EPP 01-02.2023
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ausgabe <strong>01</strong>-02 | 2023<br />
epp-online.de<br />
Elektronik<br />
Produktion<br />
Prüftechnik<br />
Interview<br />
Messen & Veranstaltungen<br />
Das Technologieforum rund um<br />
Nachhaltigkeit<br />
» Seite 10<br />
Baugruppenfertigung<br />
Mehr Energieeffizienz: Sintern<br />
statt Löten<br />
» Seite 34<br />
Test & Qualitätssicherung<br />
Erhöhung der Leiterplattenzuverlässigkeit<br />
» Seite 44<br />
„Wir investieren viel in die<br />
Produktentwicklung im Bereich<br />
Verguss von Leistungsmodulen.“<br />
Robert Moor, Protavic<br />
» Seite 8<br />
TITELSTORY<br />
Quantensprünge<br />
in der Elektronikindustrie<br />
» Seite 20<br />
SMT at its best
Industrie<br />
fachjobs24.de – hier finden Arbeitgeber<br />
qualifizierte Fach- und<br />
Führungskräfte<br />
Sprechen Sie Nutzer von Branchen-Fachmedien an:<br />
die Interessierten und Engagierten ihres Fachs<br />
Erreichen Sie die Wechselwilligen, schon bevor<br />
sie zu aktiven Suchern werden<br />
Für optimales Personalmarketing: Präsentieren Sie<br />
sich als attraktiver Arbeitgeber der Branche<br />
EINFACH,<br />
SCHNELL UND<br />
FÜR NUR<br />
199€<br />
Preis zzgl. MwSt<br />
Einzigartiges Netzwerk zielgruppenspezifischer Branchen-Channels<br />
Augenoptik Handwerk Architektur<br />
Arbeitswelt<br />
Wissen<br />
34 Online-Partner<br />
28 Print-Partner<br />
Das Stellenportal für Ihren Erfolg!
» EDITORIAL<br />
Krisen überwinden<br />
Immer in der Erfolgsspur<br />
Die Elektronikindustrie gehört zweifellos zu einer der sich rasant verändernden<br />
Branchen der vergangen Jahrzehnten. Neu- und Weiterentwicklungen,<br />
die sich schnell im Markt etablieren, um genauso schnell wieder<br />
zu verschwinden. Die Kunst besteht darin, Trends rechtzeitig zu erkennen,<br />
diese umzusetzen und dennoch wichtiges nicht aus dem Auge zu verlieren,<br />
die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und stets an vorderster Front stehen:<br />
Lesen Sie dazu unsere Titelstory ab Seite 20.<br />
THE ONE.<br />
FOR<br />
EVERYONE.<br />
Die VERSAFLOW ONE –<br />
Ihr Einstieg in die Exzellenz-<br />
Klasse des Selektivlötens.<br />
Kehrtwenden sind notwendig<br />
Die täglich weltweit anfallenden Berge von Elektroschrott stellen eine gravierende<br />
Bedrohung für Umwelt sowie menschliche Gesundheit dar. Die Entwicklung<br />
von grüner Elektronik mit auf der Erde reichlich vorhandenen, ungiftigen<br />
und umweltfreundlichen Materialien mit einem nachhaltigem Ende<br />
der Lebensdauer ist eine der dringendsten Herausforderungen, denen unsere<br />
Gesellschaft heute gegenübersteht. Drei Unternehmen aus der Branche<br />
stellen sich diesem Thema mit der Veranstaltung „Green Electronics“, wozu<br />
Sie auf den Seiten 10/11 mehr finden.<br />
Mit offenem Ohr in das neue Jahr<br />
Was die Zukunft wirkich bringt, weiß niemand. Klar ist, dass das neue Jahr<br />
angesichts der aktuellen Herausforderungen allen viel Flexibilität und<br />
neue Ideen abverlangt. Unser neuestes Projekt heißt Podcast, um Ihnen die<br />
Möglichkeit zu geben, sich einfach mal so und nebenher über interessante<br />
Themen aus der Branche zu informieren. Sie finden unseren ersten Podcast<br />
„Stressfreier Umgang mit Obsolescence“ mit Branchenexperten auf allen<br />
bekannten Podcast Plattformen und<br />
bald auch auf unserer Website.<br />
Bleiben Sie stets informiert unter<br />
www.epp-online.de<br />
Doris Jetter<br />
Chefredakteurin <strong>EPP</strong><br />
doris.jetter@konradin.de<br />
Ihr Einstieg in die<br />
VERSAFLOW-Welt<br />
• Weltmarktführerqualität & -service<br />
• Kurze Lieferzeiten<br />
• Zukunftssichere Technologie &<br />
nachhaltige Investition<br />
• Schnelle Inbetriebnahme & intuitive<br />
Bedienung<br />
• Schnelle Lötprogrammerstellung<br />
• Hoher Durchsatz – lässt sich mit<br />
FF-Version verdoppeln<br />
• 10 % Energieeinsparung<br />
• Kompakte Abmessungen &<br />
modularer Aufbau<br />
• Preisgekrönte Software<br />
• Flexible Konfiguration<br />
Weitere<br />
Informationen<br />
im Web:<br />
Folgen Sie uns auch auf diesen Kanälen:<br />
Bild: Tom Oettle<br />
LinkedIn:<br />
bit.ly/36aMJh1<br />
Twitter:<br />
@<strong>EPP</strong>magazine<br />
Ersa GmbH | Wertheim<br />
GLOBAL. AHEAD.<br />
<strong>EPP</strong><br />
SUSTAINABLE.<br />
» <strong>01</strong>-02 | 2023 3
» INHALT <strong>01</strong>-02 | 2023 48. JAHRGANG<br />
TITELSTORY<br />
Die Herausforderung besteht<br />
darin, bestehendes sprünge in der<br />
Quantenzu<br />
erhalten, ohne die Elektronik-<br />
Trends von morgen außer industrie<br />
Acht zu lassen. Ein Spagat, » Seite 20<br />
der erfolgreich auch 33 Jahre<br />
lang geschafft werden kann.<br />
Bild: Rehm<br />
NEWS & HIGHLIGHTS<br />
Branchennews<br />
Für die Zukunft gut vorbereitet<br />
So hat es die Automotive-Industrie 2022 getroffen 6<br />
Photocad bestätigt Wachstumsziele für 2023<br />
Digitalkonzept erfolgreich mit SMD-Druckschablonen 7<br />
Interview<br />
Robert Moor, CEO der Protavic International<br />
Innovation als Fokus der Unternehmensstrategie 8<br />
MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />
Technologieforum rund um Nachhaltigkeit<br />
Green Electronics im Fokus 10<br />
23. Europäisches Elektroniktechnologie-Kolleg<br />
Optimale Voraussetzungen im SMT-Technologie-Rennen 12<br />
Hier dreht sich alles um die Leiterplatte<br />
Focus on PCB, Mai 2023 in Italien 15<br />
12. Asys Group Technologietage in Dornstadt<br />
Optimierte Fertigungsprozesse für die intelligente Fabrik 16<br />
Open Automation in der Integrated Smart Factory<br />
ASMPT auf der IPC APEX EXPO 2023 19<br />
BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
Sichere Elektronik (Electrolube)<br />
Studie über Schutzlacke gibt Klarheit 26<br />
Manuelle Aufgaben schnell gemacht (Optimum)<br />
Digitale Assistenz contra Fachkräftemangel 30<br />
Produkt-News 33<br />
Sintern statt Löten (Infotech)<br />
Neue Verbindungstechnologien für Elektronik 34<br />
Produkt-News 37<br />
Ultradünne PCBA-Beschichtung im Kfz (Puretecs)<br />
Vorteile einer Elektronik-Schutzbeschichtung 38<br />
Produkt-News 41<br />
TEST & QUALITÄTSSICHERUNG<br />
ESD-Schutz elektronischer Bauteile (Microcare)<br />
Erhöhung der Leiterplattenzuverlässigkeit 44<br />
Produkt-News 48<br />
RUBRIKEN<br />
Editorial 3<br />
Inserentenverzeichnis, Vorschau, Impressum 50<br />
TITELSTORY<br />
33 Jahre von Rehm begleitet und vorangetrieben<br />
Quantensprünge in der Elektronikindustrie 20<br />
4 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
Suche<br />
Bild: Infotech<br />
Sintern statt Löten als Verbindungstechnik für Leistungshalbleiter<br />
» Seite 34<br />
APIs<br />
Lagerverwaltung<br />
Podcast: <strong>EPP</strong>-INLINE<br />
Angebotsanfrage<br />
Bleiben Sie trotz Bauteilknappheit und<br />
Lieferschwierigkeiten auch bei Veralten<br />
von Produkten bzw. begrenzter Haltbarkeit<br />
technischer Bauteile weiterhin lieferfähig<br />
und schützen sich vor unerwarteten Änderungen.<br />
Im neuen <strong>EPP</strong>-Podcast diskutieren<br />
zwei Experten der Component Obsolescence<br />
Group Deutschland (COGD) über<br />
das komplexe<br />
Thema „Obsolescence“.<br />
Sichern<br />
Sie Ihre<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
und<br />
bleiben informiert<br />
- hören<br />
Sie unseren<br />
<strong>EPP</strong> Podcast!<br />
https://bit.ly/3Y9mlNy<br />
Umrechnungstools<br />
Warenkorb/<br />
Projekt teilen<br />
Bestellen<br />
leicht gemacht<br />
Tools für Suche,<br />
Bestandsabfrage und Einkauf<br />
mouser.de/servicesandtools<br />
FOLGEN SIE UNS AUCH AUF DIESEN KANÄLEN:<br />
LinkedIn:<br />
bit.ly/36aMJh1<br />
Twitter:<br />
@<strong>EPP</strong>magazine<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 5
» NEWS & HIGHLIGHTS<br />
Umfrage: So hat es die Automotive-Industrie 2022 getroffen<br />
Für die Zukunft gut vorbereitet<br />
Katek SE hat zusammen mit dem Marktforschungsinstitut<br />
Dynata 42 Unternehmen und Fertigungsdienstleister für<br />
Elektronik (EMS) aus der Automotive-Industrie nach den<br />
Auswirkungen der Krisen auf ihre Branche befragt.<br />
Bild: Katek<br />
Die Automobilindustrie ist nach wie vor<br />
Deutschlands bedeutendster Industriezweig,<br />
zumindest im Hinblick auf ihre Größe. Doch auch<br />
dieses Jahr war geprägt von multiplen Krisen, die<br />
insbesondere Zulieferer an ihre Grenzen brachten.<br />
Während die Hersteller die Produktion teilweise auf<br />
Premium-Modelle beschränkte, blieben viele Zulieferer<br />
auf ihren Materialien sitzen. Eine Umfrage der<br />
Katek SE ergab, dass Unternehmen aufgrund der Materialengpässe<br />
mit hohen Umsatzeinbußen rechnen.<br />
Ein Drittel der Befragten gehen davon aus, in 2022<br />
20 bis 29 % weniger Umsatz zu erwirtschaften. 5 %<br />
planen sogar mit einem Umsatzrückgang von 80 bis<br />
89 %. Doch es fehlten weitaus mehr als nur Mikrochips<br />
(45 %), die die Liste deutlich anführen. Jedoch<br />
zog sich der Materialmangel durch alle Bereiche.<br />
Über ein Viertel klagen über fehlende Kabelbäume,<br />
gleichauf mit integrierten Schaltungen. Jedem fünften<br />
fehlten Plastik und Verpackungsmaterial bzw.<br />
grundlegende Produktionsmaterialien wie zum Beispiel<br />
Lot.<br />
Über die Studie<br />
Katek hat Ende April 2022 zusammen mit<br />
dem Marktforschungsinstitut Dynata 570<br />
Unternehmen und Fertigungsdienstleister<br />
für Elektronik bzw. elektronische Komponenten<br />
(EMS) in Europa (Deutschland,<br />
Österreich, Schweiz, Italien und Spanien)<br />
befragt. Davon waren 42 OEMs und Zulieferer<br />
aus der Automobilindustrie. Jeweils ein<br />
Drittel der Befragten vertritt ein Unternehmen<br />
unter 500 Mitarbeitende, zwischen<br />
500 und 1.000 sowie über 1.000 Mitarbeitende<br />
aus den Branchen Elektronikindustrie,<br />
IT & Services, Automobil, Maschinenbau<br />
& Betriebstechnik, Industrielle Automatisierung,<br />
Telekommunikation sowie<br />
Erneuerbare Energien & Umwelt.<br />
Industrie lernt dazu – und will sich<br />
besser aufstellen<br />
Fast 60 % der Zulieferer aus dem Elektronikbereich<br />
planen in den nächsten fünf Jahren eine stärkere Automatisierung<br />
durch künstliche Intelligenz sowie eine<br />
Digitalisierung der Prozessabläufe (38 %). Nur<br />
12 % sehen eine Stärkung der Produktion außerhalb<br />
Europas als Chance, wohingegen fast die Hälfte sich<br />
sicher ist, dass eine innereuropäische Lösung der<br />
Schlüssel zum Erfolg ist. Die größten Herausforderungen<br />
stellen für Zulieferer aus dem EMS-Segment<br />
die komplexe Zusammensetzung der Teile und das<br />
nötige Know-how auf beiden Seiten – OEM und Zulieferer<br />
dar. Bei der Auswahl des Fertigungsdienstleisters<br />
für Elektronik achtet rund ein Viertel auf<br />
Supply Chain Management des Zulieferers, gleichauf<br />
mit dem Preis und der technologischen Expertise.<br />
Überraschend: Über ein Viertel der Befragten gaben<br />
an, dass für sie ein Sitz in Europa eine wichtige Rolle<br />
spielt.<br />
https://katek-group.com<br />
6 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
NEWS & HIGHLIGHTS «<br />
Digitalkonzept erfolgreich mit SMD-Druckschablonen<br />
Photocad bestätigt Wachstumsziele für 2023<br />
Geschäftsführer Ulf Jepsen erläutert<br />
den Erfolg von Photocad mit SMD-<br />
Druckschablonen.<br />
Bild: Photocad<br />
Nach einer positiven Unternehmensentwicklung in<br />
2022 sieht die Photocad GmbH auch für 2023 eine<br />
weitere Zunahme bei Umsatz und bei Ertrag. Laut<br />
Geschäftsführer Ulf Jepsen sprechen dafür gewichtige<br />
Gründe: eine konsequente Ausrichtung auf marktstarke<br />
Druckschablonen für Standardanwendungen,<br />
kleine Bauteile und maximale Leistungsanforderungen<br />
in Verbindung mit dem Einsatz modernster digitaler<br />
Möglichkeiten bei Fertigung und Auftragsabwicklung.<br />
Mit hochwertiger Produktqualität aus<br />
deutscher Fertigung und Same-Day-Lieferung erzielt<br />
der Kunde einen schnelleren Marktauftritt.<br />
Das Unternehmen fertigt seine Druckschablonen für<br />
ein breites Kundenspektrum der Elektronikindustrie<br />
wie kleinere und mittelgroße Fertiger in der DACH-<br />
Region, aber auch qualitätsorientierte international<br />
ausgerichtete Großunternehmen.“ Mit dieser breiten<br />
Basis geben wir unseren Kunden ein besonders hohes<br />
Maß an Liefersicherheit“, wie Axel Meyer, Leiter Vertrieb<br />
& Marketing hervorhebt.<br />
www.photocad.de<br />
Meilensteine auf dem Weg<br />
zur Smart Factory<br />
Lösungen<br />
‹ Prozessüberwachung durch<br />
zentrales KY Real-Time Monitoring<br />
‹ Benutzerfreundlicher<br />
Library Manager für<br />
lokalen Zugriff auf<br />
globale Datenbank<br />
Koh Young Europe GmbH<br />
Industriegebiet Süd E4<br />
63755 Alzenau<br />
Tel. 06188 9935663<br />
E-Mail: europe@kohyoung.com<br />
www.kohyoung.com<br />
‹ Verbesserung der<br />
Prozesse durch<br />
verifizierte Messdaten<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 7
NEWS & HIGHLIGHTS » Interview<br />
Robert Moor, CEO der Protavic International im Interview<br />
Innovation als Fokus der<br />
Unternehmensstrategie<br />
Die 1932 gegründete Unternehmensgruppe Protex International setzt seine Lösungen<br />
mit der Tochtergesellschaft Protavic speziell in der Elektronik ein. Im Gespräch<br />
erläutert der CEO Robert Moor die ergebnisorientierte Unternehmenskultur und<br />
geht detaillierter auf die Tätigkeitsfelder in der Elektronik ein.<br />
Redaktion <strong>EPP</strong>: Herr Moor, vorab ein<br />
paar erklärenden Worte darüber, was<br />
Protavic macht?<br />
Robert Moor: Protavic wurde 1995 gegründet<br />
und ist eine 100%-ige Tochtergesellschaft<br />
der Protex International, einem<br />
französischen Privatunternehmen, das auf<br />
die Entwicklung und Herstellung von Klebstoffen,<br />
Vergussmassen und elektrisch leitenden<br />
Tinten mit hohem Mehrwert für die<br />
Elektronik spezialisiert ist. Heute besteht<br />
das Unternehmen aus vier verschiedenen<br />
Gesellschaften in Europa, Amerika, Korea<br />
sowie China mit jeweils drei Produktions-/<br />
und Entwicklungsstandorten weltweit für<br />
die Entwicklung spezifischer Produkte für<br />
den Automobilelektronikmarkt, Chipkartenmodule,<br />
Sensoren oder auch passive<br />
Komponenten. 14 Prozent des Umsatzes<br />
wird in Forschung und Entwicklung investiert,<br />
um unser Wachstum voranzutreiben.<br />
Wir setzen auf wissenschaftliche und<br />
technologische Partnerschaften mit externen<br />
Forschungszentren, Universitäten, Laboren<br />
und Industrieunternehmen. So wurden<br />
wir kürzlich mit dem Technologietransferpreis<br />
des Investitionsfonds vom<br />
Karlsruher Technologieinstitut in Deutschland<br />
ausgezeichnet.<br />
<strong>EPP</strong>: Und wo in der Elektronikfertigung<br />
sind welche Produkte zu finden?<br />
Robert Moor: Unsere Produkte werden<br />
vielfältig eingesetzt. Neben unseren Standardprodukten<br />
wie beispielsweise leitfähige<br />
und nichtleitfähige Die Attach, Underfill,<br />
Dam and Fill, Glob-Top, Verguss, wiederverwendbare<br />
und zweistufige Produkte werden<br />
auch maßgeschneiderte Lösungen entwickelt,<br />
um Kunden dabei zu unterstützen,<br />
sich von ihren Mitbewerbern abzuheben.<br />
Zum Beispiel wurde ein Underfill Material<br />
mit einem sehr niedrigem Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />
(CTE) und feiner Körnung<br />
zur Befüllung enger Lücken entwickelt,<br />
das zum Standard für anspruchsvolle<br />
Underfill-Anwendungen geworden ist.<br />
<strong>EPP</strong>: Wie unterscheiden sich die Vergussmassen<br />
von den Mitbewerber-Produkten?<br />
Robert Moor, der CEO von Protavic International<br />
Bild: Protavic<br />
Robert Moor: Tatsache ist, dass Protavic<br />
viel in die Entwicklung neuer Produkte im<br />
Bereich Verguss von Leistungsmodulen investiert.<br />
Wir denken, dass hochwertige<br />
Formulierungen im Vergussharzmarkt<br />
dann existieren können, wenn die Anforderungen<br />
und die zu schützenden Gegenstände<br />
sehr spezifisch sind. Beispielsweise<br />
erfordern Halbleiterchips der letzten Generation<br />
für Leistungsmodule ein innovatives<br />
Leistungsspektrum für das Vergussharz:<br />
hohe Ionenreinheit, niedriger CTE und kurze<br />
Aushärtezeit. In diesem Bereich entwickelt<br />
das Unternehmen neue Produkte, um<br />
die herkömmlichen Silikongele zu ersetzen,<br />
die nicht mehr den Leistungsanforderun-<br />
8 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
Interview « NEWS & HIGHLIGHTS<br />
gen der neuen Generation von Leistungsmodulen<br />
entsprechen.<br />
<strong>EPP</strong>: Welch Vorteil bringt den Kunden<br />
die Anwendung dieser Produkte?<br />
Robert Moor: Die von uns konzipierten<br />
Vergussharze werden in der Praxis in Leistungsmodulen<br />
zur Steuerung elektrischer<br />
Generatoren in den Bereichen Mobilität<br />
oder erneuerbare Energien (Solar, Wind)<br />
eingesetzt. Es werden neue Halbleiter wie<br />
SiC und GaN entwickelt, deren außergewöhnliches<br />
Verhalten es ermöglicht, bei einer<br />
höheren Frequenz und Spannung als<br />
einfaches Silizium zu arbeiten.<br />
Wir sehen eine starke Nachfrage aus verschiedenen<br />
Industriezweigen nach Vergussmaterialien,<br />
die elektronische Komponenten<br />
vor äußeren Einflüssen schützen.<br />
Diese Vergussmassen stehen in direktem<br />
Kontakt mit den elektronischen Bauteilen<br />
und sollten hochrein sein, um eine Korrosion<br />
von Verbindungselementen zu vermeiden.<br />
Darüber hinaus verfügen diese Vergussharze<br />
über Eigenschaften, die es ihnen<br />
ermöglichen, sich homogen mit anderen<br />
elektronischen Bauteilen zu verformen, um<br />
mechanische Belastungen bei großen<br />
Temperaturschwankungen zu minimieren.<br />
Ein Ergebnis, welches auf jahrelange Forschung<br />
und Know-how unserer Chemiker<br />
im Entwicklungsteam basiert und die anspruchsvollsten<br />
Spezifikationen der Elektronikindustrie<br />
erfüllt.<br />
<strong>EPP</strong>: Was macht das Unternehmen zum<br />
Erhalt unserer Umwelt, Stichwort Nachhaltigkeit?<br />
Robert Moor: Protavic ist sich der Umwelt-<br />
und Klimaprobleme sowie der Notwendigkeit<br />
bewusst, seinen CO2-Fußabdruck<br />
zu reduzieren, indem anspruchsvollste<br />
Arbeitsschutzbestimmungen weltweit<br />
eingehalten werden. Unsere Endprodukte<br />
werden in Übereinstimmung mit internationalen<br />
sowie nationalen Vorschriften<br />
gefertigt und unsere Kunden vor Produkt-Obselescence<br />
geschützt.<br />
<strong>EPP</strong>: Wie haben sich die Anforderungen<br />
in der Elektronik verändert?<br />
Robert Moor: Der Validierungsprozess<br />
für die Einführung neuer Produkte wird<br />
immer langwieriger, umständlicher und<br />
kostspieliger. Gleichzeitig ist es für die<br />
Branche entscheidend, schneller neue Materialien<br />
zu entwickeln. Zwei widersprüchliche<br />
Trends, bei denen Protavic als Lieferant<br />
unterstützen kann. Darüber hinaus ist<br />
es ein positiver Aspekt, zu einem soliden<br />
und langjährigen Chemieunternehmen zu<br />
gehören, welches unter Berücksichtigung<br />
aller regulatorischen Auflagen der Elektronikindustrie<br />
nachhaltig produziert.<br />
<strong>EPP</strong>: Wie schafft es das Unternehmenen,<br />
möglichst schnell Innovationen zu entwickeln<br />
und marktfähig zu machen?<br />
Robert Moor: Als Teil seiner Entwicklungsstrategie<br />
konzentriert sich Protavic auf<br />
multilaterale Technologiepartnerschaften:<br />
ein Projekt, an dem akademische Labore,<br />
Elektronikhersteller und Endbenutzer ein<br />
gemeinsames technisches Problem lösen.<br />
Das Interesse dieser Art von Projekten besteht<br />
darin, interaktive Tests für neue Entwicklungen<br />
mit einem Minimum an Mitteln<br />
bei einer maximalen Wirkung zu realisieren.<br />
Beispielsweise wurde in einem früheren<br />
Projekt ein neues Harz mit einer sehr vielversprechenden<br />
Hochtemperaturbeständigkeit<br />
im Labor entwickelt. Im Rahmen einer<br />
einfachen Kunden-Lieferanten-Beziehung<br />
haben die Partner ihre Vernetzungsbedingungen<br />
genau beschrieben und alle<br />
ihrer Fehleranalysen bereitgestellt. Das genaue<br />
Verständnis der Situation ermöglichte<br />
es unserem Entwicklungsteam, innerhalb<br />
weniger Tage eine neue Formulierung<br />
zu entwickeln, die dann validiert und für<br />
den letzten Demonstrator des Projekts beibehalten<br />
wurde: der Gral des Projekts!<br />
<strong>EPP</strong>: Spüren Sie Auswirkungen von Covid<br />
oder dem Ukrainekrieg, Stichwort<br />
