Meine Kita 04/22
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Meine
04
22
Das didacta Magazin für die frühe Bildung
NOVEMBER / DEZEMBER 2022 / JANUAR 2023
22034 D 2,90 € / AT 3,20 €
Raus aus dem
Schneckenhaus
Kindern aus armen Familien
Teilhabe ermöglichen
BILDUNG
Achtsame
Kommunikation
FÜR DIE PRAXIS
Rezepte für
die Adventszeit
MEIN BERUF
Leadership in
der Kita
KOSTENFREIE KITA-WEBSEMINARE
Kita-Webseminare: Webspecial im November
S
Das erwartet dich vom 15. bis 18. November 2022:
A
P R C H F Ö R E R U N G
I N K L U I O N
& V
I E L F L T
E M O I O N N
&
M E
K I N D E R V E R H A L T E N
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erzieherin-ausbildung.de
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Sammelt neue Impulse!
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EDITORIAL
ARMUT BEGEGNEN
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Abbildungen: © Sascha Kreklau; © Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com
es ist unser Anliegen,
aktuelle frühpädagogische
Themen aufzugreifen
und für die
Praxis so aufzubereiten,
dass Kinder in ihrer
Entwicklung gestärkt
werden. Dies ist vor
allem für jene Kinder wichtig, die nicht auf
der Sonnenseite des Lebens aufwachsen.
Dass in einem so wohlhabenden Land wie
Deutschland jedes fünfte Kind unter Armutsverhältnissen
aufwachsen muss, bedaure
ich. Denn Studien haben die mittel- und
langfristigen Effekte von Armut auf die kindliche
Entwicklung und das kindliche Lernen
aufgezeigt. Zahlreiche Bildungsinstitutionen
stellen sich bereits dieser Herausforderung
und entwickeln Handlungskonzepte, wie
Armut so begegnet werden kann, dass sie
nicht zum Schicksal werden muss. Unter
diesem Gesichtspunkt widmet sich diese
Ausgabe auch weiteren wichtigen Themen in
der Frühpädagogik: Wie können
Fachkräfte Bildungsprozesse
für Kinder mit unterschiedlichem
kulturellen Hintergrund
so gestalten, dass
sie die Sprache des Gastlandes
erwerben, ohne auf
die Stärkung der eigenen
kulturellen Identität verzichten
zu müssen? Wie können
Kinder demokratisches Verhalten
im Kindergarten entwickeln?
Warum ist Leadership mehr als nur
die Führung einer Einrichtung? Antworten
liefert Ihnen Meine Kita.
Ich wünsche Ihnen Freude beim Lesen und
viele Anregungen für die eigene Praxis.
Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis
Chefredakteur
Neue Web-/Seminare für Erzieher/-innen
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Ernährung, die Wirkung der Fluoride und die
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Mi, 15.02.2023, 9-11 Uhr (Web-Seminar Nr. 23),
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Nr. 25), Teil 1 • Di, 12.09.2023, 14-16 Uhr (Web-
Seminar Nr. 26), Teil 2 • Do, 26.10.2023, 9-11 Uhr
(Web-Seminar Nr. 27), Teil 1 • Mi, 13.12.2023,
9-11 Uhr (Web-Seminar Nr. 28), Teil 2
Präsenz-Seminartermine 2023
Mi, 08.02.2023, 9-16 Uhr • Do, 09.03.2023, 9-16 Uhr •
Di, 25.04.2023, 9-16 Uhr • Do, 25.05.2023, 9-16 Uhr •
Di, 27.06.2023, 9-16 Uhr • Di, 26.09.2023, 9-16 Uhr •
Di, 10.10.2023, 9-16 Uhr
Info und Anmeldung: Landesarbeitsgemeinschaft
für Zahngesundheit Baden-Württemberg e. V. |
Heßbrühlstr. 7 | 70565 Stuttgart | +49 711 22 29
66 18 | info@lagz-bw.de | www.lagz-bw.de
2 | INHALT
Inhalt
Das didacta Magazin für die frühe Bildung
Titelthema
Armutssensibles Handeln
4 Raus aus der Armutsspirale
Modellprojekt in Gelsenkirchen für
armutssensibles Handeln
8 Gummistiefel für alle
Praxisideen für armutssensibles
Handeln
12 Mathe hochbegabt,
Deutsch ungenügend
Kinder mit Potenzial fördern
Rezepte, die
die interkulturelle
Bildung stärken,
ab Seite
16
Für die Praxis
16 Smachnoho …
Rezeptideen für die Weihnachtszeit
18 Weg mit der Deko!
Raumgestaltung in der Kita
20 Schon gewusst?
Wissenswertes in Kürze
Bildung
22 „Bei uns wird Deutsch
gesprochen!“
Achtsame Kommunikation bei
bilingual aufwachsenden Kindern
Über Mehrsprachigkeit
in der
Kita, ab Seite
22
26 Lasst die Kinder mitbestimmen!
Demokratiebildung in der Kita
30 Schon gewusst?
Wissenswertes in Kürze
VOM TRÄUMEN ZUM SPIELEN
www.meine-kita.de | 3
HUCK SPIELGERÄTE
Ratgeber
32 70 Jahre später
Rechtsanwalt Torsten Bornemann
über Urheberrechte
1
KUNDEN-
WUNSCH
Mein Beruf
2 ENTWICKLUNG
3D-SKIZZE
34 Mehr als managen
Das Prinzip Leadership für
die Teamführung
38 Stellenmarkt
Job-Angebote und Gesuche
40 Impressum
3
PRODUKTION
SPIELGERÄTE
Wie Bilder zum
rechtlichen Problem
werden können,
ab Seite
32
4FERTIGER
SPIELPLATZ!
Die nächste Ausgabe erscheint im Februar 2023.
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Telefon +49 6443 8311-0
KATALOG
2022-2023
4 | TITELTHEMA
RAUS AUS DER ARMUTSSPIRALE
Immer mehr Kinder sind von Armut betroffen. Ein Projekt in
Gelsenkirchen fördert diese Kinder besonders und zeigt, was durch
Willen, Geld und armutssensibles Handeln möglich ist.
Text und Interview Roman Eisner
In Ückendorf leben 20 000 Menschen, fast
jedes zweite Kind dort wächst in einer Hartz-
IV-Familie auf. Sie sind arm. Ückendorf ist
ein Stadtteil von Gelsenkirchen, mitten im
Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen. In keiner
anderen deutschen Großstadt sind Kinder derart
von Armut betroffen wie in Gelsenkirchen, wie
Zahlen des Bundessozialministeriums zeigen.
Als armutsgefährdet gelten Kinder, wenn sie
in Haushalten aufwachsen, die weniger als 60
Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens
zur Verfügung haben. Dieses durchschnittliche
Haushaltseinkommen betrug im Jahr 2021
monatlich 2165 Euro netto. Insgesamt lag der
Anteil der armutsgefährdeten Minderjährigen in
Deutschland 2021 bei 20,8 Prozent – ein neuer
Höchstwert. Urlaube am Meer, Kinobesuche,
neue Spielsachen oder ein Fahrrad: All diese
Dinge können sich armutsbetroffene Familien
kaum leisten.
Auch in Gelsenkirchen nicht. Um dort Chancengleichheit
für alle Kinder zu bieten, hat die
RAG-Stiftung 2019 zusammen mit der Stadt
Gelsenkirchen das Modellprojekt ZUSI – eine
Abkürzung für „Zukunft früh sichern“ – ins Leben
gerufen. Durch finanzielle Mittel in Höhe von 2
Millionen Euro war es unter anderem möglich,
sieben zusätzliche pädagogische Fachkräfte an
sieben Ückendorfer Kitas zu schicken. Diese
Bildungsbegleiter betreuten 136 Kinder im Alter
von vier Jahren bis zum Übergang in die Grundschule.
Rund 60 Prozent dieser Kinder wachsen
in Familien auf, die auf staatliche Unterstützung
angewiesen sind.
Alle Gespräche sind wichtig, auch
die zwischen Köchin und Kind
Das hat einen negativen Einfluss auf die Entwicklung
der Kinder: Kinder aus armen Familien
erreichen im Durchschnitt nur 50 Prozent des
altersgemäßen Entwicklungsniveaus laut dem
ZUSi-Zwischenbericht. Im Vergleich: Kinder aus
nicht armen Familien erreichen 70 Prozent. Die
Bildungsbegleiter haben zu Beginn des Modellprojekts
jedes einzelne der 136 Kinder zu Hause
besucht und Interviews mit ihnen geführt. Auch
Küchenangestellte und Hausmeister der Kita waren
für das Projekt sensibilisiert. „Die Gespräche eines
Kindes mit der Köchin oder dem Hausmeister sind
Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com
TITELTHEMA | 5
andere als mit einer Erzieherin. Kinder geben dabei
andere Dinge aus ihrem Leben preis“, erklärt
Sebastian Gerlach, der das ZUSi-Projekt für die
Gelsenkirchener Kindertagesbetreuung „GeKita“
koordiniert. So hat das Kita-Team gemeinsam
den individuellen Förderbedarf eines jeden Kindes
festgestellt und passgenaue Angebote konzipiert
– in den Bereichen Sprachförderung, soziale
Kompetenzen, kognitive Entwicklung sowie
Grob- und Feinmotorik. Die Kitas kooperieren
dafür auch mit Gelsenkirchener Musikschulen,
Sportvereinen und Grundschulen. So kommt in
jede ZUSI-Kita einmal pro Woche Dozierende
der städtischen Musikschule und musiziert mit
den Kindern. „Wir haben dadurch Talente entdeckt,
die sonst verborgen geblieben wären.
