Meine Kita 04/22
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<strong>Meine</strong><br />
<strong>04</strong><br />
<strong>22</strong><br />
Das didacta Magazin für die frühe Bildung<br />
NOVEMBER / DEZEMBER 20<strong>22</strong> / JANUAR 2023<br />
<strong>22</strong>034 D 2,90 € / AT 3,20 €<br />
Raus aus dem<br />
Schneckenhaus<br />
Kindern aus armen Familien<br />
Teilhabe ermöglichen<br />
BILDUNG<br />
Achtsame<br />
Kommunikation<br />
FÜR DIE PRAXIS<br />
Rezepte für<br />
die Adventszeit<br />
MEIN BERUF<br />
Leadership in<br />
der <strong>Kita</strong>
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<strong>Kita</strong>-Webseminare: Webspecial im November<br />
S<br />
Das erwartet dich vom 15. bis 18. November 20<strong>22</strong>:<br />
A<br />
P R C H F Ö R E R U N G<br />
I N K L U I O N<br />
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I E L F L T<br />
E M O I O N N<br />
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M E<br />
K I N D E R V E R H A L T E N<br />
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Für mehr Informationen<br />
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oder scannt ganz einfach<br />
den QR-Code.<br />
Sammelt neue Impulse!<br />
Save the date und seid mit dabei!
EDITORIAL<br />
ARMUT BEGEGNEN<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Abbildungen: © Sascha Kreklau; © Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com<br />
es ist unser Anliegen,<br />
aktuelle frühpädagogische<br />
Themen aufzugreifen<br />
und für die<br />
Praxis so aufzubereiten,<br />
dass Kinder in ihrer<br />
Entwicklung gestärkt<br />
werden. Dies ist vor<br />
allem für jene Kinder wichtig, die nicht auf<br />
der Sonnenseite des Lebens aufwachsen.<br />
Dass in einem so wohlhabenden Land wie<br />
Deutschland jedes fünfte Kind unter Armutsverhältnissen<br />
aufwachsen muss, bedaure<br />
ich. Denn Studien haben die mittel- und<br />
langfristigen Effekte von Armut auf die kindliche<br />
Entwicklung und das kindliche Lernen<br />
aufgezeigt. Zahlreiche Bildungsinstitutionen<br />
stellen sich bereits dieser Herausforderung<br />
und entwickeln Handlungskonzepte, wie<br />
Armut so begegnet werden kann, dass sie<br />
nicht zum Schicksal werden muss. Unter<br />
diesem Gesichtspunkt widmet sich diese<br />
Ausgabe auch weiteren wichtigen Themen in<br />
der Frühpädagogik: Wie können<br />
Fachkräfte Bildungsprozesse<br />
für Kinder mit unterschiedlichem<br />
kulturellen Hintergrund<br />
so gestalten, dass<br />
sie die Sprache des Gastlandes<br />
erwerben, ohne auf<br />
die Stärkung der eigenen<br />
kulturellen Identität verzichten<br />
zu müssen? Wie können<br />
Kinder demokratisches Verhalten<br />
im Kindergarten entwickeln?<br />
Warum ist Leadership mehr als nur<br />
die Führung einer Einrichtung? Antworten<br />
liefert Ihnen <strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong>.<br />
Ich wünsche Ihnen Freude beim Lesen und<br />
viele Anregungen für die eigene Praxis.<br />
Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis<br />
Chefredakteur<br />
Neue Web-/Seminare für Erzieher/-innen<br />
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bleiben (Kinder-) Zähne gesund“ richtet sich an pädagogische<br />
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Die Web-Seminare sind jeweils zwei Stunden und<br />
qualifi zieren Sie für Ihre Aufgaben in der Zahngesundheitserziehung<br />
rund um die Zahngesundheit, die zahngesunde<br />
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Teile der Web-Seminare in einem Tagesseminar und<br />
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an den Seminaren ist kostenlos. Fahrt- und<br />
Verpfl egungskosten werden bei Präsenzveranstaltungen<br />
von der LAGZ BW übernommen.<br />
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Mi, 15.02.2023, 9-11 Uhr (Web-Seminar Nr. 23),<br />
Teil 1 • Di, 18.<strong>04</strong>.2023, 14-16 Uhr (Web-Seminar<br />
Nr. 24), Teil 2 • Mi, 21.06.2023, 9-11 Uhr (Web-Seminar<br />
Nr. 25), Teil 1 • Di, 12.09.2023, 14-16 Uhr (Web-<br />
Seminar Nr. 26), Teil 2 • Do, 26.10.2023, 9-11 Uhr<br />
(Web-Seminar Nr. 27), Teil 1 • Mi, 13.12.2023,<br />
9-11 Uhr (Web-Seminar Nr. 28), Teil 2<br />
Präsenz-Seminartermine 2023<br />
Mi, 08.02.2023, 9-16 Uhr • Do, 09.03.2023, 9-16 Uhr •<br />
Di, 25.<strong>04</strong>.2023, 9-16 Uhr • Do, 25.05.2023, 9-16 Uhr •<br />
Di, 27.06.2023, 9-16 Uhr • Di, 26.09.2023, 9-16 Uhr •<br />
Di, 10.10.2023, 9-16 Uhr<br />
Info und Anmeldung: Landesarbeitsgemeinschaft<br />
für Zahngesundheit Baden-Württemberg e. V. |<br />
Heßbrühlstr. 7 | 70565 Stuttgart | +49 711 <strong>22</strong> 29<br />
66 18 | info@lagz-bw.de | www.lagz-bw.de
2 | INHALT<br />
Inhalt<br />
Das didacta Magazin für die frühe Bildung<br />
Titelthema<br />
Armutssensibles Handeln<br />
4 Raus aus der Armutsspirale<br />
Modellprojekt in Gelsenkirchen für<br />
armutssensibles Handeln<br />
8 Gummistiefel für alle<br />
Praxisideen für armutssensibles<br />
Handeln<br />
12 Mathe hochbegabt,<br />
Deutsch ungenügend<br />
Kinder mit Potenzial fördern<br />
<br />
Rezepte, die<br />
die interkulturelle<br />
Bildung stärken,<br />
ab Seite<br />
16<br />
Für die Praxis<br />
16 Smachnoho …<br />
Rezeptideen für die Weihnachtszeit<br />
18 Weg mit der Deko!<br />
Raumgestaltung in der <strong>Kita</strong><br />
20 Schon gewusst?<br />
Wissenswertes in Kürze<br />
<br />
Bildung<br />
<strong>22</strong> „Bei uns wird Deutsch<br />
gesprochen!“<br />
Achtsame Kommunikation bei<br />
bilingual aufwachsenden Kindern<br />
Über Mehrsprachigkeit<br />
in der<br />
<strong>Kita</strong>, ab Seite<br />
<strong>22</strong><br />
26 Lasst die Kinder mitbestimmen!<br />
Demokratiebildung in der <strong>Kita</strong><br />
30 Schon gewusst?<br />
Wissenswertes in Kürze
VOM TRÄUMEN ZUM SPIELEN<br />
www.meine-kita.de | 3<br />
HUCK SPIELGERÄTE<br />
Ratgeber<br />
32 70 Jahre später<br />
Rechtsanwalt Torsten Bornemann<br />
über Urheberrechte<br />
1<br />
KUNDEN-<br />
WUNSCH<br />
<br />
Mein Beruf<br />
2 ENTWICKLUNG<br />
3D-SKIZZE<br />
34 Mehr als managen<br />
Das Prinzip Leadership für<br />
die Teamführung<br />
38 Stellenmarkt<br />
Job-Angebote und Gesuche<br />
40 Impressum<br />
3<br />
PRODUKTION<br />
SPIELGERÄTE<br />
Wie Bilder zum<br />
rechtlichen Problem<br />
werden können,<br />
ab Seite<br />
32<br />
4FERTIGER<br />
SPIELPLATZ!<br />
Die nächste Ausgabe erscheint im Februar 2023.<br />
HUCK Seiltechnik GmbH<br />
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Telefon +49 6443 8311-0<br />
KATALOG<br />
20<strong>22</strong>-2023
4 | TITELTHEMA<br />
RAUS AUS DER ARMUTSSPIRALE<br />
Immer mehr Kinder sind von Armut betroffen. Ein Projekt in<br />
Gelsenkirchen fördert diese Kinder besonders und zeigt, was durch<br />
Willen, Geld und armutssensibles Handeln möglich ist.<br />
Text und Interview Roman Eisner<br />
In Ückendorf leben 20 000 Menschen, fast<br />
jedes zweite Kind dort wächst in einer Hartz-<br />
IV-Familie auf. Sie sind arm. Ückendorf ist<br />
ein Stadtteil von Gelsenkirchen, mitten im<br />
Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen. In keiner<br />
anderen deutschen Großstadt sind Kinder derart<br />
von Armut betroffen wie in Gelsenkirchen, wie<br />
Zahlen des Bundessozialministeriums zeigen.<br />
Als armutsgefährdet gelten Kinder, wenn sie<br />
in Haushalten aufwachsen, die weniger als 60<br />
Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens<br />
zur Verfügung haben. Dieses durchschnittliche<br />
Haushaltseinkommen betrug im Jahr 2021<br />
monatlich 2165 Euro netto. Insgesamt lag der<br />
Anteil der armutsgefährdeten Minderjährigen in<br />
Deutschland 2021 bei 20,8 Prozent – ein neuer<br />
Höchstwert. Urlaube am Meer, Kinobesuche,<br />
neue Spielsachen oder ein Fahrrad: All diese<br />
Dinge können sich armutsbetroffene Familien<br />
kaum leisten.<br />
Auch in Gelsenkirchen nicht. Um dort Chancengleichheit<br />
für alle Kinder zu bieten, hat die<br />
RAG-Stiftung 2019 zusammen mit der Stadt<br />
Gelsenkirchen das Modellprojekt ZUSI – eine<br />
Abkürzung für „Zukunft früh sichern“ – ins Leben<br />
gerufen. Durch finanzielle Mittel in Höhe von 2<br />
Millionen Euro war es unter anderem möglich,<br />
sieben zusätzliche pädagogische Fachkräfte an<br />
sieben Ückendorfer <strong>Kita</strong>s zu schicken. Diese<br />
Bildungsbegleiter betreuten 136 Kinder im Alter<br />
von vier Jahren bis zum Übergang in die Grundschule.<br />
Rund 60 Prozent dieser Kinder wachsen<br />
in Familien auf, die auf staatliche Unterstützung<br />
angewiesen sind.<br />
Alle Gespräche sind wichtig, auch<br />
die zwischen Köchin und Kind<br />
Das hat einen negativen Einfluss auf die Entwicklung<br />
der Kinder: Kinder aus armen Familien<br />
erreichen im Durchschnitt nur 50 Prozent des<br />
altersgemäßen Entwicklungsniveaus laut dem<br />
ZUSi-Zwischenbericht. Im Vergleich: Kinder aus<br />
nicht armen Familien erreichen 70 Prozent. Die<br />
Bildungsbegleiter haben zu Beginn des Modellprojekts<br />
jedes einzelne der 136 Kinder zu Hause<br />
besucht und Interviews mit ihnen geführt. Auch<br />
Küchenangestellte und Hausmeister der <strong>Kita</strong> waren<br />
für das Projekt sensibilisiert. „Die Gespräche eines<br />
Kindes mit der Köchin oder dem Hausmeister sind<br />
Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com
TITELTHEMA | 5<br />
andere als mit einer Erzieherin. Kinder geben dabei<br />
andere Dinge aus ihrem Leben preis“, erklärt<br />
Sebastian Gerlach, der das ZUSi-Projekt für die<br />
Gelsenkirchener Kindertagesbetreuung „Ge<strong>Kita</strong>“<br />
koordiniert. So hat das <strong>Kita</strong>-Team gemeinsam<br />
den individuellen Förderbedarf eines jeden Kindes<br />
festgestellt und passgenaue Angebote konzipiert<br />
– in den Bereichen Sprachförderung, soziale<br />
Kompetenzen, kognitive Entwicklung sowie<br />
Grob- und Feinmotorik. Die <strong>Kita</strong>s kooperieren<br />
dafür auch mit Gelsenkirchener Musikschulen,<br />
Sportvereinen und Grundschulen. So kommt in<br />
jede ZUSI-<strong>Kita</strong> einmal pro Woche Dozierende<br />
der städtischen Musikschule und musiziert mit<br />
den Kindern. „Wir haben dadurch Talente entdeckt,<br />
die sonst verborgen geblieben wären.<br />
Ein Kind mit Migrationshintergrund, das zum<br />
Beispiel noch wenig Deutschkenntnisse hat, hat<br />
vielleicht ein unglaubliches musikalisches Talent,“<br />
sagt Gerlach. Tut ein Kind sich schwer, Freunde<br />
zu finden, sind andere Maßnahmen zielführend,<br />
wie Gerlach berichtet: „Dann laden wir die Kinder<br />
mit ihren Eltern zu Spielenachmittagen ein, wo<br />
sie Kontakte knüpfen können“. Darum geht es<br />
bei ZUSI: Defizite, aber auch versteckte Talente<br />
