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Höhenzug Sommer 2023

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Kulinarische<br />

Perlen<br />

am Wegrand<br />

Einst war der Mensch Jäger und Sammler. Know-how über die lokale Flora<br />

war für das Überleben essenziell. Diese Zeiten sind zwar vorbei, aber die<br />

steinzeitlichen Instinkte sind trotzdem spürbar, wenn am Wegrand eine<br />

Pflanze auftaucht. Dann drängt sich die Frage auf: Kann ich das essen?<br />

Autor: Simon Helbling<br />

Unter der Lupe<br />

statt auf dem<br />

Teller<br />

Ein Pilzexperte, der weder Steinpilze<br />

noch Champignons mag? Kaum vorstellbar,<br />

aber Geni Christen beschäftigt sich seit<br />

Jahrzehnten leidenschaftlich mit dem<br />

Thema, ist dem Geschmack seiner Funde<br />

aber eher abgeneigt. Im Interview erklärt<br />

er, woher seine Faszination stammt und<br />

worauf motivierte Laien achten sollten.<br />

Autor: Simon Helbling<br />

Geni Chri ten<br />

Den Präsidenten des Oberwalliser Pilzvereins<br />

packte das Pilzfieber bereits als Kind, als er<br />

seinen Vater am Prüftisch bei der Pilzkontrolle<br />

unterstützen durfte. Von Beruf ist Geni<br />

Christen Maler, im Winter arbeitet er zudem<br />

im Rettungsdienst. Neben der Pilzkontrolle<br />

bildete er sich auch zum Ortspilzexperten<br />

weiter. Mit seinem breiten regionalen Fungus-Wissen<br />

ist der Kenner heute die erste<br />

Anlaufstelle für gesundheitliche und wissenschaftliche<br />

Fragen im Oberwallis.<br />

Für Kraft & Croûtons<br />

oder Teeaufguss verwenden. Daneben ist er<br />

Eierschwämme in einer Rahmsauce. Ein<br />

Herr Christen, was war Ihr<br />

später, da im Frühling noch Schnee liegt und<br />

nicht mag, aber wenn es nicht sein muss,<br />

Während die Blätter von Brennnesseln vor<br />

aber auch ein gutes Mittel gegen juckende<br />

Rezept dazu gibt es zwei Seiten weiter. <br />

aussergewöhnlichster Pilzfund?<br />

Kälte herrscht. Im Herbst sind die Pilze dann<br />

esse ich lieber keine. Wie ein Fischer, der kei-<br />

allem in der ersten Jahreshälfte gesammelt<br />

Mückenstiche und er kann zu einem Hus-<br />

Meine grösste Entdeckung war ein Pilz,<br />

aber überall zu finden, egal ob auf dem Berg<br />

ne Fische ist. Ich bin eher der Forscher, der<br />

werden können, kommen im Herbst die<br />

tensaft eingekocht werden.<br />

der bis dahin gänzlich unbekannt gewesen<br />

oder im Tal. Eigentlich gibt es auch schon im<br />

zu Hause mit einem Labor ausgerüstet ist<br />

Samen zum Zug. Sobald sie gelblich wer-<br />

war. Er wurde zur Bestimmung um die gan-<br />

Winter Pilze, aber die bleiben vielfach unter<br />

und am liebsten Arten bestimmt. Daneben<br />

den, kann man die nährstoffreichen Brennnesselsamen<br />

ernten. Als natürlicher Energielieferant<br />

sind sie ein wirksames Mittel<br />

gegen Leistungsschwäche und Müdigkeit.<br />

Mit ihrem leicht nussigen Geschmack sind<br />

Brennnesselsamen zudem ausgezeichnet<br />

für Suppen und Tee geeignet, wobei auch<br />

das Anbraten und Verwenden als Croûtons<br />

möglich ist.<br />

Allgegenwärtiger Alleskönner<br />

Dem Spitzwegerich läuft man in der<br />

Ein sicherer Wert<br />

Wer die lokalen Bäume kennt, findet leichter<br />