Bauteilknappheit, stark ansteigende<br />
Energiepreise oder Fachkräftemangel…<br />
Robert Moor: Auch wir sahen uns mit<br />
dieser langen und schmerzhaften Krise<br />
konfrontiert. Da es während des Lockdowns<br />
unmöglich war, Kunden zu besuchen,<br />
haben wir dementsprechend mit digitalen<br />
Lösungen darauf reagiert. Dies<br />
wurde zwar von unseren Kunden sehr geschätzt,<br />
kann jedoch niemals den direkten<br />
Kontakt mit einem Kunden ersetzen und<br />
sind daher froh, unsere Kunden wieder direkt<br />
besuchen können. Zudem sind wir<br />
ebenfalls mit Problemen der Rohstoffversorgung,<br />
Preiserhöhungen sowie logistischen<br />
Einschränkungen konfrontiert und<br />
versuchen dies so gut wie möglich selbst<br />
zu lösen, indem wir uns intern organisieren.<br />
Was den Krieg in der Ukraine anbelangt,<br />
wirkt sich dies bisher hauptsächlich auf die<br />
Verfügbarkeit von Rohstoffen aus. Protavic<br />
ist dennoch in der Lage, seine wichtigsten<br />
Rohstoffe zu sichern. Doch sind die Auswirkungen<br />
der Energiekosten ein weiterer<br />
nicht unbedeutender Faktor, der nicht dazu<br />
beiträgt, den Marktpreis für Rohstoffe und<br />
Fertigprodukte zu stabilisieren. Heute sind<br />
wir bei der Verfügbarkeit und dem Preis der<br />
Rohstoffe in der Lage, die Versorgung aller<br />
Kunden aufrechtzuerhalten.<br />
<strong>EPP</strong>: Wo sehen Sie die Trends von morgen,<br />
speziell in der Elektronik?<br />
Robert Moor: Wir hören immer mehr<br />
über das Recycling in der Elektronik. Dies<br />
bedeutet für unsere Produkte, neue Merkmale<br />
wie Rework, einfache Demontage,<br />
aber auch biobasierte und sogar biologisch<br />
abbaubare Produkte, deren Auswirkungen<br />
auf den Klimawandel und die<br />
CO2-Bilanz begrenzt sind, zu berücksichtigen.<br />
Wir sind noch nicht hier angekommen,<br />
werden aber diese Anforderungen<br />
künftig berücksichtigen.<br />
<strong>EPP</strong>: Ist das Unternehmen für die Anforderungen<br />
der Zukunft vorbereitet?<br />
Robert Moor: Ja, natürlich. Wir berechnen<br />
Marktanforderungen mit ein und<br />
schaffen eine breite Palette technischer<br />
Produkte mit hohem Mehrwert, auch unter<br />
den Aspekten einer schnellen Reaktionsfähigkeit<br />
und Flexibilität. Parallel zum organischen<br />
Wachstum ist das Unternehmen<br />
auf der Suche nach weiteren Ausbaumöglichkeiten<br />
in Frankreich und im Ausland.<br />
www.protavic.com<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 9
» MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />
Green Electronics durch umweltverträgliche Materialwirtschaft<br />
Das Technologieforum rund<br />
um Nachhaltigkeit<br />
Am 15. Juni 2023 laden die Unternehmen kolb Cleaning Technology, MTM Ruhrzinn und<br />
Stannol zu „Green Electronics“ ein – eine Veranstaltung, die sich ausschließlich dem<br />
Thema Nachhaltigkeit in der Elektronikindustrie widmet. Auf der Zeche Zollverein in Essen<br />
gehen Referentinnen und Referenten auf verschiedene Aspekte rund um eine nachhaltige<br />
Produktion, die Einsparung von Ressourcen und die Wiederverwertung von Rohstoffen ein.<br />
Im Kurzinterview erklären Christian Ortmann, Geschäftsführer von kolb Cleaning Technology,<br />
Dan Mutschler, Geschäftsführer von MTM Ruhrzinn und Thomas Kolossa, Prokurist und<br />
Vertriebsleiter bei Stannol, welches Ziel sie mit Green Electronics verfolgen – und warum<br />
man die Veranstaltung auf keinen Fall verpassen sollte.<br />
Warum haben Sie sich dazu entschieden,<br />
eine Veranstaltung ausschließlich zum<br />
Thema Nachhaltigkeit zu organisieren?<br />
Dan Mutschler: Es gibt in der Elektronikbranche<br />
viele Veranstaltungen, aber<br />
das Thema Nachhaltigkeit wird dabei<br />
meist nur am Rande behandelt. Wir wollten<br />
eine Plattform schaffen, auf der das<br />
Thema im Mittelpunkt steht und von verschiedenen<br />
Expertinnen und Experten im<br />
Detail beleuchtet wird.<br />
Christian Ortmann: Alle drei Unternehmen<br />
haben sich schon vor Jahren das<br />
Die Interviewpartner v.l.n.r.: Thomas Kolossa von Stannol, Christian Ortmann von kolb Cleaning<br />
Technology sowie Dan Mutschler von MTM Ruhrzinn<br />
Bild: kolb<br />
Key Facts<br />
• Ort: Zeche Zollverein, Essen<br />
• Get Together: 14.06.2023,<br />
inklusive Barbecue und<br />
Führung rund um die Zeche<br />
• Green Electronics:<br />
15.06.2023<br />
• Moderation: Sabrina Nickel<br />
• Keynote: Lisa Reethen<br />
(Bosch Climate Solutions)<br />
www.green-electronics.net<br />
Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben<br />
– jeder ist hier in seinem Bereich<br />
Vorreiter, sei es rund um Recycling,<br />
Reinigungstechnologie oder Lötmittel. Da<br />
war es nur der nächste logische Schritt,<br />
dass wir uns zusammenschließen und gemeinsam<br />
eine Veranstaltung mit diesem<br />
Fokus planen.<br />
Thomas Kolossa: Unser Ziel ist es, mit<br />
Green Electronics möglichst viele Interessierte<br />
anzusprechen, die offen für einen<br />
ganzheitlichen Ansatz und Austausch<br />
zum Thema sind – unabhängig davon, ob<br />
sie sich schon intensiv damit auseinandergesetzt<br />
haben oder noch gar nicht.<br />
Worauf haben Sie bei der Auswahl der<br />
Referentinnen und Referenten Wert gelegt?<br />
Christian Ortmann: Uns war wichtig,<br />
dass die Referierenden nicht nur über<br />
ausgewiesene Expertise in ihrem Themenbereich<br />
verfügen, sondern konkrete Maßnahmen<br />
aufzeigen können, mit denen<br />
10 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
MESSEN & VERANSTALTUNGEN «<br />
man im eigenen Unternehmen tatsächlich<br />
Einfluss auf die verschiedenen Aspekte<br />
der Nachhaltigkeit nehmen kann. Uns<br />
geht es um wirkliche Ideen und nicht um<br />
Greenwashing.<br />
Thomas Kolossa: Wir wollten zudem<br />
eine Mischung aus verschiedenen Bereichen<br />
wie Management, Einkauf oder Produktion<br />
– mit vielen Tipps aus der Praxis.<br />
Ich denke, das ist uns bei der Zusammenstellung<br />
der Vorträge gelungen.<br />
Dan Mutschler: Wir legen großen<br />
Wert darauf, dass es keine Vertriebsveranstaltung<br />
wird. Wir als Organisatoren<br />
halten auch bewusst keine eigenen Vorträge,<br />
sondern laden ausschließlich externe<br />
Expertinnen und Experten ein. Es geht<br />
nicht darum, sich selbst zu profilieren.<br />
Was möchten Sie mit Green Electronics<br />
erreichen?<br />
Thomas Kolossa: Wir würden uns zunächst<br />
natürlich über möglichst viele Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer freuen – und<br />
einen regen Austausch zum Thema Nachhaltigkeit.<br />
Der Tag bietet eine gute Möglichkeit,<br />
Netzwerke zu schaffen und zu nutzen.<br />
Dan Mutschler: Wir möchten Denkanstöße<br />
und konkrete Handlungsempfehlungen<br />
geben: Welche Hebel stehen mir<br />
bei dem Thema zur Verfügung, die ich bislang<br />
vielleicht übersehen habe? Uns ist<br />
außerdem wichtig, den konkreten Mehrwert<br />
von Nachhaltigkeit aufzuzeigen:<br />
Ökologie und Ökonomie schließen sich<br />
nicht unbedingt aus.<br />
Christian Ortmann: Nach den jeweiligen<br />
Vorträgen wird es genug Zeit für Fragen,<br />
Anregungen und Wünsche geben.<br />
Alle können sich einbringen. Am Ende<br />
wäre es schön, wenn jeder Teilnehmende<br />
ein bis zwei Themen für sich mitnimmt,<br />
die dann im eigenen Unternehmen konkret<br />
umgesetzt werden können.<br />
Das Interview führte Simone Bauer.<br />
kolb Cleaning<br />
Technology GmbH<br />
Das Unternehmen gehört<br />
zu den weltweiten Marktführern<br />
im Bereich Reinigungssysteme<br />
und Reinigungschemie<br />
für die Elektronikfertigung.<br />
Seit mehr<br />
als 30 Jahren setzt kolb<br />
Cleaning Technology neue<br />
Benchmarks sowohl im<br />
Maschinenbau als auch in<br />
der Chemieentwicklung<br />
und im Design energieeffizienter,<br />
langlebiger Prozesse<br />
„made in Germany“. Das<br />
Unternehmen gilt zudem<br />
als Vorreiter im Bereich der<br />
nachhaltigen wässrigen<br />
Systemreinigung in<br />
der Elektronikindustrie.<br />
Stannol GmbH &<br />
Co. KG<br />
Gegründet 1879, gilt das<br />
Unternehmen bis heute<br />
als Pionier der modernen<br />
Löttechnik. Neben seinem<br />
hohen Qualitätsstandard<br />
und seiner innovativen<br />
Forschungs- und Entwicklungsabteilung<br />
setzt<br />
Stannol vor allem auf eine<br />
ökologische Lötmittelfertigung:<br />
Bereits 2<strong>01</strong>4 brachte<br />
Stannol den weltweit ersten<br />
fairen Lötdraht auf den<br />
Markt. Unter dem Namen<br />
greenconnect bietet das<br />
Unternehmen inzwischen<br />
eine komplette Produktpalette<br />
an, die Nachhaltigkeit<br />
und Fairness in den Mittelpunkt<br />
stellt.<br />
MTM Ruhrzinn<br />
GmbH<br />
MTM Ruhrzinn unterstützt die<br />
Elektronikbranche nach der<br />
Produktion von Baugruppen<br />
und optimiert das Stoffstrom -<br />
management für zinn- und edelmetallhaltige<br />
Produktionsabfälle.<br />
Der zertifizierte Entsorgungsfachbetrieb<br />
fördert durch nachhaltiges<br />
Handling von Zinn-,<br />
Gold- und Silberabfällen die<br />
Circular-Economy. Zudem wird<br />
der Product Carbon Footprint für<br />
Rohstoffe berechnet, die aus<br />
Produktionsabfällen in der Elektronikbranche<br />
durch Recycling<br />
gewonnen werden und den Kunden<br />
ein zertifizierter Nachweis<br />
über eingesparte Treibhaus -<br />
gasemissionen ausgestellt. Die<br />
Nachhaltigkeit wird nach DIN<br />
ISO Norm 14067:2<strong>01</strong>9 dokumentiert<br />
und so messbar gemacht.<br />
www.kolb-ct.com<br />
www.stannol.de<br />
www.ruhrzinn.com<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 11
» MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />
Moderator<br />
Dr. Hans Bell<br />
Hubert Kraus von<br />
Zollner Elektronik<br />
Ulf Oestermann,<br />
Fraunhofer IZM<br />
Dr. Richard Scheicher,<br />
BMK Group<br />
Stefan Wespel,<br />
Diehl AKO<br />
Reinhardt Seidel,<br />
FAU<br />
23. Europäisches Elektroniktechnologie-Kolleg<br />
Optimale Voraussetzungen im<br />
SMT-Technologie-Rennen<br />
Mit neuen Konzepten und Ideen an vorderster Front und damit wettbewerbsfähig<br />
im Bereich der Elektronikfertigung zu sein und auch zu bleiben, war<br />
Fokus der Vorträge während dem Europäischen Elektroniktechnologie-Kolleg.<br />
Die Veranstalter ASMPT SMT Solutions, Asys Group, Balver Zinn, Christian<br />
Koenen, kolb Cleaning Technology, Rehm Thermal Systems sowie Zevac<br />
sorgten für die Möglichkeit zum ausgedehnten Erfahrungsaustausch im<br />
Kreis der Teilnehmer, Referenten und Geschäftspartner.<br />
Wettbewerbsfähigkeit bedeutet nicht nur Automatisierung<br />
und Digitalisierung in einer<br />
Branche, sondern auch stets auf dem neuesten Stand<br />
der Entwicklungen zu sein. Das 23. EE-Kolleg bot sich<br />
perfekt an, um von Know-how in einem angenehmen<br />
Ambiente zu profitieren und sich die Pole-Position im<br />
täglichen SMT-Technologie-Rennen zu sichern.<br />
Moderator Dr. Hans Bell zeigte mit seiner Einführung,<br />
wie wichtig der Bereich Elektronik für Wirtschaft,<br />
Industrie sowie Gesellschaft ist und führte<br />
durch die Geschichte der Surface Mount Technology.<br />
So gab es eine Reihe von Erfindungen, die zusammen<br />
genommen zur heutigen Leiterplatte beigetragen haben.<br />
Albert Hansson meldete das Patent 1903 zu einem<br />
Holzlaminat mit beidseitig verschraubten Messingstäben<br />
sowie paraffiniertem Papier mit innen<br />
eingeklebten Kupferstreifen inklusive einer doppelseitigen<br />
Version an. Charles Ducas erfand 1925 die<br />
galvanische Beschichtung von Kupfer als erster; Paul<br />
Eisler machte eine Patentanmeldung für fotografisches<br />
Drucken und Ätzen von Kupferfolie, eine Methode,<br />
um Leiterplatten in Massenproduktion zu<br />
wirtschaftlich vertretbaren Kosten herzustellen. Vom<br />
gestern ging es zum morgen und damit der Miniaturisierung<br />
inklusive neuester Technologien von z. B.<br />
Apple. Das starke Wachstum der Elektromärkte weltweit<br />
zeigte nochmals die Bedeutung dieses Bereichs<br />
klar auf.<br />
Wettbewerbsfähige Fertigung<br />
von Elektronik<br />
Mit dem Vortrag „Simultaneous Engineering – Wie<br />
ein EMS-Unternehmen erfolgreich Produkte entwickelt“<br />
zeigte Hubert Kraus von Zollner auf, wie ein<br />
EMS-Unternehmen mit diesem Ansatz erfolgreich<br />
Produkte entwickelt. Er beleuchtete Aspekte, die es<br />
während dieser Zeit zu beachten gilt und stellte Lösungsansätze<br />
sowie Erfolgsfaktoren vor. Bei einer<br />
Produktentwicklung stehen nicht nur die funktionalen<br />
Anforderungen im Mittelpunkt, sondern in gleicher<br />
Weise auch die entsprechenden Rahmenbedingungen<br />
wie bspw. die Muster- oder Serienproduktion.<br />
Abgerundet wurde der Vortrag durch das Aufzeigen<br />
wesentlicher Erfolgsfaktoren sowie umgesetzter<br />
Referenzprojekte.<br />
Der Einsatz eines Digitalen Zwillings schafft<br />
grundsätzlich neue Wege der Optimierung und Effizienzsteigerung<br />
in einer Elektronikfertigung und wird<br />
12 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
MESSEN & VERANSTALTUNGEN «<br />
alle Bilder: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />
Dr. Dirk Seehase,<br />
Universität Rostock<br />
Dan Mutschler,<br />
MTM Ruhrzinn<br />
Dr. Christoph Lehnberger,<br />
Andus Electronic<br />
Dr. Frank Steinhäußer,<br />
Infineon Technologies<br />
Prof. Dipl.-Ing. Peter<br />
Jacob, Empa<br />
als Treiber der Digitalisierung gesehen. Ulf Oestermann<br />
vom Fraunhofer IZM zeigte in seinem Vortrag<br />
zum digitalen Zwilling in der Elektronikfertigung auf,<br />
dass gerade in den Bereichen Entwicklung, Test und<br />
Optimierung der Digital Twin durch eine lückenlose<br />
Kommunikation zwischen virtueller und realer Welt<br />
unterstützt.<br />
Auch beim Vortrag „Box-Build – Mehrwert durch<br />
Prozessvielfalt: Vergießen, Silikonieren, Beschichten,<br />
Montieren, etc. werden zum Standard in der professionellen<br />
Elektronikfertigung“ von Dr. Richard Scheicher<br />
der BMK Group war der digitale Zwilling Thema.<br />
Hierbei ging es um das Projekt ModProFT oder auch<br />
modellbasierte autonome Prozessplanung für Funktionstests<br />
in der Elektronikfertigung, welches gemeinsam<br />
mit der Hochschule Augsburg initiiert wurde.<br />
Das Verbundforschungsprojekt hat zum Ziel, Fertigungsprozesse<br />
und -abläufe so vorzubereiten, dass<br />
u.a. durch KI Anwendungsfelder wie Predictive Maintenance<br />
und Quality evaluiert werden können, um<br />
die Wettbewerbskraft zu stärken.<br />
Stefan Wespel von Diehl AKO gab den Zuhörern<br />
seine Erfahrungswerte zum Einsatz von Robotertechnik<br />
in der Elektronikindustrie bei Diehl Controls weiter.<br />
Die Hauptgründe hierfür lagen neben hoher Prozessstabilität<br />
sowie Automatisierung auch in der Flexibilität<br />
und den Kosten. In Wangen konzentriert sich<br />
die Fertigung auf Leistungselektronik für Wärmepumpen<br />
durch aktuell vier SMD-Linien mit jeweils 80<br />
Metern Länge, vier Bestückrobotern sowie zwei zusätzlichen<br />
Robotern, um dem zunehmenden Wettbewerbsdruck<br />
weiter entgegenzustehen.<br />
Nachdem insbesondere auf leistungselektronischen<br />
Baugruppen SMT/THT Mischbestückung<br />
(60–70 %) eingesetzt wird, widmete sich Reinhardt<br />
Seidel von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg<br />
der Entwicklung optimaler SMTund<br />
THT-Prozesse mit Hilfe von Simulation. Hierbei<br />
Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />
Das 23. EE-Kolleg bot reichlichst Gelegenheit, um neue Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 13
» MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />
Pole-Position im SMT-<br />
Technologie-Rennen:<br />
Neue Konzepte und<br />
Ideen<br />
Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />
wird ein aus Lötexperimenten erzeugter numerischer<br />
Datensatz als Grundlage für das Training eines KI-<br />
Modells herangezogen, um den Lotdurchstieg vorherzusagen.<br />
So sollten kritische Lötstellen frühzeitig<br />
im Designprozess erkannt, und stabile Prozess erzeugt<br />
werden.<br />
Induktionslöten ist ein weit verbreitetes Verfahren<br />
zum Fügen von elektronischen Bauteilen und ermöglicht<br />
einen selektiven Erwärmungsprozess, so dass es<br />
nicht notwendig ist, die komplette Baugruppe in den<br />
Ofen legen zu müssen. Die sich daraus ergebenden<br />
Vorteile stellte Dr. Dirk Seehase von der Universität<br />
Rostock mit den neuen Möglichkeiten der Zuverlässigkeitsprüfung<br />
mittels beheizter Leiterplatten vor.<br />
Unter anderem können neben reduziertem Energieverbrauch<br />
auch thermische Belastungen minimiert<br />
werden, was die Zuverlässigkeit des Elektronikmoduls<br />
verbessert.<br />
Durch innovative Prozesse<br />
zukunftsfähig bleiben<br />
Dan Mutschler von MTM Ruhrzinn setzte seinen<br />
Fokus durch den Vortrag „Mit Sekundärrohstoffen zu<br />
einer CO 2 -neutralen Fertigung“ auf Nachhaltigkeit.<br />
Bereits im Produktdesign gilt es zu berücksichtigen,<br />
dass Rohstoffe wiederverwertet werden können und<br />
der Zugang auch dazu besteht. So setzt Apple in seinen<br />
Produkten verstärkt auf recycelte Materialien<br />
und treibt neue Demontagetechnologie als Teil des<br />
Ziels eines geschlossenen Kreislaufs voran. Mit umweltschonenden<br />
Rezyklaten, also nur wenn Abfallströme<br />
von Produktionsabfällen optimiert produziert<br />
werden, kann die Pole Position erreicht werden.<br />
Marktsituation, Technologietrends und neue Anwendungen<br />
bei Leiterplatten besprach Dr. Christoph<br />
Lehnberger der Andus Electronic indem er im Vorfeld<br />
die Megatrends wie Systemintegration, Smartphone,<br />
Wearable, 3D bzw. additive Fertigung oder Embedded<br />
Bauteile vorstellte. Die kontinuierliche Entwicklung<br />
von Geräten der Unterhaltungselektronik, smarten<br />
Geräten oder die Einführung von PCBs in vernetzten<br />
Fahrzeugen gehören zu den Ursachen, dass der Leiterplattenmarkt<br />
ein schnelles Wachstum verzeichnen<br />
konnte. Hinzu kommen Power PCBs mit neuen Anwendungen<br />
von Elektromobilität über Heizfolien bis<br />
zu elektrisch induzierten Zellkulturen.<br />
Dr Frank Steinhäußer, Infineon Technologies AG,<br />
konzentrierte sich auf die Anforderungen und Trends<br />
moderner Package Footprints und stellte in Zuge<br />
dessen die Wachstumsmärkte Energie, Mobilität, Sicherheit,<br />
IoT sowie Big Data in der Leistungselektronik<br />
vor.<br />
ESD-Risikoevaluierungen an Bestückungsautomaten<br />
durch direkte Messungen werden aufgrund hoher<br />
Prozessgeschwindigkeiten sowie erschwerter Zugänglichkeit<br />
an den kritischen Messstellen zunehmend<br />
schwieriger. Eine Testplatine zur Probebestückung<br />
ermöglicht direkte Messung von Auf- und Entladeverläufen,<br />
womit es zu neuen Denkansätzen im<br />
ESD-Schutz kam, wie Prof. Dipl.-Ing. Peter Jacob,<br />
Empa Swiss Federal Laboratories for Materials Science<br />
and Technology, in seinem Vortrag über ESD-Risiken<br />
in Bestückungsanlagen – neuartige Messverfahren<br />
und ESD-Abhilfemaßnahmen, verlauten ließ.<br />
Zielgerichtete Maßnahmen in modernen Hochgeschwindigkeits-Bestückautomaten<br />
mit Mehrfachbestückung<br />
in mehreren Kanälen und zahlreichen<br />
Nozzles erlauben einen wirksamen ESD-Schutz. In<br />
Summe ist absehbar, dass sich der ESD-Schutz künftig<br />
mehr und mehr vom Bauteil weg hin zu den Verarbeitungsprozessen<br />
verlagern wird. (Doris Jetter)<br />
www.ee-kolleg.com<br />
14 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
MESSEN & VERANSTALTUNGEN «<br />
Focus on PCB, 17–18 Mai 2023, Vicenza Expo Center, Italien<br />
Hier dreht sich alles um die Leiterplatte<br />
Nach der ersten sehr erfolgreichen<br />
„Focus on<br />
PCB“ wird am 17. und 18.<br />
Mai 2023 die nächste<br />
Messe stattfinden. Im Vicenza<br />
Expo Center, Italien,<br />
wird sich dann erneut<br />
alles um die Leiterplatten<br />
drehen – vom<br />
Design über die Bestückung<br />
bis hin zur Qualitätskontrolle.<br />
Die Focus<br />
on PCB adressiert alle,<br />
die Leiterplatte benutzen,<br />
erforschen, entwerfen und produzieren<br />
sowie alle stillen Visionäre, die die Zukunft<br />
dieser Komponente voraussehen. Das<br />
kompakte B2B-Event bietet zwei Tage<br />
lang eine Ausstellung von Produkten und<br />
Technologien, begleitet von einer Reihe<br />
Bild: SweetBunFactory/stock.adobe.com<br />
von Premium Konferenzen mit PCB-Key<br />
Playern und Experten, um die künftigen<br />
Entwicklungen der Branche zu diskutieren.<br />
Das Event wird von der italienischen<br />
Tochtergesellschaft der NürnbergMesse<br />
