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122_Ausgabe September 2013

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Wochenmarkt<br />

Lesermeinungen zu dessen Geschichte<br />

bot war sehr reichhaltig und umfaßte<br />

neben Topf- und Schnittblumen auch<br />

Gemüse und Gartenkräuter.<br />

In den Ferien durfte ich auch manchmal<br />

mit auf den Markt fahren. Das war für<br />

mich natürlich ein besonderes Ereignis.<br />

Die ganze Elisabethstraße war mit Ständen<br />

aller Art belegt, und es herrschte<br />

reges Treiben. Die Bauern aus der Umgebung<br />

boten ihre Produkte an, und die<br />

Kräuterfrauen aus der Görlitzer Heide<br />

schleppten in ihren Kiepen Beeren und<br />

Pilze heran. Da waren die Spreewälderinnen<br />

in ihrer Tracht mit den großen<br />

Hauben, bei denen ich mir für 5 Pfennige<br />

eine süß-saure Gurke kaufen durfte.<br />

Gerne hielt ich mich auch beim Neißefischer<br />

auf, der in großen Bottichen lebende<br />

Fische anbot. An unserem Stand<br />

durfte ich auch schon mal das Verkaufen<br />

üben oder den Kunden die Ware nach<br />

Hause tragen, wofür es meist ein kleines<br />

Trinkgeld gab. Ich erinnere mich daran,<br />

daß die „besseren“ Kunden immer mit<br />

einem Titel angesprochen wurden. Es<br />

war also die Frau „Oberstleutnant“ oder<br />

die Frau „Kommerzienrat“. Oft kamen<br />

die Damen mit der Köchin oder einem<br />

Dienstmädchen zum Einkaufen, die dann<br />

die Waren nach Hause tragen mußten.<br />

Manche Kunden waren sehr wählerisch,<br />

und so wurde dann gefragt: „Sind die<br />

Gurken auch nicht bitter?“ oder „Sind<br />

die Radieschen auch nicht holzig?“ Dann<br />

durften die Damen auch schon mal probieren.<br />

War das Geschäft gut gewesen,<br />

ging meine Mutter mit mir in die Konditorei<br />

Konkiel am Schwibbogen, und ich<br />

bekam eine Tasse Schokolade.<br />

Auch im Winter wurde der Wochenmarkt<br />

angefahren. Die Topf- und Schnittblumen<br />

wurden dann in isolierten Kisten<br />

transportiert. Um sie vor Frost zu schützen,<br />

kam in jede Kiste ein kleines Öfchen<br />

mit einem glühenden Spezialbrikett.<br />

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich der<br />

Markt jedoch sehr verändert und hat<br />

heute mit dem früheren kaum noch Gemeinsamkeiten.“<br />

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Geschichte<br />

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