Pilze. Steinpilze mögen besonders Fichten-<br />

und Laubwälder. Die Suche nach ihnen<br />

ist gut für Anfänger geeignet, da die Pilze<br />

im <strong>Sommer</strong> verbreitet vorkommen und zur<br />

Familie der Röhrlinge gehören. Unter den<br />

Vertretern, die unter dem Hut eine Röhrenschicht<br />

statt Blättern haben, gibt es seltener<br />

giftige Exemplare in den Schweizer Alpen.<br />

Das weiche Gold<br />

Nicht jede Wiese ist es wert<br />

In Kuh- oder Schafweiden, auf<br />

gedüngtem Boden oder entlang<br />

von befahrenen Strassen sollte<br />

aus gesundheitlichen Gründen<br />

auf das Sammeln verzichtet<br />

werden. Ausserdem gilt generell:<br />

Immer nur so viel mitnehmen,<br />

wie tatsächlich gebraucht wird –<br />

die Alpenfauna ist ein kostbares<br />

Gut.<br />

ze Welt geschickt, aber man konnte immer<br />

noch nicht genau sagen, um welche Art es<br />

sich handelt. Inzwischen sind wir der Zuordnung<br />

etwas nähergekommen, aber es sind<br />

fast zehn Jahre vergangen. Ein weiterer Höhepunkt<br />

erlebte ich vor zwei Jahren, als ich<br />

auf 3444 Metern über Meer einen Pilz entdeckte.<br />

Das ist der höchstgelegene Pilzfund<br />

in ganz Europa. Der Pilz war zwar ganz klein,<br />

aber definitiv ein Rekordhalter.<br />

Zwei Wahnsinnsfunde!<br />

dem Schnee verborgen – beispielsweise jene,<br />

die auf Holz wachsen, aber solche Funde sind<br />

nicht so interessant für die Magenbotaniker.<br />

Magenbotaniker?<br />

So nenne ich Sammler, die ihre gefundenen<br />

Pilze auch essen. Ich persönlich mag den Geschmack<br />

nicht wirklich. Mich interessieren vor<br />

allem die Artenbestimmung, wieso die Pilze<br />

an einem bestimmten Ort wachsen und die<br />

symbiotischen Verbindungen dahinter. Bäume<br />

und Pilze gehen vielfach Symbiosen ein,<br />

mache ich auch noch die Pilzkontrolle. Dort<br />

unterscheide ich zwischen giftigen und essbaren<br />

Pilzen.<br />

Gibt es eine Faustregel, um einfach zu<br />

bestimmen, ob ein Pilz giftig ist?<br />

Nein, da gibt es keine. Der beste Weg, um<br />

Vergiftungen vorzubeugen, ist der Verzicht<br />

auf das Pilzessen. (lacht.) Aber es gibt ja viele<br />

Leute, die sie gerne verspeisen.<br />

Haben Sie Tipps für ambitionierte<br />

Schweiz dauernd über den Weg. Was weniger<br />

bekannt ist: Der Spitzwegerich hat<br />

eine Reihe an nützlichen Eigenschaften. Auf<br />

Eierschwämme gehören zur Familie der Leistlinge<br />

und sind im <strong>Sommer</strong> sehr verbreitet. Sie<br />

leuchten goldgelb und sind damit im Wald<br />

Quellen: Geni Christen,<br />

www.utopia.de<br />

Es tönt, als wären Sie ständig auf<br />

der Suche. Wann haben Pilze in der<br />

Schweiz denn Saison?<br />

bei der beide Partner voneinander profitieren.<br />

Einen Moment, Sie mögen Pilze nicht?<br />

Anfängerinnen und Anfänger, die in<br />

den Bergen Pilze sammeln wollen?<br />

Am besten macht man die ersten Ausflüge<br />

dem Esstisch kann man ihn als Salatzugabe<br />

leicht zu erspähen. Besonders gut schmecken<br />

In den Bergen beginnt die Erntezeit etwas<br />

Naja, ich würde nicht sagen, dass ich sie gar<br />

mit Experten oder nimmt an einer Expedition<br />

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