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EPP 01-02.2023

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Ausgabe <strong>01</strong>-02 | 2023<br />

epp-online.de<br />

Elektronik<br />

Produktion<br />

Prüftechnik<br />

Interview<br />

Messen & Veranstaltungen<br />

Das Technologieforum rund um<br />

Nachhaltigkeit<br />

» Seite 10<br />

Baugruppenfertigung<br />

Mehr Energieeffizienz: Sintern<br />

statt Löten<br />

» Seite 34<br />

Test & Qualitätssicherung<br />

Erhöhung der Leiterplattenzuverlässigkeit<br />

» Seite 44<br />

„Wir investieren viel in die<br />

Produktentwicklung im Bereich<br />

Verguss von Leistungsmodulen.“<br />

Robert Moor, Protavic<br />

» Seite 8<br />

TITELSTORY<br />

Quantensprünge<br />

in der Elektronikindustrie<br />

» Seite 20<br />

SMT at its best


Industrie<br />

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» EDITORIAL<br />

Krisen überwinden<br />

Immer in der Erfolgsspur<br />

Die Elektronikindustrie gehört zweifellos zu einer der sich rasant verändernden<br />

Branchen der vergangen Jahrzehnten. Neu- und Weiterentwicklungen,<br />

die sich schnell im Markt etablieren, um genauso schnell wieder<br />

zu verschwinden. Die Kunst besteht darin, Trends rechtzeitig zu erkennen,<br />

diese umzusetzen und dennoch wichtiges nicht aus dem Auge zu verlieren,<br />

die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und stets an vorderster Front stehen:<br />

Lesen Sie dazu unsere Titelstory ab Seite 20.<br />

THE ONE.<br />

FOR<br />

EVERYONE.<br />

Die VERSAFLOW ONE –<br />

Ihr Einstieg in die Exzellenz-<br />

Klasse des Selektivlötens.<br />

Kehrtwenden sind notwendig<br />

Die täglich weltweit anfallenden Berge von Elektroschrott stellen eine gravierende<br />

Bedrohung für Umwelt sowie menschliche Gesundheit dar. Die Entwicklung<br />

von grüner Elektronik mit auf der Erde reichlich vorhandenen, ungiftigen<br />

und umweltfreundlichen Materialien mit einem nachhaltigem Ende<br />

der Lebensdauer ist eine der dringendsten Herausforderungen, denen unsere<br />

Gesellschaft heute gegenübersteht. Drei Unternehmen aus der Branche<br />

stellen sich diesem Thema mit der Veranstaltung „Green Electronics“, wozu<br />

Sie auf den Seiten 10/11 mehr finden.<br />

Mit offenem Ohr in das neue Jahr<br />

Was die Zukunft wirkich bringt, weiß niemand. Klar ist, dass das neue Jahr<br />

angesichts der aktuellen Herausforderungen allen viel Flexibilität und<br />

neue Ideen abverlangt. Unser neuestes Projekt heißt Podcast, um Ihnen die<br />

Möglichkeit zu geben, sich einfach mal so und nebenher über interessante<br />

Themen aus der Branche zu informieren. Sie finden unseren ersten Podcast<br />

„Stressfreier Umgang mit Obsolescence“ mit Branchenexperten auf allen<br />

bekannten Podcast Plattformen und<br />

bald auch auf unserer Website.<br />

Bleiben Sie stets informiert unter<br />

www.epp-online.de<br />

Doris Jetter<br />

Chefredakteurin <strong>EPP</strong><br />

doris.jetter@konradin.de<br />

Ihr Einstieg in die<br />

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• Weltmarktführerqualität & -service<br />

• Kurze Lieferzeiten<br />

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nachhaltige Investition<br />

• Schnelle Inbetriebnahme & intuitive<br />

Bedienung<br />

• Schnelle Lötprogrammerstellung<br />

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FF-Version verdoppeln<br />

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modularer Aufbau<br />

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Weitere<br />

Informationen<br />

im Web:<br />

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Bild: Tom Oettle<br />

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Ersa GmbH | Wertheim<br />

GLOBAL. AHEAD.<br />

<strong>EPP</strong><br />

SUSTAINABLE.<br />

» <strong>01</strong>-02 | 2023 3


» INHALT <strong>01</strong>-02 | 2023 48. JAHRGANG<br />

TITELSTORY<br />

Die Herausforderung besteht<br />

darin, bestehendes sprünge in der<br />

Quantenzu<br />

erhalten, ohne die Elektronik-<br />

Trends von morgen außer industrie<br />

Acht zu lassen. Ein Spagat, » Seite 20<br />

der erfolgreich auch 33 Jahre<br />

lang geschafft werden kann.<br />

Bild: Rehm<br />

NEWS & HIGHLIGHTS<br />

Branchennews<br />

Für die Zukunft gut vorbereitet<br />

So hat es die Automotive-Industrie 2022 getroffen 6<br />

Photocad bestätigt Wachstumsziele für 2023<br />

Digitalkonzept erfolgreich mit SMD-Druckschablonen 7<br />

Interview<br />

Robert Moor, CEO der Protavic International<br />

Innovation als Fokus der Unternehmensstrategie 8<br />

MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />

Technologieforum rund um Nachhaltigkeit<br />

Green Electronics im Fokus 10<br />

23. Europäisches Elektroniktechnologie-Kolleg<br />

Optimale Voraussetzungen im SMT-Technologie-Rennen 12<br />

Hier dreht sich alles um die Leiterplatte<br />

Focus on PCB, Mai 2023 in Italien 15<br />

12. Asys Group Technologietage in Dornstadt<br />

Optimierte Fertigungsprozesse für die intelligente Fabrik 16<br />

Open Automation in der Integrated Smart Factory<br />

ASMPT auf der IPC APEX EXPO 2023 19<br />

BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Sichere Elektronik (Electrolube)<br />

Studie über Schutzlacke gibt Klarheit 26<br />

Manuelle Aufgaben schnell gemacht (Optimum)<br />

Digitale Assistenz contra Fachkräftemangel 30<br />

Produkt-News 33<br />

Sintern statt Löten (Infotech)<br />

Neue Verbindungstechnologien für Elektronik 34<br />

Produkt-News 37<br />

Ultradünne PCBA-Beschichtung im Kfz (Puretecs)<br />

Vorteile einer Elektronik-Schutzbeschichtung 38<br />

Produkt-News 41<br />

TEST & QUALITÄTSSICHERUNG<br />

ESD-Schutz elektronischer Bauteile (Microcare)<br />

Erhöhung der Leiterplattenzuverlässigkeit 44<br />

Produkt-News 48<br />

RUBRIKEN<br />

Editorial 3<br />

Inserentenverzeichnis, Vorschau, Impressum 50<br />

TITELSTORY<br />

33 Jahre von Rehm begleitet und vorangetrieben<br />

Quantensprünge in der Elektronikindustrie 20<br />

4 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


Suche<br />

Bild: Infotech<br />

Sintern statt Löten als Verbindungstechnik für Leistungshalbleiter<br />

» Seite 34<br />

APIs<br />

Lagerverwaltung<br />

Podcast: <strong>EPP</strong>-INLINE<br />

Angebotsanfrage<br />

Bleiben Sie trotz Bauteilknappheit und<br />

Lieferschwierigkeiten auch bei Veralten<br />

von Produkten bzw. begrenzter Haltbarkeit<br />

technischer Bauteile weiterhin lieferfähig<br />

und schützen sich vor unerwarteten Änderungen.<br />

Im neuen <strong>EPP</strong>-Podcast diskutieren<br />

zwei Experten der Component Obsolescence<br />

Group Deutschland (COGD) über<br />

das komplexe<br />

Thema „Obsolescence“.<br />

Sichern<br />

Sie Ihre<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

und<br />

bleiben informiert<br />

- hören<br />

Sie unseren<br />

<strong>EPP</strong> Podcast!<br />

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<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 5


» NEWS & HIGHLIGHTS<br />

Umfrage: So hat es die Automotive-Industrie 2022 getroffen<br />

Für die Zukunft gut vorbereitet<br />

Katek SE hat zusammen mit dem Marktforschungsinstitut<br />

Dynata 42 Unternehmen und Fertigungsdienstleister für<br />

Elektronik (EMS) aus der Automotive-Industrie nach den<br />

Auswirkungen der Krisen auf ihre Branche befragt.<br />

Bild: Katek<br />

Die Automobilindustrie ist nach wie vor<br />

Deutschlands bedeutendster Industriezweig,<br />

zumindest im Hinblick auf ihre Größe. Doch auch<br />

dieses Jahr war geprägt von multiplen Krisen, die<br />

insbesondere Zulieferer an ihre Grenzen brachten.<br />

Während die Hersteller die Produktion teilweise auf<br />

Premium-Modelle beschränkte, blieben viele Zulieferer<br />

auf ihren Materialien sitzen. Eine Umfrage der<br />

Katek SE ergab, dass Unternehmen aufgrund der Materialengpässe<br />

mit hohen Umsatzeinbußen rechnen.<br />

Ein Drittel der Befragten gehen davon aus, in 2022<br />

20 bis 29 % weniger Umsatz zu erwirtschaften. 5 %<br />

planen sogar mit einem Umsatzrückgang von 80 bis<br />

89 %. Doch es fehlten weitaus mehr als nur Mikrochips<br />

(45 %), die die Liste deutlich anführen. Jedoch<br />

zog sich der Materialmangel durch alle Bereiche.<br />

Über ein Viertel klagen über fehlende Kabelbäume,<br />

gleichauf mit integrierten Schaltungen. Jedem fünften<br />

fehlten Plastik und Verpackungsmaterial bzw.<br />

grundlegende Produktionsmaterialien wie zum Beispiel<br />

Lot.<br />

Über die Studie<br />

Katek hat Ende April 2022 zusammen mit<br />

dem Marktforschungsinstitut Dynata 570<br />

Unternehmen und Fertigungsdienstleister<br />

für Elektronik bzw. elektronische Komponenten<br />

(EMS) in Europa (Deutschland,<br />

Österreich, Schweiz, Italien und Spanien)<br />

befragt. Davon waren 42 OEMs und Zulieferer<br />

aus der Automobilindustrie. Jeweils ein<br />

Drittel der Befragten vertritt ein Unternehmen<br />

unter 500 Mitarbeitende, zwischen<br />

500 und 1.000 sowie über 1.000 Mitarbeitende<br />

aus den Branchen Elektronikindustrie,<br />

IT & Services, Automobil, Maschinenbau<br />

& Betriebstechnik, Industrielle Automatisierung,<br />

Telekommunikation sowie<br />

Erneuerbare Energien & Umwelt.<br />

Industrie lernt dazu – und will sich<br />

besser aufstellen<br />

Fast 60 % der Zulieferer aus dem Elektronikbereich<br />

planen in den nächsten fünf Jahren eine stärkere Automatisierung<br />

durch künstliche Intelligenz sowie eine<br />

Digitalisierung der Prozessabläufe (38 %). Nur<br />

12 % sehen eine Stärkung der Produktion außerhalb<br />

Europas als Chance, wohingegen fast die Hälfte sich<br />

sicher ist, dass eine innereuropäische Lösung der<br />

Schlüssel zum Erfolg ist. Die größten Herausforderungen<br />

stellen für Zulieferer aus dem EMS-Segment<br />

die komplexe Zusammensetzung der Teile und das<br />

nötige Know-how auf beiden Seiten – OEM und Zulieferer<br />

dar. Bei der Auswahl des Fertigungsdienstleisters<br />

für Elektronik achtet rund ein Viertel auf<br />

Supply Chain Management des Zulieferers, gleichauf<br />

mit dem Preis und der technologischen Expertise.<br />

Überraschend: Über ein Viertel der Befragten gaben<br />

an, dass für sie ein Sitz in Europa eine wichtige Rolle<br />

spielt.<br />

https://katek-group.com<br />

6 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


NEWS & HIGHLIGHTS «<br />

Digitalkonzept erfolgreich mit SMD-Druckschablonen<br />

Photocad bestätigt Wachstumsziele für 2023<br />

Geschäftsführer Ulf Jepsen erläutert<br />

den Erfolg von Photocad mit SMD-<br />

Druckschablonen.<br />

Bild: Photocad<br />

Nach einer positiven Unternehmensentwicklung in<br />

2022 sieht die Photocad GmbH auch für 2023 eine<br />

weitere Zunahme bei Umsatz und bei Ertrag. Laut<br />

Geschäftsführer Ulf Jepsen sprechen dafür gewichtige<br />

Gründe: eine konsequente Ausrichtung auf marktstarke<br />

Druckschablonen für Standardanwendungen,<br />

kleine Bauteile und maximale Leistungsanforderungen<br />

in Verbindung mit dem Einsatz modernster digitaler<br />

Möglichkeiten bei Fertigung und Auftragsabwicklung.<br />

Mit hochwertiger Produktqualität aus<br />

deutscher Fertigung und Same-Day-Lieferung erzielt<br />

der Kunde einen schnelleren Marktauftritt.<br />

Das Unternehmen fertigt seine Druckschablonen für<br />

ein breites Kundenspektrum der Elektronikindustrie<br />

wie kleinere und mittelgroße Fertiger in der DACH-<br />

Region, aber auch qualitätsorientierte international<br />

ausgerichtete Großunternehmen.“ Mit dieser breiten<br />

Basis geben wir unseren Kunden ein besonders hohes<br />

Maß an Liefersicherheit“, wie Axel Meyer, Leiter Vertrieb<br />

& Marketing hervorhebt.<br />

www.photocad.de<br />

Meilensteine auf dem Weg<br />

zur Smart Factory<br />

Lösungen<br />

‹ Prozessüberwachung durch<br />

zentrales KY Real-Time Monitoring<br />

‹ Benutzerfreundlicher<br />

Library Manager für<br />

lokalen Zugriff auf<br />

globale Datenbank<br />

Koh Young Europe GmbH<br />

Industriegebiet Süd E4<br />

63755 Alzenau<br />

Tel. 06188 9935663<br />

E-Mail: europe@kohyoung.com<br />

www.kohyoung.com<br />

‹ Verbesserung der<br />

Prozesse durch<br />

verifizierte Messdaten<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 7


NEWS & HIGHLIGHTS » Interview<br />

Robert Moor, CEO der Protavic International im Interview<br />

Innovation als Fokus der<br />

Unternehmensstrategie<br />

Die 1932 gegründete Unternehmensgruppe Protex International setzt seine Lösungen<br />

mit der Tochtergesellschaft Protavic speziell in der Elektronik ein. Im Gespräch<br />

erläutert der CEO Robert Moor die ergebnisorientierte Unternehmenskultur und<br />

geht detaillierter auf die Tätigkeitsfelder in der Elektronik ein.<br />

Redaktion <strong>EPP</strong>: Herr Moor, vorab ein<br />

paar erklärenden Worte darüber, was<br />

Protavic macht?<br />

Robert Moor: Protavic wurde 1995 gegründet<br />

und ist eine 100%-ige Tochtergesellschaft<br />

der Protex International, einem<br />

französischen Privatunternehmen, das auf<br />

die Entwicklung und Herstellung von Klebstoffen,<br />

Vergussmassen und elektrisch leitenden<br />

Tinten mit hohem Mehrwert für die<br />

Elektronik spezialisiert ist. Heute besteht<br />

das Unternehmen aus vier verschiedenen<br />

Gesellschaften in Europa, Amerika, Korea<br />

sowie China mit jeweils drei Produktions-/<br />

und Entwicklungsstandorten weltweit für<br />

die Entwicklung spezifischer Produkte für<br />

den Automobilelektronikmarkt, Chipkartenmodule,<br />

Sensoren oder auch passive<br />

Komponenten. 14 Prozent des Umsatzes<br />

wird in Forschung und Entwicklung investiert,<br />

um unser Wachstum voranzutreiben.<br />

Wir setzen auf wissenschaftliche und<br />

technologische Partnerschaften mit externen<br />

Forschungszentren, Universitäten, Laboren<br />

und Industrieunternehmen. So wurden<br />

wir kürzlich mit dem Technologietransferpreis<br />

des Investitionsfonds vom<br />

Karlsruher Technologieinstitut in Deutschland<br />

ausgezeichnet.<br />

<strong>EPP</strong>: Und wo in der Elektronikfertigung<br />

sind welche Produkte zu finden?<br />

Robert Moor: Unsere Produkte werden<br />

vielfältig eingesetzt. Neben unseren Standardprodukten<br />

wie beispielsweise leitfähige<br />

und nichtleitfähige Die Attach, Underfill,<br />

Dam and Fill, Glob-Top, Verguss, wiederverwendbare<br />

und zweistufige Produkte werden<br />

auch maßgeschneiderte Lösungen entwickelt,<br />

um Kunden dabei zu unterstützen,<br />

sich von ihren Mitbewerbern abzuheben.<br />

Zum Beispiel wurde ein Underfill Material<br />

mit einem sehr niedrigem Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />

(CTE) und feiner Körnung<br />

zur Befüllung enger Lücken entwickelt,<br />

das zum Standard für anspruchsvolle<br />

Underfill-Anwendungen geworden ist.<br />

<strong>EPP</strong>: Wie unterscheiden sich die Vergussmassen<br />

von den Mitbewerber-Produkten?<br />

Robert Moor, der CEO von Protavic International<br />

Bild: Protavic<br />

Robert Moor: Tatsache ist, dass Protavic<br />

viel in die Entwicklung neuer Produkte im<br />

Bereich Verguss von Leistungsmodulen investiert.<br />

Wir denken, dass hochwertige<br />

Formulierungen im Vergussharzmarkt<br />

dann existieren können, wenn die Anforderungen<br />

und die zu schützenden Gegenstände<br />

sehr spezifisch sind. Beispielsweise<br />

erfordern Halbleiterchips der letzten Generation<br />

für Leistungsmodule ein innovatives<br />

Leistungsspektrum für das Vergussharz:<br />

hohe Ionenreinheit, niedriger CTE und kurze<br />

Aushärtezeit. In diesem Bereich entwickelt<br />

das Unternehmen neue Produkte, um<br />

die herkömmlichen Silikongele zu ersetzen,<br />

die nicht mehr den Leistungsanforderun-<br />

8 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


Interview « NEWS & HIGHLIGHTS<br />

gen der neuen Generation von Leistungsmodulen<br />

entsprechen.<br />

<strong>EPP</strong>: Welch Vorteil bringt den Kunden<br />

die Anwendung dieser Produkte?<br />

Robert Moor: Die von uns konzipierten<br />

Vergussharze werden in der Praxis in Leistungsmodulen<br />

zur Steuerung elektrischer<br />

Generatoren in den Bereichen Mobilität<br />

oder erneuerbare Energien (Solar, Wind)<br />

eingesetzt. Es werden neue Halbleiter wie<br />

SiC und GaN entwickelt, deren außergewöhnliches<br />

Verhalten es ermöglicht, bei einer<br />

höheren Frequenz und Spannung als<br />

einfaches Silizium zu arbeiten.<br />

Wir sehen eine starke Nachfrage aus verschiedenen<br />

Industriezweigen nach Vergussmaterialien,<br />

die elektronische Komponenten<br />

vor äußeren Einflüssen schützen.<br />

Diese Vergussmassen stehen in direktem<br />

Kontakt mit den elektronischen Bauteilen<br />

und sollten hochrein sein, um eine Korrosion<br />

von Verbindungselementen zu vermeiden.<br />

Darüber hinaus verfügen diese Vergussharze<br />

über Eigenschaften, die es ihnen<br />

ermöglichen, sich homogen mit anderen<br />

elektronischen Bauteilen zu verformen, um<br />

mechanische Belastungen bei großen<br />

Temperaturschwankungen zu minimieren.<br />

Ein Ergebnis, welches auf jahrelange Forschung<br />

und Know-how unserer Chemiker<br />

im Entwicklungsteam basiert und die anspruchsvollsten<br />

Spezifikationen der Elektronikindustrie<br />

erfüllt.<br />

<strong>EPP</strong>: Was macht das Unternehmen zum<br />

Erhalt unserer Umwelt, Stichwort Nachhaltigkeit?<br />

Robert Moor: Protavic ist sich der Umwelt-<br />

und Klimaprobleme sowie der Notwendigkeit<br />

bewusst, seinen CO2-Fußabdruck<br />

zu reduzieren, indem anspruchsvollste<br />

Arbeitsschutzbestimmungen weltweit<br />

eingehalten werden. Unsere Endprodukte<br />

werden in Übereinstimmung mit internationalen<br />

sowie nationalen Vorschriften<br />

gefertigt und unsere Kunden vor Produkt-Obselescence<br />

geschützt.<br />

<strong>EPP</strong>: Wie haben sich die Anforderungen<br />

in der Elektronik verändert?<br />

Robert Moor: Der Validierungsprozess<br />

für die Einführung neuer Produkte wird<br />

immer langwieriger, umständlicher und<br />

kostspieliger. Gleichzeitig ist es für die<br />

Branche entscheidend, schneller neue Materialien<br />

zu entwickeln. Zwei widersprüchliche<br />

Trends, bei denen Protavic als Lieferant<br />

unterstützen kann. Darüber hinaus ist<br />

es ein positiver Aspekt, zu einem soliden<br />

und langjährigen Chemieunternehmen zu<br />

gehören, welches unter Berücksichtigung<br />

aller regulatorischen Auflagen der Elektronikindustrie<br />

nachhaltig produziert.<br />

<strong>EPP</strong>: Wie schafft es das Unternehmenen,<br />

möglichst schnell Innovationen zu entwickeln<br />

und marktfähig zu machen?<br />

Robert Moor: Als Teil seiner Entwicklungsstrategie<br />

konzentriert sich Protavic auf<br />

multilaterale Technologiepartnerschaften:<br />

ein Projekt, an dem akademische Labore,<br />

Elektronikhersteller und Endbenutzer ein<br />

gemeinsames technisches Problem lösen.<br />

Das Interesse dieser Art von Projekten besteht<br />

darin, interaktive Tests für neue Entwicklungen<br />

mit einem Minimum an Mitteln<br />

bei einer maximalen Wirkung zu realisieren.<br />

Beispielsweise wurde in einem früheren<br />

Projekt ein neues Harz mit einer sehr vielversprechenden<br />

Hochtemperaturbeständigkeit<br />

im Labor entwickelt. Im Rahmen einer<br />

einfachen Kunden-Lieferanten-Beziehung<br />

haben die Partner ihre Vernetzungsbedingungen<br />

genau beschrieben und alle<br />

ihrer Fehleranalysen bereitgestellt. Das genaue<br />

Verständnis der Situation ermöglichte<br />

es unserem Entwicklungsteam, innerhalb<br />

weniger Tage eine neue Formulierung<br />

zu entwickeln, die dann validiert und für<br />

den letzten Demonstrator des Projekts beibehalten<br />

wurde: der Gral des Projekts!<br />

<strong>EPP</strong>: Spüren Sie Auswirkungen von Covid<br />

oder dem Ukrainekrieg, Stichwort<br />

Bauteilknappheit, stark ansteigende<br />

Energiepreise oder Fachkräftemangel…<br />

Robert Moor: Auch wir sahen uns mit<br />

dieser langen und schmerzhaften Krise<br />

konfrontiert. Da es während des Lockdowns<br />

unmöglich war, Kunden zu besuchen,<br />

haben wir dementsprechend mit digitalen<br />

Lösungen darauf reagiert. Dies<br />

wurde zwar von unseren Kunden sehr geschätzt,<br />

kann jedoch niemals den direkten<br />

Kontakt mit einem Kunden ersetzen und<br />

sind daher froh, unsere Kunden wieder direkt<br />

besuchen können. Zudem sind wir<br />

ebenfalls mit Problemen der Rohstoffversorgung,<br />

Preiserhöhungen sowie logistischen<br />

Einschränkungen konfrontiert und<br />

versuchen dies so gut wie möglich selbst<br />

zu lösen, indem wir uns intern organisieren.<br />

Was den Krieg in der Ukraine anbelangt,<br />

wirkt sich dies bisher hauptsächlich auf die<br />

Verfügbarkeit von Rohstoffen aus. Protavic<br />

ist dennoch in der Lage, seine wichtigsten<br />

Rohstoffe zu sichern. Doch sind die Auswirkungen<br />

der Energiekosten ein weiterer<br />

nicht unbedeutender Faktor, der nicht dazu<br />

beiträgt, den Marktpreis für Rohstoffe und<br />

Fertigprodukte zu stabilisieren. Heute sind<br />

wir bei der Verfügbarkeit und dem Preis der<br />

Rohstoffe in der Lage, die Versorgung aller<br />

Kunden aufrechtzuerhalten.<br />

<strong>EPP</strong>: Wo sehen Sie die Trends von morgen,<br />

speziell in der Elektronik?<br />

Robert Moor: Wir hören immer mehr<br />

über das Recycling in der Elektronik. Dies<br />

bedeutet für unsere Produkte, neue Merkmale<br />

wie Rework, einfache Demontage,<br />

aber auch biobasierte und sogar biologisch<br />

abbaubare Produkte, deren Auswirkungen<br />

auf den Klimawandel und die<br />

CO2-Bilanz begrenzt sind, zu berücksichtigen.<br />

Wir sind noch nicht hier angekommen,<br />

werden aber diese Anforderungen<br />

künftig berücksichtigen.<br />

<strong>EPP</strong>: Ist das Unternehmen für die Anforderungen<br />

der Zukunft vorbereitet?<br />

Robert Moor: Ja, natürlich. Wir berechnen<br />

Marktanforderungen mit ein und<br />

schaffen eine breite Palette technischer<br />

Produkte mit hohem Mehrwert, auch unter<br />

den Aspekten einer schnellen Reaktionsfähigkeit<br />

und Flexibilität. Parallel zum organischen<br />

Wachstum ist das Unternehmen<br />

auf der Suche nach weiteren Ausbaumöglichkeiten<br />

in Frankreich und im Ausland.<br />

www.protavic.com<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 9


» MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />

Green Electronics durch umweltverträgliche Materialwirtschaft<br />

Das Technologieforum rund<br />

um Nachhaltigkeit<br />

Am 15. Juni 2023 laden die Unternehmen kolb Cleaning Technology, MTM Ruhrzinn und<br />