bei den Kindern festzustellen und entsprechende<br />
kostenfreie Maßnahmen zu ermöglichen.<br />
Versteckte Schränke gegen Scham<br />
Ein weiteres kostenfreies Angebot sind Tauschschränke,<br />
die in allen ZUSI-<strong>Kita</strong>s stehen. Hier haben<br />
Eltern die Möglichkeit, Kleidung abzugeben<br />
und durch andere Kleidung aus dem Schrank zu<br />
tauschen, wenn ihr Kind eine neue Kleidergröße<br />
braucht. Diese Schränke stehen an Plätzen, die<br />
nicht alle sehen können, so dass sich niemand<br />
beobachtet fühlt und keine Gerüchte entstehen.<br />
„Das ist armutssensibles Handeln. Die Angebote<br />
so zu strukturieren, dass sie nicht stigmatisierend<br />
sind,“ betont Gerlach. Außerdem haben alle <strong>Kita</strong>s<br />
Regenjacken, Matschhosen oder Gummistiefel<br />
gekauft. So können alle Kinder an den Outdoor-<br />
Aktivitäten teilnehmen, egal ob sie von ihren<br />
Familien wettergemäße Kleidung erhalten oder<br />
nicht. Zum armutssensiblen Handeln gehöre laut<br />
Gerlach auch, immer zu prüfen, ob <strong>Kita</strong>-Ausflüge<br />
mit Kosten verbunden sind und Wege zu finden,<br />
allen Kindern diese Ausflüge zu ermöglichen.<br />
ausgelegt. Nur wenige Kinder durften die Notbetreuung<br />
in Anspruch nehmen. Die Bildungsbegleiter<br />
lieferten den Kindern Materialien zur<br />
Vorbereitung auf die Grundschule, aber auch<br />
Spiele und Bilderbücher nach Hause. Doch die<br />
<strong>Kita</strong>-Fachkräfte entwickelten auch andere Ideen,<br />
um die Kinder trotz der Distanz zu fördern, wie<br />
Gerlach erzählt: „Wir haben Videos erstellt, in<br />
denen wir Experimente gefilmt, Geschichten vorgelesen<br />
oder eine Yoga-Stunde aufgezeichnet<br />
haben – und das in verschiedenen Sprachen,<br />
sodass wir alle Kinder erreichen.“<br />
Die 136 Kinder, die seit 2019 am ZUSI-Projekt<br />
teilgenommen haben, kamen 2021 in die Grundschule.<br />
Dass viele der armutssensiblen Fördermaßnahmen<br />
trotz Coronapandemie erfolgreich<br />
waren, macht Gerlach auch am Feedback der<br />
Grundschulen fest: „Die Grundschulen haben<br />
uns zurückgemeldet, dass die ZUSI-Kinder<br />
sehr gut vorbereitet waren auf den Übergang.“<br />
Auch nach dem Projekt wollen Ückendorfer<br />
<strong>Kita</strong>s Wege finden, die Fördermaßnahmen für<br />
armutsbetroffene Kinder weiterhin kostenfrei<br />
anzubieten. Und sie geben ihr Wissen zu armutssensiblem<br />
Handeln an alle Gelsenkirchener<br />
<strong>Kita</strong>s weiter.<br />
Die RAG-Stiftung mit Sitz in Essen übernimmt<br />
die Finanzierung der sogenannten<br />
Ewigkeitsaufgaben des Steinkohlenbergbaus,<br />
etwa Grundwasserreinigung. Sie<br />
engagiert sie auch in den Bereichen<br />
Bildung, Wissenschaft und Kultur in<br />
den ehemaligen Bergbauregionen. Der<br />
wissenschaftliche Abschlussbericht zu<br />
dem von der RAG-Stiftung finanzierten<br />
ZUSI-Projekt erscheint im Frühling 2023.<br />
Eine weitere Kohorte an ZUSI-Kindern<br />
wird 2023 eingeschult, dann endet das<br />
Projekt. Folgeprojekte wie „ZUSi geht in<br />
die Grundschule“ und „ZUSi 2.0“ laufen<br />
bereits.<br />
Vorlesen und Yoga per Video<br />
Die Förderangebote während der Coronapandemie<br />
weiterzuführen, hat die Verantwortlichen<br />
vor Herausforderungen gestellt. Das Projekt<br />
war nicht auf Lockdowns und Distanzbetreuung
6 | TITELTHEMA<br />
Irina Volf ist Psychologin,<br />
sie leitet am Institut für<br />
Sozialarbeit und Sozialpädagogik<br />
in Frankfurt am<br />
Main den Bereich Armut.<br />
Mit ihrem Team am ISS<br />
begleitet und evaluiert sie<br />
das Projekt ZUSI.<br />
„FACHKRÄFTE WÜNSCHEN<br />
SICH IMPULSE ZU ARMUTS<br />
SENSIBLEM HANDELN“<br />
Durch Inflation und Energiekrise ist das Geld<br />
knapper denn je. Psychologin Irina Volf über<br />
armutssensibles Handeln in <strong>Kita</strong>s.<br />
<strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong>: Vor welchen Herausforderungen<br />
stehen <strong>Kita</strong>s, vor allem in sozial hoch<br />
belasteten Stadtteilen?<br />
Irina Volf: In diesen Stadtteilen wohnen oft<br />
Familien mit einem niedrigen Bildungsniveau,<br />
Migrationshintergrund und eingeschränkten<br />
Sprachkenntnissen. Kinder, die in Familien mit<br />
drei Geschwistern oder mehr oder mit Migrationshintergrund<br />
aufwachsen, sind häufiger<br />
von Armut betroffen. Und wir wissen aus der<br />
Forschung: Kinder, die in armutsbetroffenen<br />
oder -gefährdeten Familien aufwachsen, werden<br />
über einen kürzeren Zeitraum institutionell<br />
betreut: Sie kommen später in die <strong>Kita</strong> und<br />
besuchen sie auch weniger Stunden in der<br />
Woche.<br />
Mit welchen Auswirkungen?<br />
Diese Kinder profitieren weniger von der Sprachförderung,<br />
vom Miteinander mit anderen Kinder<br />
und von den Bewegungsangeboten der <strong>Kita</strong>s.<br />
Das hat negative Auswirkungen auf die Entwicklung<br />
dieser Kinder.<br />
Sind <strong>Kita</strong>-Fachkräfte ausreichend<br />
geschult in armutssensiblem<br />
Handeln?<br />
Leider nicht, deswegen<br />
wünschen sie sich Impulse<br />
und Tipps dazu.<br />
Vor dem Hintergrund<br />
der Energiekrise und der Inflation sind die <strong>Kita</strong>-<br />
Mitarbeitenden zunehmend damit konfrontiert,<br />
mit solchen armutsgefährdeten und -betroffenen<br />
Familien umzugehen.<br />
Welche armutssensiblen Maßnahmen<br />
sind besonders wirksam?<br />
Den Kindern beispielsweise für eine Woche Spiele<br />
auszuleihen, etwa Karten- und Brettspiele. Spiele<br />
sind zentral für die Entwicklung von Kindern. Wenn<br />
das Kind ein Spiel aus der <strong>Kita</strong> mitbringt und den<br />
Eltern zeigt, es Spiel geht, verbringt es dadurch<br />
viel Zeit mit ihnen oder den Geschwistern. Das<br />
hat großes Potenzial für die Förderung der Kinder.<br />
Welche weiteren Angebote empfehlen Sie?<br />
Ein anderes Angebot ist beispielweise das Waldprojekt.<br />
Vielen Kindern in armutsbetroffenen Familien<br />
fehlt es an Möglichkeiten, sich zu bewegen,<br />
in sozial belasteten Stadtteilen toben die Kinder<br />
meist nur auf den Spielplätzen, die sich häufig in<br />
desolatem Zustand befinden. Im Wald können<br />
sich die Kinder in der Natur ausprobieren oder die<br />
Namen von Bäumen und Pflanzen lernen. Auch<br />
das ist Sprachförderung.<br />
Warum ist das so wichtig?<br />
Weil viele Kinder von der Corona-Notbetreuung<br />
nicht profitiert haben und im Bereich Sprache<br />
von ihren Familien zuhause nicht bedarfsgerecht<br />
unterstützt werden konnten. Die individuelle<br />
Sprachförderung sollte in den <strong>Kita</strong>s einen hohen<br />
Stellenwert einnehmen, insbesondere in sozial<br />
belasteten Stadtteilen, wo viele der <strong>Kita</strong>-Kinder<br />
einen Migrationshintergrund haben und zu Hause<br />
kein Deutsch gesprochen wird. Das ist wichtig,<br />
um am sozialen und kulturellen Leben teilzunehmen.<br />
Wenn Kinder in den ersten Lebensjahren<br />
eingeschränkte soziale und kulturelle Teilhabe<br />
erfahren, dann fällt es ihnen später schwer, sich<br />
aus eigener Motivation für anspruchsvolle und<br />
neue Erlebnisse zu entscheiden.<br />
Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com; Anastasia Kalinina
TITELTHEMA | 7<br />
machen, Theater oder Schach spielen – dann<br />
entscheiden sich die Kinder aus armutsbetroffenen<br />
Familien eher für Tätigkeiten, mit denen<br />
sie vertraut sind: draußen spielen, basteln oder<br />
malen. Und die Kinder, die regelmäßig mit ihren<br />
Familien Kino, Theater oder Konzerte besuchen,<br />
die zeigen sich motivierter für solche Aktivitäten<br />
und erreichen dementsprechend auch bessere<br />
Entwicklungsniveaus.<br />
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?<br />
Wenn die Kinder in einer <strong>Kita</strong> die Möglichkeit<br />
haben zu entscheiden, was sie am Nachmittag<br />
machen – etwa freies Spiel, basteln, malen, Musik<br />
Wie können <strong>Kita</strong>s hier helfen?<br />
Man darf hier nicht einfach sagen: „Ok, das Kind<br />
hat kein Interesse an anderen Aktivitäten.“ Aus<br />
armutssensibler Perspektive muss man fragen:<br />
„Warum entscheidet sich dieses Kind immer nur für<br />
das Spielen draußen? Gibt es Berührungsängste?“<br />
Vielleicht hat das Kind nicht das Vokabular, um<br />
sich an solchen Angeboten auf Augenhöhe mit<br />
anderen Kindern zu beteiligen. Das ist Teil des<br />
Bildungsauftrages der <strong>Kita</strong>s, kulturelle und soziale<br />
Teilhabe zu gewährleisten.<br />
©istockphoto.com/ ruizluquepaz, alexmak72427<br />
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8 | TITELTHEMA<br />
GUMMISTIEFEL FÜR ALLE<br />
Spielverleihe, Tauschbörse, Waldwoche – armutssensibles Handeln lässt<br />
sich in vielen Bereichen in der <strong>Kita</strong> umsetzen. <strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong> stellt Beispiele<br />
aus dem Gelsenkirchener Projekt „Zukunft früh sichern!“ vor.<br />
Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas,<br />
Anastassiya Bezhekeneva / Shutterstock.com
TITELTHEMA | 9<br />
Kindergeburtstag<br />
armutssensibel gestalten<br />
Die Gelsenkirchener Kindertageseinrichtungen<br />
des Modellprojektes „ZUSi – Zukunft<br />
früh sichern!“ (mehr dazu auf Seite<br />
4) gestalten seit 2019 armutssensible<br />
frühe Bildung, beispielsweise indem sie<br />
Kindergeburtstage anders abhalten als<br />
früher. Manche Kinder feierten früher keinen<br />
Geburtstag. Andere wurden nicht zur<br />
Geburtstagsfeier eingeladen, wieder andere<br />
luden ihre Freunde ein, aber nicht alle ihrer<br />
Freunde kamen. Ein Grund dafür ist Armut.<br />
Fanden die Geburtstagsfeiern in der <strong>Kita</strong><br />
statt, zeigte sich, dass die Vorgabe der<br />
<strong>Kita</strong>, etwas mitzubringen, für viele Familien<br />
ein Problem darstellte. Wenn die <strong>Kita</strong> soziale<br />
Teilhabe fördern und armutssensibel<br />
handeln möchte, muss die gemeinsame<br />
Aktivität im Vordergrund stehen. Die Kinder<br />
gestalten beispielsweise die Einladung zur<br />
Feier, backen einen Kuchen und übernehmen<br />
bei der Feier verschiedene Aufgaben.<br />
Auf Geschenke wird verzichtet.<br />
Was lässt sich damit erreichen?<br />
• Der Geburtstag eines jeden Kindes wird<br />
unabhängig von den materiellen Ressourcen<br />
der Familien gefeiert, sodass sich<br />
jedes Kind wertgeschätzt fühlt.<br />
• Durch die Geburtstagsfeier wird das Kind<br />
in seinen Selbstbehauptungskompetenzen<br />
gestärkt – das Kind traut sich zum<br />
Beispiel, als Gastgeber vor eine Gruppe<br />
zu treten.<br />
• Durch eine gemeinsame Geburtstagsfeier<br />
werden die sozialen und kulturellen<br />
Kompetenzen der Kinder gefördert.
