Bildungspraxis 01/2023
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1/<strong>2023</strong> | Februar / März / April | 192<strong>01</strong> | Deutschland 6,80 € | Österreich 7,50 € | Schweiz 11 CHF<br />
www.bildungspraxis.de<br />
FEHLER PASSIEREN<br />
WARUM AUSBILDUNG GUTE FEHLERKULTUR BRAUCHT<br />
AUSBILDUNG<br />
Azubis aus<br />
Indien<br />
IM FOKUS<br />
Lernbegleitung und<br />
Fehlerkultur<br />
WEITERBILDUNG<br />
Highlights der<br />
didacta Messe
GemeinsamZukunftBilden<br />
BERUFLICHE BILDUNG<br />
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Eine Initiative der:<br />
der DIHK-Bildungs-gGmbH
EDITORIAL<br />
AUS FEHLERN LERNEN<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Abbildungen: © Sascha Kreklau<br />
schon lange sind<br />
sich Praktiker/-<br />
innen der Berufsbildung<br />
mit<br />
der Wissenschaft<br />
darüber einig, dass<br />
sich die Rolle von<br />
Ausbilderinnen<br />
und Ausbildern<br />
verändern muss:<br />
Weg vom reinen Instruktor, der seine<br />
Schützlinge unterweist und jeden ihrer Arbeitsschritte<br />
prüft, hin zum Lernbegleiter,<br />
der für die Auszubildenden Lernszenarien<br />
ermöglicht, in denen diese eigenständig an<br />
Aufgaben und Problemen arbeiten. Diese<br />
Wandlung ist in vielen Betrieben bereits in<br />
vollem Gange.<br />
Damit sie gelingt, braucht das Ausbildungspersonal<br />
neben Methodenkompetenz viel<br />
Vertrauen in die Jugendlichen sowie die<br />
Bereitschaft, mit deren Fehlern konstruktiv<br />
umzugehen. Denn selbstgesteuertes Lernen<br />
wird ohne Fehler nicht funktionieren – und<br />
gerade Situationen, die nicht wie geplant<br />
ablaufen, sind oft die besten Lernanlässe.<br />
Aus diesem Grund legen wir im Fokusthema<br />
dieser Ausgabe von <strong>Bildungspraxis</strong><br />
einen Fokus auf Lernbegleitung und Fehlerkultur<br />
– wir stellen zum Beispiel ein innovatives<br />
Lernsystem vor, das es Lernenden<br />
erlaubt, an komplexen Maschinen Fehler<br />
zu machen, ohne dass dies ernste Folgen<br />
hat. Und wir geben konkrete Hinweise, wie<br />
Ausbilder/-innen in ihrem Betrieb Fehler<br />
zu Lernchancen machen.<br />
Ich wünsche Ihnen eine anregende<br />
Lektüre, Ihr<br />
Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis<br />
Chefredakteur <strong>Bildungspraxis</strong><br />
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INHALT<br />
Guten Umgang mit Fehlern schaffen,<br />
ab Seite 14<br />
Von Berufsmessen profitieren,<br />
ab Seite 26<br />
Im Fokus<br />
Fehlerkultur in der Ausbildung<br />
6 Lernen am digitalen Zwilling<br />
Fehler machen ohne Folgen mit<br />
Augmented Reality<br />
10 Azubis machen lassen<br />
Freiräume führen zu Lernerfolg<br />
14 Was lernen wir daraus?<br />
Fehlerkultur muss man vorleben<br />
Ausbildung<br />
18 Nachwuchsfleischer aus Indien<br />
Fleischereibetriebe holen<br />
Azubis aus Indien<br />
22 Ausbildung News<br />
DIE BILDUNGS-<br />
PRAXIS-LESER-<br />
UMFRAGE,<br />
SEITE 23<br />
Weiterbildung<br />
24 „Wie eine Achterbahnfahrt“<br />
Gute Lernszenarien mit VR gestalten<br />
26 Der Faktor Mensch entscheidet<br />
Wie Unternehmen Berufsmessen nutzen<br />
28 Berufsbildung im Fokus<br />
Was Ausbilder/-innen auf der didacta erwartet<br />
30 Weiterbildung News<br />
32 Veranstaltungen <strong>2023</strong><br />
DIE NÄCHSTE BILDUNGSPRAXIS ERSCHEINT IM MAI <strong>2023</strong>.<br />
2 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
IMPRESSUM<br />
›› Herausgeber: Didacta Ausstellungs- und Verlagsgesellschaft mbH<br />
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Thorsten Timmerarens<br />
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dieser Ausgabe: Markus Kamann<br />
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IM FOKUS<br />
DURCH<br />
FEHLER BESSER<br />
WERDEN<br />
Die Ausbildung soll zu eigenständigem Arbeiten<br />
befähigen. Das funktioniert aber nur,<br />
wenn Ausbilder und Azubis<br />
Fehler produktiv nutzen.<br />
Abbildungen: © Brendan Lekan / Shutterstock.com<br />
4 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
›› BILDUNGSPRAXIS 1/<strong>2023</strong> | 5
IM FOKUS<br />
LERNEN AM DIGITALEN<br />
ZWILLING<br />
Bei der Arbeit mit Maschinen Fehler zu machen, kann für Auszubildende gefährlich<br />
und für Betriebe teuer werden. Ein neues Lernsystem setzt Augmented Reality ein,<br />
um Auszubildenden selbstständiges Arbeiten an Maschinen zu ermöglichen.<br />
Text und Interview Roman Eisner<br />
Der Schraubenschlüssel<br />
fliegt in hohem Bogen<br />
durch die Werkstatt.<br />
Der angehende Zerspanungsmechaniker<br />
fasst sich an den Kopf und ist<br />
enttäuscht. Er hat einen Fehler gemacht<br />
und den Schraubenschlüssel im<br />
Dreibackenfutter der Drehmaschinen<br />
vergessen. Als er die Maschine einschaltet,<br />
schleudert sie das<br />
Werkzeug quer durch den<br />
Raum. In der Werkstatt<br />
ist aber kein Scheppern zu<br />
hören. Keine Maschine hat<br />
Schaden erlitten, niemand<br />
geht in Deckung, um sich<br />
vor dem fliegenden Objekt<br />
zu schützen. Die Kolleginnen<br />
und Kollegen haben<br />
gar nicht bemerkt, dass der<br />
Azubi einen Fehler gemacht<br />
hat. Das liegt daran, dass<br />
der Schraubenschlüssel<br />
nicht in Wirklichkeit, sondern<br />
nur virtuell durch<br />
die Werkstatt geflogen ist.<br />
Der Azubi trägt bei der Arbeit<br />
an der Maschine eine<br />
Augmented-Reality-Brille.<br />
Diese Brille zeigt ihm, wie<br />
der Schraubenschlüssel<br />
durch den Raum geschleudert<br />
wird. Die Maschine hat<br />
sich bereits vorher ausgeschaltet, als sie<br />
den Fehler erkannt hat.<br />
Fehler zum Kompetenzerwerb<br />
nutzen<br />
Dieses Lernsystem trägt den Namen<br />
„FeDiNAR“, kurz für „Fehler didaktisch<br />
nutzbar machen mit Augmented<br />
Reality“. Ins Leben gerufen hat<br />
dieses Projekt Martin Frenz vom<br />
Institut für Arbeitswissenschaft der<br />
Rheinisch-Westfälischen Technischen<br />
Hochschule Aachen RWTH im Jahr<br />
2<strong>01</strong>9. Frenz und sein Team arbeiteten<br />
dafür über drei Jahre mit dem Institut<br />
für Mensch-Maschine-Interaktion<br />
(ebenfalls RWTH), Anwendungsentwicklern<br />
der Technischen Hochschule<br />
Ostwestfalen-Lippe, mit dem auf AR-<br />
Simulationstechnologie spezialisierten<br />
Unternehmen Oculavis und mit Qualitec,<br />
einem Aus- und Weiterbildungs-<br />
Eine Auszubildende mit Augmented-Reality-Brille bestückt den Revolver einer CNC-Drehmaschine.<br />
Abbildungen: © Kurt Beyer<br />
6 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
dienstleister, zusammen. Gefördert<br />
wurde Fedinar vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung<br />
BMBF, dem das Fedinar-Team im Juni<br />
2022 seine Ergebnisse vorstellte.<br />
Das Grundproblem, dem sich Martin<br />
Frenz und seine Projektpartner mit<br />
Fedinar gestellt haben: Auszubildende<br />
haben vor allem in elektro- und metalltechnischen<br />
Berufen kaum die<br />
Möglichkeit, an Maschinen Fehler zu<br />
machen, da ansonsten Verletzungen,<br />
teure Reparaturen oder Umweltschäden<br />
drohen. Die Industriemaschinen<br />
sind teuer und die Gefahr, bei falscher<br />
Handhabung sich oder andere zu<br />
verletzen, ist hoch. In realen Arbeitssituationen<br />
Fehler zu machen, um aus<br />
ihnen zu lernen können, ist für die<br />
Entwicklung und den Kompetenzerwerb<br />
der Auszubildenden aber dringend<br />
notwendig. Das Fedinar-System<br />
ermöglicht genau dieses Lernen aus<br />
Fehlern an der realen Maschine, ohne<br />
dass diese beschädigt oder Menschen<br />
gefährdet werden. Die entwickelte<br />
Software sammelt Daten, während der<br />
Azubi an der Maschine arbeitet und<br />
erstellt auf diese Weise eine digitale<br />
Simulation der Handlung, die über<br />
die AR-Brille visualisiert wird. Das<br />
Fedinar-Team nennt diese Daten und<br />
die Simulation den „digitalen Zwilling“<br />
der Handlung. Das System kann auf der<br />
Grundlage der Daten vorhersehen, ob<br />
ein Fehler passiert. Bei Fehlern stoppt<br />
die Maschine frühzeitig, die AR-Brille<br />
zeigt dem Lernenden die Fehlerkonsequenzen<br />
virtuell. Die Software hat die<br />
Lernerfahrung aufgezeichnet und stellt<br />
die Daten zur Verfügung, sodass die<br />
Auszubildenden gemeinsam mit ihren<br />
Ausbilderinnen und Ausbildern die<br />
Lernerfahrung besprechen und evaluieren<br />
können.<br />
Die drei Maschinen, die im Laufe des Fedinar-Projektes<br />
mit der AR-Technologie<br />
ausgestattet wurden, sind nun an verschiedenen<br />
Standorten im Einsatz. Eine<br />
CNC-Drehmaschine steht in einem Ausbildungszentrum<br />
der Handwerkskammer<br />
Aachen, eine Spritzgießmaschine am Institut<br />
für Kunststoffwirtschaft in Lemgo.<br />
Eine weitere Spritzgießmaschine steht<br />
bei Martin Frenz an der RWTH Aachen.<br />
Sein Team will weiter daran forschen und<br />
die Technologie optimieren, damit mehr<br />
Maschinen diese Technologie einsetzen<br />
können und das Fedinar-Lernsystem<br />
auch für kleinere Betriebe und berufsbildende<br />
Schulen erschwinglich wird – und<br />
damit Auszubildende keine Angst mehr<br />
vor Fehlern und vor herumfliegenden<br />
Schraubenschlüsseln haben müssen.<br />
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IM FOKUS<br />
„AZUBIS SOLLEN DIE SUPPE NUR<br />
VIRTUELL AUSLÖFFELN“<br />
Der Initiator des Fedinar-Projektes Martin Frenz spricht im Interview mit<br />
<strong>Bildungspraxis</strong> über die Idee hinter dem Projekt und über die Notwendigkeit,<br />
Fehler zu machen.<br />
Im Interview<br />
MARTIN FRENZ<br />
ist Professor am Institut für Arbeitswissenschaften<br />
der Rheinisch-Westfälischen<br />
