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Vorschau FOCUS 09/2023

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AUSGABE 9 25. Februar <strong>2023</strong> € 4,90 DAS MAGAZIN /// HIER SIND DIE FAKTEN /// SEIT 1993<br />

Mr. Welt-<br />

Präsident<br />

Wie Joe Biden den<br />

Westen im Kampf<br />

gegen Putin eint<br />

Happy 90s<br />

Erinnerungen<br />

an das letzte<br />

echte Jahrzehnt<br />

Vollgas ins<br />

Ungewisse<br />

Wie steht es um<br />

die deutsche<br />

Autoindustrie?<br />

VERERBEN,<br />

ABER RICHTIG<br />

Geld, Aktien, Schmuck, Immobilien<br />

Wie Vermögen den Besitzer wechselt:<br />

mit geringer Steuerlast und ohne Streit


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JETZT<br />

E-PAPER LESEN:


EDITORIAL<br />

Cool in Kiew. Wie Präsident Biden<br />

den Falken in Moskau und den Friedenstauben<br />

in Deutschland eine Lektion erteilte<br />

Von Robert Schneider, Chefredakteur<br />

Fotos: Peter Rigaud/<strong>FOCUS</strong>-Magazin, Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

wir im Westen nennen den US-Präsidenten,<br />

unabhängig davon, wer das Amt gerade<br />

innehat, gerne den „Anführer der freien<br />

Welt“, weil dies nicht zuletzt Teil der Job-<br />

Description des Mannes im Weißen Haus<br />

ist. Mit seinem Scoop von Kiew in dieser<br />

Woche hat sich Joe Biden diesen Ehren titel<br />

auch ganz persönlich verdient!<br />

Wie aus dem Nichts kommend tauchte<br />

der Oberbefehlshaber der immer noch<br />

stärksten Armee der Welt in der Hauptstadt<br />

eines mit Russland im<br />

Krieg befindlichen Staates<br />

auf – vergleichbar vielleicht<br />

nur mit der berühmten Reise<br />

von John F. Kennedy 1963<br />

in das von sowjetischen<br />

Truppen eingeschlossene<br />

Westberlin.<br />

Cool mit Sonnenbrille spazierte<br />

Top-Gun-Biden mit<br />

dem ukrainischen Helden-<br />

Präsidenten Wolodymyr<br />

Selenskyj offenkundig entspannt<br />

durch Kiew, während<br />

im Osten des Landes<br />

heftige Kämpfe toben.<br />

Zugleich war es das ganz<br />

persönliche Überlebens- und Freiheitsversprechen<br />

des Präsidenten für die Ukraine,<br />

die seit dem Überfall der Russen vor einem<br />

Jahr „einen Platz in meinem Herzen hat“<br />

(Biden zu Selenskyj). Ein russischer Sieg<br />

im Krieg gegen die Ukraine wäre folglich<br />

gleichbedeutend mit einem politischen<br />

Herzinfarkt dieses US-Präsidenten.<br />

Welch ein Unterschied 24 Stunden später<br />

in Moskau, als Kriegstreiber-Präsident<br />

Wladimir Putin vor Apparatschiks mit verpanzerten<br />

Herzen und Hirnen emotionslos<br />

eine Durchhalte-Rede an die Nation vortrug.<br />

Die Vorwürfe an den Westen, die<br />

Verdrehung aller Tatsachen über seinen<br />

Krieg – geschenkt. Aufhorchen ließ Putins<br />

Rückgriff auf ein historisches Zitat: „Es<br />

gibt die Formulierung: Kanonen statt Butter.“<br />

Zur Beruhigung der Bevölkerung fuhr<br />

Freiheitsfreunde<br />

Wolodymyr Selenskyj und<br />

Joe Biden am<br />

Montagmittag in Kiew<br />

er fort, man habe alles, um Sicherheit und<br />

eine gute Entwicklung zu schaffen. „Kanonen<br />

statt Butter“ war übrigens das Motto,<br />

das Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß 1936<br />

im oberfränkischen Hof bei der Eröffnung<br />

einer „Adolf-Hitler-Halle“ für die nationalsozialistische<br />

Wirtschaft prägte.<br />

Bemerkenswert: Während Joe Biden politisch<br />

an Kennedys Freiheitsversprechen<br />

für Westberlin anknüpfte, nahm Wladimir<br />

Putin (negativen) Bezug auf eine Parole der<br />

Nazis. Seltsam auch, weil man ja angeblich<br />

gegen Nazis in Kiew kämpft.<br />

Welch ein Unterschied aber<br />

auch zwischen Kiew auf<br />

der einen und Berlin sowie<br />

Paris auf der anderen Seite.<br />

Während Präsident Biden<br />

persönliche Risiken und<br />

nicht zuletzt einige Strapazen<br />

in Kauf nahm, um<br />

der Ukraine zum Jahrestag<br />

des Putin-Überfalls dauerhafte<br />

Beistandsgarantien<br />

zu geben, wehrte die<br />

SPD-Vorsitzende Saskia<br />

Esken die Forderung des<br />

neuen Verteidigungsministers<br />

Boris Pistorius (auch<br />

SPD) nach einer Erhöhung des Bundeswehretats<br />

um zehn Milliarden Euro ab.<br />

Wovon soll eigentlich die Munition z. B.<br />

für die Gepard-Panzer bezahlt werden, die<br />

Pistorius bestellt und der Ukraine versprochen<br />

hat? So demontiert man den eigenen<br />

Shootingstar!<br />

Und als ob es keine Zeitenwende gäbe,<br />

weichte Esken am Sonntag auch das<br />

Kanzler-Versprechen von Freitag auf,<br />

künftig auf jeden Fall zwei Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung<br />

