4-2023
Fachzeitschrift für Industrielle Automation, Mess-, Steuer- und Regeltechnik
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Stromversorgung<br />
Innovatives Design für längere Lebensdauer<br />
Ein innovatives Design umgeht den Flaschenhals bei der Lebensdauer von Netzteilen<br />
Bild 1: Beispiel eines<br />
Folienkondensatornetzteil DPS-<br />
LL10W der Digital Power Systems<br />
GmbH. Der Folienkondensator<br />
nimmt ca. 15 %.<br />
Bilder © Dr. Michael Heidinger,<br />
Digital Power Systems GmbH<br />
Digital Power Systems GmbH<br />
https://digitalpowersystems.eu<br />
Schaltnetzteile sind ein unverzichtbarer<br />
Bestandteil jedes Industrie-PCs.<br />
Sie wandeln den Wechselstrom<br />
der Steckdose in den erforderlichen<br />
Gleichstrom um. Gemäß dem<br />
Stand der Technik gestaltete Netzteile<br />
für Industrieanwendungen fallen<br />
aufgrund des Einsatzes von Elektrolytkondensatoren<br />
nach 5 bis 9 Jahren<br />
Dauerbetrieb aus. Aber dieser<br />
Flaschenhals in der Lebensdauer<br />
kann umgangen werden.<br />
In diesem Artikel werden wir uns<br />
mit diesem Problem auseinandersetzen<br />
und aufzeigen, wie der Einsatz<br />
von Folien- und Keramikkondensatoren<br />
zu einer längeren Lebensdauer<br />
von Schaltnetzteilen beitragen<br />
kann.<br />
Kondensatoren zur<br />
Spannungsglättung<br />
Gleichrichter in Schaltnetzteilen<br />
wandeln die Wechselspannung des<br />
Stromnetzes in eine pulsierende<br />
Gleichspannung. Da diese gleichgerichtete<br />
Wechselspannung typischerweise<br />
nur 100 Hz beträgt, sind<br />
große Kapazitäten erforderlich, um<br />
eine ausreichend glatte pulsierende<br />
Gleichspannung zu gewährleisten.<br />
Hier kommen in der Regel Elektrolytkondensatoren<br />
zum Einsatz, da sie<br />
eine große Kapazität bei geringem<br />
Bauraum bieten. Allerdings haben<br />
Elektrolytkondensatoren einen entscheidenden<br />
Nachteil: Sie begrenzen<br />
die Lebensdauer des Netzteils, da<br />
ihre Lebensdauer bei einer Erhöhung<br />
der Umgebungstemperatur<br />
um 10 Grad um die Hälfte reduziert<br />
wird. Ebenso hat der über den Kondensator<br />
fließende Strom, der sog.<br />
Ripple-Strom, einen signifikanten<br />
Anteil an der Alterung.<br />
Kühlung der Kondensatoren<br />
Bild 2: Sekundärseitig werden MLCC-Kondensatorbänke vorgesehen. Ist eine<br />
geringe Ausgangsstrom-Welligkeit gefordert, kann ein zusätzlicher PI-Filter<br />
vorgesehen werden. Hier gezeigt ist die Ausgangskondensator-Bank für ein<br />
200W-Netzteil<br />
Der Strait-Forward Ansatz, die<br />
Kühlung der Kondensatoren über<br />
Lüfter ist jedoch kontraproduktiv:<br />
Sie altern schneller als Elektrolytkondensatoren.<br />
Zudem erhöhen<br />
sie den Stromverbrauch und senken<br />
damit den Wirkungsgrad. Eine<br />
mögliche Lösung ist die redundante<br />
Verschaltung von Netzteilen. Diese<br />
kann zwar den akuten Ausfall verhindern,<br />
aber das übernehmende<br />
Netzteil ist durch die gleiche Temperatur<br />
ebenfalls gealtert. Daher<br />
ist auch bei Premium-Netzteilen<br />
mit einer Lebensdauer von bis zu<br />
9 Jahren bei 50 Grad Betriebstemperatur<br />
eine zeitnahe Wartung beider<br />
Netzteile nach dem ersten Ausfall<br />
erforderlich.<br />
Attraktive Alternative<br />
Eine attraktive Alternative ist es,<br />
auf Elektrolytkondensatoren zu verzichten<br />
und stattdessen Folien- oder<br />
Keramikkondensatoren zu verwenden.<br />
Die Firma Digital Power Systems<br />
GmbH hat in einem Dauerbetriebstest<br />
Lebensdauern von 60 Jahren<br />
bei 50 Grad Umgebungstemperatur<br />
demonstriert. Die Technologie<br />
basiert auf der Verwendung von<br />
speziell ausgelegten Folienkondensatoren,<br />
die zwar etwas mehr Bauraum<br />
benötigen als Elektrolytkondensatoren.<br />
Hierbei nehmen die Kondensatoren<br />
ca. 15 % der Gerätegrundfläche<br />
ein, was als akzeptabel<br />
erscheint (Bild 1). Ein weiter<br />
Eingangsbereich des nachgeschalteten<br />
Leistungswandlers ermöglicht<br />
die Verwendung einer kleinstmöglichen<br />
Kapazität.<br />
Sekundäre Seite<br />
Auf der sekundären Seite, also<br />
auf der vom Netz getrennten Seite,<br />
sind nahezu immer Elektrolytkondensatoren<br />
vorhanden (Bild 2).<br />
Hier werden in kostenoptimierten<br />
Netzteilen oft Elektrolytkondensatoren<br />
verwendet, die dem Ripple-<br />
Strom nicht standhalten und daher<br />
schnell altern. Bei Niedervoltanwendungen<br />
unter 50 Volt empfiehlt es<br />
sich daher, den Elektrolytkondensator<br />
durch einen Keramikkondensator<br />
zu ersetzen. Dieser ist, bei korrekter<br />
Auswahl des Dielektrikums,<br />
ebenso langlebig wie ein Folienkondensator<br />
und hat einen hohen<br />
zulässigen Ripple-Strom im Verhältnis<br />
zu seiner Kapazität.<br />
Long-Life-Netzteile<br />
Die Systemintegration von Long-<br />
Life-Netzteilen unterscheidet sich<br />
nicht von konventionellen Anwendungen.<br />
Für High-End-Netzteile<br />
gibt es die Möglichkeit, Parameter<br />
wie Eingangsspannung, Ausgangsspannung,<br />
Ausgangsstrom<br />
und Temperatur auszulesen und<br />
in Industrie-PCs zu verarbeiten,<br />
um später die Daten in der Cloud<br />
abzurufen. Durch die Auswahl der<br />
Daten kann u. a. auf die Alterung<br />
und den Betriebszustand geschlossen<br />
werden.<br />
Fazit<br />
Um Lebensdauerprobleme bei Netzteilen<br />
komplett zu entkräften, empfiehlt<br />
es sich, auf elektrolytkondensatorfreie<br />
Netzteile zu setzen. Die<br />
Integration in Systeme ist einfach.<br />
Auch preislich sind sie mittlerweile<br />
vergleichbar mit etablierten kundenspezifischen<br />
Qualitätsprodukten. ◄<br />
116 PC & Industrie 4/<strong>2023</strong>