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Alstertal 02/23

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MAGAZIN<br />

Thomas Meyer liebt kurze Namen: „Steinkugel“ (vorherige Seite), „Vase“ und „Elbphilharmonie“ sowie „Zwei-Bäume“ (r).<br />

FOTOS...<br />

WIE VOR 100 JAHREN<br />

Fortsetzung von S. 52<br />

Es mutet an wie die Entdeckung der Langsamkeit, wenn<br />

Thomas Meyer mit seiner großen Balgenkamera Sinar P2<br />

Fotos macht. Denn das ist meilenweit entfernt von Handy<br />

zücken und 10 Mal abdrücken, um zu schauen, ob ein Foto etwas<br />

geworden ist. Im Gegenteil, es ist wie eine Hommage an die<br />

Anfänge der Fotografie, als die noch Handwerk war. Und es ist<br />

„eine emotionale Arbeit, die bleibende Werte schafft. Gedruckt<br />

auf hochwertigem Barytpapier“, sagt Thomas Meyer. Und eine,<br />

für die man sich Zeit nehmen muss. Die Kamera ist schwer und<br />

Eine von drei<br />

Balgenkameras von<br />

Thomas Meyer, eine<br />

TOYO field 8x10 für<br />

unterwegs.<br />

muss sorgfältig aufgebaut werden, mit Wasserwaageneinsatz,<br />

damit auch alles gerade ausgerichtet ist. Wenn alles austariert<br />

ist, geht es aber noch nicht los – mit einer Lupe kontrolliert<br />

Meyer, der beruflich in erster Linie von der Peoplefotografie<br />

lebt, die Schärfe des Bildes. Bis das dann im wahrsten Sinne des<br />

Wortes im Kasten ist, können schon mal vier Stunden vergangen<br />

sein. Und abgebaut werden muss ja auch noch. Wenn das Ergebnis<br />

dann auf hochwertigem Barytpapier erscheint, wird klar,<br />

es hat sich gelohnt: Die Fotos haben etwas Mystisches. So ist<br />

beispielsweise bei dem ersten Foto, das wir hier zeigen, nur die<br />

Kugel scharf. „Die Schärfe liegt exakt in dessen Mittelpunkt.<br />

Der Rest ist bewusst unscharf gehalten.“ Das gelingt dank offener<br />

Blende bei einem extrem lichtstarken Tessar 300 mm Objektiv<br />

(Lichtstärke 3,5). Es stammt aus den 1940er-Jahren. Noch<br />

älter ist, eine Weichzeichner-Linse aus dem Jahr 1909. Die kommt<br />

vor allem im Studio zum Einsatz, wenn Thomas Meyer beispielsweise<br />

Blumen aufnimmt. Die wirken dann fast wie gemalt. Das<br />

ist kein Zufall, denn der Hamburger hat sich dem Piktorialismus<br />

verschrieben. Dieser Kunststil, der um 1900 entstanden ist,<br />

zeichnet sich ästhetisch vor allem durch die wechselseitigen<br />

Inspirationen zwischen Fotografie, Malerei und den anderen<br />

grafischen Künsten aus. Es entstehen wahre Kunstwerke von<br />

Bestand und das macht für Thomas Meyer auch den Reiz aus.<br />

„Normale Fotografie ist quasi wertlos geworden. Niemand will<br />

mehr Geld bezahlen für die Bilderflut. Ich schaffe mit meiner<br />

Sinar P2 dagegen wertvolle Handwerksarbeit.“ Und für die gibt<br />

es zum Glück Liebhaber und Spaß macht es auch noch. Mehr<br />

Informationen zur Arbeitsweise von Thomas Meyer und mehr<br />

und Bilder von ihm gibt es auf www.tmphotography.de kw<br />

54 | ALSTERTAL MAGAZIN

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