Technischen Hochschule in Aachen<br />
RWTH. Er leitet dort die Abteilung<br />
„Bildung für technische Berufe“ und ist<br />
Initiator des Fedinar-Projektes.<br />
<strong>Bildungspraxis</strong>: Wie ist die Idee zu<br />
Fedinar entstanden?<br />
Martin Frenz: Am besten lernen Auszubildende,<br />
wenn sie Probleme aus der<br />
Arbeitswelt an realen Technologien<br />
erproben und möglichst lang und<br />
selbstständig an einer Maschine arbeiten<br />
können. Bestimmte Erfahrungen<br />
will man aber in der realen Welt nicht<br />
machen. Unsere Idee war es, ein AR-<br />
System zu entwickeln, das einschreitet,<br />
wenn Menschen gefährdet sind oder<br />
Schäden entstehen, die hohe Kosten<br />
verursachen. Dann soll die reale Welt<br />
gestoppt werden, die Werkzeugmaschine<br />
anhalten, und die reale Welt<br />
geht in eine virtuelle über. Die Azubis<br />
sollen also die Suppe auslöffeln, aber<br />
nur virtuell.<br />
Warum ist es so wichtig, die<br />
Konsequenzen von Fehlern<br />
zu erleben?<br />
Wenn Azubis an einer teuren Werkzeugmaschine<br />
ausgebildet werden,<br />
dann können sie eine komplexe<br />
Handlung nicht selbstständig ausführen.<br />
Für viele Arbeitsschritte<br />
müssen sie sich erst die Freigabe vom<br />
Ausbildungspersonal holen. Aus di-<br />
Angehende Verfahrensmechaniker/-innen für Kunststoff- und<br />
Kautschuktechnik über ihre Erfahrungen im Fedinar-Projekt:<br />
„Die AR-Brille macht die Arbeit<br />
mit dem Gerät viel interessanter. Ich<br />
war überrascht, dass es trotz meiner<br />
fehlenden Erfahrung so gut geklappt<br />
hat. Das technische Lernsystem eignet<br />
sich sehr gut für praktische Dinge, bei<br />
denen es viel zu aufwendig ist, sie im<br />
echten Leben durchzuführen.“<br />
„Das AR-System hilft<br />
dabei, einem die Angst<br />
vor Fehlern zu nehmen,<br />
und man kann damit<br />
früh selbstständig Erfahrungen<br />
sammeln.“<br />
Abbildungen: © Kurt Beyer<br />
8 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
Dokumentenkameras<br />
für den Unterricht<br />
daktischer Sicht ist es aber zentral,<br />
dass Azubis komplexe Tätigkeiten<br />
selbstständig über längere Zeit an<br />
Maschinen ausführen können, ohne<br />
sich ständig Freigaben holen zu müssen.<br />
Durch die Möglichkeiten der<br />
AR-Anwendung können sie selbstständig<br />
Entscheidungen treffen und<br />
Verantwortung über einen längeren<br />
Zeitraum übernehmen.<br />
Den Arbeitsprozess nicht unterbrechen<br />
zu müssen, fördert also das Lernen?<br />
Genau. Mit dem Fedinar-Lernsystem<br />
können Auszubildende größere Arbeitsschritte<br />
autonom bearbeiten. Und<br />
wenn Fehler eintreten, ist es ja nicht so,<br />
dass nichts passiert. Die AR-Anwendung<br />
konfrontiert die Azubis mit der<br />
Simulation der Fehler: Was wäre passiert,<br />
wenn das jetzt real gewesen wäre?<br />
Ohne diese Anwendung gibt es diesen<br />
Lerneffekt nicht. Denn immer, wenn<br />
Gefahren drohen, kommt sowieso die<br />
Ausbilderin oder der Ausbilder. Da die<br />
Fehler nicht passieren, sehen die Azubis<br />
auch nicht die Fehlerkonsequenzen<br />
und erhalten kein Feedback dazu.<br />
Auf welche Weise gibt die<br />
AR-Anwendung den Lernenden<br />
Feedback?<br />
An einer Werkzeugmaschine werden<br />
viele Daten erzeugt. Wenn eine entsprechende<br />
Schnittstelle diese Daten<br />
erfasst, dann kann man die Handlung<br />
digital genau dokumentieren. Wenn<br />
man etwa mit einem Drehmomentschlüssel<br />
Werkzeuge montiert, kann<br />
dieser über Bluetooth Daten bereitstellen,<br />
um die Handlung virtuell<br />
abzubilden. Der der oder die Ausbildende<br />
erhält dadurch ein exaktes Protokoll<br />
der selbstständigen Handlung.<br />
Das System ist in der Lage, gute und<br />
schlechte Entscheidungen zu markieren<br />
und zu bewerten – dafür hat es<br />
Kriterien wie etwa die Einhaltung der<br />
Arbeitssicherheit.<br />
Azubis können Fehler also nicht<br />
verbergen?<br />
Ja, denn die Lernhandlung ist dokumentiert.<br />
Das Ausbildungsper-<br />
sonal bekommt durch das System<br />
eine Hilfe, um im Gespräch mit den<br />
Azubis wichtige Themen anzusprechen.<br />
Das ist wichtig, denn oft wird<br />
Feedback nur in Bezug auf das Handlungsergebnis<br />
gegeben, zum Beispiel<br />
ob eine Welle in einer bestimmten<br />
Qualität gedreht ist. Aber man bekommt<br />
kein Feedback bezogen auf<br />
den Prozess, der dazu geführt hat,<br />
dass die Welle in einer bestimmten<br />
Qualität gedreht ist. Wenn man, wie<br />
bei Fedinar, einen digitalen Zwilling<br />
einer Handlung erstellt, hat man eine<br />
exzellente Dokumentation der beruflichen<br />
Handlung als Grundlage für<br />
Feedback.<br />
Haben sich während des Projektes<br />
auch Grenzen von AR gezeigt?<br />
Ja, denn nicht jede Handlung lässt<br />
sich digital abbilden. Bei Werkzeugmaschinen<br />
funktioniert das gut, da<br />
die Maschine ohnehin Daten sammelt.<br />
Auch die Spritzgießmaschine<br />
in der Kunststofftechnik hält alle<br />
Prozessdaten digital fest. Wenn bei<br />
der realen Handlung aber keine Daten<br />
erzeugt werden, lässt sich die<br />
AR-Idee nur schwer umsetzen. Wir<br />
haben versucht, die Fedinar-Idee auf<br />
manuelle Tätigkeiten zu übertragen,<br />
etwa auf die Montage von Keilriemen.<br />
Die Daten müssten hier über eine<br />
reine Bilderfassung erzeugt werden.<br />
Das funktioniert aber nicht, denn das<br />
System würde sich hier bereits mit<br />
der Unterscheidung von Rechts- und<br />
Linkshändern schwertun.<br />
Alle Informationen<br />
zum Fedinar-Projekt<br />
und ein Video<br />
der AR-Anwendung<br />
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IM FOKUS<br />
Angehende Konstruktionsmechaniker/-innen üben das Anzeichnen für die Montage im Schiffbau.<br />
AZUBIS<br />
MACHEN LASSEN<br />
Bei der Meyer Werft in Papenburg sieht sich das Ausbildungspersonal<br />
als Lernbegleiter, die bei den Jugendlichen eigenständiges Arbeiten<br />
fördern. Dabei haben die Azubis Raum für Lernerfahrungen –<br />
und für Fehler.<br />
Text Franziska Schuberl<br />
Abbildungen: © Michael Wessels<br />
10 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
Seit rund 225 Jahren werden<br />
auf der Meyer Werft in<br />
Papenburg Schiffe gebaut.<br />
Heute bildet sie dort dafür 254 Jugendliche<br />
in insgesamt dreizehn Ausbildungsberufen<br />
aus, darunter vor allem<br />
Mechatroniker/-innen, Elektroniker/-<br />
innen, Konstruktionsmechaniker/-innen<br />
und technische Produktdesigner/-innen.<br />
Das funktionierte lange Zeit gut, doch<br />
irgendwann kam der Punkt, an dem<br />
Auszubildende und Ausbilder/-innen<br />
an ihre Grenzen stießen. Das Problem:<br />
Die Anforderungen in den jeweiligen<br />
Berufen konnten mit den gängigen Methoden<br />
nicht mehr vermittelt werden.<br />
„Die Aufgaben in den Berufen werden<br />
durch Modernisierung und Digitalisierung<br />
immer komplexer. Die klassische<br />
4-Stufen-Methode mit informieren, vormachen,<br />
nachmachen und üben, reicht<br />
nicht mehr aus, um Kenntnisse und Fertigkeiten<br />
zu vermitteln sowie Fähigkeiten<br />
zu entwickeln“, erläutert Erwin Siemens,<br />
Ausbildungsleiter der Meyer Werft.<br />
Ab 2<strong>01</strong>5 nahmen er und sein Team sich<br />
alle bestehenden Ausbildungsberufe in<br />
der Meyer Werft vor und analysierten<br />
diese mit Blick darauf, welche methodischen<br />
Anpassungen nötig waren,<br />
um den Auszubildenden alle Kompetenzen<br />
zu vermitteln. Schnell war<br />
klar, dass einiges zu tun war: Neue<br />
Lernziele, neue Methoden und eine<br />
neue Haltung der Lehrenden mussten<br />
her. So kam es, dass das Konzept<br />
der Lernbegleitung in den Fokus<br />
rückte. Bei der Lernbegleitung unterstützen<br />
Lehrkräfte die Lernprozesse<br />
der Lernenden auf fachlicher und<br />
organisatorischer Ebene, sie agieren<br />
dabei aber eher im Hintergrund, als<br />
Begleitung oder Tutor. „Ich muss dabei<br />
meine Haltung als unterweisende<br />
Person aufgeben, die vorgibt, was zu<br />
vermitteln ist und wie es zu vermitteln<br />
ist“, erklärt Siemens.<br />
Eine Frage der Haltung<br />
Lernbegleitung bedeute für ihn, die<br />
Lernenden anzuleiten, das zu tun,<br />
was sie auch als Kind schon gemacht<br />
haben: eigenständiges Lernen. Es sei<br />
Aufgabe der Lernbegleitung, Neugierde<br />
zu wecken, Selbstständigkeit<br />
zu fördern und Verantwortung zu<br />
übergeben, sagt Siemens. Die Lernenden<br />
sollen selbst herausfinden,<br />
wie sie am besten lernen – die Lehrkraft<br />
habe dabei eine begleitende<br />
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IM FOKUS<br />
Eine wichtige Voraussetzung für gute<br />
Lernbegleitung sei zudem eine gute Fehlerkultur.<br />
Die Lehrenden lassen ihre Azubis<br />
viel ausprobieren – auch wenn dabei Fehler<br />
passieren. Der klassische „Unterweiser“<br />
würde solche Fehler der Azubis sofort<br />
korrigieren. „Als Lernbegleiter machen<br />
wir das nicht. Die Auszubildenden sollen<br />
reflektieren und selbst feststellen, was<br />
richtig und was falsch war. Sie sollen herausfinden,<br />
wie sie Schwierigkeiten durch<br />
eigenes Lernen meistern können“, betont<br />
Siemens. Später in der Arbeitswelt gebe es<br />
schließlich auch Situationen, in denen Fehler<br />
passieren oder Probleme auftauchen,<br />
die eigenständig gelöst werden müssen.<br />
Gastank als Projekt<br />
Wie das Konzept der Lernbegleitung<br />
funktioniert, zeigt ein Beispiel aus der<br />
Mechatroniker-Ausbildung. Schiffe nutzen<br />
Gasturbinen, um den Fahrbetrieb zu ermöglichen.<br />
Damit das reibungslos funktionieren<br />
kann, muss der Zufluss des Gasöls<br />
