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Bildungspraxis 04/2022

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4/<strong>2022</strong> | November / Dezember / Januar | 19201 | Deutschland 6,80 € | Österreich 7,50 € | Schweiz 11 CHF<br />

www.bildungspraxis.de<br />

ALLES DRIN?<br />

WARUM DIE AEVO-PRÜFUNG EIN UPDATE BRAUCHT<br />

AUSBILDUNG<br />

Konzepte aus der<br />

Möbelbranche<br />

IM FOKUS<br />

Reform der Ausbilderqualifizierung<br />

WEITERBILDUNG<br />

Tipps für den<br />

Videochat


GemeinsamZukunftBilden<br />

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AUSBILDUNG WEITERBILDUNG HÖHERE BERUFSBILDUNG<br />

Eine Initiative der:<br />

der DIHK-Bildungs-gGmbH


EDITORIAL<br />

AUSBILDUNGSPERSONAL<br />

GUT VORBEREITEN<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Ausbilderinnen und Ausbilder<br />

nehmen in der dualen<br />

Ausbildung eine Schlüsselrolle<br />

ein. Sie planen und<br />

organisieren den Lernweg<br />

ihrer Azubis, sie unterstützen<br />

diese bei fachlichen<br />

und organisatorischen Fragen und koordinieren<br />

die Kooperation mit anderen<br />

Lernorten. Aus diesem Grund ist es<br />

richtig, dass die Ausbildereignungsverordnung<br />

AEVO neben der fachlichen<br />

und persönlichen auch die berufs- und<br />

arbeitspädagogische Eignung zur Voraussetzung<br />

für die Ausbildertätigkeit<br />

macht – und dass sie definiert, welche<br />

Kompetenzen diese Eignung ausmachen.<br />

Die Inhalte der Ausbilderqualifizierung<br />

auf Basis der AEVO müssen<br />

jedoch auf der Höhe der Zeit sein.<br />

Aktuelle Themen wie der digitale<br />

Wandel, die Heterogenität der Auszubildenden<br />

oder Nachhaltigkeit müssen<br />

darin eine wichtige Rolle spielen. Daher<br />

ist es gut, dass Politik, Arbeitnehmer<br />

und Arbeitgeber nun zusammen<br />

diskutieren, wie der Rahmenplan für<br />

die AEVO-Qualifizierungen angepasst<br />

werden muss, um Ausbilderinnen und<br />

Ausbildern Rüstzeug für die aktuellen<br />

Herausforderungen in der Ausbildungswelt<br />

mitzugeben.<br />

Eine bestandene AEVO-Prüfung<br />

wird nicht ausreichen, um als Ausbildender<br />

dauerhaft kompetent und<br />

fundiert vorbereitet zu bleiben. Um<br />

Kenntnisse aufzufrischen und neue<br />

Phänomene fachlich sicher für die<br />

Ausbildung nutzen zu können, ist<br />

lebenslanges Lernen nötig. Gefragt<br />

ist also sowohl die Bereitschaft zur<br />

Weiterbildung bei den Ausbilderinnen<br />

und Ausbildern – aber auch die<br />

Bereitschaft der Unternehmen, die<br />

dafür nötigen Freiräume und Mittel<br />

bereitzustellen.<br />

In der aktuellen Ausgabe von <strong>Bildungspraxis</strong><br />

werden wir daher die<br />

Ausbilderqualifizierung in den Fokus<br />

nehmen. Praktische Beispiele zeigen<br />

dabei, wie divers der berufliche und<br />

fachliche Hintergrund bei denen ist,<br />

die sich heute an einer Ausbilderqualifizierung<br />

beteiligen.<br />

Ich wünsche Ihnen eine<br />

anregende Lektüre, Ihr<br />

Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis<br />

Chefredakteur <strong>Bildungspraxis</strong><br />

Abbildung: © Sascha Kreklau<br />

›› BILDUNGSPRAXIS 4/<strong>2022</strong> | 1


INHALT<br />

Ausbildungskooperationen in der Möbelindustrie,<br />

ab Seite 16<br />

Vernetzte Lernsysteme und ihre Stärken,<br />

ab Seite 26<br />

Im Fokus<br />

Die Ausbildereignungsprüfung<br />

6 „Gute Ausbilderinnen und<br />

Ausbilder sind mit Geld nicht<br />

zu bezahlen“<br />

Neue Anforderungen an die AEVO<br />

10 Von der Fachkraft zum Ausbilder<br />

Drei Fachkräfte und ihr Weg zum<br />

Ausbilderschein<br />

Ausbildung<br />

16 Eine Bildungskette für<br />

Nischenbranchen<br />

Ein innovatives Konzept aus<br />

der Möbelindustrie<br />

20 Ausbildung News<br />

WEBCAM<br />

FÜRS DISTANZ-<br />

LERNEN<br />

GEWINNEN<br />

Seite 21<br />

Weiterbildung<br />

22 „Die Kamera muss an bleiben“<br />

Bildungsarbeit im Videochat<br />

26 Vernetzt lernen<br />

Das Potenzial adaptiver<br />

Lernmanagementsysteme<br />

30 Weiterbildung News<br />

32 Veranstaltungen <strong>2022</strong>/23<br />

DIE NÄCHSTE BILDUNGSPRAXIS ERSCHEINT IM FEBRUAR 2023.<br />

2 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


IMPRESSUM<br />

›› Herausgeber: Didacta Ausstellungs- und Verlagsgesellschaft mbH<br />

Rheinstraße 94 • 64295 Darmstadt<br />

AVR Agentur für Werbung und Produktion GmbH<br />

Arabellastraße 17 • 81925 München<br />

›› Chefredaktion: Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis (verantwortlich)<br />

wassilios@fthenakis.de<br />

›› Verlag und AVR Agentur für Werbung und Produktion GmbH<br />

Redaktionsanschrift: Arabellastraße 17 • 81925 München<br />

Telefon: +49 89 419694-43<br />

Fax: +49 89 4705364<br />

E-Mail:<br />

info@avr-werbeagentur.de<br />

bildungspraxis.magazin@avr-verlag.de<br />

Internet: www.avr-werbeagentur.de<br />

www.bildungspraxis.de<br />

›› Leser- und Aboservice: abo-bildungspraxis@easy-mail.de<br />

Tel: 089-4506621-0<br />

Aboverwaltung<br />

c/o Easy Mail GmbH<br />

Otto-Hahn-Str. 14<br />

85609 Aschheim<br />

›› Geschäftsführung: Thomas Klocke<br />

›› Gesamtleitung Tina Sprung<br />

Bildungsredaktion:<br />

›› Projekt- und Vincent Hochhausen<br />

Redaktionsleitung:<br />

›› Redaktion: Roman Eisner<br />

Silvia Gallus<br />

Thorsten Timmerarens<br />

›› Redaktionsassistenz: Petra Wrischer<br />

›› Marketing: Christoph Gülden<br />

›› Autorinnen und Autoren Michelle Jörgens<br />

dieser Ausgabe: Markus Kamann<br />

Julia Knopf<br />

Joachim Martin<br />

Marius Schönberger<br />

›› Gesamtleitung Kirstin Strecker • Telefon: +49 89 419694-57<br />

Anzeigenverkauf: E-Mail: kstrecker@avr-verlag.de<br />

›› Mediaberatung: Anja Löscher • Telefon: +49 89 419694-33<br />

E-Mail: aloescher@avr-verlag.de<br />

›› Art Direction und Michaela Körner<br />

Bildredaktion:<br />

›› Grafik Design: Sabrina Gentner<br />

›› Composing: Udo Karohl<br />

›› Titelbild: © Foxstudio / Shutterstock.com<br />

›› Erscheinungsweise: 4 × jährlich<br />

›› Druck: Weiss-Druck GmbH & Co. KG,<br />

Hans-Georg-Weiss-Straße 7, 52156 Monschau<br />

›› Preis des Heftes: Deutschland 6,80 € inkl. MwSt., Österreich 7,50 €,<br />

Schweiz 11 CHF<br />

›› Abonnement: Jahresabonnement (4 Hefte) 24 €, zzgl. Versandkosten<br />

Bestellung auf: www.bildungspraxis.de<br />

Hinweis:<br />

Beiträge freier Autoren geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Verleger zugleich Anschrift aller Verantwortlichen<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist München. Nachdruck oder<br />