auszugeben. Für die SPD-Chefin<br />

sollen nämlich Investitionen in Zivil- und<br />

Katastrophenschutz sowie die Kosten der<br />

Entwicklungshilfe mit eingerechnet werden.<br />

Schade nur, dass die Ukraine in ihrem<br />

Überlebenskampf davon ebenso wenig<br />

etwas hat wie die bedrohten Nato-Staaten<br />

im Osten.<br />

Befremdlich auch Alice Schwarzer:<br />

Die Publizistin mobilisiert zusammen mit<br />

Sahra Wagenknecht von der Linken einen<br />

Appell gegen Waffenlieferungen – mutmaßlich<br />

auch mit Unterschriften von<br />

Rechtsradikalen, Neonazis und AfD-<br />

Anhängern. Man will so Verhandlungen<br />

erzwingen, in Wahrheit aber gäbe<br />

man Putin freie Hand für die Auslöschung<br />

der Ukraine. Am Samstag soll vor dem<br />

Brandenburger Tor demonstriert werden.<br />

Es würde mich sehr wundern, wenn dabei<br />

nicht auch Anhänger von SPD und<br />

Grünen dabei wären, die vom Ohnemichel-Pazifismus<br />

nicht lassen wollen. In<br />

diesen Kreisen setzt man auch viel Hoffnung<br />

auf die angekündigte Friedensinitiative<br />

Chinas. Doch wie soll Peking<br />

vermitteln, solange es an der Seite des<br />

Aggressors steht?<br />

Doch nicht nur in Berlin, auch in Paris<br />

wird geirrlichtert. Während die Nato in<br />

München auf der Sicherheitskonferenz<br />

zumindest den Schein vollständiger Einigkeit<br />

in der Frage der Unterstützung der<br />

Ukraine wahrte, philosophierte der französische<br />

Präsident Emmanuel Macron<br />

darüber, dass er die Niederlage Russlands<br />

in der Ukraine wolle, aber nicht die Vernichtung<br />

Russlands. Das hat bislang auch<br />

keine Regierung gefordert. Möglich, dass<br />

Macron, der keiner Seite den Sieg zutraut,<br />

damit indirekt auch seine Weigerung verteidigen<br />

wollte, der Ukraine Kampfpanzer<br />

zu liefern.<br />

Zu den Erkenntnissen in der Woche des<br />

Kriegs-Jahrestags gehört jedenfalls, auf<br />

wen man sich, wenn es darauf ankommt,<br />

verlassen kann. Auf Paris und Berlin eher<br />

nicht. Ohne die westliche Führungsmacht<br />

USA gäbe es zum Jahrestag höchstwahrscheinlich<br />

eine Siegesparade in Kiew,<br />

abgenommen von Wladimir Putin.<br />

Herzlich Ihr<br />

<strong>FOCUS</strong> 9/<strong>2023</strong><br />

3


Historisch<br />

US-Präsident<br />

Biden besuchte<br />

Selenskyj überraschend<br />

in Kiew:<br />

Er positionierte<br />

sich klar an der<br />

Seite der Ukraine<br />

Seite 30<br />

Pragmatisch<br />

VW-Chef Oliver<br />

Blume hat seine<br />

Elektro-Ziele nach<br />

unten korrigiert<br />

Seite 56<br />