gesteuert werden. Wie man eine solche<br />
Steuerung in einen Gasöltank einbaut,<br />
lernten die Azubis der Meyer Werft früher<br />
anhand einer schrittweisen Anleitung:<br />
Zuerst stellte die unterweisende Lehrkraft<br />
die technische Zeichnung dar, im zweiten<br />
Schritt ging es darum, wie das Anzeichnen<br />
funktioniert, im dritten Schritt wie<br />
Bohrungen durchgeführt werden und<br />
so weiter bis hin zum letzten Schritt, der<br />
Inbetriebnahme des Tanks. Der Ausbilder<br />
oder die Ausbilderin machte dabei jeden<br />
Schritt vor, die Azubis machten sie nach.<br />
Heute machen sie es anders. Für den Lerninhalt<br />
„Installation und Inbetriebnahme<br />
eines Gasöltanks“ schließen sich zwei oder<br />
drei Azubis aus dem zweiten und dritten<br />
Lehrjahr in einem Projektteam zusammen.<br />
Sie erstellen gemeinsam einen Arbeitsplan<br />
und überlegen, welche Schritte für die<br />
Aufgabenstellung notwendig sind und<br />
welche Werkzeuge sie dafür brauchen. Dabei<br />
stellt das Team auch fest, was sie noch<br />
nicht wissen und welches Wissen sie noch<br />
benötigen.<br />
Die Ausbilderin oder der Ausbilder unterstützt<br />
das Projektteam dabei mit Fragen,<br />
die die Lernenden reflektieren lassen und<br />
sie an Lösungen heranführen. Insbesondere<br />
kommt es darauf an, dass die Lehrenden<br />
durch diese Fragen nur anleiten,<br />
die Lernenden ihre Herausforderungen<br />
aber immer selbst angehen. Ziel ist, dass<br />
die Azubis ihre Defizite beziehungsweise<br />
Entwicklungsbereiche, wie sie in der<br />
Meyer Werft genannt werden, mit einer<br />
für sie passenden Methode beseitigen<br />
– das kann auch klassisch die 4-Stufen-<br />
Methode sein oder andere Methoden<br />
wie eine Diskussion, ein Brainstorming<br />
oder Leittexte, also Aufgabenblätter zu<br />
einem bestimmten Thema, die die Lernenden<br />
eigenständig bearbeiten. Wenn<br />
die Azubis sich bereit fühlen, führen sie<br />
die Installation und Inbetriebnahme des<br />
Gasöltanks durch. Sie kontrollieren ihre<br />
Arbeitsschritte und -ergebnisse, bis sie die<br />
Aufgabe erfolgreich lösen können.<br />
Keine Noten und<br />
gute Argumente<br />
Danach folgt ein Gespräch mit der Lernbegleitung<br />
– auch diesen Termin planen<br />
die Azubis selbst. Dabei klären die Azubis<br />
zusammen mit ihren Ausbilderinnen<br />
und Ausbildern, wo noch Optimierungspotenzial<br />
besteht, was sie beim nächsten<br />
Mal besser machen können oder wo<br />
ihre jeweiligen Entwicklungsbereiche<br />
liegen. Auch beim Lerngespräch gilt: Die<br />
Lernenden beantworten sich die Fragen<br />
selbst. Das Ausbildungspersonal gibt nur<br />
Impulse. „Es gibt auch keine klassische<br />
Notengebung bei uns. Das bringt nichts.<br />
Wir beschreiben lieber gemeinsam Entwicklungs-<br />
und Förderziele“, erläutert<br />
Siemens. Lerngespräche sollen darüber<br />
hinaus auch immer einen kritischen<br />
Dialog darstellen. Dabei vergleichen die<br />
Gesprächsteilnehmer die eigene Einschätzung<br />
des Lernenden mit der Fremdeinschätzung<br />
durch Ausbildungspersonal<br />
und Kollegen. Wichtig ist Siemens, dass<br />
seine Azubis offen gegenüber Kritik<br />
sind. „Man muss seinen Standpunkt<br />
verteidigen können“, sagt er. Dreh- und<br />
Angelpunkt der Lernbegleitung ist laut<br />
Siemens immer das Repertoire an Methoden,<br />
mit dem sich die Azubis ihr Wissen<br />
und ihre Kompetenzen eigenständig<br />
aneignen. Ob Rollenspiele, Projektarbeiten,<br />
Lehrvorträge oder Einzelarbeiten<br />
– bereits zu Ausbildungsbeginn stellen<br />
die Lernbegleiter/-innen ihren Azubis<br />
verschiedene Methoden vor. Dieser Fundus<br />
an Methoden wird dann im Laufe<br />
der Ausbildung nach und nach erweitert.<br />
„Für die heutigen Anforderungen reicht<br />
kein Lehrbuch mehr“, sagt Siemens. Zum<br />
Erarbeiten und Wiederholen von Grundlagenwissen<br />
seien Lehrbücher zwar sinnvoll,<br />
für konkrete Probleme sei aber oft<br />
eine Internetrecherche zielführender.<br />
Künftig wollen Siemens und sein Team<br />
das Konzept der Lernbegleitung für Azubis<br />
und Ausbilder/-innen bei der Meyer<br />
Werft weiter optimieren. Dafür arbeiten<br />
sie mit Hochschulen wie der Universität<br />
Osnabrück oder der Hochschule<br />
Emden bei Forschungsprojekten zum<br />
Thema Lernbegleitung zusammen. Siemens´<br />
großer Wunsch ist es, dass mehr<br />
Bildungseinrichtungen die intrinsische<br />
Motivation der Lernenden nutzen. Dazu<br />
brauche es keine Person mit erhobenem<br />
Zeigefinger: „Es gilt das zu fördern, was<br />
der Mensch sowieso macht: Er lernt –<br />
und das immer und schon als Kind. Und<br />
genau darauf baut das Konzept der Lernbegleitung<br />
auf.“<br />
Abbildungen: © K.BOM / Shutterstock.com<br />
12 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
Elabo stellt mit seiner<br />
neuen Smart-Industry-<br />
Software Elution two<br />
training und dem<br />
multifunktionalen Elektronikarbeitsplatz<br />
Primus<br />
two zwei umfassende<br />
Lösungen zur Optimierung<br />
der beruflichen<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
im Elektrolabor bereit.<br />
Lernen am digitalisierten Arbeitsplatz<br />
Angesichts der wachsenden Komplexität von Fertigungsprozessen, besteht eine zentrale Herausforderung der mittelständischen<br />
Elektronikfertigung darin, Auszubildende und Quereinsteiger schnellstmöglich anzulernen und weiterzubilden.<br />
Hilfestellung bieten hier Smart-Industry-Lösungen von Elabo, die speziell für die Ausbildung entwickelt wurden.<br />
Anzeige<br />
Abbildung: © Elabo GmbH<br />
In der Elektronikfertigung mittelständischer Unternehmen<br />
muss aufgrund individueller Kundenwünsche<br />
und regionalspezifischer Anforderungen eine<br />
zunehmend große Produktvariantenvielfalt abgedeckt<br />
werden. Das bringt nicht nur eine immer<br />
umfangreichere Materialhaltung mit sich, sondern<br />
auch eine ständig steigende Zahl von Montageplänen<br />
und Prüfparametern. Die Folge: Die<br />
Fertigungsabläufe werden immer komplexer –<br />
und mit ihnen die Anforderungen an die Mitarbeiter.<br />
Wie können vor dem Hintergrund dieser<br />
Entwicklung sowohl Auszubildende als auch<br />
Neu- bzw. Quereinsteiger möglichst schnell und<br />
unkompliziert mit Montageprozessen vertraut<br />
gemacht werden?<br />
Smart-Industry-Software<br />
ermöglicht umfassende Lerneffekte<br />
Eine Antwort auf diese Frage liefern die Smart-<br />
Industry-Lösungen von Elabo: Mit seinem softwarebasierten<br />
Assistenzsystem „Elution two<br />
Training“ und dem multifunktionalen Elektronikarbeitsplatz<br />
„Primus two“ bietet das Crailsheimer<br />
Unternehmen zuverlässige Unterstützung<br />
bei der beruflichen Aus- und Weiterbildung im<br />
Elektrolabor. Die neue Software Elution two training<br />
ermöglicht den Aufbau digitalisierter Montageprozesse<br />
und ist unter anderem durch ihren<br />
webbasierten Ansatz plattformunabhängig über<br />
mobile Clients einsetzbar. Sie basiert auf einer<br />
dynamischen SQL-Datenbank, mit deren Hilfe<br />
sich prozessrelevante Informationen wie Konstruktionspläne,<br />
Maschinen- und Anlagenkonfigurationen,<br />
produktbezogene Prüfparameter<br />
oder Produktkennungen benötigter Werkzeuge<br />
archivieren und in Echtzeit zur Verfügung stellen<br />
lassen. Eine wichtige Hilfestellung für Auszubildende<br />
bietet insbesondere die integrierte<br />
Werkerführung, die auf Basis der Datenbankinhalte<br />
erstellt werden kann und in Text, Bild und<br />
Video durch alle Schritte des Montageprozesses<br />
leitet. Anhand dieses Leitfadens kann sich der<br />
Anwender selbstständig handwerkliche Fähigkeiten<br />
aneignen und gleichzeitig seine Fehlerquote<br />
reduzieren. Prüfvorgänge und ihre Ergebnisse<br />
werden dabei automatisch vom System dokumentiert,<br />
um eine lückenlose Qualitätssicherung<br />
zu gewährleisten.<br />
Zusätzliche Optimierung<br />
durch Arbeitsplatzeinbindung<br />
Darüber hinaus bietet Elution two training die<br />
Möglichkeit zur Softwareintegration kompletter<br />
Arbeitsplatzsysteme wie etwa Elabo Primus<br />
two. Dieser neue Elektronikarbeitsplatz deckt alle<br />
gängigen Anwendungen im Bereich Messen und<br />
Prüfen ab und besteht aus einer kompakten Mittelsäule<br />
(main base) mit konfigurierbarem Display<br />
und zentraler Bedien- und Elektronikeinheit<br />
sowie bis zu vier höhenverstellbaren Fachböden.<br />
Mittels der Software lassen sich nicht nur<br />
Tischhöhe und Beleuchtung individuell einstellen,<br />
sondern auch integrierte und angeschlossene<br />
Messgeräte automatisch parametrisieren.<br />
Falsche Vorgabewerte und damit eine Vorschädigung<br />
durch falsche Spannungen oder<br />
zu hohe Ströme sind dadurch ausgeschlossen.<br />
Darüber hinaus stellt die Software eine Reihe<br />
von Features zur Verfügung, die speziell auf<br />
den Einsatz im schulischen Betrieb zugeschnitten<br />
sind. So können an einem Lehrer-PC alle<br />
eingebundenen Arbeitsplätze und die vorhandene<br />
Gerätetechnik zentral freigegeben, gesteuert<br />
und überwacht werden. Zudem lassen<br />
sich mit nur wenigen Klicks ganze Messabläufe<br />
erstellen und die zur Durchführung notwendigen<br />
Geräte von vornherein in ihrer Ausgangsleistung<br />
begrenzen, um empfindliche Bauteile<br />
zu schützen. Auf diese Weise können alle Auszubildenden<br />
selbstständig und unter identischen<br />
Rahmenbedingungen arbeiten und<br />
schon im schulischen Betrieb den praktischen<br />
Arbeitsalltag erlernen. Dass sich der Einsatz<br />
solcher softwaregestützten Arbeitsplatzlösungen<br />
lohnt, bestätigen auch Erfahrungen aus<br />
