Bildungspraxis 02/2022
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WIE ERFOLGREICHES AZUBI-
RECRUITING AUSSIEHT
AUSBILDUNG
Hochvolttechnik in
Kfz-Berufen
WEITERBILDUNG
Die didacta
Bildungsmesse 2022
INTERNATIONAL
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EDITORIAL
INNOVATIVE
BERUFSORIENTIERUNG
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Abbildung: © Sascha Kreklau
die duale Ausbildung ist für
junge Menschen einer der
wichtigsten Wege in ein erfolgreiches
Berufsleben. Umso beunruhigender,
dass sich auf dem
Ausbildungsmarkt seit Jahren
Passungsprobleme zeigen: Zahlreiche
Jugendliche finden keinen
Ausbildungsplatz, gleichzeitig
finden viele Ausbildungsbetriebe keinen passenden
Nachwuchs. Das ist sowohl für die
betroffenen jungen Menschen, die Betriebe
und die Gesellschaft als Ganzes ein Problem.
In dieser Ausgabe von Bildungspraxis haben
wir deswegen die Nachwuchsgewinnung in
der dualen Ausbildung in den Fokus gerückt:
Dabei zeigen wir neue, innovative Ansätze
für die Berufsorientierung, wie etwa Stadiontage,
bei denen Jugendliche vor Ort Berufe im
Fußballstadion kennenlernen. Außerdem geht
es darum, wie wichtig es für Unternehmen
mit Nachwuchsproblemen ist, mit Schulen
zusammenzuarbeiten und jeden Schritt im
Azubi-Recruiting transparent und professionell
zu gestalten.
Erfahren Sie in weiteren Beiträgen, wie
moderne Trainingssysteme Hochvoltkompetenzen
vermitteln und warum die didacta
Bildungsmesse in Köln ein Muss für Berufsbildungsprofis
ist.
Ich wünsche Ihnen eine angenehme und
anregende Lektüre, Ihr
Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis
Chefredakteur Bildungspraxis
INHALT
Jugendliche für Bauberufe begeistern,
ab Seite 4
E-Autos verlangen neue Skills,
ab Seite 16
Im Fokus
Neue Wege bei der Azubi-Gewinnung
4 Leuchtende Augen beim
Baggerfahren
Unternehmen gehen in die Schule
8 Stadionrunde
Berufsorientierung im Fußballstadion
12 „Dann geh ich eben woanders hin“
Recruitingprozesse attraktiv gestalten
Ausbildung
16 Ausbildung mit 1000 Volt
Neue Kompetenzen für Kfz-Fachkräfte
Weiterbildung
22 Bildungsreise in die Zukunft
Berufliche Bildung auf der didacta Messe
26 Weiterbildung News
International
28 Zeigen, was man kann
Zehn Jahre Anerkennungsgesetz
30 International News
32 Veranstaltungen 2022
20 Ausbildung News
DIE NÄCHSTE BILDUNGSPRAXIS ERSCHEINT IM SEPTEMBER 2022.
2 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
IMPRESSUM
›› Herausgeber: Didacta Ausstellungs- und Verlagsgesellschaft mbH
Rheinstraße 94 • 64295 Darmstadt
AVR Agentur für Werbung und Produktion GmbH
Arabellastraße 17 • 81925 München
›› Chefredaktion: Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis (verantwortlich)
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›› Projekt- und Vincent Hochhausen
Redaktionsleitung:
›› Redaktion: Roman Eisner
Silvia Gallus
Thorsten Timmerarens
›› Autoren und Mitarbeiter Nicole Glawe-Miersch
dieser Ausgabe: Markus Kamann
Sibylle Petry
Gabriele Weingärtner
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IM FOKUS
LEUCHTENDE AUGEN
BEIM BAGGERFAHREN
In vielen Berufen wird der Nachwuchs knapp. Eine Lösung für
Ausbildungsbetriebe: den direkten Kontakt mit den Schulen suchen.
Text Vincent Hochhausen
Abbildung: © Petair / Shutterstock.com
4 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
können wir
unsere Ausbildungsplätze
beset-
„Noch
zen. Aber es wird immer schwieriger“,
sagt Ralph Walter, Leiter der Aus- und
Weiterbildung bei der bayerischen
Firmengruppe Max Bögl, wenn es um
den Nachwuchsmangel auf dem Ausbildungsmarkt
geht. Das international
tätige Unternehmen bildet rund 350
Auszubildende in 38 Berufen aus.
Nachwuchs zu finden sei heute
schwierig, vor allem in handwerklichen
und gewerblich-technischen
Berufen: „Beton- und Stahlbauer oder
Straßenbauer beispielsweise haben
nicht das beste Image – wenn die
Jugendlichen sie überhaupt kennen.“
Um das zu ändern, setzt Max Bögl auf
ein breites Spektrum von Recruitinginstrumenten
– von Online-Anzeigen
und Inseraten über Berufsmessen und
Informationstage bis hin zu Schulkooperationen.
›› BILDUNGSPRAXIS 2/2022 | 5
IM FOKUS
Eine davon startete 2019 mit der Staatlichen
Knabenrealschule Neumarkt in
der Oberpfalz. Hier kann Max Bögl
Schülerinnen und Schüler frühzeitig
über Berufe informieren, auch über
jene, bei denen der Nachwuchs fehlt.
Für die Schule wiederum sind solche
Kooperationen wichtig, um die Berufsorientierung
für die Schülerinnen
und Schüler zu gewährleisten. „Unser
Ziel ist, unseren Schülern die Vielfalt
der Berufswelt anhand praktischer
Bildungsprojekte näherzubringen“,
sagt Schulleiterin Sabine Söllner-Gsell.
Zudem sind ihr bei der Berufsorientierung
Praxisbezug sowie Maßnahmen
bereits in einem jungen Alter wichtig.
Löten mit Fünftklässlern
Das geschieht unter anderem durch
Besuche von Fünftklässlern im unternehmenseigenen
Ausbildungszentrum
im Rahmen des Forscherunterrichts.
Zudem bietet die Firmengruppe für
diese Altersgruppe handwerkliche
Kurse an, bei denen die Kinder zum
Berufe wie Straßen- oder Betonbauer haben nicht das attraktivste Image. Ausbildungsunternehmen
können das ändern, indem sie in der schulischen Berufsorientierung präsent sind.
Beispiel löten lernen. Für Achtklässler
veranstaltete das Unternehmen im Juli
2021 zum ersten Mal ein einwöchiges
Bautechnikcamp. Unter Anleitung von
Ausbildern lernten die Teilnehmer dort
Grundlagen der Metall- und Holzbearbeitung,
Elektronik mit Lötunterricht
und die Bedienung von Ladern und
Baggern kennen. Das Bautechnikcamp
soll in diesem Jahr erneut durchgeführt
werden. Außerdem bietet die Firmengruppe
Betriebsführungen für Lehrkräfte
an. „Nicht nur Jugendliche, auch
Lehrer kriegen oft leuchtende Augen,
wenn sie sich in einen Bagger setzen
dürfen“, sagt Walter lachend.
Eltern sind schwer zu
erreichen
Um auch Eltern zu erreichen, veranstaltet
Max Bögl Informationsabende
für die Eltern der 8. Klassen, bei denen
Walter Berufe und Ausbildungen
vorstellt. Gerade bei dieser Gruppe sei
die Ansprache besonders wichtig, sagt
Walter, denn Eltern hätten einen großen
Einfluss auf die Berufswahl
der Kinder.
„Wenn ein Jugendlicher
sagt, er will Straßenbauer
werden,
dann raten ihm viele
Eltern davon ab, weil
das nicht als attraktiver
Beruf gilt“, sagt
Walter.