Ein Kind mit Migrationshintergrund, das zum
Beispiel noch wenig Deutschkenntnisse hat, hat
vielleicht ein unglaubliches musikalisches Talent,“
sagt Gerlach. Tut ein Kind sich schwer, Freunde
zu finden, sind andere Maßnahmen zielführend,
wie Gerlach berichtet: „Dann laden wir die Kinder
mit ihren Eltern zu Spielenachmittagen ein, wo
sie Kontakte knüpfen können“. Darum geht es
bei ZUSI: Defizite, aber auch versteckte Talente
bei den Kindern festzustellen und entsprechende
kostenfreie Maßnahmen zu ermöglichen.
Versteckte Schränke gegen Scham
Ein weiteres kostenfreies Angebot sind Tauschschränke,
die in allen ZUSI-Kitas stehen. Hier haben
Eltern die Möglichkeit, Kleidung abzugeben
und durch andere Kleidung aus dem Schrank zu
tauschen, wenn ihr Kind eine neue Kleidergröße
braucht. Diese Schränke stehen an Plätzen, die
nicht alle sehen können, so dass sich niemand
beobachtet fühlt und keine Gerüchte entstehen.
„Das ist armutssensibles Handeln. Die Angebote
so zu strukturieren, dass sie nicht stigmatisierend
sind,“ betont Gerlach. Außerdem haben alle Kitas
Regenjacken, Matschhosen oder Gummistiefel
gekauft. So können alle Kinder an den Outdoor-
Aktivitäten teilnehmen, egal ob sie von ihren
Familien wettergemäße Kleidung erhalten oder
nicht. Zum armutssensiblen Handeln gehöre laut
Gerlach auch, immer zu prüfen, ob Kita-Ausflüge
mit Kosten verbunden sind und Wege zu finden,
allen Kindern diese Ausflüge zu ermöglichen.
ausgelegt. Nur wenige Kinder durften die Notbetreuung
in Anspruch nehmen. Die Bildungsbegleiter
lieferten den Kindern Materialien zur
Vorbereitung auf die Grundschule, aber auch
Spiele und Bilderbücher nach Hause. Doch die
Kita-Fachkräfte entwickelten auch andere Ideen,
um die Kinder trotz der Distanz zu fördern, wie
Gerlach erzählt: „Wir haben Videos erstellt, in
denen wir Experimente gefilmt, Geschichten vorgelesen
oder eine Yoga-Stunde aufgezeichnet
haben – und das in verschiedenen Sprachen,
sodass wir alle Kinder erreichen.“
Die 136 Kinder, die seit 2019 am ZUSI-Projekt
teilgenommen haben, kamen 2021 in die Grundschule.
Dass viele der armutssensiblen Fördermaßnahmen
trotz Coronapandemie erfolgreich
waren, macht Gerlach auch am Feedback der
Grundschulen fest: „Die Grundschulen haben
uns zurückgemeldet, dass die ZUSI-Kinder
sehr gut vorbereitet waren auf den Übergang.“
Auch nach dem Projekt wollen Ückendorfer
Kitas Wege finden, die Fördermaßnahmen für
armutsbetroffene Kinder weiterhin kostenfrei
anzubieten. Und sie geben ihr Wissen zu armutssensiblem
Handeln an alle Gelsenkirchener
Kitas weiter.
Die RAG-Stiftung mit Sitz in Essen übernimmt
die Finanzierung der sogenannten
Ewigkeitsaufgaben des Steinkohlenbergbaus,
etwa Grundwasserreinigung. Sie
engagiert sie auch in den Bereichen
Bildung, Wissenschaft und Kultur in
den ehemaligen Bergbauregionen. Der
wissenschaftliche Abschlussbericht zu
dem von der RAG-Stiftung finanzierten
ZUSI-Projekt erscheint im Frühling 2023.
Eine weitere Kohorte an ZUSI-Kindern
wird 2023 eingeschult, dann endet das
Projekt. Folgeprojekte wie „ZUSi geht in
die Grundschule“ und „ZUSi 2.0“ laufen
bereits.
Vorlesen und Yoga per Video
Die Förderangebote während der Coronapandemie
weiterzuführen, hat die Verantwortlichen
vor Herausforderungen gestellt. Das Projekt
war nicht auf Lockdowns und Distanzbetreuung
6 | TITELTHEMA
Irina Volf ist Psychologin,
sie leitet am Institut für
Sozialarbeit und Sozialpädagogik
in Frankfurt am
Main den Bereich Armut.
Mit ihrem Team am ISS
begleitet und evaluiert sie
das Projekt ZUSI.
„FACHKRÄFTE WÜNSCHEN
SICH IMPULSE ZU ARMUTS
SENSIBLEM HANDELN“
Durch Inflation und Energiekrise ist das Geld
knapper denn je. Psychologin Irina Volf über
armutssensibles Handeln in Kitas.
Meine Kita: Vor welchen Herausforderungen
stehen Kitas, vor allem in sozial hoch
belasteten Stadtteilen?
Irina Volf: In diesen Stadtteilen wohnen oft
Familien mit einem niedrigen Bildungsniveau,
Migrationshintergrund und eingeschränkten
Sprachkenntnissen. Kinder, die in Familien mit
drei Geschwistern oder mehr oder mit Migrationshintergrund
aufwachsen, sind häufiger
von Armut betroffen. Und wir wissen aus der
Forschung: Kinder, die in armutsbetroffenen
oder -gefährdeten Familien aufwachsen, werden
über einen kürzeren Zeitraum institutionell
betreut: Sie kommen später in die Kita und
besuchen sie auch weniger Stunden in der
Woche.
Mit welchen Auswirkungen?
Diese Kinder profitieren weniger von der Sprachförderung,
vom Miteinander mit anderen Kinder
und von den Bewegungsangeboten der Kitas.
Das hat negative Auswirkungen auf die Entwicklung
dieser Kinder.
Sind Kita-Fachkräfte ausreichend
geschult in armutssensiblem
Handeln?
Leider nicht, deswegen
wünschen sie sich Impulse
und Tipps dazu.
Vor dem Hintergrund
der Energiekrise und der Inflation sind die Kita-
Mitarbeitenden zunehmend damit konfrontiert,
mit solchen armutsgefährdeten und -betroffenen
Familien umzugehen.
Welche armutssensiblen Maßnahmen
sind besonders wirksam?
Den Kindern beispielsweise für eine Woche Spiele
auszuleihen, etwa Karten- und Brettspiele. Spiele
sind zentral für die Entwicklung von Kindern. Wenn
das Kind ein Spiel aus der Kita mitbringt und den
Eltern zeigt, es Spiel geht, verbringt es dadurch
viel Zeit mit ihnen oder den Geschwistern. Das
hat großes Potenzial für die Förderung der Kinder.
Welche weiteren Angebote empfehlen Sie?
Ein anderes Angebot ist beispielweise das Waldprojekt.
Vielen Kindern in armutsbetroffenen Familien
fehlt es an Möglichkeiten, sich zu bewegen,
in sozial belasteten Stadtteilen toben die Kinder
meist nur auf den Spielplätzen, die sich häufig in
desolatem Zustand befinden. Im Wald können
sich die Kinder in der Natur ausprobieren oder die
Namen von Bäumen und Pflanzen lernen. Auch
das ist Sprachförderung.
Warum ist das so wichtig?
Weil viele Kinder von der Corona-Notbetreuung
nicht profitiert haben und im Bereich Sprache
von ihren Familien zuhause nicht bedarfsgerecht
unterstützt werden konnten. Die individuelle
Sprachförderung sollte in den Kitas einen hohen
Stellenwert einnehmen, insbesondere in sozial
belasteten Stadtteilen, wo viele der Kita-Kinder
einen Migrationshintergrund haben und zu Hause
kein Deutsch gesprochen wird. Das ist wichtig,
um am sozialen und kulturellen Leben teilzunehmen.
Wenn Kinder in den ersten Lebensjahren
eingeschränkte soziale und kulturelle Teilhabe
erfahren, dann fällt es ihnen später schwer, sich
aus eigener Motivation für anspruchsvolle und
neue Erlebnisse zu entscheiden.
Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com; Anastasia Kalinina
TITELTHEMA | 7
machen, Theater oder Schach spielen – dann
entscheiden sich die Kinder aus armutsbetroffenen
Familien eher für Tätigkeiten, mit denen
sie vertraut sind: draußen spielen, basteln oder
malen. Und die Kinder, die regelmäßig mit ihren
Familien Kino, Theater oder Konzerte besuchen,
die zeigen sich motivierter für solche Aktivitäten
und erreichen dementsprechend auch bessere
Entwicklungsniveaus.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Wenn die Kinder in einer Kita die Möglichkeit
haben zu entscheiden, was sie am Nachmittag
machen – etwa freies Spiel, basteln, malen, Musik
Wie können Kitas hier helfen?
Man darf hier nicht einfach sagen: „Ok, das Kind
hat kein Interesse an anderen Aktivitäten.“ Aus
armutssensibler Perspektive muss man fragen:
„Warum entscheidet sich dieses Kind immer nur für
das Spielen draußen? Gibt es Berührungsängste?“
Vielleicht hat das Kind nicht das Vokabular, um
sich an solchen Angeboten auf Augenhöhe mit
anderen Kindern zu beteiligen. Das ist Teil des
Bildungsauftrages der Kitas, kulturelle und soziale
Teilhabe zu gewährleisten.