der Praxis: Auszubildende sowie Neu- und<br />
Quereinsteiger lassen sich deutlich schneller,<br />
stressfreier und mit minimaler Fehlerquote an<br />
unbekannte Arbeitsschritte und Produkte heranführen.<br />
Insgesamt ist so eine entscheidende<br />
Voraussetzung für die Effizienzoptimierung manuell<br />
dominierter Arbeitsprozesse geschaffen.<br />
Kontakt: Elabo GmbH | Roßfelder Straße 56<br />
74564 Crailsheim | Tel.: +49 7951 307-0<br />
info@elabo.de | elabo.de
IM FOKUS<br />
WAS LERNEN WIR DARAUS?<br />
Wenn man sie in den Lernprozess einbaut, sind Fehler gute Lerngelegenheiten.<br />
Um Auszubildenden die Angst vor dem Fehlermachen zu nehmen,<br />
muss man selbst eine offene Fehlerkultur vorleben.<br />
Gastbeitrag Gabriele Weingärtner<br />
Die<br />
Herausforderung<br />
Hannah Friedrich ist seit zwei Jahren Ausbilderin bei einem<br />
Einzelhandelsunternehmen im Fashion-Bereich.<br />
„Ich betreue Auszubildende zu Kaufleuten im Einzelhandel. Ich bin<br />
sowohl in der Rolle der Ausbildungsbeauftragten auf der Fläche tätig<br />
als auch in der Verantwortung als Ausbildungsleiterin. Unser Unternehmen<br />
beschreibt sich als agil mit einer offenen Fehlerkultur. Ich stehe<br />
vor der Herausforderung, diese offene Fehlerkultur den jungen Nachwuchskräften<br />
zu vermitteln. Meine jungen Kolleginnen und Kollegen sind sehr engagiert.<br />
Aber ich beobachte eine regelrechte Angst davor, etwas falsch zu machen.<br />
Das hat zur Folge, dass einige Auszubildende sich ständig absichern, Rückfragen<br />
haben, entscheidungsunwillig sind und sich permanent entschuldigen. Das<br />
ist an sich nicht schlimm, aber in unseren kleinen Teams muss jeder frühzeitig<br />
lernen, eigene Entscheidungen zu treffen und mit Fehlern offen und lernorientiert<br />
umzugehen. Wie kann ich das meinen Auszubildenden vermitteln?“<br />
Abbildungen: © PeopleImages.com - Yuri A / Shutterstock.com; Ausbilder-Akademie GmbH<br />
14 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
Gabriele Weingärtner<br />
ist Trainerin<br />
und Coach und<br />
leitet die Ausbilder-<br />
Akademie GmbH.<br />
„Liebe Frau Friedrich,<br />
vor dieser Herausforderung<br />
stehen<br />
wir als Ausbilderinnen<br />
und Ausbilder<br />
häufig. Hier geht es<br />
um eine wichtige Handlungskompetenz:<br />
die Kritikfähigkeit und den Umgang mit<br />
Fehlern. Wir können nicht erwarten, dass<br />
die neuen Kolleginnen und Kollegen dies<br />
bereits zu Beginn der Ausbildung perfekt<br />
umsetzen. Im Gegenteil, es ist unsere<br />
Aufgabe als Ausbilder/-innen, diese Kompetenz<br />
bei Auszubildenden zu fördern. Sie<br />
haben den ersten wichtigen Schritt dahin<br />
schon geschafft: Sie haben das Problem<br />
wahrgenommen und thematisiert.<br />
Wer arbeitet, macht Fehler, und wer lernt,<br />
macht Fehler. Fehler sind nicht nur normal,<br />
sondern wichtig, gerade im Ausbildungsprozess.<br />
Wir alle kennen auch die Redewendung:<br />
„Es ist noch kein Meister vom<br />
Himmel gefallen“. Dies könnte als Credo<br />
für das Gespräch mit Ihren Auszubildenden<br />
gelten: Es ist okay, nicht alles zu wissen,<br />
zu können und richtig zu tun.<br />
Bewusstsein für Fehler<br />
schaffen<br />
Eine offene Fehlerkultur lässt sich nicht<br />
in einem eintägigen Workshop erlernen.<br />
Der Umgang mit Fehlern ist für jeden<br />
Menschen ein lebenslanger Lernprozess.<br />
Hier liegt eine der wichtigsten Aufgaben<br />
als Ausbilderin oder Ausbilder: Gehen Sie<br />
als Vorbild und Motivator offensiv mit dem<br />
Thema um. Ein gemeinsames Bewusstsein<br />
dafür, dass Fehler zum Berufs- und Lernalltag<br />
gehören, sollte aber auch auf allen<br />
Ebenen Ihres Unternehmens vorhanden<br />
Schul-IT: Alles, nur nicht Old School<br />
Anzeige<br />
Nach 15 Jahren mit hauseigener Schul-IT Umgebung entscheidet sich die<br />
BBS Technik Cloppenburg für einen Neuanfang mit NetMan for Schools.<br />
Abbildung: © BBS Technik Cloppenburg<br />
Die Anschaffung neuer Hard- und Software kann<br />
für Schulen zum Problem werden: Welche Geräte<br />
passen zu welchen Programmen und wie lässt sich<br />
alles verwalten? Vor diesen Fragen standen auch<br />
Egon Neunaber und sein zwanzigköpfi ges Digitalisierungsteam.<br />
Der Studiendirektor an der Berufsbildenden<br />
Schule Technik Cloppenburg sollte die Schul-IT<br />
auf den neusten Stand bringen. Da Flickschusterei<br />
außer Frage stand, entschieden sich der Schulträger,<br />
der Landkreis Cloppenburg, und die Schule im<br />
vergangenen Jahr für eine komplett neue IT-Lösung.<br />
Die Nadel im Heuhaufen<br />
Die Suche gestaltete sich schwierig. Die BBS Cloppenburg<br />
vereinigt 34 Ausbildungsgänge in 12 Fachbereichen<br />
sowie mehrere Schulformen unter einem<br />
Dach. 80 komplexe Fachanwendungen kommen zum<br />
Einsatz, die teils Industriemaschinen steuern, auch<br />
von Zuhause und auf jeder Art Endgerät. Auch sollten<br />
Lizenzen und Nutzerkonten einfach zu verwalten<br />
sein und das bei jährlich rund 1.000 Neuzugängen.<br />
Studiendirektor Neunaber prüfte bundesweit Angebote,<br />
besuchte Messen und kontaktierte andere technische<br />
Schulen. Der entscheidende Tipp: NetMan for Schools<br />
von H+H Software – eine sogenannte Remote-Desktop-Lösung,<br />
bei der Lernende einen virtuellen Desktop<br />
angezeigt bekommen und über Clients auf die gesamte<br />
Software der Schule zugreifen können.<br />
(K)eine Frage des Geldes<br />
Ein großer Vorteil: NetMan for Schools konnte problemlos<br />
auf vorhandenen Servern installiert und betrieben<br />
werden. „Der Landkreis hat dabei sehr viel<br />
Geld gespart“, so Neunaber. Möglich ist das, weil<br />
rechenintensive Spezial-Software von Basisanwendungen<br />
auf den Servern getrennt und die Arbeitslast<br />
so ideal verteilt wird.<br />
Anspruchsvolle Umsetzung, guter Support<br />
„Ein geschicktes Feature“, so Neunaber, ist auch das<br />
Usermanagement mit NetMan for Schools. Das System<br />
greift bei Neuzugängen selbständig auf vorhandene<br />
Datenbanken zu und legt Accounts sowie Zugänge<br />
automatisch an.<br />
Ähnlich läuft es mit der Integration der Software-<br />
Lizenzen: Im alten System war das stets eine Sisyphusarbeit.<br />
Inzwischen sind selbst sogenannte Dongles,<br />
also USB-Sticks mit Lizenzschlüsseln, zentral<br />
über einen Server verfügbar.<br />
Die Inbetriebnahme des Systems dauerte von Anfang<br />
Mai 2022 bis zu den Sommerferien. Dann wurden<br />
die ca. 130 Lehrkräfte intern geschult und eine Videodatenbank<br />
mit Anleitungsfi lmen erstellt – ein<br />
Selbstläufer, so Neunaber: Und selbst wenn es mal<br />
Fragen gibt, könne man sich problemlos bei H+H<br />
melden. „Der Support ist exzellent.“ Sein Fazit: „Jetzt<br />
sind wir auf dem neusten Stand und für die digitale<br />
Weiterentwicklung gewappnet. Das spricht auch unsere<br />
Schülerinnen und Schüler an.“<br />
NetMan for Schools auf der didacta <strong>2023</strong> in Stuttgart,<br />
Halle 1 | Stand 1F15 Lernen Sie uns kennen:<br />
netmanforschools.de/didacta<strong>2023</strong><br />
Kontakt: H+H Software GmbH<br />
Maschmühlenweg 8-10 | 37073 Göttingen<br />
Tel.: +49 551 52208-0 | info@hh-software.com<br />
netmanforschools.de
IM FOKUS<br />
sein. Das Thema betrifft alle Mitarbeiter/-<br />
innen und Führungskräfte. Für die Arbeit<br />
mit den Auszubildenden helfen Ihnen die<br />
folgenden Tipps:<br />
» Die aktuelle Fehlerkultur<br />
analysieren<br />
Wie geht Ihr Unternehmen mit Fehlern<br />
um? Wie reagieren die Ausbildungsbeauftragten<br />
auf Fehler der Auszubildenden?<br />
Wie gehen Sie selbst mit Fehlern<br />
um? Vielleicht liegt die Scheu der Auszubildenden<br />
davor, Verantwortung zu<br />
übernehmen, zumindest teilweise am<br />
Verhalten des Ausbildungspersonals<br />
und es gibt Veränderungsbedarf.<br />
» Fehler lösungsorientiert betrachten<br />
Damit die Auszubildenden in einer vertrauensvollen<br />
Ausbildungsumgebung<br />
den Mut haben, Fehler zu machen und<br />
sie angstfrei anzusprechen, sollten die<br />
Ausbildungsbeauftragten nicht fragen<br />
„Wer hat den Fehler gemacht?“ und<br />
maßregeln, sondern gemeinsam mit<br />
den Auszubildenen konstruktive Fragen<br />
stellen: Was ist die Ursache des Fehlers?<br />
Weshalb wiederholt er sich? Welche<br />
Kompetenz muss noch entwickelt werden?<br />
Welches Defizit zeigt der Fehler<br />
auf? Was kann der oder die Auszubildende<br />
noch lernen, damit dieser Fehler<br />
nicht mehr passiert? Was kann das<br />
Team verändern, damit der Fehler nicht<br />
mehr auftritt?<br />
» Mit Emotionen umgehen<br />
Der Wunsch der Auszubildenden,<br />
fehlerfrei zu agieren, ist verständlich<br />
und sollte gestärkt werden. Versuchen<br />
Sie aber, die Frustration der Auszubildenden<br />
darüber, dass sie noch sie noch<br />
nicht perfekt sind, nicht zu verstärken.<br />
Nehmen Sie ihnen die Korrektur des<br />
Fehlers und das Finden der Lösung<br />
nicht ab, denn Fehler selbst zu finden<br />
und zu beheben stärkt den Lerneffekt,<br />
das Selbstbewusstsein und die Eigenständigkeit.<br />
Konkret heißt das für<br />
Ausbilderinnen und Ausbilder: Fehler<br />
wahrnehmen, zeitnah ansprechen und<br />
emotional neutral sein. Bei Fehlern<br />
sollte kein Entsetzen, keine Enttäuschung<br />
und kein Frust kommuniziert<br />
werden. Stattdessen sollten Sie die Lernenden<br />
beim Suchen nach der Lösung<br />
und beim weiteren Lernen begleiten.<br />
Und Sie sollten auch mit weiteren Fehlern<br />
rechnen. Das erfordert Geduld.<br />
» Jeden Tag eine Verbesserung<br />
herbeiführen<br />
Wenn alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
im Unternehmen das Prinzip<br />
der täglichen Verbesserung in kleinen<br />