Stannol zu „Green Electronics“ ein – eine Veranstaltung, die sich ausschließlich dem<br />

Thema Nachhaltigkeit in der Elektronikindustrie widmet. Auf der Zeche Zollverein in Essen<br />

gehen Referentinnen und Referenten auf verschiedene Aspekte rund um eine nachhaltige<br />

Produktion, die Einsparung von Ressourcen und die Wiederverwertung von Rohstoffen ein.<br />

Im Kurzinterview erklären Christian Ortmann, Geschäftsführer von kolb Cleaning Technology,<br />

Dan Mutschler, Geschäftsführer von MTM Ruhrzinn und Thomas Kolossa, Prokurist und<br />

Vertriebsleiter bei Stannol, welches Ziel sie mit Green Electronics verfolgen – und warum<br />

man die Veranstaltung auf keinen Fall verpassen sollte.<br />

Warum haben Sie sich dazu entschieden,<br />

eine Veranstaltung ausschließlich zum<br />

Thema Nachhaltigkeit zu organisieren?<br />

Dan Mutschler: Es gibt in der Elektronikbranche<br />

viele Veranstaltungen, aber<br />

das Thema Nachhaltigkeit wird dabei<br />

meist nur am Rande behandelt. Wir wollten<br />

eine Plattform schaffen, auf der das<br />

Thema im Mittelpunkt steht und von verschiedenen<br />

Expertinnen und Experten im<br />

Detail beleuchtet wird.<br />

Christian Ortmann: Alle drei Unternehmen<br />

haben sich schon vor Jahren das<br />

Die Interviewpartner v.l.n.r.: Thomas Kolossa von Stannol, Christian Ortmann von kolb Cleaning<br />

Technology sowie Dan Mutschler von MTM Ruhrzinn<br />

Bild: kolb<br />

Key Facts<br />

• Ort: Zeche Zollverein, Essen<br />

• Get Together: 14.06.2023,<br />

inklusive Barbecue und<br />

Führung rund um die Zeche<br />

• Green Electronics:<br />

15.06.2023<br />

• Moderation: Sabrina Nickel<br />

• Keynote: Lisa Reethen<br />

(Bosch Climate Solutions)<br />

www.green-electronics.net<br />

Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben<br />

– jeder ist hier in seinem Bereich<br />

Vorreiter, sei es rund um Recycling,<br />

Reinigungstechnologie oder Lötmittel. Da<br />

war es nur der nächste logische Schritt,<br />

dass wir uns zusammenschließen und gemeinsam<br />

eine Veranstaltung mit diesem<br />

Fokus planen.<br />

Thomas Kolossa: Unser Ziel ist es, mit<br />

Green Electronics möglichst viele Interessierte<br />

anzusprechen, die offen für einen<br />

ganzheitlichen Ansatz und Austausch<br />

zum Thema sind – unabhängig davon, ob<br />

sie sich schon intensiv damit auseinandergesetzt<br />

haben oder noch gar nicht.<br />

Worauf haben Sie bei der Auswahl der<br />

Referentinnen und Referenten Wert gelegt?<br />

Christian Ortmann: Uns war wichtig,<br />

dass die Referierenden nicht nur über<br />

ausgewiesene Expertise in ihrem Themenbereich<br />

verfügen, sondern konkrete Maßnahmen<br />

aufzeigen können, mit denen<br />

10 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


MESSEN & VERANSTALTUNGEN «<br />

man im eigenen Unternehmen tatsächlich<br />

Einfluss auf die verschiedenen Aspekte<br />

der Nachhaltigkeit nehmen kann. Uns<br />

geht es um wirkliche Ideen und nicht um<br />

Greenwashing.<br />

Thomas Kolossa: Wir wollten zudem<br />

eine Mischung aus verschiedenen Bereichen<br />

wie Management, Einkauf oder Produktion<br />

– mit vielen Tipps aus der Praxis.<br />

Ich denke, das ist uns bei der Zusammenstellung<br />

der Vorträge gelungen.<br />

Dan Mutschler: Wir legen großen<br />

Wert darauf, dass es keine Vertriebsveranstaltung<br />

wird. Wir als Organisatoren<br />

halten auch bewusst keine eigenen Vorträge,<br />

sondern laden ausschließlich externe<br />

Expertinnen und Experten ein. Es geht<br />

nicht darum, sich selbst zu profilieren.<br />

Was möchten Sie mit Green Electronics<br />

erreichen?<br />

Thomas Kolossa: Wir würden uns zunächst<br />

natürlich über möglichst viele Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer freuen – und<br />

einen regen Austausch zum Thema Nachhaltigkeit.<br />

Der Tag bietet eine gute Möglichkeit,<br />

Netzwerke zu schaffen und zu nutzen.<br />

Dan Mutschler: Wir möchten Denkanstöße<br />

und konkrete Handlungsempfehlungen<br />

geben: Welche Hebel stehen mir<br />

bei dem Thema zur Verfügung, die ich bislang<br />

vielleicht übersehen habe? Uns ist<br />

außerdem wichtig, den konkreten Mehrwert<br />

von Nachhaltigkeit aufzuzeigen:<br />

Ökologie und Ökonomie schließen sich<br />

nicht unbedingt aus.<br />

Christian Ortmann: Nach den jeweiligen<br />

Vorträgen wird es genug Zeit für Fragen,<br />

Anregungen und Wünsche geben.<br />

Alle können sich einbringen. Am Ende<br />

wäre es schön, wenn jeder Teilnehmende<br />

ein bis zwei Themen für sich mitnimmt,<br />

die dann im eigenen Unternehmen konkret<br />

umgesetzt werden können.<br />

Das Interview führte Simone Bauer.<br />

kolb Cleaning<br />

Technology GmbH<br />

Das Unternehmen gehört<br />

zu den weltweiten Marktführern<br />

im Bereich Reinigungssysteme<br />

und Reinigungschemie<br />

für die Elektronikfertigung.<br />

Seit mehr<br />

als 30 Jahren setzt kolb<br />

Cleaning Technology neue<br />

Benchmarks sowohl im<br />

Maschinenbau als auch in<br />

der Chemieentwicklung<br />

und im Design energieeffizienter,<br />

langlebiger Prozesse<br />

„made in Germany“. Das<br />

Unternehmen gilt zudem<br />

als Vorreiter im Bereich der<br />

nachhaltigen wässrigen<br />

Systemreinigung in<br />

der Elektronikindustrie.<br />

Stannol GmbH &<br />

Co. KG<br />

Gegründet 1879, gilt das<br />

Unternehmen bis heute<br />

als Pionier der modernen<br />

Löttechnik. Neben seinem<br />

hohen Qualitätsstandard<br />

und seiner innovativen<br />

Forschungs- und Entwicklungsabteilung<br />

setzt<br />

Stannol vor allem auf eine<br />

ökologische Lötmittelfertigung:<br />

Bereits 2<strong>01</strong>4 brachte<br />

Stannol den weltweit ersten<br />

fairen Lötdraht auf den<br />

Markt. Unter dem Namen<br />

greenconnect bietet das<br />

Unternehmen inzwischen<br />

eine komplette Produktpalette<br />

an, die Nachhaltigkeit<br />

und Fairness in den Mittelpunkt<br />

stellt.<br />

MTM Ruhrzinn<br />

GmbH<br />

MTM Ruhrzinn unterstützt die<br />

Elektronikbranche nach der<br />

Produktion von Baugruppen<br />

und optimiert das Stoffstrom -<br />

management für zinn- und edelmetallhaltige<br />

Produktionsabfälle.<br />

Der zertifizierte Entsorgungsfachbetrieb<br />

fördert durch nachhaltiges<br />

Handling von Zinn-,<br />

Gold- und Silberabfällen die<br />

Circular-Economy. Zudem wird<br />

der Product Carbon Footprint für<br />

Rohstoffe berechnet, die aus<br />

Produktionsabfällen in der Elektronikbranche<br />

durch Recycling<br />

gewonnen werden und den Kunden<br />

ein zertifizierter Nachweis<br />

über eingesparte Treibhaus -<br />

gasemissionen ausgestellt. Die<br />

Nachhaltigkeit wird nach DIN<br />

ISO Norm 14067:2<strong>01</strong>9 dokumentiert<br />

und so messbar gemacht.<br />

www.kolb-ct.com<br />

www.stannol.de<br />

www.ruhrzinn.com<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 11


» MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />

Moderator<br />

Dr. Hans Bell<br />

Hubert Kraus von<br />

Zollner Elektronik<br />

Ulf Oestermann,<br />

Fraunhofer IZM<br />

Dr. Richard Scheicher,<br />

BMK Group<br />

Stefan Wespel,<br />

Diehl AKO<br />

Reinhardt Seidel,<br />

FAU<br />

23. Europäisches Elektroniktechnologie-Kolleg<br />

Optimale Voraussetzungen im<br />

SMT-Technologie-Rennen<br />

Mit neuen Konzepten und Ideen an vorderster Front und damit wettbewerbsfähig<br />

im Bereich der Elektronikfertigung zu sein und auch zu bleiben, war<br />

Fokus der Vorträge während dem Europäischen Elektroniktechnologie-Kolleg.<br />

Die Veranstalter ASMPT SMT Solutions, Asys Group, Balver Zinn, Christian<br />

Koenen, kolb Cleaning Technology, Rehm Thermal Systems sowie Zevac<br />

sorgten für die Möglichkeit zum ausgedehnten Erfahrungsaustausch im<br />

Kreis der Teilnehmer, Referenten und Geschäftspartner.<br />

Wettbewerbsfähigkeit bedeutet nicht nur Automatisierung<br />

und Digitalisierung in einer<br />

Branche, sondern auch stets auf dem neuesten Stand<br />

der Entwicklungen zu sein. Das 23. EE-Kolleg bot sich<br />

perfekt an, um von Know-how in einem angenehmen<br />

Ambiente zu profitieren und sich die Pole-Position im<br />

täglichen SMT-Technologie-Rennen zu sichern.<br />

Moderator Dr. Hans Bell zeigte mit seiner Einführung,<br />

wie wichtig der Bereich Elektronik für Wirtschaft,<br />

Industrie sowie Gesellschaft ist und führte<br />

durch die Geschichte der Surface Mount Technology.<br />

So gab es eine Reihe von Erfindungen, die zusammen<br />

genommen zur heutigen Leiterplatte beigetragen haben.<br />

Albert Hansson meldete das Patent 1903 zu einem<br />

Holzlaminat mit beidseitig verschraubten Messingstäben<br />

sowie paraffiniertem Papier mit innen<br />

eingeklebten Kupferstreifen inklusive einer doppelseitigen<br />

Version an. Charles Ducas erfand 1925 die<br />

galvanische Beschichtung von Kupfer als erster; Paul<br />

Eisler machte eine Patentanmeldung für fotografisches<br />

Drucken und Ätzen von Kupferfolie, eine Methode,<br />

um Leiterplatten in Massenproduktion zu<br />

wirtschaftlich vertretbaren Kosten herzustellen. Vom<br />

gestern ging es zum morgen und damit der Miniaturisierung<br />

inklusive neuester Technologien von z. B.<br />

Apple. Das starke Wachstum der Elektromärkte weltweit<br />

zeigte nochmals die Bedeutung dieses Bereichs<br />

klar auf.<br />

Wettbewerbsfähige Fertigung<br />

von Elektronik<br />

Mit dem Vortrag „Simultaneous Engineering – Wie<br />

ein EMS-Unternehmen erfolgreich Produkte entwickelt“<br />

zeigte Hubert Kraus von Zollner auf, wie ein<br />

EMS-Unternehmen mit diesem Ansatz erfolgreich<br />

Produkte entwickelt. Er beleuchtete Aspekte, die es<br />

während dieser Zeit zu beachten gilt und stellte Lösungsansätze<br />

sowie Erfolgsfaktoren vor. Bei einer<br />

Produktentwicklung stehen nicht nur die funktionalen<br />

Anforderungen im Mittelpunkt, sondern in gleicher<br />

Weise auch die entsprechenden Rahmenbedingungen<br />

wie bspw. die Muster- oder Serienproduktion.<br />

Abgerundet wurde der Vortrag durch das Aufzeigen<br />

wesentlicher Erfolgsfaktoren sowie umgesetzter<br />

Referenzprojekte.<br />

Der Einsatz eines Digitalen Zwillings schafft<br />

grundsätzlich neue Wege der Optimierung und Effizienzsteigerung<br />

in einer Elektronikfertigung und wird<br />

12 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


MESSEN & VERANSTALTUNGEN «<br />

alle Bilder: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />

Dr. Dirk Seehase,<br />

Universität Rostock<br />

Dan Mutschler,<br />

MTM Ruhrzinn<br />

Dr. Christoph Lehnberger,<br />

Andus Electronic<br />

Dr. Frank Steinhäußer,<br />

Infineon Technologies<br />

Prof. Dipl.-Ing. Peter<br />

Jacob, Empa<br />

als Treiber der Digitalisierung gesehen. Ulf Oestermann<br />

vom Fraunhofer IZM zeigte in seinem Vortrag<br />

zum digitalen Zwilling in der Elektronikfertigung auf,<br />

dass gerade in den Bereichen Entwicklung, Test und<br />

Optimierung der Digital Twin durch eine lückenlose<br />

Kommunikation zwischen virtueller und realer Welt<br />

unterstützt.<br />

Auch beim Vortrag „Box-Build – Mehrwert durch<br />

Prozessvielfalt: Vergießen, Silikonieren, Beschichten,<br />

Montieren, etc. werden zum Standard in der professionellen<br />

Elektronikfertigung“ von Dr. Richard Scheicher<br />

der BMK Group war der digitale Zwilling Thema.<br />

Hierbei ging es um das Projekt ModProFT oder auch<br />

modellbasierte autonome Prozessplanung für Funktionstests<br />

in der Elektronikfertigung, welches gemeinsam<br />

mit der Hochschule Augsburg initiiert wurde.<br />

Das Verbundforschungsprojekt hat zum Ziel, Fertigungsprozesse<br />

und -abläufe so vorzubereiten, dass<br />

u.a. durch KI Anwendungsfelder wie Predictive Maintenance<br />

und Quality evaluiert werden können, um<br />

die Wettbewerbskraft zu stärken.<br />

Stefan Wespel von Diehl AKO gab den Zuhörern<br />

seine Erfahrungswerte zum Einsatz von Robotertechnik<br />

in der Elektronikindustrie bei Diehl Controls weiter.<br />

Die Hauptgründe hierfür lagen neben hoher Prozessstabilität<br />

sowie Automatisierung auch in der Flexibilität<br />

und den Kosten. In Wangen konzentriert sich<br />

die Fertigung auf Leistungselektronik für Wärmepumpen<br />

durch aktuell vier SMD-Linien mit jeweils 80<br />

Metern Länge, vier Bestückrobotern sowie zwei zusätzlichen<br />

Robotern, um dem zunehmenden Wettbewerbsdruck<br />

weiter entgegenzustehen.<br />

Nachdem insbesondere auf leistungselektronischen<br />

Baugruppen SMT/THT Mischbestückung<br />

(60–70 %) eingesetzt wird, widmete sich Reinhardt<br />

Seidel von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg<br />

der Entwicklung optimaler SMTund<br />

THT-Prozesse mit Hilfe von Simulation. Hierbei<br />

Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />

Das 23. EE-Kolleg bot reichlichst Gelegenheit, um neue Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 13


» MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />

Pole-Position im SMT-<br />

Technologie-Rennen:<br />

Neue Konzepte und<br />

Ideen<br />

Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />

wird ein aus Lötexperimenten erzeugter numerischer<br />

Datensatz als Grundlage für das Training eines KI-<br />

Modells herangezogen, um den Lotdurchstieg vorherzusagen.<br />

So sollten kritische Lötstellen frühzeitig<br />

im Designprozess erkannt, und stabile Prozess erzeugt<br />

werden.<br />

Induktionslöten ist ein weit verbreitetes Verfahren<br />

zum Fügen von elektronischen Bauteilen und ermöglicht<br />

einen selektiven Erwärmungsprozess, so dass es<br />

nicht notwendig ist, die komplette Baugruppe in den<br />

Ofen legen zu müssen. Die sich daraus ergebenden<br />

Vorteile stellte Dr. Dirk Seehase von der Universität<br />

Rostock mit den neuen Möglichkeiten der Zuverlässigkeitsprüfung<br />

mittels beheizter Leiterplatten vor.<br />

Unter anderem können neben reduziertem Energieverbrauch<br />

auch thermische Belastungen minimiert<br />

werden, was die Zuverlässigkeit des Elektronikmoduls<br />

verbessert.<br />

Durch innovative Prozesse<br />

zukunftsfähig bleiben<br />

Dan Mutschler von MTM Ruhrzinn setzte seinen<br />

Fokus durch den Vortrag „Mit Sekundärrohstoffen zu<br />

einer CO 2 -neutralen Fertigung“ auf Nachhaltigkeit.<br />

Bereits im Produktdesign gilt es zu berücksichtigen,<br />

dass Rohstoffe wiederverwertet werden können und<br />

der Zugang auch dazu besteht. So setzt Apple in seinen<br />

Produkten verstärkt auf recycelte Materialien<br />

und treibt neue Demontagetechnologie als Teil des<br />

Ziels eines geschlossenen Kreislaufs voran. Mit umweltschonenden<br />

Rezyklaten, also nur wenn Abfallströme<br />

von Produktionsabfällen optimiert produziert<br />

werden, kann die Pole Position erreicht werden.<br />

Marktsituation, Technologietrends und neue Anwendungen<br />

bei Leiterplatten besprach Dr. Christoph<br />

Lehnberger der Andus Electronic indem er im Vorfeld<br />

die Megatrends wie Systemintegration, Smartphone,<br />

Wearable, 3D bzw. additive Fertigung oder Embedded<br />

Bauteile vorstellte. Die kontinuierliche Entwicklung<br />

von Geräten der Unterhaltungselektronik, smarten<br />

Geräten oder die Einführung von PCBs in vernetzten<br />

Fahrzeugen gehören zu den Ursachen, dass der Leiterplattenmarkt<br />

ein schnelles Wachstum verzeichnen<br />

konnte. Hinzu kommen Power PCBs mit neuen Anwendungen<br />

von Elektromobilität über Heizfolien bis<br />

zu elektrisch induzierten Zellkulturen.<br />

Dr Frank Steinhäußer, Infineon Technologies AG,<br />

konzentrierte sich auf die Anforderungen und Trends<br />

moderner Package Footprints und stellte in Zuge<br />

dessen die Wachstumsmärkte Energie, Mobilität, Sicherheit,<br />

IoT sowie Big Data in der Leistungselektronik<br />

vor.<br />

ESD-Risikoevaluierungen an Bestückungsautomaten<br />

durch direkte Messungen werden aufgrund hoher<br />

Prozessgeschwindigkeiten sowie erschwerter Zugänglichkeit<br />

an den kritischen Messstellen zunehmend<br />

schwieriger. Eine Testplatine zur Probebestückung<br />

ermöglicht direkte Messung von Auf- und Entladeverläufen,<br />

womit es zu neuen Denkansätzen im<br />

ESD-Schutz kam, wie Prof. Dipl.-Ing. Peter Jacob,<br />

Empa Swiss Federal Laboratories for Materials Science<br />

and Technology, in seinem Vortrag über ESD-Risiken<br />

in Bestückungsanlagen – neuartige Messverfahren<br />

und ESD-Abhilfemaßnahmen, verlauten ließ.<br />

Zielgerichtete Maßnahmen in modernen Hochgeschwindigkeits-Bestückautomaten<br />

mit Mehrfachbestückung<br />

in mehreren Kanälen und zahlreichen<br />

Nozzles erlauben einen wirksamen ESD-Schutz. In<br />

Summe ist absehbar, dass sich der ESD-Schutz künftig<br />

mehr und mehr vom Bauteil weg hin zu den Verarbeitungsprozessen<br />

verlagern wird. (Doris Jetter)<br />

www.ee-kolleg.com<br />

14 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


MESSEN & VERANSTALTUNGEN «<br />

Focus on PCB, 17–18 Mai 2023, Vicenza Expo Center, Italien<br />

Hier dreht sich alles um die Leiterplatte<br />

Nach der ersten sehr erfolgreichen<br />

„Focus on<br />

PCB“ wird am 17. und 18.<br />

Mai 2023 die nächste<br />

Messe stattfinden. Im Vicenza<br />

Expo Center, Italien,<br />

wird sich dann erneut<br />

alles um die Leiterplatten<br />

drehen – vom<br />

Design über die Bestückung<br />

bis hin zur Qualitätskontrolle.<br />

Die Focus<br />

on PCB adressiert alle,<br />

die Leiterplatte benutzen,<br />

erforschen, entwerfen und produzieren<br />

sowie alle stillen Visionäre, die die Zukunft<br />

dieser Komponente voraussehen. Das<br />

kompakte B2B-Event bietet zwei Tage<br />

lang eine Ausstellung von Produkten und<br />

Technologien, begleitet von einer Reihe<br />

Bild: SweetBunFactory/stock.adobe.com<br />

von Premium Konferenzen mit PCB-Key<br />

Playern und Experten, um die künftigen<br />

Entwicklungen der Branche zu diskutieren.<br />

Das Event wird von der italienischen<br />

Tochtergesellschaft der NürnbergMesse<br />

organisiert und von dem nationalen Ver-<br />

Am 17. und 18 Mai 2023<br />

findet die Focus on PCB statt.<br />

Im Vicenza Expo Center, Italien,<br />

wird sich dann alles um<br />

die Leiterplatte drehen.<br />

band der elektrotechnischen<br />

und elektronischen<br />

Firmen namens Anie<br />

Componenti Elettronici<br />

und dem Verband der<br />

elektronischen Bezirke<br />

Italiens Assodel gesponsert.<br />

Zu den Ausstellern<br />

im Jahr 2022 gehörten<br />

unter anderem Brady, Elco und HTS PCB<br />

sowie Peters Italia, Phoenix PCB und Spea.<br />

Aussteller-Anmeldungen für 2023 sind<br />

noch möglich. Besuchern steht bald eine<br />

Ausstellerliste online zur Verfügung.<br />

https://focusonpcb.it/en/home_en/<br />

Mit Abstand<br />

die beste 3D AOI Lösung<br />

‹ 3D-Messfähigkeit auf dem<br />

höchsten Stand der Technik<br />

‹ Erweiterte Messfähigkeit<br />

durch 3D-Seitenkameras<br />

‹ Programmierung und<br />

Optimierung auf Basis<br />

künstlicher Intelligenz<br />

Koh Young Europe GmbH<br />

Industriegebiet Süd E4<br />

63755 Alzenau<br />

Tel. 06188 9935663<br />

E-Mail: europe@kohyoung.com<br />

www.kohyoung.com<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 15


» MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />

12. Asys Group Technologietage in Dornstadt<br />

Optimierte Fertigungsprozesse<br />

für die intelligente Fabrik<br />

Im letzten Jahr feierte die Asys Group das 30-jährige Jubiläum und lud mit den<br />