„Eltern sind bei der
Berufswahl Anstoß-
und Ratgeber,
deshalb muss man
sie bei der Berufsorientierung
ins Boot
holen. Leider gestaltet
sich das oft nicht
einfach“, bestätigt
Schulleiterin Söllner-
Gsell. Das zeigte sich
auch bei den Elternabenden;
die Nachfrage
war geringer,
als Söllner-Gsell und
Walter sich erhofft
hatten.
Abbildung: © Photographee.eu / Shutterstock.com
6 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
Egal ob Schulkooperation oder
Online-Werbung, für Walter ist es
wichtig, die Wirksamkeit aller Maßnahmen
zur Nachwuchsgewinnung
zu evaluieren: „Wir fragen zum Beispiel
bei allen Bewerbern ab, wie sie
auf uns gekommen sind – als Freitext-Frage.“
Dabei werde deutlich,
dass die meisten Bewerbungen auf
Mundpropaganda und persönliche
Kontakte zurückgehen – zum Beispiel,
weil man jemanden kennt, der
im Unternehmen arbeitet, oder auf
einer Infoveranstaltung Kontakt aufgenommen
hat. Auch deswegen seien
Schulkooperationen wie die mit der
Knabenrealschule Neumarkt so wichtig.
„Wenn Jugendliche unsere Berufe
direkt kennenlernen, können sie so
manches Vorurteil revidieren.“
Im Überblick:
» Das weltweit tätige
Bauunternehmen Max
Bögl kämpft mit
Nachwuchsmangel,
vor allem im Beton-
und Straßenbau.
» Ein erfolgreiches
Instrument zur
Azubi-Gewinnung sind
Schulkooperationen.
» Eltern sind eine wichtige
Zielgruppe beim
Azubi-Recruiting, aber
schwer zu begeistern.
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IM FOKUS
STADIONRUNDE
Um Jugendliche für Berufe zu begeistern, muss man
ungewöhnliche Wege gehen – zum Beispiel ins Fußballstadion.
Gastbeitrag Nicole Glawe-Miersch, Markus Kamann, Sibylle Petry
Abbildungen: © gpdm (3); NLZ Holstein Kiel
8 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
Eine Gruppe von Jugendlichen
steht im VIP-Bereich des
Holstein Fußballstadions in
Kiel um einen Tisch herum. Sie versuchen,
mit Hilfe einer Anleitung eine
Stoffserviette professionell als Tischdeko
zu falten. Die meisten schaffen es nicht
beim ersten Mal, aber mit Unterstützung
der Fachkräfte des Stadion-Caterers gelingt
es manchen schließlich ganz gut.
Stolz zeigt eine Schülerin der Gruppe
ihre gefaltete Serviette. Die Schülerinnen
und Schüler haben gerade Berufsorientierungsunterricht.
Ihre Schule nimmt
am Berufsorientierungskonzept Arena4You
teil, das nicht im Klassenraum,
sondern im Fußballstadion stattfindet.
Bei den elf Stadiontagen in Kiel, die im
November und Dezember 2021 stattfanden,
nahmen insgesamt 13 Schulen aus
der Region teil.
SIBYLLE PETRY UND
MARKUS KAMANN
sind die Geschäftsführer der Bildungsberatungsagentur
GPDM
– Gesellschaft für Projektierungsund
Dienstleistungsmanagement
und haben mit ihrem Team vor
zehn Jahren die Arena4You Stadiontage
entwickelt.
NICOLE
GLAWE-MIERSCH
leitet für die GPDM zwei berufliche
Ausbildungsnetzwerke im
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IM FOKUS
Berufsorientierung
mal anders
Jugendliche für eine Ausbildung
zu begeistern ist
Aufgabe des Berufsorientierungsunterrichtes
in den
Schulen. Wenn das Thema
ab Klasse 8 im Stundenplan
steht, können sich
viele Jugendliche zunächst
nicht begeistern. Das Berufsorientierungsprojekt
Arena4You will deshalb die
Aufmerksamkeit und das
Interesse der Jugendlichen für das Thema
wecken, indem das Stadion als bekannter
Ort aus der Lebenswelt vieler Jugendlicher
genutzt wird.
Arena4You wurde vor zehn Jahren von der
Bildungsagentur GPDM ausgearbeitet. Es
geht von der Prämisse aus, dass die Frage an
Schülerinnen und Schüler „Kommst du mit
ins Stadion?“ eine ungleich größere Chance
haben wird, positiv beantwortet zu werden,
als „Kommst du mit zum Berufsberater?“.
Ziel ist es, eine außergewöhnliche Berufsmesse
zu veranstalten, deren Konzept dafür
sorgt, dass die Aufmerksamkeit der Jugendlichen
von Beginn an hoch ist und während
der Vorstellung der Berufe nicht nachlässt
– was zu einer hohen Nachhaltigkeit der
vermittelten Informationen führt.
14 Berufsfelder sind
Teil des Rundgangs
Kern des Arena4You-Konzeptes ist, am
Beispiel des Stadionbetriebes möglichst
viele Berufsfelder und damit Ausbildungsberufe
vorzustellen und erlebbar
zu machen. Denn im Stadion finden sich
jede Menge Berufe wieder: am Eingang die
Fachkräfte Schutz und Sicherheit, bei der
Bewirtung in den Logen und den Publikumsbereichen
die Gastronomiefachkräfte,
auf dem Rasenplatz Berufe wie Gartenund
Landschaftsbau, neben der Umkleide
Physiotherapeuten, auf dem Stadionbau die
Dachdecker oder Stahlbauer, im Fanshop
kaufmännische Berufe sowie IT- und Medienberufe
in der Verwaltung.
Beim Stadionrundgang bearbeiten die Jugendlichen Aufgaben
zu den jeweiligen Berufen.
Der Tag beginnt mit einer Stadionführung,
bei der Schüler/-innen und Lehrkräfte gemeinsam
erraten, welche Berufe an den jeweiligen
Orten ausgeübt werden – oft stellt
sich dabei heraus, dass die Jugendlichen
nicht so viele Berufe kennen, wie sie glauben.
Danach können die Schülerinnen und
Schüler Stationen besuchen, an denen die
im Stadion tätigen Unternehmen ihre Ausbildungsberufe
vorstellen. Mit Hilfe von
didaktisch aufbereitetem Begleitmaterial
erkunden die Teilnehmenden diese Berufe,
lösen Praxisaufgaben und stellen Fragen.
Der Tag schließt mit einer Feedbackrunde
in Form einer nachgestellten Pressekonferenz
ab.
Bei praktischen Aufgaben
ins Gespräch kommen
Wichtig bei Arena4You ist: Die einzelnen
Stationen sind keine Infostände wie auf einer
herkömmlichen Berufsmesse. Im Vordergrund
stehen stattdessen Arbeitsproben
und Praxisbeispiele mit Tätigkeiten, die
für den Beruf typisch sind. So müssen die
Teilnehmenden etwa die Vor- und Nachteile
von Kunst- oder Naturrasen für Sportstätten
richtig ankreuzen oder angeben,
mit welchen Werkzeugen Tischler/-innen
bestimmte Arbeitsschritte erledigen. Bei
den praxisorientierten Aufgaben müssen
sie etwa mit einer Bohrmaschine umgehen
oder einen Tisch richtig decken. Während
der Erprobung bieten Ausbilderinnen
und Ausbilder ebenso wie Azubis aus den
Unternehmen den Jugendlichen Infos zur
Ausbildung und beantworten ihre Fragen.