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8 | TITELTHEMA
GUMMISTIEFEL FÜR ALLE
Spielverleihe, Tauschbörse, Waldwoche – armutssensibles Handeln lässt
sich in vielen Bereichen in der Kita umsetzen. Meine Kita stellt Beispiele
aus dem Gelsenkirchener Projekt „Zukunft früh sichern!“ vor.
Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas,
Anastassiya Bezhekeneva / Shutterstock.com
TITELTHEMA | 9
Kindergeburtstag
armutssensibel gestalten
Die Gelsenkirchener Kindertageseinrichtungen
des Modellprojektes „ZUSi – Zukunft
früh sichern!“ (mehr dazu auf Seite
4) gestalten seit 2019 armutssensible
frühe Bildung, beispielsweise indem sie
Kindergeburtstage anders abhalten als
früher. Manche Kinder feierten früher keinen
Geburtstag. Andere wurden nicht zur
Geburtstagsfeier eingeladen, wieder andere
luden ihre Freunde ein, aber nicht alle ihrer
Freunde kamen. Ein Grund dafür ist Armut.
Fanden die Geburtstagsfeiern in der Kita
statt, zeigte sich, dass die Vorgabe der
Kita, etwas mitzubringen, für viele Familien
ein Problem darstellte. Wenn die Kita soziale
Teilhabe fördern und armutssensibel
handeln möchte, muss die gemeinsame
Aktivität im Vordergrund stehen. Die Kinder
gestalten beispielsweise die Einladung zur
Feier, backen einen Kuchen und übernehmen
bei der Feier verschiedene Aufgaben.
Auf Geschenke wird verzichtet.
Was lässt sich damit erreichen?
• Der Geburtstag eines jeden Kindes wird
unabhängig von den materiellen Ressourcen
der Familien gefeiert, sodass sich
jedes Kind wertgeschätzt fühlt.
• Durch die Geburtstagsfeier wird das Kind
in seinen Selbstbehauptungskompetenzen
gestärkt – das Kind traut sich zum
Beispiel, als Gastgeber vor eine Gruppe
zu treten.
• Durch eine gemeinsame Geburtstagsfeier
werden die sozialen und kulturellen
Kompetenzen der Kinder gefördert.
10 | TITELTHEMA
EINRICHTEN EINER TAUSCHBÖRSE
Tauschbörsen und ein Wechselkleiderfundus verbessern den
Zugang zu materiellen Gütern und damit zur Teilhabe. Konkret:
Jedes Kind sollte Gummistiefel und eine Winterjacke haben,
um draußen zu spielen. Wenn sich Eltern keine Spiele und
Bücher leisten können, dann sollten sie sich diese Dinge in
der Kita leihen können, ohne dafür stigmatisiert zu werden.
Lösungsvorschlag: Im Eingangsbereich der Kita wird in einer
Ecke ein Schrank oder ein Regal aufgebaut. Das Möbelstück
dient dem Austausch von Kleidungsstücken, Schuhen und
Spielsachen. Die Tauschbörse soll möglichst schön und
einladend gestaltet werden, etwa durch eine Lichterkette
oder schöne Kleiderbügel.
Jede Person soll im Vorbeigehen ohne hohen Aufwand und
mit möglichst geringem Schamgefühl einen Blick in die Auslage
werfen und etwas mitnehmen können. Eltern haben die
Möglichkeit, nicht mehr benötigte Dinge im Sinne des armutssensiblen
Handelns und der Nachhaltigkeit zu spenden oder
auch, sie mitzunehmen und weiterzuverwenden. Fachkräfte
sollten die Tauschbörse bei den Eltern persönlich bewerben.
Waldwoche für mehr
Bewegung
Gerade für Stadtkinder oder Kinder
mit weniger Bewegungsmöglichkeiten
ist das Spiel in der freien Natur ein
wichtiger Ausgleich, etwa in regelmäßigen
Projektwochen im Wald. Beim
Klettern, Springen und Balancieren
werden die Kinder in ihrer körperlichen
Ausdauer sowie in ihrer Grob- und
Feinmotorik gestärkt. Die Waldpädagogik
deckt darüber hinaus die Bandbreite
der kindlichen Interessen- und
Entwicklungsbereiche ab. So fördert
sie etwa die sprachliche Entwicklung
und die soziale Kompetenz und bietet
ein anregungsreiches Erfahrungsfeld
zum Forschen und Experimentieren.
Der Aufenthalt im Wald trägt außerdem
zur seelischen Gesundheit von
Kindern bei.
Als Ausstattung benötigen die Kinder
je nach Jahreszeit Matschhosen und
Gummistiefel. Kinder, die keine angemessene
Kleidung haben, werden aus
einem Wechselkleiderfundus der Kitas
versorgt. Da ein einzelner Tag im Wald
nur einen Ausflugscharakter bietet, soll
eine ganze Woche dazu führen, dass
die Kinder im Wald aufblühen und ein
„Spielflow“ entstehen kann.
Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com; Gelsenkirchener Kindertagesbetreuung
TITELTHEMA | 11
Gruppenstunde zur Förderung
der Resilienz
Die seelische Widerstandsfähigkeit im Umgang
mit schwierigen Lebenssituationen
soll durch regelmäßige Kleingruppenstunden
der Projektkinder gefördert werden.
Dabei stehen das Vorlesen und Erzählen
von resilienzfördernden Geschichten im
Vordergrund. Märchen eignen sich zur
Resilienzförderung. Verschiedene Gefühle,
Mut und Tapferkeit, Fairness und Gerechtigkeit
aber auch neue Situationen, Konflikte
– all das taucht, wenn auch anders
verpackt, in Märchen auf und kann somit
mit und durch Märchen mit Kindern thematisiert
und bearbeitet werden.
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Kinder haben so die Chance, Modelle zu
finden, wie sie Probleme lösen, Verantwortung
übernehmen und Krisen überwinden
können. Die Geschichten bieten
eine Entlastung vom stressigen Alltag der
Kinder. Die sozial-emotionale Entwicklung
soll zudem durch regelmäßige Aktivitäten,
die sich mit dem Umgang von Gefühlen
befassen, durch den Einsatz kooperativer
Spiele und durch das Erlernen von Konfliktlösestrategien
unterstützt werden.
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Weitere Literaturtipps:
Der Löwe in dir – Rachel Bright,
Henri, der mutige Angsthase –
Nicola Kinnear,
Trau dich, sag was! – Peter H. Reynolds,
Du gehörst zu uns oder Jeder ist ein bisschen
anders – Julia Volmert,
Mina entdeckt eine neue Welt – Sandra
Niebuhr-Siebert
DIESE UND WEITERE
PRAXISIDEEN FINDEN SICH IN
der Broschüre „Armutssensibles
Handeln in Kindertageseinrichtungen“,
Beispiele und Ergebnisse
aus dem Modellprojekt
„Zukunft früh sichern“:
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Studium das Wissen vertiefen.
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AKADEMIE
12 | TITELTHEMA
MATHE HOCHBEGABT,
DEUTSCH UNGENÜGEND
Einkommensarmut der Eltern kann die Potenzialentfaltung
der Kinder verhindern. Nicht aber, wenn Schule und Kita
eng zusammenarbeiten, um Begabungen zu fördern.
Gastbeitrag Nadine Seddig und Lisa Pohlmeier
Abbildungen: © Rawpixel.com, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com; Karg-Stiftung
TITELTHEMA | 13
DIE AUTORINNEN
Nadine Seddig ist Erziehungswissenschaftlerin
und Leiterin
des Ressorts Kita der Karg-
Stiftung. Ihre Arbeitsschwerpunkte
sind die Qualifizierung
pädagogischer Fachkräfte in der
frühen Begabungs- und Begabtenförderung.
Lisa Pohlmeier ist Kindheitspädagogin
und Projektleitung im
Ressort Kita der Karg-Stiftung.
Sie hilft Kindertageseinrichtungen
dabei, sich bei der Begabten-
und Begabungsförderung
weiterzuentwickeln.
Alessio ist zehn Jahre alt. Er besucht die vierte
Klasse einer Grundschule in Mühlenberg, einem
Stadtteil von Hannover – dieser gilt als sozialer
Brennpunkt. Bald wird Alessio in die fünfte
Klasse des Gymnasiums gehen. Er ist mathebegabt
und konnte schon als Vorschulkind im Zahlenraum
bis 100 addieren und subtrahieren. Sorge bereitet
Alessio jedoch das Fach Deutsch, er kann nicht so
gut Deutsch sprechen und hat dadurch Probleme mit
Rechtschreibung und Grammatik. Aber Alessio ist
selbstbewusst und weiß, was er sich zutrauen kann
und wo er sich vielleicht auch mal Hilfe holen muss.
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Bildungs- und Sozialmanagement mit Schwerpunkt
frühe Kindheit (B.A.)
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die eine Leitungsposition mit pädagogischen und betriebswirtschaftlichen
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Schnuppertag
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Pädagogik der Frühen Kindheit (B.A.)
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Wissen im Bereich Frühpädagogik auf wissenschaftlichem
Niveau vertiefen möchten. Inklusive:
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Dass Alessios bisheriger Bildungsverlauf so positiv
verlief, ist nicht selbstverständlich. Denn Alessios
Familie ist arm, hat einen Migrationshintergrund
und spricht deswegen zu Hause wenig Deutsch.