organisiert und von dem nationalen Ver-<br />
Am 17. und 18 Mai 2023<br />
findet die Focus on PCB statt.<br />
Im Vicenza Expo Center, Italien,<br />
wird sich dann alles um<br />
die Leiterplatte drehen.<br />
band der elektrotechnischen<br />
und elektronischen<br />
Firmen namens Anie<br />
Componenti Elettronici<br />
und dem Verband der<br />
elektronischen Bezirke<br />
Italiens Assodel gesponsert.<br />
Zu den Ausstellern<br />
im Jahr 2022 gehörten<br />
unter anderem Brady, Elco und HTS PCB<br />
sowie Peters Italia, Phoenix PCB und Spea.<br />
Aussteller-Anmeldungen für 2023 sind<br />
noch möglich. Besuchern steht bald eine<br />
Ausstellerliste online zur Verfügung.<br />
https://focusonpcb.it/en/home_en/<br />
Mit Abstand<br />
die beste 3D AOI Lösung<br />
‹ 3D-Messfähigkeit auf dem<br />
höchsten Stand der Technik<br />
‹ Erweiterte Messfähigkeit<br />
durch 3D-Seitenkameras<br />
‹ Programmierung und<br />
Optimierung auf Basis<br />
künstlicher Intelligenz<br />
Koh Young Europe GmbH<br />
Industriegebiet Süd E4<br />
63755 Alzenau<br />
Tel. 06188 9935663<br />
E-Mail: europe@kohyoung.com<br />
www.kohyoung.com<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 15
» MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />
12. Asys Group Technologietage in Dornstadt<br />
Optimierte Fertigungsprozesse<br />
für die intelligente Fabrik<br />
Im letzten Jahr feierte die Asys Group das 30-jährige Jubiläum und lud mit den<br />
Technologie-Tagen die Branche ein, gemeinsam auf eine Reise in die Vergangenheit<br />
und vor allem in die Zukunft zu gehen. Seit Gründung im April 1992 geht das<br />
Unternehmen nach vorn und verfolgt eine beeindruckende technologische und<br />
unternehmerische Entwicklung mit all ihren Höhen und Tiefen.<br />
Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />
Moderator Thorsten<br />
Frenzel stimmte die rund<br />
300 Teilnehmer auf die<br />
Veranstaltung ein<br />
Die Technologie-Tage standen unter<br />
dem Motto: 30 Years and Beyond.<br />
So verbinden die zwei Firmengründer<br />
Werner Kreibl und Klaus Mang in drei<br />
Jahrzehnten neueste Technologie mit bewegter<br />
Geschichte und ebnen den Weg zu<br />
smarten Shopfloor-Lösungen. Bereits vor<br />
fünf Jahren hat das Gründerduo alles in<br />
die Wege geleitet, sich aus den Aktivitäten<br />
der Unternehmensgruppe in ruhigere<br />
Zeiten zu verabschieden. Hierfür ist Jürgen<br />
Ries, der viele Jahre das Unternehmen<br />
in China geleitet hatte, im Jahr 2020<br />
zurück nach Deutschland gekommen und<br />
in die Geschäftsleitung eingetreten. Doch<br />
die derzeitigen Herausforderungen, bedingt<br />
durch Corona sowie den Ukrainekrieg,<br />
erfordern nach wie vor den vollen<br />
Einsatz aller Geschäftsführer. Ein großes<br />
Thema ist hierbei neben der Personalsituation<br />
die aktuelle Supply Chain und damit<br />
verbunden die Lieferzeiten der drei<br />
Bereiche Electronics, Life Science und<br />
Energy. Getreu der Mission Automate, Digitalize<br />
& Connect werden die Kunden<br />
auch im morgen auf dem Weg zur intelligenten<br />
Fabrik begleitet und durch zukunftsfähige<br />
Lösungen aufgezeigt, wie<br />
die Effizienz von Maschinen und Anlagen<br />
gesteigert, und damit der Durchsatz erhöht<br />
werden kann.<br />
Return to the Future<br />
Thorsten Frenzel, Head of Sales, begrüßte<br />
vorab die ca. 300 Teilnehmer und<br />
gab erste Eindrücke darüber, was während<br />
der zwei Veranstaltungstagen zu<br />
erwarten war. Als Überraschungsgast<br />
startete Johann Weber, Vorstandsvorsitzender<br />
bei Zollner, mit seinem Bericht<br />
über den Benefit einer guten Partnerschaft.<br />
Am Beispiel der beiden Unterneh-<br />
16 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
MESSEN & VERANSTALTUNGEN «<br />
Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />
Die Geschäftsführer Werner kreibl, Kalus Mang<br />
und Jürgen Ries während des Gastredner-Vortrags<br />
men wurde deutlich, wie so der nachhaltige<br />
Mehrwert gesteigert werden kann.<br />
Ganz nach dem Motto: Wer allein arbeitet<br />
addiert, wer zusammen arbeitet multipliziert!<br />
Mit der Keynote „Life means<br />
risk“ vermittelte Miriam Höller, ehemals<br />
erfolgreiche Stuntfrau ohne Furcht, wie<br />
sie sich nach einem Schicksalsschlag wieder<br />
auf ihre Stärken besann und mit der<br />
richtigen Motivation ihr Leben erneut in<br />
den Griff bekam. Ulf Groos vom Fraunhofer-Institut<br />
für Solare Energiesysteme ISE<br />
in Freiburg zeigte auf, wie Wasserstoff<br />
sich weltweit dynamisch zu einem handelbaren<br />
und grünen Energieträger etabliert<br />
und damit nachhaltig produzierte<br />
Kraftstoffe für den Einsatz in der emissionsarmen<br />
Mobilität bietet. Neben Verbrennungsmotoren<br />
für Wasserstoff oder<br />
grünen Kraftstoffen stellen Brennstoffzellen<br />
eine effiziente Energieversorgung<br />
für elektromotorische Antriebe dar, ist als<br />
Technologie durch eine hohe Anzahl von<br />
Gleichteilen gekennzeichnet und hat so<br />
besondere Herausforderungen für die<br />
Produktion.<br />
Einen Überblick zu den verschiedenen<br />
Themenwelten der Unternehmensgruppe<br />
erhielten die Teilnehmer durch die Tech<br />
Tour und Sessions inklusive Ausstellung,<br />
um über spezifische Themen zu diskutieren<br />
und sich über praktische Anwendungsbeispiele<br />
auszutauschen.<br />
Die Zukunft des Schablonendrucks:<br />
Torsten Vegelahn über den vollautomatischen<br />
Drucker Serio 6000. In der Basiskonfiguration<br />
mit allen State of the Art<br />
Features, ermöglicht dieser jederzeit, auf<br />
Autonomie umzustellen. Besprochen<br />
wurden die zu beachtenden Einflüsse in<br />
der smarten Fabrik sowie die verschiedenen<br />
möglichen Autonomiestufen des Druckers.<br />
Automatisierungsgerechtes Design:<br />
Adrian Teuber und Dominic Albert waren<br />
Ansprechpartner für stabile, schnelle und<br />
kosteneffiziente Montagelösungen. Sie<br />
besprachen unterschiedliche Designs von<br />
Fügepartnern inklusive der Potentialausschöpfung<br />
einer Automatisierungslinie<br />
bezüglich Stabilität, Performance und<br />
Kosten.<br />
Vor- und Nachteile von M2M<br />
Schnittstellen: Der automatisierte Informationsaustausch<br />
zwischen Anlagen bietet<br />
nie dagewesene Monitoring- und<br />
Kontrollmöglichkeiten, so Dr. Kai Kammers.<br />
Er zeigte die Vor- und Nachteile von<br />
M2M Schnittstellen im Automationsumfeld,<br />
am Beispiel von HERMES, CFX, OIC<br />
und OIC+, auf.<br />
Smarte Intralogistik – Autonomes<br />
Materialhandling im SMD-Umfeld: Für<br />
eine effiziente Fertigung sind eine bedarfsgerechte<br />
Versorgung sowie Bereitstellung<br />
von Material von großer Bedeu-<br />
tung, wie Fabian Autenrieth herausstellte.<br />
Er zeigte, kombiniert aus Hard- und Software-Elementen<br />
des modularen Produktportfolios,<br />
Use-Cases, praktische Anwendungen<br />
und daraus resultierende Vorteile<br />
auf.<br />
Performance-Anzeige & Clevere<br />
Software-Features beim Lasermarkieren:<br />
Swen Nothjunge vermittelte neue<br />
clevere Softwaretools, mit denen die Performance<br />
von Laseranlagen einfach zu<br />
analysieren sind. Mittels der automatischen<br />
Laserleistungsmessung lassen sich<br />
Laserparameter automatisch auf folgende<br />
Laseranlagen übertragen.<br />
Der Schlüssel zur Industrie 4.0: Industrielle<br />
Netzwerke im Wandel: In dieser<br />
Session sprach Dr. Sven Hermann über Arten<br />
und Anwendungen von aktuellen und<br />
zukünftigen Wireless Technologien in der<br />
Automatisierung und ging dabei auch auf<br />
den in der Ausstellung präsentierten<br />
„ASYS-Wireless-Greifer“ ein.<br />
Produktumstellung leicht gemacht &<br />
Vego Bedienkonzept der Zukunft: Die<br />
Referenten Jürgen Lehner und Stefan Petz<br />
diskutierten den maschinenübergreifenden<br />
und automatischen Produktwechsel.<br />
Zudem ging es um die Vego Future Area<br />
in Verbindung mit dem Bedienkonzept der<br />
Zukunft. Alternative Bedienformen wie<br />
zum Beispiel mobile Bedienung und<br />
Johannes Weber von der Zollner AG besprach die enge und gute Partnerschaft der beiden Unternehmen<br />
inklusive deren Bedeutung<br />
Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 17
» MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />
Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />
Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />
Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />
Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />
Impressionen der Tech-Tour, eine Führung durch die komplette Ausstellung in Kleingruppen eingeteilt, um das umfangreiche Produktportfolio kennenzulernen<br />
Sprachsteuerung kommen in der Fabrik<br />
der Zukunft dabei eine Schlüsselrolle zu.<br />
Smarte Unterstützung von Bediener<br />
im Shopfloor: Die praktischen Anwendungsbeispiele,<br />
von der übersichtlichen<br />
Maschinenstatus-Anzeige auf der Smartwatch<br />
über Dashboards auf dem Großmonitor<br />
zur Visualisierung des Materialflusses,<br />
bis hin zur einfachen Linienkonfiguration<br />
über Tablet, wurde durch Eduard<br />
Kirstgen präsentiert.<br />
Vom Lasermarkieren zum Laserschweißen:<br />
Günter Lorenz verdeutlichte<br />
die Mechanismen der Wechselwirkung von<br />
Laserstrahlung und Material. Eine kurze<br />
Vorstellung der Laserprozesse sowie die<br />
Klassifizierung nach Energiedichte und<br />
Leistung zeigten auf, welche Laser für welche<br />
Materialbearbeitungen geeignet sind.<br />
Brennstoffzellenproduktion – von der<br />
Manufaktur zur Massenproduktion: Bereits<br />
etablierte Maschinen, Prozesslösungen,<br />
Software und Logistiklösungen des<br />
Unternehmens können direkt oder in angepasster<br />
Form auch für die Brennstoffzellenproduktion<br />
eingesetzt werden.<br />
Franz Plachy legte den Fokus auf die einzelnen,<br />
für die Herstellung eines finalen<br />
Brennstoffzellen Stacks, wichtigen Prozessschritte.<br />
Digitalisierung für neuen Horizont<br />
beim Nutzentrennen: Martin Gehring<br />
und Philipp Schmid zeigten auf, wie es die<br />
Digitalisierung von Produktdaten sowie<br />
die Offline-Programmierung beim Nutzentrennprozess<br />
ermöglichen, flexibler,<br />
schneller und ressourcenschonender zu<br />
produzieren.<br />
Prozesssicherheit in klimatisierter<br />
und reiner Umgebung: Karl Goll besprach<br />
zukunftsfähige Lösungen, die<br />
komplette Fertigungshallen, automatisierte<br />
Produktionslinien oder einzelne<br />
Prozessmaschinen vor ungünstigen Umgebungseinflüssen<br />
schützen, um Prozesse<br />
sicher planen und realisieren können.<br />
Handling feuchtigkeitsempfindlicher<br />
Bauteile mit intelligenter Trockenlagerung<br />
& Logistik: Zur Minimierung von<br />
Bauteilausfällen und -abfällen sowie zur<br />
Optimierung der Produktqualität konfrontierten<br />
Dave Brehler und Andre Rinne<br />
die Teilnehmer mit verschiedenen Szenarien,<br />
um einen hochwertigen Herstellungsprozess<br />
gewähren zu können.<br />
It might get dirty – Siebdruck selber<br />
machen: Gerd Krause vermittelte die<br />
Technik des manuellen Siebdrucks. Vollautomatisches<br />
Drucken wird nur dann<br />
verständlich, wer die Grundlagen kennt.<br />
Daher ging es nach einer kurzen Einführung<br />
an die Praxis.<br />
Die zweitägige Veranstaltung wurde neben<br />
der Abendveranstaltung durch einen<br />
Tag der offenen Tür ergänzt. (Doris Jetter)<br />
www.asys-group.com<br />
18 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
Open Automation in der Integrated Smart Factory<br />
ASMPT auf der IPC APEX EXPO 2023<br />
Der Geschäftsbereich SMT Solutions von<br />
ASMPT belegte auf der IPC APEX EXPO<br />
2023 in San Diego erneut seine Position<br />
als Technologiepionier: mit dem neuen<br />
Highspeed-Lotpastendrucker DEK TQ L für<br />
große Leiterplatten bis 600 x 510 mm sowie<br />
smarter und innovativer Software für<br />
die Integrated Smart Factory. Dazu zählt<br />
die Smart Shopfloor Management Suite<br />
Works für die Prozessoptimierung an der<br />
SMT-Linie, smarte SaaS-Applikationen<br />
auf Factory- und Enterprise-Ebene sowie<br />
eine speziell für die Bedürfnisse von SMT-<br />
Fertigern ausgerichtete MES-Lösung. Mit<br />
Modularität, Herstellerunabhängigkeit<br />
und Nachrüstbarkeit fügen sich alle gezeigten<br />
Hard- und Softwarelösungen dabei<br />
nahtlos in das Konzept Open Automation<br />
für die wirtschaftlich sinnvolle Automatisierung<br />
der SMT-Fertigung ein.<br />
Best-in-Class SMT-Linie<br />
Auf dem Messestand konnten sich Besucher<br />
überzeugen, wie Hochleistungsdrucker,<br />
Highend-SPI-Systeme, High Performance-Bestücksysteme,<br />
Zuführungslösungen<br />
sowie voll automatisierte Lagersysteme<br />
perfekt und in hoher Präzision an<br />
einer voll funktionsfähigen SMT-Linie zusammenarbeiten.<br />
Zum ersten Mal auf<br />
amerikanischem Boden mit dabei war der<br />
neue Lotpastendrucker DEK TQ L, mit dem<br />
Fertiger ihre Flexibilität und ihr Produktspektrum<br />
erheblich erhöhen können und<br />
so völlig neue Märkte eröffnen.<br />
Dank offener Schnittstellen wie IPC-HER-<br />
MES-9852 oder IPC-CFX sind alle Systeme<br />
für die nahtlose M2M- und M2H-Kommunikation<br />
ausgelegt. So fügen sie sich problemlos<br />
und umfassend in das modulare<br />
und herstellerunabhängige Konzept Open<br />
Dank NLP-Technologie kann man Virtual Assist<br />
in natürlicher Sprache Fragen wie einem Kollegen<br />
stellen und spart bis zu 95 % an Zeit für die<br />
Informationssuche<br />
Automation für die wirtschaftlich sinnvolle<br />
Automatisierung der SMT-Fertigung ein.<br />
Mit smarten Lösungen und SaaS-Applikationen<br />
(Software as a Service) für Maschinen-,<br />
Shopfloor- sowie Fabrik- und Unternehmensebene<br />
wurde die Technologieführerschaft<br />
unterstrichen. Zudem präsentierte<br />
Critical Manufacturing (CMF) das führende<br />
Manufacturing Execution System<br />
„Critical Manufacturing MES“, das ganz<br />
auf die speziellen Bedürfnisse der Elektronikfertigung<br />
ausgelegt ist.<br />
www.asmpt.com<br />
Bild: ASMPT<br />
09. – 11.05.2023<br />
NÜRNBERG<br />
Werden Sie<br />
Teil der<br />
Community!<br />
DRIVING<br />
MANUFACTURING<br />
FORWARD<br />
Zusammen Richtung Fortschritt gehen –<br />
die Fachmesse für die Community der<br />
Elektronikfertigung verbindet nicht nur Menschen<br />
und Technologien aus den Bereichen Entwicklung,<br />
Fertigung, Dienstleistung und Anwendung<br />
mikroelektronischer Baugruppen und Systeme<br />
miteinander, sondern hat auch das Ziel, die<br />
Fertigung gemeinsam voranzutreiben und<br />
fortlaufend zu verbessern.<br />
smtconnect.com<br />
# smtconnect<br />
Messe<br />
<strong>EPP</strong> »<br />
Frankfurt Group<br />
<strong>01</strong>-02 | 2023 19
» TITELSTORY<br />
Bild: Rehm<br />
33 Jahre lang begleitet und vorangetrieben<br />
Quantensprünge<br />
in der Elektronikindustrie<br />
20 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
Die Geschwindigkeit, mit der sich Neuerungen<br />
und Weiterentwicklungen am Markt etablieren<br />
– und genauso rasch wieder verschwinden – ist<br />
gleichzeitig inspirierend und erschreckend. Wenn<br />
man an die Anfänge der Elektronikfertigung zurückdenkt,<br />
hat man unweigerlich massige, THT-bestückte<br />
Leiterplatten im Kopf. Die Bauteile wurden von der<br />
unbedruckten Seite her durchgesteckt und auf den<br />
kupfernen Leiterbahnen auf der anderen Seite verlötet<br />
– alles manuelle Prozesse, von einer Automation<br />
war man noch weit entfernt. Ganz neue Möglichkeiten<br />
für das Produktdesign ergaben sich für die Produktentwickler<br />
mit der fortschreitenden Entwicklung<br />
der Leiterplattenherstellung. Die fortschreitende Miniaturisierung<br />
der Bauteile gab ihr Übriges dazu. In<br />
den 1970er Jahren kamen die ersten Bestückautomaten<br />
auf den Markt und das Thema „Pick and Place“<br />
nahm Fahrt auf. So war es nur eine Frage der<br />
Zeit, bis auch die weiteren Prozessschritte innerhalb<br />
der Baugruppenfertigung automatisiert wurden.<br />
Die Elektronikindustrie ist eine der<br />
sich am schnellsten verändernden<br />
Branchen der vergangenen Jahrzehnte.<br />
Die Herausforderung besteht<br />
darin, bestehendes zu erhalten<br />
ohne die Trends von Morgen<br />
außer Acht zu lassen. Ein Spagat,<br />
den Rehm Thermal Systems in den<br />
vergangenen 33 Jahren mit viel Innovationskraft,<br />
engagierten Mitarbeitern<br />
und im Dialog mit Kunden<br />
erfolgreich geschafft hat.<br />
Im Wandel der Zeit<br />
Diese geänderten Anforderungen an die Baugruppenfertigung<br />
benötigten angepasste Prozesse. Nicht<br />
zuletzt um die Boards schnell, zuverlässig und in<br />
ausreichender Stückzahl produzieren zu können. Ein<br />
weiterer wichtiger Schritt war die Umstellung von<br />
bleihaltigen zu bleifreien Lotpasten. Zum Thema Automatisierung<br />
kam nun zusätzlich noch eine prozesstechnische<br />
Herausforderung dazu – das Löten unter<br />
Schutzgasatmosphäre, das ein wesentlich kleineres<br />
Arbeitsfenster erlaubt hat. Wurde bisher bei Mainstream-Loten<br />
ab 183 Grad bei bleihaltigen Loten gearbeitet,<br />
musste nun mit 217 Grad bei bleifreien Loten<br />
umgegangen werden. Daher war es notwendig<br />
neue Systeme zu entwickeln, die eine noch bessere<br />
Wärmeübertragung und differenzielleres Wärmemanagement<br />
(Temperaturprofilierung) ermöglichen.<br />
Und genau das begründete den Erfolg der Firma<br />
Rehm. Mit einem neuartigen Reflow-Lötprozess unter<br />
Stickstoff schaffte sich das Unternehmen einen<br />
innovativen Technologievorteil. „Nachdem vor mehr<br />
als 30 Jahren die Nachfrage nach kleinen, günstigen<br />
Lötanlagen immer größer wurde, konnte ich dieser<br />
Motivation im April 1990 folgen und den Traum von<br />
der eigenen Firma realisieren – mit Wolfgang Zeifang<br />
als ersten Mitarbeiter, der heute technischer Betriebsleiter<br />
bei Rehm ist. Unsere Idee, kleine Reflow-<br />
Lötanlagen mit leicht zugänglicher, zu öffnender<br />
Prozesskammer zu fertigen, hatte Erfolg. Der nächste<br />
Schritt war, diese Anlage für den Betrieb unter Stickstoffatmosphäre<br />
gasdicht zu bauen. Auch das gelang<br />
und wir konnten das Interesse einiger namhafter<br />
Kunden wecken“, erinnert sich Johannes Rehm.<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 21
» TITELSTORY<br />
Bild: Rehm<br />
Die erste Luftanlage<br />
des Unternehmens<br />
Die Weiterentwicklung elektronischer Geräte und<br />
ihrer Komponenten kennt bis heute keine Grenzen.<br />
Und mit ihr auch die stetigen Veränderungen an den<br />
Lötprozess. „Wearables und Cyber-Technologies prägen<br />
unsere moderne Gesellschaft. Intelligenz und<br />
Vernetzung sind in der Automobilindustrie besonders<br />
deutlich sichtbar. Die E-Mobility ist ein großes Thema.<br />
Intelligentes Frontlicht und Fahrassistenzsysteme<br />
sind Standard. Elektronische Fahrzeugkomponenten,<br />
ob high-power/high voltage oder integriertes<br />
Boardradar, werden immer anspruchsvoller, müssen<br />
aber trotzdem absolut sicher und zuverlässig funktionieren“,<br />
führt Johannes Rehm weiter aus.<br />
Zuverlässigkeit von Baugruppen<br />
Doch unabhängig vom technologischen Fortschritt<br />
sind es auch Umwelteinflüsse, die entsprechende<br />
neue Technologien hervorbringen. Ein Höchstmaß an<br />
Zuverlässigkeit elektronischer Baugruppen wird in<br />
den unterschiedlichsten Branchen gleichermaßen<br />
gefordert. Egal, ob ein Bauteil bei hohen Minusgraden<br />
in einem elektronischen Gerät oder Automobil in<br />
der Antarktis, auf der ISS im Weltall, in der Sahara<br />
oder bei medizinischen Geräten im Körper eingesetzt<br />
KURZ & BÜNDIG<br />
In 33 Jahren hat<br />
Rehm eine erstaunliche<br />
Entwicklung hinter<br />
sich und wird auch<br />
weiter die Branche mit<br />
innovativen Produkten<br />
in Staunen versetzen.<br />
wird, die Anforderungen sind dieselben. Absolute Zuverlässigkeit<br />
unabhängig von der Arbeitsumgebung.<br />
Hier gilt es mit Hilfe von Vakuum-Technologien, optimalen<br />
Beschichtungsverfahren und Testsystemen<br />
diese Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Daher wurde<br />
über die letzten 10 Jahre hinweg das Produktportfolio<br />
diesen neuen Herausforderungen angepasst und<br />
es wird inzwischen für alle Lötprozesse, egal ob Konvektion,<br />
Kondensation oder Kontaktlöten auch ein<br />
entsprechender Vakuumprozess zur Reduzierung von<br />
Voids angeboten. Um äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit,<br />
Chemikalien oder UV-Strahlung auf die Zu-<br />