sonstige Vervielfältigung – auch auszugsweise – sind nur mit<br />

Genehmigung des Verlages gestattet. Für unaufgefordert eingesandtes<br />

Redaktionsmaterial übernimmt der Verlag keine Haftung.<br />

© AVR GmbH <strong>2022</strong><br />

BERUFS<br />

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<strong>2022</strong><br />

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IM FOKUS<br />

4 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


WAS MUSS<br />

ALLES REIN?<br />

Die Ausbildereignungsverordnung (AEVO)<br />

legt fest, dass Ausbilderinnen und Ausbilder<br />

eine Mindestqualifikation nachweisen müssen,<br />

um ausbilden zu dürfen. Doch nicht alle der<br />

vorgeschriebenen Inhalte sind noch zeitgemäß.<br />

Im <strong>Bildungspraxis</strong>-Fokusthema geht es darum,<br />

was sich daran ändern sollte.<br />

›› BILDUNGSPRAXIS 4/<strong>2022</strong> | 5


IM FOKUS<br />

„GUTE AUSBILDERINNEN<br />

UND AUSBILDER SIND MIT<br />

GELD NICHT ZU BEZAHLEN“<br />

Die Inhalte der Ausbildereignungsprüfungen werden sich ändern.<br />

Welche Aktualisierungen es braucht und warum motivierte Ausbildende für<br />

Betriebe so wichtig sind, erklärt Berufsbildungsfachmann Michael Härtel.<br />

Interview Vincent Hochhausen<br />

Abbildungen: © Ground Picture / Shutterstock.com; BIBB<br />

6 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


Dokumentenkameras<br />

für den Unterricht<br />

Im Interview<br />

MICHAEL HÄRTEL<br />

ist Leiter des Arbeitsbereiches Lehren und Lernen,<br />

Bildungspersonal beim Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

in Bonn. Er ist an den Diskussionen zu den<br />

Änderungen am AEVO-Rahmenplan beteiligt.<br />

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Robust und leicht<br />

<strong>Bildungspraxis</strong>: Ist das, was angehende<br />

Ausbilderinnen und Ausbilder<br />

in den Ausbildereignungsprüfungen<br />

nachweisen müssen, noch zeitgemäß?<br />

Michael Härtel: An einigen Stellen gibt<br />

es Überarbeitungsbedarf. Das haben wir<br />

2021 in einer Kurzstudie festgestellt und<br />

auf Weisung der Politik wird das BIBB<br />

nun zusammen mit den Sozialpartnern<br />

im Rahmen von Sachverständigengesprächen<br />

über konkrete Änderungen am<br />

AEVO-Rahmenplan diskutieren.<br />

Diese Diskussionen sollen bis zum<br />

nächsten Sommer abgeschlossen sein<br />

und dem Hauptausschuss des BIBB<br />

vorgelegt werden.<br />

In welchen Bereichen werden<br />

Änderungen erfolgen?<br />

Das wird letztlich in den nun anstehenden<br />

Sachverständigengesprächen<br />

gemeinsam mit allen Beteiligten erarbeitet.<br />

Zur Diskussion dürften dabei<br />

unter anderem die Veränderungen<br />

stehen, die durch die zunehmende<br />

Digitalisierung, den sich beschleunigenden<br />

Klimawandel oder auch<br />

die Heterogenität, also die Verschiedenheit<br />

der Auszubildenden in der<br />

täglichen Ausbildungspraxis zu berücksichtigen<br />

sind.<br />

Waren Jugendliche in der Ausbildung<br />

nicht schon immer verschieden?<br />

Klar, es gab schon immer leistungsstärkere<br />

und -schwächere Auszubildende.<br />

Aber inzwischen gibt es auch<br />

Die Ausbildereignungsverordnung<br />

AEVO regelt,<br />

welche Kenntnisse<br />

Ausbilderinnen und<br />

Ausbilder in der dualen<br />

Ausbildung haben<br />

müssen. Der AEVO<br />

Rahmenplan regelt,<br />

welche Inhalte in den<br />

Ausbildereignungsprüfungen<br />

abgefragt und in<br />

den Vorbereitungskursen<br />

vermittelt werden<br />

müssen. Dieser Rahmenplan<br />

wurde zuletzt<br />

2009 aktualisiert.<br />

Der Hauptausschuss<br />

ist das wichtigste Organ<br />

des Bundesinstituts für<br />

Berufsbildung (BIBB)<br />

und berät die Politik<br />

in Fragen, die die Berufsbildung<br />

betreffen.<br />

Er setzt sich aus je acht<br />

Vertretern des Bundes,<br />

der Länder sowie der<br />

Arbeitgeber- und der<br />

Arbeitnehmerseite zusammen.<br />

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IM FOKUS<br />

Ausbilden darf in Deutschland<br />

nur, wer dafür die<br />

nötigen fachlichen und<br />

berufs- und arbeitspädagogischen<br />

Kenntnisse mitbringt.<br />

Ausbilder/-innen<br />

weisen diese pädagogischen<br />

Kenntnisse über die<br />

schriftliche und praktische<br />

Ausbildereignungsprüfung<br />

nach.<br />

mehr Studienabbrecher/-innen, die<br />

sich für eine Ausbildung entscheiden.<br />

Diese haben oft andere Ansprüche als<br />

Auszubildende mit zum Beispiel mittlerer<br />

Reife oder Hauptschulabschluss.<br />

Zudem absolvieren immer mehr<br />

Jugendliche mit Migrations- oder<br />

Fluchthintergrund Ausbildungen. Da<br />

spielen neben der Sprachförderung<br />

und der sozialen Integration auch<br />

Fragen wie der Aufenthaltsstatus<br />

oder die Anerkennung von eventuell<br />

bereits bestehenden Bildungsabschlüssen<br />

eine Rolle.<br />

Viele Ausbilderinnen und Ausbilder<br />

fühlen sich hier alleingelassen. Deswegen<br />

ist es so wichtig, dass die Ausbildung<br />

für Ausbilder/-innen all diese<br />

Herausforderungen widerspiegelt.<br />

Können diese Themen mit der<br />

AEVO-Ausbilderqualifizierung<br />

ausreichend abgedeckt werden?<br />

Die Ausbildereignungsprüfungen müssen<br />

sicherstellen, dass eine Basiskompetenz<br />

da ist, mit der die Ausbilderinnen<br />

und Ausbilder arbeiten und auf der sie<br />

aufbauen können. Trotzdem muss es<br />

auch darüber hinaus weitergehende Angebote<br />

und Hilfestellungen geben, die sie<br />

in Anspruch nehmen können, um ihre<br />

Kompetenzen auszuweiten.<br />

Welche zum Beispiel?<br />

Vor Kurzem zum Beispiel ist unser<br />

Weiterbildungskonzept MIKA gestartet,<br />

das steht für Medien- und IT-<br />

Kompetenz für Ausbildungspersonal.<br />

In zwölfwöchigen Kursen werden dabei<br />

von eigens dafür zertifizierten Trainerinnen<br />

und Trainern Grundkenntnisse<br />

der Medienbildung vermittelt. Uns ist<br />

dieses Thema sehr wichtig, denn kompetenter<br />

und reflektierter Einsatz von<br />

modernen Medien ist heutzutage eine<br />

der zentralen Voraussetzungen für gute<br />

und zukunftsfähige Ausbildung.<br />

Inwiefern?<br />

Es geht darum, dass Ausbilderinnen<br />

und Ausbilder all die Möglichkeiten<br />

digitaler Medien kompetent nutzen<br />

können. Nehmen wir zum Beispiel die<br />

Erstellung eines kurzen Erklärvideos:<br />

Als Ausbilderin oder Ausbilder muss<br />

man sich vorher das angestrebte<br />

Lernziel klarmachen und ein sinnvolles<br />

Script oder Storyboard erstellen.<br />

Wie lang soll es sein? Spricht eine<br />

Person vor der Kamera oder aus<br />

dem Off? Und wer eignet sich dafür?<br />

Und natürlich muss gute Bild- und<br />

Tonqualität sichergestellt sein – für<br />

Ausbildungspersonal, das zum ersten<br />

Mal Videos erstellen möchte, ist das<br />

oft nicht selbstverständlich.<br />

Warum braucht es überhaupt<br />

eine einheitliche Ausbilderqualifizierung?<br />

Unternehmen könnten<br />

doch selbst dafür sorgen, dass ihre<br />

Ausbilderinnen und Ausbilder<br />

gut vorbereitet sind?<br />

Dieses Experiment hat man 2003<br />

gewagt, als die AEVO ausgesetzt<br />

wurde. Mit dem Ergebnis, dass kleinere<br />

und mittlere Unternehmen feststellten,<br />

dass die Ausbildungsqualität<br />

sank. Daher wurde die AEVO novelliert<br />

und im Jahr 2009 wiedereingeführt,<br />

und seitdem sind die Zahlen<br />

der abgelegten Ausbilderprüfungen<br />

deutlich gestiegen. Es braucht einfach<br />

eine vergleichbare methodische<br />

und didaktische Basis, an der sich<br />

Ausbildende und Betriebe orientieren<br />

können, damit Ausbildung<br />

funktioniert.<br />

Wie stellt man sicher, dass die<br />

Fachkräfte bei den AEVO-Kursen<br />

etwas für ihre Ausbildungspraxis<br />

mitnehmen, statt nur für die<br />

Prüfung zu pauken?<br />

Das hängt von der Motivation ab.<br />

Oft sind es gerade Mitarbeitende,<br />

die sich fachlich sicher fühlen und<br />

eine Affinität dazu verspüren, anderen<br />

etwas beizubringen oder sie<br />

zu unterstützen, die sich im Betrieb<br />

melden, um die AEVO-Prüfung zu<br />

machen. Hier ist jedem Betrieb nur<br />

zu raten, solchen Mitarbeiterinnen<br />

8 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


und Mitarbeitern diese Möglichkeit<br />

auch einzuräumen. Wenn Mitarbeitende<br />

zum Ausbilderschein gedrängt<br />

werden, ist das eine denkbar schlechte<br />

Ausgangssituation. Zudem kann ich<br />

nur raten, zur Vorbereitung die Kurse<br />

mit den vorgesehenen 115 Stunden zu<br />

belegen, statt auf stundenmäßig kurze<br />

Intensivkurse auszuweichen. Das ist<br />

zwar aufwändiger, aber gute Ausbilderinnen<br />

und Ausbilder, die kompetent<br />

sind, sich professionalisieren und die<br />

andere motivieren können, sind mit<br />

Geld nicht zu bezahlen.<br />

Was halten Sie von dem Vorschlag,<br />

Zulassungsvoraussetzungen für die<br />

AEVO-Prüfungen einzuführen oder<br />

Auffrischungskurse vorzuschreiben?<br />

In unserer Kurzstudie<br />

wurden Zulassungsvoraussetzungen<br />

mehrheitlich abgelehnt, Auffrischungskurse<br />

waren dagegen<br />

erwünscht. Allerdings nicht verpflichtend,<br />

sondern auf freiwilliger Basis.<br />

Das halte ich auch für sinnvoll, denn<br />

es liegt in der Verantwortung der<br />

Betriebe, darauf zu achten, dass ihr<br />

Ausbildungs personal auf der Höhe der<br />

Zeit ist.<br />

Für die 2021 erschienene<br />

„Kurzstudie zur<br />

Prüfung des Evaluierungsbedarfs<br />

der AEVO“<br />

wurden 3855 Ausbilder/-<br />

innen, Prüfende,<br />

Ausbildungsleiter/-innen<br />

und Personalverantwortliche<br />

dazu befragt,<br />

in welchen Bereichen<br />

sie Änderungsbedarf bei<br />

der AEVO wahrnehmen.<br />

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IM FOKUS<br />

VON DER FACHKRAFT<br />

ZUM AUSBILDER<br />

Jedes Jahr legen 80 000 Menschen die Ausbildereignungsprüfung ab.<br />

Um zu erfahren, was diese Fachkräfte motiviert, wie sie sich vorbereiten und ob<br />

sie sich durch die Prüfungsphase gut für die Ausbildertätigkeit gerüstet fühlen, hat<br />