Einen großen Anteil an seinem bisherigen positiven
Bildungsverlauf hat die Kita, die Alessio besuchte.
Sie arbeitet inklusiv, fördert Begabungen und ist
stärkenorientiert. Als er im Alter von vier Jahren in die
Einrichtung kam, sprach Alessio kaum ein Wort. Dennoch
fiel seiner Erzieherin seine Mathebegabung auf.
Eine Psychologin stellte bei einem Test Erstaunliches
fest: Im Bereich Sprachverständnis hat Alessio große
Lücken, in Mathematik sind seine Kompetenzen
dagegen überdurchschnittlich, auf dem Niveau einer
Hochbegabung. Denn: Dass ein Vierjähriger bis 100
rechnen kann, ist außergewöhnlich.
Camp Nsovi
Mobile Kita-Domizile, Mobile Klassenräume, Mobile Treffpunkte
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Eltern überrascht über Begabungen
Die Kita von Alessio begann, die Einschätzung der
Psychologin sowie die pädagogischen Beobachtungen
als Grundlage für eine inklusive und individuelle
Förderplanung zu nutzen. In Teamsitzungen überlegten
die Fachkräfte, wie genau Alessio im Bereich
Sprache gefördert werden könnte, damit er gleichzeitig
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14 | TITELTHEMA
sein Potenzial im mathematischen Bereich besser
entfalten kann. Die pädagogischen Fachkräfte begannen,
Spiele und Aktivitäten zusammenzustellen,
die Alessio förderten und forderten. So bastelten sie
das Modell einer Sonnenuhr, um es anschließend
im Garten in Groß nachzubauen. Brettspiele zum
Thema Zeit und Zahlen boten einen Anlass, um
Alessio sprachlich anzuregen. Da die Eltern wenig
Geld hatten, liehen sie ihnen Spiele und Materialien
aus. Das förderte wiederum die Kommunikation
mit den Eltern, die überrascht waren, über welche
mathematischen Fähigkeiten ihr Sohn verfügt.
Begabungsfreundlich fördern
Von begabungsfreundlicher, inklusiver und individueller
Förderung können alle Kinder – egal welche
Lebensgeschichte sie mitbringen – profitieren. Sie
trägt spezifischen Lernbedürfnissen von Kindern
Rechnung. Das ist insbesondere für Kinder wie
Alessio wichtig, wenn Eltern wenig Geld für eine
Freizeitförderung haben. Bildung ist ein wichtiger
Baustein, um die Armutsspirale zu durchbrechen,
wie Studien wie „Armutsfolgen für Kinder und
Jugendliche“ der Bertelsmann Stiftung zeigen.
Begabungsfreundlichkeit bedeutet, stärkenorientiert
auf Kinder zu schauen und den Blick auf ihre
Potenziale zu richten. Bei individueller Förderung
geht es darum, die Motivation von Kindern aufrecht
zu erhalten und zu steigern, ihre eigene
Bildungs- und Lernbiografie mitzugestalten. Dazu
gehört der multiprofessionelle Austausch – wie
im Team von Alessios Kita mit einer Psychologin.
In Kitas kommt es darauf an, die Lernumgebung
und die eingesetzten Methoden kreativ zu gestalten.
Das Ziel muss sein, viele Möglichkeiten dafür
anzubieten, dass Kinder Erfahrungen sammeln
und lernen können, ihre Interessen auszuleben
und kennenzulernen. Nachdem die Förderung
von Alessio im Alltag praktisch umgesetzt wurde,
zeigten sich deutliche Erfolge. Über die Angebote
zum Thema Zeit und der gemeinsamen Gestaltung
der Sonnenuhr im Garten der Kita, wurde Alessios
Motivation geweckt, sich sprachlich mit den anderen
Kindern und den Fachkräften auszutauschen.
Er hatte Freude am Thema und trat gerne mit
anderen darüber in Kommunikation.
Kita und Schule
als lernende Gemeinschaft
Als Alessio in die Grundschule kam, wusste er, was
er konnte und wo seine Stärken lagen. Er hatte
schon vor der Einschulung Kontakt zur Grundschule
im Stadtteil, da eine enge Kooperation
zwischen Kita und Grundschule bestand. Die
Institutionen arbeiteten nach dem Konzept der Ko-
Konstruktion, also das Lernen in Zusammenarbeit,
und verstanden sich als lernende Gemeinschaft.
Die Lehrkräfte der Grundschule und die Fachkräfte
der Kita erarbeiteten ein Lernportfolio für alle Kinder,
das in der Kita eingesetzt und anschließend in der
Schule weitergeführt wird. So auch für Alessio. Unter
Einbezug und Eigenaktivität der Kinder werden
in diesem Portfolio die individuellen Lernerfolge
der Kinder festgehalten. Er selbst konnte in dieses
Portfolio hineinschreiben oder malen, was
er aus seiner Sicht gelernt hatte. Dabei kam es
nicht auf das Dokumentieren von Kompetenzen
beim Lesen, Schreiben, Rechnen an, sondern er
durfte alles festhalten, wofür er sich interessierte
oder was er besonders gut fand. So gestaltete
Alessio mehrere Seiten in seinem Portfolio, auf
denen er verdeutlichte, inwiefern eine Sonnenuhr
als Messinstrument für Zeit dienen kann. Alessio
erhielt damit die Chance zu erfahren, wo seine
eigenen Interessen und Stärken liegen und wie er
diese selbst einschätzt. Die Arbeit mit dem Portfolio
bot ihm jedoch auch die Möglichkeit, kritisch
zu hinterfragen, in welchen Bereichen er welche
Lernziele anstreben könnte.
Um Begabungen in der Kindheit zu erkennen und zu
fördern, ist deswegen eine Änderung der Perspektive
notwendig: Fachkräfte, die mit Kindern arbeiten,
sollten ihre Stärken in den Blick nehmen und vermeintliche
Defizite mit Lernangeboten fördern.
Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com
Bildungsräume
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16 | FÜR DIE PRAXIS
SMACHNOHO …
… heißt guten Appetit auf Ukrainisch. Meine Kita zeigt deutsche
und ukrainische Rezept-Ideen passend zur Vorweihnachtszeit.
Sie sind nicht nur lecker, sondern bringen für ukrainische
Kinder auch ein Stück Heimat in die Kita.
Ukrainische Rogaliki
Rogaliki sind eine beliebte Nachspeise in slawischen
Ländern wie Polen, Russland und Ukraine.
Ein Snack für die Weihnachtsfeier
Gebrannte Mandeln schmecken besonders lecker auf dem
Christkindl- und Weihnachtsmarkt? Mit diesem Rezept
könnt ihr die Leckerei auch gemeinsam mit den Kindern
selbst herstellen und zum Beispiel auf dem Adventsbasar
verkaufen oder bei der Weihnachtsfeier anbieten.
Zutaten:
• 400 Gramm Mandeln
• 400 Gramm Zucker
• 2 Päckchen Vanillezucker
• 250 ml Wasser
• eine Messerspitze Zimt
So wird’s gemacht:
Lasst die Mandeln, den Zucker und das Wasser so lange
in einem Topf bei mittlerer Hitze köcheln, bis kein Wasser
mehr vorhanden ist. Gebt nun den Vanillezucker in den
Topf und rührt, bis der Zucker zergeht. Nach wenigen
Minuten klebt die Zuckermasse an den Mandeln. Wenn
alles karamellisiert ist, könnt ihr die Mandeln auf ein
Blech geben und auskühlen lassen.
Tipp: Die Kinder können kleine Tütchen für die Mandeln
basteln. So eignen sie sich auch als Snack für
zwischendurch, wenn sie beispielsweise beim Basar
verkauft werden.
Zutaten:
• 500 Gramm weiche Butter oder Margarine
• 500 Gramm Sauerrahm
• Mehl
• Prise Salz
• 1 Teelöffel Zucker
• 1 halbes Päckchen Backpulver
• 2 Eier
• Marmelade, je nach Geschmack
• Puderzucker
So wird’s gemacht:
Margarine und Sauerrahm in eine Schüssel geben
und mit Salz und Zucker schaumig rühren. So viel
Mehl hinzugeben, bis ein glatter Teig entsteht. Teig
auf einer bemehlten Arbeitsfläche rund ausrollen und
in zwölf Dreiecke schneiden. Wenn der Teig noch
klebt, mehr Mehl hinzugeben. Auf jedes Dreieck einen
Teelöffel Marmelade geben und Hörnchen formen. Die
Hörnchen mit verquirltem Ei bestreichen und bei 200
Grad etwa 15 Minuten backen, bis sie goldbraun sind.
Auskühlen lassen und mit Puderzucker bestreuen.
Abbildungen: © Barbara Neveu, Alena_Kos, Oksana Mizina / Shutterstock.com
FÜR DIE PRAXIS | 17
Berufsbegleitender
Weiterbildungsmaster
„Kindheits- und Sozialwissenschaften“ (MAKS)
Kinderpunsch für die Nikolausfeier
Um bei der Nikolaus- und Weihnachtsfeier für das
kulinarische Wohl der großen und kleinen Gäste zu
sorgen, eignet sich ein Kinderpunsch besonders
gut. Er wärmt von innen auf, wenn es draußen kalt
und winterlich ist.
Zutaten:
• 1 Liter Traubensaft
• 1 Liter Apfelsaft
• 200 Milliliter Orangensaft
• 1 Beutel Glühweinfix
• 3 Nelken
• Orangenscheiben von einer Bio-Orange
• Zimt
Die Informationsveranstaltung
fi ndet am 26.11.2022
ab 09:00 Uhr online
unter zoom//maks.de statt.
