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Meine Kita 04/22

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<strong>Meine</strong><br />

<strong>04</strong><br />

<strong>22</strong><br />

Das didacta Magazin für die frühe Bildung<br />

NOVEMBER / DEZEMBER 20<strong>22</strong> / JANUAR 2023<br />

<strong>22</strong>034 D 2,90 € / AT 3,20 €<br />

Raus aus dem<br />

Schneckenhaus<br />

Kindern aus armen Familien<br />

Teilhabe ermöglichen<br />

BILDUNG<br />

Achtsame<br />

Kommunikation<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Rezepte für<br />

die Adventszeit<br />

MEIN BERUF<br />

Leadership in<br />

der <strong>Kita</strong>


KOSTENFREIE KITA-WEBSEMINARE<br />

<strong>Kita</strong>-Webseminare: Webspecial im November<br />

S<br />

Das erwartet dich vom 15. bis 18. November 20<strong>22</strong>:<br />

A<br />

P R C H F Ö R E R U N G<br />

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Für mehr Informationen<br />

besucht unsere Website<br />

erzieherin-ausbildung.de<br />

oder scannt ganz einfach<br />

den QR-Code.<br />

Sammelt neue Impulse!<br />

Save the date und seid mit dabei!


EDITORIAL<br />

ARMUT BEGEGNEN<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Abbildungen: © Sascha Kreklau; © Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com<br />

es ist unser Anliegen,<br />

aktuelle frühpädagogische<br />

Themen aufzugreifen<br />

und für die<br />

Praxis so aufzubereiten,<br />

dass Kinder in ihrer<br />

Entwicklung gestärkt<br />

werden. Dies ist vor<br />

allem für jene Kinder wichtig, die nicht auf<br />

der Sonnenseite des Lebens aufwachsen.<br />

Dass in einem so wohlhabenden Land wie<br />

Deutschland jedes fünfte Kind unter Armutsverhältnissen<br />

aufwachsen muss, bedaure<br />

ich. Denn Studien haben die mittel- und<br />

langfristigen Effekte von Armut auf die kindliche<br />

Entwicklung und das kindliche Lernen<br />

aufgezeigt. Zahlreiche Bildungsinstitutionen<br />

stellen sich bereits dieser Herausforderung<br />

und entwickeln Handlungskonzepte, wie<br />

Armut so begegnet werden kann, dass sie<br />

nicht zum Schicksal werden muss. Unter<br />

diesem Gesichtspunkt widmet sich diese<br />

Ausgabe auch weiteren wichtigen Themen in<br />

der Frühpädagogik: Wie können<br />

Fachkräfte Bildungsprozesse<br />

für Kinder mit unterschiedlichem<br />

kulturellen Hintergrund<br />

so gestalten, dass<br />

sie die Sprache des Gastlandes<br />

erwerben, ohne auf<br />

die Stärkung der eigenen<br />

kulturellen Identität verzichten<br />

zu müssen? Wie können<br />

Kinder demokratisches Verhalten<br />

im Kindergarten entwickeln?<br />

Warum ist Leadership mehr als nur<br />

die Führung einer Einrichtung? Antworten<br />

liefert Ihnen <strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong>.<br />

Ich wünsche Ihnen Freude beim Lesen und<br />

viele Anregungen für die eigene Praxis.<br />

Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis<br />

Chefredakteur<br />

Neue Web-/Seminare für Erzieher/-innen<br />

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Im Seminar „Zahngesundheits-Tipps für Kids – So bleiben (Kinder-) Zähne gesund“ erhalten Sie viele praktische Tipps zur Zahngesundheit.<br />