Wie die Auswertungen der Stadiontage
zeigen, wird diese Form der Gespräche
sowohl von den Jugendlichen als auch von
den Ausbilder/-innen als angenehm und
sinnvoll beurteilt.
Abbildung: © NLZ Holstein Kiel
10 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
Praxisaufgaben und Aktionsideen gibt es
derzeit für 14 Berufsfelder, jedes Jahr kommen
neue hinzu und die Aufgaben werden
regelmäßig aktualisiert.
Viele Akteure
arbeiten zusammen
Seit 2012 gab es bislang rund 200 Stadiontage
zur Berufsorientierung, an denen etwa 10 000
Jugendliche teilgenommen haben. Für die
Umsetzung eines solchen Tages arbeiten viele
Institutionen zusammen: die Schulen, die jeweilige
Stadiongesellschaft, die die Sportstätte
betreibt, die einzelnen Unternehmen sowie
die örtliche Arbeitsagentur, die die Maßnahme
im Idealfall finanziell fördert.
Der Bundesliga-Zweitligist Holstein Kiel ist
einer der Praxispartner, der die Stadiontage
ermöglicht. „Man hat gemerkt, dass die
Unternehmen, Schüler/-innen und Lehrer/-
innen jeweils mit der gleichen Begeisterung
ins Stadion gekommen sind“, sagt Dominic
Peitz, Direktor des Nachwuchsleistungszentrums
Holstein Kiel. „Diese positive
Stimmung überträgt sich auf die Berufsorientierung
und auf das Kennenlernen von
Unternehmen und Auszubildenden.“ Diese
Einschätzung bestätigen die Fragebögen, die
die Lehrkräfte und Jugendlichen ausgefüllt
haben: Alle Lehrkräfte und 92 Prozent der
Schülerinnen und Schüler schätzten den
Berufsorientierungstag als gut oder sehr gut
ein, 72 Prozent der Jugendlichen gaben an,
dass der Tag ihr Interesse an einem der vorgestellten
Berufe geweckt habe. Auch wegen
solcher Ergebnisse ist die Nachfrage an den
Schulen nach den Stadiontagen derzeit groß.
Das Konzept soll daher in Zukunft auf andere
Veranstaltungsstätten ausgeweitet werden,
etwa Mehrzweckhallen oder Theater.
Im Überblick:
» Beim Berufsorientierungskonzept
Arena4You besuchen Jugendliche
Fußballstadien und lernen die
Berufe kennen, die dort zum
Einsatz kommen.
» An Praxisstationen bewältigen sie
berufstypische Aufgaben und kommen
mit Ausbildungspersonal und Azubis
ins Gespräch.
» Neben den Schulen, den Stadiongesellschaften
und den dortigen
Unternehmen wirken Institutionen
wie die örtliche Arbeitsagentur
an den Aktionstagen mit.
» www.arena4you.net
NetMan for Schools
IM FOKUS
„DANN
GEH ICH EBEN
WOANDERS HIN“
Jugendliche neugierig zu machen reicht nicht aus. Jeder Schritt
im Recruitingprozess birgt die Gefahr, dass Kandidatinnen
und Kandidaten abspringen.
Gastbeitrag Gabriele Weingärtner
Die
Herausforderung
Simone Hochstädter ist Ausbildungsleiterin eines mittelständischen
Unternehmens im Randgebiet einer Großstadt:
„Mit einem kreativen und zielgruppengerechten Ausbildungsmarketing
versuchen wir, potenzielle Bewerberinnen und Bewerber für unsere Ausbildungsplätze
als Industriefkaufmann/-frau und als Mechatroniker/-in anzusprechen.
Tatsächlich funktioniert der erste Schritt gut: Unsere Inserate auf den
Bewerberportalen werden überdurchschnittlich gut geklickt und wir erhalten
Rückmeldungen. Aber das ist auch schon das Ende des Erfolges. Im laufenden
Recruitingprozess springen uns immer wieder gute Bewerber ab. Woran kann
das liegen – was kann ich tun?“
Gabriele Weingärtner ist
Trainerin und Coach
und leitet die Ausbilder-
Akademie GmbH.
„Liebe Frau Hochstädter,
den ersten Schritt zum erfolgreichen
Recruiting zukünftiger
Auszubildender
haben Sie schon gemacht
über eine zielgruppengerechte
Ansprache. Dass
nach dem Erstkontakt Jugendliche den Kontakt
abbrechen, ist ein verbreitetes Problem.
Wichtig ist, sich klarzumachen, dass alle
Prozessschritte im Kontakt mit Bewerberinnen
und Bewerbern relevant sind.
Werden sie professionell und zuverlässig
umgesetzt, minimiert man die Wahrscheinlichkeit,
dass geeignete Kandidatinnen
oder Kandidaten vorzeitig abspringen.
Um das besser zu verstehen, hilft es, sich
in die Erlebniswelt junger Bewerber zu
versetzen. Im Folgenden einige Beispiele,
wie Jugendliche den Bewerbungsprozess
empfinden; die Statements sind fiktiv, aber
sie basieren auf einer Vielzahl von realen
Fällen:
Abbildung: © Ausbilder-Akademie GmbH
12 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
Dokumentenkameras
für den Unterricht
„Die Anzeige liest sich gut, der Videoclip
zur Ausbildung spricht mich an und das
Unternehmen wirkt jung, modern und dynamisch.
Doch die Ansprechpartnerin ist
nicht zu erreichen, sie antwortet jetzt schon
zwei Tage nicht auf meine Mail mit den
Fragen. Als ich dort anrufe, lässt man mich
in der Warteschleife verhungern und dann
lande ich bei einem Kollegen der Ansprechpartnerin
– sie hat Urlaub und er kann mir
leider keine Auskunft geben. Ein zweites Mal
werde ich nicht anrufen. Schade, das wäre
interessant gewesen – also zum nächsten
Unternehmen.“
„Ich hätte die Stelle gerne, also will ich
meine Bewerbung hochladen. Leider geht
das nicht so unkompliziert wie erwartet.
Habe ich dann endlich meine Unterlagen
hochgeladen, möchte ich nicht lange warten:
Eine direkte Eingangsbestätigung mit
Infos zum weiteren Verlauf sowie ein regelmäßiges
Update über den Stand meiner
Bewerbung finde ich selbstverständlich.
Leider dauert es viel zu lange, bis ich eine
Rückmeldung bekomme. Da werde ich
mich wohl beim nächsten Unternehmen
bewerben.“
„Ich habe eine Einladung zum Vorstellungsgespräch
bekommen. Das Unternehmen bietet
als Optionen ein telefonisches Interview
an, ein Interview per Videochat oder ein
Präsenzinterview vor Ort. Ich finde es gut,
dass ich wählen kann, aber klare und eindeutige
Angaben und Anleitungen darüber,
wie und wo das Gespräch abläuft, gibt es in
der Einladung nicht. Bevor ich den Informationen
hinterherlaufe, nehme ich lieber die
Einladung bei einem anderen Ausbildungsunternehmen
an – zum Glück habe ich mehrere
Optionen.“
„Das virtuelle Bewerberinterview startet,
und bei mir funktioniert alles: Die Software
ist mit meinem Rechner kompatibel,
Internetverbindung steht, Kamera, Licht
und Headset sind eingeschaltet, das reduziert
meine Aufregung. Aber nun hänge
ich im Warteraum. Verspätet werde ich
zugeschaltet, aber leider kann ich meine
Gesprächspartner weder gut sehen noch
hören, und auch das angekündigte Teilen
des Bildschirms mit den Informationen zum
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IM FOKUS
Anzeige
Ausbildungsunternehmen
startet
nicht – nicht sehr
professionell.