Mehr Informationen unter:
www.hs-koblenz.de/maks.
Anmeldung unter:
www.zfh.de/anmeldung/maks.
MAKS
Kindheits- und
Sozialwissenschaften
Starten Sie zum WiSe 23/24
▪ Fernstudiengang
▪ Vier Semester
▪ 90 ECTS-Punkte
▪ Gruppensupervision & Intervision
Schwerpunkte zur Auswahl
▪ Management & Beratung
▪ Kinderschutz & Diagnostik
▪ Bewegung & Gesundheit
▪ Kreativität & Kultur
▪ Pädagogische Fachberatung
(in Kooperation mit FH Kiel)
• Fachkraft für KiTa-Sozialraumarbeit
(über Anerkennungsverfahren)
Optionale Zertifikate
▪ Qualitätsbeauftragte*r,
-manager*in, (interne*r) -auditor*in
▪ Kinderschutzfachkraft
(im Schwerpunkt Kinderschutz & Diagnostik
inkludiert)
▪ Fachkraft für Entwicklungsdiagnostik
und -beobachtung im Kindesalter
▪ Fachkraft für inklusive Bewegungserziehung
und -förderung
▪ Fachkraft für Kreativitätspädagogik
(im Schwerpunkt Kreativität und Kultur inkludiert)
So wird’s gemacht:
Alle Zutaten in einen großen Topf geben und kurz
aufkochen. Dann die Nelken entfernen und den Glühfixbeutel
drei Minuten lang ziehen lassen. Nun muss
der Punsch noch mit Zimt abgeschmeckt werden,
bevor er serviert wird.
INTERKULTURELLES KOCHEN
UND BACKEN
Fachkräfte und Kinder können Rezepte aus
unterschiedlichen Kulturen in der Kita nachkochen
und unterschiedliche Speisen zu Festen
mitbringen. Auch können Fachkräfte Eltern
bitten, für einen Vormittag in die Kita zu kommen
und ein Rezept aus ihrer Kultur zuzubereiten.
Das kann Türen
für einen Austausch
mit den Eltern öffnen.
Tipps zur interkulturellen
Bildung in der Kita
findet ihr auf erzieherinausbildung.de:
DIE FRÜHE
BILDUNG
FÄNGT DEN
WURM.
#Bildungfasziniert
Erfahren Sie mehr über
frühkindliche Bildung und unser
kostenfreies Bildungsprogramm:
aim-akademie.org
18 | FÜR DIE PRAXIS
WEG MIT DER DEKO!
„Der Raum ist dritter Erzieher“, heißt es in der Reggio-Pädagogik.
Doch was soll er leisten? Meine Kita zeigt, wie Kita-Räume so geplant werden,
dass Kinder konzentriert spielen können.
Gastbeitrag Gottfried Schilling
Kinder sollen sich ins Spiel vertiefen. Das
klappt gut, wenn sich keine Regale und Deko
im Spielbereich befinden.
Abbildungen: Kameleon Raumkonzepte
FÜR DIE PRAXIS | 19
Mit etwas Möbelrücken und neuer Farbe an den
Wänden ist es nicht getan. Raumgestaltung
ist ein komplexes Thema. Sie ist Pädagogik in
3D. Ihre Aufgabe ist es, Räume zu schaffen, in
denen Kinder sich frei und sicher im gesamten Haus
bewegen können. Sie sollen sich wohlfühlen, sich ins
Spiel vertiefen und eigene Ideen umsetzen können.
Daraus ergeben sich vier wesentliche
Anforderungen an die Kita-Räume:
Orientierung geben
Fachkräfte sollten Räume auf bestimmte Funktionen
reduzieren. Der klassische Gruppenraum, der Essbereich,
Bauecke, Puppenwohnung, Kreativbereich
und eine Leseecke umfasst, ist überfrachtet und
unübersichtlich. Cleverer ist es, jedem Raum nur
eine oder zwei Funktionen zuzuweisen. Wer zwei
Funktionsbereiche kombiniert, sollte darauf achten,
dass sie zusammenpassen. Die Bibliothek lässt sich
zum Beispiel gut mit einem Ort für das Forschen
verbinden. Einen Raum, in dem ein Tisch mit Mikroskopen
steht, auch für großteiliges Bauen zu nutzen,
wäre nicht ratsam. Podeste und Einbauten sind gut
geeignet, um innerhalb der Räume feste, verlässliche
Strukturen und definierte Spielzonen zu schaffen.
Konzentriertes Spiel ermöglichen
Raumsituationen, in die sich Kinder gemeinsam
zurückziehen können, laden zum Spielen ein und
fördern die Beziehungsgestaltung. Wichtig ist, dass
solche Spielzonen – egal ob großer Bauplatz oder
enge Nische – ungestört bleiben. Störungen entstehen
vor allem, wenn sogenannte Verkehrswege
diese Flächen kreuzen. Zwar berücksichtigen Laien
in der Regel die Verkehrswege, die sich von der
Zimmertür zum Ausgang ins Außengelände ergeben.
Doch solche, die durch Möbel hervorgerufen
werden, lassen sie bei der Raumplanung häufig
außen vor. Das heißt: Sie platzieren Schränke und
Regale entlang der Wände oder als Raumteiler.
Das Ergebnis: Sobald jemand etwas aus dem
Regal holt, stört er oder sie die Kinder, die davor
spielen. An einer Spielzone sollten Fachkräfte daher
ausschließlich die zum entsprechenden Funktionsbereich
gehörigen Spieldinge und -materialien für
die Kinder platzieren.
Inspirierend und gestaltbar sein
Räume, in denen die Fachkräfte viele Dinge und
Materialien zu einem Thema gut sichtbar und wohlgeordnet
präsentieren, wecken bei Kindern die Lust,
aktiv zu werden, sich zu verkleiden, etwas zu malen,
Muster zu legen oder Türme zu bauen. Sie lassen
sich inspirieren. Damit sich Kinder über lange Zeit auf
ihr Spiel fokussieren können, sind ausreichend Platz
und gut aufeinander abgestimmte Materialien wichtig.
Kinder schätzen es zudem, wenn es große Elemente,
zum Beispiel Hocker, gibt, die sie raumbildend einsetzen
können. Solche Elemente verwandeln sich
dann je nach Spielsituation in einen Verkaufstresen,
eine Hauswand oder einem Zug.
Wohlfühlatmosphäre bieten
Kinder wollen sich sicher, geborgen und entspannt
fühlen. In Kitas ist es oft schwierig, eine solche
Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Es ist zu bunt.
Die Kinder bringen selbst so viel Buntheit mit, dass
die Räume sich zurückhalten müssen. Sie haben
eine dienende Funktion. Erdige und rauchige Töne
eignen sich besser als Pastelltöne, um diese Buntheit
aufzunehmen und eine ruhige Atmosphäre zu
schaffen. Für den Fußboden, die größte Fläche,
gilt: Ein dunklerer Farbton macht das Verweilen am
Boden angenehm.
Damit Menschen in Balance bleiben, sollten sich
aktive Phasen und Ruhepausen im Tagesverlauf
abwechseln. Manche Kitas richten für solche Pausen
extra einen Snoezelraum, also einen Ruheraum, ein.
Dieser geht jedoch an den Bedürfnissen vieler Kinder
vorbei. Sie möchten sich auch in Pausenzeiten als
Teil der Gemeinschaft fühlen. Daher sollte Kindern
in jedem Raum die Möglichkeit gegeben werden,
sich zurückzuziehen. Orte, an denen sie den Blicken
weitgehend entzogen sind, aber trotzdem den Raum
gut überblicken können, nehmen sie dafür besonders
gerne an.
Ein Tipp zum Schluss: Hände weg von Deko! Poster
an den Wänden, Basteleien an Zimmerdecken und
Fensterflächen sowie Andenken aus vergangenen
Jahren lenken ab und erzeugen Unruhe. In Kitaräume
gehört nur das, was Kinder als Anregung für ihr Spiel
benötigen.
DER AUTOR
Gottfried Schilling ist Schreiner, Pädagoge
und Geschäftsführer des Unternehmens
Kameleon Raumkonzepte.
20 | SCHON GEWUSST?
Programm zur
Gesundheitsförderung
gestartet
Die Krankenkasse DAK und die „Fit4future
Foundation“ haben im Sommer das gemeinsame
Präventionsprogramm Fit for
Future an Kitas und Schulen gestartet.
Damit wollen sie die Gesundheit von Kindern
und Jugendlichen verbessern. Teilnehmende
erhalten fachliches Wissen zur
Gesundheitsförderung in der Einrichtung.
Weitere Infos und Anmeldung unter:
➔ www.kita.fit-4-future.de
24 Gewinnspiele für
Erzieher/-innen
Auf dem Portal erzieherin-ausbilung.de
startet am 1. Dezember ein Kita-
Advents kalender mit 24 Gewinnspielen.
Fachkräfte können täglich an Verlosungen
teilnehmen und haben die Chance,
Nützliches für den Kita-Alltag oder für ihre
Freizeit zu gewinnen.