Technologie-Tagen die Branche ein, gemeinsam auf eine Reise in die Vergangenheit<br />

und vor allem in die Zukunft zu gehen. Seit Gründung im April 1992 geht das<br />

Unternehmen nach vorn und verfolgt eine beeindruckende technologische und<br />

unternehmerische Entwicklung mit all ihren Höhen und Tiefen.<br />

Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />

Moderator Thorsten<br />

Frenzel stimmte die rund<br />

300 Teilnehmer auf die<br />

Veranstaltung ein<br />

Die Technologie-Tage standen unter<br />

dem Motto: 30 Years and Beyond.<br />

So verbinden die zwei Firmengründer<br />

Werner Kreibl und Klaus Mang in drei<br />

Jahrzehnten neueste Technologie mit bewegter<br />

Geschichte und ebnen den Weg zu<br />

smarten Shopfloor-Lösungen. Bereits vor<br />

fünf Jahren hat das Gründerduo alles in<br />

die Wege geleitet, sich aus den Aktivitäten<br />

der Unternehmensgruppe in ruhigere<br />

Zeiten zu verabschieden. Hierfür ist Jürgen<br />

Ries, der viele Jahre das Unternehmen<br />

in China geleitet hatte, im Jahr 2020<br />

zurück nach Deutschland gekommen und<br />

in die Geschäftsleitung eingetreten. Doch<br />

die derzeitigen Herausforderungen, bedingt<br />

durch Corona sowie den Ukrainekrieg,<br />

erfordern nach wie vor den vollen<br />

Einsatz aller Geschäftsführer. Ein großes<br />

Thema ist hierbei neben der Personalsituation<br />

die aktuelle Supply Chain und damit<br />

verbunden die Lieferzeiten der drei<br />

Bereiche Electronics, Life Science und<br />

Energy. Getreu der Mission Automate, Digitalize<br />

& Connect werden die Kunden<br />

auch im morgen auf dem Weg zur intelligenten<br />

Fabrik begleitet und durch zukunftsfähige<br />

Lösungen aufgezeigt, wie<br />

die Effizienz von Maschinen und Anlagen<br />

gesteigert, und damit der Durchsatz erhöht<br />

werden kann.<br />

Return to the Future<br />

Thorsten Frenzel, Head of Sales, begrüßte<br />

vorab die ca. 300 Teilnehmer und<br />

gab erste Eindrücke darüber, was während<br />

der zwei Veranstaltungstagen zu<br />

erwarten war. Als Überraschungsgast<br />

startete Johann Weber, Vorstandsvorsitzender<br />

bei Zollner, mit seinem Bericht<br />

über den Benefit einer guten Partnerschaft.<br />

Am Beispiel der beiden Unterneh-<br />

16 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


MESSEN & VERANSTALTUNGEN «<br />

Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />

Die Geschäftsführer Werner kreibl, Kalus Mang<br />

und Jürgen Ries während des Gastredner-Vortrags<br />

men wurde deutlich, wie so der nachhaltige<br />

Mehrwert gesteigert werden kann.<br />

Ganz nach dem Motto: Wer allein arbeitet<br />

addiert, wer zusammen arbeitet multipliziert!<br />

Mit der Keynote „Life means<br />

risk“ vermittelte Miriam Höller, ehemals<br />

erfolgreiche Stuntfrau ohne Furcht, wie<br />

sie sich nach einem Schicksalsschlag wieder<br />

auf ihre Stärken besann und mit der<br />

richtigen Motivation ihr Leben erneut in<br />

den Griff bekam. Ulf Groos vom Fraunhofer-Institut<br />

für Solare Energiesysteme ISE<br />

in Freiburg zeigte auf, wie Wasserstoff<br />

sich weltweit dynamisch zu einem handelbaren<br />

und grünen Energieträger etabliert<br />

und damit nachhaltig produzierte<br />

Kraftstoffe für den Einsatz in der emissionsarmen<br />

Mobilität bietet. Neben Verbrennungsmotoren<br />

für Wasserstoff oder<br />

grünen Kraftstoffen stellen Brennstoffzellen<br />

eine effiziente Energieversorgung<br />

für elektromotorische Antriebe dar, ist als<br />

Technologie durch eine hohe Anzahl von<br />

Gleichteilen gekennzeichnet und hat so<br />

besondere Herausforderungen für die<br />

Produktion.<br />

Einen Überblick zu den verschiedenen<br />

Themenwelten der Unternehmensgruppe<br />

erhielten die Teilnehmer durch die Tech<br />

Tour und Sessions inklusive Ausstellung,<br />

um über spezifische Themen zu diskutieren<br />

und sich über praktische Anwendungsbeispiele<br />

auszutauschen.<br />

Die Zukunft des Schablonendrucks:<br />

Torsten Vegelahn über den vollautomatischen<br />

Drucker Serio 6000. In der Basiskonfiguration<br />

mit allen State of the Art<br />

Features, ermöglicht dieser jederzeit, auf<br />

Autonomie umzustellen. Besprochen<br />

wurden die zu beachtenden Einflüsse in<br />

der smarten Fabrik sowie die verschiedenen<br />

möglichen Autonomiestufen des Druckers.<br />

Automatisierungsgerechtes Design:<br />

Adrian Teuber und Dominic Albert waren<br />

Ansprechpartner für stabile, schnelle und<br />

kosteneffiziente Montagelösungen. Sie<br />

besprachen unterschiedliche Designs von<br />

Fügepartnern inklusive der Potentialausschöpfung<br />

einer Automatisierungslinie<br />

bezüglich Stabilität, Performance und<br />

Kosten.<br />

Vor- und Nachteile von M2M<br />

Schnittstellen: Der automatisierte Informationsaustausch<br />

zwischen Anlagen bietet<br />

nie dagewesene Monitoring- und<br />

Kontrollmöglichkeiten, so Dr. Kai Kammers.<br />

Er zeigte die Vor- und Nachteile von<br />

M2M Schnittstellen im Automationsumfeld,<br />

am Beispiel von HERMES, CFX, OIC<br />

und OIC+, auf.<br />

Smarte Intralogistik – Autonomes<br />

Materialhandling im SMD-Umfeld: Für<br />

eine effiziente Fertigung sind eine bedarfsgerechte<br />

Versorgung sowie Bereitstellung<br />

von Material von großer Bedeu-<br />

tung, wie Fabian Autenrieth herausstellte.<br />

Er zeigte, kombiniert aus Hard- und Software-Elementen<br />

des modularen Produktportfolios,<br />

Use-Cases, praktische Anwendungen<br />

und daraus resultierende Vorteile<br />

auf.<br />

Performance-Anzeige & Clevere<br />

Software-Features beim Lasermarkieren:<br />

Swen Nothjunge vermittelte neue<br />

clevere Softwaretools, mit denen die Performance<br />

von Laseranlagen einfach zu<br />

analysieren sind. Mittels der automatischen<br />

Laserleistungsmessung lassen sich<br />

Laserparameter automatisch auf folgende<br />

Laseranlagen übertragen.<br />

Der Schlüssel zur Industrie 4.0: Industrielle<br />

Netzwerke im Wandel: In dieser<br />

Session sprach Dr. Sven Hermann über Arten<br />

und Anwendungen von aktuellen und<br />

zukünftigen Wireless Technologien in der<br />

Automatisierung und ging dabei auch auf<br />

den in der Ausstellung präsentierten<br />

„ASYS-Wireless-Greifer“ ein.<br />

Produktumstellung leicht gemacht &<br />

Vego Bedienkonzept der Zukunft: Die<br />

Referenten Jürgen Lehner und Stefan Petz<br />

diskutierten den maschinenübergreifenden<br />

und automatischen Produktwechsel.<br />

Zudem ging es um die Vego Future Area<br />

in Verbindung mit dem Bedienkonzept der<br />

Zukunft. Alternative Bedienformen wie<br />

zum Beispiel mobile Bedienung und<br />

Johannes Weber von der Zollner AG besprach die enge und gute Partnerschaft der beiden Unternehmen<br />

inklusive deren Bedeutung<br />

Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 17


» MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />

Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />

Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />

Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />

Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />

Impressionen der Tech-Tour, eine Führung durch die komplette Ausstellung in Kleingruppen eingeteilt, um das umfangreiche Produktportfolio kennenzulernen<br />

Sprachsteuerung kommen in der Fabrik<br />

der Zukunft dabei eine Schlüsselrolle zu.<br />

Smarte Unterstützung von Bediener<br />

im Shopfloor: Die praktischen Anwendungsbeispiele,<br />

von der übersichtlichen<br />

Maschinenstatus-Anzeige auf der Smartwatch<br />

über Dashboards auf dem Großmonitor<br />

zur Visualisierung des Materialflusses,<br />

bis hin zur einfachen Linienkonfiguration<br />

über Tablet, wurde durch Eduard<br />

Kirstgen präsentiert.<br />

Vom Lasermarkieren zum Laserschweißen:<br />

Günter Lorenz verdeutlichte<br />

die Mechanismen der Wechselwirkung von<br />

Laserstrahlung und Material. Eine kurze<br />

Vorstellung der Laserprozesse sowie die<br />

Klassifizierung nach Energiedichte und<br />

Leistung zeigten auf, welche Laser für welche<br />

Materialbearbeitungen geeignet sind.<br />

Brennstoffzellenproduktion – von der<br />

Manufaktur zur Massenproduktion: Bereits<br />

etablierte Maschinen, Prozesslösungen,<br />

Software und Logistiklösungen des<br />

Unternehmens können direkt oder in angepasster<br />

Form auch für die Brennstoffzellenproduktion<br />

eingesetzt werden.<br />

Franz Plachy legte den Fokus auf die einzelnen,<br />

für die Herstellung eines finalen<br />

Brennstoffzellen Stacks, wichtigen Prozessschritte.<br />

Digitalisierung für neuen Horizont<br />

beim Nutzentrennen: Martin Gehring<br />

und Philipp Schmid zeigten auf, wie es die<br />

Digitalisierung von Produktdaten sowie<br />

die Offline-Programmierung beim Nutzentrennprozess<br />

ermöglichen, flexibler,<br />

schneller und ressourcenschonender zu<br />

produzieren.<br />

Prozesssicherheit in klimatisierter<br />

und reiner Umgebung: Karl Goll besprach<br />

zukunftsfähige Lösungen, die<br />

komplette Fertigungshallen, automatisierte<br />

Produktionslinien oder einzelne<br />

Prozessmaschinen vor ungünstigen Umgebungseinflüssen<br />

schützen, um Prozesse<br />

sicher planen und realisieren können.<br />

Handling feuchtigkeitsempfindlicher<br />

Bauteile mit intelligenter Trockenlagerung<br />

& Logistik: Zur Minimierung von<br />

Bauteilausfällen und -abfällen sowie zur<br />

Optimierung der Produktqualität konfrontierten<br />

Dave Brehler und Andre Rinne<br />

die Teilnehmer mit verschiedenen Szenarien,<br />

um einen hochwertigen Herstellungsprozess<br />

gewähren zu können.<br />

It might get dirty – Siebdruck selber<br />

machen: Gerd Krause vermittelte die<br />

Technik des manuellen Siebdrucks. Vollautomatisches<br />

Drucken wird nur dann<br />

verständlich, wer die Grundlagen kennt.<br />

Daher ging es nach einer kurzen Einführung<br />

an die Praxis.<br />

Die zweitägige Veranstaltung wurde neben<br />

der Abendveranstaltung durch einen<br />

Tag der offenen Tür ergänzt. (Doris Jetter)<br />

www.asys-group.com<br />

18 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


Open Automation in der Integrated Smart Factory<br />

ASMPT auf der IPC APEX EXPO 2023<br />

Der Geschäftsbereich SMT Solutions von<br />

ASMPT belegte auf der IPC APEX EXPO<br />

2023 in San Diego erneut seine Position<br />

als Technologiepionier: mit dem neuen<br />

Highspeed-Lotpastendrucker DEK TQ L für<br />

große Leiterplatten bis 600 x 510 mm sowie<br />

smarter und innovativer Software für<br />

die Integrated Smart Factory. Dazu zählt<br />

die Smart Shopfloor Management Suite<br />

Works für die Prozessoptimierung an der<br />

SMT-Linie, smarte SaaS-Applikationen<br />

auf Factory- und Enterprise-Ebene sowie<br />

eine speziell für die Bedürfnisse von SMT-<br />

Fertigern ausgerichtete MES-Lösung. Mit<br />

Modularität, Herstellerunabhängigkeit<br />

und Nachrüstbarkeit fügen sich alle gezeigten<br />

Hard- und Softwarelösungen dabei<br />

nahtlos in das Konzept Open Automation<br />

für die wirtschaftlich sinnvolle Automatisierung<br />

der SMT-Fertigung ein.<br />

Best-in-Class SMT-Linie<br />

Auf dem Messestand konnten sich Besucher<br />

überzeugen, wie Hochleistungsdrucker,<br />

Highend-SPI-Systeme, High Performance-Bestücksysteme,<br />

Zuführungslösungen<br />

sowie voll automatisierte Lagersysteme<br />

perfekt und in hoher Präzision an<br />

einer voll funktionsfähigen SMT-Linie zusammenarbeiten.<br />

Zum ersten Mal auf<br />

amerikanischem Boden mit dabei war der<br />

neue Lotpastendrucker DEK TQ L, mit dem<br />

Fertiger ihre Flexibilität und ihr Produktspektrum<br />

erheblich erhöhen können und<br />

so völlig neue Märkte eröffnen.<br />

Dank offener Schnittstellen wie IPC-HER-<br />

MES-9852 oder IPC-CFX sind alle Systeme<br />

für die nahtlose M2M- und M2H-Kommunikation<br />

ausgelegt. So fügen sie sich problemlos<br />

und umfassend in das modulare<br />

und herstellerunabhängige Konzept Open<br />

Dank NLP-Technologie kann man Virtual Assist<br />

in natürlicher Sprache Fragen wie einem Kollegen<br />

stellen und spart bis zu 95 % an Zeit für die<br />

Informationssuche<br />

Automation für die wirtschaftlich sinnvolle<br />

Automatisierung der SMT-Fertigung ein.<br />

Mit smarten Lösungen und SaaS-Applikationen<br />

(Software as a Service) für Maschinen-,<br />

Shopfloor- sowie Fabrik- und Unternehmensebene<br />

wurde die Technologieführerschaft<br />

unterstrichen. Zudem präsentierte<br />

Critical Manufacturing (CMF) das führende<br />

Manufacturing Execution System<br />

„Critical Manufacturing MES“, das ganz<br />

auf die speziellen Bedürfnisse der Elektronikfertigung<br />

ausgelegt ist.<br />

www.asmpt.com<br />

Bild: ASMPT<br />

09. – 11.05.2023<br />

NÜRNBERG<br />

Werden Sie<br />

Teil der<br />

Community!<br />

DRIVING<br />

MANUFACTURING<br />

FORWARD<br />

Zusammen Richtung Fortschritt gehen –<br />

die Fachmesse für die Community der<br />

Elektronikfertigung verbindet nicht nur Menschen<br />

und Technologien aus den Bereichen Entwicklung,<br />

Fertigung, Dienstleistung und Anwendung<br />

mikroelektronischer Baugruppen und Systeme<br />

miteinander, sondern hat auch das Ziel, die<br />

Fertigung gemeinsam voranzutreiben und<br />

fortlaufend zu verbessern.<br />

smtconnect.com<br />

# smtconnect<br />

Messe<br />

<strong>EPP</strong> »<br />

Frankfurt Group<br />

<strong>01</strong>-02 | 2023 19


» TITELSTORY<br />

Bild: Rehm<br />

33 Jahre lang begleitet und vorangetrieben<br />

Quantensprünge<br />

in der Elektronikindustrie<br />

20 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


Die Geschwindigkeit, mit der sich Neuerungen<br />

und Weiterentwicklungen am Markt etablieren<br />

– und genauso rasch wieder verschwinden – ist<br />

gleichzeitig inspirierend und erschreckend. Wenn<br />

man an die Anfänge der Elektronikfertigung zurückdenkt,<br />

hat man unweigerlich massige, THT-bestückte<br />

Leiterplatten im Kopf. Die Bauteile wurden von der<br />

unbedruckten Seite her durchgesteckt und auf den<br />

kupfernen Leiterbahnen auf der anderen Seite verlötet<br />

– alles manuelle Prozesse, von einer Automation<br />

war man noch weit entfernt. Ganz neue Möglichkeiten<br />

für das Produktdesign ergaben sich für die Produktentwickler<br />

mit der fortschreitenden Entwicklung<br />

der Leiterplattenherstellung. Die fortschreitende Miniaturisierung<br />

der Bauteile gab ihr Übriges dazu. In<br />

den 1970er Jahren kamen die ersten Bestückautomaten<br />

auf den Markt und das Thema „Pick and Place“<br />

nahm Fahrt auf. So war es nur eine Frage der<br />

Zeit, bis auch die weiteren Prozessschritte innerhalb<br />

der Baugruppenfertigung automatisiert wurden.<br />

Die Elektronikindustrie ist eine der<br />

sich am schnellsten verändernden<br />

Branchen der vergangenen Jahrzehnte.<br />

Die Herausforderung besteht<br />

darin, bestehendes zu erhalten<br />

ohne die Trends von Morgen<br />

außer Acht zu lassen. Ein Spagat,<br />

den Rehm Thermal Systems in den<br />

vergangenen 33 Jahren mit viel Innovationskraft,<br />

engagierten Mitarbeitern<br />

und im Dialog mit Kunden<br />

erfolgreich geschafft hat.<br />

Im Wandel der Zeit<br />

Diese geänderten Anforderungen an die Baugruppenfertigung<br />

benötigten angepasste Prozesse. Nicht<br />

zuletzt um die Boards schnell, zuverlässig und in<br />

ausreichender Stückzahl produzieren zu können. Ein<br />

weiterer wichtiger Schritt war die Umstellung von<br />

bleihaltigen zu bleifreien Lotpasten. Zum Thema Automatisierung<br />

kam nun zusätzlich noch eine prozesstechnische<br />

Herausforderung dazu – das Löten unter<br />

Schutzgasatmosphäre, das ein wesentlich kleineres<br />

Arbeitsfenster erlaubt hat. Wurde bisher bei Mainstream-Loten<br />

ab 183 Grad bei bleihaltigen Loten gearbeitet,<br />

musste nun mit 217 Grad bei bleifreien Loten<br />

umgegangen werden. Daher war es notwendig<br />

neue Systeme zu entwickeln, die eine noch bessere<br />

Wärmeübertragung und differenzielleres Wärmemanagement<br />

(Temperaturprofilierung) ermöglichen.<br />

Und genau das begründete den Erfolg der Firma<br />

Rehm. Mit einem neuartigen Reflow-Lötprozess unter<br />

Stickstoff schaffte sich das Unternehmen einen<br />

innovativen Technologievorteil. „Nachdem vor mehr<br />

als 30 Jahren die Nachfrage nach kleinen, günstigen<br />

Lötanlagen immer größer wurde, konnte ich dieser<br />

Motivation im April 1990 folgen und den Traum von<br />

der eigenen Firma realisieren – mit Wolfgang Zeifang<br />

als ersten Mitarbeiter, der heute technischer Betriebsleiter<br />

bei Rehm ist. Unsere Idee, kleine Reflow-<br />

Lötanlagen mit leicht zugänglicher, zu öffnender<br />

Prozesskammer zu fertigen, hatte Erfolg. Der nächste<br />

Schritt war, diese Anlage für den Betrieb unter Stickstoffatmosphäre<br />

gasdicht zu bauen. Auch das gelang<br />

und wir konnten das Interesse einiger namhafter<br />

Kunden wecken“, erinnert sich Johannes Rehm.<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 21


» TITELSTORY<br />

Bild: Rehm<br />

Die erste Luftanlage<br />

des Unternehmens<br />

Die Weiterentwicklung elektronischer Geräte und<br />

ihrer Komponenten kennt bis heute keine Grenzen.<br />

Und mit ihr auch die stetigen Veränderungen an den<br />

Lötprozess. „Wearables und Cyber-Technologies prägen<br />

unsere moderne Gesellschaft. Intelligenz und<br />

Vernetzung sind in der Automobilindustrie besonders<br />

deutlich sichtbar. Die E-Mobility ist ein großes Thema.<br />

Intelligentes Frontlicht und Fahrassistenzsysteme<br />

sind Standard. Elektronische Fahrzeugkomponenten,<br />

ob high-power/high voltage oder integriertes<br />

Boardradar, werden immer anspruchsvoller, müssen<br />

aber trotzdem absolut sicher und zuverlässig funktionieren“,<br />

führt Johannes Rehm weiter aus.<br />

Zuverlässigkeit von Baugruppen<br />

Doch unabhängig vom technologischen Fortschritt<br />

sind es auch Umwelteinflüsse, die entsprechende<br />

neue Technologien hervorbringen. Ein Höchstmaß an<br />

Zuverlässigkeit elektronischer Baugruppen wird in<br />

den unterschiedlichsten Branchen gleichermaßen<br />

gefordert. Egal, ob ein Bauteil bei hohen Minusgraden<br />

in einem elektronischen Gerät oder Automobil in<br />

der Antarktis, auf der ISS im Weltall, in der Sahara<br />

oder bei medizinischen Geräten im Körper eingesetzt<br />

KURZ & BÜNDIG<br />

In 33 Jahren hat<br />

Rehm eine erstaunliche<br />

Entwicklung hinter<br />

sich und wird auch<br />

weiter die Branche mit<br />

innovativen Produkten<br />

in Staunen versetzen.<br />

wird, die Anforderungen sind dieselben. Absolute Zuverlässigkeit<br />

unabhängig von der Arbeitsumgebung.<br />

Hier gilt es mit Hilfe von Vakuum-Technologien, optimalen<br />

Beschichtungsverfahren und Testsystemen<br />

diese Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Daher wurde<br />

über die letzten 10 Jahre hinweg das Produktportfolio<br />

diesen neuen Herausforderungen angepasst und<br />

es wird inzwischen für alle Lötprozesse, egal ob Konvektion,<br />

Kondensation oder Kontaktlöten auch ein<br />

entsprechender Vakuumprozess zur Reduzierung von<br />

Voids angeboten. Um äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit,<br />

