Blick auf Hochfilzen von Obertenn - Hochfilzen - Land Tirol
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SEITE 20 SEPTEMBER 2011<br />
stimmung eines katholischen Gotteshauses<br />
aus: „Wohnung des Herrgotts,<br />
Versammlungsraum der Gläubigen und<br />
Bet- und Opferstätte der christlichen<br />
Gemeinde, wo sie sich im Versöhnungsopfer<br />
des Altars Sonntag für<br />
Sonntag Kraft und Gnade holt für die<br />
Alltagsarbeit“.<br />
Mit verblüffend einfachen Mitteln sei<br />
es dem Planer gelungen, einen modernen<br />
und durchaus weihevollen Kultraum<br />
zu schaffen. Dann beschäftigt er<br />
sich mit der Grundidee dieses „Gottesund<br />
Gemeindehauses“: Er schreibt:<br />
„Wenn es stimmt, dass der erste Eindruck<br />
immer der richtige sei, dann<br />
müssten wir diese Kirche eigentlich –<br />
man verzeihe den Ausdruck – eine „get<strong>auf</strong>te<br />
Fabrikshalle“ nennen! Bitte<br />
mich recht zu verstehen! Nichts Abträgliches<br />
liegt in diesem Wort – vielmehr<br />
das Lob für den Planer, dass er es<br />
– vielleicht in einer unbewusst intuitiven<br />
Schau – geahnt hat: Arbeits – und<br />
Gebetsraum, Alltag und Sonntag dürfen<br />
nicht auseinanderklaffen! Sind es<br />
doch dieselben Menschen, die Tag für<br />
Tag in der Werkshalle stehen, den rauchenden<br />
Schlot sehen und die am<br />
Sonntag nicht nur schlecht und recht<br />
ihre Messe absitzen wollen, sondern<br />
angesprochen sein sollen vom Haus<br />
Gottes, sich dort Antwort holen wollen<br />
<strong>auf</strong> all ihre Probleme. Sosehr der Gesamteindruck<br />
des Raums der einer Fabrikshalle<br />
gleicht, ebenso sehr ist alles,<br />
was sich damit in unserer Vorstellung<br />
an Mißtönen verbinden könnte, alles<br />
Schablonenhafte und Mechanistische<br />
vollkommen ausgeschaltet. Die reichliche<br />
Verwendung des heimischen Holzes,<br />
der rote Marmor des Fußbodens<br />
und nicht zuletzt die Glasfenster heben<br />
die Kirche aus der Sphäre des Profanen<br />
heraus und lassen sie zu einem echten<br />
Sakralraum werden“!<br />
Dann geht er eingehend <strong>auf</strong> die vom<br />
akademischen Maler Josef Widmoser<br />
geschaffenen Fenster mit ihren „in<br />
höchst eigenständig in symbolischen<br />
Darstellungen gelösten“ Themen ein<br />
(verschiedene Geheimnisse aus dem<br />
Rosenkranz).<br />
Der Künstler (ein sehr bekannter Glasmaler<br />
und Sakralkünstler, geb. 1911 in<br />
Heimenkirch / Bayern, gest. 1991 in<br />
Innsbruck) - weicht dabei vom althergebrachten,<br />
gewohnten Schema ab. Er<br />
fühlt sich seinem expressionistischem<br />
Grundkonzept verpflichtet, meidet im<br />
abstrakten Sinn jede figurale Szene und<br />
bedient sich einer Vielfalt durcheinander<br />
gehender, sich überschneidender<br />
Linien. Neuhart meint sinngemäß<br />
dazu: „Ein Kunstwerk, das sich im Sakralraum<br />
behaupten soll, darf aber<br />
nicht allein nach den Gesichtspunkten<br />
des Formal-Schönen beurteilt werden.<br />
Es resultiert vielmehr aus der persönlichen<br />
Begegnung des Künstlers<br />
zwischen den ewigen und irdischen<br />
Kräften“. In der expressionistischen<br />
Darstellung der Fenster wird alles Unwesentliche<br />
beiseite gelassen. Nur der<br />
Kerngedanke des betreffenden Geheimnisses<br />
wird herausgehoben.<br />
Volles Lobes für den Glaskünstler und<br />
volle Bewunderung für seine künstleri-<br />
1951<br />
sche Breite zeigt Neuhart bei der Beschreibung<br />
der beiden in Farbe und<br />
Konzeption völlig anders gestalteten<br />
Altarfenster, die in der modernen Technik<br />
des Betonglases gefertigt sind. Hier<br />
steht ja weniger die Symbolik als vielmehr<br />
das Farbenspiel und die einfache<br />
Funktion des Lichteinfalls in den Altarraum<br />
im Vordergrund. Darüber hinaus<br />
erkennt der Verfasser aber auch, „dass<br />
auch hier mehr Gültigkeit vom Leben<br />
eines Menschen in unmittelbarer Tuchfühlung<br />
zum Geheimnis des Altares<br />
ausgesagt ist, als unser abgestumpftes<br />
Auge in dem abstrakt behandelten Fenster<br />
vorerst vermuten möchte“. Nach<br />
einer Beschreibung des Altarraums,<br />
<strong>von</strong> dem sich Neuhart damals wünschte,<br />
dass das „noch zu schaffende Mysteriumbild<br />
hinter dem Hochaltar <strong>von</strong><br />
Prof. Widmoser geschaffen werden<br />
sollte“ ( was allerdings später nicht der<br />
Fotos: Gemeindearchiv / J. Bergmann