Kosmisch<br />

Das Weltall besteht<br />

vor allem aus<br />

mysteriöser Materie<br />

und rätselhafter<br />

Energie<br />

Seite 64<br />

Toxisch<br />

In den 90ern<br />

wurden fast ungesund<br />

dünne<br />

Körper idealisiert.<br />

Wie der<br />

von Kate Moss<br />

Seite 24<br />

Modisch Frühlingstrends für sie und ihn Seite 94<br />

4 <strong>FOCUS</strong> 9/<strong>2023</strong>


Seite 4<br />

Seite 5<br />

INHALT NR. 9 | 25. FEBRUAR <strong>2023</strong><br />

Titelthema<br />

60 „Starkes Plus unterm Strich“<br />

Christian Miele, der Chef des Startup-<br />

Verbands, prophezeit ein gutes Jahr für<br />

das deutsche Jungunternehmertum<br />

78 Willkommen in meinem Kopf!<br />

Unsere Empfehlungen der Woche<br />

handeln vom manchmal recht bösen<br />

Spiel mit Identitäten<br />

Titel: Shutterstock<br />

46 Richtig vererben<br />

Wenn Vermögen den Besitzer wechselt, verdient<br />

der Staat kräftig mit. Dabei lassen sich<br />

diese Abgaben vermeiden. Ein paar Regeln,<br />

damit es mit dem Erbe ohne Stress klappt<br />

Agenda<br />

24 Die letzte Dekade<br />

Bücher, Dokus, Serien, alles dreht sich um die<br />

Neunziger. Warum wir das coolste aller Jahrzehnte<br />

nicht ruhen lassen – und verklären<br />

Politik<br />

62 Geldmarkt<br />

Wissen<br />

64 Die dunkle Seite des Universums<br />

Nur fünf Prozent aller Materie sind sichtbar.<br />

Der Rest ist ein Rätsel. Die amerikanische<br />

Astrophysikerin Lisa Randall will es lösen<br />

68 Geflügelter Tod<br />

Die Vogelgrippe wütet wie nie zuvor.<br />

Die Angst vor einem Supervirus wächst<br />

71 Der Mond preist ihren Namen<br />

Späte Ehre für Mathe-Genie Melba Mouton<br />

Kultur<br />

72 Planet der Affen<br />

Wie Damon Albarn mit seiner virtuellen<br />

Band Gorillaz den Pop revolutionierte und<br />

Spielereien wie 3D-Avatare vorwegnahm<br />

80 Familienangelegenheiten<br />

Schauspieler Joachim Meyerhoff hat<br />

mit seinen Romanen das eigene Leben<br />

ausgelotet. Jetzt kommt die Jugendbeichte<br />

auch ins Kino<br />

Leben<br />

88 Kreuzfahrt für Individualisten<br />

Jachten sind eine exklusive und<br />

glamouröse Alternative zu den großen<br />

Schiffen. Unterwegs im Orient mit<br />

der „Emerald Azzurra“<br />

94 Guten Morgen, Sonnenschein!<br />

Frühlingsmode für sie und ihn<br />

96 Grüner wird’s nicht<br />

Ottolenghi kocht gesunde Erbsensuppe<br />

98 Die Anti-Bayern<br />

Union Berlin hat sich eisern an die Spitze<br />

der Fußballbundesliga gekämpft<br />

Fotos: Daniel Berehulak/The New York Times/Redux/laif, Reto Klar/FUNKE Foto Services,<br />