Schritten verinnerlichen, lernen die<br />
Auszubildenden dies ebenfalls. Fehler<br />
zeigen das tägliche Verbesserungspotential<br />
auf: Gibt es für Aufgaben und<br />
Abläufe Checklisten oder Prozessbeschreibungen,<br />
die Auszubildende<br />
nutzen können? Gibt es ein Wissensmanagement,<br />
auf das die Auszubildenden<br />
zurückgreifen können und mit<br />
dem sie ihre Lernerkenntnisse für die<br />
anderen Teammitglieder nutzbar machen<br />
können?<br />
Lernprozessbegleiter sein<br />
Wenn Auszubildende Fehler machen,<br />
zeigt das dem Lernenden und Ihnen als<br />
Ausbilderin einen Lernbedarf an. Entwickeln<br />
Sie daraus mit dem Auszubildenden<br />
gemeinsam neue Lernziele, geeignete Lernaufgaben<br />
sowie Methoden, mit denen der<br />
Auszubildende das richtige Verhalten sowie<br />
das fachliche Know-how erlernen kann. Bei<br />
diesem Lernprozess sollten Sie die Rolle<br />
der Begleiterin einnehmen, die die Lernfortschritte<br />
und die noch zu entwickelnden<br />
Fähigkeiten erkennt. Besprechen Sie beides<br />
regelmäßig mit Ihren Auszubildenden,<br />
führt das zu kontinuierlichen Verbesserungen.<br />
Denn: Die Angst vor Fehlern zu<br />
nehmen, Fehler in einem gewissen Ausmaß<br />
zuzulassen und sie als Lern- und Entwicklungschance<br />
im Lernprozess zu etablieren,<br />
ist eine der Kernaufgaben von Ausbilderinnen<br />
und Ausbildern.“<br />
■<br />
Abbildungen: © BOKEH STOCK / Shutterstock.com<br />
16 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
Ob in der Family Suite, am Pool oder am Strand – hier können Berufsbildungsprofis zur Ruhe kommen.<br />
SOMMERURLAUB AUF<br />
RHODOS GEWINNEN!<br />
Abbildungen: © Lindos Imperial Resort & Spa<br />
Ihr Berufsalltag ist oft stressig. Um gute<br />
Arbeit zu leisten, ist es wichtig, sich<br />
Auszeiten zu gönnen. <strong>Bildungspraxis</strong><br />
hilft Ihnen dabei – und bietet Ihnen die<br />
Chance auf einen All-Inclusive Sommerurlaub<br />
auf der Insel Rhodos.<br />
Das erwartet Sie:<br />
» fünf Übernachtungen im 5 Sterne<br />
Lindos Imperial Resort auf Rhodos<br />
» Familien-Suite mit Meerblick für zwei<br />
» Erwachsene und zwei Kinder<br />
» All-Inclusive Verpflegung<br />
Das Lindos Imperial Resort & Spa liegt auf<br />
der griechischen Insel Rhodos am Strand<br />
von Kiotari und verspricht Urlaubsspaß für<br />
Groß und Klein.<br />
Die großzügigen Familienzimmer im Lindos<br />
Imperial Resort & Spa bieten dabei<br />
ausreichend Platz. Die Kinder starten von<br />
dort in die große Poollandschaft mit sieben<br />
großen und kleinen Rutschen – Highlight ist<br />
die Kraken-Rutsche mit ihren geschwungenen<br />
Tentakeln. Im Kids und Teens Club lernen<br />
sie mit täglich wechselnden Spielen und<br />
Aktivitäten nicht nur das Resort, sondern<br />
auch die Geschichte von Rhodos und griechische<br />
Kultur kennen. Wer sich nach Ruhe<br />
und Entspannung sehnt, liegt am Silent Pool<br />
oder am weitläufigen Sandstrand – dort<br />
können die Urlauberinnen und Urlauber im<br />
flachen Wasser schnorcheln, eine Sandburg<br />
bauen oder das Kitesurfen probieren. Das<br />
Resort bietet sechs Themen-Restaurants,<br />
an den Live-Cooking-Stationen können die<br />
Gäste den Küchenchefs über die Schulter<br />
schauen. Für kulturinteressierte Familien<br />
lohnt sich ein Ausflug über die Insel – in<br />
dem Örtchen Lindos mit seinen kleinen<br />
weißen Häuschen, engen Gassen und der<br />
hoch oben thronenden Akropolis lässt sich<br />
die griechische Geschichte entdecken.<br />
» Weitere Informationen auf:<br />
lindos-imperial.gr<br />
Um am Gewinnspiel teilzunehmen, einfach<br />
bildungspraxis.de/category/gewinnspiele<br />
besuchen, das Formular mit dem Stichwort<br />
„Sommer3“ ausfüllen und mit etwas<br />
Glück erwartet Sie ein Urlaub in der<br />
Mittelmeersonne!<br />
Die Gewinner/-innen werden von uns benachrichtigt.<br />
Der Gewinn wird nicht bar ausgezahlt. Der Rechtsweg<br />
ist ausgeschlossen. Mitarbeitende der AVR und Gewinnservices<br />
sind von der Teilnahme ausgeschlossen.<br />
Der Gutschein ist von Ende April bis Ende Oktober<br />
<strong>2023</strong> flexibel nach Verfügbarkeit einlösbar, ausgenommen<br />
ist der Zeitraum vom 25. Juli bis 25. August. Die<br />
An- und Abreise sind nicht inklusive.<br />
›› BILDUNGSPRAXIS 1/<strong>2023</strong> | 17
AUSBILDUNG<br />
NACHWUCHSFLEISCHER<br />
AUS INDIEN<br />
Das Fleischerhandwerk hat große Schwierigkeiten, Nachwuchs zu finden.<br />
In Baden-Württemberg haben nun dreizehn Auszubildende aus Indien<br />
ihre Ausbildung in Fleischerbetrieben gestartet.<br />
Text Vincent Hochhausen<br />
Fleischermeister Joachim Lederer<br />
hat schon viel gemacht, um Auszubildende<br />
zu finden: Quereinsteiger,<br />
Ausbildungsabbrecher und straffällige Jugendliche<br />
haben schon in seiner Metzgerei<br />
in Weil am Rhein an der schweizerischen<br />
Grenze angefangen. Oft haben sie es bis<br />
zum Meister geschafft. 2<strong>01</strong>5 holte er zusammen<br />
mit anderen Betrieben sogar Azubis<br />
aus Italien – einer von ihnen wird einmal<br />
sein Nachfolger in der Metzgerei werden.<br />
Dieses Engagement ist in seinem Metier<br />
nötig, denn seit Jahren stehen die Berufe<br />
Fleischer/-in und Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk<br />
auf der Liste der Berufe<br />
mit dem größten Azubimangel weit vorne<br />
(siehe Abbildung auf der nächsten Seite).<br />
„Das Berufsbild wird zu negativ betrachtet,<br />
vor allem von den Eltern, die ihren Kindern<br />
sagen, dass das schlechte Berufe seien“, ärgert<br />
sich Lederer, der das natürlich anders<br />
sieht: „Fleischer ist ein vielseitiger Beruf.<br />
Bei mir müssen die Azubis nicht schlachten,<br />
aber sie kochen, braten, grillen, machen Partyservice,<br />
bereiten Dessertbuffets und auch<br />
veganes Essen zu.“ Trotzdem müssen er und<br />
seine Innungskolleginnen und -kollegen seit<br />
langem zu unkonventionellen Mitteln greifen,<br />
um ihren Nachwuchsbedarf zu decken.<br />
Angebot aus Indien<br />
Aus diesem Grund war er aufgeschlossen,<br />
als im Februar 2021 eine indische Personalvermittlungsagentur<br />
an die Handwerkskammer<br />
Freiburg herantrat, in deren<br />
Vorstand Lederer sitzt. Das Angebot: Man<br />
könne deutschen Unternehmen indische<br />
Interessenten für Ausbildungsplätze vermitteln.<br />
„Wir fanden die Idee interessant.<br />
Aber wir wollten uns auch vergewissern,<br />
dass es sich um ein seriöses Angebot handelt,<br />
das auf sicheren Füßen steht“, sagt Lederer.<br />
Die Handwerkskammer erkundigte<br />
sich bei Partnern, die bereits mit der Agentur<br />
zusammengearbeitet hatten, und bei<br />
Kontakten vor Ort wie der deutschen Außenhandelskammer.<br />
Schließlich entschloss<br />
man sich, es mit einer Zusammenarbeit zu<br />
versuchen.<br />
Da die Fleischerinnung in Lörrach, deren<br />
Obermeister Lederer ist, bereits Erfahrung<br />
mit der Ausbildung der Fachkräfte aus<br />
Italien hatte, sollte zunächst nach Interessenten<br />
für eine Fleischer- oder Fachverkäuferausbildung<br />
in dieser Region gesucht<br />
werden. Schon bald fanden sich indische<br />
Kandidatinnen und Kandidaten, mit denen<br />
im Sommer 2021 die ersten Gespräche<br />
stattfanden. Die Anforderungen der Betriebe<br />
waren klar definiert: „Grundsätzlich<br />
suchen wir Menschen mit zwei Händen<br />
und der Bereitschaft, mit Fleisch zu arbeiten“,<br />
sagt Lederer. Zudem mussten die<br />
Kandidaten volljährig sein und vor Antritt<br />
der Ausbildung das Sprachniveau B1 erreicht<br />
haben. Die Sprachkurse dafür fanden<br />
an den Goethe Instituten in Indien statt,<br />
18 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
die Prüfungen wurden im Februar 2022<br />
abgehalten. „Da sind durchaus einige Kandidatinnen<br />
und Kandidaten durchgefallen.<br />
Sie haben aber die Möglichkeit, die Prüfungen<br />
zu wiederholen und dann nächstes<br />
Jahr eine Ausbildung zu starten“, sagt Ann<br />
Kareen Ilse, Abteilungsleiterin der Fachkräftesicherung<br />
bei der Handwerkskammer<br />
Freiburg. 13 Interessentinnen und Interessenten<br />
blieben schließlich übrig und traten<br />
im Oktober ihre Ausbildung in fünf Fleischerbetrieben<br />
im Raum Lörrach an.<br />
Kein Traumberuf,<br />
sondern Karrieremöglichkeit<br />
Zwei davon machen ihre Ausbildung in<br />
Lederers Metzgerei. Eine von ihnen ist<br />
Anaka Marieshasi, angehende Fleischfachverkäuferin.<br />
Sie stammt aus Kerala aus<br />
dem Südwesten Indiens. Für den Schritt,<br />
nach Deutschland zu gehen, hat sie sich<br />
entschlossen, weil sie darin bessere Zukunftsperspektiven<br />
sieht. Ihr Deutsch ist<br />
noch holprig, aber gut verständlich. „Bis<br />
jetzt gefällt es mir gut und ich habe schon<br />
viel gelernt“, sagt sie. „Aber die Leute reden<br />
ein bisschen schnell und der Dialekt ist<br />
schwierig.“ Nach der Ausbildung will Marieshasi<br />
langfristig in Deutschland bleiben<br />
und arbeiten. „Für die meisten indischen<br />
Azubis ist das hier kein Traumberuf, sie<br />
wollen hierbleiben und Karriere machen“,<br />
sagt Lederer. Das ist ganz nach seinem Geschmack:<br />
„Ich will keine billigen Arbeitskräfte,<br />
sondern qualifizierte Fachleute aus<br />
ihnen machen“, betont er. Trotz der Nachwuchsprobleme<br />
habe er schon immer mehr<br />
Leute ausgebildet, als er für seinen Betrieb<br />
brauche: „Ich mag das Gefühl, wenn meine<br />
Azubis in die Welt hinausgehen und Erfolg<br />
haben.“<br />
Große Verantwortung für<br />
Betriebe und Schule<br />
Die Auszubildende Anaka Marieshasi lebt<br />
mit einer Freundin, die auch eine Ausbil-<br />
MLS<br />
LIVE<br />
TESTEN!