Unsere Seminare:<br />

Das Seminar „Zahngesundheits-Tipps für Kids – So<br />

bleiben (Kinder-) Zähne gesund“ richtet sich an pädagogische<br />

Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen<br />

und Grundschulen. Es qualifiziert die Teilnehmer/-<br />

innen für ihre Aufgaben in der Zahngesundheitserziehung,<br />

von der Ernährung über Fluoride bis zur<br />

Früherkennung.<br />

Das Web-Seminar enthält zwei Teile:<br />

Teil 1: Entstehung der Karies und Zahnbetterkrankungen,<br />

Prävention durch Mundhygiene<br />

Teil 2: Die Wirkung der Ernährung auf die Zähne, Prophylaxe<br />

durch Fluoride<br />

Die Web-Seminare sind jeweils zwei Stunden und<br />

qualifi zieren Sie für Ihre Aufgaben in der Zahngesundheitserziehung<br />

rund um die Zahngesundheit, die zahngesunde<br />

Ernährung, die Wirkung der Fluoride und die<br />

Früherkennung. Das Präsenz-Seminar verbindet beide<br />

Teile der Web-Seminare in einem Tagesseminar und<br />

bietet zudem noch einen praktischen Teil. Die Teilnahme<br />

an den Seminaren ist kostenlos. Fahrt- und<br />

Verpfl egungskosten werden bei Präsenzveranstaltungen<br />

von der LAGZ BW übernommen.<br />

Web-Seminartermine 2023<br />

Mi, 15.02.2023, 9-11 Uhr (Web-Seminar Nr. 23),<br />

Teil 1 • Di, 18.<strong>04</strong>.2023, 14-16 Uhr (Web-Seminar<br />

Nr. 24), Teil 2 • Mi, 21.06.2023, 9-11 Uhr (Web-Seminar<br />

Nr. 25), Teil 1 • Di, 12.09.2023, 14-16 Uhr (Web-<br />

Seminar Nr. 26), Teil 2 • Do, 26.10.2023, 9-11 Uhr<br />

(Web-Seminar Nr. 27), Teil 1 • Mi, 13.12.2023,<br />

9-11 Uhr (Web-Seminar Nr. 28), Teil 2<br />

Präsenz-Seminartermine 2023<br />

Mi, 08.02.2023, 9-16 Uhr • Do, 09.03.2023, 9-16 Uhr •<br />

Di, 25.<strong>04</strong>.2023, 9-16 Uhr • Do, 25.05.2023, 9-16 Uhr •<br />

Di, 27.06.2023, 9-16 Uhr • Di, 26.09.2023, 9-16 Uhr •<br />

Di, 10.10.2023, 9-16 Uhr<br />

Info und Anmeldung: Landesarbeitsgemeinschaft<br />

für Zahngesundheit Baden-Württemberg e. V. |<br />

Heßbrühlstr. 7 | 70565 Stuttgart | +49 711 <strong>22</strong> 29<br />

66 18 | info@lagz-bw.de | www.lagz-bw.de


2 | INHALT<br />

Inhalt<br />

Das didacta Magazin für die frühe Bildung<br />

Titelthema<br />

Armutssensibles Handeln<br />

4 Raus aus der Armutsspirale<br />

Modellprojekt in Gelsenkirchen für<br />

armutssensibles Handeln<br />

8 Gummistiefel für alle<br />

Praxisideen für armutssensibles<br />

Handeln<br />

12 Mathe hochbegabt,<br />

Deutsch ungenügend<br />

Kinder mit Potenzial fördern<br />

<br />

Rezepte, die<br />

die interkulturelle<br />

Bildung stärken,<br />

ab Seite<br />

16<br />

Für die Praxis<br />

16 Smachnoho …<br />

Rezeptideen für die Weihnachtszeit<br />

18 Weg mit der Deko!<br />

Raumgestaltung in der <strong>Kita</strong><br />

20 Schon gewusst?<br />

Wissenswertes in Kürze<br />

<br />

Bildung<br />

<strong>22</strong> „Bei uns wird Deutsch<br />

gesprochen!“<br />

Achtsame Kommunikation bei<br />

bilingual aufwachsenden Kindern<br />

Über Mehrsprachigkeit<br />

in der<br />

<strong>Kita</strong>, ab Seite<br />

<strong>22</strong><br />

26 Lasst die Kinder mitbestimmen!<br />

Demokratiebildung in der <strong>Kita</strong><br />

30 Schon gewusst?<br />

Wissenswertes in Kürze


VOM TRÄUMEN ZUM SPIELEN<br />

www.meine-kita.de | 3<br />

HUCK SPIELGERÄTE<br />

Ratgeber<br />

32 70 Jahre später<br />

Rechtsanwalt Torsten Bornemann<br />

über Urheberrechte<br />

1<br />

KUNDEN-<br />

WUNSCH<br />

<br />

Mein Beruf<br />

2 ENTWICKLUNG<br />

3D-SKIZZE<br />

34 Mehr als managen<br />

Das Prinzip Leadership für<br />

die Teamführung<br />

38 Stellenmarkt<br />

Job-Angebote und Gesuche<br />

40 Impressum<br />

3<br />

PRODUKTION<br />

SPIELGERÄTE<br />

Wie Bilder zum<br />

rechtlichen Problem<br />

werden können,<br />

ab Seite<br />

32<br />

4FERTIGER<br />

SPIELPLATZ!<br />

Die nächste Ausgabe erscheint im Februar 2023.<br />

HUCK Seiltechnik GmbH<br />

www.huck-spielgeraete.de<br />

Telefon +49 6443 8311-0<br />

KATALOG<br />

20<strong>22</strong>-2023


4 | TITELTHEMA<br />

RAUS AUS DER ARMUTSSPIRALE<br />

Immer mehr Kinder sind von Armut betroffen. Ein Projekt in<br />

Gelsenkirchen fördert diese Kinder besonders und zeigt, was durch<br />

Willen, Geld und armutssensibles Handeln möglich ist.<br />

Text und Interview Roman Eisner<br />

In Ückendorf leben 20 000 Menschen, fast<br />

jedes zweite Kind dort wächst in einer Hartz-<br />

IV-Familie auf. Sie sind arm. Ückendorf ist<br />

ein Stadtteil von Gelsenkirchen, mitten im<br />

Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen. In keiner<br />

anderen deutschen Großstadt sind Kinder derart<br />

von Armut betroffen wie in Gelsenkirchen, wie<br />

Zahlen des Bundessozialministeriums zeigen.<br />

Als armutsgefährdet gelten Kinder, wenn sie<br />

in Haushalten aufwachsen, die weniger als 60<br />

Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens<br />

zur Verfügung haben. Dieses durchschnittliche<br />

Haushaltseinkommen betrug im Jahr 2021<br />

monatlich 2165 Euro netto. Insgesamt lag der<br />

Anteil der armutsgefährdeten Minderjährigen in<br />

Deutschland 2021 bei 20,8 Prozent – ein neuer<br />

Höchstwert. Urlaube am Meer, Kinobesuche,<br />

neue Spielsachen oder ein Fahrrad: All diese<br />

Dinge können sich armutsbetroffene Familien<br />

kaum leisten.<br />

Auch in Gelsenkirchen nicht. Um dort Chancengleichheit<br />

für alle Kinder zu bieten, hat die<br />

RAG-Stiftung 2019 zusammen mit der Stadt<br />

Gelsenkirchen das Modellprojekt ZUSI – eine<br />

Abkürzung für „Zukunft früh sichern“ – ins Leben<br />

gerufen. Durch finanzielle Mittel in Höhe von 2<br />

Millionen Euro war es unter anderem möglich,<br />

sieben zusätzliche pädagogische Fachkräfte an<br />

sieben Ückendorfer <strong>Kita</strong>s zu schicken. Diese<br />

Bildungsbegleiter betreuten 136 Kinder im Alter<br />

von vier Jahren bis zum Übergang in die Grundschule.<br />

Rund 60 Prozent dieser Kinder wachsen<br />

in Familien auf, die auf staatliche Unterstützung<br />

angewiesen sind.<br />

Alle Gespräche sind wichtig, auch<br />

die zwischen Köchin und Kind<br />

Das hat einen negativen Einfluss auf die Entwicklung<br />

der Kinder: Kinder aus armen Familien<br />

erreichen im Durchschnitt nur 50 Prozent des<br />

altersgemäßen Entwicklungsniveaus laut dem<br />

ZUSi-Zwischenbericht. Im Vergleich: Kinder aus<br />

nicht armen Familien erreichen 70 Prozent. Die<br />

Bildungsbegleiter haben zu Beginn des Modellprojekts<br />

jedes einzelne der 136 Kinder zu Hause<br />

besucht und Interviews mit ihnen geführt. Auch<br />

Küchenangestellte und Hausmeister der <strong>Kita</strong> waren<br />

für das Projekt sensibilisiert. „Die Gespräche eines<br />

Kindes mit der Köchin oder dem Hausmeister sind<br />

Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com


TITELTHEMA | 5<br />

andere als mit einer Erzieherin. Kinder geben dabei<br />

andere Dinge aus ihrem Leben preis“, erklärt<br />

Sebastian Gerlach, der das ZUSi-Projekt für die<br />

Gelsenkirchener Kindertagesbetreuung „Ge<strong>Kita</strong>“<br />

koordiniert. So hat das <strong>Kita</strong>-Team gemeinsam<br />

den individuellen Förderbedarf eines jeden Kindes<br />

festgestellt und passgenaue Angebote konzipiert<br />

– in den Bereichen Sprachförderung, soziale<br />

Kompetenzen, kognitive Entwicklung sowie<br />

Grob- und Feinmotorik. Die <strong>Kita</strong>s kooperieren<br />

dafür auch mit Gelsenkirchener Musikschulen,<br />

Sportvereinen und Grundschulen. So kommt in<br />

jede ZUSI-<strong>Kita</strong> einmal pro Woche Dozierende<br />

der städtischen Musikschule und musiziert mit<br />

den Kindern. „Wir haben dadurch Talente entdeckt,<br />

die sonst verborgen geblieben wären.<br />

Ein Kind mit Migrationshintergrund, das zum<br />

Beispiel noch wenig Deutschkenntnisse hat, hat<br />

vielleicht ein unglaubliches musikalisches Talent,“<br />

sagt Gerlach. Tut ein Kind sich schwer, Freunde<br />

zu finden, sind andere Maßnahmen zielführend,<br />

wie Gerlach berichtet: „Dann laden wir die Kinder<br />

mit ihren Eltern zu Spielenachmittagen ein, wo<br />

sie Kontakte knüpfen können“. Darum geht es<br />

bei ZUSI: Defizite, aber auch versteckte Talente<br />

bei den Kindern festzustellen und entsprechende<br />

kostenfreie Maßnahmen zu ermöglichen.<br />

Versteckte Schränke gegen Scham<br />

Ein weiteres kostenfreies Angebot sind Tauschschränke,<br />

die in allen ZUSI-<strong>Kita</strong>s stehen. Hier haben<br />

Eltern die Möglichkeit, Kleidung abzugeben<br />

und durch andere Kleidung aus dem Schrank zu<br />

tauschen, wenn ihr Kind eine neue Kleidergröße<br />

braucht. Diese Schränke stehen an Plätzen, die<br />

nicht alle sehen können, so dass sich niemand<br />

beobachtet fühlt und keine Gerüchte entstehen.<br />

„Das ist armutssensibles Handeln. Die Angebote<br />

so zu strukturieren, dass sie nicht stigmatisierend<br />

sind,“ betont Gerlach. Außerdem haben alle <strong>Kita</strong>s<br />

Regenjacken, Matschhosen oder Gummistiefel<br />

gekauft. So können alle Kinder an den Outdoor-<br />

Aktivitäten teilnehmen, egal ob sie von ihren<br />

Familien wettergemäße Kleidung erhalten oder<br />

nicht. Zum armutssensiblen Handeln gehöre laut<br />

Gerlach auch, immer zu prüfen, ob <strong>Kita</strong>-Ausflüge<br />

mit Kosten verbunden sind und Wege zu finden,<br />

allen Kindern diese Ausflüge zu ermöglichen.<br />

ausgelegt. Nur wenige Kinder durften die Notbetreuung<br />

in Anspruch nehmen. Die Bildungsbegleiter<br />

lieferten den Kindern Materialien zur<br />

Vorbereitung auf die Grundschule, aber auch<br />

Spiele und Bilderbücher nach Hause. Doch die<br />

<strong>Kita</strong>-Fachkräfte entwickelten auch andere Ideen,<br />

um die Kinder trotz der Distanz zu fördern, wie<br />

Gerlach erzählt: „Wir haben Videos erstellt, in<br />

denen wir Experimente gefilmt, Geschichten vorgelesen<br />

oder eine Yoga-Stunde aufgezeichnet<br />

haben – und das in verschiedenen Sprachen,<br />

sodass wir alle Kinder erreichen.“<br />

Die 136 Kinder, die seit 2019 am ZUSI-Projekt<br />

teilgenommen haben, kamen 2021 in die Grundschule.<br />

Dass viele der armutssensiblen Fördermaßnahmen<br />

trotz Coronapandemie erfolgreich<br />

waren, macht Gerlach auch am Feedback der<br />

Grundschulen fest: „Die Grundschulen haben<br />

uns zurückgemeldet, dass die ZUSI-Kinder<br />

sehr gut vorbereitet waren auf den Übergang.“<br />

Auch nach dem Projekt wollen Ückendorfer<br />

<strong>Kita</strong>s Wege finden, die Fördermaßnahmen für<br />

armutsbetroffene Kinder weiterhin kostenfrei<br />

anzubieten. Und sie geben ihr Wissen zu armutssensiblem<br />

Handeln an alle Gelsenkirchener<br />

<strong>Kita</strong>s weiter.<br />

Die RAG-Stiftung mit Sitz in Essen übernimmt<br />

die Finanzierung der sogenannten<br />

Ewigkeitsaufgaben des Steinkohlenbergbaus,<br />

etwa Grundwasserreinigung. Sie<br />

engagiert sie auch in den Bereichen<br />

Bildung, Wissenschaft und Kultur in<br />

den ehemaligen Bergbauregionen. Der<br />

wissenschaftliche Abschlussbericht zu<br />

dem von der RAG-Stiftung finanzierten<br />

ZUSI-Projekt erscheint im Frühling 2023.<br />

Eine weitere Kohorte an ZUSI-Kindern<br />

wird 2023 eingeschult, dann endet das<br />

Projekt. Folgeprojekte wie „ZUSi geht in<br />

die Grundschule“ und „ZUSi 2.0“ laufen<br />

bereits.<br />

Vorlesen und Yoga per Video<br />

Die Förderangebote während der Coronapandemie<br />

weiterzuführen, hat die Verantwortlichen<br />

vor Herausforderungen gestellt. Das Projekt<br />

war nicht auf Lockdowns und Distanzbetreuung


6 | TITELTHEMA<br />

Irina Volf ist Psychologin,<br />

sie leitet am Institut für<br />

Sozialarbeit und Sozialpädagogik<br />

in Frankfurt am<br />

Main den Bereich Armut.<br />

Mit ihrem Team am ISS<br />

begleitet und evaluiert sie<br />

das Projekt ZUSI.<br />

„FACHKRÄFTE WÜNSCHEN<br />

SICH IMPULSE ZU ARMUTS­<br />

SENSIBLEM HANDELN“<br />

Durch Inflation und Energiekrise ist das Geld<br />

knapper denn je. Psychologin Irina Volf über<br />

armutssensibles Handeln in <strong>Kita</strong>s.<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong>: Vor welchen Herausforderungen<br />

stehen <strong>Kita</strong>s, vor allem in sozial hoch<br />

belasteten Stadtteilen?<br />

Irina Volf: In diesen Stadtteilen wohnen oft<br />

Familien mit einem niedrigen Bildungsniveau,<br />

Migrationshintergrund und eingeschränkten<br />

Sprachkenntnissen. Kinder, die in Familien mit<br />

drei Geschwistern oder mehr oder mit Migrationshintergrund<br />

aufwachsen, sind häufiger<br />

von Armut betroffen. Und wir wissen aus der<br />

Forschung: Kinder, die in armutsbetroffenen<br />

oder -gefährdeten Familien aufwachsen, werden<br />

über einen kürzeren Zeitraum institutionell<br />

betreut: Sie kommen später in die <strong>Kita</strong> und<br />

besuchen sie auch weniger Stunden in der<br />

Woche.<br />

Mit welchen Auswirkungen?<br />

Diese Kinder profitieren weniger von der Sprachförderung,<br />

vom Miteinander mit anderen Kinder<br />

und von den Bewegungsangeboten der <strong>Kita</strong>s.<br />

Das hat negative Auswirkungen auf die Entwicklung<br />

dieser Kinder.<br />

Sind <strong>Kita</strong>-Fachkräfte ausreichend<br />

geschult in armutssensiblem<br />

Handeln?<br />

Leider nicht, deswegen<br />

wünschen sie sich Impulse<br />

und Tipps dazu.<br />

Vor dem Hintergrund<br />

der Energiekrise und der Inflation sind die <strong>Kita</strong>-<br />

Mitarbeitenden zunehmend damit konfrontiert,<br />

mit solchen armutsgefährdeten und -betroffenen<br />

Familien umzugehen.<br />

Welche armutssensiblen Maßnahmen<br />

sind besonders wirksam?<br />

Den Kindern beispielsweise für eine Woche Spiele<br />

auszuleihen, etwa Karten- und Brettspiele. Spiele<br />

sind zentral für die Entwicklung von Kindern. Wenn<br />

das Kind ein Spiel aus der <strong>Kita</strong> mitbringt und den<br />

Eltern zeigt, es Spiel geht, verbringt es dadurch<br />

viel Zeit mit ihnen oder den Geschwistern. Das<br />

hat großes Potenzial für die Förderung der Kinder.<br />

Welche weiteren Angebote empfehlen Sie?<br />

Ein anderes Angebot ist beispielweise das Waldprojekt.<br />

Vielen Kindern in armutsbetroffenen Familien<br />

fehlt es an Möglichkeiten, sich zu bewegen,<br />

in sozial belasteten Stadtteilen toben die Kinder<br />

meist nur auf den Spielplätzen, die sich häufig in<br />

desolatem Zustand befinden. Im Wald können<br />

sich die Kinder in der Natur ausprobieren oder die<br />

Namen von Bäumen und Pflanzen lernen. Auch<br />

das ist Sprachförderung.<br />

Warum ist das so wichtig?<br />

Weil viele Kinder von der Corona-Notbetreuung<br />

nicht profitiert haben und im Bereich Sprache<br />

von ihren Familien zuhause nicht bedarfsgerecht<br />

unterstützt werden konnten. Die individuelle<br />

Sprachförderung sollte in den <strong>Kita</strong>s einen hohen<br />

Stellenwert einnehmen, insbesondere in sozial<br />

belasteten Stadtteilen, wo viele der <strong>Kita</strong>-Kinder<br />

einen Migrationshintergrund haben und zu Hause<br />

kein Deutsch gesprochen wird. Das ist wichtig,<br />

um am sozialen und kulturellen Leben teilzunehmen.<br />

Wenn Kinder in den ersten Lebensjahren<br />

eingeschränkte soziale und kulturelle Teilhabe<br />

erfahren, dann fällt es ihnen später schwer, sich<br />

aus eigener Motivation für anspruchsvolle und<br />

neue Erlebnisse zu entscheiden.<br />

Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com; Anastasia Kalinina


TITELTHEMA | 7<br />

machen, Theater oder Schach spielen – dann<br />

entscheiden sich die Kinder aus armutsbetroffenen<br />

Familien eher für Tätigkeiten, mit denen<br />

sie vertraut sind: draußen spielen, basteln oder<br />

malen. Und die Kinder, die regelmäßig mit ihren<br />

Familien Kino, Theater oder Konzerte besuchen,<br />

die zeigen sich motivierter für solche Aktivitäten<br />

und erreichen dementsprechend auch bessere<br />

Entwicklungsniveaus.<br />

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?<br />

Wenn die Kinder in einer <strong>Kita</strong> die Möglichkeit<br />

haben zu entscheiden, was sie am Nachmittag<br />

machen – etwa freies Spiel, basteln, malen, Musik<br />

Wie können <strong>Kita</strong>s hier helfen?<br />

Man darf hier nicht einfach sagen: „Ok, das Kind<br />

hat kein Interesse an anderen Aktivitäten.“ Aus<br />

armutssensibler Perspektive muss man fragen:<br />

„Warum entscheidet sich dieses Kind immer nur für<br />

das Spielen draußen? Gibt es Berührungsängste?“<br />

Vielleicht hat das Kind nicht das Vokabular, um<br />

sich an solchen Angeboten auf Augenhöhe mit<br />

anderen Kindern zu beteiligen. Das ist Teil des<br />

Bildungsauftrages der <strong>Kita</strong>s, kulturelle und soziale<br />

Teilhabe zu gewährleisten.<br />

©istockphoto.com/ ruizluquepaz, alexmak72427<br />

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8 | TITELTHEMA<br />

GUMMISTIEFEL FÜR ALLE<br />

Spielverleihe, Tauschbörse, Waldwoche – armutssensibles Handeln lässt<br />

sich in vielen Bereichen in der <strong>Kita</strong> umsetzen. <strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong> stellt Beispiele<br />

