möbel kultur 3/23
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ZKZ 4937<br />
3I20<strong>23</strong><br />
MAGAZIN FÜR DAS MÖBEL-BUSINESS<br />
Foto: Einrichtungspartnerring VME<br />
Meilenstein für<br />
digitale Services<br />
Einrichtungspartnerring VME mit<br />
wegweisendem Kongressformat<br />
Die Euroshop als<br />
Inspirationsquelle<br />
für den Handel<br />
UMSÄTZE-EXTRA<br />
<strong>23</strong> MRD. FÜR<br />
DIE TOP 30<br />
KKT: Küchenshow in Rheinbach<br />
Nobilia: Bilanz mit Bravour<br />
Samsung: Vernetzter Lifestyle<br />
Bretz: Design für „ewig Schwärmende“<br />
CJ Möbel Jaeger: Vor Ort in Göttingen<br />
Messetrio: Alle Trends aus Frankfurt
TOP-THEMA/UMSÄTZE IM MÖBELHANDEL<br />
Dran<br />
bleiben!<br />
Der Möbel- und Küchenfachhandel hat auch<br />
2022 vom Homing-Trend profitiert. Nach<br />
oftmals starken Einbrüchen 2021 stiegen<br />
beim Großteil der Top 30 die Umsätze 2022<br />
wieder an. Vor allem die Onliner jedoch, die<br />
während der Lockdowns enorm zugelegt<br />
hatten, mussten Rückgänge hinnehmen.<br />
Insgesamt kommen die Branchenleader<br />
deshalb nur auf ein kleines Plus von rund<br />
zwei Prozent und einen Gesamtumsatz von<br />
<strong>23</strong> Mrd. Euro. Ein Grund zur Euphorie ist<br />
das aber nicht, denn es gibt noch zahl reiche<br />
Hürden, die der Handel nehmen muss:<br />
Rasant gestiegene Energiepreise, Rekordinflation<br />
und die Konsumzurückhaltung<br />
der Verbraucher:innen gilt es in den<br />
kommenden Monaten zu überwinden.<br />
+++ Alles zur Entwicklung der Top 30 im deutschen Möbelhandel lesen Sie<br />
22 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>23</strong>
„UMSÄTZE 20<strong>23</strong>“<br />
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moebel<strong>kultur</strong>@vincentz.net<br />
im Extra: „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> Umsätze 20<strong>23</strong>“: Zahlen, Statistiken, Prognosen +++
TOP-THEMA/EUROSHOP<br />
Starke Farben und überraschende<br />
Lichteffekte zogen die Besucher:innen<br />
auf den Imoon-Stand.<br />
Flexibel<br />
& nachhaltig<br />
Foto: Messe Düsseldorf/Constanze Tillmann<br />
Der Handel investiert: So lautet das<br />
zentrale Ergebnis der Euroshop, die<br />
vom 26. Februar bis 2. März in Düsseldorf<br />
über die Bühne ging. Insgesamt<br />
reisten mehr als 81.000 Fachbesucher:innen<br />
aus allen fünf Kontinenten<br />
an den Rhein. Das sind zwar weniger als<br />
noch vor drei Jahren, doch angesichts<br />
der Wirtschaftslage ein erfreuliches<br />
Resultat. Die „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“ war vor Ort.<br />
24 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>23</strong>
Wenn die Euroshop alle drei<br />
Jahre an den Start geht, fahren<br />
die Besucher:innen mit<br />
Vorfreude nach Düsseldorf, weil sie<br />
eine echte Inspirationsquelle für alle<br />
ist, die etwas mit Einzelhandel zu tun<br />
haben. Das war auch diesmal wieder<br />
so, wenngleich die ganz große Show<br />
ausblieb. Aber vielleicht sind bombastische<br />
Stände mit gigantischen<br />
Installationen auch nicht mehr zeitgemäß.<br />
Zweifelsohne haben die Pandemiejahre<br />
auch Spuren im Handel<br />
hinterlassen. Stattdessen gab es feine<br />
und vor allem nachhaltige Präsentationen,<br />
die mehr Erlebnisse an den<br />
PoS bringen sollen. Denn darum<br />
geht es nach wie vor. „In den Läden<br />
muss Stimmung gemacht werden“,<br />
brachte es der Handelsexperte Wolf-<br />
Jochen Schulte-Hillen, SH Selection,<br />
auf den Punkt. Vor allem bei den<br />
Warenhäusern sieht er Neupositionierungsbedarf<br />
in Richtung „Klein<br />
Las Vegas“.<br />
Die 1.830 Aussteller aus 55<br />
Nationen der Euroshop demonstrierten<br />
eindrucksvoll, dass nachhaltige<br />
Store-Einrichtung nicht nur auf<br />
den Klimaschutz einzahlt, sondern<br />
auch viel Stoff für Storytelling bietet,<br />
von innovativen, biologisch abbaubaren<br />
Ladenbaumaterialien bis hin<br />
zu Schaufensterfiguren aus Ocean<br />
Waste basierten Rohstoffen. Eine<br />
Bibliothek an neuen Werkstoffen<br />
hatte Umdasch auf Lager und ist<br />
dabei, eine Datenbank einzurichten,<br />
in der bereits 200 Materialien enthalten<br />
sind, und die nun mit Erfahrungswerten<br />
gefüttert werden soll.<br />
Darüber hinaus stand das Thema<br />
Energieersparnis, z. B. bei der Shopbeleuchtung<br />
im Vordergrund. Neben<br />
dem Thema Nachhaltigkeit, das sich<br />
wie ein roter Faden durch alle Bereiche<br />
der Euroshop zog, dreht sich in<br />
Sachen Ladenbau alles um flexible<br />
Lösungen. Die letzten Pandemiejahre<br />
haben schließlich gezeigt, dass<br />
Händler schnell auf neue Bedingungen<br />
reagieren müssen.<br />
Ein echter Publikumsmagnet<br />
waren darüber hinaus die Hallen,<br />
in denen es um innovative digitale<br />
Lösungen ging. Das Angebot war<br />
breit gefächert und reichte von<br />
Smart Shopping über Connected<br />
Retail und Seamless Shopping bis<br />
hin zu Customer Centricity. Zum<br />
letztgenannten Thema stellte beispielsweise<br />
Ariadne Möglichkeiten<br />
vor, auf Kundenströme in den<br />
Stores durch Messungen noch besser<br />
reagieren zu können. Mehr dazu<br />
Zum „Black Forest<br />
Experience“ gehören bei<br />
Häfele auch Akustik- und<br />
Lichtpaneele, wie Manuel<br />
Züfle (o.) präsentierte.<br />
LED-Installationen, Duftmarketing,<br />
Instore-Audio<br />
oder Digital Signage:<br />
Echion-CEO Florian<br />
König (u.) spielt auf der<br />
gesamten Klaviatur der<br />
Sinneserlebnisse am PoS.<br />
im Interview auf S. 26. Ein weiterer<br />
sinnvoller Schritt zum Seamless<br />
Shopping im Möbelhandel wäre<br />
laut Henning Brandt, Computop,<br />
die Option, dass Kund:innen nach<br />
einem Beratungsgespräch direkt auf<br />
der Fläche bezahlen können. Wenn<br />
man sich eine langwierige Küchenberatung<br />
vorstellt, bei der sich<br />
Kund:innen anschließend an der<br />
Kasse anstellen müssen, erscheint<br />
einem diese neue Idee deutlich<br />
serviceorientierter.<br />
Darum geht es in erster Linie bei<br />
den digitalen Tools, die eine große<br />
Spielwiese darstellen – auch um den<br />
PoS emotional mehr aufzuladen. So<br />
bietet Echion individuelle digitale<br />
Der EHI-Stand war<br />
Anlaufpunkt für alle, die<br />
sich über neue Ladenkonzepte<br />
austauschen<br />
wollten. „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“-<br />
Redakteurin Rita Breer<br />
sprach u. a. mit Wolf-<br />
Jochen Schulte-Hillen,<br />
und wollte von ihm<br />
wissen, welche Trends<br />
er für den Möbelhandel<br />
sieht. Insbesondere<br />
mehr Sichtbarkeit der<br />
Einrichtungshäuser in<br />
den Städten lautet seine<br />
Einschätzung.<br />
Premiere für Cyncly auf<br />
der Euroshop: Peter Kläne<br />
(l.), Marketing Manager,<br />
und Karl Fuchs, Senior<br />
Sales Director. Philipp<br />
Hartmann (u.), CEO von<br />
Storefitting, warb für<br />
seine Plattform, die das<br />
Ziel verfolgt, Unternehmen<br />
aus dem Laden- und<br />
Messebau bei der Akquise<br />
zu unterstützen.<br />
3/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 25
VERBÄNDE<br />
Einrichtungspartnerring: „VME Digitale.<strong>23</strong>“<br />
Neuer Kongress<br />
für Digitales,<br />
Brands & Marketing<br />
Dieses Format sorgt für Aufsehen in der Branche: Der Einrichtungspartnerring<br />
VME organisiert am 24. und 25. Mai ein bisher einmaliges Kongressformat<br />
für digitale Themen, Brands & Marketing – die „VME Digitale.<strong>23</strong>“.<br />
Neben Tech-Inhalten und -Lösungen aus dem Verband werden verschiedene<br />
Best Practices vorgestellt und deren Nutzen für das operative Geschäft in<br />
den Mittelpunkt gerückt. Die „VME Digitale.<strong>23</strong>“ richtet sich gezielt an die<br />
Expert:innen und operativen Mitarbeitenden der rund 200 angeschlossenen<br />
Gesellschaftsunternehmen.<br />
Jetzt geht es mal nicht um Möbel: Die 12.000 qm im Bielefelder<br />
Ausstellungszentrum stehen ganz im Zeichen der Digitalisierung.<br />
Ob Artikeldatenanlage oder Auftragsprüfung,<br />
Erstellung von<br />
Werbemitteln, Umsetzung von<br />
Kampagnen, Employer Branding<br />
und Recruiting, IT oder Prozessoptimierung<br />
– das Aufgabenspektrum<br />
für den Mittelstand ist groß. Umso<br />
wichtiger ist es, diese Themenbereiche<br />
gebündelt und an einem Ort<br />
erlebbar zu machen.<br />
Das übergreifende Ziel der „VME<br />
Digitale.<strong>23</strong>“ ist dementsprechend,<br />
die Mehrwerte der Verbandslösungen<br />
in kompakter Form vorzustellen<br />
und gemeinsam mit den Gesellschaftern<br />
und deren Mitarbeitenden<br />
aktiv umzusetzen. Networking<br />
und der konstruktive Austausch<br />
zwischen den Besucher:innen und<br />
Ausstellern stehen im Mittelpunkt<br />
des neuen Formats.<br />
Der thematische Fokus liegt auf<br />
dem digitalen Leistungsportfolio, das<br />
Chief Digital Officer Sebastian Moos<br />
mit seinem Team in Zusammenarbeit<br />
mit Lösungsanbietern in den<br />
vergangenen Jahren erarbeitet hat.<br />
Neben bekannten Unternehmen<br />
aus der Branche – wie Anbieter von<br />
ERP-Systemen oder Konfiguratoren<br />
– können sich die Interessenten<br />
auf erfolgreich am Markt etablierte<br />
Anbieter aus den Bereichen E-Commerce,<br />
Digital Marketing, Data &<br />
Business Intelligence, Customer<br />
Relationship Management und ausgewählte<br />
Experten mit professionellen<br />
Nischenlösungen freuen. Die<br />
Implementierung praxiserprobter<br />
Tools und Services des VME, um<br />
mit effizienten Prozessen erfolgreich<br />
Geschäfte betreiben zu können,<br />
wird anschaulich erläutert, sodass<br />
einem umgehenden Projektstart<br />
nichts mehr im Wege steht.<br />
Flankiert wird der Kongress in<br />
der verbandseigenen, 12.000 qm<br />
großen Messehalle in Bielefeld von<br />
Impulsvorträgen namhafter Experten<br />
zu aktuellen Themen.<br />
Speziell für die „VME Digitale.<strong>23</strong>“<br />
konzipierte Masterclasses<br />
sollen dazu einladen, den Nutzen<br />
der VME-Lösungen und -Services zu<br />
erkennen und unterstützen dabei,<br />