➔ www.erzieherin-ausbildung.de
Trauer um Christa Preissing
Digital-Check Kita
gestartet
Der Digital-Check Kita des Deutschen Roten
Kreuzes hilft Kita-Fach- und Führungskräften
dabei, den Stand der Digitalisierung in
ihrer Einrichtung einzuschätzen. Anhand von
30 Aussagen in den fünf Themenbereichen
Personal, Pädagogische Arbeit, Verwaltung,
Ausstattung und Unterstützung können die
Teilnehmenden die digitale Entwicklung ihrer
Kita bestimmen. Im Anschluss erhalten sie
passgenaue Handlungsempfehlungen und
weiterführende Materialien.
➔ digital-check.drk.de/kita-check
Die Pädagogin Christa Preissing ist Mitte April
unerwartet verstorben. Sie war eine Pionierin der
frühkindlichen Bildung und eine unermüdliche Streiterin
für die Qualitätsentwicklung in Kitas.
Die Soziologin und Pädagogin war langjährige Direktorin des
Berliner Kita-Instituts für Qualitätsentwicklung und hat dieses
bis zum Schluss als Beraterin begleitet. 1996 gründete sie
zusammen die INA – Internationale Akademie Berlin für
innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie, in deren
Zentrum der in den INA-Kindergärten grundlegende Situationsansatz
stand. Mit ihrem Einsatz für den Situationsansatz
haben Fachkräfte ein Bild vom Kind entwickelt, nach dem
sich Kinder als gleichberechtigte Partner mit eigenen Rechten
die Welt erschließen und aneignen. Darüber hinaus war
Christa Preissing auch gefragte Referentin und Autorin zu
zentralen Themen der frühkindlichen Bildung von Kinderrechten
über Partizipation und Inklusion bis zur Fachberatung.
Ihr Tod wird eine Lücke in der Frühen Bildung hinterlassen.
Abbildungen: © SewCream / Shutterstock.com; nifbe
Der Kita-
Adventskalender
2022
Ab dem 1. Dezember gibt es tolle
Preise zu gewinnen. Schaut rein auf:
22 | BILDUNG
„BEI UNS IN DER KITA
WIRD DEUTSCH
GESPROCHEN!“
Fehlende Deutschkenntnisse, Gespräche in Türkisch
oder Farsi – Fachkräfte können hier Bedenken haben.
Dabei ist Mehrsprachigkeit ein wertvolles Gut.
Gastbeitrag Beatrice Gievers
Abbildungen: © Kutlayev Dmitry / Shutterstock.com; Gievers
BILDUNG | 23
DIE AUTORIN
Beatrice Gievers ist Logopädin,
Kindheitspädagogin und arbeitet
als Referentin für verschiedene
Bildungseinrichtungen und Kitas
mit den Schwerpunkten Sprache,
sozial-emotionale Stabilität,
bedürfnisorientierte Pädagogik,
gewaltfreie Kommunikation und
Wahrnehmungsentwicklung.
Der fünfjährige Aslan* ist ein bisschen aufgeregt.
Heute geht er das erste Mal nach
dem Besuch bei Oma und Opa in der Türkei
wieder in seinen städtischen Kindergarten
in Nordrhein-Westfalen. Er freut sich riesig darauf,
seine Freunde Cam* und Korey* wieder
zu treffen und ihnen von seinen Erlebnissen zu
erzählen. Plötzlich wird er unterbrochen: „Ich
muss euch drei nochmal daran erinnern: Hier
bei uns in der Kita sprechen wir Deutsch.“ Seine
Erzieherin Maria* ist überzeugt: Kinder müssen
in der Kita Deutsch lernen. „Kaum ist er wieder
im Kindergarten, stehen die drei zusammen und
sprechen nur Türkisch miteinander. Das geht so
nicht“, denkt sie.
Sprachvermittlung
als zentraler Auftrag
Die Erzieherin ist besorgt, dass Aslan nicht richtig
Deutsch lernt, bevor er in die Schule kommt.
Denn ein zentraler Auftrag der frühkindlichen
Bildungseinrichtungen ist es, die Bildungssprache
Deutsch erfolgreich zu vermitteln. Daran
orientiert sich auch Erzieherin Maria. Aus ihrer
Sicht kann Mehrsprachigkeit ein Risikofaktor
sein, um Deutsch nicht auf Bildungssprachniveau
zu erwerben. Viele Fachkräfte fühlen sich
dadurch unter Druck gesetzt. Laut Bildungsplänen
müssen Fachkräfte Kindern die Sprache
Deutsch vermitteln, viele fühlen sich dadurch
unter Druck gesetzt die. Oft ist dies gepaart mit
großer Unsicherheit in der Begleitung bilingual
aufwachsender Kinder. Dadurch entsteht die
Gefahr, die kindlichen Bedürfnisse außer Acht zu
lassen und das Kind vor allem als Deutschlerner
wahrzunehmen, der in der Kita möglichst viel und
gut Deutsch zu üben hat.
Grundsätzlich fällt es Kindern nicht schwer, unter
guten Spracherwerbsbedingungen mehrere
Sprachen gleichzeitig zu lernen. Auch wird die
Tatsache, mit mehr als einer Sprache aufzuwachsen,
mittlerweile nicht mehr als Risikofaktor für
sprachliche Auffälligkeiten gesehen. Studien,
die die Entwicklung der Erst- und Zweitsprache
betreffen, belegen, dass Mehrsprachigkeit nicht
automatisch einen Risikofaktor für die Ausbildung
einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung
darstellt. Dennoch wird zwischen alltäglicher
Kommunikationssprache und den kognitiv-akademischen
Kompetenzen unterschieden, die für
den Bildungserfolg entscheidend sind. Denn:
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in unseren bilingualen Kindergärten und
Grundschulen in Berlin, Frankfurt, Hamburg,
Heilbronn und München.
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24 | BILDUNG
Überproportional viele bilingual aufwachsende
Kinder verfügen nicht nur in der Zweitsprache
Deutsch, sondern auch in der Erstsprache über
ungenügende grammatische Kompetenzen und
haben unzureichende kognitiv-akademische Fähigkeiten
ausgebildet.
Eine Situation – eine Sprache
Dennoch ist es wichtig, die kindliche Konversation
nicht zu unterbinden, sondern viel mehr den kindlichen
Alltag zu lenken und auch die sprachlichen
Angebote zu strukturieren. Eine Möglichkeit dies
zu unterstützen ist es, die Kinder im Freispiel
auch in ihrer Muttersprache miteinander agieren
und so ihre Fähigkeiten in der Herkunftssprache
vertiefen zu lassen. Für das Deutschsprechen
kann es im Tagesverlauf festgelegte Lerninseln
geben, wie beispielsweise im Morgenkreis oder
bei der Arbeit an einem gemeinsamen Projekt,
bei der nur Deutsch als Bildungssprache gilt. Die
Arbeit mit Erzählschienen, ein Holzbrett, das beim
Geschichten erzählen unterstützt, kann ebenfalls
als Input genutzt werden. Diese Art des qualitativen
sprachlichen Angebots ist nachhaltiger
für das Kind als eine andauernde Beschallung
mit Deutsch.
Ko-Konstruktion weckt Neugierde
Aus Sicht des Kindes besteht ebenfalls eine
Sprachbarriere, um die Fachkräfte zu verstehen.
Dies kann dem Kind nur gelingen, wenn Ko-
Konstruktionen nicht nur zum Deutschlernen
genutzt werden, sondern auch zum gegenseitigen
Erkennen von Emotionen, Gefühlen und
Situationen. Um sich der eigenen Individualität
bewusst zu werden, muss sich das Kind verstanden,
gesehen und anerkannt fühlen. So kann
es Neugierde und Interesse an Kommunikationssituationen
auf Deutsch entwickeln. Hierbei
ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen
Kindern und Fachkräften sowie gemeinsame
soziale Verbundenheit von großer Bedeutung, um
durch achtsame Kommunikation und ein qualitativ
durchdachtes Sprachmodell die kindliche
Motivation anzuregen. Sobald ein gegenseitiges
Interesse an den Bedürfnissen des anderen
besteht, entwickelt das Kind von sich aus ein
Gespür für die Kommunikation außerhalb der
Herkunftssprache.
Dafür ist es erforderlich, dass Fachkräfte sich mit
ihrem eigenen Verhalten auseinandersetzen und ihre
sprachliche Interaktion mit Kindern immer wieder
reflektieren. Außerdem ist die Reflexion der inneren
Haltung und der eigenen Einstellung zur multikulturellen
und multilingualen Lebenswelt im Kindergarten
von großer Bedeutung. Eine bedürfnisorientierte
und emphatische pädagogische Grundhaltung
schafft die besten Spracherwerbsbedingungen in
einem Kindergarten und ermöglicht nicht nur den
Zugang zur Bildungssprache Deutsch, sondern
auch zu einem multikulturellen Miteinander.
*Namen von der Redaktion geändert
Wichtig ist, das sprachliche Miteinander
nicht zu unterbinden, sondern Kindern
Freiräume zu lassen.
Abbildungen: © Rawpixel.com / Shutterstock.com
Hoppe Hoppe
Reiter,
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26 | BIDLUNG
LASST DIE KINDER
MITBESTIMMEN!
Kitas sollen Kinder auf das Zusammenleben in einer vielfältigen,
demokratischen Gesellschaft vorbereiten. Das Deutsche
Jugendinstitut zeigt, wie das gelingen kann.