aus dem Gelsenkirchener Projekt „Zukunft früh sichern!“ vor.<br />

Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas,<br />

Anastassiya Bezhekeneva / Shutterstock.com


TITELTHEMA | 9<br />

Kindergeburtstag<br />

armutssensibel gestalten<br />

Die Gelsenkirchener Kindertageseinrichtungen<br />

des Modellprojektes „ZUSi – Zukunft<br />

früh sichern!“ (mehr dazu auf Seite<br />

4) gestalten seit 2019 armutssensible<br />

frühe Bildung, beispielsweise indem sie<br />

Kindergeburtstage anders abhalten als<br />

früher. Manche Kinder feierten früher keinen<br />

Geburtstag. Andere wurden nicht zur<br />

Geburtstagsfeier eingeladen, wieder andere<br />

luden ihre Freunde ein, aber nicht alle ihrer<br />

Freunde kamen. Ein Grund dafür ist Armut.<br />

Fanden die Geburtstagsfeiern in der <strong>Kita</strong><br />

statt, zeigte sich, dass die Vorgabe der<br />

<strong>Kita</strong>, etwas mitzubringen, für viele Familien<br />

ein Problem darstellte. Wenn die <strong>Kita</strong> soziale<br />

Teilhabe fördern und armutssensibel<br />

handeln möchte, muss die gemeinsame<br />

Aktivität im Vordergrund stehen. Die Kinder<br />

gestalten beispielsweise die Einladung zur<br />

Feier, backen einen Kuchen und übernehmen<br />

bei der Feier verschiedene Aufgaben.<br />

Auf Geschenke wird verzichtet.<br />

Was lässt sich damit erreichen?<br />

• Der Geburtstag eines jeden Kindes wird<br />

unabhängig von den materiellen Ressourcen<br />

der Familien gefeiert, sodass sich<br />

jedes Kind wertgeschätzt fühlt.<br />

• Durch die Geburtstagsfeier wird das Kind<br />

in seinen Selbstbehauptungskompetenzen<br />

gestärkt – das Kind traut sich zum<br />

Beispiel, als Gastgeber vor eine Gruppe<br />

zu treten.<br />

• Durch eine gemeinsame Geburtstagsfeier<br />

werden die sozialen und kulturellen<br />

Kompetenzen der Kinder gefördert.


10 | TITELTHEMA<br />

EINRICHTEN EINER TAUSCHBÖRSE<br />

Tauschbörsen und ein Wechselkleiderfundus verbessern den<br />

Zugang zu materiellen Gütern und damit zur Teilhabe. Konkret:<br />

Jedes Kind sollte Gummistiefel und eine Winterjacke haben,<br />

um draußen zu spielen. Wenn sich Eltern keine Spiele und<br />

Bücher leisten können, dann sollten sie sich diese Dinge in<br />

der <strong>Kita</strong> leihen können, ohne dafür stigmatisiert zu werden.<br />

Lösungsvorschlag: Im Eingangsbereich der <strong>Kita</strong> wird in einer<br />

Ecke ein Schrank oder ein Regal aufgebaut. Das Möbelstück<br />

dient dem Austausch von Kleidungsstücken, Schuhen und<br />

Spielsachen. Die Tauschbörse soll möglichst schön und<br />

einladend gestaltet werden, etwa durch eine Lichterkette<br />

oder schöne Kleiderbügel.<br />

Jede Person soll im Vorbeigehen ohne hohen Aufwand und<br />

mit möglichst geringem Schamgefühl einen Blick in die Auslage<br />

werfen und etwas mitnehmen können. Eltern haben die<br />

Möglichkeit, nicht mehr benötigte Dinge im Sinne des armutssensiblen<br />

Handelns und der Nachhaltigkeit zu spenden oder<br />

auch, sie mitzunehmen und weiterzuverwenden. Fachkräfte<br />

sollten die Tauschbörse bei den Eltern persönlich bewerben.<br />

Waldwoche für mehr<br />

Bewegung<br />

Gerade für Stadtkinder oder Kinder<br />

mit weniger Bewegungsmöglichkeiten<br />

ist das Spiel in der freien Natur ein<br />

wichtiger Ausgleich, etwa in regelmäßigen<br />

Projektwochen im Wald. Beim<br />

Klettern, Springen und Balancieren<br />

werden die Kinder in ihrer körperlichen<br />

Ausdauer sowie in ihrer Grob- und<br />

Feinmotorik gestärkt. Die Waldpädagogik<br />

deckt darüber hinaus die Bandbreite<br />

der kindlichen Interessen- und<br />

Entwicklungsbereiche ab. So fördert<br />

sie etwa die sprachliche Entwicklung<br />

und die soziale Kompetenz und bietet<br />

ein anregungsreiches Erfahrungsfeld<br />

zum Forschen und Experimentieren.<br />

Der Aufenthalt im Wald trägt außerdem<br />

zur seelischen Gesundheit von<br />

Kindern bei.<br />

Als Ausstattung benötigen die Kinder<br />

je nach Jahreszeit Matschhosen und<br />

Gummistiefel. Kinder, die keine angemessene<br />

Kleidung haben, werden aus<br />

einem Wechselkleiderfundus der <strong>Kita</strong>s<br />

versorgt. Da ein einzelner Tag im Wald<br />

nur einen Ausflugscharakter bietet, soll<br />

eine ganze Woche dazu führen, dass<br />

die Kinder im Wald aufblühen und ein<br />

„Spielflow“ entstehen kann.<br />

Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com; Gelsenkirchener Kindertagesbetreuung


TITELTHEMA | 11<br />

Gruppenstunde zur Förderung<br />

der Resilienz<br />

Die seelische Widerstandsfähigkeit im Umgang<br />

mit schwierigen Lebenssituationen<br />

soll durch regelmäßige Kleingruppenstunden<br />

der Projektkinder gefördert werden.<br />

Dabei stehen das Vorlesen und Erzählen<br />

von resilienzfördernden Geschichten im<br />

Vordergrund. Märchen eignen sich zur<br />

Resilienzförderung. Verschiedene Gefühle,<br />

Mut und Tapferkeit, Fairness und Gerechtigkeit<br />

aber auch neue Situationen, Konflikte<br />

– all das taucht, wenn auch anders<br />

verpackt, in Märchen auf und kann somit<br />

mit und durch Märchen mit Kindern thematisiert<br />

und bearbeitet werden.<br />

Von Profis für Profis<br />

Wir sind Ihr Partner für eine saubere<br />

und hygienische Kinder-Umgebung.<br />

Kinder haben so die Chance, Modelle zu<br />

finden, wie sie Probleme lösen, Verantwortung<br />

übernehmen und Krisen überwinden<br />

können. Die Geschichten bieten<br />

eine Entlastung vom stressigen Alltag der<br />

Kinder. Die sozial-emotionale Entwicklung<br />

soll zudem durch regelmäßige Aktivitäten,<br />

die sich mit dem Umgang von Gefühlen<br />

befassen, durch den Einsatz kooperativer<br />

Spiele und durch das Erlernen von Konfliktlösestrategien<br />

unterstützt werden.<br />

Finden Sie weitere Informationen sowie<br />

unseren kostenlosen Reinigungsleitfaden<br />

für Kindergärten & Krippen online unter:<br />

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Weitere Literaturtipps:<br />

Der Löwe in dir – Rachel Bright,<br />

Henri, der mutige Angsthase –<br />

Nicola Kinnear,<br />

Trau dich, sag was! – Peter H. Reynolds,<br />

Du gehörst zu uns oder Jeder ist ein bisschen<br />

anders – Julia Volmert,<br />

Mina entdeckt eine neue Welt – Sandra<br />

Niebuhr-Siebert<br />

DIESE UND WEITERE<br />

PRAXISIDEEN FINDEN SICH IN<br />

der Broschüre „Armutssensibles<br />

Handeln in Kindertageseinrichtungen“,<br />

Beispiele und Ergebnisse<br />

aus dem Modellprojekt<br />

„Zukunft früh sichern“:<br />

Jetzt im Fachwirt Erziehungswesen durchstarten und<br />

im Anschluss durch ein berufsbegleitendes Bachelor-<br />

Studium das Wissen vertiefen.<br />

Deutschlandweit. Das ist Kolping.<br />

Bildung<br />

ohne<br />

Grenzen<br />

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AKADEMIE


12 | TITELTHEMA<br />

MATHE HOCHBEGABT,<br />

DEUTSCH UNGENÜGEND<br />

Einkommensarmut der Eltern kann die Potenzialentfaltung<br />

der Kinder verhindern. Nicht aber, wenn Schule und <strong>Kita</strong><br />

eng zusammenarbeiten, um Begabungen zu fördern.<br />

Gastbeitrag Nadine Seddig und Lisa Pohlmeier<br />

Abbildungen: © Rawpixel.com, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com; Karg-Stiftung


TITELTHEMA | 13<br />

DIE AUTORINNEN<br />

Nadine Seddig ist Erziehungswissenschaftlerin<br />

und Leiterin<br />

des Ressorts <strong>Kita</strong> der Karg-<br />

Stiftung. Ihre Arbeitsschwerpunkte<br />

sind die Qualifizierung<br />

pädagogischer Fachkräfte in der<br />

frühen Begabungs- und Begabtenförderung.<br />

Lisa Pohlmeier ist Kindheitspädagogin<br />

und Projektleitung im<br />

Ressort <strong>Kita</strong> der Karg-Stiftung.<br />

Sie hilft Kindertageseinrichtungen<br />

dabei, sich bei der Begabten-<br />

und Begabungsförderung<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Alessio ist zehn Jahre alt. Er besucht die vierte<br />

Klasse einer Grundschule in Mühlenberg, einem<br />

Stadtteil von Hannover – dieser gilt als sozialer<br />

Brennpunkt. Bald wird Alessio in die fünfte<br />

Klasse des Gymnasiums gehen. Er ist mathebegabt<br />

und konnte schon als Vorschulkind im Zahlenraum<br />

bis 100 addieren und subtrahieren. Sorge bereitet<br />

Alessio jedoch das Fach Deutsch, er kann nicht so<br />

gut Deutsch sprechen und hat dadurch Probleme mit<br />

Rechtschreibung und Grammatik. Aber Alessio ist<br />

selbstbewusst und weiß, was er sich zutrauen kann<br />

und wo er sich vielleicht auch mal Hilfe holen muss.<br />

Bewerben Sie sich zum Sommersemester 2023<br />

von Anfang November bis 15.01.2023!<br />

Berufsintegrierende Bachelor-Fernstudiengänge<br />

für Erzieherinnen und Erzieher<br />

Bildungs- und Sozialmanagement mit Schwerpunkt<br />

frühe Kindheit (B.A.)<br />

Zielgruppe: Leitungspersonal von <strong>Kita</strong>s und Erzieherinnen / Erzieher<br />

die eine Leitungsposition mit pädagogischen und betriebswirtschaftlichen<br />

Inhalten anstreben. Inklusive: Staatl. Anerkennung zur Sozialpädagogin<br />

/ zum Sozialpädagogen<br />

Info- und<br />

Schnuppertag<br />

am 03.12.20<strong>22</strong><br />

an der HS KO<br />

Pädagogik der Frühen Kindheit (B.A.)<br />

Zielgruppe: Erzieherinnen und Erzieher, die ihr<br />

Wissen im Bereich Frühpädagogik auf wissenschaftlichem<br />

Niveau vertiefen möchten. Inklusive:<br />

Staatl. Anerkennung zur Sozialpädagogin / zum Sozialpädagogen<br />

Informationen unter: www.zfh.de | www.kita-studiengang.de<br />

Dass Alessios bisheriger Bildungsverlauf so positiv<br />

verlief, ist nicht selbstverständlich. Denn Alessios<br />

Familie ist arm, hat einen Migrationshintergrund<br />

und spricht deswegen zu Hause wenig Deutsch.<br />

Einen großen Anteil an seinem bisherigen positiven<br />

Bildungsverlauf hat die <strong>Kita</strong>, die Alessio besuchte.<br />

Sie arbeitet inklusiv, fördert Begabungen und ist<br />

stärkenorientiert. Als er im Alter von vier Jahren in die<br />

Einrichtung kam, sprach Alessio kaum ein Wort. Dennoch<br />

fiel seiner Erzieherin seine Mathebegabung auf.<br />

Eine Psychologin stellte bei einem Test Erstaunliches<br />

fest: Im Bereich Sprachverständnis hat Alessio große<br />

Lücken, in Mathematik sind seine Kompetenzen<br />

dagegen überdurchschnittlich, auf dem Niveau einer<br />

Hochbegabung. Denn: Dass ein Vierjähriger bis 100<br />

rechnen kann, ist außergewöhnlich.<br />

Camp Nsovi<br />

Mobile <strong>Kita</strong>-Domizile, Mobile Klassenräume, Mobile Treffpunkte<br />