ein Bewusstsein für die Potenziale<br />
des Möbelhandels zu entwickeln,<br />
die im Marketing und digitalen<br />
Prozessen liegen.<br />
Das Programm wird in den<br />
kommenden Wochen komplettiert.<br />
Schon jetzt steht allerdings fest: Ein<br />
Besuch in Bielefeld lohnt sich Ende<br />
Mai auf alle Fälle.<br />
www.einrichtungspartnerring.com<br />
28 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>23</strong>
Katja Sladky, Jessica Biondi und Sebastian Moos im Interview über die „VME Digitale.<strong>23</strong>“:<br />
Ein Event für die operativen Kräfte<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Der Einrichtungspartnerring<br />
VME hat erst vor wenigen Wochen<br />
angekündigt, Ende Mai einen eigenständigen<br />
Kongress für Digitalisierung und<br />
Marketing zu veranstalten. Das ist ein<br />
kurzer Vorlauf für eine Premiere.<br />
Sebastian Moos: Wir merken einfach,<br />
dass diese Themen bei unseren<br />
Mitgliedsunternehmen brennen. In<br />
den vergangenen Jahren haben mein<br />
Team und ich viel Aufmerksamkeit<br />
für digitale Themen und Möglichkeiten<br />
der Modernisierung erzeugen<br />
können. Darauf liegt der Fokus,<br />
denn die Themenkomplexe Brands &<br />
Marketing sind von diesem Mindset<br />
abhängig. Insbesondere seit unserer<br />
letzten Kernsortimente-Messe<br />
merken wir, wie die Mitgliedsunternehmen<br />
diese Themen aufgreifen.<br />
Dabei begegnen ihnen aber auch<br />
Herausforderungen. Mit dem Kongress<br />
wollen wir Ziele und Möglichkeiten<br />
erläutern und gemeinsam mit<br />
unseren Dienstleistern praktikable<br />
Wege aufzeigen, wie man eventuelle<br />
Hindernisse überwinden kann. Und<br />
da es für unsere Mitgliedsunternehmen<br />
wichtig ist, so schnell wie möglich<br />
damit zu starten, müssen wir<br />
sie auch so früh wie möglich dabei<br />
unterstützen. Deshalb haben wir uns<br />
für den Termin Ende Mai entschieden,<br />
um möglichst viel Potenzial für<br />
die Umsetzung im zweiten Halbjahr<br />
zu entwickeln.<br />
Katja Sladky: Das breite Themenspektrum<br />
in den Bereichen Marketing<br />
und Digitalisierung führt auch zu<br />
mehr Komplexität und zu mehr<br />
benötigten Kompetenzen. Diese<br />
lassen sich am besten aufbauen,<br />
wenn man sich über die Themen<br />
austauscht – und dafür ist ein Kongress<br />
ein perfekter Ort.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Was ist der Kern des Formats<br />
und wie ist die Idee entstanden?<br />
Sebastian Moos: Bei dem Kongress<br />
geht es darum, alle Services des Verbandes<br />
rund um Marketing, Brand<br />
Management und Digitalisierung<br />
aufzuzeigen, um so darstellen zu<br />
können, wie diese ineinandergreifen<br />
und bei welchen Herausforderungen<br />
sie einem Gesellschafter deutliche<br />
Mehrwerte liefern können. Flankiert<br />
wird das Format von Dienstleistern,<br />
die bei der operativen Umsetzung<br />
unterstützen können und von Unternehmen,<br />
die bei aktuellen Trendthemen<br />
wie Recruiting, Collaboration<br />
oder Customer Relationship Management<br />
clevere Lösungen anbieten.<br />
Jessica Biondi: Die Idee ist gemeinschaftlich<br />
nach der Coronazeit entstanden,<br />
weil wir den persönlichen<br />
Kontakt und den Austausch wieder<br />
stärken wollen. Viele Themen wurden<br />
auf verschiedenen Regionaltagungen<br />
vorgestellt und da kam uns die Idee,<br />
diese zu bündeln und kompakt zu<br />
präsentieren – auf einem Kongress<br />
in unserer eigenen Messehalle. Hier<br />
haben wir den Platz und die Möglichkeit,<br />
solch ein neues Format<br />
kurzfristig auf die Beine zu stellen.<br />
Katja Sladky: Das Format ist eine<br />
echte Premiere. Einkaufsmessen<br />
organisieren wir seit vielen Jahren,<br />
aber eine große Plattform, wo alle<br />
Services aus den Bereichen Marketing,<br />
Brands und Digitales in voller<br />
Breite und dennoch kompakt präsentiert<br />
werden, das ist neu.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Wie ist der aktuelle Stand<br />
der Planung?<br />
Jessica Biondi: Wir sind gerade dabei,<br />
Unternehmen als Aussteller oder für<br />
eine Masterclass, also für eine etwa<br />
einstündige Vorstellung eines konkreten<br />
Themas, zu gewinnen. Parallel<br />
haben wir damit begonnen, das<br />
exakte Layout und die Kojenplanung<br />
zu gestalten und die „Story“ der<br />
„VME Digitale.<strong>23</strong>“ zu visualisieren<br />
und greifbar zu machen. Außerdem<br />
machen wir gute Fortschritte bei<br />
der Planung des Rahmenprogramms<br />
mit spannenden Keynote-Speakern<br />
und einer tollen Abendveranstaltung.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Wer ist auf die „VME<br />
Digitale.<strong>23</strong>“ eingeladen?<br />
Katja Sladky: Der Kongress richtet<br />
sich zuallererst an die IT- und operativen<br />
Mitarbeitenden in unseren<br />
Mitgliedsunternehmen gemeinsam<br />
mit den Marketingmitarbeitenden.<br />
Wir sind davon überzeugt, dass wir<br />
Mehrwerte und Hilfestellungen für<br />
deren Arbeitsalltag bieten können.<br />
Die Mitarbeitenden, die tagtäglich<br />
mit operativen Herausforderungen<br />
konfrontiert sind, können am besten<br />
einschätzen, wie gut eine VME-<br />
Lösung weiterhilft.<br />
Sebastian Moos: Und diese Fachkräfte<br />
können die Entscheider dabei unterstützen,<br />
einen sinnvollen Business<br />
Case für eine Investition zu erarbeiten.<br />
Erst in zweiter Reihe richtet<br />
sich das Format an die Entscheider<br />
selbst, also die Gesellschafter und<br />
Geschäftsführer, die dazu eingeladen<br />
sind, mit ihren Mitarbeitenden<br />
Ideen zu generieren und Vorhaben<br />
Katja Sladky (l.),<br />
Marketingleiterin<br />
des Verbands und<br />
Jessica Biondi,<br />
Leiterin Brand<br />
Management.<br />
zu planen, die das eigene Unternehmen<br />
voranbringen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Wer ist auf Ausstellerseite<br />
dabei?<br />
Sebastian Moos: Natürlich sind die<br />
üblichen Verdächtigen der Branche<br />
wie Warenwirtschafts- oder Konfiguratoren-Anbieter<br />
mit von der<br />
Partie. Wir sprechen aber sowohl mit<br />
großen Unternehmen, die komplexe<br />
Enterprise-Lösungen vermarkten,<br />
als auch mit kleineren Anbietern<br />
und Start-ups, die Unterstützung<br />
für ganz spezielle Prozesse liefern.<br />
Das Ziel ist es, Dienstleister an<br />
Bord zu haben, die präzise auf die<br />
aktuellen Bedürfnisse unserer Mitgliedsunternehmen<br />
zugeschnittene<br />
Lösungen bieten.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Was wünschen Sie sich für<br />
die Premiere?<br />
Jessica Biondi: Dass wir unsere primäre<br />
Zielgruppe, die operativen Mitarbeitenden,<br />
erreichen und zahlreich<br />
begrüßen können. Sie sollen Spaß<br />
dabei haben, sich miteinander zu<br />
vernetzen und sich auszutauschen.<br />
Es geht darum, Impulse zu setzen,<br />
um noch mehr Mitstreiter für unsere<br />
digitalen Themen zu gewinnen und<br />
zu begeistern, weshalb die „VME<br />
Digitale.<strong>23</strong>“ eine regelrechte Aufbruchstimmung<br />
erzeugen soll.<br />
Katja Sladky: Wir wünschen uns, dass<br />
alle von dem neuen Format begeistert<br />
sind und dass alle darüber sprechen.<br />
Wir wollen für alle Beteiligten – Aussteller,<br />
Dienstleister, die Mitarbeitenden<br />
unserer Gesellschafter und<br />
die zuständigen Mitarbeitenden in<br />
der Zentrale – eine Plattform etablieren,<br />
um gemeinsam innovative<br />
Verbands-Themen voranzutreiben,<br />
Neues kennenzulernen und Themen<br />
greifbar zu machen, um diese in der<br />
Praxis umzusetzen. SASCHA TAPKEN<br />
Wir<br />
wünschen<br />
uns, dass alle<br />
von dem<br />
neuen Format<br />
begeistert<br />
sind und dass<br />
alle darüber<br />
sprechen.<br />
Katja Sladky<br />
Missionar in Sachen Digitalisierung:<br />
Sebastian Moos,<br />
Chief Digital Officer beim<br />
Einrichtungspartnerring VME.<br />
3/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 29
VERBÄNDE<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Was für ein Unternehmen<br />
ist CJ Möbel Jaeger?<br />
Bernd Jaeger: Wir sind ein Mittelständler<br />
par excellence mit fünf Standorten,<br />
drei mittelgroßen, einem kleineren<br />
und einem sehr kleines Innenstadtgeschäft.<br />
Insgesamt beschäftigen<br />
wir über 120 Mitarbeitende. Meine<br />
Frau arbeitet auch im Unternehmen<br />
– wir sind eine große Jaeger-Familie.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Welche Geschichte hat CJ<br />
Möbel Jaeger bisher geschrieben?<br />
Bernd Jaeger: Wir sind ein Traditionsunternehmen,<br />
das wie viele andere<br />
Möbelhändler aus einer Tischlerei<br />
hervorgegangen ist. Schon 1912<br />
gründete mein Großvater die Firma<br />
in Witzenhausen in Hessen – erst<br />
mit Möbeln nach Maß, später fertigte<br />
er auch Serien. Nach dem 2. Weltkrieg<br />
nahm er den Betrieb wieder<br />
auf und erhielt in den 1950er-Jahren<br />
einen Großauftrag von Blaupunkt<br />
für den Bau von Fernsehgehäusen<br />
– der Einstieg in eine langjährige<br />
Zusammenarbeit mit der Unterhaltungselektronik.<br />
Aber auch für<br />
Quelle oder auch schon für den EMV<br />
wurde produziert, das war der erste<br />
Berührungspunkt mit dem Verband,<br />
in dem wir heute Mitglied sind.<br />
Mitte der 1950er-Jahre stiegen<br />
mein Vater Klaus und mein Onkel<br />
Herbert ins Geschäft ein und übernahmen<br />
es wenig später. Wegen<br />
unterschiedlicher Ausrichtungen<br />
wurden die Möbelfabrik und das<br />
Möbelhaus 1962 getrennt, damals<br />
war das ein kleines Geschäft in der<br />
Innenstadt von Witzenhausen. In<br />
den späten 1960er Jahren ging es<br />
dann nach Göttingen, wo in den<br />
1970er Jahren das Gewerbe gebiet<br />
CJ Möbel Jaeger: Interview mit Inhaber Bernd Jaeger<br />
Auf dem Weg<br />
nach oben<br />
111 Jahre Möbelgeschichte schreibt das Unternehmen CJ Jaeger an mittlerweile<br />
fünf Standorten. Der letzte große Wurf war der Umbau des umsatz stärksten Hauses<br />
in Göttingen. Dahinter steckt für den EMV-Händler eine langfristige Strategie, die<br />
auch der Verband mit unterschiedlichen Initiativen unterstützt: Für das Trading-up<br />