Schade.“
Gespräch
Zwischenbescheid
Auswahlverfahren
„Das Vorstellungsgespräch
ist super
gelaufen. Ich hatte
eine gute Ortsund
Wegbeschreibung
erhalten,
bin freundlich
aufgenommen
worden, musste
nicht lange warten
und die Atmosphäre
war entspannt. Ich hatte Möglichkeiten,
selbst Fragen zu stellen und habe
viele Informationen zur Ausbildung, zu
meinen Weiterbildungsmöglichkeiten und
den Ausbilder/-innen bekommen. Aber jetzt
nach dem Vorstellungsgespräch heißt es
wieder warten – warum bekomme ich keine
schnelle Rückmeldung über den aktuellen
Stand? Wenn ich zu lange warten muss, entscheide
ich mich für etwas Anderes.“
Empfang
Zusage/
Absage
Umfeld
» transparent,
» schnell und zeitnah,
» ansprechend,
1.Tag
» einfach für alle Beteiligten,
Vertrag
Zeit bis
1.Tag
Anreise
» mit einem hohen Maß an Mensch -
lichkeit und Empathie
Erreichbarkeit
Einladung
Erstkontakt
Telefonat/
E-Mail
Unternehmensimage
Die einzelnen Phasen des Recruiting prozesses bilden
eine Kette. An jeder Stelle davon kann es zu Fehlern
kommen, bei denen geeignete Bewerberinnen
und Bewerber verloren gehen.
„Es hat geklappt, die Zusage ist da – aber
wo bleibt der Ausbildungsvertrag? Für mich
ist es wichtig, die Fakten vorliegen zu haben
und sicher zu sein – sonst entscheide ich
mich doch noch um.“
„Jetzt habe ich den Vertrag in der Tasche
und kann mich auf die restliche Schulzeit
konzentrieren. Aber warum höre ich nichts
mehr von meinem zukünftigen Ausbildungsunternehmen?
Haben die mich vergessen?
Wie geht es weiter? Es wäre doch so einfach,
in diesen Wochen in Kontakt zu bleiben,
immer wieder Informationen zur Verfügung
zu stellen oder von mir anzufordern. Auch
wäre es toll, meine zukünftigen Mitauszubildenden
und das Ausbildungspersonal schon
vorab kennenzulernen. Vielleicht ist das
doch nicht die richtige Ausbildung für mich.“
Die Beispiele zeigen: Jeder Schritt in der
Kette birgt das Risoko, Bewerberinnen und
Bewerber zu verlieren. Überprüfen Sie Ihre
Prozesse anhand dieser Beispiele – wie
sieht es denn bei Ihnen aus? Stellen Sie sicher,
dass bei Ihnen jeder Schritt:
stattfindet. Sorgen Sie dafür, dass alle Ansprechpartner
erreichbar und informiert sind. Das
ist nicht nur dafür wichtig, eine gute Kandidatenauswahl
zu haben und keine potenziellen
Nachwuchskräfte zu verlieren. Ein guter, professioneller
Recruitingprozess ist auch bereits
Teil des Onboarding der neuen Auszubildenden.
In dieser Phase des sogenannten Preboardings
vor Ausbildungsbeginn werden die ersten
Weichen für den gemeinsamen Erfolg gelegt.
Vervollständigt wird dieser Onboardingprozess
durch die systematische Integration der jungen
Kolleginnen und Kollegen in den ersten Monaten.
Onboarding und Nachwuchskräftebindung
fängt aber schon beim richtigen Recruiting an
– jeder Schritt zählt hier.“ ■
Haben Sie konkrete Problem stellungen
oder Fragen, bei denen Sie sich Tipps
wünschen? Schreiben Sie uns an:
» redaktion@avr-verlag.de
14 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
Perspektivwechsel
Die Welt aus neuen Blickwinkeln zu betrachten, hilft andere Perspektiven zu verstehen. Dazu trägt Engagement Global –
Service für Entwicklungsinitiativen seit 2012 bei: mit vielfältigen Angeboten für entwicklungspolitisches Engagement, auch
für Jugendliche und Fachkräfte in Bildung und Erziehung. Auf der didacta kommen Sie mit uns vom 7. bis 11. Juni 2022
täglich ins Gespräch in Halle 07.1, Stand B-030.
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BtE – Bildung trifft Entwicklung
Ob Globalisierung, Klimawandel oder Migration:
Komplexe Themen lassen sich im Unterricht
am besten anhand von Beispielen erklären.
BtE vermittelt qualifizierte Referentinnen und
Referenten, die auch in Ländern des Globalen
Südens gelebt und gearbeitet haben, an Kindergärten,
Schulen, Hochschulen sowie Einrichtungen
der außerschulischen Jugend- und
Erwachsenenbildung. Der Chat der Welten von
BtE kombiniert Globales Lernen mit digitalen
Medien. Schulklassen in Deutschland tauschen
sich dabei online mit Menschen in Asien, Afrika
und Lateinamerika aus.
https://www.bildung-trifft-entwicklung.de/de/
ENSA
Das entwicklungspolitische Schulaustauschprogramm
ENSA fördert internationale Partnerschaften
zwischen Schulen aus Deutschland
und Schulen aus Ländern in Afrika, Asien,
Lateinamerika und Südosteuropa. Gefördert
werden Anbahnungsreisen für Schulen, die
eine neue Partnerschaft starten wollen, und
Begegnungsreisen für Schulen, die eine bestehende
Partnerschaft intensivieren und Projekte
gemeinsam umsetzen wollen. Ergänzend
bieten wir außerdem Weiterbildungen und
Netzwerkveranstaltungen für Lehrkräfte und
Mitarbeitende von Nichtregierungsorganisationen
(NRO) an.
https://ensa.engagement-global.de
Schulwettbewerb
„Alle für eine Welt für alle“
Der Schulwettbewerb zur Entwicklungspolitik
„Alle für eine Welt für alle“ ruft Schülerinnen
und Schüler dazu auf, sich mit Themen der
globalen Entwicklung zu beschäftigen. Eine
neue Runde startet zum Schuljahresbeginn
2023/2024. Den Wettbewerb begleitet eine
Wanderausstellung mit Good Practice-Beispielen
der vergangenen Runden, die Schulen kostenfrei
ausleihen können. Einblick an unserem Stand
auf der didacta, Halle 07.1, Stand B-030.
www.eineweltfueralle.de
Song Contest „Dein Song für eine Welt!“
Der Song Contest ruft Kinder und Jugendliche
zwischen 10 und 25 Jahren dazu auf, sich musikalisch
mit Themen globaler Entwicklung auseinanderzusetzen
und ihren eigenen Song zu
komponieren. Teilnehmen können junge Menschen
aus Deutschland sowie aus Ländern des
Globalen Südens als Solistin oder Solist, Band,
Chor oder Schulklasse. Eine neue Runde startet
Anfang 2023.
https://eineweltsong.de
Orientierungsrahmen
Globale Entwicklung (OR)
Der OR für den Lernbereich Globale Entwicklung
zeigt, wie Bildung für Nachhaltige Entwicklung
mit globaler Perspektive fest im
Unterricht verankert werden kann. Er ist von
der Kultusministerkonferenz empfohlen und
bietet Anregungen für die Fächer der Sekundarstufe
I und die Grundschule sowie für den
fächerverbindenden Unterricht. Engagement
Global stellt kostenfrei Lern- und Lehrmaterialien
zu unterschiedlichen Themen zur
Verfügung.
https://ges.engagement-global.de/
mediathek.html
weltwärts
Mit dem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst
weltwärts engagieren sich Menschen
zwischen 18 und 28 Jahren in einem Land in
Afrika, Asien, Lateinamerika, Osteuropa oder
Ozeanien für eine nachhaltige Entwicklung. Für
6 bis 24 Monate arbeiten sie in lokalen Projekten
mit, zum Beispiel in den Bereichen Bildung,
Gesundheit, Umwelt oder Menschenrechte. Voraussetzungen
sind ein Schulabschluss, Offenheit
und Lernbereitschaft sowie Interesse an den
Kulturen und Lebensverhältnissen in Ländern
des Globalen Südens. Ziel von weltwärts ist es,
Menschen in der Einen Welt zu verbinden, um
mit- und voneinander zu lernen.
https://weltwaerts.de
Kontakt: Engagement Global gGmbH
Friedrich-Ebert-Allee 40 | 53113 Bonn
www.engagement-global.de
info@engagement-global.de
Infotelefon: 0800 188 7 188
AUSBILDUNG
Berufsschullehrkräfte aus ganz Norwegen kamen im März 2020 in das norwegische Larvik, um sich
didaktische Anregungen zur Schulung von Hochvoltkompetenzen im Kfz-Bereich zu holen.