<strong>Bildungspraxis</strong> drei von ihnen auf ihrem Weg zum Ausbilderschein begleitet.<br />

Text und Interviews Vincent Hochhausen<br />

Die Kandidatinnen und Kandidaten:<br />

Florian Garbe, 31 Jahre alt,<br />

ist Rechenzentrumstechniker<br />

beim Cloudanbieter German<br />

Edge Cloud im hessischen<br />

Eschborn. Bevor er 2020 als<br />

Quereinsteiger ohne Ausbildung<br />

zu seinem jetzigen<br />

Arbeitgeber kam, hatte er<br />

zehn Jahre lang im Handwerk gearbeitet und bei<br />

Kunden Anschlüsse und IT-Systeme eingerichtet.<br />

Rene Lamoth, 31 Jahre alt, ist<br />

Fachinformatiker beim hessischen<br />

Softwareunternehmen<br />

Docuvita in Liederbach. Mit<br />

seiner eigenen Ausbildung<br />

bei einem großen Konzern ist<br />

er rückblickend nicht zufrieden:<br />

„Ich habe in der Ausbildungszeit<br />

keine produktive Zeile Code gesehen.“<br />

Maren Selzer, 31 Jahre alt,<br />

ist stellvertretende Leiterin<br />

der Personalabteilung beim<br />

hessischen Reiseveranstalter<br />

Trendtours. Sie selbst hat<br />

keine Ausbildung gemacht,<br />

sondern studiert. Sie findet es<br />

sinnvoll, wenn in Personalabteilungen<br />

Menschen mit Ausbilderschein arbeiten,<br />

selbst wenn sie nicht persönlich Azubis ausbilden.<br />

Abbildungen: © Dusan Petkovic / Shutterstock.com; privat; Studioline Wiesbaden; docuvita<br />

10 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


Vor Beginn: die Motivation<br />

Jeder Betrieb, der in Deutschland dual ausbildet, muss<br />

über mindestens einen Ausbilder oder eine Ausbilderin<br />

verfügen. Laut der Ausbildereignungsverordnung (AEVO),<br />

müssen diese Fachkräfte nachweisen, dass sie über die<br />

nötigen berufs- und arbeitspädagogischen Qualifikationen<br />

für ihre Aufgabe verfügen. Dieser Nachweis erfolgt über<br />

die sogenannte AEVO- oder Ausbildereignungsprüfung.<br />

Vor der Coronapandemie bestanden jährlich rund 90 000<br />

Fachkräfte diese Ausbildereignungsprüfung. Im darauffolgenden<br />

Jahr, im ersten Coronajahr, ging diese Zahl auf 76<br />

446 zurück. Die Durchfallquote lag 2020 bei acht Prozent.<br />

Diese geringe Quote liegt daran, dass die meisten Prüflinge<br />

Vorbereitungskurse für die AEVO-Prüfung belegen. So wie<br />

Florian Garbe, Rene Lamoth und Maren Selzer, die im August<br />

<strong>2022</strong> an einem Online-Intensivkurs bei der Ausbilder-<br />

Akademie im hessischen Friedrichsdorf teilnahmen.<br />

Florian Garbe: „Als ich 2020 zu meinem jetzigen Arbeitgeber<br />

kam, ist zusammen mit mir ein vielversprechender<br />

Praktikant aus meinem bisherigen Betrieb gewechselt.<br />

Ich habe dann das Thema Ausbildung bei uns intern<br />

gepusht. Mein Chef fand die Idee gut, selbst Nachwuchs<br />

auszubilden, und seit vergangenem Oktober absolviert der<br />

damalige Praktikant bei uns eine Ausbildung zum Fachinformatiker<br />

für Systemintegration. Zuerst habe ich mich<br />

zusammen mit einem Kollegen, der bereits einen Ausbilderschein<br />

hatte, um die Ausbildung gekümmert. Dieser ist<br />

nun aus dem Unternehmen ausgeschieden, also brauchen<br />

wir jemanden mit Ausbilderschein an unserem Standort.“<br />

Maren Selzer: „Unser Unternehmen hat 170 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter. Wir bilden Tourismuskaufleute<br />