10 | TITELTHEMA<br />
EINRICHTEN EINER TAUSCHBÖRSE<br />
Tauschbörsen und ein Wechselkleiderfundus verbessern den<br />
Zugang zu materiellen Gütern und damit zur Teilhabe. Konkret:<br />
Jedes Kind sollte Gummistiefel und eine Winterjacke haben,<br />
um draußen zu spielen. Wenn sich Eltern keine Spiele und<br />
Bücher leisten können, dann sollten sie sich diese Dinge in<br />
der <strong>Kita</strong> leihen können, ohne dafür stigmatisiert zu werden.<br />
Lösungsvorschlag: Im Eingangsbereich der <strong>Kita</strong> wird in einer<br />
Ecke ein Schrank oder ein Regal aufgebaut. Das Möbelstück<br />
dient dem Austausch von Kleidungsstücken, Schuhen und<br />
Spielsachen. Die Tauschbörse soll möglichst schön und<br />
einladend gestaltet werden, etwa durch eine Lichterkette<br />
oder schöne Kleiderbügel.<br />
Jede Person soll im Vorbeigehen ohne hohen Aufwand und<br />
mit möglichst geringem Schamgefühl einen Blick in die Auslage<br />
werfen und etwas mitnehmen können. Eltern haben die<br />
Möglichkeit, nicht mehr benötigte Dinge im Sinne des armutssensiblen<br />
Handelns und der Nachhaltigkeit zu spenden oder<br />
auch, sie mitzunehmen und weiterzuverwenden. Fachkräfte<br />
sollten die Tauschbörse bei den Eltern persönlich bewerben.<br />
Waldwoche für mehr<br />
Bewegung<br />
Gerade für Stadtkinder oder Kinder<br />
mit weniger Bewegungsmöglichkeiten<br />
ist das Spiel in der freien Natur ein<br />
wichtiger Ausgleich, etwa in regelmäßigen<br />
Projektwochen im Wald. Beim<br />
Klettern, Springen und Balancieren<br />
werden die Kinder in ihrer körperlichen<br />
Ausdauer sowie in ihrer Grob- und<br />
Feinmotorik gestärkt. Die Waldpädagogik<br />
deckt darüber hinaus die Bandbreite<br />
der kindlichen Interessen- und<br />
Entwicklungsbereiche ab. So fördert<br />
sie etwa die sprachliche Entwicklung<br />
und die soziale Kompetenz und bietet<br />
ein anregungsreiches Erfahrungsfeld<br />
zum Forschen und Experimentieren.<br />
Der Aufenthalt im Wald trägt außerdem<br />
zur seelischen Gesundheit von<br />
Kindern bei.<br />
Als Ausstattung benötigen die Kinder<br />
je nach Jahreszeit Matschhosen und<br />
Gummistiefel. Kinder, die keine angemessene<br />
Kleidung haben, werden aus<br />
einem Wechselkleiderfundus der <strong>Kita</strong>s<br />
versorgt. Da ein einzelner Tag im Wald<br />
nur einen Ausflugscharakter bietet, soll<br />
eine ganze Woche dazu führen, dass<br />
die Kinder im Wald aufblühen und ein<br />
„Spielflow“ entstehen kann.<br />
Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com; Gelsenkirchener Kindertagesbetreuung
TITELTHEMA | 11<br />
Gruppenstunde zur Förderung<br />
der Resilienz<br />
Die seelische Widerstandsfähigkeit im Umgang<br />
mit schwierigen Lebenssituationen<br />
soll durch regelmäßige Kleingruppenstunden<br />
der Projektkinder gefördert werden.<br />
Dabei stehen das Vorlesen und Erzählen<br />
von resilienzfördernden Geschichten im<br />
Vordergrund. Märchen eignen sich zur<br />
Resilienzförderung. Verschiedene Gefühle,<br />
Mut und Tapferkeit, Fairness und Gerechtigkeit<br />
aber auch neue Situationen, Konflikte<br />
– all das taucht, wenn auch anders<br />
verpackt, in Märchen auf und kann somit<br />
mit und durch Märchen mit Kindern thematisiert<br />
und bearbeitet werden.<br />
Von Profis für Profis<br />
Wir sind Ihr Partner für eine saubere<br />
und hygienische Kinder-Umgebung.<br />
Kinder haben so die Chance, Modelle zu<br />
finden, wie sie Probleme lösen, Verantwortung<br />
übernehmen und Krisen überwinden<br />
können. Die Geschichten bieten<br />
eine Entlastung vom stressigen Alltag der<br />
Kinder. Die sozial-emotionale Entwicklung<br />
soll zudem durch regelmäßige Aktivitäten,<br />
die sich mit dem Umgang von Gefühlen<br />
befassen, durch den Einsatz kooperativer<br />
Spiele und durch das Erlernen von Konfliktlösestrategien<br />
unterstützt werden.<br />
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für Kindergärten & Krippen online unter:<br />
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Weitere Literaturtipps:<br />
Der Löwe in dir – Rachel Bright,<br />
Henri, der mutige Angsthase –<br />
Nicola Kinnear,<br />
Trau dich, sag was! – Peter H. Reynolds,<br />
Du gehörst zu uns oder Jeder ist ein bisschen<br />
anders – Julia Volmert,<br />
Mina entdeckt eine neue Welt – Sandra<br />
Niebuhr-Siebert<br />
DIESE UND WEITERE<br />
PRAXISIDEEN FINDEN SICH IN<br />
der Broschüre „Armutssensibles<br />
Handeln in Kindertageseinrichtungen“,<br />
Beispiele und Ergebnisse<br />
aus dem Modellprojekt<br />
„Zukunft früh sichern“:<br />
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im Anschluss durch ein berufsbegleitendes Bachelor-<br />
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Deutschlandweit. Das ist Kolping.<br />
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AKADEMIE
12 | TITELTHEMA<br />
MATHE HOCHBEGABT,<br />
DEUTSCH UNGENÜGEND<br />
Einkommensarmut der Eltern kann die Potenzialentfaltung<br />
der Kinder verhindern. Nicht aber, wenn Schule und <strong>Kita</strong><br />
eng zusammenarbeiten, um Begabungen zu fördern.<br />
Gastbeitrag Nadine Seddig und Lisa Pohlmeier<br />
Abbildungen: © Rawpixel.com, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com; Karg-Stiftung
TITELTHEMA | 13<br />
DIE AUTORINNEN<br />
Nadine Seddig ist Erziehungswissenschaftlerin<br />
und Leiterin<br />
des Ressorts <strong>Kita</strong> der Karg-<br />
Stiftung. Ihre Arbeitsschwerpunkte<br />
sind die Qualifizierung<br />
pädagogischer Fachkräfte in der<br />
frühen Begabungs- und Begabtenförderung.<br />
Lisa Pohlmeier ist Kindheitspädagogin<br />
und Projektleitung im<br />
Ressort <strong>Kita</strong> der Karg-Stiftung.<br />
Sie hilft Kindertageseinrichtungen<br />
dabei, sich bei der Begabten-<br />
und Begabungsförderung<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Alessio ist zehn Jahre alt. Er besucht die vierte<br />
Klasse einer Grundschule in Mühlenberg, einem<br />
Stadtteil von Hannover – dieser gilt als sozialer<br />
Brennpunkt. Bald wird Alessio in die fünfte<br />
Klasse des Gymnasiums gehen. Er ist mathebegabt<br />
und konnte schon als Vorschulkind im Zahlenraum<br />
bis 100 addieren und subtrahieren. Sorge bereitet<br />
Alessio jedoch das Fach Deutsch, er kann nicht so<br />
gut Deutsch sprechen und hat dadurch Probleme mit<br />
Rechtschreibung und Grammatik. Aber Alessio ist<br />
selbstbewusst und weiß, was er sich zutrauen kann<br />
und wo er sich vielleicht auch mal Hilfe holen muss.<br />
Bewerben Sie sich zum Sommersemester 2023<br />
von Anfang November bis 15.01.2023!<br />
Berufsintegrierende Bachelor-Fernstudiengänge<br />
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Bildungs- und Sozialmanagement mit Schwerpunkt<br />
frühe Kindheit (B.A.)<br />
Zielgruppe: Leitungspersonal von <strong>Kita</strong>s und Erzieherinnen / Erzieher<br />
die eine Leitungsposition mit pädagogischen und betriebswirtschaftlichen<br />
Inhalten anstreben. Inklusive: Staatl. Anerkennung zur Sozialpädagogin<br />
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Pädagogik der Frühen Kindheit (B.A.)<br />
Zielgruppe: Erzieherinnen und Erzieher, die ihr<br />
Wissen im Bereich Frühpädagogik auf wissenschaftlichem<br />
Niveau vertiefen möchten. Inklusive:<br />
Staatl. Anerkennung zur Sozialpädagogin / zum Sozialpädagogen<br />
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Dass Alessios bisheriger Bildungsverlauf so positiv<br />
verlief, ist nicht selbstverständlich. Denn Alessios<br />
Familie ist arm, hat einen Migrationshintergrund<br />
und spricht deswegen zu Hause wenig Deutsch.<br />
Einen großen Anteil an seinem bisherigen positiven<br />
Bildungsverlauf hat die <strong>Kita</strong>, die Alessio besuchte.<br />
Sie arbeitet inklusiv, fördert Begabungen und ist<br />
stärkenorientiert. Als er im Alter von vier Jahren in die<br />
Einrichtung kam, sprach Alessio kaum ein Wort. Dennoch<br />
fiel seiner Erzieherin seine Mathebegabung auf.<br />
Eine Psychologin stellte bei einem Test Erstaunliches<br />
fest: Im Bereich Sprachverständnis hat Alessio große<br />
Lücken, in Mathematik sind seine Kompetenzen<br />
dagegen überdurchschnittlich, auf dem Niveau einer<br />
Hochbegabung. Denn: Dass ein Vierjähriger bis 100<br />
rechnen kann, ist außergewöhnlich.<br />
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Mobile <strong>Kita</strong>-Domizile, Mobile Klassenräume, Mobile Treffpunkte<br />
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Eltern überrascht über Begabungen<br />