AUSBILDUNG<br />
Die zehn Berufe mit dem größten Azubimangel<br />
1. Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk<br />
2. Restaurantfachmann/-frau<br />
3. Fleischer/-in<br />
4. Klempner/-in<br />
5. Fachkraft für Kurier-, Express- und<br />
Postdienstleistungen<br />
6. Hotelkaufmann/-frau<br />
7. Beton- und Stahlbetonbauer/-in<br />
8. Fachkraft für Möbel-, Küchen- und<br />
Umzugsservice<br />
9. Gerüstbauer/-in<br />
10. Steinmetz/-in und Steinbildhauer/-in<br />
45,5<br />
44,8<br />
42,8<br />
38,8<br />
36,5<br />
36,3<br />
33,4<br />
31,9<br />
30,7<br />
30,6<br />
Berufe mit dem höchsten Anteil unbesetzter Ausbildungsplätze in Prozent laut Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2022.<br />
dung macht, in einer Wohnung, die die<br />
Ausbildungsbetriebe zur Verfügung stellen.<br />
Alle Azubis erhalten neben der Ausbildungsvergütung<br />
300 Euro Zuschuss für<br />
die Miete. „Die Betriebe haben bei diesem<br />
Projekt eine wichtige Aufgabe, was Integration<br />
angeht, seien es die Wohnungen,<br />
die Abholung vom Flughafen oder dass der<br />
Kühlschrank bei der Ankunft voll ist“, betont<br />
Ann Kareen Ilse von der Handwerkskammer.<br />
Überhaupt habe die deutsche<br />
Seite – wie etwa Kammern, Betriebe oder<br />
die Schule – bei dieser Zusammenarbeit<br />
eine besonders große Verantwortung,<br />
sagt Stefanie Froescheis, Schulleiterin der<br />
Gewerbeschule Lörrach, die die indischen<br />
Auszubildenden besuchen. „Die Auszubildenden<br />
sind weit weg von zu Hause und es<br />
liegt an uns, ihnen ein gutes Umfeld zu bieten“,<br />
sagt sie. Zumal die Nachwuchskräfte<br />
aus Indien auch einiges investieren: Für<br />
den Deutschkurs und die Personalagentur<br />
müssen sie einen vierstelligen Betrag bezahlen.<br />
Bislang ist man sowohl im Betrieb als auch<br />
in der Schule sehr zufrieden mit den Auszubildenden.<br />
„Sie sind hochmotiviert und<br />
machen super mit“, sagt Lederer. Er hat<br />
keinen Zweifel, dass seine Auszubildenden<br />
erfolgreich sein werden. Auch Schulleiterin<br />
Fröscheis hört bislang viel Gutes von<br />
ihren indischen Schülerinnen und Schülern.<br />
„Man merkt, dass die Einstellung<br />
gegenüber Schule und Bildung bei ihnen<br />
sehr positiv ist, sie sind sehr lernwillig.“<br />
Andererseits will sie die Erwartungen auch<br />
nicht zu hochschrauben. „Wir stehen noch<br />
ganz am Anfang. Oft kommt im zweiten<br />
Ausbildungsjahr ein kleines Tief “, sagt sie.<br />
Momentan sind sich alle einig, dass sie die<br />
Zusammenarbeit mit Indien längerfristig<br />
fortführen und ausbauen werden. „Uns war<br />
von Anfang an wichtig, dass dieses Projekt<br />
keine Eintagsfliege ist“, betont Lederer.<br />
„Wir werden die Zusammenarbeit auf das<br />
gesamte Kammergebiet und auf weitere<br />
Berufe ausweiten“, sagt Ann Kareen Ilse<br />
von der Handwerkskammer: 150 Auszubildende<br />
sollen in den nächsten Jahren aus<br />
Indien kommen, neben Fleischer/-innen<br />
und Fachverkäufer/-innen sollen auch Straßen-<br />
und Stahlbetonbauer/-innen sowie<br />
Maurer/-innen starten.<br />
■<br />
20 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
1/<strong>2023</strong> | Februar / März / April | 192<strong>01</strong> | Deutschland 6,80 € | Österreich 7,50 € | Schweiz 11 CHF<br />
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WARUM AUSBILDUNG GUTE FEHLERKULTUR BRAUCHT<br />
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AUSBILDUNG<br />
Azubis aus<br />
Indien<br />
IM FOKUS<br />
Lernbegleitung und<br />
Fehlerkultur<br />
WEITERBILDUNG<br />
Highlights der<br />
didacta Messe
AUSBILDUNG<br />
News<br />
Berufsschule für<br />
Einsatz digitaler<br />
Medien ausgezeichnet<br />
CORONA-KNICK BEI NEUAB -<br />
SCHLÜSSEN BLEIBT BESTEHEN<br />
Im Ausbildungsjahr 2022 wurden nach Angaben des<br />
Bundesinstituts für Berufsbildung und der Bundesagentur<br />
für Arbeit 475 100 duale Ausbildungsverträge<br />
abgeschlossen. Das sind 2100 mehr als im Vorjahr,<br />
aber 49 900 weniger als 2<strong>01</strong>9, vor Beginn der Coronapandemie.<br />
Der Anteil der Jugendlichen, die bis zum<br />
30. September noch keinen Platz gefunden haben,<br />
sank 2022 auf 11,3 Prozent, ein Prozentpunkt<br />
weniger als 2<strong>01</strong>9.<br />
Leitfaden zur Ausbildung<br />
von Geflüchteten überarbeitet<br />
Das Erich-Gutenberg-Berufskolleg aus<br />
Köln hat den Deutschen Arbeitgeberpreis<br />
für Bildung in der Kategorie Berufliche<br />
Bildung gewonnen. Der Preis ist mit<br />
10.000 Euro dotiert und wird von der<br />
Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände<br />
vergeben. Die Jury<br />
lobte, dass an der Erich-Gutenberg-Schule<br />
sowohl Lehrkräfte als auch Schülerinnen<br />
und Schüler in Teams lernten und der<br />
Einsatz digitaler Medien sowie Blended<br />
Learning zum Schulalltag gehört.<br />
Der deutsche Industrie- und Handelskammertag<br />
hat seinen Leitfaden<br />
„Integration von Geflüchteten in<br />
Ausbildung und Beschäftigung“ aktualisiert.<br />
Darin finden sich unter<br />
anderem Informationen zu den rechtlichen<br />
Bestimmungen und Hinweise<br />
auf Unterstützungsangebote<br />
für ausbildende<br />
Unternehmen. Kostenlos<br />
zum Download auf:<br />
Im Dezember empfing Olaf Scholz das deutsche Nationalteam im Kanzleramt.<br />
Deutsche Nationalmannschaft<br />
bei Berufe-WM erfolgreich<br />
Mit drei Gold-, fünf Silber- und zwei Bronzemedaillen<br />
haben die deutschen Teilnehmer das beste Ergebnis<br />
seit 17 Jahren bei der Berufe-WM Worldskills<br />
erzielt. Damit landete das deutsche Team auf dem<br />
achten Platz im Medaillenspiegel. Nachdem Ausrichter<br />
Shanghai die für Oktober geplante Berufe-<br />
WM wegen Covid-Restriktionen hatte absagen<br />
müssen, hat die WM Ende November dezentral<br />
in 15 Ländern stattgefunden. Insgesamt traten<br />
über 1000 junge Fachkräfte aus 50 Ländern in<br />
61 Disziplinen gegeneinander an.<br />
Abbildungen: © RoBird / Shutterstock.com; © Frank Erpinar<br />
22 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
Die große <strong>Bildungspraxis</strong><br />
Leserumfrage <strong>2023</strong><br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
wir möchten <strong>Bildungspraxis</strong> weiterentwickeln und noch<br />
mehr nach Ihren Wünschen gestalten. Dafür brauchen<br />
wir Ihre Unterstützung: Welche Themen finden Sie<br />
spannend? Welche Hilfen benötigen Sie für Ihren Berufsalltag?<br />
Was gefällt Ihnen am Magazin? Nehmen Sie sich<br />
fünf Minuten Zeit und sagen Sie uns, was wir besser machen<br />
können. Füllen Sie dafür einfach die Leserumfrage<br />
online bis 15. April <strong>2023</strong> aus auf www.<br />
bildungspraxis.de/leserumfrage-<strong>2023</strong>.<br />
Als Dankeschön verlosen wir unter allen<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
20 unserer beliebten „Pädagogensäcke“.<br />
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!<br />
Die Gewinner werden von uns benachrichtigt. Der Gewinn<br />
wird nicht bar ausgezahlt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Mitarbeitende der AVR und Gewinnservices sind von der<br />
Teilnahme ausgeschlossen. Mit der Teilnahme an der Umfrage<br />
nehmen Sie automatisch an der Verlosung teil.<br />
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WEITERBILDUNG<br />
„WIE EINE ACHTERBAHNFAHRT“<br />
Mit Virtual Reality können Lernende in eine andere Welt eintauchen und neue<br />
Lernerfahrungen machen. Ein Profi erklärt, was gute Lernszenarien ausmacht.<br />
Interview Franziska Schuberl<br />
Im Interview<br />
OSWIN BREIDENBACH<br />
ist bei der TÜV Süd XR Academy<br />
verantwortlich für die Entwicklung<br />
von immersiven und digitalen<br />
Schulungsformen.<br />
<strong>Bildungspraxis</strong>: Sie entwickeln<br />
VR-Lernszenarien. Was kann man<br />
sich darunter vorstellen?<br />
Breidenbach: Virtual Reality, kurz VR,<br />
ist eine Art simulierte Welt, die man<br />
durch eine Brille sieht. Dabei taucht<br />
man in eine neue Welt ein und kann<br />
plötzlich Dinge machen, die im realen<br />
Leben nicht möglich sind. Die eigene<br />
Realität ist plötzlich weg.<br />
Was kann das für Vorteile haben?<br />
Man kann zum Beispiel gefährliche<br />
Situationen üben, ohne dass einem<br />
Ein Teilnehmer lernt in der TÜV Süd XR Academy in einem virtuellen Lernszenario und mit VR-Brille.<br />
etwas passieren kann, und man gefährdet<br />
niemanden. Zudem können<br />
Kosten gespart werden und es hat<br />
einen positiven Effekt auf die Nachhaltigkeit.<br />
Bei der Freischaltung von<br />
E-Autos, also dem Spannungsfreischalten<br />
der Hochvoltkomponenten<br />
beispielsweise: Damit Teilnehmende<br />
das üben können, hatten wir bei TÜV<br />
Süd früher ein Auto, das quer durch<br />
Deutschland gefahren ist, zu jedem<br />
Kurs. Jetzt müssen sie nur noch eine<br />
Brille mit verschiedenen integrierten<br />
Fahrzeugen aufsetzen und können virtuell<br />
üben – ein Vorteil für die Umwelt<br />
und den Geldbeutel. Wichtig ist aber,<br />
dass die Simulationen ein didaktisches<br />
Konzept haben. Zudem müssen sie realitätsgetreu<br />
sein – es ist ein Problem,<br />
wenn Feuer oder Spannung nicht so<br />
gefährlich dargestellt werden, wie sie<br />
im echten Leben sind.<br />
Welche didaktischen Überlegungen<br />
liegen diesen Lernszenarien zugrunde?<br />
Neben der realitätsgetreuen Darstellung<br />
ist ein wichtiger Aspekt dieser<br />
Lerntechnik, dass sie interaktiv ist.<br />
Das heißt, die Person mit der VR-<br />
Brille bekommt einen Controller,<br />
also ein Steuerungsgerät in die Hand.<br />
Mit diesem und mit der Bewegung<br />
der Hände führt der Lernende dann<br />
Interaktionen in der VR-Welt aus,<br />
wie beispielsweise Greifen, Festhalten<br />
oder Bewegen. Es gibt eine Steigerung:<br />
In einem Szenario haben wir<br />
eine realitätsgetreue Kranbedienung<br />
anstelle eines einfachen Controllers<br />
einer VR-Brille.<br />
Abbildungen: © Oswin Breidenbach; TÜV SÜD<br />
24 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
Wie nutzen Sie diese Lernszenarien?<br />
VR ist ein wesentlicher Bestandteil<br />
unseres Aus- und Weiterbildungsangebots.<br />
Und als wir unsere VR-<br />
Lernszenarien auf Kongressen und<br />
Messen vorgestellt haben, fanden das<br />
Firmen, darunter beispielsweise Fortbildungsanbieter,<br />
spannend. Sie fragten,<br />
ob sie die Technologie auch für ihre<br />
Unternehmen nutzen könnten, da die<br />
Entwicklung eigener Lernszenarien<br />
kosten- und zeitaufwendig ist. Seither<br />
bieten wir unsere immersiven Medien<br />
auch für andere Unternehmen an.<br />
Welche VR-Lernszenarien haben Sie<br />