mit Schwerpunkt Reiseveranstaltung aus, und mittlerweile<br />

auch Kaufleute für Büromanagement. Außerdem bieten<br />

wir duale Studiengänge im Bereich Marketing/Tourismus<br />

an. Unser Anspruch ist, dass ich als für die Auszubildenden<br />

verantwortliche Personalreferentin Kenntnisse<br />

in den rechtlichen und fachlichen Anforderungen einer<br />

Ausbildung vorweisen kann, um eine optimale Ausbildung<br />

zu gewährleisten. Vor allem, weil wir mittlerweile zehn<br />

Auszubildende haben und ich diese übergreifend betreue.<br />

Außerdem ergeben sich für mich dadurch auch neue Perspektiven,<br />

da für manche Weiterbildungen ein Ausbilderschein<br />

Voraussetzung ist.“<br />

Rene Lamoth: „Unser Hauptprodukt ist ein selbstentwickeltes<br />

Dokumentmanagementsystem vor allem für<br />

kleinere und mittlere Unternehmen. Wir haben ein<br />

starkes Partnernetzwerk, das für uns den Vertrieb, sowie<br />

technischen Direktsupport übernimmt. Durch die Komplexität<br />

des Produktes dauert die Einarbeitungszeit für<br />

neue Mitarbeiter bei uns bis zu einem Jahr. Das war ein<br />

Grund, warum wir seit Beginn des neuen Ausbildungsjahres<br />

einen Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung<br />

ausbilden. Viele wichtige Ausbildungsinhalte können<br />

wir anhand unserer Software und unseres Netzwerkes<br />

aufzeigen, das neue Mitarbeiter ja ohnehin kennenlernen<br />

müssen. Mir hat es schon immer Spaß gemacht, anderen<br />

etwas beizubringen, daher habe ich mich für die Prüfung<br />

freiwillig gemeldet.“<br />

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IM FOKUS<br />

Die ersten Wochen: die Kurswahl<br />

Der derzeit geltende Rahmenplan der AEVO<br />

empfiehlt für die Lehrgänge, die auf die Ausbilderprüfung<br />

vorbereiten, eine Dauer von 115 Unterrichtsstunden.<br />

Auf dem Bildungsmarkt gibt es<br />

jedoch viele Kurse, die teils weniger zeitintensiv<br />

sind. Für einen solchen entscheiden sich auch Lamoth,<br />

Selzer und Garbe: Ihr Online-Intensivkurs<br />

findet an fünf Tagen ganztätig statt, dauert also rund<br />

40 Stunden. Warum haben sie sich für dieses Format<br />

entschieden?<br />

Rene Lamoth: „Mir hat der Ansprechpartner bei<br />

der IHK den Kurs empfohlen. Ich habe nicht den<br />

Anspruch, nach dem Kurs alles perfekt zu beherrschen,<br />

was es über die Ausbildertätigkeit zu wissen<br />

gibt. Ich sehe es als stetige, langfristige Aufgabe, auf<br />

dem neuesten Stand zu bleiben, was die rechtlichen<br />

Vorgaben und zeitgemäße Ausbildungsmethoden<br />

angeht. Von dem Kurs verspreche ich mir eine solide<br />

Grundlage, auf der ich dann weiter aufbauen<br />

kann.“<br />

Maren Selzer: „Ich finde das Online-Format praktischer<br />

als Präsenzkurse, weil ich dann den Rest des<br />

Tages flexibler planen kann.“<br />

Florian Garbe: „Ich habe bewusst einen Online-<br />

Kurs gewählt. Als ITler arbeite ich ja ohnehin am<br />

liebsten remote. Da kann ich mir eine schöne Wohlfühlatmosphäre<br />

schaffen. Am ersten Tag war ich<br />

aber schon etwas baff, dass es so viele Inhalte sind.“<br />

Im Kurs: Rechtsfragen und Gesetze<br />

Grob die Hälfte der Inhalte, die in der AEVO-Prüfung<br />

abgefragt werden, sind gesetzliche Regelungen zur Ausbildung,<br />

etwa was Arbeitszeiten, betriebliche Mitbestimmung<br />

oder den Ausbildungsvertrag angeht. Diese Themen<br />

stehen am dritten und vierten Tag des Kurses an, dies<br />

übernimmt die Dozentin Brigitte Sauter.<br />

Dozentin Brigitte Sauter: „Viele sind von der Arbeit mit<br />

Gesetzbüchern erst einmal eingeschüchtert. Wichtig ist es,<br />

im Kurs Schritt für Schritt vorzugehen, bestimmte Paragrafen<br />

gemeinsam intensiv zu lesen und das Wissen dafür<br />

zu entwickeln, welche Fragen wo geregelt sind.“<br />

Rene Lamoth: „Wenn es nicht erklärt wird, weiß man<br />

nicht mal, wo die rechtlichen Vorgaben überhaupt stehen.<br />

Anfangs fand ich die Inhalte schwer greifbar, aber ich habe<br />

im Kurs schnell einen Zugang dazu gefunden. Personaler,<br />

die an unserem Kurs teilnehmen oder teilgenommen<br />

haben, haben uns ein paar Tricks und Kniffe weitergeben<br />

können. Die haben alles so schnell gefunden, da hatte ich<br />

noch nicht mal das Inhaltsverzeichnis aufgeschlagen.“<br />

Maren Selzer: „Das Arbeitsrecht fand ich nicht schwieriger<br />

als die Pädagogik. Wenn man sich noch nie mit den<br />

Gesetzestexten beschäftigen musste, kann das am Anfang<br />

schwierig sein. Aber durch meine berufliche Tätigkeit<br />

hatte ich da schon Vorwissen.“<br />

Florian Garbe: „In die juristischen Themen muss man<br />

sich erst reindenken. Aber Probleme hatte ich damit nicht,<br />

es wurde auch alles verständlich erklärt.“<br />

Der Kurs startet<br />

Am Dienstag, den 9. August <strong>2022</strong>, beginnt der erste<br />

Kurstermin mit einer allgemeinen Vorstellungsrunde<br />

und einem Überblick über den Kursablauf: Die Dozentin<br />

der ersten beiden Tage, Lena Feldmann, behandelt vor<br />

allem pädagogische und methodische Fragen. Wie motiviert<br />

sie ihre Teilnehmer?<br />

Dozentin Lena Feldmann: „Oft sind die Teilnehmenden<br />

von sich aus sehr motiviert. Ihnen geht es vor allem darum,<br />

die Prüfung zu bestehen. Das ist auch verständlich.<br />

Dennoch versuche ich, auch Begeisterung für die Ausbildertätigkeit<br />

zu wecken. Formalitäten handeln wir ganz<br />

am Anfang ab, danach arbeite ich viel mit persönlichen<br />

Erfahrungen und konkreten Beispielen, alle kommen zu<br />

Wort. Hilfreich ist auch, dass man die didaktischen Methoden,<br />

die man beibringt, selbst vorlebt. Wichtig sind<br />

zum Beispiel Gruppenarbeiten, in denen die Teilnehmer<br />

gemeinsam Aufgaben bearbeiten.“<br />

Florian Garbe: „Die Arbeit in Kleingruppen gefiel mir<br />

gut. Und dass viel interagiert wurde. Ich lerne am besten,<br />

wenn ich mich mit anderen austausche und darüber diskutiere.<br />

Dann bleibt der Inhalt hängen.“<br />

Maren Selzer: „Ich hatte den Eindruck, dass die meisten<br />

Teilnehmer schon daran gewöhnt waren, über Videochat<br />

zu kommunizieren. Das hat die Arbeit vereinfacht.“<br />

Abbildungen: © JARIRIYAWAT / Shutterstock.com<br />

12 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


Nach dem Kurs: die schriftliche Prüfung<br />

Die AEVO-Prüfung ist gegliedert in einen schriftlichen und einen praktischen Teil an zwei<br />

unterschiedlichen Tagen. Der letzte Kurstermin für die hier vorgestellten Kandidaten ist am<br />

24. August. Am 6. September findet an der IHK Frankfurt die schriftliche Prüfung statt.<br />

Florian Garbe: „Am letzten Kurstermin hatten wir Übungsfragebögen bekommen. Die waren<br />

hilfreich, aber es kamen natürlich nicht dieselben Fragen in der Prüfung vor. Wenn man<br />

zur Prüfung geht, klären sie einen zunächst darüber auf, was man machen darf und was nicht,<br />

und fragen, ob man gesundheitlich in der Lage ist, die Prüfung abzulegen. Dann bekamen wir<br />

den DIN A4-Bogen mit den 80 Fragen. Normalerweise wird der schriftliche Teil am Computer<br />

abgelegt, aber es gab einen Cyberangriff auf die IHK, sodass wir auf Papier schreiben<br />

mussten. Es sind Multiple-Choice-Fragen zum Ankreuzen. Viele denken, solche Fragen seien<br />

leicht, aber sie waren durchaus komplex gestellt, sodass man genau lesen und gut nachdenken<br />

musste. Die Prüfung war auf 180 Minuten angesetzt, aber ich war nach der Hälfte der Zeit<br />

schon fertig.“<br />

Rene Lamoth: „Ich habe mich gut vorbereitet gefühlt. Ich wollte die volle Punktzahl schaffen,<br />

auch wenn die Dozentinnen meinten, dass fast wie nie vorkommt. Ich glaube aber, dass man<br />

das nach dem Intensivkurs durchaus schaffen kann.“<br />

Maren Selzer: „Die Prüfung verlief gut, auch zeitlich, obwohl ich mir wesentlich mehr Zeit<br />

genommen habe, als zu Hause mit den Übungsbögen. Zwei oder drei Fragen behandelten das<br />

Thema Schadensersatz. Dieses Thema hatten wir im Kurs nicht bearbeitet. Ansonsten war ich<br />

aber gut vorbereitet. Es war auch nett, einige andere Kursteilnehmer bei der Prüfung das erste<br />

Mal in Echt zu sehen.“<br />

›› BILDUNGSPRAXIS 4/<strong>2022</strong> | 13


IM FOKUS<br />

Der letzte Schritt:<br />

Die praktische Prüfung<br />

Nach der Prüfung erhalten die drei<br />

Kandidaten ihre Ergebnisse: bestanden.<br />

Nun steht die praktische Prüfung<br />

an. Dabei präsentiert man vor<br />

dem Prüfungsausschuss eine Ausbildungssituation,<br />

die man zuvor vorbereitet<br />

hat, anschließend befragen<br />

die Prüfer/-innen die Prüflinge dazu<br />

in einem Fachgespräch. Nach einer<br />

kurzen Beratungspause erhalten sie<br />

das Ergebnis.<br />

Rene Lamoth: „Es ist gut gelaufen.<br />

Die Prüfer haben ein paar Fehler angemerkt,<br />

zum Beispiel dass ich dem<br />

Azubi keinen klaren Bearbeitungszeitraum<br />

für seine Aufgabe genannt<br />

habe. Das hätte ich eigentlich nach<br />

dem Kurs vermeiden können.“<br />

Florian Garbe: „Für die Präsentation<br />

hatte ich unseren Azubi<br />

mitgebracht, manche nehmen auch<br />

Verwandte mit. Wichtig ist, dass<br />

man sich im Vorfeld gut überlegt,<br />

warum man eine bestimmte Methode<br />

gewählt hat und dass man die<br />

pädagogischen Fachbegriffe für das<br />

Gespräch gut beherrscht. Die Prüfer<br />

waren zufrieden, ich habe bestanden.“<br />

Maren Selzer: „Mein Termin steht<br />

erst noch an. Ich bereite momentan<br />

die Präsentation mit unserer Auszubildenden<br />

vor. Ich habe eine Situation<br />

gewählt, in der ich sie in einem<br />

Lehrgespräch anhand eines Formulars<br />

dazu unterweise, wie eine Betriebsratsanhörung<br />

abläuft. Ich bin<br />

optimistisch, dass alles gut läuft.“<br />

Was bleibt nach der Prüfung?<br />

Haben sie die AEVO-Prüfung einmal<br />

bestanden, gibt es für die rund 627 000<br />

Ausbilderinnen und Ausbilder in<br />

Deutschland keine Verpflichtung, ihre<br />

berufspädagogischen Kompetenzen noch<br />

einmal nachzuweisen oder auszubauen.<br />

Fühlen sich Lamoth, Garbe und Selzer gut<br />

vorbereitet auf ihre Aufgabe?<br />

Maren Selzer: „Ich habe Wissen aus den<br />

Kursen mitnehmen können, das ich im<br />

Berufsalltag sicher umsetzen kann. In Gesprächen<br />

mit unseren Azubis überlege ich<br />

nun doch nochmal, welche Methode sich<br />

am besten eignet oder wie wir die Ausbildung<br />

noch spannender gestalten können.“<br />

Florian Garbe: „Ich fand den Prozess<br />

bereichernd. Neben der formalen Qualifikation<br />

weiß ich jetzt, was meine<br />

Pflichten gegenüber dem Auszubildenden<br />

sind und wie ich ihn am besten<br />

beim Lernen unterstütze. Viele Dinge,<br />

die wir besprochen haben, werde ich bei<br />

unserem aktuellen Azubi nicht brauchen,<br />

denn der ist sehr selbstständig<br />

und fachlich fit. Aber man weiß ja nie<br />

– und bei zukünftigen Azubis könnte<br />

es auch anders sein. Ich fühle mich auf<br />

jeden Fall gut vorbereitet.“<br />

Rene Lamoth: „Der Kurs und die Prüfung<br />

alleine reichen nicht aus, um ein<br />

guter Ausbilder zu sein. Aber sie sind<br />

eine gute Grundlage. Ich weiß, welche<br />

Aspekte wichtig sind, wenn ich die<br />

Ausbildung plane, und habe einen Eindruck<br />

davon, welche pädagogischen<br />

Möglichkeiten es gibt. In meinem Beruf<br />

als Fachinformatiker muss man nicht<br />

jede einzelne Programmiersprache können<br />

– aber man muss verstehen, wie sie<br />

funktionieren und sich mit ihnen auseinandersetzen<br />

können, wenn es nötig ist.<br />

So sehe ich die Ausbildertätigkeit auch:<br />

Man muss nicht immer alles im Vorfeld<br />

wissen, aber man muss in der Lage sein,<br />

in Ausbildungssituationen kompetent zu<br />

handeln, und offen dafür sein, sich neue<br />

Dinge anzueignen.“<br />

■<br />

14 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


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AUSBILDUNG<br />

EINE BILDUNGSKETTE<br />

FÜR NISCHENBRANCHEN<br />

Nischenberufe tun sich schwer bei der Nachwuchsgewinnung.<br />

Ein Beispiel aus der Holz- und Möbelindustrie zeigt, wie flexible Karrierewege<br />