Die <strong>Kita</strong> von Alessio begann, die Einschätzung der<br />
Psychologin sowie die pädagogischen Beobachtungen<br />
als Grundlage für eine inklusive und individuelle<br />
Förderplanung zu nutzen. In Teamsitzungen überlegten<br />
die Fachkräfte, wie genau Alessio im Bereich<br />
Sprache gefördert werden könnte, damit er gleichzeitig<br />
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14 | TITELTHEMA<br />
sein Potenzial im mathematischen Bereich besser<br />
entfalten kann. Die pädagogischen Fachkräfte begannen,<br />
Spiele und Aktivitäten zusammenzustellen,<br />
die Alessio förderten und forderten. So bastelten sie<br />
das Modell einer Sonnenuhr, um es anschließend<br />
im Garten in Groß nachzubauen. Brettspiele zum<br />
Thema Zeit und Zahlen boten einen Anlass, um<br />
Alessio sprachlich anzuregen. Da die Eltern wenig<br />
Geld hatten, liehen sie ihnen Spiele und Materialien<br />
aus. Das förderte wiederum die Kommunikation<br />
mit den Eltern, die überrascht waren, über welche<br />
mathematischen Fähigkeiten ihr Sohn verfügt.<br />
Begabungsfreundlich fördern<br />
Von begabungsfreundlicher, inklusiver und individueller<br />
Förderung können alle Kinder – egal welche<br />
Lebensgeschichte sie mitbringen – profitieren. Sie<br />
trägt spezifischen Lernbedürfnissen von Kindern<br />
Rechnung. Das ist insbesondere für Kinder wie<br />
Alessio wichtig, wenn Eltern wenig Geld für eine<br />
Freizeitförderung haben. Bildung ist ein wichtiger<br />
Baustein, um die Armutsspirale zu durchbrechen,<br />
wie Studien wie „Armutsfolgen für Kinder und<br />
Jugendliche“ der Bertelsmann Stiftung zeigen.<br />
Begabungsfreundlichkeit bedeutet, stärkenorientiert<br />
auf Kinder zu schauen und den Blick auf ihre<br />
Potenziale zu richten. Bei individueller Förderung<br />
geht es darum, die Motivation von Kindern aufrecht<br />
zu erhalten und zu steigern, ihre eigene<br />
Bildungs- und Lernbiografie mitzugestalten. Dazu<br />
gehört der multiprofessionelle Austausch – wie<br />
im Team von Alessios <strong>Kita</strong> mit einer Psychologin.<br />
In <strong>Kita</strong>s kommt es darauf an, die Lernumgebung<br />
und die eingesetzten Methoden kreativ zu gestalten.<br />
Das Ziel muss sein, viele Möglichkeiten dafür<br />
anzubieten, dass Kinder Erfahrungen sammeln<br />
und lernen können, ihre Interessen auszuleben<br />
und kennenzulernen. Nachdem die Förderung<br />
von Alessio im Alltag praktisch umgesetzt wurde,<br />
zeigten sich deutliche Erfolge. Über die Angebote<br />
zum Thema Zeit und der gemeinsamen Gestaltung<br />
der Sonnenuhr im Garten der <strong>Kita</strong>, wurde Alessios<br />
Motivation geweckt, sich sprachlich mit den anderen<br />
Kindern und den Fachkräften auszutauschen.<br />
Er hatte Freude am Thema und trat gerne mit<br />
anderen darüber in Kommunikation.<br />
<strong>Kita</strong> und Schule<br />
als lernende Gemeinschaft<br />
Als Alessio in die Grundschule kam, wusste er, was<br />
er konnte und wo seine Stärken lagen. Er hatte<br />
schon vor der Einschulung Kontakt zur Grundschule<br />
im Stadtteil, da eine enge Kooperation<br />
zwischen <strong>Kita</strong> und Grundschule bestand. Die<br />
Institutionen arbeiteten nach dem Konzept der Ko-<br />
Konstruktion, also das Lernen in Zusammenarbeit,<br />
und verstanden sich als lernende Gemeinschaft.<br />
Die Lehrkräfte der Grundschule und die Fachkräfte<br />
der <strong>Kita</strong> erarbeiteten ein Lernportfolio für alle Kinder,<br />
das in der <strong>Kita</strong> eingesetzt und anschließend in der<br />
Schule weitergeführt wird. So auch für Alessio. Unter<br />
Einbezug und Eigenaktivität der Kinder werden<br />
in diesem Portfolio die individuellen Lernerfolge<br />
der Kinder festgehalten. Er selbst konnte in dieses<br />
Portfolio hineinschreiben oder malen, was<br />
er aus seiner Sicht gelernt hatte. Dabei kam es<br />
nicht auf das Dokumentieren von Kompetenzen<br />
beim Lesen, Schreiben, Rechnen an, sondern er<br />
durfte alles festhalten, wofür er sich interessierte<br />
oder was er besonders gut fand. So gestaltete<br />
Alessio mehrere Seiten in seinem Portfolio, auf<br />
denen er verdeutlichte, inwiefern eine Sonnenuhr<br />
als Messinstrument für Zeit dienen kann. Alessio<br />
erhielt damit die Chance zu erfahren, wo seine<br />
eigenen Interessen und Stärken liegen und wie er<br />
diese selbst einschätzt. Die Arbeit mit dem Portfolio<br />
bot ihm jedoch auch die Möglichkeit, kritisch<br />
zu hinterfragen, in welchen Bereichen er welche<br />
Lernziele anstreben könnte.<br />
Um Begabungen in der Kindheit zu erkennen und zu<br />
fördern, ist deswegen eine Änderung der Perspektive<br />
notwendig: Fachkräfte, die mit Kindern arbeiten,<br />
sollten ihre Stärken in den Blick nehmen und vermeintliche<br />
Defizite mit Lernangeboten fördern.<br />
Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com
Bildungsräume<br />
mit<br />
Mehrwert<br />
Der Blick für das Ganze<br />
lässt das Wesentliche erkennen.<br />
Rückzug<br />
Gruppenpodeste<br />
Unser kompetentes Team aus Fachplaner*<br />
innen, Pädagog*innen, Schreiner*innen<br />
und Visonär*innen unterstützt Sie bei der<br />
Zukunft Ihres Bildungsraumes.<br />
Verlassen Sie sich auf einen immensen<br />
Erfahrungsschatz, ein ganzheitliches Bild<br />
vom Kind und unsere pädagogische<br />
Kompetenz.<br />
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Bewegen<br />
Bildungsräume entstehen, bestehen und<br />
verändern sich. Diese Prozesse begleiten<br />
wir individuell zu jeder Projektphase<br />
gerne von Stunde 0. So übersetzen wir<br />
im Planungsbüro Kameleon Ihre Visionen<br />
in umfassende Planungen. Unabhängig<br />
von der späteren Umsetzung unterstützen<br />
wir Sie dabei Ihre Projekte von Grund<br />
auf kind- und erwachsenengerecht zu<br />
entwickeln. Früh eingebunden arbeiten<br />
unsere Planer*innen bei Neubauprojekten<br />
gemeinsam mit Träger, Architekt*innen<br />
und dem pädagogischen Fachpersonal an<br />
individuellen Raumkonzepten für<br />
zeitgemäße Bildungsräume.<br />
Basislager<br />
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Flurpodeste<br />
Rollenspiel<br />
Nehmen Sie Kontakt auf!<br />
Wir sind gespannt auf Ihr Projekt.<br />
Lernen Sie uns bei unseren<br />
kostenfreien Webinaren kennen:<br />
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16 | FÜR DIE PRAXIS<br />
SMACHNOHO …<br />
… heißt guten Appetit auf Ukrainisch. <strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong> zeigt deutsche<br />
und ukrainische Rezept-Ideen passend zur Vorweihnachtszeit.<br />
Sie sind nicht nur lecker, sondern bringen für ukrainische<br />
Kinder auch ein Stück Heimat in die <strong>Kita</strong>.<br />
Ukrainische Rogaliki<br />
Rogaliki sind eine beliebte Nachspeise in slawischen<br />
Ländern wie Polen, Russland und Ukraine.<br />
Ein Snack für die Weihnachtsfeier<br />
Gebrannte Mandeln schmecken besonders lecker auf dem<br />
Christkindl- und Weihnachtsmarkt? Mit diesem Rezept<br />
könnt ihr die Leckerei auch gemeinsam mit den Kindern<br />
selbst herstellen und zum Beispiel auf dem Adventsbasar<br />
verkaufen oder bei der Weihnachtsfeier anbieten.<br />
Zutaten:<br />
• 400 Gramm Mandeln<br />
• 400 Gramm Zucker<br />
• 2 Päckchen Vanillezucker<br />
• 250 ml Wasser<br />
• eine Messerspitze Zimt<br />
So wird’s gemacht:<br />
Lasst die Mandeln, den Zucker und das Wasser so lange<br />
in einem Topf bei mittlerer Hitze köcheln, bis kein Wasser<br />
mehr vorhanden ist. Gebt nun den Vanillezucker in den<br />
Topf und rührt, bis der Zucker zergeht. Nach wenigen<br />
Minuten klebt die Zuckermasse an den Mandeln. Wenn<br />
alles karamellisiert ist, könnt ihr die Mandeln auf ein<br />
Blech geben und auskühlen lassen.<br />
Tipp: Die Kinder können kleine Tütchen für die Mandeln<br />
basteln. So eignen sie sich auch als Snack für<br />
zwischendurch, wenn sie beispielsweise beim Basar<br />
verkauft werden.<br />
Zutaten:<br />
• 500 Gramm weiche Butter oder Margarine<br />
• 500 Gramm Sauerrahm<br />
• Mehl<br />
• Prise Salz<br />
• 1 Teelöffel Zucker<br />
• 1 halbes Päckchen Backpulver<br />
• 2 Eier<br />
• Marmelade, je nach Geschmack<br />
• Puderzucker<br />
So wird’s gemacht:<br />
Margarine und Sauerrahm in eine Schüssel geben<br />
und mit Salz und Zucker schaumig rühren. So viel<br />
Mehl hinzugeben, bis ein glatter Teig entsteht. Teig<br />
auf einer bemehlten Arbeitsfläche rund ausrollen und<br />
in zwölf Dreiecke schneiden. Wenn der Teig noch<br />