22 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
verlässigkeit der Baugruppen entgegenzuwirken,<br />
wurde zudem die Produktpalette um den Conformal<br />
Coating Prozess und spezielle Systeme zur Lackaushärtung<br />
und -trocknung erweitert. Temperieranlagen<br />
für den Kalt/Warm-Incircuit-Test gehören heute<br />
ebenso zum Unternehmen wie Reel-to-Reel-Systeme<br />
für die LED-Fertigung. Die Kette reißt nicht ab. Der<br />
Ausbau erneuerbarer Energien inklusive entspre-<br />
chender Speicherkonzepte rückt das Thema Batteriezellenfertigung<br />
immer mehr in den Fokus. Auch hier<br />
stehen entsprechende Lösungen zur Verfügung. Ein<br />
richtiger Schritt im Hinblick auf Ressourcenschonung<br />
und Nachhaltigkeit. „Das Potential energieeffizienter,<br />
nachhaltiger Anlagen, also das große Thema Ressourcenmanagement,<br />
rückt immer mehr in den Fokus<br />
und wir verfolgen weiterhin das Ziel, die Energie-<br />
Die erste von Rehm<br />
entwickelte Stickstoffanlage<br />
Bild: Rehm<br />
Automatisiertes Beladen<br />
der Codenso mit<br />
Roboter<br />
Bild: Rehm<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 23
» TITELSTORY<br />
Wolfgang Zeifang und Joachim Erhard, Mitglieder der Geschäftsleitung, während einer Projektbesprechung<br />
Bild: Rehm<br />
Technologietage am<br />
26./27. April 2023<br />
Wir feiern unser 33jähriges Firmenjubiläum<br />
mit einem 2-tägigen Technologietag,<br />
interessanten und praxisnahen<br />
Workshops sowie einer tollen Abendveranstaltung!<br />
Das Motto: Be smART -<br />
Take pART - Die Kunst einer nachhaltigen<br />
Elektronikfertigung. Lassen Sie<br />
sich begeistern und inspirieren! Wir<br />
freuen uns auf einen regen Austausch<br />
zu den Trends in der Elektronikfertigung.<br />
Genießen Sie das abwechslungsreiche<br />
Programm in entspannter Atmosphäre<br />
an unserer Abendveranstaltung<br />
zum 33-jährigen Jubiläum und melden<br />
Sie sich gleich an!<br />
Die Details zur Veranstaltung<br />
sowie das Anmeldeformular<br />
und Stickstoffverbräuche unserer Anlagen zu senken,<br />
zum Beispiel durch Konzepte wie Wärmerückgewinnung,<br />
innovative Kühlkonzepte oder die Mehrfachnutzung<br />
von Stickstoff“, erläutert Johannes Rehm.<br />
Software mit mehr Bedeutung<br />
Doch nicht nur Innovationen im Hinblick auf Anlagentechnik<br />
sind gefordert. Linienintegration, Effizienz,<br />
Verfügbarkeit und Vernetzung in einer smarten<br />
Fertigung sind die Schlagworte der neuen Anlagengenerationen.<br />
Digitalisierte Produktionsprozesse und<br />
die Kommunikation von Maschinen untereinander<br />
erleichtern die moderne Produktion und bieten<br />
gleichzeitig enorme Transparenz: Dem hat Rehm<br />
Rechnung getragen und in den letzten Jahren verstärkt<br />
in die Entwicklung neuer Softwarekonzepte<br />
investiert. Mit den Systemen des Unternehmens können<br />
heute die für einen sicheren und stabilen Prozess<br />
relevanten Daten von Maschine zu Maschine und<br />
produktionsübergreifend kommuniziert werden. Eine<br />
softwaregestützte Produktion ermöglicht es dem Anwender,<br />
komplexe und variable Prozesse übersichtlich<br />
zu steuern und konstante Bedingungen einzuhalten.<br />
Dieser Weitblick und die ständige Beobachtung<br />
der aktuellen Entwicklungen am Markt in einem<br />
globalen Umfeld haben zum Erfolg der Firma beigetragen.<br />
Johannes Rehm legte schon immer sehr viel<br />
Wert auf den direkten Dialog mit Kunden und Part-<br />
24 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
Bild: Rehm<br />
Conformal Coating<br />
zum Schutz der<br />
Baugruppen mit<br />
der Protecto<br />
nern: „Erfolg ist mehr als eine messbare Verkaufszahl.<br />
Er äußert sich vielmehr in zufriedenen Kunden,<br />
motivierten Mitarbeitern, langjährigen Geschäftskontakten<br />
und technischem Fortschritt. Rehm profitiert<br />
bis heute von der enormen Expansion vom kleinen<br />
schwäbischen Mittelstandsunternehmen zum<br />
Global Player. Uns gelang es dabei immer wieder,<br />
neue Standards in der Branche zu setzen. Das schätzen<br />
auch unsere Kunden und Geschäftspartner, deren<br />
Wünsche wir nie aus dem Auge verlieren. Außerdem<br />
haben wir – früher wie heute – bei der Konstruktion<br />
und Herstellung unserer Anlagen stets die Trends der<br />
Elektronikwelt im Blick. Wir möchten innovative Systeme<br />
bieten, mit welchen unsere Kunden ihren Wettbewerbern<br />
immer einen Schritt voraus sind. Und ein<br />
Unternehmen ist nur so gut wie sein Personal – für<br />
den Hauptteil des heutigen Erfolgs von Rehm arbeiten<br />
über 600 kreative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“<br />
Abschließend kann man sich sicher sein, dass die<br />
Entwicklung längst nicht zu Ende ist. Ob es weitere<br />
Quantensprünge in der Elektronikfertigung geben<br />
wird, ist nicht vorhersehbar. Aber die Branche wird<br />
auch in Zukunft die Welt mit ihren innovativen Produkten<br />
in Staunen versetzen – und Rehm ist mit dabei!<br />
www.rehm-group.com<br />
Prozessberatung im Technology Center des Unternehmens<br />
Moderne ViCON Anlagensoftware<br />
Bild: Rehm<br />
Bild: Rehm<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 25
» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
Verbesserung der Elektroniksicherheit<br />
Schutzlacke: Stand der Industrie<br />
versus Stand der Technik<br />
Die Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten großen Studie über Schutzlacke<br />
aus dem ausgezeichneten technischen Bericht IPC-TR-587 „Conformal Coating<br />
Material and Application ‚State of the Industry‘ Assessment“ skizzieren die<br />
wichtigsten Typen von Schutzlacken, die Techniken ihrer Aufbringung sowie<br />
Aushärtung und charakterisieren, welche Schichtdicke sich letztlich auf den<br />
Oberflächen der gängigen Komponenten einstellt.<br />
Phil Kinner, Electrolube (MacDermid Alpha Electronic Solutions)<br />
In diesem Artikel vergleichen wir die Kondenswasserbeständigkeit<br />
von Baugruppen, die mit Materialien<br />
nach dem neuesten Stand der Wissenschaft und<br />
Forschung beschichtet sind, mit der von Standardmaterialien,<br />
wie sie derzeit in der Industrie Verwendung<br />
finden und dort “Stand der Technik” sind. Ziel<br />
des Artikels ist es, besser zu verstehen, wie alte Annahmen<br />
die Realität von State-of-the-Art Conformal<br />
Coatings widerspiegeln und dem Kunden letztlich<br />
mehr Klarheit verschaffen.<br />
Typisches Schliffbild,<br />
dem IPC-Report<br />
TR-587 entnommen,<br />
das die fehlende Beschichtung<br />
auf den<br />
freiliegenden Metalloberflächen<br />
verdeutlicht<br />
Der IPC-Bericht hebt hervor, dass die aufgebrachte<br />
Nenn-Schichtdicke nicht besonders repräsentativ<br />
für die Schichtdicke oder Bedeckung<br />
durch Schutzlacke auf verschiedenen metallischen<br />
Oberflächen ist. In vielen Fällen lag die Filmdicke, obwohl<br />
visuell nicht Null, unter der Messgrenze. In den<br />
meisten Fertigungsspezifikationen wird die Schichtdicke<br />
der Schutzlacke als die Dicke des endgültigen,<br />
ausgehärteten bzw. abgetrockneten Polymerfilms<br />
z. B. auf einer flachen, unbestückten Oberfläche der<br />
Baugruppe/Leiterplatte angegeben, jedoch wird die<br />
Dicke der Beschichtung auf anderen Baugruppenund<br />
Komponentenoberflächen normalerweise nicht<br />
charakterisiert.<br />
Bild: Electrolube<br />
Leistungskriterien von<br />
Schutzlacken<br />
IPC-CC-830C umreißt die Leistungsanforderungen<br />
und die Prüfmethodik für Schutzlacke. Die Tests werden<br />
mit flachen, unbestückten, peinlich sauberen<br />
Testkupons durchgeführt, die aus einer Vielzahl von<br />
FR4– und Glassubstraten bestehen. Prozessrückstände,<br />
Lötstopplack oder Bauteilgeometrie werden in<br />
CC-830 nicht berücksichtigt. Während dies bei einer<br />
Spezifikation der Materialleistung verständlich ist,<br />
bedeutet es, dass die Norm Schwierigkeiten hat, die<br />
Leistungsabstufungen und Unterschiede zwischen<br />
den Materialien herauszustellen. Die Haftung am<br />
Lötstopplack, die Kompatibilität mit Prozess- oder<br />
No-Clean-Rückständen und die Abdeckung leitfähi-<br />
KURZ & BÜNDIG<br />
Der Artikel zeigt auf, welche<br />
Schichtdicke der Beschichtung<br />
von Schutzlacken effektiv für<br />
sichere Baugruppen ist.<br />
26 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
BAUGRUPPENFERTIGUNG «<br />
Bild: Electrolube<br />
Typische SIR-Daten, die während des Kondensationsexperiments für das 2K-Polyurethanmaterial aufgenommen wurden<br />
ger Oberflächen wie Bauteilanschlüsse, der Einfluss<br />
der Beschichtung auf die Lebensdauer der Lötstelle<br />
oder der Einfluss der Lötstelle und der Anschlüsse auf<br />
die Temperaturwechselbeständigkeit des Conformal<br />
Coatings sind nicht Teil des Qualifikationsdokuments,<br />
aber wichtige Leistungskriterien für Schutzlacke<br />
in realen Anwendungen.<br />
IPC-J-STD-0<strong>01</strong> beschreibt den akzeptablen Beschichtungsdickenbereich<br />
nach generischem Chemietyp,<br />
aber diese beziehen sich nur auf flache, unbestückte<br />
Bereiche der Leiterplatte und spiegeln<br />
nicht wider, was für eine Baugruppe notwendig sein<br />
kann, um in ihrer finalen Anwendung zu überleben...<br />
Besonders wenn man die Diskrepanz zwischen der<br />
nominalen Beschichtungsdicke und der tatsächlichen<br />
Schichtdicke auf den Metalloberflächen, die<br />
geschützt werden müssen, berücksichtigt, wie in IPC<br />
TR-587 hervorgehoben wird.<br />
Ausfallsichere Baugruppen<br />
In vielen hochzuverlässigen Anwendungen, wie<br />
z. B. in der Automobilindustrie, wird die Reinigung<br />
vor dem Beschichten nicht routinemäßig durchgeführt<br />
und das System, bestehend aus dem Schutzlack<br />
und den darunter/darin befindlichen Rückständen<br />
muss den zu erwartenden Betriebs- und Umgebungsbedingungen<br />
standhalten. Rückstände aus dem<br />
Montageprozess und luftgetragene Verunreinigungen<br />
in der Betriebsumgebung können zur Bildung<br />
von metallischem dendritischem Wachstum führen,<br />
was gegebenenfalls Leckströme verursacht, die die<br />
Funktion und Leistung der Schaltung beeinträchtigen,<br />
oder zu einem vorzeitigen Ausfall der Baugruppe<br />
führen können. Während der Untersuchungen<br />
wurden die „No-Clean“-SMT-Bauelemente kontrollierten<br />
kondensierenden Umgebungsbedingungen<br />
unter Einsatz der statischen Kammermethode des<br />
National Physical Laboratory (NPL) ausgesetzt, bei<br />
der die Temperatur der Testplatine unter den Taupunkt<br />
gedrückt und gleichzeitig der Oberflächendurchgangswiderstand<br />
(SIR – surface insulation resistance)<br />
gemessen wurde.<br />
Vergleich der CPI-Werte der getesteten Conformal Coatings<br />
Sechs verschiedene Conformal Coatings wurden<br />
aufgetragen und ausgehärtet, wobei eine Vielzahl<br />
gängiger Applikationsmethoden verwendet wurde –<br />
dieselben Methoden, die auch im Bericht über den<br />
Stand der Industrie verwendet wurden – und zwar in<br />
normaler Nenndicke, wie sie auf unbestückten Leiterplatten<br />
gemessen wurde. Den Schutzlacken wurde<br />
ein Coating Protective Index (CPI) zugewiesen, der<br />
auf ihrer Fähigkeit beruht, den SIR-Wert jeder Prüfstelle<br />
über dem weit verbreiteten Kriterium von<br />
100 MΩ (bestanden/nicht bestanden) zu halten. Von<br />
einer Leiterplatte aus jedem Beschichtungssatz wur-<br />
CPI-Werte der verschiedenen Beschichtungen<br />
Bild: Electrolube<br />
Bild: Electrolube<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 27
» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
Bild: Electrolube<br />
links: QFP-Schliffbild<br />
einer URAR-beschichteten<br />
Baugruppe,<br />
rechts:<br />
Schliffbild einer QFP<br />
SB SBC-beschichteten<br />
Baugruppe<br />
Bild: Electrolube<br />
QFP-Schliffbild einer<br />
2K-UR-beschichteten<br />
Baugruppe<br />
den nach den Betauungstests ausgiebig Schliffbilder<br />
erstellt und auf Lackdicke und -abdeckung untersucht,<br />
um zu verstehen, wie Dicke, Abdeckung und<br />
die inhärenten physikalischen Materialeigenschaften<br />
zusammen den Beschichtungsschutzindex bestimmen.<br />
Dieselben sechs Conformal Coatings wurden auf<br />
SIR-Testcoupons aufgetragen und sowohl mit, als<br />
auch ohne die gleiche Reflow No-Clean Lotpaste getestet,<br />
die für den Betauungsversuch verwendet wurde.<br />
Der SIR-Wert wurde während eines 1.000-stündigen<br />
Langzeittest bei 85 °C und 85 % relativer Luftfeuchtigkeit<br />
kontinuierlich gemessen. Ein in der Automobilindustrie<br />
häufig durchgeführter Kompatibilitätstest,<br />
um den Einfluss der Kompatibilität von Lotpaste<br />
und Conformal Coating auf den während der<br />
Kondensationsprüfung erzielten Schutzindex der Beschichtung<br />
zu verstehen.<br />
Der Kondensationswiderstandstest wurde von der<br />
NPL durchgeführt, wobei ihre Methode verwendet<br />
wurde, um die Kammerbedingungen konstant zu halten<br />
und Kondensation zu induzieren, indem die Temperatur<br />
der auf einer Kühlplatte befestigten Baugruppe<br />
in acht Zyklen über 48 Stunden um 0,1 bis<br />
1,0 Kelvin unter den Taupunkt gesenkt wurde. Jedem<br />
Bauteiltyp der NPL-Baugruppe ist ein SIR-Muster zugeordnet,<br />
und der SIR-Wert wurde während der Betauung<br />
kontinuierlich gemessen.<br />
Best of Conformal Coatings<br />
Im Wesentlichen bleiben die Ergebnisse während der<br />
Kondensationszyklen über 1.000 GΩ und es gibt keine<br />
Ausfälle. Deutlich zu erkennen ist ein leichter Abfall<br />
des Isolationswiderstands (IR) während der Betauungsphase<br />
und ein leichter Anstieg beim Austrocknen<br />
der Beschichtung zwischen den Zyklen.<br />
Beim Vergleich dieser Daten mit denen des am<br />
schlechtesten abschneidenden Materials, einem<br />
Urethanacrylat mit niedriger Viskosität, das für die<br />
Film-Coat-Technologie entwickelt wurde, so sind erhebliche<br />
Schwankungen der IR-Werte zu erkennen,<br />
und einige Kanäle erholen sich während der Austrocknungsphase<br />
nicht, was auf eine permanente<br />
Korrosion schließen lässt.<br />
Um die Leistungsfähigkeit von Schutzlacken vergleichen<br />
zu können, hat die NPL einen Coating Protective<br />
Improvement Wert (CPI-Wert) entwickelt. So<br />
kann man die Schutzfähigkeit der einzelnen Conformal<br />
Coatings beurteilen und unterscheiden.<br />
Es gibt acht Stufen zunehmender Kondensation 1<br />
– 8, jede Periode dauert 6 Stunden, was eine Gesamttestzeit<br />
von 48 Stunden ergibt. Wenn der Isolationswiderstand<br />
(IR-Wert) einer Komponente innerhalb<br />
eines Betauungsdurchlaufs unter 100 MΩ fällt,<br />
wird dieser Wert vermerkt. Da CPI ein Verbesserungswert<br />
ist, muss das Niveau, bei dem die unbeschichteten<br />
Baugruppen versagen, von dem Wert subtrahiert<br />
werden, um die Verbesserung abzuleiten.<br />
Von den Materialien, die als „State-of-the-Art“, also<br />
moderne, lösemittelfreie Rezepturen gelten, die<br />
zum Zeitpunkt der vorangegangenen Branchenbewertung<br />
noch nicht verfügbar waren, boten die<br />
2K-UR- und 1K-SR-Lacke so ziemlich das Maximum<br />
an Schutzniveau, das durch die Beschichtung auf allen<br />
getesteten Komponenten erreichbar ist, insbesondere<br />
auf der QFP-Komponente, wo insbesondere<br />
die lösemittelverdünnten Materialien des „Standes<br />
der Industrie“ im Allgemeinen zu kämpfen hatten.<br />
Überraschenderweise schnitt das niedrigviskose,<br />
hochmoderne LED-härtende UV-Material auf der<br />
ganzen Linie außergewöhnlich schlecht ab, insbe-<br />
28 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
BAUGRUPPENFERTIGUNG «<br />
Beispiele für typische Korrosion, wie<br />
sie nach Betauungstests mit älteren<br />
AR- und UR-Materialien zu sehen ist<br />
Bild: Electrolube<br />
sondere aber auf den 0402-Kondensatoren, wo es<br />
keine Leistungsverbesserung im Vergleich zu einer<br />
unbeschichteten Platine bot.<br />
Bei Betrachtung der CPI-Werte ist es nicht verwunderlich,<br />
dass die 1K SR- und 2K UR-Materialien<br />
perfekte Ergebnisse lieferten, nicht zuletzt, wenn<br />
man sich die Lackdicke und -gleichmäßigkeit auf den<br />
QFP ansieht. Es überrascht nicht, dass das URAR-Material<br />
einen niedrigeren CPI erzielte als der modifizierte<br />
SB-SBC-Lack, angesichts der Dicke von Null im<br />
Vergleich zu 8 µm, die mit dem SB-SBC-Material erreicht<br />
wird. Überraschenderweise war der CPI-Wert<br />
trotz der Nullabdeckung jedoch nicht Null. Bei diesen<br />
Materialien war die Korrosion nach dem Kondensationstest<br />
an allen Komponententypen weithin sichtbar,<br />
während die Platinen der leistungsfähigeren Materialien<br />
nach der Beschichtung makellos aussahen.<br />
Schließlich wurde die Kondensationstestmethode<br />
des NPL verwendet, um die Fähigkeit von Schutzlacken<br />
zu bewerten, Komponenten auf einer dreidimensionalen<br />
SIR-Testplatine abzudecken und zu<br />
schützen. Diese wurden unter Verwendung derselben<br />
No-Clean-Lotpaste bestückt und gelötet. Bei den<br />
hochmodernen Materialien erzielten sowohl das<br />
2K-UR- als auch das 1K-SR-Material perfekte<br />
Coating Protection Improvement (CPI)-Werte, und<br />
die Analyse der gefertigten Schliffbilder zeigte eine<br />
beeindruckende Schichtdicke und Abdeckung aller<br />
Komponenten. Ein stark modifiziertes SB-SBC-Material<br />
wurde entwickelt und in 3 Schichten aufgetragen,<br />
um zu versuchen, eine vergleichbare Dicke und<br />
Abdeckung wie die neuen Materialien zu erreichen.<br />
Dieses Material konnte zwar nie in der Produktion<br />
eingesetzt werden, erzielte aber deutlich bessere<br />
CPI-Werte als die anderen alteingeführten “Legacy”-Materialien.<br />
So wie Electrolube es in den ursprünglichen<br />
Tests erwartet hatte, waren die Ergebnisse<br />
für die zweikomponentige 2K-UR-Beschichtung<br />
und das 1K-SR-Material fehlerfrei. Sowohl die<br />
Beschichtungsdicke als auch die Abdeckung sind<br />
nahtlos und schützen die Platinen perfekt unter Betauung.<br />
Die AR- und UR-Materialien zeigten die<br />
gleichen Abdeckungs- und Dickenprobleme, die gemäß<br />
dem Bericht zum “Stand der Industrie” erwartet<br />
wurden, obwohl sie doppelt mit einer viel größeren<br />
als der empfohlenen Schichtdicke aufgetragen wurden.<br />
Korrosionsprodukte wurden nach dem Kondensationstest<br />
an allen Komponenten gesehen. Enttäuschenderweise<br />
schnitt eine im Handel erhältliche,<br />
mit einem Film-Coater verarbeitbare, UV-LED-härtbare<br />
URAR-Formulierung mit niedriger Viskosität, die<br />
als hochmodernes Material in diesen Test aufgenommen<br />
wurde, im Kondensationstest schlechter ab als<br />
die herkömmlichen Materialien. Trotz der schnellen<br />
UV-Härtung dieses Materials hatte sich die Beschichtung<br />
deutlich eingeebnet und die Bedeckung<br />
auf Bauteilkanten war unzureichend.<br />
Leistungsanforderungen an Conformal Coatings<br />
werden immer anspruchsvoller, da die Elektronik immer<br />
aggressiveren Betriebsumgebungen ausgesetzt<br />
wird, einschließlich höherer Temperaturen und auftretender<br />
Betauung. Somit sind die NPL-Testergebnisse<br />
ein ausgezeichneter, aber auch ein unversöhnlicher<br />
Indikator für die Leistungsschwäche auf dem<br />
Markt eingeführter Materialien. Die 2K-Schutzlacke<br />
von Electrolube bieten einen noch besseren Schutz,<br />
ähnlich dem Schutz, den eine Vergussmasse bietet,<br />
sowie eine Abdeckung scharfer Bauteilkanten und<br />
eine schützende Dicke. Sowohl der 2K-UR-Lack als<br />
auch das 1K-SR-Material wurden einer Vielzahl von<br />
harten Tests, einschließlich harscher Tauch- und<br />
Kondensationstests, unterzogen, wobei NPL bestätigte,<br />
dass ihre Leistung im Vergleich mit den anderen<br />
Schutzlacken konkurrenzlos war.<br />
www.electrolube.com<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 29
» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
Mit digitaler Assistenz dem Fachkräftemangel entgegenwirken<br />
Manuelle Aufgaben schnell<br />
und leicht gemacht<br />
Moderne Elektronikfertigungen setzen auf digitale Technologien, um die aktuellen<br />
Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Allokation abzufedern. Bedarfs -<br />
optimierte, individuell konfigurierbare Assistenzsysteme wie Der Schlaue Klaus<br />
unterstützen bei diesen schwierigen Aufgabenstellungen.<br />
Das durch die Firma Optimum datamanagement<br />
solutions GmbH entwickelte<br />
digitale Werkerassistenzsystem<br />
kombiniert Datenbankmanagement und<br />
Bildverarbeitung und vereinfacht die in<br />
einer Fertigungsumgebung anfallenden<br />
vielschichtigen manuellen Arbeiten. Das<br />
hat auch den EMS-Dienstleister Prettl<br />