Gastbeitrag Judith Durand und Leonhard Birnbacher
Abbildungen: © BAZA Production / Shutterstock.com; DJI/Stefan Obermaier; privat
BILDUNG | 27
Kindertagesbetreuung hat den Auftrag, Kinder auf
ein Leben in Vielfalt, gegenseitiger Anerkennung
und Selbstbestimmung vorzubereiten. Das Kinder-
und Jugendhilfegesetz bindet den Bildungs-,
Betreuungs- und Erziehungsauftrag an die Ausbildung
von grundlegenden Entscheidungs- und Sozialkompetenzen.
Damit verknüpft sind Beteiligungsrechte.
Kinder sind entsprechend ihrem Entwicklungsstand
in alle Entscheidungen miteinzubeziehen, die sie
betreffen. Denn: Demokratiebildung ist in Kitas als
Auftrag der Bildungsarbeit zu verstehen. Sie ist für das
Funktionieren unserer demokratischen Gesellschaft
von wesentlicher Bedeutung. Erst wenn grundlegende
demokratische Werte und Umgangsformen
wie Anerkennung oder Kooperationsbereitschaft tief
im Alltagsleben verankert sind, lässt sich laut dem
amerikanischen Philosophen und Pädagogen John
Dewey von einer gelebten Demokratie sprechen.
Muster und Verhaltensweisen
verinnerlichen
Die ersten Jahre in der Kindheit sind prägend.
Die Forschung zeigt, dass die Entwicklung eines
Werte- und Normensystems bereits mit der Geburt
beginnt. Maßgeblich dafür sind die Erfahrungen,
die junge Kinder machen. In der Interaktion mit
Erwachsenen entwickeln sie Emotions- und Stressregulationskompetenzen,
die Sicherheit bieten und
Exploration, Lernen und Partizipation ermöglichen.
Im Kontakt mit Gleichaltrigen können Kinder sich im
DIE AUTOREN
Judith Durand ist Diplompädagogin
und Grundsatzreferentin
am Deutschen
Jugendinstitut DJI im Bereich
der frühen Bildung.
Leonhard Birnbacher ist am
Deutschen Jugendinstitut DJI
wissenschaftlicher Referent
des Projekts „Bildung und
Demokratie mit den Jüngsten
BilDe“.
Zahnpflege in der Kita
Zahnbürstenboxen
Zahnputzbecherleisten
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Das Forschungsmagazin
des Deutschen Jugendinstituts
Bedürfnisse und Ideen der Jüngsten ernst nehmen // Chance und Auftrag: politische Bildung im Ganztag //
„Kritische politische Medienbildung entwickeln“: bpb-Präsident Thomas Krüger im Interview
28 | BILDUNG
sozialen Miteinander erproben, Sozialkompetenzen
und Ambiguitätstoleranz ausbilden. Dabei entwickeln
sie ein Bild von sich selbst als Teil des sozialen
Gefüges. Gerade darin liegt eine große Chance:
Als erste wertebildende pädagogische Instanz
bieten Kitas für die Entwicklung von demokratisch
ausgerichteten Normen, Werten und moralischen
Überzeugungen von Kindern ein großes Potenzial.
Beteiligung und Wertschätzung
im Kita-Alltag
Demokratie kann in Kindertageseinrichtungen deshalb
– anders als in der Schule oder Erwachsenenbildung
– nicht gelehrt werden, sondern muss im
Alltag erfahrbar sein. Kinder müssen Anerkennung,
Wertschätzung und Beteiligung auf unterschiedliche
Weise spüren und sich selbst darin erproben können.
Das erfordert von pädagogischen Fachkräften
eine bewusste Gestaltung der Umwelt sowie der
zwischenmenschlichen Begegnungen entlang demokratischer
Prinzipien.
So können formale Beteiligungsformate verankert werden,
wie zum Beispiel ein Kita-Rat, Kinderkonferenzen,
Beschwerdeverfahren oder eine Kita-Verfassung.
Eine alltagsorientierte Ebene wiederum richtet den
Blick auf die Interaktionen zwischen Fachkräften und
Kindern im Alltagsgeschehen, die auf Wahrnehmung
und Berücksichtigung von kindlichen Bedürfnissen
abzielen, wie zum Beispiel beim Essen, Schlafen, bei
der Auswahl von Spielorten oder Bildungsthemen.
Dies ist Voraussetzung dafür, Kindern das Artikulieren
von eigenen Sichtweisen und Anliegen zu ermöglichen
Entscheidend ist, dass sich nicht nur die pädagogische
Praxis, sondern die gesamte Institution an
demokratischen Grundwerten orientiert. Denn auch
in der Zusammenarbeit der Leitung mit dem Team,
der Teamkolleginnen und -kollegen untereinander
oder des Trägers mit der Einrichtung zeigt sich, ob
das Miteinander demokratisch ausgerichtet ist.
Der vorliegende Artikel
wurde überarbeitet
und gekürzt. Der
vollständige Original-
Artikel wurde im Forschungsmagazin
DJI
Impulse des Deutschen
Jugendinstituts
(DJI) in der Ausgabe
1/2021 (Nr. 125) mit
dem Titel „Politische
Bildung von Anfang
an: Wie Kinder und
Jugendliche Demokratie
lernen und erfahren
können“ erstveröffentlicht.
1/21
Politische Bildung
von Anfang an
Wie Kinder und Jugendliche Demokratie
lernen und erfahren können
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30 | SCHON GEWUSST?
Kostenfreie Online-
Fortbildungen für
Kita-Fachkräfte
Vom 15. bis 18. November bietet das Portal
erzieherin-ausbildung.de 18 Webseminare
für Kita-Fachkräfte an. An jedem der vier
Webspecial-Tage steht ein anderer Themenschwerpunkt
im Fokus: Sprachförderung,
Kinderverhalten, Emotionen sowie Inklusion
und Vielfalt.
➔ www.erzieherin-ausbildung.de
Mangelhafte Digitalisierung
der Kitas
Laut einem Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen
Kommission der Kultusministerkonferenz
herrscht Handlungsbedarf bei der
Digitalisierung in den Kindertagesstätten. Die
digitale Medienbildung in Kitas sei unterentwickelt
und nicht nachhaltig in den
Konzepten verankert. Die
Kommission fordert die
Ausstattung aller Kitas mit digitalen
Technologien und für
Fachkräfte Weiterbildungsangebote
zu digitalen Medien.
Hohe Ausbildungsstandards
für Kita-Fachkräfte gefordert
Der DBB Beamtenbund und Tarifunion fordert, trotz Fachkräftemangels
die Qualität in der frühkindlichen Bildung zu
sichern und auszubauen. Dauer und qualitative Standards
der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern dürften
nicht angetastet werden. Um Fachkräfte zu gewinnen, rät
der DBB etwa dazu, Quereinstiege in den Beruf zu ermöglichen
und angemessene Entlohnungen zu zahlen.
➔ www.dbb.de
Abbildungen: © Leszek Czerwonka, Natalia Lebedinskaia, Halfpoint / Shutterstock.com
SCHON GEWUSST? | 31
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Die Veranstaltung ist hybrid geplant und wird in Abhängigkeit von
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PROFESSIONAL SCHOOL
32 | RATGEBER
70 JAHRE SPÄTER
Zur Kita-Webseite gehören Bilder
und Videos. Einrichtungen sollten hier
immer die Urheberrechte im Blick haben.
Gastbeitrag Torsten Bornemann
Soll der eigene Internetauftritt attraktiv gestaltet
sein, dann gehören neben Texten auch Bilder
und Videos dazu. Kitas nutzen diesen Weg wie
andere Unternehmen auch, um zu informieren
und um auf sich aufmerksam zu machen – der Alltag
und das Betreuungskonzept lassen sich über
die Webseite schön darstellen. Die Webseite ist ein
Schaufenster in die Einrichtung und der Kita-Alltag
bietet Unmengen an Material zum Präsentieren.
Urheberrechte beachten
Bilder und Fotos sind schnell gemacht und
eingefügt, auch das Hochladen eigener Videos
ist meist einfach. Durch das Einbinden auf der
Homepage betritt der Betreiber allerdings den
öffentlichen Raum, denn alle können die Inhalte
sehen. Das bringt Konsequenzen mit sich: Für
die Inhalte muss sichergestellt sein, dass der Kita
die Erlaubnis für die Veröffentlichung vorliegt. Bei
Texten, Fotos und Videos betrifft dies vor allem die
Frage nach dem Urheber und dessen Rechten.
Denn frei verwendbar, als gemeinfrei bezeichnet,
sind urheberrechtlich geschützte Werke erst 70
Jahre nach dem Tod des Urhebers.
Urheber oder deren Dienstleister können mittlerweile
gut nachverfolgen, wo ihre Bilder auftauchen
oder eingebaut sind. Liegt von ihnen
keine Erlaubnis vor, drohen Abmahnungen und
Schadensersatzforderungen. Im Zweifel sollte die
Kita daher entweder Rechtsrat einholen oder auf
eine Veröffentlichung verzichten und nach Alternativen
suchen. Auch bei Privataufnahmen, auf
denen beispielsweise Kinder aus der Einrichtung
zu sehen sind, muss eine schriftliche Einverständniserklärung
der Eltern vorliegen.
Abbildungen: © Veja, Rawpixel.com / Shutterstock.com, Gossens Rechtsanwälte
RATGEBER | 33
Umtexten kann strafbar sein
Ein weiterer Anwendungsfall, der Urheberrechte verletzen
kann, ist ein umgetextetes Lied, das per Video
aufgenommen und online gestellt wird. Während eine
Aufführung des umgestalteten Liedes innerhalb der
Einrichtung keinen öffentlichen Charakter hat und
unproblematisch ist, gilt das im Internet nicht mehr:
Bearbeitungen oder andere Umgestaltungen eines
Werkes dürfen nur mit Zustimmung des Urhebers
veröffentlicht oder verwertet werden.