Camp Nsovi<br />

Eltern überrascht über Begabungen<br />

Die <strong>Kita</strong> von Alessio begann, die Einschätzung der<br />

Psychologin sowie die pädagogischen Beobachtungen<br />

als Grundlage für eine inklusive und individuelle<br />

Förderplanung zu nutzen. In Teamsitzungen überlegten<br />

die Fachkräfte, wie genau Alessio im Bereich<br />

Sprache gefördert werden könnte, damit er gleichzeitig<br />

Rathschlag GmbH<br />

Löhnberger Hütte 1 · 35792 Löhnberg<br />

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14 | TITELTHEMA<br />

sein Potenzial im mathematischen Bereich besser<br />

entfalten kann. Die pädagogischen Fachkräfte begannen,<br />

Spiele und Aktivitäten zusammenzustellen,<br />

die Alessio förderten und forderten. So bastelten sie<br />

das Modell einer Sonnenuhr, um es anschließend<br />

im Garten in Groß nachzubauen. Brettspiele zum<br />

Thema Zeit und Zahlen boten einen Anlass, um<br />

Alessio sprachlich anzuregen. Da die Eltern wenig<br />

Geld hatten, liehen sie ihnen Spiele und Materialien<br />

aus. Das förderte wiederum die Kommunikation<br />

mit den Eltern, die überrascht waren, über welche<br />

mathematischen Fähigkeiten ihr Sohn verfügt.<br />

Begabungsfreundlich fördern<br />

Von begabungsfreundlicher, inklusiver und individueller<br />

Förderung können alle Kinder – egal welche<br />

Lebensgeschichte sie mitbringen – profitieren. Sie<br />

trägt spezifischen Lernbedürfnissen von Kindern<br />

Rechnung. Das ist insbesondere für Kinder wie<br />

Alessio wichtig, wenn Eltern wenig Geld für eine<br />

Freizeitförderung haben. Bildung ist ein wichtiger<br />

Baustein, um die Armutsspirale zu durchbrechen,<br />

wie Studien wie „Armutsfolgen für Kinder und<br />

Jugendliche“ der Bertelsmann Stiftung zeigen.<br />

Begabungsfreundlichkeit bedeutet, stärkenorientiert<br />

auf Kinder zu schauen und den Blick auf ihre<br />

Potenziale zu richten. Bei individueller Förderung<br />

geht es darum, die Motivation von Kindern aufrecht<br />

zu erhalten und zu steigern, ihre eigene<br />

Bildungs- und Lernbiografie mitzugestalten. Dazu<br />

gehört der multiprofessionelle Austausch – wie<br />

im Team von Alessios <strong>Kita</strong> mit einer Psychologin.<br />

In <strong>Kita</strong>s kommt es darauf an, die Lernumgebung<br />

und die eingesetzten Methoden kreativ zu gestalten.<br />

Das Ziel muss sein, viele Möglichkeiten dafür<br />

anzubieten, dass Kinder Erfahrungen sammeln<br />

und lernen können, ihre Interessen auszuleben<br />

und kennenzulernen. Nachdem die Förderung<br />

von Alessio im Alltag praktisch umgesetzt wurde,<br />

zeigten sich deutliche Erfolge. Über die Angebote<br />

zum Thema Zeit und der gemeinsamen Gestaltung<br />

der Sonnenuhr im Garten der <strong>Kita</strong>, wurde Alessios<br />

Motivation geweckt, sich sprachlich mit den anderen<br />

Kindern und den Fachkräften auszutauschen.<br />

Er hatte Freude am Thema und trat gerne mit<br />

anderen darüber in Kommunikation.<br />

<strong>Kita</strong> und Schule<br />

als lernende Gemeinschaft<br />

Als Alessio in die Grundschule kam, wusste er, was<br />

er konnte und wo seine Stärken lagen. Er hatte<br />

schon vor der Einschulung Kontakt zur Grundschule<br />

im Stadtteil, da eine enge Kooperation<br />

zwischen <strong>Kita</strong> und Grundschule bestand. Die<br />

Institutionen arbeiteten nach dem Konzept der Ko-<br />

Konstruktion, also das Lernen in Zusammenarbeit,<br />

und verstanden sich als lernende Gemeinschaft.<br />

Die Lehrkräfte der Grundschule und die Fachkräfte<br />

der <strong>Kita</strong> erarbeiteten ein Lernportfolio für alle Kinder,<br />

das in der <strong>Kita</strong> eingesetzt und anschließend in der<br />

Schule weitergeführt wird. So auch für Alessio. Unter<br />

Einbezug und Eigenaktivität der Kinder werden<br />

in diesem Portfolio die individuellen Lernerfolge<br />

der Kinder festgehalten. Er selbst konnte in dieses<br />

Portfolio hineinschreiben oder malen, was<br />

er aus seiner Sicht gelernt hatte. Dabei kam es<br />

nicht auf das Dokumentieren von Kompetenzen<br />

beim Lesen, Schreiben, Rechnen an, sondern er<br />

durfte alles festhalten, wofür er sich interessierte<br />

oder was er besonders gut fand. So gestaltete<br />

Alessio mehrere Seiten in seinem Portfolio, auf<br />

denen er verdeutlichte, inwiefern eine Sonnenuhr<br />

als Messinstrument für Zeit dienen kann. Alessio<br />

erhielt damit die Chance zu erfahren, wo seine<br />

eigenen Interessen und Stärken liegen und wie er<br />

diese selbst einschätzt. Die Arbeit mit dem Portfolio<br />

bot ihm jedoch auch die Möglichkeit, kritisch<br />

zu hinterfragen, in welchen Bereichen er welche<br />

Lernziele anstreben könnte.<br />

Um Begabungen in der Kindheit zu erkennen und zu<br />

fördern, ist deswegen eine Änderung der Perspektive<br />

notwendig: Fachkräfte, die mit Kindern arbeiten,<br />

sollten ihre Stärken in den Blick nehmen und vermeintliche<br />

Defizite mit Lernangeboten fördern.<br />

Abbildungen: © Talinna, Devita ayu silvianingtyas / Shutterstock.com


Bildungsräume<br />

mit<br />

Mehrwert<br />

Der Blick für das Ganze<br />

lässt das Wesentliche erkennen.<br />

Rückzug<br />

Gruppenpodeste<br />

Unser kompetentes Team aus Fachplaner*<br />

innen, Pädagog*innen, Schreiner*innen<br />

und Visonär*innen unterstützt Sie bei der<br />

Zukunft Ihres Bildungsraumes.<br />

Verlassen Sie sich auf einen immensen<br />

Erfahrungsschatz, ein ganzheitliches Bild<br />

vom Kind und unsere pädagogische<br />

Kompetenz.<br />

Malen<br />

Wickeln + Co<br />

Bewegen<br />

Bildungsräume entstehen, bestehen und<br />

verändern sich. Diese Prozesse begleiten<br />

wir individuell zu jeder Projektphase<br />

gerne von Stunde 0. So übersetzen wir<br />

im Planungsbüro Kameleon Ihre Visionen<br />

in umfassende Planungen. Unabhängig<br />

von der späteren Umsetzung unterstützen<br />

wir Sie dabei Ihre Projekte von Grund<br />

auf kind- und erwachsenengerecht zu<br />

entwickeln. Früh eingebunden arbeiten<br />

unsere Planer*innen bei Neubauprojekten<br />

gemeinsam mit Träger, Architekt*innen<br />

und dem pädagogischen Fachpersonal an<br />

individuellen Raumkonzepten für<br />

zeitgemäße Bildungsräume.<br />

Basislager<br />

Schlafen<br />

Bauen<br />

Flurpodeste<br />

Rollenspiel<br />

Nehmen Sie Kontakt auf!<br />

Wir sind gespannt auf Ihr Projekt.<br />

Lernen Sie uns bei unseren<br />

kostenfreien Webinaren kennen:<br />

kameleon.de/webinar<br />

Am Gries 1 | 95336 Mainleus<br />

Telefon: +49 9<strong>22</strong>9 32896-0<br />

e-mail: info@kameleon.de | www.kameleon.de<br />

facebook.com/kameleonraumkonzepte


16 | FÜR DIE PRAXIS<br />

SMACHNOHO …<br />

… heißt guten Appetit auf Ukrainisch. <strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong> zeigt deutsche<br />

