Auf ein Wort - Evangelisch in Büderich
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evangelisch <strong>in</strong> Meerbusch<br />
PiLGern <strong>in</strong> Der eVAnGeLiSCHen KirCHe<br />
Die reformation hat mit der Ablehnung<br />
von Wallfahrten dem Pilgern im Protestantismus<br />
weitgehend den Boden<br />
entzogen. Wo die reformation sich<br />
durchsetzte, gab es praktisch k<strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />
Pilgerfahrten mehr. <strong>in</strong> der katholischen<br />
Kirche hat Pilgern h<strong>in</strong>gegen <strong>e<strong>in</strong></strong>e weitgehend<br />
ungebrochene tradition. Aber<br />
es war eigentlich nur der Missbrauch,<br />
den die reformatoren verwarfen, nicht<br />
die idee des Pilgerns an sich.<br />
<strong>in</strong>zwischen hat Pilgern jedoch als Glaubenspraxis<br />
oder als Suche nach spiritueller<br />
erfahrung wieder <strong>e<strong>in</strong></strong>e weit über die<br />
katholische Kirche h<strong>in</strong>ausreichende Bedeutung<br />
bekommen. unabhängig von<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>er kirchlichen B<strong>in</strong>dung überhaupt<br />
begeben sich Menschen wieder auf<br />
Pilgerfahrt. Dies hängt, beispielsweise,<br />
mit der <strong>in</strong>dividualisierung der Lebensführung<br />
und der damit verbundenen<br />
Vielfalt religiöser Ausdrucksformen zusammen.<br />
Der <strong>e<strong>in</strong></strong>zelne Mensch wählt<br />
sich heute frei (oder verm<strong>e<strong>in</strong></strong>tlich frei)<br />
die ihm angemessen ersch<strong>e<strong>in</strong></strong>ende<br />
Ausdrucksform s<strong>e<strong>in</strong></strong>es persönlichen<br />
Glaubens oder s<strong>e<strong>in</strong></strong>es spirituellen Anliegens<br />
aus. Als Stichworte seien hier<br />
nur genannt: <strong>in</strong>dividualisierung und<br />
Pluralisierung. Pilgerfahrten s<strong>in</strong>d darüber<br />
h<strong>in</strong>aus Ausdruck <strong>e<strong>in</strong></strong>er religiosität,<br />
die <strong>e<strong>in</strong></strong>e Antwort auf die postmoderne<br />
Gesellschaft darstellt, die von <strong>in</strong>stabilität<br />
und <strong>e<strong>in</strong></strong>er unsicheren Zukunft gekennzeichnet<br />
ist.<br />
Gerade weil <strong>e<strong>in</strong></strong> spezifisch protestantisches<br />
Pilgerverständnis erst <strong>in</strong> Ansätzen<br />
formuliert ist, bietet der Pilgerweg<br />
2<br />
Loccum-Volkenroda die Chance, hier<br />
neue impulse zu setzen. Weith<strong>in</strong> unbekannte<br />
protestantische traditionen<br />
und Wurzeln warten auf dieser Strecke<br />
auf ihre Wiederentdeckung. nur <strong>e<strong>in</strong></strong>ige<br />
wenige Beispiele:<br />
Der Pilgerweg Loccum-Volkenroda<br />
selbst kann als <strong>e<strong>in</strong></strong> Symbol für die Geschichte<br />
des Protestantismus gesehen<br />
werden: er führt durch stark durch<br />
das Luthertum und die reformation<br />
geprägte Landschaften des südlichen<br />
niedersachsens, aber wiederum auch<br />
durch das ebenso stark durch die Gegenreformation<br />
geprägte eichsfeld. er<br />
berührt ferner orte, die mit ereignissen<br />
des Dreißigjährigen Krieges, <strong>e<strong>in</strong></strong>es wenigstens<br />
<strong>in</strong> teilen religiös motivierten<br />
Krieges, im Zusammenhang stehen,<br />
um schließlich <strong>in</strong> Volkenroda bei Mühlhausen<br />
zu Spuren des Bauernkrieges<br />
und thomas Müntzers zu gelangen.<br />
Auch f<strong>in</strong>det sich am rande dieses Pilgerweges,<br />
<strong>in</strong> Hämelschenburg, der<br />
älteste eigenständige protestantische<br />
Kirchenbau der Welt.<br />
Des weiteren war das auf dem Weg<br />
liegende Kloster Bursfelde Ausgangspunkt<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>er historisch bedeutenden<br />
reformbewegung aus dem Jahrhundert<br />
vor der reformation. es war das<br />
Zentrum <strong>e<strong>in</strong></strong>er reformkongregation<br />
von weit über 100 Klöstern, die sich<br />
von niedersachsen über Schleswig-<br />
Holst<strong>e<strong>in</strong></strong>, Westfalen, Hessen und thür<strong>in</strong>gen<br />
bis nach Dänemark, Belgien und<br />
den niederlanden erstreckte. Leitende<br />
Gedanken dieser sogenannten „Bursfelder<br />
reform“ waren später auch für<br />
die reformatoren von Bedeutung.