klebt, mehr Mehl hinzugeben. Auf jedes Dreieck einen<br />
Teelöffel Marmelade geben und Hörnchen formen. Die<br />
Hörnchen mit verquirltem Ei bestreichen und bei 200<br />
Grad etwa 15 Minuten backen, bis sie goldbraun sind.<br />
Auskühlen lassen und mit Puderzucker bestreuen.<br />
Abbildungen: © Barbara Neveu, Alena_Kos, Oksana Mizina / Shutterstock.com
FÜR DIE PRAXIS | 17<br />
Berufsbegleitender<br />
Weiterbildungsmaster<br />
„Kindheits- und Sozialwissenschaften“ (MAKS)<br />
Kinderpunsch für die Nikolausfeier<br />
Um bei der Nikolaus- und Weihnachtsfeier für das<br />
kulinarische Wohl der großen und kleinen Gäste zu<br />
sorgen, eignet sich ein Kinderpunsch besonders<br />
gut. Er wärmt von innen auf, wenn es draußen kalt<br />
und winterlich ist.<br />
Zutaten:<br />
• 1 Liter Traubensaft<br />
• 1 Liter Apfelsaft<br />
• 200 Milliliter Orangensaft<br />
• 1 Beutel Glühweinfix<br />
• 3 Nelken<br />
• Orangenscheiben von einer Bio-Orange<br />
• Zimt<br />
Die Informationsveranstaltung<br />
fi ndet am 26.11.20<strong>22</strong><br />
ab 09:00 Uhr online<br />
unter zoom//maks.de statt.<br />
Mehr Informationen unter:<br />
www.hs-koblenz.de/maks.<br />
Anmeldung unter:<br />
www.zfh.de/anmeldung/maks.<br />
MAKS<br />
Kindheits- und<br />
Sozialwissenschaften<br />
Starten Sie zum WiSe 23/24<br />
▪ Fernstudiengang<br />
▪ Vier Semester<br />
▪ 90 ECTS-Punkte<br />
▪ Gruppensupervision & Intervision<br />
Schwerpunkte zur Auswahl<br />
▪ Management & Beratung<br />
▪ Kinderschutz & Diagnostik<br />
▪ Bewegung & Gesundheit<br />
▪ Kreativität & Kultur<br />
▪ Pädagogische Fachberatung<br />
(in Kooperation mit FH Kiel)<br />
• Fachkraft für KiTa-Sozialraumarbeit<br />
(über Anerkennungsverfahren)<br />
Optionale Zertifikate<br />
▪ Qualitätsbeauftragte*r,<br />
-manager*in, (interne*r) -auditor*in<br />
▪ Kinderschutzfachkraft<br />
(im Schwerpunkt Kinderschutz & Diagnostik<br />
inkludiert)<br />
▪ Fachkraft für Entwicklungsdiagnostik<br />
und -beobachtung im Kindesalter<br />
▪ Fachkraft für inklusive Bewegungserziehung<br />
und -förderung<br />
▪ Fachkraft für Kreativitätspädagogik<br />
(im Schwerpunkt Kreativität und Kultur inkludiert)<br />
So wird’s gemacht:<br />
Alle Zutaten in einen großen Topf geben und kurz<br />
aufkochen. Dann die Nelken entfernen und den Glühfixbeutel<br />
drei Minuten lang ziehen lassen. Nun muss<br />
der Punsch noch mit Zimt abgeschmeckt werden,<br />
bevor er serviert wird.<br />
INTERKULTURELLES KOCHEN<br />
UND BACKEN<br />
Fachkräfte und Kinder können Rezepte aus<br />
unterschiedlichen Kulturen in der <strong>Kita</strong> nachkochen<br />
und unterschiedliche Speisen zu Festen<br />
mitbringen. Auch können Fachkräfte Eltern<br />
bitten, für einen Vormittag in die <strong>Kita</strong> zu kommen<br />
und ein Rezept aus ihrer Kultur zuzubereiten.<br />
Das kann Türen<br />
für einen Austausch<br />
mit den Eltern öffnen.<br />
Tipps zur interkulturellen<br />
Bildung in der <strong>Kita</strong><br />
findet ihr auf erzieherinausbildung.de:<br />
DIE FRÜHE<br />
BILDUNG<br />
FÄNGT DEN<br />
WURM.<br />
#Bildungfasziniert<br />
Erfahren Sie mehr über<br />
frühkindliche Bildung und unser<br />
kostenfreies Bildungsprogramm:<br />
aim-akademie.org
18 | FÜR DIE PRAXIS<br />
WEG MIT DER DEKO!<br />
„Der Raum ist dritter Erzieher“, heißt es in der Reggio-Pädagogik.<br />
Doch was soll er leisten? <strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong> zeigt, wie <strong>Kita</strong>-Räume so geplant werden,<br />
dass Kinder konzentriert spielen können.<br />
Gastbeitrag Gottfried Schilling<br />
Kinder sollen sich ins Spiel vertiefen. Das<br />
klappt gut, wenn sich keine Regale und Deko<br />
im Spielbereich befinden.<br />
Abbildungen: Kameleon Raumkonzepte
FÜR DIE PRAXIS | 19<br />
Mit etwas Möbelrücken und neuer Farbe an den<br />
Wänden ist es nicht getan. Raumgestaltung<br />
ist ein komplexes Thema. Sie ist Pädagogik in<br />
3D. Ihre Aufgabe ist es, Räume zu schaffen, in<br />
denen Kinder sich frei und sicher im gesamten Haus<br />
bewegen können. Sie sollen sich wohlfühlen, sich ins<br />
Spiel vertiefen und eigene Ideen umsetzen können.<br />
Daraus ergeben sich vier wesentliche<br />
Anforderungen an die <strong>Kita</strong>-Räume:<br />
Orientierung geben<br />
Fachkräfte sollten Räume auf bestimmte Funktionen<br />
reduzieren. Der klassische Gruppenraum, der Essbereich,<br />
Bauecke, Puppenwohnung, Kreativbereich<br />
und eine Leseecke umfasst, ist überfrachtet und<br />
unübersichtlich. Cleverer ist es, jedem Raum nur<br />
eine oder zwei Funktionen zuzuweisen. Wer zwei<br />
Funktionsbereiche kombiniert, sollte darauf achten,<br />
dass sie zusammenpassen. Die Bibliothek lässt sich<br />
zum Beispiel gut mit einem Ort für das Forschen<br />
verbinden. Einen Raum, in dem ein Tisch mit Mikroskopen<br />
steht, auch für großteiliges Bauen zu nutzen,<br />
wäre nicht ratsam. Podeste und Einbauten sind gut<br />
geeignet, um innerhalb der Räume feste, verlässliche<br />
Strukturen und definierte Spielzonen zu schaffen.<br />
Konzentriertes Spiel ermöglichen<br />
Raumsituationen, in die sich Kinder gemeinsam<br />
zurückziehen können, laden zum Spielen ein und<br />
fördern die Beziehungsgestaltung. Wichtig ist, dass<br />
solche Spielzonen – egal ob großer Bauplatz oder<br />
enge Nische – ungestört bleiben. Störungen entstehen<br />
vor allem, wenn sogenannte Verkehrswege<br />
diese Flächen kreuzen. Zwar berücksichtigen Laien<br />
in der Regel die Verkehrswege, die sich von der<br />
Zimmertür zum Ausgang ins Außengelände ergeben.<br />
Doch solche, die durch Möbel hervorgerufen<br />
werden, lassen sie bei der Raumplanung häufig<br />
außen vor. Das heißt: Sie platzieren Schränke und<br />
Regale entlang der Wände oder als Raumteiler.<br />
Das Ergebnis: Sobald jemand etwas aus dem<br />
Regal holt, stört er oder sie die Kinder, die davor<br />
spielen. An einer Spielzone sollten Fachkräfte daher<br />
ausschließlich die zum entsprechenden Funktionsbereich<br />
gehörigen Spieldinge und -materialien für<br />
die Kinder platzieren.<br />
Inspirierend und gestaltbar sein<br />
Räume, in denen die Fachkräfte viele Dinge und<br />
Materialien zu einem Thema gut sichtbar und wohlgeordnet<br />
präsentieren, wecken bei Kindern die Lust,<br />
aktiv zu werden, sich zu verkleiden, etwas zu malen,<br />
Muster zu legen oder Türme zu bauen. Sie lassen<br />
sich inspirieren. Damit sich Kinder über lange Zeit auf<br />
ihr Spiel fokussieren können, sind ausreichend Platz<br />
und gut aufeinander abgestimmte Materialien wichtig.<br />
Kinder schätzen es zudem, wenn es große Elemente,<br />
zum Beispiel Hocker, gibt, die sie raumbildend einsetzen<br />
können. Solche Elemente verwandeln sich<br />
dann je nach Spielsituation in einen Verkaufstresen,<br />
eine Hauswand oder einem Zug.<br />
Wohlfühlatmosphäre bieten<br />
Kinder wollen sich sicher, geborgen und entspannt<br />
fühlen. In <strong>Kita</strong>s ist es oft schwierig, eine solche<br />
Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Es ist zu bunt.<br />
Die Kinder bringen selbst so viel Buntheit mit, dass<br />
die Räume sich zurückhalten müssen. Sie haben<br />
eine dienende Funktion. Erdige und rauchige Töne<br />
eignen sich besser als Pastelltöne, um diese Buntheit<br />
aufzunehmen und eine ruhige Atmosphäre zu<br />
schaffen. Für den Fußboden, die größte Fläche,<br />
gilt: Ein dunklerer Farbton macht das Verweilen am<br />
Boden angenehm.<br />
Damit Menschen in Balance bleiben, sollten sich<br />
aktive Phasen und Ruhepausen im Tagesverlauf<br />
abwechseln. Manche <strong>Kita</strong>s richten für solche Pausen<br />
extra einen Snoezelraum, also einen Ruheraum, ein.<br />
Dieser geht jedoch an den Bedürfnissen vieler Kinder<br />
vorbei. Sie möchten sich auch in Pausenzeiten als<br />
Teil der Gemeinschaft fühlen. Daher sollte Kindern<br />
in jedem Raum die Möglichkeit gegeben werden,<br />
sich zurückzuziehen. Orte, an denen sie den Blicken<br />
weitgehend entzogen sind, aber trotzdem den Raum<br />
gut überblicken können, nehmen sie dafür besonders<br />
gerne an.<br />
Ein Tipp zum Schluss: Hände weg von Deko! Poster<br />
an den Wänden, Basteleien an Zimmerdecken und<br />
Fensterflächen sowie Andenken aus vergangenen<br />
Jahren lenken ab und erzeugen Unruhe. In <strong>Kita</strong>räume<br />
gehört nur das, was Kinder als Anregung für ihr Spiel<br />
benötigen.<br />
DER AUTOR<br />
Gottfried Schilling ist Schreiner, Pädagoge<br />
und Geschäftsführer des Unternehmens<br />
Kameleon Raumkonzepte.