und ukrainische Rezept-Ideen passend zur Vorweihnachtszeit.<br />

Sie sind nicht nur lecker, sondern bringen für ukrainische<br />

Kinder auch ein Stück Heimat in die <strong>Kita</strong>.<br />

Ukrainische Rogaliki<br />

Rogaliki sind eine beliebte Nachspeise in slawischen<br />

Ländern wie Polen, Russland und Ukraine.<br />

Ein Snack für die Weihnachtsfeier<br />

Gebrannte Mandeln schmecken besonders lecker auf dem<br />

Christkindl- und Weihnachtsmarkt? Mit diesem Rezept<br />

könnt ihr die Leckerei auch gemeinsam mit den Kindern<br />

selbst herstellen und zum Beispiel auf dem Adventsbasar<br />

verkaufen oder bei der Weihnachtsfeier anbieten.<br />

Zutaten:<br />

• 400 Gramm Mandeln<br />

• 400 Gramm Zucker<br />

• 2 Päckchen Vanillezucker<br />

• 250 ml Wasser<br />

• eine Messerspitze Zimt<br />

So wird’s gemacht:<br />

Lasst die Mandeln, den Zucker und das Wasser so lange<br />

in einem Topf bei mittlerer Hitze köcheln, bis kein Wasser<br />

mehr vorhanden ist. Gebt nun den Vanillezucker in den<br />

Topf und rührt, bis der Zucker zergeht. Nach wenigen<br />

Minuten klebt die Zuckermasse an den Mandeln. Wenn<br />

alles karamellisiert ist, könnt ihr die Mandeln auf ein<br />

Blech geben und auskühlen lassen.<br />

Tipp: Die Kinder können kleine Tütchen für die Mandeln<br />

basteln. So eignen sie sich auch als Snack für<br />

zwischendurch, wenn sie beispielsweise beim Basar<br />

verkauft werden.<br />

Zutaten:<br />

• 500 Gramm weiche Butter oder Margarine<br />

• 500 Gramm Sauerrahm<br />

• Mehl<br />

• Prise Salz<br />

• 1 Teelöffel Zucker<br />

• 1 halbes Päckchen Backpulver<br />

• 2 Eier<br />

• Marmelade, je nach Geschmack<br />

• Puderzucker<br />

So wird’s gemacht:<br />

Margarine und Sauerrahm in eine Schüssel geben<br />

und mit Salz und Zucker schaumig rühren. So viel<br />

Mehl hinzugeben, bis ein glatter Teig entsteht. Teig<br />

auf einer bemehlten Arbeitsfläche rund ausrollen und<br />

in zwölf Dreiecke schneiden. Wenn der Teig noch<br />

klebt, mehr Mehl hinzugeben. Auf jedes Dreieck einen<br />

Teelöffel Marmelade geben und Hörnchen formen. Die<br />

Hörnchen mit verquirltem Ei bestreichen und bei 200<br />

Grad etwa 15 Minuten backen, bis sie goldbraun sind.<br />

Auskühlen lassen und mit Puderzucker bestreuen.<br />

Abbildungen: © Barbara Neveu, Alena_Kos, Oksana Mizina / Shutterstock.com


FÜR DIE PRAXIS | 17<br />

Berufsbegleitender<br />

Weiterbildungsmaster<br />

„Kindheits- und Sozialwissenschaften“ (MAKS)<br />

Kinderpunsch für die Nikolausfeier<br />

Um bei der Nikolaus- und Weihnachtsfeier für das<br />

kulinarische Wohl der großen und kleinen Gäste zu<br />

sorgen, eignet sich ein Kinderpunsch besonders<br />

gut. Er wärmt von innen auf, wenn es draußen kalt<br />

und winterlich ist.<br />

Zutaten:<br />

• 1 Liter Traubensaft<br />

• 1 Liter Apfelsaft<br />

• 200 Milliliter Orangensaft<br />

• 1 Beutel Glühweinfix<br />

• 3 Nelken<br />

• Orangenscheiben von einer Bio-Orange<br />

• Zimt<br />

Die Informationsveranstaltung<br />

fi ndet am 26.11.20<strong>22</strong><br />

ab 09:00 Uhr online<br />

unter zoom//maks.de statt.<br />

Mehr Informationen unter:<br />

www.hs-koblenz.de/maks.<br />

Anmeldung unter:<br />

www.zfh.de/anmeldung/maks.<br />

MAKS<br />

Kindheits- und<br />

Sozialwissenschaften<br />

Starten Sie zum WiSe 23/24<br />

▪ Fernstudiengang<br />

▪ Vier Semester<br />

▪ 90 ECTS-Punkte<br />

▪ Gruppensupervision & Intervision<br />

Schwerpunkte zur Auswahl<br />

▪ Management & Beratung<br />

▪ Kinderschutz & Diagnostik<br />

▪ Bewegung & Gesundheit<br />

▪ Kreativität & Kultur<br />

▪ Pädagogische Fachberatung<br />

(in Kooperation mit FH Kiel)<br />

• Fachkraft für KiTa-Sozialraumarbeit<br />

(über Anerkennungsverfahren)<br />

Optionale Zertifikate<br />

▪ Qualitätsbeauftragte*r,<br />

-manager*in, (interne*r) -auditor*in<br />

▪ Kinderschutzfachkraft<br />

(im Schwerpunkt Kinderschutz & Diagnostik<br />

inkludiert)<br />

▪ Fachkraft für Entwicklungsdiagnostik<br />

und -beobachtung im Kindesalter<br />

▪ Fachkraft für inklusive Bewegungserziehung<br />

und -förderung<br />

▪ Fachkraft für Kreativitätspädagogik<br />

(im Schwerpunkt Kreativität und Kultur inkludiert)<br />

So wird’s gemacht:<br />

Alle Zutaten in einen großen Topf geben und kurz<br />

aufkochen. Dann die Nelken entfernen und den Glühfixbeutel<br />

drei Minuten lang ziehen lassen. Nun muss<br />

der Punsch noch mit Zimt abgeschmeckt werden,<br />

bevor er serviert wird.<br />

INTERKULTURELLES KOCHEN<br />

UND BACKEN<br />

Fachkräfte und Kinder können Rezepte aus<br />

unterschiedlichen Kulturen in der <strong>Kita</strong> nachkochen<br />

und unterschiedliche Speisen zu Festen<br />

mitbringen. Auch können Fachkräfte Eltern<br />

bitten, für einen Vormittag in die <strong>Kita</strong> zu kommen<br />

und ein Rezept aus ihrer Kultur zuzubereiten.<br />

Das kann Türen<br />

für einen Austausch<br />

mit den Eltern öffnen.<br />

Tipps zur interkulturellen<br />

Bildung in der <strong>Kita</strong><br />

findet ihr auf erzieherinausbildung.de:<br />

DIE FRÜHE<br />

BILDUNG<br />

FÄNGT DEN<br />

WURM.<br />

#Bildungfasziniert<br />

Erfahren Sie mehr über<br />

frühkindliche Bildung und unser<br />

kostenfreies Bildungsprogramm:<br />

aim-akademie.org


18 | FÜR DIE PRAXIS<br />

WEG MIT DER DEKO!<br />

„Der Raum ist dritter Erzieher“, heißt es in der Reggio-Pädagogik.<br />

Doch was soll er leisten? <strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong> zeigt, wie <strong>Kita</strong>-Räume so geplant werden,<br />

dass Kinder konzentriert spielen können.<br />

Gastbeitrag Gottfried Schilling<br />

Kinder sollen sich ins Spiel vertiefen. Das<br />

klappt gut, wenn sich keine Regale und Deko<br />

im Spielbereich befinden.<br />

Abbildungen: Kameleon Raumkonzepte


FÜR DIE PRAXIS | 19<br />

Mit etwas Möbelrücken und neuer Farbe an den<br />

Wänden ist es nicht getan. Raumgestaltung<br />

ist ein komplexes Thema. Sie ist Pädagogik in<br />

3D. Ihre Aufgabe ist es, Räume zu schaffen, in<br />

denen Kinder sich frei und sicher im gesamten Haus<br />

bewegen können. Sie sollen sich wohlfühlen, sich ins<br />

Spiel vertiefen und eigene Ideen umsetzen können.<br />

Daraus ergeben sich vier wesentliche<br />

Anforderungen an die <strong>Kita</strong>-Räume:<br />

Orientierung geben<br />

Fachkräfte sollten Räume auf bestimmte Funktionen<br />

reduzieren. Der klassische Gruppenraum, der Essbereich,<br />

Bauecke, Puppenwohnung, Kreativbereich<br />

und eine Leseecke umfasst, ist überfrachtet und<br />

unübersichtlich. Cleverer ist es, jedem Raum nur<br />

eine oder zwei Funktionen zuzuweisen. Wer zwei<br />

Funktionsbereiche kombiniert, sollte darauf achten,<br />

dass sie zusammenpassen. Die Bibliothek lässt sich<br />

zum Beispiel gut mit einem Ort für das Forschen<br />

verbinden. Einen Raum, in dem ein Tisch mit Mikroskopen<br />

steht, auch für großteiliges Bauen zu nutzen,<br />

wäre nicht ratsam. Podeste und Einbauten sind gut<br />

geeignet, um innerhalb der Räume feste, verlässliche<br />

Strukturen und definierte Spielzonen zu schaffen.<br />

Konzentriertes Spiel ermöglichen<br />

Raumsituationen, in die sich Kinder gemeinsam<br />

zurückziehen können, laden zum Spielen ein und<br />

fördern die Beziehungsgestaltung. Wichtig ist, dass<br />

solche Spielzonen – egal ob großer Bauplatz oder<br />

enge Nische – ungestört bleiben. Störungen entstehen<br />

vor allem, wenn sogenannte Verkehrswege<br />

diese Flächen kreuzen. Zwar berücksichtigen Laien<br />

in der Regel die Verkehrswege, die sich von der<br />

Zimmertür zum Ausgang ins Außengelände ergeben.<br />

Doch solche, die durch Möbel hervorgerufen<br />

werden, lassen sie bei der Raumplanung häufig<br />

außen vor. Das heißt: Sie platzieren Schränke und<br />

Regale entlang der Wände oder als Raumteiler.<br />

Das Ergebnis: Sobald jemand etwas aus dem<br />

Regal holt, stört er oder sie die Kinder, die davor<br />

spielen. An einer Spielzone sollten Fachkräfte daher<br />

ausschließlich die zum entsprechenden Funktionsbereich<br />

gehörigen Spieldinge und -materialien für<br />

die Kinder platzieren.<br />

Inspirierend und gestaltbar sein<br />

Räume, in denen die Fachkräfte viele Dinge und<br />

Materialien zu einem Thema gut sichtbar und wohlgeordnet<br />

präsentieren, wecken bei Kindern die Lust,<br />

aktiv zu werden, sich zu verkleiden, etwas zu malen,<br />

Muster zu legen oder Türme zu bauen. Sie lassen<br />

sich inspirieren. Damit sich Kinder über lange Zeit auf<br />

ihr Spiel fokussieren können, sind ausreichend Platz<br />

und gut aufeinander abgestimmte Materialien wichtig.<br />

Kinder schätzen es zudem, wenn es große Elemente,<br />

zum Beispiel Hocker, gibt, die sie raumbildend einsetzen<br />

können. Solche Elemente verwandeln sich<br />

dann je nach Spielsituation in einen Verkaufstresen,<br />

eine Hauswand oder einem Zug.<br />

Wohlfühlatmosphäre bieten<br />

Kinder wollen sich sicher, geborgen und entspannt<br />

fühlen. In <strong>Kita</strong>s ist es oft schwierig, eine solche<br />

Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Es ist zu bunt.<br />

Die Kinder bringen selbst so viel Buntheit mit, dass<br />

die Räume sich zurückhalten müssen. Sie haben<br />

eine dienende Funktion. Erdige und rauchige Töne<br />

eignen sich besser als Pastelltöne, um diese Buntheit<br />

aufzunehmen und eine ruhige Atmosphäre zu<br />

schaffen. Für den Fußboden, die größte Fläche,<br />

gilt: Ein dunklerer Farbton macht das Verweilen am<br />

Boden angenehm.<br />

Damit Menschen in Balance bleiben, sollten sich<br />

aktive Phasen und Ruhepausen im Tagesverlauf<br />

abwechseln. Manche <strong>Kita</strong>s richten für solche Pausen<br />

extra einen Snoezelraum, also einen Ruheraum, ein.<br />

Dieser geht jedoch an den Bedürfnissen vieler Kinder<br />

vorbei. Sie möchten sich auch in Pausenzeiten als<br />

Teil der Gemeinschaft fühlen. Daher sollte Kindern<br />

in jedem Raum die Möglichkeit gegeben werden,<br />

sich zurückzuziehen. Orte, an denen sie den Blicken<br />

weitgehend entzogen sind, aber trotzdem den Raum<br />

gut überblicken können, nehmen sie dafür besonders<br />

gerne an.<br />

Ein Tipp zum Schluss: Hände weg von Deko! Poster<br />

an den Wänden, Basteleien an Zimmerdecken und<br />

Fensterflächen sowie Andenken aus vergangenen<br />

Jahren lenken ab und erzeugen Unruhe. In <strong>Kita</strong>räume<br />

gehört nur das, was Kinder als Anregung für ihr Spiel<br />

benötigen.<br />

DER AUTOR<br />

Gottfried Schilling ist Schreiner, Pädagoge<br />

und Geschäftsführer des Unternehmens<br />

Kameleon Raumkonzepte.


20 | SCHON GEWUSST?<br />

Programm zur<br />

Gesundheitsförderung<br />

gestartet<br />

Die Krankenkasse DAK und die „Fit4future<br />

Foundation“ haben im Sommer das gemeinsame<br />

Präventionsprogramm Fit for<br />

Future an <strong>Kita</strong>s und Schulen gestartet.<br />

Damit wollen sie die Gesundheit von Kindern<br />

und Jugendlichen verbessern. Teilnehmende<br />

erhalten fachliches Wissen zur<br />

Gesundheitsförderung in der Einrichtung.<br />

Weitere Infos und Anmeldung unter:<br />

➔ www.kita.fit-4-future.de<br />

24 Gewinnspiele für<br />

Erzieher/-innen<br />

Auf dem Portal erzieherin-ausbilung.de<br />

startet am 1. Dezember ein <strong>Kita</strong>-<br />

Advents kalender mit 24 Gewinnspielen.<br />

Fachkräfte können täglich an Verlosungen<br />

teilnehmen und haben die Chance,<br />

Nützliches für den <strong>Kita</strong>-Alltag oder für ihre<br />

Freizeit zu gewinnen.<br />

➔ www.erzieherin-ausbildung.de<br />

Trauer um Christa Preissing<br />

Digital-Check <strong>Kita</strong><br />

gestartet<br />

Der Digital-Check <strong>Kita</strong> des Deutschen Roten<br />

Kreuzes hilft <strong>Kita</strong>-Fach- und Führungskräften<br />

dabei, den Stand der Digitalisierung in<br />

ihrer Einrichtung einzuschätzen. Anhand von<br />

30 Aussagen in den fünf Themenbereichen<br />

Personal, Pädagogische Arbeit, Verwaltung,<br />

Ausstattung und Unterstützung können die<br />

Teilnehmenden die digitale Entwicklung ihrer<br />

<strong>Kita</strong> bestimmen. Im Anschluss erhalten sie<br />

passgenaue Handlungsempfehlungen und<br />

weiterführende Materialien.<br />

➔ digital-check.drk.de/kita-check<br />

Die Pädagogin Christa Preissing ist Mitte April<br />

unerwartet verstorben. Sie war eine Pionierin der<br />

frühkindlichen Bildung und eine unermüdliche Streiterin<br />

für die Qualitätsentwicklung in <strong>Kita</strong>s.<br />

Die Soziologin und Pädagogin war langjährige Direktorin des<br />

Berliner <strong>Kita</strong>-Instituts für Qualitätsentwicklung und hat dieses<br />

bis zum Schluss als Beraterin begleitet. 1996 gründete sie<br />

zusammen die INA – Internationale Akademie Berlin für<br />

innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie, in deren<br />

Zentrum der in den INA-Kindergärten grundlegende Situationsansatz<br />

stand. Mit ihrem Einsatz für den Situationsansatz<br />

haben Fachkräfte ein Bild vom Kind entwickelt, nach dem<br />

sich Kinder als gleichberechtigte Partner mit eigenen Rechten<br />

die Welt erschließen und aneignen. Darüber hinaus war<br />

Christa Preissing auch gefragte Referentin und Autorin zu<br />

zentralen Themen der frühkindlichen Bildung von Kinderrechten<br />

über Partizipation und Inklusion bis zur Fachberatung.<br />

Ihr Tod wird eine Lücke in der Frühen Bildung hinterlassen.<br />

Abbildungen: © SewCream / Shutterstock.com; nifbe


Der <strong>Kita</strong>-<br />

Adventskalender<br />

20<strong>22</strong><br />

Ab dem 1. Dezember gibt es tolle<br />

Preise zu gewinnen. Schaut rein auf:


<strong>22</strong> | BILDUNG<br />

„BEI UNS IN DER KITA<br />

WIRD DEUTSCH<br />

GESPROCHEN!“<br />

Fehlende Deutschkenntnisse, Gespräche in Türkisch<br />

oder Farsi – Fachkräfte können hier Bedenken haben.<br />

Dabei ist Mehrsprachigkeit ein wertvolles Gut.<br />

Gastbeitrag Beatrice Gievers<br />

Abbildungen: © Kutlayev Dmitry / Shutterstock.com; Gievers


BILDUNG | 23<br />

DIE AUTORIN<br />

Beatrice Gievers ist Logopädin,<br />

Kindheitspädagogin und arbeitet<br />

als Referentin für verschiedene<br />

Bildungseinrichtungen und <strong>Kita</strong>s<br />

mit den Schwerpunkten Sprache,<br />

sozial-emotionale Stabilität,<br />

bedürfnisorientierte Pädagogik,<br />

gewaltfreie Kommunikation und<br />

Wahrnehmungsentwicklung.<br />

Der fünfjährige Aslan* ist ein bisschen aufgeregt.<br />

Heute geht er das erste Mal nach<br />

dem Besuch bei Oma und Opa in der Türkei<br />

wieder in seinen städtischen Kindergarten<br />

in Nordrhein-Westfalen. Er freut sich riesig darauf,<br />

seine Freunde Cam* und Korey* wieder<br />

zu treffen und ihnen von seinen Erlebnissen zu<br />

erzählen. Plötzlich wird er unterbrochen: „Ich<br />

muss euch drei nochmal daran erinnern: Hier<br />

bei uns in der <strong>Kita</strong> sprechen wir Deutsch.“ Seine<br />

Erzieherin Maria* ist überzeugt: Kinder müssen<br />

in der <strong>Kita</strong> Deutsch lernen. „Kaum ist er wieder<br />

im Kindergarten, stehen die drei zusammen und<br />

sprechen nur Türkisch miteinander. Das geht so<br />

nicht“, denkt sie.<br />

Sprachvermittlung<br />

als zentraler Auftrag<br />

Die Erzieherin ist besorgt, dass Aslan nicht richtig<br />

Deutsch lernt, bevor er in die Schule kommt.<br />

Denn ein zentraler Auftrag der frühkindlichen<br />

Bildungseinrichtungen ist es, die Bildungssprache<br />

Deutsch erfolgreich zu vermitteln. Daran<br />

orientiert sich auch Erzieherin Maria. Aus ihrer<br />

Sicht kann Mehrsprachigkeit ein Risikofaktor<br />

sein, um Deutsch nicht auf Bildungssprachniveau<br />

zu erwerben. Viele Fachkräfte fühlen sich<br />

dadurch unter Druck gesetzt. Laut Bildungsplänen<br />

müssen Fachkräfte Kindern die Sprache<br />

Deutsch vermitteln, viele fühlen sich dadurch<br />

unter Druck gesetzt die. Oft ist dies gepaart mit<br />

großer Unsicherheit in der Begleitung bilingual<br />

aufwachsender Kinder. Dadurch entsteht die<br />

Gefahr, die kindlichen Bedürfnisse außer Acht zu<br />

lassen und das Kind vor allem als Deutschlerner<br />

wahrzunehmen, der in der <strong>Kita</strong> möglichst viel und<br />

gut Deutsch zu üben hat.<br />

Grundsätzlich fällt es Kindern nicht schwer, unter<br />

guten Spracherwerbsbedingungen mehrere<br />

Sprachen gleichzeitig zu lernen. Auch wird die<br />

Tatsache, mit mehr als einer Sprache aufzuwachsen,<br />

mittlerweile nicht mehr als Risikofaktor für<br />

sprachliche Auffälligkeiten gesehen. Studien,<br />

die die Entwicklung der Erst- und Zweitsprache<br />

betreffen, belegen, dass Mehrsprachigkeit nicht<br />

automatisch einen Risikofaktor für die Ausbildung<br />

einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung<br />

darstellt. Dennoch wird zwischen alltäglicher<br />

Kommunikationssprache und den kognitiv-akademischen<br />

Kompetenzen unterschieden, die für<br />

den Bildungserfolg entscheidend sind. Denn:<br />

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24 | BILDUNG<br />

Überproportional viele bilingual aufwachsende<br />

Kinder verfügen nicht nur in der Zweitsprache<br />

Deutsch, sondern auch in der Erstsprache über<br />

ungenügende grammatische Kompetenzen und<br />

haben unzureichende kognitiv-akademische Fähigkeiten<br />

ausgebildet.<br />

Eine Situation – eine Sprache<br />

Dennoch ist es wichtig, die kindliche Konversation<br />

nicht zu unterbinden, sondern viel mehr den kindlichen<br />

Alltag zu lenken und auch die sprachlichen<br />

Angebote zu strukturieren. Eine Möglichkeit dies<br />

zu unterstützen ist es, die Kinder im Freispiel<br />

auch in ihrer Muttersprache miteinander agieren<br />

und so ihre Fähigkeiten in der Herkunftssprache<br />

vertiefen zu lassen. Für das Deutschsprechen<br />

kann es im Tagesverlauf festgelegte Lerninseln<br />

geben, wie beispielsweise im Morgenkreis oder<br />

bei der Arbeit an einem gemeinsamen Projekt,<br />

bei der nur Deutsch als Bildungssprache gilt. Die<br />

Arbeit mit Erzählschienen, ein Holzbrett, das beim<br />

Geschichten erzählen unterstützt, kann ebenfalls<br />

als Input genutzt werden. Diese Art des qualitativen<br />

sprachlichen Angebots ist nachhaltiger<br />

für das Kind als eine andauernde Beschallung<br />

mit Deutsch.<br />

Ko-Konstruktion weckt Neugierde<br />

Aus Sicht des Kindes besteht ebenfalls eine<br />

Sprachbarriere, um die Fachkräfte zu verstehen.<br />

Dies kann dem Kind nur gelingen, wenn Ko-<br />

Konstruktionen nicht nur zum Deutschlernen<br />

genutzt werden, sondern auch zum gegenseitigen<br />

Erkennen von Emotionen, Gefühlen und<br />

Situationen. Um sich der eigenen Individualität<br />

bewusst zu werden, muss sich das Kind verstanden,<br />

gesehen und anerkannt fühlen. So kann<br />

es Neugierde und Interesse an Kommunikationssituationen<br />

auf Deutsch entwickeln. Hierbei<br />

ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen<br />

Kindern und Fachkräften sowie gemeinsame<br />

soziale Verbundenheit von großer Bedeutung, um<br />

durch achtsame Kommunikation und ein qualitativ<br />

durchdachtes Sprachmodell die kindliche<br />

Motivation anzuregen. Sobald ein gegenseitiges<br />

Interesse an den Bedürfnissen des anderen<br />

besteht, entwickelt das Kind von sich aus ein<br />

Gespür für die Kommunikation außerhalb der<br />

Herkunftssprache.<br />

Dafür ist es erforderlich, dass Fachkräfte sich mit<br />

ihrem eigenen Verhalten auseinandersetzen und ihre<br />

sprachliche Interaktion mit Kindern immer wieder<br />

reflektieren. Außerdem ist die Reflexion der inneren<br />

Haltung und der eigenen Einstellung zur multikulturellen<br />

und multilingualen Lebenswelt im Kindergarten<br />

von großer Bedeutung. Eine bedürfnisorientierte<br />

und emphatische pädagogische Grundhaltung<br />

schafft die besten Spracherwerbsbedingungen in<br />

einem Kindergarten und ermöglicht nicht nur den<br />

Zugang zur Bildungssprache Deutsch, sondern<br />

auch zu einem multikulturellen Miteinander.<br />

*Namen von der Redaktion geändert<br />

Wichtig ist, das sprachliche Miteinander<br />

nicht zu unterbinden, sondern Kindern<br />

Freiräume zu lassen.<br />

Abbildungen: © Rawpixel.com / Shutterstock.com


Hoppe Hoppe<br />

Reiter,<br />

WIR BILDEN UNS JETZT WEITER.<br />

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So geht’s:<br />

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26 | BIDLUNG<br />

LASST DIE KINDER<br />

MITBESTIMMEN!<br />

<strong>Kita</strong>s sollen Kinder auf das Zusammenleben in einer vielfältigen,<br />

demokratischen Gesellschaft vorbereiten. Das Deutsche<br />

Jugendinstitut zeigt, wie das gelingen kann.<br />

Gastbeitrag Judith Durand und Leonhard Birnbacher<br />

Abbildungen: © BAZA Production / Shutterstock.com; DJI/Stefan Obermaier; privat


BILDUNG | 27<br />

Kindertagesbetreuung hat den Auftrag, Kinder auf<br />

ein Leben in Vielfalt, gegenseitiger Anerkennung<br />

und Selbstbestimmung vorzubereiten. Das Kinder-<br />

und Jugendhilfegesetz bindet den Bildungs-,<br />

Betreuungs- und Erziehungsauftrag an die Ausbildung<br />

von grundlegenden Entscheidungs- und Sozialkompetenzen.<br />

Damit verknüpft sind Beteiligungsrechte.<br />

Kinder sind entsprechend ihrem Entwicklungsstand<br />

in alle Entscheidungen miteinzubeziehen, die sie<br />

betreffen. Denn: Demokratiebildung ist in <strong>Kita</strong>s als<br />

Auftrag der Bildungsarbeit zu verstehen. Sie ist für das<br />

Funktionieren unserer demokratischen Gesellschaft<br />

von wesentlicher Bedeutung. Erst wenn grundlegende<br />

demokratische Werte und Umgangsformen<br />

wie Anerkennung oder Kooperationsbereitschaft tief<br />

im Alltagsleben verankert sind, lässt sich laut dem<br />

amerikanischen Philosophen und Pädagogen John<br />

Dewey von einer gelebten Demokratie sprechen.<br />

Muster und Verhaltensweisen<br />

verinnerlichen<br />

Die ersten Jahre in der Kindheit sind prägend.<br />

Die Forschung zeigt, dass die Entwicklung eines<br />

Werte- und Normensystems bereits mit der Geburt<br />

beginnt. Maßgeblich dafür sind die Erfahrungen,<br />

die junge Kinder machen. In der Interaktion mit<br />

Erwachsenen entwickeln sie Emotions- und Stressregulationskompetenzen,<br />

die Sicherheit bieten und<br />

Exploration, Lernen und Partizipation ermöglichen.<br />

Im Kontakt mit Gleichaltrigen können Kinder sich im<br />

DIE AUTOREN<br />

Judith Durand ist Diplompädagogin<br />

und Grundsatzreferentin<br />

am Deutschen<br />

Jugendinstitut DJI im Bereich<br />

der frühen Bildung.<br />

Leonhard Birnbacher ist am<br />

Deutschen Jugendinstitut DJI<br />

wissenschaftlicher Referent<br />

des Projekts „Bildung und<br />

Demokratie mit den Jüngsten<br />

BilDe“.<br />

Zahnpflege in der <strong>Kita</strong><br />

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Das Forschungsmagazin<br />

des Deutschen Jugendinstituts<br />

Bedürfnisse und Ideen der Jüngsten ernst nehmen // Chance und Auftrag: politische Bildung im Ganztag //<br />

„Kritische politische Medienbildung entwickeln“: bpb-Präsident Thomas Krüger im Interview<br />