setzt CJ Jaeger auf ein starkes Markenportfolio.<br />
„Am Lutteranger“ entstanden<br />
ist. Hier wollte mein Vater einen<br />
Cash&Carry-Markt etablieren, aber<br />
die schweren Chippendale-Schränke<br />
konnte niemand so einfach abtransportieren.<br />
(Lacht.) Und so entschied<br />
man sich schließlich für den Betrieb<br />
eines konventionellen Möbelhauses.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Was ist das hier für ein<br />
Gewerbegebiet?<br />
Bernd Jaeger: „Am Lutteranger“<br />
ist über die Stadtgrenzen hinaus<br />
bekannt – vor allem als Auto- und<br />
Möbelmeile. Hier befinden sich auch<br />
ein Boss-Markt und ein Bono-Vollsortimenter<br />
aus dem Alliance-Verband.<br />
Wir decken das Spektrum nach<br />
oben hin ab. Es sieht danach aus, als<br />
würde Porta in Göttingen bauen,<br />
dabei sind wir hier mit Möbelflächen<br />
schon jetzt gut besetzt.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Es gibt aber nicht nur den<br />
Göttinger Standort von CJ Jaeger.<br />
Bernd Jaeger: Richtig, in Witzenhausen<br />
befindet sich unser Stammhaus<br />
mit 6.500 qm Ausstellungsfläche<br />
und 1993, nach der Wende, haben<br />
wir in Oberdorla/Thüringen komplett<br />
neugebaut auf 10.000 qm. Ein<br />
Jahr später ist uns das Haus aufgrund<br />
von Brandstiftung komplett<br />
abgebrannt und wir mussten dort<br />
von vorn beginnen, denn bis auf<br />
den Schacht des Lastenfahrstuhls ist<br />
damals alles kaputtgegangen. Außerdem<br />
betreiben wir noch eine kleine<br />
Filiale in Leinefelde-Worbis mit<br />
1.800 qm, in der wir nur Küchen<br />
und Polster vermarkten. Göttingen<br />
ist aber immer schon das umsatzstärkste<br />
und größte Haus gewesen<br />
und sukzessive erweitert worden<br />
– auf nunmehr 10.000 qm Fläche.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Durch das Atrium wirkt das<br />
Haus noch großzügiger.<br />
Bernd Jaeger: Genau das war das Ziel.<br />
Deshalb haben wir im Rahmen des<br />
Komplettumbaus mit dem Architekturbüro<br />
Quadt im vergangenen<br />
Jahr auch noch mehr offenen Raum<br />
geschaffen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Das passt zu dem Tradingup,<br />
das Sie hier verfolgen. Ist das an den<br />
anderen Standorten auch so?<br />
Bernd Jaeger: Noch nicht in der Konsequenz,<br />
aber sukzessive platzieren<br />
wir dort auch immer mehr Industriemarken.<br />
Rolf Benz haben wir<br />
gerade auch in den anderen Filialen<br />
platziert, Team 7 und Brühl in<br />
Oberdorla. Wir schauen uns jetzt<br />
genau an, welche Lehren wir aus<br />
dem Göttinger Haus ziehen können.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Was wollten Sie konkret mit<br />
dem Umbau hier in Göttingen bezwecken?<br />
Bernd Jaeger: Wir haben uns für<br />
eine konsequente Hochwert-Strategie<br />
entschieden, auch weil viele<br />
Premium-Händler in der Umgebung<br />
keine Nachfolger gefunden<br />
FACTS<br />
❯ Unternehmen: CJ Möbel Jaeger<br />
GmbH & Co. KG<br />
❯ Standorte: Witzenhausen (6.500 qm<br />
VK-Fläche), Göttingen, (10.000 qm,<br />
Bilder rechts), Oberdorla (10.000<br />
qm), Leinefelde (1.800 qm), seit<br />
2022: Dieckmann-Einrichtung in der<br />
Göttinger Innenstadt (200 qm)<br />
❯ Premium by Möbel Jaeger: Cor, de<br />
Sede, Interlübke, Joop, Jori, Kaheku,<br />
Lambert, Leolux, Philippi, Rolf Benz,<br />
Räder, Sompex, Svane, Tecnolumen,<br />
VS Manufaktur, V Zug, Zack u.a.<br />
Als Mitglied in der Gruppe der EMV-Vollsortimentshäuser kümmert sich<br />
Oliver Hemmerich (l.), Vertriebsleiter EM Collection / VS1 um CJ Möbel Jaeger.<br />
Bernd Deutz (r.) ist Hausleiter in Göttingen.<br />
www.moebel-jaeger.de<br />
32 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>23</strong>
Foto: MUNDUS Marketing & Interactive GmbH, Paulina Müller<br />
Gül und Bernd Jaeger sind ein<br />
eingespieltes Duo – sowohl<br />
privat mit ihren drei Kindern,<br />
von denen sich zwei die<br />
Nachfolge vorstellen können,<br />
als auch beruflich. Gül Jaeger<br />
wacht über die Hochwertigkeit<br />
im Markenauftritt und hat ein<br />
besonderes Händchen für die<br />
Fachsortimente.<br />
Wir glauben an die Stärke<br />
von Konsumgütermarken im<br />
gehobenen Segment.<br />
und zugemacht haben wie zum<br />
Beispiel die Firmen West<strong>möbel</strong><br />
oder Möbel Helten. Diese Kundengruppen<br />
möchten wir zu uns holen,<br />
denn wir glauben an die Stärke von<br />
Konsumgütermarken im gehobenen<br />
Segment. Dafür mussten wir die<br />
architektonischen Rahmenbedingungen<br />
schaffen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Sie gehen sehr analytisch<br />
an das Geschäft heran.<br />
Bernd Jaeger: Schauen Sie sich mal den<br />
Aktienkurs von LVMH und anderen<br />
Konzernen an. Das Luxussegment<br />
ist krisenfest. Und wir sehen, dass<br />
auch in Deutschland noch viel Erbvermögen<br />
frei werden wird. Außerdem<br />
können wir mit dem Tradingup<br />
unser Einzugsgebiet vergrößern.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Sie haben sich auch für die<br />
Wegeführung etwas Besonderes einfallen<br />
lassen.<br />
Bernd Jaeger: Für die Hochwert-Marken<br />
haben wir das Label „Premium<br />
by CJ Möbel Jaeger“ kreiert. Dieser<br />
Bereich ist auch im Möbelhaus als<br />
zusammenhängende Fläche in elegantem<br />
Schwarz gehalten und mit<br />
noch weniger Warendruck gestaltet.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Das bedeutet aber auch,<br />
dass Sie von den Verbandskollektionen<br />
gar nicht so sehr profitieren, denn ich<br />
sehe hier nur „Couchliebe“ und Auszüge<br />
der „EM Collection“.<br />
Bernd Jaeger: Aber denken Sie nur<br />
daran, was uns auf den „Interior<br />
Insights“ in Rheda-Wiedenbrück<br />
für ein Markenportfolio auf dem<br />
Silbertablett serviert worden ist. Es<br />
gibt einige Kollegen im EMV, die<br />
sich ebenfalls nach oben bewegen<br />
und mit denen wir uns eng austauschen<br />
– Fahnenbruck oder Hämel<br />
beispielsweise. Auf der kommenden<br />
Messe in Leipzig werden die<br />
„Interior Insights“ in eine starke<br />
Fortsetzung gehen.<br />
Außerdem gibt es weitere Verbandsmarken,<br />
die sehr wohl für uns<br />
interessant sind wie z.B. „Contur“.<br />
Und die neue Outdoor-Maske „Idyl“<br />
werden wir sicher auch platzieren.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Was kann der Verband sonst<br />
noch für Sie leisten?<br />
Bernd Jaeger: Wir können nur<br />
gemeinsam gegen die Großen bestehen,<br />
deshalb ist der Austausch unter<br />
Mittelständlern das Wichtigste. Und<br />
natürlich hilft es, wenn wir zentrale<br />
Dienstleistungen und Marken<br />
erarbeiten, die den Gesellschaftern<br />
weiterhelfen.<br />
Uns als Hochwerthaus spielen<br />
die Bemühungen von Stilkoncil in<br />
die Karten, auch Markenanbieter<br />
für das Thema Zentralregulierung<br />
zu gewinnen, denn nicht immer<br />
sind die Vorbehalte der Industrie in<br />
diesem Punkt gerechtfertigt.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Und seit kurzem haben Sie<br />
auch noch einen neuen Touchpoint in der<br />
Innenstadt.<br />
Bernd Jaeger: Ja, diese Gelegenheit hat<br />
sich ergeben, weil einer der beiden<br />
Inhaber von Dieckmann-Einrichtungen<br />
leider verstorben ist. Das ist<br />
ein kleines, feines Studio, das wir<br />
nun gemeinsam mit Peter Tönnies<br />
betreiben. Das funktioniert sehr<br />
gut, denn dort erreichen wir eine<br />
Klientel, die sonst um ein großes<br />
Möbelhaus einen Bogen gemacht hat<br />
– Akademiker, Rechtsanwälte, Ärzte.<br />
Herr Tönnies hat nun eine verlängerte<br />
Ausstellung zur Verfügung und bringt<br />
die Kunden bei Bedarf zu uns.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Das Premium-Segment ist<br />
schön und gut, aber Sie kennen sicher<br />
auch üppigere Kalkulationen.<br />
Bernd Jaeger: Da haben Sie recht, wir<br />
leben gut von „Couchliebe“ und Rietberger<br />
bzw. „EM Planos“ und führen<br />
diese Marken auch voller Überzeugung.<br />
Die gehobenen Marken stehen<br />
so aber auf einen festen Fundament.<br />
Wir haben viele Kunden, die nur<br />
wegen der Marken zu uns ins Haus<br />
kommen. Das ist fein austariert.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Welche sind die stärksten<br />
Marken bei Ihnen?<br />
Bernd Jaeger: Brühl, Rolf Benz, Leolux,<br />
Jori, Cor und Interlübke Das sind<br />
Labels, die sich auch drehen. Ganz<br />
oben ist die Luft dünner und die<br />
Entscheidungsprozesse sind länger.<br />
Da braucht es dann ein Glas Rotwein<br />
oder einen guten Whisky, um auf den<br />
Punkt zu kommen. (Lacht.)<br />
SASCHA TAPKEN<br />
3/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 33
KÜCHE<br />
Im Stand-alone-Bereich Kühlen und Gefrieren habe Samsung 2022<br />
laut GfK die einschlägigen Mitbewerber hinter sich gelassen und<br />
stehe nun in der Poleposition. Jetzt richtet sich der Ehrgeiz des<br />
Deutschland-Teams auf die Einbaugeräte (v.l.: Marketing Dir.<br />
Mike Henkelmann, Diana Diefenbach – Communic. & Product Man.,<br />
Silke Eckstein – Vertriebsl. Einbau und Dir. HA Nedzad Gutic).<br />
Samsung: Noch mehr Fokus auf das Einbaugeschäft<br />
Vernetzter Lifestyle<br />
Vor allem auf zwei Kernthemen setzt Samsung in diesem Jahr, um mit seinen Hausgeräten<br />
auf dem deutschen Markt zu punkten: den agilen Premium-Akkusauger<br />
„Bespoke Jet“ sowie Einbaugeräte, jetzt vor allem unter dem Lifestyle-Label „Bespoke<br />
Home“. Beim Presse-Round-Table im Vorfeld des Händlerevents „World of Samsung“ gab<br />
das Deutschland-Management einen Ausblick, was 20<strong>23</strong> noch auf der Agenda steht.<br />
Einige Bereiche konnten wiederum<br />
Topergebnisse einfahren,<br />
resümierte Nedzad Gutic,<br />
Director Home Appliance, die Erfolge<br />
von Samsung im vergangenen Jahr:<br />
ob als bislang einziger Hersteller von<br />
Side-by-Side-Geräten mit Energieeffizienzklasse<br />
C, als beliebteste<br />
Marke fürs Kühlen, marktstärkster<br />
„Frenchdoor“- Anbieter im Premiumsegment<br />
oder als Nummer 1 bei<br />
freistehenden Kühlschränken und<br />
Kühl-Gefrier-Kombis mit 15 bzw.<br />