20 | SCHON GEWUSST?<br />
Programm zur<br />
Gesundheitsförderung<br />
gestartet<br />
Die Krankenkasse DAK und die „Fit4future<br />
Foundation“ haben im Sommer das gemeinsame<br />
Präventionsprogramm Fit for<br />
Future an <strong>Kita</strong>s und Schulen gestartet.<br />
Damit wollen sie die Gesundheit von Kindern<br />
und Jugendlichen verbessern. Teilnehmende<br />
erhalten fachliches Wissen zur<br />
Gesundheitsförderung in der Einrichtung.<br />
Weitere Infos und Anmeldung unter:<br />
➔ www.kita.fit-4-future.de<br />
24 Gewinnspiele für<br />
Erzieher/-innen<br />
Auf dem Portal erzieherin-ausbilung.de<br />
startet am 1. Dezember ein <strong>Kita</strong>-<br />
Advents kalender mit 24 Gewinnspielen.<br />
Fachkräfte können täglich an Verlosungen<br />
teilnehmen und haben die Chance,<br />
Nützliches für den <strong>Kita</strong>-Alltag oder für ihre<br />
Freizeit zu gewinnen.<br />
➔ www.erzieherin-ausbildung.de<br />
Trauer um Christa Preissing<br />
Digital-Check <strong>Kita</strong><br />
gestartet<br />
Der Digital-Check <strong>Kita</strong> des Deutschen Roten<br />
Kreuzes hilft <strong>Kita</strong>-Fach- und Führungskräften<br />
dabei, den Stand der Digitalisierung in<br />
ihrer Einrichtung einzuschätzen. Anhand von<br />
30 Aussagen in den fünf Themenbereichen<br />
Personal, Pädagogische Arbeit, Verwaltung,<br />
Ausstattung und Unterstützung können die<br />
Teilnehmenden die digitale Entwicklung ihrer<br />
<strong>Kita</strong> bestimmen. Im Anschluss erhalten sie<br />
passgenaue Handlungsempfehlungen und<br />
weiterführende Materialien.<br />
➔ digital-check.drk.de/kita-check<br />
Die Pädagogin Christa Preissing ist Mitte April<br />
unerwartet verstorben. Sie war eine Pionierin der<br />
frühkindlichen Bildung und eine unermüdliche Streiterin<br />
für die Qualitätsentwicklung in <strong>Kita</strong>s.<br />
Die Soziologin und Pädagogin war langjährige Direktorin des<br />
Berliner <strong>Kita</strong>-Instituts für Qualitätsentwicklung und hat dieses<br />
bis zum Schluss als Beraterin begleitet. 1996 gründete sie<br />
zusammen die INA – Internationale Akademie Berlin für<br />
innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie, in deren<br />
Zentrum der in den INA-Kindergärten grundlegende Situationsansatz<br />
stand. Mit ihrem Einsatz für den Situationsansatz<br />
haben Fachkräfte ein Bild vom Kind entwickelt, nach dem<br />
sich Kinder als gleichberechtigte Partner mit eigenen Rechten<br />
die Welt erschließen und aneignen. Darüber hinaus war<br />
Christa Preissing auch gefragte Referentin und Autorin zu<br />
zentralen Themen der frühkindlichen Bildung von Kinderrechten<br />
über Partizipation und Inklusion bis zur Fachberatung.<br />
Ihr Tod wird eine Lücke in der Frühen Bildung hinterlassen.<br />
Abbildungen: © SewCream / Shutterstock.com; nifbe
Der <strong>Kita</strong>-<br />
Adventskalender<br />
20<strong>22</strong><br />
Ab dem 1. Dezember gibt es tolle<br />
Preise zu gewinnen. Schaut rein auf:
<strong>22</strong> | BILDUNG<br />
„BEI UNS IN DER KITA<br />
WIRD DEUTSCH<br />
GESPROCHEN!“<br />
Fehlende Deutschkenntnisse, Gespräche in Türkisch<br />
oder Farsi – Fachkräfte können hier Bedenken haben.<br />
Dabei ist Mehrsprachigkeit ein wertvolles Gut.<br />
Gastbeitrag Beatrice Gievers<br />
Abbildungen: © Kutlayev Dmitry / Shutterstock.com; Gievers
BILDUNG | 23<br />
DIE AUTORIN<br />
Beatrice Gievers ist Logopädin,<br />
Kindheitspädagogin und arbeitet<br />
als Referentin für verschiedene<br />
Bildungseinrichtungen und <strong>Kita</strong>s<br />
mit den Schwerpunkten Sprache,<br />
sozial-emotionale Stabilität,<br />
bedürfnisorientierte Pädagogik,<br />
gewaltfreie Kommunikation und<br />
Wahrnehmungsentwicklung.<br />
Der fünfjährige Aslan* ist ein bisschen aufgeregt.<br />
Heute geht er das erste Mal nach<br />
dem Besuch bei Oma und Opa in der Türkei<br />
wieder in seinen städtischen Kindergarten<br />
in Nordrhein-Westfalen. Er freut sich riesig darauf,<br />
seine Freunde Cam* und Korey* wieder<br />
zu treffen und ihnen von seinen Erlebnissen zu<br />
erzählen. Plötzlich wird er unterbrochen: „Ich<br />
muss euch drei nochmal daran erinnern: Hier<br />
bei uns in der <strong>Kita</strong> sprechen wir Deutsch.“ Seine<br />
Erzieherin Maria* ist überzeugt: Kinder müssen<br />
in der <strong>Kita</strong> Deutsch lernen. „Kaum ist er wieder<br />
im Kindergarten, stehen die drei zusammen und<br />
sprechen nur Türkisch miteinander. Das geht so<br />
nicht“, denkt sie.<br />
Sprachvermittlung<br />
als zentraler Auftrag<br />
Die Erzieherin ist besorgt, dass Aslan nicht richtig<br />
Deutsch lernt, bevor er in die Schule kommt.<br />
Denn ein zentraler Auftrag der frühkindlichen<br />
Bildungseinrichtungen ist es, die Bildungssprache<br />
Deutsch erfolgreich zu vermitteln. Daran<br />
orientiert sich auch Erzieherin Maria. Aus ihrer<br />
Sicht kann Mehrsprachigkeit ein Risikofaktor<br />
sein, um Deutsch nicht auf Bildungssprachniveau<br />
zu erwerben. Viele Fachkräfte fühlen sich<br />
dadurch unter Druck gesetzt. Laut Bildungsplänen<br />
müssen Fachkräfte Kindern die Sprache<br />
Deutsch vermitteln, viele fühlen sich dadurch<br />
unter Druck gesetzt die. Oft ist dies gepaart mit<br />
großer Unsicherheit in der Begleitung bilingual<br />
aufwachsender Kinder. Dadurch entsteht die<br />
Gefahr, die kindlichen Bedürfnisse außer Acht zu<br />
lassen und das Kind vor allem als Deutschlerner<br />
wahrzunehmen, der in der <strong>Kita</strong> möglichst viel und<br />
gut Deutsch zu üben hat.<br />
Grundsätzlich fällt es Kindern nicht schwer, unter<br />
guten Spracherwerbsbedingungen mehrere<br />
Sprachen gleichzeitig zu lernen. Auch wird die<br />
Tatsache, mit mehr als einer Sprache aufzuwachsen,<br />
mittlerweile nicht mehr als Risikofaktor für<br />
sprachliche Auffälligkeiten gesehen. Studien,<br />
die die Entwicklung der Erst- und Zweitsprache<br />
betreffen, belegen, dass Mehrsprachigkeit nicht<br />
automatisch einen Risikofaktor für die Ausbildung<br />
einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung<br />
darstellt. Dennoch wird zwischen alltäglicher<br />
Kommunikationssprache und den kognitiv-akademischen<br />
Kompetenzen unterschieden, die für<br />
den Bildungserfolg entscheidend sind. Denn:<br />
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24 | BILDUNG<br />
Überproportional viele bilingual aufwachsende<br />
Kinder verfügen nicht nur in der Zweitsprache<br />
Deutsch, sondern auch in der Erstsprache über<br />
ungenügende grammatische Kompetenzen und<br />
haben unzureichende kognitiv-akademische Fähigkeiten<br />
ausgebildet.<br />
Eine Situation – eine Sprache<br />
Dennoch ist es wichtig, die kindliche Konversation<br />
nicht zu unterbinden, sondern viel mehr den kindlichen<br />
Alltag zu lenken und auch die sprachlichen<br />
Angebote zu strukturieren. Eine Möglichkeit dies<br />
zu unterstützen ist es, die Kinder im Freispiel<br />
auch in ihrer Muttersprache miteinander agieren<br />
und so ihre Fähigkeiten in der Herkunftssprache<br />
vertiefen zu lassen. Für das Deutschsprechen<br />
kann es im Tagesverlauf festgelegte Lerninseln<br />
geben, wie beispielsweise im Morgenkreis oder<br />
bei der Arbeit an einem gemeinsamen Projekt,<br />
bei der nur Deutsch als Bildungssprache gilt. Die<br />
Arbeit mit Erzählschienen, ein Holzbrett, das beim<br />
Geschichten erzählen unterstützt, kann ebenfalls<br />
als Input genutzt werden. Diese Art des qualitativen<br />
sprachlichen Angebots ist nachhaltiger<br />
für das Kind als eine andauernde Beschallung<br />
mit Deutsch.<br />
Ko-Konstruktion weckt Neugierde<br />
Aus Sicht des Kindes besteht ebenfalls eine<br />
Sprachbarriere, um die Fachkräfte zu verstehen.<br />
Dies kann dem Kind nur gelingen, wenn Ko-<br />
Konstruktionen nicht nur zum Deutschlernen<br />
genutzt werden, sondern auch zum gegenseitigen<br />
Erkennen von Emotionen, Gefühlen und<br />
Situationen. Um sich der eigenen Individualität<br />
bewusst zu werden, muss sich das Kind verstanden,<br />
gesehen und anerkannt fühlen. So kann<br />
es Neugierde und Interesse an Kommunikationssituationen<br />
auf Deutsch entwickeln. Hierbei<br />
ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen<br />
Kindern und Fachkräften sowie gemeinsame<br />
soziale Verbundenheit von großer Bedeutung, um<br />
durch achtsame Kommunikation und ein qualitativ<br />
durchdachtes Sprachmodell die kindliche<br />
Motivation anzuregen. Sobald ein gegenseitiges<br />
Interesse an den Bedürfnissen des anderen<br />
besteht, entwickelt das Kind von sich aus ein<br />
Gespür für die Kommunikation außerhalb der<br />
Herkunftssprache.<br />
Dafür ist es erforderlich, dass Fachkräfte sich mit<br />
ihrem eigenen Verhalten auseinandersetzen und ihre<br />
sprachliche Interaktion mit Kindern immer wieder<br />
reflektieren. Außerdem ist die Reflexion der inneren<br />
Haltung und der eigenen Einstellung zur multikulturellen<br />
und multilingualen Lebenswelt im Kindergarten<br />
von großer Bedeutung. Eine bedürfnisorientierte<br />
und emphatische pädagogische Grundhaltung<br />
schafft die besten Spracherwerbsbedingungen in<br />
einem Kindergarten und ermöglicht nicht nur den<br />
Zugang zur Bildungssprache Deutsch, sondern<br />
auch zu einem multikulturellen Miteinander.<br />
*Namen von der Redaktion geändert<br />
Wichtig ist, das sprachliche Miteinander<br />
nicht zu unterbinden, sondern Kindern<br />
Freiräume zu lassen.<br />
Abbildungen: © Rawpixel.com / Shutterstock.com
Hoppe Hoppe<br />
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26 | BIDLUNG<br />
LASST DIE KINDER<br />
MITBESTIMMEN!<br />
<strong>Kita</strong>s sollen Kinder auf das Zusammenleben in einer vielfältigen,<br />
demokratischen Gesellschaft vorbereiten. Das Deutsche<br />
Jugendinstitut zeigt, wie das gelingen kann.<br />
Gastbeitrag Judith Durand und Leonhard Birnbacher<br />
Abbildungen: © BAZA Production / Shutterstock.com; DJI/Stefan Obermaier; privat
BILDUNG | 27<br />
Kindertagesbetreuung hat den Auftrag, Kinder auf<br />
ein Leben in Vielfalt, gegenseitiger Anerkennung<br />
und Selbstbestimmung vorzubereiten. Das Kinder-<br />
und Jugendhilfegesetz bindet den Bildungs-,<br />
Betreuungs- und Erziehungsauftrag an die Ausbildung<br />