AUSBILDUNG MIT
1000 VOLT
E-Autos erfordern von Kfz-Fachkräften neue Kompetenzen.
In Norwegen, einem der Vorreiterländer der Elektromobilität,
lernen Fachkräfte den Umgang mit Hochvolttechnik.
Text Vincent Hochhausen
Neue Serie
Deutsche Bildungsunternehmen verfügen
über Ideen und Konzepte, um die Transformation
der Aus- und Weiterbildung innovativ
mitzugestalten. Bildungspraxis stellt in einer
neuen Serie Best Practice-Beispiele vor.
Die Zahl der Elektroautos
auf Deutschlands Straßen
wird rapide steigen: Lag
das Ziel vor der letzten Bundestagswahl
noch bei sieben bis zehn Millionen zugelassenen
Fahrzeugen bis 2030, hat die
Abbildung: © Dr.-Ing. Paul Christiani GmbH & Co. KG
16 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
seit 2021 amtierende Ampelkoalition
dies auf 15 Millionen aufgestockt. Bis
dahin ist es noch ein weiter Weg, denn
momentan sind erst rund 1,3 Millionen
Elektroautos in Deutschland zugelassen.
Doch das Wachstum beschleunigt
sich – 2021 gab es mit über 350 000 so
viele Neuzulassungen wie nie zuvor.
1000 Volt Spannung
Für die Fachkräfte in Kfz-Berufen bedeutet
das eine massive Umstellung.
Elektroautos funktionieren anders als
Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor
und verlangen bei der Wartung und
Reparatur neue Kompetenzen. Dazu
gehört der richtige Umgang mit Hochspannungstechnik,
denn im Elektromotor
herrschen Spannungen von 1000
Volt – eine potenzielle Gefahrenquelle.
„In den Kfz-Berufen muss daher jeder,
der beruflich mit elektrischer Antriebstechnik
in Kontakt kommt, eine
Qualifizierung zum Fachkundigen für
Hochvolttechnik in Kraftfahrzeugen
nachweisen“, sagt Markus Milwa vom
Lehrsystemanbieter Christiani. Das
Unternehmen hat daher eigens den
HV-Trainer – HV steht für Hochvolt
– entwickelt, ein Schulungssystem,
mit dem angehende und fertige Kfz-
Mechatroniker/-innen unter realen
Bedingungen den Umgang mit Hochvolttechnik
erlernen und praxisnahe
Aufgaben einüben können. Dazu
gehört etwa das Lokalisieren und der
Austausch von defekten Batteriezellen,
die Messung von Spannung und von
Isolationswiderständen oder die Behebung
von Fehlern im Batterie- oder
Antriebsmodul.
Mittlerweile wird der HV-Trainer auch
in anderen Ländern wie Norwegen ein-
#excitingedu Kongress 2022
20. – 21. September Zeiss-Großplanetarium Berlin
Let’s talk! Informieren, austauschen, gestalten.
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Endlich sehen wir uns im echten Leben wieder! Der #excitingedu Kongress 2022 steht unter
dem Motto: Let’s talk! Informieren, austauschen, gestalten. Nach 2 Jahren Lehren und Lernen
unter den Bedingungen der Pandemie haben wir alle viel erfahren und gelernt, deshalb bietet der
Kongress neben praxisbezogenen Workshops und Vorträgen zu digitalem Unterricht auch viele
Möglichkeiten sich auszutauschen und eigene Ideen vorzustellen. Ihr habt Lust den #excitingedu
Kongress 2022 aktiv mitzugestalten? Beteiligt euch an unserem Call-for-Papers!
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AUSBILDUNG
gesetzt. Dort sind E-Autos, anders als
in Deutschland, bereits der Normalfall
auf den Straßen: 65 Prozent der Autos,
die dort 2021 zugelassen wurden, fahren
ausschließlich elektrisch, Tendenz
steigend. In keinem Land der Welt ist
der Anteil von elektrisch angetriebenen
Autos so hoch. Dieser rapide Wandel
in der Automobilbranche hat sich allerdings
nicht genügend in der Qualifizierung
der Fachkräfte niedergeschlagen.
Das kritisieren zumindest die norwegischen
Gewerkschaftler Christoffer
Heggholmen und Arvid Ellingsen: „Wir
hinken sowohl bei der Ausbildung als
auch bei den Kompetenzanforderungen
derjenigen hinterher, die ihre Ausbildung
bereits abgeschlossen haben“,
schreiben sie in einem aktuellen Beitrag
für das norwegische Online-Fachmagazin
Elbil24.
Lehrkräfte als
Multiplikatoren
Der Bedarf an der Vermittlung von
Kompetenzen beim Umgang mit Hochvolttechnik
ist in Norwegen hoch. „Das
meiste Interesse kommt von den Berufsschulen
und Ausbildungszentren,
denn dort findet in Norwegen der
größte Teil der Ausbildung statt“, erklärt
Sandra Strobl, die bei Christiani
für die Kooperation mit den norwegischen
Partnern zuständig ist. Um ihr
Trainingskonzept für Kfz-Hochvolttechnik
vorzustellen, führte Christiani
an der Thor-Heyerdal-Schule in Larvik,
die den HV-Trainer bereits einsetzt, im
März 2020 Schulungen für 30 Berufsschullehrkräfte
durch. Die Teilnehmenden
sollen ihr neu erworbenes Wissen
als Multiplikatoren in ihre Schulen tragen.
„Die Schulung kam gut an, leider
machte uns gleich danach Covid einen
Strich durch die Rechnung“, erzählt
Strobel. 2022 sollen wieder ähnliche
Veranstaltungen stattfinden.
■
2021 wurden in Deutschland so viele Elektroautos zugelassen wie nie zuvor.
In Zukunft sollen die Fahrzeuge zum Normalfall auf deutschen Straßen werden.
Abbildungen: © buffaloboy / Shutterstock.com
18 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
Eine Initiative der:
GemeinsamZukunftBilden
AUSBILDUNG
News
Gastronomieberufe
modernisiert
Das Hotel- und Gastgewerbe hat die Ausbildungsordnungen seiner sieben
dualen Ausbildungsberufe modernisiert. Dabei ändern sich Berufsbezeichnungen:
Aus den Restaurantfachleuten werden beispielsweise Fachleute für
Restaurants und Veranstaltungsgastronomie. Als zweijähriger Ausbildungsberuf
wurde die Fachkraft Küche neu geschaffen. In den modernisierten
Ausbildungsordnungen soll ein Fokus auf Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz
und Digitalisierung gelegt werden. Die neuen Ausbildungen starten
im August dieses Jahres.