und eine moderne Ausbildungsumgebung dieses Problem lösen können.<br />

Fachkräftemangel gibt es in vielen<br />

Branchen. Doch die Möglichkeiten,<br />

mit dem Problem umzugehen, sind<br />

nicht für alle Unternehmen gleich. Branchen<br />

wie die Metall- oder Elektroindustrie haben<br />

Gastbeitrag Joachim Martin, Markus Kamann<br />

sechs bis zehn Berufsbilder im Angebot,<br />

für die sich jugendliche Nachwuchskräfte<br />

entscheiden können. Sie können zwischen<br />

dem betrieblichen Support der örtlichen IHK<br />

oder der Handwerkskammer wählen und<br />

haben fast in jedem Landkreis eine berufliche<br />

Schule mit passendem Bildungsgang.<br />

Abbildungen: gpdm; © Monkey Business Images / Shutterstock.com<br />

16 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


Doch was ist mit den Branchen, die den<br />

Schülerinnen und Schülern weniger<br />

Berufsbilder bieten können? Wenn die<br />

Berufskollegs nicht zeitnah und unkompliziert<br />

mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar<br />

sind? In diesen Branchen sieht die<br />

Realität der Nachwuchsgewinnung anders<br />

aus. Die Bewerberlage in der jeweiligen<br />

Region ist eng. Dazu kommt, dass Bemühungen<br />

zur Berufsorientierung von Schulen,<br />

Kommunen und Landkreisen häufig<br />

entweder ausbleiben oder unprofessionell<br />

sind. Eine Besonderheit für spezialisierte<br />

Unternehmen ist zudem, dass sie innerhalb<br />

einer Wertschöpfungskette Tiefenqualität<br />

haben. Das bedeutet, dass ihre Spezialisierung<br />

ungewöhnliches Wissen und ungewöhnliche<br />

Kompetenzen mit sich bringt<br />

und erfordert. So muss zum Beispiel ein<br />

Mitarbeiter in der Serienmöbelproduktion<br />

komplexe Kantenleimanlagen oder schnell<br />

verfahrende CNC-Fräszentren bedienen.<br />

Unternehmen in solchen Branchen können<br />

den Mitarbeitern besondere Karrierewege<br />

bieten. Eine regionale Koordinierung kann<br />

den talentierten jungen Menschen die regionalen<br />

Bildungsketten, also die möglichen<br />

Qualifizierungs- und Bildungsabfolgen,<br />

aufzeigen.<br />

JOACHIM MARTIN<br />

leitet seit 13 Jahren die Berufsakademie<br />

Melle mit ihren dualen<br />

und praxisintegrierten Studiengängen.<br />

Martin ist Initiator und<br />

Mitentwickler des Modells 2+3=4<br />

für die Holz- und Möbelbranche.<br />

MARKUS KAMANN<br />

ist Vorstand der Lehrfabrik<br />

Möbelindustrie und Initiator<br />

von Ausbildungs- und Berufsbildungsnetzwerken.<br />

©istockphoto.com/ nd3000<br />

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AUSBILDUNG<br />

Das 2+3=4-Modell: Teilnehmer Lukas berichtet<br />

„Nach meinem Abitur habe ich meinen Karriereweg<br />

im Modell 2+3=4 der Berufsakademie<br />

Melle begonnen. Meine auf zwei Jahre verkürzte<br />

Ausbildung habe ich erfolgreich mit der Gesellenprüfung<br />

zum Tischler abgeschlossen. Der Bau<br />

des Gesellenstückes hat mich ermuntert, zwei<br />

Gesellenjahre anzuschließen, um meine praktischen<br />

Kenntnisse und Fertigkeiten zu vertiefen.<br />

Danach kam ich zurück an die Berufsakademie<br />

und habe mich mit Inhalten der Meistervorbereitungslehrgänge<br />

und dem Studium zum<br />

Bachelor of Engineering auseinandergesetzt.<br />

Nach zwei Studienjahren im dualen und praxisintegrierten<br />

Studium an der Berufsakademie in<br />

Melle halte ich nun meine Bachelor-Urkunde in<br />

den Händen. Heute arbeite ich im Bereich der<br />

Konstruktion und Arbeitsvorbereitung in einem<br />

Unternehmen der Zulieferindustrie.“<br />

Die Uni ist nicht der einzige Weg<br />

Eine Herausforderung ist zudem, dass<br />

mittlerweile mehr als 60 Prozent der Schülerinnen<br />

und Schüler die Schule mit einer<br />

Hochschulzugangsberechtigung verlassen.<br />

Schulabgängerinnen und Schulabgänger<br />

mit Hochschulzugangsberechtigung wollen<br />

die Perspektive, dass sie früher oder später<br />

einen Hochschulabschluss erlangen werden.<br />

Der Drang, nach der Schule in die rein akademische<br />

Ausbildung zu wechseln, ist geprägt<br />

durch das Elternhaus, die Schule und<br />

das soziale Umfeld. Wenn Jugendliche sich<br />

ausschließlich auf ihre Interessen, Neigungen,<br />

Lerntypus, Leistungsbereitschaft und<br />

Leistungsvermögen fokussieren könnten,<br />

sähe das möglicherweise anders aus. Daher<br />

brauchen Nischenbranchen aussichtsreiche<br />

und flexible Karrierewege, die die Schulabgängerinnen<br />

und Schulabgänger gehen können.<br />

Gefragt sind durchgängige Aus- und<br />

Weiterbildungsmodelle, die Jugendlichen<br />

Perspektiven bieten, aber ihnen auch individuelle<br />

Freiräume für die Gestaltung und<br />

Entwicklung des privaten Umfeldes lassen.<br />

Flexible Karrierewege in der<br />

Holz- und Möbelbranche<br />

In der Holz- und Möbelbranche hat sich<br />

im „Möbelbecken“ Ostwestfalen-Lippe<br />

und im südlichen Niedersachsen seit einem<br />

Jahr ein solches Modell etabliert. Eine<br />

Kooperation aus dem Wilhelm-Normann-<br />

Berufskolleg Herford, der Lehrfabrik Möbelindustrie<br />

in Löhne, die Teil des dortigen<br />

BANG Ausbildungsnetzwerkes ist, und der<br />

Berufsakademie Melle hat hier ein flexibles,<br />

modular aufgebautes Bildungsmodell<br />

erarbeitet, das in den kommenden Jahren<br />

deutlich erweitert und ausgebaut werden<br />

soll. Mittelfristig will das Netzwerk einen<br />

überregionalen Bildungscampus schaffen,<br />

der seinen Teilnehmenden Bildungsangebote<br />

bietet, die berufliche und akademische<br />

Bildung verbinden und somit eine<br />

vollständige, funktionierende Verzahnung<br />

von nicht-akademischer und akademischer<br />

Bildungskette schaffen.<br />

Zwei Routen zum Holzprofi<br />

Für Schulabgänger/-innen gibt es zwei<br />

Wege, in das Bildungsprogramm einzusteigen:<br />

zum einen mit einer dualen<br />

Erstausbildung als Tischler, Schreiner oder<br />

Holzmechaniker bei einem der Unternehmen<br />

des Ausbildungsnetzwerkes. Neben<br />

dem betrieblichen und schulischen Teil<br />

der Ausbildung lernen die Azubis technisch<br />

anspruchsvolle Lerninhalte in der<br />

Lehrfabrik Möbelindustrie in Löhne, die<br />

von dem örtlichen Ausbildungsnetzwerk<br />

betrieben und finanziert wird. Dort lernen<br />

die Jugendlichen zum Beispiel die Konstruktion<br />

von Möbeln hinsichtlich ihrer<br />

Serientauglichkeit oder das Vermessen von<br />

Teilprodukten mit optischen Sensortischen.<br />