von grundlegenden Entscheidungs- und Sozialkompetenzen.<br />
Damit verknüpft sind Beteiligungsrechte.<br />
Kinder sind entsprechend ihrem Entwicklungsstand<br />
in alle Entscheidungen miteinzubeziehen, die sie<br />
betreffen. Denn: Demokratiebildung ist in <strong>Kita</strong>s als<br />
Auftrag der Bildungsarbeit zu verstehen. Sie ist für das<br />
Funktionieren unserer demokratischen Gesellschaft<br />
von wesentlicher Bedeutung. Erst wenn grundlegende<br />
demokratische Werte und Umgangsformen<br />
wie Anerkennung oder Kooperationsbereitschaft tief<br />
im Alltagsleben verankert sind, lässt sich laut dem<br />
amerikanischen Philosophen und Pädagogen John<br />
Dewey von einer gelebten Demokratie sprechen.<br />
Muster und Verhaltensweisen<br />
verinnerlichen<br />
Die ersten Jahre in der Kindheit sind prägend.<br />
Die Forschung zeigt, dass die Entwicklung eines<br />
Werte- und Normensystems bereits mit der Geburt<br />
beginnt. Maßgeblich dafür sind die Erfahrungen,<br />
die junge Kinder machen. In der Interaktion mit<br />
Erwachsenen entwickeln sie Emotions- und Stressregulationskompetenzen,<br />
die Sicherheit bieten und<br />
Exploration, Lernen und Partizipation ermöglichen.<br />
Im Kontakt mit Gleichaltrigen können Kinder sich im<br />
DIE AUTOREN<br />
Judith Durand ist Diplompädagogin<br />
und Grundsatzreferentin<br />
am Deutschen<br />
Jugendinstitut DJI im Bereich<br />
der frühen Bildung.<br />
Leonhard Birnbacher ist am<br />
Deutschen Jugendinstitut DJI<br />
wissenschaftlicher Referent<br />
des Projekts „Bildung und<br />
Demokratie mit den Jüngsten<br />
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Das Forschungsmagazin<br />
des Deutschen Jugendinstituts<br />
Bedürfnisse und Ideen der Jüngsten ernst nehmen // Chance und Auftrag: politische Bildung im Ganztag //<br />
„Kritische politische Medienbildung entwickeln“: bpb-Präsident Thomas Krüger im Interview<br />
28 | BILDUNG<br />
sozialen Miteinander erproben, Sozialkompetenzen<br />
und Ambiguitätstoleranz ausbilden. Dabei entwickeln<br />
sie ein Bild von sich selbst als Teil des sozialen<br />
Gefüges. Gerade darin liegt eine große Chance:<br />
Als erste wertebildende pädagogische Instanz<br />
bieten <strong>Kita</strong>s für die Entwicklung von demokratisch<br />
ausgerichteten Normen, Werten und moralischen<br />
Überzeugungen von Kindern ein großes Potenzial.<br />
Beteiligung und Wertschätzung<br />
im <strong>Kita</strong>-Alltag<br />
Demokratie kann in Kindertageseinrichtungen deshalb<br />
– anders als in der Schule oder Erwachsenenbildung<br />
– nicht gelehrt werden, sondern muss im<br />
Alltag erfahrbar sein. Kinder müssen Anerkennung,<br />
Wertschätzung und Beteiligung auf unterschiedliche<br />
Weise spüren und sich selbst darin erproben können.<br />
Das erfordert von pädagogischen Fachkräften<br />
eine bewusste Gestaltung der Umwelt sowie der<br />
zwischenmenschlichen Begegnungen entlang demokratischer<br />
Prinzipien.<br />
So können formale Beteiligungsformate verankert werden,<br />
wie zum Beispiel ein <strong>Kita</strong>-Rat, Kinderkonferenzen,<br />
Beschwerdeverfahren oder eine <strong>Kita</strong>-Verfassung.<br />
Eine alltagsorientierte Ebene wiederum richtet den<br />
Blick auf die Interaktionen zwischen Fachkräften und<br />
Kindern im Alltagsgeschehen, die auf Wahrnehmung<br />
und Berücksichtigung von kindlichen Bedürfnissen<br />
abzielen, wie zum Beispiel beim Essen, Schlafen, bei<br />
der Auswahl von Spielorten oder Bildungsthemen.<br />
Dies ist Voraussetzung dafür, Kindern das Artikulieren<br />
von eigenen Sichtweisen und Anliegen zu ermöglichen<br />
Entscheidend ist, dass sich nicht nur die pädagogische<br />
Praxis, sondern die gesamte Institution an<br />
demokratischen Grundwerten orientiert. Denn auch<br />
in der Zusammenarbeit der Leitung mit dem Team,<br />
der Teamkolleginnen und -kollegen untereinander<br />
oder des Trägers mit der Einrichtung zeigt sich, ob<br />
das Miteinander demokratisch ausgerichtet ist.<br />
Der vorliegende Artikel<br />
wurde überarbeitet<br />
und gekürzt. Der<br />
vollständige Original-<br />
Artikel wurde im Forschungsmagazin<br />
DJI<br />
Impulse des Deutschen<br />
Jugendinstituts<br />
(DJI) in der Ausgabe<br />
1/2021 (Nr. 125) mit<br />
dem Titel „Politische<br />
Bildung von Anfang<br />
an: Wie Kinder und<br />
Jugendliche Demokratie<br />
lernen und erfahren<br />
können“ erstveröffentlicht.<br />
1/21<br />
Politische Bildung<br />
von Anfang an<br />
Wie Kinder und Jugendliche Demokratie<br />
lernen und erfahren können<br />
Abbildungen: © Rawpixel.com / Shutterstock.com
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Fortbildungen für<br />
<strong>Kita</strong>-Fachkräfte<br />
Vom 15. bis 18. November bietet das Portal<br />
erzieherin-ausbildung.de 18 Webseminare<br />
für <strong>Kita</strong>-Fachkräfte an. An jedem der vier<br />
Webspecial-Tage steht ein anderer Themenschwerpunkt<br />
im Fokus: Sprachförderung,<br />
Kinderverhalten, Emotionen sowie Inklusion<br />
und Vielfalt.<br />
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Mangelhafte Digitalisierung<br />
der <strong>Kita</strong>s<br />
Laut einem Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen<br />
Kommission der Kultusministerkonferenz<br />
herrscht Handlungsbedarf bei der<br />
Digitalisierung in den Kindertagesstätten. Die<br />
digitale Medienbildung in <strong>Kita</strong>s sei unterentwickelt<br />
und nicht nachhaltig in den<br />
Konzepten verankert. Die<br />
Kommission fordert die<br />
Ausstattung aller <strong>Kita</strong>s mit digitalen<br />
Technologien und für<br />
Fachkräfte Weiterbildungsangebote<br />
zu digitalen Medien.<br />
Hohe Ausbildungsstandards<br />
für <strong>Kita</strong>-Fachkräfte gefordert<br />
Der DBB Beamtenbund und Tarifunion fordert, trotz Fachkräftemangels<br />
die Qualität in der frühkindlichen Bildung zu<br />
sichern und auszubauen. Dauer und qualitative Standards<br />
der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern dürften<br />
nicht angetastet werden. Um Fachkräfte zu gewinnen, rät<br />
der DBB etwa dazu, Quereinstiege in den Beruf zu ermöglichen<br />
und angemessene Entlohnungen zu zahlen.<br />
➔ www.dbb.de<br />
Abbildungen: © Leszek Czerwonka, Natalia Lebedinskaia, Halfpoint / Shutterstock.com
SCHON GEWUSST? | 31<br />
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Die Veranstaltung ist hybrid geplant und wird in Abhängigkeit von<br />
eventuellen Corona-Vorgaben ggf. virtuell umgesetzt<br />
PROFESSIONAL SCHOOL
32 | RATGEBER<br />
70 JAHRE SPÄTER<br />
Zur <strong>Kita</strong>-Webseite gehören Bilder<br />
und Videos. Einrichtungen sollten hier<br />
immer die Urheberrechte im Blick haben.<br />
Gastbeitrag Torsten Bornemann<br />
Soll der eigene Internetauftritt attraktiv gestaltet<br />
sein, dann gehören neben Texten auch Bilder<br />
und Videos dazu. <strong>Kita</strong>s nutzen diesen Weg wie<br />
andere Unternehmen auch, um zu informieren<br />
und um auf sich aufmerksam zu machen – der Alltag<br />
und das Betreuungskonzept lassen sich über<br />
die Webseite schön darstellen. Die Webseite ist ein<br />
Schaufenster in die Einrichtung und der <strong>Kita</strong>-Alltag<br />
bietet Unmengen an Material zum Präsentieren.<br />
Urheberrechte beachten<br />
Bilder und Fotos sind schnell gemacht und<br />
eingefügt, auch das Hochladen eigener Videos<br />
ist meist einfach. Durch das Einbinden auf der<br />
Homepage betritt der Betreiber allerdings den<br />
öffentlichen Raum, denn alle können die Inhalte<br />
sehen. Das bringt Konsequenzen mit sich: Für<br />
die Inhalte muss sichergestellt sein, dass der <strong>Kita</strong><br />
die Erlaubnis für die Veröffentlichung vorliegt. Bei<br />
Texten, Fotos und Videos betrifft dies vor allem die<br />
Frage nach dem Urheber und dessen Rechten.<br />
Denn frei verwendbar, als gemeinfrei bezeichnet,<br />
sind urheberrechtlich geschützte Werke erst 70<br />
Jahre nach dem Tod des Urhebers.<br />
Urheber oder deren Dienstleister können mittlerweile<br />
gut nachverfolgen, wo ihre Bilder auftauchen<br />
oder eingebaut sind. Liegt von ihnen<br />
keine Erlaubnis vor, drohen Abmahnungen und<br />
Schadensersatzforderungen. Im Zweifel sollte die<br />
<strong>Kita</strong> daher entweder Rechtsrat einholen oder auf<br />
eine Veröffentlichung verzichten und nach Alternativen<br />
suchen. Auch bei Privataufnahmen, auf<br />
denen beispielsweise Kinder aus der Einrichtung<br />
zu sehen sind, muss eine schriftliche Einverständniserklärung<br />
der Eltern vorliegen.<br />
Abbildungen: © Veja, Rawpixel.com / Shutterstock.com, Gossens Rechtsanwälte
RATGEBER | 33<br />
Umtexten kann strafbar sein<br />
Ein weiterer Anwendungsfall, der Urheberrechte verletzen<br />
kann, ist ein umgetextetes Lied, das per Video<br />
aufgenommen und online gestellt wird. Während eine<br />
Aufführung des umgestalteten Liedes innerhalb der<br />
Einrichtung keinen öffentlichen Charakter hat und<br />
unproblematisch ist, gilt das im Internet nicht mehr:<br />
Bearbeitungen oder andere Umgestaltungen eines<br />
Werkes dürfen nur mit Zustimmung des Urhebers<br />
veröffentlicht oder verwertet werden.<br />
Ausnahme: Creative Commons<br />
Es gibt lizenzfreie Inhalte. Diese sind vom Urheber<br />
ausdrücklich zur Verwendung freigegeben und als<br />
sogenannte „freie Lizenzen“ gekennzeichnet, häufig<br />
abgekürzt mit CC für „Creative Commons“. Sind Inhalte<br />
unter solchen Lizenzen veröffentlicht, kann man<br />
sie auf eigenen Webseiten oder in gedruckter Form<br />
verwenden. Die jeweiligen Lizenzbestimmungen<br />
sollten <strong>Kita</strong>s genau beachten. Denn Rechteinhaber<br />
gibt es auch hier. Diese legen fest, dass<br />
das Werk zum Beispiel nicht verändert oder für<br />
kommerzielle Zwecke genutzt werden darf. Eine<br />
Namensnennung des Urhebers muss immer erfolgen.<br />
Bei Fotos kann eine Verlinkung zur Bildquelle<br />
erforderlich sein.<br />
DER AUTOR<br />
Rechtsanwalt Torsten<br />
Bornemann gibt in<br />
jeder Aus gabe von<br />
<strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong> Ant worten<br />
auf rechtliche Fragen<br />
aus dem <strong>Kita</strong>-Alltag.