» www.bibb.de/hogakue
WENIGER
BEWERBER
DURCH CORONA
48 Prozent der Unternehmen,
die Ausbildungsplätze
anbieten, geben an,
dass die Zahl ihrer Bewerberinnen
und Bewerber
seit der Pandemie zurückgegangen
ist. 41 Prozent
meinen, dass auch die
Qualität der Bewerbungen
in dieser Zeit gesunken
sei. Das geht aus einer
Auswertung der Unternehmensbefragung
Betriebe
in der Covid-19-Krise
hervor, die das Institut für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
seit 2020 regelmäßig
unter 1500 bis 2000
Betrieben deutschlandweit
durchführt.
» www.iab.de/de/
befragungen/
becovid.aspx
Mehr Ausbildung,
weniger Studium
2021 haben mehr junge
Menschen eine Ausbildung
begonnen als im Jahr davor.
Die Zahl lag laut dem Statistischen
Bundesamt mit
rund 677 000 Personen um
0,2 Prozent höher als 2020.
Gleichzeitig ging die Zahl
der Studienanfänger um 3,8
Prozent zurück. Auch im
Übergangsbereich, also bei
Bildungsmaßnahmen zwischen
Schule und Ausbildung,
sank die Zahl der Teilnehmenden.
» www.destatis.de
Abbildungen: © GaudiLab, Maksym Fesenko, Jacob Lund / Shutterstock.com
20 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
Podcast
für
Ausbildende
Im Mai ist auf dem Portal
für Ausbilderinnen
und Ausbilder foraus.
de die Podcastreihe
foraus.gehört – Neues
für die Ausbildungspraxis
gestartet. Dort
werden regelmäßig
aktuelle Themen aus
der Ausbildungspraxis
besprochen und Ergebnisse
aus Projekten
zum Einsatz digitaler
Medien in der beruflichen
Bildung vorgestellt.
» www.foraus.de
11. – 12.10.2022 Berufliche Bildung –
Perspektiven entwickeln und Chancen nutzen
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31.07.2022
Veranstalter
Partner
In enger Kooperation mit
WEITERBILDUNG
BILDUNGSREISE IN
DIE ZUKUNFT
Vom 7. bis 11. Juni lädt die didacta Bildungsmesse nach Köln ein. Für Praktiker
aus der beruflichen Bildung gibt es dort zahlreiche Veranstaltungen.
Praxis, Politik, Forschung und
Wirtschaft diskutieren auf der
didacta Bildungsmesse in Köln
über Ziele einer zeitgemäßen Bildung
und über Wege, diese umzusetzen. Wofür
stehen Bildungsorte und Einrichtungen
heute? Was zeichnet einen guten Entwicklungs-
und Lernort nach den Erfahrungen
mit der Pandemie aus? Welche Rolle spielen
sie als Orte des Zusammenlebens und
der Nähe? Was folgt daraus für Fach- und
Lehrkräfte, für die Kinder und Jugendlichen?
Mit welchen Konzepten und Mitteln
können sie unterstützt werden? Fragen, denen
der Didacta Verband auf seinen Veranstaltungsforen
nachgeht.
Foren für Aus- und Weiterbildung
Fachkräfte sichern die Innovations- und
Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Sie
sorgen für Wachstum, Beschäftigung und Lebensqualität.
In vielen Branchen fehlt jedoch
gut ausgebildetes Personal, insbesondere
junge Menschen, die das duale Berufsausbildungssystem
durchlaufen. Laut Bundeswirtschaftsministerium
fehlen vor allem
Fachkräfte im Handwerk, in der Metall- und
Elektroindustrie sowie in sozialen Berufen,
Abbildung: © Koelnmesse / didacta
22 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
GPDM
DIE BILDUNGS
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Auf der
didacta
Bildungsmesse
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Wie können wieder mehr junge Menschen
für Ausbildungsberufe begeistert werden?
Welche pädagogisch-didaktischen Konzepte
erfüllen die Anforderungen der Unternehmen
an eine zeitgemäße Aus- und
Weiterbildung? Inwiefern tragen technische
Innovationen wie die Künstliche Intelligenz
zu einer Weiterentwicklung der Qualifizierungsangebote
bei? Diesen und weiteren
Fragen widmen sich der Didacta Verband
und seine Partner auf den Foren Berufliche
Bildung und myQ/Weiterbildung.
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Lernsituationen
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sind in der Contentplattform abrufbar!
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WEITERBILDUNG
Auszüge aus dem Programm:
Dienstag, 7. Juni 2022
11 Uhr
Ausbildung 4.0 – Digitalisierung in
beruflicher Aus- und Weiterbildung
Forum Berufliche Bildung
11 Uhr
Zielerreichung durch pädagogischdidaktische
Konzeption Qualifizierungsangebote
in der Wirtschaft –
ein Vortrag von Thomas Sattelberger
Forum myQ
12.15 Uhr
Neustart nach der Pandemie? Welche
Chancen sich für den Übergang von der
Schule in die Berufsbildung ergeben
Forum Berufliche Bildung
14 Uhr
Azufi.de – der innovative Azubi-Finder
für Köln und Umgebung
Forum Berufliche Bildung
15 Uhr
Gute Lernortkooperation ist
Wirtschaftsförderung in der Region.
Durch den Fachkräftemangel wird die
duale Ausbildung immer wertvoller.
Was lockt junge Menschen in die
Berufsausbildung?
Forum Berufliche Bildung
Mittwoch, 8. Juni 2022
11 Uhr
Digitale Schlüsselkompetenzen für
Lehrkräfte am Berufskolleg
Forum Berufliche Bildung
11 Uhr
Zukunftsorientierte Aus- und
Weiterbildung
Forum myQ
12.15 Uhr
Pflege – ein Berufsfeld mit Zukunft?
Forum Berufliche Bildung
12.30 Uhr
Innovative digitale Lernkonzepte und
der Aspekt der Teilhabe
Forum myQ
14 Uhr
Wie schaffen wir zeitgemäßes Lehren und
Lernen in der beruflichen Bildung?
Forum Berufliche Bildung
14.30 Uhr
NAWID: Adaptives E-Learning für das
BFW Frankfurt am Main
Forum myQ
15 Uhr
Ethik in der Digitalisierung
Forum Berufliche Bildung
Donnerstag, 9. Juni 2022
11 Uhr
How can I help? Der Einsatz von Feelgood-Manager/-innen
in Unternehmen
Forum Berufliche Bildung
11 Uhr
Lehre im Wandel
Forum myQ
12.15 Uhr
Digitalisierung als Booster für die
Berufsbildung?