16,7 Prozent Marktanteil.<br />
Bei den Einbaugeräten liegt<br />
der Marktanteil der koreanischen<br />
Marke indes im niedrigen einstelligen<br />
Bereich, was wiederum noch<br />
viel Wachstumspotenzial bedeutet.<br />
Und dies will Silke Eckstein, seit<br />
Juli 2022 Head of Sales Built-in<br />
Home Appliances (mit Karriere-<br />
steps bei Warendorf, SieMatic und<br />
Bauknecht), nun mit voller Tatkraft<br />
weiter angehen. Das ambitionierte<br />
Ziel: 40 Prozent Umsatzplus im<br />
laufenden Jahr. Immerhin konnte<br />
das Unternehmen den Umsatz mit<br />
Backöfen schon 2022 um 12 Prozent<br />
verbessern, jetzt soll dieser nochmals<br />
um 45 Prozent zulegen. Bei<br />
Einbaukühlgeräten sind 30 Prozent<br />
Plus anstrebt.<br />
Die wichtigsten Schritte: hundertprozentige<br />
Fachhandelsausrichtung<br />
– auch durch die bereits bestehenden<br />
Kooperationen mit den einschlägigen<br />
Handelsverbänden und<br />
einigen Big Playern der Großfläche,<br />
Präsenz auf allen relevanten Messen,<br />
Ausbau der exklusiv für Küchenund<br />
Möbelhandel bestimmten Produkte<br />
sowie proaktive Maßnahmen<br />
für den POS. So werde das bereits<br />
aufgestockte Personal den Handel<br />
noch stärker bei der Vermarktung<br />
von Samsung-Geräten unterstützen.<br />
Unter dem Titel „Train & Dine“ werden<br />
zudem ab März Schulungen am<br />
POS angeboten.<br />
Weiter in den Blick rückt das<br />
Portfolio der „Bespoke Home“-Linie<br />
mit ihren individuellen Farbkombis,<br />
die neben den Kühl- und Gefriergeräten<br />
inzwischen auch Backöfen<br />
(hierzulande in Dunkelblau und<br />
Vanille) umfasst. Und als überzeugter<br />
Samsung-Fan steht Tim Raue auch<br />
in diesem Jahr als Testimonial zur<br />
42 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>23</strong>
Verfügung, besonders publikumswirksam<br />
beim Kochen in der TV-<br />
Show „The Taste“ bzw. bei der neuen<br />
süßen Variante „The sweet Taste“.<br />
Wobei das Productplacement des<br />
„Dual Cook Flex Backofen“ und des<br />
„Family Hub RF9000“-Kühlschranks<br />
mittlerweile auch auf Social-Media-<br />
Kanälen große Reichweiten erlangt<br />
und auf die Markenbekanntheit von<br />
Samsung einzahlt.<br />
Als klarer USP bleibt ebenso die<br />
Connectivity ein wichtiges Vermarktungsthema.<br />
Hier gilt es nicht zuletzt,<br />
Verkäufer im Handel noch stärker<br />
für den Mehrwert im Komfort zu<br />
40 Prozent mehr<br />
Einbaugeräte-Umsatz<br />
hat sich Silke<br />
Eckstein (r.) für<br />
dieses Jahr vorgenommen.<br />
Neben<br />
dem „Bespoke“-Design<br />
ist Connectivity<br />
Teil des USP: Mit<br />
der „Smart Things<br />
Energy“-App lässt<br />
sich der Stromverbrauch<br />
optimieren,<br />
durch die QCells-<br />
Vernetzung auch<br />
beim Einsatz von<br />
Solarzellen.<br />
begeistern – zumal die Interoperabilität<br />
mit anderen Geräte marken<br />
durch den Anschluss an die Einheitsstandards<br />
von Matter und Home<br />
Connectivity Alliance (HCA) immer<br />
besser funktioniert, sodass neben<br />
Bosch-Geräten ab 2024 auch andere<br />
von Beko/Grundig, AEG oder Haier<br />
und LG über die „Smart Things“-<br />
App gesteuert werden können. Durch<br />
die Kooperation mit HomeConnect<br />
werden schon jetzt 30 Prozent der<br />
Bosch-Geräte über die Smart Things-<br />
App kontrolliert, so heißt es.<br />
Topaktuell ist die Verknüpfung<br />
der Connectivity mit dem Thema<br />
Nachhaltigkeit: So ermöglicht das<br />
Samsung-Dashboard („Smart Things<br />
Energy“) die Kontrolle des eigenen<br />
Stromverbrauchs mit Hilfe von<br />
Künstlicher Intelligenz. Neben der<br />
schnellen Übersicht angeschlossener<br />
Geräte sendet das System beispielsweise<br />
Pushnachrichten bei Überschreitung<br />
von Schwellenwerten auf<br />
Handy oder Tablet. In Kooperation<br />
mit dem führenden, ebenfalls koreanischen<br />
Solarzellenhersteller QCells<br />
werden neue Konzepte fürs Strommanagement<br />
entwickelt. Ohnehin<br />
sind nachhaltige Konzepte bei Samsung<br />
ein allgegenwärtiges Thema,<br />
wie Diana Diefenbach, Senior<br />
Manager Technical Product Management<br />
und Communication, beim<br />
Presse-Round-Table betonte. Ob es<br />
um die Verpackung aus recycelten<br />
Fischernetzen geht, Reduzierung<br />
von Plastikklammern oder besonders<br />
stromsparende Kühlschränke, die<br />
„Ecobubble“-Waschmaschine oder<br />
den „Dual Flex“-Backofen, der bei<br />
Bedarf nur eines Garraums ebenfalls<br />
Energie einsparen kann.<br />
Immer mehr Samsung-Hausgeräte<br />
kommen inzwischen aus<br />
Europa. Wobei das polnische Werk<br />
in Wronki neben Waschmaschinen<br />
und Standkühlschränken jetzt auch<br />
Einbau-Vollraum-Kühlschränke<br />
produziert und weiter ausgebaut<br />
werden soll. Die Deutschland-Zentrale<br />
in Schwalbach wird indes im<br />
kommenden Jahr ein neues Zuhause<br />
bekommen: im etwa fünf Kilometer<br />
entfernten Eschborn, wo die rund<br />
800 Beschäftigten dann nicht mehr<br />
auf verschiedene Gebäude verteilt,<br />
sondern unter einem Dach zusammen<br />
arbeiten können – im zeitgemäßen<br />
New-Work-Stil und in einem<br />
nachhaltig konzipierten Gebäude.<br />
HEIKE LORENZ<br />
www.samsung.com<br />
3/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 43
KÜCHE<br />
(Umsätze Nobilia Gruppe inkl. Retail-Anteile)<br />
Nobilia: Breit und nachhaltig aufgestellt<br />
Bilanz mit Bravour<br />
Dass Nobilia seinen Umsatz 2022 mit 11,9 Prozent Plus auf 1,659 Mrd. Euro<br />
steigern konnte, bestätigt die Leistungskraft des Verler Unternehmens –<br />
vor allem international, aber nicht nur. Denn selbst hierzulande konnte der<br />
„Branchenprimus“ um fast zehn Prozent zulegen, was neben Preisanpassungen<br />
auch durch die Expansionspower auf breiter Ebene erreicht wurde.<br />
Blickt man auf den Gruppenumsatz<br />
(inklusive Retailgeschäft, r.),<br />
hat Nobilia rund eine Mrd. Euro in<br />
zehn Jahren dazugewonnen.<br />
Allein im vergangenen Jahr<br />
konnte Nobilia seinen<br />
Umsatz um 177 Mio. Euro<br />
über treffen. Das Exportgeschäft<br />
erwies sich dabei wiederum als<br />
Wachstumstreiber: Mit einem<br />
Zuwachs um 13,9 Prozent stieg<br />
der Auslandsumsatz auf 896,3<br />
Mio. Euro. Aber auch das Inlandsgeschäft<br />
zeigte sich erfolgreich und<br />
kletterte um 9,7 Prozent auf 762,8<br />
Mio. Euro. Infolge dessen erhöhte<br />
sich die Exportquote auf 54 Prozent.<br />
„Wir konnten in nahezu allen<br />
wesentlichen Exportmärkten Umsatzzuwächse<br />
verzeichnen,“ freut sich Dr.<br />
Lars Bopf, Vorsitzender der Geschäftsführung,<br />
und folgert: „In Summe<br />
zeigt sich erneut, dass Nobilia auf den<br />
ausländischen Märkten breit aufgestellt<br />
ist“. Anders als in den Vorjahren<br />
verrät Dr. Bopf nichts über einzelne<br />
Märkte. Bei dem mit Abstand größten<br />
für das Unternehmen, Frankreich,<br />
scheint es zumindest geradeaus<br />
zu laufen (die Branchen-Statistik<br />
spricht von +2%), während andere<br />
Länder im Auf- und Ausbau begriffen<br />
sind. Wie die USA, wo Nobilia<br />
seit ein paar Jahren aktiv ist und nun<br />
seine Kontakte mit dem Auftritt zur<br />
KBIS-Messe in Las Vegas vertiefen<br />
konnte.<br />
Dabei hat nicht zuletzt das eigene<br />
Retail-Geschäft im Ausland mit<br />
seinen verschiedenen Beteiligungen<br />
an Franchisesystemen die Erfolge<br />
gepusht. So kam die Nobilia-Gruppe<br />
mit seinen Hersteller-Umsätzen und<br />
Franchisegebühren auf einen konsolidierten<br />
Gesamtumsatz von 1,924<br />
Mrd. Euro (+12,2%). Darunter<br />
zählen die französische Franchise-<br />
Organisation FBD (über 500 Häuser<br />
der Marken Ixina, Cuisines Plus,<br />
Cuisines Références und Vanden<br />
Borre) und die Aviva-Gruppe, über<br />
60 Kütchenhaus-Standorte in England,<br />
Menatam in Belgien sowie das<br />
Objektgeschäft von Northern Kitchen<br />
Sverige AB in Schweden und<br />
der Nobilia GB in Großbritannien.<br />
Dennoch stellt Dr. Lars Bopf fest:<br />
„In vielen Bereichen sind wir 2022<br />
auf Sicht gefahren, weil man nie<br />
weiß, welche politischen Entscheidungen<br />
fallen.“ Überhaupt seien die<br />
teils erhebliche Kostensteigerungen<br />
der Vorlieferanten echte Herausforderungen<br />
gewesen, denen Nobilia<br />
jedoch „mit umfangreichen Maßnahmenpaketen<br />
und dem hohen<br />
Engagement der Mitarbeiter:innen“<br />
begegnen konnte. Der vorgenommene<br />
Teuerungszuschlag im vergangenen<br />
Jahr konnte dabei nur<br />
einen Teil decken, betont Dr. Bopf<br />
im „<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>“-Gespräch die feinen<br />
Unterschiede im Wortlaut. Und<br />
Preiserhöhungen (die allerdings<br />
hoch ausfallen, wie man aus der<br />
Branche hört) gebe es erst wieder<br />
in diesem Jahr. Das heißt: Es musste<br />
viel ausgeglichen werden: durch den<br />
Ausbau im Export einschließlich der<br />
Themen Wohnen und Bad, zum Beispiel<br />
im Objektgeschäft. Auch dies<br />
habe gut funktioniert. Denn auch<br />
das Produktionsvolumen ist gewachsen.<br />
„Es ist uns gelungen, unsere<br />
Ausbringungsmenge noch einmal<br />
zu steigern“, gibt Frank Kramer,<br />
Geschäftsführer Technik, an. „Im<br />
Jahr 2022 haben wir rund 8,5<br />
44 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>23</strong>
„Für Nobilia ist es enorm wichtig,<br />
einen starken Auslandsanteil zu<br />
haben, um Schwankungen ausgleichen<br />
können,“ betont Dr. Lars Bopf<br />
als Vorsitzender Geschäftsführer.<br />
Millionen Schränke gefertigt.“ Pro<br />
Arbeitstag entspricht dies einer Produktionsleistung<br />
von etwa 38.650<br />
Holzteilen, wobei neben dem Kernprodukt<br />
Küche zunehmend eben<br />
auch Schränke für die Bereiche Bad,<br />
Wohnen und Hauswirtschaftsräume<br />
sowie Garderoben produziert wurden.<br />
Ansonsten spricht das Unternehmen<br />
von 3.900 Küchen täglich,<br />
die in den Werken in Verl und Saarlouis<br />
produziert werden.<br />
Das Personal ist ebenfalls weitergewachsen.<br />
Mit 4.5<strong>23</strong> Mitarbeitenden<br />
zum Jahresende 2022 liegt die<br />
Zahl der Beschäftigten um 250 über<br />