Science Photo Library, Penske Media via Getty Images, Warner Music<br />

30 Speeddating der Weltpolitik<br />

München, Warschau, New York. Überall<br />

auf der Welt trifft sich gerade die Spitzenpolitik,<br />

um darüber zu reden, wie sich der<br />

Ukraine-Krieg zu Ende bringen lässt<br />

35 „Abstrakte Pazifisten“<br />

Ein Jahr Krieg: Militärsoziologe Timo Graf<br />

erklärt die Wende in den Köpfen<br />

37 Lautes Schweigen<br />

Die Kumpanei deutscher Politiker mit Russland<br />

muss dringend aufgearbeitet werden<br />

38 Politischer Datenstrudel<br />

Sanna Marin tanzt, Julia Klöckner geht Gassi<br />

40 Ein Grüner im Wartestand<br />

Boris Palmer kämpft um seine Parteimitgliedschaft.<br />

Dabei braucht er sie gar nicht.<br />

Und: Wozu brauchen die Grünen ihn noch?<br />

44 Gute Führung in Zeiten des Krieges<br />

Corinne Flick spricht mit dem Historiker<br />

Andrew Roberts über Führungsstil<br />

Wirtschaft<br />

56 Verzagt, verschreckt, verspätet<br />

BMW, Mercedes und VW erzielen Rekordgewinne.<br />

Doch ist die deutsche Autoindustrie<br />

bereit für die Zukunft ohne Verbrenner?<br />

Futuristisch<br />

Die Band Gorillaz besteht<br />

aus vier gezeichneten Mitgliedern.<br />

Sie existieren in<br />

Musikvideos und Comics<br />

Seite 72<br />

100 Astra luego<br />

Opel hat jetzt auch seinen Mittelgroßen<br />

in die GSe-Familie aufgenommen.<br />

Entstanden ist ein Beinahe-Sportwagen<br />

für den Alltag<br />

3 Editorial<br />

8 Kolumne von<br />

Jan Fleischhauer<br />

11 Nachrichten<br />

12 Fotos der Woche<br />

18 Grafik der Woche<br />

Ukraine<br />

20 Menschen<br />

70 Echt irre<br />

Rubriken<br />

Titelthemen sind rot markiert<br />

IKONE<br />

Günter Bannas über Leben<br />

und Sterben Petra Kellys<br />

79 Salon<br />

82 Bestseller<br />

82 Impressum<br />

102 Die Einflussreichen<br />

104 Leserbriefe<br />

105 Nachrufe<br />

105 Servicenummern<br />

106 Tagebuch<br />

WUNDERWUMMSIS<br />

Inge Kloepfer über<br />

politische Neologismen<br />

DER HAUPTSTADTBRIEF<br />

Herausgegeben von Ulrich Deppendorf und Ursula Münch<br />

Jetzt noch mehr Politik im digitalen Format<br />

Der Hauptstadtbrief Der für <strong>FOCUS</strong>-Leser<br />

Osten<br />

Lesen Sie digital und kostenlos noch mehr<br />

Analysen zur aktuellen Politik.<br />

Über eine politische Himmelsrichtung<br />

Von Gabriel Kords Seite 2<br />

Scannen Sie dazu einfach diesen<br />

QR-Code:<br />

15. Oktober 2022 | #41<br />

<strong>FOCUS</strong> 9/<strong>2023</strong><br />

5


AGENDA<br />

Die letzte<br />

Dekade<br />

Netflix feiert „Die wilden Neunziger“<br />

und die Stars von damals schreiben<br />

Bücher, reflektieren eine Zeit, die<br />

nicht so cool war, wie sie schien:<br />

Die Neunziger sind das<br />

Jahrzehnt, das wir einfach<br />

nicht ruhen lassen können<br />

TEXT VON CORINNA BAIER


Die Neunziger<br />

Tamagotchis, Grunge, MTV,<br />

Gameboys. „Lola rennt“ und<br />

„Trainspotting“ waren die Filme<br />

einer Generation. Die Neunziger<br />

waren die letzte Dekade, die als<br />

solche identifizierbar war. Danach<br />

verschwimmt alles, verliert<br />

sich im Individuellen<br />

<strong>FOCUS</strong> 9/<strong>2023</strong><br />

25


POLITIK<br />

Prächtig<br />

Der ukrainische Präsident<br />

Wolodymyr Selenskyj<br />

empfängt Joe Biden in<br />

seiner Residenz, dem<br />

Mariinskij-Palast.<br />

Ein überraschender<br />

Blitzbesuch des US-<br />

Präsidenten in Kiew<br />

30 <strong>FOCUS</strong> 9/<strong>2023</strong>


ZEITENWENDE<br />

Speeddating<br />

als Weltpolitik<br />

München, Warschau, Moskau, Wien,<br />

New York und Neu-Delhi: Spitzenpolitiker aus<br />

der ganzen Welt treffen sich in diesen Tagen,<br />

um Lösungen für den Ukraine-Konflikt<br />

zu finden. Dabei könnte China neben<br />

den USA eine Schlüsselrolle spielen<br />

Foto: AP Photo/Evan Vucci<br />

TEXT VON G. DOMETEIT, F. KRETSCHMER UND M. ZESLAWSKI<br />

<strong>FOCUS</strong> 9/<strong>2023</strong><br />

31


WIRTSCHAFT<br />

46 <strong>FOCUS</strong> 9/<strong>2023</strong>

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