Was ist eine Kurzgeschichte? - SpecFlash
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Hohe Erwartungen! Der Anspruch an das<br />
Projekt war immens: Es sollte nicht nur ein<br />
neues Kapitel auf dem Terrain der postmodernen<br />
Prosa aufschlagen, nicht nur der Literatur<br />
zu grundlegend „ästhetischen Veränderungen“¹<br />
verhelfen, zu <strong>eine</strong>r von Grund auf neuen Literarizität<br />
möglicherweise … Nein! Es wurde<br />
darüber hinaus nicht weniger verlangt, als „der<br />
Tod des alten Romans“², was den ultimativen<br />
Medienumbruch markieren und die „Gutenberg-Galaxis<br />
durch die Turing-Galaxis“³ ersetzen<br />
sollte.<br />
Die Rede <strong>ist</strong> vom Hypertext, beziehungsweise<br />
der Hypertext Fiction und den exorbitant hohen<br />
Erwartungen, die noch bis zum Anfang des<br />
21sten Jahrhunderts in dieses (post)moderne,<br />
multiple und multimediale Prinzip des Schreibens<br />
(und Lesens) gesetzt wurden. Es sollte DIE<br />
neue „Literaturtheorie‐und praxis“⁴ werden,<br />
DAS neue „Medienmodell“ ⁵ schlechthin …<br />
Die Idee, die Ideologie, der Idealismus:<br />
Doch fangen wir doch einfach mal ganz von<br />
vorne an: Als erstes Werk der Hypertext Fiction<br />
gilt ���������, � ����� von Michael Joyce aus<br />
dem Jahre 1987. Ein „multipler Roman“⁶ in<br />
elektronischer Form, dessen Plot nicht linear<br />
abläuft, sondern zur freien Navigation für den<br />
Leser in einzelne Text-Module unterteilt <strong>ist</strong>.<br />
Rezipiert werden kann die Geschichte, oder<br />
vielmehr die Geschichten in <strong>eine</strong>m de-linearisierten,<br />
von <strong>eine</strong>m Stichwort (link) zum nächsten<br />
Liter@t.URL?<br />
Der Hype um Texte im Futur 2.0<br />
Liter@t.URL? - von Markus Kügle<br />
artikel 115<br />
bewegendem Lesen.⁷ Hierbei muss allerdings<br />
angemerkt werden, dass die ‚Delinearisierung’<br />
k<strong>eine</strong> korrekte Bezeichnung darstellt, da das<br />
grundlegende Prinzip von Linearität nicht vollkommen<br />
dekonstruiert wird. Vielmehr wird dem<br />
Leser <strong>eine</strong> Vielzahl an frei wählbaren Linearitäten,<br />
also Multi‐Linearität geboten. ⁸<br />
Die Handlung kre<strong>ist</strong> um Peter, <strong>eine</strong>n technischen<br />
Zeichner, der am Vormittag ein<br />
zertrümmertes Auto gesehen hat. Inzwischen<br />
<strong>ist</strong> es Nachmittag und er hat den<br />
schrecklichen Verdacht, dass das Auto<br />
s<strong>eine</strong>r früheren Frau gehörte.⁹<br />
Für den Diskurs um Hypertexte allgemein und<br />
explizit Hypertext Fiction <strong>ist</strong> dies <strong>eine</strong> der „maßgeblichsten<br />
Arbeiten“.¹⁰ Durch Michael Joyce,<br />
Jay David Bolter und Stuart Moulthrop kamen<br />
Ende der achtziger Jahre die ersten Hypertheoreme<br />
auf. Das Phänomen <strong>eine</strong>r „interactive<br />
fiction“¹¹ als Herausforderung an die Literatur<br />
(wissenschaft).¹² Ge<strong>ist</strong>ige Väter für die Thesen<br />
waren zum <strong>eine</strong>n die Post-struktural<strong>ist</strong>en:¹³<br />
Das Konzept des Computers, verbunden mit<br />
dem Computer versprach die radikale<br />
Änderung der Erzählform: Vom Roman zum<br />
Hypertext. Damit wiederholen sich große<br />
Begriffe. Gott <strong>ist</strong> tot, der Autor <strong>ist</strong> tot, das<br />
Buch <strong>ist</strong> tot, der Roman <strong>ist</strong> tot. ¹⁴<br />
Desweiteren kann von <strong>eine</strong>r Reaktivierung der<br />
Avantgarde-Konzepte gesprochen werden, die<br />
Anfang des 20sten Jahrhunderts die Epoche der<br />
Moderne eingeleitet haben. Jay David Bolter