dem Vorjahr. Wie bereits 2021 lag<br />
der Fokus auf Neueinstellungen<br />
im saarländischen Werk V. Weitere<br />
Schwerpunkte bildeten Einstellungen<br />
im Fuhrpark sowie im Vertriebsinnendienst.<br />
Zudem wurde<br />
mit neuen Recruiting-Maßnahmen<br />
wie einem digitalen Bewerbertag<br />
und Aktivitäten in den sozialen<br />
Medien viel unternommen, um<br />
auch zukünftig die notwendigen<br />
personellen Kapazitäten zur Verfügung<br />
zu haben. 45 neue Auszubildende<br />
und dual Studierende wurden<br />
zudem eingestellt. Viel Zulauf habe<br />
überdies die Montageakademie<br />
gefunden, die im Herbst eröffnet<br />
wurde, um vor allem den Handel<br />
mit entsprechend kompetentem<br />
Personal zu unterstützen.<br />
„Mit unseren Mitarbeiter:innen,<br />
unseren vielseitigen Produktneuheiten,<br />
den modernen Werken sowie<br />
den integrierten Prozessen sind<br />
wir auch für schwierige Zeiten gut<br />
aufgestellt und auf weiteres Wachstum<br />
ausgerichtet“, resümiert Dr.<br />
Bopf den Status quo und blickt mit<br />
Zuversicht auf die Zukunft. Überhaupt<br />
zeigt er sich überzeugt, dass<br />
das eigene Zuhause auch weiterhin<br />
hohe Priorität genießt und Nobilia<br />
den Nerv der Zeit trifft. Die Neuheiten<br />
zur Herbst-Messe seien gut<br />
angekommen: vom Rastersystem<br />
n144 über die zahlreichen Ergänzungen<br />
im Living-Sortiment bis zur<br />
innovativen „Xtra Ceramic“-Platte<br />
aus recyceltem Glas, das gleich fünf<br />
Auszeichnungen errang. Dass weit<br />
über 1.000 Kunden (davon 850 in<br />
Deutschland) bereits das Schnelllieferprogramm<br />
„Elements“ führen,<br />
spricht ebenfalls für sich. Zugleich<br />
will sich Nobilia verstärkt als Marke<br />
ins Bewusstsein der Verbraucher<br />
rücken und präsentiert sich publikumswirksam<br />
durch Online-Werbung<br />
und auf Social Media Kanälen<br />
sowie erstmalig auch in einem<br />
reichweitenstarken TV-Umfeld. Eine<br />
Hauptrolle spielt dabei Backfee und<br />
Testimonial „Sally“, die aktuell als<br />
Kandidatin bei der RTL-Show „Let’s<br />
Dance“ ihren Charme verbreitet,<br />
wobei sich Nobilia u.a. für sieben<br />
Sekunden mit einem „Skyscraper“-<br />
Banner dazu schaltet.<br />
Zugleich bleibe die breite internationale<br />
Aufstellung eine wichtige<br />
Basis, um den künftigen Herausforderungen<br />
gewachsen zu sein.<br />
„Damit sind wir nicht abhängig<br />
von der Entwicklung eines singulären<br />
Marktes, sondern gut für die<br />
Zukunft gerüstet“, so bestätigt dies<br />
Christopher Stenzel, Geschäftsführer<br />
Finanzen. Und die vierköpfige<br />
Geschäftsführung sehe in verschiedenen<br />
Ländern noch viel Wachstumspotenzial,<br />
an dessen Erschließung<br />
kontinuierlich und fokussiert<br />
gearbeitet wird. Jüngstes Beispiel ist<br />
die Minderheitsbeteiligung am französischen<br />
Omnichannel-Anbieter<br />
Ubaldi.com (300 Mio. Euro Umsatz,<br />
400 Beschäftigte), der gemeinsam<br />
mit Nobilia seine Expansionspläne<br />
realisieren will. Die Investitionen<br />
im vergangenen Jahr beliefen sich<br />
insgesamt auf mehr als 100 Mio.<br />
Euro. Diese flossen vor allem in die<br />
Produktion, wobei zugleich dem<br />
Thema Nachhaltigkeit viel Aufmerksamkeit<br />
geschuldet wird. In<br />
den acht definierten Kernbereichen<br />
habe Nobilia bereits messbare Resultate<br />
erzielt, ob in puncto Rohstoffe,<br />
Lieferkette, Produktion, Transport,<br />
Handel, Produktnutzung, Langlebigkeit<br />
oder Soziales. Konsequent wird<br />
vor allem das Ziel der CO2-Neutralität<br />
verfolgt. Mit neuer Website und<br />
einem eigenständigen Nachhaltigkeitsjournal<br />
können sich Handel und<br />
Endkunden davon jetzt selbst ein<br />
Bild machen.<br />
Trotz wieder leicht verbesserter<br />
Verbraucherstimmung seit Jahresanfang,<br />
stabilisierter Lieferketten<br />
und -zeiten der Vorprodukte sieht<br />
Dr. Bopf auch in 20<strong>23</strong> ein herausforderndes<br />
Jahr, insbesondere durch<br />
die abflauende Entwicklung der<br />
Baubranche. Gleichzeitig gibt er zu<br />
bedenken: „Die Umsatzsteigerungen<br />
der letzten Jahre kommen aus<br />
einer besonderen Situation. 2017<br />
hat Alno für die Umverteilung am<br />
Markt gesorgt, zwischen 2020 und<br />
2022 war es Corona. Deshalb ist<br />
es wichtig, dass wir einen starken<br />
Auslandsanteil haben und somit<br />
Schwankungen weiter ausgleichen<br />
können.“<br />
HEIKE LORENZ<br />
www.nobilia.de<br />
Als Minderheitsgesellschafter<br />
beim französischen Omnichannel-<br />
Anbieter Ubaldi.com setzt Nobilia<br />
künftig auf noch mehr Marktpräsenz<br />
in Frankreich.<br />
Verstärkung für die Wahrnehmung<br />
als Marke erhält<br />
Nobilia seit einiger Zeit durch<br />
die bekannte Backfee Sally.<br />
Begleitend zu deren Auftritt<br />
in der RTL-Show „Let’s<br />
Dance“ wurden jetzt auf dem<br />
TV-Kanal „Skyscraper“-<br />
Banner geschaltet und zusätzliche<br />
Social-Media- und<br />
POS-Maßnahmen gestaltet.<br />
3/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 45
POLSTER PREMIUM<br />
BRETZ: NON-KONFORM ERFOLGREICH<br />
Konsequente<br />
Markenpositionierung<br />
Überaus erfolgreich ist das vergangene Jahr für Bretz verlaufen. Mit einem Umsatzplus<br />
von über 20 Prozent konnte der Hersteller seine Position weiter festigen. Gleichzeitig soll<br />
die Marke noch stärker positioniert werden: als „Möbelmanufaktur von phantastischsinnlichen<br />
Designwelten für Freigeister und ewig Schwärmende“.<br />
Am Standort in Gensingen beschäftigt<br />
Bretz 95 Mitarbeiter:innen,<br />
die mit Herz und Seele sowie in<br />
traditioneller Handwerkskunst die<br />
Polster<strong>möbel</strong> fertigen. Die Holzgestelle<br />
für die Produkte stammen<br />
aus dem Coburger Raum.<br />
Seit 1895 gibt es Bretz bereits. Von Johann Bretz im<br />
rheinhessischen Gensingen gegründet, hat sich der<br />
Hersteller im Laufe der Jahre vom eher bodenständigen<br />
Produzenten von traditionellen Polster<strong>möbel</strong>n made in Germany<br />
in den 50er und 60 er Jahren über das Nischenprodukt<br />
zum „Polsterrebell“ in den 90ern zu einer Designschmiede<br />
entwickelt, die auffällige Charakterstücke abseits des Mainstreams<br />
fertigt. Entsprechend positioniert sich Bretz als<br />
„Möbelmanufaktur von phantastisch-sinnlichen Designwelten<br />
für Freigeister und ewig Schwärmende“. Für eine<br />
bessere Wahrnehmung und Wiedererkennung wurde das<br />
Logo in diesem Jahr aktualisiert. „Alle gestalterischen visuellen<br />
Elemente der Marke sollten mit der Positionierung und<br />
den Designattributen im Einklang sein. Daher wurde auch<br />
das Logo angepasst. Es behält seine Eigenständigkeit bei. Es<br />
ist rundlicher und passt somit besser zur sinnlich-weichen<br />
Aussage der Marke. Die Umgestaltung macht es auch digitalfreundlicher“,<br />
erklärt Geschäftsführerin Carolin Kutzera, die<br />
sich die Leitung seit 2018 mit ihrem Onkel Norbert Bretz teilt.<br />
Unternehmensangaben zufolge kennen bereits 17,2 Prozent<br />
der Deutschen das Label. „Unsere Kunden sind sehr<br />
vielfältig: vom Unternehmer, über die Ärztin und Handwerker<br />
bis hin zu Familien mit Kindern“, beschreibt Carolin<br />
Kutzera die Zielgruppe. „Alle eint, dass sie mutig und offen<br />
für Außergewöhnliches sind – Freigeister und ewig Schwärmende,<br />
die sich nach phantastisch-sinnlichen Designwelten<br />
sehnen. Der Großteil der Kunden ist 45plus Jahre alt. Ein<br />
kleinerer Teil 35plus. Die Aufteilung zwischen Paaren und<br />
Alleinstehenden sowie Stadt und Land ist in etwa 50 zu 50.“<br />
Die non-konformen Möbel des Herstellers präsentieren<br />
sich als fantasievoll, vielseitig und farbenfroh. Zum<br />
Teil polarisieren sie – doch das gehört zur Strategie des<br />
Unternehmens und hat im Wesentlichen zur Stärke der<br />
Marke beigetragen. Den Designer:innen sind bei der Entwicklung<br />
keine Grenzen gesetzt. Mutig und selbstbewusst<br />
sollen dadurch echte Charakterstücke entstehen, die auch<br />
die Kund:innen ermutigen, ihren eigenen Stil zu finden.<br />
Um diese Intention zu unterstreichen, wurde in den 90er<br />
Jahren der Markenclaim „True Characters“ entwickelt, der<br />
sich mehr denn je nicht nur durch die Möbel und Bezugsauswahl<br />
zieht, sondern auch durch die ausdrucksstarken<br />
Bildwelten, in denen die Models ebenfalls als authentische,<br />
bunte „Charakterköpfe“ hervorstechen. „Unsere Möbel<br />
sind nicht nur Produkte, sondern individuelle Charaktere,<br />
die geballte Lebensfreude widerspiegeln. Sie sind wenig<br />
sachlich, sondern sehr emotional. Die originellen Formen,<br />
52 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>23</strong>
Fotos: Bretz<br />
Das modulare Polster<strong>möbel</strong>system „Balaao“<br />
(portugiesisch für Ballon) kommt dank seiner bauchigen<br />
Ausformulierung ohne harte Kanten aus.<br />
starken Farben, extravaganten Muster und die kostbaren<br />
Materialien bewirken, dass sich unsere Kunden in ,ihrem<br />
eigenen Sofa‘ finden, sich verlieben“, betont Carolin Kutzera.<br />
„Als ,True Characters‘ verstehen wir dabei sowohl unsere<br />
Möbel als auch die Kunden mit ihren individuellen Vorlieben<br />
und Sehnsüchten.“<br />
Dass bei der Unternehmensphilosophie ganz besondere<br />
Wohn<strong>möbel</strong> entstehen, zeigen stetige Auszeichnungen. So<br />
erhielt Bretz für verschiedene Entwürfe in den vergangenen<br />
Jahren unter anderem den German Brand Award, den Interior<br />
Innovation Award, den German Design Award und den<br />
Red Dot.<br />
Zur Ausstrahlungskraft der Sofas, Sessel und Co. tragen<br />
95 Mitarbeiter:innen bei, die – laut Unternehmen – zum<br />
„erweiterten Familienumfeld gehören“ und jedes Modell in<br />
traditioneller Handwerkskunst am Standort in Gensingen<br />
fertigen – vom Entwurf bis hin zum Bezug. Bei der Produktion<br />
spielt das Thema der Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle.<br />
So kommen die Holzgestelle aus dem Coburger Raum und<br />
legen damit nur wenige Kilometer zurück. Ähnlich wie die<br />
Bretz-typischen Veloure, die hauptsächlich aus Deutschland,<br />