Electronics GmbH überzeugt. „Der<br />
Schlaue Klaus wurde für unsere Prozessabläufe<br />
in der THT-Handbestückung und<br />
Endkontrolle maßgeschneidert“, sagt COO<br />
der Prettl Electronics Group Miroslaw<br />
Dziuba. Der Leiter der Werke in Radeberg,<br />
Lübeck und Érd verweist zugleich auf die<br />
positiven Erfahrungen, die das Unternehmen<br />
mit der Technologie in allen drei Fertigungsstandorten<br />
gemacht hat: „Dank<br />
dem Assistenzsystem konnte die Produktivität<br />
in der manuellen Fertigung um<br />
über 20 % gesteigert werden.“<br />
Der Schlaue Klaus im Einsatz bei Prettl Electronics<br />
Bild: Prettl Electronics<br />
30 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
BAUGRUPPENFERTIGUNG «<br />
Bild: Optimum<br />
Der Schlaue Klaus zeigt zu kontrollierende Bauteile auf<br />
Bild: Optimum<br />
Assistenzsysteme wie Der Schlaue Klaus leisten auch beim Selektivlöten<br />
wertvolle Unterstützung<br />
Digitale Unterstützung<br />
Neben Materialengpässen ist auch der<br />
Engpass an Mitarbeitenden deutlich spürbar.<br />
Langfristig kann sich das ungünstig<br />
auf die Qualität der gefertigten Produkte<br />
und damit auf die Kundenzufriedenheit<br />
auswirken. Werden neue Mitarbeitende<br />
eingestellt und eingearbeitet, fallen weitere<br />
Kosten an. Sobald überdies Aufträge<br />
aufgrund von Personalmangel nicht angenommen<br />
werden können, sind Unternehmen<br />
außerdem mit Opportunitätskosten<br />
konfrontiert. „Nicht selten kommen<br />
Unternehmen dann in eine Negativspirale“,<br />
zeigt Wolfgang Mahanty, Geschäftsführer<br />
der Optimum datamanagement solutions<br />
GmbH auf. Dies erfordert ein Umdenken.<br />
Eine stärke Digitalisierung führt<br />
zu mehr Automatisation und Entlastung<br />
in der Arbeitsvorbereitung und Personalplanung.<br />
Gleichzeitig minimiert sie die<br />
Ausschussproduktion.<br />
Digitale Assistenzsysteme wie Der<br />
Schlaue Klaus unterstützen die Einarbeitung<br />
neue Kollegen mittels digitaler Prozessbeschreibungen<br />
und visueller Anleitungen,<br />
wodurch Sprachbarrieren und<br />
Verständnisprobleme überwunden werden.<br />
Gleichzeitig erfasst und überprüft<br />
das System innerhalb des Arbeitsprozesses<br />
die manuellen Tätigkeiten. Das heißt,<br />
der Werker erhält nur dann die Freigabe<br />
für den nächsten Arbeitsschritt, wenn der<br />
vorherige fehlerfrei ausgeführt wurde.<br />
„Die permanente Qualitätsüberwachung<br />
und Rückverfolgbarkeit helfen dabei, unsere<br />
hohe Qualität am manuellen Arbeitsplatz<br />
weiter zu verbessern“, führt Dziuba<br />
weiter aus.<br />
Auf Vielfalt ausgerichtet<br />
„Aufgrund der hohen Varianz der Aufgaben<br />
ist es nicht möglich, manuelle Arbeitsplätze<br />
vollständig zu automatisieren.<br />
Digitale Assistenzsysteme bieten somit<br />
insbesondere im Bereich der low Volume<br />
– high Mix-Fertigungen Vorteile“, zeigt<br />
Mahanty auf und meint weiter: „Sobald<br />
kleine Losgrößen mit vielfältigen Varianten<br />
manuell gefertigt werden, kann es<br />
schnell zu Fehlgriffen kommen. Schließlich<br />
sind die Montageplätze wiederholt zu<br />
rüsten, Bauteile, Werkzeuge zum Montieren<br />
und Messen sowie Montageanleitungen<br />
auszuwählen, bereitzustellen, zu entnehmen<br />
und zu dokumentieren.“ Nicht<br />
selten werden dabei beispielsweise falsche<br />
Bauteile verbaut, unpassende<br />
Schrauben eingesetzt, Clips vergessen<br />
oder Komponenten unsachgemäß positioniert.<br />
Häufen sich derartige Fehler, sinkt<br />
nicht nur die Qualität, sondern auch die<br />
Motivation der Mitarbeitenden. Die digitale<br />
Technologie zeigt dem Werker hingegen<br />
auf, was er an Werkstücken, Werkzeugträgern<br />
und weiterem Material benötigt.<br />
Das anleitende Assistenzsystem<br />
prüft und bestätigt aber nicht nur das<br />
korrekte Abarbeiten einer Aufgabe. Vielmehr<br />
dokumentiert es auch Zeitaufwände<br />
und zeigt Prozess- und Qualitätsschwankungen<br />
auf. Damit ermöglicht es in der<br />
manuellen Fertigung schlankere Prozesse<br />
und eine gesteigerte Produktivität. „Deshalb<br />
stellen wir provokant die Frage, wer<br />
es sich noch leisten kann, kein Werkerassistenzsystem<br />
einzusetzen?“, betont Mahanty.<br />
Mehr zu Prettl Electronics Group<br />
Die Prettl Electronics Group mit Hauptsitz in Radeberg ist einer<br />
der führenden deutschen Systemanbieter für Electronic Manufacturing<br />
Services (EMS). Als Fullservice-Partner reicht das Leistungsspektrum<br />
von professionellen Lösungen für Entwicklung,<br />
Prototyping, Produktion, Logistik und After-Sales-Service bis über<br />
innovative Prozesse für Industrialisierung, Obsoleszenzmanagement<br />
und ReDesign. Zahlreiche Zertifizierungen garantieren einen<br />
qualitativ hochwertigen Support mit dem Fokus auf Energietechnik,<br />
Komponenten für Ladeinfrastruktur, Medizintechnik und Industrie.<br />
Prettl Electronics gehört zur Prettl Group – einem familiengeführten<br />
Unternehmen in dritter Generation mit weltweit mehr<br />
als 10.000 Mitarbeiter.<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 31
» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
Die analoge Welt in die<br />
digitale übersetzen<br />
Prettl Electronics nutzt inzwischen das<br />
spezifisch angepasste System Der Schlaue<br />
Klaus THT. Dabei handelt es sich um ein<br />
mit einem leistungsstarken Rechner, einer<br />
performanten Grafikkarte und einer<br />
schwenkbaren 20-Megapixel-Kamera<br />
ausgestattetes System. Es verfügt über<br />
ein Touchpanel und zwei Bildschirme, wobei<br />
einer der beiden Monitore das Livebild<br />
zeigt. Das Assistenzsystem kann Details<br />
erfassen, die das menschliche Auge nur<br />
schwer erkennen kann. Es wird einer hohen<br />
Varianz an Bauteilen, Farben, Polungen,<br />
verschiedenen Ausrichtungen und<br />
Perspektiven gerecht. Da das System außerdem<br />
mit einer spezifischen Beleuchtung<br />
ausgestattet ist, lassen sich durch<br />
Lichteinstrahlung und zu geringem Kontrast<br />
entstehende Pseudofehler minimieren.<br />
Das Assistenzsystem kann Datamatrix<br />
Codes erkennen, weshalb diese nicht manuell<br />
eingescannt werden müssen. Überdies<br />
greift es eigenständig auf eine mit<br />
millionenfachem Bildmaterial ausgestattete<br />
Datenbank zu. Dadurch ist es möglich,<br />
bis zu 10.000 weitere Bauteilbilder in<br />
die Bauteilbibliothek aufzunehmen.<br />
Das Unternehmen hat den Schlauen<br />
Klaus inzwischen auf die Polung von Elkos,<br />
Varistoren und Scheibenvaristoren<br />
trainiert. Zudem erfassen die Systemlieferanten<br />
damit auch Parameter wie Farbe,<br />
Winkelstruktur und Drahtdurchmesser<br />
von Kupferwinkeln, die sich im manuellen<br />
Prozess aufgrund der Vielfalt nur schwer<br />
kontrollieren lassen. Dank dem Einsatz<br />
von KI erübrigt sich überdies die Parametrisierung,<br />
wobei die Fehlererkennung in<br />
Echtzeit erfolgt.<br />
KURZ & BÜNDIG<br />
Bedarfsoptimierte, individuell<br />
konfigurierbare Assistenzsysteme<br />
unterstützen<br />
bei Fachkräftemangel und<br />
Allokation in Elektronikfertigungen.<br />
Prettl Electronics setzt Assistenzsysteme wie Der Schlaue Klaus ein, um die manuelle THT-Bestückung<br />
automatisch zu überwachen<br />
„Außerdem können wir neue Produkte<br />
auf Basis eines Musterauftrags einprogrammieren.<br />
Damit verringert sich je<br />
nach Komplexität des Produktes der Prüfaufwand<br />
um etwa 25 %“, betont Dziuba.<br />
So lässt sich anhand grafischer Programmierung<br />
eine störungs- und unterbrechungsfreie<br />
Produktion sicherstellen, wobei<br />
CAD- und BOM-Import ein einfaches<br />
Einlernen erlauben. Das Assistenzsystem<br />
unterstützt Mehrfachnutzen bzw. mehrere<br />
Baugruppen, wobei nur eine Baugruppe<br />
einzulernen ist. Mittels automatisierter<br />
Programmerstellung lassen sich Daten<br />
und Stücklisten importieren, zu prüfen-<br />
den Artikel auswählen und Varianten abbilden.<br />
Ferner wird eine eigene Station für<br />
die Offline-Programmierung auf Höhe der<br />
Arbeitsstationen unterhalten. „Das System<br />
entlastet die Mitarbeitenden enorm.<br />
Es bietet die Möglichkeit der Identifizierung<br />
und Rückverfolgbarkeit gefertigter<br />
Produkte. Dadurch können wir nun auch<br />
bei der Handbestückung eine automatische<br />
Endkontrolle und Qualitätssicherung<br />
vorweisen“, zeigt Dziuba abschließend<br />
auf.<br />
www.optimum-gmbh.de |<br />
www.prettl-electronics.com<br />
Optimum GmbH<br />
Die Optimum datamanagement solutions GmbH ist Anbieter von<br />
kamerabasierten kognitiven Assistenzsystemen. Der Experte entwickelt<br />
seit 30 Jahren in der Technologieregion Karlsruhe intelligente<br />
Arbeitsplatzlösungen mit integriertem Bilderkennungssystem,<br />
um Mitarbeiter in der manuellen Fertigung bei komplexen<br />
Prozessen digital zu unterstützen. Die Lösungen erlauben das<br />
schnelle und sichere Erkennen, Prüfen, Anleiten und Dokumentieren<br />
und steigern dadurch die Qualität und Produktivität in der manuellen<br />
Fertigung. Mit dem Assistenzsystem Der Schlaue Klaus<br />
werden schlüsselfertige Komplettsysteme geboten, die sich in den<br />
Bereichen Industrie, Elektronik, Automotive und MedTech einsetzen<br />
lassen.<br />
Bild: Optimum<br />
32 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
Produkt-News « BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
SMD-Bestückungsautomaten und Lagersystem zur Prozessoptimierung<br />
Prozessoptimierung durch Modernisierung<br />
Im Zuge der Modernisierung setzt EA Elektro-Automatik<br />
(EA) SMD-Bestückungsautomaten Aimex IIIc<br />
und das Lagersystem s|tower Various 930 der FUJI<br />
Europe Corporation ein. Der Spezialist im Bereich der<br />
Leistungselektronik für Forschung und Entwicklung<br />
sowie industrielle Anwendungen hat umfangreiche<br />
Investitionen in die Modernisierung der Fertigung<br />
und Logistik getätigt. Für die hochmoderne Elektronikproduktion<br />
und das neu gestaltete Lager stehen<br />
mit einer neuen Halle insgesamt ca. 19.000 m 2 zur<br />
Verfügung.<br />
Mehr Produktivität beim Bestücken<br />
Die Bestückungsautomaten der Serie schaffen höhere<br />
Effizienz und Präzision in der Fertigung bei rund<br />
30.000 Bauteile pro Stunde – und das bis zur kleinsten<br />
Bauteilgröße EIA <strong>01</strong>005.<br />
Die Serie unterstützt in einer Maschine die Bearbeitung<br />
von kleinsten Chip-Komponenten bis hin zu<br />
großen Bauteilen mit bis zu 130 Bauteilzuführungen.<br />
Sie ist auf High-Mix-Produktion ausgelegt und ermöglicht<br />
jegliche Art der Produktion und Änderungen<br />
in den verwendeten Gehäuseformen. Unterstützend<br />
zur qualitativ hochwertigen Bestückung wird<br />
jedes Teil mittels IPS bei voller Geschwindigkeit geprüft<br />
und Bestückungsfehler eliminiert – ohne Stillstand<br />
oder Zeitverlust.<br />
Über den Bestückungsautomaten läuft unter anderem<br />
die 10000er Serie von EA. Zu dieser gehören<br />
mehr als 180 Geräte: programmierbare DC-Stromversorgungen<br />
PS und PSI, bidirektionale DC-Stromversorgungen<br />
PSB sowie regenerative elektronische<br />
DC-Lasten ELR. Alle Modelle dieser Serie verfügen<br />
über aktive Leistungsfaktorkorrektur, die in der Regel<br />
0,99 beträgt, um die aus dem Stromnetz bezogene<br />
Leistung zu minimieren. Die regenerativen Schaltungen<br />
sparen Betriebskosten sowie Kosten für die Kühlung,<br />
die zur Ableitung der Wärme bei einer herkömmlichen<br />
elektronischen Last erforderlich wären.<br />
Intelligentes Lagersystem<br />
Die Prozesseffizienz im neuen hochmodernen Logistik-Bereich<br />
wird mit einer Autostore-Lagerrobotertechnologie<br />
und unter anderem durch das intelligente<br />
Lagersystem s|tower Various 930 erhöht. Über einen<br />
Greifarm transportiert es einzelne SMD-Rollen<br />
an die Lagerplätze.<br />
Das System ist in der Lage, 930 einzelne SMD-Rollen<br />
von 7“ bis 15“ aufzunehmen und kann über Warenträgerboxen<br />
auf eine Kapazität von bis zu 1.300<br />
SMD-Rollen erweitert werden. Zudem können die<br />
Ausführung der 7“- und 13“-Lagerplätze des Tower<br />
bei Durchmesser und Gurtbreite individuell konfiguriert<br />
werden. Der s|tower Various 930 ist für Gurtbreiten<br />
von bis zu 56 mm konzipiert und außerdem<br />
für die universelle Lagerung von Materialien und<br />
Komponenten einsetzbar.<br />
www.fuji-euro.de | www.elektroautomatik.com<br />
Bild: EA Elektro-Automatik<br />
Zukunftssicher und<br />
energieeffizient: EA<br />
Elektro-Automatik<br />
stellt Fertigung neu<br />
auf – FUJI liefert Bestückungslösungen<br />
SMD-Schablonen<br />
für schnellen<br />
Standard<br />
PRÄZISION,<br />
DIE FUNKTIONIERT<br />
für maximale<br />
Leistung<br />
für kleinste<br />
Bauteile<br />
info@photocad.de<br />
www.photocad.de<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 33
» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
Sintern statt Löten für mehr Energieeffizienz<br />
Neue Verbindungstechnologien<br />
für Elektronik<br />
Lösungen zur effizienteren Nutzung elektrischer Energie sind gefragter<br />
denn je. In diesem Zusammenhang gewinnt auch das Sintern als<br />
Verbindungstechnik für Leistungshalbleiter immer mehr an Bedeutung.<br />
Die entsprechende Bestückung der Teile wird ermöglicht durch<br />
zuverlässige Anlagen mit genau kontrollierbaren Prozessabläufen.<br />
Leistungshalbleiter,<br />
welcher durch Sintern<br />
statt durch Löten mit<br />
dem Leadframe verbunden<br />
wird, um im<br />
Betrieb höhere Leistung<br />
und Effizienz zu<br />
ermöglichen<br />
Bild: Infotech<br />
Im Zuge der Energiewende und insbesondere in der<br />
aktuellen Lage der Energieknappheit gewinnt der<br />
effiziente Umgang mit elektrischer Energie immer<br />
mehr an Bedeutung. Im Zusammenhang mit erneuerbaren<br />
Energien und Elektromobilität nimmt dabei die<br />
Energieumwandlung eine Schlüsselrolle ein. Ob beim<br />
Umrichten von Strom aus Solaranlagen oder beim<br />
Antrieb von Elektrofahrzeugen: Überall wo Strom in<br />
eine andere Form umgewandelt wird, soll dies möglichst<br />
verlustfrei geschehen.<br />
Im Streben nach höherer Effizienz beim Umrichten<br />
von elektrischer Energie kommen immer häufiger<br />
Leistungstransistoren aus Siliziumkarbid (SiC) statt<br />
aus Silizium (Si) zur Anwendung. Diese bieten einen<br />
höheren Wirkungsgrad und zusätzlich eine höhere<br />
Leistungsdichte, da sie bis zu deutlich höheren Arbeitstemperaturen<br />
eingesetzt werden können als<br />
klassische Silizium-Transistoren. Durch die damit gewonnene<br />
Leistungsfähigkeit wird die Lotverbindung<br />
mit ihrer beschränkten Temperaturbeständigkeit zu<br />
einem Flaschenhals, der die maximale Leistung einschränkt.<br />
Die niedrige Liquidustemperatur, welche für den<br />
Lötprozess von Vorteil ist, stellt sich im Betrieb mit<br />
Maximalströmen als limitierend heraus. Lange andauernde<br />
Arbeitstemperaturen nahe dem Schmelz-<br />
34 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
BAUGRUPPENFERTIGUNG «<br />
Bild: Infotech<br />
Der Bestückungskopf laminiert einen Halbleiter-Die durch kurzes<br />
Eindrücken in einen Sinterfilm, unmittelbar vor dem Bestücken<br />
Bild: Infotech<br />
Sinterpaste welche direkt von der Bestückungsanlage auf das<br />
Substrat gejettet wurde<br />
punkt führen zu Versprödung der Lotverbindung. Die<br />
damit verbundene schnellere Ermüdung des Materials<br />
kann zu Fehlern oder zum Ausfall von Elektronikkomponenten<br />
führen.<br />
Sintern als Alternative<br />
Um das volle Potenzial aus der Leistungselektronik<br />
herauszuholen, empfiehlt sich ein Verbindungsmaterial<br />
mit deutlich höherem Schmelzpunkt. Damit kann<br />
während des Betriebs dessen homologe Temperatur,<br />
also die Temperatur relativ zur Schmelztemperatur,<br />
niedrig gehalten werden. Damit ist Löten als Verbindungstechnologie<br />
nicht mehr geeignet, da deutlich<br />
höhere Prozesstemperaturen erforderlich wären, um<br />
die entsprechende Liquidustemperatur eines Lotmaterials<br />
zu erreichen.<br />
Eine gute Alternative bietet hier das Sintern. Dabei<br />
kommt statt Lotpaste oder -preform eine dünne<br />
Schicht aus Nano- bis Mikro-Silberpartikeln zwischen<br />
die Leiterplatte und den Halbleiterchip. Im Gegensatz<br />
zum Lötprozess wird hier beim Fügen das<br />
Verbindungsmaterial nie in die Flüssigphase überführt,<br />
sondern es wird in einer sogenannten Sinterpresse<br />
bei erhöhter Temperatur (240°C bis 280°C) zusammengepresst.<br />
Durch das Bestreben zur Minimierung<br />
der Oberflächenenergie wachsen die Silberpartikel<br />
auf atomarer Ebene zusammen, indem sich Kristallstrukturen<br />
gegeneinander ausrichten. Es entsteht<br />
eine stabile Schicht, welche eine dauerhafte elektrische<br />
und mechanische Verbindung zwischen Halbleiter-Die<br />
und Substrat herstellt.<br />
Sintern als Schlüsseltechnologie<br />
Silber als Verbindungsmaterial bietet sich an durch<br />
seine hohe Schmelztemperatur (961 °C) und gleichzeitig<br />
niedrige Sintertemperatur (
» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
Für grössere Serien kann die<br />
Produktion direkt skaliert<br />
werden durch die hochdynamischen<br />
Produktionszellen<br />
mit gleichem Grundaufbau<br />
Individuelle Lösungen für<br />
optimierte Sinteranwendungen<br />
Dosieren von Sinterpaste auf das Substrat, oder aber<br />
durch das Benetzen der Halbleiter-Kontaktfläche in<br />
einem Laminiervorgang. Anschliessend wird der<br />
Halbleiter-Die in einer Bestückungsanlage auf das<br />
Substrat bestückt. In diesem Zusammenhang spricht<br />
man von Tacking, also vom Platzieren und temporären<br />
Verbinden des Halbleiters mit dem Substrat.<br />
Hierbei wird bei den meisten gängigen Produkten<br />
Hitze und eine gewisse Anpresskraft benötigt, um<br />
diese Verbindung herzustellen. Neben der präzisen<br />
Platzierung des Halbleiter-Dies sind somit auch eine<br />
genaue Kraft- und Temperaturregelung, sowohl des<br />
Substrats als auch des Halbleiters, entscheidend für<br />
ein zuverlässiges Tacking.<br />
KURZ & BÜNDIG<br />
Sintern statt Löten gewinnt als<br />
Verbindungstechnologie bei<br />
Leistungshalbleiter zunehmend<br />
an Bedeutung.<br />
Bild: Infotech<br />
Die Schweizer Firma Infotech in Solothurn entwickelt<br />
spezialisierte Sinter-Bonder-Anlagen für das<br />
vollautomatische Bestücken von Sinterbaugruppen.<br />
Diese bieten ein grosses Spektrum an Möglichkeiten,<br />
vom Tacken der Dies auf vorgedruckte Sinterschichten,<br />
über direktes Dosieren von Sinterschicht auf der<br />
Anlage, bis hin zum Laminieren der Dies mit Sinterfilm.<br />
Dabei können die Halbleiter-Komponenten auf<br />
verschiedenen Systemen zugeführt werden, aus Waffle<br />
Tray Feedern, Tape-and-Reel oder direkt ab Wafer.<br />
Neben dem sachgerechten Die-Handling garantieren<br />
genau regelbare Parameter wie Geschwindigkeit,<br />
Kraft und Prozesstemperatur eine hohe Prozessstabilität.<br />
Zusätzlich zu individuell zugeschnittenen Bestückungsanlagen<br />
bietet das Unternehmen ein tiefes<br />
Prozess-Know-how und unterstützt Kunden beim<br />
Optimieren der Prozesse auf der Anlage, um das Optimum<br />
aus dem Sinterprozess herauszuholen. Durch<br />
eine enge Zusammenarbeit mit namhaften Sinterpressen-Herstellern<br />
und Sintermateriallieferanten<br />
werden die Technologie und das Know-how ständig<br />
auf dem neuesten Stand gehalten.<br />
Von der Laboranlage bis<br />
zur Produktionslinie<br />
In den Anlagen von Infotech steckt langjährige Erfahrung<br />
beim Handling und der Verarbeitung von<br />
Halbleitern sowie DBC-Leiterplatten in verschiedensten<br />
Prozessen. Das Kernelement jeder Anlage ist der<br />
kartesische Bestückungsroboter. Er ermöglicht, unterstützt<br />
durch intelligente Vision-Systeme, hochpräzise<br />
und dynamische Pick-and-Place-Prozesse.<br />
Ergänzt wird dieser je nach Bedürfnis mit diversen<br />
Zusatzmodulen aus der umfangreichen Komponentenmatrix<br />
des Unternehmens.<br />
Die reinraumtauglichen und ESD-sicheren Anlagen<br />
reichen von kleinen Desktopanlagen, optimiert für<br />
Entwicklung und Laboranwendungen, über Fertigungszellen<br />
für Hochvolumenproduktion bis zu kompletten<br />
Fertigungslinien. Dank einheitlichem Grundaufbau<br />
und Software ist eine nahtlose Skalierung der<br />
Produktion gewährleistet.<br />
www.infotech.swiss<br />
36 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
Produkt-News « BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
Add-ons für effizienten Robotereinsatz<br />