Chemikalien oder UV-Strahlung auf die Zu-<br />

22 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


verlässigkeit der Baugruppen entgegenzuwirken,<br />

wurde zudem die Produktpalette um den Conformal<br />

Coating Prozess und spezielle Systeme zur Lackaushärtung<br />

und -trocknung erweitert. Temperieranlagen<br />

für den Kalt/Warm-Incircuit-Test gehören heute<br />

ebenso zum Unternehmen wie Reel-to-Reel-Systeme<br />

für die LED-Fertigung. Die Kette reißt nicht ab. Der<br />

Ausbau erneuerbarer Energien inklusive entspre-<br />

chender Speicherkonzepte rückt das Thema Batteriezellenfertigung<br />

immer mehr in den Fokus. Auch hier<br />

stehen entsprechende Lösungen zur Verfügung. Ein<br />

richtiger Schritt im Hinblick auf Ressourcenschonung<br />

und Nachhaltigkeit. „Das Potential energieeffizienter,<br />

nachhaltiger Anlagen, also das große Thema Ressourcenmanagement,<br />

rückt immer mehr in den Fokus<br />

und wir verfolgen weiterhin das Ziel, die Energie-<br />

Die erste von Rehm<br />

entwickelte Stickstoffanlage<br />

Bild: Rehm<br />

Automatisiertes Beladen<br />

der Codenso mit<br />

Roboter<br />

Bild: Rehm<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 23


» TITELSTORY<br />

Wolfgang Zeifang und Joachim Erhard, Mitglieder der Geschäftsleitung, während einer Projektbesprechung<br />

Bild: Rehm<br />

Technologietage am<br />

26./27. April 2023<br />

Wir feiern unser 33jähriges Firmenjubiläum<br />

mit einem 2-tägigen Technologietag,<br />

interessanten und praxisnahen<br />

Workshops sowie einer tollen Abendveranstaltung!<br />

Das Motto: Be smART -<br />

Take pART - Die Kunst einer nachhaltigen<br />

Elektronikfertigung. Lassen Sie<br />

sich begeistern und inspirieren! Wir<br />

freuen uns auf einen regen Austausch<br />

zu den Trends in der Elektronikfertigung.<br />

Genießen Sie das abwechslungsreiche<br />

Programm in entspannter Atmosphäre<br />

an unserer Abendveranstaltung<br />

zum 33-jährigen Jubiläum und melden<br />

Sie sich gleich an!<br />

Die Details zur Veranstaltung<br />

sowie das Anmeldeformular<br />

und Stickstoffverbräuche unserer Anlagen zu senken,<br />

zum Beispiel durch Konzepte wie Wärmerückgewinnung,<br />

innovative Kühlkonzepte oder die Mehrfachnutzung<br />

von Stickstoff“, erläutert Johannes Rehm.<br />

Software mit mehr Bedeutung<br />

Doch nicht nur Innovationen im Hinblick auf Anlagentechnik<br />

sind gefordert. Linienintegration, Effizienz,<br />

Verfügbarkeit und Vernetzung in einer smarten<br />

Fertigung sind die Schlagworte der neuen Anlagengenerationen.<br />

Digitalisierte Produktionsprozesse und<br />

die Kommunikation von Maschinen untereinander<br />

erleichtern die moderne Produktion und bieten<br />

gleichzeitig enorme Transparenz: Dem hat Rehm<br />

Rechnung getragen und in den letzten Jahren verstärkt<br />

in die Entwicklung neuer Softwarekonzepte<br />

investiert. Mit den Systemen des Unternehmens können<br />

heute die für einen sicheren und stabilen Prozess<br />

relevanten Daten von Maschine zu Maschine und<br />

produktionsübergreifend kommuniziert werden. Eine<br />

softwaregestützte Produktion ermöglicht es dem Anwender,<br />

komplexe und variable Prozesse übersichtlich<br />

zu steuern und konstante Bedingungen einzuhalten.<br />

Dieser Weitblick und die ständige Beobachtung<br />

der aktuellen Entwicklungen am Markt in einem<br />

globalen Umfeld haben zum Erfolg der Firma beigetragen.<br />

Johannes Rehm legte schon immer sehr viel<br />

Wert auf den direkten Dialog mit Kunden und Part-<br />

24 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


Bild: Rehm<br />

Conformal Coating<br />

zum Schutz der<br />

Baugruppen mit<br />

der Protecto<br />

nern: „Erfolg ist mehr als eine messbare Verkaufszahl.<br />

Er äußert sich vielmehr in zufriedenen Kunden,<br />

motivierten Mitarbeitern, langjährigen Geschäftskontakten<br />

und technischem Fortschritt. Rehm profitiert<br />

bis heute von der enormen Expansion vom kleinen<br />

schwäbischen Mittelstandsunternehmen zum<br />

Global Player. Uns gelang es dabei immer wieder,<br />

neue Standards in der Branche zu setzen. Das schätzen<br />

auch unsere Kunden und Geschäftspartner, deren<br />

Wünsche wir nie aus dem Auge verlieren. Außerdem<br />

haben wir – früher wie heute – bei der Konstruktion<br />

und Herstellung unserer Anlagen stets die Trends der<br />

Elektronikwelt im Blick. Wir möchten innovative Systeme<br />

bieten, mit welchen unsere Kunden ihren Wettbewerbern<br />

immer einen Schritt voraus sind. Und ein<br />

Unternehmen ist nur so gut wie sein Personal – für<br />

den Hauptteil des heutigen Erfolgs von Rehm arbeiten<br />

über 600 kreative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“<br />

Abschließend kann man sich sicher sein, dass die<br />

Entwicklung längst nicht zu Ende ist. Ob es weitere<br />

Quantensprünge in der Elektronikfertigung geben<br />

wird, ist nicht vorhersehbar. Aber die Branche wird<br />

auch in Zukunft die Welt mit ihren innovativen Produkten<br />

in Staunen versetzen – und Rehm ist mit dabei!<br />

www.rehm-group.com<br />

Prozessberatung im Technology Center des Unternehmens<br />

Moderne ViCON Anlagensoftware<br />

Bild: Rehm<br />

Bild: Rehm<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 25


» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Verbesserung der Elektroniksicherheit<br />

Schutzlacke: Stand der Industrie<br />

versus Stand der Technik<br />

Die Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten großen Studie über Schutzlacke<br />

aus dem ausgezeichneten technischen Bericht IPC-TR-587 „Conformal Coating<br />

Material and Application ‚State of the Industry‘ Assessment“ skizzieren die<br />

wichtigsten Typen von Schutzlacken, die Techniken ihrer Aufbringung sowie<br />

Aushärtung und charakterisieren, welche Schichtdicke sich letztlich auf den<br />

Oberflächen der gängigen Komponenten einstellt.<br />

Phil Kinner, Electrolube (MacDermid Alpha Electronic Solutions)<br />

In diesem Artikel vergleichen wir die Kondenswasserbeständigkeit<br />

von Baugruppen, die mit Materialien<br />

nach dem neuesten Stand der Wissenschaft und<br />

Forschung beschichtet sind, mit der von Standardmaterialien,<br />

wie sie derzeit in der Industrie Verwendung<br />

finden und dort “Stand der Technik” sind. Ziel<br />

des Artikels ist es, besser zu verstehen, wie alte Annahmen<br />

die Realität von State-of-the-Art Conformal<br />

Coatings widerspiegeln und dem Kunden letztlich<br />

mehr Klarheit verschaffen.<br />

Typisches Schliffbild,<br />

dem IPC-Report<br />

TR-587 entnommen,<br />

das die fehlende Beschichtung<br />

auf den<br />

freiliegenden Metalloberflächen<br />

verdeutlicht<br />

Der IPC-Bericht hebt hervor, dass die aufgebrachte<br />

Nenn-Schichtdicke nicht besonders repräsentativ<br />

für die Schichtdicke oder Bedeckung<br />

durch Schutzlacke auf verschiedenen metallischen<br />

Oberflächen ist. In vielen Fällen lag die Filmdicke, obwohl<br />

visuell nicht Null, unter der Messgrenze. In den<br />

meisten Fertigungsspezifikationen wird die Schichtdicke<br />

der Schutzlacke als die Dicke des endgültigen,<br />

ausgehärteten bzw. abgetrockneten Polymerfilms<br />

z. B. auf einer flachen, unbestückten Oberfläche der<br />

Baugruppe/Leiterplatte angegeben, jedoch wird die<br />

Dicke der Beschichtung auf anderen Baugruppenund<br />

Komponentenoberflächen normalerweise nicht<br />

charakterisiert.<br />

Bild: Electrolube<br />

Leistungskriterien von<br />

Schutzlacken<br />

IPC-CC-830C umreißt die Leistungsanforderungen<br />

und die Prüfmethodik für Schutzlacke. Die Tests werden<br />

mit flachen, unbestückten, peinlich sauberen<br />

Testkupons durchgeführt, die aus einer Vielzahl von<br />

FR4– und Glassubstraten bestehen. Prozessrückstände,<br />

Lötstopplack oder Bauteilgeometrie werden in<br />

CC-830 nicht berücksichtigt. Während dies bei einer<br />

Spezifikation der Materialleistung verständlich ist,<br />

bedeutet es, dass die Norm Schwierigkeiten hat, die<br />

Leistungsabstufungen und Unterschiede zwischen<br />

den Materialien herauszustellen. Die Haftung am<br />

Lötstopplack, die Kompatibilität mit Prozess- oder<br />

No-Clean-Rückständen und die Abdeckung leitfähi-<br />

KURZ & BÜNDIG<br />

Der Artikel zeigt auf, welche<br />

Schichtdicke der Beschichtung<br />

von Schutzlacken effektiv für<br />

sichere Baugruppen ist.<br />

26 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


BAUGRUPPENFERTIGUNG «<br />

Bild: Electrolube<br />

Typische SIR-Daten, die während des Kondensationsexperiments für das 2K-Polyurethanmaterial aufgenommen wurden<br />

ger Oberflächen wie Bauteilanschlüsse, der Einfluss<br />

der Beschichtung auf die Lebensdauer der Lötstelle<br />

oder der Einfluss der Lötstelle und der Anschlüsse auf<br />

die Temperaturwechselbeständigkeit des Conformal<br />

Coatings sind nicht Teil des Qualifikationsdokuments,<br />

aber wichtige Leistungskriterien für Schutzlacke<br />

in realen Anwendungen.<br />

IPC-J-STD-0<strong>01</strong> beschreibt den akzeptablen Beschichtungsdickenbereich<br />

nach generischem Chemietyp,<br />

aber diese beziehen sich nur auf flache, unbestückte<br />

Bereiche der Leiterplatte und spiegeln<br />

nicht wider, was für eine Baugruppe notwendig sein<br />

kann, um in ihrer finalen Anwendung zu überleben...<br />

Besonders wenn man die Diskrepanz zwischen der<br />

nominalen Beschichtungsdicke und der tatsächlichen<br />

Schichtdicke auf den Metalloberflächen, die<br />

geschützt werden müssen, berücksichtigt, wie in IPC<br />

TR-587 hervorgehoben wird.<br />

Ausfallsichere Baugruppen<br />

In vielen hochzuverlässigen Anwendungen, wie<br />

z. B. in der Automobilindustrie, wird die Reinigung<br />

vor dem Beschichten nicht routinemäßig durchgeführt<br />

und das System, bestehend aus dem Schutzlack<br />

und den darunter/darin befindlichen Rückständen<br />

muss den zu erwartenden Betriebs- und Umgebungsbedingungen<br />

standhalten. Rückstände aus dem<br />

Montageprozess und luftgetragene Verunreinigungen<br />

in der Betriebsumgebung können zur Bildung<br />

von metallischem dendritischem Wachstum führen,<br />

was gegebenenfalls Leckströme verursacht, die die<br />

Funktion und Leistung der Schaltung beeinträchtigen,<br />

oder zu einem vorzeitigen Ausfall der Baugruppe<br />

führen können. Während der Untersuchungen<br />

wurden die „No-Clean“-SMT-Bauelemente kontrollierten<br />

kondensierenden Umgebungsbedingungen<br />

unter Einsatz der statischen Kammermethode des<br />

National Physical Laboratory (NPL) ausgesetzt, bei<br />

der die Temperatur der Testplatine unter den Taupunkt<br />

gedrückt und gleichzeitig der Oberflächendurchgangswiderstand<br />

(SIR – surface insulation resistance)<br />

gemessen wurde.<br />

Vergleich der CPI-Werte der getesteten Conformal Coatings<br />

Sechs verschiedene Conformal Coatings wurden<br />

aufgetragen und ausgehärtet, wobei eine Vielzahl<br />

gängiger Applikationsmethoden verwendet wurde –<br />

dieselben Methoden, die auch im Bericht über den<br />

Stand der Industrie verwendet wurden – und zwar in<br />

normaler Nenndicke, wie sie auf unbestückten Leiterplatten<br />

gemessen wurde. Den Schutzlacken wurde<br />

ein Coating Protective Index (CPI) zugewiesen, der<br />

auf ihrer Fähigkeit beruht, den SIR-Wert jeder Prüfstelle<br />

über dem weit verbreiteten Kriterium von<br />

100 MΩ (bestanden/nicht bestanden) zu halten. Von<br />

einer Leiterplatte aus jedem Beschichtungssatz wur-<br />

CPI-Werte der verschiedenen Beschichtungen<br />

Bild: Electrolube<br />

Bild: Electrolube<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 27


» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Bild: Electrolube<br />

links: QFP-Schliffbild<br />

einer URAR-beschichteten<br />

Baugruppe,<br />

rechts:<br />

Schliffbild einer QFP<br />

SB SBC-beschichteten<br />

Baugruppe<br />

Bild: Electrolube<br />

QFP-Schliffbild einer<br />

2K-UR-beschichteten<br />

Baugruppe<br />

den nach den Betauungstests ausgiebig Schliffbilder<br />

erstellt und auf Lackdicke und -abdeckung untersucht,<br />

um zu verstehen, wie Dicke, Abdeckung und<br />

die inhärenten physikalischen Materialeigenschaften<br />

zusammen den Beschichtungsschutzindex bestimmen.<br />

Dieselben sechs Conformal Coatings wurden auf<br />

SIR-Testcoupons aufgetragen und sowohl mit, als<br />

auch ohne die gleiche Reflow No-Clean Lotpaste getestet,<br />

die für den Betauungsversuch verwendet wurde.<br />

Der SIR-Wert wurde während eines 1.000-stündigen<br />

Langzeittest bei 85 °C und 85 % relativer Luftfeuchtigkeit<br />

kontinuierlich gemessen. Ein in der Automobilindustrie<br />

häufig durchgeführter Kompatibilitätstest,<br />

um den Einfluss der Kompatibilität von Lotpaste<br />

und Conformal Coating auf den während der<br />

Kondensationsprüfung erzielten Schutzindex der Beschichtung<br />

zu verstehen.<br />

Der Kondensationswiderstandstest wurde von der<br />

NPL durchgeführt, wobei ihre Methode verwendet<br />

wurde, um die Kammerbedingungen konstant zu halten<br />

und Kondensation zu induzieren, indem die Temperatur<br />

der auf einer Kühlplatte befestigten Baugruppe<br />

in acht Zyklen über 48 Stunden um 0,1 bis<br />

1,0 Kelvin unter den Taupunkt gesenkt wurde. Jedem<br />

Bauteiltyp der NPL-Baugruppe ist ein SIR-Muster zugeordnet,<br />

und der SIR-Wert wurde während der Betauung<br />

kontinuierlich gemessen.<br />

Best of Conformal Coatings<br />

Im Wesentlichen bleiben die Ergebnisse während der<br />

Kondensationszyklen über 1.000 GΩ und es gibt keine<br />

Ausfälle. Deutlich zu erkennen ist ein leichter Abfall<br />

des Isolationswiderstands (IR) während der Betauungsphase<br />

und ein leichter Anstieg beim Austrocknen<br />

der Beschichtung zwischen den Zyklen.<br />

Beim Vergleich dieser Daten mit denen des am<br />

schlechtesten abschneidenden Materials, einem<br />

Urethanacrylat mit niedriger Viskosität, das für die<br />

Film-Coat-Technologie entwickelt wurde, so sind erhebliche<br />

Schwankungen der IR-Werte zu erkennen,<br />

und einige Kanäle erholen sich während der Austrocknungsphase<br />

nicht, was auf eine permanente<br />

Korrosion schließen lässt.<br />

Um die Leistungsfähigkeit von Schutzlacken vergleichen<br />

zu können, hat die NPL einen Coating Protective<br />

Improvement Wert (CPI-Wert) entwickelt. So<br />

kann man die Schutzfähigkeit der einzelnen Conformal<br />

Coatings beurteilen und unterscheiden.<br />

Es gibt acht Stufen zunehmender Kondensation 1<br />

– 8, jede Periode dauert 6 Stunden, was eine Gesamttestzeit<br />

von 48 Stunden ergibt. Wenn der Isolationswiderstand<br />

(IR-Wert) einer Komponente innerhalb<br />

eines Betauungsdurchlaufs unter 100 MΩ fällt,<br />

wird dieser Wert vermerkt. Da CPI ein Verbesserungswert<br />

ist, muss das Niveau, bei dem die unbeschichteten<br />

Baugruppen versagen, von dem Wert subtrahiert<br />

werden, um die Verbesserung abzuleiten.<br />

Von den Materialien, die als „State-of-the-Art“, also<br />

moderne, lösemittelfreie Rezepturen gelten, die<br />

zum Zeitpunkt der vorangegangenen Branchenbewertung<br />

noch nicht verfügbar waren, boten die<br />

2K-UR- und 1K-SR-Lacke so ziemlich das Maximum<br />

an Schutzniveau, das durch die Beschichtung auf allen<br />

getesteten Komponenten erreichbar ist, insbesondere<br />

auf der QFP-Komponente, wo insbesondere<br />

die lösemittelverdünnten Materialien des „Standes<br />

der Industrie“ im Allgemeinen zu kämpfen hatten.<br />

Überraschenderweise schnitt das niedrigviskose,<br />

hochmoderne LED-härtende UV-Material auf der<br />

ganzen Linie außergewöhnlich schlecht ab, insbe-<br />

28 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


BAUGRUPPENFERTIGUNG «<br />

Beispiele für typische Korrosion, wie<br />

sie nach Betauungstests mit älteren<br />

AR- und UR-Materialien zu sehen ist<br />

Bild: Electrolube<br />

sondere aber auf den 0402-Kondensatoren, wo es<br />

keine Leistungsverbesserung im Vergleich zu einer<br />

unbeschichteten Platine bot.<br />

Bei Betrachtung der CPI-Werte ist es nicht verwunderlich,<br />

dass die 1K SR- und 2K UR-Materialien<br />

perfekte Ergebnisse lieferten, nicht zuletzt, wenn<br />

man sich die Lackdicke und -gleichmäßigkeit auf den<br />

QFP ansieht. Es überrascht nicht, dass das URAR-Material<br />

einen niedrigeren CPI erzielte als der modifizierte<br />

SB-SBC-Lack, angesichts der Dicke von Null im<br />

Vergleich zu 8 µm, die mit dem SB-SBC-Material erreicht<br />

wird. Überraschenderweise war der CPI-Wert<br />

trotz der Nullabdeckung jedoch nicht Null. Bei diesen<br />

Materialien war die Korrosion nach dem Kondensationstest<br />

an allen Komponententypen weithin sichtbar,<br />

während die Platinen der leistungsfähigeren Materialien<br />

nach der Beschichtung makellos aussahen.<br />

Schließlich wurde die Kondensationstestmethode<br />

des NPL verwendet, um die Fähigkeit von Schutzlacken<br />

zu bewerten, Komponenten auf einer dreidimensionalen<br />

SIR-Testplatine abzudecken und zu<br />

schützen. Diese wurden unter Verwendung derselben<br />

No-Clean-Lotpaste bestückt und gelötet. Bei den<br />

hochmodernen Materialien erzielten sowohl das<br />

2K-UR- als auch das 1K-SR-Material perfekte<br />

Coating Protection Improvement (CPI)-Werte, und<br />

die Analyse der gefertigten Schliffbilder zeigte eine<br />

beeindruckende Schichtdicke und Abdeckung aller<br />

Komponenten. Ein stark modifiziertes SB-SBC-Material<br />

wurde entwickelt und in 3 Schichten aufgetragen,<br />

um zu versuchen, eine vergleichbare Dicke und<br />

Abdeckung wie die neuen Materialien zu erreichen.<br />

Dieses Material konnte zwar nie in der Produktion<br />

eingesetzt werden, erzielte aber deutlich bessere<br />

CPI-Werte als die anderen alteingeführten “Legacy”-Materialien.<br />

So wie Electrolube es in den ursprünglichen<br />

Tests erwartet hatte, waren die Ergebnisse<br />

für die zweikomponentige 2K-UR-Beschichtung<br />

und das 1K-SR-Material fehlerfrei. Sowohl die<br />

Beschichtungsdicke als auch die Abdeckung sind<br />

nahtlos und schützen die Platinen perfekt unter Betauung.<br />

Die AR- und UR-Materialien zeigten die<br />

gleichen Abdeckungs- und Dickenprobleme, die gemäß<br />

dem Bericht zum “Stand der Industrie” erwartet<br />

wurden, obwohl sie doppelt mit einer viel größeren<br />

als der empfohlenen Schichtdicke aufgetragen wurden.<br />

Korrosionsprodukte wurden nach dem Kondensationstest<br />

an allen Komponenten gesehen. Enttäuschenderweise<br />

schnitt eine im Handel erhältliche,<br />

mit einem Film-Coater verarbeitbare, UV-LED-härtbare<br />

URAR-Formulierung mit niedriger Viskosität, die<br />

als hochmodernes Material in diesen Test aufgenommen<br />

wurde, im Kondensationstest schlechter ab als<br />

die herkömmlichen Materialien. Trotz der schnellen<br />

UV-Härtung dieses Materials hatte sich die Beschichtung<br />

deutlich eingeebnet und die Bedeckung<br />

auf Bauteilkanten war unzureichend.<br />

Leistungsanforderungen an Conformal Coatings<br />

werden immer anspruchsvoller, da die Elektronik immer<br />

aggressiveren Betriebsumgebungen ausgesetzt<br />

wird, einschließlich höherer Temperaturen und auftretender<br />

Betauung. Somit sind die NPL-Testergebnisse<br />

ein ausgezeichneter, aber auch ein unversöhnlicher<br />

Indikator für die Leistungsschwäche auf dem<br />

Markt eingeführter Materialien. Die 2K-Schutzlacke<br />

von Electrolube bieten einen noch besseren Schutz,<br />

ähnlich dem Schutz, den eine Vergussmasse bietet,<br />

sowie eine Abdeckung scharfer Bauteilkanten und<br />

eine schützende Dicke. Sowohl der 2K-UR-Lack als<br />

auch das 1K-SR-Material wurden einer Vielzahl von<br />

harten Tests, einschließlich harscher Tauch- und<br />

Kondensationstests, unterzogen, wobei NPL bestätigte,<br />

dass ihre Leistung im Vergleich mit den anderen<br />

Schutzlacken konkurrenzlos war.<br />

www.electrolube.com<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 29


» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

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Das durch die Firma Optimum datamanagement<br />

