichtigsten Gesetzesänderungen<br />

Agenda<br />

22 Zukunft wird aus CPU gemacht<br />

Sie schreiben, malen und coden: Wie die<br />

KI-Programme ChatGPT und DALL-E unsere<br />

Arbeitswelt und Gesellschaft verändern<br />

Politik<br />

30 Die Reifeprüfung<br />

Boris Pistorius muss als neuer Verteidigungsminister<br />

die Zeitenwende<br />

retten – Scholz’ wichtigstes Projekt<br />

36 Unterlassene Hilfeleistung<br />

Deutschland ließ seine afghanischen<br />

Ortskräfte im Stich. Ein Offizier<br />

spricht über das Versagen<br />

38 Tempo 130? Nein danke!<br />

Christoph Ploß (CDU) rechnet mit der<br />

KlimaUnion und deren Symbolpolitik ab<br />

40 Zwischen Silvester und Wahlkampf<br />

Wie Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel<br />

mit Böller-Chaos und Gewaltdebatte umgeht<br />

44 Politischer Datenstrudel<br />

Karl Lauterbach fliegt und Ilse Aigner läuft<br />

46 Der Pakt von Palermo<br />

Italiens meistgesuchter Mafiaboss ist gefasst.<br />

Doch der Fall Denaro wirft Fragen auf<br />

48 Aufstau Ost<br />

Viele Ukrainer leben seit Monaten in Ruinen.<br />

Die Renovierungen gehen nur langsam voran<br />

Wirtschaft<br />

62 Es geht um die Wurst<br />

Viele Schweinehalter geben auf. Doch ein<br />

Landwirt zeigt, dass es anders geht, und<br />

verbindet Massentierhaltung mit Tierwohl<br />

68 Countdown fürs Solarmobil<br />

Sono Motors will Autos und Busse mit Sonnenenergie<br />

antreiben. Kann das gelingen?<br />

Wissen<br />

72 Im Dschungel der Meere<br />

Seegraswiesen und Algenwälder sind unterschätzte,<br />

auch fürs Klima wichtige Biotope.<br />

Deutsche Forscher wollen sie retten<br />

76 Das Rätsel der vielen Toten<br />

Offenbar forderte die Pandemie auch in<br />

Deutschland mehr Opfer als bislang bekannt<br />

Verdreht<br />

Bei den X-Games in<br />

Aspen wagt der Freestyle-Skier<br />

Andri<br />

Ragettli wilde Sprünge<br />

Seite 106<br />

84 „Ich bin exzessiv sensibel“<br />

Rock-Poet Bob Dylan feiert im neuen Buch<br />

66 große Songs und erklärt im Interview,<br />

wie Digitalisierung die Musik banalisiert<br />

90 Das Leben ist ein reißender Fluss<br />

Unsere Empfehlungen der Woche und die<br />

Sehnsucht nach Halt in bewegten Zeiten<br />

92 Zurück unter n1ull<br />

Er war das Wunderkind der US-Literatur,<br />

dann geächtet, jetzt begeistert er wieder: ein<br />

Besuch bei Bret Easton Ellis<br />

Leben<br />

100 Die Multikulti-Köchin<br />

Ixta Belfrage bringt die Welt auf den<br />

Geschmack von exotischer Fusion-Küche<br />

106 Nimm dies, Schwerkraft!<br />

Der Schweizer Freestyle-Skier Andri Ragettli<br />

vollführt Kunststücke wie kein anderer<br />

108 Der Gepäckwagen<br />

Auch Opel setzt auf Elektrifizierung. Aber<br />

das angenehmste Reisemobil im Fuhrpark<br />

ist der Astra Sports Tourer mit drei Zylindern<br />

3 Editorial<br />

6 Kolumne von<br />

Jan Fleischhauer<br />

9 Nachrichten<br />

10 Fotos der Woche<br />

Rubriken<br />

80 Wir müssen reden<br />

91 Salon<br />

95 Bestseller<br />

95 Impressum<br />

110 Die Einflussreichen<br />

16 Grafik der Woche 112 Leserbriefe<br />

Leopard<br />

113 Nachrufe<br />

18 Menschen<br />

113 Servicenummern<br />

70 Geldmarkt<br />

114 Tagebuch<br />

Titelthemen sind rot markiert<br />

IKONE<br />

Günter Bannas über Leben<br />

und Sterben Petra Kellys<br />

DER HAUPTSTADTBRIEF<br />

Herausgegeben von Ulrich Deppendorf und Ursula Münch<br />

WUNDERWUMMSIS<br />

Inge Kloepfer über<br />

politische Neologismen<br />

Jetzt noch mehr Politik im digitalen Format<br />

Der Hauptstadtbrief Der für <strong>FOCUS</strong>-Leser<br />

Lesen Sie digital und kostenlos noch mehr<br />

Osten<br />

Analysen zur aktuellen Politik.<br />

Über eine politische Himmelsrichtung<br />

Von Gabriel Kords Seite 2<br />

Scannen Sie dazu einfach diesen<br />

QR-Code: 15. Oktober 2022 | #41<br />

<strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2023</strong><br />

5


AGENDA<br />

Zukunft wird aus CPU * gemacht<br />

Auf Europas wichtigster Innovationskonferenz DLD in<br />

München, gab es nur ein Thema: künstliche Intelligenz. Besonders<br />

das Programm ChatGPT bewegte die digitale Elite. Es kann<br />

Gedichte, Einkaufslisten und Code schreiben – und sich richtig<br />

gut unterhalten. Was aber bedeutet es für unsere Zukunft?<br />

TEXT VON CORINNA BAIER<br />

22<br />

*Central Processing Unit. Es beschreibt die Rechenleistung eines Computers


Glaskugel<br />

NYU-Professor und Tech-Experte<br />

Scott Galloway machte seine berühmten<br />

Voraussagen. Er sprach auch über<br />

das Jahr der künstlichen Intelligenz,<br />

über einen neuen Goldrausch<br />

<strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2023</strong><br />

Glaswände<br />

Die Innovationskonferenz DLD<br />

fand in diesem Jahr unter<br />

dem Motto „Beyond Now“ im<br />

Münchner House of Communication<br />

statt. Das im Sommer<br />

2022 eröffnete Gebäude ist<br />

das Office der Werbeagentur<br />

Serviceplan und ganz nach<br />

New-Work-Prinzipien eingerichtet,<br />

ein Ort der Begegnung<br />

23<br />

Foto: Daniel Grund/HBM


MAFIA<br />

Der Mafioso<br />

In Lammfell gekleidet und<br />

mit einer 35 000 Euro teuren Uhr<br />

am Handgelenk kam der<br />

60-Jährige unter falschem Namen<br />

zur Behandlung in eine Privatklinik<br />

in Palermo – sein Leiden an Darmkrebs<br />

soll ihn verraten haben<br />

Die Staatsmacht<br />

Vorigen Montag griffen die<br />

Carabinieri in Palermo zu:<br />

Matteo Messina Denaro war<br />

gerade im Begriff, die<br />

Klinik „La Maddalena“ zu<br />

betreten – er ließ sich ohne<br />

Widerstand abführen<br />

<strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2023</strong> 47


POLITIK<br />

Symbol der Zerstörung Das Bild zeigt die Brücke<br />

von Irpin, die die Ukraine selbst sprengte, um den<br />

russischen Vormarsch zu stoppen<br />

48 <strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2023</strong>


WIRTSCHAFT<br />

Es geht um die Wurst<br />

Weniger Fleischkonsum, weniger Export, neue Gesetze: Viele Schweinehalter geben auf. Ein<br />

Landwirt zeigt, wie es anders geht. Er kombiniert Massentierhaltung und Tierwohl – mit Gewinn<br />

TEXT VON DANIELA SCHRÖDER FOTOS VON ROMAN PAWLOWSKI<br />

Der Ringelschwanz ist der<br />

Maßstab. „Ein ausgeglichenes,<br />

zufriedenes Tier hält den<br />

Schwanz geringelt und aufgestellt“,<br />

sagt Jan-Hendrik<br />

Hohls. „Das ist der sichtbare<br />

Indikator für Tierwohl.“ Hohls steht auf<br />

einer Empore und schaut in einen großen,<br />

hohen Stall voller Mastschweine, mit<br />

Holzwänden in mehrere Bereiche geteilt.<br />

Ganz hinten jagen sich kleine, schlanke<br />

Schweine, mittelgroße stehen dicht an<br />

dicht an einer Tränke, alle tragen die<br />

Ringelschwänze hochgereckt. Vorne liegen<br />

fette Schweine im Stroh und dösen,<br />

noch eine Woche, dann geht es für sie<br />

zum Schlachthof.<br />

Der Maststall liegt am Rande von<br />

Becklingen, ein 370-Einwohner-Dorf<br />

nördlich von Celle in Niedersachsen.<br />

Aktuell leben 800 Tiere im Stall, pro Jahr<br />

produziert Hohls’ Hof zwischen 8000<br />

und 9000 Mastschweine, dazu kommen<br />

2000 Ferkel und mehr als 300 Muttertiere<br />

in jeweils eigenen Großställen. Es ist<br />

Massentier haltung, klar. Aber eine, bei der<br />

es anders läuft als in der Branche oft üblich<br />

mit ihren Turbotieren, Schlachtfabriken,<br />

Dumpingpreisen. Eine Massentierhaltung<br />

mit dem Fokus auf Tierwohl.<br />

Hohls hält seine Tiere in Ställen mit viel<br />

Platz, Stroheinstreu und Außengehege.<br />

Die Ferkel, Sauen und Mastschweine<br />

62 <strong>FOCUS</strong> 4/<strong>2023</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!