bereits entwickelt?<br />
Wir haben angefangen mit der Schaltbefähigung<br />
für Elektroanlangen. Als<br />
nächstes haben wir die Thematik Ladungssicherung<br />
aufbereitet. Nach und<br />
nach folgten weitere Lernszenarien wie<br />
beispielsweise Kranführer-Trainings,<br />
Übungen zur Baustellensicherheit sowie<br />
dem Freischalten von Elektrofahrzeugen.<br />
Wie laufen diese Kurse ab?<br />
Zunächst wechseln sich die Teilnehmenden<br />
im Kurs ab: Eine Person trägt<br />
die Brille und führt eine Aufgabe in<br />
der simulierten Welt durch. Die anderen<br />
schauen währenddessen auf der<br />
Leinwand zu, wie die Person in der<br />
VR-Welt die Aufgabe löst. Der Trainer<br />
oder die Trainerin schreitet bei<br />
Bedarf ein, korrigiert oder gibt Hilfestellungen.<br />
Worauf muss man bei der Durchführung<br />
eines VR-Kurses achten?<br />
Für einen Kurs benötigen wir Strom,<br />
eine stabile Internetverbindung und<br />
einen Screen oder eine Leinwand.<br />
Während des Kurses ist es wichtig, die<br />
Person unter der Brille nicht allein zu<br />
lassen – viele Personen tragen zum<br />
ersten Mal eine VR-Brille. Das sind<br />
komplett neue Eindrücke. So wie bei<br />
einer Achterbahnfahrt – die bekommt<br />
man beim ersten Mal auch nicht so<br />
richtig mit.<br />
Wie kommen die VR-Lernszenarien<br />
bei den Lernenden an?<br />
Bisher sehr gut. Wir haben in den<br />
vergangenen vier Jahren über 4000<br />
Personen alleine über VR geschult. Die<br />
Lernenden können Situationen üben,<br />
die in der Realität nicht möglich sind.<br />
Und natürlich sind viele auch von der<br />
Technologie fasziniert.<br />
Wie können die VR-Lernszenarien optimiert<br />
und weiterentwickelt werden?<br />
Bessere Auflösung, mehr Schärfe und<br />
ein höherer Detailgrad – sodass man<br />
immer weniger erkennt, dass man in<br />
einer virtuellen Welt ist.<br />
Also ist VR zukünftig fester<br />
Bestandteil in der Weiterbildung?<br />
Wir hoffen es! Große Konzerne wie<br />
Meta – ehemals Facebook – und Apple<br />
investieren Milliarden ins Metaverse,<br />
also in die Verknüpfung von virtueller<br />
mit physischer Realität. Es wird auch in<br />
Zukunft Lernende geben, die lieber alles<br />
in Präsenz üben wollen als komplett<br />
digital oder hybrid. Es wird diese drei<br />
Szenarien sowie Mischformen davon<br />
geben. Auch wenn VR-Lernszenarien<br />
in der Aus- und Weiterbildung eine<br />
Chance sind, funktioniert das didaktische<br />
Konzept nur ergänzend. Der<br />
direkte Austausch mit Expertinnen und<br />
Experten ist und bleibt essenziell. ■<br />
„Das erste Mal<br />
VR-Brille tragen ist wie<br />
eine Achterbahnfahrt.“<br />
Die Technische Akademie Wuppertal bietet Seminare, Lehrgänge,<br />
Studiengänge und Inhouse-Schulungen in vielfältigen Themenfeldern an.<br />
Vom Grundlagenseminar für Einsteiger:innen bis hin zum berufsbegleitenden<br />
Masterstudium. In Präsenz, Online oder Hybrid.<br />
Jetzt schlau machen und Erfolgsgeschichten schreiben.<br />
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WEITERBILDUNG<br />
DER FAKTOR MENSCH ENTSCHEIDET<br />
Berufsmessen sind wichtig für die Berufsorientierung junger Menschen. Um sich den<br />
Jugendlichen richtig zu präsentieren, müssen Unternehmen aber einige Tipps beachten.<br />
Text Nicole Glawe-Miersch und Markus Kamann<br />
Berufsmessen haben Hochkonjunktur<br />
– nachdem die<br />
Coronakrise die praktische<br />
Berufsorientierung zum Erliegen gebracht<br />
hatte, besteht nun wieder eine<br />
große Nachfrage. Zumal immer mehr<br />
Unternehmen Bewerbermangel haben<br />
und gezwungen sind, aktiv gegenzusteuern.<br />
Das BANG Starter Center<br />
konzipiert seit 2<strong>01</strong>6 regionale oder<br />
branchenspezifische Berufsmessen.<br />
Diese Messen werden sowohl mit Unternehmen<br />
als auch mit Schülerinnen<br />
und Schülern intensiv vor- und nachbereitet.<br />
Die Rückmeldungen der Jugendlichen<br />
stimmten dabei in<br />
einem Punkt überein: Sie<br />
ziehen eine reale Ansprache<br />
und den echten Kontakt<br />
zu den Menschen<br />
und Unternehmen den<br />
digitalen Formaten vor.<br />
Zudem kristallisieren<br />
sich im Austausch mit<br />
Ausstellern und der<br />
Zielgruppe bestimmte<br />
Faktoren für einen<br />
guten Messeauftritt heraus.<br />
Einer davon sind<br />
Give-Aways: Zwar hat<br />
sich kein Jugendlicher<br />
NICOLE<br />
GLAWE-MIERSCH<br />
leitet zwei BANG Netzwerke und<br />
das BANG Starter Center am<br />
Standort Delbrück Ostenland. Sie<br />
koordiniert die Zusammenarbeit<br />
aller an der Berufsorientierung und<br />
Ausbildung beteiligten Partner.<br />
MARKUS KAMANN<br />
ist Geschäftsführer der Bildungsberatungsagentur<br />
GPDM – Gesellschaft<br />
für Projektierung und<br />
Dienstleistungsmanagement und<br />
Initiator von Ausbildungs- und<br />
Berufsbildungsnetzwerken.<br />
Abbildungen: © Matej Kastelic / Shutterstock.com; gpdm<br />
26 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
jemals wegen eines besonderen Kugelschreibers<br />
bei einem Unternehmen<br />
beworben – dennoch verwundert es sie,<br />
wenn ein Unternehmen kein mit Logo<br />
verziertes Mitbringsel anbieten kann.<br />
Ein zweiter Erfolgsfaktor ist, an den<br />
Ständen Aktivitäten anzubieten, die<br />
Spaß machen und Neugier auf den Arbeitgeber<br />
wecken. Viele Unternehmen<br />
haben die Wichtigkeit solcher Aktionen<br />
und kleiner Arbeitserprobungen bereits<br />
erkannt. Aber bleibt etwas, das fröhlich<br />
blinkt oder zum Wettkampf motiviert,<br />
auch in Erinnerung, insbesondere in<br />
Verbindung mit dem jeweiligen Unternehmen?<br />
Was zählt, ist der Kontakt<br />
Hier kommt ein besonders wichtiger<br />
Erfolgsfaktor für die Teilnahme an<br />
Berufsmessen ins Spiel: Denn an was<br />
kann man sich vor allem erinnern? An<br />
die Menschen, die den Stand betreut<br />
und zur Teilnahme an der Aktion<br />
motiviert haben! Jeder kann das bei<br />
einem kleinen Experiment feststellen:<br />
Geht man mit neutralen Gesichtsausdruck<br />
und einem zielgruppengerechten<br />
Jugendlichen an der Seite über eine<br />
Berufsmesse, stehen die Chancen nicht<br />
schlecht, kein einziges Mal angesprochen<br />
zu werden. Als Aussteller muss<br />
man sich also die Frage stellen: Wen<br />
spricht mein Standpersonal an? Was<br />
hat mein Stand zu bieten, um Aufmerksamkeit<br />
und Interesse zu erzeugen?<br />
Das Standpersonal sollte freundlich<br />
und offen zum Gespräch ermutigen<br />
und für eine ansprechende Atmosphäre<br />
sorgen. Nicht zu vergessen ist auch der<br />
Eindruck, den das Standteam vermittelt<br />
– ist hier ein Team im lebendigen<br />
Austausch oder erkennt man Mitarbeitende,<br />
die nur ihren Job machen und<br />
zufrieden sind, wenn sie keine Gespräche<br />
führen müssen?<br />
Wenn die Jugendlichen eine Visitenkarte<br />
oder ein passendes Give-Away<br />
mit Firmenname und Webadresse<br />
bekommen haben, werden sie sich an<br />
ein nettes Gespräch und eine lustige<br />
Begebenheit erinnern – das Unternehmen<br />
ist also auch nach der Messe noch<br />
präsent. Sinnvoll ist es zudem, über die<br />
Angebote und Gespräche persönliche Daten<br />
der Jugendlichen zu erfragen, um im<br />
Nachgang eine freundliche Rückmeldung<br />
zu schicken.<br />
Die Do’s auf Berufsmessen:<br />
» Aktivität und Arbeitserprobung am<br />
Stand, die interessant sind und in Verbindung<br />
zum Unternehmen stehen<br />
» Freundliches, offenes Standpersonal<br />
» Zielgruppengerechtes, altersgemischtes<br />
Standpersonal<br />
» Azubis am Stand einzusetzen, ist eine<br />
gute Idee, diese müssen aber gut vorbereitet<br />
und geschult sein<br />
» Informationsflut im Blick haben: Was<br />
können sich Besucherinnen und Besucher<br />
auf die Schnelle merken? Welche<br />
wichtigen Infos sollten sie unbedingt<br />
erhalten?<br />
» Interesse für die Jugendlichen zeigen<br />
und sich nicht nur als Menschenfänger<br />
präsentieren<br />
» Bei Elterngesprächen immer die Jugendlichen<br />
einbeziehen<br />
» Im Vorfeld Strategien für den Umgang<br />
mit Schülergruppen am Stand<br />
entwerfen (Wie finde ich heraus, mit<br />
wem sich das Gespräch besonders<br />
lohnt?)<br />
Die Dont’s auf Berufsmessen:<br />
» Hinter dem Stand stehen mit<br />
abgewandter Haltung<br />
» Standpersonal, das nicht als Team<br />
auftritt<br />
» Nur Informationen und keine<br />
Aktivität anbieten<br />
» Give-Aways ohne Namen oder<br />
Bezug zum Unternehmen<br />
» Standbesucher zutexten, ohne auf sie<br />
einzugehen<br />
» Komplizierte oder unverständliche<br />
Informationen: Informationen<br />
immer vor der Messe gegenlesen<br />
lassen, wenn möglich von der Zielgruppe<br />
selbst<br />
» Als Standpersonal eine Stunde vor<br />
Ende der Messe deutlich zeigen, wie<br />
gerne man schon Feierabend haben<br />
möchte<br />
Eine weitere Ressource zur Planung<br />
des Messeauftritts ist der Messebetreiber<br />
selbst: Bei diesem erhält man Auskünfte<br />
dazu, in welchem Zeitfenster<br />
sich besonders viele Schulklassen angemeldet<br />
haben, welche Möglichkeiten<br />
es zum Beispiel für Vorträge gibt, und<br />
wie man gegebenenfalls an vorbereitenden<br />
Workshops für Aussteller teilnehmen<br />
kann.<br />
■<br />
Ausbildung und<br />
Orientierung im<br />
Netzwerk<br />
In deutschlandweit<br />
neun BANG Netzwerken,<br />
kurz für<br />
Berufliches Ausbildungsnetzwerk<br />
im Gewerbebereich,<br />
haben<br />
sich seit 20<strong>01</strong> Ausbildungsunternehmen<br />
zusammengeschlossen<br />
und gemeinsame Trainingszentren<br />
eingerichtet.<br />
Seit 2<strong>01</strong>6<br />
informieren Unternehmen<br />
im Nordosten<br />
von NRW Jugendliche<br />
in einem eigenen<br />
Berufsorientierungscenter,<br />
dem<br />
BANG Starter Center,<br />
über Optionen bei<br />
der Berufswahl.<br />
›› BILDUNGSPRAXIS 1/<strong>2023</strong> | 27
WEITERBILDUNG<br />
BERUFS-<br />
BILDUNG<br />
IM FOKUS<br />
Kommen Sie<br />
uns besuchen am<br />
didacta Bildungsmedienstand<br />
Halle 5,<br />
Stand 5A40<br />
Vom 7. bis 11. März findet in<br />
Stuttgart die Bildungsmesse<br />
didacta statt. <strong>Bildungspraxis</strong><br />
stellt Highlights aus dem<br />
Veranstaltungsprogramm für<br />
die Berufliche Bildung vor.<br />
Dienstag, 7. März <strong>2023</strong><br />
Transformation in der beruflichen Bildung<br />
– quo vadis Politik und Wirtschaft?<br />
Das Institut der deutschen Wirtschaft<br />
Köln hat im vergangenen Jahr die Studie<br />
„Gleichzeitig: Wie vier Disruptionen die<br />
deutsche Wirtschaft verändern“ veröffentlicht.<br />
Laut dieser Untersuchung hat<br />