Neue Freiheitsgrade bei der Robotersimulation und -programmierung<br />
Industrieroboter sorgen für sichere Arbeitsabläufe,<br />
Planungssicherheit und hohe Effizienz in der Fertigung.<br />
Bei der Einrichtung und beim Betrieb von Robotern<br />
ist jedoch höchste Präzision gefragt, um kostenintensive<br />
Ausfallzeiten zu vermeiden. Mit dem<br />
neuen Release 4.6 der 3D-Simulationsplattform Visual<br />
Components, die von der Dualis GmbH IT Solution<br />
vertrieben wird, stehen neue Features rund um die<br />
Robotersimulation bereit. Die einfache simulationsbasierte<br />
Offline-Programmierung von Schweißroboterzellen<br />
lässt sich zudem mit der vom Unternehmen<br />
angebotenen Delfoi Robotics Software-Suite, die auf<br />
Visual Components aufbaut, umsetzen.<br />
Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von<br />
Software und Dienstleistungen rund um Simulation<br />
und Produktionsplanung spezialisiert. Zum Portfolio<br />
zählt auch der Vertrieb der 3D-Simulationsplattform<br />
Visual Components sowie damit einhergehend die<br />
Entwicklung von Add-ons für diese Lösung. Mit dem<br />
neuen Release 4.6 steht jetzt die nächste Generation<br />
der 3D-Simulationslösung bereit. Diese Version bietet<br />
zahlreiche neue und verbesserte Funktionen.<br />
Simulationsprozesse werden nun noch einfacher: So<br />
steht ab sofort zum Beispiel eine verbesserte Prozessmodellierung<br />
zur Verfügung. Damit gibt es weitere<br />
Optionen zur Simulation komplexer Produktionsabläufe.<br />
Durch Verbesserungen im Prozessablaufeditor<br />
erhalten Anwendende mehr Kontrolle über<br />
ihre Prozessabläufe. Neu ist außerdem ein FBX-Exporter<br />
zum Exportieren und Importieren von 3D-Layouts<br />
und Modellen in diesem Dateiformat.<br />
Simulation für Roboterplanung<br />
und -betrieb<br />
Ein Highlight des Release 4.6 von Visual Components<br />
ist ein neues Plugin zur ABB-Anbindung. Damit lässt<br />
sich die 3D-Simulation mit dem ABB-Roboter direkt<br />
mit der physischen oder virtuellen Steuerung verbinden.<br />
So erhalten Anwendende eine akkurate Abbildung<br />
der Roboterbahnen. Mit der nativen Verbindung<br />
von Visual Components mit ABB-Robotern<br />
kann die Produktivität bei einer Vielzahl von Anwendungen<br />
erhöht werden. Das Plugin unterstützt die<br />
Erstellung digitaler Zwillinge und die Durchführung<br />
virtueller Inbetriebnahmen – auf einer Plattform.<br />
Für die Robotersimulation bietet das Unternehmen<br />
außerdem die Delfoi Robotics Software-Suite, die<br />
auf Visual Components aufbaut. Diese unterstützt<br />
die einfache Offline-Programmierung von Roboterzellen.<br />
„Offline-Programmierung bietet viele Vorteile.<br />
So kann beispielsweise eine bestehende Roboteran-<br />
lage während der Programmierung uneingeschränkt<br />
weiter betrieben werden. Dies minimiert Produktionsausfälle<br />
und führt bei neuen Roboteranlagen zu<br />
erheblich verkürzten Inbetriebnahmezeiten“, erklärt<br />
Ralf Dohndorf, Head of Factory Simulation des Unternehmens.<br />
Das angebotene Delfoi Robotics-Produktportfolio,<br />
welches das Delfoi ARC, Delfoi CUT<br />
und Delfoi Paint beinhaltet, deckt zahlreiche Bereiche<br />
der industriellen Roboterapplikationen ab.<br />
So können Anwendende mit Delfoi ARC ihre<br />
Schweißroboter schnell und einfach im Offline-Modus<br />
programmieren und reduzieren dabei ihre Stillstandzeiten<br />
um bis zu 90 Prozent im Vergleich zum<br />
Online-Teaching. Zur Offlineprogrammierung von<br />
Robotern in verschiedenen 3D-Schneidprozessen<br />
wurde die Delfoi CUT-Software entworfen. Delfoi<br />
Paint dient zur Programmierung von Lackier- und<br />
Beschichtungsapplikationen und ist zur vielseitigen<br />
und einfachen Simulation des gesamten Lackierprozesses<br />
einsetzbar.<br />
www.dualis-it.de<br />
Dualis schafft neue<br />
Freiheitsgrade bei Robotersimulation<br />
und<br />
-programmierung<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Bild: Visual Components<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 37
» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
Vorteile einer Elektronik-Schutzbeschichtung in Automobil-Anwendungen<br />
Ultradünne Fluorpolymer-<br />
PCBA-Beschichtungen im Kfz<br />
Die Ausstattung von Kraftfahrzeugen mit elektronischen Komponenten und<br />
Leiterplatten hat sich in den letzten Jahren stark erhöht und wird so anhalten.<br />
Denn ohne Elektronik im Fahrzeug lässt sich nichts mehr bewegen und bedienen.<br />
Hinzu kommen die Sicherheitsfunktionen, welche durch die Elektronik<br />
überwacht und ausgelöst werden. Die Anzahl der Assistenzsysteme nimmt zu<br />
und dürfte dazu führen, dass die Elektronik den Fahrer weitgehend ersetzt.<br />
Die zunehmende Elektronik<br />
in Kraftfahrzeugen<br />
sollte sicher funktionieren,<br />
wofür eine<br />
Schutzbeschichtung<br />
notwendig wird<br />
Bild: Puretecs<br />
Elektronik darf nicht ausfallen, wird aber im Kfz<br />
von vielen Einflüssen angegriffen. Die letzte<br />
Barriere nach Einbauort und Gehäuse ist dann die<br />
passende Schutzlackierung der Elektronikschaltung.<br />
Eine mögliche Lösung ist die Anwendungen von Purocoat<br />
Elektronik-Schutzbeschichtungen im Kfz. Sie<br />
verspricht viele Unannehmlichkeiten während der<br />
Verarbeitung zu vermeiden und ist für hohe Stückzahlen<br />
geradezu ideal.<br />
Ultradünne Fluorpolymer-PCBA-Beschichtungen<br />
in Automobil-Anwendungen mit Purocoat von Puretecs<br />
sind besonders gut geeignet, da Purocoat 17/02<br />
hochtransparent ist, nicht im Sonnenlicht vergilbt,<br />
Farbe oder Abstrahlcharakteristik der LEDs nicht verändert,<br />
keine HF-Schaltungen bis in den hohen GHz<br />
Bereich hinein stört und dennoch kompliziert aufge-<br />
baute LP problemlos komplett beschichtet werden<br />
können. Bis 175°C einsatzfähig ist die Beschichtung<br />
beständig gegen alle an Bord befindlichen Flüssigkeiten<br />
und macht die Leiterplatte im Gehäuse sicherer<br />
vor Schwitzwasser und korrosiven Gasen.<br />
Beschichtungsprozess<br />
Empfohlen wird hier der Tauchprozess. Eintauchen<br />
der PCB senkrecht oder schräg in Gestelle, Körbe, Magazine.<br />
Komplett oder nur teilweise, um z. B. Stecker,<br />
Kabel, Anzeigen, Kühlkörper etc. nicht zu beschichten.<br />
Eine Tauchzeit von mind. 30 Sek. wird angestrebt.<br />
Abtropfen nach dem Auftauchen in ausreichender<br />
Höhe über dem Bad, wenigstens 4 cm. Das Abtropfen<br />
erfolgt in Sekunden. Das vollständige Verdunsten des<br />
Lösemittels in der Schutzschicht dauert je nach der<br />
38 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
BAUGRUPPENFERTIGUNG «<br />
bestückten Bauteile zwischen 2 und 5 Minuten. Reine<br />
SMD-Bestückung trocknet sehr schnell ab. Spulen,<br />
Hohlkörper, Steckverbinder etc. benötigen länger.<br />
Die austretenden, aus dem Bad aufsteigenden Lösemitteldämpfe<br />
sollten an Kühlschlangen im oberen Bereich<br />
der Trockenzone kondensieren können und über<br />
einen Wasserabscheider dem Bad wieder zugeführt<br />
werden. Dafür gibt es professionelle Anlagentechnik.<br />
Schichtdickenkontrolle<br />
Auf eine generelle Schichtdickenkontrolle kann im<br />
laufenden Prozess weitgehend verzichtet werden,<br />
wenn im Tauchverfahren beschichtet wird und sichergestellt<br />
ist, dass die Tauchbadkonzentration im<br />
Bereich von 1,8 bis 2,2 Prozent bleibt. Die abgeschiedene<br />
Schichtdicke beim freien Ablauf der Beschichtungsflüssigkeit<br />
nach dem Tauchen hängt direkt von<br />
dieser Feststoffkonzentration ab.<br />
Prozesskontrolle<br />
Durch die Entnahme der reinen Feststoffe als Film<br />
auf der PCB und der Rückführung des zurückgewonnenen<br />
Lösemittels sinkt die Feststoffkonzentration<br />
kontinuierlich. Unterhalb von 1,8 % Feststoffanteil<br />
sollte dem Bad wieder Feststoff zugesetzt werden.<br />
Das geschieht in Form von 10%igem Konzentrat, das<br />
noch homogen und flüssig genug für eine Nachdosierung<br />
ist. Die Nachdosierung erfolgt nach der Feststellung<br />
der verbliebenen Konzentration und der<br />
Füllmenge des Bades.<br />
Die Konzentration sollte 2,2 % nicht übersteigen,<br />
um die für eine sichere Kontaktierung notwendige<br />
Schichtdicke so konstant wie möglich zu halten. Dies<br />
kann durch Undichtigkeiten der Anlagen oder durch<br />
händisch ausgeführte Beschichtungen im offenen<br />
Behälter passieren. Dann muss mit Verdünner der<br />
Feststoffanteil wieder gesenkt werden. Die Konzentration<br />
kann manuell mittels einer Präzisionswaage<br />
durch die Verdunstung einer Probemenge ermittelt<br />
werden. Für Purocoat 17/02 gibt es auch vollautomatische<br />
Mess- und Dosiersysteme.<br />
Sicherheit<br />
Purocoat Flüssigkeiten und die darin verwendeten<br />
Lösemittel bieten eine größere Sicherheitsspanne als<br />
alternative Lösungsmittel und erfordern im Standardeinsatz<br />
keine besonderen Schutzvorkehrungen.<br />
Sie sind nicht als KMR-Stoffe (Karzinogen, Mutagen,<br />
Reproduktionstoxisch) eingestuft. Der Geruch ist<br />
nicht störend, der Geschmack abstoßend, beim Verschlucken<br />
nicht giftig und chemisch nicht reaktiv.<br />
Die zweite Verordnung zur Emissionsbegrenzung<br />
von leichtflüchtigen halogenierten organischen Verbindungen<br />
(2. BimSchV) regelt den Einsatz des Lösemittelverbrauchs<br />
des Hydrofluorethers im Purocoat<br />
17/02. Beim Betrieb einer Beschichtungsanlage darf<br />
der Verlust von Hydroflourether 30 gr pro Stunde<br />
nicht überschreiten. Bei entsprechender Bauart und<br />
durch Einsatz von Kühlfallen zur Re-Kondensierung<br />
der Lösemitteldämpfe während des Trocknungsvorgangs<br />
in der Anlage ist das leicht zu erreichen. Professionelle<br />
Tauchanlagen sind damit ausgestattet<br />
und getestet. Eine Absaugung der freiwerdenden Lösemitteldämpfe<br />
in den Außenbereich ist nicht sinnvoll.<br />
Die Anlagen können jederzeit direkt in der Produktionslinie<br />
integriert werden und erfordern keine<br />
besonderen Räumlichkeiten.<br />
Nachhaltigkeit<br />
Basierend auf der eingesetzten Chemie von getrennten<br />
Hydrofluorethern und Fluorpolymeren haben<br />
Purocoat-Flüssigkeiten ein hervorragendes Umweltprofil.<br />
Sie haben ein Ozonabbaupotential (ODP)<br />
von Null, was bedeutet, dass sie keinen Einfluss auf<br />
das stratosphärische Ozon haben. Zudem haben sie<br />
auch ein niedriges GWP im Vergleich zu anderen Lösungsmitteln<br />
wie Fluorkohlenwasserstoffen (HFKW).<br />
Das Umweltprofil von denen im Purocoat verwendeten<br />
Fluorpolymeren und Hydrofluorethern hat zu einer<br />
breiten Akzeptanz für den kommerziellen Einsatz<br />
bei Regulierungsbehörden weltweit.<br />
In Europa sind sie nicht im Anhang I der F-Gase-<br />
Verordnung (EU 517/2<strong>01</strong>4) aufgeführt, d. h. sie sind<br />
innerhalb der EU nicht eingeschränkt oder verboten.<br />
Beschichtungsprozess für den<br />
Einsatz in der Automobilindustrie<br />
Jeder zusätzliche Behandlungsprozess einer Leiterplatte<br />
gilt es zu vermeiden, da es Entwicklungsaufwand,<br />
Test, Zeit und Materialkosten bedeutet. Also<br />
ist es ein notwendiges Übel, wenn die fertige Baugruppe<br />
den Test an seinem endgültigen Einsatzort<br />
nicht besteht, einen Schutz per Beschichtung oder<br />
über das Gehäuse zu realisieren, sofern eine Umhausung<br />
überhaupt vorhanden ist.<br />
Wählt man den Weg der Schutzbeschichtung, gilt<br />
es den Prozess so kostengünstig wie möglich zu ge-<br />
Die Purocoat 17/02<br />
Schutzbeschichtung<br />
eigent sich sehr gut<br />
bei LEDs<br />
Bild: Puretecs<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 39
» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
Bild: Puretecs<br />
Purocoat 17/02 ist bis<br />
175°C einsatzfähig<br />
und beständig gegen<br />
alle an Bord befindlichen<br />
Flüssigkeiten<br />
KURZ & BÜNDIG<br />
Da die Bedeutung von Elektronik<br />
im Fahrzeug weiter<br />
zunimmt, darf Elektronik<br />
nicht ausfallen und sollte<br />
durch die passende Lackierung<br />
geschützt werden.<br />
stalten. Das Zusammenspiel von Materialpreis, Anlageninvestition<br />
und Energie- sowie Arbeitskosten gilt<br />
es mit den Möglichkeiten der unterschiedlichen<br />
Schutzlacksysteme abzugleichen. Hier stellen wir das<br />
für die ultradünne Schutzbeschichtung mit dem Purocoat<br />
Produkt dar.<br />
Die Fluorpolymerbeschichtung wurde aus der Notwendigkeit<br />
heraus entwickelt, sehr große Mengen an<br />
Leiterplatten effektiv und ohne großen Aufwand zu<br />
schützen. Es hat seinen Ursprung in der Telekommunikationsindustrie,<br />
deren Elektronikverteiler und<br />
Sendeanlagen letztendlich im Freien in einem nur regensicheren<br />
Gehäuse in allen Gegenden der Welt<br />
funktionssicher und langlebig arbeiten müssen. Frost,<br />
Betauung, Pilze, Hitze, Seeluft und Insekten dürfen<br />
der Baugruppe nichts anhaben. Purocoat 17/02 erfüllt<br />
dies in der Regel.<br />
Sicher sind die Anforderungen im KFZ höher als in<br />
anderen Einsatzgebieten, aber im Grundsatz kann<br />
hier die Schutzbeschichtung gute Ergebnisse abliefern.<br />
Diese sind nicht nur von der Testschärfe, sondern<br />
auch von der Auswahl der Materialien auf der<br />
LP und deren Sauberkeit abhängig. Durch das Tauchverfahren<br />
wird ein sicheres Ergebnis erzielt, da es damit<br />
zu keiner Fehlbeschichtung kommen kann. Vorausgesetzt<br />
alle Bauteile vertragen das. So ist eine<br />
100%ige Abdeckung aller Oberflächen gewährleistet.<br />
Besser als beim selektiven Verfahren. Außerdem können<br />
die Baugruppen dicht gepackt<br />
und in einem Batchprozess<br />
in wenigen Sekunden getaucht<br />
werden oder sie laufen<br />
einzeln, aber kontinuierlich<br />
durch das Bad. Die Trocknung<br />
erfolgt bestenfalls in der Anlage<br />
mit Rückgewinnung des<br />
Lösemittels. Ein Kostenvorteil,<br />
da dann überwiegend mit einem<br />
Konzentrat nachdosiert<br />
werden muss.<br />
Die Schnelligkeit des Prozesses und die hohe<br />
Durchlaufrate sparen enorme Produktionszeiten. Dazu<br />
kommt die Möglichkeit, die Baugruppen nur einmal<br />
nach dem Beschichtungsvorgang zu testen. Kontakte<br />
im Nadelbettadapter sind möglich. Muss repariert<br />
werden, kann man sofort auslöten, reparieren<br />
und den Vorgang der Beschichtung wiederholen.<br />
Auch das spart Aufwand und Zeit. Die Tauchanlagen<br />
selbst sind einfach konstruiert, klein, benötigen wenig<br />
Energie und Wartung und sind ständig betriebsbereit<br />
durch die Stand-by-Funktion. Die Bedienung<br />
ist denkbar einfach und benötigt kein geschultes<br />
Fachpersonal.<br />
Das fluorierte Material ist teurer in der Herstellung<br />
als andere Basismaterialien, aber man benötigt davon<br />
sehr wenig. Mit einem Kilogramm Beschichtungsflüssigkeit<br />
kann man theoretisch bis zu 23 m 2<br />
Fläche abdecken.<br />
Die Kostenvorteile liegen somit auf der Hand:<br />
• geringe Anlageninvestition<br />
• hohe Anlagenverfügbarkeit<br />
• geringer Prozessaufwand<br />
• minimale Personalkosten<br />
• kurze Behandlungszeiten<br />
• geringste Materialverluste<br />
Weitere Vorteile:<br />
• sicher, da ungefährlich, nicht brennbar und nicht<br />
toxisch<br />
• umweltfreundlich, da Ausstoß der VOC minimiert<br />
und das GWP gering ist.<br />
Solche Punkte lassen sich nicht in Kosten fassen, sind<br />
aber letztendlich auch ein wichtiger Entscheidungsfaktor<br />
für die Auswahl eines Verfahrens. Alle diese<br />
Faktoren sollten dann in die Kostenberechnung mit<br />
einfließen.<br />
Fazit / Ausblick<br />
Mit der Purocoat Schutzbeschichtung können<br />
zwar viele, jedoch nicht alle Anforderungen im Kfz<br />
erfüllt werden. Das Gehäuse ist immer noch der beste<br />
Schutz für die Elektronikschaltung, aber nicht immer<br />
so sicher wie notwendig. Die Bestückungs- und Lackieranlagen<br />
für Schaltungen bevorzugen ein solch<br />
Verfahren gegenüber denen mit langen Prozesszeiten<br />
sowie oftmals giftigen Inhaltsstoffen und unterm<br />
Strich ein Gewinn für den Geldbeutel, wenn der Prozess<br />
zufriedenstellend läuft. Der immer größer werdende<br />
Anteil an Leiterplatten und die wachsenden<br />
Sicherheitsaufgaben sollten dazu führen, generell<br />
Schutzbeschichtungen durchzuführen mit einem<br />
Prozess, der diese hohen Stückzahlen wirtschaftlich<br />
behandeln lässt. Mit Purocoat existiert so ein Produkt,<br />
welches diese Herausforderungen annimmt.<br />
www.puretecs.de<br />
40 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
Produkt-News « BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
Lack trotzt extremem Frost<br />
Temperatur-Flexibilität übertrifft industriellen Standard<br />
Der Elpeguard SL 1800 FLZ von Lackwerke<br />
Peters besticht durch seine Temperatur-<br />
Flexibilität, insbesondere bei Kälte, und<br />
zeigt auch bei Temperaturschocks von<br />
+125 °C bis –65 °C keinerlei negative<br />
Auffälligkeiten. „Für die Bereiche Automotive<br />
und Luftfahrt ist es mittlerweile<br />
erforderlich, über den Tiefstpunkt –40 °C<br />
in noch extremere Frostschichten hineinzustoßen.<br />
Dieser Forderung aus den besagten<br />
Industrien kann unser Elpeguard<br />
Lack entsprechen“, sagt Stefan Schröder<br />
und verweist auf Langzeittests im Klimalabor<br />
des Unternehmens. Dort steht mit<br />
der Temperaturschock-Anlage VT³ 7<strong>01</strong>2<br />
S2 ein Prüfschrank zur Verfügung, in dem<br />
elektronische Bauteile sowie Leiterplatten<br />
mehrfach schnellen Temperaturwechseln<br />
ausgesetzt werden in Bereichen zwischen<br />
–80°C und +220°C.<br />
Zur hohen Temperaturschockbeständigkeit<br />
zeichnet sich der Lack zudem durch<br />
gute Benetzung silikonkontaminierter<br />
Oberflächen mit den Elpeguard Schutzlacken<br />
der Reihe SL 18<strong>01</strong> FLZ aus. Was<br />
ebenfalls für den Lack spricht, ist die Erfüllung<br />
der besten Nichtbrennbarkeitsstufe<br />
nach UL. Sprich, der 1-Komponenten-Schutzlack<br />
verfügt über die beste<br />
Nichtbrennbarkeitsstufe UL 94 V-0, UL File<br />
No. E80315. Das ist das registrierte<br />
Warenzeichen der Underwriters Laboratories<br />
Inc., Northbrook, Illinois 60062, der<br />
weltweit anerkannten Prüfinstanz. „Außerdem<br />
ist der Lack reparaturfähig – auch<br />
dies wird heutzutage seitens der Kunden<br />
nachgefragt“, berichtet Stefan Schröder.<br />
So kann der Anwender langfristig Kosten<br />
sparen. Reparaturfähig deshalb, da der Elpeguard<br />
gut mit der Verdünnung V 1800<br />
entfernt und nach den Reparaturarbeiten<br />
erneut aufgetragen werden kann.<br />
Insofern eignet sich der Lack hervorragend<br />
für den Schutz und die Isolierung<br />
bestückter Leiterplatten, so dass diese<br />
noch höhere Anforderungen an Zuverläs-<br />
Stefan Schröder im Klimalabor, wo der Elpeguard<br />
SL 1800 FLZ unter extremen Bedingungen im<br />
neuen Prüfschrank getestet worden ist. Ergebnis:<br />
Die Temperaturschockbeständigkeit des Peters-<br />
Newcomers ist außerordentlich<br />
sigkeit und Lebensdauer erfüllen können.<br />
Der Lack bietet ausgezeichneten E-Korrosionsschutz<br />
mit hoher Beständigkeit gegen<br />
Feuchtigkeit und Schwitzwasser.<br />
www.peters.de<br />
Bild: Peters/Axel Küppers<br />
Intelligente All-in-One-Lötstation<br />
Vollständige Prozesskontrolle mit Rückverfolgbarkeit<br />
RS hat mit der WXsmart von Weller eine<br />
neue 300-W-Handlötplattform in sein<br />
Sortiment aufgenommen. Die Station<br />
richtet sich insbesondere an Elektronikentwickler<br />
in Branchen, in denen Konnektivität,<br />
Sicherheit sowie Rückverfolgbarkeit<br />
hoch im Kurs stehen und verwendet<br />
die TLS-Verschlüsselung und Zwei-Faktor-Authentifizierung,<br />
um Schutz vor Cyberangriffen<br />
und Daten-Skimming in sensiblen<br />
Branchen zu garantieren.<br />
Als zentrale Einheit verwendet, lässt die<br />
Lötstation mehrere Nutzer mit unterschiedlichen<br />
Anforderungen an das Gerät<br />
zu. Die Station unterstützt alle Lötanwendungen,<br />
einschließlich hochpräzisem<br />
Pico-Löten, Allzweck-Mikrolöten, Hochleistungs-Ultralöten,<br />
Nacharbeiten, Entlöten<br />
und Heißluftlöten und kann mehrere<br />
Geräte sowie Prozesse gleichzeitig<br />
steuern, einschließlich Rauchabsaugung,<br />
Vorheizplatte und Lötbad. Ebenfalls un-<br />
RS liefert die WXsmart von Weller in der Region<br />
EMEA<br />
Bild: RS<br />
terstützt wird Wellers WXair Two-in-<br />
One-Rework-Modul, das einen Luft- und<br />
einen Vakuumkanal bietet.<br />
Intelligente Lötspitzen mit integrierten<br />
Chips ermöglichen ein sehr schnelles Aufheizen<br />
in etwa 3 Sekunden, automatische<br />
Spitzenidentifikation, integrierte Datenspeicherung<br />