34 | MEIN BERUF<br />
MEHR ALS MANAGEN<br />
Das Prinzip Leadership bedeutet mehr als Teamführung. <strong>Kita</strong>-Leitungen<br />
können durch diese Technik alle im Team inspirieren.<br />
Gastbeitrag Eva Weyer<br />
Die <strong>Kita</strong>-Leitung ist im System der frühkindlichen<br />
Bildung eine zentrale Figur. Leitungskräfte<br />
tragen die Verantwortung sowohl für<br />
die pädagogische Qualität der Kindertageseinrichtung<br />
als auch für deren Organisation.<br />
Sie erstellen Dienst- und Finanzpläne, gestalten<br />
Kommunikationsstrukturen und dienen als Sprachrohr<br />
für Träger und Verwaltung. Zudem geben sie<br />
DIE AUTORIN<br />
Eva Weyer ist Bildungswissenschaftlerin.<br />
Sie arbeitet als Referentin in der<br />
Stiftung „Haus der kleinen Forscher“<br />
und betreut das Projekt „Forum <strong>Kita</strong> Entwicklung“,<br />
das die Stiftung gemeinsam<br />
mit der Robert-Bosch-Stiftung ins Leben<br />
gerufen hat.<br />
Abbildungen: © photo4passion.at / Shutterstock.com
MEIN BERUF | 35<br />
fachliche Impulse und leiten das pädagogische<br />
Personal an. Die <strong>Kita</strong>-Leitung bewegt sich an<br />
verschiedenen Schnittstellen zwischen pädagogischen<br />
Fachkräften, dem Träger, Eltern sowie<br />
Kooperationspartnern.<br />
Um diese Anforderungen zu bewältigen und den<br />
Erwartungen an die pädagogische Qualität von<br />
<strong>Kita</strong>s gerecht zu werden, haben Beraterinnen und<br />
Berater in den vergangenen Jahren Techniken aus<br />
der Wirtschaft in die <strong>Kita</strong>-Praxis eingeführt. Der<br />
Gedanke: <strong>Kita</strong>s sollten wie moderne Unternehmen<br />
funktionieren und wirtschaften. Klassische<br />
Managementtechniken sind im Finanzbereich, in<br />
der Zusammenarbeit mit dem Träger oder bei der<br />
Gestaltung von effizienten Arbeitsabläufen hilfreich<br />
und umsetzbar. Als pädagogische Einrichtung hat<br />
die <strong>Kita</strong> aber andere Ziele als ein Wirtschaftsunternehmen.<br />
Den tieferen Sinn sehen<br />
Leadership kann in <strong>Kita</strong>s als Ergänzung zu Management<br />
viel erreichen. Der Begriff Leadership<br />
kann mit Führung übersetzt werden, meint aber<br />
viel mehr. Während Führung im Allgemeinen<br />
meint, dass eine Person anordnet, was getan<br />
werden soll, gelten Leader als Vorbilder. Sie<br />
begeistern und unterstützen das ganze Team<br />
und befähigen jedes einzelne Teammitglied zu<br />
wachsen, kompetenter und zufriedener zu werden.<br />
Leitungen sollten daher ihren Mitarbeitenden<br />
gut zuhören, deren Individualität schätzen, einen<br />
tieferen Sinn in ihrer Arbeit sehen und diesen<br />
auch im Team wecken.<br />
Im Gegensatz zu Management geht es bei Leadership<br />
nicht nur um Effizienz bei Arbeitsabläufen,<br />
sondern auch um die Zusammenarbeit mit Menschen.<br />
Das Team bestimmt und erreicht seine<br />
Ziele gemeinsam. Damit die Mitarbeitenden gut<br />
zusammenarbeiten, müssen sie sich als Team<br />
fühlen, sich gegenseitig wertschätzen und unterstützen,<br />
ein gemeinsames Verständnis von ihrer<br />
Arbeit haben und geteilte Werte vertreten. Eine<br />
partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Eltern<br />
wird von einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit<br />
im Team getragen. Eine gemeinsame Vision<br />
von guter Pädagogik stärkt das Teamwork. In<br />
all diesen Feldern stößt Management als Führungsstil<br />
an seine Grenzen, während Leadership<br />
genau hier seine Stärken hat. Wenn sich eine<br />
<strong>Kita</strong>-Leitung nur als Managerin einer Organisation<br />
versteht, wird sie ihrer Führungsrolle nur zum Teil<br />
gerecht. Der Leadership-Ansatz passt dagegen<br />
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36 | MEIN BERUF<br />
zu dem, was <strong>Kita</strong>-Leitungen brauchen, um ihre<br />
Rolle in einer pädagogischen Einrichtung voll<br />
auszufüllen.<br />
Dem Team den Rücken freihalten<br />
<strong>Kita</strong>-Leiterin Katrin Stampf der <strong>Kita</strong> Spatzennest<br />
im baden-württembergischen Gerstetten beschreibt,<br />
wie sie Leadership lebt. Für sie stehen<br />
Wertschätzung und Miteinander im Vordergrund:<br />
„Als Erzieherin waren für mich die Kinder klar im<br />
Vordergrund. Seitdem ich als Leitung arbeite,<br />
hat sich meine Sichtweise verschoben. An erster<br />
Stelle stehen jetzt meine Erzieherinnen und wenn<br />
es denen gut geht, dann geht es den Kindern<br />
automatisch auch gut.“ An zweiter Stelle stehen<br />
für sie die Eltern. „Sie sollen mit unserem Angebot<br />
zufrieden sein. Ich halte meinem Team den Rücken<br />
frei, sodass sie für die Arbeit am Kind genügend<br />
Zeit haben.“<br />
Das beschreibt, was <strong>Kita</strong>-Leitung im Sinne von<br />
Leadership bedeutet: die einzelnen Mitarbeitenden<br />
zu kennen und zu befähigen, ihre Stärken<br />
einzubringen und weiterzuentwickeln und das<br />
gemeinsam im Team. Dabei ist für die Mitarbeitenden<br />
klar, welche Aufgaben die Leitung hat und<br />
wo sie sich selbst einbringen können und sollen.<br />
Ein Team, das so arbeitet, schafft ein positives<br />
Arbeitsklima, in dem Menschen gerne arbeiten<br />
und in dem sich Kinder wohlfühlen und sich gut<br />
entwickeln. Bereits im Jahr 2007 hat die Studie<br />
„Effective Leadership in the Early Years Sector“<br />
bestätigt: Arbeiten Leitungskräfte im Sinne von<br />
Leadership mit dem Team erfolgreich an einer einrichtungsspezifischen<br />
Vision, einem gemeinsamen<br />
pädagogischen Verständnis und gemeinsamen<br />
Zielen, entwickeln sich Kinder kognitiv und sozialemotional<br />
besonders gut.<br />
Leadership bedeutet aber auch Handlungsfähigkeit.<br />
Ein Team, das in diesem Sinne zusammenarbeitet,<br />
ist Anforderungen von außen und<br />
ungeplanten Veränderungen nicht schutzlos ausgeliefert,<br />
sondern in der Lage, selbst zu gestalten<br />
und auszuwählen, welche Anforderungen es als<br />
sinnvoll ansieht und wie sie diesen begegnet.<br />
LEADERSHIP IM KITA-ALLTAG<br />
Die Einführung von Leadership im <strong>Kita</strong>-Alltag<br />
ist herausfordernd. Folgende drei Leadership-<br />
Tipps eignen sich, um den Ansatz auszuprobieren:<br />
• Die Methode der wertschätzenden Erkundung<br />
zeigt, dass es hilfreich ist, sich im<br />
Team ganz auf die Stärken zu konzentrieren.<br />
Das Team sammelt zuerst positive<br />
Erfahrungen und Erfolge, die sie zusammen<br />
erlebt haben. Davon ausgehend entwickeln<br />
alle gemeinsam eine Zukunftsvision, die<br />
bisherige positive Erfahrungen einbezieht.<br />
Dabei gehen sie von der Frage aus: Wie<br />
sieht unsere Zukunft aus, wenn wir weiter<br />
solche Erfolgserlebnisse haben? Schließlich<br />
entwickeln sie einen Plan, welche Schritte<br />
konkret folgen sollen, und setzen diesen um.<br />
• Mit der Kanban-Methode behält das Team<br />
den Überblick über aktuelle Aufgaben und<br />
darüber, wer an was arbeitet. Dazu hängt<br />
man ein Plakat mit drei Spalten auf: Aufgabe,<br />
Bearbeitung, erledigt. In der Spalte<br />
Aufgabe sammelt das Team auf bunten<br />
Zetteln alles, was noch ansteht. Jede Farbe<br />
steht für ein Teammitglied und jedes Teammitglied<br />
klebt dort Zettel mit seinen Aufgaben<br />
auf. Die Zettel wandern eine Spalte<br />
weiter, wenn etwas in Bearbeitung oder<br />
erledigt ist. So sehen alle, wer gerade mit<br />
was beschäftigt ist.<br />
• Einander zu sagen, wofür man dankbar<br />
ist und was man aneinander schätzt, ist<br />
motivierend, schafft ein wertschätzendes<br />
Teamklima und hilft auch in schwierigen<br />
Situationen, einen positiven Blick zu behalten.<br />
Kleine Post- oder Karteikarten sind eine<br />
gute Möglichkeit, dies im Alltag zu tun: Die<br />
ausgefüllten Karten legt man in die Postfächer,<br />
die Fachkräfte lesen sie dann in einer<br />
Runde vor, sammeln sie an einer Wand oder<br />
stecken sie dem Gegenüber einfach zu.
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38 | STELLENMARKT<br />
<strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong><br />
Stellenmarkt
STELLENMARKT | 39<br />
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(max. 300 Zeichen) an:<br />
meine.kita@avr-verlag.de
40 | IMPRESSUM<br />
VERANSTALTUNGSTIPPS<br />
Ressourcen- und Klimaschutz<br />
14. Dezember 20<strong>22</strong>, online<br />
Das kostenfreie, dreistündige Seminar „Hier spielt die Zukunft – Träger auf<br />
dem Weg zur klimaneutralen <strong>Kita</strong>: Ressourcenschutz gestalten“ gibt Anregungen<br />
und Praxisbeispiele für nachhaltige Bildung in der Bildungsarbeit.<br />
➔ www.klima-kita-netzwerk.de<br />
didacta Bildungsmesse<br />
7. bis 11. März 2023, Stuttgart<br />
Europas größte Bildungsfachmesse bietet ein breites Angebot für pädagogische<br />
Fachkräfte. Die Teilnehmenden können bei <strong>Kita</strong>-Seminaren aus<br />
Themen wie „Qualität in <strong>Kita</strong>s“ oder „Kinderrechte im <strong>Kita</strong>-Alltag“ wählen.<br />
➔ www.messe-stuttgart.de/didacta<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Didacta Ausstellungs- und<br />
Verlagsgesellschaft mbH<br />
Rheinstraße 94<br />
64295 Darmstadt<br />
Projekt-/<br />
Redaktionsleitung:<br />
Projektassistenz:<br />
Tina Sprung<br />
Petra Wrischer<br />
Erscheinungsweise: 4 × jährlich<br />
Preis des Heftes:<br />
Deutschland 2,90 € inkl. Mwst.<br />
Österreich 3,20 €<br />
Chefredaktion:<br />
Prof. Dr. mult.<br />
Wassilios E. Fthenakis<br />
(verantwortlich)<br />
wassilios@fthenakis.de<br />
Verlag und<br />
AVR Agentur für Werbung<br />
Redaktionsanschrift: und Produktion GmbH<br />
Arabellastraße 17<br />
81925 München<br />
Tel.: +49 89 419694-43<br />
Fax: +49 89 4705364<br />
meine.kita@avr-verlag.de<br />
info@avr-werbeagentur.de<br />
www.avr-werbeagentur.de<br />
www.meine-kita.de<br />
Leser- und<br />
abo-meinekita@easy-mail.de<br />
Abo-Service: Tel: +49 89 4506620<br />
Aboverwaltung<br />
c/o Easy Mail GmbH<br />
Otto-Hahn-Str. 14<br />
85609 Aschheim<br />
Geschäftsführung:<br />
Thomas Klocke<br />
Redaktion:<br />
Autoren und<br />
Mitwirkende<br />
dieser Ausgabe:<br />
Marketing:<br />
Anzeigenleitung:<br />
Anzeigenverkauf:<br />
Art Direction<br />
und Bildredaktion:<br />
Roman Eisner<br />
Vincent Hochhausen<br />
Silvia Gallus<br />
Leonhard Birnbacher<br />
Thorsten Bornemann<br />
Judith Durand<br />
Beatrice Gievers<br />
Lisa Pohlmeier<br />
Nadine Seddig<br />
Gottfried Schilling<br />
Eva Weyer<br />
Christoph Gülden<br />
Daniela Schräder<br />
Tel.: +49 89 419694-46<br />
dschraeder@avr-verlag.de<br />
Hans-Peter Wimmer<br />
Tel.: +49 89 419694-31<br />
hpwimmer@avr-verlag.de<br />
Michaela Körner<br />
Druck:<br />
Abonnement:<br />
westermann druck GmbH<br />
Georg-Westermann-Allee 66<br />
381<strong>04</strong> Braunschweig<br />
Jahresabonnement (4 Hefte),<br />
11,60 €, Lieferung frei Haus<br />
Hinweis: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben<br />
nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Verleger zugleich Anschrift aller Verantwortlichen<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist München. Nachdruck<br />
oder sonstige Vervielfältigungen – auch auszugsweise –<br />
sind nur mit Genehmigung des Verlages gestattet. Für<br />
unaufgefordert eingesandtes<br />
Redaktionsmaterial übernimmt<br />
der Verlag keine Haftung.<br />
© AVR GmbH 20<strong>22</strong><br />
Gesamtleitung<br />
Bildungsredaktion:<br />
Tina Sprung<br />
Grafik Design:<br />
Composing:<br />
Sabrina Gentner<br />
Udo Karohl<br />
Titelbild:<br />
© Talinna / Shutterstock.com
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