Italien und Belgien stammen.<br />
Für den Vertrieb der Möbel hat Bretz 150 Handelspartner<br />
aus dem In- und Ausland an seiner Seite. Daneben setzt<br />
das Unternehmen auf sieben markenbetriebene und acht<br />
partnerbetriebene Flagshipstores. „Wir sind vorwiegend im<br />
DACH-Raum sowie im europäischen Ausland wie beispiels-<br />
weise Frankreich, Holland oder<br />
Belgien aktiv. Außerhalb Europas<br />
eröffnen wir in China in Kürze zwei<br />
Brandstores und haben weitere Partner<br />
unter anderem in Miami und New York“,<br />
erläutert Carolin Kutzera.<br />
Kennzeichen der sieben markenbetriebenen<br />
Flagshipstores in Hamburg, Berlin, Köln, Düsseldorf,<br />
Dortmund, Frankfurt und Stuttgart ist die CI-gerechte<br />
Inszenierung der Ausstellung. Die Designattribute „mutig,<br />
sinnlich, eigenständig, experimentell und farbig“ werden<br />
bis ins Detail auf die VK-Fläche transportiert. Als Leitfaden<br />
für die Gestaltung dienen entsprechende PoS-Materialien<br />
sowie ein im Styleguide festgelegtes Farbschema.<br />
Neben dem stationären Handel ist Bretz online unterwegs.<br />
„Seit 2019 betreiben wir den Bretzshop. Er fungiert<br />
vorwiegend als Anlaufpunkt, damit Kunden sich ein Bild<br />
über unterschiedliche Modelle und deren Preise verschaffen<br />
können.“<br />
Insgesamt zeigt sich Bretz mit seiner Markenstrategie<br />
und seinen Wohn<strong>möbel</strong>n gut aufgestellt. Das belegt nicht<br />
zuletzt das Geschäftsjahr 2022: „Das vergangene Jahr ist<br />
außerordentlich erfolgreich verlaufen. Wir konnten unseren<br />
Umsatz über 20 Prozent steigern“, freut sich Carolin Kutzera.<br />
DORIS SCHMIDT<br />
www.bretz.de<br />
Carolin Kutzera ist 2009 als<br />
Designerin ins Unternehmen<br />
eingestiegen. Seit 2018 teilt<br />
sie sich mit ihrem Onkel<br />
Norbert Bretz die Geschäftsleitung<br />
(v.l.).<br />
3/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 53
GLOBAL BRANDS<br />
Jede Krise geht<br />
mit einer Evolution<br />
einher und so wird<br />
auch der Salone<br />
weiterentwickelt.<br />
Maria Porro<br />
Maria Porro, Präsidentin<br />
des Salone del Mobile, war<br />
jüngst mit ihrem Team nach<br />
Hamburg gereist, um der<br />
Presse die Neuerungen für<br />
die Mailänder Möbelmesse<br />
im April vorzustellen.<br />
Fotos: Salone del Mobile, <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong><br />
Salone del Mobile: Präsidentin Maria Porro im Interview<br />
Diese Änderungen<br />
gibt es im April<br />
Wie die Pläne für den kommenden Salone del Mobile, der vom 18. bis <strong>23</strong>. April<br />
in Mailand über die Bühne geht, aussehen, haben die Messe macher:innen<br />
jüngst in Hamburg vorgestellt. Wir waren vor Ort und sprachen mit Präsidentin<br />
Maria Porro über das neue Messe-Layout, die mögliche zukünftige Entwicklung<br />
der Veranstaltung insgesamt und die not wen digen Veränderungen,<br />
die damit einhergehen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Maria, Sie sind jetzt seit<br />
eineinhalb Jahren Präsidentin des Salone.<br />
Wie sieht Ihr Resümee für diese Zeit aus?<br />
Maria Porro: Ich habe mitten in der<br />
Pandemie, also in einer wirklich<br />
schwierigen Zeit angefangen, mit<br />
dem Supersalone im September<br />
2021 eine ganz besondere Veranstaltung<br />
zu organisieren. Mit diesem<br />
„Experiment“ haben wir nicht nur<br />
uns als Veranstalter, sondern der<br />
ganzen Industrie bewiesen, dass<br />
man Messe auch anders denken<br />
kann. Gleichzeitig hat es gezeigt,<br />
dass ein persönliches Zusammenkommen<br />
unerlässlich ist – ganz<br />
speziell für die Designbranche, in<br />
der das Berühren, Fühlen und Ent<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Sie haben vor allem für die<br />
Euroluce in den Hallen 9-11 und 13-15 eine<br />
ganz neue Präsentation angekündigt. Was<br />
ist die Idee dahinter?<br />
Maria Porro: In über 2.000 Interviews<br />
und Gesprächsrunden haben<br />
wir uns intensiv mit Ausstellern,<br />
Besucher:innen und Interessensvertreter:innen<br />
ausgetauscht, um<br />
ihre Erwartungen und Bedürfnisse<br />
zu erfahren. Ein wichtiger Aspekt<br />
dabei war, dass sich das Thema Licht<br />
verändert hat. Vor ein paar Jahren gab<br />
es noch große Unterschiede zwischen<br />
dekorativer und technischer<br />
Beleuchtung. Heute sind diese Bereiche<br />
– auch im privaten Wohnen –<br />
viel stärker miteinander verbunden.<br />
Gleichzeitig sind Leuchten keine<br />
starren Einrichtungsobjekte. Licht<br />
kreiert Atmosphäre und Effekte und<br />
spielt damit in ganz unterschiedlichen<br />
Disziplinen und Bereichen<br />
eine Rolle – bis hin zur Kunst. Das<br />
alles hat uns zu einem neuen Hallen-<br />
Layout bewogen. Durch eine mehr<br />
organische Anordnung der Stände<br />
und Wege wollen wir den Messedecken<br />
essenziell ist. Danach folgte<br />
der Salone 2022, der im Juni ebenfalls<br />
zu einem ungewöhnlichen Termin<br />
stattfand, erneut um ihn überhaupt<br />
möglich machen zu können.<br />
Und es war ein großer Erfolg im<br />
Hinblick auf die Zahlen, aber vor<br />
allem auf die Qualität der Aussteller<br />
und Besucher:innen. Beide Events<br />
waren große Herausforderungen,<br />
aber sie haben jedem gezeigt, dass es<br />
wichtig ist, eine Messe als gemeinsamen<br />
Bezugspunkt zu haben.<br />
Unsere Erfahrungen und Learnings<br />
aus der Pandemie, vom<br />
Supersalone und dem Salone im<br />
Juni nutzen wir nun für die Weiterentwicklung.<br />
Denn die Art, wie wir<br />
Geschäfte machen, zusammen kommen,<br />
kommunizieren, reisen etc.<br />
hat sich in den letzten Jahren stark<br />
verändert. Diese Veränderungen<br />
und neuen Bedürfnisse müssen wir<br />
verstehen und in unserem Messekonzept<br />
berücksichtigen. Deshalb<br />
wird es 20<strong>23</strong> einige Neuerungen<br />
auf dem Salone geben.<br />
58 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>23</strong>
esuch optimieren. Gemeinsam mit<br />
dem Mailänder Architektur- und<br />
Designstudio Lombardini22 haben<br />
wir hierfür ein Konzept erarbeitet,<br />
in dem die Wege für die Besucher<br />
kürzer werden und sie dennoch<br />
alles sehen können. Das neue Layout<br />
besteht also nicht mehr aus<br />
horizontalen und vertikalen Laufwegen,<br />
sondern einer eher ellipsenförmigen<br />
Anordnung. Angelehnt an<br />
historische Stadtzentren Italiens hat<br />
Lombardini22 einen geometrisch<br />
polygonalen Ring geschaffen, der<br />
die Nutzerfreundlichkeit dieser großen<br />
Ausstellung deutlich erhöht. Mit<br />
einem einfachen Rundgang können<br />
so alle Bereiche erschlossen werden.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Sie haben außerdem angekündigt,<br />
dass die Messe in diesem Jahr<br />
nur in den unteren Hallen stattfindet, die<br />
oberen geschlossen bleiben. Aus welchem<br />
Grund?<br />
Maria Porro: Das liegt vor allem an<br />
der Krise bei den Herstellern klassischer<br />
Möbel, die nicht erst mit der<br />
Pandemie begonnen hat. So traurig<br />
es ist: In diesem Sektor sind leider<br />
einige Aussteller weggefallen. Auf<br />
der anderen Seite gibt es Unternehmen,<br />
die größere – oder auch kleinere<br />
– Standflächen angefragt haben.<br />
Das führte in der Aufplanung zu<br />
Veränderungen und wir haben dann<br />
entschieden, die Flächen kompakter<br />
zu gestalten, indem wir uns auf die<br />
unteren Ebenen begrenzen. Dort<br />
werden wir außerdem kleinere und<br />
größere Aussteller stärker mischen.<br />
So geben wir auch unbekannteren<br />
Unternehmen mehr Sichtbarkeit<br />
und den Besucher:innen die Möglichkeit,<br />
auf weniger Raum mehr zu<br />
entdecken. Denn das Wichtigste für<br />
Aussteller einer Messe ist es, gesehen<br />
zu werden. Und für die Gäste,<br />
dass sie soviel Neues wie möglich<br />
entdecken können.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Wie haben die Aussteller<br />
auf die Neuerungen reagiert?<br />
Maria Porro: Das Feedback der Euroluce-Aussteller<br />
ist sehr gut. Wir<br />
haben sogar Unternehmen, die aufgrund<br />
des neuen Konzepts zurück<br />
auf die Messe kommen. Alle, die sich<br />
jetzt für eine Teilnahme entschieden<br />
haben, gehören zu den Vorreitern.<br />
Und wir hoffen natürlich, dass sie<br />
noch weitere nach sich ziehen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Wie ist denn allgemein der<br />
Stand bei den Anmeldungen?<br />
Maria Porro: Sehr gut, wir sind sehr<br />
zufrieden. Alle großen Namen und<br />
Hersteller – auch international –<br />
sind in diesem Jahr wieder dabei.<br />
Außerdem freuen wir uns über ein<br />
paar wichtige Neuaussteller. Insgesamt<br />
werden 20<strong>23</strong> 1.962 Aussteller,<br />
darunter über 550 junge Talente<br />
unter 35 Jahren und 27 Designschulen,<br />
teilnehmen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Wird es trotz der guten<br />
Buchungslage erneut ein digitales Zusatzangebot<br />
geben?<br />
Maria Porro: Ja, wir werden wieder<br />
eine ergänzende Online-Plattform<br />
haben. Eigentlich ist dieses Angebot<br />
nur für Aussteller, doch bei dieser<br />
Ausgabe können auch Unternehmen<br />
teilnehmen, die in diesem Jahr nicht<br />
live dabei sind. Damit wollen wir vor<br />
allem kleineren Ausstellern Unterstützung<br />
anbieten, die zurzeit wegen<br />
der enormen Preissteigerungen<br />
bei Rohstoffen, Energie etc. nicht<br />
in einen Messeauftritt investieren<br />
können.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Auf der Pressekonferenz<br />
sagten Sie, dass diese neue Präsentation<br />
die mögliche zukünftige Entwicklung der<br />
Messe zeigt. Heißt das, dass der Salone<br />
in Zukunft komplett neu gedacht wird?<br />
Maria Porro: Jede Krise geht mit einer<br />
Evolution einher und so wird auch<br />
der Salone weiterentwickelt. Über all<br />
dem steht immer die Frage: Was sind<br />
die Bedürfnisse unserer Besucher,<br />
was die der Unternehmen? Wie<br />
können wir das Besuchererlebnis<br />
weiter verbessern und damit auch<br />
den Erfolg unserer Aussteller?<br />
Mit der Euroluce machen wir<br />
