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Kanton LUZERN - INCOM SOLUTIONS Ltd.

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<strong>Kanton</strong> Geschichte<br />

marginalisiert, nicht aber politisch. Die freiwerdenden Arbeitskräfte<br />

wanderten zuerst vorwiegend in die Industrie und später in die<br />

Dienstleistungen ab. Wirtschaftlich verlor der <strong>Kanton</strong> den Charakter<br />

eines Bauernlandes mit Kleinbauern in den Voralpen und<br />

im Ackerbaugebiet, die in der Heimarbeit einen unverzichtbaren<br />

Nebenverdienst suchten, und Grossbauern in der Feldgrasbauzone.<br />

In den siebziger und achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts bildete<br />

sich der Ackerbau stark zurück, weil moderne Verkehrsmittel billigere<br />

Ackerbauprodukte heranbrachten, und machte der Vieh- und<br />

Milchwirtschaft Platz. Weil auch die Arbeitskräfte knapp wurden,<br />

nahm die Mechanisierung des bäuerlichen Alltags und damit die<br />

Verschuldung eine immer raschere Gangart an. Zu einem wichtigen<br />

Wirtschaftsfaktor entwickelte sich im Gefolge des enormen Ausbaus<br />

der Verkehrswege der Tourismus im Raum Luzern und Vierwaldstättersee,<br />

der allerdings starken Schwankungen unterworfen<br />

war und nicht zuletzt auf internationale politische Vorgänge wie die<br />

Weltkriege und andere Krisen empfindlich reagierte. Die Ansiedlung<br />

der Industrie mit Schwerpunkten in der Region Luzern und<br />

im Norden des <strong>Kanton</strong>s erfolgte nur zögerlich. Sie wurde weder von<br />

liberalen noch von konservativen Regierungen aktiv gefördert.<br />

Integrationen<br />

Seinen Weg in die Gegenwart verfolgte der <strong>Kanton</strong> Luzern im eidgenössischen<br />

Rahmen. Der Vergleich mit anderen ehemaligen<br />

Stadtstaaten zeigt, dass Luzern die neuen politischen Errungenschaften<br />

in seiner Verfassung nachhaltiger als andere integrierte. Der<br />

Bundesvertrag von 1815 löste die napoleonische Mediationsakte<br />

ab. Dessen Revision (1833) wurde in Luzern von der Regierung<br />

aktiv vorangetrieben, scheiterte aber in der Volksabstimmung. Die<br />

Zustimmung zur Bundesverfassung von 1848 erfolgte alles andere<br />

als spontan. Die Verflechtung mit dem Bund hat sich seither mit<br />

wachsendem Tempo verdichtet. Immer mehr Entscheide fielen auf<br />

der höheren eidgenössischen, immer weniger autonom auf kantonaler<br />

Ebene. Die Souveränität verschob sich in immer stärkerem<br />

Masse von den <strong>Kanton</strong>en auf den Bund. Die innere Öffnung des<br />

Wirtschaftsraumes Schweiz von 1848, in der Folge die Verkehrsentwicklung<br />

mit den Eisenbahnen und den Strassenbauten und seit<br />

1945 das Vordringen des Sozialstaates waren wesentliche Elemente<br />

dieser Verschiebung, welche die Bevölkerung unmittelbar betrafen.<br />

Wir stehen so heute dem helvetischen Einheitsstaat von 1798 näher<br />

als dem föderalistischen Staatswesen vor 1848.<br />

Jene Aufgabenbereiche, die den <strong>Kanton</strong>en verblieben, stellten<br />

mit der Zeit höhere Anforderungen. Diesen versuchte man insbesondere<br />

seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert durch verstärkte<br />

Zusammenarbeit unter den <strong>Kanton</strong>en zu entsprechen. Davon zeugen<br />

neben den Konferenzen der Regierungsmitglieder vor allem die<br />

Konkordate insbesondere im Schulbereich oder im Strafvollzug. Im<br />

Bildungswesen übernahm der <strong>Kanton</strong> Luzern als Standortkanton<br />

des Zentralschweizerischen Technikums (heute: Fachhochschule<br />

Zentralschweiz) überregionale Aufgaben. Die Anstrengungen zur<br />

Errichtung einer Universität wurden durch den negativen Volksentscheid<br />

von 1978 verzögert und hatten erst im Jahr 2000 Erfolg.<br />

Wie der <strong>Kanton</strong> Luzern im 19. Jahrhundert enorme Mühe bekundete,<br />

sich in den neuartigen Bundesstaat einzufügen, ebenso schwer<br />

kann sich die Schweizerische Eidgenossenschaft als ganzes in der<br />

Gegenwart dazu entschliessen, sich in ein neu gestaltetes Europa<br />

hineinzudenken. Die Verflechtung mit europäischen Umwälzungen<br />

war bereits in der Helvetik schmerzlich zu spüren. Und der Sturz<br />

Napoleons (1813/14) machte den Weg frei für die Beseitigung der<br />

Mediationsverfassungen, die Julirevolution in Paris 1830 löste in<br />

den meisten <strong>Kanton</strong>en politische Veränderungen aus. Die Bundesverfassung<br />

von 1848 ist wiederum eingebunden in ein europäisches<br />

Revolutionsjahr. Seither hat sich auch diese Verflechtung politisch,<br />

wirtschaftlich und gesellschaftlich noch verstärkt. Das hinderte das<br />

Land nicht, sich aus den europäischen Kriegen und den beiden<br />

Weltkriegen herauszuhalten und auch in der Nachkriegszeit die<br />

Neutralität als Maxime seiner Aussenpolitik zu bewahren.<br />

Textgrundlage mit Erlaubnis aus dem Staatsarchiv Luzern

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