WASISTLOS Magazin April 2023
Die Oster-April-Ausgabe unseres Magazins "wasistlos - Bad Füssing". Das Magazin mit allen Infos über und aus Bad Füssing, Europas größtem Kurort, mit seinen Thermen, Hotels, Gastronomiebetrieben und Geschäften. Veranstaltungen, Neuigkeiten, TV-Programm und mehr!
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KURZKRIMI<br />
E I N F A L L S R E I C H - W I T Z I G - A N D E R S<br />
DAS DUNKLE GEHEIMNIS<br />
(EIN FIKTIVER KRIMINALFALL)<br />
E I N B A D F Ü S S I N G K R I M I<br />
V O N E L L A W . A N D E R S<br />
Den Grundstein für Ludwig Kugelmosers imposantes ****S-200-<br />
Betten-Kurhotel BUCHENHAIN in Bad Füssings bester Lage,<br />
haben seine Eltern Georg und Alma Kugelmoser gelegt. Mögen sie<br />
in Frieden ruhen!<br />
Georg und Alma galten als tatkräftiges, fortschrittliches Ehepaar.<br />
Sie ließen gleich nach ihrer Heirat Anfang der Sechziger-Jahre,<br />
den alten Hof niederreißen, den Georg Kugelmoser von seinen<br />
verstorbenen Eltern geerbt hatte. Das Haupthaus verkauften sie an<br />
ein Freilichtmuseum im Bayerischen Wald, das dort aber erst in den<br />
Siebzigern originalgetreu wieder aufgestellt wurde.<br />
Gleich nach dem Abriss baute das junge Ehepaar auf der frei<br />
gewordenen Hofstelle eine Ferienpension mit »fließend kalten<br />
und warmen Wasser«. Diese Pension ist heute die modernisierte<br />
Dependance des Kurhotels BUCHENHAIN. Und das Hochzeitsbild<br />
der Eheleute Georg und Alma Kugelmoser dominiert darin als<br />
monumentales Ölgemälde den Eingangsbereich.<br />
Der Wasserverbrauch in der Pension war in den Gründerjahren<br />
minimal. Denn die Gäste saßen fast jeden Tag mit einer Seife im<br />
warmen Thermalwasser-Außenbecken unter dem »Pilz« in der<br />
Therme I., wo sie im angenehmen, stark nach Schwefel riechenden<br />
Wasserdampf dösten und sich gegenseitig den Rücken schrubbten.<br />
Georg Kugelmoser war der Boss der vierköpfigen Familie, die<br />
aus ihm, seiner Ehefrau Alma, dem Söhnchen Ludwig und seiner<br />
betagten Tante Perpetua Kugelmoser, bestand.<br />
Die rüstige Schwester seines Vaters bearbeitete den Gemüse- und<br />
Blumengarten. Sie half gelegentlich auch in der Küche aus.<br />
Georg Kugelmoser lenkte die Geschicke der Familie. Er hatte die<br />
Aufsicht über die Finanzen und schwebte über allem. Georg brauchte<br />
viel Zeit und Pfeifentabak zum Nachdenken. Er war einfallsreich,<br />
vorausschauend und wer ihn näher kannte, musste zugeben, dass<br />
er sehr gerissen war. Diese Eigenschaften hat er an sein einziges<br />
eheliches Kind, den heutzutage allseits bekannten und geschätzten<br />
Direktor Ludwig Kugelmoser, genetisch weitergegeben.<br />
Das Reich von Georgs Ehefrau, der rundlichen, hübschen Alma, war<br />
die Küche. Sie war eine ausgezeichnete Köchin. Und die blonde<br />
Frau war clever. Sie sah und wusste alles. Im Fall des Falles griff<br />
sie immer rechtzeitig und manchmal ganz radikal in das jeweilige<br />
Geschehen ein. Sie setzte sich sogar über die Anweisung des<br />
Familienoberhauptes hinweg, wenn dieses wieder einmal nicht<br />
zu Hause war. So wurde nicht nur der Grundstein für Ludwigs<br />
Vermögen gelegt sondern auch der für seinen Bauchumfang. Und für<br />
den Speckgürtel seines Vaters Georg, als dieser die Fünfundsechzig<br />
überschritten hatte und nicht mehr eitel war.<br />