und individuelle Seriennummern<br />
für Rückverfolgbarkeit sowie Spitzenversatz-<br />
und Sperrfunktionen.<br />
WLAN, LAN, USB und zwei RS232-Ports<br />
bieten eine breite Auswahl an schnellen<br />
Konnektivitätsoptionen. Die Unterstützung<br />
von IoT- und Industrie 4.0-Standards ermöglicht<br />
einfache Fernsteuerung über<br />
mobile Kommunikationsgeräte mit Rückverfolgbarkeit<br />
und Integration in bestehende<br />
ERP-Systeme. Die Smart Control-<br />
App von Weller bietet Echtzeit-Dashboard<br />
für PCs, Smartphones und Tablets.<br />
Durch die hochpräzise Temperaturmesseinheit<br />
der WXsmart dauert eine robuste<br />
Autokalibrierung weniger als zehn Sekunden.<br />
Weitere Vorteile der Station sind digitale<br />
Datenextrakte für das Qualitätsmanagement<br />
und Audits, vollständige Rückverfolgbarkeit<br />
des Kalibriervorgangs und<br />
ein automatischer Spitzenversatz zu nennen.<br />
Die Lötstation ist abwärtskompatibel<br />
zu den zuvor verwendeten Löt-, Entlötund<br />
Heißluftspitzen und -werkzeugen.<br />
de.rs-online.com<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 41
BAUGRUPPENFERTIGUNG » Produkt-News<br />
Automatisierung in der Elektronikfertigung und im Reinraum<br />
Flexibler Kleinteilegreifer für maximale Prozesssicherheit<br />
Bild: Schunk<br />
Der smarte Kleinteilegreifer EGK steht für höchste<br />
Werkstückvielfalt bei maximaler Prozesssicherheit.<br />
In anspruchsvollen Anwendungen wie im Life-<br />
Science-Bereich oder der Elektronikfertigung<br />
zeigt er seine Stärken<br />
Für die Handhabung filigraner und bruchempfindlicher<br />
Werkstücke hat Schunk einen<br />
vielseitig einsetzbaren Kleinteilegreifer<br />
entwickelt. Der intelligente EGK punktet<br />
bei anspruchsvollen und variantenreichen<br />
Aufgaben in der Laborindustrie oder<br />
der Elektronikfertigung.<br />
Zuverlässige Prozesse<br />
Der elektrische Kleinteilegreifer EGK bietet<br />
maximale Prozesssicherheit im Hand-<br />
habungsprozess. Das Stirnradgetriebe mit<br />
Ritzel-Zahnstangenprinzip sorgt für eine<br />
konstante Greifkraft über die gesamte<br />
Fingerlänge und ermöglicht dauerhaftes<br />
Nachgreifen. Weil für die Krafterzeugung<br />
kein Anfahrtsweg oder Kraftimpuls erforderlich<br />
ist, kann der Greifer aus dem<br />
Stand heraus 100 % Leistung erbringen.<br />
Eine integrierte Greifkrafterhaltung vermeidet<br />
Werkstückverlust und hält die Fingerposition<br />
auch bei Not-Aus zuverlässig.<br />
Prozesstransparenz bietet der hochauflösende,<br />
integrierte Absolutwertgeber. Er<br />
erfasst permanent die Position der Grundbacken.<br />
Dadurch kann der Greifvorgang<br />
nach Stromausfall oder Neustart ohne<br />
Neureferenzierung fortgesetzt werden.<br />
Dank des großen, frei programmierbaren<br />
Backenhubs und der stufenlos einstellbaren<br />
Greifkraft von 20 bis 300 N je nach<br />
Baugröße ergibt sich eine hohe Flexibilität<br />
im Teilespektrum: Unterschiedlichste<br />
Werkstücke sind mit ein und demselben<br />
Greifer handhabbar. Für das feinfühlige<br />
Greifen besonders fragiler Werkstücke<br />
wurde der EGK mit einen speziellen „Soft-<br />
Grip“-Modus ausgestattet.<br />
Im Reinraum zuverlässig<br />
Der reinraumzertifizierte Greifer überzeugt<br />
in Einsatzgebieten, wo es reinlich<br />
zugehen muss und verfügt über ein dreistufiges<br />
Abdichtungskonzept, das Getriebe<br />
sowie elektronische Bestandteile wirksam<br />
für einen geringen Verschleiß<br />
schützt. So ist Regelungs- und Leistungselektronik<br />
vollintegriert und nach Schutzklasse<br />
IP67 abgedichtet. Nach Kontakt mit<br />
Flüssigkeiten arbeitet er sehr zuverlässig.<br />
Anwender haben beim EGK hinsichtlich<br />
der Connectivity alle Optionen und können<br />
so den Funktionsumfang der intelligenten<br />
Komponente selbst bestimmen. Er<br />
verfügt über eine innovative Schnittstellenvielfalt<br />
und lässt sich in alle relevanten<br />
Netzwerke integrieren. Mitgelieferte Roboter-Plugins<br />
oder SPS-Funktionsbausteine<br />
reduzieren den Programmieraufwand<br />
bei der Inbetriebnahme.<br />
www.schunk.com<br />
Perfekte Verbindung<br />
Die-to-Die-Bonding in Kombination<br />
Das Die-to-Die-Bonding-Verfahren Thermosonic<br />
Bonding (TSB) kombiniert das<br />
neuartige Thermokompressionsbonden mit<br />
dem Ultraschallschweißen (US). Durch Ultraschallschweißen<br />
lassen sich Bonddruck<br />
und Temperatur reduzieren. Dadurch verbessert<br />
sich der Bondprozess, was insbesondere<br />
in der Halbleiterherstellung vorteilhaft<br />
ist. Etwa beim Flip-Chip-Bonden.<br />
Hier ermöglicht die lötfreie Die-to-Die-<br />
Bondtechnologie von Tresky Area-Array-<br />
Verbindungen. Damit lassen sich an der<br />
Unterseite eines ICs befindliches Array<br />
von Goldbumps mit vergoldeten Pads auf<br />
einem Substrat verbinden. Insbesondere<br />
bei diesem einfachen, sauberen und trockenen<br />
Montageverfahren wird das Thermokompressionsbonden<br />
eingesetzt.<br />
Das TSB-Verfahren startet mit einem auf<br />
einer beheizten Auflage befindlichen und<br />
durch Vakuum in Position gehaltenem<br />
Substrat. Den Chip hält ein Pick & Place-<br />
Werkzeug mit einer auf Thermosonic<br />
Bonding-Anwendungen ausgelegten Die<br />
Collet. Sobald das Tresky-Mustererkennungssystem<br />
den Chip auf das Substrat<br />
ausgerichtet hat, werden die Gold-Stud-<br />
Bumps mit dem Substrat kontaktiert. Ist<br />
die erforderliche Haftkraft erreicht, wird<br />
für eine definierte Zeitspanne der Strom<br />
des Ultraschallschweißens angelegt.<br />
Die Vertikaltechnologie garantiert dabei<br />
eine stabile, genaue Koplanarität und Parallelität<br />
über den gesamten Z-Achsen-<br />
Hub hinweg. Neben einer IP-Spannzange<br />
bietet sich der Einsatz einer zusätzlichen<br />
Kanalspannzange (Channel type (CH)) an,<br />
sobald der Zugang zum Werkzeug eingeschränkt<br />
ist oder dieses durch zwei Seiten<br />
des Spans auszurichten ist. Ob sich eine<br />
Mit spezifischer Vertikaltechnologie wird eine stabile<br />
und genaue Koplanarität und Parallelität über<br />
den gesamten Z-Achsen-Hub hinweg garantiert<br />
Spannzange für das TSB eignet, lässt sich<br />
anhand von Faktoren wie etwa der zyklischen<br />
Bewegung der Spannzange während<br />
des US-Prozesses, der empfindlichen<br />
Oberfläche des Chips und der Wärmeübertragung<br />
aufzeigen.<br />
www.tresky.de<br />
Bild: Tresky<br />
42 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
Produkt-News « BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
Bild: elkotec<br />
SMD-Tower verschafft Vorteile im Markt<br />
Sichere Prozesse beim<br />
Materialmanagement<br />
Durch Einsatz der SMD-Tower konnte die Produktivität der<br />
Bestückdienstlesitung gesteigert werden<br />
„Seit der Einführung der drei SMD-Tower für die<br />
Bauteileverwaltung im letzten Jahr verzeichnen wir<br />
jetzt eine deutliche Verkürzung der Mannstunden bei<br />
Materiallagerung und Wiederauffindung um fast 90<br />
Prozent. Dazu wurden Maschinenstillstände um fast<br />
50 Prozent vermindert“, stellt Sinan Saglar, Geschäftsführer<br />
der elkotec GmbH in Berlin fest. „Und<br />
damit bringen wir unsere Kunden natürlich in eine<br />
deutlich bessere Marktposition.“<br />
Auf etwa einem Quadratmeter je SMD-Tower Stellfläche<br />
verwaltet das System Rollen, Tray‘s oder eine<br />
komplette Baugruppe und bietet einen verwechselungssicheren<br />
Zugriff auf die Bauteile. Durch sehr<br />
kurze Zugriffszeiten schafft der Tower die Voraussetzung<br />
für ein schnelles, komfortables Umrüsten von<br />
Produktionslinien. Das Einlagern von Rollen oder<br />
Tray`s erfolgt in willkürlicher Reihenfolge. Die Rolle<br />
ist lediglich im SMD-Tower abzulegen und der Freigabetaster<br />
zu bedienen. Der integrierte Barcode-<br />
Scanner identifiziert die Rolle und gibt die Bauteilinformationen<br />
an den PC weiter. Für die Rollenentnahme<br />
wird die Sachnummer via Barcode gescannt oder<br />
eine Rüstlinie bzw. Bestückungsprogramm ausgewählt.<br />
Die Artikel werden dann sequenziell bereitgestellt<br />
und ausgebucht. Bauteilbestandsdaten werden<br />
in Echtzeit abgefragt und der Datenbestand permanent<br />
aktualisiert. Die Software unterstützt als Rüstplatz<br />
die Zuweisung von Artikeln zu intelligenten<br />
Feedern per Barcode. Weitere Informationen wie Inventur<br />
und statistische Auswertungen erhöhen die<br />
Prozess-Sicherheit und -Optimierung.<br />
Jeder dieser SMD-Tower kann mit Rollenbreiten von<br />
8 bis 32 mm und Rollendurchmessern von 180 bis<br />
330 mm bestückt werden. Durch den gleichzeitigen<br />
Einsatz der drei Tower verringert sich die Zugriffszeit<br />
noch weiter, da parallel ein- und ausgelagert wird.<br />
Durch die Kombination dieser Anlagen ist die Lagerkapazität<br />
für die Anforderungen des EMS-Dienstleisters<br />
nicht nur aktuell optimal, sondern für zukünftiges<br />
Wachstum einfach auszuweiten.<br />
Ein wichtiger Bestandteil der Software ist das Job-<br />
Planungs-Modul, das mehrere Auftragslisten für Ware<br />
verwaltet, die in Abhängigkeit von der Losgröße<br />
hergestellt werden muss. Die Listen werden im Planungsmodul<br />
chronologisch nach Produktionsdatum<br />
angeordnet. Farbige Indikatoren zu den jeweiligen<br />
Artikeln geben schon vor Produktionsbeginn Aufschluss<br />
darüber, ob der Auftrag mit dem existierenden<br />
Bauteilbestand komplett, teilweise oder gar<br />
nicht gefertigt werden kann. Eine Mindestbestandsüberwachung<br />
verhindert ungewollte Stillstandzeiten<br />
in der Produktion.<br />
„Diese drei SMD-Tower sind für uns und unsere Kunden<br />
ein wichtiger Beitrag zur Steigerung der Produktivität<br />
unserer Bestückungsdienstleistung“, wie Saglar<br />
hervorhebt.<br />
www.elkotec.de<br />
Incircuit-Funktionstestsysteme und<br />
Adaptionen für Flachbaugruppen, Hybride,<br />
Module und Geräte<br />
seit 1979 Testsysteme im Einsatz , u.a.<br />
bei Automotive, Avionik, Medizintechnik,<br />
Maschinensteuerungen, Sensorik u.v.m.<br />
Stand-alone und Inline Testsysteme<br />
schnelle, praxisnahe und anwenderfreundliche<br />
Testprogrammerstellung<br />
<br />
Boundary Scan-Test<br />
breites Spektrum an Stimulierungsund<br />
Messmodulen aus eigener<br />
Entwicklung und Produktion<br />
<br />
2 <br />
Programmierung, Einbindung<br />
externer Programme<br />
Auswertung von Analog-/Digital-<br />
<br />
<br />
Statistik, Qualitätsmanagement<br />
manuelle und pneumatische Prüfadapter<br />
Prüfadaptererstellung in einem halben Tag mit<br />
Adapterkonstruktions- und Erstellungspaket<br />
<br />
REINHARDT<br />
System- und Messelectronic GmbH<br />
<br />
E-Mail: info@reinhardt-testsystem.de http://www.reinhardt-testsystem.de<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 43
» TEST & QUALITÄTSSICHERUNG<br />
Kampf dem unsichtbaren Feind: ESD-Schutz elektronischer Bauteile<br />
Erhöhung der<br />
Leiterplattenzuverlässigkeit<br />
Eine der häufigsten Ursachen für das Versagen von Leiterplatten ist die elektrostatische<br />
Entladung (ESD). ESD kann elektronische Komponenten beschädigen<br />
und zu erheblichen Verlusten für Elektronikhersteller in Form von Garantiere -<br />
klamationen, Nacharbeiten, verschrotteten Platinen, Zeitverschwendung und<br />
Terminüberschreitungen führen. Dies ist nicht nur kostspielig, sondern kann<br />
sich auch negativ auf den Ruf des Unternehmens auswirken.<br />
Je ausgefeilter Leiterplatten<br />
werden, desto<br />
empfindlicher werden<br />
sie gegenüber ESD-<br />
Spitzen<br />
Bild: Microcare<br />
Experten schätzen, dass bis zu einem Drittel der<br />
Leiterplattenausfälle auf ESD zurückzuführen<br />
sind. Die heutigen elektronischen Baugruppen sind<br />
kleiner, komplexer und enthalten immer teurere Teile.<br />
Daher ist es sinnvoll, ESD zu reduzieren, kontrollieren<br />
und Leiterplatten während der Montage zu schützen.<br />
Was ist ESD?<br />
Elektrostatische Entladung wird dadurch verursacht,<br />
dass zwei Oberflächen oder Gegenstände mit<br />
unterschiedlicher elektrostatischer Ladung in engen<br />
Kontakt miteinander kommen. Wenn eine positiv und<br />
die andere negativ geladen ist, versuchen die Protonen<br />
und Elektronen, die diese Ladungen tragen, sich<br />
gegenseitig auszugleichen, indem sie sich am Kontaktpunkt<br />
schnell austauschen. Die plötzliche Freisetzung<br />
oder Entladung der aufgebauten Ladung<br />
verursacht eine ESD-„Spitze“.<br />
Obwohl ESD unsichtbar ist, stellt sie in vielen Elektronikfertigungsanlagen<br />
eine ernsthafte Bedrohung<br />
dar. Statische Aufladungen aller Größenordnungen<br />
können irreversible Schäden an empfindlichen elektronischen<br />
Komponenten verursachen. Es gibt zwei<br />
gängige Arten von ESD-Schäden: katastrophal und<br />
44 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
TEST & QUALITÄTSSICHERUNG «<br />
latent. Ein katastrophaler Ausfall verursacht dauerhafte<br />
Schäden, sodass die Leiterplatte nie wieder<br />
funktionieren wird. Auch wenn sie während der Inspektion<br />
leichter zu erkennen sind, erfordern sie einen<br />
vollständigen Austausch der Leiterplatte.<br />
Bei latenten ESD-Schäden kann die Leiterplatte<br />
teilweise in ihrer Leistung vermindert sein und weiterhin<br />
funktionieren. Die Komponente kann jedoch<br />
während ihrer Lebensdauer die Gesamtfunktion verlieren<br />
oder intermittierende Fehler aufweisen, was zu<br />
einem unzuverlässigen elektronischen Gerät führt.<br />
Obwohl diese Schäden die häufigste Ursache für<br />
ESD-Fehler darstellen, sind sie schwerer erkennbar<br />
und selbst bei strengen Tests immer noch unentdeckt<br />
bleiben, was für den Hersteller extrem kostspielig<br />
wird.<br />
Woher kommt ESD?<br />
Es gibt mehrere Möglichkeiten zum Auftreten von<br />
ESD. Die häufigste ist durch menschliche Berührung.<br />
Bei alltäglichen Aktivitäten speichern der menschliche<br />
Körper und einige Kleidungsstücke während eines<br />
typischen Arbeitstages statische Elektrizität von<br />
nur wenigen Volt bis zu vielen tausend Volt. Wird die<br />
Leiterplatte mit der Hand berührt, führt dies häufig<br />
zu ESD.<br />
In einer elektronischen Produktionsstätte gibt es<br />
viele andere Situationen, in denen ESD die Leiterplattenbestückung<br />
beschädigen könnte. Beispielsweise<br />
ist die Verwendung von nicht geerdeten elektrischen<br />
Geräten, beispielsweise einem Oszilloskop<br />
bei der Fehlersuche in elektronischen Schaltungen,<br />
eine Hauptursache. Es sind jedoch nicht nur elektronische<br />
Geräte, die ESD verursachen. Trolleys und Förderer<br />
können ebenfalls Reibung aufbauen, Maschinen<br />
oder Materialien aneinander reiben, wodurch eine<br />
Ladung erzeugt wird. Selbst einfache Gegenstände<br />
wie Plastikbecher, die in der Nähe von elektronischen<br />
Schaltungen platziert werden, können Ladung<br />
erzeugen. Auch eine schnelle Luftbewegung nah einer<br />
elektronischen Baugruppe kann eine weitere<br />
ESD-Quelle sein. So ist die Verwendung von Druckluft<br />
zum Reinigen einer Leiterplattenbaugruppe oder<br />
das nahe Aufstellen eines Lüfters an einem heißen<br />
Tag eventuell problematisch.<br />
Vermeidung von ESD-Schäden<br />
In einer idealen Welt würden Leiterplatten mit<br />
Komponenten entworfen, die nicht ESD-empfindlich<br />
sind. Da elektronische Baugruppen jedoch immer<br />
kleiner werden und empfindliche Komponenten auf<br />
kompakten, dicht gepackten Platinen enthalten, ist<br />
dies keine leichte Aufgabe. Je komplexer und empfindlicher<br />
eine Leiterplatte wird, desto schwieriger ist<br />
es, ESD zu verhindern. Dennoch gibt es Möglichkeiten,<br />
ESD während der SMT-Produktion zu reduzieren.<br />
Der Bereich, in dem die Leiterplatte hergestellt<br />
wird, kann ESD erheblich beeinflussen. Einige Arbeitsbereiche<br />
sind anfälliger für elektrostatische Entladungen<br />
als andere, wozu beispielsweise Wareneingang,<br />
Montage, Reparatur, Reinigung, Inspektion und<br />
Verpackung zählen. Glücklicherweise können praktische<br />
Verfahren und Maßnahmen implementiert werden,<br />
um ESD in der Arbeitsumgebung zu reduzieren.<br />
ESD-Antistatikbänder sind eine einfache und effektive<br />
Möglichkeit, statische Aufladungen von Arbeitern<br />
abzuleiten. Handgelenkbänder können an ei-<br />
Ein Werkzeug zur Ableitung<br />
von statischer<br />
Aufladung verhindert<br />
ESD-Schäden, indem<br />
statische Aufladungen<br />
reduziert werden<br />
Die Autorin Elizabeth Norwood ist leitende Chemikerin<br />
im Unternehmen, das Präzisionsreinigungslösungen<br />
anbietet. Sie ist seit mehr als<br />
25 Jahren in der Branche tätig und hat einen Bachelor<br />
of Science in Chemie von der University of<br />
St. Joseph. Norwood erforscht, entwickelt und testet<br />
reinigungsbezogene Produkte. Für ihre Arbeit<br />
hat sie derzeit ein Patent erhalten und zwei weitere<br />
sind angemeldet.<br />
Bild: Microcare<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 45
» TEST & QUALITÄTSSICHERUNG<br />
Bild: Microcare<br />
Ein ESD-sicheres<br />
Flussmittelentferner-<br />
Spendersystem verbessert<br />
die Reinigungsergebnisse,<br />
begrenzt<br />
Flüssigkeitsverschwendung<br />
und erhöht die<br />
ESD-Sicherheit<br />
Bild: Microcare<br />
Einige Flussmittelentferner und andere Reinigungsflüssigkeiten,<br />
die in der Leiterplattenproduktion<br />
verwendet werden, können bis zu 12.000 Volt ESD<br />
erzeugen, was mehr als genug ist, um elektronische<br />
Komponenten zu beschädigen oder zu zerstören. Dieser<br />
Aufbau von ESD entsteht durch die Reibung der<br />
statischen Moleküle, wenn sie sich durch das Kunststoff-Sprührohr<br />
nach unten bewegen, das üblicherweise<br />
zur Abgabe dieser Reinigungsprodukte verwendet<br />
wird. Es gibt jedoch alternative Werkzeuge,<br />
die mit Reinigungssprays verwendet werden können,<br />
um statische Aufladungen abzuleiten.<br />
Durch Entfernen des Kunststoffhalms und Verwendung<br />
eines statischen Zapping-Spenderwerkzeugs,<br />
das an der Oberseite der Aerosoldose befestigt wird,<br />
kann ESD reduziert werden. Dieses statisch ableitende<br />
Werkzeug aus langlebigem Aluminium und Edelstahl<br />
macht den Benutzer zu einem Teil des Erdungsne<br />
geerdete Leitung angeschlossen werden, sodass<br />
die Person während der Arbeit an empfindlichen Leiterplatten<br />
kontinuierlich geerdet bleibt. Leitfähige<br />
Bodenmatten leiten elektrostatische Aufladung von<br />
Schuhen ab. Mittels Protokolle wird sichergestellt,<br />
dass alle Arbeiter antistatische Kleidung und Schuhüberzüge<br />
tragen. Zudem sollten sämtliche Arbeitstische,<br />
Geräteträger, Fußmatten und Handgelenkbänder<br />
geerdet sein, und die Temperatur bei 22 bis 18 °C<br />
sowie die Luftfeuchtigkeit im Produktionsbereich<br />
zwischen 40 und 70 % betragen, da feuchte Luft zur<br />
Ableitung statischer Aufladung beiträgt. Unnötige<br />
Gegenstände wie Plastik- oder Styroporbecher, selbst<br />
ESD-Antistatikbänder sind<br />
eine einfache und effektive<br />
Möglichkeit, statische Aufladungen<br />
von Mitarbeitern<br />
abzuleiten<br />
Notizblöcke und Stifte, die eine ESD-Aufladung erzeugen<br />
könnten, aus dem Arbeitsbereich entfernen.<br />
Alle Montageteile und Leiterplatten sollten in antistatischen<br />
Behältern und Verpackungsmaterialien<br />
versendet werden.<br />
Statik wegwischen<br />
Innerhalb elektronischer Fertigungsanlagen kann<br />
sich leicht statische Aufladung aufbauen. Arbeitsflächen,<br />
auf denen Geräte montiert werden, bis hin zu<br />
Werkzeugen, die zum Reinigen und Testen von Leiterplatten<br />
verwendet werden, können statisch aufgeladen<br />
werden. Fast alles in oder um die Produktionslinie<br />
kann betroffen sein, von Holzwerkbänken<br />
und Vinyl-Stuhlkissen bis hin zu Computermonitoren<br />
und Kunststoffschalen. Auch elektrische Lötkolben<br />
sowie Reflow- und Wellenlötöfen sind leitfähig.<br />
Bei der Herstellung von Leiterplatten ist es wichtig,<br />
jegliche statische Aufladung durch Ableitung der Ladung<br />
zu entfernen. Dies kann durch regelmäßiges<br />
Abwischen aller Gegenstände, einschließlich Arbeitsflächen<br />
und Werkzeuge, mit vorgetränkten, ESD-reduzierenden<br />
Reinigungstüchern erfolgen. Durch die<br />
Verwendung eines hochwertigen ESD-Reinigungstuchs<br />
werden Verunreinigungen wie Fingerabdrücke,<br />
Fett und Öl entfernt, ohne Fusseln, Schmutz oder<br />
statische Aufladung zu hinterlassen. ESD-Reinigungstücher<br />
eignen sich hervorragend zum Entfernen<br />
von Verunreinigungen. Vorteilhaft sind Produkte<br />
mit einem geringen Alkoholgehalt, den zwar ist Alkohol<br />