Mit Abschluss der dualen Erstausbildung<br />

ist die Basis für die weitere Bildungskette<br />

gelegt. Ein zweiter Weg besteht durch das<br />

Modell „2+3=4“, das die Berufsakademie<br />

Melle zusammen mit Partnerbetrieben<br />

ins Leben gerufen hat. Es richtet sich an<br />

Schulabgänger/-innen mit Abitur oder<br />

Fachhochschulreife und verbindet eine<br />

berufliche Erstausbildung zum Tischler<br />

oder Holzmechaniker mit dem dualen,<br />

praxisintegrierten Studium zum Bachelor<br />

of Engineering. Das zweite Ausbildungsjahr<br />

und das erste Studienjahr sind dabei<br />

identisch. So erhalten die Teilnehmenden<br />

durch dieses Modell innerhalb von vier<br />

Jahren zwei Abschlüsse – daher der Name<br />

2+3=4. Ob reguläre Auszubildende oder<br />

Teilnehmende am 2+3=4-Programm: Im<br />

18 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


Sinne des lebenslangen Lernens besuchen<br />

alle Teilnehmenden Weiterbildungsmodule,<br />

die sie je nach Umfang und Ausprägung<br />

zum Bachelor Professional – vormalig<br />

Industriemeister –, zum Ingenieur oder<br />

auch zu beiden Abschlüssen führen können.<br />

Die Fachkräfte gehen ihren individuellen<br />

Weg, in der von ihnen gewünschten<br />

Zeit. „Schnelle Wege – in fünf Jahren drei<br />

Abschlüsse – sind genauso denkbar wie<br />

Karrierewege, die durch Gesellen- und<br />

Meisterjahre, Elternzeit und individuelle<br />

Lernpausen der Lebensrealität der Generation<br />

Y und Z gerecht werden“, sagt<br />

Thorsten Gösling, Geschäftsführer des<br />

Unternehmens pronorm Einbauküchen aus<br />

Vlotho, das Teil des Netzwerkes ist.<br />

Um junge Fachkräfte für diesen Weg zu<br />

gewinnen, müssen die Ausbildungsverantwortlichen<br />

in den Betrieben die Jugendlichen<br />

frühzeitig ansprechen. Um ein System<br />

zu schaffen, das achtsam und auf die Bedürfnisse<br />

und die Mentalität der neuen Generation<br />

zugeschnitten ist, müssen alle Beteiligten<br />

zusammenarbeiten – das wird auch bei den<br />

Jugendlichen ankommen.<br />

■<br />

Im Überblick:<br />

» In spezialisierten Branchen wie<br />

der Holz- und Möbelindustrie ist<br />

es besonders wichtig, Jugendlichen<br />

flexible Karrierewege zu bieten.<br />

» Ein Netzwerk aus Ausbildungsunternehmen<br />

und Bildungseinrichtungen<br />

hat dafür ein<br />

Bildungs konzept entwickelt.<br />

» Kern sind flexible Weiterbildungsangebote<br />

sowie die Möglichkeit,<br />

mehrere Abschlüsse in kurzer Zeit<br />

zu erwerben.<br />

Das Portal für Bildungsinformation<br />

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AUSBILDUNG<br />

News<br />

AUSBILDUNGS­<br />

BERUFE MIT<br />

STEIGENDER<br />

NACHFRAGE<br />

Medienkompetenz<br />

für Ausbilder/-innen<br />

Trotz sinkender Ausbildungszahlen<br />

ist in einigen<br />

Berufen die Nachfrage nach<br />

Ausbildungsplätzen seit<br />

2016 gestiegen. So stieg sie<br />

im Beruf Führer/-innen von<br />

Erdbewegungsmaschinen<br />

um 67 Prozent, für Zweiradtechnik<br />

um 43 Prozent<br />

und für Tiefbauberufe um<br />

42 Prozent. Das ist das Ergebnis<br />

einer Untersuchung<br />

des Instituts der Deutschen<br />

Wirtschaft. Seit 2016 sei die<br />

Nachfrage in 77 Berufen gestiegen<br />

und in 169 Berufen<br />

gesunken.<br />

Ende September ist die berufsbegleitende Qualifizierungsmaßnahme<br />

MIKA, Medien- und IT-Kompetenz für Ausbildungspersonal,<br />

gestartet, die vom Bundesinstitut für berufliche Bildung BIBB<br />

erarbeitet wurde. Die MIKA-Weiterbildung umfasst 60 Stunden,<br />

die als zwölfwöchiges Blended-Learning-Format durchgeführt<br />

werden. Mehr Informationen zu Ablauf und Inhalten auf:<br />

» www.foraus.de/mika<br />

Berufsschullehrerverband<br />

fordert mehr<br />

Freiheiten<br />

Der Berufsschullehrerverband fordert größere<br />

Handlungsspielräume für Berufsschulen, um<br />

zum Beispiel Präsenz- und Fernunterricht je<br />

nach Pandemielage flexibel umzusetzen. Das<br />

betonen die beiden Vorsitzenden Pankraz<br />

Männlein und Sven Mohr in einem Rundschreiben<br />

zum Start des Ausbildungsjahres.<br />

Beim Pandemiemanagement müsse der Gesundheitsschutz<br />

oberste Priorität haben und<br />

Maßnahmen müssten sich nach der Situation<br />

im Einzugsgebiet der Schulen richten.<br />

» www.bvlb.de<br />

Abbildungen: © The KonG, fizkes / Shutterstock.com<br />

20 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


SPASS AM LERNEN.<br />

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Fernunterricht zu gewinnen<br />

<strong>Bildungspraxis</strong> und Promethean verlosen gemeinsam drei<br />

Kamerasets für den Distanzunterricht. Das Set besteht aus<br />

einer leistungsfähigen Kamera mit robustem Stativ und<br />

passendem Kabel. Damit ist es Lehrkräften möglich, eine<br />

Teilhabe am Unterrichts geschehen auch außerhalb des Klassenzimmers<br />

störungsfrei, sicher und verlässlich anzubieten.<br />

Bis zum 31. Dezember auf www.bildungspraxis.de<br />

mit dem Stichwort „Kamera22“ teilnehmen<br />

und gewinnen.<br />

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jederzeit nutzbar<br />

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Lernsituationen<br />

definieren<br />

vorhandene<br />

Lerninhalte nutzen<br />

Eigene Inhalte<br />

erstellen<br />

Moderne<br />

Lernmethoden<br />

Lernvideos Aufgabensammlungen eLearning Kurse<br />

Prüfungsvorbereitung Fachbücher Simulationen Lernkontrollen uvm.<br />

Die Gewinner werden von uns benachrichtigt. Der Gewinn<br />

wird nicht bar ausgezahlt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Mitarbeiter der AVR und Gewinnservices sind von der<br />

Teilnahme ausgeschlossen.<br />

Alle verfügbaren Inhalte sortiert nach Technologien<br />

sind in der Contentplattform abrufbar!<br />

lx.festo.com


WEITERBILDUNG<br />

SERIE:<br />

Best<br />

Practice<br />

Deutsche Unternehmen<br />

gestalten die Transformation<br />

der Aus- und Weiterbildung<br />

mit innovativen<br />

Ideen und Konzepten<br />

mit. Bildungs praxis stellt<br />

Beispiele dafür vor.<br />

„DIE KAMERA MUSS AN BLEIBEN“<br />

Niko Fostiropoulos ist Experte für Remote Teaching und den Einsatz<br />

von Videokonferenztools. Im Interview erklärt er, wie Lernen und<br />

Arbeiten per Videochat reibungslos funktioniert.<br />

Interview Vincent Hochhausen<br />

Abbildungen: © fizkes / Shutterstock.com; alfatraining Bildungszentrum GmbH<br />