Forum Berufliche Bildung
14 Uhr
Wie das Handwerk mit der Zeit geht –
Nachhaltigkeit und Digitalisierung
Forum Berufliche Bildung
14.30 Uhr
Vorstellung des Projektes GRETA
Forum myQ
15 Uhr
Mit dem NETZWERK Q 4.0 in die
Ausbildung 4.0 durchstarten
Forum Berufliche Bildung
24 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
Freitag, 10. Juni 2022
11 Uhr
Der Wettbewerb InnoVET: Innovationen
für eine exzellente berufliche Bildung
Forum Berufliche Bildung
12.15 Uhr
Gute Schule – Auf die Lehrkräfte kommt
es an. Veränderungen die es jetzt braucht
Forum Berufliche Bildung
15 Uhr
Generation Z –
Eine Herausforderung
für Unternehmen
Forum Berufliche Bildung
Das gesamte
Programm der didacta
Messe mit weiteren
Informationen:
www.didactamesse.de
14 Uhr
Blended Learning in der Berufsschule –
mehr Chancen als Risiken? Wie Lernen
auf Distanz mit den Erkenntnissen der
Pandemie weiterentwickelt werden kann
Forum Berufliche Bildung
Samstag, 11. Juni 2022
11 Uhr
Berufsbildung international
Forum Berufliche Bildung
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WEITERBILDUNG
News
WÄHREND CORONA:
MEHR LEHRKRÄFTE-
FORTBILDUNG ZU
DIGITALEM LERNEN
Weiterbildungsmotivation
unter Beschäftigten hoch
Während der Coronapandemie
haben mehr Lehrkräfte an Fortbildungen
zum Einsatz digitaler
Medien im Unterricht teilgenommen
als vorher. Das geht aus der
Studie „Kontinuität und Wandel
der Schule in Krisenzeiten“ KWIK
hervor, die Forscher des Leibniz
Institutes für die Pädagogik der Naturwissenschaften
und Mathematik
zusammen mit weiteren Kooperationspartnern
durchführten. 477 von
1026 befragten Lehrkräften gaben
an, 2020 oder 2021 Fortbildungen
zu digitalem Lernen genutzt zu haben,
für die Vorjahre bejahten dies
Zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland wollen sich
nur 202 Befragte. Für die Studie
weiterbilden, um ihre Beschäftigungsfähigkeit zu sichern.
wurden 2020 und 2021 Lehrkräfte
Das ist ein Ergebnis des Randstad Arbeitsmarktbarometers,
und Schulleitungen aus sieben
für das rund 800 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
Bundesländern befragt.
befragt wurden. Gleichzeitig ergab die Befragung, dass
» www.iea.nl/de/kwik 48 Prozent sich nicht sicher sind, welche Fähigkeiten sie
am besten weiterbilden sollten
Teilqualifikation
erhöht Jobchancen
Abstand
News
Teilqualifikationen, in denen Erwachsene
ohne Berufsabschluss
in zwei- bis sechsmonatigen
Fortbildungen berufliche Kompetenzen
erwerben, sind besonders
erfolgreiche Weiterbildungsangebote.
Das ist das Ergebnis der
Untersuchung Berufsabschluss
durch Weiterbildung – Zur
Wirksamkeit beruflicher Nachqualifizierung
der Bertelsmann
Stiftung. Zwölf Monate nach Abschluss
der Qualifizierung hatten
72 Prozent der Teilnehmenden
eine Beschäftigung.
» www.bertelsmann-stiftung.de
Abbildungen: © Master1305, SFIO CRACHO, nuntarat eksawetanant / Shutterstock.com
26 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
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gelungene Ausbildung.
Kritik an formaler Weiterbildung
„Die formale berufliche Weiterbildung
genügt derzeit ihrem gesetzlich
zugewiesenen Anspruch einer
höherqualifizierenden Berufsbildung
in Deutschland nur unzureichend.“
Das ist eine der neun Thesen einer
Arbeitsgruppe von Berufsbildungsexperten
unter der Leitung des Vorsitzenden
des Bundesinstituts für
berufliche Bildung Friedrich Hubert
Esser. Die Arbeitsgruppe erarbeitet
Vorschläge für eine zukunftsgerichtete
Berufsbildung. Die Wissenschaftler
fordern unter anderem eine
Modularisierung der formalen Weiterbildung
sowie berufsbegleitende,
flexible non-formale Kompetenzentwicklung
von Arbeitnehmern.
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uns auf der
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INTERNATIONAL
ZEIGEN, WAS
MAN KANN
In diesem Jahr feiert das Gesetz zur
Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse
seinen zehnten Geburtstag.
Die Anerkennung ist wichtig –
für Fachkräfte, aber auch für
Unternehmen.
Text Vincent Hochhausen
Als Eric Appiah aus Ghana
2014 ins Saarland kam,
fand er nicht so schnell
eine Arbeit, wie er erwartet hatte. Trotz
seiner langjährigen Erfahrung als Elektroinstallateur
erhielt er erst nach über 60
Bewerbungen eine Anstellung – als Elektrohilfe.
Nach Beratungsgesprächen mit
der Handwerkskammer Saarland fasste er
den Schluss, seinen ghanaischen Berufsabschluss
in Deutschland anerkennen zu lassen.
Er suchte seine Dokumente zusammen
und ließ sie übersetzen. Seit 2017 ist sein
Berufsabschluss voll anerkannt. Für Appiah
bedeutete das einen Aufstieg zur Fachkraft
– und mehr Lohn.
Eric Appiah ist einer von über 120 000
Antragstellern, deren ausländische Berufsabschlüsse
seit dem Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes
2012 als gleichwertig mit
einem deutschen Abschluss anerkannt wurden.
„Im Anerkennungsverfahren prüft die
zuständige Behörde die Gleichwertigkeit des
vorliegenden Abschlusses mit einem deutschen
Referenzberuf “, sagt Claudia Moravek,
Leiterin des Arbeitsbereiches Anerkennung
ausländische Berufsabschlüsse am Bundesinstitut
für Berufsbildung. Für das Verfahren
In Zahlen
» Die meisten Antragsteller auf Anerkennung
ihrer Abschlüsse kommen aus
Rumänien: über 15 000 seit 2012.
» Nur bei rund 4 Prozent aller Anträge
wird keine Gleichwertigkeit
der Abschlüsse festgestellt. Bei
über 40 Prozent der Anträge 2020
lag eine teilweise Gleichwertigkeit
der Berufsabschlüsse vor.
» Die große Mehrheit der Anträge,
rund 74 Prozent, betrifft die
Gesundheitsberufe.
Informationen für
Arbeitgeber
» Unternehmen, die ausländische Fachkräfte
beschäftigen oder dies tun
wollen, können sich hier über Ablauf
und Vorteile der Anerkennung sowie
über das Arbeitgebersiegel „Wir fördern
Anerkennung“ informieren:
www.anerkennung-in-deutschland.de/
html/de/arbeitgeber.php
Beratung und Förderung
» Fachkräfte, die ihren Berufsabschluss
anerkennen wollen, sollten
sich dabei beraten lassen. Hilfestellungen
geben zum Beispiel die
örtlichen Handwerks- oder Industrie-
und Handelskammern. Weitere
Beratungsmöglichkeiten sowie Informationen
über finanzielle Förderung
für Antragsteller gibt es
auf dem Portal zum Anerkennungsgesetz
der Bundesregierung:
www.anerkennung-in-deutschland.de
sind Dokumente erforderlich, die die Inhalte
und Dauer der Ausbildung belegen. Normalerweise
dauert die Bearbeitung des Antrages
rund drei bis vier Monate. Wenn dabei festgestellt
wird, dass die ausländische Ausbildung
die Inhalte des deutschen Berufsbildes nur
28 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
unvollständig abbildet, wird der Abschluss
teilweise anerkannt. Die fehlenden Inhalte
können die Antragsteller in sogenannten Anpassungsqualifizierungen
nachholen. Haben
sie diese erfolgreich abgeschlossen, wird der
Berufsabschluss vollständig anerkannt – er
ist nun in allen Belangen gleichwertig mit
einem in Deutschland gemachten Berufsabschluss
im entsprechenden Beruf. So war es
auch bei Eric Appiah. In Fällen, bei denen die
vorliegenden Zeignisse nicht genug über die
genauen Inhalte der Ausbildung aussagen,
können Antragsteller ihre beruflichen Fähigkeiten
auch in einer Qualifikationsanalyse
nachweisen.
Reglementierte und
nicht-reglementierte Berufe
Ein Antrag auf Anerkennung kommt für
alle in Frage, die eine staatlich anerkannte
Berufsqualifikation im Ausland nachweisen
können und in Deutschland arbeiten wollen.