hier ganz klar den ersten Schritt.<br />
Und schon jetzt denken wir darüber<br />
nach, wie wir das Konzept auf die<br />
Eurocucina und die Bad-Biennale<br />
übertragen können. Unser neues,<br />
organisches Konzept ist sehr stark<br />
und kann in Ansätzen auch auf die<br />
gesamte Messe übertragen werden.<br />
Allerdings nicht 1:1, denn bei der<br />
Inszenierung von Licht ist man viel<br />
freier als bei Möbeln. Aber wenn es<br />
um das Besuchererlebnis geht, sehen<br />
wir viele Möglichkeiten. Das fängt in<br />
diesem Jahr bereits mit der stärkeren<br />
Durchmischung von kleineren und<br />
größeren Ständen oder auch von<br />
verschiedenen Stilen an. Darüber<br />
hinaus verändert sich die Designbranche<br />
ebenfalls permanent – z.B.<br />
in Bezug auf Vertriebswege. Auch da<br />
gibt es für uns noch Möglichkeiten<br />
der Weiterentwicklung. Denn als<br />
Fachmesse müssen wir ein Spiegel<br />
der Designindustrie sein und unseren<br />
Ausstellern helfen, den richtigen<br />
Platz auf der Messe zu finden.<br />
Heute möchte niemand auf einer<br />
Messe Zeit und Energie verlieren.<br />
Also müssen wir uns genau auf die<br />
Themen fokussieren, die wirklich<br />
einen Mehrwert bieten: Möbel und<br />
Design. Aus diesem Grund werden<br />
sich auch die <strong>kultur</strong>ellen<br />
Angebote<br />
und Inhalte auf<br />
der Messe genau<br />
hierum drehen.<br />
Generell können<br />
wir sagen: Alles,<br />
was wir verändern,<br />
soll das<br />
Messeerlebnis<br />
besser, effizienter<br />
und entspannter<br />
machen.<br />
<strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong>: Und was ist Ihr persönlicher<br />
Wunsch für die kommende Ausgabe<br />
im April?<br />
Maria Porro: Der beste Moment ist,<br />
wenn wir sehen, wie morgens die<br />
vielen Besucher:innen an den Eingängen<br />
warten und dann hereinströmen,<br />
wenn die Türen öffnen.<br />
Diesen Moment haben wir zwei<br />
Jahre wirklich vermisst. Der Supersalone<br />
war unglaublich, aber die<br />
vielen internationalen Gäste haben<br />
uns gefehlt. Meine größte Hoffnung<br />
ist, dass wir wieder Gäste aus allen<br />
Ländern begrüßen können. Denn<br />
die Messe wird zuallererst von und<br />
für Menschen gemacht.<br />
HEIKE GESSULAT, BRIT DIECKVOSS<br />
www.salonemilano.it<br />
Das neue Layout der Euroluce<br />
sieht einen ellipsenförmigen,<br />
gut zugänglichen und besser<br />
vernetzten Rundgang vor.<br />
Die Messe<br />
wird zuallererst<br />
von und für<br />
Menschen<br />
gemacht. Maria Porro<br />
3/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 59
lifestyle<br />
Foto: Messe Frankfurt/Pietro Sutera<br />
Kare zeigte starke Farben<br />
und expressive Formen.<br />
„Mit unserer Accessoire-<br />
Offensive und den kürzlich<br />
umfassend gesenkten<br />
Preisen zeigen wir Händlern,<br />
welche Potenziale sie<br />
trotz einer zurückhaltenden<br />
Konsumstimmung ausschöpfen<br />
können“, so CEO<br />
Peter Schönhofen.<br />
www.ambiente.messefrankfurt.com<br />
Bereits am Freitagmorgen kündigte<br />
sich an, dass das Messetrio aus Ambiente,<br />
Christmasworld und Creativeworld<br />
vom 3./4. bis 7. Februar ein voller<br />
Erfolg werden sollte: Volle U- und SB-Bahnen,<br />
Schlangen vor den Eingängen und an den Garderoben<br />
und buntes Treiben in den Hallen. „Fast wie<br />
in alten Zeiten“, waren zahlreiche Kommentare<br />
zu hören. Keine Frage – das Konzept der Messe<br />
Frankfurt ging auf. Was keinesfalls ein Selbstläufer<br />
gewesen ist. „Das war ein sensationelles<br />
Comeback, das wir so nicht erwartet hätten,<br />
ein großes, internationales Wiedersehen in der<br />
Branche. Allein mit den Zahlen, die wir erreicht<br />
haben, setzen wir weltweit neue Maßstäbe“,<br />
sagte Julia Uherek, Bereichsleiterin Consumer<br />
Goods Fairs in unserem Podcast (reinhören unter<br />
www.moebel<strong>kultur</strong>.de).<br />
154.000 Gäste aus fast 170 Nationen sprechen<br />
eindeutig dafür, dass Messen auch nach<br />
der Pandemie weltweit gewünscht werden, um<br />
Produkte zu ordern und gemeinsam mit der<br />
Industrie Ideen auszuloten. 70 Prozent der Besucher:innen<br />
kamen aus dem Ausland. Zu den<br />
stärksten Teilnehmernationen zählten neben<br />
Deutschland Italien, Frankreich, die Niederlande,<br />
die USA, Großbritannien, Spanien, die<br />
Türkei, Schweiz, Griechenland und Polen. Um<br />
die Frequenz einzuordnen, lohnt sich der Vergleich<br />
mit den Veranstaltung vor drei Jahren:<br />
Ambiente 2020: 108.000 Gäste; Christmasworld,<br />
Paperworld & Creativeworld 2020: 84.000 Besucher:innen.<br />
Da es eine erhebliche Schnittmenge<br />
zwischen den drei Veranstaltungen geben dürfte,<br />
ist die Freude über die Resonanz in Frankfurt<br />
um so größer.<br />
Auch aus der Branche gab es von allen Seiten<br />
viel Lob mit kleinen organisatorischen Abstrichen,<br />
weil hier und da Personal fehlte. „Das neue Messeformat<br />
bestehend aus Ambiente, Christmasworld<br />
und Creativeworld ist sehr stimmig und perfekt<br />
auf die Bedürfnisse des Handels abgestimmt, da<br />
auch die Sortimente im Home- und Living bereich<br />
immer mehr verschmelzen. Die Stimmung unserer<br />
Mitglieder war durchweg positiv und es hat<br />
sich erneut bestätigt, dass unsere Branche den<br />
Marktplatz Messe als Plattform fürs Networking,<br />
Ordern und Erleben der Produkte braucht“, betonte<br />
Christian Haeser, Geschäftsführung des<br />
Handelsverbandes Wohnen und Büro.<br />
Auch Lars Adler, Geschäftsführer Hoff<br />
Interieur und Vorstandsvorsitzender des<br />
Europäischen Verbands Lifestyle (EVL) zeigte sich<br />
sehr zufrieden: „Ich gebe zu, dass ich von Anfang<br />
an nicht unbedingt für eine Zusammenlegung<br />
der Messen war, doch es hat sich gezeigt, dass<br />
das Konzept funktio niert hat. Die Kombination<br />
aus Ambiente, Christmasworld und Creativeworld<br />
erweist sich für Aussteller wie für Facheinkäufer<br />
als eine sehr glückliche Lösung, die unbedingt<br />
beibehalten werden sollte.“<br />
Während Lars Adler jedoch trotz seiner anfänglichen<br />
Skepsis ausstellte, gab es insbesondere<br />
bei den deutschen Unternehmen einige wie beispielsweise<br />
Zwilling, WMF, Fissler oder Zwiesel<br />
64 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>23</strong>
Inspirierend: die Ambiente<br />
Trends (l.). Live schmeckt<br />
es einfach besser: Frische<br />
Pasta von Johann Lafer<br />
am Gemeinschaftsstand<br />
von Birkmann, Elo<br />
und Kesper.<br />
Ambiente, Christmasworld, Creativeworld<br />
Klasse Restart<br />
fürs Messetrio<br />
Aufschlag nach Maß: Selbst die Messe Frankfurt hätte nicht damit<br />
gerechnet, nach drei Jahren Pause mit den Konsum gütermessen so<br />
erfolgreich zurückzukommen. Die Zahlen beein drucken: 4.561 Aussteller,<br />
352.950 qm Ausstellungs fläche und 154.000 Besucher aus 170 Nationen.<br />
Einladend: das<br />
Work Café von<br />
König + Neurath.<br />
Zum ersten Mal<br />
gab es den Bereich<br />
„Digital Retail presented<br />
by nmedia“<br />
in der Galeria 1.<br />
Aufmerksamkeitsstark<br />
inszenierte<br />
Engels Kerzen<br />
seinen Auftritt in<br />
der Halle 3.<br />
die der Messe aus unterschiedlichen Gründen<br />
fernblieben. Was auch daran abzulesen ist, dass<br />
86 Prozent der 4.561 Aussteller aus dem Ausland<br />
kamen. So manch einer der früheren Teilnehmer<br />
dürfte es nun allerdings bereut haben, in<br />
Frankfurt nicht dabei gewesen zu sein. Denn die<br />
übrigen Nationen nutzten sehr wohl die Chance,<br />
sich gut darzustellen. Die Einkäufer:innen profitierten<br />
von der Vielfalt an Geschäftsimpulsen:<br />
Auf der Ambiente wurden Dining, Living und<br />
Giving durch den neuen Bereich Working mit<br />
dem Blick auf moderne Arbeitswelten erweitert:<br />
zweifelsohne eine Bereicherung für die Ambiente.<br />
„Der Trend geht in Richtung Work-Life-Blending,<br />
d. h. die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit<br />
verschwinden immer mehr, deshalb haben wir<br />
unsere Fläche als Work Café gestaltet“, erklärte<br />
Sara Akdeniz, Ausstellungs- und Eventmanagement<br />
bei König + Neurath, die sich zum ersten<br />
Mal auf der Messe präsentierten. Die Sortimente<br />
im Segment Working waren sehr vielfältig und<br />
müssen sich sicherlich noch etwas schütteln.<br />
Gleichwohl ist die Premiere für den neuen Angebotsbereich<br />
mit dem Future of Work Areal geglückt.<br />
Neuer Anziehungspunkt in der Galeria 1<br />
war zudem „Digital Retail presented by nmedia“.<br />
Digitale Player wie Ebay, EK, Kaufland Global<br />
Marketplace, nmedia und Interxion stellten<br />
dort gebündelt neue Lösungen für den digitalen<br />
Handel vor.<br />
Die Christmasworld zeigte saisonale Eyecatcher<br />
und festliche Dekoration mit Wow-Effekt.<br />
Mehr dazu ab S. 72. Mit zahlreichen kreativen<br />
Angeboten und interak tiven Workshops feierte<br />
die Creativeworld den anhaltenden DIY-Boom.<br />
Aufgrund des sensationellen Erfolges steht für<br />
die Messe Frankfurt außer Frage, dass es 2024<br />
erneut eine gemeinsame Veranstaltung von Ambiente,<br />
Christmasworld und Creativeworld geben<br />
wird. Dann soll das Messe trio allerdings bereits<br />
eine Woche früher – und zwar vom 26./27. bis<br />
30. Januar 2024 – stattfinden. RITA BREER<br />
3/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 65
lifestyle<br />
Die Schätze der Erde hat Thomas von Rosenthal<br />
in dem Geschirr „Clay“ ein gefangen:<br />
Natürliches Steinzeug in fünf Farbvarianten.<br />
Natürlichkeit<br />
Handwerklichkeit, die man fühlen<br />
kann: „Verana“ von ASA Selection wird<br />
in Portugal gefertigt. Erhältlich in drei<br />
Größen und fünf Farben.<br />
„Gipfelstück“ heißt die verzaubernde Marke<br />
von Mäser, die die Naturschönheit der Alpen<br />
auf hochwertige Keramik bannt.<br />
Kreativität tischt Cozy & Trendy mit den besonderen<br />
Schalen auf, bei denen die matt-weiße Oberfläche<br />
außen die Effektglasur innen voll zur Geltung bringt.<br />
Ambiente: Das sind die Trends<br />
Natürlich<br />
inszenieren<br />
Natur mit ihren vielfältigen Facetten diente für viele Aussteller<br />