solutions GmbH entwickelte<br />

digitale Werkerassistenzsystem<br />

kombiniert Datenbankmanagement und<br />

Bildverarbeitung und vereinfacht die in<br />

einer Fertigungsumgebung anfallenden<br />

vielschichtigen manuellen Arbeiten. Das<br />

hat auch den EMS-Dienstleister Prettl<br />

Electronics GmbH überzeugt. „Der<br />

Schlaue Klaus wurde für unsere Prozessabläufe<br />

in der THT-Handbestückung und<br />

Endkontrolle maßgeschneidert“, sagt COO<br />

der Prettl Electronics Group Miroslaw<br />

Dziuba. Der Leiter der Werke in Radeberg,<br />

Lübeck und Érd verweist zugleich auf die<br />

positiven Erfahrungen, die das Unternehmen<br />

mit der Technologie in allen drei Fertigungsstandorten<br />

gemacht hat: „Dank<br />

dem Assistenzsystem konnte die Produktivität<br />

in der manuellen Fertigung um<br />

über 20 % gesteigert werden.“<br />

Der Schlaue Klaus im Einsatz bei Prettl Electronics<br />

Bild: Prettl Electronics<br />

30 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


BAUGRUPPENFERTIGUNG «<br />

Bild: Optimum<br />

Der Schlaue Klaus zeigt zu kontrollierende Bauteile auf<br />

Bild: Optimum<br />

Assistenzsysteme wie Der Schlaue Klaus leisten auch beim Selektivlöten<br />

wertvolle Unterstützung<br />

Digitale Unterstützung<br />

Neben Materialengpässen ist auch der<br />

Engpass an Mitarbeitenden deutlich spürbar.<br />

Langfristig kann sich das ungünstig<br />

auf die Qualität der gefertigten Produkte<br />

und damit auf die Kundenzufriedenheit<br />

auswirken. Werden neue Mitarbeitende<br />

eingestellt und eingearbeitet, fallen weitere<br />

Kosten an. Sobald überdies Aufträge<br />

aufgrund von Personalmangel nicht angenommen<br />

werden können, sind Unternehmen<br />

außerdem mit Opportunitätskosten<br />

konfrontiert. „Nicht selten kommen<br />

Unternehmen dann in eine Negativspirale“,<br />

zeigt Wolfgang Mahanty, Geschäftsführer<br />

der Optimum datamanagement solutions<br />

GmbH auf. Dies erfordert ein Umdenken.<br />

Eine stärke Digitalisierung führt<br />

zu mehr Automatisation und Entlastung<br />

in der Arbeitsvorbereitung und Personalplanung.<br />

Gleichzeitig minimiert sie die<br />

Ausschussproduktion.<br />

Digitale Assistenzsysteme wie Der<br />

Schlaue Klaus unterstützen die Einarbeitung<br />

neue Kollegen mittels digitaler Prozessbeschreibungen<br />

und visueller Anleitungen,<br />

wodurch Sprachbarrieren und<br />

Verständnisprobleme überwunden werden.<br />

Gleichzeitig erfasst und überprüft<br />

das System innerhalb des Arbeitsprozesses<br />

die manuellen Tätigkeiten. Das heißt,<br />

der Werker erhält nur dann die Freigabe<br />

für den nächsten Arbeitsschritt, wenn der<br />

vorherige fehlerfrei ausgeführt wurde.<br />

„Die permanente Qualitätsüberwachung<br />

und Rückverfolgbarkeit helfen dabei, unsere<br />

hohe Qualität am manuellen Arbeitsplatz<br />

weiter zu verbessern“, führt Dziuba<br />

weiter aus.<br />

Auf Vielfalt ausgerichtet<br />

„Aufgrund der hohen Varianz der Aufgaben<br />

ist es nicht möglich, manuelle Arbeitsplätze<br />

vollständig zu automatisieren.<br />

Digitale Assistenzsysteme bieten somit<br />

insbesondere im Bereich der low Volume<br />

– high Mix-Fertigungen Vorteile“, zeigt<br />

Mahanty auf und meint weiter: „Sobald<br />

kleine Losgrößen mit vielfältigen Varianten<br />

manuell gefertigt werden, kann es<br />

schnell zu Fehlgriffen kommen. Schließlich<br />

sind die Montageplätze wiederholt zu<br />

rüsten, Bauteile, Werkzeuge zum Montieren<br />

und Messen sowie Montageanleitungen<br />

auszuwählen, bereitzustellen, zu entnehmen<br />

und zu dokumentieren.“ Nicht<br />

selten werden dabei beispielsweise falsche<br />

Bauteile verbaut, unpassende<br />

Schrauben eingesetzt, Clips vergessen<br />

oder Komponenten unsachgemäß positioniert.<br />

Häufen sich derartige Fehler, sinkt<br />

nicht nur die Qualität, sondern auch die<br />

Motivation der Mitarbeitenden. Die digitale<br />

Technologie zeigt dem Werker hingegen<br />

auf, was er an Werkstücken, Werkzeugträgern<br />

und weiterem Material benötigt.<br />

Das anleitende Assistenzsystem<br />

prüft und bestätigt aber nicht nur das<br />

korrekte Abarbeiten einer Aufgabe. Vielmehr<br />

dokumentiert es auch Zeitaufwände<br />

und zeigt Prozess- und Qualitätsschwankungen<br />

auf. Damit ermöglicht es in der<br />

manuellen Fertigung schlankere Prozesse<br />

und eine gesteigerte Produktivität. „Deshalb<br />

stellen wir provokant die Frage, wer<br />

es sich noch leisten kann, kein Werkerassistenzsystem<br />

einzusetzen?“, betont Mahanty.<br />

Mehr zu Prettl Electronics Group<br />

Die Prettl Electronics Group mit Hauptsitz in Radeberg ist einer<br />

der führenden deutschen Systemanbieter für Electronic Manufacturing<br />

Services (EMS). Als Fullservice-Partner reicht das Leistungsspektrum<br />

von professionellen Lösungen für Entwicklung,<br />

Prototyping, Produktion, Logistik und After-Sales-Service bis über<br />

innovative Prozesse für Industrialisierung, Obsoleszenzmanagement<br />

und ReDesign. Zahlreiche Zertifizierungen garantieren einen<br />

qualitativ hochwertigen Support mit dem Fokus auf Energietechnik,<br />

Komponenten für Ladeinfrastruktur, Medizintechnik und Industrie.<br />

Prettl Electronics gehört zur Prettl Group – einem familiengeführten<br />

Unternehmen in dritter Generation mit weltweit mehr<br />

als 10.000 Mitarbeiter.<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 31


» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Die analoge Welt in die<br />

digitale übersetzen<br />

Prettl Electronics nutzt inzwischen das<br />

spezifisch angepasste System Der Schlaue<br />

Klaus THT. Dabei handelt es sich um ein<br />

mit einem leistungsstarken Rechner, einer<br />

performanten Grafikkarte und einer<br />

schwenkbaren 20-Megapixel-Kamera<br />

ausgestattetes System. Es verfügt über<br />

ein Touchpanel und zwei Bildschirme, wobei<br />

einer der beiden Monitore das Livebild<br />

zeigt. Das Assistenzsystem kann Details<br />

erfassen, die das menschliche Auge nur<br />

schwer erkennen kann. Es wird einer hohen<br />

Varianz an Bauteilen, Farben, Polungen,<br />

verschiedenen Ausrichtungen und<br />

Perspektiven gerecht. Da das System außerdem<br />

mit einer spezifischen Beleuchtung<br />

ausgestattet ist, lassen sich durch<br />

Lichteinstrahlung und zu geringem Kontrast<br />

entstehende Pseudofehler minimieren.<br />

Das Assistenzsystem kann Datamatrix<br />

Codes erkennen, weshalb diese nicht manuell<br />

eingescannt werden müssen. Überdies<br />

greift es eigenständig auf eine mit<br />

millionenfachem Bildmaterial ausgestattete<br />

Datenbank zu. Dadurch ist es möglich,<br />

bis zu 10.000 weitere Bauteilbilder in<br />

die Bauteilbibliothek aufzunehmen.<br />

Das Unternehmen hat den Schlauen<br />

Klaus inzwischen auf die Polung von Elkos,<br />

Varistoren und Scheibenvaristoren<br />

trainiert. Zudem erfassen die Systemlieferanten<br />

damit auch Parameter wie Farbe,<br />

Winkelstruktur und Drahtdurchmesser<br />

von Kupferwinkeln, die sich im manuellen<br />

Prozess aufgrund der Vielfalt nur schwer<br />

kontrollieren lassen. Dank dem Einsatz<br />

von KI erübrigt sich überdies die Parametrisierung,<br />

wobei die Fehlererkennung in<br />

Echtzeit erfolgt.<br />

KURZ & BÜNDIG<br />

Bedarfsoptimierte, individuell<br />

konfigurierbare Assistenzsysteme<br />

unterstützen<br />

bei Fachkräftemangel und<br />

Allokation in Elektronikfertigungen.<br />

Prettl Electronics setzt Assistenzsysteme wie Der Schlaue Klaus ein, um die manuelle THT-Bestückung<br />

automatisch zu überwachen<br />

„Außerdem können wir neue Produkte<br />

auf Basis eines Musterauftrags einprogrammieren.<br />

Damit verringert sich je<br />

nach Komplexität des Produktes der Prüfaufwand<br />

um etwa 25 %“, betont Dziuba.<br />

So lässt sich anhand grafischer Programmierung<br />

eine störungs- und unterbrechungsfreie<br />

Produktion sicherstellen, wobei<br />

CAD- und BOM-Import ein einfaches<br />

Einlernen erlauben. Das Assistenzsystem<br />

unterstützt Mehrfachnutzen bzw. mehrere<br />

Baugruppen, wobei nur eine Baugruppe<br />

einzulernen ist. Mittels automatisierter<br />

Programmerstellung lassen sich Daten<br />

und Stücklisten importieren, zu prüfen-<br />

den Artikel auswählen und Varianten abbilden.<br />

Ferner wird eine eigene Station für<br />

die Offline-Programmierung auf Höhe der<br />

Arbeitsstationen unterhalten. „Das System<br />

entlastet die Mitarbeitenden enorm.<br />

Es bietet die Möglichkeit der Identifizierung<br />

und Rückverfolgbarkeit gefertigter<br />

Produkte. Dadurch können wir nun auch<br />

bei der Handbestückung eine automatische<br />

Endkontrolle und Qualitätssicherung<br />

vorweisen“, zeigt Dziuba abschließend<br />

auf.<br />

www.optimum-gmbh.de |<br />

www.prettl-electronics.com<br />

Optimum GmbH<br />

Die Optimum datamanagement solutions GmbH ist Anbieter von<br />

kamerabasierten kognitiven Assistenzsystemen. Der Experte entwickelt<br />

seit 30 Jahren in der Technologieregion Karlsruhe intelligente<br />

Arbeitsplatzlösungen mit integriertem Bilderkennungssystem,<br />

um Mitarbeiter in der manuellen Fertigung bei komplexen<br />

Prozessen digital zu unterstützen. Die Lösungen erlauben das<br />

schnelle und sichere Erkennen, Prüfen, Anleiten und Dokumentieren<br />

und steigern dadurch die Qualität und Produktivität in der manuellen<br />

Fertigung. Mit dem Assistenzsystem Der Schlaue Klaus<br />

werden schlüsselfertige Komplettsysteme geboten, die sich in den<br />

Bereichen Industrie, Elektronik, Automotive und MedTech einsetzen<br />

lassen.<br />

Bild: Optimum<br />

32 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


Produkt-News « BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

SMD-Bestückungsautomaten und Lagersystem zur Prozessoptimierung<br />

Prozessoptimierung durch Modernisierung<br />

Im Zuge der Modernisierung setzt EA Elektro-Automatik<br />

(EA) SMD-Bestückungsautomaten Aimex IIIc<br />

und das Lagersystem s|tower Various 930 der FUJI<br />

Europe Corporation ein. Der Spezialist im Bereich der<br />

Leistungselektronik für Forschung und Entwicklung<br />

sowie industrielle Anwendungen hat umfangreiche<br />

Investitionen in die Modernisierung der Fertigung<br />

und Logistik getätigt. Für die hochmoderne Elektronikproduktion<br />

und das neu gestaltete Lager stehen<br />

mit einer neuen Halle insgesamt ca. 19.000 m 2 zur<br />

Verfügung.<br />

Mehr Produktivität beim Bestücken<br />

Die Bestückungsautomaten der Serie schaffen höhere<br />

Effizienz und Präzision in der Fertigung bei rund<br />

30.000 Bauteile pro Stunde – und das bis zur kleinsten<br />

Bauteilgröße EIA <strong>01</strong>005.<br />

Die Serie unterstützt in einer Maschine die Bearbeitung<br />

von kleinsten Chip-Komponenten bis hin zu<br />

großen Bauteilen mit bis zu 130 Bauteilzuführungen.<br />

Sie ist auf High-Mix-Produktion ausgelegt und ermöglicht<br />

jegliche Art der Produktion und Änderungen<br />

in den verwendeten Gehäuseformen. Unterstützend<br />

zur qualitativ hochwertigen Bestückung wird<br />

jedes Teil mittels IPS bei voller Geschwindigkeit geprüft<br />

und Bestückungsfehler eliminiert – ohne Stillstand<br />

oder Zeitverlust.<br />

Über den Bestückungsautomaten läuft unter anderem<br />

die 10000er Serie von EA. Zu dieser gehören<br />

mehr als 180 Geräte: programmierbare DC-Stromversorgungen<br />

PS und PSI, bidirektionale DC-Stromversorgungen<br />

PSB sowie regenerative elektronische<br />

DC-Lasten ELR. Alle Modelle dieser Serie verfügen<br />

über aktive Leistungsfaktorkorrektur, die in der Regel<br />

0,99 beträgt, um die aus dem Stromnetz bezogene<br />

Leistung zu minimieren. Die regenerativen Schaltungen<br />

sparen Betriebskosten sowie Kosten für die Kühlung,<br />

die zur Ableitung der Wärme bei einer herkömmlichen<br />

elektronischen Last erforderlich wären.<br />

Intelligentes Lagersystem<br />

Die Prozesseffizienz im neuen hochmodernen Logistik-Bereich<br />

wird mit einer Autostore-Lagerrobotertechnologie<br />

und unter anderem durch das intelligente<br />

Lagersystem s|tower Various 930 erhöht. Über einen<br />

Greifarm transportiert es einzelne SMD-Rollen<br />

an die Lagerplätze.<br />

Das System ist in der Lage, 930 einzelne SMD-Rollen<br />

von 7“ bis 15“ aufzunehmen und kann über Warenträgerboxen<br />

auf eine Kapazität von bis zu 1.300<br />

SMD-Rollen erweitert werden. Zudem können die<br />

Ausführung der 7“- und 13“-Lagerplätze des Tower<br />

bei Durchmesser und Gurtbreite individuell konfiguriert<br />

werden. Der s|tower Various 930 ist für Gurtbreiten<br />

von bis zu 56 mm konzipiert und außerdem<br />

für die universelle Lagerung von Materialien und<br />

Komponenten einsetzbar.<br />

www.fuji-euro.de | www.elektroautomatik.com<br />

Bild: EA Elektro-Automatik<br />

Zukunftssicher und<br />

energieeffizient: EA<br />

Elektro-Automatik<br />

stellt Fertigung neu<br />

auf – FUJI liefert Bestückungslösungen<br />

SMD-Schablonen<br />

für schnellen<br />

Standard<br />

PRÄZISION,<br />

DIE FUNKTIONIERT<br />

für maximale<br />

Leistung<br />

für kleinste<br />

Bauteile<br />

info@photocad.de<br />

www.photocad.de<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 33


» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Sintern statt Löten für mehr Energieeffizienz<br />

Neue Verbindungstechnologien<br />

für Elektronik<br />

Lösungen zur effizienteren Nutzung elektrischer Energie sind gefragter<br />

denn je. In diesem Zusammenhang gewinnt auch das Sintern als<br />

Verbindungstechnik für Leistungshalbleiter immer mehr an Bedeutung.<br />

Die entsprechende Bestückung der Teile wird ermöglicht durch<br />

zuverlässige Anlagen mit genau kontrollierbaren Prozessabläufen.<br />

Leistungshalbleiter,<br />

welcher durch Sintern<br />

statt durch Löten mit<br />

dem Leadframe verbunden<br />

wird, um im<br />

Betrieb höhere Leistung<br />

und Effizienz zu<br />

ermöglichen<br />

Bild: Infotech<br />

Im Zuge der Energiewende und insbesondere in der<br />

aktuellen Lage der Energieknappheit gewinnt der<br />

effiziente Umgang mit elektrischer Energie immer<br />

mehr an Bedeutung. Im Zusammenhang mit erneuerbaren<br />

Energien und Elektromobilität nimmt dabei die<br />

Energieumwandlung eine Schlüsselrolle ein. Ob beim<br />

Umrichten von Strom aus Solaranlagen oder beim<br />

Antrieb von Elektrofahrzeugen: Überall wo Strom in<br />

eine andere Form umgewandelt wird, soll dies möglichst<br />

verlustfrei geschehen.<br />

Im Streben nach höherer Effizienz beim Umrichten<br />

von elektrischer Energie kommen immer häufiger<br />

Leistungstransistoren aus Siliziumkarbid (SiC) statt<br />

aus Silizium (Si) zur Anwendung. Diese bieten einen<br />

höheren Wirkungsgrad und zusätzlich eine höhere<br />

Leistungsdichte, da sie bis zu deutlich höheren Arbeitstemperaturen<br />

eingesetzt werden können als<br />

klassische Silizium-Transistoren. Durch die damit gewonnene<br />

Leistungsfähigkeit wird die Lotverbindung<br />

mit ihrer beschränkten Temperaturbeständigkeit zu<br />

einem Flaschenhals, der die maximale Leistung einschränkt.<br />

Die niedrige Liquidustemperatur, welche für den<br />

Lötprozess von Vorteil ist, stellt sich im Betrieb mit<br />

Maximalströmen als limitierend heraus. Lange andauernde<br />

Arbeitstemperaturen nahe dem Schmelz-<br />

34 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


BAUGRUPPENFERTIGUNG «<br />

Bild: Infotech<br />

Der Bestückungskopf laminiert einen Halbleiter-Die durch kurzes<br />

Eindrücken in einen Sinterfilm, unmittelbar vor dem Bestücken<br />

Bild: Infotech<br />

Sinterpaste welche direkt von der Bestückungsanlage auf das<br />

Substrat gejettet wurde<br />

punkt führen zu Versprödung der Lotverbindung. Die<br />

damit verbundene schnellere Ermüdung des Materials<br />

kann zu Fehlern oder zum Ausfall von Elektronikkomponenten<br />

führen.<br />

Sintern als Alternative<br />

Um das volle Potenzial aus der Leistungselektronik<br />

herauszuholen, empfiehlt sich ein Verbindungsmaterial<br />

mit deutlich höherem Schmelzpunkt. Damit kann<br />

während des Betriebs dessen homologe Temperatur,<br />

also die Temperatur relativ zur Schmelztemperatur,<br />

niedrig gehalten werden. Damit ist Löten als Verbindungstechnologie<br />

nicht mehr geeignet, da deutlich<br />

höhere Prozesstemperaturen erforderlich wären, um<br />

die entsprechende Liquidustemperatur eines Lotmaterials<br />

zu erreichen.<br />

Eine gute Alternative bietet hier das Sintern. Dabei<br />

kommt statt Lotpaste oder -preform eine dünne<br />

Schicht aus Nano- bis Mikro-Silberpartikeln zwischen<br />

die Leiterplatte und den Halbleiterchip. Im Gegensatz<br />

zum Lötprozess wird hier beim Fügen das<br />

Verbindungsmaterial nie in die Flüssigphase überführt,<br />

sondern es wird in einer sogenannten Sinterpresse<br />

bei erhöhter Temperatur (240°C bis 280°C) zusammengepresst.<br />

Durch das Bestreben zur Minimierung<br />

der Oberflächenenergie wachsen die Silberpartikel<br />

auf atomarer Ebene zusammen, indem sich Kristallstrukturen<br />

gegeneinander ausrichten. Es entsteht<br />

eine stabile Schicht, welche eine dauerhafte elektrische<br />

und mechanische Verbindung zwischen Halbleiter-Die<br />

und Substrat herstellt.<br />

Sintern als Schlüsseltechnologie<br />

Silber als Verbindungsmaterial bietet sich an durch<br />

seine hohe Schmelztemperatur (961 °C) und gleichzeitig<br />

niedrige Sintertemperatur (


» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Für grössere Serien kann die<br />

Produktion direkt skaliert<br />

werden durch die hochdynamischen<br />

Produktionszellen<br />

mit gleichem Grundaufbau<br />

Individuelle Lösungen für<br />

optimierte Sinteranwendungen<br />

Dosieren von Sinterpaste auf das Substrat, oder aber<br />

durch das Benetzen der Halbleiter-Kontaktfläche in<br />

einem Laminiervorgang. Anschliessend wird der<br />

Halbleiter-Die in einer Bestückungsanlage auf das<br />

Substrat bestückt. In diesem Zusammenhang spricht<br />

man von Tacking, also vom Platzieren und temporären<br />

Verbinden des Halbleiters mit dem Substrat.<br />

Hierbei wird bei den meisten gängigen Produkten<br />

Hitze und eine gewisse Anpresskraft benötigt, um<br />

diese Verbindung herzustellen. Neben der präzisen<br />

Platzierung des Halbleiter-Dies sind somit auch eine<br />

genaue Kraft- und Temperaturregelung, sowohl des<br />

Substrats als auch des Halbleiters, entscheidend für<br />

ein zuverlässiges Tacking.<br />

KURZ & BÜNDIG<br />

Sintern statt Löten gewinnt als<br />

Verbindungstechnologie bei<br />

Leistungshalbleiter zunehmend<br />

an Bedeutung.<br />

Bild: Infotech<br />

Die Schweizer Firma Infotech in Solothurn entwickelt<br />

spezialisierte Sinter-Bonder-Anlagen für das<br />

vollautomatische Bestücken von Sinterbaugruppen.<br />

Diese bieten ein grosses Spektrum an Möglichkeiten,<br />

vom Tacken der Dies auf vorgedruckte Sinterschichten,<br />

über direktes Dosieren von Sinterschicht auf der<br />

Anlage, bis hin zum Laminieren der Dies mit Sinterfilm.<br />

Dabei können die Halbleiter-Komponenten auf<br />

verschiedenen Systemen zugeführt werden, aus Waffle<br />

Tray Feedern, Tape-and-Reel oder direkt ab Wafer.<br />

Neben dem sachgerechten Die-Handling garantieren<br />

genau regelbare Parameter wie Geschwindigkeit,<br />

Kraft und Prozesstemperatur eine hohe Prozessstabilität.<br />

Zusätzlich zu individuell zugeschnittenen Bestückungsanlagen<br />

bietet das Unternehmen ein tiefes<br />

Prozess-Know-how und unterstützt Kunden beim<br />

Optimieren der Prozesse auf der Anlage, um das Optimum<br />

aus dem Sinterprozess herauszuholen. Durch<br />

eine enge Zusammenarbeit mit namhaften Sinterpressen-Herstellern<br />

und Sintermateriallieferanten<br />

werden die Technologie und das Know-how ständig<br />

auf dem neuesten Stand gehalten.<br />

Von der Laboranlage bis<br />

zur Produktionslinie<br />

In den Anlagen von Infotech steckt langjährige Erfahrung<br />

beim Handling und der Verarbeitung von<br />

Halbleitern sowie DBC-Leiterplatten in verschiedensten<br />

Prozessen. Das Kernelement jeder Anlage ist der<br />

kartesische Bestückungsroboter. Er ermöglicht, unterstützt<br />

durch intelligente Vision-Systeme, hochpräzise<br />

und dynamische Pick-and-Place-Prozesse.<br />

Ergänzt wird dieser je nach Bedürfnis mit diversen<br />

Zusatzmodulen aus der umfangreichen Komponentenmatrix<br />

des Unternehmens.<br />

Die reinraumtauglichen und ESD-sicheren Anlagen<br />

reichen von kleinen Desktopanlagen, optimiert für<br />

Entwicklung und Laboranwendungen, über Fertigungszellen<br />

für Hochvolumenproduktion bis zu kompletten<br />

Fertigungslinien. Dank einheitlichem Grundaufbau<br />

und Software ist eine nahtlose Skalierung der<br />

Produktion gewährleistet.<br />

www.infotech.swiss<br />

36 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


Produkt-News « BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Add-ons für effizienten Robotereinsatz<br />