28 | BILDUNG<br />

sozialen Miteinander erproben, Sozialkompetenzen<br />

und Ambiguitätstoleranz ausbilden. Dabei entwickeln<br />

sie ein Bild von sich selbst als Teil des sozialen<br />

Gefüges. Gerade darin liegt eine große Chance:<br />

Als erste wertebildende pädagogische Instanz<br />

bieten <strong>Kita</strong>s für die Entwicklung von demokratisch<br />

ausgerichteten Normen, Werten und moralischen<br />

Überzeugungen von Kindern ein großes Potenzial.<br />

Beteiligung und Wertschätzung<br />

im <strong>Kita</strong>-Alltag<br />

Demokratie kann in Kindertageseinrichtungen deshalb<br />

– anders als in der Schule oder Erwachsenenbildung<br />

– nicht gelehrt werden, sondern muss im<br />

Alltag erfahrbar sein. Kinder müssen Anerkennung,<br />

Wertschätzung und Beteiligung auf unterschiedliche<br />

Weise spüren und sich selbst darin erproben können.<br />

Das erfordert von pädagogischen Fachkräften<br />

eine bewusste Gestaltung der Umwelt sowie der<br />

zwischenmenschlichen Begegnungen entlang demokratischer<br />

Prinzipien.<br />

So können formale Beteiligungsformate verankert werden,<br />

wie zum Beispiel ein <strong>Kita</strong>-Rat, Kinderkonferenzen,<br />

Beschwerdeverfahren oder eine <strong>Kita</strong>-Verfassung.<br />

Eine alltagsorientierte Ebene wiederum richtet den<br />

Blick auf die Interaktionen zwischen Fachkräften und<br />

Kindern im Alltagsgeschehen, die auf Wahrnehmung<br />

und Berücksichtigung von kindlichen Bedürfnissen<br />

abzielen, wie zum Beispiel beim Essen, Schlafen, bei<br />

der Auswahl von Spielorten oder Bildungsthemen.<br />

Dies ist Voraussetzung dafür, Kindern das Artikulieren<br />

von eigenen Sichtweisen und Anliegen zu ermöglichen<br />

Entscheidend ist, dass sich nicht nur die pädagogische<br />

Praxis, sondern die gesamte Institution an<br />

demokratischen Grundwerten orientiert. Denn auch<br />

in der Zusammenarbeit der Leitung mit dem Team,<br />

der Teamkolleginnen und -kollegen untereinander<br />

oder des Trägers mit der Einrichtung zeigt sich, ob<br />

das Miteinander demokratisch ausgerichtet ist.<br />

Der vorliegende Artikel<br />

wurde überarbeitet<br />

und gekürzt. Der<br />

vollständige Original-<br />

Artikel wurde im Forschungsmagazin<br />

DJI<br />

Impulse des Deutschen<br />

Jugendinstituts<br />

(DJI) in der Ausgabe<br />

1/2021 (Nr. 125) mit<br />

dem Titel „Politische<br />

Bildung von Anfang<br />

an: Wie Kinder und<br />

Jugendliche Demokratie<br />

lernen und erfahren<br />

können“ erstveröffentlicht.<br />

1/21<br />

Politische Bildung<br />

von Anfang an<br />

Wie Kinder und Jugendliche Demokratie<br />

lernen und erfahren können<br />

Abbildungen: © Rawpixel.com / Shutterstock.com


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Grundschule<br />

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30 | SCHON GEWUSST?<br />

Kostenfreie Online-<br />

Fortbildungen für<br />

<strong>Kita</strong>-Fachkräfte<br />

Vom 15. bis 18. November bietet das Portal<br />

erzieherin-ausbildung.de 18 Webseminare<br />

für <strong>Kita</strong>-Fachkräfte an. An jedem der vier<br />

Webspecial-Tage steht ein anderer Themenschwerpunkt<br />

im Fokus: Sprachförderung,<br />

Kinderverhalten, Emotionen sowie Inklusion<br />

und Vielfalt.<br />

➔ www.erzieherin-ausbildung.de<br />

Mangelhafte Digitalisierung<br />

der <strong>Kita</strong>s<br />

Laut einem Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen<br />

Kommission der Kultusministerkonferenz<br />

herrscht Handlungsbedarf bei der<br />

Digitalisierung in den Kindertagesstätten. Die<br />

digitale Medienbildung in <strong>Kita</strong>s sei unterentwickelt<br />

und nicht nachhaltig in den<br />

Konzepten verankert. Die<br />

Kommission fordert die<br />

Ausstattung aller <strong>Kita</strong>s mit digitalen<br />

Technologien und für<br />

Fachkräfte Weiterbildungsangebote<br />

zu digitalen Medien.<br />

Hohe Ausbildungsstandards<br />

für <strong>Kita</strong>-Fachkräfte gefordert<br />

Der DBB Beamtenbund und Tarifunion fordert, trotz Fachkräftemangels<br />

die Qualität in der frühkindlichen Bildung zu<br />

sichern und auszubauen. Dauer und qualitative Standards<br />

der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern dürften<br />

nicht angetastet werden. Um Fachkräfte zu gewinnen, rät<br />

der DBB etwa dazu, Quereinstiege in den Beruf zu ermöglichen<br />

und angemessene Entlohnungen zu zahlen.<br />

➔ www.dbb.de<br />

Abbildungen: © Leszek Czerwonka, Natalia Lebedinskaia, Halfpoint / Shutterstock.com


SCHON GEWUSST? | 31<br />

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STUDIEREN<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong><br />

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14. Januar 2023<br />

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15. Juli | www.leuphana.de/ba-soza<br />

Studieninhalte: u. a. ökonomische und gesellschaftliche<br />

Bedingungen, Arbeitsfelder, aktuelle Entwicklungen, metho -<br />

disches Handeln, Recht und Verwaltung, praxisbezogenes<br />

Studienprojekt, Theorien der Sozialarbeit, Sozialpsychologie,<br />

Work-Life-Balance, Rhetorik, Projektmanagement<br />

Spielstein-Sets zu gewinnen<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong> und „Besonderes4kids“ verlosen drei<br />

Spielstein-Sets aus jeweils fünf Kreativsteinen und<br />

fünf Verwandlungssteinen unterschiedlicher Farbe.<br />

Kinder können die multifunktionellen Spielsteine zum<br />

Balancieren, Hüpfen und Spielen sowie als Sitzmöglichkeiten<br />

verwenden. Die Steine fördern Kreativität,<br />

Motorik und die kognitiven Fähigkeiten von Kindern.<br />

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Die Gewinner werden von uns<br />

benachrichtigt. Der Gewinn<br />

wird nicht bar ausgezahlt. Der<br />

Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Mitarbeiter der AVR und<br />

Gewinnservices sind von der<br />

Teilnahme ausgeschlossen.<br />

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Marketing, Organisations entwicklung, EU-Fördermittel,<br />

Personalführung, Arbeits- und Steuerrecht, Work-Life-Balance,<br />

Prozessmoderation, Projektmanagement, Forschungsmethoden<br />

und Theoriebildung, Organisation und Veränderung<br />

*<br />

Die Veranstaltung ist hybrid geplant und wird in Abhängigkeit von<br />

eventuellen Corona-Vorgaben ggf. virtuell umgesetzt<br />

PROFESSIONAL SCHOOL


32 | RATGEBER<br />

70 JAHRE SPÄTER<br />

Zur <strong>Kita</strong>-Webseite gehören Bilder<br />

und Videos. Einrichtungen sollten hier<br />

immer die Urheberrechte im Blick haben.<br />

Gastbeitrag Torsten Bornemann<br />

Soll der eigene Internetauftritt attraktiv gestaltet<br />

sein, dann gehören neben Texten auch Bilder<br />

und Videos dazu. <strong>Kita</strong>s nutzen diesen Weg wie<br />

andere Unternehmen auch, um zu informieren<br />

und um auf sich aufmerksam zu machen – der Alltag<br />

und das Betreuungskonzept lassen sich über<br />

die Webseite schön darstellen. Die Webseite ist ein<br />

Schaufenster in die Einrichtung und der <strong>Kita</strong>-Alltag<br />

bietet Unmengen an Material zum Präsentieren.<br />

Urheberrechte beachten<br />

Bilder und Fotos sind schnell gemacht und<br />

eingefügt, auch das Hochladen eigener Videos<br />

ist meist einfach. Durch das Einbinden auf der<br />

Homepage betritt der Betreiber allerdings den<br />

öffentlichen Raum, denn alle können die Inhalte<br />

sehen. Das bringt Konsequenzen mit sich: Für<br />

die Inhalte muss sichergestellt sein, dass der <strong>Kita</strong><br />

die Erlaubnis für die Veröffentlichung vorliegt. Bei<br />

Texten, Fotos und Videos betrifft dies vor allem die<br />

Frage nach dem Urheber und dessen Rechten.<br />

Denn frei verwendbar, als gemeinfrei bezeichnet,<br />

sind urheberrechtlich geschützte Werke erst 70<br />

Jahre nach dem Tod des Urhebers.<br />

Urheber oder deren Dienstleister können mittlerweile<br />

gut nachverfolgen, wo ihre Bilder auftauchen<br />

oder eingebaut sind. Liegt von ihnen<br />

keine Erlaubnis vor, drohen Abmahnungen und<br />

Schadensersatzforderungen. Im Zweifel sollte die<br />

<strong>Kita</strong> daher entweder Rechtsrat einholen oder auf<br />

eine Veröffentlichung verzichten und nach Alternativen<br />

suchen. Auch bei Privataufnahmen, auf<br />

denen beispielsweise Kinder aus der Einrichtung<br />

zu sehen sind, muss eine schriftliche Einverständniserklärung<br />

der Eltern vorliegen.<br />

Abbildungen: © Veja, Rawpixel.com / Shutterstock.com, Gossens Rechtsanwälte


RATGEBER | 33<br />

Umtexten kann strafbar sein<br />

Ein weiterer Anwendungsfall, der Urheberrechte verletzen<br />

kann, ist ein umgetextetes Lied, das per Video<br />

aufgenommen und online gestellt wird. Während eine<br />

Aufführung des umgestalteten Liedes innerhalb der<br />

Einrichtung keinen öffentlichen Charakter hat und<br />

unproblematisch ist, gilt das im Internet nicht mehr:<br />

Bearbeitungen oder andere Umgestaltungen eines<br />

Werkes dürfen nur mit Zustimmung des Urhebers<br />

veröffentlicht oder verwertet werden.<br />

Ausnahme: Creative Commons<br />

Es gibt lizenzfreie Inhalte. Diese sind vom Urheber<br />

ausdrücklich zur Verwendung freigegeben und als<br />

sogenannte „freie Lizenzen“ gekennzeichnet, häufig<br />

abgekürzt mit CC für „Creative Commons“. Sind Inhalte<br />

unter solchen Lizenzen veröffentlicht, kann man<br />

sie auf eigenen Webseiten oder in gedruckter Form<br />

verwenden. Die jeweiligen Lizenzbestimmungen<br />

sollten <strong>Kita</strong>s genau beachten. Denn Rechteinhaber<br />

gibt es auch hier. Diese legen fest, dass<br />

das Werk zum Beispiel nicht verändert oder für<br />

kommerzielle Zwecke genutzt werden darf. Eine<br />

Namensnennung des Urhebers muss immer erfolgen.<br />

Bei Fotos kann eine Verlinkung zur Bildquelle<br />

erforderlich sein.<br />

DER AUTOR<br />

Rechtsanwalt Torsten<br />

Bornemann gibt in<br />

jeder Aus gabe von<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong> Ant worten<br />

auf rechtliche Fragen<br />

aus dem <strong>Kita</strong>-Alltag.


