Stadtmagazin Bremen Februar 2023
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TITEL<br />
Abenteuer<br />
auf Skiern<br />
Die Bremerin Sarah Winkelmann<br />
plant eine Expedition durchs<br />
eisige Grönland<br />
Sarah Winkelmann will im Mai weibliche Polargeschichte schreiben: Als bisher jüngste deutsche Frau möchte die<br />
<strong>Bremen</strong>-Norderin Grönland auf Skiern durchqueren. Während ihrer voraussichtlich 30-tägigen Expedition wird sie<br />
einen 75 Kilo schweren Schlitten hinter sich herziehen, wofür sie vorab ein monatelanges, hartes Training absolvierte.<br />
Im Gespräch verriet die 27-Jährige, woher ihre Begeisterung für das Abenteuer kommt, wie sie sich bei minus<br />
40 Grad warmhält und was eine SMS via Satellitentelefon kostet.<br />
14<br />
Frau Winkelmann, Sie planen, als jüngste deutsche Frau die Eiswüste<br />
Grönlands zu durchqueren. Woher kam die Idee?<br />
Ich habe bereits zwei Expeditionen gemacht, meine erste vor drei<br />
Jahren in Norwegen. Die Lust auf Skitouren kommt von früher, da<br />
habe ich mit meinen Eltern viel Zeit draußen verbracht. Die Pandemie<br />
spielte aber auch eine Rolle. Als ich hauptsächlich zu Hause<br />
war und kaum etwas unternehmen konnte, spürte ich irgendwann<br />
einen Abenteuerdrang.<br />
Wie sieht Ihr Training für ein solches Vorhaben aus?<br />
Meine Vorbereitung unterteilt sich in drei große Blöcke: physisches<br />
Training, mentale Vorbereitung und logistische Organisation. Pro<br />
Woche gehen in etwa 20 Stunden für das physische Training drauf.<br />
Davon ziehe ich etwa zehn Stunden lang drei Autoreifen hinter<br />
mir her, um die 75 Kilogramm zu simulieren, die mein Schlitten<br />
wiegen wird. Hinzu kommen Ausdauer-, Mobilitäts- und Krafttraining.<br />
Ähnlich umfangreich ist die Vorbereitungszeit, die in die<br />
logistische Organisation fließt: Ausrüstung vergleichen, bestellen<br />
und testen, Versicherungen abschließen, offizielle Genehmigungen<br />
einholen und Sponsoren finden. Dabei ist die mentale Vorbereitung<br />
am schwersten zu trainieren. Hier ist meine Prämisse: Je besser die<br />
Planung und je routinierter die einzelnen Abläufe, desto größer ist<br />
das Gefühl von Sicherheit, das ich mir schaffe. So hoffe ich, gut auf<br />
die insgesamt rund 600 Kilometer Wegstrecke vorbereitet zu sein.<br />
Die grönländische Regierung erlaubt Einzelpersonen keine<br />
Expeditionen. Hätten Sie das Abenteuer überhaupt im Alleingang<br />
gewagt?<br />
Ja, ich hätte es auch allein gemacht, dann allerdings zu einem späteren<br />
Zeitpunkt. Nun gehe ich als einzige Frau, aber mit acht weiteren<br />
Teilnehmern an den Start. Im Alleingang bräuchte ich eine<br />
Schusswaffenlizenz, die ich aktuell noch nicht habe. Auf einer Jagdschule<br />
habe ich immerhin bereits gelernt, wie ich im Notfall einen<br />
Schuss abfeuern könnte. Das ist wichtig, denn in Grönland ist der<br />
Mensch nicht das letzte Glied in der Nahrungskette, da muss man<br />
vorsichtig sein. Eisbären sind dort eine ernst zu nehmende Gefahr.<br />
Wie reagieren die Menschen in Ihrem Umfeld auf Ihr Vorhaben?<br />
Die Menschen, die mir nahestehen, kennen meine Abenteuerlust<br />
und wissen, was ich alles schon gemacht habe. Ihnen war klar, dass<br />
ich früher oder später auf so eine Tour gehen würde. Leute, die ich<br />
neu kennenlerne und denen ich von meinen Plänen erzähle, sind<br />
oft erstaunt, dass eine Mittzwanzigerin so etwas vorhat. Sie verbinden<br />
solche Abenteuertouren eher mit Reinhold Messner.<br />
Wie planen Sie den Proviant?<br />
Ende Januar gehe ich auf eine Testtour, die sechs Tage dauert. Der<br />
Versuch ist sehr nah am eigentlichen Vorhaben, denn ich nehme<br />
genau das mit, was ich auch in Grönland bei mir haben werde. Da-