Neue Freiheitsgrade bei der Robotersimulation und -programmierung<br />

Industrieroboter sorgen für sichere Arbeitsabläufe,<br />

Planungssicherheit und hohe Effizienz in der Fertigung.<br />

Bei der Einrichtung und beim Betrieb von Robotern<br />

ist jedoch höchste Präzision gefragt, um kostenintensive<br />

Ausfallzeiten zu vermeiden. Mit dem<br />

neuen Release 4.6 der 3D-Simulationsplattform Visual<br />

Components, die von der Dualis GmbH IT Solution<br />

vertrieben wird, stehen neue Features rund um die<br />

Robotersimulation bereit. Die einfache simulationsbasierte<br />

Offline-Programmierung von Schweißroboterzellen<br />

lässt sich zudem mit der vom Unternehmen<br />

angebotenen Delfoi Robotics Software-Suite, die auf<br />

Visual Components aufbaut, umsetzen.<br />

Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von<br />

Software und Dienstleistungen rund um Simulation<br />

und Produktionsplanung spezialisiert. Zum Portfolio<br />

zählt auch der Vertrieb der 3D-Simulationsplattform<br />

Visual Components sowie damit einhergehend die<br />

Entwicklung von Add-ons für diese Lösung. Mit dem<br />

neuen Release 4.6 steht jetzt die nächste Generation<br />

der 3D-Simulationslösung bereit. Diese Version bietet<br />

zahlreiche neue und verbesserte Funktionen.<br />

Simulationsprozesse werden nun noch einfacher: So<br />

steht ab sofort zum Beispiel eine verbesserte Prozessmodellierung<br />

zur Verfügung. Damit gibt es weitere<br />

Optionen zur Simulation komplexer Produktionsabläufe.<br />

Durch Verbesserungen im Prozessablaufeditor<br />

erhalten Anwendende mehr Kontrolle über<br />

ihre Prozessabläufe. Neu ist außerdem ein FBX-Exporter<br />

zum Exportieren und Importieren von 3D-Layouts<br />

und Modellen in diesem Dateiformat.<br />

Simulation für Roboterplanung<br />

und -betrieb<br />

Ein Highlight des Release 4.6 von Visual Components<br />

ist ein neues Plugin zur ABB-Anbindung. Damit lässt<br />

sich die 3D-Simulation mit dem ABB-Roboter direkt<br />

mit der physischen oder virtuellen Steuerung verbinden.<br />

So erhalten Anwendende eine akkurate Abbildung<br />

der Roboterbahnen. Mit der nativen Verbindung<br />

von Visual Components mit ABB-Robotern<br />

kann die Produktivität bei einer Vielzahl von Anwendungen<br />

erhöht werden. Das Plugin unterstützt die<br />

Erstellung digitaler Zwillinge und die Durchführung<br />

virtueller Inbetriebnahmen – auf einer Plattform.<br />

Für die Robotersimulation bietet das Unternehmen<br />

außerdem die Delfoi Robotics Software-Suite, die<br />

auf Visual Components aufbaut. Diese unterstützt<br />

die einfache Offline-Programmierung von Roboterzellen.<br />

„Offline-Programmierung bietet viele Vorteile.<br />

So kann beispielsweise eine bestehende Roboteran-<br />

lage während der Programmierung uneingeschränkt<br />

weiter betrieben werden. Dies minimiert Produktionsausfälle<br />

und führt bei neuen Roboteranlagen zu<br />

erheblich verkürzten Inbetriebnahmezeiten“, erklärt<br />

Ralf Dohndorf, Head of Factory Simulation des Unternehmens.<br />

Das angebotene Delfoi Robotics-Produktportfolio,<br />

welches das Delfoi ARC, Delfoi CUT<br />

und Delfoi Paint beinhaltet, deckt zahlreiche Bereiche<br />

der industriellen Roboterapplikationen ab.<br />

So können Anwendende mit Delfoi ARC ihre<br />

Schweißroboter schnell und einfach im Offline-Modus<br />

programmieren und reduzieren dabei ihre Stillstandzeiten<br />

um bis zu 90 Prozent im Vergleich zum<br />

Online-Teaching. Zur Offlineprogrammierung von<br />

Robotern in verschiedenen 3D-Schneidprozessen<br />

wurde die Delfoi CUT-Software entworfen. Delfoi<br />

Paint dient zur Programmierung von Lackier- und<br />

Beschichtungsapplikationen und ist zur vielseitigen<br />

und einfachen Simulation des gesamten Lackierprozesses<br />

einsetzbar.<br />

www.dualis-it.de<br />

Dualis schafft neue<br />

Freiheitsgrade bei Robotersimulation<br />

und<br />

-programmierung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Bild: Visual Components<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 37


» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Vorteile einer Elektronik-Schutzbeschichtung in Automobil-Anwendungen<br />

Ultradünne Fluorpolymer-<br />

PCBA-Beschichtungen im Kfz<br />

Die Ausstattung von Kraftfahrzeugen mit elektronischen Komponenten und<br />

Leiterplatten hat sich in den letzten Jahren stark erhöht und wird so anhalten.<br />

Denn ohne Elektronik im Fahrzeug lässt sich nichts mehr bewegen und bedienen.<br />

Hinzu kommen die Sicherheitsfunktionen, welche durch die Elektronik<br />

überwacht und ausgelöst werden. Die Anzahl der Assistenzsysteme nimmt zu<br />

und dürfte dazu führen, dass die Elektronik den Fahrer weitgehend ersetzt.<br />

Die zunehmende Elektronik<br />

in Kraftfahrzeugen<br />

sollte sicher funktionieren,<br />

wofür eine<br />

Schutzbeschichtung<br />

notwendig wird<br />

Bild: Puretecs<br />

Elektronik darf nicht ausfallen, wird aber im Kfz<br />

von vielen Einflüssen angegriffen. Die letzte<br />

Barriere nach Einbauort und Gehäuse ist dann die<br />

passende Schutzlackierung der Elektronikschaltung.<br />

Eine mögliche Lösung ist die Anwendungen von Purocoat<br />

Elektronik-Schutzbeschichtungen im Kfz. Sie<br />

verspricht viele Unannehmlichkeiten während der<br />

Verarbeitung zu vermeiden und ist für hohe Stückzahlen<br />

geradezu ideal.<br />

Ultradünne Fluorpolymer-PCBA-Beschichtungen<br />

in Automobil-Anwendungen mit Purocoat von Puretecs<br />

sind besonders gut geeignet, da Purocoat 17/02<br />

hochtransparent ist, nicht im Sonnenlicht vergilbt,<br />

Farbe oder Abstrahlcharakteristik der LEDs nicht verändert,<br />

keine HF-Schaltungen bis in den hohen GHz<br />

Bereich hinein stört und dennoch kompliziert aufge-<br />

baute LP problemlos komplett beschichtet werden<br />

können. Bis 175°C einsatzfähig ist die Beschichtung<br />

beständig gegen alle an Bord befindlichen Flüssigkeiten<br />

und macht die Leiterplatte im Gehäuse sicherer<br />

vor Schwitzwasser und korrosiven Gasen.<br />

Beschichtungsprozess<br />

Empfohlen wird hier der Tauchprozess. Eintauchen<br />

der PCB senkrecht oder schräg in Gestelle, Körbe, Magazine.<br />

Komplett oder nur teilweise, um z. B. Stecker,<br />

Kabel, Anzeigen, Kühlkörper etc. nicht zu beschichten.<br />

Eine Tauchzeit von mind. 30 Sek. wird angestrebt.<br />

Abtropfen nach dem Auftauchen in ausreichender<br />

Höhe über dem Bad, wenigstens 4 cm. Das Abtropfen<br />

erfolgt in Sekunden. Das vollständige Verdunsten des<br />

Lösemittels in der Schutzschicht dauert je nach der<br />

38 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


BAUGRUPPENFERTIGUNG «<br />

bestückten Bauteile zwischen 2 und 5 Minuten. Reine<br />

SMD-Bestückung trocknet sehr schnell ab. Spulen,<br />

Hohlkörper, Steckverbinder etc. benötigen länger.<br />

Die austretenden, aus dem Bad aufsteigenden Lösemitteldämpfe<br />

sollten an Kühlschlangen im oberen Bereich<br />

der Trockenzone kondensieren können und über<br />

einen Wasserabscheider dem Bad wieder zugeführt<br />

werden. Dafür gibt es professionelle Anlagentechnik.<br />

Schichtdickenkontrolle<br />

Auf eine generelle Schichtdickenkontrolle kann im<br />

laufenden Prozess weitgehend verzichtet werden,<br />

wenn im Tauchverfahren beschichtet wird und sichergestellt<br />

ist, dass die Tauchbadkonzentration im<br />

Bereich von 1,8 bis 2,2 Prozent bleibt. Die abgeschiedene<br />

Schichtdicke beim freien Ablauf der Beschichtungsflüssigkeit<br />

nach dem Tauchen hängt direkt von<br />

dieser Feststoffkonzentration ab.<br />

Prozesskontrolle<br />

Durch die Entnahme der reinen Feststoffe als Film<br />

auf der PCB und der Rückführung des zurückgewonnenen<br />

Lösemittels sinkt die Feststoffkonzentration<br />

kontinuierlich. Unterhalb von 1,8 % Feststoffanteil<br />

sollte dem Bad wieder Feststoff zugesetzt werden.<br />

Das geschieht in Form von 10%igem Konzentrat, das<br />

noch homogen und flüssig genug für eine Nachdosierung<br />

ist. Die Nachdosierung erfolgt nach der Feststellung<br />

der verbliebenen Konzentration und der<br />

Füllmenge des Bades.<br />

Die Konzentration sollte 2,2 % nicht übersteigen,<br />

um die für eine sichere Kontaktierung notwendige<br />

Schichtdicke so konstant wie möglich zu halten. Dies<br />

kann durch Undichtigkeiten der Anlagen oder durch<br />

händisch ausgeführte Beschichtungen im offenen<br />

Behälter passieren. Dann muss mit Verdünner der<br />

Feststoffanteil wieder gesenkt werden. Die Konzentration<br />

kann manuell mittels einer Präzisionswaage<br />

durch die Verdunstung einer Probemenge ermittelt<br />

werden. Für Purocoat 17/02 gibt es auch vollautomatische<br />

Mess- und Dosiersysteme.<br />

Sicherheit<br />

Purocoat Flüssigkeiten und die darin verwendeten<br />

Lösemittel bieten eine größere Sicherheitsspanne als<br />

alternative Lösungsmittel und erfordern im Standardeinsatz<br />

keine besonderen Schutzvorkehrungen.<br />

Sie sind nicht als KMR-Stoffe (Karzinogen, Mutagen,<br />

Reproduktionstoxisch) eingestuft. Der Geruch ist<br />

nicht störend, der Geschmack abstoßend, beim Verschlucken<br />

nicht giftig und chemisch nicht reaktiv.<br />

Die zweite Verordnung zur Emissionsbegrenzung<br />

von leichtflüchtigen halogenierten organischen Verbindungen<br />

(2. BimSchV) regelt den Einsatz des Lösemittelverbrauchs<br />

des Hydrofluorethers im Purocoat<br />

17/02. Beim Betrieb einer Beschichtungsanlage darf<br />

der Verlust von Hydroflourether 30 gr pro Stunde<br />

nicht überschreiten. Bei entsprechender Bauart und<br />

durch Einsatz von Kühlfallen zur Re-Kondensierung<br />

der Lösemitteldämpfe während des Trocknungsvorgangs<br />

in der Anlage ist das leicht zu erreichen. Professionelle<br />

Tauchanlagen sind damit ausgestattet<br />

und getestet. Eine Absaugung der freiwerdenden Lösemitteldämpfe<br />

in den Außenbereich ist nicht sinnvoll.<br />

Die Anlagen können jederzeit direkt in der Produktionslinie<br />

integriert werden und erfordern keine<br />

besonderen Räumlichkeiten.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Basierend auf der eingesetzten Chemie von getrennten<br />

Hydrofluorethern und Fluorpolymeren haben<br />

Purocoat-Flüssigkeiten ein hervorragendes Umweltprofil.<br />

Sie haben ein Ozonabbaupotential (ODP)<br />

von Null, was bedeutet, dass sie keinen Einfluss auf<br />

das stratosphärische Ozon haben. Zudem haben sie<br />

auch ein niedriges GWP im Vergleich zu anderen Lösungsmitteln<br />

wie Fluorkohlenwasserstoffen (HFKW).<br />

Das Umweltprofil von denen im Purocoat verwendeten<br />

Fluorpolymeren und Hydrofluorethern hat zu einer<br />

breiten Akzeptanz für den kommerziellen Einsatz<br />

bei Regulierungsbehörden weltweit.<br />

In Europa sind sie nicht im Anhang I der F-Gase-<br />

Verordnung (EU 517/2<strong>01</strong>4) aufgeführt, d. h. sie sind<br />

innerhalb der EU nicht eingeschränkt oder verboten.<br />

Beschichtungsprozess für den<br />

Einsatz in der Automobilindustrie<br />

Jeder zusätzliche Behandlungsprozess einer Leiterplatte<br />

gilt es zu vermeiden, da es Entwicklungsaufwand,<br />

Test, Zeit und Materialkosten bedeutet. Also<br />

ist es ein notwendiges Übel, wenn die fertige Baugruppe<br />

den Test an seinem endgültigen Einsatzort<br />

nicht besteht, einen Schutz per Beschichtung oder<br />

über das Gehäuse zu realisieren, sofern eine Umhausung<br />

überhaupt vorhanden ist.<br />

Wählt man den Weg der Schutzbeschichtung, gilt<br />

es den Prozess so kostengünstig wie möglich zu ge-<br />

Die Purocoat 17/02<br />

Schutzbeschichtung<br />

eigent sich sehr gut<br />

bei LEDs<br />

Bild: Puretecs<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 39


» BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Bild: Puretecs<br />

Purocoat 17/02 ist bis<br />

175°C einsatzfähig<br />

und beständig gegen<br />

alle an Bord befindlichen<br />

Flüssigkeiten<br />

KURZ & BÜNDIG<br />

Da die Bedeutung von Elektronik<br />

im Fahrzeug weiter<br />

zunimmt, darf Elektronik<br />

nicht ausfallen und sollte<br />

durch die passende Lackierung<br />

geschützt werden.<br />

stalten. Das Zusammenspiel von Materialpreis, Anlageninvestition<br />

und Energie- sowie Arbeitskosten gilt<br />

es mit den Möglichkeiten der unterschiedlichen<br />

Schutzlacksysteme abzugleichen. Hier stellen wir das<br />

für die ultradünne Schutzbeschichtung mit dem Purocoat<br />

Produkt dar.<br />

Die Fluorpolymerbeschichtung wurde aus der Notwendigkeit<br />

heraus entwickelt, sehr große Mengen an<br />

Leiterplatten effektiv und ohne großen Aufwand zu<br />

schützen. Es hat seinen Ursprung in der Telekommunikationsindustrie,<br />

deren Elektronikverteiler und<br />

Sendeanlagen letztendlich im Freien in einem nur regensicheren<br />

Gehäuse in allen Gegenden der Welt<br />

funktionssicher und langlebig arbeiten müssen. Frost,<br />

Betauung, Pilze, Hitze, Seeluft und Insekten dürfen<br />

der Baugruppe nichts anhaben. Purocoat 17/02 erfüllt<br />

dies in der Regel.<br />

Sicher sind die Anforderungen im KFZ höher als in<br />

anderen Einsatzgebieten, aber im Grundsatz kann<br />

hier die Schutzbeschichtung gute Ergebnisse abliefern.<br />

Diese sind nicht nur von der Testschärfe, sondern<br />

auch von der Auswahl der Materialien auf der<br />

LP und deren Sauberkeit abhängig. Durch das Tauchverfahren<br />

wird ein sicheres Ergebnis erzielt, da es damit<br />

zu keiner Fehlbeschichtung kommen kann. Vorausgesetzt<br />

alle Bauteile vertragen das. So ist eine<br />

100%ige Abdeckung aller Oberflächen gewährleistet.<br />

Besser als beim selektiven Verfahren. Außerdem können<br />

die Baugruppen dicht gepackt<br />

und in einem Batchprozess<br />

in wenigen Sekunden getaucht<br />

werden oder sie laufen<br />

einzeln, aber kontinuierlich<br />

durch das Bad. Die Trocknung<br />

erfolgt bestenfalls in der Anlage<br />

mit Rückgewinnung des<br />

Lösemittels. Ein Kostenvorteil,<br />

da dann überwiegend mit einem<br />

Konzentrat nachdosiert<br />

werden muss.<br />

Die Schnelligkeit des Prozesses und die hohe<br />

Durchlaufrate sparen enorme Produktionszeiten. Dazu<br />

kommt die Möglichkeit, die Baugruppen nur einmal<br />

nach dem Beschichtungsvorgang zu testen. Kontakte<br />

im Nadelbettadapter sind möglich. Muss repariert<br />

werden, kann man sofort auslöten, reparieren<br />

und den Vorgang der Beschichtung wiederholen.<br />

Auch das spart Aufwand und Zeit. Die Tauchanlagen<br />

selbst sind einfach konstruiert, klein, benötigen wenig<br />

Energie und Wartung und sind ständig betriebsbereit<br />

durch die Stand-by-Funktion. Die Bedienung<br />

ist denkbar einfach und benötigt kein geschultes<br />

Fachpersonal.<br />

Das fluorierte Material ist teurer in der Herstellung<br />

als andere Basismaterialien, aber man benötigt davon<br />

sehr wenig. Mit einem Kilogramm Beschichtungsflüssigkeit<br />

kann man theoretisch bis zu 23 m 2<br />

Fläche abdecken.<br />

Die Kostenvorteile liegen somit auf der Hand:<br />

• geringe Anlageninvestition<br />

• hohe Anlagenverfügbarkeit<br />

• geringer Prozessaufwand<br />

• minimale Personalkosten<br />

• kurze Behandlungszeiten<br />

• geringste Materialverluste<br />

Weitere Vorteile:<br />

• sicher, da ungefährlich, nicht brennbar und nicht<br />

toxisch<br />

• umweltfreundlich, da Ausstoß der VOC minimiert<br />

und das GWP gering ist.<br />

Solche Punkte lassen sich nicht in Kosten fassen, sind<br />

aber letztendlich auch ein wichtiger Entscheidungsfaktor<br />

für die Auswahl eines Verfahrens. Alle diese<br />

Faktoren sollten dann in die Kostenberechnung mit<br />

einfließen.<br />

Fazit / Ausblick<br />

Mit der Purocoat Schutzbeschichtung können<br />

zwar viele, jedoch nicht alle Anforderungen im Kfz<br />

erfüllt werden. Das Gehäuse ist immer noch der beste<br />

Schutz für die Elektronikschaltung, aber nicht immer<br />

so sicher wie notwendig. Die Bestückungs- und Lackieranlagen<br />

für Schaltungen bevorzugen ein solch<br />

Verfahren gegenüber denen mit langen Prozesszeiten<br />

sowie oftmals giftigen Inhaltsstoffen und unterm<br />

Strich ein Gewinn für den Geldbeutel, wenn der Prozess<br />

zufriedenstellend läuft. Der immer größer werdende<br />

Anteil an Leiterplatten und die wachsenden<br />

Sicherheitsaufgaben sollten dazu führen, generell<br />

Schutzbeschichtungen durchzuführen mit einem<br />

Prozess, der diese hohen Stückzahlen wirtschaftlich<br />

behandeln lässt. Mit Purocoat existiert so ein Produkt,<br />

welches diese Herausforderungen annimmt.<br />

www.puretecs.de<br />

40 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


Produkt-News « BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Lack trotzt extremem Frost<br />

Temperatur-Flexibilität übertrifft industriellen Standard<br />

Der Elpeguard SL 1800 FLZ von Lackwerke<br />

Peters besticht durch seine Temperatur-<br />

Flexibilität, insbesondere bei Kälte, und<br />

zeigt auch bei Temperaturschocks von<br />

+125 °C bis –65 °C keinerlei negative<br />

Auffälligkeiten. „Für die Bereiche Automotive<br />

und Luftfahrt ist es mittlerweile<br />

erforderlich, über den Tiefstpunkt –40 °C<br />

in noch extremere Frostschichten hineinzustoßen.<br />

Dieser Forderung aus den besagten<br />

Industrien kann unser Elpeguard<br />

Lack entsprechen“, sagt Stefan Schröder<br />

und verweist auf Langzeittests im Klimalabor<br />

des Unternehmens. Dort steht mit<br />

der Temperaturschock-Anlage VT³ 7<strong>01</strong>2<br />

S2 ein Prüfschrank zur Verfügung, in dem<br />

elektronische Bauteile sowie Leiterplatten<br />

mehrfach schnellen Temperaturwechseln<br />

ausgesetzt werden in Bereichen zwischen<br />

–80°C und +220°C.<br />

Zur hohen Temperaturschockbeständigkeit<br />

zeichnet sich der Lack zudem durch<br />

gute Benetzung silikonkontaminierter<br />

Oberflächen mit den Elpeguard Schutzlacken<br />

der Reihe SL 18<strong>01</strong> FLZ aus. Was<br />

ebenfalls für den Lack spricht, ist die Erfüllung<br />

der besten Nichtbrennbarkeitsstufe<br />

nach UL. Sprich, der 1-Komponenten-Schutzlack<br />

verfügt über die beste<br />

Nichtbrennbarkeitsstufe UL 94 V-0, UL File<br />

No. E80315. Das ist das registrierte<br />

Warenzeichen der Underwriters Laboratories<br />

Inc., Northbrook, Illinois 60062, der<br />

weltweit anerkannten Prüfinstanz. „Außerdem<br />

ist der Lack reparaturfähig – auch<br />

dies wird heutzutage seitens der Kunden<br />

nachgefragt“, berichtet Stefan Schröder.<br />

So kann der Anwender langfristig Kosten<br />

sparen. Reparaturfähig deshalb, da der Elpeguard<br />

gut mit der Verdünnung V 1800<br />

entfernt und nach den Reparaturarbeiten<br />

erneut aufgetragen werden kann.<br />

Insofern eignet sich der Lack hervorragend<br />

für den Schutz und die Isolierung<br />

bestückter Leiterplatten, so dass diese<br />

noch höhere Anforderungen an Zuverläs-<br />

Stefan Schröder im Klimalabor, wo der Elpeguard<br />

SL 1800 FLZ unter extremen Bedingungen im<br />

neuen Prüfschrank getestet worden ist. Ergebnis:<br />

Die Temperaturschockbeständigkeit des Peters-<br />

Newcomers ist außerordentlich<br />

sigkeit und Lebensdauer erfüllen können.<br />

Der Lack bietet ausgezeichneten E-Korrosionsschutz<br />

mit hoher Beständigkeit gegen<br />

Feuchtigkeit und Schwitzwasser.<br />

www.peters.de<br />

Bild: Peters/Axel Küppers<br />

Intelligente All-in-One-Lötstation<br />

Vollständige Prozesskontrolle mit Rückverfolgbarkeit<br />

RS hat mit der WXsmart von Weller eine<br />

neue 300-W-Handlötplattform in sein<br />

Sortiment aufgenommen. Die Station<br />

richtet sich insbesondere an Elektronikentwickler<br />

in Branchen, in denen Konnektivität,<br />

Sicherheit sowie Rückverfolgbarkeit<br />

hoch im Kurs stehen und verwendet<br />

die TLS-Verschlüsselung und Zwei-Faktor-Authentifizierung,<br />

um Schutz vor Cyberangriffen<br />

und Daten-Skimming in sensiblen<br />

Branchen zu garantieren.<br />

Als zentrale Einheit verwendet, lässt die<br />

Lötstation mehrere Nutzer mit unterschiedlichen<br />

Anforderungen an das Gerät<br />

zu. Die Station unterstützt alle Lötanwendungen,<br />

einschließlich hochpräzisem<br />

Pico-Löten, Allzweck-Mikrolöten, Hochleistungs-Ultralöten,<br />

Nacharbeiten, Entlöten<br />

und Heißluftlöten und kann mehrere<br />

Geräte sowie Prozesse gleichzeitig<br />

steuern, einschließlich Rauchabsaugung,<br />

Vorheizplatte und Lötbad. Ebenfalls un-<br />

RS liefert die WXsmart von Weller in der Region<br />

EMEA<br />

Bild: RS<br />

terstützt wird Wellers WXair Two-in-<br />

One-Rework-Modul, das einen Luft- und<br />

einen Vakuumkanal bietet.<br />

Intelligente Lötspitzen mit integrierten<br />

Chips ermöglichen ein sehr schnelles Aufheizen<br />

in etwa 3 Sekunden, automatische<br />

Spitzenidentifikation, integrierte Datenspeicherung<br />

und individuelle Seriennummern<br />

für Rückverfolgbarkeit sowie Spitzenversatz-<br />

und Sperrfunktionen.<br />

WLAN, LAN, USB und zwei RS232-Ports<br />

bieten eine breite Auswahl an schnellen<br />

Konnektivitätsoptionen. Die Unterstützung<br />

von IoT- und Industrie 4.0-Standards ermöglicht<br />

einfache Fernsteuerung über<br />

mobile Kommunikationsgeräte mit Rückverfolgbarkeit<br />

und Integration in bestehende<br />

ERP-Systeme. Die Smart Control-<br />

App von Weller bietet Echtzeit-Dashboard<br />

für PCs, Smartphones und Tablets.<br />

Durch die hochpräzise Temperaturmesseinheit<br />

der WXsmart dauert eine robuste<br />

Autokalibrierung weniger als zehn Sekunden.<br />

Weitere Vorteile der Station sind digitale<br />

Datenextrakte für das Qualitätsmanagement<br />

und Audits, vollständige Rückverfolgbarkeit<br />

des Kalibriervorgangs und<br />

ein automatischer Spitzenversatz zu nennen.<br />

Die Lötstation ist abwärtskompatibel<br />

zu den zuvor verwendeten Löt-, Entlötund<br />

Heißluftspitzen und -werkzeugen.<br />

de.rs-online.com<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 41


BAUGRUPPENFERTIGUNG » Produkt-News<br />

Automatisierung in der Elektronikfertigung und im Reinraum<br />

Flexibler Kleinteilegreifer für maximale Prozesssicherheit<br />

Bild: Schunk<br />

Der smarte Kleinteilegreifer EGK steht für höchste<br />

Werkstückvielfalt bei maximaler Prozesssicherheit.<br />

In anspruchsvollen Anwendungen wie im Life-<br />

Science-Bereich oder der Elektronikfertigung<br />

zeigt er seine Stärken<br />

Für die Handhabung filigraner und bruchempfindlicher<br />

Werkstücke hat Schunk einen<br />

vielseitig einsetzbaren Kleinteilegreifer<br />

entwickelt. Der intelligente EGK punktet<br />

bei anspruchsvollen und variantenreichen<br />

Aufgaben in der Laborindustrie oder<br />

der Elektronikfertigung.<br />

Zuverlässige Prozesse<br />

Der elektrische Kleinteilegreifer EGK bietet<br />

maximale Prozesssicherheit im Hand-<br />

habungsprozess. Das Stirnradgetriebe mit<br />

Ritzel-Zahnstangenprinzip sorgt für eine<br />

konstante Greifkraft über die gesamte<br />

Fingerlänge und ermöglicht dauerhaftes<br />

Nachgreifen. Weil für die Krafterzeugung<br />

kein Anfahrtsweg oder Kraftimpuls erforderlich<br />

ist, kann der Greifer aus dem<br />

Stand heraus 100 % Leistung erbringen.<br />

Eine integrierte Greifkrafterhaltung vermeidet<br />

Werkstückverlust und hält die Fingerposition<br />

auch bei Not-Aus zuverlässig.<br />

Prozesstransparenz bietet der hochauflösende,<br />

integrierte Absolutwertgeber. Er<br />

erfasst permanent die Position der Grundbacken.<br />

Dadurch kann der Greifvorgang<br />

nach Stromausfall oder Neustart ohne<br />

Neureferenzierung fortgesetzt werden.<br />

Dank des großen, frei programmierbaren<br />

Backenhubs und der stufenlos einstellbaren<br />

Greifkraft von 20 bis 300 N je nach<br />

Baugröße ergibt sich eine hohe Flexibilität<br />

im Teilespektrum: Unterschiedlichste<br />

Werkstücke sind mit ein und demselben<br />

Greifer handhabbar. Für das feinfühlige<br />

Greifen besonders fragiler Werkstücke<br />

wurde der EGK mit einen speziellen „Soft-<br />

Grip“-Modus ausgestattet.<br />

Im Reinraum zuverlässig<br />

Der reinraumzertifizierte Greifer überzeugt<br />

in Einsatzgebieten, wo es reinlich<br />

zugehen muss und verfügt über ein dreistufiges<br />

Abdichtungskonzept, das Getriebe<br />

sowie elektronische Bestandteile wirksam<br />

für einen geringen Verschleiß<br />

schützt. So ist Regelungs- und Leistungselektronik<br />

vollintegriert und nach Schutzklasse<br />

IP67 abgedichtet. Nach Kontakt mit<br />

Flüssigkeiten arbeitet er sehr zuverlässig.<br />

Anwender haben beim EGK hinsichtlich<br />

der Connectivity alle Optionen und können<br />

so den Funktionsumfang der intelligenten<br />

Komponente selbst bestimmen. Er<br />

verfügt über eine innovative Schnittstellenvielfalt<br />

und lässt sich in alle relevanten<br />

Netzwerke integrieren. Mitgelieferte Roboter-Plugins<br />

oder SPS-Funktionsbausteine<br />

reduzieren den Programmieraufwand<br />

bei der Inbetriebnahme.<br />

www.schunk.com<br />

Perfekte Verbindung<br />

Die-to-Die-Bonding in Kombination<br />

Das Die-to-Die-Bonding-Verfahren Thermosonic<br />

Bonding (TSB) kombiniert das<br />

neuartige Thermokompressionsbonden mit<br />

dem Ultraschallschweißen (US). Durch Ultraschallschweißen<br />

lassen sich Bonddruck<br />

und Temperatur reduzieren. Dadurch verbessert<br />

sich der Bondprozess, was insbesondere<br />

in der Halbleiterherstellung vorteilhaft<br />

ist. Etwa beim Flip-Chip-Bonden.<br />

Hier ermöglicht die lötfreie Die-to-Die-<br />

Bondtechnologie von Tresky Area-Array-<br />

Verbindungen. Damit lassen sich an der<br />

Unterseite eines ICs befindliches Array<br />

von Goldbumps mit vergoldeten Pads auf<br />

einem Substrat verbinden. Insbesondere<br />

bei diesem einfachen, sauberen und trockenen<br />

Montageverfahren wird das Thermokompressionsbonden<br />

eingesetzt.<br />

Das TSB-Verfahren startet mit einem auf<br />

einer beheizten Auflage befindlichen und<br />

durch Vakuum in Position gehaltenem<br />

Substrat. Den Chip hält ein Pick & Place-<br />

Werkzeug mit einer auf Thermosonic<br />

Bonding-Anwendungen ausgelegten Die<br />

Collet. Sobald das Tresky-Mustererkennungssystem<br />

den Chip auf das Substrat<br />

ausgerichtet hat, werden die Gold-Stud-<br />

Bumps mit dem Substrat kontaktiert. Ist<br />

die erforderliche Haftkraft erreicht, wird<br />

für eine definierte Zeitspanne der Strom<br />

des Ultraschallschweißens angelegt.<br />

Die Vertikaltechnologie garantiert dabei<br />

eine stabile, genaue Koplanarität und Parallelität<br />

über den gesamten Z-Achsen-<br />

Hub hinweg. Neben einer IP-Spannzange<br />

bietet sich der Einsatz einer zusätzlichen<br />

Kanalspannzange (Channel type (CH)) an,<br />

sobald der Zugang zum Werkzeug eingeschränkt<br />

ist oder dieses durch zwei Seiten<br />

des Spans auszurichten ist. Ob sich eine<br />

Mit spezifischer Vertikaltechnologie wird eine stabile<br />

und genaue Koplanarität und Parallelität über<br />

den gesamten Z-Achsen-Hub hinweg garantiert<br />

Spannzange für das TSB eignet, lässt sich<br />

anhand von Faktoren wie etwa der zyklischen<br />

Bewegung der Spannzange während<br />

des US-Prozesses, der empfindlichen<br />

Oberfläche des Chips und der Wärmeübertragung<br />

aufzeigen.<br />

www.tresky.de<br />

Bild: Tresky<br />

42 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


Produkt-News « BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Bild: elkotec<br />

SMD-Tower verschafft Vorteile im Markt<br />

Sichere Prozesse beim<br />

Materialmanagement<br />

Durch Einsatz der SMD-Tower konnte die Produktivität der<br />

Bestückdienstlesitung gesteigert werden<br />

„Seit der Einführung der drei SMD-Tower für die<br />

Bauteileverwaltung im letzten Jahr verzeichnen wir<br />

jetzt eine deutliche Verkürzung der Mannstunden bei<br />

Materiallagerung und Wiederauffindung um fast 90<br />

Prozent. Dazu wurden Maschinenstillstände um fast<br />

50 Prozent vermindert“, stellt Sinan Saglar, Geschäftsführer<br />

der elkotec GmbH in Berlin fest. „Und<br />

damit bringen wir unsere Kunden natürlich in eine<br />

deutlich bessere Marktposition.“<br />

Auf etwa einem Quadratmeter je SMD-Tower Stellfläche<br />

verwaltet das System Rollen, Tray‘s oder eine<br />

komplette Baugruppe und bietet einen verwechselungssicheren<br />

Zugriff auf die Bauteile. Durch sehr<br />

kurze Zugriffszeiten schafft der Tower die Voraussetzung<br />

für ein schnelles, komfortables Umrüsten von<br />

Produktionslinien. Das Einlagern von Rollen oder<br />

Tray`s erfolgt in willkürlicher Reihenfolge. Die Rolle<br />

ist lediglich im SMD-Tower abzulegen und der Freigabetaster<br />

zu bedienen. Der integrierte Barcode-<br />

Scanner identifiziert die Rolle und gibt die Bauteilinformationen<br />

an den PC weiter. Für die Rollenentnahme<br />

wird die Sachnummer via Barcode gescannt oder<br />

eine Rüstlinie bzw. Bestückungsprogramm ausgewählt.<br />

Die Artikel werden dann sequenziell bereitgestellt<br />

und ausgebucht. Bauteilbestandsdaten werden<br />

in Echtzeit abgefragt und der Datenbestand permanent<br />

aktualisiert. Die Software unterstützt als Rüstplatz<br />

die Zuweisung von Artikeln zu intelligenten<br />

Feedern per Barcode. Weitere Informationen wie Inventur<br />

und statistische Auswertungen erhöhen die<br />

Prozess-Sicherheit und -Optimierung.<br />

Jeder dieser SMD-Tower kann mit Rollenbreiten von<br />

8 bis 32 mm und Rollendurchmessern von 180 bis<br />

330 mm bestückt werden. Durch den gleichzeitigen<br />

Einsatz der drei Tower verringert sich die Zugriffszeit<br />

noch weiter, da parallel ein- und ausgelagert wird.<br />

Durch die Kombination dieser Anlagen ist die Lagerkapazität<br />

für die Anforderungen des EMS-Dienstleisters<br />

nicht nur aktuell optimal, sondern für zukünftiges<br />

Wachstum einfach auszuweiten.<br />

Ein wichtiger Bestandteil der Software ist das Job-<br />

Planungs-Modul, das mehrere Auftragslisten für Ware<br />

verwaltet, die in Abhängigkeit von der Losgröße<br />

hergestellt werden muss. Die Listen werden im Planungsmodul<br />

chronologisch nach Produktionsdatum<br />

angeordnet. Farbige Indikatoren zu den jeweiligen<br />

Artikeln geben schon vor Produktionsbeginn Aufschluss<br />

darüber, ob der Auftrag mit dem existierenden<br />

Bauteilbestand komplett, teilweise oder gar<br />

nicht gefertigt werden kann. Eine Mindestbestandsüberwachung<br />

verhindert ungewollte Stillstandzeiten<br />

in der Produktion.<br />

„Diese drei SMD-Tower sind für uns und unsere Kunden<br />

ein wichtiger Beitrag zur Steigerung der Produktivität<br />

unserer Bestückungsdienstleistung“, wie Saglar<br />

hervorhebt.<br />

www.elkotec.de<br />

Incircuit-Funktionstestsysteme und<br />

Adaptionen für Flachbaugruppen, Hybride,<br />

Module und Geräte<br />

seit 1979 Testsysteme im Einsatz , u.a.<br />

bei Automotive, Avionik, Medizintechnik,<br />

Maschinensteuerungen, Sensorik u.v.m.<br />

Stand-alone und Inline Testsysteme<br />

schnelle, praxisnahe und anwenderfreundliche<br />

Testprogrammerstellung<br />

<br />

Boundary Scan-Test<br />

breites Spektrum an Stimulierungsund<br />

Messmodulen aus eigener<br />

Entwicklung und Produktion<br />

<br />

2 <br />

Programmierung, Einbindung<br />

externer Programme<br />

Auswertung von Analog-/Digital-<br />

<br />

<br />

Statistik, Qualitätsmanagement<br />

manuelle und pneumatische Prüfadapter<br />

Prüfadaptererstellung in einem halben Tag mit<br />

Adapterkonstruktions- und Erstellungspaket<br />

<br />

REINHARDT<br />

System- und Messelectronic GmbH<br />

<br />

E-Mail: info@reinhardt-testsystem.de http://www.reinhardt-testsystem.de<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 43


» TEST & QUALITÄTSSICHERUNG<br />

Kampf dem unsichtbaren Feind: ESD-Schutz elektronischer Bauteile<br />

Erhöhung der<br />

Leiterplattenzuverlässigkeit<br />

Eine der häufigsten Ursachen für das Versagen von Leiterplatten ist die elektrostatische<br />

Entladung (ESD). ESD kann elektronische Komponenten beschädigen<br />

und zu erheblichen Verlusten für Elektronikhersteller in Form von Garantiere -<br />

klamationen, Nacharbeiten, verschrotteten Platinen, Zeitverschwendung und<br />

Terminüberschreitungen führen. Dies ist nicht nur kostspielig, sondern kann<br />

sich auch negativ auf den Ruf des Unternehmens auswirken.<br />

Je ausgefeilter Leiterplatten<br />

werden, desto<br />

empfindlicher werden<br />

sie gegenüber ESD-<br />

Spitzen<br />

Bild: Microcare<br />

Experten schätzen, dass bis zu einem Drittel der<br />

Leiterplattenausfälle auf ESD zurückzuführen<br />

sind. Die heutigen elektronischen Baugruppen sind<br />

kleiner, komplexer und enthalten immer teurere Teile.<br />

Daher ist es sinnvoll, ESD zu reduzieren, kontrollieren<br />

und Leiterplatten während der Montage zu schützen.<br />

Was ist ESD?<br />

Elektrostatische Entladung wird dadurch verursacht,<br />

dass zwei Oberflächen oder Gegenstände mit<br />

unterschiedlicher elektrostatischer Ladung in engen<br />

Kontakt miteinander kommen. Wenn eine positiv und<br />

die andere negativ geladen ist, versuchen die Protonen<br />

und Elektronen, die diese Ladungen tragen, sich<br />

gegenseitig auszugleichen, indem sie sich am Kontaktpunkt<br />

schnell austauschen. Die plötzliche Freisetzung<br />

oder Entladung der aufgebauten Ladung<br />

verursacht eine ESD-„Spitze“.<br />

Obwohl ESD unsichtbar ist, stellt sie in vielen Elektronikfertigungsanlagen<br />