Deutschland Anstrengungen vor sich,<br />
um die Folgen der disruptiv wirkenden<br />
Trends – Digitalisierung, Dekarbonisierung,<br />
Demografie und Deglobalisierung –<br />
bewältigen zu können. Was bedeuten die<br />
Ergebnisse für die Verantwortlichen aus<br />
Politik und Wirtschaft?<br />
7. März <strong>2023</strong>, 12 bis 12.45 Uhr<br />
Forum Berufliche Bildung, Halle 1<br />
Digitale Abschlussprüfungen – Zukunftsmusik<br />
oder bald schon möglich?<br />
Unter welchen Bedingungen sind digitale<br />
Abschlussprüfungen möglich? Werden<br />
analoge Prüfungen nur digital oder geht<br />
es um mehr? Welche Kompetenzen stehen<br />
dabei im Fokus? Was kommt auf die<br />
Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe<br />
zu? Erste wissenschaftlich begleitete Pilotversuche<br />
sind ausgewertet und warten<br />
auf eine Übertragung in den Alltag der<br />
Berufsschulen.<br />
7. März <strong>2023</strong>, 13.30 bis 14.15 Uhr<br />
Forum Berufliche Bildung, Halle 1<br />
Mittwoch, 8. März <strong>2023</strong><br />
Lehren für die Generation Z<br />
Die Generation Z, also die heute Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen,<br />
ist die wichtigste Generation, wenn<br />
es um die Gestaltung der zukünftigen<br />
beruflichen und gesellschaftlichen Herausforderungen<br />
geht – Demografie,<br />
Digitalisierung und Dekarbonisierung.<br />
Daher ist es unerlässlich, didaktisches<br />
Handeln in der beruflichen Bildung<br />
stärker auf die Lernpräferenzen dieser<br />
Altersgruppe abzustimmen.<br />
8. März <strong>2023</strong>, 11 bis 11.30 Uhr<br />
Forum Berufliche Bildung, Halle 1<br />
Lebensnah und zukunftsorientiert: Wie<br />
die Themen des Handwerks den allgemeinbildenden<br />
Unterricht bereichern<br />
Ausbildung statt Studium: Auf welcher<br />
Grundlage treffen Heranwachsende die<br />
Entscheidung für ihren Berufsweg? Wie<br />
sieht die Berufsorientierung aktuell im<br />
schulischen Alltag aus? Inwieweit spielen<br />
dabei auch gesellschaftliche Themen<br />
wie Automatisierung, Digitalisierung<br />
oder Energie- und Mobilitätswende<br />
eine Rolle? Vertreterinnen und Vertreter<br />
des Handwerks sowie der Bildungsforschung<br />
und Schulpraxis diskutieren<br />
darüber, was schulische Angebote zur<br />
Berufsorientierung leisten müssen.<br />
8. März <strong>2023</strong>, 12 bis 12.45 Uhr<br />
Forum Berufliche Bildung, Halle 1<br />
Donnerstag, 9. März <strong>2023</strong><br />
Transformation der Wirtschaft –<br />
Transformation der Arbeit – (k)ein<br />
Grund für neugeordnete Metall- und<br />
Elektroberufe<br />
Abbildungen: © Koelnmesse GmbH, Harald Fleissner<br />
28 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
Alternative Antriebssysteme, Energiewende,<br />
Dekarbonisierung, Modernisierung<br />
der Verkehrsinfrastruktur,<br />
Digitalisierung, Industrie 4.0, demografischer<br />
Wandel: Die deutsche Wirtschaft<br />
muss sich neu erfinden. Wie gut sind die<br />
M+E-Berufe und der Ausbildungsberuf<br />
Mechatroniker/in dafür noch aufgestellt?<br />
darin, dass sie unter einem Dach<br />
meist eine Vielzahl unterschiedlicher<br />
Ausbildungsberufe und Schulformen<br />
vereinen. Wie gelingt unter diesen<br />
Voraussetzungen digitaler Unterricht<br />
in Berufsschulen? Worauf ist zu achten<br />
und welche Besonderheiten sind zu berücksichtigen?<br />
Fragen diskutieren Expertinnen und<br />
Experten des Bundesverbandes der<br />
Lehrkräfte für Berufsbildung BvLB, der<br />
Projektagentur Berufsbildung für nachhaltige<br />
Entwicklung und Greenpeace.<br />
10. März <strong>2023</strong>, 13.30 bis 14.15 Uhr<br />
Forum Berufliche Bildung, Halle 1<br />
■<br />
9. März <strong>2023</strong>, 11 bis 11.30 Uhr<br />
Forum Berufliche Bildung, Halle 1<br />
„HANDWERKhochN“ – Nachhaltigkeit<br />
in Handwerksbetrieben stärken!<br />
Wie Betriebe mithilfe des Deutschen<br />
Nachhaltigkeitskodex DNK ein betriebliches<br />
Nachhaltigkeitsmanagement<br />
angehen können, erläutert Luise<br />
Maudanz. Sie gibt unter anderem<br />
Antworten darauf, welche Vorteile<br />
Nachhaltigkeit dem Handwerk bietet<br />
und welche Strategien Betriebe aus dem<br />
wachsenden Nachhaltigkeitsbewusstsein<br />
ziehen können.<br />
9. März <strong>2023</strong>, 15 bis 15.30 Uhr<br />
Forum Berufliche Bildung, Halle 1<br />
Freitag, 10. März <strong>2023</strong><br />
Digitalisierung in Berufsschulen<br />
Berufsschulen unterscheiden sich von<br />
allgemeinbildenden Schulen schon<br />
10. März <strong>2023</strong>, 11 bis 11.30 Uhr<br />
Forum Berufliche Bildung, Halle 1<br />
Was soll Berufsorientierung heute<br />
leisten?<br />
Der Fachkräftemangel ist so groß wie<br />
nie – das betrifft mittlerweile fast alle<br />
Branchen. Welche Anforderungen ergeben<br />
sich daraus für die Schule in Bezug<br />
auf digitale Bildung und zeitgemäße<br />
Berufsorientierung? Wie kann sie Jugendliche<br />
angemessen auf die Arbeitswelt<br />
von morgen vorbereiten?<br />
10. März <strong>2023</strong>, 12 bis 12.45 Uhr<br />
Forum Berufliche Bildung, Halle 1<br />
Klima- und Nachhaltigkeitsziele an<br />
beruflichen Lernorten<br />
Berufsbildung ist ein Schlüssel für<br />
nachhaltige Entwicklung. Wie können<br />
berufliche Lernorte Klima- und Nachhaltigkeitsziele<br />
erreichen? Inwiefern<br />
tragen regionale Exzellenzzentren zu<br />
diesen Zielen bei? Diese und weitere<br />
Freien Eintritt<br />
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WEITERBILDUNG<br />
News<br />
OPEN ACCESS-HANDBUCH ZU<br />
SELBSTGESTEUERTEM LERNEN<br />
Das Handbuch „Selbstgesteuertes Lernen in der beruflichen<br />
Weiterbildung“, erschienen im Waxmann Verlag,<br />
steht unter einer Creative Commons-Lizenz zum freien<br />
Download für nicht-kommerzielle Zwecke bereit.<br />
Darin gibt es neben den didaktischen<br />
und methodischen Grundlagen<br />
des selbstgesteuerten Lernens<br />
auch Hinweise zur Umsetzung in<br />
Weiterbildungsinstitutionen sowie<br />
konkrete Anwendungsbeispiele.<br />
Anteil der Online-<br />
Weiterbildung<br />
stark gestiegen<br />
Neue Fortbildung für<br />
Wärmepumpen-Spezialisten<br />
Das Handwerk wird eine neue Fortbildung<br />
zum „Geprüften Berufsspezialist<br />
Wärmepumpe“ einführen. Darauf<br />
einigten sich Akteure aus Handwerk,<br />
Industrie und Politik im November<br />
auf dem zweiten Wärmepumpengipfel.<br />
Hintergrund: Die Bundesregierung<br />
will, dass bis 2030 6 Millionen<br />
Wärmepumpen in deutschen Gebäuden<br />
die Heizenergie liefern.<br />
Im ersten Halbjahr 2021 wurden 51 Prozent der<br />
beruflichen Weiterbildungen vollständig online<br />
abgehalten, gegenüber 33 Prozent im Jahr 2020.<br />
Der Anteil der reinen Präsenzveranstaltungen<br />
sank von 47 Prozent auf 25 Prozent. Das ist das<br />
Ergebnis der Befragung wbmonitor unter knapp<br />
1700 Weiterbildungsanbietern, durchgeführt vom<br />
Bundesinstitut für Berufsbildung und vom Deutschen<br />
Institut für Erwachsenenbildung, die im<br />
November 2022 veröffentlicht wurde.<br />
» www.bibb.de/wbmonitor<br />
Berufstätige<br />
bilden sich zu<br />
Digitalisierung<br />
weiter<br />
40 Prozent der Berufstätigen haben in den<br />
letzten zwei Jahren Weiterbildungen zu ihren<br />
digitalen Kompetenzen durchgeführt.<br />
Das ist das Ergebnis einer repräsentativen<br />
Umfrage des Branchenverbandes Bitkom.<br />
Die häufigsten Gründe für solche Weiterbildungen<br />
waren die Verbesserung der<br />
beruflichen Perspektiven und das Gehalt.<br />
Abbildugnen: © The KonG, GaudiLab / Shutterstock.com<br />
30 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
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Stand 1E10, Halle 1.
WEITERBILDUNG<br />
VERANSTALTUNGEN <strong>2023</strong><br />
Kongresse und Tagungen für die berufliche Aus- und Weiterbildung<br />
didacta Bildungsmesse<br />
<strong>2023</strong><br />
Für wen? Alle Akteurinnen und<br />
Akteure aus der beruflichen Bildung<br />
und allen anderen Bildungsbereichen<br />
Wo? Stuttgart<br />
7. 6. bis & 11. 7.<br />
SEPTEMBER MÄRZ <strong>2023</strong> 2022<br />
<strong>2023</strong> findet Europas größte Bildungsmesse in<br />
Stuttgart statt. Hunderte Aussteller werden ihre<br />
Produkte und Dienstleistungen präsentieren. Und auf<br />
den didacta-Themenforen wird es ein umfangreiches<br />
Veranstaltungsprogramm geben. Berufsbildungsprofis<br />
können sich dabei vor allem auf das Forum Berufliche<br />
Bildung und das Forum myQ konzentrieren.<br />
» www.messe-stuttgart.de/didacta<br />
Hochschultage<br />
Berufliche Bildung <strong>2023</strong><br />
MÄRZ <strong>2023</strong><br />
Für wen? Berufsbildungsforscher/-innen<br />
und Akteurinnen und Akteure aus<br />
der Berufsbildungspraxis<br />
Wo? Bamberg<br />
Bei den Hochschultagen Berufliche Bildung der<br />
Universität Bamberg wird es vor allem um Fachkräftesicherung<br />
und zukunftsweisende Qualifizierung<br />
gehen. Dabei wird es Fachtagungen und Workshops<br />
zu vielen Themen geben. Schirmherr der Veranstaltung<br />
ist der bayerische Staatsminister für Unterricht<br />
und Kultus Michael Piazolo.<br />
» www.uni-bamberg.de/wipaed-htbb<strong>2023</strong><br />
20. bis 22.<br />
Anzeige<br />
Online-Workshop MEDEA<br />
Für wen? Akteurinnen und<br />
Akteure aus der Berufsbildungspraxis<br />
Wo? Online<br />
In dem Online-Workshop des Bundesministeriums<br />
für Bildung und Forschung „Digitale Medien im<br />
Ausbildungsalltag“ wird das Kompetenzmodell Medea<br />
vorgestellt, mit dem man feststellt, welche Kompetenzen<br />
Beschäftigte benötigen und auf welchen Lernwegen<br />
sie diese erwerben können. In dem Modell werden 33<br />
Kompetenzen in 9 Kompetenzfeldern beschrieben. Die<br />
Teilnahme am Workshop ist kostenfrei, die Anmeldung<br />
erfolgt online.<br />
» www.qualifizierungdigital.de<br />
22.<br />
MÄRZ <strong>2023</strong><br />
Zertifikatslehrgang<br />
„Train the Trainer“ (IHK)<br />
Für wen? Trainerinnen und<br />
Trainer in Aus- und Weiterbildung<br />
Wo? Frankfurt am Main<br />
In den Zertifikatslehrgängen „Train the Trainer“ (IHK),<br />
die die Ausbilder Akademie GmbH zusammen mit<br />
dem Bildungszentrum IHK Frankfurt am Main durchführt,<br />
lernen die Teilnehmenden, wie man erfolgreich<br />
Trainings und Seminare durchführt. Die Lehrgänge finden<br />
in jeweils vier ein- bis zweitätigen<br />
Modulen statt, sowohl in Präsenz als<br />
auch online. Alle Informationen auf:<br />
» www.ausbilder-akademie.de<br />
MÄRZ UND<br />
SEPTEMBER<br />
<strong>2023</strong><br />
32 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 1/<strong>2023</strong>
BILDUNG BRAUCHT EIN MITEINANDER.<br />
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