22 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


Im Interview<br />

NIKO FOSTIROPOULOS<br />

ist Geschäftsführer des 2005 gegründeten<br />

Weiterbildungsanbieters „alfatraining“. Seit<br />

2010 führt das Unternehmen alle Kurse und<br />

Lehrgänge remote über das eigens entwickelte<br />

Videokonferenztool „alfaview“ durch.<br />

<strong>Bildungspraxis</strong>: Seit der Coronapandemie<br />

sind Videokonferenzen in<br />

Schulen und Betrieben Alltag. Was<br />

sind typische Fehler, die Mitarbeitende<br />

dabei machen?<br />

Niko Fostiropoulos: Während der<br />

Konferenz die Kamera auszuschalten.<br />

Natürlich ist die Versuchung groß,<br />

wenn man gerade kurz etwas anderes<br />

erledigen will. Aber jeder schwarze<br />

Bildschirm in einer Videokonferenz<br />

oder einem Online-Seminar senkt die<br />

Qualität. Unser Tool arbeitet deswegen<br />

nach dem Prinzip „I see you, you see<br />

me“, also „Wenn ich dich sehe, siehst<br />

du auch mich“. Das motiviert dazu, die<br />

Kamera anzulassen.<br />

eduApps:<br />

DAS NEUE MUST-HAVE<br />

FÜR LEHRKRÄFTE<br />

Das neue Portal eduApps bietet eine<br />

Übersicht über digitale Angebote für die<br />

Schule und den Unterricht. Alle Schulformen<br />

und Fächer eingeschlossen.<br />

Kostenlos und immer aktuell!<br />

Das ist noch nicht alles:<br />

Mit eduApps PLUS können<br />

Sie digitale Angebote auch<br />

direkt nutzen.<br />

So oft und wann immer Sie<br />

wollen, zu Hause oder im<br />

Klassenzimmer.<br />

www.eduapps.de<br />

Hilfreiche<br />

Lehr- und<br />

Lern-Apps für<br />

Lehrkräfte<br />

Warum ist das so wichtig?<br />

Weil Bildung und Kommunikation vom<br />

persönlichen Kontakt, von Mimik und<br />

Gestik und der direkten Interaktion<br />

leben. Lehrkräfte und Trainer können<br />

fast alle Inhalte, die sie in Präsenzseminaren<br />

vermitteln, mindestens ebenso<br />

gut in einer Videokonferenz übermitteln.<br />

Aber das funktioniert nur, wenn<br />

man interagiert, aufeinander reagiert<br />

und eine Atmosphäre der Nähe schafft.<br />

Geht bei Videokonferenzen nicht<br />

trotzdem etwas verloren?<br />

Nein, im Gegenteil: Wir bekommen<br />

oft die Rückmeldung, dass Teilnehmende<br />

konzentrierter lernen oder arbeiten<br />

als im Präsenzseminar oder im


WEITERBILDUNG<br />

Büro. Weil sie sich in einem Umfeld<br />

befinden, in dem sie sich wohlfühlen<br />

und nicht abgelenkt werden, aber<br />

gleichzeitig auch den direkten, anregenden<br />

Kontakt zu anderen haben.<br />

Ein Grund, warum manche Nutzer<br />

die Kamera ausstellen, ist, dass ihre<br />

Internetverbindung schlecht ist.<br />

Wie löst man dieses Problem?<br />

Man sollte Anwendungen nutzen, die<br />

sich als App auf den Rechner installieren<br />

lassen, statt browserbasierte<br />

Anbieter. Denn ein Browser hat nicht<br />

die Leistungsfähigkeit, die man für eine<br />

zuverlässige Verbindung in guter Qualität<br />

braucht. Ich hoffe außerdem, dass<br />

der Gesetzgeber wie angekündigt flächendeckend<br />

ordentliches Internet bereitstellen<br />

wird. Die Stabilität war einer<br />

der Gründe, warum wir überhaupt ein<br />

eigenes Videokonferenztool entwickelt<br />

haben. Abgesehen davon sollte man<br />

aber auch darauf achten, dass das Tool,<br />

welches man nutzt, alle Datenschutzregeln<br />

erfüllt.<br />

Wie kann Bildungspersonal online genauso<br />

gute Lernerlebnisse schaffen wie<br />

im direkten Kontakt?<br />

Die Herangehensweise soll genauso wie<br />

beim Präsenzunterricht sein. Das fängt<br />

damit an, dass man sich zum Beispiel<br />

nicht nachlässiger kleidet als man es im<br />

Face-to Face-Kontext tun würde. Es ist<br />

hilfreich, eine gute Kamera zu haben,<br />

denn die Teilnehmer sollen einen gut<br />

wahrnehmen. Nähe zu schaffen ist bei<br />

Videokonferenzen sogar leichter, denn<br />

niemand sitzt in der letzten Reihe.<br />

Beim Blickkontakt muss man sich<br />

allerdings umstellen und direkt in die<br />

Kamera gucken. Von Fernsehmoderatoren<br />

kann man sich solche und andere<br />

kleinen Tricks abschauen.<br />

Neben Fernlernen hat auch das<br />

Arbeiten von zu Hause an Wichtigkeit<br />

gewonnen. Wie gestaltet man Homeoffice<br />

so, dass es funktioniert?<br />

Wir müssen für das Arbeiten von zu<br />

Hause eine Methodik schaffen, die<br />

Menschen zusammenführt, und nicht<br />

vereinsamen lässt. Der Kontakt untereinander<br />

darf nicht verloren gehen.<br />

Wie setzen Sie das in Ihrer Firma um?<br />

Bei uns im Unternehmen sind wir immer<br />

in unserem Videokonferenztool und<br />

haben unsere Kameras an. Wenn ich mit<br />

anderen in einem Team arbeite, kann<br />

ich sie sehen oder den virtuellen Raum<br />

wechseln, um mich mit jemand anderem<br />

zu besprechen – wie in einem echten<br />

Bürogebäude auch. Das hat nichts mit<br />

Überwachung zu tun, sondern mit Interaktion<br />

und Gemeinschaft. Man sitzt nicht<br />

als Einzelkämpfer zu Hause, sondern<br />

kollaboriert aktiv mit anderen.<br />

■<br />

Die wichtigsten Tipps für Besprechungen<br />

und Lernen per<br />

Video<br />

» Stabilität des Internets gewährleisten:<br />

Tools nutzen, die man als App<br />

auf dem Rechner installieren kann.<br />

» Kamera anlassen: Mimik und Gestik aller<br />

Teilnehmenden sind wichtige Signale,<br />

auf die man nicht verzichten<br />

kann.<br />

» Direkte Interaktion: in die Kamera<br />

schauen statt auf den Bildschirm,<br />

direkt auf andere reagieren, statt<br />

mit Emojis oder dem Handhebe-Icon.<br />

Nutzung von Videokonferenztools<br />

und Arbeiten im Homeoffice<br />

Laut dem Statistischen Bundesamt führten<br />

94 Prozent der großen Unternehmen in<br />

Deutschland 2020 mehr Videokonferenzen<br />

durch als 2019. Für die Studie „New Work<br />

Reloaded“ befragte das Trendence Institut<br />

im September 2021 außerdem 5400<br />

Arbeitnehmer in Deutschland zu ihren Arbeitsbedingungen.<br />

Ein Ergebnis: 48 Prozent<br />

wünschen sich die Möglichkeit, öfter<br />

im Homeoffice zu arbeiten. Gleichzeitig<br />

gaben aber auch 43 Prozent an, beim Arbeiten<br />

zu Hause den Austausch mit den<br />

Kolleginnen und Kollegen zu vermissen.<br />

24 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


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WEITERBILDUNG<br />

VERNETZT LERNEN<br />

Viele Unternehmen setzen vernetzte Lernsysteme zur Aus- und Weiterbildung ein.<br />

Ein Vorteil dieser Systeme: Sie passen sich an den Lernenden an.<br />

Gastbeitrag Julia Knopf, Michelle Jörgens, Marius Schönberger<br />

Die Arbeit wird digital, Tätigkeiten,<br />

Arbeitsvorgänge und<br />

Anforderungen verändern<br />

sich dadurch. Deswegen ist die Vermittlung<br />

von Wissen und Kompetenzen wichtig. In<br />

Unternehmen können computergestützte<br />

Lernsysteme Mitarbeitende zeitgleich und<br />

ortsunabhängig mit Wissen und Informationen<br />

versorgen.<br />

Charakteristiken vernetzter<br />

Lernsysteme<br />

Vernetzte Lernsysteme sind serverbasierte<br />

Systeme zur Wissensvermittlung. Sie beinhalten<br />

organisierte interaktive Lernangebote,<br />

wie beispielsweise interaktive Quizze<br />

oder Memoryspiele, und kommunikative<br />

Komponenten, etwa Video- und Chatfunktionen.<br />

In vernetzten Lernsystemen<br />

nutzen die Lernenden individualisierte<br />

Lernangebote. Dies ermöglicht eine passgenaue<br />

Differenzierung der Lernpfade. Diese<br />

JULIA KNOPF<br />

ist Professorin für Fachdidaktik Deutsch<br />

Primarstufe und leitet das Forschungsinstitut<br />

Bildung Digital an der Universität<br />

des Saarlandes. Sie ist Gründungspartnerin<br />

der Didactic Innovations und Mitglied im<br />

Vorstand des Didacta Verbands.<br />

MICHELLE JÖRGENS<br />

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am Forschungsinstitut Bildung Digital<br />

an der Universität des Saarlandes.<br />

MARIUS SCHÖNBERGER<br />

ist Geschäftsführer am Forschungsinstitut<br />

Bildung Digital an der<br />

Universität des Saarlandes.<br />

Abbildungen: © Anton Watman / Shutterstock.com; Uni Saarland<br />

26 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


Lerninhalte sind entweder vom Lehrenden<br />

zuvor speziell ausgewählt worden oder<br />

das System passt die Lerninhalte automatisch<br />

auf den Lernstand der Nutzenden<br />

an. Vernetzte Lernsysteme sind zeit- und<br />

ortsunabhängig, die Lernenden können sie<br />

also während oder außerhalb des Unterrichts<br />

nutzen. Die Vernetzung innerhalb<br />

von Lernsystemen schafft eine Alltagsnähe,<br />

die sich positiv auf die Lernmotivation<br />

auswirkt. Zudem kann unter Beisein einer<br />

geschulten anleitenden Person die Medienkompetenz<br />

der Lernenden ausgebaut<br />

werden, was positiven Einfluss auf das<br />

generelle Nutzungsverhalten der digitalen<br />

Medien haben kann.<br />

Vernetzte Lernsysteme<br />

in der Praxis<br />

Wie kann das in der Praxis aussehen? Ein<br />

fiktives Beispiel: Auf Wunsch ihres Arbeitgebers<br />

absolvieren die Auszubildenden<br />

Alexandra und Christian einen Kurs in<br />

einem Lernsystem, der sich mit Social-<br />

Media-Marketing beschäftigt. Vor dem<br />

Kursstart geben beide an, wie sie am besten<br />

lernen können. Nachdem sie ein Video zu<br />

ersten Lerninhalten auf der Lernplattform<br />

angesehen haben, absolvieren sie verschiedene<br />

interaktive Übungsaufgaben, um<br />

das Gelernte anzuwenden. Auf Basis der<br />

Ergebnisse präsentiert ihnen das System<br />

neue Lerninhalte und Übungen, die nicht<br />

unbedingt für beide gleich sind:<br />

Das Lernsystem hat Alexandras und Christians<br />

Angaben zu ihren Lernvorlieben<br />

ausgewertet und geschlussfolgert, dass<br />

Alexandra eher eine visuelle Lernerin ist,<br />

die am besten mit Grafiken, Bildern oder<br />

Videos zurechtkommt. Dementsprechend<br />

werden die Lerninhalte für sie eher visuell<br />

aufbereitet. Christian ist aus Sicht des<br />

Lernsystems ein kommunikativer Lerner,<br />

der am besten lernt, wenn er regelmäßig<br />

mit anderen Lernenden interagieren und<br />

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WEITERBILDUNG<br />

kommunizieren kann.<br />

Die Lerninhalte werden<br />

für ihn somit häufiger in<br />

Form von interaktiven<br />

Frage-Antwort-Spielen<br />

aufbereitet und das System<br />

wendet sich öfter mit Vorschlägen<br />

an ihn. Zudem<br />

erfasst das Lernsystem<br />

über den gesamten Kursverlauf<br />

die Lerndaten von<br />

Alexandra und Christian<br />

und vergleicht diese mit<br />

den Ergebnissen anderer<br />

Lernenden. So erkennt das<br />

System, dass Alexandra bei<br />

der Lerneinheit deutlich<br />

besser abgeschnitten hat<br />

als Christian. Außerdem<br />

bringt das Lernsystem<br />

beide in Kontakt mit<br />

weiteren Lernenden, die<br />

ähnliche Lernfortschritte<br />

bei dem Kurs haben, damit sie sich untereinander<br />

austauschen können.<br />

Intuitiv, zugänglich, fehlerfrei<br />

Gegenwärtig befinden sich am Markt verschiedene<br />

Lernsysteme, die sich in ihrer<br />

Qualität unterscheiden. Deswegen ist es<br />

sinnvoll, bei der Entwicklung neuer und<br />

der Weiterentwicklung bereits bestehender<br />

Lernsysteme Erfolgskriterien zu berücksichtigen.<br />

Anforderungen für erfolgreiche vernetzte<br />

Lernsysteme können in zwei Gruppen unterteilt<br />

werden. Einerseits müssen vernetzte<br />

Lernsysteme Kriterien der Usability, also<br />

der Nutzerfreundlichkeit, erfüllen, anderseits<br />

die der Didaktik. Bei der Usability<br />

wird zwischen Zugänglichkeit und Bedienbarkeit<br />

unterschieden. Die Zugänglichkeit<br />

zielt auf die Verfügbarkeit der technischen<br />

Komponenten und Inhalte ab. Die Bedienbarkeit<br />

umfasst beispielsweise die intuitive<br />

Navigation. Zudem muss das Lernsystem<br />

einem logischen Aufbau folgen und zuverlässig<br />

und fehlerfrei funktionieren. Auch<br />

bedeutsam sind fehlerfreie Rechtschreibung<br />

und Grammatik, da sich Fehler in<br />

diesen Bereichen negativ auf die Nutzerfreundlichkeit<br />

und den Gesamteindruck<br />

auswirken können.<br />

Ein Vorteil von vernetzten Lernsystemen: Sie sind orts- und zeitunabhängig nutzbar.<br />