der Ambiente als Inspirationsquelle. Optisch und haptisch ein<br />
unwiderstehlicher Genuss auf dem Tisch. Darüber hinaus wird<br />
das Thema Nachhaltigkeit in allen Bereichen weiter forciert.<br />
Natur als Sehnsuchtsort haben viele Aussteller<br />
auf der Ambiente sehr individuell<br />
interpretiert. So dienten Wasser, Steine,<br />
Sand, aber auch die Fauna und Flora als<br />
Vorbild für Strukturen und Dekore. Unterstützt<br />
wird dieser Trend von amorphen Formen – echte<br />
Handschmeichler, die die Seele berühren. Nach<br />
wie vor wird Geschirr aus Steingut und Keramik<br />
angeboten, das mit Effektglasuren höchst interessante<br />
Oberflächen bietet. Spannend zeigt sich<br />
zudem der Kontrast aus glänzenden und matten<br />
Glasuren. Ein guter Grund, um mit diesen Produkten<br />
in den stationären Handel zu locken, denn<br />
jedes Teil ist ein Unikat, das man sich persönlich<br />
aussuchen möchte.<br />
Die Farbe Blau spielt in dieser Saison in allen<br />
Nuancen eine sehr große Rolle. Das Repertoire<br />
reicht von Himmelblau über ein kräftiges Royal<br />
bis hin zu einem Schwarzblau, das die Tiefen<br />
eines Bergsees widerspiegelt. Flankiert wird der<br />
Ton von Farn- oder Eukalyptus-Grün sowie von<br />
erdigen Tönen wie Beige oder Terrakotta. Auch<br />
bei Porzellan gehören blaue Muster unbedingt<br />
auf den Tisch. Dazu werden farbige Gläser und<br />
Besteck eingedeckt, das an den Griffen auch<br />
wieder aufwendigere Dekorationen zeigt.<br />
Darüber hinaus steht das Thema Nachhaltigkeit<br />
bei allen Unternehmen auf dem Programm. Und<br />
das sehr durchgängig von den Produkten bis hin<br />
zur Verpackung. Glaubwürdigkeit ist in diesem<br />
Punkt absolut gefragt. Da die Endkund:innen<br />
empfänglich sind für neue Lösungen, die ihnen<br />
ein gutes Gewissen bescheren, haben sich die<br />
Aussteller der Ambiente mächtig ins Zeug gelegt.<br />
Bei Kochgeschirr dreht sich beispielsweise alles<br />
um Energie effizienz, Materialeinsparung und<br />
66 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>23</strong>
neue Werkstoffe. Auch Recycling gehört dazu.<br />
Berndes verwendet z. B. 100 Prozent recycelte<br />
Dosen und die patentierte Quarzbeschichtung<br />
„b.nature“ für seine Pfannen. Diese zukunftsweisende<br />
Beschichtung besteht im Wesentlichen<br />
aus natürlichem Quarzsand und ist komplett frei<br />
von schädlichen „Forever Chemicals“ wie PFAS<br />
oder PTFE, die aktuell stark in der Kritik stehen.<br />
Darüber hinaus gibt es innovative technische<br />
Lösungen, die das Selbermachen erleichtern oder<br />
das Mitnehmen von Speisen. Denn vor dem Hintergrund,<br />
dass die Preise auch in der Gastronomie<br />
gestiegen sind, findet bei vielen ein Umdenken statt<br />
zu selbst gemachten kulinarischen Köstlichkeiten.<br />
Unter der Überschrift „Ethical Style by<br />
Ambiente“ stellte eine kuratierte Auswahl von<br />
247 Ausstellern ökologisch hergestellte und sozial<br />
verträgliche Produkte vor. Zudem gab es erstmals<br />
zwei Ethical Style Spots, die das Thema Nachhaltigkeit<br />
stärker in den Fokus rückten. Im Rahmen<br />
dieser Sonderpräsentationen fanden Fachbesucher:innen<br />
Themeninseln, die mit besonders<br />
nachhaltigen Ausstellerprodukten bestückt waren.<br />
Die Ausstellung „Circular Materials in Future<br />
Dining“ zeigte außerdem Materialien, die die<br />
Kreislauffähigkeit von Produkten fördern sowie<br />
Technologien, mit denen sich Emissionen verringern<br />
lassen. Kurator der Sonderfläche, Dr. Sascha<br />
Peters von Haute Innovation, referierte außerdem<br />
in der Conzoom Solutions Academy über nachhaltige<br />
Materialien für Konsumgüter der Zukunft<br />
sowie über zirkuläre Materialien für die Zukunft<br />
der Tisch<strong>kultur</strong> in der HoReCa Academy.<br />
RITA BREER<br />
Nachhaltigkeit<br />
Energie lässt sich mit Schnellkochtopf „Mistral“ (l.)<br />
von Elo sparen. Die neuen abnehmbaren Griffe der<br />
Serie „Mutine évolution“ von Cristel (u.) überzeugen<br />
nicht nur durch ihre Ergonomie, sondern sparen auch<br />
Ressourcen.<br />
Mit insgesamt acht verschiedenen, nachhaltigen<br />
Kochgeschirrserien kam Berndes<br />
auf die Messe. Highlight war die neue,<br />
mineralische „b.nature“-Versiegelung.
lifestyle<br />
Christmasworld 20<strong>23</strong><br />
Große Show<br />
wieder live!<br />
Was auch immer man sich für Weihnachten 20<strong>23</strong> wünscht –<br />
die Christmasworld hat geliefert! Das festliche Feuerwerk aus<br />
saisonalen Eyecatchern, Dekorationen mit Wow-Effekt und<br />
fröhlichen Überraschungen begeisterte die Branche.<br />
Weihnachten in Beigeund<br />
Orangetönen<br />
funktioniert wunderbar,<br />
was die Sonderpräsentation<br />
„Down<br />
to Earth von 2dezign<br />
unter Beweis stellte.<br />
72 <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 3/20<strong>23</strong>
Grenzen verschwimmen<br />
Wer sich im Februar mit Weihnachtsprodukten<br />
auseinandersetzt, ist entweder<br />
ein amerikanischer Tourist in<br />
Rothenburg oder Besucher:in der<br />
Christmasworld in Frank furt. Während bei der<br />
Messevorbereitung noch eine gewisse Xmas-<br />
Akklimatisierung nötig war, entwickelte sich<br />
spätestens nach den ersten Metern in Halle 4<br />
bis 6 das freudige und erwartungsvolle Gefühl aus<br />
Kindheitstagen: Endlich Weihnachten! Sich nach<br />
drei langen Jahren wieder in das Hallengetümmel<br />
der Weihnachtswunderwelt stürzen zu können,<br />
gehörte definitiv zu den Highlights in Frankfurt.<br />
Wo soll man bloß anfangen? Zum Einstieg<br />
am besten bei den offiziellen Trends <strong>23</strong>+, die<br />
das Stilbüro bora.herke.palmisano definiert hat.<br />
Die Sehnsucht nach dem Schönen, Wahren und<br />
Guten setzt sich fort. Allerdings mit einem noch<br />
viel stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit und neuen<br />
Kreationen, die aus einem Mix von traditionsreicher<br />
Handwerkskunst und innovativen Techniken<br />
entstehen. „Momente der Freude sind kostbar.<br />
Vieles kommt jetzt leiser als früher daher, ganz bewusst:<br />
Wertiger Impuls statt schnell verglühende<br />
Show. Spürbar ist ein Neustart, angestoßen durch<br />
das Erleben der vergangenen Jahre. Stärker als<br />
je zuvor geht es um Nachhaltigkeit: Die Materialforschung<br />
und digitale Innovationen halten<br />
neue ästhetische Lösungen bereit“, fasst Annetta<br />
Palmisano vom Stilbüro zusammen.<br />
Das Thema Nachhaltigkeit begegnete einem<br />
tatsächlich durchgehend wie zum Beispiel bei unbehandelten<br />
Holzprodukten, Verpackungen und<br />
Papier aus recycelten Materialien, Bändern aus<br />
Naturfasern oder 1.590.332 wiederver werteten<br />
Xmas meets Jungle: Goodwill (o.l.). Sushi (l.) für den<br />
Weihnachtsbaum servierte Inge Glas. Oben rechts:<br />
Die Trendmotive 20<strong>23</strong> sind für Petra Steenblock, Ambiente<br />
Europe, klar gesetzt: Eukalyptus, Candy-Style<br />
und ,Dark Deluxe‘. Von poppig bis natürlich stellten<br />
Jenny Jacobs (o. l.), Content Marketing Managerin,<br />
und Praktikantin Rieke Piel Neuheiten für Boltze vor.<br />
Plastikflaschen für die Xmas-Kollektion 2022 von<br />
Blachere. So wichtig dieser Ansatz in jeder Branche<br />
ist – Weihnachten braucht die Inszenierung<br />
und die Show, den Glitzer und das Funkeln, den<br />
Prunk und die Masse… und all das lieferte die<br />
Christmasworld in Hülle und Fülle zur Freude<br />
der Besucherinnen und Aussteller. Sushi-Christbaumkugeln<br />
(Inge Glas) für den Gourmet, rosa<br />
Federdeko kombiniert mit goldenen Engeln für<br />
das Mädchen in der Frau (AM Design) oder<br />
Bubble- Bäumchen in knalligen Farben für Anti-<br />
Traditionalisten ( Werner Voß). „Die Möglichkeiten<br />
im Weihnachtsbereich sind unendlich,“<br />
schwärmte Josie Huygens von Goodwill zwischen<br />
Dschungelweihnachtsbaum und Leoparden kugel.<br />
Sämtliche Trennlinien zwischen Weihnachten<br />
Ökologisch wertvoll<br />
Wie eine maximale Wertschöpfungskette aus<br />
Holz aussehen kann, zeigte die Wohnmanufaktur<br />
Grünberg (r.). Bänder aus Naturfasern<br />
gesehen bei Piovaccari (o.).<br />
und bunten Jahresthemen waren aufgehoben. Der<br />
Trend lautete: Kombiniere an Themen, Formen<br />
und Farben, was und wie es dir gefällt. Besonders<br />
auffallend waren hier die zahlreichen und prunkvollen<br />
Inszenierungen mit (künstlichen) Blumen.<br />
Flowerpower trifft Weihnachten trifft Muttertag!<br />
Das inter nationale Messepublikum staunte über<br />
Unerwartetes und Extravagantes und erlebte eine<br />
emotionale Farbigkeit verbunden mit verblüffenden<br />
visuellen Phänomenen. So bekommt die<br />
typische Weihnachtskugel zukünftig neue, stilvolle<br />
Mitbewerber am Baum. Viele Designs und<br />
Produkte erzeugten eine erfrischende Vitalität<br />
und vermittelten inspirierende Ideen durch ihre<br />
ungewohnte Andersartigkeit. Was für ein Fest!<br />
Das war die Vorderseite der Stände. Und wie<br />
sah es hinter den Kulissen aus? Thomas Wurm von<br />
G. Wurm brachte es auf den Punkt: „Ich bin ein<br />
Fan von diesem Format. Wir werden zwar nicht<br />
denselben Umsatz machen wie auf zwei Messen,<br />
aber für die Besucher:innen und Kund:innen ist<br />
es viel besser.“ Lars Adler, Vorstandsvorsitzender<br />
EVL (Europäischer Verband Lifestyle) betonte:<br />
„Die Kombination aus Christmasworld, Ambiente<br />
und Creativeworld erweist sich für Aussteller wie<br />
für Facheinkäufer als eine sehr glückliche Lösung,<br />
die unbedingt beibehalten werden sollte.“ Auch in<br />
den Nachbarhallen bei den Ambiente-Ausstellern<br />
hörte man durchweg positive Stimmen. Angela<br />
Seisl von Kleen-Tex (Halle 3) konnte bereits nach<br />
dem ersten Messe tag Bilanz ziehen: „Wir merken<br />
das Zusatzgeschäft von der Christmasworld und<br />
haben extra unsere Matten mit Weihnachtsmotiven<br />
mitgenommen.“ In diesem Sinne: Frohe<br />
Weihnachten 20<strong>23</strong>!<br />
YVONNE MEININGER<br />
3/20<strong>23</strong> <strong>möbel</strong> <strong>kultur</strong> 73
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