eine ernsthafte Bedrohung<br />

dar. Statische Aufladungen aller Größenordnungen<br />

können irreversible Schäden an empfindlichen elektronischen<br />

Komponenten verursachen. Es gibt zwei<br />

gängige Arten von ESD-Schäden: katastrophal und<br />

44 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


TEST & QUALITÄTSSICHERUNG «<br />

latent. Ein katastrophaler Ausfall verursacht dauerhafte<br />

Schäden, sodass die Leiterplatte nie wieder<br />

funktionieren wird. Auch wenn sie während der Inspektion<br />

leichter zu erkennen sind, erfordern sie einen<br />

vollständigen Austausch der Leiterplatte.<br />

Bei latenten ESD-Schäden kann die Leiterplatte<br />

teilweise in ihrer Leistung vermindert sein und weiterhin<br />

funktionieren. Die Komponente kann jedoch<br />

während ihrer Lebensdauer die Gesamtfunktion verlieren<br />

oder intermittierende Fehler aufweisen, was zu<br />

einem unzuverlässigen elektronischen Gerät führt.<br />

Obwohl diese Schäden die häufigste Ursache für<br />

ESD-Fehler darstellen, sind sie schwerer erkennbar<br />

und selbst bei strengen Tests immer noch unentdeckt<br />

bleiben, was für den Hersteller extrem kostspielig<br />

wird.<br />

Woher kommt ESD?<br />

Es gibt mehrere Möglichkeiten zum Auftreten von<br />

ESD. Die häufigste ist durch menschliche Berührung.<br />

Bei alltäglichen Aktivitäten speichern der menschliche<br />

Körper und einige Kleidungsstücke während eines<br />

typischen Arbeitstages statische Elektrizität von<br />

nur wenigen Volt bis zu vielen tausend Volt. Wird die<br />

Leiterplatte mit der Hand berührt, führt dies häufig<br />

zu ESD.<br />

In einer elektronischen Produktionsstätte gibt es<br />

viele andere Situationen, in denen ESD die Leiterplattenbestückung<br />

beschädigen könnte. Beispielsweise<br />

ist die Verwendung von nicht geerdeten elektrischen<br />

Geräten, beispielsweise einem Oszilloskop<br />

bei der Fehlersuche in elektronischen Schaltungen,<br />

eine Hauptursache. Es sind jedoch nicht nur elektronische<br />

Geräte, die ESD verursachen. Trolleys und Förderer<br />

können ebenfalls Reibung aufbauen, Maschinen<br />

oder Materialien aneinander reiben, wodurch eine<br />

Ladung erzeugt wird. Selbst einfache Gegenstände<br />

wie Plastikbecher, die in der Nähe von elektronischen<br />

Schaltungen platziert werden, können Ladung<br />

erzeugen. Auch eine schnelle Luftbewegung nah einer<br />

elektronischen Baugruppe kann eine weitere<br />

ESD-Quelle sein. So ist die Verwendung von Druckluft<br />

zum Reinigen einer Leiterplattenbaugruppe oder<br />

das nahe Aufstellen eines Lüfters an einem heißen<br />

Tag eventuell problematisch.<br />

Vermeidung von ESD-Schäden<br />

In einer idealen Welt würden Leiterplatten mit<br />

Komponenten entworfen, die nicht ESD-empfindlich<br />

sind. Da elektronische Baugruppen jedoch immer<br />

kleiner werden und empfindliche Komponenten auf<br />

kompakten, dicht gepackten Platinen enthalten, ist<br />

dies keine leichte Aufgabe. Je komplexer und empfindlicher<br />

eine Leiterplatte wird, desto schwieriger ist<br />

es, ESD zu verhindern. Dennoch gibt es Möglichkeiten,<br />

ESD während der SMT-Produktion zu reduzieren.<br />

Der Bereich, in dem die Leiterplatte hergestellt<br />

wird, kann ESD erheblich beeinflussen. Einige Arbeitsbereiche<br />

sind anfälliger für elektrostatische Entladungen<br />

als andere, wozu beispielsweise Wareneingang,<br />

Montage, Reparatur, Reinigung, Inspektion und<br />

Verpackung zählen. Glücklicherweise können praktische<br />

Verfahren und Maßnahmen implementiert werden,<br />

um ESD in der Arbeitsumgebung zu reduzieren.<br />

ESD-Antistatikbänder sind eine einfache und effektive<br />

Möglichkeit, statische Aufladungen von Arbeitern<br />

abzuleiten. Handgelenkbänder können an ei-<br />

Ein Werkzeug zur Ableitung<br />

von statischer<br />

Aufladung verhindert<br />

ESD-Schäden, indem<br />

statische Aufladungen<br />

reduziert werden<br />

Die Autorin Elizabeth Norwood ist leitende Chemikerin<br />

im Unternehmen, das Präzisionsreinigungslösungen<br />

anbietet. Sie ist seit mehr als<br />

25 Jahren in der Branche tätig und hat einen Bachelor<br />

of Science in Chemie von der University of<br />

St. Joseph. Norwood erforscht, entwickelt und testet<br />

reinigungsbezogene Produkte. Für ihre Arbeit<br />

hat sie derzeit ein Patent erhalten und zwei weitere<br />

sind angemeldet.<br />

Bild: Microcare<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 45


» TEST & QUALITÄTSSICHERUNG<br />

Bild: Microcare<br />

Ein ESD-sicheres<br />

Flussmittelentferner-<br />

Spendersystem verbessert<br />

die Reinigungsergebnisse,<br />

begrenzt<br />

Flüssigkeitsverschwendung<br />

und erhöht die<br />

ESD-Sicherheit<br />

Bild: Microcare<br />

Einige Flussmittelentferner und andere Reinigungsflüssigkeiten,<br />

die in der Leiterplattenproduktion<br />

verwendet werden, können bis zu 12.000 Volt ESD<br />

erzeugen, was mehr als genug ist, um elektronische<br />

Komponenten zu beschädigen oder zu zerstören. Dieser<br />

Aufbau von ESD entsteht durch die Reibung der<br />

statischen Moleküle, wenn sie sich durch das Kunststoff-Sprührohr<br />

nach unten bewegen, das üblicherweise<br />

zur Abgabe dieser Reinigungsprodukte verwendet<br />

wird. Es gibt jedoch alternative Werkzeuge,<br />

die mit Reinigungssprays verwendet werden können,<br />

um statische Aufladungen abzuleiten.<br />

Durch Entfernen des Kunststoffhalms und Verwendung<br />

eines statischen Zapping-Spenderwerkzeugs,<br />

das an der Oberseite der Aerosoldose befestigt wird,<br />

kann ESD reduziert werden. Dieses statisch ableitende<br />

Werkzeug aus langlebigem Aluminium und Edelstahl<br />

macht den Benutzer zu einem Teil des Erdungsne<br />

geerdete Leitung angeschlossen werden, sodass<br />

die Person während der Arbeit an empfindlichen Leiterplatten<br />

kontinuierlich geerdet bleibt. Leitfähige<br />

Bodenmatten leiten elektrostatische Aufladung von<br />

Schuhen ab. Mittels Protokolle wird sichergestellt,<br />

dass alle Arbeiter antistatische Kleidung und Schuhüberzüge<br />

tragen. Zudem sollten sämtliche Arbeitstische,<br />

Geräteträger, Fußmatten und Handgelenkbänder<br />

geerdet sein, und die Temperatur bei 22 bis 18 °C<br />

sowie die Luftfeuchtigkeit im Produktionsbereich<br />

zwischen 40 und 70 % betragen, da feuchte Luft zur<br />

Ableitung statischer Aufladung beiträgt. Unnötige<br />

Gegenstände wie Plastik- oder Styroporbecher, selbst<br />

ESD-Antistatikbänder sind<br />

eine einfache und effektive<br />

Möglichkeit, statische Aufladungen<br />

von Mitarbeitern<br />

abzuleiten<br />

Notizblöcke und Stifte, die eine ESD-Aufladung erzeugen<br />

könnten, aus dem Arbeitsbereich entfernen.<br />

Alle Montageteile und Leiterplatten sollten in antistatischen<br />

Behältern und Verpackungsmaterialien<br />

versendet werden.<br />

Statik wegwischen<br />

Innerhalb elektronischer Fertigungsanlagen kann<br />

sich leicht statische Aufladung aufbauen. Arbeitsflächen,<br />

auf denen Geräte montiert werden, bis hin zu<br />

Werkzeugen, die zum Reinigen und Testen von Leiterplatten<br />

verwendet werden, können statisch aufgeladen<br />

werden. Fast alles in oder um die Produktionslinie<br />

kann betroffen sein, von Holzwerkbänken<br />

und Vinyl-Stuhlkissen bis hin zu Computermonitoren<br />

und Kunststoffschalen. Auch elektrische Lötkolben<br />

sowie Reflow- und Wellenlötöfen sind leitfähig.<br />

Bei der Herstellung von Leiterplatten ist es wichtig,<br />

jegliche statische Aufladung durch Ableitung der Ladung<br />

zu entfernen. Dies kann durch regelmäßiges<br />

Abwischen aller Gegenstände, einschließlich Arbeitsflächen<br />

und Werkzeuge, mit vorgetränkten, ESD-reduzierenden<br />

Reinigungstüchern erfolgen. Durch die<br />

Verwendung eines hochwertigen ESD-Reinigungstuchs<br />

werden Verunreinigungen wie Fingerabdrücke,<br />

Fett und Öl entfernt, ohne Fusseln, Schmutz oder<br />

statische Aufladung zu hinterlassen. ESD-Reinigungstücher<br />

eignen sich hervorragend zum Entfernen<br />

von Verunreinigungen. Vorteilhaft sind Produkte<br />

mit einem geringen Alkoholgehalt, den zwar ist Alkohol<br />

ist ein idealer nichtleitender Arbeitsplatzreiniger,<br />

neigt jedoch dazu, Matten auszutrocknen, Risse zu<br />

verursachen oder Oberflächen spröde zu machen.<br />

Statisch ableitende Reinigungswerkzeuge<br />

für Leiterplatten<br />

46 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


TEST & QUALITÄTSSICHERUNG «<br />

Die Verwendung ungeerdeter<br />

elektrischer<br />

Geräte kann eine<br />

Quelle für ESD sein<br />

Bild: Microcare<br />

kreises, indem es den Kontakt mit ihm aufrechterhält.<br />

So werden statische Aufladungen auf nur 50<br />

Volt reduziert, um ESD-Schäden zu vermeiden.<br />

Das Reinigen und Trocknen von Leiterplattenbaugruppen<br />

mit Druckluft kann die ESD erhöhen, da sich<br />

schnell bewegende Luft eine Ladungstrennung verursachen,<br />

was zu einer statischen Aufladung führt. Zur<br />

Verringerung des ESD-Risikos sollten alternative Reinigungswerkzeuge<br />

und -flüssigkeiten, speziell entwickelt,<br />

um die statische Aufladung abzuleiten und alle<br />

Verunreinigungen schnell zu entfernen, verwendet<br />

werden.<br />

Ein ESD-sicheres Flussmittelentferner-Spendersystem<br />

ist ein weiteres Werkzeug, um statische Aufladungen<br />

beim Reinigen von Leiterplatten zu beseitigen.<br />

Es verbessert nicht nur das Ergebnis der Tischreinigung,<br />

sondern auch die ESD-Sicherheit. Das<br />

Spendersystem umfasst normalerweise Bürsten- und<br />

Spritzenaufsätze zur gründlichen Reinigung unter<br />

niedrig montierten Komponenten. Die Verwendung<br />

eines kontrollierten Spendersystems hält den Flussmittelentferner<br />

bei jedem Gebrauch sauber und liefert<br />

die richtige Menge an Flüssigkeit, um die Leiterplatte<br />

vollständig zu benetzen, jedoch ohne Overspray<br />

oder Abfall. Es reduziert den Flüssigkeitsverbrauch<br />

um bis zu 60 %, senkt so die Reinigungskosten<br />

und stellt sicher, dass jeder Tropfen in der Aerosoldose<br />

verwendet wird. Dies wiederum erleichtert<br />

die Entsorgung als ungefährlicher Abfall. Die Reinigung<br />

mit diesem Werkzeug trägt zudem für ein kon-<br />

trolliertes ESD bei, indem alle Ladungen auf den Boden<br />

abgeleitet werden.<br />

ESD entfernen und Zuverlässigkeit<br />

der Leiterplatte verbessern<br />

ESD hat in modernen Elektronikfertigungsanlagen<br />

nichts zu suchen. Diese unsichtbare Bedrohung kann<br />

katastrophale Auswirkungen auf Leiterplatten haben.<br />

Da Leiterplattenbaugruppen mit hochempfindlichen<br />

Komponenten miniaturisiert und multifunktionalisiert<br />

werden, verringert sich die Fähigkeit, der anwendbaren<br />

Spannung standzuhalten. Daher ist es<br />

wichtig, jegliche ESD zu entfernen. Durch die Kontrolle<br />

von ESD können die Produktionseffizienz verbessert,<br />

die Produktqualität und -zuverlässigkeit erhöht<br />

und die Kosten gesenkt werden. Mit den richtigen<br />

antistatischen Reinigungswerkzeugen und -flüssigkeiten<br />

können elektronische Baugruppen geschützt<br />

werden.<br />

www.micorcare.com<br />

KURZ & BÜNDIG<br />

Sachgemässer ESD-Schutz verhindert<br />

die Beschädigung oder<br />

gar Zerstörung elektronischer<br />

Bauteile und Geräte.<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 47


TEST & QUALITÄTSSICHERUNG » Produkt-News<br />

Leistungsfähige Software für Flying Probe Tester<br />

Messungen bereits in der Prototypen-Phase<br />

Die leistungsstarke Flylab-Software<br />

von Seica ist ein Laborwerkzeug,<br />

welches dank einer vereinfachten<br />

und intuitiven Umgebung<br />

in einem Flying-Probe-Tester realisiert<br />

werden konnte. Das Tool<br />

bietet über die bewegten Prüfnadeln<br />

(Flying Probes) ein komplettes<br />

Instrumentarium, das dem Benutzer<br />

jederzeit zur Verfügung<br />

steht und die Durchführung von<br />

Stimulationen und Messungen am<br />

Prüfling bereits in der Prototypen-Phase<br />

ermöglicht.<br />

Es kann insbesondere dann vorteilhaft<br />

eingesetzt werden, wenn keine CAD-Daten<br />

zur Verfügung stehen und die Pads für<br />

manuelle Instrumente unzugänglich sind,<br />

um die Projektverifizierung zu beschleunigen<br />

und Reparaturzeiten zu verkürzen.<br />

Mittels Flylab kann der Anwender mit seiner<br />

elektronischen Baugruppe interagieren,<br />

als hätte er acht Prüfspitzen „in der<br />

Bild: Seica<br />

Hand“ und einen Labortisch mit Instrumenten,<br />

die für Validierungstests zur Verfügung<br />

stehen, ohne dass eine spezielle<br />

Schulung am Prüfgerät oder die Erstellung<br />

eines Prüfprogramms erforderlich<br />

ist. Die Kontaktierpunkte können manuell<br />

mit Hilfe der integrierten Kameras und<br />

durch Anklicken des grafischen Bildes der<br />

Baugruppe ausgewählt werden. Die einfache<br />

und intuitive Softwareschnittstelle<br />

ermöglicht dann die Durchführung von<br />

parametrischen und funktionellen<br />

Messungen durch einfache Auswahl<br />

der Messart und Eingabe des<br />

Wertes.<br />

Das Flying-Probe-System positioniert<br />

die beweglichen Tastköpfe<br />

automatisch und das Messergebnis<br />

erscheint auf dem integrierten Oszilloskop.<br />

Des Weiteren bietet die Prboost-<br />

Funktion die Möglichkeit, das Board mit<br />

bis zu 2 A über alle 8 elektrischen Standardprüfnadeln<br />

zu versorgen, um den Test<br />

aktiver Schaltungen und andere Funktionen<br />

zu ermöglichen, die ein wesentlicher<br />

Bestandteil des Design-Validierungsprozesses<br />

sind.<br />

www.seica.com<br />

Flylab-Software ist ein Laborwerkzeug,<br />

welches dank einer vereinfachten und<br />

intuitiven Umgebung in einem Flying-<br />

Probe-Tester realisiert werden konnte<br />

Cobot-Anwendung für Funktions- und In-Circuit-Tests<br />

Automatisierung für effiziente Prozesse<br />

Bild: Hilpert<br />

Realisierte Cobot-Anwendung für Funktions- und<br />

In-Circuit-Tests<br />

Die Automatisierung von Funktions- und<br />

In-Circuit-Tests in der Elektronikfertigung<br />

wird vermehrt beim Baugruppenprüfen<br />

eingesetzt. Insbesondere bei hohen<br />

Stückzahlen werden diese Lösungen häufig<br />

in Produktionslinien der Baugruppemontage<br />

realisiert. Für niedrige Stückzahlen<br />

setzt Hilpert electronics AG Cobots<br />

ein. In einem Projekt mit Eiger Design,<br />

Schweiz, wurde für die Baugruppen-<br />

inspektion im Low-Volume-Bereich eine<br />

Cobot-Anwendung umgesetzt. Dabei ging<br />

es um das automatische Öffnen, Be- und<br />

Entladen als auch das Schließen der kompakten<br />

Funktionstestlösung J-Testr Next-<br />

Gen des Unternehmens. „Als Vertriebspartner<br />

des taiwanesischen Cobot-Herstellers<br />

Techman Robots und aufgrund<br />

unseres sehr engen Bezugs zur Elektronikfertigung<br />

waren wir in der Lage, das<br />

Projekt zur Automatisierung der Funktions-<br />

und In-Circuit-Tests mit unserem<br />

Kunden effizient auszuführen“, erklärt<br />

Ralf Jentscher, Vertriebsverantwortlicher<br />

im Bereich Cobots von Hilpert.<br />

Der Einsatz der Cobot-Lösung erlaubte es,<br />

u.a. die Kosten zu reduzieren. Zudem war<br />

es möglich, anhand der kompakten Abmessungen<br />

und der fortschrittlichen<br />

Software-Werkzeuge von Techman Robot<br />

auch PCBA-Tests bei mittleren Stückzahlen<br />

und sogar bei geringeren Stückzahlen<br />

mit vielen verschiedenen Baugruppenvarianten<br />

effizient umzusetzen. „Ein zusätzlicher<br />

Vorteil der TM-Roboter besteht darin,<br />

dass sie nicht auf bestimmte Funktionen<br />

festgelegt sind und sich somit in einem<br />

Produktionsprozess flexibel für verschiedene<br />

Aufgaben einsetzen lassen.<br />

Dies gilt besonders für die einfache Programmierung<br />

und den schnellen Wechsel<br />

der Endeffektoren“, ergänzt Tony Jay,<br />

Technischer Direktor, Eiger Design GmbH.<br />

Im Detail umfasste die Umsetzung verschiedene<br />

Einzelschritte: Öffnen der Vorrichtung,<br />

Platzierung des Prüflings,<br />

Schließen der Vorrichtung, Durchführung<br />

der Tests, erneutes Öffnen der Vorrichtung<br />

und Entnahme des Prüflings. Dank<br />

der Flexibilität und einfachen Programmierung<br />

des Roboters können Vor- und<br />

Nachbearbeitungsschritte problemlos in<br />

die Fertigungsprozesse integriert werden.<br />

www.hilpert.ch | www.eigerdesign.com<br />

48 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


Produkt-News « TEST & QUALITÄTSSICHERUNG<br />

Unsichtbares sichtbar machen<br />

Vision-Sensor mit integrierter UV-Beleuchtung<br />

Der Visor UV von SensoPart mit integrierter<br />

UV-Beleuchtung kann für das menschliche<br />

Auge nicht sichtbare Markierungen,<br />

Aufschriften und Codes auswerten. Mit<br />

seinem großen Funktionsumfang erschließt<br />

das neue Mitglied dieser Produktfamilie<br />

vielfältige neue Anwendungen.<br />

Der Effekt ist so ähnlich wie bei der bekannten<br />

„Zaubertinte“: Mit lumineszenten<br />

Substanzen, sogenannten Luminophoren,<br />

angereicherte Tinten, Lacke, Kreiden<br />

und Klebstoffe sind für das menschliche<br />

Auge unsichtbar. Sie leuchten erst<br />

auf, wenn man sie mit ultraviolettem<br />

Licht bestrahlt, je nach Art der verwendeten<br />

Substanz in unterschiedlichen Farben.<br />

Dieses Phänomen kann man sich in Automatisierungsanwendungen<br />

zunutze machen,<br />

um verborgene, mit bloßem Auge<br />

nicht sichtbare Markierungen an Objekten<br />

auszuwerten – beispielsweise Kennzeichnungen<br />

nach absolvierten Qualitätsprüfungen,<br />

Versiegelungen von Schrau-<br />

ben mit lumineszentem Lack, unsichtbare<br />

Kleberaupen oder Datamatrix-Codes<br />

zur Produktidentifikation.<br />

Der Visor UV ist der einzige<br />

Vision-Sensor mit integrierter UV-<br />

Beleuchtung am Markt, der zugleich<br />

sehr umfangreiche Bildverarbeitungsfunktionen<br />

bietet. Für<br />

die Auswertung der lumineszenten<br />

Markierungen stehen dem Anwender<br />

dieselben umfangreichen Detektionswerkzeuge<br />

zur Verfügung, wie sie<br />

auch die klassischen Beleuchtungsvarianten<br />

(weiß, rot, infrarot) der Visor-Allround-Reihe<br />

bieten. Damit eröffnen sich<br />

vielfältige Applikationsmöglichkeiten in<br />

den Bereichen Objekterkennung, Vermessung,<br />

Robotik und Codelesung.<br />

Die UV-Variante des Visor ist mit zwei<br />

verschiedenen Auflösungen (V20: 1440 x<br />

1080 Pixel; V50: 2560 x 1936 Pixel) sowie<br />

wahlweise mit Monochrom- oder Farbchip<br />

erhältlich. Der Farbchip bietet die<br />

Der Visor UV mit integrierter<br />

UV-Beleuchtung<br />

kann für das menschliche<br />

Auge nicht sichtbare<br />

Merkmale auswerten<br />

zusätzliche Möglichkeit, Bilder nach<br />

Farbkanälen zu filtern, um den Kontrast<br />

zwischen Markierung und Hintergrund<br />

und damit die Detektionssicherheit zu<br />

maximieren. Dies geschieht einfach durch<br />

eine Einstellung in der Sensorkonfiguration;<br />

separate Farbfilter werden entbehrlich<br />

und Applikationskosten eingespart.<br />

Auch mit dieser Filterfunktion kann die<br />

Lösung eine Alleinstellung auf dem Markt<br />

beanspruchen.<br />

www.sensopart.com<br />

Bild: Sensopart<br />

Visuelle Qualitätskontrolle über große Entfernungen<br />

Remote bedienbares Digitalmikroskop<br />

Leiterplatten und andere Elektronikbauteile<br />

lassen sich jetzt<br />

aus einer Entfernung von bis zu<br />

100 Metern inspizieren. Möglich<br />

macht dies die Prüfstation<br />

RemoteMOI XL von senswork<br />

mit einem remote bedienbaren<br />

Digitalmikroskop. Die manuelle<br />

optische Inspektion von Elektronikbauteilen<br />

kann damit<br />

zeit- und kosteneffizienter<br />

durchführt werden, bei weniger Personalbedarf.<br />

Insbesondere die Inspektion von großen<br />

Leiterplatten gestaltet sich oft aufwändig,<br />

da sie händisch mehrmals neu positioniert<br />

werden müssen, um sie komplett<br />

zu prüfen. Hierzu befindet sich der Mitarbeiter<br />

typischerweise direkt neben dem<br />

Produkt beziehungsweise dem Inspektions-Mikroskop.<br />

RemoteMOI XL setzt hier<br />

an. Die Leiterplatte verbleibt an ihrer Position.<br />

Über ein mit einem Joystick verbundenes<br />

X/Y-Achssystem positioniert ein<br />

Mitarbeiter das Mikroskop über einer beliebigen<br />

Stelle der Leiterplatte. Das hochaufgelöste<br />

Full-HD-Bild wird live auf einen<br />

bis zu 100 Meter entfernten Monitor übertragen.<br />

Zusätzlich erleichtert die Speicherung<br />

von bis zu 3 Memorypositionen in X-<br />

und Y-Richtung die Inspektion. So lässt<br />

sich ein höherer Grad an Ergonomie und<br />

Zeitersparnis umsetzen.<br />

RemoteMOI XL ermöglicht<br />

eine schnelle und einfache<br />

Qualitätskontrolle von<br />

Elektronikbauteilen<br />

Durch die Zentralisierung der<br />

Prüfaufgabe kann ein Mitarbeiter<br />

mehrere Linien inspizieren. Arbeitskräfte<br />

lassen sich besser<br />

durch Vermeidung von Leerlaufzeiten<br />

auslasten. Zudem verbessern<br />

sich die Arbeitsplatzbedingungen<br />

durch Verlegen des Prüfplatzes an<br />

einen Ort außerhalb der Fertigung. Das<br />

kompakte Prüfsystem ist direkt an der<br />

Fertigungslinie einsetzbar und dank<br />

C-Rahmen-Bauweise gut zugänglich und<br />

verfahrbar. Zudem ermöglicht die Lösung<br />

eine einfache Dokumentation der Bilddaten.<br />

Das Digitalmikroskop bietet nutzerfreundliche<br />

Optionen wie Zoom und unterschiedliche<br />

Beleuchtungseinstellungen.<br />

Bild: senswork<br />

www.senswork.com<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 49


» INSERENTENVERZEICHNIS | VORSCHAU | IMPRESSUM<br />

ASMPT 19<br />

Asys Group 16<br />

elkotec 43<br />

ERSA 3<br />

PAGGEN WERKZEUGTECHNIK 37<br />

PHOTOCAD 33<br />

Photocad 7<br />

Prettl Electronics 30<br />

Puretecs 38<br />

Bild: <strong>EPP</strong>/Doris Jetter<br />

Hilpert electronics 48<br />

Infotech 34<br />

Katek SE 6<br />

Koh Young Europe 7,15<br />

Lackwerke Peters 41<br />

Mesago Messe Frankfurt 19<br />

Mouser Electronics 5<br />

NürnbergMesse 15<br />

Optimum datamanagement solutions 30<br />

TITELSTORY<br />

BAUGRUPPENFERTIGUNG<br />

Prozessoptimierung durch digitales Shop Floor Management.<br />

Rehm Thermal Systems 20, 51<br />

Reinhardt System- und Messelectronic 43<br />

Schunk 42<br />

Seica 48<br />

SensoPart 49<br />

senswork 49<br />

Tresky 42<br />

Automobilzulieferer schützt ESD-Bauteile durch zusätzliche Kühlung.<br />

Ein Anbieter von<br />

Messgeräten hat<br />

durch enge Zusammenarbeit<br />

eine neue<br />

Teststrategie erarbeitet,<br />

um u.a. Kosten<br />

und Ressourcen<br />

einzusparen.<br />

ISSN 0943–0962<br />

Fachzeitschrift für alle Bereiche der Fertigung<br />

in der Elektronik-Industrie, Produktionsmittel –<br />

Prüftechnik – Werkstoffe<br />

Herausgeberin:<br />

Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer:<br />

Peter Dilger<br />

Verlagsleiter:<br />

Peter Dilger<br />

Chefredaktion:<br />

Doris Jetter<br />

Ernst-Mey-Straße 8<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Phone +49 711 7594 -4652<br />

E-Mail: doris.jetter@konradin.de<br />

Redaktionsassistenz: Carmelina Weber,<br />

Phone +49 711 7594–257<br />

E-Mail: carmelina.weber @konradin.de<br />

Layout:<br />

Jonas Groshaupt, Phone +49 711 7594 -343<br />

Michael Kienzle, Phone +49 711 7594 -258<br />

Gesamtanzeigenleitung<br />

(verantwortlich für den Anzeigenteil):<br />

Andreas Hugel,<br />

Phone +49 711 7594 - 472,<br />

E-Mail: andreas.hugel@konradin.de<br />

Auftragsmanagement:<br />

Christel Mayer,<br />

Phone +49 711 7594 – 481<br />

E-Mail: christel.mayer@konradin.de<br />

Leserservice:<br />

<strong>EPP</strong> und <strong>EPP</strong> Europe<br />

Phone +49 711 7252–209,<br />

E-Mail: konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise:<br />

<strong>EPP</strong> und <strong>EPP</strong> Europe erscheinen neunmal jährlich und<br />

werden kostenlos nur an qualifizierte Emp fänger geliefert.<br />

Bezugspreise:<br />

Inland 85,40 € inkl. Versandkosten und MwSt.;<br />

Ausland 85,40 €/98,00 CHF inkl. Versandkosten.<br />

Einzelverkaufspreis: 12,50 € inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />

Sofern das Abonnement nicht für einen bestimmten Zeitraum<br />

ausdrücklich bestellt war, läuft das Abonnement bis<br />

auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen<br />

zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden.<br />

Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />

von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Auslandsvertretungen: Großbritannien: Jens Smith<br />

Partnership, The Court, Long Sutton, Hook, Hamp shire<br />

RG29 1TA, Phone <strong>01</strong>256 862589, Fax <strong>01</strong>256 862182,<br />

E-Mail: jsp@trademedia.info; USA, Kanada: D.A. Fox<br />

Advertising Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn Plaza, 19th Floor,<br />

New York, NY 100<strong>01</strong>, Phone +1 212 8963881, Fax +1 212<br />

6293988, E-Mail: detleffox@comcast.net<br />

Druck:<br />

Konradin Druck<br />

Kohlhammerstr. 1-15<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2023 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

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50 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023


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Fertigungsautomatisierung<br />

Kabelbearbeitung Nutzentrennen<br />

Reinigungstechnik Sieb-/Pastendruck<br />

Traceability/Logistik<br />

Rework<br />

3D-Systemintegration<br />

Löten<br />

Die-/Drahtbonden<br />

Hybrid-/Multichipmodulfertigung Dispensen/Dosieren<br />

Arbeitsplatzeinrichtung Optische-/Röntgeninspektion<br />

Elektrischer Baugruppentest<br />

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Technologie- und Innovationsführer für die moderne<br />

und wirtschaftliche Elektronik-Baugruppen-Fertigung.<br />

Als global agierender Hersteller von Löt- und<br />

Trocknungs systemen für die Elektronik- und Photovoltaik<br />

industrie sind wir in allen relevanten<br />

Wachstums märkten vertreten und realisieren als<br />

Partner für unsere Kunden, Fertigungslösungen, die<br />

Standards setzen.<br />

<strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023 51


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

11. <strong>EPP</strong> InnovationsFORUM Deutschland<br />

Wettbewerbsfähige Elektronikfertigung<br />

in Deutschland<br />

29. Juni 2023<br />

9:00 bis 17:30 Uhr<br />

Filderhalle Leinfelden<br />

Das <strong>EPP</strong> InnovationsFORUM ist die führende,<br />

unabhängige Veranstaltung im Bereich Fertigung<br />

elektronischer Baugruppen.<br />

Jetzt<br />

anmelden!<br />

Schwerpunktthemen der Veranstaltung sind:<br />

• Nachhaltig. Energieeffizient. Ressourcenschonend<br />

• Verkürzte Lieferketten durch Reshoring<br />

• Digital. Vernetzt. Smart<br />

• Smarte Produktion ermöglichen<br />

• Daten im Zeitalter der Digitalisierung<br />

Die Besucher können zwischen zwei parallel verlaufenden<br />

Vortragsreihen wählen. Zusätzlich gibt es eine Table-Top-<br />

Ausstellung der Partner.<br />

epp.industrie.de/<br />

innovationsforumdeutschland-2023<br />

Unsere<br />

Premium-Partner:<br />

Unterstützender<br />

Partner:<br />

52 <strong>EPP</strong> » <strong>01</strong>-02 | 2023<br />

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