Wichtige Rolle der Lehrenden<br />

Erfolgreiche vernetzte Lernsysteme zeichnen<br />

sich durch ihre didaktische Konzeption<br />

aus. Hierzu zählt die Kompetenz- oder<br />

auch die Lernzielorientierung. Dabei<br />

müssen Lernansatz und die angestrebten<br />

Kompetenzen und Lernziele zusammenpassen.<br />

Verantwortlich dafür ist die<br />

Lehrkraft beziehungsweise die Person,<br />

die den Lernprozess betreut. Ebenfalls<br />

bedeutsam ist der progressive Aufbau der<br />

Lerninhalte und -einheiten: Deren Abfolge<br />

sollte sich vom Einfachen zum Schweren<br />

oder auch vom Allgemeinen zum Spezifischen<br />

entwickeln. Ein solcher progressiver<br />

Aufbau kann durch eine Strukturierung<br />

der Lerneinheiten begünstigt werden. Sie<br />

beginnt zum Beispiel mit einem Einstieg<br />

in das Thema, etwa mit einem passenden<br />

Zitat. Daran anknüpfen kann eine Erarbeitungsphase,<br />

in der die lernende Person<br />

sich beispielsweise anhand eines Videos die<br />

Lerninhalte eigenständig erarbeitet. Eine<br />

Lerneinheit kann mit einer Vertiefung abgeschlossen<br />

werden. Zur Vertiefung kann<br />

eine Reflexion der Lerninhalte etwa durch<br />

eine schriftliche Stellungnahme erfolgen.<br />

Im Sinne des progressiven Aufbaus sollte<br />

die jeweils nächste Lerneinheit entweder<br />

schwerer sein als die Vorherige, oder spezifischer<br />

werden und tiefer in das Thema<br />

Abbildungen: © Prostock-studio / Shutterstock.com<br />

28 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


eintauchen. Abwechselnde Sozialformen<br />

wie Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeiten<br />

können die Motivation der Lernenden steigern.<br />

Zudem sind die Individualisierung<br />

und die Differenzierung wichtig. Vernetzte<br />

Lernsysteme bieten daher die Möglichkeit<br />

der Skalierbarkeit, also die Möglichkeit der<br />

individualisierten manuellen Auswahl von<br />

Angeboten durch die dozierende Person.<br />

Ziele und Nutzen<br />

Unternehmen verfolgen mit dem Einsatz<br />

vernetzter Lernsysteme das Ziel, die Effizienz<br />

und die Qualität der beruflichen<br />

Weiterbildungsmaßnahmen sowohl für<br />

die Lernenden als auch das Unternehmen<br />

zu steigern. Zudem sind arbeitsplatznahe<br />

Lernformen, beispielsweise die Nutzung<br />

von Lernsystemen, gegenüber traditionellen<br />

Weiterbildungsmaßnahmen wie Seminaren<br />

oder Lehrgängen praxisnaher, zeitsparender,<br />

motivierender und kostengünstiger. ■<br />

Im Überblick:<br />

» Vernetzte Lernsysteme sind<br />

Systeme zur Wissensvermittlung,<br />

die interaktive<br />

Lernangebote sowie Kommunikationsfunktionen<br />

beinhalten.<br />

» Ein wichtiges Plus solcher<br />

Systeme ist, dass sie Art und<br />

Schwierigkeiten autonom an<br />

Lerntyp, Lernfortschritt und<br />

Vorwissen der Lernenden<br />

anpassen können.<br />

» So sind individualisierte<br />

Lernpfade für jeden Nutzer<br />

möglich, während dem Ausbildungspersonal<br />

Raum für Organisation<br />

und individuelle<br />

Beratung gegeben wird.<br />

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WEITERBILDUNG<br />

News<br />

Corona bremst<br />

Fortbildung<br />

BERUFSANERKENNUNG<br />

MEIST FRISTGERECHT<br />

59 Prozent der Anträge auf Anerkennung eines<br />

ausländischen Berufsabschlusses in nichtreglementierten<br />

Ausbildungsberufen werden<br />

innerhalb von drei Monaten bearbeitet. Das sind<br />

17 Prozentpunkte mehr als 2017. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt eine Untersuchung des Bundesinstituts<br />

für Berufsbildung<br />

BIBB. Wichtigster Grund<br />

für ein Überschreiten<br />

dieser Frist sei laut der<br />

Studie, dass Antragsteller<br />

zusätzliche Unterlagen<br />

einreichen müssten. Die<br />

Studie ist verfügbar auf:<br />

Bei 29 Prozent der Erwerbstätigen, die 2021<br />

an keiner Weiterbildung teilgenommen haben,<br />

war die Coronapandemie der Grund dafür.<br />

Das ergab eine repräsentative Befragung der<br />

Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW. Zudem<br />

gaben 41 Prozent der Befragten, die eine Weiterbildung<br />

in Anspruch genommen haben, an,<br />

den Umfang ihrer Fortbildungstätigkeit wegen<br />

Corona reduziert zu haben.<br />

» www.kfw.de/Über-die-KfW/KfW-Research<br />

Mehr als 77 Prozent der<br />

deutschen Unternehmen haben<br />

ihren Beschäftigten im Jahr<br />

2020 Maßnahmen zur Weiterbildung<br />

und Qualifizierung angeboten.<br />

Das teilt das Statistische<br />

Bundesamt im August mit.<br />

Politik verlängert<br />

Weiterbildungsinitiative<br />

Die Bundesregierung wird die<br />

Nationale Weiterbildungsstrategie<br />

NWS fortsetzen. Das Arbeitsund<br />

das Bildungsministerium,<br />

die gemeinsam für die Strategie<br />

verantwortlich sind, haben dazu<br />

neue Initiativen und Maßnahmen<br />

vorgestellt. Unter anderem soll<br />

2024 eine Nationale Online-<br />

Weiterbildungsplattform ans<br />

Netz gehen.<br />

» www.bmas.de<br />

Abbildungen: © Audio und werbung, SFIO CRACHO / Shutterstock.com<br />

30 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


Ausbilder/-innen fit machen<br />

Fachkräfte für morgen sichern<br />

Das neue Komplettprogramm für die<br />

Ausbildung der Ausbilder/-innen:<br />

✓ NEU: Onlinekurs MAKE it! Medien in der Ausbildung kreativ einsetzen<br />

✓ Onlinekurs und betreuter Lehrgang zur AEVO<br />

✓ Lehrgang Lernprozessbegleiter/-in für alle, die top ausbilden wollen<br />

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Weiterbildungspädagoge/-in“ bzw. „Berufspädagoge/-in“<br />

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Mehr Informationen finden Sie unter:<br />

christiani.de/akademie<br />

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WEITERBILDUNG<br />

VERANSTALTUNGEN <strong>2022</strong>/23<br />

Kongresse und Tagungen für die berufliche Aus- und Weiterbildung<br />

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Tagung zum<br />

Berufsorientierungs -<br />

programm<br />

Für wen? Alle, die mit Berufsorientierung<br />

zu tun haben<br />

Wo? Berlin und online<br />

5. 6. & 6. 7.<br />

SEPTEMBER DEZEMBER <strong>2022</strong><br />

In Diskussionsrunden und Fachvorträgen mit Persönlichkeiten<br />

aus Politik, Bildung und Wissenschaft<br />

können Besucherinnen und Besucher der Tagung<br />

Impulse für die Digitalisierung der Berufsorientierung<br />

erhalten und sich miteinander austauschen. Die<br />

Tagung ist kostenlos und findet hybrid statt – Teilnehmer<br />

können die Veranstaltungen also auch von zu<br />

Hause aus mitverfolgen.<br />

» www.berufsorientierungsprogramm.de/bop/<br />

shareddocs/meldungen/BOP-Tagung-<strong>2022</strong>.html<br />

Chance 2023<br />

Für wen? Schüler, Umschüler,<br />

Studenten, Absolventen,<br />

Weiterbildungsinteressierte,<br />

Auszubildende und Jobsuchende<br />

Wo? Gießen<br />

Unter dem Motto „Zukunft selbst gestalten“ findet<br />

Ende Januar die Chance statt, die größte Messe für<br />

Beruf und Karriere in Mittelhessen. Unternehmen und<br />

Institutionen informieren dort über Aus- und Weiterbildung,<br />

Studium, Berufsorientierung und Jobs.<br />

Der Eintritt kostet vier Euro, registrierte Schulklassen<br />

zahlen 1 Euro pro Schüler. Geöffnet ist<br />

die Messe am Freitag von 9 bis 16 Uhr<br />

und am Samstag von 10 bis 17 Uhr.<br />

» www.chance-giessen.de<br />

27. & 28.<br />

JANUAR 2023<br />

didacta Bildungsmesse<br />

2023<br />

Für wen? Alle Akteurinnen und<br />

Akteure aus der beruflichen Bildung<br />

und allen anderen Bildungsbereichen<br />

Wo? Stuttgart<br />

2023 findet Europas größte Bildungsmesse in Stuttgart<br />

statt. Hunderte Aussteller werden ihre Produkte<br />

und Dienstleistungen präsentieren. Zudem wird es auf<br />

den didacta-Themenforen ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm<br />

geben. Berufsbildungsprofis können<br />

sich dabei vor allem auf das Forum Berufliche Bildung<br />

und das Forum myQ konzentrieren.<br />

» www.messe-stuttgart.de/didacta<br />

7. bis 11.<br />

MÄRZ 2023<br />

Hochschultage<br />

Berufliche Bildung 2023<br />

Für wen? Forschende der<br />

Berufsbildung und Akteure aus der<br />

Berufsbildungspraxis<br />

Wo? Bamberg<br />

Bei den Hochschultagen Berufliche Bildung der<br />

Universität Bamberg wird es um Fachkräftesicherung<br />

und zukunftsweisende Qualifizierung gehen.<br />

Dabei wird es Fachtagungen und Workshops<br />

geben. Schirmherr der Veranstaltung ist der bayerische<br />

Kultusminister Michael Piazolo.<br />

» www.uni-bamberg.de/wipaed-htbb2023<br />

20. bis 22.<br />

MÄRZ 2023<br />

32 | ›› BILDUNGSPRAXIS – 4/<strong>2022</strong>


BILDUNG BRAUCHT EIN MITEINANDER.<br />

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Damit sich diese nachhaltig entwickelt, knüpfen wir<br />

ein starkes Bildungsnetzwerk, das Perspektiven eröffnet.<br />

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Tabellen- und<br />

Fachbücher<br />

E-Learnings<br />

Betriebliche<br />

Lehrgänge<br />

Projektarbeiten<br />

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✓ Planbare jährliche Kosten<br />

✓ Alles enthalten, was Sie und Ihre<br />

Lernenden benötigen<br />

✓ Immer die neusten Auflagen und<br />

Versionen<br />

✓ Schnittstelle zu bereits vorhandenem<br />

Lernmanagementsystem möglich<br />

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