Das heilende Thermalwasser und die familiär geführte Pension, in<br />
der man beim Essen die Größe der Portion selbst bestimmen durfte,<br />
war für die Gäste ein triftiger Grund, jedes Jahr erneut anzureisen.<br />
Meist sogar regelmäßig bis zum Lebensende.<br />
Und wenn eine Traueranzeige ins Haus flatterte, weil zum Beispiel<br />
der Hendrik B. verstorben ist, der jahrelang, gemeinsam mit seiner<br />
Frau, immer sechs Wochen in Bad Füssing bei den Kugelmosers<br />
gekurt hat, setzte sich der Georg in Pocking in den Zug und begab<br />
sich auf die lange Reise zur Beerdigung nach Hamburg.<br />
Man hätte sich sehr gewundert, wenn er danach nicht die Witwe<br />
mitgebracht hätte, damit sie sich zum Sonderpreis in den nächsten<br />
vier Wochen unter den Fittichen der Familie Kugelmoser wieder<br />
aufrichtet und dann in der Lage ist, bis zum eigenen Tod jährlich<br />
allein zur Kur anzureisen. Alles war eitel Sonnenschein.<br />
Bis das Arbeitsamt Pocking eines Tages die dreißigjährige,<br />
lebenslustige und ziemlich gelangweilte Witwe eines Bankdirektors<br />
aus München, zum Vorstellungsgespräch vorbei schickte.<br />
Georg und Alma suchten nämlich eine integre Dame, die sich<br />
ausschließlich um die Gäste kümmert. Die mit ihnen Sport treibt, sie<br />
zum Wandern animiert, Tanzabende organisiert und so weiter.<br />
Der damals noch recht fesche, schlanke Georg, bot der gut<br />
aussehenden Bewerberin zur Besprechung den Platz neben sich<br />
auf der Gartenbank an, ließ sie ihre Vorschläge unterbreiten, hörte<br />
ihr aufmerksam zu und gab ihr Recht. Sie gefiel ihm. Er stellte sie als<br />
»Gesellschafterin« ein .... und das Unglück nahm seinen Lauf:<br />
Am darauffolgenden Sonntag-Nachmittag wanderte das Ehepaar<br />
Arm in Arm am Inn entlang und Alma eröffnete das Gespräch, das<br />
sie schon seit Tagen mit ihrem »Silberrücken« führen wollte. Vor<br />
dem er sich aber trickreich »gedrückt« hatte:<br />
»Warum trinkst du jetzt jeden Nachmittag mit unserer<br />
»Gesellschafterin« weit draußen im Garten den Kaffee, anstatt wie<br />
bisher nur mit deiner Familie in unserem Wohnzimmer?«<br />
Georg gab sich harmlos: »Seit wann darf ich bei einer geschäftlichen<br />
Besprechung mit unserem Personal keinen Kaffee mehr trinken?«<br />
Nun zeigte Alma offen, wie sauer sie auf ihn war: »Es sieht so<br />
aus, als müsste nur ich mich um die Gäste kümmern, weil du die<br />
Dame, die für die Gäste da sein soll, davon abhältst. Du führst ewig<br />
lange Gespräche mit ihr. Und damit du keine Zuhörer hast, sitzt du<br />
mit ihr weit draußen im Garten. Deiner Körpersprache nach muss<br />
ich meinen, dass du ihr imponieren willst. Du machst deshalb auf<br />
gute Manieren.« Georg Kugelmoser setzte eine beleidigte Miene<br />
auf: »Wer, wie ich, ständig Umgang mit fremden Menschen hat,<br />
der macht nicht auf gute Manieren. Der hat sie.« Alma konterte<br />
geschickt: »Gut, gehen wir davon aus, dass du Manieren hast. Das<br />
bedeutet, dass du weißt, was sich für einen verheirateten Mann und<br />
Chef gehört. Für die »Gesellschafterin« bin ab sofort nur mehr ich<br />
zuständig. Und du trinkst ab heute den Kaffee wieder mit der Tante<br />
und mit mir.« Georg lenkte zögernd ein: »Na gut. Wenn´st meinst.«<br />
Dann war dieses Thema erledigt.<br />
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