Rund ein Drittel der Anträge wird von Personen
gestellt, die im Ausland wohnen, der
Rest aus Deutschland. Für bestimmte Berufe,
deren Ausübung rechtlich geschützt ist, ist
eine Anerkennung des Abschlusses die Voraussetzung,
um diesen Beruf in Deutschland
ausüben zu dürfen. Dazu zählen Ärzte, Lehrkräfte,
Ingenieure oder Gesundheitsberufe,
sie werden als reglementierte Berufe bezeichnet.
Daneben gibt es nicht-reglementierte
Berufe. Hier ist eine Anerkennung nicht gesetzlich
vorgeschrieben – aber für alle Beteiligten
sinnvoll, erklärt Claudia Moravek: „Die
Fachkräfte können so ihre Qualifikationen
verlässlich nachweisen und schaffen damit
eine Grundlage für angemessene Entlohnung.
Und Unternehmen können sich so sicher
sein, was ihre Mitarbeiter können, damit
sie sie bestmöglich einsetzen können.“ Seit
der Verabschiedung des Anerkennungsgesetzes
vor zehn Jahren sind die Antragszahlen
stark gestiegen, von rund 10 000
auf über 30 000 jährlich. Bis Ende 2022
soll nun eine Antragstellung auch online
ermöglicht werden – damit dieser positive
Trend anhält.
■
eduApps: DAS NEUE MUST-HAVE
FÜR LEHRKRÄFTE
Hilfreiche
Lehr- und
Lern-Apps für
Lehrkräfte
Das neue Portal eduApps bietet eine Übersicht über
digitale Angebote für Schule und Unterricht. Für alle
Schulformen und Fächer. Kostenlos und immer aktuell!
Das ist noch nicht alles: Mit eduApps PLUS können Sie
digitale Angebote auch direkt nutzen. So oft und wann
immer Sie wollen, zu Hause oder im Klassenzimmer.
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INTERNATIONAL
News
UNESCO kritisiert
profitorientierte Bildung
Die UNESCO hat ihren Weltbildungsbericht 2021/22 auf Deutsch vorgelegt.
Darin fordert sie stärkere Bemühungen, allen Kindern weltweit
mindestens zwölf Jahre kostenfreie, öffentlich finanzierte Schulbildung
zu garantieren. In ärmeren Ländern mache der Anteil privater Ausgaben
an den Bildungskosten 39 Prozent aus, in reicheren dagegen nur 16
Prozent. Das führe zu Bildungsungerechtigkeit.
» www.unesco.de/bildung/agenda-bildung-2030/
unesco-weltbildungsbericht
EUROPA-QUIZDUELL
FÜR SCHULKLASSEN
Bei dem Quiz „that’s eUrope“
können Schulklassen international
gegeneinander in einem Online-
Quizduell mit zwanzig Fragen zu
Europa und der EU antreten. Die
richtigen Antworten werden jeweils
mit einem kurzen Text oder
Video erklärt. Vor dem Duell haben
die Klassen fünf Minuten Zeit,
sich einander vorzustellen, danach
hat jedes Team 40 Sekunden Zeit,
die einzelnen Fragen zu beantworten.
Das Europa-Quiz gibt es
sowohl in einer Version für die
Klassen 7 bis 9 als auch für Klasse
10 oder höher. Es wird von dem
Verein Bürger Europas durchgeführt
und durch das Auswärtige
Amt unterstützt. Zur Terminanmeldung
geht es auf:
» europa.schleicher-farm.com/
duell
Bessere digitale
Bildung in Europa
Der Deutsche Akademische Austauschdienst
(DAAD) wird im
Auftrag der europäischen Union
ein europäisches Netzwerk zur
Förderung digitaler Bildung
aufbauen. Die DAAD setzte sich
im Februar zusammen mit zehn
europäischen Partnerorganisationen
bei einer Ausschreibung
der EU-Kommission durch. Die
Angebote des Zusammenschlusses
sollen dabei unter anderem
Mentoring-Programme für Lehrkräfte,
Digital-Sprechstunden
zu Digitalisierungsfragen und
Design-Thinking-Workshops
umfassen.
» education.ec.europa.eu
Abbildungen: © Shyamalamuralinath, anttoniart / Shutterstock.com
30 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
3D-Mechatroniksimulation
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Entwerfen, testen und simulieren
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✓ Komplette Programmieraufgaben mit der
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und das virtuelle Modell steuern
✓ Ausbilder können eigene Situationen erstellen en
und mit ihren Auszubildenden teilen
Mehr Informationen finden Sie unter:
christiani.de/mmssim4edu
Folgen Sie uns:
WEITERBILDUNG
VERANSTALTUNGEN 2022
Messen, Kongresse und Seminare für die berufliche Aus- und Weiterbildung
Anzeige
Zertifikatslehrgang
Train the Trainer (IHK)
Für wen? Trainer- und
Seminarleiter/-innen
Wo? Frankfurt am Main
6. & 7.
SEPTEMBER 2022
Anfang September startet das erste von vier Modulen
des Zertifikatslehrgangs Train the Trainer für den
Einstieg in die Trainertätigkeit. Themen sind unter
anderem Trainingsdesign, Präsentation, Visualisierung,
Methodik und Moderation. Die Module des Lehrganges
finden vor Ort sowie über Zoom oder MS Teams
statt. Vermittelt werden Kompetenzen,
um Live-Online-Seminare
und Präsenz-Seminare erfolgreich
durchführen zu können. Mehr Informationen
auf:
Excitingedu Kongress
Für wen? Schulleitungen,
Lehrkräfte, Bildungsforscher
Wo? Berlin
Vom 20. bis 21. September findet in Berlin der
#excitingedu Kongress statt. Lehrkräfte finden
dort Input zu zeitgemäßem Unterricht und Digitalisierung
in Schulen mit vielfältigen Workshops, Keynotes,
Vorträgen und weiteren abwechslungsreichen
Formaten.
» excitingedu.de/excitingedu-kongress
20. & 21.
SEPTEMBER 2022
» www.ausbilder-akademie.de
Jahreskongress
Berufliche Bildung
Für wen? Alle Akteure der
beruflichen Bildung
Wo? Stuttgart
11. & 12.
OKTOBER 2022
Der diesjährige jakobb-Kongress im Internationalen
Congresscenter Stuttgart wird unter dem
Motto Berufliche Bildung – Perspektiven entwickeln
und Chancen nutzen stehen und sich mit Themen wie
Klassenzimmer der Zukunft, Künstliche Intelligenz
in der Pflege, Virtual Reality in der Ausbildung, Motivation
von Auszubildenden und Industrie 4.0. beschäftigen.
Veranstalter sind der Didacta Verband, der
Berufsschullehrerverband Baden-Württemberg, das
Bundesinstitut für Berufliche Bildung und
Klett MINT.
BIBB Kongress 2022
Für wen? Alle Akteure
der Berufsbildung
Wo? Bonn
Am 27. und 28. Oktober wird nach mehrjähriger
Pause wieder der BIBB-Kongress stattfinden mit
Vorträgen und Veranstaltungen zu aktuellen Themen der
beruflichen Bildung. Das Motto des Kongresses lautet
Future Skills – Fortschritt denken. Ein Programm war
zum Redaktionsschluss noch nicht veröffentlicht.
Informationen gibt es auf:
» www.bibb.de
27. & 28.
OKTOBER 2022
» www.jakobb.de
32 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 2/2022
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Projektarbeiten
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Aus- und Weiterbildung
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Mehr Informationen finden Sie unter:
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