Ausnahme: Creative Commons
Es gibt lizenzfreie Inhalte. Diese sind vom Urheber
ausdrücklich zur Verwendung freigegeben und als
sogenannte „freie Lizenzen“ gekennzeichnet, häufig
abgekürzt mit CC für „Creative Commons“. Sind Inhalte
unter solchen Lizenzen veröffentlicht, kann man
sie auf eigenen Webseiten oder in gedruckter Form
verwenden. Die jeweiligen Lizenzbestimmungen
sollten Kitas genau beachten. Denn Rechteinhaber
gibt es auch hier. Diese legen fest, dass
das Werk zum Beispiel nicht verändert oder für
kommerzielle Zwecke genutzt werden darf. Eine
Namensnennung des Urhebers muss immer erfolgen.
Bei Fotos kann eine Verlinkung zur Bildquelle
erforderlich sein.
DER AUTOR
Rechtsanwalt Torsten
Bornemann gibt in
jeder Aus gabe von
Meine Kita Ant worten
auf rechtliche Fragen
aus dem Kita-Alltag.
34 | MEIN BERUF
MEHR ALS MANAGEN
Das Prinzip Leadership bedeutet mehr als Teamführung. Kita-Leitungen
können durch diese Technik alle im Team inspirieren.
Gastbeitrag Eva Weyer
Die Kita-Leitung ist im System der frühkindlichen
Bildung eine zentrale Figur. Leitungskräfte
tragen die Verantwortung sowohl für
die pädagogische Qualität der Kindertageseinrichtung
als auch für deren Organisation.
Sie erstellen Dienst- und Finanzpläne, gestalten
Kommunikationsstrukturen und dienen als Sprachrohr
für Träger und Verwaltung. Zudem geben sie
DIE AUTORIN
Eva Weyer ist Bildungswissenschaftlerin.
Sie arbeitet als Referentin in der
Stiftung „Haus der kleinen Forscher“
und betreut das Projekt „Forum Kita Entwicklung“,
das die Stiftung gemeinsam
mit der Robert-Bosch-Stiftung ins Leben
gerufen hat.
Abbildungen: © photo4passion.at / Shutterstock.com
MEIN BERUF | 35
fachliche Impulse und leiten das pädagogische
Personal an. Die Kita-Leitung bewegt sich an
verschiedenen Schnittstellen zwischen pädagogischen
Fachkräften, dem Träger, Eltern sowie
Kooperationspartnern.
Um diese Anforderungen zu bewältigen und den
Erwartungen an die pädagogische Qualität von
Kitas gerecht zu werden, haben Beraterinnen und
Berater in den vergangenen Jahren Techniken aus
der Wirtschaft in die Kita-Praxis eingeführt. Der
Gedanke: Kitas sollten wie moderne Unternehmen
funktionieren und wirtschaften. Klassische
Managementtechniken sind im Finanzbereich, in
der Zusammenarbeit mit dem Träger oder bei der
Gestaltung von effizienten Arbeitsabläufen hilfreich
und umsetzbar. Als pädagogische Einrichtung hat
die Kita aber andere Ziele als ein Wirtschaftsunternehmen.
Den tieferen Sinn sehen
Leadership kann in Kitas als Ergänzung zu Management
viel erreichen. Der Begriff Leadership
kann mit Führung übersetzt werden, meint aber
viel mehr. Während Führung im Allgemeinen
meint, dass eine Person anordnet, was getan
werden soll, gelten Leader als Vorbilder. Sie
begeistern und unterstützen das ganze Team
und befähigen jedes einzelne Teammitglied zu
wachsen, kompetenter und zufriedener zu werden.
Leitungen sollten daher ihren Mitarbeitenden
gut zuhören, deren Individualität schätzen, einen
tieferen Sinn in ihrer Arbeit sehen und diesen
auch im Team wecken.
Im Gegensatz zu Management geht es bei Leadership
nicht nur um Effizienz bei Arbeitsabläufen,
sondern auch um die Zusammenarbeit mit Menschen.
Das Team bestimmt und erreicht seine
Ziele gemeinsam. Damit die Mitarbeitenden gut
zusammenarbeiten, müssen sie sich als Team
fühlen, sich gegenseitig wertschätzen und unterstützen,
ein gemeinsames Verständnis von ihrer
Arbeit haben und geteilte Werte vertreten. Eine
partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Eltern
wird von einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit
im Team getragen. Eine gemeinsame Vision
von guter Pädagogik stärkt das Teamwork. In
all diesen Feldern stößt Management als Führungsstil
an seine Grenzen, während Leadership
genau hier seine Stärken hat. Wenn sich eine
Kita-Leitung nur als Managerin einer Organisation
versteht, wird sie ihrer Führungsrolle nur zum Teil
gerecht. Der Leadership-Ansatz passt dagegen
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36 | MEIN BERUF
zu dem, was Kita-Leitungen brauchen, um ihre
Rolle in einer pädagogischen Einrichtung voll
auszufüllen.
Dem Team den Rücken freihalten
Kita-Leiterin Katrin Stampf der Kita Spatzennest
im baden-württembergischen Gerstetten beschreibt,
wie sie Leadership lebt. Für sie stehen
Wertschätzung und Miteinander im Vordergrund:
„Als Erzieherin waren für mich die Kinder klar im
Vordergrund. Seitdem ich als Leitung arbeite,
hat sich meine Sichtweise verschoben. An erster
Stelle stehen jetzt meine Erzieherinnen und wenn
es denen gut geht, dann geht es den Kindern
automatisch auch gut.“ An zweiter Stelle stehen
für sie die Eltern. „Sie sollen mit unserem Angebot
zufrieden sein. Ich halte meinem Team den Rücken
frei, sodass sie für die Arbeit am Kind genügend
Zeit haben.“
Das beschreibt, was Kita-Leitung im Sinne von
Leadership bedeutet: die einzelnen Mitarbeitenden
zu kennen und zu befähigen, ihre Stärken
einzubringen und weiterzuentwickeln und das
gemeinsam im Team. Dabei ist für die Mitarbeitenden
klar, welche Aufgaben die Leitung hat und
wo sie sich selbst einbringen können und sollen.
Ein Team, das so arbeitet, schafft ein positives
Arbeitsklima, in dem Menschen gerne arbeiten
und in dem sich Kinder wohlfühlen und sich gut
entwickeln. Bereits im Jahr 2007 hat die Studie
„Effective Leadership in the Early Years Sector“
bestätigt: Arbeiten Leitungskräfte im Sinne von
Leadership mit dem Team erfolgreich an einer einrichtungsspezifischen
Vision, einem gemeinsamen
pädagogischen Verständnis und gemeinsamen
Zielen, entwickeln sich Kinder kognitiv und sozialemotional
besonders gut.
Leadership bedeutet aber auch Handlungsfähigkeit.
Ein Team, das in diesem Sinne zusammenarbeitet,
ist Anforderungen von außen und
ungeplanten Veränderungen nicht schutzlos ausgeliefert,
sondern in der Lage, selbst zu gestalten
und auszuwählen, welche Anforderungen es als
sinnvoll ansieht und wie sie diesen begegnet.
LEADERSHIP IM KITA-ALLTAG
Die Einführung von Leadership im Kita-Alltag
ist herausfordernd. Folgende drei Leadership-
Tipps eignen sich, um den Ansatz auszuprobieren:
• Die Methode der wertschätzenden Erkundung
zeigt, dass es hilfreich ist, sich im
Team ganz auf die Stärken zu konzentrieren.
Das Team sammelt zuerst positive
Erfahrungen und Erfolge, die sie zusammen
erlebt haben. Davon ausgehend entwickeln
alle gemeinsam eine Zukunftsvision, die
bisherige positive Erfahrungen einbezieht.
Dabei gehen sie von der Frage aus: Wie
sieht unsere Zukunft aus, wenn wir weiter
solche Erfolgserlebnisse haben? Schließlich
entwickeln sie einen Plan, welche Schritte
konkret folgen sollen, und setzen diesen um.
• Mit der Kanban-Methode behält das Team
den Überblick über aktuelle Aufgaben und
darüber, wer an was arbeitet. Dazu hängt
man ein Plakat mit drei Spalten auf: Aufgabe,
Bearbeitung, erledigt. In der Spalte
Aufgabe sammelt das Team auf bunten
Zetteln alles, was noch ansteht. Jede Farbe
steht für ein Teammitglied und jedes Teammitglied
klebt dort Zettel mit seinen Aufgaben
auf. Die Zettel wandern eine Spalte
weiter, wenn etwas in Bearbeitung oder
erledigt ist. So sehen alle, wer gerade mit
was beschäftigt ist.
• Einander zu sagen, wofür man dankbar
ist und was man aneinander schätzt, ist
motivierend, schafft ein wertschätzendes
Teamklima und hilft auch in schwierigen
Situationen, einen positiven Blick zu behalten.
Kleine Post- oder Karteikarten sind eine
gute Möglichkeit, dies im Alltag zu tun: Die
ausgefüllten Karten legt man in die Postfächer,
die Fachkräfte lesen sie dann in einer
Runde vor, sammeln sie an einer Wand oder
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Impressum
Herausgeber:
Didacta Ausstellungs- und
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64295 Darmstadt
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