34 | MEIN BERUF<br />

MEHR ALS MANAGEN<br />

Das Prinzip Leadership bedeutet mehr als Teamführung. <strong>Kita</strong>-Leitungen<br />

können durch diese Technik alle im Team inspirieren.<br />

Gastbeitrag Eva Weyer<br />

Die <strong>Kita</strong>-Leitung ist im System der frühkindlichen<br />

Bildung eine zentrale Figur. Leitungskräfte<br />

tragen die Verantwortung sowohl für<br />

die pädagogische Qualität der Kindertageseinrichtung<br />

als auch für deren Organisation.<br />

Sie erstellen Dienst- und Finanzpläne, gestalten<br />

Kommunikationsstrukturen und dienen als Sprachrohr<br />

für Träger und Verwaltung. Zudem geben sie<br />

DIE AUTORIN<br />

Eva Weyer ist Bildungswissenschaftlerin.<br />

Sie arbeitet als Referentin in der<br />

Stiftung „Haus der kleinen Forscher“<br />

und betreut das Projekt „Forum <strong>Kita</strong> Entwicklung“,<br />

das die Stiftung gemeinsam<br />

mit der Robert-Bosch-Stiftung ins Leben<br />

gerufen hat.<br />

Abbildungen: © photo4passion.at / Shutterstock.com


MEIN BERUF | 35<br />

fachliche Impulse und leiten das pädagogische<br />

Personal an. Die <strong>Kita</strong>-Leitung bewegt sich an<br />

verschiedenen Schnittstellen zwischen pädagogischen<br />

Fachkräften, dem Träger, Eltern sowie<br />

Kooperationspartnern.<br />

Um diese Anforderungen zu bewältigen und den<br />

Erwartungen an die pädagogische Qualität von<br />

<strong>Kita</strong>s gerecht zu werden, haben Beraterinnen und<br />

Berater in den vergangenen Jahren Techniken aus<br />

der Wirtschaft in die <strong>Kita</strong>-Praxis eingeführt. Der<br />

Gedanke: <strong>Kita</strong>s sollten wie moderne Unternehmen<br />

funktionieren und wirtschaften. Klassische<br />

Managementtechniken sind im Finanzbereich, in<br />

der Zusammenarbeit mit dem Träger oder bei der<br />

Gestaltung von effizienten Arbeitsabläufen hilfreich<br />

und umsetzbar. Als pädagogische Einrichtung hat<br />

die <strong>Kita</strong> aber andere Ziele als ein Wirtschaftsunternehmen.<br />

Den tieferen Sinn sehen<br />

Leadership kann in <strong>Kita</strong>s als Ergänzung zu Management<br />

viel erreichen. Der Begriff Leadership<br />

kann mit Führung übersetzt werden, meint aber<br />

viel mehr. Während Führung im Allgemeinen<br />

meint, dass eine Person anordnet, was getan<br />

werden soll, gelten Leader als Vorbilder. Sie<br />

begeistern und unterstützen das ganze Team<br />

und befähigen jedes einzelne Teammitglied zu<br />

wachsen, kompetenter und zufriedener zu werden.<br />

Leitungen sollten daher ihren Mitarbeitenden<br />

gut zuhören, deren Individualität schätzen, einen<br />

tieferen Sinn in ihrer Arbeit sehen und diesen<br />

auch im Team wecken.<br />

Im Gegensatz zu Management geht es bei Leadership<br />

nicht nur um Effizienz bei Arbeitsabläufen,<br />

sondern auch um die Zusammenarbeit mit Menschen.<br />

Das Team bestimmt und erreicht seine<br />

Ziele gemeinsam. Damit die Mitarbeitenden gut<br />

zusammenarbeiten, müssen sie sich als Team<br />

fühlen, sich gegenseitig wertschätzen und unterstützen,<br />

ein gemeinsames Verständnis von ihrer<br />

Arbeit haben und geteilte Werte vertreten. Eine<br />

partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Eltern<br />

wird von einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit<br />

im Team getragen. Eine gemeinsame Vision<br />

von guter Pädagogik stärkt das Teamwork. In<br />

all diesen Feldern stößt Management als Führungsstil<br />

an seine Grenzen, während Leadership<br />

genau hier seine Stärken hat. Wenn sich eine<br />

<strong>Kita</strong>-Leitung nur als Managerin einer Organisation<br />

versteht, wird sie ihrer Führungsrolle nur zum Teil<br />

gerecht. Der Leadership-Ansatz passt dagegen<br />

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36 | MEIN BERUF<br />

zu dem, was <strong>Kita</strong>-Leitungen brauchen, um ihre<br />

Rolle in einer pädagogischen Einrichtung voll<br />

auszufüllen.<br />

Dem Team den Rücken freihalten<br />

<strong>Kita</strong>-Leiterin Katrin Stampf der <strong>Kita</strong> Spatzennest<br />

im baden-württembergischen Gerstetten beschreibt,<br />

wie sie Leadership lebt. Für sie stehen<br />

Wertschätzung und Miteinander im Vordergrund:<br />

„Als Erzieherin waren für mich die Kinder klar im<br />

Vordergrund. Seitdem ich als Leitung arbeite,<br />

hat sich meine Sichtweise verschoben. An erster<br />

Stelle stehen jetzt meine Erzieherinnen und wenn<br />

es denen gut geht, dann geht es den Kindern<br />

automatisch auch gut.“ An zweiter Stelle stehen<br />

für sie die Eltern. „Sie sollen mit unserem Angebot<br />

zufrieden sein. Ich halte meinem Team den Rücken<br />

frei, sodass sie für die Arbeit am Kind genügend<br />

Zeit haben.“<br />

Das beschreibt, was <strong>Kita</strong>-Leitung im Sinne von<br />

Leadership bedeutet: die einzelnen Mitarbeitenden<br />

zu kennen und zu befähigen, ihre Stärken<br />

einzubringen und weiterzuentwickeln und das<br />

gemeinsam im Team. Dabei ist für die Mitarbeitenden<br />

klar, welche Aufgaben die Leitung hat und<br />

wo sie sich selbst einbringen können und sollen.<br />

Ein Team, das so arbeitet, schafft ein positives<br />

Arbeitsklima, in dem Menschen gerne arbeiten<br />

und in dem sich Kinder wohlfühlen und sich gut<br />

entwickeln. Bereits im Jahr 2007 hat die Studie<br />

„Effective Leadership in the Early Years Sector“<br />

bestätigt: Arbeiten Leitungskräfte im Sinne von<br />

Leadership mit dem Team erfolgreich an einer einrichtungsspezifischen<br />

Vision, einem gemeinsamen<br />

pädagogischen Verständnis und gemeinsamen<br />

Zielen, entwickeln sich Kinder kognitiv und sozialemotional<br />

besonders gut.<br />

Leadership bedeutet aber auch Handlungsfähigkeit.<br />

Ein Team, das in diesem Sinne zusammenarbeitet,<br />

ist Anforderungen von außen und<br />

ungeplanten Veränderungen nicht schutzlos ausgeliefert,<br />

sondern in der Lage, selbst zu gestalten<br />

und auszuwählen, welche Anforderungen es als<br />

sinnvoll ansieht und wie sie diesen begegnet.<br />

LEADERSHIP IM KITA-ALLTAG<br />

Die Einführung von Leadership im <strong>Kita</strong>-Alltag<br />

ist herausfordernd. Folgende drei Leadership-<br />

Tipps eignen sich, um den Ansatz auszuprobieren:<br />

• Die Methode der wertschätzenden Erkundung<br />

zeigt, dass es hilfreich ist, sich im<br />

Team ganz auf die Stärken zu konzentrieren.<br />

Das Team sammelt zuerst positive<br />

Erfahrungen und Erfolge, die sie zusammen<br />

erlebt haben. Davon ausgehend entwickeln<br />

alle gemeinsam eine Zukunftsvision, die<br />

bisherige positive Erfahrungen einbezieht.<br />

Dabei gehen sie von der Frage aus: Wie<br />

sieht unsere Zukunft aus, wenn wir weiter<br />

solche Erfolgserlebnisse haben? Schließlich<br />

entwickeln sie einen Plan, welche Schritte<br />

konkret folgen sollen, und setzen diesen um.<br />

• Mit der Kanban-Methode behält das Team<br />

den Überblick über aktuelle Aufgaben und<br />

darüber, wer an was arbeitet. Dazu hängt<br />

man ein Plakat mit drei Spalten auf: Aufgabe,<br />

Bearbeitung, erledigt. In der Spalte<br />

Aufgabe sammelt das Team auf bunten<br />

Zetteln alles, was noch ansteht. Jede Farbe<br />

steht für ein Teammitglied und jedes Teammitglied<br />

klebt dort Zettel mit seinen Aufgaben<br />

auf. Die Zettel wandern eine Spalte<br />

weiter, wenn etwas in Bearbeitung oder<br />

erledigt ist. So sehen alle, wer gerade mit<br />

was beschäftigt ist.<br />

• Einander zu sagen, wofür man dankbar<br />

ist und was man aneinander schätzt, ist<br />

motivierend, schafft ein wertschätzendes<br />

Teamklima und hilft auch in schwierigen<br />

Situationen, einen positiven Blick zu behalten.<br />

Kleine Post- oder Karteikarten sind eine<br />

gute Möglichkeit, dies im Alltag zu tun: Die<br />

ausgefüllten Karten legt man in die Postfächer,<br />

die Fachkräfte lesen sie dann in einer<br />

Runde vor, sammeln sie an einer Wand oder<br />

stecken sie dem Gegenüber einfach zu.


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38 | STELLENMARKT<br />

<strong>Meine</strong> <strong>Kita</strong><br />

Stellenmarkt


STELLENMARKT | 39<br />

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(max. 300 Zeichen) an:<br />

meine.kita@avr-verlag.de


40 | IMPRESSUM<br />

VERANSTALTUNGSTIPPS<br />

Ressourcen- und Klimaschutz<br />

14. Dezember 20<strong>22</strong>, online<br />

Das kostenfreie, dreistündige Seminar „Hier spielt die Zukunft – Träger auf<br />

dem Weg zur klimaneutralen <strong>Kita</strong>: Ressourcenschutz gestalten“ gibt Anregungen<br />

und Praxisbeispiele für nachhaltige Bildung in der Bildungsarbeit.<br />

➔ www.klima-kita-netzwerk.de<br />

didacta Bildungsmesse<br />

7. bis 11. März 2023, Stuttgart<br />

Europas größte Bildungsfachmesse bietet ein breites Angebot für pädagogische<br />

Fachkräfte. Die Teilnehmenden können bei <strong>Kita</strong>-Seminaren aus<br />

Themen wie „Qualität in <strong>Kita</strong>s“ oder „Kinderrechte im <strong>Kita</strong>-Alltag“ wählen.<br />

➔ www.messe-stuttgart.de/didacta<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Didacta Ausstellungs- und<br />

Verlagsgesellschaft mbH<br />

Rheinstraße 94<br />

64295 Darmstadt<br />

Projekt-/<br />

Redaktionsleitung:<br />

Projektassistenz:<br />

Tina Sprung<br />

Petra Wrischer<br />

Erscheinungsweise: 4 × jährlich<br />

Preis des Heftes:<br />

Deutschland 2,90 € inkl. Mwst.<br />

Österreich 3,20 €<br />

Chefredaktion:<br />

Prof. Dr. mult.<br />

Wassilios E. Fthenakis<br />

(verantwortlich)<br />

wassilios@fthenakis.de<br />

Verlag und<br />

AVR Agentur für Werbung<br />

Redaktionsanschrift: und Produktion GmbH<br />

Arabellastraße 17<br />

81925 München<br />

Tel.: +49 89 419694-43<br />

Fax: +49 89 4705364<br />

meine.kita@avr-verlag.de<br />

info@avr-werbeagentur.de<br />

www.avr-werbeagentur.de<br />

www.meine-kita.de<br />

Leser- und<br />

abo-meinekita@easy-mail.de<br />

Abo-Service: Tel: +49 89 4506620<br />

Aboverwaltung<br />

c/o Easy Mail GmbH<br />

Otto-Hahn-Str. 14<br />

85609 Aschheim<br />

Geschäftsführung:<br />

Thomas Klocke<br />

Redaktion:<br />

Autoren und<br />

Mitwirkende<br />

dieser Ausgabe:<br />

Marketing:<br />

Anzeigenleitung:<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Art Direction<br />

und Bildredaktion:<br />

Roman Eisner<br />

Vincent Hochhausen<br />

Silvia Gallus<br />

Leonhard Birnbacher<br />

Thorsten Bornemann<br />

Judith Durand<br />

Beatrice Gievers<br />

Lisa Pohlmeier<br />

Nadine Seddig<br />

Gottfried Schilling<br />

Eva Weyer<br />

Christoph Gülden<br />

Daniela Schräder<br />

Tel.: +49 89 419694-46<br />

dschraeder@avr-verlag.de<br />

Hans-Peter Wimmer<br />

Tel.: +49 89 419694-31<br />

hpwimmer@avr-verlag.de<br />

Michaela Körner<br />

Druck:<br />

Abonnement:<br />

westermann druck GmbH<br />

Georg-Westermann-Allee 66<br />

381<strong>04</strong> Braunschweig<br />

Jahresabonnement (4 Hefte),<br />

11,60 €, Lieferung frei Haus<br />

Hinweis: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben<br />

nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Verleger zugleich Anschrift aller Verantwortlichen<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist München. Nachdruck<br />

oder sonstige Vervielfältigungen – auch auszugsweise –<br />

sind nur mit Genehmigung des Verlages gestattet. Für<br />

unaufgefordert eingesandtes<br />

Redaktionsmaterial übernimmt<br />

der Verlag keine Haftung.<br />

© AVR GmbH 20<strong>22</strong><br />

Gesamtleitung<br />

Bildungsredaktion:<br />

Tina Sprung<br />

Grafik Design:<br />

Composing:<br />

Sabrina Gentner<br />

Udo Karohl<br />

Titelbild:<br />

© Talinna / Shutterstock.com


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