ist ein idealer nichtleitender Arbeitsplatzreiniger,<br />
neigt jedoch dazu, Matten auszutrocknen, Risse zu<br />
verursachen oder Oberflächen spröde zu machen.<br />
Statisch ableitende Reinigungswerkzeuge<br />
für Leiterplatten<br />
46 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
TEST & QUALITÄTSSICHERUNG «<br />
Die Verwendung ungeerdeter<br />
elektrischer<br />
Geräte kann eine<br />
Quelle für ESD sein<br />
Bild: Microcare<br />
kreises, indem es den Kontakt mit ihm aufrechterhält.<br />
So werden statische Aufladungen auf nur 50<br />
Volt reduziert, um ESD-Schäden zu vermeiden.<br />
Das Reinigen und Trocknen von Leiterplattenbaugruppen<br />
mit Druckluft kann die ESD erhöhen, da sich<br />
schnell bewegende Luft eine Ladungstrennung verursachen,<br />
was zu einer statischen Aufladung führt. Zur<br />
Verringerung des ESD-Risikos sollten alternative Reinigungswerkzeuge<br />
und -flüssigkeiten, speziell entwickelt,<br />
um die statische Aufladung abzuleiten und alle<br />
Verunreinigungen schnell zu entfernen, verwendet<br />
werden.<br />
Ein ESD-sicheres Flussmittelentferner-Spendersystem<br />
ist ein weiteres Werkzeug, um statische Aufladungen<br />
beim Reinigen von Leiterplatten zu beseitigen.<br />
Es verbessert nicht nur das Ergebnis der Tischreinigung,<br />
sondern auch die ESD-Sicherheit. Das<br />
Spendersystem umfasst normalerweise Bürsten- und<br />
Spritzenaufsätze zur gründlichen Reinigung unter<br />
niedrig montierten Komponenten. Die Verwendung<br />
eines kontrollierten Spendersystems hält den Flussmittelentferner<br />
bei jedem Gebrauch sauber und liefert<br />
die richtige Menge an Flüssigkeit, um die Leiterplatte<br />
vollständig zu benetzen, jedoch ohne Overspray<br />
oder Abfall. Es reduziert den Flüssigkeitsverbrauch<br />
um bis zu 60 %, senkt so die Reinigungskosten<br />
und stellt sicher, dass jeder Tropfen in der Aerosoldose<br />
verwendet wird. Dies wiederum erleichtert<br />
die Entsorgung als ungefährlicher Abfall. Die Reinigung<br />
mit diesem Werkzeug trägt zudem für ein kon-<br />
trolliertes ESD bei, indem alle Ladungen auf den Boden<br />
abgeleitet werden.<br />
ESD entfernen und Zuverlässigkeit<br />
der Leiterplatte verbessern<br />
ESD hat in modernen Elektronikfertigungsanlagen<br />
nichts zu suchen. Diese unsichtbare Bedrohung kann<br />
katastrophale Auswirkungen auf Leiterplatten haben.<br />
Da Leiterplattenbaugruppen mit hochempfindlichen<br />
Komponenten miniaturisiert und multifunktionalisiert<br />
werden, verringert sich die Fähigkeit, der anwendbaren<br />
Spannung standzuhalten. Daher ist es<br />
wichtig, jegliche ESD zu entfernen. Durch die Kontrolle<br />
von ESD können die Produktionseffizienz verbessert,<br />
die Produktqualität und -zuverlässigkeit erhöht<br />
und die Kosten gesenkt werden. Mit den richtigen<br />
antistatischen Reinigungswerkzeugen und -flüssigkeiten<br />
können elektronische Baugruppen geschützt<br />
werden.<br />
www.micorcare.com<br />
KURZ & BÜNDIG<br />
Sachgemässer ESD-Schutz verhindert<br />
die Beschädigung oder<br />
gar Zerstörung elektronischer<br />
Bauteile und Geräte.<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 47
TEST & QUALITÄTSSICHERUNG » Produkt-News<br />
Leistungsfähige Software für Flying Probe Tester<br />
Messungen bereits in der Prototypen-Phase<br />
Die leistungsstarke Flylab-Software<br />
von Seica ist ein Laborwerkzeug,<br />
welches dank einer vereinfachten<br />
und intuitiven Umgebung<br />
in einem Flying-Probe-Tester realisiert<br />
werden konnte. Das Tool<br />
bietet über die bewegten Prüfnadeln<br />
(Flying Probes) ein komplettes<br />
Instrumentarium, das dem Benutzer<br />
jederzeit zur Verfügung<br />
steht und die Durchführung von<br />
Stimulationen und Messungen am<br />
Prüfling bereits in der Prototypen-Phase<br />
ermöglicht.<br />
Es kann insbesondere dann vorteilhaft<br />
eingesetzt werden, wenn keine CAD-Daten<br />
zur Verfügung stehen und die Pads für<br />
manuelle Instrumente unzugänglich sind,<br />
um die Projektverifizierung zu beschleunigen<br />
und Reparaturzeiten zu verkürzen.<br />
Mittels Flylab kann der Anwender mit seiner<br />
elektronischen Baugruppe interagieren,<br />
als hätte er acht Prüfspitzen „in der<br />
Bild: Seica<br />
Hand“ und einen Labortisch mit Instrumenten,<br />
die für Validierungstests zur Verfügung<br />
stehen, ohne dass eine spezielle<br />
Schulung am Prüfgerät oder die Erstellung<br />
eines Prüfprogramms erforderlich<br />
ist. Die Kontaktierpunkte können manuell<br />
mit Hilfe der integrierten Kameras und<br />
durch Anklicken des grafischen Bildes der<br />
Baugruppe ausgewählt werden. Die einfache<br />
und intuitive Softwareschnittstelle<br />
ermöglicht dann die Durchführung von<br />
parametrischen und funktionellen<br />
Messungen durch einfache Auswahl<br />
der Messart und Eingabe des<br />
Wertes.<br />
Das Flying-Probe-System positioniert<br />
die beweglichen Tastköpfe<br />
automatisch und das Messergebnis<br />
erscheint auf dem integrierten Oszilloskop.<br />
Des Weiteren bietet die Prboost-<br />
Funktion die Möglichkeit, das Board mit<br />
bis zu 2 A über alle 8 elektrischen Standardprüfnadeln<br />
zu versorgen, um den Test<br />
aktiver Schaltungen und andere Funktionen<br />
zu ermöglichen, die ein wesentlicher<br />
Bestandteil des Design-Validierungsprozesses<br />
sind.<br />
www.seica.com<br />
Flylab-Software ist ein Laborwerkzeug,<br />
welches dank einer vereinfachten und<br />
intuitiven Umgebung in einem Flying-<br />
Probe-Tester realisiert werden konnte<br />
Cobot-Anwendung für Funktions- und In-Circuit-Tests<br />
Automatisierung für effiziente Prozesse<br />
Bild: Hilpert<br />
Realisierte Cobot-Anwendung für Funktions- und<br />
In-Circuit-Tests<br />
Die Automatisierung von Funktions- und<br />
In-Circuit-Tests in der Elektronikfertigung<br />
wird vermehrt beim Baugruppenprüfen<br />
eingesetzt. Insbesondere bei hohen<br />
Stückzahlen werden diese Lösungen häufig<br />
in Produktionslinien der Baugruppemontage<br />
realisiert. Für niedrige Stückzahlen<br />
setzt Hilpert electronics AG Cobots<br />
ein. In einem Projekt mit Eiger Design,<br />
Schweiz, wurde für die Baugruppen-<br />
inspektion im Low-Volume-Bereich eine<br />
Cobot-Anwendung umgesetzt. Dabei ging<br />
es um das automatische Öffnen, Be- und<br />
Entladen als auch das Schließen der kompakten<br />
Funktionstestlösung J-Testr Next-<br />
Gen des Unternehmens. „Als Vertriebspartner<br />
des taiwanesischen Cobot-Herstellers<br />
Techman Robots und aufgrund<br />
unseres sehr engen Bezugs zur Elektronikfertigung<br />
waren wir in der Lage, das<br />
Projekt zur Automatisierung der Funktions-<br />
und In-Circuit-Tests mit unserem<br />
Kunden effizient auszuführen“, erklärt<br />
Ralf Jentscher, Vertriebsverantwortlicher<br />
im Bereich Cobots von Hilpert.<br />
Der Einsatz der Cobot-Lösung erlaubte es,<br />
u.a. die Kosten zu reduzieren. Zudem war<br />
es möglich, anhand der kompakten Abmessungen<br />
und der fortschrittlichen<br />
Software-Werkzeuge von Techman Robot<br />
auch PCBA-Tests bei mittleren Stückzahlen<br />
und sogar bei geringeren Stückzahlen<br />
mit vielen verschiedenen Baugruppenvarianten<br />
effizient umzusetzen. „Ein zusätzlicher<br />
Vorteil der TM-Roboter besteht darin,<br />
dass sie nicht auf bestimmte Funktionen<br />
festgelegt sind und sich somit in einem<br />
Produktionsprozess flexibel für verschiedene<br />
Aufgaben einsetzen lassen.<br />
Dies gilt besonders für die einfache Programmierung<br />
und den schnellen Wechsel<br />
der Endeffektoren“, ergänzt Tony Jay,<br />
Technischer Direktor, Eiger Design GmbH.<br />
Im Detail umfasste die Umsetzung verschiedene<br />
Einzelschritte: Öffnen der Vorrichtung,<br />
Platzierung des Prüflings,<br />
Schließen der Vorrichtung, Durchführung<br />
der Tests, erneutes Öffnen der Vorrichtung<br />
und Entnahme des Prüflings. Dank<br />
der Flexibilität und einfachen Programmierung<br />
des Roboters können Vor- und<br />
Nachbearbeitungsschritte problemlos in<br />
die Fertigungsprozesse integriert werden.<br />
www.hilpert.ch | www.eigerdesign.com<br />
48 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
Produkt-News « TEST & QUALITÄTSSICHERUNG<br />
Unsichtbares sichtbar machen<br />
Vision-Sensor mit integrierter UV-Beleuchtung<br />
Der Visor UV von SensoPart mit integrierter<br />
UV-Beleuchtung kann für das menschliche<br />
Auge nicht sichtbare Markierungen,<br />
Aufschriften und Codes auswerten. Mit<br />
seinem großen Funktionsumfang erschließt<br />
das neue Mitglied dieser Produktfamilie<br />
vielfältige neue Anwendungen.<br />
Der Effekt ist so ähnlich wie bei der bekannten<br />
„Zaubertinte“: Mit lumineszenten<br />
Substanzen, sogenannten Luminophoren,<br />
angereicherte Tinten, Lacke, Kreiden<br />
und Klebstoffe sind für das menschliche<br />
Auge unsichtbar. Sie leuchten erst<br />
auf, wenn man sie mit ultraviolettem<br />
Licht bestrahlt, je nach Art der verwendeten<br />
Substanz in unterschiedlichen Farben.<br />
Dieses Phänomen kann man sich in Automatisierungsanwendungen<br />
zunutze machen,<br />
um verborgene, mit bloßem Auge<br />
nicht sichtbare Markierungen an Objekten<br />
auszuwerten – beispielsweise Kennzeichnungen<br />
nach absolvierten Qualitätsprüfungen,<br />
Versiegelungen von Schrau-<br />
ben mit lumineszentem Lack, unsichtbare<br />
Kleberaupen oder Datamatrix-Codes<br />
zur Produktidentifikation.<br />
Der Visor UV ist der einzige<br />
Vision-Sensor mit integrierter UV-<br />
Beleuchtung am Markt, der zugleich<br />
sehr umfangreiche Bildverarbeitungsfunktionen<br />
bietet. Für<br />
die Auswertung der lumineszenten<br />
Markierungen stehen dem Anwender<br />
dieselben umfangreichen Detektionswerkzeuge<br />
zur Verfügung, wie sie<br />
auch die klassischen Beleuchtungsvarianten<br />
(weiß, rot, infrarot) der Visor-Allround-Reihe<br />
bieten. Damit eröffnen sich<br />
vielfältige Applikationsmöglichkeiten in<br />
den Bereichen Objekterkennung, Vermessung,<br />
Robotik und Codelesung.<br />
Die UV-Variante des Visor ist mit zwei<br />
verschiedenen Auflösungen (V20: 1440 x<br />
1080 Pixel; V50: 2560 x 1936 Pixel) sowie<br />
wahlweise mit Monochrom- oder Farbchip<br />
erhältlich. Der Farbchip bietet die<br />
Der Visor UV mit integrierter<br />
UV-Beleuchtung<br />
kann für das menschliche<br />
Auge nicht sichtbare<br />
Merkmale auswerten<br />
zusätzliche Möglichkeit, Bilder nach<br />
Farbkanälen zu filtern, um den Kontrast<br />
zwischen Markierung und Hintergrund<br />
und damit die Detektionssicherheit zu<br />
maximieren. Dies geschieht einfach durch<br />
eine Einstellung in der Sensorkonfiguration;<br />
separate Farbfilter werden entbehrlich<br />
und Applikationskosten eingespart.<br />
Auch mit dieser Filterfunktion kann die<br />
Lösung eine Alleinstellung auf dem Markt<br />
beanspruchen.<br />
www.sensopart.com<br />
Bild: Sensopart<br />
Visuelle Qualitätskontrolle über große Entfernungen<br />
Remote bedienbares Digitalmikroskop<br />
Leiterplatten und andere Elektronikbauteile<br />
lassen sich jetzt<br />
aus einer Entfernung von bis zu<br />
100 Metern inspizieren. Möglich<br />
macht dies die Prüfstation<br />
RemoteMOI XL von senswork<br />
mit einem remote bedienbaren<br />
Digitalmikroskop. Die manuelle<br />
optische Inspektion von Elektronikbauteilen<br />
kann damit<br />
zeit- und kosteneffizienter<br />
durchführt werden, bei weniger Personalbedarf.<br />
Insbesondere die Inspektion von großen<br />
Leiterplatten gestaltet sich oft aufwändig,<br />
da sie händisch mehrmals neu positioniert<br />
werden müssen, um sie komplett<br />
zu prüfen. Hierzu befindet sich der Mitarbeiter<br />
typischerweise direkt neben dem<br />
Produkt beziehungsweise dem Inspektions-Mikroskop.<br />
RemoteMOI XL setzt hier<br />
an. Die Leiterplatte verbleibt an ihrer Position.<br />
Über ein mit einem Joystick verbundenes<br />
X/Y-Achssystem positioniert ein<br />
Mitarbeiter das Mikroskop über einer beliebigen<br />
Stelle der Leiterplatte. Das hochaufgelöste<br />
Full-HD-Bild wird live auf einen<br />
bis zu 100 Meter entfernten Monitor übertragen.<br />
Zusätzlich erleichtert die Speicherung<br />
von bis zu 3 Memorypositionen in X-<br />
und Y-Richtung die Inspektion. So lässt<br />
sich ein höherer Grad an Ergonomie und<br />
Zeitersparnis umsetzen.<br />
RemoteMOI XL ermöglicht<br />
eine schnelle und einfache<br />
Qualitätskontrolle von<br />
Elektronikbauteilen<br />
Durch die Zentralisierung der<br />
Prüfaufgabe kann ein Mitarbeiter<br />
mehrere Linien inspizieren. Arbeitskräfte<br />
lassen sich besser<br />
durch Vermeidung von Leerlaufzeiten<br />
auslasten. Zudem verbessern<br />
sich die Arbeitsplatzbedingungen<br />
durch Verlegen des Prüfplatzes an<br />
einen Ort außerhalb der Fertigung. Das<br />
kompakte Prüfsystem ist direkt an der<br />
Fertigungslinie einsetzbar und dank<br />
C-Rahmen-Bauweise gut zugänglich und<br />
verfahrbar. Zudem ermöglicht die Lösung<br />
eine einfache Dokumentation der Bilddaten.<br />
Das Digitalmikroskop bietet nutzerfreundliche<br />
Optionen wie Zoom und unterschiedliche<br />
Beleuchtungseinstellungen.<br />
Bild: senswork<br />
www.senswork.com<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 49
» INSERENTENVERZEICHNIS | VORSCHAU | IMPRESSUM<br />
ASMPT 19<br />
Asys Group 16<br />
elkotec 43<br />
ERSA 3<br />
PAGGEN WERKZEUGTECHNIK 37<br />
PHOTOCAD 33<br />
Photocad 7<br />
Prettl Electronics 30<br />
Puretecs 38<br />
Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />
Hilpert electronics 48<br />
Infotech 34<br />
Katek SE 6<br />
Koh Young Europe 7,15<br />
Lackwerke Peters 41<br />
Mesago Messe Frankfurt 19<br />
Mouser Electronics 5<br />
NürnbergMesse 15<br />
Optimum datamanagement solutions 30<br />
TITELSTORY<br />
BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />
Prozessoptimierung durch digitales Shop Floor Management.<br />
Rehm Thermal Systems 20, 51<br />
Reinhardt System- und Messelectronic 43<br />
Schunk 42<br />
Seica 48<br />
SensoPart 49<br />
senswork 49<br />
Tresky 42<br />
Automobilzulieferer schützt ESD-Bauteile durch zusätzliche Kühlung.<br />
Ein Anbieter von<br />
Messgeräten hat<br />
durch enge Zusammenarbeit<br />
eine neue<br />
Teststrategie erarbeitet,<br />
um u.a. Kosten<br />
und Ressourcen<br />
einzusparen.<br />
ISSN 0943–0962<br />
Fachzeitschrift für alle Bereiche der Fertigung<br />
in der Elektronik-Industrie, Produktionsmittel –<br />
Prüftechnik – Werkstoffe<br />
Herausgeberin:<br />
Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />
Ernst-Mey-Straße 8<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer:<br />
Peter Dilger<br />
Verlagsleiter:<br />
Peter Dilger<br />
Chefredaktion:<br />
Doris Jetter<br />
Ernst-Mey-Straße 8<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Phone +49 711 7594 -4652<br />
E-Mail: doris.jetter@konradin.de<br />
Redaktionsassistenz: Carmelina Weber,<br />
Phone +49 711 7594–257<br />
E-Mail: carmelina.weber @konradin.de<br />
Layout:<br />
Jonas Groshaupt, Phone +49 711 7594 -343<br />
Michael Kienzle, Phone +49 711 7594 -258<br />
Gesamtanzeigenleitung<br />
(verantwortlich für den Anzeigenteil):<br />
Andreas Hugel,<br />
Phone +49 711 7594 - 472,<br />
E-Mail: andreas.hugel@konradin.de<br />
Auftragsmanagement:<br />
Christel Mayer,<br />
Phone +49 711 7594 – 481<br />
E-Mail: christel.mayer@konradin.de<br />
Leserservice:<br />
<strong>EPP</strong> und <strong>EPP</strong> Europe<br />
Phone +49 711 7252–209,<br />
E-Mail: konradinversand@zenit-presse.de<br />
Erscheinungsweise:<br />
<strong>EPP</strong> und <strong>EPP</strong> Europe erscheinen neunmal jährlich und<br />
werden kostenlos nur an qualifizierte Emp fänger geliefert.<br />
Bezugspreise:<br />
Inland 85,40 € inkl. Versandkosten und MwSt.;<br />
Ausland 85,40 €/98,00 CHF inkl. Versandkosten.<br />
Einzelverkaufspreis: 12,50 € inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />
Sofern das Abonnement nicht für einen bestimmten Zeitraum<br />
ausdrücklich bestellt war, läuft das Abonnement bis<br />
auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen<br />
zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden.<br />
Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />
von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Auslandsvertretungen: Großbritannien: Jens Smith<br />
Partnership, The Court, Long Sutton, Hook, Hamp shire<br />
RG29 1TA, Phone <strong>01</strong>256 862589, Fax <strong>01</strong>256 862182,<br />
E-Mail: jsp@trademedia.info; USA, Kanada: D.A. Fox<br />
Advertising Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn Plaza, 19th Floor,<br />
New York, NY 100<strong>01</strong>, Phone +1 212 8963881, Fax +1 212<br />
6293988, E-Mail: detleffox@comcast.net<br />
Druck:<br />
Konradin Druck<br />
Kohlhammerstr. 1-15<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2023 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
<strong>EPP</strong> 3-4/2023 erscheint am 02.05.2023<br />
50 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023
<strong>EPP</strong> präsentiert Ihnen<br />
„Partner für Elektronikfertigung“.<br />
Wer hat die Lösung, die der Elektronikfertiger sucht? Produkt-Visitenkarten helfen schnell, passende<br />
Produkte/Lösungen oder Informationen zu Unternehmen zu finden.<br />
Bestücken Selektiv/Conformal Coating<br />
EMS/Contract Manufacturing<br />
Fertigungsautomatisierung<br />
Kabelbearbeitung Nutzentrennen<br />
Reinigungstechnik Sieb-/Pastendruck<br />
Traceability/Logistik<br />
Rework<br />
3D-Systemintegration<br />
Löten<br />
Die-/Drahtbonden<br />
Hybrid-/Multichipmodulfertigung Dispensen/Dosieren<br />
Arbeitsplatzeinrichtung Optische-/Röntgeninspektion<br />
Elektrischer Baugruppentest<br />
Zuverlässigkeitstest<br />
Weitere Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und Leistungsspektrum finden Sie im<br />
Firmenverzeichnis auf www.epp-online.de.<br />
Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />
Bookmark!<br />
www.epp-online.de/firmenverzeichnis<br />
WISSEN<br />
LÖTEN<br />
Fakten zu Unternehmen, Details zu<br />
Angebot- und Leistungsspektrum finden<br />
Sie im Firmenverzeichnis auf epp-online.de.<br />
Unter folgendem Link gelangen Sie zur<br />
Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />
Bookmark!<br />
www.epp-online.de/firmenverzeichnis<br />
<strong>EPP</strong> Elektronik Produktion & Prüftechnik<br />
Ernst-Mey-Straße 8<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen<br />
Phone +49 711 7594-5850<br />
Fax +49 711 7594-15850<br />
ute.kraemer@konradin.de<br />
www.direktabo.de<br />
<strong>EPP</strong> ist die führende Fachzeitschrift für den deutschsprachigen<br />
Markt im Bereich Elektronikproduktion<br />
und Test. Vorteile als Abonnent: Bequeme, pünktliche<br />
Zustellung; Sie verpassen keine Ausgabe; Preisgarantie<br />
für den bezahlten Zeitraum.<br />
Tolle Angebote unter: www.direktabo.de<br />
Rehm Thermal Systems GmbH<br />
www.rehm-group.com<br />
Gegründet 1990 ist Rehm Thermal Systems heute<br />
Technologie- und Innovationsführer für die moderne<br />
und wirtschaftliche Elektronik-Baugruppen-Fertigung.<br />
Als global agierender Hersteller von Löt- und<br />
Trocknungs systemen für die Elektronik- und Photovoltaik<br />
industrie sind wir in allen relevanten<br />
Wachstums märkten vertreten und realisieren als<br />
Partner für unsere Kunden, Fertigungslösungen, die<br />
Standards setzen.<br />
<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 51
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
11. <strong>EPP</strong> InnovationsFORUM Deutschland<br />
Wettbewerbsfähige Elektronikfertigung<br />
in Deutschland<br />
29. Juni 2023<br />
9:00 bis 17:30 Uhr<br />
Filderhalle Leinfelden<br />
Das <strong>EPP</strong> InnovationsFORUM ist die führende,<br />
unabhängige Veranstaltung im Bereich Fertigung<br />
elektronischer Baugruppen.<br />
Jetzt<br />
anmelden!<br />
Schwerpunktthemen der Veranstaltung sind:<br />
• Nachhaltig. Energieeffizient. Ressourcenschonend<br />
• Verkürzte Lieferketten durch Reshoring<br />
• Digital. Vernetzt. Smart<br />
• Smarte Produktion ermöglichen<br />
• Daten im Zeitalter der Digitalisierung<br />
Die Besucher können zwischen zwei parallel verlaufenden<br />
Vortragsreihen wählen. Zusätzlich gibt es eine Table-Top-<br />
Ausstellung der Partner.<br />
epp.industrie.de/<br />
innovationsforumdeutschland-2023<br />
Unsere<br />
Premium-Partner:<br />
Unterstützender<br />
Partner:<br />
52 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023<br />
Unsere<br />
Basis-Partner: